Aktuell - Dr. Neinhaus Verlag AG

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22.12.2012 Aufrufe

28 Aktuell Wetterfahnen haben eine lange Geschichte. Bis etwa 1850 oblag das Handwerk den Schmieden, Kupferschmieden, Schlossern und Vergoldern. Ab dem 19. Jahrhundert erfolgt die industrielle Produktion für den Massenbedarf. Die Motive wurden aus einem Katalog ausgewählt. Das bekannteste ist der Wetterhahn. 1854 bot die erste Firma in Amerika Wetterfahnen serienmäßig an, während sie in Deutschland um das Jahr 1861 offeriert wurden. Hier findet man sie auf Rathäusern, Kirchen, Schlössern, Burgen, Stadtmauern und Patrizierhäusern. Neben der Wettervorhersage waren die „Hähne“ Haus-, Schutz- und Standeszeichen, aber auch Schmuckobjekt für ein Gebäude. Mit den „Figuren im Wind“ beschäftigt sich Wilhelm Buchert aus dem fränkischen Rappershausen nahe der Landesgrenze zu Thüringen. Seit mehr als 70 Jahren werden dort auf der Werkbank Wetterfahnen her- Figuren im Wind Wetterfahnen für fast jedes Dach gestellt. Mit ihnen werden Geschick und Einfallsreichtum in der Metallarbeit ausgedrückt. Sein Leben lang hatte Spenglermeister Armin Buchert solche Kunststücke angefertigt. Daher fühlte sich der Senior bis zuletzt mit diesem seltenen Handwerk verbunden. Wenige Jahre vor seinem Tod im Februar 2005 übertrug er seinem Sohn Wilhelm die in Südthüringen erlernte Kunstarbeit. Um die handgefertigten Wetteranzeiger professionell herzustellen und Töpfe, Gießkannen sowie Bierbutten zu löten, hatte sich der Wetterfahnen-Vater 1933 mit einem eigenen Spenglereibetrieb in Rappershausen selbstständig gemacht. „Mir bereitet es viel Freude, wenn ich flaches Blech zu Figuren umfunktionieren kann“, sagt Wilhelm Buchert. Buchert bevorzugt dazu ein 2 bis 3 mm starkes verzinktes Eisenblech. Von Beruf Bauspengler und Fachmann in der Gas- und Wasserinstallation, fällt ihm die Tätigkeit nicht schwer. Buchert ist einer der wenigen in Deutschland, die dieses Handwerk noch beherrschen. Die Abnehmer seiner Prachtstücke sind begeistert und scheuen lange Wege nicht. Buchert berücksichtigt bei seiner Arbeit individuelle Wünsche: Ob es nun ein Wildschwein für einen Jäger sein soll, ein Einhorn für eine Apotheke, ein Gockel oder ein Pferd für einen Tierliebhaber — aus ganz Deutschland kommen die Interessenten, welche die Handarbeit schätzen und keine fabrikmäßig ausgestanzten Wetterfahnen auf dem Dach wollen. Das bekannteste Motiv der „Figuren im Wind“ ist der Wetterhahn. Er ziert schon seit dem 8. Jahrhundert n. Chr. vorwie- Foto oben: Wilhelm Buchert hat auch Eulen in sein reichhaltiges Programm aufgenommen. Rechts oben: Handwerker Wilhelm Buchert bearbeitet in der Werkstatt ein kleines Pferd für eine Wetterfahne. Rechts: Die Vogelscheuche aus Blech soll sich zukünftig im Garten nützlich machen. Fotos: Kleinhenz Landpost 36/2010 Foto links oben: Der Wetterhahn auf dem Kirchturm. Foto Mitte unten: Eichhörnchen als Wetterfahne auf dem Schullandheim Rappershausen inmitten der Natur. Foto rechts unten: Der klassische Wetterhahn.

