antriebstechnik 10/2020
antriebstechnik 10/2020
antriebstechnik 10/2020
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19174<br />
<strong>10</strong> OKTOBER <strong>2020</strong><br />
Organ der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V.<br />
SMARTE<br />
UMRICHTER<br />
Mehr als nur Drehzahlregler<br />
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WISSEN SCHAFFT IDEEN<br />
<strong>antriebstechnik</strong><br />
19174<br />
MARKTÜBERSICHT UND UMFASSENDER EINKAUFSFÜHRER<br />
Organ der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V.<br />
SONDERAUSGABE<br />
<strong>2020</strong><br />
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Marktübersicht (1x jährlich)<br />
19174<br />
TITELSTORY<br />
18 I WÄLZLAGER<br />
Findling: <strong>10</strong>0 Jahre<br />
Innovationskraft<br />
FIRMENVERZEICHNIS:<br />
Alle wichtigen<br />
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Organ der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V.<br />
DIE GESAMTE<br />
ANTRIEBSTECHNIK<br />
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Name/Vorname<br />
Position<br />
Firma<br />
Abteilung<br />
Straße oder Postfach<br />
PLZ/Ort<br />
Telefon/E-Mail<br />
Datum, Unterschrift<br />
Vereinigte Fachverlage GmbH . Vertrieb . Postfach <strong>10</strong> 04 65 . 55135 Mainz . Telefon: 06131/992-0 . Telefax: 06131/992-<strong>10</strong>0<br />
E-Mail: vertrieb@vfmz.de . Internet: www.vereinigte-fachverlage.de<br />
„<strong>antriebstechnik</strong>“ ist eine Zeitschrift der Vereinigten Fachverlage GmbH, Lise-Meitner-Straße 2, 55129 Mainz, HRB 2270, Amtsgericht Mainz,<br />
Geschäftsführer: Dr. Olaf Theisen, Matthias Niewiem, Umsatzsteuer-ID: DE 149063659, Gerichtsstand: Mainz
EDITORIAL<br />
VERTRAUEN GEGEN<br />
DISRUPTION<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
viele Branchen wurden bereits durch disruptive<br />
Geschäftsmodelle komplett umgekrempelt. In der<br />
B2C-Welt mussten sich alte Geschäftsmodelle an<br />
neue digitale Player anpassen. Der Maschinenbau<br />
blieb bisher davon verschont. Zu komplex, zu<br />
individuell schienen die Anwendungen, als dass<br />
sich eine Firma wie Google einklinken könnte.<br />
Aber nun soll Amazon einen Dienst zum<br />
Condition Monitoring entwickeln, und Palantir,<br />
ein Analyst für große Datenmengen, befasst sich<br />
mit Predictive Maintenance. An was Facebook<br />
wohl arbeitet? Wie man mit Big Data erfolgreich<br />
ist, das wissen diese Unternehmen. Der Maschinenbau<br />
in Deutschland hinkt da etwas hinterher,<br />
wie der VMDA in einer Studie herausarbeitete<br />
(mehr dazu auf Seite 6).<br />
Noch ist das Vertrauen in Internetriesen gering,<br />
Produktionsgeheimnisse und Unternehmensinterna<br />
will man nicht mit ihnen teilen.<br />
Das Vertrauen bleibt noch in der Branche, wo<br />
Unternehmen und Verbände der Antriebstechnik<br />
mit Hochdruck auf vielen Ebenen an smarten<br />
Lösungen arbeiten. In diesem Heft stellen wir<br />
sowohl in der Titelstory ab Seite 12 als auch in<br />
unserem Special ab Seite 40 einige spannende<br />
Ideen vor.<br />
Viel Spaß beim Sammeln und Verarbeiten<br />
der „Daten“ in dieser Ausgabe.<br />
Verbindung<br />
mit Zukunft.<br />
Teamplay auf höchstem Level: Die Antriebslösungen<br />
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Ihr Miles Meier<br />
m.meier@vfmz.de
28<br />
EDITORIAL<br />
03 Vertrauen gegen Disruption<br />
SOFTSTARTER<br />
06 Großes Marktpotenzial für digitale Mehrwertdienste<br />
09 Menschen, Unternehmen, Märkte<br />
ELEKTRISCHE ANTRIEBSTECHNIK<br />
UMRICHTERTECHNIK<br />
12 TITEL Hey Motor, wie geht´s dir so?<br />
16 Fallturm mit Frequenzumrichter<br />
SPECIAL<br />
Hengstler GmbH, Aldingen<br />
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ELEKTROMOTOREN<br />
20 Die DNA des Bohrens<br />
24 Der richtige Dreh für automatische<br />
Rotationsverdampfer<br />
28 Ideenschmiede: Innovationen gemeinsam entwickeln<br />
DIREKTANTRIEBE<br />
32 Rauchgas nahezu vollständig reinigen<br />
DREHGEBER<br />
36 Energieautarke Multiturn-Fähigkeit geschaffen<br />
SPECIAL: EFFEKTIVE VERNETZUNG<br />
40 Schnittstelle verleiht Motoren elektronisches<br />
Typenschild<br />
44 Interview: „Connectivity ist Commodity“<br />
56<br />
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Danfoss GmbH,<br />
Offenbach<br />
4 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
MECHANISCHE ANTRIEBSTECHNIK<br />
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
46 Mit Look und Leistung überzeugen<br />
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
48 Lager per Simulation bewerten<br />
KUPPLUNGEN UND BREMSEN<br />
52 Trennen, wo es sinnvoll ist<br />
LINEARTECHNIK<br />
54 Linearmodule erweitern Anwendungsreichweite<br />
von Cobots<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
56 Potenziale des Zahnflankenprofilschleifens mit<br />
keramisch gebundenem cBN<br />
SERVICE<br />
59 Impressum<br />
MEIN TIPP<br />
Kennen Sie schon den Einstein-Elevator? Nein?<br />
Dann lesen Sie auf Seite 16, wie der 40 Meter hohe<br />
Fallturm der Leibniz Universität Hannover neben<br />
Schwerelosigkeit auch außerirdische Gravitationsbedingungen<br />
simuliert.<br />
Ivo Greuloch, Redakteur,<br />
i.greuloch@vfmz.de<br />
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STUDIE<br />
GROSSES MARKTPOTENZIAL FÜR<br />
DIGITALE MEHRWERTDIENSTE<br />
Nach der Vernetzung von Systemen und Anlagen<br />
steht für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau<br />
nun die Vernetzung mit dem Kunden an. Laut einer<br />
gemeinsamen Studie von VDMA und McKinsey lag<br />
das Marktvolumen für Anwendungen im Bereich<br />
digitaler Plattformen und Mehrwertdienste 2019<br />
bei 40 Milliarden Euro. Das zeigt, welches Potenzial<br />
technisch wie wirtschaftlich noch zu erschließen ist.<br />
In einer gemeinsamen Studie haben der VDMA (Verband<br />
Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer) und die Unternehmensberatung<br />
McKinsey & Company untersucht,<br />
wie weit die Digitalisierung des Produkt- und Serviceportfolios<br />
im Maschinenbau vorangeschritten ist. Das Ergebnis:<br />
Aktuell liegt der Umsatzanteil für digitale Plattformen<br />
und Mehrwertdienste erst bei rund 0,7 Prozent (etwa sechs<br />
Milliarden Euro) des Gesamtumsatzes im europäischen<br />
Maschinenbau. Das sind rund 850 Milliarden Euro.<br />
Digitale Plattformen und Mehrwertdienste werden in der<br />
Studie „Kundenzentrierung als Chance für den digitalen<br />
Durchbruch“ wie folgt definiert. Mehrwertdienste stehen<br />
für fertig entwickelte digitale Lösungen, Software und Apps.<br />
Sie beruhen auf der bestehenden internen Infrastruktur<br />
oder digitalen Plattformen und bieten dem Kunden einen<br />
6 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
geschäftlichen Nutzwert. Als Beispiele gelten Condition Monitoring<br />
oder Predictive Maintenance. Auf digitalen Plattformen wiederum<br />
werden unterschiedliche Teilnehmer, wie Unternehmen oder Maschinen,<br />
miteinander vernetzt, um Daten und Informationen auszutauschen.<br />
Durch diesen gegenseitigen Austausch wird ein Netzwerkeffekt in<br />
Gang gesetzt, der ein digitales Ökosystem entstehen lässt.<br />
Um dieses Potential besser zu nutzen, setzen viele Unternehmen auf<br />
eine stärkere Öffnung für Kooperationen. Laut der Studie von VDMA<br />
und McKinsey, für die 200 Maschinen- und Anlagenbauer befragt<br />
wurden, geben 77 Prozent der Firmen an, die Zusammenarbeit in<br />
Anbieterkonsortien sei ein erfolgversprechender Weg für den Aufbau<br />
digitaler Plattformen. 71 Prozent nennen darüber hinaus Kooperationen<br />
mit Startups als gute Lösung, 24 Prozent können sich auch Kooperationen<br />
mit Wettbewerbern vorstellen.<br />
WACHSENDER MARKT IN DEN KOMMENDEN<br />
JAHREN<br />
2019 lag das Marktvolumen für Westeuropa im Bereich IIoT-Plattformen,<br />
Mehrwertdienste und Services der Studie zu Folge bei 40 Milliarden<br />
Euro. Bis 2024 wird dem Vertrieb solcher Anwendungen sogar ein jährliches<br />
Wachstum von durchschnittlich zehn Prozent in Aussicht gestellt.<br />
Damit liegt der derzeitige Umsatz mit digitalen Anwendungen<br />
noch beträchtlich hinter dem geschätzten Marktpotenzial.<br />
„Der aktuell relativ geringe Marktanteil für digitale Plattformen und<br />
Mehrwertdienste sowie das zu erwartende zweistellige Wachstum dieses<br />
Marktes birgt ein großes Potenzial für die Maschinen- und Anlagenbauer<br />
– ist aber gleichzeitig auch eine Warnung“, so Dorothee Herring,<br />
Partnerin im Düsseldorfer Büro von McKinsey und Co-Autorin der<br />
Studie. „Hochwertige Produkte bleiben die Basis für den Erfolg. Allerdings<br />
erwarten die Kunden zunehmend integrierte digitale Services<br />
rund um die Maschine. Hier muss der Maschinen- und Anlagenbau<br />
nachlegen. Vor allem wünschen sich Kunden Lösungen, die nicht in<br />
Abhängigkeit eines einzelnen Herstellers stehen.“<br />
DIGITALE PLATTFORMEN IN DER PRAXIS<br />
Die Maschinenbaufirmen sehen sich mehrheitlich selbst als am besten<br />
in der Lage, die wesentlichen Bedürfnisse ihrer Kunden hinsichtlich<br />
digitaler Plattformen zu erfüllen. Auch weitere industrienahe<br />
Lösungen mithilfe ausgegründeter Start-ups werden als geeignete<br />
Vehikel zur Digitalisierung angesehen. Wichtigste Funktionalitäten<br />
digitaler Plattformen sind laut den befragten Unternehmen Verfügbarkeit,<br />
Performance und Sicherheit. Für die Kunden spielen laut Interviews<br />
die Themen Offenheit und Kompatibilität der Plattformen allerdings<br />
eine größere Rolle als von den Maschinen- und Anlagenbauern<br />
angenommen.<br />
Als größte Hürden für die Entwicklung eigener digitaler Dienste werden<br />
von den Unternehmen fehlende Geschäftsmodelle (61 Prozent),<br />
fehlende Standards (59 Prozent) und mangelnde strategische Relevanz<br />
(57 Prozent) angesehen. Allerdings haben bereits 52 Prozent der befragten<br />
Unternehmen Software und Apps für eigene oder fremde digitale<br />
Plattformen programmiert. Jedes zehnte Unternehmen konnte<br />
diese bereits erfolgreich skalieren.<br />
Beispiele für gelungene Plattformen benennt die Studie ebenfalls.<br />
Dazu zählt „Sigma Smart Air“ des Unternehmens Kaeser. Das System<br />
erfasst die gesamte Druckluftversorgung von Unternehmen. Ein integriertes<br />
Modul übernimmt darin alle Steuerungsaufgaben der Druckluftstation.<br />
Weitere Applikationen ergänzen die Plattform um Optimierungsoptionen<br />
hinsichtlich Wartung und Effizienz der Anlage.<br />
Auch die Unternehmensgruppe Festo hat für seine mechatronischen<br />
Systeme eine ausgereifte Cloud-Lösung aufgebaut. Die Cloud bietet<br />
seinen Nutzern eine Reihe diverser Funktionen an. Dazu gehören jeweils<br />
eigene Apps für die übersichtliche Darstellung der Zustände von<br />
Komponenten, für das Wartungsmanagement und um Aufgaben samt<br />
Live-Foto-Unterstützung digital zu notieren.<br />
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Ansprüche in der<br />
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01 Industrial-IoT-Markt als potenzieller zukünftiger Wachstumsmotor für Maschinen- und Anlagenbauer<br />
Quelle: VDMA; McKinsey-Analysen basierend auf IDC-Daten (Mai <strong>2020</strong>); VDMA-McKinsey-Umfrage zu<br />
kundenzentrierten digitalen Plattformen im Maschinenbau (<strong>2020</strong>)<br />
02 Maschinen- und Anlagenbauer haben Notwendigkeit von Kooperationen klar erkannt,<br />
aber häufig Vorbehalte gegenüber Zusammenarbeit mit Wettbewerbern<br />
Quelle: VDMA-McKinsey-Umfrage zu kundenzentrierten digitalen<br />
Plattformen im Maschinenbau (<strong>2020</strong>)<br />
BEI DIGITALEN GESCHÄFTSMODELLEN<br />
KOOPERIEREN<br />
„Es gibt nicht die eine gültige Strategie, wie Maschinen- und Anlagenbauer<br />
die Digitalisierung angehen sollten“, erläutert Prof. Oetter,<br />
Experte des VDMA. Darüber bestimme auch die Endkundenbranche.<br />
Jedoch lassen sich neben den industriespezifischen auch generelle<br />
Empfehlungen aus der Studie ableiten. Oetter: „Für den Großteil<br />
der Unternehmen wird sich eine eigene Plattform nicht auszahlen –<br />
hier sollten sie vielmehr auf Kompatibilität und gemeinsame Standards<br />
setzen.“ Bei den Mehrwertdiensten gelte es, die Kundenbedürfnisse<br />
genau zu kennen, um maßgeschneiderte Angebote für<br />
die Zielgruppe zu entwickeln.<br />
Dafür brauche es aber Austausch, erklären die Autoren der Studie,<br />
sowohl unter Anbietern als auch mit Endkunden. Das könne etwa<br />
durch Partnerschaften und Kooperation gelingen, um aus neuen<br />
Perspektiven nutzbringende Lösungen zu entwickeln. Denn aktuell<br />
befänden sich europäische Maschinenbauer in einer hervorragenden<br />
Ausgangsposition, erklärt McKinsey-Autorin Herring. Tiefes Maschinenverständnis<br />
und Prozessnähe stieße bei gleichzeitig geringerem<br />
Investitionsrisiko auf einen potenziellen großen Markt.<br />
Bilder: Fotolia/Nirut Sangkeaw; VDMA; McKinsey<br />
www.vdma.de<br />
www.mckinsey.com<br />
8 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
SOFTSTARTER<br />
MASCHINENBAU SETZT AUCH IN DER KRISE AUF DEN NACHWUCHS<br />
Die Ausbildung von Nachwuchskräften spielt im Maschinenbau auch während der Corona-Pandemie<br />
eine unverändert große Rolle. Im laufenden Jahr haben die Unternehmen rund 85 Prozent ihrer<br />
ausgelernten Azubis übernommen. Dies geht aus einer aktuellen Mitgliederbefragung des VDMA<br />
unter 366 Mitgliedsfirmen hervor. Dieser Durchschnittswert ist höher als in der Gesamtwirtschaft<br />
vor der Pandemie: 2018 lag der Wert bei 71 Prozent. Fast 60 Prozent der befragten Maschinenbaufirmen<br />
haben <strong>2020</strong> sogar alle ihre ausgelernten Azubis übernommen. „Mit der hohen Übernahmequote<br />
sendet der Maschinen- und Anlagenbau ein starkes Signal an den Nachwuchs: Wir halten auch<br />
während der Corona-Krise an der beruflichen Ausbildung fest, denn wir brauchen die jungen Leute“,<br />
sagt Dr. Jörg Friedrich, Leiter der Bildungsabteilung des VDMA. Tatsächlich suchen viele Betriebe nach<br />
wie vor vergeblich Nachwuchs. „Im Maschinenbau haben wir seit Jahren ein Problem mit unbesetzten<br />
Ausbildungsstellen. Das scheint auch in Zeiten von Corona zu gelten”, erläutert der VDMA-Bildungsexperte.<br />
Dies zeigen auch die jüngste Umfrage des VDMA Ost und die aktuellen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Demnach<br />
waren im Juli <strong>2020</strong> in den maschinenbaurelevanten Berufen rund 52 000 Ausbildungsstellen der Unternehmen noch unbesetzt.<br />
www.vdma.org<br />
SENSORIKANBIETER<br />
MACHEN GEMEINSAME<br />
SACHE<br />
Die Sensorspezialisten Siko und<br />
Sensor-Technik Wiedemann<br />
(STW) haben die Vereinbarung<br />
einer strategischen Partnerschaft<br />
bekanntgegeben. Verfolgt wird<br />
das Ziel, den Markt der mobilen<br />
Arbeitsmaschinen auf Basis<br />
individueller Stärken systematischer<br />
erschließen zu können. Im<br />
Fokus stehen Komplettsysteme<br />
sowie Cloud-basierte Konzepte.<br />
Dazu Mathias Roth, Leiter<br />
Geschäftsbereich Mobile<br />
Automation bei Siko: „Mit dieser<br />
Partnerschaft bündeln wir die<br />
Kompetenzen der beiden Firmen<br />
und schaffen die Basis für eine<br />
optimale Zusammenarbeit als<br />
Grundlage für wegweisende<br />
Projekt- und Kundenlösungen.<br />
Gerade in den Bereichen der<br />
Positionssensorik, Digitalisierung<br />
sowie Automatisierung sehen wir<br />
hier große gemeinsame Chancen.“<br />
Einvernehmliche Entwicklungsprojekte<br />
sind die Planung,<br />
darunter der Ausbau des Sensorikbaukastens<br />
für die Mobilhydraulik<br />
und die Bereitstellung funktional<br />
sicherer Systeme. Auf vertrieblicher<br />
Ebene sind kollektive<br />
Vermarktungsaktivitäten auf<br />
Basis des Eco-Systemgedankens<br />
vorgesehen.<br />
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DIE KUPPLUNG.<br />
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YASKAWA UND PHOENIX CONTACT<br />
BESCHLIESSEN PARTNERSCHAFT<br />
Yaskawa und Phoenix<br />
Contact verkünden die<br />
Vereinbarung einer<br />
Partnerschaft zur<br />
Nutzung der PLCnext<br />
Technology von Phoenix<br />
Contact bei der Entwicklung<br />
von Maschinensteuerungs-<br />
und Steuerungsplattformen<br />
der nächsten<br />
Generation, mit denen<br />
unter der Federführung<br />
von Yaskawa das i³-Mechatronics-Lösungskonzept<br />
umgesetzt wird.<br />
Gemeinsames Ziel ist laut<br />
Aussagen beider Unternehmen, ein offenes und zukunftssicheres<br />
Ökosystem für die industrielle Automatisierung<br />
anzubieten. In diesem Zuge hat Phoenix Contact seine<br />
PLCnext-Laufzeitumgebung an Yaskawa lizensiert und<br />
stimmt künftigen gemeinsamen Weiterentwicklungen zu.<br />
Yaskawa sieht in PLCnext Technology die offenste unter den<br />
heute verfügbaren Automatisierungsplattformen, die eine<br />
Programmierung nach IEC 61131-3, moderne Programmiersprachen,<br />
Safety-Hardware und -Software sowie die<br />
Sicherheit industrieller Steuerungssysteme kombiniert. Das<br />
Unternehmen wird PLCnext Technology dazu nutzen, das<br />
Angebot an Maschinensteuerungen weiter auszubauen<br />
und fortzuentwickeln. PLCnext Technology ist das offene<br />
Ökosystem für die industrielle Automatisierung von<br />
Phoenix Contact. Mit der Kombination aus offener Steuerungstechnik,<br />
modularer Engineering-Software und<br />
Online-Community ermöglicht diese Lösung eine einfache<br />
Adaption an wechselnde Anforderungen sowie eine<br />
effiziente Nutzung von bestehenden und neuen Software-<br />
Anwendungen. Zusammen mit einem digitalen Marktplatz<br />
für Software und einer systematischen Cloud-Integration<br />
ist PLCnext Technology für die Herausforderungen der<br />
IoT-Welt gerüstet.<br />
Bild: xiaoliange – stock.adobe.com<br />
www.yaskawa.eu.com<br />
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AUTOMATICA <strong>2020</strong> KEINE<br />
PRÄSENZVERANSTALTUNG<br />
Die für den 8.-11.<br />
Dezember <strong>2020</strong><br />
geplante Automatica<br />
findet im Zusammenhang<br />
mit der<br />
Corona-Pandemie<br />
nicht statt. Diese<br />
Entscheidung hat die<br />
Messe München in<br />
Übereinkunft und<br />
enger Abstimmung<br />
mit dem VDMA Robotik + Automation als ideellem Träger sowie dem<br />
Automatica-Fachbeirat getroffen. Gemeinsam mit der Branche<br />
entwickelt die Messe München jetzt für Mitte 2021 ein neues<br />
Präsenzformat mit digitalen Elementen. Das neue Event ist als<br />
‚Messe vor der Messe‘ für den Frühsommer 2021 angedacht und soll<br />
ein Add-on zur Automatica werden. Zusätzlich baut die Automatica<br />
ihr regelmäßiges Digitalangebot weiter aus. So beleuchten in der<br />
neuen Online-Event-Reihe „Let’s talk by Automatica“ Experten,<br />
Anbieter und Anwender aktuelle Fragestellungen und Trends rund<br />
um Robotik und Automation.<br />
www.automatica-munich.com<br />
TRIO ALS NEUE GESCHÄFTSFÜHRUNG BEI R+W<br />
Die R+W Antriebselemente<br />
GmbH setzt mit drei<br />
langjährigen Prokuristen auf<br />
Erfahrung aus den eigenen<br />
Reihen. Mit Maximilian<br />
Crößmann, Frank Kronmüller<br />
und Holger Vogt bilden nun<br />
drei langjährige R+W-Manager<br />
die Geschäftsführung des<br />
führenden Herstellers für<br />
Präzisions- und Industriekupplungen.<br />
Nach dem<br />
bereits in 2019 erfolgten<br />
Umzug in die neue Unternehmenszentrale<br />
in Wörth am Main sind damit die Weichen für die<br />
Zukunft auf Innovation und Erfolg gestellt. Maximilian Crößmann<br />
verantwortet die Bereiche Finanzen, IT und Personal. Für den<br />
35-Jährigen mit internationaler MBA-Ausbildung stehen klare<br />
