07.10.2020 Aufrufe

Contura 2020/2021 Deutsch

Das Magazin der Rhätischen Bahn

Das Magazin der Rhätischen Bahn

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>2020</strong> /<strong>2021</strong><br />

<strong>Contura</strong><br />

Das Magazin der Rhätischen Bahn<br />

Aus Berufung<br />

Die Welt<br />

am Draht<br />

UNESCO Welterbe RhB<br />

Leuchtturm im<br />

Herzen Graubündens<br />

Berninalinie<br />

Die japanische<br />

Schwester


Freibillett<br />

Bergünerstein<br />

Zwischen Filisur und Bergün ist sie vom Zug aus zu sehen: die waghalsige<br />

Strasse durch den Bergünerstein, gebaut 1696. Doch bereits 1603 hatte<br />

Bergün versucht, am Bergünerstein eine Strasse zu bauen. Dieser Bauversuch<br />

steht am Anfang des Romans «Bergünerstein: I. Der Krieg». Das<br />

Bauprojekt scheitert, es folgen die als Bündner Wirren bekannten po litischen<br />

und kriegerischen Auseinandersetzungen. Wie die Bergüner Dorfgemeinschaft<br />

davon betroffen war, erzählt der Roman am Beispiel von<br />

drei Figuren, die damals wirklich in Bergün gelebt haben: Dorfmeister<br />

Danz Pol Clo, der in die Strasse investiert und alles riskiert, die vornehme<br />

Duonna Barbara, die in der Politik an vorderster Front mitmischt, und<br />

Geschäftsmann Mastrel Cla, der im Hintergrund die Fäden zieht.<br />

Antonia Bertschinger, «Bergünerstein: I. Der Krieg»<br />

Edition Scumpigl, 2019, ISBN-13: 9783033071810<br />

www.bergünerstein.ch<br />

2<br />

www.rhb.ch/contura


Editorial<br />

Willkommen in unserer rollenden Genusswelt<br />

Allegra, geschätzte Fahrgäste<br />

Im Namen der Panoramic Gourmet AG heisse ich Sie herzlich<br />

willkommen an Bord unserer rollenden Gastronomie.<br />

Wir sind Ihre Gastgeber auf Ihrer Reise durch die herrliche<br />

Alpenwelt und verwöhnen Sie in unseren Speisewagen mit<br />

Freude und Herzblut – und mit dem Besten, was Bauernhöfe,<br />

Genusswerkstätten und Kellereien der Region hergeben. Wussten Sie,<br />

dass die Gerichte, die Sie bei uns geniessen, frisch in unserer Bordküche zubereitet<br />

werden? Unsere Köche sind Meister im Jonglieren und Kochen auf engstem,<br />

meist schaukelndem Raum und ich staune immer wieder, wie gekonnt<br />

sie in den Kleinstküchen so vielfältige Spezialitäten zaubern.<br />

Auf Ihrem Teller finden Sie das, was im Bündnerland wächst, gedeiht und verarbeitet<br />

wird. Wildfleisch aus Bündner Jagd oder Milchprodukte vom Gutsbetrieb<br />

Plankis in Chur, Weine aus der Bündner Herrschaft oder Spargeln aus dem<br />

Churer Rheintal. Mit Sorgfalt und Bedacht habe ich mit meinem Team unsere<br />

Produzenten und Produkte ausgewählt; dabei lassen wir uns von der Qualität<br />

begeistern und von den Geschichten dahinter fesseln. Das alles weben wir<br />

für Sie zu einem feinen Paket an vielseitigen Eindrücken und erzählen Ihnen<br />

gerne auf Ihrem Weg durch diese wunderbare Landschaft, was bei uns im Topf<br />

und auf dem Teller landet.<br />

Mein persönlicher Tipp: Lassen Sie sich verschaukeln, das sanfte Wiegen des<br />

Nostalgiewagens Gourmino schickt Ihre Gedanken auf Zeitreise. Lehnen Sie<br />

sich gemütlich in die weichen Polster zurück und geniessen Sie die vorbeiziehende<br />

Szenerie bei einem Glas Bündner Schaumwein. Glauben Sie mir, Sie<br />

lassen Hektik und Stress buchstäblich auf der Strecke. Und während Sie langsam<br />

im blauen Schmuckkästchen durch beschauliche Dörfchen, wilde Tobel<br />

und über eindrucksvolle Brücken tuckern, wärmen unsere frisch zubereiteten<br />

Schmausereien wohlig-genüsslich Magen und Seele. Ich wünsche Ihnen eine<br />

gute Fahrt und «en Guata».<br />

Tim Uebersax<br />

CEO Panoramic Gourmet AG<br />

PS: Den spannenden RhB-Newsletter noch heute abonnieren und immer<br />

auf dem Laufenden bleiben: www.rhb.ch/newsletter<br />

3


Inhaltsverzeichnis<br />

Wo gehtʼs lang?<br />

36<br />

Paradezüge Das rockt: im Luxuszug durch die Rockies<br />

18<br />

Nächster Halt<br />

Besuch bei den<br />

Biopionieren<br />

48<br />

Albulalinie<br />

Auf Kufen durch<br />

den eisigen Wald<br />

60<br />

Aus der Werkstätte<br />

Tastenzauber<br />

aus Davos<br />

4<br />

Impressum: © Copyright / Herausgeberin: Rhätische Bahn AG, Bahnhofstrasse 25, 7001 Chur | Technische Daten:<br />

Rhätische Bahn | Konzept / Text: Panta Rhei PR AG | Grafik: Süsskind SGD Chur | Fotos: Archiv Rhätische Bahn,<br />

S. 6: Tourismus Savognin Bivio Albula AG, S. 8f: Barbara Steinmann; Sedrun Disentis Tourismus / Heidi Meier,<br />

S. 10ff, 30f, 54ff, 77: Nicola Pitaro, S. 14: Katsura Endo, S. 15: swiss-image.ch / Michael Buholzer, S. 18ff: Grau­


RhB Club<br />

Werden Sie Teil der RhB-Familie!<br />

www.rhbclub.ch<br />

16 Scena<br />

Spuren …<br />

10 Aus Berufung<br />

Die Welt am Draht<br />

14 Berninalinie<br />

Die japanische Schwester<br />

18 Nächster Halt<br />

Besuch bei den Biopionieren<br />

24 UNESCO Welterbe RhB<br />

Leuchtturm im Herzen<br />

Graubündens<br />

30 Fensterplatz<br />

32 Tradition<br />

Auf der Spur der Walser<br />

36 Paradezüge<br />

Das rockt: im Luxuszug<br />

durch die Rockies<br />

41 Hätten Sie das gewusst?<br />

Zahlenspuren<br />

42 Kultur<br />

Pirouetten zwischen<br />

Bergdorf und Weltbühne<br />

48 Albulalinie<br />

Auf Kufen durch<br />

den eisigen Wald<br />

52 Platz an der Sonne<br />

Pferdetanz auf Eis<br />

54 Natur<br />

Bodenschätze aus<br />

dem Albulatal<br />

60 Aus der Werkstätte<br />

Tastenzauber aus Davos<br />

64 Was machen eigentlich …<br />

… die Kühlcontainer<br />

im Winter?<br />

66 Wir stellen vor<br />

RHÆTIA 1:<br />

die erste Lok der RhB<br />

68 Powerplay<br />

Die sportliche Seite der RhB<br />

72 Gut zu wissen<br />

Bahnmuseum Albula:<br />

auch für Kinder!<br />

74 Streckennetz<br />

Höhepunkte<br />

der Rhätischen Bahn<br />

76 Verlosung<br />

Rätsel: Haben Sie gut<br />

aufgepasst?<br />

77 Für Ihre Agenda<br />

Auf einen Blick:<br />

die Erlebnisfahrten <strong>2020</strong> /<strong>2021</strong><br />

78 RhB handlich<br />

Erlebniskarte und Broschüren<br />

79 Souvenirs & Geschenke<br />

Schenken macht Freude<br />

bünden Ferien / Stefan Schlumpf, S. 32ff: Graubünden Ferien / Urs Homberger / Stefan Schlumpf / Marcus Gyger,<br />

S. 36ff: Rocky Mountaineer, S. 41: Graubünden Ferien / Andrea Badrutt, S. 48ff: Schweiz Tourismus, S. 52f: Michelle<br />

Wittwer, S. 68: zvg Reto Barandun, S. 77: Yannick Andrea, Christof Sonderegger, Urs Jossi, Peter Donatsch, Erik<br />

Süsskind | Gedruckt in der Schweiz, Ausgabe Nr. 11, <strong>2020</strong> / <strong>2021</strong><br />

5


Scena<br />

Spuren …<br />

Der Schneetourenbus bringt Wintersportfans von der letzten<br />

erschlossenen ÖV-Haltestelle zu beliebten Touren-Ausgangspunkten,<br />

die sonst oft nur per Auto erreichbar sind.<br />

www.schneetourenbus.ch<br />

6


Julier<br />

Die Ferienregion Savognin Bivio<br />

Albula lässt das Herz von Skitourenfans<br />

höherschlagen: Der Julierpass<br />

ist Ausgangsort für diverse wunderschöne<br />

Touren. Das Panorama<br />

ist mehr als eine Entschädigung für<br />

den schweisstreibenden Aufstieg.<br />

7


In der Umgebung Disentis Sedrun, der<br />

Quellregion des Rheins, gibt es Klassiker<br />

unter den Skitourengipfeln zu entdecken.<br />

Eher ein Geheimtipp ist der Lukmanierpass,<br />

der aber auch mit einigen wohlklingenden<br />

Gipfelnamen aufwarten kann.<br />

Lukmanier<br />

8


Safiental<br />

Im abgelegenen Safiental können<br />

die Gedanken zur Ruhe kommen:<br />

Die einmalige Bergwelt erlaubt vielfältige<br />

Aktivitäten. Ein besonderes<br />

Juwel ist beispielsweise Brün im<br />

Naturpark Beverin.<br />

9


Aus Berufung<br />

Die Welt am Draht<br />

10 Railservice: Für Eileen Flütsch gibt es keinen abwechslungsreicheren Job.


Der beste Platz im<br />

Bernina Express? Auch bei<br />

dieser Frage hilft Eileen<br />

Flütsch gerne weiter.<br />

Ein sicherer Fensterplatz im Bernina Express? Der beste Spot, um<br />

Fotos vom Glacier Express zu schiessen? Bevor Gäste aus Europa<br />

oder Übersee einen der Paradezüge buchen, kontaktieren sie den<br />

RhB-Railservice. Aber manche rufen dort auch an, wenn sie ohne<br />

Schuhe am Skilift stehen.<br />

«Yes, Sir, Zermatt liegt noch in der Schweiz.» «Sì, Signora, der Platz im Speisewagen<br />

ist reserviert.» «Non, Madame, Sie müssen nicht extra früher am<br />

Bahnsteig sein.» Die Stimme von Eileen Flütsch ist so ruhig, warm und<br />

überzeugend – ihr würde man am Telefon unbesehen ein Occasionsauto<br />

abkaufen. Aber die Frau will niemandem etwas andrehen.<br />

Sie und ihre elf Kolleginnen und Kollegen<br />

«Wir versuchen wirklich,<br />

im Railservice sind zuständig für die Buchungen und<br />

jedem Anrufer und jeder Reservationen im Bernina- und Glacier Express. In<br />

Anruferin zu helfen.» den mit Computern und Telefonen bestückten Büros<br />

mitten in Chur laufen die Fäden aus der ganzen<br />

Eileen Flütsch<br />

Welt zusammen. «Wir sind von 7 bis 19 Uhr täglich<br />

für unsere Gäste da», sagt die Frau mit Bähnler-Blut in den Adern: «Schon<br />

mein Vater und dann meine Schwester arbeiteten für die RhB. Und für<br />

mich war immer klar: Das will ich auch.» Warum? «Neben der Faszination<br />

Eisenbahn ist es wohl die Struktur der Firma: Du kennst eigentlich jeden<br />

und jede. Es ist fast wie in einer grossen Familie.»<br />

Zwei Tage Schweiz<br />

Und so parliert Eileen Flütsch mit der ganzen Welt und versucht, den Wünschen<br />

von Menschen gerecht zu werden, die zehn Tage durch Europa reisen.<br />

«Da ist alles minutiös durchgetaktet und für die Schweiz sind da oft<br />

nur zwei Tage reserviert.» Die Zugstrecke selber ist zwar auch wichtig, aber<br />

es gibt zwei Orte, die ein absolutes Must sind: St. Moritz und Zermatt. «Dort<br />

wollen alle Schweiz-Reisenden gewesen sein.»<br />

Die Gespräche mit den Kundinnen und Kunden dauern in der Regel ein<br />

paar Minuten, sind aber sehr unterschiedlich – je nachdem, von wo die<br />

11


Anfrage stammt: «Die Briten sind sehr höflich. Mit den Australiern wird<br />

es oft lustig, die Inder sind meist nervös und beenden fast jeden Satz mit<br />

‹Ma’am› (Madame)», erzählt die Reiseberaterin. Ausserdem hat sie festgestellt:<br />

«Es gibt auf dieser Welt wohl 1000 verschiedene Arten, Englisch zu<br />

sprechen – einige davon verstehe ich bis heute kaum.»<br />

Schneller Service<br />

Zum Teil laufen die Gespräche recht businessmässig ab, manchmal aber<br />

entwickeln sich ganz persönliche Konversationen – vor allem dann, wenn<br />

die Kundinnen und Kunden zum ersten Mal auf eine grössere Reise gehen<br />

und auch ein bisschen Angst haben vor dem, was da auf sie zukommt.<br />

Rückmeldungen sind im Beruf einer Railservice-Mitarbeiterin eher selten.<br />

«Aber das liegt in der Natur der Sache», sagt Eileen Flütsch. «Wir haben<br />

keinen persönlichen Kontakt. Wenn es dann aber Reaktionen per E-Mail<br />

Wie eine grosse<br />

Familie: Eileen<br />

Flütsch gefällt<br />

es, dass bei der<br />

RhB fast jeder<br />

jeden kennt.<br />

12<br />

www.rhb.ch/contura


gibt, dann sind sie positiv. Gelobt wird vor allem unser unkomplizierter<br />

und schneller Service», sagt sie und in der Stimme schwingt ein bisschen<br />

berechtigter Stolz mit. «Andere Bahnen lassen sich für Antworten 48 Stunden<br />

Zeit. Wir erledigen das in der Regel am gleichen Tag.»<br />

Der Koffer im Zug, der Kunde in Kloten<br />

Wenn die junge Frau nicht gerade mit der Welt kommuniziert, hilft sie<br />

verzweifelten RhB-Reisenden: «Bei uns kommen alle möglichen Anfragen<br />

rein: Da geht es etwa darum, wie das Wetter in 14 Tagen sein wird<br />

oder ob man morgen wohl die Hirsche an der Arosalinie sehen kann.»<br />

Dazu kann Eileen Flütsch natürlich keine verlässlichen Vorhersagen machen.<br />

«Doch wir versuchen wirklich, jedem Anrufer und jeder Anruferin zu<br />

helfen», sagt die RhB-Mitarbeiterin. Auch jenen, die ihre<br />

Skischuhe im Zug vergessen haben und jetzt an der Talstation<br />

des Skilifts stehen und nicht weiterwissen. Oder<br />

«Wenn es sein muss,<br />

machen wir auch – noch schlimmer – wenn der Koffer im Zug, der Kunde<br />

einen Kopfstand.» aber am Flughafen steht. «Dann machen wir wirklich alles,<br />

wenn es sein muss, auch einen Kopfstand, damit wir<br />

Eileen Flütsch<br />

das hinbiegen können.» In solchen Fällen ruft die RhB-<br />

Frau ein «Familienmitglied» an – und der Koffer geht mit dem nächsten<br />

Zug nach Zürich Kloten. Und die Skischuhe zwar nicht gerade an den Skilift,<br />

aber zumindest an den nächstgelegenen Bahnhof. «Kompliziert wird es<br />

erst, wenn ein Tag verstrichen ist und die Suchmeldung dann ganz offiziell<br />

wird. Dann läuft es über das SBB-Fundbüro.» Dort nimmt alles seinen<br />

bürokratischen Gang. Und der kann dauern. Seit acht Jahren macht Eileen<br />

Flütsch nun diesen Job. Schleicht sich da nicht Langeweile, Routine ein?<br />

«Überhaupt nicht, sonst würde ich schon<br />

lange etwas anderes tun», sagt sie. «Aber<br />

jeder Tag ist anders und es ist faszinierend, Ihr Arbeitsplatz bei uns<br />

die unterschiedlichsten Probleme zu lösen. Unser Erfolg basiert auf Menschen.<br />

Tag für Tag übernehmen über 1500<br />

Eigentlich kann ich mir gar nichts Spannenderes<br />

vorstellen.»<br />

Sie sorgen dafür, dass Gäste und<br />

Mitarbeitende Verantwortung.<br />

Güter sicher und pünktlich ans<br />

Ziel kommen.<br />

www.rhb.ch/arbeitgeberin<br />

13


Berninalinie<br />

Die japanische<br />

Schwester<br />

14 Hommage an die gute Beziehung: «Allegra»-Zug der Hakone Tozan Railway.


RhB-Direktor Renato Fasciati,<br />

VR-Präsident Stefan Engler und<br />

Vertreter der Hakone Tozan<br />

Railway taufen 2016 die neue<br />

Alvra-Zugkomposition.<br />

Im Südwesten von Tokio, da fühlt man sich auf einmal fast wie in<br />

Grau bünden: Züge im Design des Bernina Express, ein Café, das<br />

«St. Moritz» heisst, und all dies eingebettet in wunderschöne Landschaften.<br />

