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Schulische Integration - Schweizerischer Blinden- und ...

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Dieses Heft gehört:<br />

<strong>Schweizerischer</strong> <strong>Blinden</strong>- <strong>und</strong> Sehbehindertenverband


2<br />

Inhalt<br />

Editorial<br />

Erfahrungen statt Argumente 3<br />

<strong>Schulische</strong> <strong>Integration</strong><br />

Eigentlich wär ich lieber in die<br />

Regelschule gegangen 4<br />

Inklusion / <strong>Integration</strong> … 7<br />

Das Ziel der Separation ist die<br />

<strong>Integration</strong> 11<br />

Eine Frage der Haltung 13<br />

Moncef Genoud, <strong>Integration</strong> in den<br />

70er Jahren 16<br />

Fokus<br />

Die Zahlen der Liebe 18<br />

Analog vs. digital: Partnervermittlung 20<br />

Orte der Liebe 23<br />

Titelbild<br />

Das Titelbild stellt ein klassisches Schülerheft<br />

dar. Es ist im SBV-Blau <strong>und</strong> hat, wie<br />

früher, eine Etikette. Ein neunjähriger<br />

Schüler hat das Heft von Hand angeschrieben:<br />

Magazin<br />

Die Zigarette danach 26<br />

Schweizer Cup in Audiodeskription 26<br />

Wo bin ich? Das iPhone weiss es. 28<br />

Verband<br />

Delegiertenversammlung 2011 29<br />

100 Jahre – die Feier 32<br />

Nachrichten aus der Interessen-<br />

vertretung: öffentlicher Verkehr 35<br />

Veranstaltungen 37<br />

Impressum 39<br />

Der Weg<br />

<strong>Schulische</strong> <strong>Integration</strong> 4/2011<br />

www.sbv-fsa.ch<br />

Wir danken Loven für seine Mithilfe.


Editorial<br />

Erfahrungen statt Argumente<br />

Naomi Jones<br />

Unter schulischer <strong>Integration</strong> verstehen wir das<br />

Unterrichten von Kindern mit einer Behinderung<br />

in den Regelklassen der Volksschule. Diese Kinder<br />

haben eine Körper-, Sinnes-, Sprach- oder geistige<br />

Behinderung. Es sind verhaltensauffällige<br />

Jugendliche <strong>und</strong> solche mit einer Lernbehinderung.<br />

Nicht für alle diese Kinder ist der Unterricht in<br />

einer Regelklasse geeignet. Für sie gibt es Sonderschulen,<br />

die auf die speziellen Bedürfnisse der<br />

Kinder fachlich spezialisiert eingehen können.<br />

Wenn es aber spezialisierte Schulen für Kinder<br />

mit einer Behinderung gibt, warum ist die schulische<br />

<strong>Integration</strong> heute ein Thema? Nicht alle<br />

Kinder werden in den Sonderschulen gemäss<br />

ihren Fähigkeiten gefördert. Nicht alle profitieren<br />

im gleichen Mass von der Sonderschule. Es<br />

gibt Kinder, die eine weniger behinderungsspezifische<br />

dafür aber eine grössere integrative Förderung<br />

nötig haben. Es gibt Kinder, die trotz einer<br />

Behinderung keine oder nur wenig spezielle<br />

Förderung brauchen. Und schliesslich gibt es<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche, für die in der einen<br />

Phase ihrer Schulzeit ein integrierter Unterricht<br />

geeignet ist, in der anderen aber ein spezialisierter<br />

besser ist.<br />

Daher kann es nicht darum gehen, für oder<br />

gegen die schulische <strong>Integration</strong> Position zu<br />

ergreifen. Es ist unsere gesellschaftliche Aufgabe,<br />

dass wir für alle Kinder individuell die richtige<br />

Lösung finden. Denn das Recht auf Bildung ist<br />

ein Menschenrecht. Dabei liegt es im Interesse<br />

einer modernen Gesellschaft, dass jedes Mitglied<br />

gemäss seinen Möglichkeiten ein Maximum an<br />

Fähigkeiten entwickelt.<br />

Im vorliegenden Heft fragen wir nach Erfahrungen<br />

mit schulischer <strong>Integration</strong> bzw. Separation.<br />

Es kommen Schüler <strong>und</strong> Schulen zu Wort, die<br />

über ihre individuellen Erfahrungen mit <strong>Integration</strong><br />

<strong>und</strong> Sonderunterricht sprechen.<br />

Naomi Jones, Redaktorin<br />

«der Weg» (Foto: Luzius Dinkel)<br />

In der Rubrik «Fokus» finden Sie<br />

den zweiten Teil zum Thema<br />

«Liebe, Fre<strong>und</strong>schaft, Partnerschaft».<br />

Weckte das Thema im<br />

letzten Heft erste Frühlingsgefühle,<br />

so geht es nun um die konkrete<br />

Frage: «Wie finde ich einen<br />

Partner oder eine Partnerin?»<br />

Zu guter Letzt: Sich zu verlieben,<br />

kann Folgen haben. Deshalb<br />

werde ich von August 2011 bis<br />

Januar 2012 im Mutterschaftsurlaub<br />

sein. In dieser Zeit sorgt<br />

Jean-Marc Meyrat zusammen mit<br />

dem erfahrenen Journalisten <strong>und</strong><br />

langjährigen Übersetzer Gian<br />

Pozzy dafür, dass mit dem «clin<br />

d’œil» wie gewohnt auch dessen<br />

deutscher Bruder «der Weg»<br />

pünktlich erscheinen wird. �<br />

3


4<br />

<strong>Schulische</strong> <strong>Integration</strong><br />

Eigentlich wär ich lieber in die<br />

Regelschule gegangen<br />

Daniel Pulver<br />

Lang ist es her, dennoch denke ich oft zurück an<br />

meine Schulzeit. Viele Erinnerungen, viele Bekanntschaften,<br />

viele wertvolle Erfahrungen aber<br />

auch viele Fragen kommen mir in den Sinn: Warum<br />

musste ich in eine Sonderschule <strong>und</strong> konnte<br />

nicht in die Regelschule gehen? Was hat sie mir<br />

gebracht <strong>und</strong> was habe ich versäumt?<br />

Zwischen 1976 <strong>und</strong> 1986 besuchte<br />

ich die <strong>Blinden</strong>schule in<br />

Zollikofen. Da meine Eltern in<br />

der Nähe wohnten, lebte ich<br />

sowohl im Internat als auch bei<br />

meinen Eltern. Im Gr<strong>und</strong>satz<br />

ging ich am Abend heim. �<br />

Zum Fussball kam Daniel Pulver erst nach seiner Ausbildung. Dann dafür richtig –<br />

als Konditionstrainer von Profimannschaften.<br />

(Symbolfoto: flickr.com/Haltungsturner)


<strong>Schulische</strong> <strong>Integration</strong><br />

Je älter ich jedoch wurde, desto<br />

öfter übernachtete ich im Internat.<br />

Kindergarten ja, Schule nein<br />

Mit meinen Kamerädli zu Hause<br />

besuchte ich noch den öffentlichen<br />

Kindergarten. Danach<br />

entschied die Schulkommission,<br />

dass ich in der Sonderschule<br />

eingeschult werden sollte.<br />

Warum dies so entschieden<br />

wurde, weiss ich nicht. Hatten<br />

die Lehrer Angst, einen sehbehinderten<br />

Jungen zu unterrichten?<br />

Ich war verunsichert, hatte<br />

viele Ängste, als ich aus der<br />

Geborgenheit in meinem Umfeld<br />

abrupt rausgerissen<br />

wurde. Ich verlor den Kontakt<br />

zu meinen Fre<strong>und</strong>en im Quartier<br />

sehr rasch. Von morgens<br />

bis abends war ich für sie abwesend.<br />

Es war nicht einfach,<br />

dies zu verstehen. Doch schickte<br />

ich mich in die neue Situation<br />

<strong>und</strong> suchte rasch Fre<strong>und</strong>e<br />

in der so fremden Umgebung.<br />

Nun war ich ein sehbehinderter<br />

Junge inmitten vieler anderer<br />

sehbehinderter Mädchen<br />

<strong>und</strong> Knaben. Vorher war ich<br />

das einzige sehbehinderte<br />

Kind. Dies hatte Vor- <strong>und</strong><br />

Nachteile.<br />

Ich lernte früh, mich zu wehren<br />

Da ich mich zu Hause unter den<br />

normal sehenden Kindern auch<br />

mal durchsetzen <strong>und</strong> behaupten<br />

musste, lernte ich schnell, mich<br />

zu integrieren. Ich begriff rasch,<br />

dass es Momente gab, in denen<br />

die Sehbehinderung auch Vorteile hatte. Mir<br />

wurde geholfen, ich hatte gar einige Privilegien,<br />

einen besonderen Status <strong>und</strong> war interessant, da<br />

ich anders war.<br />

In der <strong>Blinden</strong>schule änderte sich dies schlagartig.<br />

Ich musste mich weniger wehren, um<br />

meinen Platz in der Gruppe zu finden. Vieles<br />

wurde mir abgenommen, Hilfestellungen im<br />

Überfluss angeboten. Mich selber zurechtfinden<br />

musste ich nicht mehr. War dies in punkto<br />

Selbständigkeit nun ein Gewinn oder gar ein<br />

Rückschritt?<br />

Aus heutiger Sicht stelle ich fest, dass ich es mir<br />

in der Schulzeit leicht gemacht habe. Denn es<br />

wurde mir leicht gemacht. Meinen Platz musste<br />

ich mir nicht mehr erkämpfen, ich war ein Betroffener<br />

unter Vielen. Eine <strong>Integration</strong> ausserhalb<br />

der Institution fand kaum statt.<br />

Konfirmationsunterricht mit der Dorfjugend<br />

Gegen Ende der Schulzeit besuchten wir für<br />

den Konfirmandenunterricht eine Klasse im<br />

Dorf. Hier waren Sehbehinderte <strong>und</strong> Nichtbehinderte<br />

gemeinsam unterwegs. Erneut musste<br />

ich lernen, mich in einer Gruppe einzuordnen.<br />

Zu Beginn war dies unangenehm, da<br />

nichts mehr selbstverständlich war <strong>und</strong> ich<br />

mich anders als gewohnt verhalten musste.<br />

Aber hier lernte ich, mich echt zu integrieren.<br />

Die anderen Jugendlichen lernten, mich so zu<br />

nehmen, wie ich war: ein sehbehinderter Jugendlicher,<br />

mit all seinen Ecken <strong>und</strong> Kanten,<br />

Stärken <strong>und</strong> Schwächen, seinen Freuden <strong>und</strong><br />

Leiden – ein normal heranwachsender junger<br />

Mann.<br />

Wäre mir dieser Schritt leichter gefallen, wenn<br />

ich in die Regelschule gegangen wäre? Eine<br />

hypothetische Frage. Jedoch bin ich überzeugt,<br />

dass die Überbehütung in der <strong>Blinden</strong>schule für<br />

mich persönlich nicht förderlich war. Klar, in<br />

vielen Fällen ist die Sonderschule sinnvoll. Ich bin<br />

aber sicher, dass das Kämpfen um seinen Platz<br />

im Leben sein muss; wie es bei nichtbehinderten<br />

Jugendlichen auch der Fall ist. �<br />

5


6<br />

<strong>Schulische</strong> <strong>Integration</strong><br />

Schulisch gesehen gleich<br />

Was den Unterricht in der <strong>Blinden</strong>schule angeht,<br />

habe ich den obligatorischen Stoff korrekt vermittelt<br />

bekommen. Ich konnte mit den Jugendlichen<br />

von der Regelschule durchaus mithalten.<br />

Ob ich faul war oder mich engagierte, war<br />

meine Entscheidung, wie es auch in der Regelschule<br />

der Fall gewesen wäre. Dass die Disziplin<br />

in der <strong>Blinden</strong>schule allerdings oft etwas<br />

«large» war, <strong>und</strong> dass ich meine Sehbehinderung<br />

oft als Alibi verwendete, ist nicht von der<br />

Hand zu weisen. Ob sich dies nun positiv oder<br />

Inserat<br />

Die Sektion Freiburg<br />

des SBV lädt ein<br />

eher negativ auf mein Leben<br />

auswirkt, ich weiss es nicht.<br />

Ich habe viele schöne Erinnerungen<br />

an Zollikofen. Dennoch bin<br />

ich gegenüber Sonderschulen<br />

eher kritisch eingestellt. Konstruktiv<br />

<strong>und</strong> nachhaltig gilt es<br />

die Frage der richtigen Schule<br />

für ein sehbehindertes Kind<br />

anzugehen, um die individuell<br />

beste Lösung zu finden. �<br />

zum Jubiläumsfest 100 Jahre SBV am Samstag, 27. August<br />

2011, 9–22 Uhr, Geoges-Python-Platz in Freiburg<br />

Programm<br />

ab 9.00 Infostand, Black-Box, Spielecke, Verkauf von<br />

Handarbeiten, Info-Filme<br />

ab 9.30 die Welt des Sehens mit Visilab, Hilfsmittel-<br />

Ausstellung<br />

ab 10.00 Dunkelzelt, Tandem-Parcours, Mobilitäts-<br />

Parcours, Führh<strong>und</strong>e. Unterhaltung mit<br />

sehbehinderten <strong>und</strong> blinden Künstlern: Soleil<br />

dansant, Solsana-Chörli, Pan-Groove, Ruth<br />

Häuptli, Bruno’s Happy-So<strong>und</strong><br />

ab 10.00 Getränke<br />

ab 11.00 kleiner Restaurantbetrieb<br />

16.30 Offizieller Teil mit unseren Gästen:<br />

– Martin Meyer <strong>und</strong> seine Panalotos-Flöte<br />

– Begrüssung durch den SBV-Präsidenten<br />

Remo Kuonen<br />

– Festansprache von Frau Staatsrätin<br />

Anne-Claude Demierre<br />

– Der längste weisse Stock der Welt<br />

– Apéro


<strong>Schulische</strong> <strong>Integration</strong><br />

Inklusion / <strong>Integration</strong> …<br />

Isabelle Mathis, Direktorin des Pädagogischen Zentrums für sehbehinderte Kinder<br />

«Wenn ich auch anders bin als<br />

du, so schädige ich dich in keiner<br />

Weise; ich bereichere dich<br />

vielmehr.» A. de Saint-Exupéry<br />

Überlegungen zum Thema Inklusion<br />

<strong>und</strong> <strong>Integration</strong> könnten<br />

mit einer Definition dieser Begriffe<br />

beginnen – sicher eine<br />

Frage der Semantik, die man<br />

jedoch nicht aus dem Blick verlieren<br />

sollte. Denn ursprünglich<br />

kam das Thema vor allem unter<br />

dem Gesichtspunkt einer sozialpolitischen<br />

Herausforderung auf.<br />

Inklusion ist also ein Ideal, ein<br />

Mythos, ein Phantom, eine<br />

politisch korrekte neue Formel,<br />

die über das schulische Umfeld<br />

hinaus bis in einen Gesellschaftsentwurf<br />

hineinreicht.<br />

Konkret verpflichtet die Interkantonale<br />

Vereinbarung über<br />

die Zusammenarbeit im Bereich<br />

der Sonderpädagogik die Kantone,<br />

integrative Lösungen<br />

gegenüber separierenden<br />

Lösungen zu bevorzugen.<br />

Die Interkantonale Konferenz<br />

für Weiterbildung erklärte 2008:<br />

«Die Zukunft gehört der inklusiven<br />

Bildung. Eine hochwertige<br />

integrative Bildung für alle ist<br />

unverzichtbar, um die menschliche,<br />

soziale <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />

Entwicklung sicherstellen zu<br />

können. Die Regierungen soll-<br />

ten anerkennen, dass wir dringend ein erweitertes<br />

inklusives Bildungskonzept benötigen, das in<br />

der Lage ist, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse<br />

aller Lernenden einzugehen, <strong>und</strong> zugleich<br />

stichhaltig, gerecht <strong>und</strong> effizient ist.»<br />

Die UNESCO definiert Inklusion als einen «Prozess,<br />

der auf die verschiedenen Bedürfnisse aller<br />

Lernenden eingeht, indem er die Partizipation an<br />

Lernprozessen, Kultur <strong>und</strong> Gemeinwesen fördert<br />

<strong>und</strong> dabei zugleich eine Absonderung <strong>und</strong> Entfremdung<br />

in Schulen sowie der Gesellschaft als<br />

Ganzes verhütet.»<br />

Nach Halinen <strong>und</strong> Järvinen (Towards inclusive<br />

education, 2008) umfasst dies drei Etappen:<br />

– allen den Zugang zu Bildung garantieren;<br />

– die Qualität der Bildung verbessern <strong>und</strong> die Schulzeit<br />

verlängern, «den Lehrplan, die Lehrerausbildung<br />

<strong>und</strong> die Unterrichtsmittel verbessern»;<br />

– Bildungshindernisse beseitigen: «Lernumgebungen<br />

schaffen, die Zusammenarbeit verschiedener<br />

Berufsgruppen fördern <strong>und</strong> positive Arbeitsweisen<br />

entwickeln, pädagogische<br />

Praktiken auf der Gr<strong>und</strong>lage von Inklusion <strong>und</strong><br />

