kinder am nachmittag - Lernwerkstatt Brigittenau
kinder am nachmittag - Lernwerkstatt Brigittenau kinder am nachmittag - Lernwerkstatt Brigittenau
Integrative Lernwerkstatt Brigittenau - Newsletter Nr. 7 – Mai 2008 Unkostenbeitrag € 1,- THEMENSCHWERPUNKT D E R N E W S L E T T E R D E R I L B Integration nach der ILB? Seite 3 Nichtdiskriminierende Begriffe Seite 5 Schwer behindert – wer behindert? Seite 6 „Geh mit uns“ Seite 7 Schön, dass du da bist, Sinah Seite 9 Andrea Bossler Seite 16 Christian ist abgelaufen… Seite 17 Wegschauen oder Hinschauen Seite 30 KINDER AM NACHMITTAG: Kräuterbeet, Spielen & Wrestling ab Seite 21 www.lernwerkstatt.or.at Integration / Inklusion Wer oder was ist „normal“? Die Doppelnummer – II. Teil
- Seite 2 und 3: EDITORIAL Der Newsletter der Integr
- Seite 4 und 5: Der Newsletter der Integrativen Ler
- Seite 6 und 7: Der Newsletter der Integrativen Ler
- Seite 8 und 9: Der Newsletter der Integrativen Ler
- Seite 10 und 11: Der Newsletter der Integrativen Ler
- Seite 12 und 13: Der Newsletter der Integrativen Ler
- Seite 14 und 15: Der Newsletter der Integrativen Ler
- Seite 16 und 17: Wir stellen vor: Der Newsletter der
- Seite 18 und 19: Der Newsletter der Integrativen Ler
- Seite 20 und 21: Der Newsletter der Integrativen Ler
- Seite 22 und 23: Der Newsletter der Integrativen Ler
- Seite 24 und 25: Der Newsletter der Integrativen Ler
- Seite 26 und 27: Tipp 2 Circus KAOS Der Newsletter d
- Seite 28 und 29: Der Newsletter der Integrativen Ler
- Seite 30 und 31: Der Newsletter der Integrativen Ler
- Seite 32 und 33: Der Newsletter der Integrativen Ler
Integrative <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> - Newsletter Nr. 7 – Mai 2008 Unkostenbeitrag € 1,-<br />
THEMENSCHWERPUNKT<br />
D E R N E W S L E T T E R D E R I L B<br />
Integration nach der ILB?<br />
Seite 3<br />
Nichtdiskriminierende Begriffe<br />
Seite 5<br />
Schwer behindert – wer<br />
behindert?<br />
Seite 6<br />
„Geh mit uns“<br />
Seite 7<br />
Schön, dass du da bist, Sinah<br />
Seite 9<br />
Andrea Bossler<br />
Seite 16<br />
Christian ist abgelaufen…<br />
Seite 17<br />
Wegschauen oder Hinschauen<br />
Seite 30<br />
KINDER AM<br />
NACHMITTAG:<br />
Kräuterbeet, Spielen & Wrestling<br />
ab Seite 21<br />
www.lernwerkstatt.or.at<br />
Integration / Inklusion<br />
Wer oder was ist „normal“?<br />
Die Doppelnummer – II. Teil
EDITORIAL<br />
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
Liebe Leute,<br />
wie schnell doch<br />
die Zeit vergeht.<br />
Jetzt ist er schon<br />
fertig, der zweite<br />
Teil unserer Doppelnummer<br />
zum Thema Integration. Und<br />
es ist bereits auch die 7. Ausgabe des<br />
ILB Newsletters. Noch 3 Ausgaben und<br />
wir feiern unser großes Fest „10 Jahre<br />
ILB“. Die Vorbereitungen dafür sind<br />
bereits in vollem Gange. Dem Organisationste<strong>am</strong><br />
haben sich bereits weitere<br />
unterstützende gute Geister angeschlossen<br />
und die ersten Acts sind fixiert. Mehr<br />
davon findet Ihr in diesem Newsletter.<br />
Dann gibt es noch eine spannende<br />
Neuigkeit: die ILB hat ein Logo! Und so<br />
sieht es aus:<br />
Wir bedanken<br />
uns herzlich bei<br />
Alexandra Della<br />
Toffola und<br />
Helmuth Wolf für<br />
die grafische<br />
Umsetzung der Logo-Ideen unseres<br />
Herrn Direktors.<br />
Zum Thema Integration gibt es in diesem<br />
Newsletter einen Bericht über eine<br />
Initiative zu Gunsten Nichtdiskriminierender<br />
Begriffe. Ergänzend dazu haben<br />
wir auch verschiedene Politiker befragt<br />
und ihre Aussagen hier abgedruckt.<br />
Dann stellen wir ein besonders<br />
innovatives Projekt in Gerasdorf vor: Die<br />
Initiative „Geh mit uns“ von Sigrid Mazal.<br />
Und wir haben einen sehr schönen<br />
Beitrag über Sinah, eine ehemalige<br />
Schülerin der ILB, der ergänzt wird durch<br />
die Korrespondenz zwischen Christophs<br />
Mutter und einer Lernbegleiterin, die<br />
diesen Beitrag verfasst hat. Hier wird<br />
deutlich, wie viel Sensibilität Integration<br />
erfordert und dass auch jene, die viel<br />
d<strong>am</strong>it zu tun haben, noch lernen können.<br />
Unser Dauerbrenner ist diesmal ein<br />
besonders heikles Thema, geht es doch<br />
darum, dass es vorkommen kann, dass<br />
Kinder aus der ILB weggehen, ohne<br />
dass jemand darüber informiert ist.<br />
Natürlich berichten wir im Anschluss an<br />
den Beitrag, welche Maßnahmen<br />
getroffen werden, d<strong>am</strong>it solche<br />
Ereignisse eine Ausnahme bleiben.<br />
Wir berichten auch in dieser Ausgabe<br />
wieder von der Nachmittagsbetreuung<br />
und haben einige interessante Buchtipps<br />
zum Thema Integration zus<strong>am</strong>mengestellt.<br />
Tshipis Glosse darf natürlich auch in<br />
dieser Ausgabe nicht fehlen. Seite 30.<br />
Viel Freude beim Lesen!<br />
Euer Till*<br />
* Hier hat Martina Wolf dem Till ihre Stimme geliehen<br />
Seite 2
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
Schüler/innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf<br />
Integrative Beschulung nach der Volksschule<br />
Erziehungsberechtigte, die sich für ihre<br />
Kinder mit sonderpädagogischem<br />
Förderbedarf für die schulische Laufbahn<br />
in einer Integrationsklasse entschieden<br />
haben, haben das Recht und die<br />
Möglichkeit, ihre Kinder auch auf der 5. –<br />
8. Schulstufe integrativ beschulen zu<br />
lassen. Gesetzliche Grundlage dafür ist<br />
der § 8.a des Schulpflichtgesetzes. Auf<br />
der 9. Schulstufe werden Integrationsklassen<br />
(an Polytechnischen Schulen<br />
und Fachmittelschulen) nach wie vor als<br />
Schulversuch geführt.<br />
Wie in der Volksschule auch, werden<br />
Integrationsklassen in der Sekundarstufe<br />
-zum gemeins<strong>am</strong>en Unterricht von<br />
behinderten mit nichtbehinderten<br />
Schüler/innen- von Fachlehrer/innen<br />
gemeins<strong>am</strong> mit einem/r Sonderpädagog/in<br />
unterrichtet. In einer<br />
Sekundarstufenintegrationsklasse<br />
werden meist 5-7 Schüler/innen mit<br />
Förderbedarf (Anzahl hängt von Grad<br />
und Schwere der Behinderung ab)<br />
gemeins<strong>am</strong> mit den nichtbehinderten<br />
Schüler/innen beschult.<br />
Üblicherweise werden die Lehrplaneinstufungen<br />
der Volksschule übernommen.<br />
Dabei sind Lehrplaneinstufungen nicht<br />
immer eine unabänderliche Größe,<br />
manchmal führt die Entwicklung der<br />
Kinder bezüglich ihrer Leistung dazu,<br />
dass Lehrplanänderungen auch während<br />
der Sekundarstufenzeit vorgenommen<br />
werden.<br />
Integrationsklassen können auf der 5. –<br />
8. Schulstufe in Hauptschulen (in Wien:<br />
Kooperative Mittelschulen) und an<br />
allgemeinbildendenden höheren Schulen<br />
gebildet werden. Allerdings zeigt die<br />
Realität, dass es in sehr hohem Ausmaß<br />
die Kooperativen Mittelschulen sind, die<br />
Integrationsklassen führen und eher<br />
selten allgemeinbildende höhere<br />
Schulen. Bezirksschulinspektor/innen<br />
legen in Zus<strong>am</strong>menarbeit mit Hauptschuldirektor/innen<br />
und Leiter/innen der<br />
sonderpädagogischen Zentren die<br />
Standorte für Integrationsklassen sowie<br />
die Zuteilung der Schüler/innen fest.<br />
Nach Möglichkeit werden Wünsche von<br />
Erziehungsberechtigten berücksichtigt,<br />
aus organisatorischen Gründen ist das<br />
jedoch nicht immer möglich.<br />
Bei der Bildung von Integrationsklassen<br />
gehen die Bemühungen dahin, möglichst<br />
kleine Lehrer/innente<strong>am</strong>s zu bilden,<br />
d<strong>am</strong>it die Zus<strong>am</strong>menarbeit der Fachlehrer/innen<br />
mit dem/r Sonderschullehrerin<br />
erleichtert wird. Enge<br />
Zus<strong>am</strong>menarbeit aller beteiligten<br />
Lehrer/innen bei der gemeins<strong>am</strong>en<br />
Unterrichtsplanung, um integrativen<br />
Unterricht bestmöglich zu gestalten, ist<br />
wesentlicher Eckpfeiler für das gute<br />
Gelingen der Arbeit in der Integrationsklasse.<br />
Besonders wichtig ist Förderung jedes<br />
einzelnen Schülers/jeder einzelnen<br />
Schülerin. Methoden zur Individualisierung<br />
und Differenzierung müssen<br />
überlegt und angewendet werden, um<br />
jeden Schüler/jede Schülerin dort<br />
abzuholen, „wo er/sie steht“ und<br />
Seite 3
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
bestmöglich in der persönlichen<br />
Weiterentwicklung zu unterstützen.<br />
Auch der guten Vernetzung mit den<br />
Erziehungsberechtigten kommt große<br />
Bedeutung zu.<br />
Im laufenden Schuljahr gibt es auf der 5.<br />
– 8. Schulstufe 353 Integrationsklassen<br />
in Wien, davon sind 342 an Standorten<br />
Kooperativer Mittelschulen und 11 an<br />
Standorten allgemeinbildender höherer<br />
Schulen eingerichtet. Im Schulversuch<br />
auf der 9. Schulstufe werden heuer 24<br />
Integrationsklassen geführt.<br />
Dringend notwendig wäre die Ausweitung<br />
der Möglichkeit integrativer<br />
Beschulung über die 8. Schulstufe<br />
hinaus, die sich nicht nur im Angebot des<br />
Schulversuchs auf der 9. Schulstufe an<br />
Polytechnischer Schulen erschöpfen<br />
darf.<br />
Mag. Judith Stender<br />
Stadtschulrat für Wien –<br />
Integrationsberatungsstelle<br />
Quelle: Stadtschulrat Wien<br />
Seite 4
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
Initiative zugunsten nicht-diskriminierender Begriffe<br />
SPF – ASO – SSB – VS: Titel, Lehrpläne, Menschen, Kinder (ein Auszug)<br />
Ein Vorschlag zum Umdenken in der schulischen Lernbegleitarbeit, und folgerichtig auch zum<br />
Umformulieren der <strong>am</strong>tlichen Bezeichnungen für Kinder mit besonderen Begleiterfordernissen<br />
Die in Österreich gängigen und gültigen<br />