Strukturen und nachvollziehbare Prozesse im Fokus – die Basis für<br />
einen kontrollierten Expansionskurs. Frank Kronmüller leitet bereits<br />
seit 22 Jahren die Bereiche Vertrieb und Marketing. In dieser Zeit war<br />
er beispielsweise maßgeblich beim Aufbau der Auslandstöchter in<br />
China und den USA beteiligt, seit 2008 ist er außerdem Geschäftsführer<br />
der italienischen R+W-Tochter. In seiner neuen Position am<br />
Stammsitz setzt der 53-Jährige unter anderem den Ausbau der<br />
Vertriebs- und Marketingautomation innerhalb der strategischen<br />
Unternehmensentwicklung ins Zentrum. Holger Vogt stieg Ende<br />
2017 in den Operations-Bereich bei R+W ein und hat das Unternehmen<br />
bereits durch die Leitung des umweltfreundlichen Neubauprojektes<br />
„Firmenzentrale“ und der Zusammenführung von drei<br />
Standorten geprägt. Seit Oktober 2019 ist er Geschäftsführer für die<br />
Poppe und Potthoff Slovakia k.s und leitet nun ebenfalls die Bereiche<br />
Produktion, Logistik und Einkauf bei R+W. Der erfahrene 51-jährige<br />
Diplom-Ingenieur setzt einen Schwerpunkt im Ausbau der industriellen,<br />
datenbasierten Prozessstrukturen und der Einführung einer<br />
LEAN-Kultur.<br />
www.rw-kupplungen.de<br />
<strong>10</strong> <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
SOFTSTARTER<br />
NEUER VORSTAND FÜR VDMA<br />
ROBOTIK + AUTOMATION<br />
Ralf Winkelmann,<br />
Geschäftsführer der<br />
Fanuc Deutschland<br />
GmbH und Vice<br />
President Fanuc Europe<br />
Corporation, ist neues<br />
Mitglied im Vorstand<br />
des VDMA-Fachverbandes<br />
Robotik + Automation.<br />
Mit der Berufung<br />
folgt Ralf Winkelmann auf Helmut Schmid, Universal<br />
Robots, der aus satzungsgemäßen Gründen aus dem<br />
R+A-Vorstand ausgeschieden ist und sich für die<br />
erfolgreiche und kollegiale Zusammenarbeit<br />
bedankt. „Den Ausbau neuer Technologien in<br />
Bereichen wie IoT, Künstliche Intelligenz und OPC UA<br />
sehe ich als essenziell notwendigen Bestandteil für<br />
die Erhaltung der Innovationsfähigkeit der deutschen<br />
und europäischen Industrie. Dabei ist es mir ein<br />
besonderes Anliegen, dass auch kleine und mittelständische<br />
Unternehmen einen Zugang zu diesen<br />
Technologien haben. Ich freue mich darauf, im<br />
Vorstand von VDMA Robotik + Automation einen<br />
Beitrag zu leisten, um die hocheffiziente Produktion<br />
in Deutschland und Europa voranzubringen“, sagte<br />
Ralf Winkelmann zu seiner neuen Aufgabe.<br />
www.vdma.org<br />
CHINESISCHES GERICHT STOPPT<br />
PRODUKTFÄLSCHER<br />
Das chinesische Gericht für<br />
geistiges Eigentum in<br />
Guangzhou hat ein früheres<br />
Urteil zu Gunsten von<br />
Mitsubishi Electric bestätigt.<br />
Im Rechtsstreit um<br />
Verletzung der Warenzeichen<br />
wurden die Firmen<br />
Guangzhou Lingye Automation<br />
Equipment, Guangzhou<br />
Longyan Automation Technology, Guangzhou Ouye Automation<br />
Technology und deren Eigentümer mit Sitz in Guangzhou in der<br />
chinesischen Provinz Guangdong abermals für schuldig gesprochen,<br />
teilte Mitsubishi über die internationale Konzernseite mit.<br />
Die Angeklagten produzierten und verkauften ab etwa 2012 eine<br />
große Menge toter Nachahmerprodukte, darunter SPS, AC-Servos,<br />
Wechselrichter und andere Fabrikautomationsgeräte mit gefälschten<br />
Mitsubishi-Marken. Die Angeklagten wurden im Mai 2016 für die<br />
illegale Herstellung und den illegalen Verkauf dieser Produkte verurteilt,<br />
woraufhin Mitsubishi Electric die Angeklagten wegen Markenrechtsverletzung<br />
verklagte und den Fall gewann. Mitsubishi Electric<br />
möchte auch weiterhin strikte Maßnahmen gegen Hersteller von<br />
gefälschten Produkten ergreifen. Rechtliche Maßnahmen zum Schutz<br />
seines Markenwerts gelte es aufzudecken und anzuwenden, um das<br />
Vertrauen des Kunden in die eigenen Produkte auch zukünftig<br />
aufrechtzuerhalten.<br />
www.mitsubishielectric.com<br />
Die Freiheitsstatue in den USA, der Heimat unseres<br />
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f.steffen@breco.de<br />
www.breco.de
UMRICHTERTECHNIK<br />
TITEL<br />
12 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
TITEL<br />
UMRICHTERTECHNIK<br />
CONDITION-BASED MONITORING<br />
HEY MOTOR,<br />
WIE GEHT´S DIR SO?<br />
Frequenzumrichter können<br />
mehr als reine Drehzahlregler<br />
sein. Als intelligenter Sensor<br />
können sie wichtige Parameter<br />
überwachen und so zum<br />
Condition-based Monitoring<br />
beitragen. Hilfreich sind hier<br />
die Überwachung von<br />
mechanischen Schwingungen,<br />
möglichen Fehlern in der<br />
Motorstatorwicklung und die<br />
Entwicklung der Lasthüllkurve.<br />
Martin Cerny ist Produkt Marketing<br />
Manager bei Danfoss Drives in Offenbach<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> 13
UMRICHTERTECHNIK<br />
TITEL<br />
Drehzahlvariable Antriebe werden seit über einem halben<br />
Jahrhundert eingesetzt. Mit Industrie 4.0 verschiebt sich<br />
die Rolle des Frequenzumrichters weiter im Antriebssystem:<br />
Vom einst reinen Drehzahlsteller mehr und mehr hin<br />
zu einem intelligenten Bestandteil des Automatisierungssystems.<br />
Frequenzumrichter von Danfoss, die mit drei zusätzlichen Funktionen<br />
ausgestattet sind, arbeiten als intelligente Sensoren und ermöglichen<br />
dem Betreiber die Zustandsüberwachung. Die drei<br />
Funktionen sind die Zustandsüberwachung von mechanischen<br />
Schwingungen, der Motorstatorwicklung und der Lasthüllkurve. So<br />
wie bspw. ein Drucker über den Tonerstand auf dem Laufenden<br />
hält, können auch Frequenzumrichter frühzeitig warnen, bevor es<br />
zum Motor- und Anlagenstillstand kommt. Das Konzept dahinter<br />
nennt sich zustandsorientierte Wartung.<br />
WAS DEN FREQUENZUMRICHTER ZUM<br />
INTELLIGENTEN SENSOR MACHT<br />
Intelligente Umrichter von Danfoss sammeln Daten aus verschiedenen<br />
Quellen. Sie kombinieren dafür Signale von internen und<br />
externen Sensoren wie beispielsweise Schwingungs- und Drucksensoren.<br />
Mit Edge Intelligence werden die wertvollen Informationen<br />
lokal im Gerät ausgewertet und gegebenenfalls in die<br />
Cloud oder an das unternehmensinterne System gesendet. So stehen<br />
die Daten dort bereit, wo sie benötigt werden und ermöglichen<br />
eine vorausschauende, zustandsorientierte Wartung, die die Leistung,<br />
Effizienz und Betriebszeit von Anlagen erhöht, die Lebensdauer<br />
der Anlagenkomponenten verlängert und gleichzeitig die<br />
Komplexität verringert.<br />
DIE ÜBERWACHUNG MECHANISCHER SCHWINGUNGEN<br />
Viele mechanische Fehler wie beispielsweise Lagerverschleiß, Wellenversatz<br />
und Unwuchten erzeugen Schwingungen. Diese kann<br />
der Danfoss-Frequenzumrichter zusammen mit einem Sensor – einem<br />
externen Schwingungstransmitter – überwachen. Indem das Transmittersignal<br />
mit antriebsinternen Signalen, etwa der Drehzahl oder<br />
anderen relevanten Signalen korreliert wird, kann der Antrieb Fehler<br />
frühzeitig erkennen. Er informiert über den Zustand des Systems.<br />
Die Wartung kann dadurch im Voraus vorbereitet und geplant werden.<br />
Die Anlage arbeitet bis zur nächstmöglichen Wartungspause weiter<br />
und hat keinen überraschenden Betriebsausfall.<br />
Die Schwingungsüberwachung erfolgt mittels standardisierter<br />
Methoden und Schwellwerte, welche in Normen wie ISO 13373 zur<br />
Zustandsüberwachung und -diagnostik von Maschinen oder ISO<br />
<strong>10</strong>816/20816 zur Messung und Klassifizierung mechanischer<br />
Schwingungen vorgesehen sind. Die Überwachung im Umrichter<br />
ermöglicht es, Daten mit den tatsächlichen Betriebsbedingungen<br />
bei Dauerbetrieb/Rampen, Lastbedingungen oder Drehzahl gegeneinander<br />
abzugleichen.<br />
01<br />
BLICK AUF DIE STATORWICKLUNG<br />
Fehler bei Motorwicklungen treten nicht plötzlich auf; sie entwickeln<br />
sich im Laufe der Zeit. Alles beginnt mit einem kleinen Kurzschluss<br />
an einer Windung, der zu zusätzlicher Erwärmung führt.<br />
Nun setzt sich der Schaden unerkannt weiter fort, bis der Überstromschutz<br />
aktiviert und der Betrieb gestoppt wird. Dies führt zu<br />
unerwünschten Ausfallzeiten. Abhilfe schafft die kontinuierliche<br />
Zustandsüberwachung des Motors mittels einer Analyse der elektrischen<br />
Signaturen.<br />
Aus den Motorströmen und Spannungssignalen können Zustandsinformationen<br />
gezogen und mit Motor- oder Anwendungsfehlern<br />
in Verbindung gebracht werden, wie beispielsweise mit<br />
Wellenversatz oder Fehlern in der Statorwicklung. Die Strom- und<br />
Spannungssensoren, die diese Informationen liefern, sind ohnehin<br />
wesentliche Bestandteile von Frequenzumrichtern.<br />
MIT DER LASTHÜLLKURVE VERSANDUNG<br />
FRÜHZEITIG ERKENNEN<br />
Die Pumpe scheint normal zu arbeiten, aber der intelligente Frequenzumrichter<br />
erkennt eine größere Last als üblich. Damit gibt er<br />
ANTRIEBSTECHNIK FÜR DIE OHREN: IN DER PODCASTFOLGE „WIE LERNT EIN UMRICHTER?“<br />
Im Antriebspodcast „Drehmoment“ erklären die Danfoss-<br />
Ingenieure Jörg Dannehl und Holger Schmidt wie ein Umrichter<br />
lernt und was sich mit Condition-based Monitoring in der<br />
Antriebstechnik verändert. Die Idee: Der Frequenzumrichter<br />
wird durch Neuentwicklungen immer schlauer und regelt lange<br />
nicht mehr nur den Antrieb, sondern erkennt auch Fehler. Der<br />
Umrichter erlernt nach der Inbetriebnahme die typischen<br />
Muster der Anlage, definiert den Normalzustand und startet die<br />
Überwachung, wenn er mit ausreichend Daten trainiert wurde.<br />
Das System gleicht die Modelle aus der Lernphase dann mit<br />
dem realen Betrieb ab und gibt im Zweifel eine Warnung oder<br />
Alarm. Ein Ampelsystem warnt den Anwender vor auftretenden<br />
Fehlern in Echtzeit. Vertiefende Informationen liefert das White<br />
Paper „Zustandsüberwachung mit intelligenten Antrieben“.<br />
14 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
TITEL<br />
UMRICHTERTECHNIK<br />
02<br />
03<br />
den entscheidenden Hinweis: Die Pumpe ist versandet. Bevor es zu größeren<br />
Problemen kommt, kann sie vorzeitig gereinigt werden und die Anlage normal<br />
weiterlaufen. Ganz nebenbei trägt die Zustandsüberwachung so zu Energieeinsparungen<br />
bei, da die Pumpe stets unter optimalen Bedingungen betrieben<br />
werden kann.<br />
Um diesen Fehler zu ermitteln, greift der Frequenzumrichter wieder auf<br />
die Werte der Strom- und Spannungsmessung zur Steuerung des Motors zurück.<br />
Erkennt der Frequenzumrichter Über- oder Unterlastbedingungen,<br />
die bei Pumpenanwendungen durch Verockerungen, Versandungen, Korrosion<br />
oder anderem auftreten, schlägt er Wartungsalarm.<br />
ZUSTANDSÜBERWACHUNG ALS GRUNDLAGE FÜR<br />
VORAUSSCHAUENDE WARTUNG<br />
Über die Zustandsüberwachung mit intelligenten Frequenzumrichtern<br />
können Anlagen vorausschauend instandgehalten werden. Dies bietet zahlreiche<br />
Vorteile gegenüber korrektiven und präventiven Wartungskonzepten.<br />
Allerdings ist die Zustandsüberwachung auf Sensordaten angewiesen<br />
und die Installation zusätzlicher Sensoren in Anlagen kann teuer sein.<br />
Wenn jedoch Frequenzumrichter von Danfoss in der Anwendung eingesetzt<br />
werden, sind sie eine wertvolle Datenquelle, die für die Zustandsüberwachung<br />
genutzt werden können. Das schafft Mehrwert durch Wissensvorsprung<br />
und spart unnötige Kosten durch Anlagenstillstand oder erhöhten<br />
Verschleiß.<br />
SOFTWARE LEICHT ZU BEHERRSCHEN<br />
Natürlich braucht ein Frequenzumrichter mit solchen Fähigkeiten eine leistungsfähige<br />
Software. Danfoss bietet dafür eine ganze Reihe von Tools an,<br />
die Konfiguration und Dokumentation der Frequenzumrichter vereinfachen.<br />
Sämtliche Tools, Apps und Online-Ressourcen für die Frequenzumrichter<br />
sind in der MyDrive-Suite von Danfoss zusammengefasst.<br />
Fotos: Danfoss<br />
www.danfoss.de<br />
01 Intelligente Frequenzumrichter analysieren<br />
die Daten von internen und externen Sensoren mit<br />
Hilfe ihrer Edge Intelligence und senden wertvolle<br />
Erkenntnisse an die dafür vorgesehenen Empfänger<br />
02 Die Produktgruppe der VLT-AutomationDrive-<br />
Frequenzumrichter<br />
03 Ein intelligenter Frequenzumrichter überwacht<br />
den Zustand einer Pumpe; die Inbetriebnahme erfolgt<br />
einfach über die PC-Software<br />
DIE IDEE<br />
„Frequenzumrichter sind heute viel<br />
mehr als einfache Antriebe. Durch<br />
stetige Weiterentwicklung werden<br />
sie zu intelligenten Sensoren in den<br />
Anlagen und Maschinen und können<br />
durch das Aufnehmen und Analysieren<br />
der relevanten Daten maßgeblich<br />
zu vorausschauenden Wartungskonzepten<br />
beitragen.“<br />
Martin Cerny, Produkt Marketing<br />
Manager bei Danfoss Drives<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> 15
UMRICHTERTECHNIK<br />
DER EINSTEIN-ELEVATOR<br />
FALLTURM MIT FREQUENZUMRICHTER<br />
Komplexe physikalische und<br />
produktionstechnische<br />
Experimente für Anwendungen<br />
im Weltraum führt die Leibniz<br />
Universität Hannover in einem<br />
Fallturm durch, dem Einstein-<br />
Elevator. Darin erzeugen die<br />
Wissenschaftler variable<br />
Gravitationsbedingungen bis<br />
hin zu vier Sekunden<br />
Schwerelosigkeit. Der Antrieb,<br />
sowie die Mess-, Regel- und<br />
Führungstechnik der Anlage sind<br />
extrem anspruchsvoll.<br />
Giuseppe Savoca ist Vertriebsleiter Antriebstechnik<br />
Deutschland bei Gefran in Seligenstadt<br />
Viele Unternehmen und Wissenschaftler träumen von einer<br />
Basis auf dem Mond. Eine ressourcensparende Methode für<br />
Fabrikation auf dem Erdtrabanten wäre es, den Mondstaub<br />
per 3D-Druck in Geräte und Baumaterial zu verwandeln.<br />
Im Projekt Moonrise entwickeln das Laser Zentrum Hannover e. V.<br />
und das Institut für Raumfahrtsysteme (IRAS) der Technischen Universität<br />
Braunschweig zu diesem Zweck einen Laser, der Mondstaub<br />
aufschmelzen und in feste Kugeln verwandeln soll. „Das ist ein erster<br />
Schritt, um später den 3D-Druck auf den Mond zu bringen“, berichtet<br />
Prof. Dr.-Ing. Ludger Overmeyer, Leiter des Instituts für Transport- und<br />
Automatisierungstechnik (ITA) der Leibniz Universität Hannover sowie<br />
Vorsitzender des wissenschaftlichen Direktoriums am Laser Zentrum<br />
Hannover e. V. und Projektleiter des Moonrise-Projektes. „Produktions-<br />
oder Bearbeitungsprozesse müssen dabei unter ganz anderen<br />
Gravitationsbedingungen als auf der Erde stattfinden.“ Um außerirdische<br />
Umgebungsbedingungen zu simulieren, hat das ITA<br />
gemeinsam mit dem Institut für Quantenoptik der Leibniz Universität<br />
Hannover ein Großprojekt auf die Beine gestellt: Den Einstein-<br />
Elevator, einen außergewöhnlich variablen Fallturm.<br />
Während die Wiederholrate bei anderen Falltürmen bei nur etwa<br />
zwei bis drei Versuchen am Tag liegt, kann im Einstein-Elevator maximal<br />
alle vier Minuten ein neuer Durchlauf stattfinden. Anstelle<br />
von großen Vakuumkammern und freiem Fall, wie sonst üblich,<br />
saust hier eine Versuchskammer in Form einer Gondel an Schienen<br />
geführt in enormer Geschwindigkeit auf und ab. Der Einstein-Elevator<br />
ist die erste Anlage weltweit, die neben Schwerelosigkeit auch<br />
unterschiedliche Gravitationsbedingungen simulieren kann. In der<br />
Gondel haben experimentelle Aufbauten mit einem Durchmesser<br />
von 1,7 Metern und einer Höhe von 2 Metern bei einem maximalen<br />
Gewicht von 1 000 Kilogramm Platz.<br />
MEISTERWERK INTERDISZIPLINÄRER<br />
INGENIEURSKUNST<br />
„Der Einstein-Elevator vereint die Antriebstechnik aus dem Achterbahnbau<br />
mit der Positioniergenauigkeit einer Werkzeugmaschine“,<br />
so Overmeyer. Die Herausforderung besteht darin, große Lasten mit<br />
sehr hoher Geschwindigkeit zu bewegen und punktgenau wieder abzubremsen.<br />
Dies bedarf hoher Motorleistung, präziser Mess-, Regelund<br />
Führungstechnik und einen hohen Automatisierungsgrad.<br />
Für den Gleichlauf sind darüber hinaus die Umrichter von großer<br />
Bedeutung. In der Anlage sind drei unabhängige Antriebsstränge<br />
verbaut. Zwei davon dienen zum Beschleunigen der Gondel. „Pro<br />
Strang werden fünf Frequenzumrichter der ADV200 Baureihe von<br />
Gefran mit einer Leistung von jeweils 400 kW zzgl. Überlast von bis<br />
zu 180 Prozent parallelgeschaltet. So ist es möglich, die Anlage sehr<br />
symmetrisch nach oben zu bewegen“, erklärt Christoph Lotz, Projektmanager<br />
für den Einstein-Elevator am ITA. Der dritte Antriebsstrang<br />
dient der Regelung der Schwebehöhe (Schwerelosigkeit)<br />
und der Erzeugung variabler Beschleunigungen.<br />
16 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
Das ausgeklügelte Antriebs-, Brems- und Steuerungssystem für den<br />
Fahrtablauf des Einstein-Elevators inklusive Schweberegelung hat<br />
die Intrasys GmbH gemeinsam mit der Leibniz Universität Hannover<br />
entwickelt. Damit kann die tonnenschwere Gondel mit 5 g vertikal<br />
in 0,5 Sekunden auf 72 km/h beschleunigt und sicher wieder<br />
abgebremst werden. Die Linearantriebe des Unternehmens benötigen<br />
dafür für wenige Sekunden sehr hohe Ströme. „Bei einem Abschuss<br />
der Gondel wird eine große Menge an Energie durch die Gefran-Umrichter<br />
aus dem Supercap-Energiespeicher der Stercom<br />
GmbH entnommen und an die Statoren weitergegeben“, erläutert<br />
Dr. Tobias Hollmer, Geschäftsführer Forschung und Entwicklung<br />
bei Intrasys, das Funktionsprinzip des Antriebs. Dort erzeugt der<br />
Strom ein magnetisches Feld, welches dann mit einem Magnetfeld<br />
wechselwirkt und das Fahrzeug antreibt.<br />
Im Einstein-Elevator kommen nicht nur Standard-, sondern<br />
auch Sonderkomponenten des Antriebsherstellers zum Einsatz,<br />
die individuell für den Fallturm entwickelt wurden. „Im Gegensatz<br />
zu unseren bewährten Achterbahnantrieben mussten wir hier<br />
zum Beispiel eine wesentlich präzisere Positionserfassung realisieren“,<br />
erklärt Hollmer weiter. „So konnten wir die hohen Anforderungen<br />
an die Regelgenauigkeit der Anlage einhalten.“ Um der<br />
Dynamik der Anwendung gerecht zu werden, setzt das Unternehmen<br />
darüber hinaus eine eigens entwickelte Methode zur optischen<br />
Datenübertragung ein.<br />
MESSEN UND REGELN IM EINSTEIN-ELEVATOR<br />
Von entscheidender Bedeutung ist auch das nahtlose Zusammenspiel<br />
der Steuerung mit der Messtechnik. „Unsere Sensoren befinden<br />
sich direkt an der Gondel und senden Daten in Echtzeit an<br />
den Antrieb, der unten im Turm verbaut ist“, erläutert Christoph<br />
Lotz vom ITA. „Die Herausforderung bestand dabei nicht nur aus<br />
den hohen Geschwindigkeiten, sondern auch aus der weiten<br />
Übertragungsstrecke im 40 Meter hohen Fallturm.“<br />
Um die genaue Schweberegelung realisieren zu können hat Intrasys<br />
zudem eine neue Anlagensteuerung entwickelt und ein speziell<br />
konstruiertes Magnetjoch eingesetzt, welches eine deutliche Gewichtsreduktion<br />
erzielt. „Mit dieser Anlage haben wir definitiv technisches<br />
Neuland betreten“, so Hollmer. „Aus meiner Sicht ist die<br />
Kombination aus einer so hohen Antriebsleistung mit bis zu fünf<br />
Megawatt und einer exakten Regelgenauigkeit – die es ermöglicht,<br />
die Schwebehöhe des Experiments in der Gondel bis auf wenige<br />
Millimeter genau konstant zu halten – besonders beeindruckend.“<br />
Als während der Planung des Fallturms klar wurde, dass eine so<br />
hohe Leistung für den Antrieb nicht einfach aus dem Netz gezogen<br />
werden kann, kam die Firma Stercom ins Spiel, die sich auf den<br />
Aufbau von Hochleistungsspeichern spezialisiert hat. „Wenn man<br />