Kooperation einsetzen.»<br />

Was sind die Voraussetzungen für Inklusion?<br />

Halinen <strong>und</strong> Järvinen zählen fünf solche auf:<br />

– die Gesellschaft als Ganzes muss dieselben<br />

Werte vertreten;<br />

– jedes Kind muss in die Schule gehen;<br />

– es müssen ein gemeinsamer Wille <strong>und</strong> eine<br />

gemeinsame operative Kultur vorhanden sein;<br />

– die Lehrkräfte müssen sich positive Ansätze<br />

aneignen <strong>und</strong> über solide berufliche Kompetenzen<br />

verfügen;<br />

– <strong>und</strong> schliesslich müssen die Vorgaben für die<br />

Inklusion in den Lehrplänen festgeschrieben<br />

sein. �<br />

7


8<br />

<strong>Schulische</strong> <strong>Integration</strong><br />

Ein umfangreiches Programm!<br />

Die konkrete Komponente der<br />

Inklusion ist demzufolge die<br />

<strong>Integration</strong> <strong>und</strong> ihre Verwirklichung<br />

im Schulalltag.<br />

<strong>Integration</strong> ist kein Ideal in<br />

weiter Ferne. Sie ist in vielen<br />

Situationen mit bewährten<br />

Praktiken <strong>und</strong> Konzepten ohne<br />

Weiteres erzielbar.<br />

Dazu Patrick Bonvin: «Wenn es<br />

erforderlich ist, den Wunsch<br />

nach Inklusion zu fördern, ist es<br />

ebenso wichtig, die Befähigung<br />

zur Inklusion zu fördern.» Auf dieser Konkretisierung<br />

basiert Tag für Tag unser Engagement für<br />

sehbehinderte Schüler <strong>und</strong> ihre Familien. So ent-<br />

wickeln wir für jeden Schüler ein ideologiefreies<br />

pädagogisches Konzept.<br />

Gestatten Sie jedoch einige Exkurse…<br />

Inklusion/<strong>Integration</strong>/Institution sind keine Gegensätze.<br />

Es gibt Phasen, in denen Schüler das<br />

eine oder das andere oder ein Gemisch davon<br />

benötigen, ohne dass eine Rückkehr zur Sonderschule<br />

gleich ein Scheitern bedeutet. Denn sie<br />

kann auch die Konsequenz eines konkreten<br />

längerfristigen Projekts sein, das eine vorbereitete<br />

Rückkehr <strong>und</strong> eine gezielte Betreuung vorsieht.<br />

�<br />

Bildung ist der Gr<strong>und</strong>stein aller <strong>Integration</strong>. Je nach Lebens- <strong>und</strong> Lernphase des<br />

sehbehinderten Kindes, lernt es besser im blindenspezifischen Umfeld, so zum<br />

Beispiel die <strong>Blinden</strong>schrift. (Symbolfoto: Heinz Rothacher MEB)


<strong>Schulische</strong> <strong>Integration</strong><br />

Leben unter… Leben mit… Leben unter was <strong>und</strong><br />

mit wem?<br />

Der Gedanke ist erfrischend.<br />

Unter <strong>und</strong> mit: Schöne Aussichten!<br />

Zu welchen Bedingungen, bitte schön?<br />

Was muss ich dafür zahlen, dass ich unter <strong>und</strong><br />

mit euch leben darf?<br />

Welche Gegenleistung erwartet ihr von mir?<br />

Darf ich dabei ich selbst sein, auch wenn ich eure<br />

Wertschätzung nicht verdiene? Euer Desinteresse?<br />

Eure Rücksichtnahme aus Höflichkeit?<br />

Muss ich einen festen Platz haben, um unter<br />

euch zu leben?<br />

Muss ich die Wahl haben, um mit euch zu leben?<br />

Wenn ihr meinen Platz einnehmt, habe ich keinen<br />

mehr.<br />

Werdet ihr zulassen, dass ich zu euch gehöre, mit<br />

all meiner Verschiedenheit, meinen Gedanken,<br />

meinen Worten, meinen Handlungen?<br />

Werdet ihr mir das Recht zugestehen, zu sein,<br />

wie ich bin? Und nicht ein blasses Abbild von<br />

euch?<br />

Warum aber sollte ich euch das überhaupt fragen?<br />

Manchmal habe ich Lust, mitzumachen, manchmal<br />

aber auch nicht… genau wie jeder andere,<br />

nicht mehr <strong>und</strong> nicht weniger.<br />

Manchmal stelle ich mir vor, ich hätte die Wahl,<br />

mit euch gemeinsam zu tun, was mir gefällt,<br />

wann <strong>und</strong> wie ich es möchte … mit euch <strong>und</strong><br />

unter euch.<br />

Die Wahl haben<br />

Hier, an dieser Stelle lege ich den Gr<strong>und</strong>stein für<br />

den Aufbau der Welt. <strong>Integration</strong> heisst vor allem:<br />

die Wahl haben. In erster Linie bedeutet dies, dass<br />

ich mich von mir aus eingliedern kann … in was?<br />

In Vorhaben, Aktionen, Perspektiven …<br />

Meine <strong>Integration</strong> hängt auch davon ab, zu wie<br />

viel Autonomie ich fähig bin. Ah! Selbst denken.<br />

Selbst handeln. Natürlich ist meine Identität<br />

manchmal etwas wacklig, natürlich sollte ich<br />

manchmal mehr Eigeninitiative zeigen. �<br />

Inserat<br />

Führungen im<br />

Kunstmuseum Wallis<br />

Eine originelle Idee für Gruppen-<br />

oder Betriebsausflüge ist<br />

ein Besuch im Kunstmuseum<br />

Wallis, das auch für Blinde<br />

<strong>und</strong> Sehbehinderte gut zugänglich<br />

ist. Bis Ende Jahr gibt<br />

es gratis Führungen für Blinde<br />

<strong>und</strong> Sehbehinderte.<br />

In enger Zusammenarbeit mit<br />

dem SBV wurden sechs taktile<br />

Modelle eigens für Menschen<br />

mit einer Sehbehinderung<br />

konzipiert <strong>und</strong> gebaut; für die<br />

Führungen stehen zweisprachige<br />

Fachpersonen <strong>und</strong><br />

Audioguides bereit, die den<br />

Bedürfnissen von Sehbehinderten<br />

gerecht werden.<br />

Das Museum bietet eine eindrucksvolleGemäldesammlung<br />

mit Werken vom Mittelalter<br />

bis zur Gegenwart.<br />

Anmeldung <strong>und</strong> Reservation<br />

(mind. 15 Tage im Voraus):<br />

Kunstmuseum Wallis – Place<br />

de la Majorie – 1950 Sitten<br />

Tel. 027 606 46 90<br />

E-Mail: liiroh@admin.vs.ch<br />

9


10<br />

<strong>Schulische</strong> <strong>Integration</strong><br />

Natürlich hakt es manchmal mit<br />

meiner Autonomie. Wenn ich<br />

den Weg wüsste … Wenn der<br />

<strong>Blinden</strong>stock ein Zauberstab<br />

wäre …<br />

Aber man hat mir beigebracht,<br />

dass meine Weltsicht gelegentlich<br />

ein Tunnelblick ist. Dass ich<br />

die Situation nicht immer richtig<br />

einschätze. Dass mir nicht<br />

klar ist, wer ich bin, dass ich<br />

nicht weiss, was ich zu tun<br />

habe. «Später», so hiess es,<br />

würde ich «gewiss» jemand<br />

sein.<br />

Bis dahin muss ich mir Mühe<br />

geben, meine Rolle als Statist<br />

gut zu spielen, denn Akteur bin<br />

ich selten, vom Drehbuchautor<br />

ganz zu schweigen. Träume sind<br />

Schäume …<br />

Ich sage, ihr habt auch etwas<br />

davon, wenn ihr mit mir lebt,<br />

<strong>und</strong> ich habe etwas davon,<br />

wenn ich mit euch lebe. Das<br />

nennt man Wechselseitig-<br />

keit.<br />

Und gemeinsam wachsen, das<br />

nennt man wechselseitige Transformation.<br />

Gemeinsam könnten wir die<br />

Welt aufbauen! Wann fangen<br />

wir an?<br />

Ist in dieser Pauschalisierung<br />

alles eingeschlossen, oder lässt<br />

sie uns gespalten <strong>und</strong> handlungsunfähig<br />

zurück? Im Zweifelsfall<br />

enthalte ich mich, aber<br />

vielleicht ermöglicht es das<br />

Projekt, die Grenzen von Morins «vereinfachendem<br />

Denken» aufzubrechen <strong>und</strong> so einen<br />

möglichst günstigen Rahmen zu schaffen für<br />

persönliche Erfüllung, Anpassung <strong>und</strong> Menschlichkeit.<br />

�<br />

Im Petit Robert findet man unter dem<br />

Stichwort «intégration» folgende<br />

Definitionen:<br />

Philosophie: Schaffung einer engeren wechselseitigen<br />

Abhängigkeit zwischen den Teilen<br />

eines Lebewesens oder zwischen den Komponenten<br />

einer Gesellschaft<br />

Psychologie: Inkorporation neuer Elemente in<br />

ein System<br />

Physiologie: Koordination der Aktivitäten mehrerer<br />

Organismen, die für das reibungslose<br />

Funktionieren des Ganzen notwendig sind.<br />

Aktuell (20. Jh.): Handlung, mit der ein Individuum<br />

oder eine Gruppe sich in eine Gemeinschaft<br />

oder ein Milieu einbindet.<br />

Im Duden Bd. 5 findet man unter dem<br />

Stichwort «<strong>Integration</strong>» folgende Definition:<br />

1. Wiederherstellung eines Ganzen; Wiederherstellung<br />

einer Einheit aus Differenziertem;<br />

Vervollständigung.<br />

2. Einbeziehung, Eingliederung in ein grösseres<br />

Ganzes.<br />

3. Zustand, in dem sich etwas befindet, nachdem<br />

es integriert worden ist.<br />

4. Berechnung eines Integrals.


<strong>Schulische</strong> <strong>Integration</strong><br />

Das Ziel der Separation ist die <strong>Integration</strong><br />

Werner J<strong>und</strong>t<br />

Oft erweist sich für behinderte Schülerinnen<br />

oder Schüler eine Kombination von <strong>Integration</strong><br />

<strong>und</strong> Sonderschule als Königsweg. In jedem Fall<br />

aber ist die Einstellung aller Beteiligten ein ganz<br />

entscheidender Faktor.<br />

Jolanda Schönenberger wuchs mit drei Geschwistern<br />

in Wil (St. Gallen) auf. Bis zum sechsten<br />

Schuljahr besuchte sie, trotz einer starken Sehbehinderung,<br />

die öffentlichen Schulen. Ihre Eltern<br />

suchten mit den lokalen Institutionen immer<br />

wieder nach Lösungen, die eine <strong>Integration</strong><br />

möglich machten.<br />

Im Kindergarten hiess das zum Beispiel, mit<br />

dem Stadtbus einen längeren Weg zurücklegen,<br />

was im ersten Jahr noch eine tägliche Begleitung<br />

erforderte. Im zweiten Kindergartenjahr<br />

meisterte Jolanda den Weg allein, <strong>und</strong> soweit<br />

sie sich erinnert, konnte sie spielen, zeichnen<br />

<strong>und</strong> basteln wie alle anderen Kinder <strong>und</strong> wurde<br />

von diesen als «normales» Kindergartenkind<br />

wahrgenommen – eines, «das nicht so gut sieht<br />

<strong>und</strong> darum eine Brille mit dicken Gläsern<br />

trägt».<br />

Die Lehrerin der 1. Klasse war ein Glücksfall. Sie<br />

kam «frisch ab Seminar» <strong>und</strong> hatte ein Praktikum<br />

bei einer B&U-Lehrerin gemacht. Von<br />

daher brachte sie eine Haltung <strong>und</strong> die didaktischen<br />

Möglichkeiten mit, einen Unterricht zu<br />

gestalten, bei dem Jolanda echte Chancen<br />

hatte. Sie lernte mit den anderen schreiben,<br />

aber ausschliesslich in Blockschrift, <strong>und</strong> sie hatte<br />

Hefte mit stärkeren «Häuschen». Zum Lesen<br />

wurden die Texte vergrössert <strong>und</strong> von vielen<br />

Schulbüchern hatte Jolanda Spezialausgaben in<br />

Grossschrift.<br />

Zwei St<strong>und</strong>en pro Woche – eine in der Schule<br />

<strong>und</strong> eine zuhause – stand Jolanda eine B&U-Leh-<br />

11<br />

rerin zur Seite. Diese sorgte<br />

auch dafür, dass die Schülerin<br />

die nötigen technischen Hilfsmittel<br />

kennen <strong>und</strong> gebrauchen<br />

lernte. (...)<br />

Gerade die vielen technischen<br />

Hilfen führten dazu, dass die<br />

Distanz zu den Klassenkameradinnen<br />

grösser wurde <strong>und</strong> sich<br />

Jolanda mehr <strong>und</strong> mehr als<br />

Sonderfall fühlte. Dazu kam,<br />

dass ihre Klassenlehrerin sie bei<br />

der Selektion nach dem 6. Schuljahr<br />

der Realschule zuweisen<br />

wollte, da sie von dieser eher<br />

den vermeintlich nötigen Schonraum<br />

erwartete. Hierauf schlug<br />

die B&U-Lehrerin vor, nach<br />

anderen Ausbildungsmöglichkeiten<br />

zu suchen. Nach je einer<br />

Schnupperwoche in den <strong>Blinden</strong>schulen<br />

Baar <strong>und</strong> Zollikofen<br />

entschied sich Jolanda für die<br />

Letztere.<br />

Mit 13 Jahren von zuhause<br />

wegzuziehen, fiel ihr nicht<br />

schwer – weniger leicht sei es<br />

wohl für ihre Mutter gewesen.<br />

In Zollikofen gefiel es ihr auf<br />

Anhieb sehr gut, befand sie sich<br />

doch zum ersten Mal in ihrem<br />

Leben in einer Gemeinschaft<br />

von ebenfalls sehbehinderten<br />

Menschen. Entsprechende Kontakte<br />

hatten sich vorher auf<br />

jährliche Treffen beschränkt.<br />

«Die grosse Veränderung für<br />

mich war, dass ich hier kein �


12<br />

<strong>Schulische</strong> <strong>Integration</strong><br />

Sonderfall war, oder vielleicht müsste man sagen:<br />

dass hier jeder ein Sonderfall ist», sagt Jolanda<br />

Schönenberger. Die wegen des Kantonswechsels<br />

lehrplanbedingten Umstellungen konnten im<br />

ohnehin stark individualisierenden Unterricht gut<br />

aufgefangen werden. Neu war natürlich der<br />

konsequent einer Sehbehinderten-Pädagogik<br />

verpflichtete Unterricht, auch die starke Gewichtung<br />

des Informatikunterrichts <strong>und</strong> des PC-Handlings.<br />

(...)<br />

Der ausgesprochen förderorientierte Unterricht<br />

ermöglichte Jolanda nach vier Jahren <strong>Blinden</strong>schule<br />

den Übertritt ins Gymnasium Muristalden<br />

in Bern. Hier belegte sie in einem zweisprachigen<br />

Ausbildungsgang – Mathematik <strong>und</strong> gewisse<br />

Realfächer wurden in Englisch unterrichtet –<br />

das Schwerpunktfach Englisch <strong>und</strong> die<br />

Ergänzungsfächer Psychologie <strong>und</strong> Pädagogik.<br />

Ein weiteres Mal konnte sie von einem behindertengerechten<br />

Verhalten ihrer Ausbildner<br />

profitieren. Selbstverständlich erhielt sie alle<br />

Dokumente vergrössert, <strong>und</strong> was die Lehrpersonen<br />

an die Tafel schrieben, lasen die meisten<br />

auch gleich vor, sodass Jolanda mitschreiben<br />

konnte. Bei Prüfungen wurde ihr ein Drittel<br />

mehr Zeit zugestanden, <strong>und</strong> in Mathematik –<br />

einem wegen der vielen Formeln <strong>und</strong> Grafiken<br />

ausgesprochen «optischen» Fach – hatte Jolanda<br />

eine Wochenst<strong>und</strong>e zusätzlichen Unterricht. All<br />

das erweckte Neid bei einigen Klassenkameradinnen<br />

<strong>und</strong> -kameraden. «Es war nicht immer<br />

einfach. Ich war recht ehrgeizig, hatte auch<br />

gute Noten. Mit der Klasse gab es bisweilen<br />

Schwierigkeiten; aber mit den Lehrkräften hatte<br />

ich es sehr gut.» (...)<br />

Jolanda Schönenberger findet gut, wie es gelaufen<br />

ist: «Ich habe das Gefühl, dass ich zu<br />

einem idealen Zeitpunkt nach Zollikofen gekommen<br />

bin. Rein schulisch hätte ich in der<br />

öffentlichen Schule bleiben können. Aber ich<br />

glaube, der Wechsel hat mir vor allem persönlich<br />

gut getan. Ich war plötzlich viel motivierter.<br />

Und auch der erneute Wechsel<br />

in die öffentliche Schule geschah<br />

wiederum zu einem<br />

guten Zeitpunkt.» �<br />

Beratung <strong>und</strong> Unterstützung<br />

(B&U): Der Ambulante Dienst<br />

begleitet <strong>und</strong> unterstützt<br />

blinde <strong>und</strong> sehbehinderte<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche in<br />