Bezeichnungen für Integrations<strong>kinder</strong><br />
st<strong>am</strong>men überwiegend noch aus der Zeit<br />
vor der Einführung des Rechts auf<br />
integrative Beschulung und lauten z.B.:<br />
SPF, ASO, SSB, VS (Siehe auch<br />
Glossar auf Seite 29)<br />
Weil die Bezeichnung „schwerstbehindert“<br />
einen Menschen, ein Kind auf<br />
nicht näher definierte schwerste Defizite<br />
(im Vergleich zu anderen) reduziert und<br />
somit diskriminierend wirkt,<br />
weil die herkömmlichen Lehrplanzuordnungen<br />
fragliche und – weil Menschen<br />
sich ständig entwickeln und verändern –<br />
allzu statische Festschreibungen für die<br />
adäquate Lernbegleitung eines Kindes /<br />
Jugendlichen sind,<br />
soll künftig ein anderes Grundschema<br />
das (inklusive) pädagogische Handeln<br />
leiten:<br />
Der Sonderpädagogische Förderbedarf<br />
(SPF) wird wie bisher ausgesprochen<br />
und legitimiert u.a. zusätzliche<br />
Ressourcen für diese Kinder bzw. die<br />
Lerngruppe, in die sie eingebettet sind.<br />
Grundsätzlich ist der allgemeine<br />
Volksschullehrplan Orientierungspunkt<br />
für alle Kinder – als Rahmenlehrplan<br />
wird es in jedem Fall nur eine<br />
Annäherung jedes Kindes an seine<br />
Zielstellungen sein – und manche<br />
werden schon viel früher weit darüber<br />
hinaus sein, so wie manch andere<br />
Kinder stolz sein können, wenn sie<br />
einige bescheidene Ziele erreichen.<br />
Die regionalen sonderpädagogischen<br />
Kommissionen definieren somit künftig<br />
für jedes Kind aufgrund seiner<br />
Fähigkeiten und Bedürfnisse zum<br />
Zeitpunkt der Antragstellung auf SPF<br />
eine der folgenden 4 Förder- bzw.<br />
Begleitkategorien:<br />
1. allgemeine Förderung (für sog.<br />
lernschwache, entwicklungsverzögerte<br />
Kinder, usw.)<br />
2. spezielle Begleitung (für leichter<br />
körperbehinderte Kinder, Kinder mit<br />
leichteren Wahrnehmungsproblemen,<br />
sprachlich zu fördernde Kinder, usw.)<br />
3. erweiterte Begleitung (für Kinder mit<br />
ausgeprägteren Wahrnehmungsproblemen,<br />
häufigen Hilfestellungen<br />
in der alltäglichen Lebensbewältigung,<br />
usw.)<br />
4. umfassende Begleitung (für basal<br />
begleitbedürftige Kinder, Kinder in<br />
akuten Krisensituationen, usw.)<br />
Die Debatte ist eröffnet!<br />
Josef Reichmayr<br />
Seite 5
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
Schwer behindert -<br />
wer behindert?<br />
Vor 15 Jahren fand auf der Universität<br />
Wien eine gleichn<strong>am</strong>ige Veranstaltung<br />
statt. Es ging um einen gleichberechtigten<br />
Zugang zu Bildung und<br />
Diskriminierungen durch Barrieren und<br />
Worte. Am Sprachgebrauch hat sich<br />
inzwischen nur wenig<br />
verändert. Kleiner Erfolg:<br />
Aus den "Behinderten"<br />
wurden "behinderte<br />
Menschen" oder "Menschen<br />
mit Behinderung". Aber in<br />
Zeitungen liest man immer<br />
wieder von "an den Rollstuhl<br />
gefesselten Behinderten".<br />
Da fragt man sich, warum bei diesem<br />
Tatverdacht nicht die Polizei geholt wird!<br />
Letzte Woche fand in Wien die<br />
Inklusionstagung der Lebenshilfe<br />
Österreich statt. Die internationale<br />
Diskussionsrunde wurde in Vertretung<br />
des Bürgermeisters von einer Wiener<br />
Gemeinderätin eröffnet. Sie leitete ein,<br />
dass sie Mitglied der gemeinderätlichen<br />
Behindertenkommission ist und das Wort<br />
"Behinderung" nicht mag. Deshalb sagt<br />
sie lieber: "Menschen in besonderen<br />
Lebensumständen". Ich fühlte mich ein<br />
wenig schwanger - mit meiner<br />
Behinderung. Nur im Gegensatz zu einer<br />
Schwangerschaft, ist eine Behinderung<br />
zumeist ein verbleibender Zustand.<br />
Durch die "Verniedlichung" der Sprache<br />
werden meiner Meinung nach,<br />
Problemstellungen einfach vom Tisch<br />
gewischt. Ein ähnliches<br />
Unwort ist<br />
"Menschen mit besonderen<br />
Bedürfnissen". Auf<br />
der Universität Klagenfurt<br />
sollte ein eigenes Institut<br />
für die Anliegen behinderter<br />
Menschen gegründet<br />
werden. Vorgeschlagener N<strong>am</strong>e:<br />
Institut für Menschen mit besonderen<br />
Bedürfnissen. Wäre das so umgesetzt<br />
worden, hätte das Institut sehr<br />
viel zu tun gehabt.<br />
Ich gebe Direktor Reichmayr Recht,<br />
wenn er die in Schulgesetzen<br />
verwendeten ASO-oder SPF-Kinder<br />
kritisiert. Eine Inklusionspädagogik<br />
muss andere Begriffe finden. Hier<br />
braucht es die Kreativität der<br />
Betroffenen. Sie sollten selbst<br />
entscheiden, wie sie benannt werden<br />
möchten. Es stellt sich aber die Frage,<br />
ob es letztendlich bei einer Individualpädagogik,<br />
bei der jedes Kind<br />
entsprechend seinen Fähigkeiten<br />
gefordert und gefördert wird, überhaupt<br />
unterschiedliche Kategorisierungen von<br />
Kindern braucht. Darüber sollte diskutiert<br />
werden.<br />
Franz-Joseph Huainigg<br />
Kinderbuchautor und ÖVP-Sprecher für<br />
Menschen mit Behinderung<br />
Anruf von Frau Haidlmayr 22. April 14:10<br />
Frau Haidlmayer<br />
wird eine Anfrage<br />
zur Änderung der<br />
diskriminier<br />
enden<br />
Bezeichnung<br />
im Parl<strong>am</strong>ent einbringen<br />
Auch aus dem Büro von<br />
Bundesministerium für Unterricht,<br />
Kunst und Kultur Büro<br />
(Bundesministerin Dr. Schmied)<br />
erhalten wir in den nächsten<br />
Tagen Antwort.<br />
Seite 6
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
Geh mit uns<br />
Behindertenhilfe in Gerasdorf<br />
Zuerst möchte<br />
ich mich kurz<br />
vorstellen: mein<br />
N<strong>am</strong>e ist Sigi<br />
Mazal, ich bin<br />
Mutter von vier<br />
Kindern, von<br />
denen drei die<br />
ILB, sehr<br />
begeistert,<br />
besuchten.<br />
Magda hat mittlerweile maturiert, Clara<br />
geht in die zweite Klasse einer HLW mit<br />
Schwerpunkt Sozialmanagement und<br />
Valentin besucht die dritte Klasse des<br />
Erich-Fried Realgymnasiums.<br />
Ich selbst bin Volks- und Sonderschullehrerin<br />
und habe 10 Jahre an einer<br />
Sonderschule unterrichtet. In dieser Zeit<br />
wuchs der Wunsch in mir heran, eine<br />
weiterführende Werkstätte für SchulabgängerInnen<br />
zu gründen. Gemeins<strong>am</strong><br />
mit den Eltern vieler meiner Schüle-<br />
rInnen besuchte ich<br />
Tageswerkstätten und holte mir<br />
Anregungen, …<br />
Im Jahr 1995 war es dann<br />
soweit, dass unsere<br />
Tageseinrichtung „Geh mit uns<br />
– Behindertenhilfe“ mit<br />
September in Betrieb ging. Wir<br />
begannen in den<br />
Kellerräumlichkeiten unseres<br />
Hauses mit vier sogenannten geistig<br />
schwerstbehinderten Menschen zu<br />
arbeiten, schon bald k<strong>am</strong>en neue dazu<br />
und schließlich waren wir nach 10<br />
Jahren 10 Menschen mit besonderen<br />
Bedürfnissen. In diesen Jahren gelang<br />
es uns, ein Grundstück in der Nähe<br />
anzukaufen, den Kredit dafür abzuzahlen<br />
und gemeins<strong>am</strong> mit dem<br />
Architektenbüro von Franz Ryznar<br />
(Atelier Albertplatz) ein Haus zu planen,<br />
das bis zu 14 Menschen Platz bietet, in<br />
dem sich auch eine Trainingswohngemeinschaft<br />
befindet. Im September<br />
2005 wurde dieses Haus eröffnet und<br />
mittlerweile arbeiten<br />
13 Leute, vier<br />
Betreuerinnen, ein<br />
Zivildiener und eine<br />
Frau, die einen<br />
geschützten Arbeitsplatz<br />
hat, bei uns. Wir<br />
wollen in erster Linie<br />
unser Leben, unseren<br />
Alltag gemeins<strong>am</strong><br />
leben und bewältigen! So ist es uns<br />
wichtig, dass jeder dort abgeholt wird,<br />
wo er sich in seiner Entwicklung gerade<br />
befindet, dass die Bedürfnisse und<br />
Gefühle von allen wahrgenommen und<br />
respektiert werden.<br />
Seite 7
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
Wir stellen Montessorimaterialien und<br />
anderen Holzarbeiten her, dazu Kerzen<br />
und Schmuck. Wir schöpfen Papier,<br />
machen Gartenarbeit, säubern die<br />
Spielplätze unserer Gemeinde Gerasdorf<br />
und betreuen die Blumenkisterln an den<br />
Ortseinfahrten. Wir haben schon sechs<br />
integrative Theaterstücke erarbeitet, die<br />
wir an Kindergärten und Volksschulen<br />
gemeins<strong>am</strong> mit den Kindern, bei denen<br />
wir auf Besuch sind, spielen. Ja, und<br />
dann nehmen wir uns viel Zeit für Feiern,<br />
Urlaube, Ausflüge, … Auch eine<br />
Kunsttherapeutin arbeitet bei uns und<br />
unterstützt unsere Leute bei den<br />
Schritten in ihre Unabhängigkeit! Heuer<br />
haben wir große Erfolge bei den Special<br />
Olympics in Innsbruck und in Meran<br />
erzielt: 5 Goldmedaillen, 4 Silber- und 4<br />
Bronzemedaillen im alpinen Schisport!<br />
Einige unserer Anvertrauten, wie wir sie<br />
nennen, bewältigen mittlerweile völlig<br />
selbständig den Weg zur Arbeit und<br />
nach Hause. Wir freuen uns miteinander<br />
und sehen mit sehr viel Freude, wie sehr<br />
sie d<strong>am</strong>it an Selbstbewusstsein und<br />
Selbständigkeit gewinnen: Sie lernen ihr<br />
Leben selbst in die Hand zu nehmen, …<br />
Für mich persönlich gehören vor allem<br />
die Erfahrungen beim Theaterspielen,<br />
wo einander einzigartige Menschen<br />
begegnen und miteinander spielen zu<br />
den beglückendsten Momenten meines<br />
Berufes. Wir waren auch schon in der<br />
ILB zu Gast und ich freu mich, auf<br />
diesem Weg uns wieder in Erinnerung<br />
rufen zu dürfen!<br />
Jeden Mittwoch gibt es bei uns<br />
Kaffeehaus (Föhrengasse 39-41, 2201<br />
Kapellerfeld, 02246/4043): An diesen<br />
Vormittagen freuen wir uns sehr, wenn<br />
wir Besuch bekommen und uns, unser<br />
Haus und unsere Arbeit zeigen dürfen.<br />
Herzlich Willkommen!<br />
Sigi Mazal<br />
