08.10.2020 Aufrufe

ocean7 6/2020

Charter Special. Das Chartern in Zeiten von Corona. Charteragenturen berichten über ihre Erfahrungen und wie sie 2021 meistern möchten. Peloponnes. Griechenland, wie wir es lieben: Reviertipps rund um die Halbinsel von Segelblogger Markus Silbergasser. Nördliche Sporaden. Idyllische Buchten, überschaubare Distanzen: mit Familie und Katamaran in der Ägäis. Skiathos. Landgang mit spannenden Entdeckungen ab dem Hotel Skiathos Palace. Spirit 111. Außen Holz, innen grüne Hochtechnologie: eine Superyacht als Vorbild an Nachhaltigkeit. Nerea NY24. Tender de luxe: Ein Superyacht-Konzentrat, das auf vernünftigen Dimensionen so viel Stil, Klasse und Nutzen bietet wie sonst nur weitaus größere Boote. Die Gärtner des Riffs. Bunt, vielfältig und hungrig: Seepapageien sind die Putzfische im Korallenriff.

Charter Special. Das Chartern in Zeiten von Corona. Charteragenturen berichten über ihre Erfahrungen und wie sie 2021 meistern möchten.
Peloponnes. Griechenland, wie wir es lieben: Reviertipps rund um die Halbinsel von Segelblogger Markus Silbergasser.
Nördliche Sporaden. Idyllische Buchten, überschaubare Distanzen: mit Familie und Katamaran in der Ägäis.
Skiathos. Landgang mit spannenden Entdeckungen ab dem Hotel Skiathos Palace.
Spirit 111. Außen Holz, innen grüne Hochtechnologie: eine Superyacht als Vorbild an Nachhaltigkeit. Nerea NY24. Tender de luxe: Ein Superyacht-Konzentrat, das auf vernünftigen Dimensionen so viel Stil, Klasse und Nutzen bietet wie sonst nur weitaus größere Boote.
Die Gärtner des Riffs. Bunt, vielfältig und hungrig: Seepapageien sind die Putzfische im Korallenriff.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Mengen am Strand zu finden waren,<br />