die Gefran-Umrichter einfach an das Stromnetz angeschlossen<br />
hätte, damit sie aus der Wechselspannung eine DC-Spannung er-<br />
| AT12-17G |<br />
Multiachs-Servosystem<br />
AX8000: Minimale Zykluszeit,<br />
maximale Leistung<br />
Schneller Strom- und Lageregler:<br />
■ Stromregler-Reaktionszeit 1 µs<br />
■ Stromregler-Zykluszeit 62,5 µs (bis zu 16 µs)<br />
■ Drehzahlregel-Zykluszeit 62,5 µs (bis zu 32 µs)<br />
■ Lageregler-Zykluszeiten 62,5 µs<br />
■ EtherCAT-Zykluszeit 62,5 µs<br />
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The digital automation hub<br />
24. – 26.11.<strong>2020</strong><br />
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Antriebstechnik. Das modular kombinierbare Multiachs-Servosystem<br />
AX8000 bringt Hochleistungs-Antriebstechnik mit optimierter<br />
Raumausnutzung in den Schaltschrank. Der AX8000 ermöglicht<br />
gleichmäßigere Bewegungsabläufe durch erhöhte Abtastraten und<br />
somit eine optimierte Produktqualität. Die Strommessung erfolgt<br />
innerhalb 1 µs in einem FPGA.<br />
01 Schnitt durch die Konstruktion des Einstein-Elevators
UMRICHTERTECHNIK<br />
02 In jedem der zwei Antriebsstränge des Einstein-<br />
Elevators sorgen fünf parallelgeschaltete ADV200-<br />
Umrichter mit einer Leistung von jeweils 400 kW für<br />
eine symmetrische Aufwärtsbewegung<br />
DIE IDEE<br />
zeugen, würde das Netz extrem belastet werden und die Spannung in den sensiblen Forschungseinrichtungen<br />
in der Nachbarschaft stark einbrechen“, erklärt Diplom-Ingenieur<br />
(Univ) Robert Sterff, CEO und Gründer von Stercom. „Deshalb musste für die notwendige<br />
Leistung im Einstein-Elevator ein Hochleistungsspeicher als Puffer zum Einsatz kommen,<br />
der langsam aufgeladen wird und dann sehr hohe Ströme – bis zu 7 000 A – in kurzer Zeit<br />
wieder abgeben kann.“ Nachdem die Energie bei einem Versuch verbraucht wurde, hat<br />
das System vier Minuten Zeit zum Wiederaufladen. Als Speicherelemente kommen sogenannte<br />
Doppelschicht-Kondensatoren oder Supercaps zur Anwendung, das sind innovative<br />
Hochleistungskondensatoren mit enormer Kapazität. Mit ca. einer Million Ladezyklen<br />
ist die Lebensdauer eines Supercaps im Vergleich zu einer normalen Batterie mit nur einigen<br />
tausend Zyklen viel höher. Sie können im Vergleich zu modernen Lithiumbatterien zwar<br />
weniger Energie speichern, diese aber wesentlich schneller und öfter wieder abgeben.<br />
WEITERENTWICKLUNG IN PLANUNG<br />
Die Forscher der Leibniz Universität Hannover sind zufrieden mit dem Zusammenspiel<br />
der eingesetzten Antriebskomponenten und der interdisziplinären Zusammenarbeit der<br />
Projektpartner. „Bald soll es im Zuge neuer Experimente Weiterentwicklungen an der Anlage<br />
geben“, erzählt Overmeyer. Dann wird Intrasys gemeinsam mit dem Forschungsteam<br />
des ITA zusätzliche Fahrprofile für ein noch breiteres Versuchsspektrum im Einstein-Elevator<br />
erstellen.<br />
Fotos: Gefran, Leibnitz Universität Hannover<br />
www.gefran.com<br />
„Für den Einstein-Elevator hat Gefran<br />
Intrasys mit Frequenzumrichtern<br />
beliefert, die mit einer speziellen<br />
Regelungssoftware ausgestattet<br />
worden sind. Um die Gondel zu<br />
bewegen, werden die Linearmotoren<br />
mit Strom aus einem Energiespeicher<br />
versorgt, der über einen DC-<br />
Zwischenkreis angekoppelt ist.<br />
Gefran entwickelt bei Bedarf auch<br />
Sonderlösungen und ganze Schaltschrankkonzepte.“<br />
Giuseppe Savoca Vertriebsleiter bei<br />
der SIEI-Areag GmbH (Gefran)<br />
Der Teamplayer<br />
SD2 – zertifizierte Sicherheit für sensorlose Systeme<br />
Die universelle Antriebslösung<br />
für Multiachs- und Hochgeschwindigkeitsanwendungen<br />
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18 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
UMRICHTER SIMULATIONSGESTÜTZT IM STRESSTEST<br />
Wie wird sich der Umrichter im realen Betrieb verhalten? Welche<br />
Sequenzen müssen gefahren werden, welcher Typ passt und was<br />
passiert bei Überlast? Bei den Umrichtern GA500 und GA700 von<br />
Yaskawa lassen sich derartige Fragen über den „Drive Programming<br />
Simulator“ vorab klären. Darin sind beide Serien durchgängig<br />
abgebildet. Der virtuelle Umrichter ist über ein Keypad auf<br />
dem Bildschirm wie sein reales Pendant programmier- und<br />
bedienbar. Der Simulator assistiert beim Test eigener Sequenzen<br />
und bei der Erstellung von Parametersätzen. Die Ansteuerung<br />
erfolgt über Eingangsklemmen, es können Starts und Stopps<br />
gesetzt und Eingangsfunktionen aktiviert werden. Die Reaktion lässt sich direkt an den virtuellen<br />
Ausgangsklemmen ablesen. Auch Fehler, wie etwa Überlast, sind simulierbar. Die Einstellungen<br />
können über die DriveWizard-Steuerungssoftware eingelesen und auf reale Umrichter übertragen<br />
werden. Der Simulator steht auf http://YDPS.yaskawa.eu.com kostenfrei zum Download bereit.<br />
www.yaskawa.eu.com<br />
Anzeigen<strong>2020</strong>_146x202+3mm-DerKonstrukteur,<strong>antriebstechnik</strong>_190201_Layout 1 24.08.20 09:59 Seite 1<br />
SENSIBLE BAUTEILE<br />
AUS DEM REINRAUM<br />
FREILÄUFE<br />
Rücklaufsperren • Überholkupplungen • Vorschubfreiläufe<br />
2 - 1 230 000 Nm<br />
Reinraum-Prozesse werden bei<br />
Rodriguez in einer Flow-Box<br />
durchgeführt, die sich in einem<br />
temperierten Grauraum<br />
befindet. Die Box – eine Art Glasvitrine,<br />
deren Vorderseite sich<br />
öffnen lässt – saugt Umgebungsluft<br />
an und filtert diese. So<br />
entsteht ein Überdruck mit<br />
sauberer Luft. In der Flow-Box<br />
werden Komponenten oder<br />
Bauteile montiert und verpackt,<br />
etwa für die Halbleiterbranche,<br />
die Luft- und Raumfahrt, der<br />
optischen Industrie und<br />
zunehmend auch der Medizintechnik.<br />
Werden Standard-Produkte<br />
im Reinraum bearbeitet,<br />
werden auch die regulären Fette<br />
ausgewaschen und Reinraumfette<br />
eingebracht. Die Reinraum-<br />
Produkte werden in einer zweilagigen<br />
Verpackung geliefert: Die<br />
erste Verpackung wird im<br />
Reinraum angebracht, danach<br />
wird außerhalb noch eine<br />
Transportverpackung angebracht.<br />
Nach der Anlieferung<br />
wird die oberste Verpackung<br />
entfernt und dann die innere<br />
beim Kunden im Reinraum. So<br />
wird sichergestellt, dass es zu<br />
keiner Verschmutzung während<br />
des Transports kommt.<br />
www.rodriguez.de<br />
www.ringspann.de<br />
Ihr Nutzen ist unser Antrieb
ELEKTROMOTOREN<br />
SERVOMOTOREN FÜR INTELLIGENTEN VORSCHUB<br />
DIE DNA DES<br />
BOHRENS<br />
In der Trockenbearbeitung von<br />
Holz, Aluminium oder<br />
Kunststoff ist ein individuell<br />
einstellbares, fein dosiertes<br />
Bohren wichtig. So kann man<br />
der Beschaffenheit<br />
verschiedener Materialien<br />
gerecht werden und Schäden<br />
vermeiden. In einem neuen<br />
intelligenten Bearbeitungsmodul,<br />
entwickelt von der<br />
Firma ToolDrives, kommen als<br />
zentrales Antriebselement<br />
speziell modifzierte<br />
Servomotoren von Groschopp<br />
zum Einsatz.<br />
Christian Skaletz ist Produktmanager bei der<br />
Groschopp AG Drives & More in Viersen<br />
Versierte Heimwerker kennen das Gefühl, wenn die Wand beim Bohren mal<br />
ganz hart oder relativ weich ist. Entsprechend dosiert der Heimwerker die<br />
Kraft, mit der er die Maschine führt. So verhindert man Ausbrüche und erhält<br />
ein sauberes Bohrloch. Ein Bearbeitungsmodul mit der Fähigkeit, auf verschiedene<br />
Materialeigenschaften differenziert zu reagieren, hat das Unternehmen Tool Drives<br />
vorgestellt. „Diese Intelligenz liefern wir in unseren neu entwickelten Bearbeitungsmodulen<br />
gleich mit“, sagt Volker Meier, Geschäftsführer der ToolDrives GmbH & Co. KG.<br />
„Die intelligente Abstimmung von Werkzeug, Material, Spindeldrehzahl und Vorschub<br />
nennen wir die DNA des Bohrens – für perfekte Löcher.“<br />
20 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
ELEKTROMOTOREN<br />
01 Das IHS-ADU60 ist<br />
ein Bearbeitungsmodul<br />
zum intelligenten Bohren<br />
ToolDrives aus Medebach wurde 2019 gegründet und hat sich auf<br />
die Entwicklung, Herstellung sowie Vermarktung direktangetriebener<br />
Werkzeugantriebe für die CNC-Hochleistungstrockenbearbeitung<br />
spezialisiert. Das Portfolio von ToolDrives umfasst einen<br />
kompletten Systembaukasten bestehend aus einer Control Box,<br />
inklusive der passenden Leistungs- und Steuerungselektronik als<br />
dezentrale Schaltschrankeinheit sowie der dazugehörigen Software.<br />
Auch ein Frame, also ein individueller Aufnahmerahmen zur Befestigung<br />
der Bearbeitungsmodule an der Maschinenkonstruktion ist<br />
darin enthalten. Die Module selbst bieten direktangetriebene Werkzeugspindeln,<br />
die – je nach Kundenanforderung – unterschiedlich<br />
ausgestattet werden können. Um Trockenbearbeitungsprozesse<br />
zu optimieren, hat ToolDrives jüngst ein Bearbeitungsmodul auf<br />
den Markt gebracht, dass von Haus aus eine eigene Intelligenz<br />
mitbringt – das IHS-ADU60 (Intelligent High Speed – Automatic<br />
Drilling Unit).<br />
SO ENTSTEHT DAS PERFEKTE LOCH<br />
In der Holzbearbeitung ist es besonders wichtig, dass das Material<br />
beim Bohren nicht geschädigt wird. So kann es z. B. durch zu hohe<br />
Drehzahlen oder eine zu lange Verweildauer des Werkzeuges im<br />
Holz zu Brandspuren kommen. Fremdkörper zu erkennen ist<br />
ebenfalls wichtig, denn Bohrer sollten sich sofort zurückziehen,<br />
wenn sie bspw. auf einen Nagel oder andere harte Objekte stoßen.<br />
Dieses feine Fühlen und Reagieren – wie von Menschenhand –<br />
übernimmt in dem neuen Bearbeitungsmodul die entsprechende<br />
Sensorik in Kombination mit einem intelligenten Regler. So ist eine<br />
feine Dosierung des Vorschubes bzw. die Drehzahlanpassung des<br />
Servomotors von Groschopp möglich. Dieser treibt die Linearachse<br />
an, mit der das Werkzeug bewegt wird. „Wenn zum Beispiel<br />
in eine Küchenplatte gebohrt wird, muss der Bohrer in die harte<br />
Beschichtung mit einer anderen Vorschubkraft und Geschwindigkeit<br />
eintauchen, als es beim Bohren im Material der Platte selbst<br />
notwendig ist“, erläutert Volker Meier.<br />
Ein weiterer Pluspunkt des Systembaukastens rund um das IHS-<br />
ADU60 ist die passende Absaugeinheit für die Trockenbearbeitung.<br />
Die Absaugvorrichtung an der Spindel sorgt dafür, dass entstehender<br />
Feinstaub sich gar nicht erst am Bohrloch absetzt und<br />
Rest späne sofort sicher entfernt werden. „Da viele Materialien<br />
nach dem Bohrprozess noch lackiert werden müssen, ist die Reinigung<br />
der Werkstücke auf diese Weise viel einfacher“, ergänzt Meier.<br />
Auch die Maschine und die Umgebung bleiben viel sauberer.<br />
„Durch die Symbiose aller Systemkomponenten sind unsere Kunden<br />
in der Lage, in kurzer Zeit perfekte Löcher zu bohren“. Anwendungsfelder<br />
finden sich z. B. in der Fertigung von Fenstern, Treppen<br />
und Möbeln, aber auch in der Fahrrad- oder Automobilindustrie<br />
mit Materialien wie Holz, Carbon, Aluminium oder anderen wie<br />
etwa Kunststoffen.<br />
KONNEKTIVITÄT UND HANDLING<br />
LEICHTGEMACHT<br />
„Beim IHS-ADU60 war es uns besonders wichtig, dass der Antrieb,<br />
die Sensorik und die dazugehörige integrierte Leistungs- und Steuerelektronik<br />
gut zusammenpassen“, erzählt Meier. „In der Historie<br />
haben wir bereits eng mit einem Elektronikanbieter beziehungsweise<br />
mit einem Hersteller von Servo reglern zusammengearbeitet,<br />
der wiederum seit Jahren eine Partnerschaft zum Hause Groschopp<br />
unterhält. Somit wissen wir, dass die Anbindung des Motors an die<br />
Elektronik bereits in der Vergangenheit hervorragend funktioniert.<br />
hat.“ Der Vorteil: Die Parametrierung entfällt, da der Motor vom<br />
COG SETZT ZEICHEN:<br />
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O-Ring-Lager weltweit.<br />
Präzisions-O-Ringe in 45 000 Varianten abrufbereit.<br />
01. – 03.12.<strong>2020</strong><br />
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Halle 3, Stand 3E28<br />
DICHTUNGSTECHNIK<br />
PREMIUM-QUALITÄT SEIT 1867<br />
www.COG.de
ELEKTROMOTOREN<br />
02<br />
03<br />
Regler automatisch eingemessen wird. Dieser kann schon während der Initialisierung<br />
feststellen, welche Eigenschaften und Motordaten vorliegen.<br />
Ein Kernelement bzw. die sogenannte DNA des Bearbeitungsmoduls ist die<br />
integrierte LCM-Elektronik (Life Cycle Management) in Form einer Mikroprozessorplatine.<br />
Sie schaltet die Pneumatikventile, verarbeitet Sensorsignale vor<br />
und speichert Daten wie die Fehlerhistorie oder absolvierte Betriebsstunden.<br />
Zudem gibt sie Auskunft über die Ausprägung des Moduls hinsichtlich des<br />
verbauten Spindelmotors, der enthaltenen Sensorik und der angebauten Werkzeugaufnahme.<br />
Eine Condition-Monitoring-Software bringt zusätzlich Transparenz,<br />
indem sie Daten zu Drehmoment, Drehzahl, Leistung und Lageerfassung<br />
verarbeitet. Dadurch kann Spindelzustand und Werkzeugbruch<br />
überwacht werden, was eine reibungslose Produktion mit optimierten Wartungsintervallen<br />
ermöglicht. Das einfache Handling und die hervorragende<br />
Konnektivität der leistungsstarken Groschopp-Motoren in der Vorschubeinheit<br />
der Module machen diese zu perfekt passenden Systemkomponenten.<br />
KONSTRUKTIVE OPTIMIERUNG AUF KUNDENWUNSCH<br />
Die in den Bearbeitungsmodulen von ToolDrives verbauten Servomotoren der<br />
Black Panther Serie von Groschopp mit der Bezeichnung EGK 48-60 NR zeichnen<br />
sich nicht nur durch ihre geringe Größe und hohe Leistungsdichte aus. Sie<br />
sind darüber hinaus besonders dynamisch, positioniergenau und flexibel konfigurierbar.<br />
Die Motoren bieten die Möglichkeit, einen Servo regler zu integrieren,<br />
der dadurch nur wenig Bauraum benötigt. Die Servo motoren können mit einer<br />
Vielzahl von Gebersystemen ausgerüstet werden und passen somit gut in das<br />
ToolDrives-Konzept. Abgesehen davon können die Antriebe durch die Verwendung<br />
von Beschichtungen oder die Ausführung in Edelstahl auch in besonders<br />
anspruchsvollen Umgebungen eingesetzt werden – wie z. B. in der Lebensmittelund<br />
Verpackungsindustrie.<br />
Groschopp bietet seinen Kunden auf Wunsch individuell angepasste Antriebslösungen,<br />
die den Anforderungen der jeweiligen Anwendung gerecht werden. Für<br />
ToolDrives wurden die Servomotoren z. B. eigens mit einer praktischen Einkabellösung<br />
versehen, die das Geber- und Leistungskabel integriert. „Anstelle separater<br />
Anschlüsse haben wir uns für einen Kombi- bzw. Hybridstecker entschieden, was<br />
die Kabelführung am Roboter oder an der Maschine stark ver einfacht“, so Meier.<br />
Außerdem wurde die Anschlussleitung in Richtung AS-Lagerschild gedreht, damit<br />
der Motor gut in die Applikation passt. „Auch die Bemusterung in der Startphase<br />
sowie die Bereitstellung von CAD-Daten hat gut und schnell geklappt“, erzählt<br />
Meier weiter. „So konnten wir unseren Kunden bereits CAD-Modelle zur Verfügung<br />
stellen, als wir den Prototypen der intelligenten Bohreinheit fertig hatten<br />
und im Vorfeld prüfen, ob das System in die jeweilige Anlage passt.“<br />
Bislang werden die EGK-Servomotoren zwar nur in den IHS-ADU60-<br />
Modulen verbaut, doch da die Partnerschaft mit Groschopp so positiv angelaufen<br />
ist, sieht der Geschäftsführer von ToolDrives noch Potenzial für weitere<br />
gemeinsame Projekte und einen Ausbau der Zusammenarbeit.<br />
Fotos: Groschopp AG Drives & More, ToolDrives GmbH & Co. KG<br />
www.groschopp.de<br />
02 Der Servomotor EGK48-60 ist in der<br />
Linear-Feed-Unit des Bearbeitungsmoduls<br />
verbaut<br />
03 Der elektronisch kommutierte<br />
Niederspannungs-Servomotor ist kompakt,<br />
flexibel konfigurierbar und leistungsstark<br />
DIE IDEE<br />
„Der EGK 48-60NR ist ein kompakter<br />
Motor, der sich aufgrund seines<br />
integrierten Reglers gut in ein<br />
bestehendes Konzept einfügen lässt.<br />
Damit haben wir ein bewährtes,<br />
leistungsstarkes System noch<br />
flexibler und vielfältig einsetzbarer<br />
gemacht. Auch gängige Feldbusprotokolle<br />
wie zum Beispiel CANopen,<br />
Profibus oder Profinet können so<br />
genutzt werden. Aufgrund seiner<br />
minimierten Verkabelung eignet sich<br />
der Antrieb insbesondere für<br />
modulare Lösungen – wie zum<br />
Beispiel das Bearbeitungsmodul<br />
IHS ADU60 von ToolDrives.“<br />
Christian Skaletz, Produktmanager,<br />
Groschopp AG Drives & More<br />
22 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
MARKTPLATZ<br />
MIT AUSWAHLHILFEN SCHNELLER ZUM<br />
PASSENDEN PRODUKT<br />
Das Berechnungstool<br />
Linear Motion Designer<br />
von Bosch Rexroth<br />
unterstützt nun nicht nur<br />
die Auslegung von<br />
Profilschienenführungen<br />
und Gewindetrieben,<br />
sondern auch von<br />
Kugelbüchsenführungen.<br />
Zudem ermöglicht es<br />
durch die Integration<br />
neuer Funktionen eine<br />
schnellere und komfortablere<br />
Auslegung. Mit Auswahlhilfen wird der Anwender durch die<br />
Dimensionierung von Komponenten geführt und gelangt<br />
schneller zur passenden Lösung. Dazu zählt auch die Auswahlhilfe<br />
bei Führungswagen: Hat der Nutzer alle relevanten Daten<br />
eingegeben, kann er das zukünftige Einsatzgebiet genauer<br />
spezifizieren. Auf Basis dieser Angaben wird ein bevorzugter<br />
Führungswagen angeboten, der anschließend direkt zur Auslegung<br />
übernommen werden kann. Bei der Eingabe der Lebensdauer<br />
bzw. Laufleistung werden dann nur passende Führungswagen<br />
anzeigt. Ebenfalls neu: Von ausgewählten Profilschienenführungen<br />
und Gewindetrieben kann man sich die Schmierintervalle<br />
und -mengen anzeigen lassen.<br />
www.boschrexroth.de<br />
KONNEKTIVITÄT UND DIVERSITÄT IM<br />
SCHLANKEN DESIGN<br />
Nord Drivesystems<br />
bringt Frequenzumrichter<br />
der<br />
Baureihe Nordac<br />
Pro SK 500P auf<br />
den Markt. Sie<br />
verfügen über eine<br />
integrierte<br />
Multi-Protokoll-<br />
Ethernet-Schnittstelle,<br />
ein Multi-<br />
Geber-Interface und einen USB-Port. Die im Booksize-Format<br />
konzipierten Schaltschrankumrichter decken Motornennleistungen<br />
von 0,25 bis 5,5 kW ab. Ein Multi-Chip für Industrial Ethernet<br />
ermöglicht die Nutzung aller gängigen Echtzeit-Ethernet-Standards.<br />
Über den USB-Port ist ein spannungsloses Parametrieren<br />
möglich. Weiter bereitgestellt werden u. a. eine CANopen-Schnittstelle,<br />
digitale und analoge Ein-/Ausgänge, zwei potenzialfreie<br />
Multifunktionsrelais und eine HTL-/TTL-Inkrementalgeber-<br />
Schnittstelle. Das Gerät kann bis zu vier Drehgebersysteme<br />
parallel lesen, sodass sich mehrere Motoren im Positionierbetrieb<br />
sequentiell steuern lassen. Die integrierte PLC leitet die Ablaufsteuerungen<br />
autark ein und übermittelt die Antriebs- und<br />
Anwendungsdaten an den Leitstand, vernetzte Komponenten<br />
oder eine Cloud.<br />
www.nord.com<br />
voith.com<br />
Autarke Servoantriebe<br />
und Hydrauliksysteme<br />
Autarke Antriebe und Hydrauliksysteme<br />
sind ressourcenschonend, energiesparsam,<br />
robust und produktiv. Die ideale Wahl für<br />
alle Antriebs aufgaben, die sich durch hohe<br />
Leistungsdichte und hohe Dynamik auszeichnen.<br />
Progressive Hybridtechnologie,<br />
Hydrauliksysteme für Blech-, Kunststoffverarbeitungsanlagen,<br />
Werkzeugmaschinen,<br />
Pressen, Maschinen- und Anlagenbau und<br />
für erneuerbare Energien und Kraftwerke.<br />
Profitieren Sie von unserer technischen<br />
Expertise und langjähriger Erfahrung in der<br />
Realisierung spezifischer Antriebslösungen.
