neue wiesen - BDLA Bund Deutscher Landschaftsarchitekten
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86 HEKTAR „NEUE WIESEN”<br />
Ein Baustein der „Park- und Erholungslandschaft Barnim” in Berlin-Weißensee. Von Christian Pfeuffer<br />
Zum vierten Mal wurde 1999 der<br />
Deutsche LandschaftsArchitektur-<br />
Preis für Planungsleistungen verliehen.<br />
Nach Durchsicht von über 50 eingereichten<br />
Arbeiten vergab die Jury den<br />
ersten Preis an das Büro für Freiraumgestaltung<br />
Andrea Schirmer und Martina<br />
Kernbach im Zusammenhang mit dem Projekt<br />
des Stadtrandparks „Neue Wiesen” in<br />
Berlin-Weißensee.<br />
Zweieinhalb Jahre nach Auslobung des<br />
offenen Landschaftsplanerischen Ideenund<br />
Realisierungswettbewerbes „Neue<br />
Wiesen” im März 1996 durch die Berliner<br />
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung,<br />
Umweltschutz und Technologie wurde am<br />
4. September 1998 der Stadtrandpark<br />
„Neue Wiesen” der Öffentlichkeit übergeben.<br />
Nach einer Bauzeit von etwas mehr als einem<br />
Jahr mit einem Gesamtbauvolumen<br />
von ca. sechs Millionen DM wurde der zentrale<br />
Bereich der Wettbewerbsidee, das<br />
Parkband, mit einer Gesamtfläche von insgesamt<br />
12 Hektar errichtet. Die Finanzierung<br />
des Bauvorhabens wurde auf Grundlage<br />
eines städtebaulichen Vertrages zwischen<br />
den privaten Investoren für die<br />
Wohnbebauung in Neu-Karow und dem<br />
Bezirk Weißensee als sogenannte Puplic-<br />
LANDSCHAFTSARCHITEKTEN • HEFT 3/1999<br />
Steg über den Waldgraben (Bild oben)<br />
Pavillon im Zeichen zeitgenössischer Nutzung<br />
(Bild unten)<br />
Fotos: Yann Monel<br />
Privat-Partnership im Rahmen der erforderlichen<br />
Ausgleichsmaßnahmen für die<br />
vorgenommene Bebauung ermöglicht.<br />
KLARE ÜBERGÄNGE VON<br />
DICHTE ZU OFFENHEIT<br />
Der Stadtrandpark „Neue Wiesen” liegt im<br />
Nordosten des Berliner Bezirks Weißensee<br />
an der Grenze zum <strong>Bund</strong>esland Brandenburg,<br />
südlich des Stadtteils Karow, östlich<br />
des Stadtteils Blankenburg und nördlich<br />
der Grenze zum Stadtbezirk Hohenschönhausen.<br />
Mit einer Fläche von insgesamt<br />
86 Hektar ist der Stadtrandpark ein<br />
Teil der geplanten „Parklandschaft<br />
Barnim“, die sich auf rund 1.400 Hektar<br />
von Blankenburg/Karow über die Dörfer<br />
Malchow, Wartenberg und Falkenberg bis<br />
nach Ahrensfelde erstreckt. Dieser Bereich<br />
stellt das künftige Naherholungsgebiet im<br />
Nord-Ost-Raum Berlins als Teil des geplanten<br />
Naturparks Barnim dar.<br />
Der bestehende Landschaftsraum wird<br />
durch eine großflächige landwirtschaftliche<br />
Nutzung mit kaum wertvoller und herausragender<br />
naturräumlicher Charakteristika<br />
geprägt. Ziel der Planung für den Stadtrandpark<br />
war die Entwicklung der ausgeräumten<br />
Agrarlandschaft zu einem vielfältig<br />
strukturierten Erholungsraum, der neben<br />
umfangreichen landwirtschaftlichen<br />
Nutzflächen auch ökologische Ausgleichs-<br />
9
und intensive Erholungsflächen enthält.<br />
Durch die geplante städtebauliche Siedlungskante<br />
im Norden der „Neuen Wiesen”<br />
wird der Park deutlich gegen den offenen<br />
Landschaftsraum abgegrenzt und<br />
eine klare Abfolge räumlicher und landschaftlicher<br />
Qualitäten im Übergang von<br />
der Stadt in die freie Landschaft geschaffen.<br />
Gestaltungsgrundsätze wie die Bewahrung<br />
der Weite, Schaffung klarer Übergänge von<br />
Dichte zu Offenheit, das Herausarbeiten<br />
der linearen Elemente sowie das behutsame<br />
Setzen von Einzelobjekten in der Landschaft<br />
lagen der Planung zugrunde.<br />
Den zentralen Bereich innerhalb des<br />
Stadtrandparks bildet das mit Betonwänden<br />
bzw. Gabionen klar gefaßte, über<br />
600 Meter lange und durchschnittlich ca.<br />
70 Meter breite Parkband. Dieses konzentriert<br />
zum einen städtische Erholungsnutzungen,<br />
zum anderen stellt es eine eigenständige<br />
Landschaftsskulptur dar, die<br />
sich markant aus der Umgebung herauslöst<br />
und so zu einer identitätsfördernden<br />
Landmarke im Landschaftsraum des<br />
Barnim werden kann. Das Parkband nimmt<br />
die Richtung des vorhandenen ca. 30 Jahre<br />
alten Pappelwaldes auf und verweist auf<br />