Dieses Erlebnis beruht auf einer wunderbaren Beziehung,<br />

die zu Beginn des letzten Jahrhunderts ihren Anfang nahm.<br />

Es gibt Freundschaften, die dauern ein paar Jahre und fransen dann aus.<br />

Dann gibt es Freundschaften, die dauern ein Leben lang. Das sind schon<br />

seltene Verbindungen. Und dann gibt es noch Freundschaften, die überdauern<br />

Generationen. Die sind so kostbar, dass man sie gar nicht genug<br />

schätzen kann. Von einer solchen ist hier die Rede.<br />

Man schrieb das Jahr 1912 und ein Herr Handa, dessen Vorname heute<br />

niemand mehr kennt, hörte im fernen Japan von einem Wunderwerk in<br />

den Schweizer Bergen, von einer neuen Bahn mit 55 Tunnels, 196 Brücken<br />

und Steigungen von bis zu 70 Promille. Einer Bahn, die von<br />

Graubünden vorbei an Gletschern ins fast mediterrane Klima<br />

Norditaliens fährt. So etwas war zu jener Zeit unerhört<br />

«Hakone hat<br />

viele Parallelen und Herr Handa, seines Zeichens Ingenieur, machte sich auf,<br />

zu Graubünden.» dieses Wunderwerk mit eigenen Augen zu sehen. Er suchte<br />

Sebastian Blättler im Auftrag der Hakone Tozan Railway Vorbilder für die Trassierung<br />

einer Bahn im topografisch schwierigen Gebiet Hakone<br />

– einer beliebten touristischen Region im Südwesten Tokios. Und so<br />

reiste der japanische Ingenieur per Schiff und Bahn um die Welt und kam<br />

nach Graubünden. Das System der Adhäsionsbahn auf der Berninalinie, die<br />

locker einen Höhenunterschied von 1824 Metern überwindet, überzeugte<br />

ihn auf Anhieb. So wurde die Hakone-Linie nach demselben Prinzip wie die<br />

Berninabahn der RhB errichtet – und die Freundschaft nahm ihren Anfang.<br />

Zwei Schwestern<br />

In jeder Beziehung gibt es Durststrecken, so auch zwischen der RhB und<br />

der Hakone Tozan Railway. Das ist vor dem Hintergrund der damaligen<br />

15


Zeit verständlich: kein Internet, keine Flugverbindungen. Dafür ein Erster<br />

Weltkrieg, dann eine monströse globale Wirtschaftskrise und danach grad<br />

nochmals ein Weltkrieg. Trotz all dieser Desaster erkaltete die Freundschaft<br />

nie ganz und 1979 erblühte sie gar von Neuem. Man schloss Blutsschwesternschaft<br />

zwischen den beiden Bahnlinien und die geschwisterliche Liebe<br />

ist seither nie mehr erloschen. Im Gegenteil. «Seit jener Zeit tauschen wir<br />

bahntechnisches Wissen, immer häufiger auch touristische Erfahrungen<br />

aus», weiss Sebastian Blättler, Market Manager Asia-Pacific bei der RhB.<br />

«Dafür – und zur Pflege unserer Freundschaft – besuchen wir uns gegenseitig<br />

regelmässig. Im einen Jahr kommen die Japaner, im nächsten Jahr<br />

besuchen wir sie in Hakone.»<br />

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft<br />

Bereits 1982 überbrachte die RhB zwei Kuhglocken zur Einweihung der<br />

Station Gora nach Japan. Dort hängen sie bis heute. Beziehungen beruhen<br />

auch immer auf Gegenseitigkeit und 1984 wurden als Zeichen der Verbundenheit<br />

auf der Berninalinie zusätzliche Tafeln mit den Stationsnamen<br />

St. Moritz, Alp Grüm und Tirano in japanischer Schrift angebracht. Seit 1991<br />

trägt zudem ein RhB-Triebfahrzeug die Bezeichnung «Hakone» und das<br />

japanische Nationalsymbol, die aufgehende Sonne. Im Gegenzug fährt in<br />

Japan seit 2009 eine ganze Komposition der Hakone Tozan Railway in einem<br />

vollständig dem Glacier Express entsprechenden Design. Zudem werden<br />

auf weiteren Linien drei Wagen im Design des Bernina Express eingesetzt.<br />

Und in der Station Gora gibt es gar ein Café mit dem Namen St. Moritz.<br />

Verbundenheit:<br />

Die japanische<br />

Zugkomposition<br />

im Design des<br />

Glacier Express<br />

und eine RhB-<br />

Delegation bei<br />

der Station Gora.<br />

16<br />

www.rhb.ch/contura


Graubünden<br />

in Ehren: In der<br />

japanischen<br />

Bahnstation<br />

Gora gibt es ein<br />

Café «St. Moritz».<br />

Lust aufs Original<br />

Doch es bleibt nicht nur bei Geschenken und Erfahrungsaustausch, es geht<br />

auch um Mehrwert für alle Beteiligten. «Hakone ist eine wunderschöne<br />

Gegend und hat viele Parallelen zu Graubünden», weiss Blättler. Beide<br />

Regionen sind von den nächsten Grossstädten, nämlich Tokio respektive<br />

Zürich, in einer anderthalbstündigen Bahnfahrt zu erreichen. Sowohl<br />

Graubünden als auch Hakone sind touristische Magnete, die Gäste aus der<br />

ganzen Welt anziehen. Und für beide Gebiete ist die Bahn die touristische<br />

Lebensader. «Wenn wir dort präsent sind, hat das enorme Ausstrahlung<br />

auf Japan und darüber hinaus auf viele asiatische Länder», so Blättler weiter.<br />

Dass die Berninalinie und mit ihr die ganze RhB in Hakone ins rechte<br />

Licht gerückt wird, dafür sorgt Schweiz Tourismus – so etwas wie die dritte<br />

Schwester im Bunde. Wenn also die asiatischen Gäste eine kleine Version<br />

der Berninabahn in Japan sehen, weckt das<br />

bei diesen die Lust aufs Original. Und dieses<br />

Original steht nun mal in der schönsten Ecke Hinauf aufs Dach der RhB<br />

Die Berninalinie zwischen St. Moritz<br />

der Schweiz. Der Schweiz? Ach was – in der<br />

und Tirano verbindet den Norden<br />

schönsten Ecke Europas. Eben in Graubünden. und den Süden Europas. Die<br />

berühmte Panoramastrecke gehört<br />

zum UNESCO Welterbe RhB.<br />

www.rhb.ch/bernina<br />

17


Nächster Halt<br />

Besuch bei den<br />

Biopionieren<br />

18


Ein mutiger Schritt: Die Käserei in Andeer stellte 1993 auf Bio um.<br />

19


Vor gut einem Vierteljahrhundert entschlossen sich die Milchbauern<br />

und Käsereien zwischen der Via Mala und dem San Bernardino<br />

zu einem radikalen Schritt: Sie stellten alle auf Bio um. Das<br />

war für die damalige Zeit nachgerade revolutionär. Ein Blick zurück<br />

und eine Bestandesaufnahme.<br />

Der Urknall fand 1993 statt. Und seither ist in der Bündner Landwirtschaft<br />

nichts mehr, wie es einmal war: Im Val Schons und im Hinterrhein beschlossen<br />

die Milchbauern, und mit ihnen die vier Käsereien von Hinterrhein,<br />

Splügen, Sufers und Andeer, auf biologischen Landbau umzustellen.<br />

In der politischen Situation von damals war das – zurückhaltend ausgedrückt<br />

– unerhört. Die Reaktionen waren entsprechend.<br />

Käserei als Fundament<br />

Zum Urknall kam es, weil unter anderem ein paar Bergbauern, ein einzelner<br />

Landwirtschaftsberater und der Grossverteiler Coop weit über die nahen<br />

Berge hinausdachten. Es gab zu viel unverkäuflichen Käse und auch anderes<br />

lag im Argen. «Fungizide, Pestizide, verschmutztes Wasser, Überproduktion,<br />

ausgeräumte Landschaften – diese Themen waren ja damals schon<br />

aktuell», erinnert sich Martin «Floh» Bienerth, der zusammen mit seiner<br />

Frau Maria Meyer die Sennerei in Andeer betreibt. «Diese Umstellung einer<br />

ganzen Talschaft war im Landwirtschaftssektor revolutionär», sagt Maria.<br />

«Ich studierte damals in Witzenhausen in <strong>Deutsch</strong>land an der einzigen<br />

Biologisch produzierte<br />

Milch und<br />

Käse sind ihre<br />

Leidenschaft:<br />

Martin Bienerth<br />

und Mitarbeiterin<br />

Julia Romer.<br />

20<br />

www.rhb.ch/contura


Mit Bio zum<br />

Erfolg: Den<br />

Käsereien zwischen<br />

der Via<br />

Mala und dem<br />

San Bernardino<br />

geht es bestens.<br />

Universität, die einen Lehrstuhl im Fachbereich Ökologische Landwirtschaft<br />

hatte», so Meyer. «Dass eine ganze Region in der Schweiz auf Bio umstellte,<br />

warf Wellen bis zu uns und ich schloss mein Studium mit einer Arbeit über<br />

diese Region ab.» Der Urknall hallt bis in die Gegenwart nach und auch<br />

heute noch pilgern Gruppen von Agrarpolitikern, Bauern, Fernsehteams<br />

und Funktionären aus ganz Europa in dieses Tal. «Sie können dann fast<br />

nicht glauben, was sie sehen», lacht Floh, der selbst den Papst mit Du<br />

anreden würde. Was sie sehen, ist Folgendes: Während in der ganzen<br />

Schweiz in den letzten Jahrzehnten Hunderte von Milchverarbeitungsbetrieben<br />

geschlossen wurden, geht es den Käsereien zwischen der Via Mala<br />

und dem San Bernardino bestens. Das hat Auswirkungen auf die ganze<br />

Region: «Wenn Sennereien schliessen, verschwinden die Milchbauern, verschwindet<br />

der Tierarzt, verschwindet der Milchladen, verschwindet der<br />

Landmaschinenmechaniker, die Metzgerei, später dann der Coiffeur, die<br />

Bank, die Schule», sagt Floh. Das alles sei in seiner Region nicht geschehen.<br />

21


Erhalten statt wachsen<br />

Natürlich reicht es nicht, dass plötzlich das Bioschild an den Höfen und<br />

Sennereien aufgehängt wird. Die angebotenen Milchprodukte müssen von<br />

hervorragender Qualität sein und es muss ein Umdenken<br />

in den Köpfen und Herzen der Beteiligten stattfinden.<br />

Der Spruch auf dem T-Shirt von Floh bringt es<br />

«Wir wollten die<br />

Wertschöpfung in den auf den Punkt: «Erhalten statt wachsen.» Und vor allem<br />

müssen die Käsereien innovativ sein. «Angefangen<br />

Bergen behalten.»<br />

Martin Bienerth<br />

hat es damals ja damit, dass Coop die Abnahme einer<br />

bestimmten Jahresmenge an Biobergkäse garantierte»,<br />

erinnert er sich. «Das war aber nur der Start und es war klar, dass wir uns<br />

nicht in die Abhängigkeit von einem Grossverteiler begeben wollten. Nein<br />

– wir wollten mehr! Wir wollten die Wertschöpfung in den Bergen, also<br />

bei uns, behalten.» Dafür mussten die Käsereien diversifizieren und heute<br />

Stemmt seit<br />

mehr als einem<br />

Vierteljahrhundert<br />

erfolgreich<br />

sein revolutionäres<br />

Bioprojekt:<br />

Käser Martin<br />

Bienerth.<br />

22<br />

www.rhb.ch/contura


Alleine die Sennerei<br />

in Andeer<br />

produziert rund<br />

30 verschiedene<br />

Käsesorten.<br />

produziert allein die Sennerei in Andeer 30 verschiedene Käsesorten, vom<br />

Weichkäse bis zum zwei Jahre gelagerten Extrahartkäse. Die Sennerei in<br />

Sufers hat sich auf Schaf- und Ziegenkäse spezialisiert, in Splügen erhält<br />

man die wohl verrücktesten Joghurts der Welt, während der Käse aus Hinterrhein<br />

in die halbe Welt exportiert wird.<br />

In den Händen der nächsten Generation<br />

In den vier Käsereien können Kunden direkt einkaufen, Splügen und Andeer<br />

haben gar einen eigenen Laden. Doch ein Grossteil der Produktion<br />

geht in Verkaufskanäle in der ganzen Schweiz. «Wir übernehmen eigentlich<br />

die Aufgabe von Tourismusverantwortlichen», sagt Floh<br />

«Die Umstellung dazu. «Wenn unsere Biokäse in Läden in Genf oder Zürich<br />

angeboten werden, wenn sie im Schloss Schauenstein von<br />

einer ganzen Tal -<br />

Spitzenkoch Andreas Caminada oder im Stucki von Tanja<br />

schaft auf Bio Grandits auf der Karte stehen, dann tragen wir den Namen<br />

war revolutionär.» unserer Täler in die Öffentlichkeit und machen potenzielle<br />

Martin Bienerth Gäste auf die Region aufmerksam.» Doch die «Bioniere»<br />

von damals kommen alle langsam ins Pensionsalter. Sie haben<br />

oft jahrelang ohne Ferien gekrampft, finanzielle Durststrecken erlebt,<br />

investiert und der eine oder andere Traum ist geplatzt. Aber sie haben den<br />

Urknall gezündet und ob er weiterhallt, liegt jetzt bei der nächsten Generation.<br />

Den Dörfern entlang des Hinterrheins – und den Käseliebhabern<br />

auf der ganzen Welt – wäre es zu gönnen.<br />

23


UNESCO Welterbe RhB<br />

Leuchtturm<br />

im Herzen<br />

Graubündens<br />

24<br />

Viaduktplatz beim Landwasserviadukt.


Der Landwasserviadukt der RhB im<br />

Albulatal steht nicht nur für Bahnerlebnisse,<br />

sondern für Natur, Wasser<br />

oder Biolandwirtschaft. Das Bauwerk<br />

wird zum Wahrzeichen des Kantons<br />

und soll Gäste aus der ganzen Welt<br />

in seinen Bann ziehen.<br />

Frankreich? Eiffelturm. USA? Freiheitsstatue.<br />

<strong>Deutsch</strong>land? Brandenburger Tor.<br />

Graubünden? Äh … Doch das soll sich<br />

ändern, denn unter der Führung der RhB<br />

haben sich Touristiker, Regionalentwickler,<br />

der Kanton, Gemeinden und weitere<br />

Organisationen auf das Leuchtturmprojekt<br />

Landwasserviadukt geeinigt. Dass es<br />

gerade dieses Bauwerk ist, kommt nicht<br />

von ungefähr: «Der Landwasserviadukt<br />

gehört seit 2008 zum UNESCO Welterbe.<br />

Er liegt fast genau im geografischen Zentrum<br />

des Kantons, inmitten einer wunderbaren<br />

Landschaft, und ist weltweit<br />

einmalig», sagt der Leiter des Projekts<br />

«Landwasserviadukt – Wahrzeichen<br />

Graubündens», Roman Cathomas von<br />

der RhB. Der 1901 erbaute Viadukt ist<br />

65 Meter hoch und 142 Meter lang. Das<br />

Aussergewöhnlichste ist sicherlich,<br />

dass der Landwasser viadukt<br />

in einer engen Kurve liegt und direkt<br />

in einen Tunnel in einer steil<br />

abfallenden Felswand mündet.<br />

25


N<br />

10 km<br />

Lugano ( CH )<br />

270 m ü. M.<br />

Moesa<br />

Landquart<br />

Thusis<br />

Rhein<br />

Reichenau<br />

Albula<br />

Chur<br />

Tiefencastel<br />

10 km<br />

U B Ü<br />

Bergell<br />

Maira<br />

Filisur<br />

UNESCO Welterbe<br />

Albula- / Berninalinie<br />

der Rhätischen Bahn<br />

Andere Strecken der<br />

Rhätischen Bahn<br />

Bergün<br />

Davos<br />

St. Moritz<br />

N D E<br />

Inn<br />

N<br />

Samedan<br />

Pontresina<br />

Berninagruppe<br />

Sondrio (I)<br />

Veltlin ( I )<br />

Adda<br />

Inn<br />

Zernez<br />

Ospizio Bernina<br />

Poschiavo<br />

Scuol<br />

Müstair<br />

Tirano (I)<br />

Viadukte und Brücken<br />

Tu nels<br />

Stützmauern<br />

Galerien<br />

Dammböschungen<br />

Viaducts and bridges<br />

Viadukte und Brücken<br />

Tu nels<br />

Tu nels<br />

Revetment wa ls<br />

Stützmauern<br />

Ga leries<br />

Galerien<br />

Dam embankments<br />

Da mböschungen<br />

Large reception building<br />

Grö seres Aufnahmegebäude<br />

Medium-size reception building<br />

Mi tleres Aufnahmegebäude<br />

Sma l reception building<br />

Kleineres Aufnahmegebäude<br />

Wartehäuschen<br />

Linesman's hut<br />

Wärterbude<br />

Shed<br />

Remise<br />

Workshop<br />

Werkstä te<br />

Covered turntable<br />

Gedeckte Drehscheibe<br />

Turntable<br />

Drehscheibe<br />

Water crane<br />

Wa serkran<br />

Churches and chapels<br />

Kirchen und Kape len<br />

Forts and residential towers<br />

Burgen, Türme, Schlö ser<br />

Aristocratic and u per-cla s houses,<br />

farmhouses, hotels and museums<br />

Häuser, Hotels, Pala zi, Mus en<br />

Locations of archaelogical finds<br />

Archäologische Fundste len<br />

Ore storage sites<br />

Erzlagerstä ten<br />

Therapeutic springs<br />

Heilque len<br />

Reservoirs<br />

Staus en und Staubecken<br />

Control centres, power plants<br />

and converter stations<br />

Zentralen, Werke und Umformerstationen<br />

Wartehäuschen<br />

Remise<br />

Werkstä te<br />

Gedeckte Drehscheibe<br />

Drehscheibe<br />

Wa serkran<br />

Kirchen und Kape len<br />

Burgen, Türme, Schlö ser<br />

Archäologische Fundste len<br />

Erzlagerstä ten<br />

Heilque len<br />

Staus en und Staubecken<br />

17.4.2 09 17:40:53 Uhr<br />

Viaducts and bridges<br />

Viadukte und Brücken<br />

Tu nels<br />

Tu nels<br />

Revetment wa ls<br />

Stützmauern<br />

Ga leries<br />

Galerien<br />

Dam embankments<br />

Da mböschungen<br />

Large reception building<br />

Grö seres Aufnahmegebäude<br />

Medium-size reception building<br />

Mi tleres Aufnahmegebäude<br />

Sma l reception building<br />

Kleineres Aufnahmegebäude<br />

Linesman's hut<br />

Wartehäuschen<br />

Shed<br />

Remise<br />

Workshop<br />

Werkstä te<br />

Covered turntable<br />

Gedeckte Drehscheibe<br />

Turntable<br />

Drehscheibe<br />

Water crane<br />

Wa serkran<br />

Churches and chapels<br />

Kirchen und Kape len<br />

Forts and residential towers<br />

Burgen, Türme, Schlö ser<br />

Aristocratic and u per-cla s houses,<br />

farmhouses, hotels and museums<br />

Häuser, Hotels, Pala zi, Mus en<br />

Locations of archaelogical finds<br />

Archäologische Fundste len<br />

Ore storage sites<br />

Erzlagerstä ten<br />

Therapeutic springs<br />

Heilque len<br />

Wahrlich eine bahntechnische Meisterleistung.<br />

Dank seiner Lage ist der Landwasserviadukt<br />

von überall her vergleichsweise<br />

einfach mit der Bahn, dem Bus und<br />

privaten Verkehrsmitteln zu erreichen.<br />

Eine realisierbare Vision<br />

Noch ist nichts entschieden, noch ist das<br />

Ganze sozusagen «Work in Progress» –<br />

eine Vision. Allerdings eine, die schon<br />

einiges an Realität beinhaltet. «Natur, Kulturlandschaft, Wasser und das<br />

UNESCO Welterbe Rhätische Bahn sind die Elemente, die das Albula- und<br />

das Landwassertal prägen. Wir wollen ja nicht etwas völlig Neues, gar ein<br />

Disneyland, aus dem Boden stampfen, sondern Bestehendes weiterentwickeln,<br />

erlebbar machen und miteinander verknüpfen», so Cathomas.<br />

Da ist zunächst einmal das Bahnerlebnis: «Vorhanden sind nicht nur die<br />

architektonisch einmaligen Bahnbauten. Wir sind in der glücklichen Lage,<br />

dass wir über rund 70 gut erhaltene oder restaurierte Bahnwagen aus allen<br />

Epochen der Bündner Bahngeschichte verfügen, die im Sommer bereits<br />

zwischen Davos und Filisur eingesetzt werden.» Aber die Region zwischen<br />

den Dörfern Surava, dem angedachten Heimatbahnhof für die historischen<br />

Züge, Wiesen mit seinem Viadukt und Bergün mit dem Bahnmuseum wird<br />

nicht nur für Bahnfans attraktiv. Da ist der Parc Ela, der die drei Sprachkulturen<br />