ELEKTROMOTOREN<br />
SERVOMOTOREN<br />
DER RICHTIGE DREH FÜR<br />
AUTOMATISCHE ROTATIONSVERDAMPFER<br />
Rotationsverdampfer sorgen für die schonende<br />
und gezielte Aufkonzentrierung von Lösungen<br />
und Extrakten oder die Rückgewinnung von<br />
Lösungsmitteln aus Prozessen in chemischen<br />
Laboratorien. Da viele dieser Lösungsmittel<br />
und Destillationsprodukte brennbar sind, hat<br />
das Unternehmen Servotecnica<br />
explosionsgeschützte Servomotoren<br />
konzipiert, die vor allem für diese<br />
Anwendungen geeignet sind.<br />
Dipl.-Ing. Christian Becker ist Geschäftsführer<br />
bei der Servotecnica GmbH in Raunheim<br />
Die Antriebsmotoren von Servotecnica erfüllen hohe Qualitätsstandards<br />
und werden z. B. in den explosionsgeschützten<br />
Powervap-Systemen von Genser Scientific Instruments<br />
eingesetzt. Diese Systeme finden überall dort Verwendung,<br />
wo es darauf ankommt, große Produktmengen kostenoptimal,<br />
schnell und produktschonend mit geringem Personalaufwand zu<br />
verarbeiten.<br />
DIE ANFÄNGE DES ROTATIONSVERDAMPFERS<br />
Konventionelle Rotationsverdampfer für den Laboreinsatz sind aufgrund<br />
der rotierenden Dichtung nicht über einen Zeitraum von<br />
mehreren tausend Stunden dicht. Daher entwickelte das Unternehmen<br />
Genser in den 1980er Jahren mit dem Pendelsystemrotationsverdampfer<br />
ein Gerät, das langfristig dicht und zuverlässig und damit<br />
auch für den automatisierten Dauerbetrieb und größere Volumina<br />
geeignet ist.<br />
Wichtige Schritte dazu waren die Entwicklung einer Messmethode<br />
für den Inhalt des frei im Heizbad schwimmenden Rotationskolbens<br />
24 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
ELEKTROMOTOREN<br />
(Inklinometersystem) und einer unter Vakuum entleerenden Destillatentnahmevorrichtung.<br />
Mithilfe des Hochleistungsdichtsystems<br />
und der oberflächenbehandelten Glasflansche erreicht das System<br />
Dichtheit und eine hohe Rate bei der Lösungsmittelrückgewinnung.<br />
INDIVIDUELLE ANPASSUNGEN MÖGLICH<br />
Das Befüllen und Entleeren des Rotationskolbens sowie die Entleerung<br />
des Destillatgefäßes erfolgen automatisch. Temperatur, Vakuum<br />
und andere Prozessparameter werden überwacht, um z. B. auch<br />
schäumende Produkte zuverlässig verarbeiten zu können. Gesteuert<br />
wird das gesamte Destillationssystem über eine Software, die sowohl<br />
die Sensoren, Ventile und Aggregate des Destillationsapparates ansteuert<br />
und überwacht, als auch eine intuitive grafische Benutzeroberfläche<br />
zur Verfügung stellt. Durch Anpassungen der Software<br />
lassen sich anwenderspezifische Anforderungen erfüllen, d. h. der<br />
Rotationsverdampfer kann auf die jeweilige Anwendung ausgerichtet<br />
werden. Hierfür wird das eigenentwickelte Linux-basierte System<br />
über Konfigurationsdateien individualisiert.<br />
Da das System im Betrieb ständig alle Systemparameter im CSV-<br />
Format abspeichert, ist eine Auswertung zur Prozessoptimierung<br />
mit gängigen Programmen möglich. Die Leistungsfähigkeit des<br />
Powervap-Systems ist laut Hersteller etwa fünf Mal so hoch wie<br />
konventioneller Rotationsverdampfer mit gleicher Rotationskolbengröße.<br />
Daher soll das System je nach Anwendungsfall bis zu<br />
fünf herkömmliche Rotationsverdampfer ersetzen können.<br />
Für den durchgehenden automatischen Betrieb muss der Antriebsmotor<br />
des Rotationskolbens zuverlässig, langlebig, energiesparend<br />
und leistungsstark sein. In vielen Fällen ist es außerdem unabdingbar,<br />
dass der Motor explosionsgeschützt ausgeführt ist.<br />
EX-SCHUTZ GENÜGT BESONDEREN<br />
ANFORDERUNGEN<br />
Im Produktportfolio des Herstellers aus Raunheim befinden sich<br />
Antriebe für den Einsatz in explosionsgefährdeten Umgebungen<br />
nach ATEX-Richtlinie 94/9/EG, welche auch in den Rotationsverdampfern<br />
von Genser eingesetzt werden. Die bürstenlosen Servomotoren<br />
der Baureihe SVTM E sind zertifiziert nach ATEX II 2G Ex d<br />
IIB T4 Gb, abgenommen nach EN60079-0, EN60079-1 und getestet
ELEKTROMOTOREN<br />
02<br />
01<br />
01 Die explosionsgeschützten Antriebsmotoren<br />
versetzen den Destillationskolben<br />
des Rotationsverdampfers in Drehbewegung<br />
02 Gesteuert wird das gesamte Destillationssystem<br />
über eine Software – sie überwacht die<br />
Sensoren, Ventile und Aggregate des<br />
Destillationsapparates<br />
nach EN 60034-18-41. Somit dürfen die bürstenlosen Servomotoren in Bereichen<br />
mit explosionsgefährdeten Staub- und Gas atmosphären betrieben<br />
werden.<br />
ATEX-Motoren stellen die geforderte hohe Sicherheit bei Einsatz in den<br />
Ex-Zonen 1 und 2 sicher. Mit ihrem feuerfesten Metallgehäuse entsprechen<br />
sie der Temperaturklasse T4 (max. Oberflächentemperatur 135 °C) und der<br />
Feuerwiderstandsklasse „D“ (metallische Brände). Zur Erhöhung der Anwendungssicherheit<br />
ist für jede Wicklung ein Temperatursensor montiert,<br />
um Schäden durch Überhitzung zu vermeiden und die Lebensdauer des<br />
Motors zu erhöhen.<br />
LANGE LEBENSDAUER UND HOHE LEISTUNGSDICHTE<br />
Die explosionsgeschützten, bürstenlosen Servomotoren zeichnen sich durch<br />
eine oberflächengekühlte Konstruktion vom Typ IC 400 aus. Ihr vollständig<br />
gekapselter Motor benötigt keinerlei zusätzliche Belüftung. Um eine längere<br />
Lebensdauer zu erzielen, wurden fast ausschließlich Isolationsmaterialien der<br />
Isolierstoffklasse bis 200 °C verwendet, die sämtlich UL-zertifiziert sind. Die<br />
Stator-Packung mit Wicklung in der Nut und der Einsatz von Neodym-Magneten<br />
schaffen die Voraussetzung für eine hohe Leistungsdichte der kompakten<br />
ATEX-Motoren und resultieren in einer sinusförmigen Quellenspannung.<br />
Für erhöhte Sicherheit sorgen Temperatursensoren an jeder Motorwicklung.<br />
Sie schützen vor Überhitzung und erhöhen auf diese Weise die Lebensdauer<br />
des Motors. Die ATEX-Motoren wurden in Übereinstimmung mit<br />
EN 60034-18-41 bezüglich Teilentladungen zwischen den Spulen getestet.<br />
Im Portfolio von Servotecnica sind die Ex-Schutz-Antriebe von Servotecnica<br />
in zwei Baugrößen verfügbar. Alle ATEX-Motoren sind mit unterschiedlichen<br />
Gebersystemen (Resolver oder Absolutwertgeber) und Bremse verfügbar. Ihr<br />
Flanschmaß beträgt 92 mm, die Nennspannung 120/230 VAC und die<br />
Nenndrehzahl 3 000 U/min. Das Haltemoment der Motoren liegt bei<br />
2,1 Nm, der Haltestrom bei 5.6 /2.7 Arms und das Spitzenmoment bei 4,3 Nm.<br />
Die explosionsgeschützten Servomotoren der Baureihe SVTM E zeichnen<br />
sich durch eine hohe Leistungsfähigkeit, große Robustheit und eine kompakte<br />
Bauweise aus.<br />
Fotos: Aufmacher Trendsetter – adobe.stockcom, Einklinker Servotecnica,<br />
sonstige Genser Scientific Instruments<br />
www.servotecnica.com<br />
DIE IDEE<br />
„Rotationsverdampfer arbeiten oft<br />
mit entzündlichen Lösungsmitteln.<br />
Da sind ATEX-konforme Servomotoren<br />
unabdingbar. Durch den automatisierten<br />
Betrieb der Powervap-Systeme<br />
von Genser Scientific Instruments<br />
wird der Durchsatz der Destillationssysteme<br />
erhöht und der Personaleinsatz<br />
verringert. Ex-Schutz-Antriebe<br />
von Servotecnica sind zuverlässig,<br />
wartungsfrei und können mit<br />
unterschiedlichen Gebersystemen<br />
ausgerüstet werden – wichtige<br />
Voraussetzungen für den automatisierten,<br />
unbeaufsichtigten Betrieb.“<br />
Dipl.-Ing. Christian Becker, Geschäftsführer,<br />
Servotecnica GmbH<br />
26 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
MARKTPLATZ<br />
KORREKT GEPFLEGT LÄUFT’S WIE<br />
GESCHMIERT<br />
Wälzlager geraten<br />
nach dem Einbau<br />
oft in Vergessenheit.<br />
Das kann<br />
Konsequenzen bis<br />
hin zum Produktionsstopp<br />
haben.<br />
Um Ausfällen<br />
entgegenzuwirken,<br />
empfiehlt das<br />
Unternehmen<br />
Perma-Tec eine permanente Versorgung mit frischem<br />
Schmierstoff. Das eigenentwickelte Schmiersystem<br />
verhindert das Eindringen von Schmutzpartikeln und<br />
Flüssigkeiten. So wird die Lebensdauer des Wälzlagers<br />
verlängert. Eine Mangel- oder Überschmierung lässt sich<br />
durch die Abstimmung auf Umgebungsbedingungen, wie<br />
etwa hohe Temperaturen, vermeiden. Bei starken Vibrationen<br />
kann mittels Schlauchleitung eine entfernte Montage<br />
vorgenommen werden. Ein Wechsel der Schmiersysteme ist<br />
während des laufenden Betriebs möglich und Wartungsintervalle<br />
lassen sich einfacher planen. Um ein breites<br />
Anforderungsfeld abdecken zu können, hält Perma-Tec eine<br />
große Auswahl an Schmierfetten und -ölen bereit.<br />
www.perma-tec.com<br />
BREMSSÄTTEL FÜR<br />
HARDCORE-APPLIKATIONEN<br />
Klemmkräfte bis 560 000 N<br />
kennzeichnen die neuen,<br />
federbetätigten und<br />
hydraulisch gelüfteten<br />
Bremssättel von Ringspann.<br />
Mit diesem Angebot<br />
adressiert das Unternehmen<br />
Hersteller von<br />
Antriebssystemen für die<br />
Schwerlast- und Montagetechnik,<br />
den Kraftwerksbau<br />
sowie die Offshore-Industrie.<br />
Die Modelle HS/HW 145, HS/HW 165 und HS/HW 215 sind<br />
in Fest- und Schwimmsattel-Ausführung erhältlich. Für individuelle<br />
Anpassungen werden Reibbeläge angeboten, darunter<br />
Sinterbeläge für hohe Umfangsgeschwindigkeiten bei starker<br />
thermischer Belastung. Die HS/HW-Hochleistungsbremssättel<br />
können zudem als Marine- und Tieftemperatur-Variante<br />
bezogen werden. Konsolen vereinfachen den parallelen oder<br />
rechtwinkligen Ein- oder Anbau vor Ort. Ergänzt wird das<br />
Industriescheibenbremsen-Portfolio durch Hydraulikaggregate,<br />
eine elektrische Reibklotz-Verschleißdetektion, Sensorik zur<br />
Statusabfrage sowie Rohteile für Bremsscheiben mit einem<br />
Durchmesser bis 1 000 mm.<br />
www.ringspann.de<br />
ELEKTROMAGNETISCHE KUPPLUNGEN STEIGERN TEMPO<br />
Um das Tempo eines Kommissioniersystems für einen Kunden zu steigern,<br />
hat ein europäischer Fördertechnik-Hersteller schnell schaltende,<br />
elektromagnetische Kupplungen von Warner Electric einbauen lassen. Bei<br />
der Entwicklung des Systems hatte der Hersteller festgestellt, dass im<br />
Bereich der Barrieren noch höhere Geschwindigkeiten realisiert werden<br />
könnten. Er fragte bei Warner eine Lösung für die Kupplungen der<br />
computergesteuerten Elektromotoren an, welche die Barrieren in der<br />
richtigen Reihenfolge öffnen und schließen. Diese Kupplungen sitzen auf<br />
einer mit 40 min -1 rotierenden Welle. Warner empfahl eine modifizierte<br />
elektromagnetische Einscheiben-Kupplung der Serie SFM VAR. Diese hat<br />
ein Nenndrehmoment von 20 Nm, ist kompakt, montagefreundlich und<br />
spielfrei im Betrieb. Die Kupplung wurde an das System angepasst, u. a. durch eine Nabe zur Direktmontage. Nun kann das<br />
Kommissioniersystem eine deutlich höhere Anzahl von Artikeln pro Stunde bearbeiten.<br />
www.warnerelectric-eu.com<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> 27
IDEENSCHMIEDE SIEB & MEYER<br />
INNOVATIONEN<br />
GEMEINSAM<br />
ENTWICKELN<br />
28 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
IDEENSCHMIEDE SIEB & MEYER<br />
Das Normale ist die Ausnahme: Mit den<br />
Standardausführungen seiner Produkte im Bereich<br />
Antriebstechnik erzielt Sieb & Meyer weniger Umsatz als<br />
mit kundenspezifischen Projekten. Innovative Ideen<br />
gehören daher zum Tagesgeschäft im Unternehmen.<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> 29
IDEENSCHMIEDE SIEB & MEYER<br />
Sieb & Meyer ist weltweit bekannt für seine Frequenzumrichter<br />
und Servoverstärker im Bereich Hochgeschwindigkeitsanwendungen.<br />
„Geräte von Sieb & Meyer steuern<br />
die Maschinen, auf denen etwa 70 bis 80 Prozent der<br />
Leiterplatinen weltweit gebohrt und gefräst werden“, schätzt<br />
Torsten Blankenburg, Vorstand Technik bei dem Lüneburger<br />
Unternehmen. Mit der Konzentration auf diese relativ kleine<br />
Marktnische ist Sieb & Meyer ein Hidden Champion wie aus<br />
dem Lehrbuch. Der Unternehmenssitz liegt dabei bescheiden<br />
zwischen einem Wohngebiet und einem Supermarkt in Lüneburg.<br />
Nichts deutet darauf hin, dass im Inneren des Gebäudes<br />
Werkzeugmaschinen für Kunden aus weit entfernten Ländern<br />
auf Herz und Nieren geprüft werden.<br />
Dieser scheinbare Gegensatz ist einer der Gründe für den Erfolg<br />
von Sieb & Meyer: Das Unternehmen ist authentisch, es<br />
hat seinen Charakter als Mittelständler und Partner seiner<br />
Kunden bewahrt. „Es war eine strategische Entscheidung,<br />
nicht in alle Bereiche zu wachsen, sondern sich auf einen<br />
überschaubaren Markt zu konzentrieren. Wir haben beschlossen,<br />
uns auf wenige Produkte zu beschränken und hier die<br />
Besten zu sein. In der Nische ist die Zahl der Wettbewerber<br />
klein“, erklärt Blankenburg. So blieb auch das Unternehmen<br />
überschaubar und bewahrte sich eine Unternehmenskultur,<br />
die viel vom Kontakt der Mitarbeiter untereinander profitiert.<br />
Spezialisierung und die Authentizität sind Gründe, die es<br />
Sieb & Meyer ermöglichen, den Vorsprung vor der internationalen<br />
Konkurrenz zu erhalten: „Wir entwickeln Lösungen gemeinsam<br />
mit unseren Kunden. Die Kommunikation ist da sehr wichtig.<br />
Wir müssen den Kunden verstehen und er muss uns vertrauen.<br />
Nur so kann es uns gelingen, seine Bedürfnisse in ein Produkt<br />
zu gießen!“, ist Blankenburg überzeugt.<br />
MITARBEITER ALS INNOVATIONSBASIS<br />
Entsprechend wichtig sind für Sieb & Meyer die Mitarbeiter und<br />
deren individuelle Innovationskraft, denn die müssen ebenso<br />
technisch wie kommunikativ begabt sein. Darauf achtet man im<br />
Unternehmen schon bei der Einstellung: „Wir entscheiden uns<br />
für Bewerbende mit Wissbegier, mit Neugier. Häufig befassen<br />
sich unsere Mitarbeiter auch privat mit technischen Dingen.“ So<br />
bringt man einen gewissen Innovationsgeist ins Unternehmen,<br />
der dann mitwächst. Für Sieb & Meyer ist eine Kontinuität im<br />
Mitarbeiterstamm wichtig, denn so wird Kenntnis über die<br />
Technik, aber auch über die Kunden bewahrt. Und dieses Wissen<br />
dient einer schrittweisen Verbesserung der Produkte. Für die<br />
etwa 220 Mitarbeiter wird entsprechend viel getan. Unter anderem<br />
ist ein Kindergarten direkt neben dem Unternehmenssitz<br />
aufgebaut worden.<br />
Innovation sieht man bei Sieb & Meyer dementsprechend als eine<br />
kontinuierliche Entwicklung. „Es ist nicht unser Ziel, eine Game-<br />
Changer-Applikation zu entwickeln. Wir entwickeln Produkte<br />
nach den Bedürfnissen unserer Kunden. Und wenn die keine höhere<br />
Drehzahl brauchen, arbeiten wir auch nicht in diese Richtung“,<br />
erklärt Blankenburg. Bei Sieb & Meyer verbessert man die Produkte<br />
entlang der Kompetenzfelder, wie Blankenburg es ausdrückt.<br />
01<br />
HOHE FERTIGUNGSTIEFE, LANGE ZYKLEN<br />
Diese pragmatische Sicht auf die Dinge zieht sich durch den gesamten<br />
Produktionsprozess der Lüneburger. Man verfügt dort<br />
über eine hohe Fertigungstiefe, auf die man auch stolz ist. Viele<br />
Produktionsschritte, die andere Unternehmen outgesourct haben,<br />
werden bei Sieb & Meyer selbst durchgeführt. So hat man<br />
die Qualität der Arbeit immer im Auge. Zum Beispiel werden<br />
die Gehäuse von Frequenzumrichtern bei Sieb & Meyer nicht<br />
nur selbst bedruckt, sondern auch selbst hergestellt. Überhaupt<br />
scheinen alle Mitarbeiter in der Produktion bei Sieb & Meyer<br />
stolz auf ihre Arbeit zu sein. Mit großer Sorgfalt werden die<br />
Arbeitsschritte erledigt, viele Kontrollen per Hand durchgeführt.<br />
„Wir nennen es auch unsere Manufaktur“, sagt Blankenburg.<br />
Bisweilen haben Kunden ihre Geräte über Jahrzehnte in Betrieb.<br />
Das funktioniert nur durch die hohe Ausgangsqualität<br />
und regelmäßige Wartung in den Werkshallen von Sieb & Meyer.<br />
„Wir wollen unseren Kunden Produktlebenszyklen von mindestens<br />
zehn Jahren garantieren“, meint Blankenburg.<br />
30 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
IDEENSCHMIEDE SIEB & MEYER<br />
02<br />
01 Torsten Blankenburg, Vorstand<br />
Technik, mit Begeisterung für Details<br />
02 Das Entwicklungszentrum auf dem<br />
Gelände von Sieb & Meyer in Lüneburg<br />
03<br />
03 Bauteil eines sich in Entwicklung<br />
befindenden Frequenzumrichters mit<br />
Mulit-Level-Technologie<br />
NEUE GERÄTE MIT NEUEN FÄHIGKEITEN<br />
Aber selbst die zuverlässigsten Geräte kommen an ihre Grenzen,<br />
wenn die Anwendungen immer komplexer und digitaler<br />
werden. „Unsere Produktfamilie SD2x ist als Entwicklungsplattform<br />
bereits seit 2006 auf dem Markt und hat somit ein Alter erreicht,<br />
wo man sich als Hersteller Gedanken über die Zukunft<br />
machen muss“, erläutert Blankenburg, „wir haben viele Ideen<br />
für die Weiterentwicklung unserer Produkte, die sich mit<br />
den bisher verwendeten Prozessoren und Speichergrößen nicht<br />
realisieren lassen.“<br />
Das Entwicklungszentrum von Sieb & Meyer arbeitet daher<br />
gerade intensiv an dem neuen Frequenzumrichter der SD4x-<br />
Reihe. Die Geräte werden neue Schnittstellen und Protokolle<br />
wie ProfiNet, TNC oder Biss unterstützen. Blankenburg hält<br />
die verbesserte Prozessorleistung für das zentrale Element:<br />
„Der neue 32-Bit-Prozessor ist bis zu fünfmal schneller und erlaubt<br />
somit eine höhere Auflösung und genauere Berechnungen.<br />
Zudem sind wir von einer Festkomma- auf eine Fließkomma-Arithmetik<br />
umgestiegen, was eine flexiblere Softwaregestaltung<br />
erlaubt. Auch speicherseitig haben wir deutlich<br />
aufgestockt – mit dem um das 500-fache größeren<br />
Speicher wird es auf absehbare Zeit keine Engpässe in diesem<br />
Bereich geben.“ Bei diesem Schwerpunkt auf Digitales verwundert<br />
es nicht, dass drei Viertel der Mitarbeiter im Entwicklungszentrum<br />
von Sieb & Meyer sich um die Entwicklung von<br />
Software kümmern.<br />
Aber ob digital oder nicht, Torsten Blankenburg definiert für<br />
Sieb & Meyer ganz klar: „Innovation ist für uns, wenn wir mit<br />
den Ideen und Impulsen unserer Mitarbeiter eine Lösung<br />
schaffen, die unserem Kunden einen signifikanten Mehrwert<br />
bietet.“<br />
Fotos: Aufmacher Sieb & Meyer, sonstige <strong>antriebstechnik</strong><br />
www.sieb-meyer.de<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> 31
DIREKTANTRIEBE<br />
ZERSTÄUBERSPINDELN<br />
RAUCHGAS NAHEZU<br />
VOLLSTÄNDIG REINIGEN<br />
Rotationszerstäuber sind vielseitig<br />
einsetzbar – für die Erzeugung von<br />
Lebensmittelpulver, Pharmazeutika<br />
und Parfümbestandteilen ebenso<br />
wie in der Rauchgasreinigung.<br />
Das Unternehmen Weiss<br />
Spindeltechnologie hat für den<br />
Einsatz in der Rauchgasreinigung<br />
Zerstäuberspindeln konzipiert,<br />
die eingesetzt in Sprühtrocken-<br />
Absorbern das Rauchgas von<br />
Kraftwerken nahezu vollständig<br />
reinigen.<br />
Peter Klingauf ist Fachjournalist und Geschäftsführer<br />
der K+K-PR GmbH in Augsburg<br />
Saubere Luft ist wichtig. Um sie zu erhalten, müssen die z. B. in<br />
Müllverbrennungsanlagen entstehenden Rauchgase gefiltert<br />
und Schadgasanteile abgeschieden werden. Dafür gibt es eine<br />
Vielzahl von Reinigungssystemen, die unterschiedlichen technischen<br />
Prinzipien folgen. Neben trockenen und nassen Verfahren haben<br />
sich halbtrockene Verfahren als effizient etabliert, nach deren Prinzip<br />
u. a. Sprühtrocken-Absorber mit Rotationszerstäubern arbeiten.<br />
FUNKTIONSWEISE EINES<br />
ROTATIONSZERSTÄUBERS<br />
Rotationszerstäuber haben generell die Eigenschaft, dass sie große<br />
Mengen an aggressiven und nicht aggressiven Flüssigkeiten, Suspensionen<br />
und Dispersionen sowie schwerflüssige Konzentrate zerstäuben<br />
können. Mit unterschiedlichen Rädern ausgerüstet, lassen sich zudem<br />
die Pulvereigenschaften und Schüttdichten verändern. Nicht zu vergessen:<br />
Durch Veränderung der Betriebsdrehzahl ist es möglich, die<br />
entstehende Partikelgröße in Bereichen von etwa 5 µm bis zu 150 µm<br />
flexibel einzustellen.<br />
Beim Sprühtrocken-Absorber mit Rotationszerstäuber werden<br />
Rauchgase mit einer Temperatur von ca. 230 °C in den Abgasschacht<br />
(Reaktionsbehälter) geleitet. Die dort befindliche Zerstäubereinheit<br />
erzeugt durch Zuführung von Kalkmilch und Wasser einen Flüssigkeitsnebel,<br />
der weitestgehend alle Schadstoffe im Abgasstrahl bindet.<br />
Bei diesem Vorgang entsteht Gips, der in der Anlage separiert und letztlich<br />
als Rohstoff in der Baustoffindustrie sowie im Landschaftsbau<br />
verwendet wird.<br />
32 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
DIREKTANTRIEBE<br />
KOMPAKTE UND PLATZSPARENDE<br />
MOTORSPINDELN<br />
Die Anwendung in Rotationszerstäubern stellt für die eingesetzten<br />
Spindeln – das entscheidende Kernelement – eine große Herausforderung<br />
dar. Sie müssen hohe Drehzahlen zur Verfügung stellen,<br />
schwingungsarm laufen, kompakt aufgebaut und einfach zu installieren<br />
sein. Die Basis der Zerstäuberspindeln von Weiss sind Direktantriebe<br />
mit flüssigkeitsgekühltem, bürstenlosem – damit verschleißfreiem<br />
– Hochgeschwindigkeitsmotor, die mit dem Zerstäuberrad eine<br />
Einheit bilden. Sie sind kompakter und platzsparender als alternative<br />
