2 Der viszeral assoziierte Schulterschmerz - Osteopathic Research
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Der viszeral assoziierte Schulterschmerz Subjektive Perspektiven und diagnostische Vorgehensweisen aus Sicht von Osteopathen Schmerzen geklärt werden, ob ein Trauma vorliegt. Vor allem bei älteren Patienten, die noch nicht durch herkömmliche bildgebende Verfahren untersucht wurden, sollte eine Fraktur ausgeschlossen werden (vgl. Hinkelthein/Zalpour 2006; Croibier 2006). Schmerzen in der Nacht, welche am Tag in den Hintergrund treten, können eventuell der erste Hinweis für ein Brochialkarzinom in der Lungenspitze sein oder auf entzündliche Systemerkrankungen wie zum Beispiel Borreliose oder Erkrankungen des rheuamtischen Formenkreises hinweisen (vgl. Diemer/Sutor 2010). Kontraindikationen weisen laut Hebgen (2009) auf eine ärztlich abzuklärende Erkrankung des Organs hin „oder zeigen eine organische Erkrankung an, die nicht osteopathisch behandelt werden sollte“ (S. 306). Fragen nach Organerkrankungen oder nach Symptomen einzelner Organe werden von allen sieben beteiligten Interviewteilnehmern gestellt. „Insofern mache ich natürlich auch immer eine Viszeralanamnese, die da mit hinein gehört“ (IPD 2009/2:41-42). IPA (2009), IPH (2009) und IPG (2009) stellen gezielte Fragen nach Problemen mit dem Magen. IPC (2009) und IPB (2009) erkundigen sich in Bezug auf Verdauungsprobleme oder „ob es eine Vorgeschichte gibt mit einer Erkrankung an der Niere oder an der Leber“ (IPB 2009/2:66-67). IPF (2009) ergänzt seine Anamnese während der biodynamisch durchgeführten Diagnostik durch gezielte Fragen zum Organsystem. Wie bereits erwähnt können sowohl die Frage nach den Entstehungsmechanismen, als auch eine exakt durchgeführte Schmerz- und Viszeralanamnese Kontraindikationen als auch Indikationen für eine Organbehandlung aufzeigen. So wären zum Beispiel Schmerzen mit Ausstrahlung in die linke Schulter oder in den linken Arm, die vor allem durch eine körperliche Belastung hervorgerufen werden, ein möglicher Hinweis für Angina pectoris, was eine Kontraindikation für eine osteopathische Behandlung aufzeigt, während Schmerzen in der linken Schulter deren mögliche Ursache eine chronische Gastritis sein kann, wiederum eine Indikation für eine Behandlung der Viszera, in diesem Fall des Magens, darstellt (vgl. Hebgen 2009). Ein Interviewpartner meint, dass „bei diffusen Geschichten - wo die Patienten nicht genau wissen, wie das ganze begonnen hat, da findet man häufig eine Organdysfunktion. Da sagt der Patient schon in der Anamnese, dass dies eine Schwachstelle ist“ (IPA 2009/2:37-39). Diese Aussage wird von einem weiteren Studienteilnehmer noch untermauert, der erläutert, dass seiner „Erfahrung nach bei chronischen Dysfunktionen in der Schulter […] der Einfluss von Organen sehr häufig Seite | 73
Der viszeral assoziierte Schulterschmerz Subjektive Perspektiven und diagnostische Vorgehensweisen aus Sicht von Osteopathen ist. Eben gerade Galle, Gallengang, die Einmündung ins Duodenum, die Fixierung der Leber in ihrem Bandapparat ist sehr, sehr häufig“ (IPE 2009/3:100-102). 5.2.2 Die Inspektion Die nach der Anamnese durchgeführte Inspektion (siehe auch Kapitel 3.2.1) wird von vier interviewten Osteopathen als Teil des Befundungsprozesses durchgeführt. Obwohl bei der Osteopathieausbildung und in deutschsprachigen osteopathischen Standardwerken zum Beispiel von Croibier (2006), Fossum (2010) oder Hinkelthein/Zalpour (2006) darauf hingewiesen wird, dass bei der Inspektion mögliche Viszeralprobleme zu erkennen sein können, zieht nur ein Interviewteilnehmer explizit Rückschlüsse von einer Haltungsveränderung auf eine Organdysfunktion. „Gerade beim Schultergelenk ist für mich die Inspektion im Stehen ein sehr wichtiger Teil - wie ist das Haltungsschema des Patienten insgesamt – ist da schon etwas Auffälliges” (IPG 2009:2/56-58). Folgende Aussage unterstreicht die Bedeutung der Inspektion: „Nehmen wir einen Patienten her, der Magenprobleme hat. Eine Gastritis […] verändert sein Körperschema. Es zieht ihn eher nach vorne in die Flexion, was schon einmal ein problematischer Faktor für das Schultergelenk ist – vor allem in den letzten Graden der Bewegung. […] Kommt noch eine Rotation mit ins System, was, wenn wir eher an die Biomechanik denken, zum Teil zu einer Veränderung der Kraftvektoren der auf das Schultergelenk einwirkenden