und fütterte Gláros, der sie<br />

hungrig hi nunterschlang. Mit<br />

vollem Bauch schloss die kleine<br />

Möwe ihre Augen und erfreute<br />

sich daran, wie Perikles sanft über<br />

ihren Federnflaum strich. Der Tag<br />

neigte sich zu Ende und Perikles<br />

wusste, dass er zu Hause erwartet<br />

wurde. „Ich fürchte, deine Eltern<br />

werden dich nicht finden“, murmelte<br />

Perikles, „aber wir beide<br />

werden das schon meistern.“<br />

Das Behelfsnest für Gláros<br />

an einen nahezu unzugänglichen<br />

und nur für besonders wage ­<br />

mutige Kletterer wie Perikles<br />

anderen Platz zu bringen war<br />

eine Sache von wenigen Minuten.<br />

Die strampelnde Jung möwe dorthin<br />

zu bringen dauerte schon<br />

etwas länger, doch schlussendlich<br />

verabschiedete der Junge sich<br />

flüsternd: „Sei leise, während ich<br />

nicht da bin. Wir sehen uns gleich<br />

morgen früh und ich bringe dir<br />

ein besonderes Frühstück mit.“<br />

Der Himmel färbte sich vorsichtig<br />

rosa, als Perikles am<br />

nächsten Morgen erneut Richtung<br />

Meer lief. In seinem Rücken<br />

spürte er das Stirnrunzeln und<br />

Kopfschütteln seiner Mutter, die<br />

ihren Sohn – sonst ein Langschläfer<br />

– nicht wiedererkannte.<br />

Bevor er den Weg zur Bucht<br />

nahm, rannte Perikles noch zum<br />

alten Fischerhafen. „Was macht<br />

ihr eigentlich mit den kleinen<br />

Fischen in den Netzen, die man<br />

nicht verkaufen kann?“, fragte<br />

er völlig außer Atem die Fischer,<br />

die plaudernd an der Hafenmole<br />

beisammenstanden. „Wir werfen<br />

sie zurück ins Meer, wo sie dann<br />

von anderen Fischen gefressen<br />

werden oder wir füttern mit<br />

ihnen die Möwen“, lautete die<br />

Antwort. Den treuherzigen<br />

Blick beherrschte Perikles wie<br />

kein anderer und so konnte er<br />

sich nach kurzer Zeit mit Hosentaschen,<br />

prall gefüllt mit kleinen<br />

Fischen, auf den Weg zu Gláros<br />

machen.<br />

DIE MAGISCHE<br />

LIEBE ZUM MEER<br />

Die Möwe war wirklich mucksmäuschenstill<br />

hoch oben in ihrem<br />

Nest und erst als sie ihren Retter<br />

erblickte, gab sie ein Piepsen von<br />

sich. Perikles musste lachen, als sie<br />

nach der Begrüßung sofort ihren<br />

Schnabel um Futter bettelnd weit<br />

aufriss. „Zuerst bringe ich dich<br />

hinunter, dann gibt es Futter und<br />

wir können wieder den ganzen<br />

Tag zusammen verbringen“, erklärte<br />

er dem Tier.<br />

Nachdem alle mitgebrachten<br />

Fische ihren Weg in einen gefräßigen<br />

Schnabel gefunden hatten, begann<br />

Gláros die kleine Bucht zu<br />

erkunden. Das Schwimmen im<br />

ruhigen Wasser klappte ganz gut.<br />

Das Laufen am Strand war noch<br />

zu üben. Zum Fliegen fehlten jedoch<br />

die richtigen Federn. Am<br />

liebsten zupfte die kleine Möwe<br />

aber mit ihrem Schnabel in den<br />

Haaren des liegenden Perikles<br />

und danach genoss sie an seiner<br />

Seite die warme Sonne.<br />

So vergingen die Tage und Wochen<br />

und aus Gláros wurde ein<br />

ansehnlicher Vogel mit schnee ­<br />

weißem Federkleid. Eines Tages,<br />

Perikles kam wieder mit dem<br />

üblichen Fischfrühstück in die<br />

kleine Bucht, streckte Gláros seine<br />

Flügel hoch oben in seinem Nest<br />

und segelte – noch ein bisschen<br />

unsicher – hinunter zu seinem<br />

Retter. „Jetzt bist du schon fast<br />

erwachsen“, dachte Perikles bei<br />

sich und spürte, dass die Zeit<br />

des Abschieds nahe war.<br />

Genau in diesem Augenblick<br />

flog ein großer Möwenschwarm,<br />

einem Fischerboot auf dem Weg<br />

in den Hafen hinterherfliegend,<br />

kreischend vorbei. Seinem Instinkt<br />

folgend machte Gláros ein paar<br />

schnelle Schritte, schlug mit seinen<br />

Flügeln und folgte seinen<br />

Artgenossen.<br />

Aus Perikles wurde ein junger<br />

Mann und er konnte sich seinen<br />

sehnlichsten Wunsch erfüllen:<br />

Er erwarb das Boot eines alten<br />

Fischers und fuhr fast täglich<br />

hinaus aufs Meer, um sein Netz<br />

auszubringen. Auf seinem Heimweg<br />

wurde er immer von einem<br />

Möwenschwarm begleitet und<br />

manchmal glaubte er, Gláros<br />

mitten darin zu erkennen.<br />

Eines Tages, es war drückend<br />

schwül und das Meer spiegelglatt,<br />

fuhr Perikles mit seinem Fischerboot<br />

wie immer zu seinen Fanggründen.<br />

Binnen Minuten verfärbte<br />

sich der Himmel gelblich,<br />

dann tiefschwarz und ein Gewitter<br />

brach mit aller Gewalt los.<br />

Gelbe und rote Blitze, begleitet<br />

von ohrenbetäubendem Donner,<br />

zuckten aus den pechschwarzen<br />

Wolken. Die See, soeben noch<br />

ganz ruhig, türmte sich zu gewaltigen<br />

Wellen. Perikles versuchte,<br />

sich in seinem Boot irgendwie<br />

festzuhalten, aber ein riesiger<br />

Brecher spülte ihn von Bord.<br />

Diesen Kampf mit den Elementen<br />

konnte der Fischer nicht<br />

gewinnen. Nach kurzer Zeit<br />

erlahmten seine Kräfte und er<br />

versank in der Tiefe.<br />

Dennoch fühlte sich Perikles<br />

ganz leicht. Ungläubig sah er seinem<br />

Körper zu, wie dieser immer<br />

tiefer sank und gleichzeitig spürte<br />

er, wie er langsam nach oben<br />

schwebte. Er durchbrach die<br />

Wasseroberfläche und stieg immer<br />

höher. An sich hinunter ­<br />

blickend bemerkte er, dass er<br />

mit weißen Federn bedeckt war<br />

und sich seine Arme in Schwingen<br />

verwandelt hatten. „Hallo<br />

Perikles“, hörte er eine Stimme<br />

neben sich. „Ich habe dich niemals<br />

vergessen“, rief Gláros, der<br />

plötzlich neben ihm aufgetaucht<br />

war. „Du musst nämlich wissen:<br />

Wir Möwen haben die magische<br />

Kraft, Menschen mit einer besonders<br />

innigen Liebe zum Meer<br />

in einen von uns zu verwandeln“,<br />

sagte die Möwe.<br />

Seit diesem Tag gibt es die Legende,<br />

dass in so mancher Möwe<br />

die Seele eines auf See verstorbenen<br />

Seemanns weiterlebt. <br />

THOMAS PERNSTEINER<br />

ist Skipper, allgemein<br />

beeideter und gerichtlich<br />

zertifizierter<br />

Sachverständiger für<br />

Schifffahrt und Wasserfahrzeuge.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

6/<strong>2020</strong> 49

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!