Romanisch, <strong>Deutsch</strong> und Italienisch vereinigt – der Kanton im<br />

Miniformat. Mit steilen Berggipfeln und weiten Landschaften, umgeben<br />

von Gletschern und Bergseen, bietet der Park Erlebniskultur. «Dort können<br />

wir beispielsweise aufzeigen, dass Wald nicht einfach Wald ist, sondern<br />

dass er ganz verschiedene Funktionen<br />

hat: Schutzwald, Weidewald oder<br />

Ein bahntechnisches Meisterwerk<br />

Nutzwald», so der Projektleiter. Ganz<br />

Wir bringen Sie mit speziellen Angeboten<br />

dem UNESCO Welterbe RhB ein Stück<br />

konkret wird es auf den Biohöfen beim<br />

näher. Steigen Sie ein, es Landwasserviadukt. Hier erhalten die<br />

erwartet Sie ein Paradestück Besucher einen Eins-zu-eins-Einblick in<br />

der Bahnpionierzeit<br />

die Berglandwirtschaft.<br />

www.rhb.ch/unesco<br />

Reiseführer<br />

UNESCO Welterbe<br />

Rhätische Bahn in der Landschaft<br />

Albula/Bernina<br />

Streckenplan<br />

UNESCO Welterbe «Rhätische Bahn in der Landschaft Albula/Bernina»<br />

Valle Mesolcina<br />

Hinterrhein<br />

Domleschg<br />

G R A<br />

Oberhalbstein<br />

Landwassertal<br />

Albulatal<br />

Oberengadin<br />

Val Poschiavo<br />

Unterengadin<br />

Piktogramme<br />

Streckenbeschrieb<br />

Grö seres Aufnahmegebäude<br />

Mi tleres Aufnahmegebäude<br />

Kleineres Aufnahmegebäude<br />

Wärterbude / Wärterhäuschen<br />

Häuser, Hotels, Pala zi, Mus en<br />

Zentralen, Werke und Umformerstationen<br />

Lago di Como<br />

26<br />

www.rhb.ch/contura


Bevölkerung und Region mit im Boot<br />

Die Idee rund um das neue Wahrzeichen Graubündens wurde nicht im<br />

stillen Kämmerlein ersonnen, sondern mit Exponenten aus der Region,<br />

der Politik, dem Tourismus, dem Parc Ela und der RhB erarbeitet. Auch die<br />

Umweltschutzorganisationen werden einbezogen und Naturaufwertungsmassnahmen<br />

geprüft. Vor allem können aber die Bewohnerinnen und<br />

Bewohner der Region an der Urne über das Wahrzeichen Graubündens abstimmen.<br />

«Die Bevölkerung genauso wie die Wirtschaft der Region und des<br />

Kantons sollen das Projekt mittragen und prägen. Sie sollen die Umsetzung<br />

unterstützen, sich in den Betrieb einbringen und die kontinuierliche Weiterentwicklung<br />

fördern», sagt Cathomas. Damit könne die Verwurzelung<br />

des Attraktionsraumes Landwasserviadukt in der Region und in Graubünden<br />

langfristig gelingen.<br />

Keine Angst vor Übertourismus<br />

«Wir wollen auch nicht einfach mit Volldampf loslegen, sondern kontinuierlich<br />

wachsen», so der Projektleiter weiter. Er rechnet im Jahr 2022 mit<br />

rund 25 000, im Jahr 2025 mit 50000 Besuchern. Zum Vergleich: Das Bahnmuseum<br />

in Bergün verzeichnet jährlich 25 000 Eintritte. Mitgeplant wird<br />

vorsorglich ein Besucherlenkungssystem, um jederzeit auf das Gästeaufkommen<br />

reagieren und die Gästeströme in die gewünschten Bahnen lenken<br />

zu können. «Die Sommersaison hat noch sehr viel brachliegendes Potenzial.<br />

Vor dem sogenannten Übertourismus, der zu Konflikten zwischen<br />

Einheimischen und Besuchern an zu stark besuchten Ausflugszielen führen<br />

kann, muss niemand Angst haben.»<br />

Der Landwasserviadukt soll also zum Wahrzeichen Graubündens entwickelt<br />

werden. Was sagen eigentlich die übrigen Tourismusorte dazu? «Sie werden<br />

nirgends in unseren Plänen etwas über den Bau von Hotels lesen», so<br />

Cathomas. «Wir sind keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung und ein<br />

neuer Anziehungspunkt für Gäste aus dem Kanton, der Schweiz und<br />

der weiten Welt. Ganz Graubünden soll von diesem neuen spannenden<br />

Ausflugsort profitieren.»<br />

Infos zum Projekt unter www.projekt-landwasserviadukt.ch<br />

27


Schmitten und Filisur:<br />

den Landwasserviadukt von hochwertigen<br />

Aussichtsplattformen bestaunen<br />

Die «Landwasserwelt»<br />

erleben und entdecken<br />

Hof Solas Davains:<br />

der Erlebnisbauernhof<br />

für Jung und Alt<br />

Hop-on Hop-off Zug:<br />

der Shuttle durch die Landwasserwelt<br />

28 www.rhb.ch/contura


Davos Wiesen:<br />

den Historic Bahnhof<br />

und den Wiesnerviadukt<br />

erleben<br />

Das Bahnwagenzentrum<br />

mit Gastronomie in Filisur<br />

Bahnmuseum Albula:<br />

eintauchen in die Geschichte der<br />

Rhätischen Bahn und der Albulalinie<br />

Filisur: den Wald hautnah erleben<br />

29


Fensterplatz<br />

Maurin Klesse (18) ist<br />

Netzelektriker und<br />

pendelt täglich von<br />

seinem Heimatort<br />

Fanas zur Arbeit nach<br />

Chur und zurück.<br />

«Bergün ist wunderschön»<br />

Guten Abend. Ein Rucksack, ein Mineral ­<br />

wasser und ein Lächeln auf den<br />

Lippen. Es sieht nach Feierabend aus?<br />

So ist es. Ich warte auf den Zug, relaxe<br />

noch ein bisschen und beobachte das<br />

Treiben am Bahnhof.<br />

Wohin fahren Sie?<br />

Heim – ins Prättigau. Zu meiner Familie.<br />

Nehmen Sie immer den Zug?<br />

Ja – es ist ja auch genial: Er bringt mich<br />

direkt nach Chur zu meiner Arbeit und<br />

wieder nach Hause. Ohne Stress und mit<br />

freundlichem Personal.<br />

Dann kennen Sie die Strecke und schauen<br />

nicht mehr immer zum Fenster hinaus.<br />

Was machen Sie auf der Zugfahrt?<br />

Ich höre Musik oder schaue YouTube-<br />

Videos. Oder ich rede mit anderen Passagieren.<br />

Angenommen, ich wäre ein Tourist<br />

und würde Sie nach einem lohnenden<br />

Ausflugsziel mit der RhB fragen.<br />

Was würden Sie mir raten?<br />

Ganz einfach: Bergün. Erstens ist die<br />

Zugstrecke durchs UNESCO Welterbe RhB<br />

Albula / Bernina eindrücklich. Und dann<br />

ist auch das Dorf mit seinen Engadinerhäusern<br />

wirklich sehenswert. Dazu<br />

kommt, dass Bergün der Ausgangspunkt<br />

für viele kurze und längere Wanderungen<br />

ist.<br />

Ist Bergün also Ihr Lieblingsort in<br />

Graubünden?<br />

Nein – nicht ganz. Bergün ist wirklich<br />

wunderschön. Aber mein Lieblingsort<br />

ist Fanas. Ein kleiner Ort hoch über dem<br />

Prättigau. Dort bin ich daheim und dort<br />

fühle ich mich geborgen.<br />

30<br />

www.rhb.ch/contura


«So viele Hirsche gibt’s sonst nirgends»<br />

Sie schauen so zufrieden aus. Darf ich<br />

Sie fragen, warum?<br />

Das Wetter ist optimal, ich habe Wochenende<br />

und bin auf der Fahrt nach Hause.<br />

Was gibt es Besseres?<br />

Haben Sie eine Lieblingsstrecke?<br />

Da muss ich nachdenken … Es gibt so<br />

viele schöne Strecken. Aber doch, ja, die<br />

schönste ist wohl die von Chur nach Arosa<br />

und zurück.<br />

Zu Hause – wo ist das?<br />

Landquart Igis. Das heisst, ich muss in<br />

Landquart noch auf den Bus umsteigen.<br />

Ich fahre die Strecke nach Chur dreimal<br />

die Woche. Ich könnte auch das Auto<br />

nehmen, aber die paar ruhigen Minuten<br />

im Zug geniesse ich.<br />

Was machen Sie auf der Fahrt?<br />

Ach, das geht jeweils so schnell. Es reicht<br />

gerade für einen Blick ins Smartphone,<br />

um die News zu checken, allfällige Nachrichten<br />

zu lesen und um durchzuatmen.<br />

Dann bin ich schon fast daheim.<br />

Warum gerade diese?<br />

Das fängt schon mit der Fahrt durch die<br />

Churer Altstadt an. Dann kommt die<br />

wilde Schlucht mit ihren Brücken und<br />

Kunstbauten. Vor allem im Frühling,<br />

wenn die Wiesen ober- und unterhalb<br />

des Bahndamms aper werden, lohnt sich<br />

die Fahrt: So viele Hirsche auf so engem<br />

Raum sieht man sonst wohl nirgends.<br />

Fahren Sie auch in Ihrer Freizeit<br />

mit der RhB?<br />

Klar, es ist ja unsere Bahn, auf die wir<br />

stolz sind. Ausserdem habe ich RhB-Blut<br />

in den Adern: Mein Vater arbeitete als<br />

Gleismonteur bei der Rhätischen Bahn.<br />

Sonja Colocci (58) wohnt in Landquart Igis.<br />

Sie arbeitet im Kantonsspital Graubünden<br />

in Chur in der Administration.<br />

31


Tradition<br />

Auf der Spur<br />

der Walser<br />

32 Zeuge der Walserbesiedlung in der Region Langwies: Walserhaus in Medergen, nahe Arosa.


Eine ursprüngliche<br />

Landschaft, die bis heute<br />

in ihren Bann zieht:<br />

Thalkirch im Safiental.<br />

Im Hochgebirge lebten Steinbock, Adler, Bär und Co. weitgehend<br />

unter sich, bis die pionierhaften Walser im Hochmittelalter Siedlungen<br />

in höheren Lagen errichteten. Für ein selbstbestimmtes,<br />

freiheitliches Leben trotzten diese ersten Siedler den Launen der<br />

Bergnatur. Ursprünglich wie einst, zieht das Safiental heute Wanderer<br />

auf dem Walserweg in seinen Bann. Hier sind Kultur und<br />

Spirit der Walser noch echt erlebbar.<br />

Die Alpen sind ein Sehnsuchtsort und beliebtes Reiseziel. Doch das ist noch<br />

nicht lange in Stein gemeisselt. Die Alpen entfalten sich zwar seit Jahrmillionen<br />

majestätisch, Touristen ziehen sie aber erst seit wenigen Jahrhunderten<br />

an. Die Römer mieden das Hochgebirge noch als «terra maledicta»<br />

und malten sich die feindselige Bergwelt und ihre barbarischen Bewohner<br />

in den schrecklichsten Farben aus. In die Alpen ging nur, wer musste. Aus<br />

strategischen Gründen nahmen die Römer die wichtigen Alpenübergänge<br />

allerdings doch unter ihre Fittiche – und Wellness in den alpinen Thermalund<br />

Mineralquellen waren sie auch nicht abgeneigt.<br />

Pioniere der Alpwirtschaft<br />

Je mehr der Handel zwischen Nord und Süd zu florieren begann, desto<br />

mehr blühten in den Alpen Orte entlang der Passrouten auf. Die kargen,<br />

steindurchsetzten Böden in den höheren Lagen geben kaum etwas her.<br />

Die Sommer sind kurz, die Winter umso länger und härter. Es lauern Felsstürze<br />

und Lawinen, der Wolf und der Bär. Im Oberwallis lernten ab dem<br />

Jahr 1000 aus dem Berner Oberland zugewanderte Bauernsippen, wie sie<br />

in den kargen Höhenlagen mit Kleinvieh und Kühen überleben konnten.<br />

Das waren die ersten Walser.<br />

Ab dem 12. Jahrhundert zogen zahlreiche Walserfamilien weiter und suchten<br />

ihr Glück in anderen hoch gelegenen Alpenregionen. Klöster und Freiherren<br />

hiessen die Pioniere aus dem Oberwallis in ihrem Herrschaftsgebiet<br />

willkommen. Es war eine Win-win-Situation: Die Feudalherren konnten<br />

33


Je nach vorhandenen<br />

Materialien<br />

bauten die Walser<br />

mal mit Holz, mal<br />

mit Stein.<br />

dank der Präsenz und Wehrbereitschaft der Walser ihr Territorium besser<br />

für sich behaupten. Im Gegenzug erhielten die Walser etwa in Hinterrhein,<br />

Davos, Safien oder Langwies das mittelalterliche Kolonistenrecht<br />

und konnten in ihren Siedlungen ziemlich frei und selbstbestimmt leben.<br />

Rund 150 Ortschaften in den Alpen gehen auf die Walser zurück. Sie entstanden<br />

alle zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert und liegen über 300<br />

Kilometer verstreut von Chablais in den französischen Alpen über Bosco<br />

Gurin im Tessin bis Lech im Vorarlberg oder Galtür im Tirol. Die Auswandererfamilien<br />

schufen im romanischen Sprachraum deutsche Sprachinseln.<br />

Ihre Oberwalliser Mundart ist für die Walser charakteristisch geblieben.<br />

Heute reden noch rund 10 000 Menschen im Walserdialekt.<br />

Leben im Einklang mit der Natur<br />

Mit seinem monumentalen Gedicht «Die Alpen» verfasste der Berner Botaniker,<br />

Arzt und Aufklärer Albrecht von Haller um 1729 ein Loblied auf das<br />

einfache Hirtenleben in der schroffen Gebirgswelt: Die Bergbauern würden<br />

zwar einfach, aber befreit von jeglichem Überfluss leben. Im Überfluss ortete<br />

Haller die Quelle aller Laster. Mit seinem Gedicht traf er den Nerv der<br />

revolutionären Zeit. Es fand in Europa enorme Beachtung. In der Folge idealisierten<br />

auch Jean-Jacques Rousseau und weitere revolutionäre Aufklärer<br />

das alpine Hirtenleben. Mit ihren Lobeshymnen auf die Schweizer Alpen<br />

und ihre Bewohner schrieben sie nicht nur ideell ein «Goldenes Zeitalter»<br />

herbei, sondern auch wirtschaftlich: Die Imagekorrektur des alpinen Lebens<br />

bereitete dem Alpentourismus den Boden.<br />

Das jahrhundertealte Erbe der Zuwanderer<br />

Die Belle Époque und die glorreichen Jahre des Fremdenverkehrs zogen am<br />

Safiental fast spurlos vorbei. Dafür sind die jahrhundertealten Ställe und<br />

Häuser der Walser bis heute weitgehend erhalten geblieben. Zum Schutz<br />

vor unwillkommenen tierischen Gästen errichteten die Walser ihre Häuser<br />

oft auf Stein- und Holzpfählen. Das sogenannte «Füürhuus», die Küche,<br />

war der einzige Raum, in dem sie Feuer machten. Es war somit auch der<br />

wichtigste Raum im Haus: Hier kochten und kästen die Walser nicht nur,<br />

hier wärmten sie sich und hielten sich auch auf. Abhängig davon, welche<br />

34<br />

www.rhb.ch/contura


Ein selbstbestimmtes<br />

Leben in Abgeschiedenheit:<br />

erhaltener Stall<br />

bei Camana im<br />

Safiental.<br />

Baumaterialien sie in der näheren Umgebung vorfanden, bauten die Walser<br />

mal mehr mit Stein, mal mehr mit Holz. Ein Standard-Walserhaus gibt es<br />

nicht. In vielen Walserhäusern entdeckt man aber einen Seelenbalken, eine<br />

etwa zwei Faustbreit grosse verschliessbare Öffnung beim obersten Fenster<br />

des Hauses, durch welche die Seelen der Verstorbenen entweichen können.<br />

Einfach befreiend: der Walserweg<br />

Die Safier engagieren sich für den Erhalt der alten Ställe. Der Ausstellungsstall<br />

«Turra» widmet sich ganz der Stallkultur im Safiental. Wie die Walser<br />

einst gelebt haben und heute leben, macht der Walserweg Graubünden<br />

authentisch erlebbar. Er führt über 300 Kilometer und 23 Tagesetappen<br />

von San Bernardino im Misox nach Brand im Vorarlberg. Einer der grossartigsten<br />