28 <strong>Aktuell</strong><br />

Wetterfahnen haben<br />

eine lange Geschichte.<br />

Bis etwa<br />

1850 oblag das Handwerk den<br />

Schmieden, Kupferschmieden,<br />

Schlossern und Vergoldern. Ab<br />

dem 19. Jahrhundert erfolgt<br />

die industrielle Produktion für<br />

den Massenbedarf. Die Motive<br />

wurden aus einem Katalog ausgewählt.<br />

Das bekannteste ist der<br />

Wetterhahn. 1854 bot die erste<br />

Firma in Amerika Wetterfahnen<br />

serienmäßig an, während<br />

sie in Deutschland um das Jahr<br />

1861 offeriert wurden. Hier<br />

findet man sie auf Rathäusern,<br />

Kirchen, Schlössern, Burgen,<br />

Stadtmauern und Patrizierhäusern.<br />

Neben der Wettervorhersage<br />

waren die „Hähne“ Haus-,<br />

Schutz- und Standeszeichen,<br />

aber auch Schmuckobjekt für<br />

ein Gebäude.<br />

Mit den „Figuren im Wind“ beschäftigt<br />

sich Wilhelm Buchert<br />

aus dem fränkischen Rappershausen<br />

nahe der Landesgrenze<br />

zu Thüringen. Seit mehr als<br />

70 Jahren werden dort auf der<br />

Werkbank Wetterfahnen her-<br />

Figuren im Wind<br />

Wetterfahnen für fast jedes Dach<br />

gestellt. Mit ihnen werden Geschick<br />

und Einfallsreichtum in<br />

der Metallarbeit ausgedrückt.<br />

Sein Leben lang hatte Spenglermeister<br />

Armin Buchert solche<br />

Kunststücke angefertigt. Daher<br />

fühlte sich der Senior bis zuletzt<br />

mit diesem seltenen Handwerk<br />

verbunden. Wenige Jahre<br />

vor seinem Tod im Februar<br />

2005 übertrug er seinem Sohn<br />

Wilhelm die in Südthüringen<br />

erlernte Kunstarbeit. Um die<br />

handgefertigten Wetteranzeiger<br />

professionell herzustellen und<br />

Töpfe, Gießkannen sowie Bierbutten<br />

zu löten, hatte sich der<br />

Wetterfahnen-Vater 1933 mit<br />

einem eigenen Spenglereibetrieb<br />

in Rappershausen selbstständig<br />

gemacht.<br />

„Mir bereitet es viel Freude,<br />

wenn ich flaches Blech zu Figuren<br />

umfunktionieren kann“,<br />

sagt Wilhelm Buchert. Buchert<br />

bevorzugt dazu ein 2 bis 3 mm<br />

starkes verzinktes Eisenblech.<br />

Von Beruf Bauspengler und<br />

Fachmann in der Gas- und Wasserinstallation,<br />

fällt ihm die Tätigkeit<br />

nicht schwer. Buchert ist<br />

einer der wenigen in Deutschland,<br />

die dieses Handwerk noch<br />

beherrschen. Die Abnehmer<br />

seiner Prachtstücke sind begeistert<br />

und scheuen lange Wege<br />

nicht. Buchert berücksichtigt<br />

bei seiner Arbeit individuelle<br />

Wünsche: Ob es nun ein Wildschwein<br />

für einen Jäger sein<br />

soll, ein Einhorn für eine Apotheke,<br />

ein Gockel oder ein Pferd<br />

für einen Tierliebhaber — aus<br />

ganz Deutschland kommen die<br />

Interessenten, welche die Handarbeit<br />

schätzen und keine fabrikmäßig<br />

ausgestanzten Wetterfahnen<br />

auf dem Dach wollen.<br />

Das bekannteste Motiv der „Figuren<br />

im Wind“ ist der Wetterhahn.<br />

Er ziert schon seit dem<br />

8. Jahrhundert n. Chr. vorwie-<br />

Foto oben: Wilhelm Buchert hat<br />

auch Eulen in sein reichhaltiges<br />

Programm aufgenommen.<br />

Rechts oben: Handwerker Wilhelm<br />

Buchert bearbeitet in der Werkstatt<br />

ein kleines Pferd für eine<br />

Wetterfahne.<br />

Rechts: Die Vogelscheuche aus<br />

Blech soll sich zukünftig im Garten<br />

nützlich machen. Fotos: Kleinhenz<br />

Landpost 36/2010<br />

Foto links oben: Der Wetterhahn auf dem Kirchturm. Foto Mitte unten:<br />

Eichhörnchen als Wetterfahne auf dem Schullandheim Rappershausen inmitten<br />

der Natur. Foto rechts unten: Der klassische Wetterhahn.