mechanische Spindeln, die ein zusätzliches Getriebe samt externem<br />
Motor benötigen. Die Spindeln des Herstellers erreichen zudem eine<br />
hohe Laufruhe sowie Haltbarkeit.<br />
Im Detail kommt es bei diesen Spindeln auf die Auslegung und<br />
Ausführung der Wälzlager an. Denn sie müssen vor allem bei den<br />
im Betrieb herrschenden hohen Temperaturen den idealen Lagervorspannungszustand<br />
erreichen und somit für langlebige Betriebsbedingungen<br />
der Spindel sorgen. Es gibt aber noch eine<br />
weitere Herausforderung für den Einsatz von Zerstäuber-Spindeleinheiten.<br />
Einige Bauteile wie etwa die arbeitsseitigen Deckel der<br />
Spindel, die mittels eingearbeiteter Kanäle das Wasser mit der<br />
Kalkmilch mischen, befinden sich stets in ätzender und aggressiver<br />
Atmosphäre. „Um diesem Zustand gewachsen zu sein, stellen<br />
wir alle relevanten Einzelteile unserer Spindel aus einer speziellen<br />
Edelstahllegierung her“, so Fred Elflein, Projektleiter bei Weiss<br />
Spindeltechnik.<br />
01 Basis der Zerstäuberspindeln sind Direktantriebe – sie<br />
sind kompakter und platzsparender als alternative<br />
mechanische Spindeln, die ein zusätzliches Getriebe samt<br />
externem Motor benötigen<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> 33
DIREKTANTRIEBE<br />
Eintritt Rauchgas<br />
Zerstäuberspindel<br />
02<br />
03<br />
Zerstäubte Kalkmilch<br />
und Wasser<br />
Austritt<br />
gereinigtes Gas<br />
Austritt Reststoffe (Gips)<br />
UNTERBRECHUNGSFREIER AUSTAUSCH DER<br />
ZERSTÄUBERSCHEIBE<br />
Trotz hochwertiger Oberflächen lagern sich kalkartige Rückstände<br />
an der Zerstäuberscheibe ab, die durch die chemische Reaktion von<br />
Reinigungsmedium und Rauchgas entstehen. Das beeinträchtigt<br />
zum einen das Reinigungsergebnis, zum anderen belastet die daraus<br />
resultierende Unwucht die Spindel. Deshalb sind Anlagenbetreiber<br />
gefordert, das Schwingungsverhalten regelmäßig zu prüfen und<br />
schnell zu reagieren, wenn sich entsprechende Veränderungen<br />
ergeben. Ist dies der Fall, muss der Anwender die Zerstäuberscheibe<br />
ausbauen und durch eine gereinigte und gewuchtete oder neue<br />
Disk ersetzen.<br />
Erfahrungen zeigen, dass dies – abhängig von Kraftwerkstyp und<br />
eingesetztem Verbrennungsmaterial – durchschnittlich einmal im<br />
Monat notwendig wird. Als entsprechend wichtig erachten es Anlagenbetreiber,<br />
diesen Vorgang schnell und einfach ausführen zu<br />
können. Ein schwenkbarer Aufbau und mehrere parallel arbeitende<br />
Zerstäuber ermöglichen einen unterbrechungsfreien Betrieb. Gleiches<br />
gilt, wenn eine Motorspindeleinheit zu wechseln ist. „Da unsere<br />
Kunden im Anlagenbau stets eine betriebsbereite Austauschspindel<br />
bevorraten, geht dies ebenso schnell, ist aber nur in großen Zeitabständen<br />
notwendig“, sagt Elflein und ergänzt: „Abhängig vom stets<br />
rechtzeitigen und regelmäßigen Disk-Tausch erreichen die eingesetzten<br />
Weiss-Spindeleinheiten trotz hoher Belastungen hohe Laufzeiten<br />
von durchschnittlich eineinhalb bis zwei Jahren.“<br />
UMFANGREICHES SERVICE-NETZWERK<br />
Weiss bietet diesen Service wie auch alle anderen Aufgaben rund<br />
um Wartung und Reparatur für alle Kunden auf der Welt an. Entscheidend<br />
dafür sind die in 13 Ländern befindlichen SWSS-Standorte<br />
(Siemens Weiss Spindle Service). Dort werden zahlreiche für<br />
Revisionen erforderlichen Ersatzteile sowie diverse Austausch- und<br />
Ersatzspindeln bevorratet. Darüber hinaus bietet Weiss durch weitere<br />
Service-Points ländersprachliche Unterstützung und erhält<br />
zudem bedarfsgerechten Beistand von unzähligen Standorten des<br />
Mutterkonzerns Siemens.<br />
Fotos: Aufmacher: Balipadma/istock; sonst.: Weiss Spindeltechnologie<br />
www.weissgmbh.com<br />
02 Die Zerstäuberspindel erzeugt im Inneren des<br />
Zerstäuberturms durch schnelle Rotation einen<br />
Kalkmilch-Flüssigkeitsnebel, der saure Rauchgasbestandteile<br />
bindet<br />
03 Trotz hochwertiger Oberflächen lagern sich an<br />
der Zerstäuberscheibe kalkartige Rückstände ab,<br />
die durch die chemische Reaktion von Reinigungsmedium<br />
und Rauchgas entstehen<br />
DIE IDEE<br />
„Als Anbieter von Motorspindeln für<br />
Werkzeugmaschinen sind es unsere<br />
Ingenieure und Produktionsfachkräfte<br />
gewohnt, ruhig laufende Einheiten<br />
herzustellen, die lange Standzeiten<br />
erreichen. Dieses Know-how stellen<br />
wir nun auch Kraftwerksbetreibern<br />
zur Verfügung. Im Detail kommt es<br />
bei diesen Spindeln auf die Auslegung<br />
und Ausführung der Wälzlager<br />
an. So erreichen wir einen langlebigen<br />
Betrieb, indem wir z. B. die im Betrieb<br />
herrschenden hohen Temperaturen<br />
beim Lagervorspannungszustand<br />
berücksichtigen.“<br />
Fred Elflein, Projektleiter,<br />
Weiss Spindeltechnologie<br />
34 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
MARKTPLATZ<br />
STIRNRADPAARE MIT „FALSCHEM“<br />
ACHSABSTAND BERECHENBAR<br />
GWJ hat sein<br />
Berechnungsmodul<br />
für Stirnradpaare in<br />
der Software<br />
eAssistant erweitert.<br />
In dem Modul<br />
wurde die Option<br />
für die Entkopplung<br />
der Profilverschiebungssumme<br />
und<br />
dem Achsabstand<br />
implementiert. Mit<br />
der Funktion „Fester<br />
Betriebsachsabstand (Nachrechnung)“ sind die Profilverschiebungsfaktoren<br />
unabhängig zum Achsabstand vorgebbar. Dies<br />
ermöglicht z. B. die Berechnung von Stirnradpaaren, die mit<br />
„falschem“ Achsabstand im Gehäuse verbaut werden sollen.<br />
Profilüberdeckung, Flankenspiel und Tragfähigkeit werden dabei<br />
mitberechnet. Zudem kann die Funktionalität auch bei der<br />
Auslegung von kleinmoduligen Verzahnungen eingesetzt werden.<br />
Für Werkzeuge mit verschobener Profilbezugslinie wird neben<br />
dem Kopfhöhenfaktor haMP0* des verschobenen Profils auch der<br />
Fußhöhenfaktor hfMP0* mitangezeigt und im Protokoll ausgegeben.<br />
Zusätzlich kann dieser so vorgegeben werden, dass der<br />
Fußhöhenfaktor des umgerechneten, nicht verschobenen<br />
Bezugsprofils immer 1,0 ist.<br />
www.gwj.de<br />
3D-DRUCK MIT ZWEI KOMPONENTEN<br />
Igus hat sein<br />
3D-Druckservice<br />
um Zwei-Komponenten-Drucker<br />
(2K) erweitert,<br />
mit denen das<br />
Unternehmen ab<br />
sofort auch<br />
Bauteile mit<br />
verschiedenen<br />
Filamenten<br />
fertigen kann. So<br />
lassen sich z. B. Komponenten im 3D-Druck herstellen, bei<br />
denen gleichzeitig eine besondere Steifigkeit wie auch eine<br />
hohe Verschleißfestigkeit gefordert sind. Dadurch erhalten<br />
Unternehmen mehr Freiheit und Flexibilität im Design. Die<br />
2K-Drucker arbeiten dabei mit dem FDM-Verfahren. Dabei<br />
fließen die beiden geschmolzenen Kunststoffe jeweils durch<br />
eine eigene Druckdüse. Die 2K-Drucker können beim Druck<br />
jederzeit zwischen den Materialien wechseln, sie verschmelzen<br />
an den Übergängen. Zum Filament-Portfolio zählen<br />
Schmier- und Hochleistungskunststoffe u.a. mit brandhemmenden,<br />
hygienischen, antistatischen Eigenschaften. Der<br />
Körper besteht aus einem Iglidur Filament, das Robustheit<br />
und Verschleißfestigkeit ermöglicht. Die Flächen hingegen<br />
sind aus einem flexiblen Werkstoff gefertigt, der für<br />
Rutschfestigkeit sorgt.<br />
www.igus.de<br />
HÖHERE TRAGFÄHIGKEIT DANK<br />
DOPPELREIHIGER KUGELLAGER<br />
Die Compact Rail-Reihe von Rollon ist ab sofort mit einem<br />
neuartigen Stahlläufer erhältlich. Mit Compact Rail Plus wurde<br />
zudem ein auf Fest-Los-Lagerausgleich und hohe Tragzahlen<br />
zielendes Schienenkonzept umgesetzt. Bei der Compact Rail<br />
handelt es sich um Linearführungen aus kaltgezogenem Stahlprofil<br />
mit induktionsgehärteten, geschliffenen Laufbahnen. Der<br />
neue Stahlläufer verfügt über selbstzentrierende Abstreifer,<br />
Längsdichtungen zum Schutz der inneren Komponenten und<br />
einen Dichtungsstreifen, der ein Verstellen der Rollen verhindert.<br />
Die Schmiermittelfreigabe erfolgt über ölgetränkte Filze in den<br />
Läuferköpfen. Compac Rail Plus zeichnet sich durch ein steifes<br />
C-Profil, konvexe Laufbahnen und Laufrollen mit doppelreihigen<br />
Kugellagern aus. Folge dieses Konstruktionsprinzips sind erhöhte<br />
Tragzahlen bei gleicher Baugröße: bis 170 % in axialer und 65 % in<br />
radialer Richtung. Diese Alternative zur Profilschienenführung ist<br />
obendrein korrosionsbeständig und arbeitet geräuscharm.<br />
www.rollon.de<br />
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DREHGEBER<br />
HOHLWELLEN-MONTAGEKITS<br />
ENERGIEAUTARKE<br />
MULTITURN-FÄHIGKEIT GESCHAFFEN<br />
Das Unternehmen Posital schafft mit<br />
den neuen Hohlwellen-Kits die<br />
Voraussetzung für Hohlwellengeber und<br />
Multiturn beim Motorenfeedback.<br />
Mithilfe von Energy Harvesting per<br />
Wiegand-Effekt kommt die integrierte<br />
Zählelektronik ohne Batterien oder<br />
aufwändige Getriebe aus – und ist dabei<br />
komplett wartungsfrei.<br />
Jörg Paulus ist General Manager, Sales – Europe<br />
bei Posital-Fraba in Köln<br />
36 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
DREHGEBER<br />
Da die passende Multiturn-Technologie lange nicht existierte, gab<br />
es klassische Durchgangsgeber nahezu ausschließlich als Singleturn-Lösung.<br />
Diese Lücke hat der Kölner Sensorhersteller Posital<br />
mit seinen kapazitativen Hollow Shaft-Kits geschlossen. Sie verfügen<br />
über einen integrierten Rotationszähler, der jede einzelne Umdrehung<br />
erfasst und dokumentiert. Die Zählelektronik des Multiturn-Systems<br />
kommt ohne externe Stromversorgung, wartungsanfällige Batterien oder<br />
aufwändige Getriebe aus. Ein von Posital seit Jahren bei Vollwellen-Gebern<br />
eingesetzter Wiegand-Harvester, der Rotationsbewegungen in elektrische<br />
Impulse umsetzt und mit viel Aufwand für das Hohlwellen-Design fit gemacht<br />
wurde, sorgt für komplett energieautarken Betrieb.<br />
VORWIEGEND FÜR DEN EINSATZ IM ROBOTER<br />
Zu den bevorzugten Einsatzfeldern der neuen Hollow Shaft-Kits zählen<br />
Roboter – vom klassischen 6-Arm-Knickroboter für Industrieeinsätze bis<br />
hin zu kleineren, sensitiven Cobots. Eingesetzt werden können die<br />
Durchgangsgeber auch dort, wo es um die direkte Montage auf der Achse<br />
eines Motors geht. Was die neuen Hohlwellen-Kits in der Praxis leisten,<br />
lässt sich am besten an typischen Robotik-Einsätzen zeigen. Installiert<br />
sind sie hier direkt in den Gelenken, von wo sie die dreidimensionalen<br />
Bewegungsabläufe der einzelnen Roboterarme überwachen und steuern.<br />
Wie hoch dabei die Messlatte in Sachen Präzision liegt, wird daran deutlich,<br />
dass moderne Industrieroboter mit Wiederholgenauigkeiten von bis<br />
zu 0,1 mm arbeiten.<br />
In Cobots wie in klassischen Robotern wird die zentrale Bohrung der<br />
Hohlwellen-Kits (wahlweise 30 und 50 mm) für die Führung von Kabeln<br />
und Medienschläuchen innerhalb des Robotergehäuses genutzt. Das<br />
schlanke Design (gerade mal 17,8 mm Tiefe bei einem Außendurchmesser<br />
von 80 mm) und das geringe Gewicht (mit 1<strong>10</strong> g wiegt die gesamte Konstruktion<br />
kaum mehr als eine Tafel Schokolade) sorgen für einfache Montage<br />
und schnelle Inbetriebnahme. Ein paar Handgriffe und Schrauben genügen<br />
– und das Messsystem ist voll einsatzfähig, ganz ohne schwierige und<br />
zeitaufwändige Kalibrierung.<br />
Wie groß das Sparpotenzial in der Robotik ist, zeigt ein Blick auf die Ist-<br />
Situation. Während für die Drehzahlüberwachung und Positionssteuerung<br />
bislang zwei parallel arbeitende Singleturngeber – plus Getriebe für die<br />
Synchronisation – nötig sind, schafft der neue Kit-Encoder dies, laut Posital,<br />
im Alleingang.<br />
01 Design mit zentraler Öffnung für eine optimale<br />
mechanische Anpassung an Robotergelenke<br />
und Antriebswellen<br />
DER WIEGAND-EFFEKT<br />
Beim Wiegand-Effekt handelt es sich um Energy<br />
Harvesting pur. Die magnetisch induzierte Energie<br />
kommt direkt aus der Rotation. Und das – anders<br />
als etwa bei einem Dynamo – auch bei langsamen<br />
Bewegungen. Herz des Wiegand-Systems, das auf<br />
einem US-Patent basiert, ist ein haarfeiner Draht<br />
aus Vicalloy. Am Ende eines komplexen Fertigungsprozesses<br />
mit Kaltumformung und Tempern<br />
verfügt er über einen weichmagnetischen Kern<br />
und einen hartmagnetischen Mantel. Clou dieser<br />
Kombination: Bei der Ummagnetisierung des<br />
Wiegand-Drahts durch ein äußeres Magnetfeld<br />
entsteht ein Impuls, der sich in Energie umwandeln<br />
lässt. Praktisch umgesetzt wird der Effekt in<br />
kompakten Wiegand-Sensoren, von denen Posital<br />
jährlich eine Million Stück fertigt.<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> 37
DREHGEBER<br />
02<br />
02 Die Wiegand-Sensoren sorgen für<br />
den energieautarken Multiturn-Betrieb<br />
03<br />
03 Rotor und Stator – die kapazitative<br />
Messtechnik setzt auf verschieden<br />
gestaltete leitfähige Oberflächen<br />
KAPAZITATIVE MESSTECHNIK<br />
Während Posital bei Drehgebern seit Jahren den Switch von optischer zu magnetischer<br />
Messtechnik forciert, wurde bei der Hollow Shaft-Serie gezielt ein anderer Weg<br />
gewählt. Da sich magnetische Systeme nur schwer in Hohlwellen-Designs umsetzen<br />
lassen, gab man der kapazitativen Messtechnik den Vorzug. Auch sie steht für Zuverlässigkeit<br />
und Präzision – zu moderaten Kosten. Dies zeigt sich in Performancedaten<br />
wie einer elektronischen Auflösung von 18 Bit für die Singleturn-Abtastung – gepaart<br />
mit einer Genauigkeit von ± 0,02 °.<br />
Key-Komponenten der kapazitativen Kits sind die mit unterschiedlichen Mustern<br />
gestalteten leitfähigen Oberflächen von Rotor und Stator. Sie erzeugen elektrische<br />
Hochfrequenzsignale, die über ASIC-Prozessoren gescannt und ausgelesen werden.<br />
Dabei werden die aktuellen Weg- und Winkelparameter als eindeutiger Positionswert<br />
über die Open Source-Schnittstellen SSI oder BiSS C an die zentrale Steuerung gegeben.<br />
Da beim Scannen immer die komplette Oberfläche erfasst wird, lassen sich die neuen<br />
Kits auch von punktuellen Verschmutzungen nicht aus dem Takt bringen.<br />
ENERGIE-ERNTE MITTELS IMPULSEN<br />
Herzstück des autarken Multiturn-Systems ist ein Energy Harvester, der als SMDbestückbare<br />
Komponente von Posital industriell gefertigt wird. Hier sorgen Impulse<br />
aus einem konditionierten Wiegand-Draht für die Energie-Ernte. Während der klassische<br />
Wiegand-Harvester beim Vollwelleneinsatz mit einem zentralen Permanentmagnet<br />
operiert, musste für das Hohlwellen-Design ein neues Setup gefunden werden.<br />
Über Feldtests und intensive Magnetfeldsimulation wurde eine zuverlässige Lösung<br />
mit vier Diametralmagneten entwickelt, die gleichmäßig im Rotor platziert wurden.<br />
Die vier Magnete sorgen für ein stabiles Magnetfeld, das der im Stator installierte<br />
Wiegand-Sensor detektieren und nutzen kann. Mit jeder 360 °-Rotation des externen<br />
Magnetfeldes erzeugt der haarfeine Wiegend-Draht, der in eine Kupferspule eingebettet<br />
ist, einen Spannungsimpuls. Er versorgt die Zählelektronik, die jede einzelne<br />
Umdrehung erfasst. Der Multiturn-Zähler verfügt über einen 43-Bit-Speicher, der für<br />
einen Messbereich von fast neun Billionen Umdrehungen ausgelegt ist.<br />
Die Bemusterung mit den Hollow Shaft-Kits erfolgt seit Sommer 2019. „Die Resonanz<br />
ist groß, wobei wir den stärksten Schub vor allem bei Neuentwicklungen sehen,<br />
die im wachsenden Robotergeschäft in immer kürzeren Intervallen auf dem Plan<br />
stehen,“ unterstreicht Fraba-CEO Christian Leeser.<br />
Fotos: Posital-Fraba<br />
www.posital.com<br />
DIE IDEE<br />
„Multiturn- statt Singleturn – jetzt<br />
auch bei Hohlwellengebern. Was<br />
lange nicht ging, weil die passende<br />
Technik fehlte, ist nun mit den neuen<br />
Hollow Shaft-Kits realisierbar. Die<br />
handlichen Hohlwellen-Kits, die sich<br />
in Robotergelenken oder direkt auf<br />
der Achse eines Motors montieren<br />
lassen, verfügen über eine energieautarke<br />
Zählelektronik, die auch<br />
im stromlosen Zustand jede einzelne<br />
Umdrehung erfasst und die genaue<br />
Position dokumentiert – ohne<br />
Batterien oder Getriebe. Hierbei<br />
hervorzuheben ist vor allem die<br />
clevere Energieernte per Wiegand<br />
Sensor.“<br />
Jörg Paulus, General Manager,<br />
Posital-Fraba<br />
38 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
MARKTPLATZ<br />
HOHE REGELGÜTE UND FUNKTIONALE<br />
SICHERHEIT INKLUSIVE<br />
Bonfiglioli kündigt die<br />
Markteinführung der<br />
Frequenzumrichterreihe<br />
AxiaVert an, die ein<br />
breites Spektrum<br />
industrieller Anforderungen<br />
mit unterschiedlichen<br />
Komplexitätsgraden<br />
abdeckt.<br />
AxiaVert eignet sich<br />
unter anderem für<br />
Asynchron-, Synchronund<br />
synchrone Reluktanzmotoren<br />
und ist<br />
zunächst in vier Größen mit Leistungen von 0,25 kW bis<br />
15 kW erhältlich. Die offenen Kommunikationsprotokolle<br />
bedienen Industrie 4.0-Standards und sind kompatibel mit<br />
einer Vielzahl von Feldbusprotokollen und Maschinensteuerungen.<br />
Eine Kommunikationsverschlüsselung unterstützt<br />
den sicheren Informationsaustausch. Applikationen zur<br />
Zustandsüberwachung ermöglichen Echtzeitdiagnosen und<br />
liefern Hinweise auf anstehende Wartungen sowie den<br />
Energieverbrauch – vom Antriebssystem bis hin zur gesamten<br />
Maschine. Die integrierten Sicherheitsfunktionen entsprechen<br />
den Vorgaben gemäß EN ISO 13849-1 und IEC 61508<br />
und sind frei konfigurierbar. Auch Softwareparameter und<br />
Hardwaremodule können individuell angepasst werden.<br />
www.bonfiglioli.com<br />
MEHR ENERGIEEFFIZIENZ BEI HEBEZEUGEN<br />
UND KRANEN<br />
Die erweiterten Anforderungen<br />
der Hebetechnik erfüllen<br />
die intelligenten Frequenzumrichter<br />
ADV200 HC mit<br />
feldorientierter Vektorregelung<br />
von Gefran. Dabei sind<br />
sie sparsam im Stromverbrauch.<br />
Antriebe, die in der<br />
industriellen Hebetechnik<br />
eingesetzt werden, müssen<br />
besonders robust, zuverlässig<br />
und flexibel sein. Die Umrichter<br />
sind für Motorleistungen<br />
von 0,75 kW bis 1,65 MW<br />
ausgelegt und können als<br />
universelle Antriebe definiert<br />
werden. Sie regeln Asynchronmotoren<br />
mit oder ohne Drehzahlsensor und steuern alle<br />
Hebe- und Verstellbewegungen – z. B. in Hubwerk, Portal<br />
oder Laufkran. Sie zeigen hohe Leistungen, haben anspruchsvolle<br />
Steuerfunktionen und sind dabei einfach zu installieren.<br />
Mit Ein- und Rückspeiseeinheiten ermöglichen sie zudem<br />
hohe Energieeinsparungen, etwa mit der Active-Frontend-<br />
Einheit AFE200. Auch die Ein- und Rückspeiseeinheiten<br />
SMB200 und FFE200 können bei geeigneter Auslegung zu<br />
einem wirtschaftlicheren Betrieb einer Anlage beitragen.<br />
www.gefran.com<br />
INTEGRIERTES, BI-GESTÜTZTES<br />
ANALYSE- UND REPORTING-TOOL<br />
Dürr hat das Produktionsleitsystem DXQcontrol um<br />
DXQbusiness.intelligence erweitert. Mithilfe dieser<br />
kennzahlenbasierten Anwendung haben Hersteller die<br />
Verfügbarkeit und Leistung ihrer Anlagen stets im Blick.<br />
DXQbusiness.intelligence führt Produktionsdaten aus<br />
verschiedenen Quellen zusammen und speichert sie in<br />
einem separaten Data Warehouse ab. Dort stehen die<br />
gewonnenen Informationen für Analysen und individuelle<br />
Reports zur Verfügung. Durch die Trennung vom operativen<br />
System ist sichergestellt, dass die laufende Fertigung beim<br />
Zugriff auf das Data Warehouse nicht beeinträchtigt wird.<br />
Vorkonfigurierte Dashboards geben Auskunft über relevante<br />
Daten, die die Entscheidungsfindung, speziell in kritischen<br />
Situationen, erleichtern. Nutzer können über den<br />
gesamten Standort hinweg navigieren oder sich auf<br />
ausgewählte Produktionsbereiche und Linien fokussieren.<br />
Angezeigt werden die Gesamtanlageneffektivität, Qualitäts-<br />
und Quantitätsinformationen sowie zeitliche Verläufe.<br />
www.durr.com<br />
GERÄUSCHARMES GEBLÄSE FÜR<br />
BEATMUNGSGERÄTE<br />
Das Radialgebläse BL 42 von<br />
MAE – ein Tochterunternehmen<br />
von Ametek – ist für medizinische<br />
Anwendungen wie Beatmungsgeräte<br />
geeignet, da es dynamisch,<br />
geräuscharm und kompakt ist.<br />
Das Kleingebläse ist für den<br />
Batteriebetrieb ausgelegt und<br />
dadurch auch für mobile Anwendungen<br />
geeignet. Das dynamische<br />
Verhalten des Gebläses, das durch<br />
einen BLDC-Außenläufermotor angetrieben wird, erlaubt es in<br />
Kombination mit einem Motorcontroller, dass der erzeugte<br />
Luftstrom und Druck so geregelt wird, dass er dem Atemrhythmus<br />
des Patienten folgen kann. Die Leistungsaufnahme beträgt<br />
bis 60 W. Die Nenndrehzahl von 35 000 min -1 ermöglicht eine<br />
hohe Leistungsabgabe. Das bürsten lose Gleichstromgebläse<br />
gibt es in den Ausführungen sensorlos, mit drei herausgeführten<br />
Hallsensoren oder in Kombina tion mit einer externen<br />
4Q-Motorsteuerung. Eine integrierte Motorsteuerung ist in<br />
Planung. Außerdem kann das Gebläse auch für industrielle<br />
Anwendungen eingesetzt werden.<br />
www.ametekmae.com<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> 39
