August 2011 - Der Neusser
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<strong>Neusser</strong> Leben<br />
Eine Chance für <strong>Neusser</strong> Schülerinnen und Schüler:<br />
Die Carl-Steins-Studienstiftung<br />
<strong>Der</strong> Stifter Carl Steins ist schon lange verstorben, aber die Schülerinnen<br />
und Schüler des Marie-Curie-Gymnasiums vereinigt mit dem<br />
Theodor-Schwann-Gymnasium, profitieren noch heute von seiner<br />
Idee, begabte Kinder und Jugendliche unterstützen und fördern zu<br />
wollen. Letzten Monat wurde bereits zum 50. Mal der Carl-Steins-Preis<br />
an eine besonders erfolgreiche und engagierte Abiturientin vergeben.<br />
Annelie Höhn-Verfürth<br />
Nicole Cyris heißt die Glückliche, die sich nicht<br />
nur durch hervorragende Leistungen, sondern<br />
auch durch ihr soziales Engagement am Marie-Curie-Gymnasium<br />
als Preisträgerin empfohlen<br />
hat. Für sie kam die Preisverleihung<br />
am Tag der Abiturfeier völlig überraschend,<br />
für Schulleiterin Emmy Tressel aber war die<br />
Entscheidung ganz klar: „Nicole war jahrelang<br />
in der Schülervertretung tätig, auch als<br />
Schülersprecherin. Außerdem hat sie sich dieses<br />
Jahr sehr für den Zusammenhalt der Stufe<br />
eingesetzt und sich um viele Angelegenheiten<br />
rund um das Abitur gekümmert“. Es ist<br />
Tradition, dass das Lehrerkollegium den oder<br />
die PreisträgerIn vorschlägt. Auswahlkriterien<br />
sind nicht nur besonders gute schulische<br />
Leistungen, sondern eben auch persönlicher<br />
Einsatz für das Schulwesen. Die feierliche<br />
Preisvergabe übernimmt dann der Stiftungs-<br />
Vorstand. Und das ist schon seit 1987 der<br />
Enkel des Stiftungsgründers, Dieter Steins.<br />
<strong>Der</strong> pensionierte Lehrer hat selber noch am<br />
Theodor-Schwann-Gymnasium<br />
Abitur gemacht und<br />
fühlt sich daher auch dem<br />
Marie-Curie- vereinigt mit<br />
dem Theodor-Schwann-Gymnasium persönlich<br />
verbunden. Die Preisverleihung ist für<br />
ihn jährlich ein Höhepunkt seiner Stiftungsarbeit:<br />
„Ich möchte, dass die Erinnerung an<br />
meinen Großvater erhalten bleibt“. Die diesjährige<br />
Preisträgerin kann sich daher nicht<br />
nur über einen Geldpreis freuen, sondern<br />
auch über eine Urkunde und eine Medaille<br />
mit dem Portrait Carl Steins. Für Nicole Cyris<br />
war das Ganze jedenfalls „eine Riesenüberraschung,<br />
denn wirklich keiner hat vorher etwas<br />
verraten“. Die 19-jährige hat jetzt für die<br />
Zeit nach dem Abi schon konkrete Pläne: „Ich<br />
gehe zuerst für ein Jahr als Aupair in die USA,<br />
danach beginne ich ein Studium der Reha-<br />
Pädagogik an der Uni Dortmund“.<br />
Jedes begabte Kind soll sich seinen Fähigkeiten<br />
entsprechend entwickeln und verwirklichen<br />
können - Genau das hatte Carl<br />
Steins mit seiner im Jahre 1928 ins Leben<br />
gerufenen Studienstiftung im Sinn. Als<br />
fünftes Kind von dreizehn Kindern blieb<br />
ihm selbst nämlich aus Geldmangel die<br />
Chance verwehrt, trotz Begabung nach<br />
der Volksschule das Gymnasium zu besuchen<br />