Landpost 36/2010 <strong>Aktuell</strong> 29<br />

Der Adler mit Besitzer Andreas Vogeley (links) und<br />

Produzent Wilhelm Buchert.<br />

gend Kirchendächer. Der Hahn<br />

wird als Wetterprophet angesehen<br />

und ist das Symbol der<br />

Wachsam- und Fruchtbarkeit<br />

sowie des Schutzes vor bösen<br />

Geistern. Er wird auch als Orakeltier<br />

angesehen. Eine spezielle<br />

Entwicklung nahmen die<br />

Wetterhähne auf den Kirchen:<br />

Dort sind sie seit der Gotik ein<br />

christliches Symbol. Ursprünglich<br />

waren die Hähne auf den<br />

Dächern der Kirche nicht beweglich,<br />

sondern fest montiert.<br />

Erstmals erwähnt werden die<br />

drehbaren Elemente 820 n. Chr.<br />

in Brixen / Tirol. Vorschriften, ob<br />

Wetterfahnen angebracht werden<br />

dürfen, gab es in Deutsch-<br />

Marderhund, Waschbär<br />

und Nilgans: Exotische<br />

Arten erobern dank Klimawandel<br />

und menschlichen Einflüssen<br />

bundesweit immer größere<br />

Areale. Die heimische Graugans,<br />

ehemals überwiegend ein<br />

Wintergast, brütet jetzt verstärkt<br />

in Deutschland. Dies sind<br />

erste Ergebnisse der zweiten flächendeckenden<br />

Einschätzung<br />

von elf Tierarten im Rahmen<br />

des Wildtier-Informationssystems<br />

der Länder Deutschlands<br />

(WILD), die vorab vorliegen. Der<br />

vollständige Bericht erscheint<br />

Mitte September. Für das vom<br />

Deutschen Jagdschutzverband<br />

land nicht. In<br />

Frankreich und<br />

Schweden waren<br />

sie ein Privileg<br />

des Adels.<br />

Wenn Wilhelm<br />

Buchert von seinerschweißtreibenden<br />

Arbeit<br />

spricht, kommt er<br />

ins Schwärmen.<br />

„Erst musste ich<br />

einiges lernen,<br />

bis ich das Blech<br />

so biegen und<br />

dehnen konnte,<br />

wie es für die gewünschten<br />

Figuren erforderlich<br />

war. Dann ging mir die Arbeit<br />

immer schneller von der Hand.“<br />

Die einfachste Art, den Wetterhahn<br />

aufs Blech zu bannen, besteht<br />

darin, die Zeichnung mit<br />

einem Kopierer zu vergrößern<br />

und diese dann auf das Objekt<br />

zu übertragen. Am leichtesten<br />

ist es, zum Ausschneiden eine<br />

Stichsäge zu verwenden. Jüngste<br />

Produkte seiner Wetterfahnen-Werkstatt<br />

sind zwei prächtige<br />

Hähne, die als Geburtstagsgeschenke<br />

zu einem Bauernhof<br />

in einen Ort nahe München und<br />

ins fränkische Brendlorenzen<br />

geliefert wurden. Außerdem<br />

fertigte der Handwerker einen<br />

WILD-Monitoring:<br />

Invasive Arten auf dem Vormarsch<br />

Erfassung und Kontrolle zum Schutz heimischer Artenvielfalt<br />

Der zu den Kleinbären gehörende<br />

Waschbär kommt erst seit den<br />

1930er Jahren in Deutschland vor.<br />

Foto: Siegel / djv<br />

so genannten „Grabfeld-Spatz“<br />

auf den Namen der heimischen<br />

Region, der in Aub im Grabfeldgau<br />

in luftiger Höhe bewundert<br />

werden kann. Auch Wildschweine<br />

drehen sich im Wind<br />

und zwar im nahen Eyershausen<br />

bei Bad Königshofen. Eulen<br />

gehören ebenfalls zu seinem<br />

Programm. Die Uhus sind auf<br />

Holz gebannt und haben festes<br />

Stehvermögen.<br />

Besonderheit<br />

Eine Besonderheit ist der Adler.<br />

Dieses Tier in Blech wünschte<br />

sich ein Mann, der aus beruflichen<br />

