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„Schwarz-Rotes Gipfeltreffen“ beim BKU

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Leben, „als ob es Gott gäbe“<br />

Glauben vertiefen: Benedikt XVI. über die Kulturkrise Europas<br />

Wenige Wochen vor seiner<br />

Wahl zum Papst, am<br />

1.April 2005, hielt Kardinal<br />

Joseph Ratzinger in Subiaco<br />

einen weithin beachteten<br />

Vortrag über „Europa in<br />

der Krise der Kulturen“.<br />

von Prof. Dr. Lothar Roos<br />

Der Kern dieser Krise bestehe<br />

darin, dass den „wachsenden<br />

Möglichkeiten“ der<br />

Herrschaft des Menschen über<br />

sich selbst „keine entsprechende<br />

Entwicklung unserer<br />

moralischen Kraft“ gegenüberstehe,<br />

sagte Ratzinger damals.<br />

„Die wirkliche und<br />

schlimmste Bedrohung unserer<br />

Zeit liegt gerade in diesem<br />

Ungleichgewicht zwischen<br />

technischen Möglichkeiten<br />

und moralischer Stärke.“ Europa<br />

habe seit der Renaissance<br />

jene wissenschaftliche Rationalität<br />

entwickelt, durch deren<br />

technische Kultur die ganze<br />

Welt geprägt worden sei. Dass<br />

die so ermöglichte Entfaltung<br />

des Menschen ihre Wurzeln<br />

Drei Tage hatten wir auf einer<br />

Messe ausgestellt. Wohl<br />

hundert Visitenkarten lagen<br />

vor uns – darunter auch die<br />

Karten von zwei Rechtsanwälten.<br />

Ein paar Tage später unser<br />

Schreiben an alle, versandt<br />

mittels der „blind-copy“-<br />

Funktion des E-Mail-Programms:<br />

„.. danken wir für Ihr<br />

Interesse an unseren Leistungen<br />

..., anbei die erbetenen<br />

Unterlagen ...“ – das Übliche.<br />

Wiederum einige Tage später<br />

trifft folgender Brief ein: „...<br />

haben Sie uns unerbeten eine<br />

E-Mail übersandt ... unlauterer<br />

Wettbewerb ... und so weiter.“<br />

Eine Erklärung soll ich jetzt<br />

im christlichen Menschenbild<br />

habe, gerate in Vergessenheit.<br />

Es habe sich „in Europa eine<br />

Kultur entwickelt, die Gott<br />

auf eine der Menschheit bislang<br />

unbekannte Weise aus<br />

dem öffentlichen Bewusstsein<br />

ausschließt“. Insofern stehe<br />

Europa heute „nicht nur zum<br />

Glauben<br />

vertiefen<br />

Christentum, sondern zu allen<br />

religiösen und moralischen<br />

Traditionen der Welt in einem<br />

radikalen Widerspruch“. Die<br />

Muslime etwa „fühlen sich<br />

nicht von der Grundlage unserer<br />

christlichen Moral bedroht,<br />

sondern vom Zynismus einer<br />

säkularisierten Kultur, welche<br />

die eigenen Grundlagen leugnet“.<br />

Der eigentliche Gegensatz<br />

sei nicht der „zwischen<br />

den verschiedenen religiösen<br />

Kulturen, sondern zwischen<br />

der radikalen Emanzipation<br />

des Menschen von Gott, von<br />

den Wurzeln des Lebens auf<br />

der einen Seite und den großen<br />

religiösen Kulturen auf<br />

der anderen Seite“.<br />

Es sei das Verdienst der<br />

Aufklärung, die ursprünglichen<br />

Werte des Christentums<br />

wieder in Erinnerung gerufen<br />

und der Vernunft ihre Stimme<br />

zurückgegeben zu haben. Inzwischen<br />

aber habe man weithin<br />

vergessen, dass „die Aufklärung<br />

christlichen Ursprungs<br />

und nicht zufällig gerade<br />

und ausschließlich im<br />

Bereich des christlichen Glaubens<br />

entstanden“ sei. Deshalb<br />

gehe es heute um die Alternative,<br />

ob die Welt aus dem Irrealen<br />

abstammt und die Vernunft<br />

folglich nichts anderes<br />

als ein ‚Nebenprodukt‘ ist,<br />

oder ob die Welt von der Vernunft<br />

abstammt und diese<br />

folglich ihr Maßstab und ihr<br />

Ziel ist. Die sittliche Vernunft<br />

müsse sich an dem orientie-<br />

Die innere Stimme<br />

Glauben erleben: Persönliche Glaubensbekenntnise aus dem unternehmerischen Alltag<br />

