2 Der viszeral assoziierte Schulterschmerz - Osteopathic Research

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Der viszeral assoziierte Schulterschmerz Subjektive Perspektiven und diagnostische Vorgehensweisen aus Sicht von Osteopathen Weitere Unterscheidungen betreffen den Handkontakt beim Local Listening, welcher sowohl direkt an einer Schulter, an beiden Schultern, am Sternum, am Becken oder am Bauch durchgeführt wird. Das Listening wird auch zum Abschluss einer Therapie im Sinne einer Endbefundung eingesetzt, um konkret eine Veränderung feststellen zu können (vgl. IPB 2009). 5.2.5 Die Inhibition Wird aufgrund eines myofaszialen Listenings eine erhöhte Spannung in einem bestimmten Bereich festgestellt, so wird von vier Therapeuten eine zusätzliche Inhibitionstechnik (siehe auch Kapitel 3.2.3) durchgeführt, welche zur Bestätigung eines Zusammenhanges zwischen einer Organdysfunktion und eine Problem im Schulterbereich dient. „Habe ich durch ein Listening eine höhere Spannung im Bereich der Galle lokalisiert, gebe ich […] einen leichten Druck auf dieses Gebiet, und lasse zum Beispiel nochmals eine endgradige Elevation durchführen. […] Wird der Schmerz weniger, das Bewegungsausmaß [des Armes] größer oder die Bewegung koordinierter“ (IPG 2009/4:114-121) oder „geht die Bewegung leichter, wäre dies für mich ein Hinweis, dass ich [im Bereich des inhibierten Gebietes] genauer schauen muss“ (IPC 2009/4:103-105). Gleichfalls führt IPD (2009) eine Inhibition durch, um seinen Verdacht, dass die Dysfunktion der Schulter mit einer Organdysfunktion zusammenhängt, zu bestätigen. „Angenommen es besteht eine Leberptose und man hebt die Leber hoch, und der Patient verspürt beim Heben des Arms plötzlich keine Schmerzen mehr, dann ist dies schon ein deutlicher Hinweis. […] Der Einfluss den hier die Leber ausübt, hat einen positiven Wert. Also kann es sein, dass die Leber, oder das Bindegewebe, das Fasziensystem oder Peritonealsystem, das um die Leber herum ist, einen Einfluss hat. Das wäre dann ein ziemlich aussagekräftiger Test“ (IPD 2009/10:304-311). Vom selben Therapeuten wird angeführt, dass dieser Test leider nicht so oft reproduzierbar ist, und damit auch nur unspezifische Hinweise liefert (vgl. IPD 2009). Ein anderer bemerkt, dass die Inhibition manchmal eindeutige, manchmal jedoch gar keine Hinweise bringt (vgl. IPC 2009). Ebenso führt Interviewpartner „E“ (2009) an, dass er „aufgrund der Inhibition [versucht] den Zusammenhang zu einem Organ zu finden. Um festzustellen, ist ein Zusammenhang da, ja oder nein. Verändere ich etwas? Wenn nicht, ist es für mich eher ein lokales Problem [in der Schulter] (2:64- 66). Bei der Technik der Inhibition zeigen sich unterschiedliche Varianten der Durchführung. Unter Inhibition wird sowohl „Druck auf das Organ ausüben“ (vgl. IPE 2009; IPG 2009) als auch ein „Anheben des Organs “ (vgl. IPD 2009; IPC 2009; IPE 2009) verstanden. Seite | 79

Der viszeral assoziierte Schulterschmerz Subjektive Perspektiven und diagnostische Vorgehensweisen aus Sicht von Osteopathen 5.2.6 Der Sotto-Hall-Test Um einen Zusammenhang zwischen einer Schultergelenksdysfunktion und einer Organdysfunktion herzustellen, wird von zwei interviewten Osteopathen (vgl. IPA 2009; IPG 2009) der Sotto-Hall-Test (siehe Kapitel 3.2.4) als zusätzliches Instrument bei der Befundung eingesetzt. In Kombination mit einer Inhibition bzw. Erleichterung wird der Test von Interviewpartner IPG (2009) angewandt. „Wenn der Sotto Hall Test positiv ist […] wiederhole ich diesen noch einmal mit einer Inhibition auf dem Gebiet der erhöhten Spannung und schaue, ob der dann immer noch positiv ist“ (IPG 2009/4:133-136). Gleichzeitig erklärt dieser Interviewpartner allerdings, dass der Sotto-Hall-Test für ihn keinen diagnostischen Test darstellt, und erläutert, dass mit einem diagnostischen Test eine Dysfunktion erkannt und auch benannt werden kann. „Der Sotto-Hall-Test gibt mir aber möglicherweise Aufschluss über Regionen, wo höhere Spannungen oder Probleme sein könnten [nämlich] das Gebiet der ventralen Viszera und das Gebiet des Thoracic-outlets, der HWS und BWS und den dazugehörigen Rippen und der Clavicula“ (IPG 2009/4:128-132). Interviewpartner „D“ (2009) zweifelt wiederum sehr an der Aussagekraft des Sotto- Hall-Tests und meint, dass durch die Außenrotation des Armes das Fasziensystem des gesamten ventralen Thorax in eine höhere Spannung geraten würde. Dadurch könnte eine Inhibition zum Beispiel auf der Leber automatisch zu einer Entlastung führen, was gleichzeitig die Spannung im gesamten ventralen Thorax reduziert. Dadurch erhält man eine verminderte weiterlaufende Spannung und damit bessere Ergebnisse den Puls betreffend. Bei einer Studie von Bohl-Mortier (1998) wurde der Sotto-Hall-Test in umgekehrter Abfolge überprüft. Sie führte den mit 40 Patienten (30 Patienten Behandlungsgruppe, 10 Patienten Kontrollgruppe) durch, die einen gesicherten veränderten Leberwert aufwiesen. Die Wirkung der Inhibition an der Leber wurde durch eine Oszillographie des Radialispulses überprüft. Es zeigte sich, dass es zu einer signifikanten Veränderung des Pulsverhaltens durch die osteopathische Intervention kam, was auf eine veränderte Perfusion schließen lässt. Der Zusammenhang eines möglichen viszero-somatischen Behandlungseffekts konnte jedoch bei dieser Studie nicht hergestellt werden. Versuche seitens der Osteopathen sich bezüglich des Sotto-Hall-Tests zu informieren, gehen so weit, dass sie selber Versuche starten, um einen Beitrag zur Validitierung dieses Tests zu starten. „Ich wollte [diesen Zusammenhang] auch Seite | 80

