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Arabische Pferde IN THE FOCUS Nr. 3-2020 (Vol. 23) - public

Zeitschrift für Liebhaber und Züchter arabischer Pferde

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Zucht<br />

Bezug auf Vermarktung eines "Leistungshengstes"<br />

geben?<br />

B. Z.: Nach meiner bisherigen Erfahrung wäre<br />

ich mit einem Rat sehr vorsichtig, einen Leistungshengst<br />

zu vermarkten bzw. viel Geld in<br />

die Vermarktung zu investieren. Wir hatten in<br />

der Vergangenheit sehr gute Leistungshengste<br />

in Deutschland, die nicht genutzt wurden.<br />

An der Vermarktung und an der Bekanntheit<br />

der Hengste kann es nicht gelegen haben.<br />

Daher würde ich auf jeden Fall raten, einen<br />

guten Hengst weiterhin reiterlich zu fördern<br />

und auch auf Turniere o.Ä. zu gehen. Die Erwartungshaltung<br />

an den schnellen Erfolg<br />

als Deckhengst würde ich jedoch dämpfen.<br />

Der Weg zum Erfolg als Zuchthengst ist dann<br />

doch sehr lange, zeit- und kostenintensiv.<br />

Die Erfahrung zeigt, dass sehr oft erst durch<br />

die Erfolge der Nachzucht ein gewisses Interesse<br />

an einem Hengst vorhanden ist. Die<br />

Hengste haben dann meist das Ende ihrer<br />

Karriere erreicht, bis sie als gute Reitpferdeoder<br />

Leistungsvererber bemerkt werden.<br />

Hier sehe ich zum Beispiel solche Hengste<br />

wie Pamir I, Pamour, Dahab, Mosri Al Dahab,<br />

El Mariachi, Period oder Kamerton, die erst<br />

im hohen Alter oder gar „posthum“ als Leistungshengste<br />

erkannt werden.<br />

Aber im Grundsatz gilt es, Züchterkollegen<br />

bei diesen Bemühungen zu unterstützen<br />

und sofern es züchterisch passt, auch solchen<br />

Hengsten eine Chance als Vererber zu geben.<br />

ITF: Letztendlich will der <strong>Pferde</strong>käufer ein<br />

Es ist unstrittig, dass die verschiedenen<br />

Formen von Leistungsprüfungen bei<br />

Stuten und Hengsten langfristig zur<br />

Verbesserung der Rasse beitragen.<br />

rittiges Pferd, das angenehm im Umgang<br />

ist. Wie kann man unter den Züchtern dafür<br />

mehr Bewußtsein schaffen, auch wenn<br />

es sich nicht direkt in "Heller und Pfennig"<br />

auszahlt?<br />

Das ist sicherlich ein sehr langer Prozess,<br />

welcher auch gesteuert werden muss. Hierfür<br />

ist ein Zuchtverband zuständig. Aber<br />

die Mitglieder müssen das auch wollen<br />

und die „Offiziellen“ mit einem klaren Mandat<br />

zur Umsetzung ausstatten. Hier dreht<br />

sich das Ganze dann etwas im Kreis. Es ist<br />

sicherlich unstrittig, dass verschiedene<br />

Formen von Leistungsprüfung bei Stuten<br />

und Hengsten langfristig zur Verbesserung<br />

der Rasse im Hinblick auf die Gesundheit,<br />

Langlebigkeit, Rittigkeit und Charakterfestigkeit<br />

beitragen. Dies setzt aber voraus,<br />

dass wir uns alle einig sind, dass das <strong>Arabische</strong><br />

Pferd in erster Linie ein Reitpferd ist<br />

und wir diese <strong>Pferde</strong> in erster Linie auch für<br />

diese Nutzung züchten.<br />

ITF: Welche Vorschläge hätten Sie an den<br />

Zuchtverband zur Förderung der Zucht<br />

arabischer Reitpferde?<br />

B. Z.: Aus meiner Zeit im Vorstand des VZAP<br />

kenne ich viele Diskussionen um das Thema.<br />

Es geht im Grundsatz immer um die Frage,<br />

weshalb bevorzugt man eine Gruppe der<br />

Mitglieder und mit welcher Begründung. Das<br />

ist im Grundsatz auch richtig. Aber wenn ein<br />

Zuchtverband den Araber als Reitpferd fördern<br />

möchte, muss man fördern und fordern.<br />

An Zuschüsse oder Ähnliches müssen immer<br />

auch Bedingungen gekoppelt sein, um es der<br />

Gemeinschaft (Mitglieder),<br />

welche dafür bezahlt, auch<br />

vermitteln zu können.<br />

Aber konkret.<br />

Das Turnier in Aachen hat<br />

sich sehr gut entwickelt<br />

