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Eispaläste in Schwarzsee - ADLER Medien

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Erlebnis Schweiz<br />

Vom Bubentraum zur w<strong>in</strong>terlichen Attraktion<br />

<strong>Eispaläste</strong> <strong>in</strong> <strong>Schwarzsee</strong><br />

An der Strasse zum bekannten freiburgischen Ausflugsziel und W<strong>in</strong>tersportort<br />

<strong>Schwarzsee</strong> werden die Reisenden von gerfrorenen Gebilden im Wald unterhalb<br />

der Strasse überrascht. Karl Neuhaus, Eisgärtner aus Leidenschaft, hat dort se<strong>in</strong>e<br />

Traumwelt aus Eis erstellt, die er nun schon zum 26. Mal dem Publikum geöffnet hat.<br />

he. Bis zu 15 Metern hohe Türme, Höhlen<br />

mit Themenbildern, wunderbare Tunnels<br />

mit langen Eiszapfen und vieles<br />

mehr – notabene alles mit vielfarbigen<br />

Lichtern magisch beleuchtet – lassen<br />

den sonst im W<strong>in</strong>ter unwirtlichen, kalten<br />

und dunkeln Ort mit dem Flurnamen<br />

«Sturnena» <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de Plaffeien<br />

als traumhafte Fantasiewelt ersche<strong>in</strong>en.<br />

Karl Neuhaus, der Architekt dieses Parks,<br />

nennt se<strong>in</strong>e Kunstwerke <strong>Eispaläste</strong>. Man<br />

kann sie besteigen, durch sie h<strong>in</strong>durchlaufen<br />

und bei verschiedenen Themenbildern<br />

stehen bleiben. Die Eisgebilde s<strong>in</strong>d auch<br />

tagsüber imposant, werden aber dann zur<br />

18 1/2011


Erlebniswelt, wenn die Dunkelheit die<br />

Realität überdeckt und die bunten Lichter<br />

<strong>in</strong> den Eiszapfen ihre magische Kraft<br />

entfalten. Empfehlenswert s<strong>in</strong>d natürlich<br />

warme Kleider, denn das alles bef<strong>in</strong>det<br />

sich ja quasi <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em überdimensionalen<br />

Eisschrank! Zum Aufwärmen<br />

steht e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e «Buvette» zur Verfügung,<br />

<strong>in</strong> der man nicht nur diverse Getränke<br />

und Snacks erhält, sondern auch<br />

Würste kaufen kann, die man anschliessend<br />

am Feuer <strong>in</strong> gemütlicher Runde selber<br />

grilliert.<br />

Bubenträume<br />

Der im Jahr 1936 geborene Karl Neuhaus<br />

wuchs <strong>in</strong> Plaffeien auf. Se<strong>in</strong>e Eltern waren<br />

wie die meisten Leute Selbstversorger<br />

mit zwei, drei Schwe<strong>in</strong>en und Kühen.<br />

Spielzeug für die K<strong>in</strong>der war rar, aber die<br />

Welt r<strong>in</strong>gsherum bot viele Gelegenheiten<br />

zum fantasievollen Spiel. Karl Neuhaus<br />

hatte schon damals e<strong>in</strong> Flair für «kle<strong>in</strong>e<br />

Welten». Im Garten vor dem Haus baute<br />

er Landschaften mit Häuschen, Ste<strong>in</strong>en<br />

und Moos. Da sich diese kle<strong>in</strong>e Anlage<br />

unter dem Vordach des Hauses befand,<br />

wurde sie im W<strong>in</strong>ter nicht vom Schnee<br />

bedeckt. Gerade das aber hätte der kle<strong>in</strong>e<br />

Bauherr gerne gesehen. Se<strong>in</strong>e Fantasie<br />

war gefordert und die Lösung fand sich<br />

schnell: Mit der «Ghüderschufle» streute<br />

Der pensionierte Schuhmacher Karl<br />

Neuhaus aus Plaffeien hat seit<br />

se<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>dheit mit viel Fantasie<br />

und technischem E<strong>in</strong>fallsreichtum<br />

an se<strong>in</strong>er Traumwelt gearbeitet.<br />

Erlebnis Schweiz<br />

er Schneeflocken darüber, bis die W<strong>in</strong>terlandschaft<br />

vor ihm lag! Diesen Gedankengang<br />

– von der Zielvorstellung<br />

bis zur Ausführung mit e<strong>in</strong>fachen Mitteln<br />

– gab es dann immer wieder und ist<br />

auch heute noch gefordert. E<strong>in</strong> w<strong>in</strong>terlicher<br />