privaten <strong>und</strong> öffentlichen<br />

Schulen <strong>und</strong> in heilpädagogischen<br />

Sonderschulen. Unter<br />

Berücksichtigung des schulischen<br />

Umfeldes koordinieren<br />

die Fachpersonen alle Massnahmen<br />

in Bezug auf die<br />

Inte-gration. Die Unterstützung<br />

kann bereits im Kindergarten<br />

beginnen <strong>und</strong> über<br />

alle Klassenwechsel hinweg<br />

bis zum Abschluss einer<br />

beruflichen Erstausbildung<br />

beziehungsweise zum Übertritt<br />

in eine Nachsorgeinstitution<br />

erfolgen.<br />

Quelle: Der Artikel ist eine<br />

leicht gekürzte Fassung des<br />

Artikels «Die Schullaufbahn<br />

einer Sehbehinderten» erschienen<br />

in der Zeitschrift<br />

profi-L 3/2010, (http://profi-l.<br />

net/2010-03-spagation/dieschullaufbahn-einer-sehbehinderten),<br />

mit der fre<strong>und</strong>lichen<br />

Genehmigung des<br />

Schulverlag plus<br />

(www.schulverlag.ch)


<strong>Schulische</strong> <strong>Integration</strong><br />

Eine Frage der Haltung<br />

Naomi Jones<br />

Im Campus Muristalden in Bern bereiten sich<br />

derzeit vier Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen mit einer<br />

Sehbehinderung auf die Matura vor. Bertrand<br />

Knobel ist Rektor des Gymnasiums. Radwina Seiler<br />

ist seit dem Februar 2011 Rektorin der privaten<br />

Volksschule im Muristalden. Vorher war Seiler<br />

sechs Jahre lang Schulinspektorin im Kanton<br />

Bern. Nachfolgend sprechen die beiden über ihre<br />

Erfahrungen in Sachen schulische <strong>Integration</strong>.<br />

Bertrand Knobel: Der Campus Muristalden hat<br />

eine lange Tradition der schulischen <strong>Integration</strong><br />

von Schülern mit einer Behinderung. Als ich in den<br />

siebziger Jahren an diese Schule kam, war das<br />

jedenfalls schon so. Wir hatten Menschen mit den<br />

verschiedensten Behinderungen im Haus: Körperbehinderte,<br />

Hörbehinderte, Sehbehinderte.<br />

Die Schule war ursprünglich ein evangelisches<br />

Lehrerseminar <strong>und</strong> hat von daher eine humanistische<br />

Gr<strong>und</strong>haltung. Bei uns gab es immer Leute,<br />

die vom Rand der Gesellschaft kamen, z.B. beim<br />

Küchen- <strong>und</strong> Hauspersonal. Generationen von<br />

Schülern erinnern sich an den geistig behinderten<br />

Otti, der beinahe bis zu seinem Tod im Haus lebte.<br />

In den letzten 15 Jahren hat sich die schulische<br />

<strong>Integration</strong> aber professionalisiert. Wir arbeiten<br />

eng mit den Sonderschulen, insbesondere der<br />

<strong>Blinden</strong>schule Zollikofen, zusammen. Wir haben<br />

uns in Sachen <strong>Integration</strong> von Sehbehinderten<br />

gewissermassen spezialisiert. Einmal in der<br />

Woche kommt eine Heilpädagogin zu uns. Sie ist<br />

Ansprechperson für alle Lehrer <strong>und</strong> Lehrerinnen,<br />

die einen der vier sehbehinderten Gymnasiasten<br />

unterrichten. Zusammen mit ihr entwickeln die<br />

Lehrkräfte Lösungen für allfällige Probleme im<br />

Unterricht, die durch die Sehbehinderung der<br />

Jugendlichen entstehen.<br />

Radwina Seiler: Der Support dieser Fachkräfte ist<br />

auch in der öffentlichen Volksschule ausgesprochen<br />

hilfreich. Manchmal helfen ganz<br />

einfache Hilfsmittel, wie z.B. eine<br />

andere Lampe, die mehr Schatten<br />

erzeugt als das Neonlicht. Vom<br />

verbesserten Licht im Klassenzimmer<br />

profitieren auch die andern<br />

Kinder. Ebenso wenn die Lehrerin<br />

vorliest, was sie an die Wandtafel<br />

geschrieben hat.<br />

Bertrand Knobel: Für die Schule<br />

bedeutet eine sehbehinderte<br />

Schülerin einen Mehraufwand.<br />

Das ist klar. Am Gymnasium<br />

bedingt es, dass wir alle Texte<br />

digitalisieren <strong>und</strong> zugänglich<br />

machen. Wir arbeiten eng mit<br />

den Eltern, den Jugendlichen<br />

<strong>und</strong> eben der Sonderschule<br />

zusammen. Die Jugendlichen<br />

erhalten ausserdem eine gewisse<br />

Anzahl Privatlektionen von ihren<br />

Fachlehrern. Zumindest ein Teil<br />

des Mehraufwands ist von der<br />

Invalidenversicherung finanziert.<br />

Radwina Seiler: In der öffentlichen<br />

Volksschule führt dieser<br />

Mehraufwand manchmal zu<br />

einer ablehnenden Haltung.<br />

Lehrkräfte scheuen sich vor dem<br />

Aufwand. Im Campus Muristalden<br />

hingegen erlebe ich eine<br />

sehr offene Haltung gegenüber<br />

Jugendlichen mit andern Bedürfnissen.<br />

Sie werden als Herausforderung<br />

<strong>und</strong> nicht als<br />

Belastung wahrgenommen.<br />

Ebenso ist es in der privaten<br />

Volksschule des Muristalden. �<br />

13


14<br />

<strong>Schulische</strong> <strong>Integration</strong><br />

Bertrand Knobel: Ja, mit der Belastung aufgr<strong>und</strong><br />

einer Behinderung hatten wir nie ein Problem.<br />

Eher mit dem Charakter von einzelnen Jugendlichen,<br />

etwa wenn sie unstrukturiert <strong>und</strong> desorganisiert<br />

waren, wobei das sehr selten war. Aber das<br />

hatte jeweils nichts mit der Behinderung zu tun.<br />

Bei kooperativen Schülern <strong>und</strong> Eltern findet man<br />

immer eine Lösung. Von Schwierigkeiten kann<br />

eine Schule nur profitieren. Das methodische <strong>und</strong><br />

pädagogische Repertoire vergrössert sich. Die<br />

Sensibilität <strong>und</strong> das Verständnis für Differenzen<br />

nehmen zu. Erworbenes Knowhow <strong>und</strong> getroffene<br />

Lösungen können auf andere schwierige Situationen<br />

oder Jugendliche übertragen werden.<br />

Ganz allgemein pflegt der Muristalden eine<br />

lebensbejahende Pädagogik, die integriert <strong>und</strong><br />

nicht aussondert. Die Gesellschaft bewegt sich<br />

immer mehr auf die Ausgrenzung von Andersar-<br />

tigen zu: Behinderte, Raucher<br />

<strong>und</strong> vielleicht schon bald korpulente<br />

Menschen haben einen<br />

schwierigen Stand. In der Schule<br />

können, wollen <strong>und</strong> müssen wir<br />

ein Gegengewicht zu dieser<br />

gesellschaftlichen Tendenz<br />

geben, trotz allen Schwierigkeiten.<br />

Nein, gerade wegen der<br />

Schwierigkeiten. Letztlich<br />

wegen uns.<br />

Radwina Seiler: Ein weiteres<br />

Argument, das oft gegen die<br />

<strong>Integration</strong> verwendet wird, sind<br />

Schutzzonen für die behinderten<br />

Kinder. Unter ihresgleichen in<br />

der Sonderschule seien sie �<br />

Im ehemaligen evangelischen Lehrerseminar Muristalden hat die <strong>Integration</strong> von<br />

Menschen, die nicht vollumfänglich der Norm entsprechen eine lange Tradition.<br />

Heute ist die Schule ein Gymnasium. Zahlreiche sehbehinderte Schüler <strong>und</strong> Schülerinnen<br />

haben hier schon ihren Mittelschulabschluss gemacht. (Foto: Naomi Jones)


<strong>Schulische</strong> <strong>Integration</strong><br />

besser geschützt. Aber ich bin<br />

überzeugt, dass wenn wir in der<br />

Schule einen ges<strong>und</strong>en Umgang<br />

miteinander pflegen, dann können<br />

auch sehr anspruchsvolle<br />

Kinder integriert werden. Das<br />

gilt für Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten<br />

wie für solche mit<br />

einer Behinderung. Wichtig ist<br />

das Vertrauen der Eltern in die<br />

Schule, <strong>und</strong> dass alle Beteiligten<br />

die <strong>Integration</strong> wollen. Wirklich<br />

an eine Grenze stossen wir erst<br />

bei schweren Mehrfachbehinderungen.<br />

Gemäss den allgemeinen Bestimmungen<br />

der kantonalen<br />

Vorschriften der Volksschule<br />

haben wir ausserdem die Möglichkeit<br />

einer zieldifferenten<br />

<strong>Integration</strong>. Das heisst, nicht<br />

alle Kinder müssen die gleichen<br />

Lernziele erreichen. Lernziele<br />

können individuell reduziert<br />

oder erweitert werden. Die<br />

Differenz zu den allgemeinen<br />

Lernzielen muss aber sehr genau<br />

definiert <strong>und</strong> begründet sein.<br />

Ein Kind kann also in einigen<br />

Fächern die Lernziele bei weitem<br />

nicht erreichen, bei andern<br />

aber sogar übertreffen.<br />

Zu Ende gedacht würde dies<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich den Sonderschulstatus<br />

von einzelnen Kindern<br />

aufheben. Allerdings ist es in<br />

der Praxis schwierig, dies transparent<br />

umzusetzen.<br />

Bertrand Knobel: In einigen<br />

wenigen gut begründeten <strong>und</strong><br />

rechtzeitig beantragten Fällen<br />

ist es nach neuer Mittelschulgesetzgebung<br />

sogar für die gym-<br />

nasiale Ausbildung möglich, individuelle Lernziele<br />

zu definieren. Jedoch muss hier die grösste<br />

Vorsicht angewendet sein, damit die individuellen<br />

Lernziele nicht inflationär verwendet werden<br />

<strong>und</strong> so z.B. den Leistungsausweis einer Matura<br />

verwässern. Gr<strong>und</strong>sätzlich gehen wir im Gymnasium<br />

von einer zielgleichen <strong>Integration</strong> aus. Seien<br />

dies nun behinderte oder ausländische Jugendliche.<br />

Das bedeutet, dass an der Prüfung für alle<br />

ein gleicher Schwierigkeitsgrad gefordert wird.<br />

Die Matura muss nicht absolut gleich, aber sie<br />

soll für alle Maturanden gleichwertig sein. Für<br />

eine blinde Maturandin müssen wir manchmal<br />

andere Aufgaben suchen, um den Bildungsstand<br />

zu messen. Einzelne Stoffgebiete können wir<br />

nicht erlassen. Sehr wohl können <strong>und</strong> müssen wir<br />

aber einen Zeitzuschlag berücksichtigen <strong>und</strong><br />

geeignete Hilfsmittel finden. Die Maturandin<br />

muss an der Prüfung belegen können, dass sie<br />

das geprüfte Thema begriffen hat.<br />

Wir haben, zusammenfassend gesagt, bisher nur<br />

gute Erfahrungen mit der <strong>Integration</strong> von sehbehinderten<br />

<strong>und</strong> blinden Jugend-lichen gemacht.<br />

Die einzige Schwierigkeit, die wir bisher hatten,<br />

war ein hie <strong>und</strong> da aufflackernder Neid der Klassenkameraden<br />

etwa auf den Zusatzunterricht,<br />

den jene aufgr<strong>und</strong> der Sehbehinderung erhielten.<br />

Dies war insbesondere dann der Fall, wenn<br />

die behinderten Jugendlichen schulisch ohnehin<br />

sehr gut waren. Eine andere Grenze der <strong>Integration</strong><br />

ergibt sich manchmal im Alltag aus dem<br />

Zeitdruck. Es kann sein, dass Lehrer <strong>und</strong> Mitschüler<br />

in der Hektik des Tagesgeschäfts nicht immer<br />

angemessen auf die besonderen Bedürfnisse von<br />

behinderten Schülerinnen Rücksicht nehmen.<br />

Allerdings herrscht am Muristalden auch unter<br />

den Schülern <strong>und</strong> Schülerinnen in den allermeisten<br />

Fällen eine grosse Offenheit <strong>und</strong> Neugier<br />

gegenüber andern. Unsere Schüler mit einer<br />

Behinderung haben sich bisher mit der grössten<br />

Selbstverständlichkeit in ihre Klassen integriert.<br />

<strong>Schulische</strong> <strong>Integration</strong>, so scheint mir, ist in erster<br />

Linie eine Frage der Haltung. �<br />

15


16<br />

<strong>Schulische</strong> <strong>Integration</strong><br />

Moncef Genoud, <strong>Integration</strong> in den<br />

70er Jahren<br />

Jean-Marc Meyrat<br />

Moncef kam 1961 in Tunesien zur Welt. Zur Behandlung<br />

seiner Augen kam er nach Genf <strong>und</strong><br />

lebte dort bei seinen Pflegeeltern Michel <strong>und</strong><br />

Giselle Genoud, die ihn später adoptierten. Seine<br />

Schullaufbahn begann Moncef in der Primarschule<br />

im <strong>Blinden</strong>heim von Lausanne, das «Institut»<br />

genannt, heute das Centre pédagogique pour<br />

enfants handicapés de la vue.<br />

Am Ende der Primarschule, also mit zwölf, verliess<br />

Moncef das Institut <strong>und</strong> zog wieder zu seiner<br />

Familie nach Genf.<br />

Durchsetzungsfähige Eltern<br />

1973 kontaktieren Michel <strong>und</strong> Giselle ohne zu<br />

zögern den Staatsrat André Chavanne, damals<br />

Leiter des Departements für Erziehung im Kan-<br />

ton Genf. Moncef sollte die<br />

öffentliche Sek<strong>und</strong>arschule<br />

besuchen. Chavanne nahm die<br />

Herausforderung unter der<br />

Voraussetzung an, dass Moncef<br />

die Aufnahmeprüfung für den<br />

Orientierungszyklus bestehe.<br />

Anschliessend besuchte Moncef<br />

mit sechsmonatiger Probezeit<br />

den Cycle d'orientation des<br />

Marais, stets begleitet von<br />

einem Klassenlehrer, der sich<br />

sehr dafür einsetzte, dass Moncef<br />

sein Pensum unter bestmöglichen<br />

Bedingungen absolvieren<br />

konnte. �<br />

Moncef Genoud hat seinen Weg durch die verschiedenen Schulen gemacht. Heute<br />

ist er ein international bekannter Jazzpianist. (Foto: z.V.g.)