das in der Entfernung, durch den Fernsehturm<br />
am Alexanderplatz wahrnehmbare<br />
Zentrum Berlins.<br />
Im Parkband<br />
Foto: Yann Monel<br />
Gewürdigt<br />
Landesgartenschau Jülich 1998<br />
Verfasser: Hallmann Rohn Partner (seit<br />
1.1.1999 3 + Freiraumplaner), Aachen<br />
Prof. Heinz W. Hallmann, Norbert<br />
Kloeters, <strong>Landschaftsarchitekten</strong><br />
<strong>BDLA</strong>, und Heinz W. Rohn,<br />
Günter Lingnau, Architekten<br />
Elbauenpark Magdeburg.<br />
25. <strong>Bund</strong>esgartenschau 1999<br />
Verfasser: Helmut Ernst, Christoph<br />
Heckel, Axel Lohrer, <strong>Landschaftsarchitekten</strong><br />
<strong>BDLA</strong>, Magdeburg,<br />
Michael Schwarz, Architekt BDA, Trier,<br />
Christoph Mancke, Bildhauer, Lünebach<br />
Neue Messe Leipzig. Freianlagen<br />
Verfasser: WES & Partner <strong>Landschaftsarchitekten</strong>,<br />
Hamburg, Prof. Hinnerk<br />
Wehberg, Gundolf Eppinger, Wieland<br />
Schmidtke, Peter Schatz, Wolfgang Betz<br />
Brandenburgisches Viertel Eberswalde.<br />
Landschaftsarchitektur als Motor<br />
Verfasser: Annette Sprenger,<br />
Daniel Sprenger, Diplom-Ingenieure<br />
<strong>Landschaftsarchitekten</strong>, Berlin<br />
Glacisbrücke Ingolstadt. Urbane Vernetzung<br />
Glacis-Donauraum-Luitpoldpark<br />
Verfasser: Peter Kluska, Landschaftsarchitekt<br />
<strong>BDLA</strong>, München<br />
Außenanlagen der IKB Deutsche<br />
Industriebank AG, Düsseldorf<br />
Verfasser: pfrommer + partner,<br />
<strong>Landschaftsarchitekten</strong> <strong>BDLA</strong>, Stuttgart<br />
Florian Gmelin, Dieter Pfrommer,<br />
Ulf Roeder<br />
HERZ DES PARKBANDES<br />
IST DER PAVILLON<br />
Zur Betonung des Parkbandes wird es aus<br />
dem umgebenden Gelände leicht herausgehoben<br />
und zusätzlich durch einen rahmenden<br />
Baumhain mit Promenadenwegen<br />
und die sie begleitenden Streifengärten<br />
gefaßt. Die innenliegenden abgesenkten<br />
Rasenplateaus steigen über Stufen zu einem<br />
mit Granitplatten befestigten Platz an,<br />
auf dem sich intensive Nutzungen offen<br />
entfalten können. Ballspielen, Skatebord-,<br />
Fahrrad- und Rollschuhfahren sind hier<br />
möglich und erwünscht. Vier Betonelemente<br />
akzentuieren den Platz und bilden<br />
zeichenhafte Elemente in der Fläche. Unterschiedlich<br />
in der Form, aber dennoch<br />
einheitlich im Material sind diese vielfältig<br />
als Sitz- und/oder Spielobjekte nutzbar.<br />
Über eine große Stufenanlage wird der<br />
Platzbereich nochmals höhengestaffelt und<br />
endet schließlich an dem ca. 2,50 Meter tief<br />
ins Gelände eingeschnittenen Waldgraben.<br />
Dieser Graben bildet eine Zäsur zwischen<br />
dem befestigten Platz und dem erhöhten<br />
Platz mit Pavillon vor dem Pappelwäldchen,<br />
dem eigentlichen Herz des Parkbandes.<br />
Der erhöht gelegene, lediglich aus<br />
orthogonal zueinander ausgerichteten<br />
Mauerscheiben und einem Flachdach bestehende<br />
Pavillon akzentuiert diesen höchsten<br />
Punkt des Parkbandes, der über eine<br />
leicht geschwungene Stahlbrücke zugänglich<br />
ist. Vom Pavillon aus sind die beiden<br />
Pole des Parkbandes gut überschaubar: der<br />
dunkle, geschlossene Raum des Pappelwäldchens<br />
und der helle, offene Bereich<br />
der Rasenplateaus. Die vom Pavillonplatz<br />
zum Waldgraben hinab führenden Rasenstufen<br />
laden zum Verweilen, Sonnen und<br />
zur Beobachtung des Geschehens ein.<br />
GROSSES NUTZUNGSANGEBOT<br />
DES PARKBANDES<br />
Eine weitere markante Situation innerhalb<br />
des Parkbandes besteht am Platz an den<br />
Gräben. Hier, wo das Parkband endet, erhält<br />
das Thema Wasser einen Rahmen. Die<br />
beiden vorhandenen Fließgewässer<br />
Karower Feldgraben und Laake werden in<br />
streng geformten Becken aufgestaut und<br />
erlebbar gemacht. Sitzstufen am Wasserbecken<br />
des Karower Feldgrabens ermöglichen<br />
Spiel und Entspannung am Wasser<br />
in einer ansonsten trockenen und ausgeräumten<br />
Agrarlandschaft.<br />
Ergänzt wird das Nutzungsangebot des<br />
Parkbandes durch Spielstationen und<br />
Picknickbereiche im Pappelwäldchen, die<br />
durch einen leicht meandrirenden Rindenmulchweg<br />
erschlossen werden. Der vorhan-<br />
10 LANDSCHAFTSARCHITEKTEN • HEFT 3/1999