2 Der viszeral assoziierte Schulterschmerz - Osteopathic Research
2 Der viszeral assoziierte Schulterschmerz - Osteopathic Research
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<strong>Der</strong> <strong>viszeral</strong> <strong>assoziierte</strong> <strong>Schulterschmerz</strong><br />
Subjektive Perspektiven und diagnostische Vorgehensweisen aus Sicht von Osteopathen<br />
ist. Eben gerade Galle, Gallengang, die Einmündung ins Duodenum, die Fixierung<br />
der Leber in ihrem Bandapparat ist sehr, sehr häufig“ (IPE 2009/3:100-102).<br />
5.2.2 Die Inspektion<br />
Die nach der Anamnese durchgeführte Inspektion (siehe auch Kapitel 3.2.1) wird von<br />
vier interviewten Osteopathen als Teil des Befundungsprozesses durchgeführt.<br />
Obwohl bei der Osteopathieausbildung und in deutschsprachigen osteopathischen<br />
Standardwerken zum Beispiel von Croibier (2006), Fossum (2010) oder<br />
Hinkelthein/Zalpour (2006) darauf hingewiesen wird, dass bei der Inspektion<br />
mögliche Viszeralprobleme zu erkennen sein können, zieht nur ein Interviewteilnehmer<br />
explizit Rückschlüsse von einer Haltungsveränderung auf eine<br />
Organdysfunktion. „Gerade beim Schultergelenk ist für mich die Inspektion im Stehen<br />
ein sehr wichtiger Teil - wie ist das Haltungsschema des Patienten insgesamt – ist da<br />
schon etwas Auffälliges” (IPG 2009:2/56-58). Folgende Aussage unterstreicht die<br />
Bedeutung der Inspektion:<br />
„Nehmen wir einen Patienten her, der Magenprobleme hat. Eine Gastritis […] verändert sein<br />
Körperschema. Es zieht ihn eher nach vorne in die Flexion, was schon einmal ein<br />
problematischer Faktor für das Schultergelenk ist – vor allem in den letzten Graden der<br />
Bewegung. […] Kommt noch eine Rotation mit ins System, was, wenn wir eher an die<br />
Biomechanik denken, zum Teil zu einer Veränderung der Kraftvektoren der auf das<br />
Schultergelenk einwirkenden Muskulatur führen kann und damit die Bewegungsabläufe<br />
verändert” (IPG 2009/2:41-49).<br />
Diese Aussage lässt einerseits erkennen, dass Rückschlüsse auf den<br />
Viszeralbereich durch ein ventrales Haltungsschema (siehe Kapitel 3.2.1) zulässig<br />
scheinen, und andererseits die Haltung einen wichtigen Hinweis für chronische<br />
Erkrankungen geben kann, da Schmerzen und rezidivierende Dysfunktionen meist<br />
auch eine Haltungsveränderung hervorrufen (vgl. Fossum 2010). Dies beschreibt<br />
auch Croibier (2006), welcher das Einnehmen einer Schonhaltung als ein typisches<br />
Zeichen sieht, wenn sich die Haltung den Notwendigkeiten der wichtigen<br />
Körperorgane unterordnet. Haltung ist demnach nicht nur die Reaktion des Körpers<br />
auf die Schwerkraft, sondern oftmals eine gesunde Reaktion der äußeren Hülle auf<br />
eine Pathologie oder potentielle Gefahr für das Körperinnere (vgl. Croibier 2006).<br />
Ein anderer Interviewpartner folgert, dass eine veränderte Haltung insbesondere im<br />
Bereich der Brustwirbelsäule einen großen Einfluss auf das Schultergelenk haben<br />
kann. Einerseits erkennt er dadurch eine veränderte Biomechanik des Schultergelenks<br />
selber, andererseits überlegt er, ob vielleicht eine vegetative Versorgung aus<br />
den thorakalen Segmenten lokal die Durchblutungssituation der Schultermuskulatur<br />
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