<strong>Schulische</strong> <strong>Integration</strong><br />

Fragt man Moncef, welche<br />

Schwierigkeiten er in den ersten<br />

Monaten in der öffentlichen<br />

Schule hatte, berichtet er, dass<br />

er seinen Klassenkameraden<br />

voraus war, weil er durch den<br />

guten Unterricht im <strong>Blinden</strong>heim<br />

schon einen höheren<br />

Stand erreicht hatte. Strahlend<br />

erzählt er: «Im ersten Jahr des<br />

Zyklus brauchte ich nicht zu<br />

büffeln, ich wusste schon alles.<br />

Es war kinderleicht.» Und das,<br />

obwohl <strong>Blinden</strong> <strong>und</strong> Sehbehinderten<br />

damals bei Weitem nicht<br />

so leistungsfähige Werkzeuge<br />

zur Verfügung standen wie<br />

heute.<br />

Dank seines ausgeglichenen<br />

Charakters <strong>und</strong> der unermüdlichen<br />

Unterstützung seiner Eltern<br />

hatte Moncef keine grosse<br />

Mühe, sich in die Klasse zu integrieren.<br />

Soweit nötig, wusste er<br />

genau, was zu tun war. «Da gab<br />

es einen, der fand es besonders<br />

witzig, mir einen Klaps auf den<br />

Hintern zu geben <strong>und</strong> dann<br />

wegzulaufen. Eines Tages habe<br />

ich ihm dann oben an der Treppe<br />

ein Beinchen gestellt, danach<br />

war damit Schluss».<br />

Nach Abschluss der Sek<strong>und</strong>arstufe<br />

schrieb sich Moncef ins<br />

Gymnasium ein <strong>und</strong> bestand<br />

schliesslich die Maturität mit<br />

Schwerpunktfach Musik.<br />

Musik im Blut<br />

Seit frühester Kindheit begeisterte<br />

sich Moncef für Musik, vor<br />

allem für Jazz, <strong>und</strong> sein Vater<br />

ermutigte <strong>und</strong> unterstützte ihn.<br />

Der Vater ist selbst grosser Fan von Louis Armstrong<br />

<strong>und</strong> Fats Waller. Moncef nahm Klavierst<strong>und</strong>en<br />

beim Musiker Achille Scotti, der selbst blind<br />

ist. 1987 erhielt er am Genfer Konservatorium<br />

sein Diplom <strong>und</strong> unterrichtet dort bis heute.<br />

Inzwischen ist Moncef Profi-Musiker. Gemeinsam<br />

mit Jazz-Grössen wie dem senegalesischen Weltstar<br />

Youssou N'dour <strong>und</strong> dem berühmten, leider<br />

früh verstorbenen US-Saxophonisten Bob Berg<br />

entstanden mehrere Alben. Denkwürdig auch<br />

seine Auftritte mit Michael Brecker, Dee Dee<br />

Bridgewater oder Jack Dejohnnette, um nur die<br />

bekanntesten zu nennen. �<br />

Das jüngste Werk von Moncef Genoud, Métissage,<br />

ist sein elftes Album als Bandleader,<br />

<strong>und</strong> kann auf www.moncefgenoud.com gehört<br />

<strong>und</strong> bestellt werden.<br />

Konzerte:<br />

– 20. August 2011, 20.30 Uhr Moncef Genoud<br />

<strong>und</strong> sein Orchester im Centre de congrès Le<br />

Régent in Crans Montana<br />

– 1., 2. <strong>und</strong> 3. Dezember 2011 Moncef<br />

Genoud Woche im Chorus in Lausanne,<br />

021 323 22 33, www.chorus.ch<br />

Inserat<br />

Traditionelle<br />

Chinesische<br />

Medizin<br />

• Akupunktur<br />

• Augenakupunktur<br />

nach Prof. Boel<br />

• Laserneedle Akupunktur<br />

• Ohrakupunktur<br />

• Moxibustion/Schröpfen<br />

www.schmerzlindernd.ch<br />

Hildegard Kunz<br />

Dipl. SBO-TCM/EMR<br />

8610 Uster, Sonnhaldenstr. 3<br />

8050 Zürich, Schulstr. 31<br />

079 565 32 29<br />

17


18<br />

Fokus<br />

Die Zahlen der Liebe<br />

Naomi Jones<br />

Für sehbehinderte <strong>und</strong> blinde Personen, insbesondere<br />

Frauen, ist es schwieriger einen Partner<br />

zu finden als für Menschen ohne eine Behinderung.<br />

Stimmt. Dennoch die Aussage ist mit Vorsicht<br />

zu geniessen.<br />

Um Aufschluss in der Frage zu erhalten, ob es für<br />

sehbehinderte Menschen schwieriger sei, einen<br />

Partner zu finden, als für nicht behinderte, hat<br />

die Redaktion unter den Mitarbeitenden des<br />

Schweizerischen <strong>Blinden</strong>- <strong>und</strong> Sehbehindertenverbandes<br />

(SBV) eine kleine Umfrage getätigt.<br />

Von insgesamt 138 Mitarbeitenden im SBV haben<br />

36 Personen die Fragen beantwortet. 17 der 36<br />

Personen haben eine Sehbehinderung, 19 sind<br />

normal sehend.<br />

Die Mitarbeitenden des SBV wurden gefragt, ob<br />

sie sich zurzeit in einer festen Partnerschaft oder<br />

Ehe befänden oder ob sie Single seien. Die Dauer<br />

der Partnerschaft interessierte <strong>und</strong> wer wollte,<br />

sagte etwas zum Ort, wo man den Partner kennen<br />

gelernt hat. Hingegen war es nicht Thema,<br />

ob der Partner bzw. die Partnerin eine Sehbehinderung<br />

habe.<br />

Fünf zu zwei, sechs zu eins<br />

Von den 17 sehbehinderten Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen<br />

gaben fünf an, Single zu sein. Von den<br />

19 normal sehenden waren es zwei. Unter den<br />

insgesamt sieben Alleinstehenden befindet sich<br />

nur gerade ein Mann.<br />

Einige der Singles sind schon länger als ein Jahrzehnt<br />

alleinstehend <strong>und</strong> wünschen sich einen<br />

neuen Partner. Andere sind erst seit kurzer Zeit<br />

getrennt. Ein paar sind an einer neuen Partnerschaft<br />

gar nicht interessiert. Alle der Befragten,<br />

die antworteten, hatten schon mindestens eine<br />

längere Partnerschaft oder wenigstens eine Jugendliebe<br />

hinter sich.<br />

Insgesamt scheint das Beziehungsglück<br />

im SBV relativ hoch<br />

zu sein. R<strong>und</strong> 80% der Mitarbeitenden,<br />

die auf die Umfrage<br />

antworteten, gaben an, in einer<br />

partnerschaftlichen Beziehung<br />

zu sein. Unter den normal sehenden<br />

haben wenig mehr als<br />

10% keinen Partner. Unter den<br />

Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen mit<br />

einer Sehbehinderung hingegen<br />

ist es etwas weniger als ein<br />

Drittel. Der Schluss liegt also<br />

nahe: für Menschen mit einer<br />

Sehbehinderung, insbesondere<br />

für Frauen mit einer Sehbehinderung,<br />

ist es schwieriger einen<br />

Partner zu finden als für Menschen<br />

ohne eine Sehbehinderung.<br />

Zahlen in Beziehung setzen<br />

Doch trotz der Zahlen ist mit<br />

einem solchen Schluss Vorsicht<br />

geboten. Denn es fällt auf,<br />

dass unter sieben Befragten,<br />

die angeben, single zu sein,<br />

nur gerade ein Mann ist. Laut<br />

Wikipedia lebten aber im Jahr<br />

2005 in Deutschland 18% der<br />

Männer ohne eine Partnerin.<br />

Von den Frauen waren 26%<br />

ohne Partner. Wo sind also die<br />

Single-Männer im SBV? Gibt es<br />

sie nicht oder haben sie nicht<br />

an der Umfrage teilgenommen?<br />

Auch sehende Single-<br />

Frauen müsste es im SBV noch<br />

ein paar mehr geben. Kann es<br />

sein, dass insbesondere �


Fokus<br />

Frauen mit einer Sehbehinderung<br />

freimütiger als andere<br />

zugeben, sie seien alleinstehend<br />

<strong>und</strong> hätten gerne wieder<br />

einen lieben Partner?<br />

Die Zahlen sagen nichts über die<br />

Gründe der Situation aus. Liegt<br />

es tatsächlich an der Sehbehinderung,<br />

dass fünf der sieben<br />

Singles keinen Partner haben?<br />

Eine Frau gab an, sie habe aufgr<strong>und</strong><br />

der Sehbehinderung<br />

Mühe, Kontakte herzustellen.<br />

Ihre Ehe liegt längere Zeit zurück.<br />

Ein glücklich verheirateter<br />

blinder Mann sagte, seine Frau<br />

sei auf ihn zugekommen. Er<br />

lässt aber offen, ob er die Frau<br />

seiner Träume aufgr<strong>und</strong> der Sehbehinderung<br />

oder aufgr<strong>und</strong> seiner Scheu nicht ansprach:<br />

«Ich hätte mich wohl kaum getraut.»<br />

Schule, Sport <strong>und</strong> Internet<br />

Am interessantesten an der Umfrage sind, zumindest<br />

für die Partnersuchenden unter der<br />

Leserschaft, die Orte, wo man auf künftige<br />

Partner oder Partnerinnen treffen kann: Vier<br />

der 37 haben ihre Liebe bei einer sportlichen<br />

Aktivität kennen gelernt. Drei wurden im Internet<br />

fündig. Neun trafen den Mann oder die<br />

Frau ihres Lebens in der Schule, an der Arbeit<br />

oder an einem Kurs. Auch der Fre<strong>und</strong>eskreis,<br />

das Stadtfest, der kulturelle Anlass <strong>und</strong> sogar<br />

eine einsame Wanderung sind angegeben worden.<br />

�<br />

Tiere schaffen Kontakt. Ein Führh<strong>und</strong> kann der Anlass für ein sympathisches<br />

Gespräch mit langfristigen Folgen sein. (Symbolfoto: Naomi Jones)<br />

19


20<br />

Fokus<br />

Analog vs. digital: Partnervermittlung<br />

Naomi Jones<br />

Bis zu einem Viertel der Erwachsenen in der<br />

Schweiz <strong>und</strong> in Deutschland soll gemäss Wikipedia<br />

auf Partnersuche sein.<br />

Ein junger, schlanker Mann sitzt spät nachts am<br />

Computer. Dunkle Locken fallen ihm ins Gesicht.<br />

Er beugt sich nach vorn <strong>und</strong> lauscht. Im Ohr<br />

steckt ein kleiner Kopfhörer. Dann huscht ein<br />

Lächeln über sein Gesicht <strong>und</strong> er schreibt in zügigem<br />

Tempo ein paar Sätze. Senden. René Jaun<br />

chattet im Internet. Eine Schreiberin mit dem<br />

Pseudonym «Wirbelwind» fordert Jaun mit frechen<br />

Sprüchen heraus.<br />

Jugendliche in der Zeit zwischen 15 <strong>und</strong> 25 Jahren<br />

sind oft an Orten, wo sich Jungen <strong>und</strong> Mädchen<br />

kennen lernen. Mit zunehmendem Alter<br />

nehmen die Gelegenheiten zur Partnersuche ab.<br />

Die Ausbildung ist abgeschlossen <strong>und</strong> die Stelle<br />

fest. Der Fre<strong>und</strong>eskreis reduziert sich auf eine<br />

Hand voll treuer Seelen.<br />

Für Menschen mit einer Sehbehinderung verschärft<br />

sich die Situation oft durch eine eingeschränkte<br />

Mobilität. Nur wenige blinde Personen<br />

ziehen nächtelang durch die Discos <strong>und</strong> Bars.<br />

Wenn sie es doch tun, so müssen sie raffinierte<br />

Strategien finden, wie sie in Sachen Frauen bzw.<br />

Männer zum Ziel kommen. Hinschauen, wegschauen,<br />

hinschauen, sobald sie wegschaut... das<br />

klassische Flirten ist schwierig mit einer Sehbehinderung.<br />

Die gute Nachricht: Partnervermittlung<br />

boomt.<br />

Singlebörsen<br />

René Jaun hat sein Glück im Internet gesucht <strong>und</strong><br />

gef<strong>und</strong>en. Jaun ist blind. «Meine erste Fre<strong>und</strong>in<br />

habe ich auf einer internationalen Vermittlungsseite<br />

kennen gelernt. Dass die Seite mit einem<br />

Persönlichkeitstest arbeitete <strong>und</strong> so potenzielle<br />

Partner zusammenführte, überzeugte mich.» Die<br />

Beziehung dauerte vier Jahre <strong>und</strong> scheiterte �<br />

Ich unterscheide zwischen<br />

Verliebtheit <strong>und</strong> Liebe. Ich<br />

glaube, viele Menschen verpassen<br />

viele gute Beziehungen,<br />

weil sie sich verlieben<br />

wollen. Die Verliebtheit ist die<br />

Leidenschaft. Die Liebe ist das,<br />

was übrig bleibt. Die Liebe ist<br />

auch eine Entscheidung. Man<br />

entscheidet sich für jemanden.<br />

Manchmal ist es nur die Entscheidung,<br />

nicht etwas Besseres<br />

zu suchen. Jede Beziehung<br />

kommt an den Punkt, wo die<br />

Verliebtheit endet <strong>und</strong> man<br />

sich für oder gegen die Beziehung<br />

<strong>und</strong> die Liebe entscheiden<br />

muss.<br />

Ich hatte sehende Partnerinnen<br />

<strong>und</strong> blinde Partnerinnen.<br />

Mit blinden Frauen ist es ganz<br />

anders, als mit sehenden Frauen.<br />

Die Behinderung kann<br />

verbinden. Man kann das<br />

Blindsein gewissermassen<br />

teilen. Manchmal war ich mit<br />

den sehenden Partnerinnen<br />

ebenso überfordert, wie sie<br />

mit mir. Sie waren für mich das<br />

unbekannte sehende Wesen.<br />

Andererseits war gerade das<br />

schön. Es war eine Herausforderung,<br />

eine positive Herausforderung.<br />

Die sehenden Frauen<br />

haben mir ihre Welt erklärt<br />

<strong>und</strong> ich ihnen meine.<br />

René Jaun, blind.


