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UNICUM Magazin 03.2020

In der Ausgabe 03.2020 haben wir Motivationstipps für den Corona-Herbst: Youtuber und Mentalist Timon Krause erklärt, wie du dich mental motivieren und austricksen kannst. Außerdem verraten wir dir, wie dir Bäume bei der Prüfung helfen können. Kulinarisch gibt es leckere Herbstrezepte. Und wie immer haben wir spannende Berufsporträts für dich.

In der Ausgabe 03.2020 haben wir Motivationstipps für den Corona-Herbst: Youtuber und Mentalist Timon Krause erklärt, wie du dich mental motivieren und austricksen kannst. Außerdem verraten wir dir, wie dir Bäume bei der Prüfung helfen können. Kulinarisch gibt es leckere Herbstrezepte. Und wie immer haben wir spannende Berufsporträts für dich.

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ONLINE-SEMESTER<br />

4EVA?<br />

Nach dem Schnellstart ins Online-Semester werden<br />

Stimmen laut, die eine schnelle Rückkehr zur<br />

VON ANNA LENJA HARTFIEL<br />

Präsenzlehre fordern. Dabei hat digitale Lehre<br />

ANNA HÄTTE SICH IN IHREM STUDIUM AUCH MEHR<br />

DIGITALE LEHRANGEBOTE GEWÜNSCHT. VOR ALLEM AUF<br />

auch ihre Vorzüge. Ist Blended Learning also die<br />

ACHT-UHR-VORLESUNGEN IN PRÄSENZ HÄTTE SIE VER-<br />

ZICHTEN KÖNNEN.<br />

Lösung?<br />

JETZT<br />

8<br />

„Das Online-Semester lief besser als erwartet“ – wenn Jacob Bühler (24) aus dem<br />

Vorstand des Freien Zusammenschlusses von Student/-innen (fzs) zurückblickt,<br />

klingt er positiv überrascht. Dennoch hat der fzs einen offenen Brief von Hochschulprofessoren<br />

unterstützt, in dem diese die schnelle Rückkehr zu Präsenzformaten<br />

fordern. „Wir wollten darauf aufmerksam machen, dass durch die digitale Lehre<br />

auch Leute auf der Strecke bleiben“, erklärt Jacob. Für viele Studierende war das<br />

Online-Semester nämlich alles andere als einfach – aus finanziellen Gründen,<br />

oder weil die technische Ausrüstung fehlte. Wichtige Punkte, die Hochschulen<br />

stärker berücksichtigen sollten, findet Jacob: „Leider habe ich noch nicht bei vielen<br />

Hochschulen gesehen, dass die gute Evaluierungen zur Online-Lehre durchführen.<br />

Da müsste man viel mehr machen.“ Das dachte sich auch Rebecca Alvarado. Die<br />

27-Jährige macht an der Uni Heidelberg ihren Master in Molekularer Biotechnologie<br />

und betreibt einen YouTube-Kanal, auf dem sie ihre 41.900 Abonnenten<br />

regelmäßig mit Videos rund ums Studium versorgt. Zu Beginn des Sommersemesters<br />

hat sie eine Umfrage zur Online-Lehre gestartet. „Ursprünglich wollte ich<br />

nur die YouTube-Community befragen. Denn zu Beginn hatten viele das Gefühl,<br />

dass sie von ihren Unis nicht gehört werden“, erklärt Rebecca. Was als einzelne<br />

Umfrage begann, hat sich nun zu einer richtigen Studie über Online-Lehre und<br />

die Lebensumstände von Studierenden entwickelt. Die Zwischenergebnisse der<br />

Studie bestätigen die Befürchtungen des fzs: Während die Hälfte der befragten<br />

Studierenden angab, dass sich das Online-Semester positiv auf ihre Tagesabläufe<br />

ausgewirkt hat, hatte die andere Hälfte große Probleme, sich zu strukturieren. „Für<br />

die Studierenden, die sowieso schon eine schwierigere Lebenssituation haben, hat<br />

sich das Online-Semester tendenziell eher negativ ausgewirkt“, erklärt Rebecca.<br />

Für Studierende der FernUni Hagen hingegen ist Präsenz eher die Ausnahme.<br />

„Die Corona-Maßnahmen haben sich aber auch bei uns sehr deutlich ausgewirkt“,<br />

erklärt Daniel George (40), AStA-Vorsitzender der FernUni Hagen. Prüfungen, die<br />

sonst an Präsenzunis stattfanden, wurden entweder abgesagt, oder durch digitale<br />