<strong>Der</strong> <strong>viszeral</strong> <strong>assoziierte</strong> <strong>Schulterschmerz</strong><br />

Subjektive Perspektiven und diagnostische Vorgehensweisen aus Sicht von Osteopathen<br />

Weitere Unterscheidungen betreffen den Handkontakt beim Local Listening, welcher<br />

sowohl direkt an einer Schulter, an beiden Schultern, am Sternum, am Becken oder<br />

am Bauch durchgeführt wird. Das Listening wird auch zum Abschluss einer Therapie<br />

im Sinne einer Endbefundung eingesetzt, um konkret eine Veränderung feststellen<br />

zu können (vgl. IPB 2009).<br />

5.2.5 Die Inhibition<br />

Wird aufgrund eines myofaszialen Listenings eine erhöhte Spannung in einem<br />

bestimmten Bereich festgestellt, so wird von vier Therapeuten eine zusätzliche<br />

Inhibitionstechnik (siehe auch Kapitel 3.2.3) durchgeführt, welche zur Bestätigung<br />

eines Zusammenhanges zwischen einer Organdysfunktion und eine Problem im<br />

Schulterbereich dient.<br />

„Habe ich durch ein Listening eine höhere Spannung im Bereich der Galle lokalisiert, gebe ich<br />

[…] einen leichten Druck auf dieses Gebiet, und lasse zum Beispiel nochmals eine endgradige<br />

Elevation durchführen. […] Wird der Schmerz weniger, das Bewegungsausmaß [des Armes]<br />

größer oder die Bewegung koordinierter“ (IPG 2009/4:114-121) oder „geht die Bewegung<br />

leichter, wäre dies für mich ein Hinweis, dass ich [im Bereich des inhibierten Gebietes] genauer<br />

schauen muss“ (IPC 2009/4:103-105).<br />

Gleichfalls führt IPD (2009) eine Inhibition durch, um seinen Verdacht, dass die<br />

Dysfunktion der Schulter mit einer Organdysfunktion zusammenhängt, zu bestätigen.<br />

„Angenommen es besteht eine Leberptose und man hebt die Leber hoch, und der Patient<br />

verspürt beim Heben des Arms plötzlich keine Schmerzen mehr, dann ist dies schon ein<br />

deutlicher Hinweis. […] <strong>Der</strong> Einfluss den hier die Leber ausübt, hat einen positiven Wert. Also<br />

kann es sein, dass die Leber, oder das Bindegewebe, das Fasziensystem oder<br />

Peritonealsystem, das um die Leber herum ist, einen Einfluss hat. Das wäre dann ein ziemlich<br />

aussagekräftiger Test“ (IPD 2009/10:304-311).<br />

Vom selben Therapeuten wird angeführt, dass dieser Test leider nicht so oft<br />

reproduzierbar ist, und damit auch nur unspezifische Hinweise liefert (vgl. IPD 2009).<br />

Ein anderer bemerkt, dass die Inhibition manchmal eindeutige, manchmal jedoch gar<br />

keine Hinweise bringt (vgl. IPC 2009). Ebenso führt Interviewpartner „E“ (2009) an,<br />

dass er „aufgrund der Inhibition [versucht] den Zusammenhang zu einem Organ zu<br />

finden. Um festzustellen, ist ein Zusammenhang da, ja oder nein. Verändere ich<br />

etwas? Wenn nicht, ist es für mich eher ein lokales Problem [in der Schulter] (2:64-<br />

66).<br />

Bei der Technik der Inhibition zeigen sich unterschiedliche Varianten der<br />

Durchführung. Unter Inhibition wird sowohl „Druck auf das Organ ausüben“ (vgl. IPE<br />

2009; IPG 2009) als auch ein „Anheben des Organs “ (vgl. IPD 2009; IPC 2009; IPE<br />

2009) verstanden.<br />

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