und ist ein fester Bestandteil<br />

dieser Förderung. Das<br />

ist jedoch eindeutig zu wenig.<br />

Ein wichtiger Punkt wäre für mich, dass wir<br />

insgesamt in der Lage sind, Messen mit gut<br />

gemachten Schaubildern mit gerittenen<br />

<strong>Pferde</strong>n zu besuchen. Hier kann der Verband<br />

langfristig steuern und im Sinne aller Mitglieder<br />

Schaubilder fördern. Hier haben alle<br />

Züchter etwas davon, wenn auf der EQUITA-<br />

NA oder kleineren Messen gut gerittene Araber<br />

vorgestellt werden. Das ist eine langfristige<br />

Aufgabe, kostet viel Zeit und auch Geld<br />

(Transportzuschüsse usw.). Wir haben verstreut<br />

über ganz Deutschland durchaus gut<br />

gerittene <strong>Pferde</strong>. Zu diesem Thema ein Konzept<br />

zu erarbeiten, zu steuern und fördern,<br />

das kann mit gutem Willen ein Zuchtverband<br />

durchaus leisten. Für die Außendarstellung<br />

unseres Zuchtverbandes und des <strong>Arabische</strong>n<br />

<strong>Pferde</strong>s insgesamt wäre dies aus meiner Sicht<br />

ein wichtiger Schritt.<br />

Die Teilnahme an Turnieren und Distanzritten<br />

sehe ich zunächst erst mal in der Hand<br />

der Züchter und Reiter. Das muss aus meiner<br />

Sicht jeder für sich selbst entscheiden.<br />

Jedoch könnte die Förderung von Leistungsprüfungen<br />

(bestandene Prüfungen) ebenfalls<br />

ein Ansatz sein. Die VZAP-Sportpferdeplaketten<br />

sind bereits ein hervorragendes Instrument<br />

zur Motivation und Förderung. Neben<br />

der Plakette eine finanzielle Anerkennung für<br />

die Arbeit und Mühe, auch zur Förderung des<br />

Sports, wäre ein denkbarer Ansatz.<br />

Wenn man wirklich den Sport mit dem <strong>Arabische</strong>n<br />

Pferd fördern möchte, muss der aktuelle<br />

Vorstand in manchen Punkten auch mal<br />

alte Denkmuster ablegen und mit Mut über<br />

seinen Schatten springen.<br />

ITF: Die Zahlen der Fohlengeburten zeigen<br />

seit langem deutlich nach unten, dies wird<br />

vermutlich durch die Corona-Krise noch beschleunigt<br />

werden. Nun liegt in jeder Krise<br />

auch eine Chance - worin liegt Ihrer Meinung<br />

nach die Chance in dieser Krise für das<br />

<strong>Arabische</strong> Pferd?<br />

B. Z.: Ich kann aktuell als Ergebnis dieser Krise<br />

noch keine Chance für den Markt <strong>Arabische</strong>r<br />

<strong>Pferde</strong> erkennen. <strong>Arabische</strong> <strong>Pferde</strong> sind<br />

mehr noch wie fast alle anderen <strong>Pferde</strong> purer<br />

Luxus. Auch ist die Corona-Krise global und<br />

verschont keine Märkte, auch nicht in anderen<br />

Ländern. Als Prognose sehe ich eine Fortsetzung<br />

bzw. Verstärkung der bisherigen Entwicklungen,<br />

sowohl in Deutschland als auch<br />

weltweit. Es wird eine weitere Konzentration<br />

auf aktuell „erfolgreiche und bekannte“ Linien<br />

erfolgen. Parallel läuft weltweit die Suche<br />

nach sehr guten Hengsten als genetische Alternative.<br />

Hier ergeben sich sicherlich Möglichkeiten<br />

für Züchter mit Mut und Weitblick.<br />

Jeder einzelne Züchter wird in dieser Situation<br />

seinen Stutenbestand prüfen und in der<br />

Regel nur mit Stuten zu züchten, welche einen<br />

Zuchtfortschritt gewährleisten können.<br />

Das werden die meisten Züchter verantwortungsvoll<br />

auch tun, was mittelfristig zu einer<br />

Verbesserung der Zucht führen kann. Insofern<br />

kann man der Gesamtsituation auch Positives<br />

abgewinnen.<br />

ITF: Besten Dank für dieses Interview und<br />

weiterhin viel Freude an Ihren <strong>Pferde</strong>n.<br />

Die Fragen stellte Gudrun Waiditschka<br />

Foto: G. Bietry<br />

28<br />

© ARABISCHE PFERDE - <strong>IN</strong> <strong>THE</strong> <strong>FOCUS</strong> 3/<strong>2020</strong>

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