Spaziergang dem Bächle<strong>in</strong> entlang<br />

war die eigentliche Initialzündung<br />

zu den heutigen <strong>Eispaläste</strong>n. E<strong>in</strong>erseits<br />

fasz<strong>in</strong>ierte ihn e<strong>in</strong> «Zytröseli», das mitten<br />

im Februar auf e<strong>in</strong>em sonnigen Plätzchen<br />

erblüht war, und andererseits sah er<br />

die vereisten kle<strong>in</strong>en Wasserfälle, Grasbüschel<br />

und Ste<strong>in</strong>e am Ufer. Solche Gebilde<br />

1/2011 19


Erlebnis Schweiz<br />

wollte er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Gärtli auch haben. Das<br />

neue Problem war gestellt: Wie kann man<br />

Wasser so verteilen, dass es am richtigen<br />

Ort auf die gewünschte Art vereist? Der<br />

erste Versuch mit e<strong>in</strong>er Giesskanne funktionierte<br />

zwar, war aber zu wenig effizient.<br />

E<strong>in</strong> mit kle<strong>in</strong>en Löchern versehener<br />

Gartenschlauch brachte erst dann zufriedenstellende<br />

Ergebnisse, als er die kle<strong>in</strong>en<br />

Löcher so anordnete, dass sich die fe<strong>in</strong>en<br />

Wasserstrahlen trafen. Die Bubenjahre<br />

verg<strong>in</strong>gen, Karl Neuhaus wurde Schuhmacher,<br />

gründete dann e<strong>in</strong>e Familie und<br />

machte dann, wenn es die Freizeit erlaubte,<br />

vor se<strong>in</strong>em Haus weitere Eisgebilde.<br />

Attraktion für Spaziergänger<br />

Wenn es genügend kalt war, waren also<br />

vor dem Haus im hübsch und sonnig gelegenen<br />

Ortsteil «Ploetscha» <strong>in</strong> Plaffei en<br />

Eisgebilde zu sehen, die von den vorbeigehenden<br />

Leuten oder se<strong>in</strong>en Kunden<br />

im Schuhladen bewundert wurden. Die<br />

nach wie vor grosse Freude an der Sache,<br />

aber auch die Komplimente von<br />

Besuchern, motivierten ihn zu immer<br />

grösseren Bauten. Grösster «Fe<strong>in</strong>d» war<br />

natürlich das Wetter und die Sonne. Es<br />

kam ihm deshalb gerade recht, als er h<strong>in</strong>ten<br />

im Tal an der Strasse nach <strong>Schwarzsee</strong><br />

e<strong>in</strong>e Alphütte mit Umschwung übernehmen<br />

konnte. Aber auch hier war das<br />

Klima meistens zu mild, um Eisgebilde<br />

für länger Zeit «am Leben» zu erhalten.<br />

Etwas weiter unten, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Senke am<br />

Bach und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wald, fand er dann im<br />

Jahr 1986 den idealen Ort. Hier konnte<br />

er se<strong>in</strong>e Techniken verfe<strong>in</strong>ern. Von zunächst<br />

aus re<strong>in</strong>em Eis gebauten Gebilden<br />

gelangte er zu fe<strong>in</strong>en Gerippen – etwa<br />

gebogene Lamellen von Fensterstoren<br />

– die er sukzessive vereisend aufe<strong>in</strong>ander<br />

baute, und schliesslich zu festen<br />

Holzbauten und Baugerüsten, die dann<br />

auch das Begehen der Paläste ermöglichten.<br />

«Ich hatte zunächst Angst, dass<br />

die Latten das Eis nicht zu tragen vermögen»,<br />

lacht Karl Neuhaus heute, «dabei<br />

trägt ja das Eis selber e<strong>in</strong> hohes Gewicht!»<br />

E<strong>in</strong>e besondere Herausforderung<br />

bildeten auch die Eisspr<strong>in</strong>kler und das<br />

Wasser selber. Es g<strong>in</strong>g darum, e<strong>in</strong>en möglichst<br />

fe<strong>in</strong>en Sprühregen zu erzeugen, der<br />

erst dann vereist, wenn er auf das Gerüst<br />

oder schon bestehendes Eis trifft. Würde<br />

das Wasser schon <strong>in</strong> der Luft gefrieren,<br />

gäbe es die Wirkung e<strong>in</strong>er Schneekanone!<br />

Der Tüftler probierte immer wieder neue<br />

Ideen für die Spr<strong>in</strong>kler aus und führte<br />

schliesslich das Wasser aus über vier Kilometern<br />

Entfernung heran, welches just<br />

die richtige Temperatur hatte. Mit se<strong>in</strong>er<br />

jetzigen Infrastruktur gel<strong>in</strong>gt es ihm, bei<br />

e<strong>in</strong>fallender Kälte Anfangs November bereits<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Woche beachtliche<br />