Die nächste Ausgabe von Till<br />
erscheint <strong>am</strong><br />
23. Juni 2008<br />
Themenschwerpunkt:<br />
Nachmittagsbetreuung<br />
Freizeitpädagogik<br />
VOM/NAM LernbegleiterInnen<br />
Wir freuen uns über Beiträge!<br />
Ihr erreicht uns unter:<br />
Ilb10@gmx.at<br />
oder via Juli Schinko, Stg. H<br />
Redaktionsschluss:<br />
16. Juni 2008<br />
Seite 8
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
Sinah, schön, dass du da bist!<br />
Im vorigen Schuljahr habe ich von Susanna<br />
Juresa, der Mutter von Christoph, einem<br />
Down-Syndrom-Burschen aus der St<strong>am</strong>mgruppe<br />
A, eine Einladung zur Ersten Down-<br />
Syndrom Frühlings-Soirée bekommen.<br />
Warum sie mir, die in der St<strong>am</strong>mgruppe E<br />
die Kinder begleitet, eine Einladung gegeben<br />
hat? Ich denke ein Grund war, dass wir<br />
beide freitags mit Karim trommeln und<br />
einander von dort kennen, und ein zweiter<br />
Grund dürfte gewesen sein, dass es<br />
zwischen uns so etwas wie einen<br />
„Sympathiefluss“ gibt.<br />
Diese Erste Down-Syndrom Frühlings-<br />
Soirée fand <strong>am</strong> 21. März 2007 im Studio 44<br />
der Österreichischen Lotterien in Wien statt.<br />
Der Tag, an dem, dem Kalender nach, der<br />
Frühling beginnt, ist der Down-Syndrom-<br />
Welttag. Zufall? Sicher nicht! Sicher bewusst<br />
gewählt wegen der Zahl 21 (Trisomie 21)<br />
und vielleicht auch, um mit dem<br />
Frühlingsbeginn einer Hoffnung Ausdruck zu<br />
verleihen, der Hoffnung auf breitere<br />
Akzeptanz, größeres Verständnis und<br />
Unterstützung seitens der Gesellschaft.<br />
Mit dem Wort „Gesellschaft“ meine ich<br />
hier nicht nur die einzelnen Menschen,<br />
also dich und mich, sondern auch<br />
verschiedene staatliche Einrichtungen<br />
wie z.B. die Schule.<br />
Ich bin heute noch froh, dass ich <strong>am</strong><br />
21.3.07 mit dabei war, weil ich dort<br />
etliche Menschen (wieder) gesehen<br />
habe, die mir <strong>am</strong> Herzen liegen. Zwei<br />
Menschen, nach denen ich besonders<br />
Ausschau gehalten habe, waren leider<br />
nicht dort: Es waren Sinah und Uschi.<br />
Warum ich mich besonders nach den<br />
beiden umgesehen haben? - Ich habe<br />
Sinah, ein Down-Syndrom-Mädchen, fast<br />
drei Jahre in der Schule begleitet, und<br />
Uschi ist ihre Mutter.<br />
Ich verfolge nun einige der Erinnerungsspuren,<br />
die mit diesen beiden Menschen<br />
zu tun haben. Gelegt wurden diese<br />
Spuren in der Zeit von 2000 bis 2002.<br />
(Ich war von 1998 bis 2002<br />
St<strong>am</strong>mgruppenlehrerin in A.)<br />
Sinah war (und ist sicher auch heute<br />
noch) eine begnadete Tänzerin: Es<br />
war wunderbar, ihr dabei zuzusehen,<br />
wie sie mit einem Seidentuch in der<br />
Hand allein vor der Gruppe tanzte. Für<br />
mich war es immer wieder eine<br />
wunderbare Erfahrung, mit ihr<br />
gemeins<strong>am</strong> zu tanzen, weil ich so auf<br />
ganz besondere Weise mit ihr in<br />
Beziehung sein konnte.<br />
Im Bereich Mathematik war ich<br />
(obschon keine Sonderschullehrerin)<br />
für Sinah zuständig. Meine d<strong>am</strong>alige<br />
Kollegin und ich hatten das so<br />
ausgemacht, weil ich bereits seit<br />
längerem eine Montessoriausbildung<br />
absolviert hatte und eine begeisterte<br />
„Montessorimaterialarbeiterin“ bin. Ich<br />
habe mit Sinah Darbietungen einzelner<br />
Montessorimaterialien gemacht,<br />
und Uschi hat uns dabei gefilmt.<br />
Warum? Weil sie dann auch zu Hause<br />
auf diese Art mit Sinah üben konnte.<br />
So konnte Sinah recht bald vierstellige<br />
Seite 9
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
Additionen ohne Zehnerüberschreitung<br />
ausrechnen.<br />
Was mir heute noch leid tut: Ich konnte<br />
Sinah nicht „in die Million einführen“. Erst<br />
Martina Hofleitner, meine jetzige Kollegin,<br />
hat das Material (also den Zehntausender,<br />
den Hunderttausender, die Million) in unsere<br />
Schule gebracht, und sie hat d<strong>am</strong>als noch<br />
nicht als Lernbegleiterin in der ILB<br />
gearbeitet. Ich stelle mir gerade vor, wie<br />
begeistert Sinah gewesen wäre, wenn ich<br />
sie in der großen Millionenkiste auf dem<br />
Gang herumgeführt hätte! Sinah hätte<br />
d<strong>am</strong>als wahrscheinlich auch bald fünf-,<br />
sechs- bzw. siebenstellige Zahlen ohne<br />
Zehnerüberschreitung addieren können –<br />
und sie hätte dabei vielleicht mehr<br />
Vorstellung gehabt als so manches Kind,<br />
das nie im Leben das Größenverhältnis<br />
1:1.000.000 erleben, be- bzw. angreifen,<br />
erfahren, spüren durfte. Ehrlich gesagt –<br />
so nebenbei: Auch ich war verblüfft (und<br />
erfreut), als ich die Million und den Einer<br />
real das erste Mal vor mir liegen sah.<br />
Sigi Mazal, die Mutter von Clara (d<strong>am</strong>als<br />
ebenfalls Schülerin in der St<strong>am</strong>mgruppe<br />
A), hatte uns ein Lied „geschenkt“. (Ich<br />
betrachte es auch heute noch als<br />
Geschenk, für das ich dankbar bin. Es<br />
bereitet mir und hoffentlich auch meiner<br />
Kollegin und den Kindern, die wir auf<br />
ihrem Lernweg begleiten, nach wie vor<br />
Freude.) Ein Ritual aus meiner Zeit mit<br />
Sinah, das wir auch heute noch haben:<br />
Besucherinnen und Besucher bekommen<br />
– wenn sie wollen – dieses Lied<br />
geschenkt. Wer von uns das Lied auch<br />
gern für sich gesungen haben möchte,<br />
bekommt es ebenfalls.<br />
Sinah hat sich dieses Lied bei jeder<br />
Gelegenheit gewünscht, und ich sehe sie<br />
heute noch vor<br />
mir sitzen – mit<br />
einem überglücklichen<br />
Strahlen in<br />
ihrem Gesicht. Ich<br />
habe das Lied im<br />
Laufe der Zeit ein<br />
wenig abgeändert,<br />
und es geht<br />
so: Sinah, schön,<br />
dass du da bist;<br />
Sinah, gut, dass<br />
es dich gibt;<br />
Sinah, ich freu mich sehr, dass wir<br />
zus<strong>am</strong>men sind!<br />
Wie ich von Uschi weiß, war das Lied<br />
„Sinah, schön, dass du da bist, ...“<br />
auch nach ihrem ILB-Besuch noch<br />
wichtig, so wichtig, dass Sinah es im<br />
Jahr 2007 im Frühjahr, als sie ein<br />
Praktikum in einem Kindergarten<br />
machte, den Kindern im Kindergarten<br />
„geschenkt“ hat.<br />
Als es um die Lehrplanzuteilung ging,<br />
wehrte Uschi sich gegen die Zuordnung<br />
des Lehrplans für schwerstbehinderte<br />
Kinder. Ich kann sie gut<br />
verstehen und habe durch ihre<br />
Hartnäckigkeit auch erst wahrgenommen,<br />
wie verletzend dieser Begriff<br />
„schwerstbehindert“ empfunden werden<br />
kann. Ich denke, in dem Wort<br />
drückt sich alles andere als Anteilnahme,<br />
Empathie mit den Betroffenen<br />
(Kindern und Eltern) und Respekt vor<br />
dem Anderen aus. Dass wir in<br />
Österreich im Jahr 2007 in der Schule<br />
noch immer mit diesem Etikett<br />
hantieren (müssen), betrachte ich<br />
nicht als Ruhmesblatt. Im Gegenteil:<br />
Seite 10
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
Ich denke, dass es höchst an der Zeit ist,<br />
diesen Begriff durch einen anderen zu<br />
ersetzen.<br />
Ich betrachte die Mehrstufenklassen und die<br />
Integration als die zwei Säulen der ILB, über<br />
deren Sinnhaftigkeit ich nicht mehr diskutiere.<br />
Weder die eine noch die andere<br />
möchte ich missen. Mir als Lernbegleiterin<br />
bietet die Integration - oder manche würden<br />
sagen: Inklusion – die Möglichkeit, die im<br />
TILL 8 beschriebene +/+-Haltung allen<br />
Kindern gegenüber zu leben, die ich auf<br />
ihrem Lernweg begleiten darf. Seit 1992<br />
arbeite ich in Integrationsklassen, und das<br />
Zus<strong>am</strong>mensein mit den „Integrations<strong>kinder</strong>n“<br />
hat mich sehr viel gelehrt und zwar<br />
über mich, über andere Menschen, über die<br />
Welt, in der wir leben. Ja, ich bin dankbar<br />
dafür!<br />
Christiana Pock-Rosei<br />
(Anmerkung: Ich habe meinen Beitrag mit dem Titel<br />
„ICH BIN OK – DU BIST OK (+/+) -<br />
TRANSAKTIONEN, einmal anders gesehen“, der im<br />
Integrationsjournal Dezember 07 (herausgegeben<br />
vom Stadtschulrat für Wien) erschienen ist, für TILL4<br />
ein wenig umgearbeitet.)<br />
Christiana Pock hat Ihren schönen Beitrag an Susanna Juresa geschickt, um Ihre Freigabe für<br />
den Beginn es Textes einzuholen.<br />
Susanna hat darauf hin um einige Änderungen im Text ersucht.<br />
D<strong>am</strong>it Ihr, liebe Leser, einen Einblick habt, wie sensibel das Thema ist, haben wir, mit dem<br />
Einverständnis von Susanna und Christiana, den ursprünglichen Text unverändert gelassen und<br />
das Mail mit den Änderungen und Ergänzungen von Susanna separat dazu gestellt.<br />
Anmerkung der Redaktion<br />
Seite 11
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
Fest <strong>am</strong> 10.10.2008<br />
Das 10-Jahres-Fest rückt näher und nimmt langs<strong>am</strong> Gestalt an.<br />
Die Verbindung zwischen dem St<strong>am</strong>mhaus der ILB und der<br />
Expositur soll besonders betont werden. Dazu wird es einige<br />
Aktionen geben. Ideen sind zum Bespiel:<br />
• Wände, die in diesem Abschnitt besprüht oder bemalt werden<br />
• Logos, die den Weg zu beiden Standorten weisen<br />
• Fahnen (für jede St<strong>am</strong>mgruppe), usw.<br />
Weitere Vorhaben:<br />
• Auf der Bühne wird es ein vielfältiges Progr<strong>am</strong>m, gestaltet<br />
von SchülerInnen, LernbegleiterInnen, ehemaligen<br />
SchülerInnen und Eltern der ILB geben.<br />
• Im Innenhof werden Spielstationen aufgebaut.<br />
• Fotodokumentationen werden 10 Jahre ILB anschaulich<br />
präsentieren.<br />
• Straßenstandln auf der Vorgartenstraße werden über<br />
verschiedene Initiativen informieren.<br />