Fokus<br />

schliesslich nicht an der Liebe, sondern an der<br />

räumlichen Distanz. René Jaun hatte sich in eine<br />

Amerikanerin verliebt.<br />

eharmony.com ist aber nicht die einzige Singlebörse,<br />

die mit Tests arbeitet. Die grösste Internet-<br />

Partneragentur im deutschen Sprachraum ist<br />

Parship. Gr<strong>und</strong>lage der Vermittlung bildet ein<br />

langer Test, der vom Hamburger Psychologieprofessor<br />

Hugo Schmale entwickelt worden ist. Der<br />

Professor geht davon aus, dass sich Gleich <strong>und</strong><br />

Gleich gern gesellt. Der Test basiert auf verschiedenen<br />

psychologischen Theorien <strong>und</strong> erfragt Werte,<br />

Haltungen, Interessen, Bildung wie auch Einkommen<br />

der Interessierten. Dann erstellt ein Computer<br />

das Persönlichkeitsprofil <strong>und</strong> liefert Partnervorschläge.<br />

Der Suchende sieht sogleich, wie gut das Persönlichkeitsprofil<br />

der vorgeschlagenen Frauen mit<br />

dem eigenen übereinstimmt. Er kann zwischen<br />

Lehrerinnen, Hebammen, Kauffrauen <strong>und</strong> vielen<br />

andern auswählen. Sie haben ihre Hobbys, ihre<br />

liebsten Reiseziele <strong>und</strong> die wichtigsten Charakterzüge<br />

angegeben. Auch das Alter steht da <strong>und</strong> die<br />

Region des Wohnortes. Name, Geburtsdatum oder<br />

Adresse sind nicht ersichtlich. «Ich habe im Profil<br />

immer angegeben, dass ich blind bin <strong>und</strong> einen<br />

Führh<strong>und</strong> habe», sagt René Jaun. «Denn ich wollte<br />

Enttäuschungen von vornherein vermeiden.»<br />

Andrea Klausberger ist Gründerin <strong>und</strong> Inhaberin<br />

der Agentur Partnervermittlung mit Herz.<br />

(Foto: Naomi Jones)<br />

21<br />

Von negativen Reaktionen auf<br />

seine Behinderung kann Jaun<br />

nicht erzählen. Viel wichtiger<br />

war der persönliche Austausch<br />

im regen E-Mail-Verkehr. Diese<br />

Art des Kennenlernens sei für<br />

ihn als <strong>Blinden</strong> ein Vorteil. Denn<br />

beide Suchenden kommunizieren<br />

mit den gleichen Mitteln, so<br />

Jaun. Wenn er eine Frau<br />

schliesslich persönlich kennen<br />

lernen wollte, tauschte er mit<br />

ihr Telefonnummern aus oder<br />

vereinbarte einen Treffpunkt.<br />

Der Rest laufe wie im richtigen<br />

Leben: «Die Chemie stimmt<br />

oder eben nicht.»<br />

Die Seiten seien mit dem<br />

Sprachprogramm weitgehend<br />

zugänglich, wenn auch nicht<br />

völlig, sagt René Jaun, der für<br />

die Firma «Zugang für alle»<br />

Websites auf Barrierefreiheit<br />

prüft.<br />

Die Kupplerin<br />

Vor r<strong>und</strong> 13 Jahren hat Andrea<br />

Klausberger eine Agentur für<br />

Singles mit <strong>und</strong> ohne Behinderung<br />

gegründet. Was als nebenberufliches<br />

Engagement begann,<br />

ist heute ein Unternehmen mit<br />

einem K<strong>und</strong>enkreis in der ganzen<br />

Schweiz. Menschen mit einer<br />

Behinderung machen einen Teil<br />

der Singles in Klausbergers Kartei<br />

aus, aber nicht den grössten.<br />

Die Singleberaterin ist für die<br />

Agentur, was bei Parship der<br />

Computer. Die dynamische blonde<br />

Frau mit schnellem Ostschweizer<br />

Dialekt besucht ihre K<strong>und</strong>en<br />

persönlich. Drei modische Brillanten<br />

stecken in ihrem �


22<br />

Fokus<br />

rechten Ohr. Die Haare sind kurz geschnitten.<br />

Andrea Klausberger gestikuliert mit den Händen<br />

<strong>und</strong> fragt direkt aber mit viel Verständnis <strong>und</strong><br />

Humor nach früheren Erfahrungen in Sachen<br />

Partnerschaft. Sie will die Wünsche sowie den<br />

Charakter des Kandidaten kennen lernen. Was<br />

erwartet er von einer Beziehung? Dabei kann<br />

Klausberger bereits zu hohe Erwartungen relativieren:<br />

«Frauen sind oft unheimlich anspruchsvoll.<br />

Sie möchten einen Mann, der einen hohen<br />

Status hat <strong>und</strong> all ihre Bedürfnisse erfüllt. Aber<br />

auch Männer sind nicht gerade bescheiden. Viele<br />

hätten am liebsten ein jugendliches Supermodel,<br />

obwohl sie selbst einen Makel haben.» Wenn<br />

jemand aber offen sei, gerne auf andere zugehe<br />

<strong>und</strong> dabei realistisch bleibe, funktioniere Partnervermittlung<br />

sehr gut, erzählt Klausberger.<br />

Schon während des ersten Gesprächs mit einer<br />

Person kommen der Beraterin zwei bis drei potenzielle<br />

Partner in den Sinn. Dabei hat sie kein bestimmtes<br />

Schema. Im einen Fall passen Ähnliche<br />

gut zu einander. Im andern Fall sind es Gegensätze,<br />

die sich ergänzen. «Mein Bauch <strong>und</strong> meine<br />

Erfahrung sagen mir, wo es klappen könnte.»<br />

Im Büro erstellt sie ein Profil des neuen K<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> vergleicht es mit dem der möglichen Partnerinnen.<br />

Dann schickt sie einen ersten Vorschlag.<br />

Partnervermittlung mit Herz:<br />

Andrea Klausberger, Seestr. 44, 9326 Horn,<br />

071 866 33 30, www.partnervermittlung.ch<br />

Singlebörsen im Internet:<br />

www.parship.ch<br />

www.match.com<br />

www.swissflirt.ch<br />

www.singles.ch<br />

Die Preise der verschiedenen Seiten bewegen<br />

sich zwischen 200 <strong>und</strong> 300 Franken für drei<br />

Monate. Es empfiehlt sich, vor dem Lösen<br />

eines Abonnements die AGB zu studieren.<br />

Chats sind in der Regel kostenlos.<br />

www.singleboersen-vergleich.ch<br />

Die Frau erhält zur gleichen Zeit<br />

das Dossier des Mannes. Wenn<br />

beide einander gerne treffen<br />

wollen, erhalten wiederum<br />

beide gleichzeitig die Telefonnummer<br />

des andern. Wenn<br />

einer der beiden absagt, übernimmt<br />

es Andrea Klausberger,<br />

die Nachricht zu übermitteln. So<br />

ist sie in ständigem persönlichem<br />

Kontakt mit den Singles<br />

<strong>und</strong> lernt sie laufend besser<br />

kennen.<br />

Im Basisangebot garantiert die<br />

Agentur sechs Vorschläge, die<br />

zu einem Treffen führen, sofern<br />

eine Person nicht jedes mögliche<br />

Treffen selbst ablehnt.<br />

Klausberger weiss, dass die<br />

Partnersuche manchmal Jahre<br />

dauert: «Ein vierzigjähriger<br />

mittelmässig gebildeter Mann,<br />

der unbedingt eine Zwanzigjährige<br />

will, braucht viel Geduld.<br />

Auch ältere, erfolgreiche <strong>und</strong><br />

grosse Frauen suchen länger.<br />

Nur selbstbewusste Männer<br />

ertragen eine starke Partnerin<br />

an ihrer Seite. Aber jüngere<br />

Frauen <strong>und</strong> gut gebildete Männer<br />

haben auch mit einer Sehbehinderung<br />

gute Chancen auf<br />

dem Heiratsmarkt.»<br />

Auch wenn René Jaun keine<br />

Fre<strong>und</strong>in sucht, tummelt er sich<br />

gern im Internet: Auf Facebook,<br />

Twitter <strong>und</strong> andern sozialen<br />

Netzwerken. Immer mal wieder<br />

entstehen aus virtuellen Fre<strong>und</strong>schaften<br />

reale. Und manchmal<br />

finden gar Turteltäubchen zueinander<br />

– ganz wie im richtigen<br />

Leben. �


Fokus<br />

Orte der Liebe<br />

Aufgezeichnet von Naomi Jones<br />

Weiterbildung<br />

Wir haben uns im SBV-Kurs<br />

kennen gelernt. Letzten Sommer<br />

besuchten wir beide das<br />

erste Modul des Kommunikationskurses.<br />

Zwar waren wir<br />

beide schon im Sensibilisierungskurs.<br />

Aber da hatte es<br />

viele Leute. Ich registrierte Jürg<br />

nur am Rande.<br />

Im Kommunikationskurs waren<br />

weniger Leute, der Rahmen war<br />

intimer <strong>und</strong> wir kamen ungezwungen<br />

ins Gespräch.<br />

Ich traf Jürg wieder im zweiten<br />

Modul. Wieder waren wir von<br />

einander angezogen, machten<br />

Sprüche <strong>und</strong> flirteten verbal<br />

miteinander. Aber mehr war da<br />

nicht. Auch nicht als wir uns<br />

zufällig im Hotel Solsana trafen.<br />

Jedoch dachte ich immer öfter<br />

an Jürg.<br />

Das dritte Modul des Kommunikationskurses<br />

fand an einem<br />

Wochenende im Herbst auf der<br />

Meielisalp statt. Ich wusste, dass<br />

Jürg Schokolade mag, <strong>und</strong> im<br />

Jux hatte ich ihm welche versprochen.<br />

Also brachte ich ihm<br />

Glückskäfer mit. Bloss ich hatte<br />

keine Gelegenheit, sie ihm zu<br />

geben. Erst auf der Rückfahrt im<br />

Zug war der Moment da. Wir<br />

hatten Zeit für ein vertieftes<br />

Gespräch. Da gab ich ihm die<br />

Käfer <strong>und</strong> die Biscuits für Fiero,<br />

seinen H<strong>und</strong>; an den hatte ich<br />

natürlich auch gedacht. Jürg<br />

hielt meine Hand – einen lan-<br />

gen intensiven Moment. Doch als die Fahrt zu<br />

Ende war, trennten sich unsere Wege erneut.<br />

Aber Jürg ging mir nicht mehr aus dem Kopf.<br />

Und so rief ich ihn r<strong>und</strong> zwei Wochen später<br />

kurzerhand an: Wir redeten sechseinhalb St<strong>und</strong>en<br />

am Stück.<br />

Seither fahren Jürg <strong>und</strong> Fiero regelmässig zu mir<br />

ins Unterland, während ich immer wieder das<br />

Wochenende bei den beiden in den Bergen geniesse.<br />

Renate Brönnimann, sehbehindert (progressiv)<br />

Führh<strong>und</strong> vermittelt Mann<br />

Ich reiste für einen längeren Sprachaufenthalt in<br />

die USA. Dort wohnte ich in einem Studentenheim,<br />

das 900 junge Leute aus aller Welt beherbergte.<br />

Als ich ankam, kannte ich natürlich<br />

niemanden. Aber ich hatte meine blonde Führhündin<br />

bei mir. Ich fiel auf. Denn ich war die<br />

einzige im ganzen Haus, die einen H<strong>und</strong> hatte.<br />

Tiere waren im Studentenheim nicht erlaubt.<br />

Aber die Amerikaner sind sehr fortschrittlich im<br />

Umgang mit behinderten Menschen. Es war keine<br />

Frage, dass ich mit dem H<strong>und</strong> kam. Wegen dem<br />

H<strong>und</strong> aber wurde ich immer wieder angesprochen<br />

<strong>und</strong> kam mit fremden Leuten ins Gespräch<br />

unter anderen mit einem jungen Chilenen.<br />

Er half mir in der Cafeteria einen Platz zu finden<br />

<strong>und</strong> war sehr interessiert an meiner charmanten<br />

Hündin. Von da an grüsste er mich jedes Mal,<br />

wenn er mich sah, <strong>und</strong> wir hielten einen kleinen<br />

Schwatz. Eines Tages bot er mir an, mich mit dem<br />

Auto zum H<strong>und</strong>efutter-Kaufen zu fahren, damit<br />

ich nicht immer teure kleine Portionen kaufen<br />

musste, sondern eine grosse Menge holen konnte.<br />

Das nahm ich natürlich gerne an ... Als meine<br />

Hündin <strong>und</strong> ich zurück in die Schweiz flogen,<br />

hatten wir sozusagen einen Mann im Gepäck.<br />

Das war vor 27 Jahren.<br />

Beatrice Acuña, hochgradig sehbehindert �<br />

23


24<br />

Fokus<br />

Im grossen weiten Netz<br />

Meine Fre<strong>und</strong>in habe ich beim Chatten kennen<br />

gelernt. Auf Vermittlungsseiten mit Fotos habe<br />

ich wenig Chancen, weil man mir meine Behinderung<br />

ansieht. Beim Chatten gibt es keine Fotos.<br />

Man sieht nur den Nickname der Leute, die anwesend<br />

sind. Im Gespräch muss man dann herausfinden,<br />

wer sich z.B. hinter «sunshine24»<br />

verbirgt. Es gibt verschiedene virtuelle Räume zu<br />

bestimmten Themen. Es gibt aber auch Chatrooms<br />

für Singles.<br />

Ich spreche immer offen über meine Behinderung.<br />

Aber natürlich nicht als Erstes. Die Reaktionen<br />

darauf sind sehr unterschiedlich. Manche<br />

haben plötzlich keine Zeit mehr. Andere aber<br />

interessieren sich für die Behinderung <strong>und</strong> man<br />

kann das Gespräch vertiefen. Manchmal geht das<br />

Gespräch eben so tief, dass man sich auch persönlich<br />

kennen lernen möchte.<br />

Als ich meine Fre<strong>und</strong>in kennen lernte, ging ich<br />

völlig ohne Absichten chatten. Ich zog wegen<br />

meinem Job nach Zürich <strong>und</strong> kannte noch niemanden.<br />

So vertrieb ich mir die Abende im Inter-<br />

net. Mit «sunshine24» verstand<br />

ich mich einfach besonders gut<br />

<strong>und</strong> freute mich jedes Mal,<br />

wenn sie online war. Irgendwann<br />

fanden wir das Schreiben<br />

etwas mühsam, tauschten die<br />

Telefonnummern <strong>und</strong> redeten<br />

bis um vier Uhr morgens...<br />

Nun sind wir seit einem Jahr ein<br />

Paar. Im Juni beziehen wir eine<br />

gemeinsame Wohnung.<br />

Daniele Corciulo, sehbehindert<br />

Kontaktanzeige<br />

Ich habe vor acht Jahren zum<br />

ersten Mal im Internet eine<br />

Kontaktanzeige aufgegeben<br />

<strong>und</strong> habe so meine jetzige Lebenspartnerin<br />

kennen gelernt.<br />

Der Kontakt war vorerst nur<br />

per Mail. Erst nach einer gewissen<br />

Zeit tauschten wir Fotos<br />

aus. Ein Treffen fand erst �<br />

Ein Sonntagnachmittag in Paris, Stadt der Verliebten. (Symbolfoto: Naomi Jones)


Fokus<br />

statt, nachdem wir uns über verschiedene<br />

Themen intensiv per Mail ausgetauscht hatten.<br />

In diesem Mail-Verkehr gaben wir nach <strong>und</strong><br />

nach mehr über uns selbst <strong>und</strong> unser Leben<br />

preis. Dazu gehörten auch schwierige Themen<br />

wie gescheiterte Beziehungen, Krankheiten,<br />

Krisen <strong>und</strong> wie wir diese bewältigt haben. Vor<br />

dem ersten Treffen telefonierten wir einmal. So<br />

konnten wir schon die Stimme des andern kennen<br />

lernen. Bei unserer ersten Begegnung kannten<br />

wir uns also schon recht gut. Dieses erste<br />

Zusammensein an einem Nachmittag bestätigte<br />

den vorher gewonnen Eindruck. Es folgten<br />

weitere Treffen <strong>und</strong> schliesslich ist daraus eine<br />

Partnerschaft gewachsen.<br />

Ich fand es gut, dass wir uns schrittweise <strong>und</strong><br />

zunächst ohne Bilder – sozusagen blind – austauschten.<br />

Es war wichtig <strong>und</strong> gut, dass wir uns<br />

in diesen ersten Kontakten offen <strong>und</strong> ohne Scheu<br />

vor Schwierigem austauschen konnten. Das Innere<br />

stand im Vorder-, das Äussere im Hintergr<strong>und</strong>.<br />

Jürg Romer, normal sehend.<br />

Sport <strong>und</strong> Ausdauer<br />

Adi <strong>und</strong> ich kannten uns drei Jahre, bevor wir<br />

zusammen kamen. Wir haben zusammen Skilager<br />

geleitet. Ich führte jeweils die Kindergruppe<br />

auf einer einfachen Piste an. Denn ich bin<br />

Inserat<br />

zwar sehbehindert, aber auf<br />

Pisten, die ich gut kenne, kann<br />

ich mich ohne Problem bewegen.<br />

Adi <strong>und</strong> ich verstanden uns von<br />

Anfang an gut. Aber im ersten<br />

Jahr hatte ich einen andern<br />

Fre<strong>und</strong>. Im zweiten Jahr hatte<br />

Adi eine andere Fre<strong>und</strong>in. Im<br />

dritten Jahr waren wir dann<br />

beide Single. So kamen wir uns<br />

nach einer Woche Lager <strong>und</strong><br />

einem letzten Abend im Ausgang<br />

etwas näher.<br />

Als ich wieder zu Hause war,<br />

war ich unsicher, ob er es auch<br />

ernst meine. Da besuchte ich ihn<br />

spontan in Zürich <strong>und</strong> blieb.<br />

Bis dahin hatte Adi weder von<br />

meiner Sehbehinderung noch<br />

von meiner Führhündin Blue<br />

etwas gewusst. Wie gesagt, in<br />

bekanntem Umfeld bewege ich<br />

mich sehr sicher. Sieben Jahre<br />

später verwöhnt er Blue wie<br />

kein anderer <strong>und</strong> mich natürlich<br />

auch.<br />

Olivia Bader, sehbehindert �<br />

Begleiterkarte im Konzert anerkannt<br />

Begleitpersonen von zahlenden Konzertbesuchern, die aufgr<strong>und</strong> einer Behinderung<br />

einen Begleiterausweis besitzen, erhalten einen freien Eintritt an Konzerte,<br />

die vom Collegium Musicum Ostschweiz (CMO) organisiert werden.<br />

Aus organisatorischen Gründen bitten wir Sie um einen Anruf, damit die entsprechenden<br />