Gründen seine Werkstatt<br />

besuchte. Er sah, dass gehämmert,<br />

geschmiedet und alles per<br />

Hand gebogen wurde. Das faszinierte<br />

ihn — also bestellte er<br />

spontan ein solche Figur. Dieses<br />

Tier „sitzt“ auf einer hölzernen<br />

Astgabel. <strong>Dr</strong>ehen im Wind kann<br />

sich die Adlerfigur zwar nicht,<br />

dafür hat sie festen Boden unter<br />

den Füßen und ist eine Zierde<br />

des Anwesens.<br />

Wilhelm Buchert erzählt auch<br />

von einer aus Kupfer gebogenen<br />

Vogelscheuche, die sich ein<br />

Mann zum Geburtstag seiner<br />

Frau wünschte. Die bessere Hälfte<br />

arbeitet gerne im Garten, und<br />

da machten die Vögel schon so<br />

(DJV) initiierte Monitoringprojekt<br />

WILD haben Jäger im Jahr<br />

2009 in rund 26 600 Revieren<br />

(50 Prozent der land- und forstwirtschaftlich<br />

nutzbaren Fläche<br />

Deutschlands) Daten erhoben,<br />

die wissenschaftlich ausgewertet<br />

wurden. Diese bundesweit<br />

einzigartige Erfassung von<br />

Wildarten wurde nach 2006<br />

zum zweiten Mal durchgeführt.<br />

„Wir Jäger leisten mit WILD<br />

einen wichtigen Beitrag zur<br />

systematischen Erfassung von<br />

Bestand und Ausbreitung tierischer<br />

Neubürger, zu der sich<br />

die Politik in zahlreichen Abkommen<br />

verpflichtet hat“, be-<br />

manches Beet kaputt. Das sollte<br />

sich jedoch mit der aufgestellten<br />

Blech-Vogelscheuche ändern.<br />

„Das Biegen von Metallteilen<br />

macht mir einfach Spaß“, betont<br />

Wilhelm Buchert sein Steckenpferd.<br />

Deshalb geht er auch<br />

fast täglich in die Werkstatt, um<br />

Wetterfahnen und Figuren im<br />

Wind herzustellen. Wenn ich<br />

mein Hobby noch 20 Jahre lang<br />

ausführen kann, wäre das für<br />

mich eine große Freude“, fügt<br />

Buchert an. Josef Kleinhenz<br />

Kontakt: Wilhelm Buchert,<br />

Stiegelgasse 5, 97640 Hendungen-Rappershausen,Telefon:<br />

0 97 64 / 95 84 65.<br />

Ihr Ausfl ugsziel im Bayerischen Wald:<br />

Schafhof mit 300 m² Verkaufsfläche<br />

• viele interessante<br />

Schafwoll - Produkte<br />

• Brotzeitstüberl (Kaffee<br />

u. Kuchen, Schmalzgebäck)<br />

• Ausfl ugsgruppen sind<br />

herzlich willkommen !<br />

Familie Perl • Grub 26<br />

94269 Rinchnach<br />

Tel. 0 99 28 / 224<br />

www. schafhof-perl.de<br />

info@schafhof-perl.de<br />

tonte DJV-Präsident Jochen<br />

Borchert. Arten wie Waschbär,<br />

Marderhund oder Nilgans werden<br />

zunehmend in die Landesjagdgesetze<br />

übernommen, um<br />

sie zum Schutz der heimischen<br />

Artenvielfalt besser kontrollieren<br />

zu können. Die Fangjagd sei<br />

für die Kontrolle einiger Arten<br />

ganz besonders wichtig, so Borchert<br />

weiter.<br />

Konkurrenzstarke Arten, die außerhalb<br />

ihres natürlichen Verbreitungsgebietes<br />

vorkommen,<br />

können heimische Arten als<br />

Konkurrenten um Lebensräume<br />

und Nahrung zurückdrängen,<br />

bereits gefährdete Arten stark<br />

dezimieren und Krankheiten<br />

auf Mensch oder Tier übertragen.<br />

Mit WILD liefere die<br />

Jägerschaft wichtige Daten und<br />

Hinweise für die Früherkennung<br />

und Kontrolle von invasiven<br />

gebietsfremden Arten, so<br />

der DJV. djv

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