„Schwarz-Rotes Gipfeltreffen“ beim BKU
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Die Kirche sei keine Partei,<br />
keine Gewerkschaft und kein<br />
Unternehmen - aber für alle diese<br />
Gruppen da, erklärte er. Das<br />
spezielle sei aber die Option für<br />
die Armen, der Einsatz für Arme<br />
und Entrechtete. Natürlich<br />
habe er als Bischof aber immer<br />
ein offenes Ohr für vertrauliche<br />
Gespräche mit Unternehmern<br />
und Gewerkschaftsführern.<br />
Grave musste auch einräumen,<br />
dass das Bistum Essen<br />
selbst als Unternehmen und<br />
Arbeitgeber auftritt und derzeit<br />
Stellen abbauen muss: Es<br />
sei ein wichtiger Lernprozess<br />
gewesen, „dass wir als Kirche<br />
den Mund nicht zu voll nehmen<br />
dürfen, wenn säkulare<br />
Firmen Stellen abbauen“, gab<br />
er zu. Das Bistum sei aufgerufen,<br />
in der derzeitigen Situation<br />
die moralischen Normen<br />
auch selbst einzuhalten, die<br />
die Kirche von den Unternehmen<br />
einfordert. Die Tatsache,<br />
Schwerpunkt: <strong>BKU</strong> Bundestagung in Essen<br />
Heitmüller: „Wir halten, was wir versprechen“<br />
In der Podiumsdiskussion formulierten Unternehmer, Gewerkschafter und Kirche ihre Wünsche<br />
„Jetzt kommt der Praxistest<br />
für Werte im Untenehmensalltag“,<br />
versprach der Vorsitzende<br />
der DG Ruhrgebiet,<br />
Wilfried Lanfermann.<br />
Dieser Praxistest bestand<br />
aus einer Podiumsdiskussion:<br />
Moderiert von der<br />
Chefin vom Dienst des Senders<br />
Phönix, Martina Lenz,<br />
diskutierten Vertreter von<br />
Kirche, Gewerkschaften<br />
und Unternehmen ihre<br />
gegenseitigen Erwartungen.<br />
von Peter Unterberg<br />
Über Werte kann man nur<br />
aus eigenem Erleben berichten,<br />
betonte der Vorstandsvorsitzende<br />
der Deutschen Leasing<br />
AG, Hans-Michael Heitmüller,<br />
und formulierte dazu<br />
einige Thesen:<br />
„Wir meinen, was wir sagen”.<br />
Hans Michael Heitmüller.<br />
1. Wer dauerhaft einen Unternehmenswert<br />
schaffen will,<br />
braucht ein Wertefundament.<br />
Als Vorbilder hierfür<br />
verwies er auf gut geführte<br />
Familienunternehmen.<br />
2. Wer erfolgreich mit Werten<br />
führen will, muss sie vorleben.<br />
Um das zu schaffen,<br />
habe die Deutsche Leasing<br />
rund 200 Mitarbeiter und<br />
Kunden befragt und daraus<br />
Leitsätze wie die folgenden<br />
formuliert: „Wir versprechen<br />
unseren Kunden nur<br />
das, was wir halten können,<br />
„Einen weiten Weg mit der Kirche<br />
gegangen“: Bernd Kalwa.<br />
und halten, was wir versprochen<br />
haben! Wir meinen,<br />
was wir sagen, und tun, was<br />
wir gesagt haben!“<br />
Betriebsrat: Sicherheit als<br />
wichtiger Wert<br />
Der stellvertretende Vorsitzende<br />
des Konzernbetriebsrates<br />
der ThyssenKrupp Nirosta<br />
GmbH, Bernd Kalwa freute<br />
sich mit Blick auf den <strong>BKU</strong><br />
darüber, dass sich auch noch<br />
andere um das Land kümmern:<br />
„Ich dachte schon, ich müsste<br />
alles allein tun“, sagte er. Der<br />
wichtigste Wert, den er bei<br />
ThyssenKrupp erlebt hat, sei<br />
die Sicherheit, die das Unternehmen<br />
ihm und seiner Familie<br />
seit 42 Jahren gegeben habe.<br />
Es sei von zentraler Bedeutung,<br />
dass Werte innerhalb der<br />
Familie weitergegeben werden.<br />
Dabei könne auch das Bildungssystem<br />
helfen, in dem<br />
den heutigen Kindern und<br />
künftigen Eltern in der Schule<br />
Werte vermittelt werden.<br />
Weihbischof: Kirche<br />
ist keine Partei<br />
Für den Essener Weihbischof<br />
Dr. Franz Grave ist unverschuldete<br />
Arbeitslosigkeit<br />
„ein Skandal“. Speziell die Jugend-Arbeitslosigkeit<br />
führe<br />
dazu, dass „das Leben eines<br />
Menschen anfängt zu wackeln.“<br />
Souveräne Moderation: Martina<br />
Lenz. Fotos: Peter Unterberg<br />
„Den Mund nicht zu voll nehmen“:<br />
Weihbischof Franz Grave.<br />
das 50 Prozent der Mitarbeiter<br />
im Generalvikariat „in die Anpassung“<br />
musste, liege tief in<br />
seiner Seele. Immerhin habe<br />
das Bistum aber Sozialpläne<br />
erarbeitet, „die sich sehen lassen<br />
können.“<br />
Die Kernfrage: Was erwarte<br />
ich vom anderen?<br />
Souverän brachte Moderatorin<br />
Lenz die drei Diskutanten<br />
immer wieder auf die<br />
Kernfrage zurück: Was erwarten<br />
Kirche, Gewerkschaften<br />
und Unternehmen voneinander?<br />
Weihbischof Grave<br />
wünscht sich, dass die Gespräche<br />
miteinander nicht auf dem<br />
Markt der Meinungen ausgetragen<br />
werden, sondern vertraulich<br />
und diskret. Betriebsrat<br />
Kalwa ist mit der Kirche<br />
bereits „einen weiten Weg gegangen“,<br />
etwa <strong>beim</strong> Thema<br />
Sonntagsarbeit. Heute stelle<br />
sich für ihn jedoch die Frage,<br />
ob der Sonntag noch zu retten<br />
ist, denn: „Die Kollegen wollen<br />
letztlich vor allem Geld sehen“<br />
und seien durchaus bereit<br />
für entsprechende Zuschläge<br />
auch Sonntags zu arbeiten.<br />
Unternehmer Heitmüller wünscht<br />
sich eine Kirche, die als<br />
„Anker“ die Werte des christlichen<br />
Abendlandes verteidigt.<br />
Die Gewerkschaften sollten<br />
„mit dem klassenkämpferischen<br />
Gehabe aufhören“ forderte<br />
er und räumte zugleich<br />
ein, dass der Dialog sich verbessert<br />
habe.<br />
Einen kleinen Schlagabtausch<br />
lieferten sich Heitmüller<br />
und Kalwa zum Schluss.<br />
Heitmüller forderte die Gewerkschaften<br />
auf, ihre sehr<br />
niedrige Ausbildungsquote zu<br />
erhöhen. „Dann müssen Sie<br />
aber auch Leute einstellen, die<br />
bei Verdi gelernt haben“, hielt<br />
Kalwa dagegen. ■<br />
<strong>BKU</strong> - Journal 4_07 9