Prüfungen ersetzt. Die Studierenden der FernUni organisieren ihren Studienalltag<br />

eigenständig von zu Hause aus – über Studienmaterialien, die ihnen zugeschickt<br />

werden und das E-Learning-Tool Moodle. Online-Seminare und -Vorlesungen, wie<br />

sie aktuell an Präsenz-Unis abgehalten werden, sind dabei die Ausnahme. „Es gibt<br />

einzelne Fachbereiche, die Fernlehre interaktiver gestalten – von Blended Learning<br />

ist allgemein aber nicht viel zu spüren. Da gibt es Nachholbedarf “, erklärt Daniel.<br />

FLEXIBEL UND SELBSTBESTIMMT<br />

Blended Learning – das Kombinieren von Präsenz- und Online-Lehre, soll das<br />

Beste aus beiden Welten vereinen: die Flexibilität digitaler Lernformen mit den<br />

sozialen Aspekten direkter Kommunikation. Für das Wintersemester streben die<br />

meisten Hochschulen genau so eine Mischform aus Präsenz- und Online-Lehre an.<br />

Die Teilnahme an Präsenzformaten sollte aber dennoch freiwillig bleiben, meint<br />

Jacob. Denn viele – laut Rebeccas Studie sogar fast fünfzig Prozent der befragten<br />

Studierenden – haben ihr Zimmer in ihrer Uni-Stadt gekündigt und sind zurück zu<br />

ihren Eltern gezogen. „Die können jetzt nicht mal eben so an einer Präsenzveranstaltung<br />

teilnehmen. Gleiches gilt natürlich auch für Studierende, die Risikogruppen<br />

angehören. Daher sollten wir auf jeden Fall die Freiheit haben, an einer Veranstaltung<br />

digital oder präsent teilzunehmen.“ Und das auch über Corona hinaus: „Die<br />

Digitalisierung der Lehre bietet die große Chance, ein flexibles, selbstbestimmtes<br />

Studium zu ermöglichen. Die sollten wir auch nutzen“, sagt Jacob. Laut der Sozialerhebung<br />

des Deutschen Studentenwerks sind 69 Prozent der Studierenden in<br />

Deutschland erwerbstätig – ein wichtiger Grund, das Studium flexibler zu gestalten,<br />

findet auch Daniel: „Starre Strukturen – egal ob an der Fernuni oder in Präsenz –<br />

machen es Studierenden deutlich schwerer, berufsbegleitend zu studieren. Das sollte<br />

man ändern.“ Dafür wäre es wichtig, dass Hochschulen Online-Veranstaltungen<br />

nicht nur synchron abhalten, sondern auch asynchron in Videoform zur Verfügung<br />

stellen. Das ermöglicht nicht nur flexibleres Studieren, sondern auch effizienteres<br />

Lernen, wie Rebecca erklärt: „Wenn man die Möglichkeit hat, zurückzuspulen und<br />

sich die Vorlesung mehrmals anzuhören, ergeben sich ganz andere Möglichkeiten,<br />

was das Lernen angeht.“ Eine Sache sollte dabei ihrer Meinung nach jedoch nicht<br />

auf der Strecke bleiben: „Der Austausch unter Studierenden muss möglich sein –<br />

Lerngruppen, Fragerunden und Feedbackrunden mit den Dozierenden müssen<br />

auf jeden Fall gewährleistet werden, ob in Präsenz oder online.“<br />

BYE BYE, PRÄSENZLEHRE?<br />

Aus studentischer Perspektive könnte Blended Learning – wenn die entsprechende<br />

Infrastruktur an den Hochschulen geschaffen wird und die Dozierenden<br />

mitziehen – also eine attraktive Alternative zur klassischen Präsenzlehre sein.<br />

Aber wie sehen das die Hochschulen? Für die Hochschulrektorenkonferenz<br />

(HRK) ist „völlig unstreitig, dass Hochschulen jetzt und auch in Zukunft Präsenzeinrichtungen<br />

sind und sein wollen“. HRK-Präsident Peter-André Alt ergänzt<br />

aber auch, dass Hochschulen „ von den heutigen Erfahrungen profitieren können,<br />

wenn wir sie vorbehaltlos analysieren und Folgerungen im Hinblick auf eine<br />

weitere konstruktive Fortentwicklung unserer Lehre unter Einschluss digitaler<br />

Elemente ziehen.“ Ob Blended Learning an deutschen Hochschulen in Zukunft<br />

zur gelebten Realität wird, kann wohl noch niemand sagen. Fest steht aber: Die<br />

Erfahrungen aus dem Online-Semester werden die Lehre nachhaltig verändern.<br />

FOTOS // PRIVAT, FZS, GETTY IMAGES/FIZKES

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