Tickets ausgestellt werden können. Diese können an der Abendkasse abgeholt<br />

<strong>und</strong> bezahlt werden.<br />

Angaben zu Konzerten, finden Sie unter www.collegium-musicum.ch.<br />

25


26<br />

Magazin<br />

Die Zigarette danach<br />

Naomi Jones<br />

Im letzten Jahr publizierte die deutsche Autorin<br />

<strong>und</strong> Sozialpädagogin Jennifer Sonntag ein Buch<br />

mit Porträts von blinden <strong>und</strong> sehbehinderten<br />

Frauen, die sich über ihre Wahrnehmung von<br />

Schönheit äusserten (vgl. der Weg Nr. 3/2010).<br />

Nun ist ein weiteres Buch von Jennifer Sonntag<br />

als Autorin <strong>und</strong> Herausgeberin bei der DZB-Leipzig<br />

erschienen.<br />

«Die Zigarette danach» ist eine Anthologie erotischer<br />

<strong>und</strong> abgründiger Kurzgeschichten von<br />

sieben Autoren <strong>und</strong> Autorinnen. Das Buch ist<br />

nicht eben jugendfrei, dafür umso anregender<br />

<strong>und</strong> frecher. Es wurde als Daisy-CD produziert<br />

<strong>und</strong> richtet sich somit in erster Linie an blinde<br />

<strong>und</strong> sehbehinderte Personen. Allerdings: Die<br />

Co-Autoren von Jennifer Sonntag sind normal<br />

sehend. Blindheit ist in einer einzigen Geschichte<br />

das Thema: Die schöne Blinde als Femme fatal,<br />

ein mystisches <strong>und</strong> gleichzeitig bedrohliches<br />

Wesen, das der sehende Partner unterschätzt.<br />

Sonntag wählte sehr gezielt die Gattung der erotischen<br />

Literatur. Denn sie wollte sich als Autorin<br />

unabhängig von ihrer Sehbehinderung positionieren.<br />

Mit dem lustvollen Tabubruch wollte sie aus<br />

der «<strong>Blinden</strong>schublade» raus kommen, wie sie<br />

selbst sagt. Dies ist ihr zweifellos gelungen. Ausserdem<br />

wollte sie mit dem erotischen Hörbuch gezielt<br />

ein sehendes Publikum ansprechen<br />

<strong>und</strong> dieses auf das Daisy-<br />

Format aufmerksam machen. Ob<br />

ihr das hingegen gelingen wird,<br />

bleibt offen. Denn wenige normal<br />

Sehende werden das Format<br />

kennen, geschweige denn ein<br />

geeignetes Abspielgerät besitzen.<br />

Das Buch findet sich leider<br />

nicht auf Amazon. Der Versuch,<br />

als blinde Frau ein sehendes<br />

Publikum anzusprechen, für den<br />

grossen Schatz an Hörbüchern zu<br />

interessieren <strong>und</strong> dies, ohne das<br />

Thema Blindheit in den Vordergr<strong>und</strong><br />

zu stellen, es aber auch<br />

nicht zu verleugnen, ist ein interessanter<br />

Ansatz der <strong>Integration</strong>.<br />

Wäre das Buch in einem andern<br />

Verlag mit geeigneten Werbekanälen<br />

erschienen, wäre die Strategie<br />

mit einiger Wahrscheinlichkeit<br />

erfolgreich. Denn «Die<br />

Zigarette danach» ist vielleicht<br />

kein Werk der Weltliteratur, wohl<br />

aber äusserst lustvolle Unterhaltung<br />

für Menschen ab 18 Jahren,<br />

mit oder ohne Handicap. �<br />

Schweizer Cup in Audiodeskription<br />

Jean-Marc Meyrat<br />

Die Sonne ging auf, <strong>und</strong> das Wallis hielt den<br />

Atem an. Am Sonntag, dem 29. Mai 2011, standen<br />

sich der FC Sion <strong>und</strong> der FC Neuchâtel Xamax in<br />

Basel im Final um den Schweizer Cup gegenüber.<br />

Der Schweizerische Zentralverein für das <strong>Blinden</strong>wesen<br />

(SZB) <strong>und</strong> der Schweizerische Fussballver-<br />

band (SFV) boten r<strong>und</strong> 15 Sehbehinderten<br />

<strong>und</strong> ihren Begleitern<br />

an, beim 86. Schweizer Cupfinal<br />

kostenlos dabei zu sein.<br />

Im Pressebereich des Stadions<br />

perfekt untergebracht, konnten<br />

wir über unseren eigenen �


Magazin<br />

Radioempfänger per Audio-<br />

deskription das komplette Spiel<br />

auf Deutsch <strong>und</strong> Französisch<br />

verfolgen.<br />

Das allerdings, was unseren<br />

sportbegeisterten Ohren geboten<br />

wurde, war – zumindest auf<br />

Französisch – eher ein Kommentar,<br />

wie man ihn auch sonst aus<br />

dem Radio kennt, als eine Audiodeskription.<br />

Trotz der guten<br />

Leistung von Mathias Froidevaux<br />

<strong>und</strong> Mathias Marti, denen ich an<br />

dieser Stelle herzlich danken<br />

möchte, bekam ich nur wenige<br />

Informationen, die mir eine<br />

wirklich bessere Wahrnehmung<br />

des Spiels ermöglichten.<br />

Die Audiodeskription eines<br />

Fussballspiels ist eine schwierige<br />

Sache. Denn einerseits muss<br />

man wie ein Radioreporter<br />

berichten, was im Spiel passiert,<br />

gleichzeitig aber auch erzählen,<br />

was um das Spiel herum geschieht.<br />

Schwierig ist vor allem,<br />

die beiden Elemente im Gleichgewicht<br />

zu halten.<br />

Auf Anregung seines guten<br />

Fre<strong>und</strong>es Mathias Marti bekam<br />

Ex-Sportjournalist Mathias Froidevaux<br />

Interesse an der Audiodeskription<br />

von Fussballspielen.<br />

Und wohlgemerkt, unsere beiden<br />

Mathias üben ihre Tätigkeit<br />

ehrenamtlich aus.<br />

Beim nächsten Mal wird alles<br />

besser<br />

Im Gespräch mit Mathias Froidevaux<br />

erfuhr ich zu meiner Überraschung,<br />

dass er nur eine kurze<br />

Einführung in die Audiodeskription<br />

erhalten hatte, wenn auch<br />

von erfahrenen Fachleuten <strong>und</strong> Sehbehinderten.<br />

Reicht das wirklich aus? Natürlich nicht. Deshalb<br />

waren unsere beiden Mathias auch sehr interessiert<br />

an unserem Feedback. Sie haben ein grosses<br />

Potenzial, müssen aber an der Technik noch<br />

etwas feilen.<br />

Lieber nicht in den falschen Waggon steigen!<br />

Spektakulär wurde es leider nicht auf dem Spielfeld,<br />

sondern im Zug. Angesichts der brennenden<br />

Leucht-Petarden, der eingeschlagenen Scheiben<br />

<strong>und</strong> der im Vorbeifahren auf Bahnsteige geworfenen<br />

Flaschen machte man sich ernsthaft Sorgen;<br />

nicht nur um das Rollmaterial der SBB, sondern<br />

um die Zukunft der menschlichen Gattung.<br />

Ein Rekord des Meisters<br />

Das Wallis hätte sich seine Aufregung sparen<br />

können, denn schon nach fünf Minuten lag der<br />

FC Sion mit 2:0 in Führung. Abgesehen von diesen<br />

fünf Minuten <strong>und</strong> später von den weiteren fünf<br />

Minuten, in denen Neuchâtel sich mit letzter Kraft<br />

noch einmal aufbäumte, erlebten wir ein mittelmässiges<br />

bis schwaches Spiel, auch wenn der FC<br />

Sion mit seinen zwölf gewonnenen von zwölf<br />

Endspielen den unschlagbaren Rekord hält. �<br />

Die beiden Audiodescriptoren Mathias Froidevaux<br />

<strong>und</strong> Mathias Marti am Cupfinal in Basel.<br />

(Foto: Samuel Jaberg, swissinfo.ch)<br />

27


28<br />

Magazin<br />

Wo bin ich? Das iPhone weiss es.<br />

Jürg Cathomas<br />

Ein Schläfchen, oder neudeutsch gesagt, ein<br />

power nap, ist sehr erholsam. Findet es jedoch<br />

anlässlich einer Reise im Zug statt, kann das<br />

Erwachen stressig werden: Wo bin ich, hätte ich<br />

nicht bereits schon aussteigen sollen? Für solche<br />

Fälle stelle ich mir den Wecker auf meinem<br />

Smartphone, so dass ich kurz vor der geplanten<br />

Ankunft geweckt werde.<br />

Trotzdem möchte ich auch ab <strong>und</strong> zu wissen, wo<br />

ich gerade durchfahre. Moderne Smartphones<br />

können auch hier helfen. Zwar funktioniert die<br />

Ortung per GPS im Zug meistens nicht, aber eine<br />

ungefähre Standortbestimmung per Handynetz<br />

ist immer möglich.<br />

Auf dem iPhone gibt es hierfür das kostenlose<br />

Programm «My Position». Ich muss einfach auf<br />

das Feld gehen, wo die aktuelle Gemeinde<br />

bzw. Stadt angezeigt wird, <strong>und</strong> ab jetzt wird<br />

mir jeder neue Standort automatisch mitgeteilt.<br />

Ich kann dazu gemütlich meine Lieblingsmusik<br />

hören. Vor jeder Ansage wird sie etwas<br />

leiser gestellt, so dass ich die Ansage gut verstehe.<br />

Inserat<br />

Nach der Zugfahrt kann mir<br />

dieses Programm noch viel besser<br />

helfen, besonders wenn ich<br />

die Strassenschilder <strong>und</strong> Hausnummern<br />

nicht lesen kann: Ich<br />

verschiebe die Anzeige einfach<br />

zur Strasse <strong>und</strong> Hausnummer<br />

<strong>und</strong> höre nun beim Durchwandern<br />

der Stadt jedes Mal automatisch,<br />

wenn sich die Strasse<br />

oder die Hausnummer ändert.<br />

Dies ist möglich, weil im Freien<br />

die Ortung per GPS funktioniert.<br />

Manchmal ist sie so gut, dass<br />

genau vor der Haustüre die<br />

richtige Nummer angesagt wird.<br />

Bekanntlich ist aber GPS nicht<br />

immer so genau, es kann sogar<br />

vorkommen, dass mir die falsche<br />

Strasse angesagt wird. Da aber<br />

meistens kurz darauf der Fehler<br />

sich selbstständig wieder korrigiert,<br />

ist das nicht so tragisch. �<br />

Occasion zu verkaufen<br />

1 Viktor Reader Classic X, revidiert Fr. 220.–<br />

1 Clear View farbig, Jahrg. 2007, Preis verhandelbar<br />

sprechender Funkwecker mit Radio Fr. 50.–<br />

3 sprechende Armbanduhren je Fr. 8.–<br />

Doro 326 GSM Handy Fr. 80.–<br />

1 Stützstock kurz, Fr. 50.– neuwertig<br />

Susanne Looser<br />

5200 Brugg<br />

056 442 63 66<br />

s.looser@bluewin.ch


Magazin<br />

Delegiertenversammlung 2011<br />

Jean-Marc Meyrat<br />

62 Delegierte als Vertreter der<br />

16 Sektionen unseres Verbands<br />

versammelten sich am Samstag,<br />

25. <strong>und</strong> Sonntag, 26. Juni 2011<br />

im Konferenzsaal des Hotels<br />

Alpha-Palmiers in Lausanne.<br />

Im Folgenden möchte ich kurz<br />

die wichtigsten Entscheidungen<br />

dieser Versammlung erläutern,<br />

in deren Rahmen auch das<br />

100-Jahr-Jubiläum des SBV gewürdigt<br />

wurde.<br />

Eine wichtige Neuerung<br />

Nach dem Vorbild des B<strong>und</strong>esparlaments<br />

hat die Delegiertenversammlung<br />

ein elektronisches<br />

Abstimmungssystem angeschafft.<br />

Es besteht aus einem<br />

Kästchen, etwa in der Grösse<br />

eines Mobiltelefons, dessen<br />

Tasten in <strong>Blinden</strong>schrift beschriftet<br />

sind. Über seine Funktion bei<br />

den Abstimmungen hinaus<br />

gestattet es auch, die Redezeit<br />

jeder Sektion zu überwachen,<br />

<strong>und</strong> zeigt dem Vorsitzenden die<br />

Reihenfolge der Wortmeldungen<br />

an. Nach einigen Tests<br />

wurde das neue System von der<br />

Versammlung angenommen.<br />

Bericht des Präsidenten<br />

Präsident Remo Kuonen bezeichnet<br />

2010 – sein erstes volles<br />

Amtsjahr an der Spitze des SBV<br />

– als Übergangsjahr, das zahlreiche<br />

Veränderungen mit sich<br />

brachte. Von den sieben Mit-<br />

gliedern der vorherigen SBV-Geschäftsleitung<br />

sind heute nur noch zwei im Amt. Kuonen unterstreicht<br />

das hervorragende Einvernehmen innerhalb<br />

der neuen Geschäftsleitung <strong>und</strong> mit dem<br />

Zentralsekretär Kannarath Meystre.<br />

Im Hinblick auf das Referendum gegen das zweite<br />

Massnahmenpaket der 6. IV-Revision wird der<br />

Zentralvorstand (ZV) die Kampagne nach Kräften<br />

unterstützen. Zu den anstehenden Projekten des<br />

ZV gehörten deshalb beispielsweise das Einrichten<br />

einer juristischen Mitgliederberatung. Kopfzerbrechen<br />

bereitet dem ZV allerdings nach wie vor das<br />

Streben nach einem finanziellen Gleichgewicht.<br />

Die Finanzlage des SBV ist insgesamt gut, zumal<br />

auch 2010 im Hinblick auf Vermächtnisse ein<br />

ausserordentlich gutes Jahr war. Demgegenüber<br />

gingen die Spendeneinnahmen durch Kampagnen<br />

zur Mittelbeschaffung etwas zurück, was im<br />

Wesentlichen auf eine angespannte Situation im<br />

Spendenmarkt zurückzuführen ist.<br />

Revision der SBV-Statuten<br />

Viele der Artikel der Statuten werden der heutigen<br />

Realität nicht mehr gerecht. Der ZV schlägt<br />

deshalb eine Totalrevision dieses Gr<strong>und</strong>lagen- �<br />