<strong>Eispaläste</strong> zu erhalten.<br />

20 1/2011


Öffentliches Interesse<br />

Bald schon erregten die Eisbauten im<br />

Wald unterhalb der Strasse das Aufsehen<br />

der Vorbeifahrenden, die auf dem unmittelbar<br />

daneben liegenden Parkplatz<br />

anhielten und die Werke bestaunten. Karl<br />

Neuhaus erkannte, dass se<strong>in</strong>e eigene Fantasiewelt<br />

auch e<strong>in</strong>em grösseren Publikum<br />

gefällt. Er sorgte dafür, dass die Wege<br />

zwischen den Skulpturen unfallfrei begangen<br />

werden konnten. Zur Deckung<br />

se<strong>in</strong>er mittlerweile nicht unerheblichen<br />

Kosten bot er Gelegenheit zu e<strong>in</strong>er freiwilligen<br />

Spende. E<strong>in</strong>es Tages fand er e<strong>in</strong><br />

Foto se<strong>in</strong>er Traumwelt <strong>in</strong> den «Freiburger<br />

Nachrichten». E<strong>in</strong> Journalist hatte<br />

ohne se<strong>in</strong> Wissen e<strong>in</strong>en Bericht verfasst,<br />

was schliesslich zu noch mehr Publikum<br />

führte. Leider vermehrten sich die Spenden<br />

aber nicht im Verhältnis zum Besuchernachwuchs.<br />

Bald konnte er ausserdem<br />

den ganzen Arbeitsaufwand nicht<br />

1/2011<br />

Informationen<br />

Öffnungszeiten<br />

nur bei günstiger Witterung:<br />

Mittwoch bis Sonntag 14 bis 21 Uhr<br />

Montag und Dienstag geschlossen<br />

Auskunft über Öffnung:<br />

Tourismusbüro <strong>Schwarzsee</strong><br />

Telefon 026 412 13 13<br />

Teletext Seite 437<br />

www.schwarzsee.ch<br />

E<strong>in</strong>trittspreise<br />

Erwachsene Fr. 8.00<br />

K<strong>in</strong>der (4-16) Fr. 4.00<br />

Lehrl<strong>in</strong>ge, Studenten,<br />

AHV- und IV-Rentner<br />

mit Ausweis Fr. 6.00<br />

Gruppen ab<br />

10 Personen Fr. 1.00 Red. p.P.<br />

Weitere Infos<br />

www.eispalaeste.ch<br />

Erlebnis Schweiz<br />

Die Zauberwelt im kalten W<strong>in</strong>terwald. In der Buvette und am offenen Feuer<br />

kann man sich aufwärmen, um sich anschliessend wieder der Fasz<strong>in</strong>ation der<br />

Eiswelt zu widmen. Alle Teile s<strong>in</strong>d «handgemacht», die Gestaltung der Themen<br />

<strong>in</strong> den Eishöhlen obliegt der Tochter des Ehepaars Neuhaus.<br />

mehr nur mit der Hilfe se<strong>in</strong>er Familie <strong>in</strong><br />

der Freizeit erledigen, wodurch er sich<br />

gezwungen sah, Leute zusätzlich anzustellen.<br />

Dass damit auch e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>tritts preis<br />

erhoben werden musste, ist nicht nur klar,<br />

sondern angesichts der wunderbaren Märchenlandschaft<br />

auch legitim. In diesem<br />

Jahr nun stehen die <strong>Eispaläste</strong> bereits<br />

zum 26. Mal für die Besucher offen. Im<br />

Gegensatz zu anderen Eisskulpturen und<br />

-höhlen s<strong>in</strong>d jene von Karl Neuhaus immer<br />

natürliche Gebilde, die er nicht weiter<br />

mit Werkzeugen behandelt. Se<strong>in</strong>e<br />

Kunst ist es, mit dem natürlichen Vereisen<br />

alle<strong>in</strong>e mit der richtigen Konstruktion<br />

darunter und dem richtigen Wassere<strong>in</strong>fall<br />

Eisbauten zu erzeugen. Die se<br />

ziehen nun jeden W<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>ige Tausend<br />

Besucher<strong>in</strong>nen und Besucher an. Die Region<br />

<strong>Schwarzsee</strong> ist um e<strong>in</strong>e Attraktion<br />

reicher, die nur dort so gesehen werden<br />

kann.<br />

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