Abschnitte des Walserwegs führt durch das Safiental. Zum Auftakt<br />

empfiehlt sich ein Besuch der Ruinaulta: Die auch als «Swiss Grand<br />

Canyon» bekannte Schlucht ist eine der spektakulärsten der Alpen. Inmitten<br />

der Schlucht steht einsam der Bahnhof Versam-Safien. Seit 1903<br />

hält hier die Rhätische Bahn auf Verlangen. Von der Bahnstation führt der<br />

Weg durch einen Auenwald mit einzigartiger Flora hoch ins Dorf Versam,<br />

dem eigentlichen Ausgangspunkt für das Wandererlebnis auf den Spuren<br />

der Walser. Es verspricht beglückende Begegnungen mit der Bergwelt des<br />

Naturparks Beverin, befreit vom Überfluss des modernen Lebens – eine<br />

Aussicht, die gerade in der heutigen Zeit wieder vielversprechend klingt.<br />

Der Weitwanderweg führt durch wunderbare Alpentäler, intakte Kulturlandschaften<br />

und Walsersiedlungen. Sie wählen aus fünf Touren – und wo immer möglich sorgt<br />

die RhB für den Gepäcktransport bis zur nächsten Unterkunft. www.rhb.ch/walserweg<br />

35


Paradezüge<br />

Das rockt:<br />

im Luxuszug<br />

durch die<br />

Rockies<br />

36


Zugfahrt durch eine atemberaubende Szenerie: Morant’s Curve zwischen Banff und Lake Louise.<br />

37


Er gilt als der Glacier Express von Kanada: der Rocky Mountaineer.<br />

Auch er ist ein Luxuszug wie unser Original zwischen St. Moritz und<br />

Zermatt. Und schon jahrelang wollte ich diese Reise von Banff nach<br />

Vancouver machen. Unter anderem, um zu schauen, wie sich die<br />

Mitbewerber in den Rockies so schlagen.<br />

Der blaue Teppich, goldenes Logo und eine freundlich winkende Gastgeber-Crew:<br />

«Welcome to the Rocky Mountaineer.» Auf die Sekunde genau<br />

rollt der blau-goldene Luxuszug ins historische Bahnhöfchen von Banff auf<br />

Gleis 1 ein. Es gibt nur zwei Gleise in diesem Ort, der als eine Art St. Moritz<br />

oder Zermatt Kanadas gilt. Auf dem ganzen Perron wehen Flaggen, eine<br />

Band spielt. Die Nordamerikaner beherrschen den «grossen Bahnhof» für<br />

«ihren Zug». Kurz darauf sitzen wir in unseren Ledersesseln in der Silver<br />

Class. Das Gepäck haben wir schon im Hotel in Lake Louise aufgegeben.<br />

Wir reisen nur mit Handgepäck und Fotoapparat. Los geht die Fahrt. «My<br />

name is Lauren», begrüsst uns die Zugbegleiterin. Von Mai bis Oktober ist<br />

sie Concierge, Servierfachfrau und Unterhalterin in einem, im Winter arbeitet<br />

sie als Flight-Attendant. Die perfekte Besetzung.<br />

Die Kehrtunnels – fast wie in Bergün<br />

Kaum sitzen wir – und schauen uns nach dem Braunbären um, der sicher<br />

nächstens auftauchen wird –, da kommen schon die ersten Kehrtunnels<br />

am Kicking-Horse-Pass. Sie sind im Stil des Schweizer Originals zwischen<br />

Preda und Bergün entworfen und 1907 gebaut worden. Helvetische Ingenieure<br />

standen mit Rat und Tat zur Seite. Besonders atemberaubend ist<br />

die ohrenbetäubende Achterbahnfahrt auf den offenen Aussichtsplattformen,<br />

die zwischen allen Wagen des Rocky Mountaineers angebracht sind.<br />

Eine knappe Stunde später gondeln wir entlang von Birkenwäldern, wilden<br />

Bachläufen und vorbei an einsamen Häusern in flachere Gefilde. Genau so<br />

hatte ich mir die Rockies vorgestellt. Und zwischendurch gibt’s dann auch<br />

etwas zu essen – wie beim Glacier Express im Zug zubereitet und am Platz<br />

serviert. Schmeckt ganz gut, das Dreigangmenü; wie übrigens die Rot- und<br />

Weissweine aus British Columbia auch.<br />

38<br />

www.rhb.ch/contura


Ein Luxuszug wie der Glacier Express –<br />

und auch die Landschaft auf der<br />

Reise mit dem Rocky Mountaineer steht<br />

dem Bündnerland in nichts nach.<br />

Plötzlich in der Wüste<br />

Die Zeit vergeht wie im Flug, nicht zuletzt wegen Lauren und Zugmanagerin<br />

Janice. Sie ist schon 26 Jahre in diesem Privatunternehmen, das 1990 gegründet<br />

wurde. Sie unterhalten die bunt zusammengewürfelte Gästeschar<br />

und informieren sie über Fauna, Flora, Geschichte und allerlei Kuriosa. Die<br />

Landschaft ändert sich sukzessive. Da sind auch mal weite Flächen mit<br />

Feldern und glücklichen Kühen, die ich zunächst für Bisons halte. Aber die<br />

sind rar, musste ich lernen. Gegen Abend, kurz vor unserer nächtlichen<br />

Rast in Kamloops, erfolgt nochmals ein dramatischer Kulissenwechsel:<br />

Plötzlich sind wir nämlich in einer Art Wüste gelandet. Abrupt stoppt der<br />

Zug in der Pampa, bei 25 Grad, wo’s doch am Morgen in den kanadischen<br />

Alpen gerade mal zwei Grad Celsius war. Aufgereihte Shuttlebusse empfangen<br />

uns im Nirgendwo. Im Nu sind wir vom Zug auf den Bus umgestiegen,<br />

der uns zum Hotelzimmer bringt, wo uns auch schon unser Gepäck<br />

empfängt. Das nenn’ ich Service, eine perfekte Logistik läuft da im Hintergrund.<br />

Das Hotelzimmer selbst … Nun ja, es hat eher den Charme eines<br />

in die Jahre gekommenen Motels. Da haben die Schweizer Häuser einiges<br />

mehr zu bieten. Aber wir sind ja auf einer Erlebnistour.<br />

Eine Reise durch<br />

diverse Landschaften:<br />

Der<br />

Rocky Mountaineer<br />

fährt durch<br />

den kargen<br />

Black Canyon.<br />

39


Der Glacier Express von Kanada:<br />

Der blau-goldene Rocky Mountaineer<br />

durchquert abwechslungsreiche<br />

Landschaften.<br />

Ellenlange Komposition<br />

Am nächsten Morgen beobachte ich auf der anderen Flussseite über Kilometer<br />

und Kilometer einen Güterzug. Soweit das Auge reicht: ein Zug – mit<br />

fünf hupenden Dieselloks vorgespannt. Unglaublich, was da an Gütern auf<br />

der Schiene transportiert wird. Menschen sind’s wenige, denn der Rocky<br />

Mountaineer ist der einzige reguläre Personenzug. Andere Welten halt. Nun<br />

wird’s wieder aufregend: Wir durchfahren den Rainbow Canyon entlang<br />

des Thompson Rivers, welcher der Ruinaulta-Schlucht zwischen Tamins<br />

und Ilanz gleicht. Überall thronen Sandtürme, oxidierte Steinformationen<br />

in jeglichen Farbschattierungen.<br />

Warten und nochmals warten<br />

Wir fahren durchs fruchtbare Fraser Valley. Eigentlich neigt sich der zweite<br />

Tag in der Silver Class bald dem Ende zu. Da stoppt der Zug. Für fast zwei<br />

Stunden: kein Wank. Güterzüge vor uns, Güterzüge hinter uns. Die Einfahrt<br />

nach Vancouver verzögert sich. Von wegen Pünktlichkeit – das ist scheinbar<br />

kein Thema hier … Aber oha, auch da ist Lauren um nichts verlegen.<br />

Zuerst zückt sie Blätter mit Sudokus und anderen Rätseln für die älteren<br />

Herrschaften. Und dann tischt die Bahngesellschaft ein Extradinner auf:<br />

Green Thai Curry, das schmeckt doppelt gut unter diesen Bedingungen. Und<br />

irgendwann rattern wir über eine gigantische Stahlbrücke und unzählige<br />

Weichen bis zum Privatbahnhof des Rocky Mountaineers. Dort winken alle<br />

fröhlich – ein letztes Mal. Zeit für ein grosses Trinkgeld für Lauren und Co.<br />

Wir besteigen die Busse, die uns durch die<br />

Grossstadt treffsicher zum Hotel unserer<br />

Wahl bringen. Wo uns natürlich ein schönes<br />

Bett und unser Gepäck erwarten. Chapeau!<br />

Die Excellence Class<br />

Was die Golden Class im Rocky<br />

Mountaineer, ist die Excellence Class<br />

im Glacier Express: Beim erstklas sigen<br />

Reisen mit Concierge-Service<br />

prägt sich die Fahrt von St. Moritz<br />

bis Zermatt ganz besonders ein.<br />

Ein Erlebnisbericht von <strong>Contura</strong>-Journalist<br />

Reto Wilhelm, der im Sommer 2019 mit dem<br />

Rocky Mountaineer reiste.<br />

www.glacierexpress.ch<br />

40<br />

www.rhb.ch/contura


Hätten Sie das gewusst?<br />

Zahlenspuren<br />

Im Kanton Graubünden leben rund 24 000 Gämsen, 14 000 Rehe, 13 000 Hirsche<br />

und 5 600 Steinböcke. Eine Menge Tierspuren. Nichtsdestotrotz ist es schwierig,<br />

diese meist scheuen Wildtiere zu beobachten. Die Capricorns – so heissen die<br />

Steinböcke auf Rätoromanisch – geniessen die warmen Sommermonate am liebsten<br />

auf 3 500 Meter über Meer. Im Winter kommen sie zurück in tiefere Lagen.<br />

In der kalten Jahreszeit schlägt ihr Herz etwa 60 Prozent weniger schnell als im<br />

Sommer, nämlich nur 30 bis 40 Mal pro Minute. So sparen die Steinböcke in den<br />

nährstoffarmen Tagen Energie. Und die brauchen sie, um ihr schweres Geweih zu<br />

stemmen: 20 Kilogramm trägt ein ausgewachsener Capricorn auf seinem Kopf.<br />

Auch die «Munggen» fühlen sich erst über der Waldgrenze richtig wohl, doch ganz<br />

so hoch wie die Steinböcke wollen sie nicht hinaus: Die höchsten Vorkommen des<br />

Alpenmurmeltiers liegen auf 2 300 Meter über Meer. Für die kalten Wintermonate<br />

hat sich die kleine Hörnchenart eine andere Strategie ausgedacht: Im Sommer<br />

frisst sich ein Murmeltier rund 1 200 Gramm Körperfett an, damit es den bis zu<br />

7 Monate dauernden Winterschlaf gut übersteht. Der Gang seines unterirdischen<br />

Baus kann bis zu 80 Meter lang sein. Ihre Sommerhöhlen, in die sich die<br />

«Munggen» während der sommerlichen Mittagshitze zurückziehen, befinden sich<br />

hingegen nur 1 Meter tief im Erdreich.<br />

Bergfrühling xxxxxxx in Juf: xxxxxxxxx ein «Mungg» xxxxxx prüft xxxxxxx die Wetterlage. xxxxs. 41


Kultur<br />

Pirouetten<br />

zwischen<br />

Bergdorf und<br />

Weltbühne<br />

42


Faszination Tanz: Maurus Gauthier und Winnie Dias im Stück «Verbunden». Foto: Marcus Renner.<br />

43


Berufswunsch Balletttänzer: Für einen Knaben aus einem kleinen<br />

Bündner Dorf ist diese Wahl extravagant. Seit Maurus Gauthier mit<br />

elf Jahren bei einer Aufführung die Faszination Ballett gepackt hat,<br />

folgt er konsequent seiner Leidenschaft. Sie führte ihn dahin, wo<br />

er hinwollte: auf die grosse Bühne und rund um den Globus.<br />

Maurus Gauthier lebt seinen Traum. Er vollführt Pirouetten auf den Bühnen<br />

der Welt von Toronto über Madrid bis Tel Aviv und meistert den Spagat<br />

zwischen Monaco und Moskau, New York und Schanghai. Im roten Pass<br />

des jungen Bündners, der am 17. August 1992 in Thusis auf die Welt kam,<br />

sammeln sich die Stempel – und an seinem Kühlschrank die Magnete.<br />

Einen solchen nimmt er aus jeder Stadt, die er auf Tourneen besucht, mit<br />

nach Hause. Das Leben des Ballettstars dreht sich heute aber vor allem um<br />

eines: das Staatstheater Hannover. Seit August 2019 gehört er zu dessen<br />

Ballett-Ensemble – ebenso wie seine Freundin, die Französin Sandra Bourdais.<br />

Gemeinsam mit ihr wohnt er fünf Gehminuten vom Theater entfernt.<br />

Pas de deux<br />

Gauthier und Bourdais sind dem berühmten Choreografen Marco Goecke,<br />

der in Hannover seit 2019 Ballettdirektor ist, hierher gefolgt. Goecke<br />

kannte die beiden bereits aus Stuttgart, wo sie als Tänzer sechs Jahre engagiert<br />

waren. «Nach drei Jahren wurden Sandra und ich<br />

ein Paar. Dass wir in Hannover beide weiterhin in derselben<br />

Kompanie tanzen können, ist ein Riesenglück», weiss<br />

«Beziehungen zu<br />

leben, ist für Profitänzer<br />

schwierig.» sonst kaum zu. Unterschiedliche Städte, unterschiedli­<br />

Gauthier. «Eine Beziehung zu leben, liesse unser Beruf<br />

Maurus Gauthier<br />

che Tourneepläne – das macht es schwierig.» Aufgehoben<br />

fühlt sich Gauthier in Hannover auch, weil die Stadt<br />

so grün ist. «Mit dem Velo bin ich rasch draussen an den Seen und in der<br />

Natur. Die topfebene Umgebung lässt sich gut auf zwei Rädern erkunden.»<br />

Das Auto, das er in Stuttgart zurückliess, vermisst er hier somit nicht. Die<br />

Bündner Berge, die Szenerie seiner Kindheit, hingegen schon.<br />

44<br />

www.rhb.ch/contura


Innovative<br />

Choreografien<br />

bei Gauthier<br />

Dance: Aufführung<br />

des Stücks<br />

«Uprising» von<br />

Hofesh Shechter.<br />

Aufgewachsen ist Maurus Gauthier im Domleschg am Fusse der 2575 Meter<br />

hohen Stätzerhornkette. Die Natur sog er bereits als Kind in sich auf. Vom<br />

Haus mit grossem Garten ging es direkt in den Wald. «Da baute ich Hütten<br />

und schwang an Lianen. Auch wenn es klischeehaft klingt: Ich hatte<br />

die schönste Kindheit der Welt», sagt er. Zahlreiche Schlösser und Burgen<br />

zeugen von der einstigen Bedeutung seines Heimattals, das den Weg zu<br />

den Alpenübergängen Splügen, Julier und San Bernardino weist. Im Dorf<br />

Rothenbrunnen am Hinterrhein hat Gauthier seine Wurzeln. Der Ortsname<br />

rührt vom warmen, jodeisenhaltigen Wasser der Heil- und Mineralquelle,<br />

die bis in die 1920er Jahre Kurgäste anlockte. Heute ist Rothenbrunnen ein<br />

beschauliches Nest mit 300 Einwohnern – und einem eigenen Bahnhof.<br />

Auf den Ballettzug aufgesprungen<br />

Der Bahnhof und die Rhätische Bahn boten dem jungen Maurus Anschluss<br />

an die Welt: Südwärts fuhr er mit der RhB gerne nach Thusis in die nächstgelegene<br />

«Badi». Immer häufiger aber bestieg er ab Rothenbrunnen die<br />

rote Bahn Richtung Chur. Da sah er als Elfjähriger erstmals einen Balletttänzer<br />

solo auf der Bühne. «Die Sprünge und Pirouetten, die Eleganz und<br />

45


Leichtigkeit im Ausdruck … Es faszinierte mich und liess mich nicht mehr<br />

los.» Vom Jazzdance, der Leidenschaft seiner Mutter, wechselte er zum Ballett,<br />

nahm in Chur bald schon drei Mal pro Woche Unterricht. Um als Tänzer<br />

weiterzukommen, fuhr er mit dem Zug ausserdem wöchentlich nach Zürich<br />

zum Unterricht, später sogar nach Bern. Aufgrund seines Hobbys wurde er<br />

nie als «Tussi» verspottet oder gemobbt – wie manche andere, die ihre<br />

Ballettschuhe deswegen an den Nagel hängten. «Ich war schon früh überzeugt<br />

von meinem Weg und stand dazu. Meine Freundinnen fanden cool,<br />

was ich machte. Das brachte mir den Respekt der Schulkollegen ein. Und<br />

ich hatte den Joker, die Garderobe mit Mädchen zu teilen.»<br />

Am Ende der Sekundarschule stand Gauthier eine Ausbildung als Geomatiker<br />

bevor. Doch er wollte nicht die Heimatregion vermessen, sondern<br />

Neuland entdecken. Nur als Tänzer könne er glücklich werden, erklärte<br />

Maurus seinen Eltern. Talent, Leidenschaft und Glück bescherten dem<br />

leichtfüssigen Bergjungen den Aufstieg zum Spitzentänzer – im Ballett,<br />

wo die Luft nach oben rasch dünner wird, alles andere als eine Selbstverständlichkeit.<br />

Mit 16 wurde er an die renommierte Schule des Hamburg<br />

Ballett aufgenommen. In der flunderflachen Hafenmetropole gelang ihm<br />

Ein starker Ausdruck<br />

ist wichtiger<br />

als Perfektion:<br />

Maurus Gauthier in<br />

«Nijinski» (links)<br />

und «Decadance».<br />

Fotos: Michèle<br />

Seydoux /<br />

Regina Brocke.<br />

46<br />

www.rhb.ch/contura


Maurus Gauthier schaffte mit<br />

Talent, Leidenschaft und Glück<br />

den Aufstieg zum Spitzentänzer.<br />

Foto: Regina Brocke.<br />

der Sprung auf die grosse Bühne: Nach drei Ausbildungsjahren holte ihn<br />

der renommierte Choreograf John Neumeier in sein Bundesjugendballett<br />

Hamburg. Es war das Ticket für Auftritte rund um den Globus. Packt ihn<br />

jeweils hinter dem Vorhang das Lampenfieber? «Ich versuche, nicht nervös<br />

zu sein, sondern enthusiastisch und aufgedreht. Das funktioniert gut.<br />

In modernen Choreografien geht es weniger um absolute<br />

Perfektion, sondern vielmehr um einen starken Ausdruck,<br />

«Ich hatte die<br />

der das Publikum einnimmt.»<br />

schönste Kindheit Im Jahr 2013 wechselte er nach Stuttgart ins junge Ensemble<br />