wie man im „<strong>Neusser</strong> Jahrbuch von<br />
2006/7“ in einem Artikel Dieter Steins<br />
über seinen Großvater nachlesen kann.<br />
Dennoch gelang ihm eine beachtliche Karriere:<br />
Vom kaufmännischen Lehrling in der<br />
Ölkuchenmühle und Futtermittelfabrik<br />
von Leonard Geyr auf der Batteriestraße<br />
am <strong>Neusser</strong> Hafenbecken 1 arbeitete<br />
Steins sich zum angesehenen Mitinhaber<br />
hoch. Aber neben dem beruflichen war<br />
dem Sohn eines Anstreichermeisters auch<br />
das gesellschaftlich-soziale Engagement<br />
immer sehr wichtig. So war er zum Beispiel<br />
viele Jahre Präsident der Gesellschaft<br />
„Erholung“ und Mitbegründer der „Vereinigung<br />
der Heimatfreunde Neuss“. Außerdem<br />
finanzierte er talentierte <strong>Neusser</strong><br />
Künstler und war auch politisch als Stadtverordneter<br />
im Liberalen<br />
Bürgerverein aktiv.<br />
Als finanzielle Basis für<br />
seine Studienstiftung<br />
kaufte Steins von der Stadt Neuss mehrere<br />
Grundstücke in Grimlinghausen, deren Erträge<br />
dann für die Unterstützung begabter<br />
Schülerinnen und Schüler verwendet<br />
werden konnten, um ihnen den Besuch<br />
einer höheren Schule zu ermöglichen. 1928<br />
musste für das Gymnasium nämlich noch<br />
Schulgeld bezahlt werden. Zunächst waren<br />
die Zuwendungen der Studienstiftung<br />
für den Besuch der <strong>Neusser</strong> Oberrealschule<br />
bestimmt, die aber im 2. Weltkrieg zerstört<br />
wurde. An ihre Stelle trat dann 1956<br />
das Theodor-Schwann-Gymnasium, das<br />
schließlich 1989 mit dem Marie-Curie-<br />
Gymnasium vereinigt wurde. Dieter Steins<br />
hält viel von beiden Gymnasien, was er<br />
auch in seiner diesjährigen Laudatio humorvoll<br />
zum Ausdruck gebracht hat: „Wer<br />
was kann, war auf dem Schwann. Wer<br />
kann noch ‚mie’ (mehr (rheinisches Platt)),<br />
ist auf dem Curie“.<br />
Carl Steins (1876 – 1946)<br />
Ein engagierter <strong>Neusser</strong> Dieter Steins mit der diesjährigen<br />
Preisträgerin Nicole Cyris<br />
und Schulleiterin Emmy Tressel<br />
Zuschüsse und Stipendien<br />
Heute muss glücklicherweise niemand mehr<br />
für den Besuch einer weiterführenden Schule<br />
bezahlen, aber dennoch kann für viele<br />
eine finanzielle Unterstützung für Schule<br />
und Studium nützlich und hilfreich, wenn<br />
nicht sogar notwendig sein. So gewährt<br />
die Carl-Steins-Stiftung bei Bedarf auch<br />
Zuschüsse für Klassenfahrten und Schulmaterial<br />
oder fördert Musiktalente. Pro Jahr<br />
werden außerdem etwa 2 bis 3 Stipendien<br />
an Abiturienten vergeben. Dieter Steins:<br />
„Mein Großvater hatte immer die Tendenz,<br />
im Stillen Gutes zu tun, es nicht an die große<br />
Glocke zu hängen“. Und das zum Vorteil für<br />
inzwischen unzählige junge <strong>Neusser</strong>innen<br />
und <strong>Neusser</strong>. So steht nächstes Jahr auch ein<br />
Jubiläum an: 20 Jahre Carl-Steins-Stiftung<br />
am Marie-Curie-Gymnasium.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Neusser</strong> 04.<strong>2011</strong> 08.<strong>2011</strong><br />
Foto: Michael Schmitt