„Schwarz-Rotes Gipfeltreffen“ beim BKU
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Rezensiomnen<br />
Gut recherchierte „Tierkunde“<br />
Angela Maier beschreibt den „Heuschrecken-Faktor“<br />
Wohl kaum ein Begriff hat<br />
die politische Debatte so<br />
geprägt wie das Heuschrecken-Zitat<br />
des damaligen<br />
Bundesarbeitsministers<br />
Franz Müntefering. Hintergründe<br />
zu dieser Gattung<br />
beschreibt Angela Maier.<br />
In ihrem Buch „Der Heuschrecken-Faktor“<br />
beschreibt<br />
die Wirtschaftsjournalistin<br />
(FAZ und Financial Times<br />
Deutschland) kenntnisreich<br />
und klar Hintergründe, Arbeitsweise<br />
und Folgen der Finanzinvestoren<br />
in Deutschland.<br />
Obwohl die Autorin sachlich<br />
und ohne Polemik alle<br />
Seiten der Branche beschreibt,<br />
beschleicht den Leser bei der<br />
Lektüre des facettenreichen<br />
Buches immer wieder ein Unbehagen<br />
gegenüber der Materie.<br />
Zunächst stellt Maier klar,<br />
dass die „Heuschrecken“ im<br />
kapitalistischen System eigentlich<br />
ein Krisensymptom<br />
sind: „Sie kommen vor allem<br />
dann zum Zuge, wenn Märkte<br />
26_<strong>BKU</strong> -Journal 4_07<br />
oder das Management von<br />
Unternehmen nicht effizient<br />
arbeiten,“ stellt sie klar. Demnach<br />
schlagen Finanzinvestoren<br />
überall dort zu, wo die<br />
Börsen ein Unternehmen<br />
unterbewerten oder das Management<br />
nicht effizient arbeit.<br />
Insbesondere in den achtziger<br />
Jahren hätten sich zahlreicheUnternehmensleitungen<br />
ein gutes Leben gemacht,<br />
ohne auf die Interessen der<br />
Aktionäre zu achten.<br />
Das Geschäft der Investoren<br />
besteht darin, diese Firmen<br />
auf oft abenteuerlichen Wegen<br />
kreditfinanziert zu kaufen, zu<br />
sanieren und sie dann mit Gewinn<br />
weiterzuverkaufen. „Das<br />
Private-Equity-Geschäft an<br />
sich entspricht nur dem Streben<br />
jedes Kapitalisten, als<br />
Ausgleich für die Bereitstellung<br />
von Kapital einen Zins<br />
oder eine Rendite zu verlangen“,<br />
schreibt Maier. „So weit<br />
die Theorie“, räumt sie aber<br />
gleich ein, denn: „In der Praxis<br />
ist Private Equity eine Verschuldungsmaschine.“<br />
Rohstoff Embryo<br />
Beunruhigende Gedanken von Stephan Rehder<br />
Der Embryo als Rohstoff<br />
am Beginn einer „Wertschöpfungskette“,<br />
die<br />
künstliche Befruchtung als<br />
erster Schritt auf einer<br />
Rutschbahn hin zur Abschaffung<br />
des Homo sapiens<br />
– Stefan Rehder mutet<br />
seinen Lesern unbequeme<br />
und beunruhigende Gedanken<br />
zu.<br />
Unter dem Deckmantel einer<br />
„Ethik des Heilens“ werde<br />
der Mensch zum Ziel von Experimenten,<br />
die letztlich darauf<br />
abzielten, „die Evolution<br />
des Menschen in die eigene<br />
Hand zu nehmen und den<br />
Glauben<br />
Lesen<br />
Menschen neu zu schaffen“,<br />
schreibt Rehder in seinem<br />
Buch „Gott spielen. Im Supermarkt<br />
der Gentechnik“.<br />
Hiergegen wendet sich der<br />
Autor der gut lesbaren und detailreichen<br />
Streitschrift, die<br />
auf 240 Seiten eine konzise<br />
und überaus sachkundige Ge-<br />
Angela Maier: Der Heuschrecken-Faktor<br />
– Finanzinvestoren in<br />
Deutschland. Carl Hanser Verlag,<br />
München 2007, 284 Seiten,<br />
19,90 Euro.<br />
Das liegt daran, dass die Investoren<br />
unter enormem<br />
Druck stehen, ihr eingesetztes<br />
Kapital schnell zu vermehren.<br />
Um das zu schaffen, werden<br />
die gekauften Unternehmen<br />
mit harter Hand auf Erfolg getrimmt,<br />
um schnell profitabel<br />
zu werden. Sehr bald kommt<br />
es aber auch zu Sonderaus-<br />
samtdarstellung der grundsätzlichen<br />
Fragen von Fortpflanzungsmedizin<br />
und<br />
Stammzellforschung, Klonen<br />
und Eugenik gibt.<br />
Es gehört zu den großen<br />
Stärken des Buches, dass es<br />
nicht kurzatmigen Alarmismus<br />
betreibt, sondern die großen<br />
Linien im Auge behält. „Gott<br />
spielen“ ist ein durch stringente<br />
Gedankenführung bestechender,<br />
umfassender Reiseführer<br />
durch die „schöne neue<br />
Welt“ von Reproduktionsmedizin,<br />
Stammzellforschung,<br />
Gentechnik und Eugenik, die<br />
weder neu noch schön ist.<br />
Christian Poplutz<br />
schüttungen an die neuen Eigentümer,<br />
die durch eine hohe<br />
Verschuldung ermöglicht werden.<br />
Außerdem schöpfen die<br />
Investoren viel Geld für ihre<br />
Beratungsleistungen ab.<br />
Wie schnell die hohe Verschuldung<br />
auch an sich gesunde<br />
Unternehmen ins Trudeln<br />
bringen kann, zeigt das aktuelle<br />
Beispiel der deutschen<br />
Autobahnraststätten der Kette<br />
Tank Rast, das auch in dem<br />
Buch beschrieben wird. Erst<br />
kürzlich berichtete die FAZ,<br />
dass der britische Finanzinvestor,<br />
der die Kette gekauft hat,<br />
diese so hoch verschuldet hat,<br />
dass die beteiligten Banken<br />
nun auf den Krediten sitzen<br />
bleiben.<br />
In weiteren Kapiteln rollt<br />
die Autorin die Geschichte des<br />
Private Equitiy auf, beschreibt<br />
die wichtigsten Akteure und<br />
beleuchtet zahlreiche Fallbeispiele.<br />
Kurz: Wer sich ein umfassendes,<br />
faktengestützes<br />
Bild von dieser Branche machen<br />
möchte, ist mit diesem<br />
Buch gut beraten. P. Unterberg<br />
Stefan Rehder: Gott spielen. Im<br />
Supermarkt der Gentechnik.<br />
Pattloch Verlag, München 2007,<br />
240 Seiten, 16,95 Euro.