SPECIAL: EFFEKTIVE VERNETZUNG<br />
AUTOMATISIERUNSTECHNIK<br />
SCHNITTSTELLE VERLEIHT MOTOREN<br />
ELEKTRONISCHES TYPENSCHILD<br />
Mit einem herstellerübergreifenden Kommunikationsprotokoll<br />
zeigen Wissenschaftler der Hochschule Köln, wie elektronische<br />
Typenschilder die Inbetriebnahme von Motoren erleichtern.<br />
Johann Bücher ist Director Encoder Strategy<br />
bei der Hengstler GmbH in Aldingen<br />
40 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
SCS open link wurde für die hochperformante bidirektionale<br />
Datenübertragung zwischen Motor und Antriebsstrang<br />
konzipiert. Die Schnittstelle ermöglicht<br />
eine reibungslose Interoperabilität von Geräten verschiedener<br />
Hersteller. Mit einem ganz ähnlichen Thema beschäftigte<br />
sich seit 2017 auch das Forschungsprojekt „Der<br />
Motor als cyber-physisches System – elektronisches Typenschild“<br />
der TH Köln. Prof. Dr. Jens Onno Krah und seine<br />
Mitarbeiter vom Institut für Automatisierungstechnik konzipierten<br />
ein offenes digitales Kommunikationsverfahren für<br />
elektronische Motortypenschilder, das von Frequenzumrichtern<br />
verschiedenster Hersteller genutzt werden kann. Auf<br />
diese Weise können Umrichter jeden angeschlossenen Motor<br />
automatisch erkennen und mit den passenden Parametern<br />
konfigurieren – der Motor arbeitet dann mit dem optimalen<br />
Wirkungsgrad. Bisher erkennen Frequenzumrichter nur die<br />
Motoren automatisch, die mit einem Encoder ausgestattet<br />
sind und von demselben Hersteller stammen. Motoren von<br />
Wettbewerbern müssen dagegen aufwändig manuell konfiguriert<br />
werden, was aufgrund der mangelnden Genauigkeit<br />
nicht selten zu Leistungseinbußen des Antriebs führt.<br />
ZIEL: MEHR KOMPONENTEN-FREIHEIT<br />
Der Impuls zu dem wissenschaftlichen Projekt an der<br />
TH Köln kam vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau<br />
(VDMA) und von der Forschungsvereinigung Antriebstechnik<br />
e. V. Beide Institutionen wollen die Entwicklung<br />
eines offenen elektronischen Motortypenschilds vorantreiben,<br />
damit Maschinenbauer ihre Komponenten künftig nach<br />
der besten Leistung anstatt nach ihrer Kompatibilität auswählen<br />
können. Das würde nicht nur zu effizienteren Maschinen<br />
führen, sondern gleichzeitig auch den Wettbewerb<br />
zwischen den Komponentenherstellern steigern.<br />
Über ein universell auslesbares elektronisches Typenschild<br />
ließe sich zudem der Zustand des gesamten Antriebsstrangs<br />
einer Maschine aus der Ferne überwachen (Condition Monitoring),<br />
sodass bei drohenden Leistungsverlusten frühzeitig<br />
eingegriffen werden könnte. Die Zustandsüberwachung ist<br />
nicht nur für die Anwender, sondern auch für die Maschinenbauer<br />
selbst interessant: Sie könnten das Condition Monitoring<br />
als Dienstleistung anbieten. Durch diese Serviceleistung<br />
würden sie ihre Wertschöpfungskette erweitern und gleichzeitig<br />
die Kunden enger an sich binden.<br />
NEUE SCHNITTSTELLE MACHT TYPENSCHILD<br />
AUSLESBAR<br />
Mit dem Forschungsprojekt wollten die Wissenschaftler der<br />
TH Köln Lösungen für zwei Aufgabenstellungen finden: Zum<br />
einen soll das elektronische Typenschild, das bisher nur in<br />
Geräten vereinzelter Anbieter integriert ist, herstellerübergreifend<br />
auslesbar sein. Zum anderen sollte die automatische<br />
Erkennung auch für Motoren ohne eingebaute Encoder möglich<br />
werden. Bei Motoren mit Encoder wird das elektronische<br />
Typenschild meist im EEPROM (Speicher) des Encoders<br />
abgelegt. Hier kann es mithilfe der Encoder-eigenen digitalen<br />
Schnittstelle ausgelesen werden. Bei geberlosen Antrieben<br />
fehlt diese Schnittstelle, sodass die Übertragung eines elektronischen<br />
Typenschilds vom Motor an den Umrichter auf<br />
einem anderen Weg erfolgen muss.<br />
Prof. Dr. Krah und seine Mitarbeiter fanden im Zuge ihrer<br />
Forschung heraus, dass sich bei diesen Antrieben das Motorkabel<br />
für die Übertragung der Typenschild-Daten nutzen<br />
<strong>antriebstechnik</strong><br />
WISSEN<br />
SCHAFFT<br />
IDEEN<br />
Newsletter<br />
Der E-Mail-Service<br />
für Anwender<br />
aus dem gesamten Umfeld<br />
mechanischer und<br />
elektrischer Antriebstechnik.<br />
Aktuelle Nachrichten<br />
rund um mechanische,<br />
thermische und elektrische<br />
Antriebstechnik,<br />
sowie deren Steuerungen<br />
und Regelungen.<br />
Jetzt<br />
kostenlos<br />
anmelden!<br />
IMMER<br />
AKTUELL<br />
INFORMIERT<br />
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SPECIAL: EFFEKTIVE VERNETZUNG<br />
Mit der offenen Schnittstelle SCS open link<br />
wird das elektronische Typenschild über das<br />
Motorkabel übermittelt; der RS485-Standard<br />
soll die Typenschild-Daten sicher übertragen<br />
lässt. Ein zusätzliches Kabel ist nicht erforderlich. Möglich wird das durch die<br />
offene Schnittstelle SCS open link von Hengstler. Mit dem Protokoll können sowohl<br />
Motoren mit Encodern mit einer Rate von bis zu <strong>10</strong> MBd und Reglerzyklen<br />
bis zu 32 KHz übertragen werden, als auch Motoren ohne eingebaute Encoder<br />
über die neu entwickelte Power Interface Kommunikation.<br />
FLEXIBEL UND ÜBERTRAGUNGSSICHER<br />
Auf SCS open link war Prof. Dr. Krah bereits bei einem früheren gemeinsamen<br />
Projekt mit Hengstler aufmerksam geworden. Dabei ging es um die Nutzung eines<br />
funktional sicheren Encoders mit digitaler Schnittstelle. Zwar gibt es neben SCS<br />
open link noch andere Einkabel-Protokolle am Markt. Die Wahl der Wissenschaftler<br />
fiel aber auf die Technik von Hengstler. Sie ist die einzige wirklich offene<br />
Schnittstelle mit der jeder Komponentenhersteller seine Produkte zertifizieren<br />
lassen kann.<br />
Weitere Praxistauglichkeit zeigt die Schnittstelle SCS open link auch in komplexen<br />
Anwendungsumgebungen. Mit dem Übertragungsstandard RS485 ist ein<br />
Datentransfer auch über Strecken von bis zu <strong>10</strong>0 m Länge möglich. Der symmetrische<br />
Leitungsaufbau des RS485-Datenkabels bewahrt die Signalübertragung vor<br />
Beeinträchtigungen durch elektromagnetische Einstrahlungen. Auch auf die<br />
funktionale Sicherheit ist bei der Entwicklung der Schnittstelle Wert gelegt<br />
worden. So ist SCS open link für den Einsatz in Anwendungen bis Safety Integrity<br />
Level 3 (SIL3) zertifiziert.<br />
ELEKTRONISCHES MOTORTYPENSCHILD BALD STANDARD?<br />
Die Forschung der Wissenschaftler an der TH Köln ist mittlerweile fast abgeschlossen.<br />
Ihr Fazit: Ein einheitliches elektronisches Motortypenschild – bei<br />
Motoren ohne Encoder über die Power Interface Kommunikation – lässt sich in der<br />
Praxis mit verhältnismäßig geringem Aufwand umsetzen. SCS open link bietet dafür<br />
die ideale Basis, denn jeder Geräte-Hersteller kann diese Schnittstelle nutzen.<br />
Setzt sich die Schnittstelle am Markt durch, wird sich die Komponenten-Auswahl<br />
für Maschinen- und Anlagenbauer deutlich vergrößern. Dann stünde hier<br />
nicht mehr die Frage der Kompatibilität im Mittelpunkt, sondern ausschließlich<br />
die Leistungsfähigkeit. Die Performance und Effizienz von Maschinen könnte sich<br />
also durch die Einführung eines offenen elektronischen Motortypenschilds erhöhen.<br />
Das hätte nicht nur große Vorteile für die Maschinen-Nutzer, sondern<br />
auch für das Klima. Effizientere Maschinen verbrauchen schließlich weniger<br />
Strom – und der kommt in der Industrie noch immer zum größten Teil aus fossilen<br />
Brennstoffen.<br />
Fotos: Aufmacher: zapp2photo/stock.adobe.com; sonst.: Hengstler GmbH<br />
www.hengstler.de<br />
DIE IDEE<br />
„Das Elektronische Typenschild wurde<br />
für alle Antriebe entwickelt, die sich<br />
bisher elektronisch nicht identifizieren<br />
ließen und nur manuell in die<br />
Automatisierung aufgenommen<br />
werden konnten. Für Anwendungen<br />
wie diese hat Hengstler die offene<br />
Schnittstelle SCS open link konstruiert.<br />
Damit können sämtliche<br />
Informationen eines Antriebs über<br />
das bisher für die Übertragung von<br />
Daten ungenutzte Leistungskabel<br />
übermittelt werden. Das Ziel: Eine<br />
deutliche Steigerung der Maschinen-<br />
Performance.“<br />
Johann Bücher,<br />
Director Encoder Strategy,<br />
Hengstler GmbH<br />
42 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
MARKTPLATZ<br />
TRANSPARENTER MASCHINENBETRIEB<br />
Mit dem neuen Visualisierungselement OnlineChartHDA aus dem Softwarepaket<br />
mapp View bekommt der Nutzer einen transparenten Einblick in das<br />
Verhalten seiner Maschine. Maschinendaten werden über die Steuerung<br />
direkt aus dem Prozess erfasst. Die Daten werden permanent aufgezeichnet<br />
und dem Widget automatisch zur Verfügung gestellt.<br />
Die Lösung von B&R basiert auf dem Standard OPC UA. Maschinendaten<br />
werden von einem OPC-UA-Server abgerufen und anhand einer standardisierten<br />
Schnittstelle in der Visualisierung dargestellt. Dadurch kann das<br />
Widget Daten von jedem beliebigen Gerät nutzen, das über einen OPC-UA-<br />
Server verfügt. Abtastzeit, Puffergröße und alle anderen Einstellungen<br />
werden im Server konfiguriert.<br />
www.br-automation.com<br />
AKTIVE ANTRIEBS-<br />
KOMPONENTE FÜR<br />
KLEINE BAURÄUME<br />
Das Original.<br />
Seit 1970<br />
Harmonic Drive®<br />
Moog stellt den auf Schutzart<br />
IP65 ausgelegten S-Style<br />
SmartMotor vor. Der<br />
48-V-BLDC-Motor wird in<br />
Europa mit der Endung<br />
„SCX“ geführt und ist in den<br />
Baugrößen Nema 23 sowie<br />
34 erhältlich. Er basiert auf<br />
den Bauteilen der Standardmotoren<br />
ohne IP-Schutz. Wie<br />
das Unternehmen mitteilt,<br />
konnten demzufolge<br />
Herstellungskosten und der<br />
Angebotspreis reduziert<br />
werden. Die in dieser<br />
Bauform nicht abdichtbare<br />
Welle wird durch Getriebe,<br />
Achse oder Maschinenteile<br />
geschützt. Neu ist der<br />
abgeschrägte Deckel, auf<br />
dessen Rückseite die<br />
Steckverbindungen angebracht<br />
sind. Dieses Konstruktionsprinzip<br />
lässt den Einbau<br />
in beengten Räumen zu. Da<br />
der SmartMotor in der Lage<br />
ist, vielfältige Steuerungsaufgaben<br />
zu übernehmen,<br />
entlastet er die speicherprogrammierbaren<br />
Steuerungen<br />
(SPS) und soll sie partiell<br />
auch ersetzen können.<br />
www.moog.com<br />
Ihre Idee. Unser Engineering. Ihr Originalprodukt.<br />
Technologievorsprung seit 1970 – ab Losgröße 1<br />
www.harmonicdrive.de
SPECIAL : EFFEKTIVE VERNETZUNG<br />
bringing machine builders<br />
and users together<br />
INTERVIEW<br />
CONNECTIVITY IST<br />
COMMODITY<br />
Digitalisierung ist bereits ein „alter Hut“, das Internet of Things (IoT) ist ebenfalls<br />
schon da – aber noch sind nicht alle Geräte und Geräteteile in der Lage, miteinander zu<br />
kommunizieren. Nun arbeiten VDW und VDMA daran, universelle Maschinenschnittstellen<br />
auf Basis von OPC UA zu erarbeiten. Um diese Standards weltweit zu etablieren, wurde die<br />
Community „Umati“ ins Leben gerufen. Sie soll geräteübergreifendes Plug and Play<br />
in der Praxis ermöglichen. Die Redaktion <strong>antriebstechnik</strong> sprach mit Dr. Alexander Broos,<br />
dem Leiter der Abteilung Forschung & Technik beim VDW über Umati.<br />
44 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
SPECIAL : EFFEKTIVE VERNETZUNG<br />
Seit 2006 gibt es OPC UA (Open Platform<br />
Communications Unified Architecture) als<br />
offenen Standard für die Kommunikation<br />
zwischen Maschinen. Warum braucht es<br />
nun noch Umati (universal machine<br />
technology interface)?<br />
Broos: OPC UA ist die gemeinsame Sprache,<br />
so als würde man sich unter internationalen<br />
Gesprächspartner auf eine Sprache einigen,<br />
in der die Unterhaltung läuft. Darüber hinaus<br />
müssen aber auch besondere Fachbegriffe<br />
für alle dasselbe bedeuten. Beispielsweise<br />
denkt ein Ingenieur bei „steuern“<br />
etwas ganz Anderes als ein Finanzbeamter.<br />
Ähnlich ist es bei Geräten, die zwar ein<br />
Signal korrekt als „Grüne Lampe blinkt“<br />
erkennen, aber einer grünen Lampe unterschiedliche<br />
Bedeutungen zuweisen. Hierfür<br />
ist es notwendig und wichtig, technologiespezifische<br />
Standards zu haben. Entsprechend<br />
entstehen derzeit im Maschinen- und<br />
Anlagenbau zahlreiche OPC UA-Spezifikationen<br />
für unterschiedliche Branchen, z.B.<br />
Robotik, Kunststoffmaschinen oder eben<br />
Werkzeugmaschinen. Am Ende haben aber<br />
die Maschinenanwender, die ein Interesse<br />
an der Vernetzung haben, unterschiedlichste<br />
Technologien in ihrer Fertigung. Damit ist es<br />
unerlässlich, die Implementierung dieser<br />
vielen Spezifikationen zu harmonisieren<br />
und gleichzeitig auch eine Community zu<br />
UMATI KURZ UND KNAPP<br />
Umati (universal machine Technology<br />
interface) ist die Community des<br />
Maschinen- und Anlagenbaus für die<br />
Verbreitung offener Schnittstellen auf<br />
Basis von OPC UA, vorrangig für die<br />
Kommunikation von Anlagen und<br />
Geräten mit der übergeordneten<br />
Datenverarbeitung. Umati zielt auf die<br />
Realisierung von Plug&Play-Verbindung<br />
zwischen unterschiedlichen Maschinen<br />
und Komponenten ab. Erste Anwendungsbeispiele<br />
basieren auf der OPC UA<br />
for Machinery und der OPC UA for Machine<br />
Tools, bei denen unter anderem<br />
folgende Zustandsdaten der Maschine<br />
mit einer Aktualisierungsrate von etwa 1<br />
Sekunde standardisiert werden:<br />
n einheitliche Identifikation von Maschinen<br />
n Betriebszustand der Maschine<br />
n Informationen über Fertigungsauftrag,<br />
Programmfortschritt<br />
n Prognosen zu Benutzerinteraktionen<br />
n Fehlermeldungen und Warnungen<br />
n Verbrauchsinformationen (Energie,<br />
Material)<br />
Weitere Infos: https://bit.ly/2FeSWhK<br />
haben, wo man sich austauschen kann und<br />
Hersteller gemeinsam auf Kunden zugehen<br />
können. Hier setzt Umati an, als Zusammenschluss<br />
von Unternehmen des Maschinen-<br />
und Anlagenbaus zur Verbreitung<br />
offener Standards, die lizenzfrei genutzt<br />
werden können.<br />
Nun soll sich Umati weltweit etablieren.<br />
Damit haben VDW und VDMA die Latte<br />
hoch gehängt. Wie soll das funktionieren?<br />
Am Ende haben ja weltweit alle Anwender<br />
von Maschinen, und somit auch alle Hersteller,<br />
die gleichen Bedürfnisse, was die<br />
Kompatibilität ihrer Geräte angeht. Und<br />
daher ist es sinnvoll, sich auch auf einen<br />
Standard bzw. eine abgestimmte Reihe von<br />
Standards zu einigen. Dabei setzen wir auf<br />
eine Bereitschaft der Hersteller in aller<br />
Welt, sich zum Wohle ihrer Kunden in aller<br />
Welt nicht nur auf Standards, sondern eine<br />
gemeinsame Implementierung zu einigen<br />
und den Kunden eine Möglichkeit zum<br />
„Andocken“ zu bieten, gleich aus welchem<br />
Markt sie kommen und unabhängig von<br />
eventueller Verbandszugehörigkeit. Wir<br />
sehen, dass die Hersteller das verstehen<br />
und schon zahlreich dabei sind. Softwarehersteller<br />
müssen wir noch stärker<br />
einbinden, um dann gemeinsam auf Anwender,<br />
aber auch auf Lieferanten z.B. von<br />
Steuerungen zuzugehen.<br />
Welche Eigenschaft von Umati wird die<br />
Begeisterung wecken?<br />
Es ist wirklich beeindruckend, dass wir mit<br />
OPC UA und Umati echtes Plug & Play-<br />
Fähigkeit in den Maschinenbau und die<br />
industrielle Fertigung bringen. Die laufenden<br />
Daten zu wichtigen Parametern (siehe<br />
Kasten) werden mit einer Aktualisierungsrate<br />
von etwa 1s übermittelt. Damit wird<br />
Konnektivtät zur Commodity. Und damit<br />
etabliert sich dank Umati nicht nur vertikale<br />
Datenintegration, sondern langfristig auch<br />
horizontale Kommunikation von Antrieb<br />
zur Maschine. Eine einfache, kontinuierliche<br />
Erfassung von Betriebsdaten bietet<br />
bereits einen deutlichen Mehrwert für<br />
den Betreiber.<br />
Umati stammt aus Deutschland. Ergibt<br />
sich daraus ein Vorteil für heimische<br />
Unternehmen?<br />
Nein. Das würden wir nicht wollen und es<br />
ist strukturell auch nicht möglich. Umati<br />
wächst in einem Botton-up-Prozess, in<br />
dem sich immer wieder weltweit Hersteller<br />
von Maschinen und Komponenten auf<br />
Standards einigen. Da kann keiner einen<br />
Vorteil erringen und das ist auch gut so –<br />
denn offene Schnittstellen leben davon,<br />
das jeder mitmachen und sie nutzen kann<br />
Interview mit Dr. Alexander Broos, Leiter der<br />
Abteilung Forschung & Technik beim VDW<br />
Gibt es schon Anwendungsbeispiele?<br />
Die Visualisierung des Datenflusses ist ein<br />
wichtiger Bestandteil von Umati. Den<br />
Beweis, dass dies in großem Stil funktioniert,<br />
hat der „Umati-Demonstrator“ bei<br />
einem Showcase auf der EMO in Hannover<br />
2019 bewiesen: es wurden 1<strong>10</strong> Maschinen<br />
von 70 Herstellern mit 28 verschiedenen<br />
Steuerungen miteinander verbunden.<br />
Jeder Besucher konnte mit seinem eigenen<br />
Handy durch fotografieren eines<br />
QR-Codes auf der angebundenen Maschine<br />
ihre Zustandsdaten live verfolgen. Zu<br />
sehen waren z.B. Betriebszustände, etwa<br />
Zustände „grün“ für “Maschine läuft“,<br />
„rot“ für „Störung“ und „gelb“ für „Unterbrechung“<br />
anzeigte. Ein Messebesucher<br />
sagte, schon diese Anzeige wäre für ihn<br />
viel Wert, denn gerade bei „gelb“ lägen für<br />
ihn die Optimierungspotenziale.<br />
Die Möglichkeit, Umati live auf einer<br />
Messe zu erleben, ist dieses Jahr bisher<br />
coronabedingt leider ausgefallen.<br />
Deshalb arbeiten wir an einem virtuellen<br />
Showcase, bei dem wir möglichst viele<br />
Partner mitnehmen wollen. Und am<br />
<strong>10</strong>. November macht der VDMA eine<br />
umfangreiche Online-Veranstaltung zum<br />
Thema OPC UA. Dabei wird auch explizit<br />
auf den Einsatz von Umati eingegangen.<br />
Vielen Dank für das Gespräch.<br />
INFO-VERANSTALTUNG<br />
Am <strong>10</strong>. November <strong>2020</strong> wird der VDMA<br />
eine Online-Veranstaltung mit weiteren<br />
Informationen abhalten. Dabei wird<br />
spezifisch auf verschiedene Branchen<br />
eingegangen, unter anderem auch auf die<br />
Antriebstechnik.<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> 45
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
PLANETENGETRIEBE<br />
MIT LOOK UND LEISTUNG<br />
ÜBERZEUGEN<br />
An der optischen Aufwertung kommen Anbieter<br />
von Getriebemodellen nicht mehr vorbei. Wie aber bleiben<br />
Leistungsgewinn bei gleichzeitiger Kombinations- und Optionsvielfalt<br />
gewahrt? Der Entwicklungsleiter einer neuen<br />
Servo-Planentengetriebe-Generation berichtet.<br />
Seit den 1980er Jahren gilt das Unternehmen Stöber aus<br />
Pforzheim als Spezialist in der Entwicklung von Planetengetrieben,<br />
der Königsklasse in der Antriebstechnik.<br />
Ende 2019 brachte der Familienbetrieb die neuen Baureihen<br />
seiner Servo-Planetengetriebe auf den Markt. Artur<br />
Wagner leitete federführend die Entwicklung der nun dritten<br />
Generation. „Kompaktheit und Performance kombiniert mit<br />
einem neuen Design“, lautete die Zielsetzung des neuen Modells,<br />
so der Bereichsleiter für Getriebe und Motoren.<br />
OPTIK MODERNISIERT<br />
Artur Wagner ist studierter Maschinenbauer und schon seit<br />
fast 28 Jahren im Unternehmen. Vor 16 Jahren war er an der<br />
Entwicklung der zweiten Generation maßgeblich beteiligt.<br />
Artur Wagner ist Bereichsleiter Entwicklung Getriebe und Motoren<br />
bei Stöber Antriebstechnik GmbH + Co. KG in Pforzheim<br />
„Wir waren bereits in den 1990er Jahren der erste Hersteller<br />
auf dem Markt, der Servo-Planetengetriebe mit einer geräuschoptimierten<br />
Schrägverzahnung anbot“. Im Vergleich<br />
zu früheren Modellen hat Stöber diesmal auch das Design<br />
der neuen Baureihen überarbeitet, erklärt Wagner. Die Konturen<br />
verlaufen fließender und die Oberflächenstruktur ist<br />
deutlich glatter. So wurden z. B. Kunststoffstopfen im Motoranschlussflansch<br />
durch versenkte Verschlussschrauben<br />
ersetzt. „Jetzt passt das Aussehen auch zu den inneren Werten<br />
der Getriebe.“<br />
Zu den „inneren Werten“ gehört u. a. das geringere Massenträgheitsmoment<br />
durch den Wegfall des Motoradapters. Damit<br />
lässt sich die volle Dynamik des Antriebs nutzen. Die neue<br />
Generation besitzt zudem eine hohe Drehspielstabilität und<br />
Robustheit. Beschleunigungsmomente wurden um 60 % erhöht,<br />
die Drehzahl steigt um 45 % und die Verdrehsteifigkeit<br />
um bis zu 50 %. „Grund hierfür ist unter anderem die Verzahnung“,<br />
verrät Wagner, „sie bildet das Herzstück des Getriebes<br />
und ist für das jeweils erforderliche Moment optimiert“.<br />
46 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
01<br />
02<br />
01 Das zweistufige Planetengetriebe der<br />
Baureihe PH erreicht ein Drehspiel bis zu 1 arcmin<br />
02 Mithilfe eines End-of-Line-Prüfstands für die neue<br />
Generation der Servo-Planetengetriebe und -motoren<br />
können die Antriebe geprüft und dokumentiert werden<br />
DIREKTANBAU UND ELEKTRONISCHES TYPENSCHILD<br />
Die neue Generation an Planetengetrieben ist variantenreich einsetzbar. Es lassen<br />
sich alle Stöber Motoren wie die Baureihen EZ oder die encoderlosen Lean-<br />