Muskulatur führen kann und damit die Bewegungsabläufe verändert” (IPG 2009/2:41-49). Diese Aussage lässt einerseits erkennen, dass Rückschlüsse auf den Viszeralbereich durch ein ventrales Haltungsschema (siehe Kapitel 3.2.1) zulässig scheinen, und andererseits die Haltung einen wichtigen Hinweis für chronische Erkrankungen geben kann, da Schmerzen und rezidivierende Dysfunktionen meist auch eine Haltungsveränderung hervorrufen (vgl. Fossum 2010). Dies beschreibt auch Croibier (2006), welcher das Einnehmen einer Schonhaltung als ein typisches Zeichen sieht, wenn sich die Haltung den Notwendigkeiten der wichtigen Körperorgane unterordnet. Haltung ist demnach nicht nur die Reaktion des Körpers auf die Schwerkraft, sondern oftmals eine gesunde Reaktion der äußeren Hülle auf eine Pathologie oder potentielle Gefahr für das Körperinnere (vgl. Croibier 2006). Ein anderer Interviewpartner folgert, dass eine veränderte Haltung insbesondere im Bereich der Brustwirbelsäule einen großen Einfluss auf das Schultergelenk haben kann. Einerseits erkennt er dadurch eine veränderte Biomechanik des Schultergelenks selber, andererseits überlegt er, ob vielleicht eine vegetative Versorgung aus den thorakalen Segmenten lokal die Durchblutungssituation der Schultermuskulatur Seite | 74
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<strong>Der</strong> <strong>viszeral</strong> <strong>assoziierte</strong> <strong>Schulterschmerz</strong><br />
Subjektive Perspektiven und diagnostische Vorgehensweisen aus Sicht von Osteopathen<br />
Schmerzen geklärt werden, ob ein Trauma vorliegt. Vor allem bei älteren Patienten,<br />
die noch nicht durch herkömmliche bildgebende Verfahren untersucht wurden, sollte<br />
eine Fraktur ausgeschlossen werden (vgl. Hinkelthein/Zalpour 2006; Croibier 2006).<br />
Schmerzen in der Nacht, welche am Tag in den Hintergrund treten, können eventuell<br />
der erste Hinweis für ein Brochialkarzinom in der Lungenspitze sein oder auf<br />
entzündliche Systemerkrankungen wie zum Beispiel Borreliose oder Erkrankungen<br />
des rheuamtischen Formenkreises hinweisen (vgl. Diemer/Sutor 2010).<br />
Kontraindikationen weisen laut Hebgen (2009) auf eine ärztlich abzuklärende<br />
Erkrankung des Organs hin „oder zeigen eine organische Erkrankung an, die nicht<br />
osteopathisch behandelt werden sollte“ (S. 306).<br />
Fragen nach Organerkrankungen oder nach Symptomen einzelner Organe werden<br />
von allen sieben beteiligten Interviewteilnehmern gestellt. „Insofern mache ich<br />
natürlich auch immer eine Viszeralanamnese, die da mit hinein gehört“ (IPD<br />
2009/2:41-42). IPA (2009), IPH (2009) und IPG (2009) stellen gezielte Fragen nach<br />
Problemen mit dem Magen. IPC (2009) und IPB (2009) erkundigen sich in Bezug auf<br />
Verdauungsprobleme oder „ob es eine Vorgeschichte gibt mit einer Erkrankung an<br />
der Niere oder an der Leber“ (IPB 2009/2:66-67). IPF (2009) ergänzt seine<br />
Anamnese während der biodynamisch durchgeführten Diagnostik durch gezielte<br />
Fragen zum Organsystem.<br />
Wie bereits erwähnt können sowohl die Frage nach den Entstehungsmechanismen,<br />
als auch eine exakt durchgeführte Schmerz- und Viszeralanamnese Kontraindikationen<br />
als auch Indikationen für eine Organbehandlung aufzeigen. So wären<br />
zum Beispiel Schmerzen mit Ausstrahlung in die linke Schulter oder in den linken<br />
Arm, die vor allem durch eine körperliche Belastung hervorgerufen werden, ein<br />
möglicher Hinweis für Angina pectoris, was eine Kontraindikation für eine<br />
osteopathische Behandlung aufzeigt, während Schmerzen in der linken Schulter<br />
deren mögliche Ursache eine chronische Gastritis sein kann, wiederum eine<br />
Indikation für eine Behandlung der Viszera, in diesem Fall des Magens, darstellt (vgl.<br />
Hebgen 2009). Ein Interviewpartner meint, dass „bei diffusen Geschichten - wo die<br />
Patienten nicht genau wissen, wie das ganze begonnen hat, da findet man häufig<br />
eine Organdysfunktion. Da sagt der Patient schon in der Anamnese, dass dies eine<br />
Schwachstelle ist“ (IPA 2009/2:37-39). Diese Aussage wird von einem weiteren<br />
Studienteilnehmer noch untermauert, der erläutert, dass seiner „Erfahrung nach bei<br />
chronischen Dysfunktionen in der Schulter […] der Einfluss von Organen sehr häufig<br />
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