oder Sachspenden zur Verfügung gestellt haben. Diejenigen, die<br />
uns dabei noch unterstützen wollen, haben durch den Erwerb<br />
eines ILB- Bausteins (siehe Seite 13) eine gute Möglichkeit dazu.<br />
Wer aktiv bei der weitern Festplanung dabei sein möchte, kann<br />
gerne mit Gabi Reithofer Gabi Reithofer (werken.gabi@gmx.at)<br />
oder Julia H<strong>am</strong>mel (julia.h<strong>am</strong>mel@gmx.at) Kontakt aufnehmen.<br />
Wir freuen uns auf ein tolles Fest!<br />
Das Veranstaltungste<strong>am</strong><br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10!<br />
10 Jahre ILB<br />
Seite 12
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
Unterstützen Sie eine der innovationsfreudigsten<br />
öffentlichen Grundschulen Österreichs!<br />
Die Integrative <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong>,<br />
eine Modellschule des Stadtschulrats für<br />
Wien, feiert 2008 ein Jubiläum: Vor 10<br />
Jahren wurde diese Schule neu<br />
gegründet. Ein guter Anlass für eine<br />
Zwischenbilanz, für ein großes<br />
Vorgarten-Straßen-Fest <strong>am</strong> 10.10.08, für<br />
Impulse in die österreichische<br />
Schulreformdebatte auf dem Weg zu<br />
einer gemeins<strong>am</strong>en Schule für 6- bis 15-<br />
Jährige, für Dokumentationen des<br />
Geleisteten, für neue Visionen des<br />
Möglichen und Machbaren und zur<br />
Klärung und Sicherstellung der<br />
wichtigsten Bedingungen für das<br />
Gelingen eines neuen Lernens, einer<br />
guten Schule!<br />
Sie kennen die ILB – über Ihr eigenes<br />
Kind, oder über Berichte von<br />
FreundInnen, über Medienberichte oder<br />
Internet – und Sie können/wollen diese<br />
Modellschule auf ihrem schwungvollen<br />
Weg in das zweite Jahrzehnt begleiten<br />
und unterstützen? Dann machen Sie mit<br />
und kaufen einen der Zukunfts-Bausteine:<br />
„Baustein 50“ um € 50,- umfasst:<br />
• TiLL 1-10 (alle Newsletter im<br />
handgeschnürten Paket)<br />
• 1 TiLL-Fingerpuppe (handgeboren<br />
in Bolivien)<br />
• 1 ILB-Logo-Plakette zum<br />
Aufstecken<br />
• 1 Filmdokumentation „10 Jahre<br />
ILB“ (DVD, inklusive Bilder- und<br />
Datenteil)<br />
Für die Bausteine 50, 100 zahlen Sie<br />
bitte unter dem Kennwort „Baustein …“<br />
und Angabe Ihres N<strong>am</strong>ens und<br />
Adresse den entsprechenden Betrag auf<br />
unser Schulkonto<br />
Kontonr: 696 271 790<br />
BA-CA [BLZ 12000]<br />
Weitere Bausteine auf Anfrage unter:<br />
Ilb10@gmx.at<br />
„Baustein 100“ um € 100,- umfasst:<br />
• Wahlweise 1 ILB-T-Shirt ODER<br />
das Buch „10 Jahre<br />
Mehrstufenklassen in Wien“<br />
ODER die DVD „10 Jahre<br />
Mehrstufenklassen in Wien“<br />
• 1 TiLL-Fingerpuppe (geboren in<br />
Bolivien) und 1 Tier-<br />
Fingerpuppe nach freier Wahl<br />
• 2 Plaketten zum Aufstecken: 1x<br />
ILB-Logo, 1x TiLL<br />
• TiLL 1-10 (alle Newsletter im<br />
handgeschnürten Paket)<br />
• 1 Filmdokumentation „10 Jahre<br />
ILB“ (DVD, inklusive Bilder- und<br />
Datenteil)<br />
Seite 13
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
ILB VerlässlerInnen<br />
im Portrait „Mein<br />
Leben nach der ILB“<br />
Diesmal: Nina Schinko<br />
Nina wird bald 14 Jahre alt.<br />
Sie besuchte STg. H der ILB zwischen<br />
2001 und 2004.<br />
Sie hat in der<br />
ILB sehr gerne<br />
Theater gespielt<br />
und die<br />
Freiheit beim<br />
Lernen geschätzt.<br />
Ihre LernbegleiterInnen,<br />
aber<br />
auch Gabi<br />
Reithofer waren besonders wichtig für<br />
sie.<br />
Nina besucht jetzt bereits die dritte<br />
Klasse im Schulschiff. Der Umstieg war<br />
nicht schwer für sie, allerdings ist das<br />
Arbeitspensum in Kürze gewaltig gestiegen.<br />
Zu Unmengen von Hausübungen<br />
k<strong>am</strong>en ziemlich rasch viele Tests und<br />
Schularbeiten. Aber Nina hat in der ILB<br />
gelernt selbständig zu arbeiten und Verantwortung<br />
für die eigenen Dinge zu<br />
übernehmen und so ist ihr der Umstieg<br />
mit entsprechender Mehrarbeit sehr gut<br />
gelungen. Ihr absolut liebstes Fach ist<br />
Französisch.<br />
Wie es weitergehen soll, steht für Nina<br />
noch nicht fest. Interessant wäre das<br />
Oberstufenrealgymnasium in der Hegelgasse<br />
mit dem Schwerpunkt Bühnenbild<br />
und Schauspiel. Aber vielleicht besucht<br />
sie auch die Oberstufe <strong>am</strong> Schulschiff.<br />
Wenn Nina gerade nicht in die Schule<br />
geht, liest sie gerne, hört Musik, zeichnet<br />
Mangas, spielt SIMS oder trifft sich mit<br />
ihren Freundinnen.<br />
Nina meint: „Ich<br />
denke gerne an die<br />
Zeit in der ILB. Ich<br />
sehe mir auch<br />
immer die Fotos<br />
auf der Homepage<br />
an und erinnere<br />
mich an all die<br />
schönen Dinge, die<br />
ich in der ILB erlebt<br />
habe.<br />
Erinnerungen von<br />
Maria Bayer, Mutter<br />
von Jakob<br />
Jakob hatte 3 Jahre eine Lernbegleiterin,<br />
für die soziales Lernen sehr wichtig war.<br />
Das hat für Jakob gut gepasst und ihm<br />
sehr geholfen, da er scheu war und<br />
Menschenans<strong>am</strong>mlungen hasste. Im<br />
vierten Jahr hat er eine neue<br />
Lernbegleiterin bekommen, die sehr viel<br />
strukturierteres Arbeiten anleitete. Diese<br />
Reihenfolge war genau richtig! Denn<br />
Jakob hatte sich bis dahin als Lerntyp<br />
„Dienst nach Vorschrift“ herausgestellt.<br />
Und die Struktur hat ihm eine neue<br />
Richtung gezeigt.<br />
Im 3. Schuljahr hat uns die<br />
Lernbegleiterin vorgeschlagen, Jakob bei<br />
der Ergotherapeutin, die stundenweise in<br />
der ILB zur Verfügung gestanden ist,<br />
testen zu lassen, da beim Schreiben ein<br />
Defizit aufgefallen ist. Aufgrund des<br />
Testergebnisses „Rechts-Links-Schwäche“<br />
hat er die Möglichkeit erhalten,<br />
einige Zeit mit ihr in einer Kleingruppe zu<br />
Seite 14
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
arbeiten. Danach hat die<br />
Ergotherapeutin uns das Institut Sindelar<br />
für weitere Schritte empfohlen. Das<br />
Progr<strong>am</strong>m dieses sehr empfehlenswerten<br />
Institutes hat Jakob noch bis in<br />
die erste Klasse AHS weitergemacht.<br />
Mittlerweile ist er in der Oberstufe AHS,<br />
die Rechtschreibschwäche begleitet ihn,<br />
er hat aber kompensieren gelernt.<br />
Maria Bayer<br />
Klassenbildung =<br />
Einteilung der<br />
SchülerInnen in die<br />
10 St<strong>am</strong>mgruppen<br />
für 2008/09<br />
abgeschlossen<br />
(Auszug aus einem Schreiben<br />
an die Eltern &<br />
LernbegleiterInnen der ILB)<br />
Mit dem gestrigen Treffen der<br />
Aufnahmekommission der ILB haben wir<br />
die Einteilung der SchülerInnen für das<br />
kommende Schuljahr knapp, aber<br />
termingerecht vor dem Neulingselternabend<br />
Anfang Juni abschließen<br />
können.<br />
Die Einteilung der SchülerInnen ergibt<br />
also nun folgenden Stand:<br />
Die beiden Expositurklassen (JD) haben<br />
aufgrund der Ausnahmesituation und<br />
besonderen Belastung durch die neue<br />
Umgebung nicht mehr als 20<br />
SchülerInnen.<br />
Die anderen St<strong>am</strong>mgruppen haben<br />
zwischen 21 und 24 SchülerInnen. Wir<br />
können nur hoffen, dass die Zuweisung<br />
von Integrations<strong>kinder</strong>n im kommenden<br />
Schuljahr so gering als möglich ausfällt,<br />
weil wir schon jetzt keinen Spielraum<br />
mehr haben.<br />
Im Schuljahr 2010/11 müssen wir die<br />
Senkung der SchülerInnenzahlen auf 25<br />
(abzüglich der Integrations<strong>kinder</strong>! – also<br />
in unserem Fall sind das dann ca. 20<br />
Schülerinnen pro St<strong>am</strong>mgruppe) auch<br />
für die Mehrstufenklassen umsetzen.<br />
Das wird nicht leicht sein, zumal für<br />
2009/10 bei den kürzlich stattgefundenen<br />
Einschreibungen sich wiederum<br />
fast doppelt so viele Eltern angemeldet<br />
haben als wir (selbst mit 10 St<strong>am</strong>mgruppen)<br />
Platz anbieten können.<br />
Ich hoffe, mit unseren gemeins<strong>am</strong>en<br />
Bemühungen Lösungen möglich<br />
gemacht zu haben, die für die<br />
Betroffenen einen guten Start ins neue<br />
Schuljahr sicherstellen.<br />
Josef Reichmayr<br />
Schönes Feedback zu TiLL5!<br />
Vielen Dank<br />
Lieber JR!<br />
Diesmal habe ich den TiLL nicht nur<br />
überflogen, sondern wirklich gelesen<br />
und bin tief beeindruckt, sowohl von der<br />
Gestaltung her - die vielen eindrucksvollen<br />
Fotos, die einem einen guten<br />
Eindruck geben - aber auch von den<br />
Beiträgen selbst.<br />
Bewundernswert, nachahmenswert.<br />
Danke, Brigitte<br />
Brigitte Palmstorfer MSc<br />
Begabungsförderungszentrum<br />
Stadtschulrat für Wien<br />
Seite 15
Wir stellen vor:<br />
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
Andrea Bossler, Direktorin<br />
des Sonderpädagogischen<br />
Zentrums in der Treustraße 9<br />
Die ILB betreut und begleitet zur Zeit 40<br />
SchülerInnen mit <strong>am</strong>tlich anerkanntem<br />
sonderpädagogischen Förderbedarf. Für<br />
diese Arbeit erhält unser Standort 8<br />
zusätzliche LehrerInnen, alles<strong>am</strong>t<br />
SonderpädagogInnen, die<br />
einem eigenen Inspektorat<br />
innerhalb des Stadtschulrats<br />
für Wien unterstehen<br />
(geleitet von LSI Gerhard<br />
Tuschel) und in der<br />
<strong>Brigittenau</strong> regional über<br />
das SPZ in der Treustraße<br />
geführt und den Standorten<br />
mit Integrationsklassen<br />
zugeteilt werden.<br />
Das SPZ Treustraße wird<br />
von Fr. Dir. Andrea Bossler<br />
geleitet, assistiert von Fr.<br />
Elisabeth Pusch.<br />
Das Bild zeigt Andrea Bossler mit<br />
„Aghy“, einem Australien Shepherd,<br />
ihrem fertig qualifizierten Therapie-<br />
/Besuchshund, bei einem Besuch an der<br />
ILB - mehr dazu unter<br />
www.special-animals.at.<br />