Motoren – in jeder gewünschten Größe – ohne Adapter direkt anbauen. Für die<br />
Anbindung von Third-Party-Motoren bietet der Antriebsspezialist eine besondere<br />
Schnittstellentechnologie: Die Stöber Motoradapter sind mit unterschiedlichen<br />
Kupplungen sowie in der Servostop-Variante mit einer integrierten Bremse ausgestattet.<br />
Außerdem sind die Adapter mit Standard- oder spielreduzierten Getrieben<br />
kombinierbar. Insbesondere die Large-Ausführung der Adapter mit extra großer<br />
Motorplatte ermöglicht es auch den kompaktesten Stöber Getrieben, an Motoren<br />
mit sehr großen Bauformen anzubinden.<br />
Abhängig von der Applikation kann die passende Lagerung aus Rillenkugel-,<br />
Zylinderrollen- oder Schräglager gewählt werden. Diese reibungsoptimierten<br />
Lagerungen eignen sich generell für höhere Drehzahlen. Die Variantenvielfalt bietet<br />
Konstrukteuren bei der Auslegung vielfältige Möglichkeiten, um die passende<br />
Antriebslösung für jeden Anwendungsfall zusammenzustellen. Ein kleinerer<br />
Motor, um den Wirkungsgrad zu optimieren? Dazu passt vielleicht auch ein kleinerer<br />
Antriebsregler – was zusätzlich die Kosten senkt. Das erweiterte elektronische<br />
Typenschild der Servo-Getriebemotoren ermöglicht die Inbetriebnahme per Plugand-Play-Verfahren.<br />
Dadurch sind die Getriebemotoren eindeutig identifizierbar.<br />
Die aufwändige, fehleranfällige Parametrierung entfällt.<br />
EOL-PRÜFSTAND SICHERT QUALITÄT<br />
Weitere Herausforderungen kamen für die Ingenieure hinzu: „Im Vergleich zur<br />
Vorgängerversion wollten wir die Performance verbessern und die Komponenten<br />
eben deutlich kompakter bauen“, berichtet Wagner. Trotzdem sollten die erzielten<br />
Änderungen nicht zu Lasten der Wirtschaftlichkeit gehen. Dieser Spagat gelang<br />
mithilfe neuer Fertigungstechnologien. Eine weitere Maßnahme betraf die Anzahl<br />
der Baukastenteile. Durch ein konsequentes Variantenmanagement und einheitliche<br />
Schnittstellen konnten diese reduziert werden.<br />
Stöber mit Hauptsitz in Pforzheim investierte auch in die Qualität bei der Endmontage.<br />
Ein End-of-Line-Prüfstand (EoL-Prüfstand) kontrolliert und dokumentiert<br />
jeden Antrieb vor der Auslieferung. Zudem steht Stöber Anwendern bei der<br />
Projektierung, Inbetriebnahme und nachgelagerten Nutzung mit persönlicher<br />
Betreuung zur Seite.<br />
Fotos: Stöber Antriebstechnik GmbH + Co. KG<br />
www.stoeber.de<br />
DIE IDEE<br />
„Das äußere Erscheinungsbild wird<br />
auf dem Markt immer wichtiger.<br />
Unsere Lösung kam dabei schlechter<br />
weg, als sie es verdient hätte. Die<br />
neuen Servo-Planetengetriebemotoren<br />
sind in ihrer Vielseitigkeit die<br />
kompaktesten auf dem Markt. Der<br />
Anwender profitiert von kleinerem<br />
Bauraum, geringerem Gewicht,<br />
einem großen Drehmoment und<br />
daraus resultierend von einer um bis<br />
zu 65 Prozent gesteigerten Leistungsdichte.“<br />
Artur Wagner, Bereichsleiter Entwicklung<br />
Getriebe und Motoren, Stöber<br />
Antriebstechnik GmbH + Co. KG<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> 47
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
KONSTRUKTIONSSOFTWARE<br />
LAGER PER SIMULATION BEWERTEN<br />
Der virtuelle Prüfstand Simpro<br />
Quick ist eine Software für die<br />
Bewertungen von Wälzlagerungen.<br />
Eine benutzerfreundliche<br />
Bedienoberfläche soll die<br />
Zusammenstellung und Analyse<br />
von Lagern komfortabel machen.<br />
Travis Shive ist Analytical Tools Subject Matter<br />
Expert bei SKF in Lansdale, Pennsylvania, USA;<br />
Hedzer Tillema ist Engineering Tools Technical<br />
Leader bei der SKF BV in Houten, Niederlande<br />
Bei SKF Simpro Quick handelt es um eine Einwellen-Lagersimulationssoftware,<br />
mit der sich die Leistung von Lageranordnungen auf<br />
Grundlage ihrer jeweiligen Anwendungsanforderungen und Betriebsbedingungen<br />
untersuchen lässt. Das Tool zielt darauf ab, den<br />
Designprozess für Konstrukteure zu beschleunigen und die Lagerauswahl zu<br />
erleichtern. Dafür bietet das Programm eine benutzerfreundliche Oberfläche<br />
sowie das breite Ingenieurswissen von SKF. Die „Quick“-Version basiert<br />
auf der gleichen Plattform wie die SKF intern gebräuchliche „High-End“-Variante<br />
Simpro Expert.<br />
LAGERAUSWAHL UND -MODELLIERUNG<br />
Die Lagerdatenbank der Software erlaubt Anwendern Zugriff auf die aktuellen<br />
Lager des Wälzlagerkatalog von SKF. Dadurch ergeben sich zahlreiche<br />
Möglichkeiten für die Konstruktion optimaler Wälzlagerungen – von zwei<br />
Lagern auf einer Welle bis hin zu „beliebig vielen“ Lagern. Schrittweise führt<br />
das Tool Konstrukteure durch die Erstellung eines Lagerentwurfs und stellt<br />
Optimierungsfunktionen zur Verfügung. Damit lässt sich die Auslegungszeit<br />
unter verschiedenen Betriebsbedingungen verkürzen.<br />
Als Beispiel könnte man eine Vorgelegewelle für einen Schraubenkompressor<br />
modellieren. Durch den Betrieb von Schraubenkompressoren mit<br />
verschiedenen Leistungsstufen ändert sich die Maschinenleistung. So wir-<br />
48 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
ken unterschiedliche Drehzahlen und Drehmomente auf die<br />
Kräfte am Zahneingriff ein. Dies wiederum hat Auswirkungen<br />
auf die Lagerleistung.<br />
BERECHNUNGSMODELL MIT FREIWÄHL<br />
BAREN KOMPONENTEN ERSTELLEN<br />
Zu Beginn erstellt der Nutzer ein Berechnungsmodell für die<br />
Welle mit den gängigsten Komponenten. Sobald die Welle<br />
festgelegt ist, können Komponenten, wie Lager, Zahnräder,<br />
Federn und Zwischenringe, einfach per Drag-and-Drop-<br />
Funktion hinzugefügt werden. In einem „Walkthrough“-Verfahren<br />
können die Lager dann anhand des Wellendurchmessers<br />
am Lagersitz, des Lagertyps (Rillenkugellager,<br />
Schrägkugellager, Zylinderrollenlager usw.) oder einer eventuell<br />
nur teilweise bekannten Lagerbezeichnung ausgewählt<br />
werden. Im nächsten Schritt des Walkthroughs wird festgelegt,<br />
wie sich das Lager auf der Welle und im Gehäuse montieren<br />
lässt.<br />
Ähnlich gestaltet sich die Vorgehensweise, wenn ein Zahnrad<br />
auf die Welle gezogen wird: Hier ist zunächst eine Bauart<br />
festzulegen (Kegelrad, Schrägzylinderrad, Kegelschraubrad,<br />
Geradzylinderrad oder Schneckenrad); danach folgt die Zahnradgeometrie.<br />
Abschließend gibt der Benutzer die Leistung für<br />
das Zahnrad ein: Dies ist ein Faktor, der zusammen mit der<br />
Geometrie verwendet wird, um verschiedene Getriebekräfte<br />
automatisch abzugleichen. Die Schritte beim Hinzufügen eines<br />
Zahnrads sind sehr hilfreich bei der Konstruktion und<br />
Analyse von Getriebewellenanwendungen.<br />
Federn bieten die Möglichkeit, Lager gegen ein Umbauteil<br />
(z. B. das Gehäuse) oder gegen ein anderes Lager vorzuspannen.<br />
Diese Funktion ist u.a. nützlich für Anwendungen, bei<br />
denen Federn für angestellte Lagerungen verwendet werden.<br />
Zwischenringe ermöglichen die Einstellung bestimmter Lagerluftwerte,<br />
was für Lageranwendungen in O- oder X-Anordnung<br />
nützlich ist.<br />
BELASTUNG, SCHMIERUNG UND<br />
LAGERLUFT FESTLEGEN<br />
Als nächstes bestimmt der Nutzer die anwendbaren Grenzbedingungen.<br />
Dem Modell können Wellendrehzahl, Radial- und<br />
Axialkräfte, Leistungsaufnahme (Getriebe), Momentenbelastungen<br />
und Massenkräfte hinzugefügt werden. Ähnlich wie<br />
bei den Komponenten werden Kraft, Leistungsaufnahme und<br />
Moment per Drag & Drop aufgebracht; die anderen Grenzen<br />
lassen sich einfach durch einen Klick auf ein Symbol festlegen.<br />
Für die Anpassung aller anwendbaren Grenzen – mit Ausnahme<br />
der Massenkräfte – steht das Programmteil „Analysis variations“<br />
zur Verfügung. Das Verfahren zur Aufbringung der<br />
Massenkräfte ermöglicht es dem Benutzer, Anwendungen<br />
nicht nur in horizontaler, sondern auch in vertikaler Richtung<br />
zu untersuchen.<br />
Im dritten Schritt werden die Schmier- und Einbaubedingungen<br />
vorgegeben. Simpro Quick bietet die Möglichkeit, das<br />
Schmierverfahren (Fett-, Ölbad- oder Ölpunktschmierung),<br />
die Ölviskosität und die Verunreinigungsgrade zu bestimmen.<br />
All diese Schmiereigenschaften beeinflussen die Berechnungsergebnisse,<br />
die von der Nachschmierfrist bis hin zur Lagerreibung<br />
reichen.<br />
Lagerpassungen, die einen zentralen Teil des Entwurfsprozesses<br />
darstellen, sind das letzte auswählbare Kriterium. Die<br />
richtige Auswahl der Passungen ist von entscheidender Bedeutung<br />
für gute Betriebsbedingungen, um z. B. eine geeignete Betriebslagerluft<br />
zu erreichen.<br />
01 Mit den Polardiagrammen lassen sich Berührungswinkel,<br />
Kontaktverformungen und -belastungen der Wälzkörper des<br />
Lagers darstellen<br />
0001421380_000001.pdf - 07.01.2015<br />
Gewalzte<br />
Ringe<br />
Zylindrisch oder profiliert.<br />
Außendurchmesser von 150 - 2000 mm,<br />
Gewicht von 3 kg - 1500 kg.<br />
Werkstoffe: Bau-, Edelbau- und Wälzlagerstähle,<br />
Werkzeugstähle, Rostfrei-Qualitäten, Nickelbasisund<br />
Titanlegierungen.<br />
Gewalzte Ringe • Blankstahl<br />
Platestahl Umformtechnik GmbH<br />
Platehofstraße 1 - 58513 Lüdenscheid - Germany<br />
Tel.: 02351 439-0 - info@platestahl.com<br />
Fax: 02351 439-355 - www.platestahl.com<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> 49<br />
Platestahl.indd 1 06.12.2018 17:58:29
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
02 Für die betriebsbedingte Durchbiegung entlang<br />
einer Welle simuliert das Wellendurchbiegungs-Diagramm<br />
eine dreidimensionale Animation<br />
DATENSATZANALYSE UMFASST VERSCHIEDENE<br />
BELASTUNGSFAKTOREN<br />
Nachdem das Modell abgeschlossen ist, lässt sich, basierend auf<br />
den festgelegten Betriebsgrenzen, eine einzelne Datensatzanalyse<br />
(Einzelanalyse) oder eine umfassende Analyse (Lastzyklusanalyse)<br />
mit mehreren Bedingungen durchführen. Die Einstellungen<br />
werden über eine Tabellenschnittstelle vorgenommen.<br />
Optional ist für jede Variante ein Zeitanteil kalkulierbar. Der<br />
Zeitgewichtsanteil hilft wiederum bei der Bestimmung der Lagerlebensdauer.<br />
Die Analysedaten umfassen mehrere Datentabellen und grafische<br />
Darstellungen, die es dem Benutzer ermöglichen, eine bevorzugte<br />
Berichtsvorlage zu erstellen. Typische Tabellen zeigen<br />
z. B. Lagerlasten, Betriebslagerluft, Reibung, Schiefstellung,<br />
Durchbiegung und die erweiterte SKF Lebensdauer sowie eine<br />
modifizierte Lebensdauer nach ISO/TS 16281:2008.<br />
Die nominelle Lebensdauer (L<strong>10</strong>), die modifizierte nominelle<br />
Referenz-Lebensdauer (L<strong>10</strong>mr) nach ISO/TS 16281:2008 und<br />
die erweiterte SKF Lebensdauer sind bei der Überprüfung der<br />
Anwendungen und der Lagerauswahl die am häufigsten verwendeten<br />
Tabellen. So orientiert sich u. a. die Industrie hauptsächlich<br />
an der nominellen Lebensdauer L<strong>10</strong>, um abzuschätzen,<br />
wie lange ein Lager in Betrieb gehalten werden kann.<br />
NOMINELLE LEBENSDAUER-BERECHNUNG<br />
Simpro Quick ergänzt die Lebensdauerberechnung durch die<br />
nominelle Kalkulation mit zusätzlichen Betriebsbedingungen.<br />
Eine übermäßige Schiefstellung, unzureichende Belastung,<br />
Überlastung oder eine zu hohe Laufgeschwindigkeit sind Faktoren,<br />
die zu einer geringeren Lebensdauer führen. Warnhinweise<br />
melden, wenn die Betriebsbedingungen gegen eine der empfohlenen<br />
Vorgaben verstoßen.<br />
Weitere Tabellen liefern wichtige Informationen über Nachschmierfristen,<br />
Betriebslagerluft, Lagerschadfrequenzen und<br />
Getriebekräfte. Visuelle Darstellungen und Animationen ergänzen<br />
die Analysedaten: Es gibt Polardiagramme für Berührungswinkel,<br />
Kontaktverformungen und -belastungen zur Darstellung<br />
der Bedingungen für jeden Wälzkörper des Lagers. Durch den<br />
Vergleich von Polardiagrammen mit Mehrfachdaten lässt sich<br />
z. B. ein unzureichender Betriebszustand (zu hohe Lastkonzentration<br />
oder zu großer Berührungswinkel) feststellen.<br />
Ein Wellendurchbiegungs-Diagramm zeigt die Durchbiegung<br />
entlang der Welle unter vorgegebenen Betriebsbedingungen.<br />
Dreidimensionale Animationen simulieren die Rollendruckverteilung<br />
im Lager sowie Auswirkungen der Randbedingungen auf<br />
die Wellen- und Lagerbewegung. Bei besonders kniffligen Fragestellungen<br />
können sich Quick-Anwender mit den Wälzlager-<br />
Spezialisten von SKF austauschen.<br />
In Zuge der weiteren Entwicklung wurden die Rahmenbedingungen<br />
für Simpro Quick nutzerfreundlich verbessert. Seit<br />
dem 1. Juli gilt für Kunden und Interessenten in Deutschland,<br />
Österreich und Schweiz eine verlängerte Testperiode. Die Voll-<br />
Lizenz darf seitdem ein Jahr anstelle von drei Monaten kostenfrei<br />
benutzt werden.<br />
Fotos: SKF<br />
www.skf.com/de<br />
DIE IDEE<br />
„SKF SimPro Quick ist eine neue<br />
Simulationssoftware, die Konstrukteure<br />
bei der Bewertung und<br />
Optimierung von Wälzlagerungen<br />
unterstützt. Mit ihrer schrittweisen<br />
Bedienerführung und ihren vordefinierten<br />
Berichtsvorlagen stellt die<br />
Software eine Ergänzung zum<br />
„High-End“-Simulationsprogramm<br />
SimPro Expert dar. Sie liefert weiterführende<br />
Berechnungsergebnisse für<br />
Einwellen-Wälzlagerungen, wie<br />
Lagerlebensdauer (erweiterte SKF<br />
Lebensdauer sowie nach ISO/TS<br />
16281:2008), Kontaktspannungen,<br />
Reibung, Frequenzen, Durchbiegung,<br />
Nachschmierfristen und Fettgebrauchsdauer.“<br />
Travis Shive, Analytical Tools Subject<br />
Matter Expert, SKF in Lansdale,<br />
Pennsylvania, USA<br />
Hedzer Tillema, Engineering Tools<br />
Technical Leader, SKF BV in Houten,<br />
Niederlande<br />
50 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
MARKTPLATZ<br />
TAKTILE MESSMASCHINE FÜR DIE<br />
QUALITÄTSKONTROLLE<br />
Findling hat das<br />
hauseigene Qualitätslabor<br />
mit einem<br />
Profil- und Rauheitsmessgerät<br />
ausgestattet.<br />
Wälzlager verschiedener<br />
Baugrößen<br />
lassen sich über eine<br />
Taststrecke von<br />
140 mm erfassen. Mit<br />
einer Geschwindigkeit<br />
bis <strong>10</strong> mm/s und einer<br />
Auflösung bis 6 mm werden die Konturprofile der Laufbahn<br />
gemessen und die Kontaktgeometrie bestimmt. Von Relevanz<br />
ist dies bei Rollen- und Nadellagern, wo Kantenspannungen<br />
beim Zusammenwirken von Laufbahn- und Wälzkörpergeometrie<br />
zu vermeiden sind. Auch die Messung von Freistichen und<br />
Radien sowie der Rauheitswerte von Bordflächen bei Zylinderrollenlagern<br />
ist möglich. Zwecks Bestimmung der Rauheitswerte<br />
und Welligkeiten genügt ein Wechsel des Tastsystems.<br />
Lückenlose Qualitätskontrollen sichert Findling von der<br />
Fertigung bis zum Warenausgang zu. Dazu trägt auch ein<br />
Digitalmikroskop bei. Es kann Oberflächen von Wälzlagern in<br />
3D visualisieren, um das 2000-fache vergrößern und somit<br />
flächige Oberflächenrauheiten in den Laufbahnen messen.<br />
www.findling.com<br />
ORIGINAL ODER FÄLSCHUNG?<br />
DER WERKSTOFF MACHT’S!<br />
Der unwissentliche<br />
Einsatz von gefälschten<br />
Wälzlagern birgt<br />
Risiken und gefährdet<br />
die Maschinenverfügbarkeit.<br />
Vor diesem<br />
Hintergrund verstärkt<br />
NSK das Engagement,<br />
„Fake Bearings“ zu<br />
unterbinden. Der<br />
Hersteller empfiehlt,<br />
sich beim Einkauf nicht<br />
allein am Stückpreis zu orientieren. Denn vermeintliche<br />
Schnäppchen seien meist von minderer Qualität als Originale<br />
und können vorzeitig ausfallen. Wie NSK mitteilt, kann der<br />
Unterschied in der Gebrauchsdauer von echten und gefälschten<br />
Lagern bis zum Faktor 20 reichen. Vor allem oxidische oder<br />
nichtmetallische Einschlüsse begünstigten negative Auswirkungen<br />
unter der Laufbahnoberfläche. Das Unternehmen<br />
setzt hingegen auf hochreine Werkstoffe wie Z-Stahl, EP-Stahl<br />
und BNEQARTET, die verhindern, dass das Gefüge geschwächt<br />
wird. Spezielle Schmelzverfahren verringern den nichtmetallischen<br />
Anteil in den Stählen. Auch Werkstoffe, wie SHX-Stahl,<br />
die einer Wärmebehandlung unterzogen werden, tragen zu<br />
einer erhöhten Lebensdauer der Originale bei.<br />
www.nskeurope.de<br />
FÜR RADIALE UND AXIALE BELASTUNGEN GEEIGNET<br />
Wenn Laufgenauigkeit bei hohen Drehzahlen gefordert ist, überzeugen<br />
Schrägkugellager. Knapp Wälzlagertechnik bietet sie in ein- und zweireihiger<br />
Ausführung, als Vierpunktlager sowie als ein- oder zweireihige<br />
Axialschrägkugellager an. Sofern die Tragfähigkeit eines Lagers nicht<br />
ausreicht, oder die Lagerung axiale Belastungen bei einem bestimmten<br />
Axialspiel aufnehmen muss, können einreihige KBT-Schrägkugellager als<br />
Duo eingesetzt werden. Der satzweise Einbau bewirkt eine hohe Laufgenauigkeit<br />
und Steifigkeit. Bei den KBT Vierpunktlagern handelt es sich<br />
um einreihige Schrägkugellager mit Laufbahnen, die in Form eines<br />
gotischen Bogens ausgebildet sind. Infolge dessen lassen sich Axialbelastungen in beide Richtungen aufnehmen. Sie sind zudem<br />
schmaler als zweireihige Lagerungen. Eine weitere Variante sind Axialschrägkugellager. Sie können ergänzend zu Axialbelastungen<br />
auch Radiallasten und hohe Drehzahlen aufnehmen. Die KBT Axialschrägkugellager sind ein- oder zweiseitig wirkend erhältlich.<br />
www.knapp-waelzlagertechnik.de
KUPPLUNGEN UND BREMSEN<br />
SICHERHEITSKUPPLUNG AM GETRIEBEEINGANG<br />
TRENNEN, WO ES SINNVOLL IST<br />
DIE IDEE<br />
Jeder Konstrukteur kennt den Schmerz, den ihm der Anblick<br />
seiner beschädigten oder gar zerstörten Maschine oder<br />
Anlage verursacht. Derartiges zu vermeiden gelingt einfach<br />
und effizient mittels einer intelligenten Kupplung am<br />
Getriebeeingang.<br />
Allgemein gilt: Elektromotoren sind für einen bestimmten Einsatzbereich<br />
ausgelegt, ihre Bauteile müssen im Betrieb zwingend im zulässigen Temperaturbereich<br />
bleiben. Schon kurze zeitliche Überlastungen können<br />
sich gefährdend auswirken. Eine Grundbedingung für den Einsatz von<br />
elektrischen Antriebsmotoren in der Produktion ist immer deren Überwachung<br />
durch einen Motorschutz, der sicherstellt, dass drohende Überlastungen des Antriebsmotors<br />
rechtzeitig erkannt und somit Schäden oder gar eine Zerstörung verhindert<br />
werden können.<br />
Hier hilft in erster Linie ein temperaturabhängiger Schutz, der als Temperaturfühler<br />
in den Motor integriert ist. Dieser kann jedoch nur eine sich langsam erhöhende<br />
Temperatur der kritischen Bauteile im Motor erfassen. Um solche plötzlich<br />
auftretenden Überlastungen zu erkennen, ist dieser Schutz zu träge. Solche Überlastungen<br />
lassen sich nur durch eine zusätzliche Strommessung oder kraft- bzw.<br />
drehmomentabhängige Schutzmaßnahmen überwachen.<br />
Klaus Perabo, Inhaber der Firma Perantec, Lorch<br />
„Sicherheitskupplungen sind am<br />
Getriebeeingang am sinnvollsten.<br />
Denn so wird im Falle eines Crashs<br />
die Bewegung der Maschine effektiv<br />
beendet und Zerstörungen verhindert.<br />
Denkbare Anwendungsbereiche<br />
sind Hubachsen, Rotationsachsen,<br />
Transportbänder, Rollladen, Garagentore,<br />
Schiebetüren, Fenster und<br />
Fensterheber. Auch in einfachen<br />
Werkzeugmaschinen, wie Dreh, Fräs<br />
oder Sägemaschinen können die<br />
Sicherheitkupplungen eingesetzt<br />
werden.“<br />
Klaus Perabo, Inhaber der Firma<br />
Perantec<br />
52 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
Verschleißfreie<br />
Hysteresebremsen<br />
und Kupplungen<br />
permanent erregt<br />
Teilansicht der<br />
Kupplung, Rastelemente<br />
für<br />
vertikale Hubachsen,<br />
Ausrastfunktion nur<br />
in eine Drehrichtung<br />
möglich<br />
EINFACH UND EFFIZIENT ZU<br />
MEHR SICHERHEIT<br />
Eine dauerhaft sichere Lösung hierfür bietet<br />
das einfache und effiziente Sicherheitskonzept<br />
von Perantec. Die Basis bildet dabei eine<br />
intelligente Kupplung am Getriebeeingang.<br />
Mit dieser lassen sich Kupplung, Motor, Getriebe-<br />
und Anlagenschutz komplett in einem<br />
Motoradapter vereinen. Das sichert zusätzlich<br />
die Produktion und erhöht somit die Produktivität.<br />
Überlastete Motoren, durchgebrannte<br />
Wicklungen, gebrochene Getriebe oder beschädigte<br />
Verfahrachsen werden damit mehr<br />
und mehr unwahrscheinlich.<br />
Da der Energiefluss an der richtigen Stelle,<br />
nämlich am Getriebeeingang, unterbrochen<br />
wird, werden im Falle eines Crashs die auftretenden<br />
Maximalkräfte nicht durch den Antriebsstrang<br />
geleitet. Die Anlage bleibt somit<br />
immer fahrbereit. Das ist ein wichtiger Vorteil,<br />
wenn man kritische Bewegungsabläufe am Getriebeeingang<br />
absichert. Weitere Vorteile sind<br />
insbesondere die kleineren auftretenden Kräfte,<br />
der geringere benötigte Bauraum und keine<br />
konstruktive Einbindung in die Gesamtkonstruktion<br />
an eventuell schlecht zugänglichen<br />
Stellen. Besonders Vorteilhaft an der Lösung<br />
von Perantc ist die Möglichkeit des Retrofit -<br />
man kann diese Schutzmaßnahme in jeder<br />
ausgelieferten Anlage nachrüsten.<br />
RISIKO INBETRIEBNAHME<br />
Elon Musk, CEO und Product Architect des<br />