unterschreiben, dass keine<br />

ungebetenen E-Mails mehr<br />

zugesandt werden ... – widrigenfalls<br />

es eine saftige Geldstrafe<br />

setze.<br />

Mir stockte der Atem. Wie<br />

soll man das denn anders als<br />

Frechheit bezeichnen. Gehen da<br />

doch Leute auf den Ständen herum<br />

und verteilen ihre Visitenkarten<br />

– nur, um anschließend<br />

derartige Prozesse anzuleiern.<br />

Da kann schon Widerspruch<br />

aufkommen. Und so sah man<br />

sich vor dem Richter: 500 Kilometer<br />

nach Dresden und zurück<br />

– man hat ja sonst nichts zu tun...<br />

Der Richterspruch „im Namen<br />

des Volkes“ ging zu mei-<br />

nen Ungunsten aus. Die Rückfahrt<br />

glich einem emotionalen<br />

Spießrutenlauf – man hat ja<br />

<strong>beim</strong> Autofahren soviel Zeit<br />

zum Brüten: So ein Urteil!<br />

Wenn das alle so machen, wie<br />

diese beiden Typen! Welche<br />

standesrechtlichen Möglichkeiten<br />

gibt es eigentlich, gegen<br />

solche Praktiken vorzugehen.<br />

So war die Rückkehr in den<br />

Alltag beileibe nicht einfach.<br />

Plötzlich – etwa eine Autostunde<br />

hinter Dresden – fällt<br />

mein Blick auf eine Backsteinkirche,<br />

erhaben auf einem<br />

kleinen Hügel gelegen. Fünf<br />

Minuten später stehe ich davor<br />

(geschlossen, wie üblich).<br />

Aus den Arbeitskreisen<br />

ren, was allen Menschen wesensgemäß<br />

ist. Die mit dem<br />

Wesen verbundene Würde hat<br />

ihren letzten Grund darin, dass<br />

der Mensch von Gott geschaffen<br />

und von ihm geliebt ist.<br />

Weil er in Gott seinen Ursprung<br />

und sein Ziel hat, dürfen<br />

wir Gott nicht aus dem Auge<br />

verlieren, wenn wir unsere<br />

menschliche Würde nicht verlieren<br />

wollen. Deshalb schlägt<br />

Joseph Ratzinger den aufgeklärten<br />

„Laizisten“ mit Pascal<br />

vor, so zu leben, „als ob es<br />

Gott gäbe“. Damit werde „niemand<br />

in seiner Freiheit beschränkt,<br />

doch alle Dinge erhalten<br />

eine Stütze und einen<br />

Maßstab, dessen sie so dringend<br />

bedürfen.“ ■<br />

Vgl. ausführlicher Lothar Roos:<br />

„Was allen Menschen wesensgemäß<br />

ist“. Das moralische Naturgesetz<br />

bei Papst Benedikt<br />

XVI., Reihe „Kirche und Gesellschaft“,<br />

Nr. 330, der KatholischenSozialwissenschaftlichen<br />

Zentralstelle, Brandenberger<br />

Str. 33, 41065 Mönchengladbach.<br />

Glauben<br />

erleben<br />

Nun, beten lässt sich auch vor<br />

der Pforte, die eine Darstellung<br />

des „Guten Hirten“<br />

krönt. Wie ich da mit gefalteten<br />

Händen stehe, kommt mir<br />

auf einmal, wie eine innere<br />

Stimme, das Wort unseres<br />

Heilands in den Sinn: „Segnet<br />

Eure Verfolger – segnet sie,<br />

verflucht sie nicht“... Und dies<br />

war das Ende meiner negativen<br />

Emotionen, wie auch dieses<br />

Beitrags.<br />

Daniel Langhans<br />

<strong>BKU</strong>-Journal 4_07 21

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