Im Bildhintergrund Martina Englbrecht,<br />
die im Schuljahr 2008/09 als Integrationslernbegleiterin<br />
von der ILB in die<br />
KMS Stromstraße wechseln wird, um<br />
dort in das Te<strong>am</strong> der ersten Kooperationsklasse<br />
einzusteigen.<br />
Ähnlich wie die ILB führt<br />
die KMS Stromstraße seit<br />
Jahren zahlreiche Integrationsklassen.<br />
Andrea Bossler steht auch<br />
für viele Initiativen zur<br />
Verbreitung des heilpädagogischen<br />
Voltigierens.<br />
Mehr dazu unter<br />
www.verein-happiness.at<br />
Das Sonderpädagogische<br />
Zentrum in der Treustraße<br />
9 ist erreichbar unter Tel. 330 45 87.<br />
Nachtrag zum Bericht<br />
über Fannys verunglückte Schullaufbahn<br />
als Integrationskind im Mittelstufenbereich,<br />
also nach der Volksschulzeit an<br />
der ILB (siehe Bericht in TILL Nr. 5, S. 18 ff.):<br />
Fr. Dir. Bossler vom zuständigen<br />
Sonderpädagogischen Zentrum in der<br />
Treustraße zeigte sich in einer Reaktion<br />
betroffen über das, was Fanny in der<br />
Startfase der neuen Schule widerfahren<br />
ist und bedauert, dass das nicht geklappt<br />
hat. Sie hatte d<strong>am</strong>als in der nahe<br />
gelegenen KMS Stromstraße einen Platz<br />
für Fanny in einer Klasse mit einer sehr<br />
engagierten Lehrerin gehabt, doch<br />
dieses Angebot wollten Fannys Eltern<br />
nicht annehmen. Dir. Bossler: "Schade,<br />
man hätte mir vertrauen sollen!"<br />
Und Josef Reichmayr ergänzt: "Seitens<br />
der ILB wäre für Fanny auch in der<br />
Nachmittagsbetreuung noch für ein oder<br />
zwei Jahre ein Platz gewesen (ebenso<br />
wie für andere ex-ILB-Integrations<strong>kinder</strong><br />
an der KMS Stromstraße und ab<br />
September 08/09 auch für alle<br />
interessierten KOOP-Klassen<strong>kinder</strong>)."<br />
Seite 16
Dauerbrenner:<br />
Christian ist<br />
„abgelaufen“…<br />
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
Über verlorene Kinder und gefundene<br />
Schutzengel<br />
Ein heikler Dauerbrenner, eine<br />
besondere Herausforderung –<br />
„Christian ist abgelaufen“ – diese<br />
köstliche Wortkreation konnte nur<br />
Christians Opa schaffen. Der Opa mit<br />
rumänischen Wurzeln, der Opa der<br />
immer wieder in berührender Offenheit<br />
sein Leid über seine Frau und die Welt<br />
mal beim Schulwart und mal beim<br />
Direktor beklagte. Die Mutter des<br />
Schülers Christian hatte sich in der Zeit<br />
zwischen der Einschreibung im Frühjahr<br />
1998 und dem Start der ILB auf traurige<br />
Weise das Leben genommen. Der Vater<br />
war in Christians Fantasie ohnehin<br />
längst in den Himmel entschwunden –<br />
also einfach nicht da. Christian – ein<br />
Schüler der ersten ILB-Stunde also -<br />
k<strong>am</strong> nach seinen aufregenden Jahren in<br />
der ILB (er war der absolute Schlüssel-<br />
und Telefonspezialist!) in eine<br />
Kleinklasse außerhalb der Wiener<br />
Stadtgrenze. Und fand eines Tages,<br />
viele Monate später - wie ein<br />
ausgesetzter Hund - ganz souverän den<br />
Weg zurück in seine frühere Schule, in<br />
die ILB. Fast sechs <strong>am</strong> Abend wars,<br />
finster bereits, als er vor mir stand:<br />
„Christian ist abgelaufen“ – so wie auch<br />
das eine oder andere Kind in den Jahren<br />
davor – und danach. So wie zum<br />
Beispiel Raymond, unser erster<br />
autistischer Bub, der nicht nur einmal<br />
seinem eigenen Vater mit gazellenhafter<br />
Geschwindigkeit (seine Mutter ist<br />
afrikanischer Herkunft) mitten in der<br />
Stadt entschwunden, „abgelaufen“,<br />
davongelaufen war. Und eines Tages<br />
prompt auch einem Lernbegleiter im<br />
Zuge eines Ausflugs auf trickreiche<br />
Weise „entschlüpfte“. Wir wissen nicht<br />
wie Raymond quer durch die Stadt<br />
gelangte, wir wissen nur, dass ihn eine<br />
aufmerks<strong>am</strong>e Lernbegleiterin per Zufall<br />
im Billa nahe unserer Schule<br />
Süßigkeiten entführend entdeckte – und<br />
wieder zurück begleitete. So haben wir<br />
also schon ein paar Schutzengel für<br />
unsere Kinder gefunden, mit den Eltern<br />
mitgelitten, viel für akute und gute<br />
Krisenbegleitung gelernt, uns den Kopf<br />
über eigene Schwachstellen und<br />
Versäumnisse zerbrochen. Wie harmlos<br />
ist es im Vergleich dazu, wenn Eltern <strong>am</strong><br />
Nachmittag kommen und ihr Kind<br />
womöglich nicht gleich auffinden – aber<br />
gewiss sein können, dass es irgendwo<br />
im Haus sein wird und sein muss. Eine<br />
weitere Schutzengel-Geschichte lesen<br />
Sie im folgenden Beitrag von Susanna<br />
Juresa und ich möchte mich bei ihr für<br />
die Ehrlichkeit bedanken, mit der sie –<br />
aus dem jetzigen zeitlichen Abstand<br />
heraus – in beachtenswerter Selbstreflexivität<br />
und Differenziertheit ihren aus der<br />
ILB „abgelaufenen“ Sohn und das ganze<br />
Rundherum schildert. Die jetzt mögliche<br />
distanziert-kritisch-freudige Bilanz wäre<br />
natürlich <strong>am</strong> Tag des Geschehens, als<br />
ich Christophs Eltern beim Eintreffen in<br />
die Schule begegnete und ins<br />
Krisenmanagement mit eintrat, unmöglich<br />
gewesen. Wenn Sie ein/mehrere<br />
Kind/er haben, werden Sie vermutlich<br />
nicht erst einmal in eine kritische<br />
Situation geraten sein, wo Ihnen das<br />
Herz fast stillgestanden ist. Wie ist es<br />
Ihnen in so einer Krisen-Situation<br />
ergangen? Wie haben Sie reagiert und<br />
den Schock, den Gefühlstaumel, das<br />
Grenzerlebnis verarbeitet? Wenn Sie<br />
Seite 17
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
möchten, schreiben Sie auch einen<br />
Beitrag für den TiLL.<br />
Josef Reichmayr<br />
Die große Geschichte vom kleinen<br />
Christoph und dem Notfallausweis<br />
Es ist Mittwoch nach den Osterferien<br />
2007.<br />
Für Christoph, einen kleinen Buben der<br />
Grundstufe 1 mit Down-Syndrom, der<br />
erste Schultag nach fast 3 schulfreien<br />
Wochen. Denn Christoph hatte in der<br />
Woche vor Ostern die Feuchtblattern<br />
bekommen.<br />
Dieser Mittwoch fing schon in der Früh<br />
d<strong>am</strong>it an, dass Christoph eigentlich nach<br />
so langer Zeit keine große Lust hatte in<br />
die Schule zu gehen und somit waren<br />
das Aufstehen, Anziehen und der<br />
Schulweg schon ziemlich mühs<strong>am</strong>.<br />
In der Schule ging es dann ebenso<br />
mühs<strong>am</strong> weiter beim Ausziehen. Und<br />
wieder einmal musste ich Christoph<br />
förmlich in seine St<strong>am</strong>mgruppe hinein<br />
schieben, denn von allein wollte er<br />
einfach nicht. Immer wieder nach<br />
Ferienzeiten war und ist es für Christoph<br />
eine Umstellung und Überwindung -<br />
heuer ist es übrigens schon leichter, da<br />
er schon das zweite Jahr an der ILB ist.<br />
Im Büro teilte ich Christophs Papa mit,<br />
dass wir ihn heute unbedingt vor 14 Uhr<br />
abholen müssen, da Ausflugstag ist, und<br />
es für Christoph heute sicher besser<br />
wäre, nicht allzulange in der Schule zu<br />
sein.<br />
Auch für meinen Gatten und mich war es<br />
der erste Tag nach 5 Urlaubstagen und<br />
daher gab es wahnsinnig viel zu tun. Ich<br />
telefonierte gerade mit meinem<br />
Steuerberater als mein Handy läutete<br />
und unsere zuständige NAM-<br />
Lernbegleiterin mich anrief. Im ersten<br />
Moment dachte ich nur, ach du Schreck,<br />
es ist ja gleich 14 Uhr und ich wollte<br />
Christoph doch vor 14 Uhr abholen.<br />
Ich wollte mich schon bei ihr dafür<br />
entschuldigen als sie mich fragte, ob ich<br />
oder jemand von der F<strong>am</strong>ilie Christoph<br />
schon abgeholt hätte. Im ersten Moment<br />
war ich sprachlos und sagte zu ihr nur -<br />
ich bin noch im Büro und telefoniere<br />
gerade und rufe dich gleich zurück - und<br />
legte auf. Ich beendete das Telefonat mit<br />
einem unguten Gefühl im Bauch, obwohl<br />
ich eigentlich noch nicht wusste, was<br />
passiert war.<br />
Dann erklärte mir die Lernbegleiterin <strong>am</strong><br />
Telefon, dass Christoph verschwunden<br />
sei. Sie hätten bereits das ges<strong>am</strong>te<br />
Schulhaus abgesucht, nachdem er es ja<br />
manchmal für sehr lustig empfand sich in<br />
WC’s, im Klassenraum oder in der<br />
Garderobe in Kasterln zu verstecken.<br />
Aber nachdem sie gemerkt hätte, dass<br />
sowohl seine Jacke als auch seine<br />
Schuhe und seine Schultasche<br />
verschwunden sind, dachte sie, er wäre<br />
von uns bereits abgeholt worden.<br />
Ungewöhnlich war jedoch, dass<br />
Christoph sich bis zu diesem Tag noch<br />
kein einziges Mal die Schuhe bzw. Jacke<br />
alleine angezogen hatte! Er wartete<br />
immer geduldig in der Garderobe bis ihm<br />
jemand die Schuhe anzog. An diesem<br />
Tag konnte er das offenbar alles ganz<br />
alleine.<br />
Die nachfolgenden Sekunden waren für<br />
mich die schlimmsten meines bisherigen<br />
Lebens. Ich verständigte sofort meinen<br />
Mann und wir fuhren vom 17.Bezirk in<br />
die Schule.<br />
Meine Gedanken während der Fahrt<br />
waren:<br />
Das war es also - mein Kind sehe ich<br />
niemals wieder.<br />
Seite 18
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
Christoph könnte zur Donau hinunter<br />
gegangen sein und ist ertrunken, da er<br />
noch nicht schwimmen kann. Dann fiel<br />
mir das furchtbare Dr<strong>am</strong>a von den<br />
Frühnachrichten ein. Ein junger Mann<br />
<strong>am</strong> Salzburger Bahnhof fiel zwischen<br />
Bahnsteig und Bahn und ihm wurden<br />
beide Beine abgetrennt.<br />
Mein Sohn könnte ja auch <strong>am</strong><br />
Handelskai in irgendeine Schnellbahn<br />
eingestiegen sein und fährt nun einfach<br />
irgendwo hin.<br />
Dann k<strong>am</strong>en Gedanken wie: Er kann<br />