Fahrzeugherstellers Tesla, erlebte bei der Inbetriebnahme<br />
einer neuen Tesla-Fabrik große<br />
Probleme. So waren beispielsweise in der<br />
Karosserieproduktion durch einen Crash<br />
komplette Roboterarme abgerissen worden.<br />
Vorsorglich getroffene, sinnvolle Schutzmaßnahmen<br />
hätten solche Ärgernisse sicher und<br />
kostengünstig verhindern können.<br />
Bei Überlast – also im Crash-Fall – trennt die<br />
Kupplung von Perantec den Antriebsmotor<br />
vom Getriebeeingang, verbindet aber sofort<br />
wieder beim Unterschreiten dieser Belastung.<br />
Das bedeutet: Die Anlage bleibt in jeder Situation<br />
fahrbereit. Bei Verfahrachsen, die mit einem<br />
Messsystem arbeiten, genügt nach einer<br />
Kollision in der Regel eine einfache Referenzfahrt,<br />
um die Produktion fortzusetzen.<br />
Bei der Inbetriebnahme oder später in der<br />
Produktion verhindert diese neue Überlastkupplung<br />
zwar keine Kollisionen oder Unfälle,<br />
aber sie sorgt dafür, dass weder komplexe Roboterarme<br />
abgerissen noch teure Getriebe zerstört<br />
werden. Die Betreiber haben nach einem<br />
Crash immer die Möglichkeit, die Verfahrachse<br />
aus dem Kollisionsumfeld – meist ein enger<br />
Maschinenraum – herauszufahren und an einer<br />
besser zugänglichen Stelle den möglichen entstandenen<br />
Schaden dieser Kollision genauer zu<br />
beurteilen.<br />
Die intelligente und sehr kompakte Perantec-<br />
Kupplung lässt sich einfach und kostengünstig<br />
in alle gängigen Getriebe integrieren. Mit nur<br />
drei Baugrößen und je drei Ausführungen deckt<br />
die Produktpalette den größten Bereich aller<br />
Automationsanwendungen ab. Darüber hinaus<br />
sind anwendungsspezifische Varianten möglich,<br />
auch in kleinen Stückzahlen.<br />
KUPPLUNG FÜR VERTIKALE<br />
HUBACHSEN<br />
Ganz neu am Markt und laut Hersteller einzigartig<br />
ist in der Produktpalette der Perantec-Sicherheitskupplungen<br />
eine Ausführung, die<br />
speziell für den Einsatz in vertikalen Hubbachsen<br />
entwickelt wurde. Sie trennt nur in<br />
eine Richtung, nämlich in der mit dem höchsten<br />
Kollisionsrisiko von allen Verfahrachsen,<br />
nämlich der nach unten Fahrenden. Aus Sicherheitsgründen<br />
z.B. wegen Einrichtbetrieb<br />
(schwebende Lasten) wurde die Anbindung<br />
auf der Motorwelle hier mit einer redundanten<br />
Klemmverbindung umgesetzt.<br />
Bildquelle: Perantec<br />
www.perantec.de<br />
nicht-elektrisch betriebene<br />
Bremsen mit einstellbarem<br />
Drehmoment<br />
z.B.: 0,03-0,14 Nm,<br />
0,45-4,5 Nm, 0,33-38 Nm<br />
stromerregt<br />
„FastLock“<br />
Einfache<br />
Wellensicherungen<br />
Neu im Lieferprogramm:<br />
Druckluft gekühlte Einheiten<br />
mögliche Verlustleistungen max. 5,3 kW<br />
max. Drehzahl 6000 - 20000 min -1<br />
Drehmomente unabhängig von Drehzahlen<br />
0,02 - 30 Nm<br />
Magnetpulverbremsen<br />
und -kupplungen<br />
Proportionalität zwischen Moment und Strom<br />
Momente von 0,2 bis <strong>10</strong>00 Nm<br />
Auch schleifringlose Kupplungen<br />
Momente unabhängig von Drehzahlen<br />
für Dauerschlupf geeignet<br />
Verwendung als Bremse oder Kupplung<br />
Tel. +49(0)4347 90477-0<br />
Fax +49(0)4347 90477-<strong>10</strong><br />
Kieler Str. 23, 24247 Mielkendorf · Germany<br />
info@mobac.de · www.mobac.de
LINEARTECHNIK<br />
AUTOMATISIERUNG<br />
LINEARMODULE ERWEITERN<br />
ANWENDUNGSREICHWEITE<br />
VON COBOTS<br />
Plug-and-Play-fertige Linearmodule erweitern<br />
als horizontale Linearachse das Einsatzgebiet<br />
von Robotern und Cobots. Das Komplettsystem<br />
ist einbaufertig und für individuelle<br />
Kundenanforderungen konfigurierbar.<br />
Industrieroboter haben sich im Wettlauf um effiziente Automatisierungslösungen<br />
für verschiedenste Handlings- und Montageaufgaben<br />
etabliert. Gleichwohl suchen Anwender kontinuierlich<br />
nach Möglichkeiten die Einsatzgebiete von Robotern und kollaborierenden<br />
Robotern, auch Cobots genannt, auszuweiten. Angetriebene<br />
Lineareineinheiten von Schaeffler können horizontal<br />
und vertikal installiert werden und vergrößern die Reichweite von<br />
Robotiksystemen.<br />
JEDEN COBOT INDIVIDUELL ANPASSEN<br />
Die Anforderungen an Robotersysteme in industriellen Anwendungen<br />
sind sehr verschieden. Deshalb bietet Schaeffler ein Linearmodul<br />
als individuelle Komplettlösung an. So kann das Linearmodul<br />
an die Aufgabe des Cobots entsprechend angepasst werden. Die<br />
kompakte, einbaufertige Linearachse besteht aus dem Tandemmodul<br />
MDKUVE, einer passenden Adapterplatte für den Cobot,<br />
Dipl.-Ing. Franz-Josef Ammer macht Projektierung Elektrotechnik<br />
bei Schaeffler Technologies AG & Co. KG in Schweinfurt<br />
einer Motorgetriebe-Einheit, konfektionierten Motorkabeln, einer<br />
Schleppkette für alle Versorgungsleitungen des Cobots und dem<br />
Motorcontroller. Zur Anbindung an die Steuerung stehen die<br />
Schnittstellen Profibus, Profinet oder Ethercat zur Verfügung. Die<br />
Linearachsen verfügen dabei über variable Anschlussmöglichkeiten<br />
für die Motor-/Getriebe-Einheiten. Optional können Anlagenbetreiber<br />
die Schaeffler-Lösung auch in Kombination mit der eigenen<br />
Antriebstechnik einsetzen.<br />
Die Linearachse ist, je nach Kundenanforderung, in unterschiedlichen<br />
Längen, mit einem Kugelgewindeantrieb MDKUVE-KGT,<br />
einem Zahnriemenantrieb MDKUVE-3ZR oder optional auch mit<br />
einem Linearmotor als Antriebselement erhältlich.<br />
Bei dem Tandemmodul, Basis der Linearachse, wird der Führungsschlitten<br />
auf zwei parallel angeordneten Profilschienenführungen<br />
vom Typ KUVE (vierreihige Kugelumlaufeinheit) geführt. Aufgrund<br />
seiner kompakten Bauform ist das Tandemmodul für den Einsatz<br />
unter hohen Trag- und Momentenbelastungen und daher für den<br />
Einsatz im Bereich kollaborativer Roboter bestens geeignet. Der<br />
Dreifach-Zahnriemenantrieb der Tandemmodule sorgt für die Zuverlässigkeit<br />
der Anwendung.<br />
Bei höchsten Anforderungen an Tragfähigkeit und Momentenbelastbarkeit<br />
gibt es optional die Möglichkeit, den Führungsschlitten<br />
mit der sechsreihigen Kugelumlaufeinheit KUSE-XL in X-life Qualität<br />
als Führungssystem einzusetzen.<br />
54 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
1<br />
13.03.2007, 07:44<br />
LINEARTECHNIK<br />
DIE IDEE<br />
Die Lineareinheiten können sowohl<br />
vertikal als auch horizontal installiert<br />
werden, das erhöht die Reichweite und<br />
steigert das Einsatzgebiet von Robotern<br />
und kollaborierenden Robotern<br />
COBOTS MIT HÖHERER REICHWEITE<br />
Je nach Antrieb sind die Linearachsen in verschiedenen Längen verfügbar. Zudem<br />
lassen sich mehrteilige Achsen realisieren, um bei Bedarf längere Strecken abdecken<br />
zu können. Die Linearachse ist dadurch sowohl in neue als auch bestehende Automatisierungslösungen<br />
integrierbar. Optional bietet Schaeffler auch einen Montage- und<br />
Installationsservice an.<br />
Tandemmodule mit Kugelgewindeantrieb sind bis zu einer Länge von maximal<br />
5,9 m erhältlich. Die Wiederholgenauigkeit liegt bei 0,025 mm und die erreichbare<br />
Geschwindigkeit bei 1,7 m/s. Mit dem Zahnriemenantrieb lassen sich bis zu 18 m lange,<br />
mehrteilige Linearachsen realisieren, um besonders lange Verfahrwege zu ermöglichen.<br />
Hier können Geschwindigkeiten von bis zu 5 m/s erreicht werden. Die Wiederholgenauigkeit<br />
beträgt ± 0,1 mm.<br />
Der Einsatzbereich der einbaufertigen Linearachsen liegt, neben dem Einsatz in<br />
kollaborativen Robotern, vor allem in der und in der Peripherie der Werkzeug -<br />
maschine.<br />
Fotos: Schaeffler<br />
www.schaeffler.de<br />
„Schaeffler bietet ein breites Portfolio<br />
an leistungsfähigen, angetriebenen<br />
Linearmodulen. Dies ermöglichte es<br />
uns, Plug-and-Play-fertige Linearachsen<br />
für Cobots zu entwickeln. Das<br />
erarbeitete, wirtschaftliche Komplettsystem<br />
schließt dabei alle mechanischen<br />
Komponenten sowie die<br />
elektrische Antriebstechnik mit ein.<br />
Unser Kunde hat die Wahl zwischen<br />
einem individuell abgestimmten<br />
Komplettsystem oder einem Basis-<br />
Komplettpaket. Beide beinhalten alle<br />
zum jeweiligen Cobot passenden<br />
Komponenten.“<br />
Dipl.-Ing. Franz-Josef Ammer,<br />
Projektierung Elektrotechnik,<br />
Schaeffler Technologies AG & Co. KG<br />
TECHNIKWISSEN FÜR INGENIEURE<br />
flüssigkeiten begegnen<br />
ben. Kaum eine Maschine<br />
ohne Hydraulik. Die Druck-<br />
Konstruktionselement ist<br />
ie Planung, Projektierung<br />
ydraulischen Anlagen in der<br />
ehen. Die Leistungsfähigkeit<br />
üglich der Lebensdauer von<br />
, deren Zuverlässigkeit und<br />
ten, aber bei vielen Verwenten.<br />
Hydraulik-Fluide als Konstruktionselement Wolfgang Bock<br />
EDITION<br />
FACHWISSEN ENTSCHEIDET<br />
Wolfgang Bock<br />
Hydraulik-Fluide als<br />
Konstruktionselement<br />
Das Hydraulik-Fluid als ein wichtiges Konstruktionselement ist in Planung, Projektierung<br />
und Inbetriebnahme von hydraulischen Anlagen immer mit einzubeziehen.<br />
Die Leistungsfähigkeit von Druckflüssigkeiten bezüglich der Lebensdauer von Anlagen<br />
und Komponenten, deren Zuverlässigkeit und Funktionalität ist unbe stritten, aber bei<br />
vielen Verwendern in Vergessenheit geraten. Das vorliegende Werk bringt Klarheit.<br />
Hydraulik-Fluide als Konstruktionselement<br />
von Wolfgang Bock, 144 Seiten, broschiert, ISBN 978-3-7830-0362-8<br />
nur 15,- € (zzgl. Versandkosten)<br />
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OUP_Hydraulik_Fluide_185x90_<strong>2020</strong>_06.indd 1 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> 05.06.<strong>2020</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> 08:35:40 55
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
WERKZEUGMASCHINEN<br />
POTENZIALE DES ZAHNFLANKEN-<br />
PROFILSCHLEIFENS MIT KERAMISCH<br />
GEBUNDENEM CBN<br />
Der Einsatz von verschleißfestem cBN-Schneidkorn in abrichtbarer keramischer<br />
Bindung bietet das Potenzial, hohe Standzeit mit Flexibilität zu kombinieren.<br />
Am Werkzeugmaschinenlabor der RWTH Aachen wurde das Schneidstoff-<br />
Bindungs-System auf seine Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit beim<br />
Zahnflankenprofilschleifen untersucht. Die Ergebnisse zeigen die Potenziale auf.<br />
56 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
Schleifprozesse werden bei der Verzahnungsfertigung eingesetzt,<br />
um die hohen Anforderungen hinsichtlich Tragfähigkeit<br />
und Geräuschverhalten zu erfüllen [KARP08].<br />
Dabei hat sich das diskontinuierliche Profilschleifen zur<br />
Bearbeitung von schwer zugänglichen Verzahnungen, wie Innenverzahnungen<br />
oder Verzahnungen mit Störkonturen sowie für<br />
großmodulige Verzahnungen für Wind- und Industriegetriebe<br />
industriell etabliert [KLOC17]. Für das Profilschleifen können<br />
verschiedene Schneidstoff-Bindungs-Systeme gewählt werden.<br />
Neben cBN-Werkzeugen mit galvanischer Bindung und<br />
Korund-Werkzeugen mit keramischer Bindung besteht die<br />
Möglichkeit der Nutzung keramisch gebundener cBN-Werkzeuge.<br />
Durch keramisch gebundene cBN-Werkzeuge können<br />
Vorteile der konventionellen Schneidstoff-Bindungs-Systeme<br />
miteinander vereint werden [REIC06]. Das leistungsfähige<br />
cBN-Schneidkorn hat eine hohe Verschleißfestigkeit und ermöglicht<br />
dadurch lange Standzeiten [PLAI18]. Darüber hinaus<br />
bietet cBN-Schneidkorn Potenzial für hohe Zeitspanungsvolumina<br />
bei gleichzeitig hoher Verzahnungsqualität und Oberflächengüte<br />
[DENK14]. Die keramisch gebundenen cBN-Werkzeuge<br />
haben aufgrund der abrichtbaren Bindung zudem eine<br />
erhöhte Flexibilität im Vergleich zu galvanisch gebundenen<br />
Werkzeugen.<br />
Den Vorteilen von keramisch gebundenem cBN stehen allerdings<br />
Herausforderungen, wie die vergleichsweise hohen Werkzeugkosten,<br />
gegenüber. Zudem ist im Vergleich zum Profilschleifen<br />
mit keramisch gebundenem Korund relativ wenig zur<br />
Prozessauslegung bekannt. Darüber hinaus kann das hochharte<br />
cBN-Korn zu vermehrtem Abrichtwerkzeugverschleiß führen.<br />
Insgesamt existierte bislang kein hinreichendes Vorwissen, unter<br />
welchen Randbedingungen keramisch gebundenes cBN Vorteile<br />
für das Verzahnungsprofilschleifen bieten kann. Das Ziel<br />
der durchgeführten Untersuchungen war daher die Bewertung<br />
der Leistungsfähigkeit und der Wirtschaftlichkeit von keramisch<br />
gebundenen cBN-Werkzeugen in Wechselwirkung mit<br />
den Prozessparametern und dem Abrichtwerkzeugverschleiß<br />
für das Verzahnungsprofilschleifen. Damit sollte ein Beitrag<br />
zur Steigerung der Leistungsfähigkeit beim Profilschleifen<br />
geleistet werden.<br />
ERGEBNISSE<br />
In den durchgeführten Schleifversuchen sollte das Potenzial<br />
von keramisch gebundenem cBN für das Verzahnungsprofilschleifen<br />
durch die Untersuchung geschliffener Verzahnungen<br />
ermittelt werden. Dabei wurde festgestellt, dass bei der Bearbeitung<br />
mittelgroßer Verzahnungen mit kleiner Schleifscheibe<br />
aus keramisch gebundenem cBN mit einem bezogenen Zeitspanungsvolumen<br />
Q’ w<br />
= 12 mm³/mm∙s eine hohe Anzahl an<br />
Verzahnungen (V’ w<br />
≈ 9 000 mm³/mm) ohne Zwischenabrichten<br />
mit hoher Bauteilqualität geschliffen werden kann, siehe Bild 01.<br />
Im Vergleich dazu wurde bei den Referenzversuchen mit Korund<br />
mit der gleichen Schleifscheibengröße nur ein bezo ge nes<br />
Zerspanungsvolumen V’ w<br />
≈ 200 mm³/mm ohne Zwischenabrichten<br />
schleifbrandfrei erreicht.<br />
Aus den Versuchsergebnissen ist zu sehen, dass keramisch<br />
gebundenes cBN ein hohes Standzeitpotenzial bietet, wenn<br />
relativ zur Verzahnungsgröße kleine Schleifscheiben verwendet<br />
werden müssen. Da für die mittlere Verzahnungsgröße selbst<br />
mit kleiner Schleifscheibe mehrere Verzahnungen ohne Zwischenabrichten<br />
geschliffen werden konnten, ist die Verwendung<br />
einer konventionellen Schrupp-Schlicht-Strategie mit<br />
Zwischenabrichten für keramisch gebundenes cBN nicht unbedingt<br />
sinnvoll. Die Verwendung einer Schrupp-Schlicht-Strategie<br />
würde für mittlere Verzahnungsgrößen zu einer Erhöhung<br />
der Prozesszeit, zu einer Zunahme des Abrichtwerkzeugverschleißes<br />
sowie zu einem erhöhten Verbrauch des teuren cBN-<br />
Korns führen. In den Versuchen war es jedoch möglich, mit einem<br />
konstant bezogenen Zeitspanungsvolumen Q’ w<br />
= 12 mm³/mm∙s<br />
eine gute Verzahnungsqualität zu erreichen. Dieser Wert ist für<br />
das Schlichten beim Profilschleifen bereits vergleichsweise<br />
hoch [SCHL04]. Eine weitere Erhöhung der Produktivität bei<br />
gleichzeitig geringen Abrichtzeiten könnte durch den Einsatz<br />
von zwei Schleifscheiben aus keramisch gebundenem cBN mit<br />
01 Verzahnungsqualität beim Profilschleifen mit keramisch gebundenem cBN<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> 57
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
02 Wirtschaftlichkeit beim Profilschleifen mit keramisch gebundenem cBN<br />
DIE AUTOREN<br />
unterschiedlicher Körnung auf einer Spindel für das Schruppen und<br />
Schlichten realisiert werden.<br />
Neben der festgestellten hohen Standzeit ist aus den Untersuchungsergebnissen<br />
ersichtlich, dass beim Profilschleifen mit keramisch gebundenem<br />
cBN häufig unmittelbar nach dem Abrichten eine erhöhte thermische<br />
Beeinträchtigung der Verzahnung resultiert, siehe Bild 01 rechts unten.<br />
Dies wird auf sogenanntes Einschleifverhalten zurückgeführt, welches aus<br />
dem Stand der Technik für das Schleifen mit keramisch gebundenem cBN<br />
bekannt ist und auf mangelnden Spanraum nach dem Abrichten zurückgeführt<br />
wird [STUF96]. In Zukunft soll die Thematik des Einschleifverhaltens<br />
beim Profilschleifen mit keramisch gebundenem cBN in weiteren Untersuchungen<br />
betrachtet werden, um das Standzeitpotenzial der Schleifscheibenspezifikation<br />
bei gleichzeitig geringem Schleifbrandrisiko ausschöpfen<br />
zu können.<br />
Nach der Untersuchung der Verzahnungseigenschaften wurde der Abrichtwerkzeugverschleiß<br />
analysiert. Dabei konnte festgestellt werden,<br />
dass bei fortschreitendem Verschleiß eine Abflachung des Eckenradius<br />
der Diamantplatten auftritt. Daraus resultiert eine Veränderung des abgerichteten<br />
Schleifscheibenprofils, die zu geometrischen Abweichungen<br />
der Verzahnung führt. Diese waren jedoch innerhalb der durchgeführten<br />
Versuche systematisch und kompensierbar. Darüber hinaus wurde im<br />
Rahmen der durchgeführten Versuche kein weiterer signifikanter Einfluss<br />
des Abrichtwerkzeugzustands auf die Verzahnungseigenschaften festgestellt.<br />
Prof. Dr.-Ing Thomas Bergs, Inhaber des<br />
Lehrstuhls für Technologie der Fertigungsverfahren<br />
am Werkzeuglabor (WZL),<br />
RWTH Aachen<br />
Jens Brimmers M.Sc. M.Sc., Oberingenieur<br />
in der Getriebeabteilung am Werkzeugmaschinenlabor<br />
(WZL), RWTH Aachen<br />
DANKSAGUNG<br />
Die Autoren danken dem Bundesministerium für Wirtschaft und<br />
Energie für die Bereitstellung der finanziellen Mittel und Förderung<br />
des Projekts IGF 18580 (FVA 778) aufgrund eines Beschlusses des<br />
Deutschen Bundestages. Zudem danken die Autoren der DFG für die<br />
Finanzierung der Versuchsmaschine (DFG-Großgeräteantrag INST<br />
222/1251-1 FUGG).<br />
Mareike Solf M.Sc, Gruppenleiterin<br />
Getriebehartbearbeitung am Werkzeugmaschinenlabor<br />
(WZL), RWTH Aachen<br />
58 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2020</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
Gegenüber Korund trat der festgestellte Verschleiß beim<br />
Abrichten von cBN schneller auf. Durch die signifikant verlängerten<br />
Abrichtintervalle konnte dies jedoch zumindest<br />
zum Großteil kompensiert werden.<br />
Im letzten Teil der Untersuchungen wurde eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />
durchgeführt, in der aufgezeigt wurde,<br />
inwiefern sich die einzelnen Aspekte der Prozessstrategie<br />
beim Profilschleifen mit keramisch gebundenem cBN auf die<br />
Prozesszeit und die Kosten pro Bauteil auswirken. Dabei wurde<br />
festgestellt, dass mit der verwendeten Versuchsverzahnung<br />
und den erfolgreich verwendeten Prozessparametern sehr<br />
geringe Abrichtzeiten pro Verzahnung erreicht werden konnten,<br />
siehe Bild 02.<br />
Mit den erfolgreich realisierbaren Parametern wurden mit<br />
keramisch gebundenem cBN gegenüber Korund um bis zu<br />
60 % verkürzte Prozesszeiten erreicht. Insbesondere beim<br />
Einsatz kleiner Schleifscheiben war aufgrund der verkürzten<br />
Abrichtzeiten eine deutliche Reduzierung der Prozesszeit<br />
möglich. Selbst im Vergleich zur Verwendung einer größeren<br />
Schleifscheibe (d s<br />
= 300 mm) aus Korund konnte noch eine<br />
Reduzierung von Prozesszeit und -kosten erzielt werden, siehe<br />
Bild 02 rechts. In den Untersuchungen wurde jedoch ebenfalls<br />
gezeigt, dass in Abhängigkeit von der Anzahl benötigter Abrichtdurchgänge<br />
die Schleif- und Abrichtwerkzeugkosten<br />
beim Einsatz von keramisch gebundenem cBN eine zentrale<br />
Rolle spielen. Aufgrund des teuren und hochharten cBN-<br />
Korns und dem schnelleren Verschleiß der Abrichtwerkzeuge<br />
ist der Einsatz keramisch gebundener cBN-Profilschleifscheiben<br />
nur wirtschaftlich möglich, wenn hohe Standzeiten zwischen<br />
den Abrichtdurchgängen erreicht werden können.<br />
ZUSAMMENFASSUNG<br />
Insgesamt konnte in den Untersuchungen gezeigt werden,<br />
dass beim Profilschleifen mit keramisch gebundenem cBN<br />
ein hohes Zerspanungsvolumen ohne Abrichten bei guter<br />
Verzahnungsqualität erreicht werden kann. Die hohe Werkzeugstandzeit<br />
bietet – insbesondere beim Einsatz von relativ<br />
zur Verzahnung kleinen Schleifscheiben – den Vorteil, dass<br />
die Anzahl benötigter Abrichtdurchgänge und Werkzeugwechsel<br />
signifikant reduziert werden kann. Auf diese Weise<br />
ist eine Verkürzung der Prozesszeit und somit eine Reduzierung<br />
der Fertigungskosten möglich.<br />
Literaturverzeichnis:<br />
[DENK14] Denkena, B.; Köhler, J.; Woiwoide, S.: Dressing of vitrified<br />
bonded CBN tools for continuous generating grinding. In: Prod. Eng. Res.<br />
Devel., 2014, Nr. 8, S. 585–591<br />
[KARP08] Karpuschewski, B.; Knoche, H.-J.; Hipke, M.: Gear finishing<br />
by abrasive processes. In: CIRP Ann., 57. Jg., 2008, Nr. 2, S. 621–640<br />
[KLOC17] Klocke, F.; Brecher, C.: Zahnrad- und Getriebetechnik.<br />
Auslegung - Herstellung - Untersuchung - Simulation. 1. Aufl. München:<br />
Hanser, 2017<br />
[PLAI18] Plainte, P.: Why Select Gear Grinding with cBN? In: Gear Tech.,<br />
2018, Nr. 6, S. 28–32<br />
[REIC06] Reichstein, M.; Catoni, F.: Grinding of Gears with Vitreous<br />
Bonded CBN-Worms. In: CIRP Ann., 55. Jg., 2006, Nr. 1, S. 355–358<br />
[SCHL04] Schlattmeier, H.: Diskontinuierliches Zahnflankenprofilschleifen<br />
mit Korund. Diss. RWTH Aachen University, 2004<br />
[STUF96] Stuff, D.: Einsatzvorbereitung keramisch gebundener<br />
CBN-Schleifscheiben. Diss. RWTH Aachen University, 1996<br />
IMPRESSUM<br />
erscheint <strong>2020</strong> im 59. Jahrgang, ISSN 0722-8546<br />
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