Gauthier Dance, benannt nach dessen Leiter und Grün­<br />

der Welt.»<br />

Maurus Gauthier der, dem kanadischen Choreografen Eric Gauthier. Dieser ist<br />

zwar ein Namensvetter, aber kein Verwandter. «Es waren<br />

sechs supercoole Jahre», schwärmt Maurus Gauthier rückblickend. «Wir<br />

waren viel im Ausland engagiert. Das Repertoire von Gauthier Dance ist<br />

modern, Balletttraining machten wir fast nur zum Aufwärmen; auf der<br />

Bühne zeigten wir innovative Choreografien und Styles.»<br />

Kapriolen in den Alpen<br />

Maurus Gauthier erhielt 2013 den Bündner Kulturpreis. Bis Chur seinen<br />

Ballettstar mit Gauthier Dance erstmals auf der heimischen Bühne sah,<br />

wurde es allerdings 2018. Trotzdem besucht Gauthier das geliebte Domleschg<br />

falls möglich ein- bis zweimal pro Jahr. Oft reist er dann mit seinem<br />

Sandkastenfreund Luis weiter über den Splügen an den Comer See –<br />

zum Windsurfen, seiner zweiten sportlichen Leidenschaft. Früher bretterte<br />

Maurus auch gerne die Pisten im nahen Skigebiet Tschappina hinunter,<br />

vor- und rückwärts, mit Flips und Rotationen in der Luft – auch auf den<br />

Skiern dringt der Tänzer durch. Weil eine Verletzung für ihn beruflich fatal<br />

sein könnte, fährt er heute jedoch nur noch selten und mit angezogener<br />

Handbremse Ski. Ballett ist Spitzensport. Maurus Gauthier trainiert täglich<br />

sechs Stunden – respektive drei, wenn eine Aufführung ansteht. Sich<br />

neue Styles anzueignen und in immer neuen Choreografien die Tanzsprache<br />

weiterzuentwickeln, das treibt ihn an. «Ich entdecke und lerne laufend<br />

Neues, das ist das Tolle. Die Reise geht immer weiter.»<br />

47


Albulalinie<br />

Auf Kufen durch<br />

den eisigen Wald<br />

48 Drei Kilometer Schlittschuhspass – mitten durchs Albulatal.


Ein Shuttlebus bringt<br />

die Gäste zum Startpunkt<br />

der Skateline.<br />

Auf Schlittschuhen durch den Wald? Doch, das geht! Zwischen<br />

Surava und Alvaneu-Bad betreiben Freiwillige eine drei Kilometer<br />

lange Eisbahn. Untertags sind vor allem Familien auf der Piste. In<br />

der Nacht aber wird’s fast unheimlich. Unheimlich spannend und<br />

unheimlich schön.<br />

Nichts. Überhaupt nichts. Kein Laut, kein Licht, keine Menschenseele weit<br />

und breit. Den Shuttlebus, der mich herbrachte, hat die Nacht verschluckt.<br />

Für einen Moment wirkt die nächtliche Szenerie am Start zur Skateline<br />

Albula in Surava fast unheimlich. Doch dann gewöhnen sich die Sinne an<br />

die ungewohnte Umgebung: Die Albula, der Bach, der dem Tal den Namen<br />

gibt, murmelt leise auf ihrer Reise zum Meer. Am Sternenhimmel ziehen<br />

ein paar dickbauchige Wolken vorbei. Vom Wald her kommen ungewohnte<br />

Geräusche, es knackt und knistert. Ein Reh wohl. Oder doch die Feen<br />

und Geister, die es hier geben soll? Möglicherweise die<br />

ruhelose Seele eines alten Raubritters von der nahen<br />

«Einer oder zwei<br />

Burgruine Belfort?<br />

pro Winter laufen auf<br />

Socken ins Ziel ein.» Niemand hört zu<br />

Giorgio Bossi<br />

Bevor sich die Fantasie völlig überschlägt, schalte ich die<br />

Stirnlampe ein. Die hat mir die Kassierin der Skateline<br />

am Start mitgegeben. Wie der Helm gehört auch die Lampe zur Ausrüstung<br />

für jeden, der sich nächtens auf die längste Eisbahn der Welt «verabenteuert».<br />

Und wer ein bisschen gescheiter ist, verzichtet auch nicht auf die<br />

Handgelenkschützer, die ebenfalls am Start abgegeben werden.<br />

Das Licht der Lampe lässt das Eis glitzern, die Skateline verliert sich im Wald<br />

und ich gebe mir selber einen Ruck: Los! Gott sei Dank erinnere ich mich<br />

noch ein bisschen an meine Kindheit. Damals habe ich die Kunst des Eislaufens<br />

erlernt. Rudimentär zwar, aber das kommt mir jetzt zugute: «Also eine<br />

Ahnung vom Umgang mit Schlittschuhen sollte man schon haben.» Diesen<br />

Rat gibt Giorgio Bossi jedem mit auf den Eisweg. Bossi, aufgewachsen<br />

49


Giorgio Bossi ist<br />

Initiant der Skateline.<br />

Heute gehört<br />

auch ein kleines<br />

Restaurant dazu.<br />

in Surava, ist so etwas wie der Vater der Eisbahn. Zaghaft zunächst, dann<br />

immer mutiger fahre ich bergab, fahre erste Kurven, mache Tempo, singe<br />

gar. Es hört mich ja niemand. Also ausser den Rehen, Gespenstern und<br />

Waldschraten. Ich verliere den Bezug zu Raum und Zeit, gleite scheinbar<br />

schwerelos durch die Nacht. Irgendwann kommen dann doch die Lichter<br />

des Skateline-Restaurants in Sicht. Es sind gerade mal 20 Minuten seit<br />

dem Start vergangen, wie die Uhr zeigt. In der Luft liegt der Geruch von<br />

Pizza, der holt mich ins Hier und Jetzt zurück: «Selbst gemacht, genauso<br />

wie die Wähen und Suppen, die hier serviert werden», sagt Giorgio. Wir<br />

sind schnell beim Du und der Einheimische erzählt, wie alles angefangen<br />

hat vor fast 20 Jahren. «Eigentlich wollten wir zunächst nur eine Loipe<br />

durch den Wald ziehen. Doch irgendwie führte eines zum anderen – und<br />

schliesslich skateten im Winter 2002 / 03 die ersten Schlittschuhläufer auf<br />

unserem Eisweg.» Viele weitere sollten folgen. Heute ist die Skateline aus<br />

dem Albulatal gar nicht mehr wegzudenken.<br />

Kinderlachen vertreibt die Geister<br />

Das zeigt sich am Tag darauf: Ein blauer Himmel spannt sich über Surava.<br />

Die Sonne scheint mit leuchtenden Kinderaugen um die Wette und anstelle<br />

verstorbener Ritter, Feen oder Gespenster bevölkern Familien die Skateline.<br />

Es sind auch keine seltsamen Geräusche mehr zu hören: Gelächter,<br />

Rufe und gar Juchzen liegen in der Luft. Es geht gemütlich zu und her, der<br />

eine oder die andere probiert gar eine Pirouette. Mütter gleiten mit Kufen-<br />

Kinderwagen, die am Start erhältlich sind, übers Eis. Vor allem Menschen<br />

aus dem Unterland, die den Winter fast nur noch vom Hörensagen kennen,<br />

fotografieren, was die Kameras und<br />

Handys hergeben. Die gefrorene Albula,<br />

die verschneiten Tannen und<br />

Albulalinie – ein Meisterwerk<br />

Der Streckenabschnitt zwischen Albulatunnel<br />

und Landwasserviadukt auf der die Berge ringsum bilden die perfekte<br />

Albulalinie der RhB gilt als Paradestück der Kulisse für Selfies und Familienfotos.<br />

Ingenieurskunst und Bahnpionierzeit. Das<br />

Es herrscht fast Volksfeststimmung.<br />

UNESCO Welterbe «Rhätische Bahn in der<br />

Landschaft Albula / Bernina» umfasst nicht Doch hinter dem Volksfest stehen Menschen,<br />

die das Ganze am Laufen halten.<br />

nur die beiden Bahnstrecken, sondern<br />

auch die wunderschöne Landschaft selbst. Bossis Freiwilligen-Truppe sozusagen.<br />

www.rhb.ch/albula<br />

50<br />

www.rhb.ch/contura


Der harte Kern dieser Freiwilligen – rund 30 Personen – sorgt für den<br />

Unterhalt der Piste, verkauft Tickets, pflegt und vermietet Schlittschuhe,<br />

Helme, Gelenkschoner oder eben die Kufen-Kinderwagen. Sie stehen am<br />

Pizzaofen, räumen Tische ab, schöpfen Suppe und sind mit Rat und Tat zur<br />

Stelle. Sechs Shuttlebusse bringen die Eisläufer und Eisläuferinnen jeweils<br />

wieder zum Start der Skateline oder ins nahe Wellnesscenter Bad Alvaneu.<br />

Und im Frühling, da räumen die Skateline-Freiwilligen links und rechts der<br />

Eisbahn auf. Manchmal finden sie da … Schlittschuhe! Bossi kann sich das<br />

Lächeln nicht verkneifen, als ich ihn darauf anspreche, und meint: «So einer<br />

oder zwei pro Winter laufen auf Socken ins Ziel ein. Aber 99,99 Prozent,<br />

also fast alle, kommen gut runter.»<br />

Auf der Skateline unterwegs war <strong>Contura</strong>-Journalist Franz Bamert.<br />

Empfohlen wird die Anreise zur Skateline mit dem öffentlichen Verkehr, da nicht<br />

allzu viele Parkplätze zur Verfügung stehen: Mit der RhB bis Tiefencastel oder Filisur,<br />

dann mit dem Postauto bis Surava. Weitere Infos unter www.skateline.ch<br />

Perfekte Winterkulisse:<br />

die<br />

Skateline entlang<br />

der Albula.<br />

51


Platz an der Sonne<br />

Pferdetanz<br />

auf Eis<br />

Direkt neben dem Eisstadion Davos, wo sonst der Rekordmeister<br />

HC Davos seine Spiele austrägt, fand am 22. Februar <strong>2020</strong> bei bestem<br />

Wetter ein Turnier der etwas anderen Art statt: Das «Tölt Fire<br />

& Ice Davos» ist ein Pferdeturnier, ausgetragen auf Schnee und Eis.<br />

Beim «Tölt Fire & Ice» messen sich Islandpferde vor allem im «Tölt», einer<br />

zusätzlichen Gangart, welche die meisten dieser Pferde neben Schritt,<br />

Trab und Galopp beherrschen. Auch wenn der Hockey Club Davos und die<br />

Islandpferde sonst nicht viele Gemeinsamkeiten haben – etwas verbindet<br />

sie: das Eis. Die robusten Vierbeiner von der «Insel aus Feuer und Eis» zeigen<br />

ihr Können in Davos nämlich auf dem blanken Eisfeld.<br />

52<br />

www.rhb.ch/contura


Nicht ins Schleudern geraten<br />

Den Islandpferden werden allerdings keine Schlittschuhe montiert. Sie bestreiten<br />

ihre Prüfungen mit einem speziellen Hufbeschlag: Die Hufeisen<br />

werden nicht nur mit Huf-, sondern auch mit Eisnägeln versehen, deren<br />

spitze Köpfe beim Laufen auf Eis wie Spikes wirken und für sicheren Halt<br />

sorgen. Ohne diesen Spezialbeschlag würden die Islandpferde auf dem Eis<br />

ganz schön ins Schleudern geraten – auch wenn sie früher in Island, als<br />

das Pferd noch das einzige Transportmittel war, eigens zum Überqueren<br />

von Schnee und Eis gezüchtet wurden.<br />

So massen sich am besagten Februartag in Davos bei frühlingshaften Temperaturen<br />

knapp 70 Reiterpaare beim Tanz auf dem Eis. Rund 1000 Zuschauer<br />

sahen, wie die Gangart Tölt, die sich für den Reiter anfühlt, als ob<br />

er auf einem bequemen Sessel sitzen würde, in verschiedenen Prüfungen<br />

vorgeführt wurde. Aber auch die zweite spezielle Gangart der Islandpferde,<br />

Rennpass, sowie Trab wurden gezeigt.<br />

Ein Hauch von Island<br />

Nebst den geübten Reiterpaaren, die Insider immer wieder am einen oder<br />

anderen Islandpferde-Turnier antreffen, ist das «Tölt Fire & Ice» auch für<br />

Freizeitreiter offen, die mit ihren Pferden – vielleicht zum ersten Mal –<br />

Turnierluft schnuppern möchten: Die Kategorie «Freizeitreiter» verleiht<br />

dem Davoser Turnier ein spezielles, lockeres Flair. Die vielen Islandpferde<br />

brachten einen Hauch von Island nach Davos und die Zuschauer kamen in<br />

den Genuss eines etwas anderen Spektakels. Die feurigen «Isis» in allen<br />

möglichen Farbvariationen, mit ihren wehenden Mähnen und ihrem unkomplizierten<br />

Charakter, überzeugten<br />

auch diejenigen Besucherinnen<br />

und Besucher von sich,<br />

die ansonsten nichts mit Pferden<br />

zu tun haben.<br />

Weitere Informationen zum<br />

«Tölt Fire & Ice Davos» gibt es unter<br />

www.toeltfireandice.com<br />

53


Natur<br />

Bodenschätze<br />

aus dem<br />

Albulatal<br />

54


Marcel Heinrich hat ungewöhnliche Kartoffeln im Angebot, zum Beispiel Blaue Veltliner.<br />

55


In Filisur hat der Biobauer Marcel Heinrich jahrelang mit alten Kartoffelsorten<br />

experimentiert. Und jahrelang steckte er auch Rückschläge<br />

ein. Aufgegeben hat er nie. Heute gehören die absoluten<br />

Spitzenköchinnen und -köche der Schweiz zu seinen Kunden.<br />

Heinrich hat seine ganz eigene Agrarphilosophie: Es geht nicht um<br />

mehr, mehr und noch mehr.<br />

Das ist die Geschichte eines Freigeists, nämlich die Geschichte von Marcel<br />

Heinrich aus Filisur, der schon immer ein bisschen anders war. Heute zählt<br />

die Elite der Schweizer Gastronominnen und Gastronomen zu seinen Kunden:<br />

Tanja Grandits etwa. Hansjörg Ladurner. Andreas Caminada. Heiko<br />

Nieder und viele mehr. Dabei bietet Heinrich keinen Alpenkaviar,<br />

keine Heuschrecken oder sonst irgendetwas<br />

«Der Arbeitsaufwand<br />

Verrücktes an. Sondern einfach Kartoffeln. Alte Sorten,<br />

war enorm und fast die früher in den Tälern des Alpenraums bis hinauf auf<br />

nicht zu tragen.» 2000 und mehr Meter gediehen. Sorten, die eigentlich<br />

Marcel Heinrich<br />

keiner mehr wollte: zu heikel der Anbau, zu klein die<br />

Ernte, zu komisch die Farben, zu kompliziert ihre Zubereitung,<br />

zu abartig ihre Namen. Parli etwa, Frühe Prättigauer, Maikönig<br />

und über 40 weitere Sorten. Dann doch lieber Bintje oder Nicola. Da wusste<br />

man, was man hat: alle etwa gleich gross, alle etwa gleich langweilig –<br />

einfach eine Stärkebeilage zum Fleisch.<br />

Jede Kartoffel hat<br />

ihren eigenen<br />

Charakter – vom<br />

Anbau bis zum<br />

Geschmack.<br />

56<br />

www.rhb.ch/contura


Nach jahrelanger<br />

Arbeit und<br />

vielen Rückschlägen<br />

erntet<br />

er mit seinen<br />

Kartoffeln heute<br />

Erfolg: Biobauer<br />

Marcel Heinrich.<br />

Industrieprodukt versus Bergkartoffel<br />

Heinrich sitzt am Tisch in der Küche seines Bauernhauses in Filisur und<br />

blendet zurück in die Zeit, als er noch als Forstwart arbeitete. «Da bist du<br />

dem Boden, der Natur sehr nahe, beobachtest die Kreisläufe, Abhängigkeiten<br />

und Zusammenhänge. Schon damals machte ich mir Gedanken über die<br />

Auswirkungen von chemisch-synthetischen Mitteln auf solch empfindliche<br />

Ökosysteme. Wenn man den gesunden Menschenverstand walten lässt,<br />

erkennt man, dass das langfristig nicht gut kommen kann.»<br />

Von seinen Eltern durften er und seine Frau Sabina 2001 den Biohof Las<br />

Sorts übernehmen und schon bald hatte er ein Schlüsselerlebnis. «Neben<br />

den Milchkühen hatten wir bereits damals ein kleines Kartoffelfeld, einen<br />

Teil der Ernte verkauften wir an Hotels in der Umgebung.» Eines Tages sollte<br />

der Biobauer wieder liefern. Die Köche schickten ihn mit den Kartoffeln<br />

in den Keller: Er solle sie einfach zu den anderen Erdäpfeln leeren. «Die<br />

stammten aus Holland, wie ein Etikett zeigte», erinnert sich Heinrich. «Mir<br />

zog sich der Magen zusammen: Sollten meine Biobergkartoffeln tatsächlich<br />

nicht mehr wert sein als diese weit transportierten und industriell angebauten<br />

Erdknollen? Damals stand ich vor der Entscheidung, aufzuhören<br />

oder weiterzumachen.»<br />

57


Ein vielseitiger<br />

Hof: Auf Las Sorts<br />

gibt es auch<br />

diverse Tiere wie<br />

Ziegen oder eine<br />

Herde Rätisches<br />

Grauvieh.<br />

Sisyphus als Pate<br />

Heinrich entschied sich für Letzteres, arbeitete mit Pro Specie Rara und<br />

weiteren Organisationen zusammen und es folgten Jahre voller kleiner Erfolge,<br />

aber auch Rückschläge. Ein Grossverteiler stieg ein. Und wieder aus.<br />

«Einmal mussten wir sechs Tonnen beste Kartoffeln den Kühen verfüttern,<br />

einfach weil die Kontaktperson beim Abnehmer<br />

plötzlich verstarb.» Solche Dinge taten weh. Ideell<br />

«Es geht darum, zu<br />

und finanziell. «Oft waren wir auf Märkten und verdienten<br />

nicht einmal das Benzin für die Fahrt», so der<br />

erhalten, nicht bedingungslos<br />

zu wachsen.» Biobauer. Heute kann er sich nicht mehr erinnern, wie<br />

Marcel Heinrich<br />

oft er irgendwelchen Köchen erklärte, warum seine<br />

Erdäpfel anders sind, anders schmecken und eine um<br />

rund einen Viertel längere Kochzeit benötigen. «Der Arbeitsaufwand, die<br />

Bergkartoffeln vom Acker bis auf den Teller zu begleiten, war enorm und<br />

fast nicht zu tragen.» Sisyphus stand scheinbar Pate beim Kartoffelprojekt.<br />