noch immer seinen N<strong>am</strong>en nicht sagen.<br />
Christoph versteht man unter<br />
Umständen, aber der F<strong>am</strong>ilienn<strong>am</strong>e, der<br />
ist zu schwer. Adresse weiß er auch<br />
keine. Da k<strong>am</strong>en dann auch noch die<br />
Vorwürfe an mich selbst, ich hätte ihm<br />
das schon längst beibringen müssen.<br />
All diese schrecklichen Gedanken<br />
kreisten während der Fahrt in meinem<br />
Kopf.<br />
Mein Mann hatte nicht so furchtbare<br />
Gedanken er meinte nur: „Was ist, wenn<br />
er mit der S45 nach Haus gefahren ist?<br />
Du fährst ja tagtäglich mit ihm in der<br />
Früh und <strong>am</strong> Abend mit der Schnellbahn,<br />
und er weiß eigentlich schon wo er<br />
aussteigen muss. Kann das nicht auch<br />
möglich sein?“<br />
Mein Antwort: „Ja vielleicht schon,<br />
aber…“<br />
In der Schule angekommen wurden wir<br />
von zwei „ziemlich fertigen“ NAM-<br />
Lernbegleiterinnen, dem kurz zuvor<br />
alarmierten Direktor und einem relativ<br />
gefassten, aber doch auch sehr<br />
aufgeregten NAM-Lernbegleiter empfangen.<br />
Dieser war über die Polizei im 20. Bezirk<br />
ziemlich verärgert, da er beim Versuch<br />
an die zuständige Polizeiwachstube<br />
verbunden zu werden, mindestens drei<br />
Mal von der Polizei aus der Leitung<br />
geschmissen wurde.<br />
Mein Mann versuchte es dann auch<br />
nochmals über den Notruf, hierbei wurde<br />
ihm nur lakonisch mitgeteilt, er möge<br />
doch zur nächsten Polizeiwachstube<br />
gehen. Nachdem wir aber nicht im<br />
20.Bezirk wohnen, wollte mein Mann<br />
wissen wo diese sei. Dies konnte ihm<br />
der „nette“ Be<strong>am</strong>te aber nicht sagen. Er<br />
meinte nur: „Na die ist dort wo der 31er<br />
die Schleife macht“. Da war es meinem<br />
Mann dann auch zu viel und er brüllte<br />
ziemlich in das Telefon hinein, dass wir<br />
nicht aus dem Bezirk sind und dass<br />
unser Sohn mit Down Syndrom, einer<br />
geistigen Behinderung, verschwunden<br />
sei.<br />
Auch das schien den Be<strong>am</strong>ten nicht zu<br />
beeindrucken oder zu interessieren.<br />
Währendessen ist eine der<br />
Lernbegleiterinnen mit mir zum Handelskai<br />
gelaufen und wir haben alle<br />
Bahnsteige abgesucht. Leider ohne<br />
Erfolg. Auch die Bahnaufsicht <strong>am</strong><br />
Handelskai war nicht wirklich hilfsbereit.<br />
Während vieler Telefonate untereinander<br />
läutete plötzlich bei meinem Mann das<br />
Telefon und es meldete sich die<br />
Direktorin der Hans-Radl-Schule aus<br />
dem 18. Bezirk. Sie meinte, sie hätte hier<br />
einen kleinen, selbstbewussten Buben,<br />
unseren Christoph!<br />
Aufgrund dieser für mich fasst unfassbar<br />
schönen Nachricht fuhren mein Mann,<br />
der Lernbegleiter und ich in die Hans-<br />
Radl-Schule. Schon während der Fahrt<br />
zur Schule besprachen wir miteinander,<br />
dass zuerst der NAM-Lernbegleiter ein<br />
Seite 19
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
wirklich ernstes Wort mit Christoph<br />
sprechen sollte. Bei uns waren die<br />
Emotionen und die Freude viel zu groß<br />
um mit Christoph ernst darüber sprechen<br />
zu können!<br />
Als wir bei der Direktorin ank<strong>am</strong>en, stand<br />
der kleine Christopf ganz selbstbewusst<br />
vor uns und meinte nur ganz locker und<br />
mit großen Augen: „Hallo M<strong>am</strong>a, Hallo<br />
Papa!“<br />
Durch Fr. Direktor Novacek erfuhren wir,<br />
dass Christoph von einer Frau, welche<br />
im 18.Bez. wohnt, an der Ecke<br />
Kreuzgasse vor dem Eurospar<br />
aufgegriffen und in die Hans-Radl-<br />
Schule gebracht wurde. Diese Frau<br />
berichtete, dass Christoph zu keiner Zeit<br />
verängstigt bzw. weinerlich ausgesehen<br />
hätte. Sie hätte sich nur gedacht, dass<br />
Christoph aus der Hans-Radl<br />
Sonderschule (für körperbehinderte<br />
Kinder) davon gelaufen wäre. Von einem<br />
Lehrer der Schule erfuhr die Fr. Direktor,<br />
dass Christoph bereits vor ihrer Schule<br />
gestanden war und ins Gebüsch<br />
gepinkelt hätte, dabei hätte ihn der<br />
Lehrer beobachtet. Dieser war aber<br />
seinerseits gerade d<strong>am</strong>it beschäftigt ein<br />
Kind in die Rettung zu laden. Als er sich<br />
wieder umschaute war Christoph bereits<br />
wieder verschwunden.<br />
Nachdem Christoph leider noch nicht<br />
seinen ges<strong>am</strong>ten N<strong>am</strong>en + Adresse<br />
sagen kann, durchsuchte Fr. Direktor<br />
erst einmal seine Schultasche. Hier fand<br />
sie Gott sei Dank bei seinem<br />
Schülerfreifahrtsausweis den grünen<br />
Notfallsausweis der ILB.<br />
Nur aufgrund dieses kleinen grünen<br />
Papiers konnten wir verständigt werden.<br />
Während wir zur Hans-Radl-Schule<br />
fuhren, erzählte Christoph Fr. Direktor<br />
von allen möglichen Dingen, wie von<br />
seinem Bruder, von M<strong>am</strong>a und Papa und<br />
von seinem Hund Lorry.<br />
Am nächsten Tag erfuhr ich von einem<br />
Mädchen, welche jeden Morgen mit uns<br />
in Hernals in die S45 einsteigt, dass sie<br />
Christoph <strong>am</strong> Vortag bei der S45 <strong>am</strong><br />
Handelskai getroffen hat. Sie hat sich<br />
gedacht, dass Christoph auch schon<br />
alleine nach Haus fahren darf und so<br />
sind sie gemeins<strong>am</strong> gefahren. Aber als<br />
sie dann leider schon in Gersthof<br />
ausgestiegen ist, weil sie zu ihrer Oma<br />
ging, und nicht in Hernals, stieg<br />
Christoph mit ihr aus. Und so begann der<br />
Wahnsinn.<br />
Fazit aus diesem Wahnsinns-Abenteuer:<br />
Wir sind sehr stolz auf unseren kleinen<br />
Christoph mit Down-Syndrom, im<br />
nachhinein waren wir uns ziemlich<br />
sicher, dass er, wenn er nicht durch das<br />
Mädchen irritiert worden wäre, richtig<br />
ausgestiegen wäre und mit großer<br />
Bestimmtheit bei uns im Büro<br />
angekommen wäre!<br />
Dank des Notfallsausweises blieb uns<br />
eine lange und mühs<strong>am</strong>e Suche erspart,<br />
denn die Polizei ist nicht immer dein<br />
Freund und Helfer.<br />
Zu TiLL5! Vielen Dank<br />
Lieber Josef und Te<strong>am</strong>!<br />
Susanna Juresa<br />
Wieder einmal - newsletter der<br />
Sonderklasse!<br />
Dicke Gratulation und herzliches Danke<br />
für die Arbeit!<br />
Liebe Grüße<br />
Walter<br />
OSR Walter Gusterer, MSc<br />
Bezirksschulinspektor f.d. 13. IB<br />
Seite 20
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
Es tut sich was in der Nachmittagsbetreuung<br />
Susanna hilft Sigrid bei den<br />
Vorbeireitungsarbeiten für den neuen<br />
Kräutergarten<br />
Selbst ist die Frau oder:<br />
"jipie yai yai jipie jipie yei"<br />
(nicht in Anlehnung an J.<br />
R., sondern in Bezug auf<br />
die Hornbach<br />
Werbung...Du kennst ja die<br />
mit dem Gartenzaun im<br />
Western-Style)<br />
Bei 25 Grad im Schatten sind die<br />
Mithelfer zwar etwas erschöpft,<br />
aber mit ihrer Arbeit zufrieden.<br />
Das Ergebnis der "Pflanzerei" kann man<br />
sich jetzt schmecken lassen<br />
Seite 21
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
Seite 22
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
Manuel in der Nachmittagsbetreuung<br />
Manuel, elf Jahre jung, hat schon seit<br />
langer Zeit ein außergewöhnliches<br />
Hobby. Er kann stundenlang darüber<br />
referieren und fragst Du ihn, was er<br />
später machen möchte, kannst du dir der<br />
Antwort sicher sein: Profi-Wrestler 1 . In<br />
der Vergangenheit gab es kaum einen<br />
Nachmittag, wo wir NAM-BetreuerInnen<br />
nicht mit Fragen „wann öffnet der Tobe-<br />
Raum?“, oder so ähnlich, bombardiert<br />
wurden. Übrigens Manu zählt nicht<br />
1 Wrestling: Das hier beschriebene Wrestling ist eine<br />
Mischung aus Show und Sport. Der Begriff<br />
„Entertainment“ (Unterhaltung) spielt dabei die größte<br />
Rolle. Das Ziel ist es, die Zuschauer zu unterhalten.<br />
Wrestlingveranstaltungen kann man als eine Mischung<br />
aus Seifenoper und athletischem Wettstreit<br />
bezeichnen. Es wird darauf gezielt, dass die<br />
Zuschauer von den Inhalten der Show so mitgerissen<br />
werden, dass sie diese auf Dauer verfolgen. Dazu gibt<br />
es die sogenannten Storylines, welche ähnlich wie in<br />
den Seifenopern die Geschichten um die einzelnen<br />
Akteure erzählen. Fakt ist, dass Wrestling inszeniert<br />
ist. Die Ergebnisse der Kämpfe werden zuvor<br />
festgelegt, und die Wrestler werden instruiert, wie sie<br />
sich im Ring zu verhalten haben. Die Abläufe der<br />
Kämpfe werden zuvor mehr oder weniger detailliert<br />
abgesprochen, wobei der Detaillierungsgrad unter<br />
anderem vom Talent und der Erfahrung der<br />
Kontrahenten abhängt. Der Sieger steht dabei schon<br />
vorher fest, die Abläufe der Matches werden teilweise<br />
improvisiert. (aus: Wikipedia, die freie Enziklopedie)<br />
gerade zu den Schmalbrüstigen. Auch<br />
mit seiner Größe von fast einem Meter<br />
siebzig ist er im Getümmel <strong>am</strong><br />
Nachmittag unübersehbar. Trotz seiner<br />
imposanten Erscheinung hat er niemals<br />
ein Problem, jemanden zu finden, der mit<br />
ihm tobt. Kaum sind die zwei, sehr gut<br />
gepolsterten blauen Turnmatratzen<br />
abgehängt, kommt<br />
Manuel mit einem<br />
Freiwilligen daher,<br />
dem es nichts<br />
ausmacht, sich gleich<br />
mit dem doppelt so<br />
schweren Gegner zu<br />
messen. Eine Zeit lang<br />
war beispielsweise<br />
Jakob, wesentlich<br />
jünger und ungefähr<br />
halb so groß, sein<br />
ständiger Begleiter<br />
und es hat ihm<br />
offensichtlich Spaß<br />
gemacht, sich mit<br />
Manu zu messen (Jakob hat einen<br />
älteren Bruder und ist wahrscheinlich<br />
einiges gewöhnt ist!) Es erstaunt mich<br />