Neu: das elektronische Abstimmungssystem.<br />

29


30<br />

Magazin<br />

dokuments vor, zumal die Revision von 2005 in<br />

den Augen Remo Kuonens eher eine teilweise<br />

Überarbeitung als eine Totalrevision war. Es wird<br />

eine Arbeitsgruppe mit Vertretern der drei<br />

Sprachregionen gebildet. Die Totalrevision wird<br />

mit grosser Mehrheit angenommen. Eine ausserordentliche<br />

Delegiertenversammlung (DV), die<br />

sich ausschliesslich mit dem Thema Revision beschäftigen<br />

wird, soll im Herbst 2012 einberufen<br />

werden.<br />

Professionalisierung des Zentralvorstands<br />

Das Thema ist komplex, sowohl im Hinblick auf<br />

das Image, das sich der SBV Gönnern gegenüber<br />

geben will, als auch im Hinblick auf den Erhalt<br />

der IV-Renten, die die Mitglieder des Zentralvorstands<br />

beziehen. Der ZV ist der Meinung, dass<br />

lediglich die Funktion des Präsidenten durch ein<br />

Gehalt halbprofessionell sein soll, damit er für<br />

seine immer umfangreicheren Aufgaben die<br />

notwendige Zeit aufwenden kann. Die Delegiertenversammlung<br />

stimmt einer Prüfung der Problematik<br />

durch die Arbeitsgruppe zu, die mit der<br />

Totalrevision der Statuten beauftragt ist.<br />

Der SBV hat ein drittes Ehrenmitglied<br />

Nach einer sehenden Person vor vielen Jahren<br />

<strong>und</strong> später Hans-Burkhard Meier, der von 1987<br />

bis 1995 Präsident des SBV war, hat die Delegier-<br />

Wiedergewählt: Eric Mamin (links) <strong>und</strong> Pascal<br />

Lonfat (rechts). (Fotos: SBV)<br />

tenversammlung nun durch<br />

Zuruf für die Erteilung der Ehrenmitgliedschaft<br />

an Christian<br />

Hugentobler gestimmt. Er lenkte<br />

die Geschicke des Verbands<br />

von 1995 bis 2009.<br />

Gute Reise!<br />

Aus wirtschaftlichen Erwägungen<br />

setzte der SBV das Organisieren<br />

von Reisen für seine<br />

Mitglieder im Jahr 2009 aus.<br />

Die Sektion Bern beantragt,<br />

diese «Besonderheit» des Verbands<br />

wieder einzuführen,<br />

sofern die Kosten teilweise<br />

über Sponsoring getragen<br />

werden. Der ZV unterstützt<br />

diesen Antrag unter der Voraussetzung,<br />

dass er offiziell mit<br />

der Prüfung allfälliger Partnerschaften<br />

mit anderen Organisationen<br />

beauftragt werde. Ein<br />

ausführlicher Bericht wird der<br />

Delegiertenversammlung 2012<br />

vorgelegt.<br />

Das Hotel Solsana liegt den<br />

Delegierten am Herzen<br />

Der ZV beantragt, die von den<br />

Delegierten 2010 der Solsana<br />

AG für die Suche nach einem<br />

Finanzpartner zugestandene<br />

Frist um zwei Jahre zu verlängern.<br />

Daniel Baud beantragt<br />

dagegen, das Hotel Solsana<br />

innerhalb von 18 Monaten zu<br />

verkaufen, <strong>und</strong> zwar angesichts<br />

des Trends, dass die erhofften<br />

Partner im sozialen Sektor sich<br />

derzeit eher von ihren Ferienhäusern<br />

trennen. Diese Frist<br />

solle dazu benutzt werden, um<br />

finanziell machbare Ferien- �


Magazin<br />

konzepte zu entwickeln, die das gesamte Territorium<br />

abdecken, vorzugsweise in kleinen Einrichtungen.<br />

Der ZV räumt bereitwillig ein, dass die<br />

einjährige Frist, die der AG 2010 gewährt wurde,<br />

viel zu kurz war. Seiner Meinung nach würden<br />

zwei zusätzliche Jahre der AG die Möglichkeit<br />

geben, ihr Budget zu bereinigen, um für potentielle<br />

Partner attraktiver zu sein. Mit 48 Stimmen,<br />

6 Gegenstimmen <strong>und</strong> 5 Enthaltungen beschliessen<br />

die Delegierten, der Solsana eine weitere<br />

Chance zu geben.<br />

Daniel Baud beantragt die Wiedereinführung<br />

einer Animation speziell für sehbehinderte Gäste<br />

auf Kosten des SBV. Dieser Antrag wird befürwortet.<br />

Eine bessere Aussenwirkung des SBV?<br />

Die Sektion Berner Oberland beantragt, dem<br />

SBV eine markantere Aussenwirkung zu verleihen,<br />

<strong>und</strong> zwar durch einen Namen, der seine<br />

ursprüngliche Berufung spiegelt, etwa Vision<br />

Suisse. Nach Meinung des Zentralvorstands<br />

würde sich die Benennung Vision Suisse eher für<br />

eine ophthalmologisch ausgerichtete Organisation<br />

eignen als für den SBV; zudem wäre schon<br />

eine geringfügige Veränderung des Namens<br />

einer Organisation, die gerade ihr 100. Jubiläum<br />

feiert, ein grosses Wagnis. Allerdings beantragt<br />

das Exekutivkomitee des SBV ein Mandat, um<br />

die Frage in enger Zusammenarbeit mit dem<br />

Bereich Marketing <strong>und</strong> Kommunikation zu prüfen.<br />

Der Antrag des Zentralvorstands wird angenommen.<br />

Wahlen<br />

Stephan Hüsler, Cyril Mizrahi <strong>und</strong> Franz Brunner<br />

werden mit überwältigender Mehrheit für weitere<br />

zwei Jahre in ihrem Amt als Mitglieder der<br />

Wertschriftenkommission bestätigt.<br />

Vizepräsidentin Rita Annaheim leitet die Wahl<br />

des Präsidenten des SBV. Remo Kuonen wird mit<br />

grosser Mehrheit für zwei Jahre wiedergewählt.<br />

Vor der Wahl der Mitglieder des Zentralvorstands<br />

beantragt die Sektion Zentralschweiz, für die<br />

kommende Legislaturperiode<br />

2011–2013 nur 7 Mitglieder in<br />

den Zentralvorstand zu berufen<br />

anstelle der 9, gemäss den derzeit<br />

geltenden Statuten. Der<br />

Antrag wird abgelehnt.<br />

Als Mitglieder des Zentralvorstandes<br />

werden gewählt:<br />

Claude Voegeli (Sektion Bern),<br />

Rita Annaheim (Sektion Zentralschweiz),<br />

Ismael Tahirou<br />

(Sektion Waadtland), Marianne<br />

Piffaretti (Sektion Unitas), Urs<br />

Kaiser (Sektion Aargau/Solothurn),<br />

Corinne Aeberhard<br />

(Sek-tion Graubünden), Eric<br />

Mamin (Sektion Waadtland)<br />

<strong>und</strong> Pascal Lonfat (Sektion<br />

Wallis).<br />

Nicht gewählt sind Bernhard<br />

Süss <strong>und</strong> Olivier Maridor. �<br />

In den Mitteilungen seitens<br />

der Geschäftsleitung berichtet<br />

Kannarath Meystre den<br />

Delegierten vom bevorstehenden<br />

Start des PAVIP-Projekts<br />

in St. Gallen. In sechs<br />

Monaten soll ein Bericht<br />

vorgelegt werden, der anhand<br />

der in St. Gallen gesammelten<br />

Erfahrungen aufzeigen<br />

soll, welchen Nutzen<br />

eine eventuelle Beteiligung<br />

des SBV an diesem Projekt<br />

hätte.<br />

Im Rahmen der Infovision<br />

St. Gallen vom 16./17. September<br />

soll das PAVIP-Projekt<br />

einer breiten Öffentlichkeit<br />

vorgestellt werden.<br />

31


32<br />

Verband<br />

100 Jahre – die Feier<br />

Hervé Richoz<br />

Es geht um unsere Zukunft, <strong>und</strong> es ist an euch,<br />

sie auf den richtigen Kurs zu bringen.<br />

Den Höhepunkt der H<strong>und</strong>ertjahrfeiern des<br />

Schweizerischen <strong>Blinden</strong>- <strong>und</strong> Sehbehindertenverbandes<br />

(SBV) bildete die offizielle Feier in<br />

Anwesenheit sämtlicher Sektionspräsidenten, der<br />

Delegierten, des Ehrenmitglieds Hans-Burkhard<br />

Meier, der Mitarbeitenden des SBV <strong>und</strong> der Bewerber<br />

um den Kunstpreis. Der Einladung folgten<br />

ausserdem hohe Gäste wie Nationalratspräsident<br />

Jean-René Germanier, der Regierungsrat<br />

Manuele Bertoli <strong>und</strong> die Herren Daniel Brélaz<br />

<strong>und</strong> Marc Vuilleumier.<br />

Streben nach Freiheit <strong>und</strong> Autonomie<br />

Im Jahr 1911 nahm der SBV in Lausanne seinen<br />

Anfang. H<strong>und</strong>ert Jahre später ist der Tessiner<br />

Manuele Bertoli, der erste blinde Regierungsrat<br />

der Schweiz. Er <strong>und</strong> der sehbehinderte Lausanner<br />

Gemeinderat Marc Vuilleumier sind Persönlichkeiten<br />

des öffentlichen Lebens <strong>und</strong> lebender<br />

Beweis für die Kompetenz <strong>und</strong> <strong>Integration</strong>sfähigkeit<br />

blinder <strong>und</strong> sehbehinderter Personen. Vom<br />

Aufbau der Sozialversicherungen bis zum Abbau<br />

einiger Errungenschaften, der sich heute wieder<br />

abzeichnet, ist viel geschehen, seit die Pioniere<br />

um ihrer Würde willen um einen Weg aus der<br />

Abhängigkeit von mildtätigen reichen Damen<br />

kämpften, die es «gut meinten».<br />

Der Festredner Jean-René Germanier, Nationalratspräsident,<br />

verwies auf einen Gr<strong>und</strong>satz aus<br />

unserer B<strong>und</strong>esverfassung: «Die Stärke des Volkes<br />

misst sich am Wohl der Schwachen.» Er unterstrich<br />

damit die Hochachtung der B<strong>und</strong>esversammlung<br />

vor den Pionieren des SBV, die dazu<br />

beigetragen haben, auch den gesetzlichen Rahmen<br />

für eine bessere <strong>Integration</strong> zu schaffen. Die<br />

Unterschiedlichkeit seiner Bürger ist für den<br />

Staat ein Gewinn, <strong>und</strong> unsere<br />

Fähigkeit, Einschränkungen zu<br />

meistern <strong>und</strong> die Sinne zu schulen,<br />

ist in Germaniers Augen ein<br />

Tribut an die <strong>Integration</strong>. Aber<br />

er brachte auch seine Sorge um<br />

die dauerhafte finanzielle Absicherung<br />

der Invalidenversicherung<br />

zum Ausdruck <strong>und</strong> plädierte<br />

für «starke Brücken»<br />

zwischen Wirtschaft <strong>und</strong> Behinderten.<br />

Germanier erinnerte<br />

daran, dass der SBV eine wichtige<br />

Aufgabe erfüllt: Missstände<br />

aufzudecken, damit gerechte<br />

Massnahmen ergriffen werden<br />

können.<br />

Ehrenpräsident Hans-Burkard<br />

Meier, wandelndes Gedächtnis<br />

des SBV, ist nächstes Jahr bereits<br />

seit 70 Jahren Mitglied des SBV.<br />

Er leitete den Verband von 1987<br />

bis 1995. Hans-Burkhard erinnerte<br />

an den steinigen Weg der<br />

Pioniere <strong>und</strong> Idealisten der<br />

ersten St<strong>und</strong>e. Mit bewegenden<br />

Worten zeichnete er die Entwicklung<br />

von Hilfsmitteln nach,<br />

die es dem SBV ermöglichten,<br />

eine echte Selbsthilfeorganisation<br />

zu werden. Zum Abschluss<br />

seiner Rede spielte er ein eindrucksvolles<br />

Klavierstück aus<br />

seinem Repertoire.<br />

Stadtpräsident Daniel Brélaz<br />

liess die Grussbotschaft der<br />

Stadt Lausanne vom Gemeinderat<br />

für öffentliche Sicherheit �


Verband<br />

<strong>und</strong> Sport, Marc Vuilleumier, verlesen. Er unterstrich<br />

damit seine feste Überzeugung, dass Sehbehinderte<br />

in höchste Ämter aufsteigen können.<br />

Vuilleumier, selbst sehbehindert, verwies auf die<br />

Schlagkraft der Verbände, mit deren Hilfe er den<br />

Weg einschlagen konnte, der ihn in seine heutige<br />

Position führte. Er erinnerte an die seit langem<br />

enge Beziehung der Stadt Lausanne zu<br />

blinden Menschen, nicht zuletzt durch die medizinische<br />

Forschung, dank der 1843 das <strong>Blinden</strong>heim<br />

gegründet wurde, aus dem 1911 der SBV<br />

hervorging.<br />

SBV-Präsident Remo Kuonen appellierte an die<br />

Mitglieder, ihr Schicksal wieder selbst in die Hand<br />

zu nehmen. Auf die Gründung der Invalidenversicherung,<br />

deren ausdrückliches Ziel es war, Behin-<br />

derte in die Gemeinschaft zu<br />

integrieren oder sie darin zu<br />

halten, folgte unter anderem<br />

die Einführung wichtiger Dienstleistungsangebote,<br />

die jeder<br />

betroffenen Person ein breites<br />

Spektrum an Leistungen zugänglich<br />

machte, die auf eine<br />

Verbesserung ihrer gesellschaftlichen,<br />

wirtschaftlichen, beruflichen<br />

<strong>und</strong> kulturellen Situation<br />

abzielten. Seit 2000 ist zu beobachten,<br />

dass viele Arbeitgeber<br />

<strong>und</strong> sogar der B<strong>und</strong> <strong>und</strong> die<br />

Regiebetriebe gewisse Gr<strong>und</strong>prinzipien<br />

der Invalidenversicherung<br />

unterlaufen. Deshalb �<br />

Ehrenmitglied <strong>und</strong> Festredner Hans-Burkhard Meier, der im Anschluss an seine<br />