Die frohe Kunde verbreitet sich<br />

Aber dann, nach fünf Jahren, hatten die Götter ein Einsehen und sie arrangierten<br />

ein zufälliges Treffen von Marcel Heinrich mit dem Spitzenkoch<br />

Freddy Christandl. Der hatte in diversen Fünfsternehotels der Schweiz<br />

Regie geführt und Christandl erkannte, welche Schätze Heinrich aus dem<br />

Boden holte. «Freddy begriff auch meine Philosophie», sagt Heinrich.<br />

Christandl wurde vorerst Kunde und verbreitete die frohe Botschaft von<br />

den Bergkartoffeln bei seinen Berufskolleginnen und -kollegen. Dann<br />

58<br />

www.rhb.ch/contura


Die zahlreichen<br />

Bergkartoffelsorten<br />

verkauft<br />

Heinrich – unter<br />

anderem – im<br />

neuen Hofladen.<br />

beschlossen Koch und Bauer den Schulterschluss: «Während Freddy vorwiegend<br />

die Gastronomie betreut, kann ich mich stärker auf den Anbau<br />

konzentrieren», so Heinrich. Heute könnte er mehr Kartoffeln verkaufen,<br />

als er anbaut, aber das würde seiner Idee von Nachhaltigkeit widersprechen.<br />

«Es geht primär darum, zu erhalten, nicht bedingungslos zu wachsen.»<br />

Jede Kartoffel hat einen eigenen Charakter vom Anbau bis zum Geschmack.<br />

Und trotz Erfolg ist Heinrich ein bisschen Sisyphus geblieben,<br />

wenn er sagt: «Jedes Mal, wenn du meinst, dass du hinter das Kartoffelgeheimnis<br />

gekommen bist, bekommst du wieder eins aufs Dach – und die<br />

Arbeit geht weiter.»<br />

Die Heinrichs halten eine Herde Rätisches Grauvieh mit Hörnern, ein paar Esel,<br />

Ziegen, Pferde und Federvieh. Neben Dinkel, Gerste und Ackerbohnen bauen<br />

sie hauptsächlich über 40 verschiedene Bergkartoffelsorten an. Erhältlich sind<br />

sie im Hofladen Las Sorts in Filisur und bei diversen Wiederverkäufern.<br />

Weitere Infos unter www.bergkartoffeln.ch und www.lasorts.ch<br />

59


Aus der Werkstätte<br />

Tastenzauber<br />

aus Davos<br />

60<br />

Janos Selmeczi-Horvath sucht den perfekten Klang.


Piano Rätia setzt nicht<br />

auf Massenproduktion,<br />

sondern auf eine handverlesene<br />

Klientel.<br />

Zwei Davoser schreiben Musikgeschichte: Nach mehr als 25 Jahren<br />

werden in Europas höchstgelegener Klavierbauwerkstatt Piano<br />

Rätia heute wieder Schweizer Klaviere produziert.<br />

Schon das Wort allein klingt wunderbar: Mondholz. Doch es kann weit<br />

mehr. Die bei abnehmendem Mond geschlagenen Bündner Bergfichten<br />

gelten nicht nur als besonders haltbar und widerstandsfähig, weshalb die<br />

Rhätische Bahn früher daraus ihre Schwellen baute. Auch gerät ihr sogenanntes<br />

Resonanzholz leicht in Schwingung. Es eignet sich also hervorragend<br />

zum Bau von Instrumenten.<br />

Das wissen auch die beiden Klavierbauer Florian Kamnik und János Selmeczi-Horváth,<br />

die das einheimische Holz schon während ihrer Lehrzeit<br />

verwendet haben. Seither verbindet die beiden Bündner ein Traum: ein<br />

eigenes, komplett in der Schweiz gefertigtes Klavier zu entwerfen und zu<br />

bauen. Nach Stationen bei weltbekannten Klavierproduzenten wie Bösendorfer,<br />

Bechstein und Steinway treffen die beiden in einem einheimischen<br />

Betrieb wieder aufeinander. «Bei der Revision von Instrumenten fiel uns<br />

auf, dass die Klang- und Spielqualität oft zu wünschen übrig liess. Irgendwann<br />

dachten wir: Wieso nur meckern? Versuchen wir doch einfach, es<br />

besser zu machen», erinnert sich Florian Kamnik.<br />

Jahrelange Tüftelei<br />

2010 gründen sie ihren gemeinsamen Betrieb Piano Rätia, restaurieren<br />

alte Instrumente, stimmen Flügel und Klaviere. In ihrer Freizeit tüfteln<br />

die passionierten Klavierbauer an der Umsetzung ihres Traumes. Sie tauschen<br />

sich mit Fachleuten aus, studieren Pläne, diskutieren über die ideale<br />

Klangfarbe, den perfekten Anschlag der Klaviatur, das richtige Holz.<br />

Die ersten Bleistiftskizzen entstehen nach fünf Jahren. Der befreundete<br />

Klavierbaumeister Jean-Christophe Hannig entwirft aufgrund ihrer handgefertigten<br />

Zeichnungen am Computer ein erstes 3D-Modell des Klaviers.<br />

«Es ist wie beim Malen eines Bildes: Man hat im Kopf, wie es am Schluss<br />

aussehen soll, aber der Weg dahin ist lang.» Und kostspielig. Allein der<br />

Rohling der Gussplatte verschlingt 20 000 Franken.<br />

61


Traditionelle Handarbeit kombiniert mit Hightech<br />

Der Grossteil der rund 12 000 Einzelteile wird von Hand zusammengebaut.<br />

Jedes Mondholz-Fichtenbrett für den Resonanzboden wird handverlesen,<br />

die Saiten manuell gespannt, die Hämmerchen eigenhändig angeleimt.<br />

Beim Gehäuse oder Steg, über den die Saiten laufen, ist hingegen Präzision<br />

das A und O. In der Grossschreinerei Künzli Holz werden diese deshalb<br />

mittels computergesteuerter Hightech-Maschinen auf den Hundertstelmillimeter<br />

genau zurechtgesägt und gebohrt. «Die Firma stellt uns viel<br />

Know-how zur Verfügung», sagt János Selmeczi-Horváth. So werden in<br />

den Deckeln über der Klaviatur und oben am Gehäuse zum Beispiel stabile,<br />

aber elegante Fensterbänder verbaut statt der herkömmlichen durchgehenden<br />

Klavierbänder mit unzähligen Schrauben.<br />

Die Suche nach dem perfekten Klang<br />

Die augenfälligste Besonderheit des Rätia: Es hat vier Tasten mehr. Das ist,<br />

wie so vieles an diesem Piano, dem Klang geschuldet. Mehr Saiten bedeuten<br />

mehr Klangfarben, mehr Fülle, mehr Dynamik. «Lautstärke ist nicht unser<br />

Ziel. Unser Klavier soll romantisch klingen und trotzdem jeder Stilrichtung<br />

entsprechen können», erklärt Florian Kamnik. Wie sucht man nach<br />

dem perfekten Klang? Am Anfang stehe die Physik.<br />

Ein Klavierbauer wisse, wie stark die Saite gespannt<br />

sein muss, damit sie richtig klingt. Der Rest<br />

sei eine Mischung aus hochwertigen Materialien,<br />

idealer Formgebung und jahrzehntelanger Erfahrung.<br />

Und ein bisschen Magie. Die jedenfalls spürt<br />

Florian Kamnik immer, wenn er zum ersten Mal<br />

auf einem seiner neuen Pianos spielt. «Ein unbezahlbarer<br />

Moment. Und auch immer wieder überraschend.<br />

Denn mit Instrumenten ist es wie bei<br />

Kindern – jedes hat seinen eigenen Charakter.»<br />

Hochwertige Materialien, ideale Formgebung<br />

und jahrzehntelange Erfahrung:<br />

die Mischung für das perfekte Klavier.<br />

62<br />

www.rhb.ch/contura


Ein Grossteil des<br />

Pianos Rätia<br />

wird von Hand<br />

zusammengebaut.<br />

Klavierbau hat in der Schweiz eine lange Tradition<br />

Noch bis in die 1990er gab es diverse Klaviermanufakturen wie Burger<br />

& Jacobi in Biel oder Sabel in Rorschach. Doch die Konkurrenz aus China,<br />

deren Instrumente mit rund 3 000 Franken halb so teuer waren, machte<br />

den Schweizer Klavierbauern den Garaus.<br />

Das Piano Rätia spielt in einer anderen Liga. Die beiden Davoser setzen<br />

«Mit Instrumenten<br />

ist es wie bei Kindern<br />

– jedes hat seinen<br />

eigenen Charakter.»<br />

Florian Kamnik<br />

nicht auf ein Massenprodukt, sondern auf eine kleine,<br />

aber exklusive Klientel, die bereit ist, 45 000 Franken<br />

für ein Instrument auszugeben. Dass sich die Investition<br />

lohnt, zeigt ein Beitrag aus einer deutschen Fachzeitschrift:<br />

Er stellt das Piano aus Davos in eine Reihe mit<br />

den weltberühmten Marken Steinway und Bösendorfer.<br />

Das zeigt Wirkung. Fünf Klaviere sind inzwischen produziert,<br />

zwei davon verkauft. Anfang des Jahres <strong>2020</strong><br />

sind zwölf Bestellungen aus der ganzen Welt in der Werkstatt von Florian<br />

Kamnik und János Selmeczi-Horváth eingetroffen. Der Traum vom eigenen<br />

hochklassigen Klavier made in Switzerland hat sich also erfüllt. Der nächste<br />

liegt bereits fixfertig skizziert in der Schublade: der Konzertflügel Rätia.<br />

63


Was machen eigentlich …<br />

… die Kühlcontainer<br />

im Winter?<br />

Jedes Gut kommt zum Zug, lautet das Versprechen, «und zwar<br />

staufrei und zu jeder Jahreszeit», sagt Peter Knaus, Leiter der<br />

Bündner Güterbahn, die dem RhB-Geschäftsbereich «Produktion»<br />

angegliedert ist. Sie transportiert verschiedenste Güter und stellt<br />

eine ökologische, zuverlässige und sichere Alternative zum Strassentransport<br />

dar.<br />

Peter Knaus, welche Dienstleistungen erbringt die Bündner Güterbahn?<br />

Wir transportieren hauptsächlich Lebensmittel und Getränke, Baumaterialien,<br />

Kehricht und Recyclingstoffe, Holz- und Erdölprodukte sowie Briefund<br />

Paketpost. Ausserdem tätigen wir Kranungen, Umladungen oder Rangierarbeiten<br />

und vermieten Wagen- und Kühlcontainer. Unsere grösste<br />

und somit wichtigste Kundin ist die RhB, die ihre internen Transporte zu<br />

einem grossen Teil mit unseren Güterwagen abwickelt. Die Zu- und Ablieferungen<br />

für diverse Baustellen und Infrastrukturprojekte decken etwa 20<br />

Prozent des erwirtschafteten Umsatzes ab.<br />

64<br />

www.rhb.ch/contura


Lukratives Nebengeschäft:<br />

Die Bündner Güterbahn<br />

vermietet Kühlcontainer<br />

für Autotests.<br />

Wo ist die Bündner Güterbahn hauptsächlich «zu Hause»?<br />

Unsere Hauptverkehrsachse ist die Strecke Landquart – Samedan. Das Engadin<br />

wird dank uns bereits frühmorgens mit Lebensmitteln und anderen<br />

Gütern des täglichen Bedarfs versorgt. Unsere Frühzustellung ist wegen<br />

des Nachtfahrverbots für LKW ein starkes Argument für Bahntransporte.<br />

Ein spannendes Nebengeschäft ermöglichen euch die vorhin erwähnten<br />

Kühlcontainer. Was hat es damit genau auf sich?<br />

Genau, wir verfügen über zwölf solcher Kühlcontainer. Diese werden im<br />

Winter für Testautos – vorwiegend Prototypen von Diesel- und Elektroautos<br />

– benötigt. Es geht darum, herauszufinden, wie das spezifische Produkt<br />

auf die rund 2000 Höhenmeter und Temperaturen von bis zu minus<br />

30 Grad reagiert. Je nach Kunde werden die Motorentauglichkeit oder auch<br />

einzelne Teile des Motors wie der Anlasser, die Benzinpumpe oder Filteranlagen<br />

auf die gegebenen Aussenbedingungen getestet. Auch bei Armaturen<br />

aus Kunststoff oder Leder stellt sich die Frage, wie sich die Kälte auf<br />

diese Materialien auswirkt.<br />

Wie lange ist die Bündner Güterbahn denn schon als «Autotester» tätig?<br />

Seit elf Jahren vermietet die Bündner Güterbahn Kühlcontainer für Testzwecke.<br />

Zu Beginn wurden die Container durch uns ebenfalls angemietet.<br />

Schnell erkannte man, dass es sich dabei um ein attraktives Nebengeschäft<br />

mit ständig steigender Nachfrage handelt. So wurden vor fünf Jahren eigene<br />

Container beschafft, was die Umsätze in den Wintermonaten – wenn<br />

die Baustellentransporte zurückgehen – positiv beeinflusst. Mittlerweile<br />

dürfen wir rund 20 Firmen zu unseren Stammkunden zählen.<br />

Stehen die Kühlcontainer auch im Sommer im Einsatz?<br />

Grundsätzlich sind sie das ganze Jahr für einzelne Tage oder Wochen buchbar.<br />

Die Autotests finden jedoch mehrheitlich von Oktober bis April / Mai<br />

statt, da zu dieser Jahreszeit auch die Aussentemperaturen ideal sind.<br />

Notfallmässig wurden die Container auch schon als kurzfristige Lagermöglichkeit,<br />

zum Beispiel für die Zwischenlagerung von Tiefkühlprodukten,<br />

zweckentfremdet.<br />

65


Wir stellen vor<br />

RHÆTIA 1: die erste Lok der RhB<br />

1889 fällt der Startschuss für die Erfolgsgeschichte der Rhätischen<br />

Bahn: Die Dampflok G 3/4 Nr. 1 mit dem klingenden Namen RHÆTIA<br />

zieht den Eröffnungszug der damaligen Landquart-Davos-Bahn (LD)<br />

von Landquart durchs Prättigau hinauf nach Klosters. Nun wird dieses<br />

historische Flaggschiff der RhB originalgetreu restauriert und<br />

soll schon bald wieder durch Graubünden tuckern.<br />

Es ist die Schmalspurbahn Landquart – Davos (LD), die Vorgängerunternehmung<br />

der Rhätischen Bahn, die als Erstausstattung für die Strecke von<br />

Landquart nach Davos bei der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik<br />

in Winterthur fünf Nassdampf-Tenderlokomotiven des Typs G 3/4<br />

mit den Namen RHÆTIA, Prättigau, Davos, Flüela und Engadin bestellt. Das<br />

erste Mal ist die RHÆTIA am besagten 8. Juli 1889 auf den Schienen der LD<br />

unterwegs. Unter ihrer neuen Besitzerin, der RhB, wird die Lok vermutlich<br />

1895 / 1896 neu beschriftet und verliert ihren klingenden Loknamen. Sie<br />

ist noch bis 1928 im Einsatz, dann wird die Dampflok aufgrund der Elektrifikation<br />

und des damit verbundenen Einsatzes modernerer Lokomotiven<br />

ausgemustert.<br />

Ein bewegter zweiter Frühling<br />

Glücklicherweise wird die RHÆTIA 1 aber nicht verschrottet, sondern vorerst<br />

in Landquart eingelagert. In den darauffolgenden rund 40 Jahren<br />

wechselt sie mehrmals den Standort, bis dann 1970 die Westschweizer<br />

Museumsbahn Blonay – Chamby (BC) sich ihrer annimmt, die alte Lok<br />

fahrtüchtig aufbereitet und als Museumslok<br />

wieder auf die Schienen<br />

schickt. Zum 100-Jahr-Jubiläum der<br />

Rhätischen Bahn holen die RhB-<br />

Verantwortlichen 1989 ihre ausgeliehene<br />

RHÆTIA wieder ins Bündnerland<br />

zurück. In ihrem Heimatkanton<br />

Die RHÆTIA 1 in Landquart, circa 1947.<br />

66<br />

www.rhb.ch/contura


ist die Nostalgielok bis 2014 immer wieder zu<br />

besonderen Anlässen im Einsatz. Kurz nach ihrer<br />

Fahrt beim 125-Jahr-Jubiläum zeigt die RHÆTIA 1<br />

dann jedoch altersbedingte Schäden und wird<br />

im RhB-Depot in Landquart stillgelegt.<br />

Lang soll sie leben<br />

Die erste Lok der RhB weist diverse Altersgebrechen<br />

auf: Der Kessel muss umfassend saniert<br />

und die Feuerbüchse ersetzt werden. Das<br />

Bremsgestänge, der Stangenantrieb, die Achsund<br />

Triebstangenlager benötigen eine fachmännische<br />

Überarbeitung und die Schieber- und Arbeitszylinder<br />

der Dampfmaschine müssen sorgfältig revidiert werden.<br />

Nicht zuletzt brauchen auch die Triebradsätze neue Bandagen. Die Projektgruppe<br />