immer wieder, wie rücksichtsvoll sich<br />
Manu dem Gegner, ich muss mich<br />
korrigieren – dem Partner – gegenüber<br />
verhält. Natürlich gibt es strenge Regeln<br />
im Toberaum, die konsequent<br />
eingehalten werden müssen und<br />
natürlich passen wir BetreuerInnen wie<br />
die Haftlmacher auf, dass nichts passiert<br />
…<br />
Der Toberaum ist sicher ein Grund,<br />
warum Manu gerne <strong>am</strong> Nachmittag in<br />
der Betreuung an der Schule<br />
bleibt, obwohl er eigentlich grünes<br />
Licht von zuhause her hätte,<br />
gleich nach der Schule gehen zu<br />
können. Trotz seiner Statur ist er<br />
so wie alle anderen Kinder seiner<br />
Altersgruppe, nämlich: ungern<br />
allein! Manu erzählt, dass er,<br />
wenn er längere Zeit allein<br />
zuhause ist, hunderte Male ins<br />
Wohnzimmer geht und schaut, ob<br />
da auch kein Fremder ist.<br />
Vielleicht hilft ihm das Toben<br />
Selbstvertrauen zu gewinnen und<br />
seine Reaktionsfähigkeit zu<br />
trainieren. Vielleicht baut er so Ängste<br />
und Spannungen ab, für ein Kind seines<br />
Alters sonst schwer zu bewältigen. Und -<br />
last but not least: Gemeins<strong>am</strong> Toben ist<br />
auch viel schöner als allein<br />
rumzuhängen oder vor der Glotze zu<br />
Seite 23
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
sitzen! Tatsache ist, dass der einzige<br />
Tag der Woche, an dem Manu gleich<br />
nach dem Essen nachhause geht, unser<br />
Ausflugstag ist, weil da der Toberaum<br />
mit Sicherheit geschlossen ist!<br />
Letztens präsentierte Manu stolz seine<br />
neueste Erwerbung: einen Profi-<br />
Wrestling-Gürtel und der hat natürlich<br />
Vielen imponiert. Kann ja sein, dass<br />
seine Begeisterung ansteckend wirkt…<br />
Wochenlang hatten S<strong>am</strong>melkarten<br />
dieses Showsports Hochsaison. Überall<br />
bildeten sich Grüppchen Interessierter<br />
und Tauschwilliger und wo mehrere<br />
Kinder die Köpfe zus<strong>am</strong>mensteckten<br />
konnte man davon ausgehen, dass im<br />
Mittelpunkt des Interesses eine<br />
Kartens<strong>am</strong>mlung steht. Fantastische,<br />
bisweilen furchterregend klingende<br />
N<strong>am</strong>en der Wrestling-Protagonisten<br />
wirbelten nur so durch die Luft und<br />
begleiteten uns durch den<br />
BetreuerInnenalltag. Jedoch: dem<br />
Treiben war ein plötzliches Ende gesetzt<br />
anlässlich der alles beherrschenden EM,<br />
die auch vor dem Tor der ILB nicht Halt<br />
gemacht hat. Die Konterfeis von<br />
„Undertaker“ & Co wurden bald durch die<br />
der Fußballstars ersetzt.<br />
Manus sportlichem Ehrgeiz tut dies<br />
keinen Abbruch. Er bleibt seiner<br />
Leidenschaft treu und ist kein Partner zur<br />
Hand oder der Toberaum zu, holt er aus<br />
der Schultasche sowohl die Mini-Arena<br />
(Marke Eigenbau) als auch seine<br />
Actionfiguren, sucht sich ein stilles<br />
Plätzchen und schlüpft in die Rolle eines<br />
Regisseurs, der seine eigene Show<br />
inszeniert. Und da kann Manuel plötzlich<br />
rechnen „wiraansa 2 “! Und vielleicht<br />
erleben wir ja nach dem Sommer, im<br />
Zuge der olympischen Spiele, an unserer<br />
Schule ein Revival dieses, in unseren<br />
Breiten eher außergewöhnlichen, Unterhaltungssports.<br />
Barbara Reschhofer, NAM-Te<strong>am</strong><br />
2 umgangssprachlich für Profi (wie ein Einser)<br />
Niki präsentiert stolz, was<br />
er bisher an Wrestling-<br />
Karten ges<strong>am</strong>melt hat<br />
Das EM Fußballfieber hat<br />
mittlerweile auch in der ILB Einzug<br />
gehalten: Max mit Sticker-Album<br />
Seite 24
Tipp 1<br />
Tagung<br />
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
Seite 25
Tipp 2<br />
Circus KAOS<br />
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
Circus KAOS, der erste und größte<br />
Kinderzirkus Österreichs, präsentiert<br />
sein neues Progr<strong>am</strong>m<br />
„Märchenzirkus 2.0“<br />
vom 22. bis zum 26. Juni 2008 in<br />
der KAOS Zirkushalle,<br />
Louis-Häfliger-Gasse 10, 1210 Wien,<br />
den abschließenden Teil seines<br />
zweijährigen Projektes.<br />
In Vormittags- und Abendveranstaltungen<br />
stellen die KAOS-Kinder ihr<br />
Können unter Beweis.<br />
Weitere Informationen bei Ruth<br />
Schleicher: 0650/8886010<br />
Informationen sowie Bildmaterial über<br />
bisherige Produktionen unter<br />
www.kaos.at<br />
Seite 26
Buchtipps<br />
miteinander<br />
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
Integrative Modelle<br />
im Wiener<br />
Schulwesen<br />
Herausgeber:<br />
Gerhard Tuschel,<br />
Richard Felsleitner<br />
295 Seiten, Verlag:<br />
echomedia, 2005<br />
ISBN: 3-901761-48-9<br />
In diesem Buch<br />
werden die integrativen Angebote in<br />
Wien für schulpflichtige Kinder mit<br />
Behinderungen vorgestellt. In weiterer<br />
Folge gibt es Beiträge zu einzelnen<br />
Projekten oder spezifischen Angeboten<br />
für Kinder mit Sinnesbehinderungen oder<br />
Körperbehinderungen. Auch die<br />
Heilstättenschule und die<br />
Lehrer/innenbildung haben ihren Platz.<br />
Brigitte Mörwald<br />
miteinander 2<br />
Möglichkeiten für<br />
Kinder mit<br />
autistischer<br />
Wahrnehmung in<br />
Wiener Schulen<br />
Herausgeber: Gerhard<br />
Tuschel, Brigitte<br />
Mörwald<br />
337 Seiten, Verlag:<br />
echomedia, 2007<br />
ISBN: 3-901761-82-9<br />
Die Anzahl der Kinder mit der Diagnose<br />
„Autismusspektrumstörung“ ist im<br />
Zunehmen. In diesem Buch wird<br />
detailliert aufgezeigt, welche<br />
verschiedenen Möglichkeiten es in Wien<br />
für diese Kinder im Pflichtschulbereich<br />
gibt. Einen besonderen Schwerpunkt<br />
bilden Beiträge (theoretisch und<br />
praktisch) zur integrativen Beschulung<br />
dieser Schüler/innen. Interviews mit<br />
betroffenen Lehrer/innen und Eltern und<br />
Literaturempfehlungen bilden den<br />
Abschluss.<br />
Brigitte Mörwald<br />
Inklusive Schulentwicklung:<br />
Planungs- und Arbeitshilfen zur<br />
neuen Schulkultur<br />
(Taschenbuch)<br />
von Marianne Wilhelm<br />
(Herausgeber,<br />
Übersetzer), Rósa<br />
Eggertsdóttir<br />
(Herausgeber), Gretar<br />
Marinósson<br />
(Herausgeber)<br />
Schulentwicklung im 3.<br />
Jahrtausend ist geprägt<br />
von der Notwendigkeit,<br />
Antworten auf die Herausforderungen in<br />
der Gesellschaft zu finden. Es wird<br />
notwendig sein, eine Schule für alle<br />
Kinder zu entwickeln, die jedem Kind die<br />
optimale Entwicklungsbegleitung<br />
garantiert. Ein kennzeichnender Aspekt<br />
einer modernen, demokratischen und<br />
humanen Gesellschaft ist ihr Umgang<br />
mit Menschen mit Behinderungen.<br />
Aktuelle Schulentwicklung bedeutet<br />
d<strong>am</strong>it auch, die Schule im Sinne der<br />
Inklusion zu einer Schule für alle Kinder<br />
zu entwickeln, die die optimale<br />
Entwicklungsbegleitung für jedes Kind<br />
garantiert.<br />
Karin Maria Feller<br />
Seite 27
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
NIELS BOHR<br />
»Es soll auch helfen wenn man nicht daran glaubt«<br />
Kennst du die Geschichte von Niels Bohr,<br />
dem großen Physiker? Das hat Max mir<br />
einmal erzählt. Irgendein anderer großer<br />
Physiker, Wolfgang Pauli oder so,<br />
besuchte Bohr einmal in dessen Landhaus<br />
und sah, dass er ein Hufeisen über der<br />
Tür hängen hatte. Professor! sagte er.<br />
Sie? Ein Hufeisen? Glauben Sie denn<br />
daran? Worauf Bohr antwortete: Natürlich<br />
nicht. Aber wissen Sie, Herr Pauli, es soll<br />
einem auch helfen, wenn man nicht daran<br />
glaubt.«<br />
Harry Mulisch, Die Entdeckung des Himmels, 1993<br />
Selbst der Nobelpreisträger Niels Bohr<br />
hatte Gerüchten zufolge ein Hufeisen über<br />
seiner Tür hängen (ob es stimmt, ist<br />
umstritten, aber als Bohr gefragt wurde,<br />
ob er tatsächlich an einen solchen<br />
Glücksbringer glaubte, soll er geantwortet<br />
haben: »Nein, aber man hat mir gesagt,<br />
es hilft auch, wenn man nicht daran<br />
glaubt.«).<br />
Richard Wiseman, Quirkologie<br />
Sie kennen sicher die Geschichte von<br />
Niels Bohr, dem Physiker. Er hatte in<br />
seinem Haus ein Hufeisen hängen. Als er<br />
gefragt wurde, ob er abergläubisch sei,<br />
antwortete er: Nein, aber er habe gehört,<br />
es helfe auch, wenn man nicht daran<br />
glaube. So ist das auch mit Gott. Er hilft<br />
auch denen, die ein Bohr´sches<br />
Verhältnis zu ihm haben.<br />
Karl Markovics, Interview in: First, April 2008<br />
Fluch der Anekdote: Wenn von Niels<br />
Bohr die Rede ist, folgt unweigerlich<br />
die Geschichte mit dem Hufeisen. Sie<br />
ist klug. Sie ist treffend. Sie ist<br />
charakteristisch. Sie ist so nie passiert.<br />
Denn tatsächlich war es wieder einmal<br />
genau umgekehrt. Niels Bohr selbst<br />
erzählte seinem Freund Werner<br />
Heisenberg die Begebenheit, die dieser<br />
in seinem vielgelesenen Buch Der Teil<br />
und das Ganze veröffentlichte:<br />
Anzeige<br />
In der Nähe unseres Ferienhauses in<br />
Tisvilde wohnt ein Mann, der hat über die<br />
Eingangstür seines Hauses ein Hufeisen<br />
angebracht, das nach einem alten<br />
Volksglauben Glück bringen soll. Als ein<br />
Bekannter ihn fragte: »Aber bist du denn so<br />
abergläubisch? Glaubst du wirklich, daß dir<br />
das Hufeisen Glück bringt?«,<br />
antwortet er: »Natürlich nicht,<br />
aber man sagt doch, daß es auch<br />
dann hilft, wenn man nicht dran<br />
glaubt.«<br />
Aber die Anekdote liebt nicht den<br />
anonymen Helden, oft schon<br />
wurden herrenlose Sentenzen an<br />
prominente Münder geheftet, und<br />
so auch hier. Nun steht Niels Bohr<br />
selbst im Häuschen mit dem<br />
Hufeisen an der Tür, und muss<br />
nun für alle Zeiten den<br />
verwunderten Besuchern erläutern<br />