Rede ein Konzert am Flügel gab. Vgl. Rückseite des Heftes. (Foto: SBV)<br />

33


34<br />

Verband<br />

muss das Gleichgewicht unbedingt<br />

wieder hergestellt werden;<br />

die B<strong>und</strong>esverwaltung<br />

muss dazu gebracht werden,<br />

mit den betroffenen Fachorganisationen<br />

über die Akquisition<br />

von Dienstleistungen zu verhandeln.<br />

Inzwischen schliessen die<br />

Revisionsvorentwürfe sogar<br />

schon den Abbau einer Vielzahl<br />

von Errungenschaften nicht aus,<br />

die mit hohem Einsatz über ein<br />

oder zwei Jahrzehnte erstritten<br />

<strong>und</strong> erkämpft wurden. Der<br />

sozialen, wirtschaftlichen <strong>und</strong><br />

kulturellen <strong>Integration</strong> drohen<br />

damit massive Rückschritte.<br />

Tag für Tag stehen wir mit unserer<br />

Sehbehinderung vor denselben<br />

Herausforderungen. Deshalb<br />

müssen wir uns wieder im<br />

Geiste der gegenseitigen Unterstützung<br />

füreinander einsetzen,<br />

wie es die Pioniere <strong>und</strong> Gründer<br />

unseres Verbands taten, damit<br />

die wertvollen Beiträge, die<br />

eine behinderte Person zur<br />

Gemeinschaft leistet, angemessen<br />

gewürdigt werden. �<br />

Die nächsten offiziellen Veranstaltungen<br />

des Jubiläumsjahres<br />

1. August: Feier auf dem<br />

Rütli<br />

3. September: Tandemrennen<br />

16./17. September: Infovision<br />

St. Gallen<br />

7./8. Oktober: Infovision Chur<br />

4./5. November: Infovision<br />

Basel<br />

Jean-René Germanier: «Die Aufgabenverteilung<br />

zwischen B<strong>und</strong>, Kantonen <strong>und</strong> Gemeinden<br />

darf auf keinen Fall einem Rückzug der<br />

Öffentlichkeit aus ihrer Verantwortung gleichkommen.»<br />

Marc Vuilleumier: «Ohne die Unterstützung<br />

der Verbände hätte ich auch leben können,<br />

aber mein Leben wäre nicht dasselbe!»<br />

Remo Kuonen: «Jeder Einzelne hat zumindest<br />

teilweise sein Schicksal selbst in der Hand!»<br />

Hans-Burkhard Meier: «Die <strong>Blinden</strong>schrift<br />

öffnete uns das Tor zur Freiheit.»<br />

Inserat<br />

Kuren · Seminare · Urlaub<br />

In unserem Haus fühlen sich nicht nur<br />

blinde <strong>und</strong> seh behinderte Menschen<br />

wohl. Auch sehende Gäste sind bei uns<br />

herzlich willkommen!<br />

Es erwarten Sie:<br />

• Schwimm bad • Medi zini sche Bade -<br />

abteilung für stationäre <strong>und</strong> ambulante<br />

Reha-Maßnahmen • Well ness & Kosmetik<br />

• Kegelbahn • Ver anstal tungs räume für<br />

Seminare <strong>und</strong> private Feste.<br />

Wir freuen uns auf Sie!<br />

Fordern Sie unser aktuelles<br />

Programm an!<br />

Alte Römerstr. 41- 43, 82442 Saulgrub<br />

Tel.: 088 45 / 99-0, Fax: 088 45 / 99-121<br />

www.aura-hotel.de, info@aura-hotel.de


Verband<br />

Nachrichten aus der Interessen-<br />

vertretung: öffentlicher Verkehr<br />

Joël Favre<br />

Der Interessenvertretung wurde gemeldet, dass<br />

die Ansagen in bestimmten Zügen auf bestimmten<br />

Strecken nicht bekanntgeben, auf welcher<br />

Zugseite man aussteigen soll. Zu allem Überfluss<br />

heisst es manchmal sogar, die Türen würden sich<br />

zu beiden Seiten öffnen.<br />

Wäre es da nicht das Beste, Züge würden das<br />

Isetta-Prinzip übernehmen <strong>und</strong> die Leute einfach<br />

vorn ein- <strong>und</strong> aussteigen lassen? In den 1950er-<br />

Jahren hatte die Automobilindustrie noch Ideen<br />

<strong>und</strong> bewies gelegentlich sogar Fantasie. BMW<br />

entwickelte damals ein kleines Rollermobil mit drei<br />

Sitzplätzen, drei Rädern, Zweitaktmotor <strong>und</strong> einer<br />

einzigen Tür, die sich nach vorn öffnete. Wäre das<br />

nicht die Lösung für das Problem der Eisenbahnwagen,<br />

deren Türen zu beiden Seiten aufgehen?<br />

Spass beiseite: Ein solches Zugdesign würde keine<br />

Probleme lösen, dafür aber garantiert neue<br />

schaffen.<br />

Die Isetta sieht man heute selten.<br />

(Foto: flickr.com/Recompose)<br />

Ein 18-poliger Steuerstromkreis<br />

Wenn die Türen sich wahlweise<br />

nach der einen oder der anderen<br />

Seite öffnen lassen, ist dafür<br />

ein Steuerstromkreis mit 18<br />

Polen verantwortlich. Die SBB<br />

setzen jedoch noch über 1000<br />

alte Wagen ein, deren Steuerkreis<br />

nur 13 Pole hat. Deshalb<br />

sind leider nach wie vor zahlreiche<br />

Züge mit Rollmaterial nach<br />

altem oder gemischtem Standard<br />

unterwegs, bei dem sich<br />

Türen zu beiden Seiten gleichzeitig<br />

öffnen können.<br />

Die SBB sind daran, alle Personenwagen,<br />

die noch keinen<br />

18-poligen Steuerstromkreis<br />

besitzen, mit einem solchen<br />

auszustatten oder aus dem<br />

Verkehr zu ziehen. Dies wird<br />

jedoch noch drei bis vier Jahre<br />

in Anspruch nehmen. Doch<br />

selbst in neuen Zügen, kann das<br />

System dennoch gelegentlich<br />

versagen.<br />

Lautsprecheransagen sind nicht<br />

das wahre Wort Gottes<br />

Deshalb unsere dringende<br />

Empfehlung an alle sehbehinderten<br />

Zugreisenden: Erk<strong>und</strong>igen<br />

Sie sich vor dem Aussteigen<br />

entweder bei Ihren Mitreisenden<br />

oder stellen Sie vor dem<br />

Aussteigen definitiv sicher, dass<br />

sich dort wirklich ein Bahnsteig<br />

befindet. Die erste Lösung ist �<br />

35


36<br />

Verband<br />

natürlich viel sicherer <strong>und</strong> obendrein geselliger,<br />

denn wenn man die Mitreisenden im selben<br />

Wagen fragt, auf welcher Seite sich der Bahnsteig<br />

befindet, kann dies das Eis brechen, das<br />

zwischenmenschliche Beziehungen manchmal<br />

erschwert.<br />

Schon aus ges<strong>und</strong>em Menschenverstand sollten<br />

wir uns davor hüten, die Lautsprecheransagen<br />

in Bezug auf die Ausstiegsseite immer <strong>und</strong> überall<br />

für bare Münze zu halten. Denn falls die<br />

Durchsage im Einzelfall einmal ausfällt oder,<br />

schlimmer noch, eine falsche Angabe enthält<br />

(was nie ausgeschlossen ist, denn sie werden<br />

von Menschen gemacht, <strong>und</strong> Fehler können<br />

immer geschehen), dann ist die Unfallgefahr<br />

deutlich erhöht.<br />

Inserat<br />

MEZZO<br />

Elektronische Grossflächenlupe mit High<br />

Definition-Bildqualität. Durch die leichte<br />

<strong>und</strong> handliche Bauweise eignet sich das<br />

System besonders für den privaten Bereich<br />

<strong>und</strong> im Haushalt. Das Gerät lässt<br />

sich einfach zusammenklappen <strong>und</strong> in der<br />

mitgelieferten Tasche transportieren.<br />

Wer einer solchen Ansage Glauben<br />

schenkt, als wäre sie das<br />

wahre Wort Gottes, wiegt sich<br />

in gefährlich falscher Sicherheit.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> werden wir<br />

auch den SBB auf keinen Fall<br />

vorschlagen, solche Lautsprecheransagen<br />

in jedem Zug <strong>und</strong><br />

an jeder Haltestelle vorzunehmen.<br />

�<br />

Vgl: Beat Schweingruber<br />

«Verbesserte akustische Ansagen<br />

bei den SBB» in BöV<br />

Nachrichten 11/1 (Januar<br />

2011), www.boev.ch<br />

Sattelgasse 4 4001 Basel Tel. 061 261 58 72 www.ramstein-optik.ch/lowvision


Verband<br />

Veranstaltungen<br />

Sektion Aargau-Solothurn<br />

02.08. Kaffeetreff in der Aarauerstube,Bahnhofstrasse<br />

78, in Aarau.<br />

Von 14.15–16.15 Uhr.<br />

Auskunft: Verena Müller<br />

062 721 51 67<br />

13.08. Pontonierfahrt auf der<br />

Aare. Kosten Fr. 30.–<br />

pro Person. Anmeldung<br />

<strong>und</strong> Auskunft bei:<br />

Hansruedi Häuptli,<br />

062 751 66 14<br />

20.08. Livemusik-Stubete mit<br />

Rita Nussbaumer <strong>und</strong><br />

Ruth Häuptli im Restaurant<br />

Sonne in Wisen.<br />

Anmeldung bis<br />

19. August bei: Monika<br />

Schenk, 062 849 19 08 /<br />

079 760 49 88<br />

31.08. Sammlung Oskar<br />

Reinhart am Römerholz,<br />

Winterthur. Auskunft:<br />

Annelis Tanner,<br />

062 751 38 53<br />

06.09. Kaffeetreff in der Aarauerstube,Bahnhofstrasse<br />

78, in Aarau.<br />

Von 14.15–16.15 Uhr.<br />

Auskunft: Verena Müller<br />

062 721 51 67<br />

10.09. Jubiläumsanlass zur<br />

100-Jahr-Feier des SBV<br />

der Sektion Aargau-<br />

Solothurn, ab 11.00 Uhr<br />

in der Borna (<strong>Blinden</strong>heim)<br />

in Rothrist. Auskunft<br />

<strong>und</strong> Anmeldung:<br />

Hansruedi Häuptli,<br />

062 751 66 14<br />

Sektion Berner Oberland<br />

29.07. Freitagstreff, Yvonne Albisser,<br />

Tel. 033 437 25 82<br />

20.08. Sommerausflug zum Schwarzsee.<br />

Helga Gygax, Tel. 033 744 63 06<br />

26.08. Freitagstreff, Yvonne Albisser,<br />

Tel. 033 437 25 82<br />

03.09. 100 Jahre SBV, Feier auf Schloss Thun<br />

<strong>und</strong> Hotel Freienhof<br />

30.09. Freitagstreff, Yvonne Albisser,<br />

Tel. 033 437 25 82<br />

01.10. Herbstanlass der Freizeitgruppe<br />

Berner Oberland. Theresia Thierstein,<br />

Tel. 033 222 99 20<br />

13.10. Selbsterfahrungsgruppe, Hans-Ulrich<br />

Lüthi, Tel. 033 453 14 22<br />

Sektion Biel<br />

27.08. Sektionsausflug in die Lenk.<br />

Kontakt: Oscar Flückiger, 032 365 68 07<br />

14.09. Nachmittagshöck von 14.00–17.00 Uhr<br />

im Restaurant Büttenberg in Biel mit<br />

einem Vortrag zur IV-Revision.<br />

Kontakt: Esther Weber, 032 331 97 18<br />

Sektion Ostschweiz<br />

07.08. Wanderung, 08.45 Uhr bei Appenzellerbahn<br />

am HB St.Gallen, ohne Anmeldung,<br />

weitere Info 14 Tage vorher auf Televox.<br />

01.08. Jubiläumsfeier auf dem Rütli.<br />

08.08. Stamm Rest. Brasserie, ab 19.00 Uhr<br />

beim HB St. Gallen.<br />

05.09. Stamm Rest. Brasserie, ab 19.00 Uhr,<br />

beim HB St. Gallen.<br />

16.09. Infovision St. Gallen, im KVZ, 10.00–<br />

18.00 Uhr.<br />

17.09. Infovision St. Gallen, im KVZ, 10.00–<br />

17.00 Uhr.<br />

24.09. Herbstanlass «Metzgete», weitere Infos<br />

auf Televox. �<br />

37


38<br />

Verband<br />

25.09. Wanderung, 08.45 Uhr<br />

bei Appenzellerbahn<br />

am HB St. Gallen, ohne<br />

Anmeldung, weitere<br />

Info 14 Tage vorher auf<br />

Televox.<br />

03.10. Stamm Rest. Brasserie,<br />

ab 19.00 Uhr, beim HB<br />

St. Gallen.<br />

Sektion Zürich<br />

27.08. Samstags-Lunch: «Was<br />

bieten unsere Wandergruppen?»<br />

Rest. Schibli Uster,<br />

11.30–13.30 Uhr. Anmeldung:<br />

Urs Lüscher<br />

044 940 93 10 oder<br />

sbv.zh@buero-lektro.ch<br />

10.09. Alle Wandergruppen:<br />

Sternwanderung anlässlich<br />

des 100 Jahr Jubiläum<br />

SBV<br />

24.09. Samstags-Lunch: «Einkauf<br />

<strong>und</strong> Bankgeschäfte<br />

im Internet»;<br />

Rest. Schibli Uster,<br />

11.30–13.30 Uhr. Anmeldung:<br />

Urs Lüscher<br />

044 940 93 10 oder<br />

sbv.zh@buero-lektro.ch<br />

Inserat<br />

27.09. Kontaktgruppe Enge. Exkursion zur<br />

Schaukäserei im Emmental. Anmeldung<br />

bis 1.9. an: Ursi Graf,<br />

Tel. 044 940 33 23,<br />

u.graf@blindenseelsorge.ch<br />

Weitere Informationen über die Sektionsaktivitäten<br />

finden Sie stets aktuell auf unserem telefonischen<br />

Informationssystem Televox 031 390 88 88<br />

oder auf www.blindenverband.ch<br />

Permanentes Angebot<br />

Atelier Bern, Federweg 22, 3008 Bern,<br />

031 381 46 07, atelier.bern@sbv-fsa.ch<br />

Atelier Luzern, Allmendstrasse 5, 6048 Horw,<br />

041 240 11 24, atelier.luzern@sbv-fsa.ch<br />

Atelier St. Gallen, Schachenstrasse 9, 9016 St.<br />

Gallen, 071 288 60 11, atelier.stgallen@sbv-fsa.ch<br />

Atelier Zürich, Moosmattstrasse 30, 8953 Dietikon,<br />

044 740 27 40, atelier.zuerich@sbv-fsa.ch<br />

Kreativgruppen in Aarau, Basel, Bern, Biel, Burgdorf,<br />

Chur, Freiburg, Luzern, Lyss, Meiringen,<br />

Rapperswil, Spiez, Thun, Winterthur <strong>und</strong> Zürich.<br />

Weitere Informationen zu Kursleitung, Ort <strong>und</strong><br />

Zeit: Christina Arnold, 031 390 88 29,<br />

christina.arnold@sbv-fsa.ch �<br />

Selbsthilfegruppe Rosacea<br />

Ich suche Leute, die Rosacea oder andere Hautkrankheiten haben <strong>und</strong> sich<br />

gerne über ihre Erfahrungen damit austauschen würden. Über die Kontaktstelle<br />

für Selbsthilfegruppen möchte ich eine Selbsthilfegruppe gründen,<br />

aus der evtl. ein Verein werden könnte. Ich freue mich über Euer Mail:<br />

sybille.haller@hispeed.ch


Verband<br />

Inserat<br />

Impressum<br />

Nachfolger gesucht<br />

Der Vorstand der Sektion Bern sucht auf 2013 einen Nachfolger für Albert Bänninger<br />

als Leiter der Arbeitsgruppe Reisen <strong>und</strong> Veranstaltungen <strong>und</strong> als Mitglied des<br />

Sektionsvorstandes.<br />

Wer Lust <strong>und</strong> Zeit hat, diesen interessanten Posten zu übernehmen <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

im Vorstand der Sektion Bern mitzuarbeiten, möge sich bitte bis Ende August<br />

2011 melden.<br />

SBV Sektion Bern, Albert Bänninger, Hängelenstrasse 4, 3122 Kehrsatz,<br />

076 582 38 54, sektion.be@blindenverband.ch, www.sbv-fsa.ch/be<br />

Wir freuen uns auf ein grosses Echo.<br />

Offizielle Zeitschrift des Schweize-<br />

rischen <strong>Blinden</strong>- <strong>und</strong> Sehbehindertenverbandes<br />

(SBV) im 98. Jahrgang.<br />

Erscheint sechsmal im Jahr in Grossdruck,<br />

in Braille, im DAISY-Format,<br />

im Elektronischen Kiosk, teilweise auf<br />

www.sbv-fsa.ch sowie auf Bestellung<br />

per E-Mail (ohne Fotos) in Deutsch<br />

<strong>und</strong> Französisch («clin d’œil»).<br />

Herausgeber: SBV<br />

Redaktion: Naomi Jones <strong>und</strong><br />

Jean-Marc Meyrat<br />

Umschlaggestaltung: Büro Grotesk.cc<br />

Layout: Claudia Holzer, Ediprim AG, Biel<br />

Übersetzungen: USG Übersetzungs-<br />

Service AG<br />

Druck: Ediprim AG, Biel/Bienne<br />

Druck auf umweltfre<strong>und</strong>liches<br />

FSC-Papier<br />

Brailleumwandlung <strong>und</strong> -druck:<br />

Hanni Wüthrich, Anton Niffenegger<br />

DAISY: Paul Güntert Tonstudio<br />

ISSN (Schwarzschrift): 1422-0490<br />

ISSN (<strong>Blinden</strong>schrift): 1422-0504<br />

Für Mitglieder des SBV: gratis. Jahresabonnement<br />

für Nichtmitglieder:<br />

Fr. 28.– (Inland), Fr. 34.– (Ausland).<br />

Postkonto: 30-2887-6<br />

Redaktionsschluss für die nächste<br />

Ausgabe: 10. August 2011<br />

Thema: Politik <strong>und</strong> Behinderung<br />

Anregungen bitte an: Redaktion<br />

«der Weg / clin d’œil» <strong>Schweizerischer</strong><br />

<strong>Blinden</strong>- <strong>und</strong> Sehbehindertenverband,<br />

Gutenbergstrasse 40b,<br />

3011 Bern, Tel. 031 390 88 00,<br />

Fax 031 390 88 50, info@sbv-fsa.ch,<br />

www.sbv-fsa.ch<br />

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Im Rahmen des 100-Jahre-Jubiläums fi nden<br />

zahlreiche Feiern statt:<br />

Das Atelier Bern öffnete seine Türen, die<br />

Sektion Biel feierte ein Fest am See. In Bern<br />

wurde ein Kreisel mit dem Logo des SBV<br />

bepfl anzt. Am Abend der 100. Delegiertenversammlung<br />

des SBV fand der offi zielle<br />

Festakt mit Reden, Musik <strong>und</strong> einem feierlichen<br />

Diner statt. (Fotos: SBV)

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