RHÆTIA, bestehend aus Mitgliedern verschiedener «historic<br />

RhB»-Vereine, hat sich zum Ziel gesetzt, die historisch wertvolle Dampflok<br />

optisch im Zustand von 1889 wieder fahrtüchtig herzurichten. Zusammen<br />

mit zwei Personenwagen und einem Gepäckwagen aus den Jahren 1889<br />

bis 1897, die vom «Club 1889» bereits restauriert wurden, könnte dank der<br />

RHÆTIA 1 schon bald eine komplette Zugkomposition aus der Gründerzeit<br />

der RhB durch den Kanton dampfen.<br />

Die RHÆTIA 1<br />

soll optisch im<br />

Zustand von<br />

1889 wieder<br />

fahrtüchtig<br />

hergerichtet<br />

werden.<br />

Alle Infos zum Projekt unter www.rhaetia1.ch<br />

Ein Spielzeug für jedermann<br />

Die brandneue und einzigartige Blechloki<br />

zum Aufziehen mit dem Sujet der RHÆTIA 1<br />

sorgt für nostal gischen Spielspass.<br />

Erhältlich unter www.rhb-shop.ch<br />

67


Powerplay<br />

Die sportliche Seite<br />

der RhB<br />

68 Erinnerungen: Skirennen des ESV Rätia in der Lenk.


Mitten im Zweiten Weltkrieg gründeten ein paar sportbegeisterte<br />

RhB-Mitarbeitende in Davos den Eisenbahner Sportverein Rätia<br />

(ESV Rätia). Den Verein gibt es heute noch, nur die Sportarten haben<br />

teilweise gewechselt. Auch die Promis sind rar geworden. Geblieben<br />

sind die Kameradschaft und die Vereinstreue.<br />

Der erste Vorfahrer? Alt Bundesrat Adolf «Dölf» Ogi. Der zweite Vorfahrer?<br />

Prinz Charles. Prominenter kann ein Skirennen nun wirklich nicht eröffnet<br />

werden. Und bitte – es geht hier nicht um eine Weltcup-Abfahrt, sondern<br />

um das Skirennen des ESV Rätia in Davos. Es ist allerdings schon eine Weile<br />

her, seit der Dölf von sich aus an den Start kam und fragte: «Du – darf ich<br />

auch …?» Um exakt zu sein, war das vor genau 25 Jahren.<br />

Die Zeiten ändern sich<br />

Seither ist der royale Glanz ein bisschen abgeblättert, Ogi ist schon lange<br />

nicht mehr Bundesrat und auch beim ESV Rätia ist einiges anders geworden.<br />

Nicht dass es ihm schlecht ginge – Gott behüte! Immerhin sind von<br />

rund 1500 RhB-Mitarbeitenden 220 Mitglied bei diesem Sportverein, wie<br />

Marcel Schefer und Ueli Merz zu berichten wissen. Beide sind schon seit<br />

vielen Jahren im Vorstand des ESV Rätia. Die einzelnen<br />

Sektionen nehmen nach wie vor an Meisterschaften<br />

«Wer einmal zu<br />

des Schweizerischen Sportverbands öffentlicher Verkehr<br />

(SVSE) teil. Aber in den Annalen der Sektion Rätia<br />

uns kommt, der bleibt<br />

ein Leben lang.» sind die grossen Zeiten eben auch vergangene Zeiten.<br />

Marcel Schefer<br />

«Anlässlich der Skichilbi an den SVSE-Skitagen 1954 in<br />

Villars gastierte die berühmte Sängerin Josephine Baker<br />

im gleichen Hotel. Es gelang uns, sie zu uns in den Saal einzuladen. Sie<br />

wurde vom Rätia-Mitglied Luzi Kindschi unter grossem Beifall in den Saal<br />

geführt und wir hatten anschliessend ein grosses Fest mit ihr», steht in<br />

den ESV-Unterlagen. Der berühmteste Teilnehmer an den Rätia-Skirennen<br />

ist im Übrigen kein geringerer als Bernhard Russi: «Als Sohn unseres Aktivmitgliedes<br />

Pius Russi ist der spätere Weltmeister und Olympiasieger als<br />

Junior für die Sektion Rätia gestartet», halten die Aufzeichnungen fest.<br />

69


Legendäre Feste<br />

Und heute? Heute ist vieles anders. Nicht nur, dass etwa die Unihockeyaner<br />

die Leichtathleten abgelöst haben. «Es ist halt schon so, dass heute<br />

das Angebot an Sport- und Freizeitaktivitäten riesig ist», sagt Merz.<br />

«Jedes Dorf hat seinen eigenen Ski-, Fussball-, Unihockeyclub und einen<br />

Turn- oder Schiessverein sowieso.» Das muss 1944, als die Sektion Rätia<br />

von ein paar RhB-Mitarbeitenden in Davos ins Leben gerufen wurde, noch<br />

anders gewesen sein. Vor allem gab es damals noch kein Fernsehen, keine<br />

Computerspiele und kein Internet. «Skirennen, Fussballturniere oder<br />

Schiessanlässe waren Ereignisse, die jeweils mit einem abendlichen Fest<br />

mit Musik und Tanz, einer richtigen Chilbi, abgerundet wurden», erzählt<br />

Schefer. Zugegeben – die ESV-Rätia-Feste sind auch heute noch legendär.<br />

Nur nennt man sie wohl nicht mehr Chilbi. Und auch dass sich ein Dölf Ogi<br />

oder gar ein Prinz Charles als Vorfahrer melden und unbehelligt von der<br />

Journalisten- und Fotografenmeute mit den Eisenbahnern um die Wette<br />

fahren – heute undenkbar.<br />

70<br />

www.rhb.ch/contura


Früher wie heute<br />

geht es beim<br />

ESV Rätia um<br />

Kameradschaft:<br />

Generalversammlung<br />

auf<br />

der Diavolezza.<br />

Lebenslang treu<br />

Aber der ESV Rätia verfällt nicht in Nostalgie über längst vergangene Zeiten,<br />

sondern freut sich an dem, was ist, und stellt sich auf heutige Bedürfnisse<br />

ein: «Bei uns muss niemand, aber jede und jeder darf. Es gibt keine<br />

wöchentlichen Trainings oder Pflichttermine, die Mitglieder trainieren in<br />

ihren eigenen Sportvereinen und werden per Telefon oder WhatsApp angefragt,<br />

ob sie bei einem Anlass, etwa einem Turnier, mitmachen wollen<br />

und können. Mitmachen übrigens kommt vor dem Siegen – es geht um<br />

Zusammenhalt, um Kameradschaft und natürlich um den Sport», so Merz.<br />

Vieles ist also anders geworden. Doch etwas ist offenbar geblieben: die<br />

Treue und der Zusammenhalt der Mitglieder, wie Schefer mit Freude sagt.<br />

«Wer einmal zu uns kommt, dem gefällt es so gut, dass er in der Regel ein<br />

(Arbeits-)Leben lang Mitglied bleibt.»<br />

Der ESV Rätia ist Mitglied des Schweizerischen Sportverbands öffentlicher Verkehr<br />

(SVSE) und in sechs Sektionen unterteilt: Fussball, Schiessen, Bergsport / Wandern,<br />

Unihockey, Tennis und Ski Alpin. Infos unter www.esvraetia.ch<br />

71


Gut zu wissen<br />

Bahnmuseum Albula: auch für Kinder!<br />

Direkt an der Albulalinie der Rhätischen Bahn, nur wenige Meter<br />

vom Bahnhof Bergün entfernt, befindet sich das Bahnmuseum<br />

Albula. Ein Besuch lohnt sich nicht nur für leidenschaftliche Bahnliebhaber<br />

und Fans der RhB, auch Familien und Kinder können hier<br />

viel Spannendes entdecken.<br />

Die eindrückliche Berglandschaft, die spektakulären<br />

Tunnels und Viadukte, das Schnauben der Züge, wenn<br />

sie über die im Sonnenlicht silbern schimmernden<br />

Schienen rattern: Damit fasziniert die RhB schon seit<br />

jeher Erwachsene und Kinder gleichermassen. Das<br />

Bahnmuseum Albula nimmt sich dieser Faszination an<br />

und erzählt den Besucherinnen und Besuchern anhand<br />

originaler Ausstellungsstücke sowie multimedial<br />

gestalteter Räume von damals und heute, von<br />

spannenden Episoden zur Baugeschichte über wirtschaftliche<br />

Aspekte bis hin zu gesellschaftlichen Veränderungen<br />

im Zusammenhang mit dem Bahnbau.<br />

Selbst einmal Lokführer sein<br />

Wer schon immer davon geträumt hat, einmal selbst<br />

eine schnaufende Lok über die Gleise zu fahren, kann<br />

diesen Traum im Bahnmuseum Albula wahr werden<br />

lassen: Dank dem Fahrsimulator können kleine und<br />

auch grosse Lokfans die historische Krokodil-Lokomotive<br />

auf einer 15-minütigen Fahrt virtuell durchs<br />

Albulatal steuern.<br />

Alle weiteren Informationen gibt es unter<br />

www.bahnmuseum-albula.ch<br />

72<br />

www.rhb.ch/contura


Extra für die Kleinen<br />

Ein Höhepunkt für Kinder ist die «Clà Ferrovia Kindertour» im Bahnmuseum<br />

Albula: Durch den extra für die kleinen Entdecker angelegten Rundgang<br />

führt Clà Ferrovia, der Kinder-Kondukteur. Er hat nämlich seine wunderschöne<br />

Trillerpfeife verloren, die er unbedingt benötigt, um die Dampfzüge<br />

der RhB rechtzeitig abfahren zu lassen.<br />

Bei verschiedenen Erlebnisstationen in der Dauerausstellung können die<br />

Mädchen und Buben Clà beim Suchen der Pfeife helfen. Dabei lernen sie<br />

verschiedene Figuren kennen, zum Beispiel den Gleisbau-Koch Cucini<br />

Gramper, die Bergüner Zwerge von Crap Fess, den Tatzelwurm, die Bergfee<br />

oder das Eichhörnchen. Wer alle Aufgaben an den Erlebnisstationen löst<br />

und seine Stempelkarte füllt, findet am Ende der Tour Clàs Trillerpfeife –<br />

und erhält als Dank eine kleine Belohnung.<br />

Infos zu vielen weiteren Abenteuern von Clà Ferrovia<br />

unter www.cla-ferrovia.ch<br />

73


Ve<br />

Streckennetz<br />

Höhepunkte der Rhätischen Bahn<br />

1<br />

Rheinschlucht<br />

N<br />

Basel<br />

Zürich<br />

2<br />

Langwieserviadukt<br />

Bern<br />

SCHWEIZ<br />

Chur<br />

Graubünden<br />

Genève<br />

Zermatt<br />

Lugano<br />

Ilanz<br />

Disentis/<br />

Mustér<br />

Rueun<br />

Waltensburg-Vuorz<br />

Tavanasa-Breil/Brigels<br />

3<br />

Landwasserviadukt<br />

Valendas-Sa<br />

Castrisch<br />

4<br />

Wiesnerviadukt<br />

Oberalppass<br />

Trun<br />

Rabius-Surrein<br />

Sumvitg-Cumpadials<br />

Sedrun<br />

Vorderrhein<br />

S u r s e l v<br />

a<br />

Andermatt<br />

Visp<br />

Zermatt<br />

Vals<br />

5<br />

Albulaviadukte und -kehrtunnels<br />

Lukmanier<br />

Biasca<br />

6<br />

Alp Grüm<br />

SCHWEIZ<br />

SWITZERLAND<br />

SVIZZERA<br />

San Bernardino<br />

7<br />

Kreisviadukt Brusio<br />

Bellinzona<br />

Lugano<br />

Milano<br />

74<br />

www.rhb.ch/contura<br />

ugano


Flims Trin<br />

rsam-Safien<br />

gogn<br />

1<br />

Zürich<br />

St.Gallen<br />

Landquart Ried<br />

Igis<br />

Zizers<br />

Untervaz-Trimmis<br />

Haldenstein<br />

Chur Wiesental<br />

Chur West<br />

Felsberg<br />

Domat/Ems<br />

Ems Werk<br />

Calanda<br />

2806 m<br />

Bonaduz<br />

Rhäzüns<br />

Rothenbrunnen<br />

Rodels-Realta<br />

Cazis<br />

Piz Beverin<br />

2998 m<br />

Chiavenna<br />

Reichenau-<br />

Tamins<br />

Thusis<br />

Hinterrhein<br />

Chiavenna<br />

Lugano<br />

Rhein/Rhine/Reno<br />

Landquart<br />

Chur<br />

Tiefencastel<br />

Plessur<br />

Weisshorn<br />

2653 m<br />

Lenzerheide<br />

Savognin<br />

Malans<br />

Seewis-Pardisla<br />

Grüsch<br />

Schiers<br />

Furna<br />

Jenaz<br />

Fideris<br />

Chur Altstadt<br />

Küblis<br />

Lüen-Castiel<br />

St. Peter-Molinis<br />

Saas<br />

Peist<br />

Klosters Dorf<br />

Langwies<br />

Litzirüti<br />

Arosa<br />

3<br />

P r<br />

Filisur<br />

2<br />

ä t t<br />

Bergün/Bravuogn<br />

Preda<br />

i g a<br />

Landwasser<br />

Landquart<br />

u<br />

Albulatunnel<br />

Samedan<br />

St. Moritz<br />

Cavadürli<br />

Davos Laret<br />

Davos Wolfgang<br />

Davos Dorf<br />

Davos Platz<br />

Davos Frauenkirch<br />

Davos Glaris<br />

Davos Monstein<br />

Davos Wiesen<br />

Piz Ela<br />

3339 m<br />

Piz Nair<br />

3057 m<br />

Maloja<br />

4<br />

5<br />

Spinas<br />

Celerina<br />

Celerina Staz<br />

Punt Muragl Staz<br />

Pontresina<br />

Klosters Platz<br />

Vereinatunnel<br />

O b e r e n g a<br />

Bever<br />

d i n<br />

Zuoz<br />

Madulain<br />

La Punt Chamues-ch<br />

Punt Muragl<br />

Surovas<br />

Morteratsch<br />

Bernina Suot<br />

Piz Bernina<br />

4049 m<br />

Piz Palü<br />

3901 m<br />

Piz Linard<br />

3411 m<br />

Valposchiavo<br />

ÖSTERREICH<br />

AUSTRIA<br />

AUSTRIA<br />

Susch<br />

Poschiavo<br />

U n<br />

Sagliains<br />

Zernez<br />

Cinuos-chel–Brail<br />

S-chanf<br />

Muottas Muragl<br />

2453 m<br />

Berninapass<br />

6<br />

t e r<br />

Ftan<br />

Ardez<br />

Guarda<br />

Lavin<br />

e n g<br />

Na tiona lpa rk<br />

Livigno<br />

Bernina Diavolezza<br />

Bernina Lagalb<br />

Ospizio Bernina<br />

Alp Grüm<br />

Cavaglia<br />

Cadera<br />

7<br />

Li Curt<br />

Le Prese<br />

Miralago<br />

Brusio<br />

Campascio<br />

Campocologno<br />

Tirano<br />

Samnaun<br />

i n<br />

a d<br />

Inn<br />

Scuol-Tarasp<br />

Bormio<br />

Müstair<br />

Landeck<br />

Mals<br />

Meran<br />

Rhätische Bahn<br />

UNESCO Welterbe RhB<br />

Bernina Express Bus<br />

Tirano – Lugano<br />

Lugano<br />

Edolo<br />

Val Camonica<br />

Brescia<br />

ITALIEN<br />

ITALY<br />

ITALIA<br />

75


Verlosung<br />

Rätsel: Haben Sie gut aufgepasst?<br />

5.<br />

9.<br />

7.<br />

10.<br />

6.<br />

8.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

1.<br />

n<br />

n<br />

n<br />

n<br />

n<br />

n<br />

n<br />

n<br />

n<br />

n<br />

n<br />

Unter den richtigen<br />

Einsendungen verlosen wir:<br />

3 × 1 grosser Geschenkkorb<br />

«Rhätische Bahn» mit<br />

hofeigenen Bio-Produkten<br />

von der Ranch Farsox<br />

inkl. 1 Tageskarte (2. Klasse),<br />

gültig auf dem gesamten<br />

Streckennetz der RhB.<br />

Senden Sie uns Ihr<br />

Lösungswort via<br />

www.rhb.ch/contura-wettbewerb<br />

Einsendeschluss ist der<br />

31. März <strong>2021</strong><br />

11.<br />

Beantworten Sie die folgenden Fragen mit Bezug zur aktuellen <strong>Contura</strong>-Ausgabe:<br />

1. Aktueller Wohnort des Tänzers Maurus Gauthier?<br />

2. Ausgangsort für eine Fahrt auf der Skateline Albula?<br />

3. Pass an der Grenze zwischen Graubünden und Tessin, Ausgangsort für Skitouren?<br />

4. Wie betreiben die Milchbauern im Val Schons und im Hinterrhein ihren Landbau?<br />

5. Wie heisst der Zug, der als Glacier Express Kanadas gilt?<br />

6. Wie lautet der Name einer leidenschaftlichen RhB-Railservice-Mitarbeiterin?<br />

7. Welches ursprüngliche Tal zieht bis heute Wanderer auf dem Walserweg in seinen Bann?<br />

8. Welche Bodenschätze stammen vom Hof des Bauern Marcel Heinrich?<br />

9. Welches Holz ist für den Instrumentenbau besonders geeignet?<br />

10. Wie heisst ein berühmter Schweizer Skirennfahrer, der einst an den Skirennen des<br />

ESV Rätia teilnahm?<br />

11. Welche Tierrasse präsentiert ihr Können auf dem Eis?<br />

Die Teilnahme ist gratis und unverbindlich. Die Gewinnerinnen und Gewinner werden schriftlich benachrichtigt. Eine<br />

Barauszahlung der Preise ist nicht möglich. Über die Auslosung wird keine Korrespondenz geführt und der Rechtsweg ist<br />

ausgeschlossen. Die persönlichen Daten werden vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben.<br />

76<br />

www.rhb.ch/contura


Für Ihre Agenda<br />

Auf einen Blick: die Erlebnisfahrten <strong>2020</strong> / <strong>2021</strong><br />