warum.<br />
Helmuth Martin Wolf<br />
Illustration: Susanne Zimmerl<br />
Mehr davon unter www.dasarchiv.at<br />
Seite 28
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
Glossar – diesmal: ASO, SSB, SPF, SPZ<br />
ASO<br />
häufigste<br />
Lehrplanzuordnung<br />
für Integrations<strong>kinder</strong>,<br />
bezieht sich auf den Lehrplan der<br />
Allgemeinen Sonderschule.<br />
SSB<br />
Sonderschule für schwerstbehinderte<br />
Kinder – gleichfalls eine mögliche<br />
Lehrplanzuordnung für Integrations<strong>kinder</strong><br />
SPF<br />
Sonderpädagogischer Förderbedarf<br />
(wird kommissionell festgestellt und<br />
bescheidmäßig ausgesprochen) –<br />
beinhaltet noch keine Lehrplanzuordnung!<br />
Sonderpädagogischer Förderbedarf<br />
(SPF) bedeutet, dass ein Kind je nach<br />
Art und Schwere der Behinderung<br />
Förderung durch spezielle Maßnahmen<br />
braucht. Dies können sein:<br />
Anwendung eines anderen Lehrplanes<br />
spezielle Lehrmittel bzw. Lehrmethoden<br />
Zusätzliche Lehrer bzw. Lehrerinnen<br />
bauliche Veränderungen<br />
Hilfsmittel oder Möbel<br />
Seit dem Schuljahr 1993/94 besteht per<br />
Gesetz die Wahlmöglichkeit zwischen<br />
einem Sonderschulbesuch und einem<br />
integrativen Schulbesuch in der<br />
Volksschule, Hauptschule oder AHS<br />
Unterstufe.<br />
SPZ<br />
Quelle: Stadtschulrat Wien<br />
Sonderpädagogisches Zentrum.<br />
Sonderpädagogische Förderzentren sind<br />
in aller Regel Sonderschulen, die vom<br />
Stadtschulrat für Wien (Landeschulrat in<br />
den anderen Bundesländern) die<br />
spezifische Aufgabe übertragen<br />
bekommen haben, durch Bereitstellung<br />
und Koordination sonderpädagogischer<br />
Maßnahmen in anderen Schularten dazu<br />
beizutragen, dass Kinder mit sonderpädagogischem<br />
Förderbedarf in bestmöglicher<br />
Weise auch in allgemeinen Schulen<br />
unterrichtet werden können. Der Leiter<br />
der betreffenden Sonderschule ist dann<br />
auch Leiter des Sonderpädagogischen<br />
Zentrums.<br />
Die Hauptaufgaben des Sonderpädagogischen<br />
Zentrums bestehen in einem<br />
sonderpädagogischen<br />
Kompetenztransfer und in einer<br />
Sicherstellung sonderpädagogischer<br />
Betreuungsqualität. Darüber hinaus<br />
sollen SPZ´s LehrerInnen und Eltern<br />
unterstützen und beraten sowie<br />
materielle und personelle Ressourcen<br />
zur Unterstützung der Regelschulen bei<br />
der Förderung von Kindern mit sonderpädagogischen<br />
Förderbedarf bereitstellen.<br />
Jedem SPZ ist eine Anzahl von<br />
benachbarten Regelschulen der Region<br />
zugeordnet, die mit dem SPZ in Kontakt<br />
stehen und für die das regionale SPZ<br />
alle Integrationsklassen gemeins<strong>am</strong> mit<br />
den DirektorInnen betreut. Auch<br />
Einzelintegrationen werden gemeins<strong>am</strong><br />
organisiert.<br />
Quelle: Lebenshilfe Wien<br />
Seite 29
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
Wegsperren – wegschauen – unterdrücken ODER<br />
hinschauen – sich einlassen – Respekt mit Ehrfurcht und Klarheit leben<br />
Das Amstettener Verlies ist kartografiert,<br />
seine Gefangenen durch eine glückliche<br />
Fügung endlich frei. Also wieder alles in<br />
Ordnung im Staate Österreich? Mitnichten.<br />
Empörung und ungläubiges Staunen über<br />
die tollkühne Brutalität eines autoritären<br />
F<strong>am</strong>ilienoberhaupts verebben fast so<br />
schnell wie die Satelliten-TV-Wägen zum<br />
nächsten „Event“ weiter brausen.<br />
Es liegt also an uns, an den<br />
ZuschauerInnen, aus den Eisbergspitzen<br />
K<strong>am</strong>pusch und Fritzl eine persönliche<br />
Lehre zu ziehen die ein bisschen mehr<br />
hergibt als nur: „Na so was!“ – „Dieser<br />
Verbrecher!“ - „Das würde ich aber nie<br />
machen!“<br />
Wie gehen wir alle miteinander um? Tag für<br />
Tag! Mit Wünschen an den Anderen / die<br />
Andere! Mit eigener und fremder Hoffnung,<br />
Freude und Verzweiflung!<br />
Mitleid ist dabei allem Anschein nach eine<br />
sehr flüchtige Erscheinung, wenn man den<br />
Berichten über Arigona Zogaj und ihre<br />
durch staatliche Gewaltintervention<br />
zerrissene F<strong>am</strong>ilie Glauben schenken<br />
darf: Gestern noch von der örtlichen<br />
Bevölkerung auf den Schild gehoben,<br />
heute schon wieder von Vielen skeptisch<br />
beäugt und gedanklich abgeschoben,<br />
geistig „abgetrieben“ irgendwo da<br />
hinunter auf den Balkan.<br />
Das erinnert ein wenig an die sehr<br />
wechselhafte Konjunktur von Fußballfan-<br />
Hitzewellen, wie wir sie demnächst im<br />
Rahmen der sog. EURO in einem<br />
großen Innenstadt-Planquadrat in Wien<br />
quasi-labormäßig beobachten werden<br />
können.<br />
Der Amstettener Kellerbunker stellt uns<br />
allen die Frage, wie Männer und Frauen,<br />
Erwachsene untereinander respektvoll<br />
miteinander umgehen (können). Wie<br />
Erwachsene ihren Erfahrungsvorsprung<br />
und ihre Verantwortungs- und Macht-<br />
Position gegenüber Kindern und<br />
Jugendlichen so leben und<br />
einbringen, dass ein beidseitiges<br />
Lernen und Wachsen, ein<br />
wechselseitiges Reicher- und Reifer-<br />
Werden möglich ist!<br />
Und diese Linie – mal Trennlinie, mal<br />
Wachstumsring - verläuft nicht nur<br />
zwischen Mann und Frau, zwischen<br />
Hell- und Dunkelhäutigen, Alten und<br />
Jungen, sondern auch zwischen den<br />
sog. Behinderten und Nicht-<br />
Behinderten! Diese Linie wird von<br />
Millionen, Milliarden Menschen<br />
ständig neu definiert, von Südafrika<br />
bis Grönland. Jeder von uns kann die<br />
Schiene des Hasses, der Egozentrik<br />
und der Abgrenzung durch Abwertung<br />
befahren und bedienen. Das geht sehr<br />
leicht und fast im Selbstlauf, noch<br />
dazu wenn wir merken, dass andere<br />
mittun, dass es „in“ ist, dass die<br />
Masse wogt!<br />
Seite 30
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
Schwieriger zu beschreiten aber unendlich<br />
wohltuender ist der Pfad des respektvollen,<br />
kritischen, wertschätzenden Miteinanders.<br />
Und das beste Übungsgelände dafür bieten<br />
uns ...... die Kinder!<br />
Darum möchte ich diese Glosse schließen<br />
mit einem Zitat von Khalil Gibran, einem<br />
libanesisch-<strong>am</strong>erikanischen Maler,<br />
Philosophen und Dichter. Diese Zeilen<br />
gingen mir schon bald nach dem<br />
Bekanntwerden der Amstettener<br />
Horrorgeschichte durch den Kopf. Und wer<br />
diese Gedanken mit Bedacht liest, wird sich<br />
auch ein Stück weit selber besser kennen<br />
lernen. Zumindest mir selbst geht es jedes<br />
Mal aufs Neue so.<br />
tshipi<br />
„Von den Kindern“<br />
Eure Kinder sind nicht eure Kinder.<br />
Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht<br />
des Lebens nach sich selber.<br />
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,<br />
Und obwohl sie mit euch sind,<br />
gehören sie euch doch nicht.<br />
Ihr dürft ihnen eure Liebe geben,<br />
aber nicht eure Gedanken,<br />
Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.<br />
Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben,<br />
aber nicht ihren Seelen,<br />
Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen,<br />
das ihr nicht besuchen könnt,<br />
nicht einmal in euren Träumen.<br />
Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein,<br />
aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.“<br />
(Khalil Gibran)<br />
Seite 31
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
Termine mehr dazu + aktualisiert unter www.lernwerkstatt.or.at<br />
Termin Thema<br />
3. Juni 2008 15:30-17:00 Uhr Tanzaufführung „Feder für Feder bist du frei“ HDB 1200<br />
4. Juni 2008, 18:00 Uhr Elternabend Nr. 2 für ALLE Neulinge 2008/09: ORGANISATOR.<br />
SCHWERPUNKT<br />
13. Juni 2008 EINREICHFRIST: Freifahrtanträge / NMB-Anmeldg. / NMB-Ermäßigg.für<br />
2008/09<br />
13. Juni 2008, 11:00-16:30 Uhr Jahresabschluss- und VerlässlerInnenfest an der ILB<br />
13. Juni 2008 15:30-16:30 Uhr Mini-KDL-Tag, Spezi-Tag für Eltern und Kinder<br />
23. - 27 Juni. 2008 Umfassende Übersiedlungsaktivitäten: 2 St<strong>am</strong>mgruppen vom Haus<br />
Vorgartenstr. 50 ins Haus Vorgartenstraße 42, innerhalb des Hauses<br />
Vorgartenstraße 50 übersiedeln weitere 3 St<strong>am</strong>mgruppen in neue Räume<br />
und schließlich kommt die St<strong>am</strong>mgruppe K neu dazu!<br />
23. Juni 2008 Till3 erscheint<br />
24.Juni.2008 Trägerkolonne der MA 56 kommt<br />
Darum stark eingeschränkter Unterrichtsbetrieb in der letzten Schulwoche,<br />
wir planen gemeins<strong>am</strong>e Akitivitäten mit allen Kindern (Ausflüge, Kino usw.)<br />
und bitten auch Eltern, die Zeit haben, uns entweder bei den<br />
Umsiedelungsaktivitäten oder bei der Begleitung der Kinder zu helfen.<br />
Meldungen bitte an Ihre LernbegleiterInnen oder an Frau Anna Trip<strong>am</strong>er<br />
von der St<strong>am</strong>mgruppe J !<br />
27. Juni 2008 Letzter Schultag vor den Sommerferien<br />
�Zum Kalender<br />
Der wilde kleine<br />
Affe auf unserer<br />
Homepage führt<br />
direkt zur großen<br />
monatlichen<br />
Terminübersicht<br />
Einfach anklicken!<br />
Seite 32
Der Newsletter der Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 7 - Mai 2008<br />
Impressum<br />
Integrative <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong>,<br />
Vorgartenstraße 50, 1200 Wien,<br />
Tel.: 01 333 37 23<br />
Web: http://www.lernwerkstatt.or.at/<br />
Mail: vs20vorg050k@m56ssr.wien.at<br />
Redaktion:<br />
Josef Reichmayr, Martina Wolf,<br />
Karinmaria Feller, Sigrid Schauer<br />
Kontakt Redaktion:<br />
ilb10@gmx.at<br />
Texte, Vorschläge,<br />
Meinungen,…<br />
bitte an:<br />
ilb10@gmx.at<br />
Seite 33