Clà Ferrovia<br />

Abenteuer mit dem Kinder-Kondukteur<br />

31.10.* Reise ins Bahnland<br />

12./13.12.* Reise ins Lichterland<br />

* Fahrten <strong>2020</strong>. Termine für <strong>2021</strong> unter<br />

www.cla-ferrovia.ch<br />

Dampffahrten<br />

Bahnfahrten mit Schall und Rauch<br />

17.01. Engadiner Dreiecksfahrt<br />

21.02.<br />

31.01. Engadin: Samedan Scuol-T.<br />

14.02. Surselva: Landquart Disentis<br />

09.05. Davoser Rundfahrt:<br />

Muttertagsfahrt<br />

æ æ æ<br />

æ<br />

07.08. Davoser Rundfahrt<br />

11.09. Surselva: Landquart Disentis<br />

17.10. Engadin: Samedan Scuol-T.<br />

Erlebniszug Rheinschlucht<br />

Pures Naturspektakel<br />

08.05. – 31.10. Jeden Samstag<br />

und Sonntag<br />

Historische Fahrten<br />

Täglich Davos Platz – Filisur<br />

08.05. – 31.10. Davos Platz Filisur<br />

Vollmondfahrten<br />

Mystische Fahrt durchs Gebirge<br />

28./29.01. St. Moritz Alp Grüm<br />

26./27.02. St. Moritz Alp Grüm<br />

27./28.03. St. Moritz Alp Grüm<br />

æ æ æ<br />

Änderungen bleiben vorbehalten.<br />

Infos unter www.rhb.ch/bahnerlebnisse und www.rhb.ch/kulinarik<br />

æ<br />

Glacier Pullman Express<br />

Zwei Tage einfach luxuriös reisen<br />

15./16.07. St. Moritz – Zermatt<br />

18./19.07. Zermatt – St. Moritz<br />

27./28.08. St. Moritz – Zermatt<br />

29./30.08. Zermatt – St. Moritz<br />

01./02.10. St. Moritz – Zermatt<br />

03./ 04.10. Zermatt – St. Moritz<br />

Kulinarische Genussreisen<br />

Geniessen im rollenden Restaurant<br />

Jeden Arosa Genussexpress<br />

Freitag<br />

03.10.* Whisky Genussexpress<br />

05.12.* Chur St. Moritz<br />

08.10.* Kultur Genussexpress<br />

Chur Disentis<br />

10.10.* Wild aus Bündner Jagd<br />

Chur – Scuol-Tarasp –<br />

Samedan – Chur<br />

17./24./<br />

31.10.*<br />

14./15.11.*<br />

03./05./06./<br />

16./17.12.*<br />

æ æ æ<br />

æ æ<br />

Wein- &<br />

Gourmetfahrten<br />

Chur St. Moritz<br />

Magie Genussexpress<br />

Chur Disentis<br />

28.11.* graubündenVIVA<br />

Schnapsfahrt<br />

04./11.12.* Weihnachtsfahrt<br />

Chur Disentis<br />

* Fahrten <strong>2020</strong>. Termine für <strong>2021</strong><br />

unter www.rhb.ch/kulinarik<br />

77


Meran<br />

Mals<br />

Scuol-Tarasp<br />

1286 m<br />

4<br />

Venezia<br />

Valchava<br />

Sta. Maria<br />

Tschierv<br />

Müstair<br />

UNESCO Welterbe<br />

Kloster St. Johann<br />

Müstair<br />

12<br />

Ftan Baraigla<br />

Mo ta Naluns<br />

Ardez<br />

Milano<br />

Tirano-Thusis<br />

1 2,3 km UNESCO<br />

Welterbe RhB<br />

UNESCO Biosfera<br />

Val Müstair<br />

Parc Naziunal<br />

Schweizerischer<br />

Nationalpark<br />

Inn<br />

/ En<br />

Guarda<br />

Piz Buin<br />

Lugano<br />

Tirano<br />

429 m<br />

Ova Spin<br />

Ofenpa s<br />

13<br />

Morteratsch<br />

Surovas<br />

Celerina-<br />

Staz<br />

Punt Muragl<br />

Celerina<br />

Samedan<br />

Bever<br />

Spinas<br />

Preda<br />

Campascio<br />

Campocologno<br />

Sagliains<br />

Lavin<br />

Piz Linard<br />

Kreisviadukt<br />

Brusio<br />

Le Prese Li Curt<br />

Miralago<br />

Lago di Livigno<br />

Susch<br />

Madrisa<br />

17<br />

Brusio<br />

Albulatunnel<br />

Autoverlad<br />

Vereina<br />

Selfranga<br />

Klosters Platz<br />

Klosters Dorf<br />

Zernez<br />

Livigno<br />

Schwarzs e<br />

Poschiavo<br />

14<br />

Cavaglia<br />

Cadera<br />

Schweizerischer<br />

Nationalpark<br />

Davos Platz<br />

Davos Dorf<br />

1560 m<br />

Davos Wolfgang<br />

Davos Laret<br />

Davosers e<br />

Gotschnagrat<br />

Cavadürli<br />

S as<br />

Küblis<br />

7<br />

3<br />

Alp Grüm<br />

9<br />

Lago Bianco<br />

Lej Nair<br />

Piz Lagalb<br />

S-chanf<br />

Cinuos-chel-Brail<br />

Schatzalp<br />

Wei sfluhjoch<br />

Ospizio<br />

Bernina<br />

253 m<br />

Bernina<br />

Lagalb<br />

Bernina<br />

Diavolezza<br />

Muottas Muragl<br />

Bernina<br />

Suot<br />

Davos<br />

Davos<br />

Monstein<br />

Glaris<br />

Davos<br />

Frauenkirch<br />

Davos<br />

Wiesen<br />

Langwies<br />

Fideris<br />

Jenaz<br />

Furna<br />

Schiers<br />

Lago<br />

Bianco<br />

La Punt<br />

Chamues-ch<br />

Zuoz Madulain<br />

16<br />

Peist<br />

Litzirüti<br />

Piz Kesch<br />

Piz Palü<br />

Diavole za<br />

Morteratsch-Gletscher<br />

Pontresina<br />

Landwa serviadukt<br />

Wiesnerviadukt<br />

Langwieserviadukt<br />

Plessur<br />

Arosa<br />

1739m<br />

Rhäzüns<br />

Bonaduz<br />

Reichenau-<br />

Tamins<br />

Domat/Ems<br />

Ems Werk<br />

Chur<br />

Chur West<br />

Altstadt<br />

Felsberg<br />

Chur<br />

Wiesental<br />

Untervaz-Trimmis<br />

8<br />

Landquart<br />

1<br />

5<br />

Filisur<br />

Haldenstein<br />

Hörnli<br />

Wei shorn<br />

Lej da San Mure zan<br />

Chur<br />

585 m<br />

Piz Bernina<br />

4049 m Piz Roseg<br />

Bergün/<br />

Bravuogn<br />

Alvaneu Bad<br />

Surava<br />

4<br />

18<br />

6<br />

Albulaviadukte und<br />

-Kehrtu nels<br />

Bahnmuseum<br />

Albula<br />

St.Moritz<br />

1775 m<br />

Tiefencastel<br />

Parpaner<br />

Rothorn<br />

Lenzerheide<br />

Calanda<br />

Tschingelhörner<br />

Solisviadukt<br />

Corviglia<br />

Feldis<br />

Brambrüesch<br />

Piz Corvatsch<br />

Piz Ela<br />

Parc Ela<br />

Lej da Silvaplauna<br />

Piz Nair<br />

Zizers<br />

Igis<br />

Landquart Ried<br />

Grüsch<br />

Seewis-<br />

Malans<br />

Pardisla<br />

Richtung Zürich<br />

1<br />

7<br />

13<br />

Savognin<br />

Cazis<br />

Rodels-Realta<br />

Rothenbru nen<br />

Lej da Segl<br />

Thusis<br />

2<br />

Maloja<br />

Piz Beverin<br />

Viamala-Schlucht<br />

Thusis-Tirano<br />

1 2,3 km UNESCO<br />

Welterbe RhB<br />

Trin<br />

Vals<br />

15<br />

Flimserstein<br />

Versam-Safien<br />

Crestasee<br />

e<br />

Ca sonsgrat<br />

Rheinque le<br />

Castrisch<br />

Valendas-Sagogn<br />

10<br />

Ilanz<br />

Oberal pa s<br />

Caumasee<br />

e<br />

Gornergrat<br />

Flims<br />

2<br />

Disentis/<br />

Mustér<br />

Rabius-Surrein<br />

Trun<br />

Rueun<br />

Falera<br />

L axerseee<br />

UNESCO<br />

Welterbe<br />

Tektonikarena<br />

Sardona<br />

Brig<br />

Ma terhorn<br />

Oberalpstock<br />

Tödi<br />

Sumvitg-Cumpadials<br />

Tavanasa-Breil/Brigels<br />

Waltensburg/Vuorz<br />

L ax<br />

Crap Sogn Gion<br />

Martinsloch<br />

Zerma t<br />

Visp<br />

Anderma t<br />

Vorab<br />

Graubünden<br />

Graubünden<br />

Grigioni<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

Bahnmuseum Albula<br />

Dampf- & Nostalgiefahrten<br />

www.rhb.ch/kulinarik<br />

www.rhb.ch/schli telwelt<br />

www.rhb.ch/schlo starasp<br />

Nationalparkzentrum Zernez<br />

Erlebniszug Rheinschlucht<br />

Historische Fahrten<br />

Historical trips | Via gi storici<br />

www.rhb.ch/nostalgie<br />

Bernina Panorama Winter<br />

Infoarena Albulatu nel<br />

Eröffnung erste Strecke<br />

RhB handlich<br />

Erlebniskarte und Broschüren<br />

Unsere Erlebniskarte und Broschüren – am<br />

RhB-Bahnhof mitnehmen oder bequem downloaden:<br />

www.rhb.ch/broschueren<br />

Erlebniskarte der Rhätischen Bahn<br />

Tourist map of the Rhaetian Railway<br />

Cartine per le avventure della Ferrovia retica<br />

www.rhb.ch<br />

Reschenpa s<br />

Vereinatu nel<br />

Landquart<br />

Inn<br />

/ En<br />

Albula<br />

Roseg<br />

Val<br />

St.Peter-Molinis Lüen-Castiel<br />

Rhein<br />

Hinterrhein<br />

Sedrun Göschenen<br />

Ruinaulta / Rheinschlucht<br />

Vorderrhein<br />

Wie ein roter Faden zieht sich die Rhätische Bahn durch Graubünden,<br />

dem grö sten Kanton der Schweiz. Reisen Sie mit uns über imposante<br />

Erleben Sie magische Momente am laufenden Band!<br />

Brücken, durch tiefe Täler, vorbei an hohen Felsen und wilden Wa sern:<br />

The Rhaetian Railway wends its way through Graubünden, Switzerland’s<br />

largest canton like a red thread. Come with us over imposing bridges,<br />

through d ep va leys and past st ep rock faces and wild mountain<br />

streams: a su cession of magic moments!<br />

La Fe rovia retica si snoda come un filo ro so attraverso i Grigioni, il<br />

ma gior Cantone de la Svi zera. Via giate con noi su pont imponenti,<br />

va li profonde, pa sando vicino ad alte pareti ro cios e acque spume<br />

gianti: godetevi un momento magico dopo lʼaltro!<br />

Die Höhepunkte auf dem RhB-Streckennetz<br />

The highlights of the RhB rail network<br />

Gli highlights de la rete FR<br />

Bernina Expre s www.berninaexpress.ch<br />

Glacier Expre s www.glacierexpress.ch<br />

Alp Grüm www.rhb.ch/berninalinie<br />

Bade-Kombi Engadin Bogn Engiadina / Bad Alvaneu<br />

Spa package | Treno e terme<br />

www.rhb.ch/bognengiadina / www.rhb.ch/badalvaneu<br />

Albula Railway Museum | Museo fe roviario de lʼAlbula<br />

www.rhb.ch/bahnmuseum<br />

Clà Fe rovia der Kinder-Kondukteur<br />

Childrenʼs conductor | Il controllore per i bambini<br />

www.cla-fe rovia.ch<br />

Steam- & nostalgic rides | Via gi su treni a vapore e nostalgici<br />

www.rhb.ch/damp fahrten<br />

Erlebnis Bärenland Arosa<br />

Experience the Arosa bear sanctuary |<br />

Esperienza ne la Terra degli Orsi di Arosa<br />

www.rhb.ch/baerenland<br />

Führerstandsfahrten<br />

F otplate rides | Ma chinisti per un giorno<br />

www.rhb.ch/fuehrerstandsfahrten<br />

Kulinarische Genu sreisen<br />

Culinary trips | Via gi gastronomici<br />

Schlittelwelt Preda / Darlux – Bergün<br />

Sledging | Il paradiso de lo slittino<br />

Schlo s Tarasp<br />

The castle of Tarasp | Castello di Tarasp<br />

Via Albula / Bernina www.rhb.ch/via<br />

National Park Centre Zernez | Centro del Parco Nazionale Zernez<br />

www.rhb.ch/nationalpark<br />

Rhine Gorge Experience train | Treno a ventura Gola del Reno<br />

www.rhb.ch/erlebniszug<br />

Bernina Panorama Winter | Bernina Panorama Inverno<br />

www.rhb.ch/berninapanorama<br />

Albula Tu nel Infoarena | Infoarena del tu nel de lʼAlbula<br />

www.rhb.ch/infoarena<br />

Die Rhätische Bahn in Zahlen<br />

The Rhaetian Railway in figures<br />

La Fe rovia retica in cifre<br />

Firs track opened | Inaugurazione de la prima tra ta:<br />

1 89 (Landquart– Davos)<br />

Streckenlänge | Track length | Lunghezza comple siva: 384 0 m<br />

Spurweite | Gauge | Scartamento: 1000 mm<br />

Mitarbeiter | Employees | Collaboratori: 1500<br />

Anzahl Brücken | Number of bridges | Numero di ponti: 606<br />

Längste Brücke | Longest bridge | Ponte più lungo:<br />

285 m (Langwieserviadukt | Langwieser Viaduct | viado to di Langwiesen)<br />

Höchste Brücke | Highest bridge | Ponte più alto:<br />

89 m (Wiesnerviadukt | Wiesner Viaduct | viadotto di Wiesner)<br />

Anzahl Tu nels | Number of tu nels | Numero di ga lerie: 15<br />

Grösste Steigung | Steepest gradient | Pendenza ma sima:<br />

70 ‰ (Bernina Linie | Bernina Line | linea del Bernina)<br />

Höchster Punkt | Highest point | Punto più elevato:<br />

2253 m ü. M. | m a.s.l. | m s.l.m. (Ospizio Bernina)<br />

Tiefster Punkt | Lowest point | Punto più ba so:<br />

429 m ü. M. | m a.s.l. | m s.l.m. (Tirano)<br />

Personenbeförderungen | Passenger volume<br />

Persone trasportate: 12000 00 jährlich | per year | a lʼa no<br />

Panoramakarte<br />

Auf bildhafte Weise zeigt die Panoramakarte<br />

die Höhepunkte auf<br />

dem RhB-Netz. Lassen Sie sich von<br />

unseren Ausflugs- und Erlebnistipps<br />

inspirieren!<br />

Richtung Zürich<br />

Bernina Express<br />

Chur / St. Moritz — Tirano — Lugano<br />

de | en | it | fr<br />

Bernina Express – von den Gletschern zu den Palmen<br />

Erleben Sie eine der spektakulärsten Alpenüberquerungen:<br />

die Albula- und Berninalinie der Rhätischen<br />

Bahn. Ein besonderer Hochgenuss ist die Panoramafahrt<br />

im Bernina Express – vorbei an Gletschern bis<br />

hinunter zu den Palmen.<br />

www.rhb.ch<br />

Rhätische Bahn AG<br />

Bahnhofstra se 25<br />

CH-7001 Chur<br />

Tel +41 (0)81 2886565<br />

railservice@rhb.ch<br />

<strong>2021</strong><br />

Bahnerlebnisse & Ausflüge<br />

Railway experiences & excursions<br />

Avventure in treno & escursioni<br />

de | en | it<br />

Welcome, benvenuti<br />

Willkommen!<br />

Bahnerlebnisse & Ausflüge<br />

Die Freizeitangebote und Bahnerlebnisse der RhB bieten<br />

Abwechslung pur: Entdecken Sie Graubünden in all<br />

seinen Facetten – im Zug, zu Fuss und mit dem Velo,<br />

Faszinierend<br />

A fascinatingly di ferent<br />

Muoviamoc in modo<br />

anders unterwegs<br />

travel experience<br />

a vincente e alternativo<br />

Die Freizeitangebote und<br />

The RhB’s leisure travel o fers La Ferrovia retica vi propone<br />

Bahnerlebni se der RhB bieten and railway experiences provide varie o ferte per il tempo libero<br />

Abwechslung pur: Entdecken plenty of variety: discover the e a venture in treno: scoprite<br />

Sie Graubünden in allen<br />

many faces of the Swi s canton i Grigion in tu te le sue sfa cettature<br />

– in treno, a piedi<br />

Face ten – im Zug, zu Fu s und of Graubünden – by train, on<br />

mit dem Velo, gemütlich und f ot and by bike, leisurely o in bicicle ta, in tranqui lità o<br />

rasant, a lein und in der Gruppe. or sporty, alone or in a group. con adrenalina, da solo oppure<br />

Hier finden Sie alles auf einen You can find everything here at in gruppo. Date un’o chiata e<br />

Blick – la sen Sie sich inspirieren! a glance – let us inspire you! lasciatevi ispirare!<br />

gemütlich oder rasant. Hier finden Sie alles auf einen<br />

Blick – lassen Sie sich inspirieren!<br />

Faszinierend ander schenken:<br />

www.rhb.ch/gutscheine<br />

A fascinatingly different gift:<br />

www.rhb.ch/voucher<br />

Regalare in modo originale e<br />

a vincente: www.rhb.ch/buoni<br />

78<br />

www.rhb.ch/contura


Souvenirs & Geschenke<br />

Schenken macht Freude<br />

Entdecken Sie unser grosses Sortiment an attraktiven<br />

Geschenkartikeln und Erinnerungsstücken:<br />

www.rhb-shop.ch<br />

Eine Tasse für sich<br />

Ob Morgenkaffee oder<br />

Schlummertee: Aus dieser<br />

Retrotasse schmeckt alles<br />

einfach einen Tick besser.<br />

Und die hübsche Blechtasse<br />

erinnert immer an<br />

eine schöne Zugreise .<br />

Für alle Fälle<br />

gut gerüstet<br />

Der Minischirm im<br />

Retrostil ist der<br />

perfekte Begleiter<br />

auf Ausflügen, wenn<br />

das Wetter mal wieder<br />

Kapriolen schlägt.<br />

Kalt oder warm?<br />

Braucht es für die nächste<br />

Zugreise noch eine zusätzliche<br />

Jacke? Bei dieser<br />

Entscheidung hilft das<br />

Thermometer im Retrolook.<br />

Die Temperaturen werden<br />

in Celsius und Fahrenheit<br />

angezeigt.<br />

79


www.rhb.ch<br />

Rhätische Bahn AG<br />

Bahnhofstrasse 25<br />

CH-7001 Chur<br />

Tel +41 (0)81 288 65 65<br />

Fax +41 (0)81 288 61 05<br />

railservice@rhb.ch<br />

Die RhB online<br />

Neuigkeiten und Austausch mit<br />

uns und anderen RhB-Fans.<br />

www.rhb.ch/facebook<br />

Stimmungsvolle Ein- und Ausblicke<br />

unter dem Hashtag #rhaetiansensation.<br />

www.rhb.ch/instagram<br />

Aktuelles Gezwitscher<br />

von unserer RhB-Front.<br />

www.rhb.ch/twitter<br />

Spannende Filme und exklusive<br />

Einblicke hinter unsere Kulissen.<br />

www.rhb.ch/youtube<br />

Faszinierende Geschichten<br />

rund um die Rhätische Bahn.<br />

www.rhb.ch/blog

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!