2 Der viszeral assoziierte Schulterschmerz - Osteopathic Research
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Der viszeral assoziierte Schulterschmerz Subjektive Perspektiven und diagnostische Vorgehensweisen aus Sicht von Osteopathen transversalen Membranen wie das Diaphragma oder das Perineum des Beckens eine besondere Rolle bei der Übertragung der faszialen mechanischen Beanspruchung. Da sie alle tief gelegene Züge transversal unterteilen, werden sie zu einer Sammelstelle für mechanische Informationen. Wird an einer innersten Schicht stark gezogen, sodass das Organ aus seiner Position gedrängt wird, muss es reagieren (vgl. Helsmoortel et al. 2002). Die Bedeutung des Diaphragmas und die Bedeutung der faszialen Verbindungen unterstreichen auch Finet und Williame (2000). Sie beschreiben sehr nachdrücklich, dass: „two of the critical factors affecting visceral function, we believe, are the state of the associated fascia and the rhythmic motion of the diaphragma. Anything that creates a disturbance in the local or regional fascias could provoke […] constrains that could harm the anatomicophysiological integrity of the organs dependent on these systems. We also believe that all visceral disturbances, in turn, will be reflected within the associate fascial tissue” (Finet/Williame 2000:3). Mittels dieser Erläuterung könnte erklärt werden, warum Spannungszustände des Diaphragmas ebenso Einfluss auf zwerchfellnahe Organe nehmen können. 2.2.2 Faszie als Tensegrity-Struktur Ein weiterer Aspekt, der den möglichen Zusammenhang von Organdysfunktionen und Schulterschmerzen anschaulich erklärt, stellt das Tensegrity-Modell dar. „Der Begriff ´Tensegrity´ wurde von dem Designer R. Buckminster Fuller aus den Worten ´tension´ (Spannung) und ´integrity´ (Integrität) geprägt, wobei er von den ursprünglichen Strukturen des Künstlers Kenneth Snelson ausging. Mit Tensegrity werden Strukturen beschrieben, die ihre Integrität primär durch ein Gleichgewicht des die Struktur durchziehenden Geflechts an Spannungslinien aufrecht erhalten“ (Myers 2010:56). Eine solche Struktur kennzeichnet sich durch ein vielverzweigtes kontinuierliches Netz an Spannungs-Verbindungen, welches die Form und das Belastungsverhalten eines Körpers wesentlich beeinflusst (vgl. Meyers 2004). „Der menschliche Organismus erscheint als eine dynamische Kombination von festen Teilen, den Knochen, und elastischen Teilen, den myofaszialen Schichten und den Membranen, die zwischen die Knochen eingebaut sind“ (Schwind 2003:8). Bezogen auf das Fasziensystem wird dieses in neuer Zeit auch zunehmend als eine architektonische Tensegrity Struktur gesehen (vgl. Schleip 2004), dessen genauere Betrachtung eine Vielzahl von elastischen und beweglichen Mikroelementen innerhalb der Grundsubstanz, die zwischen relativ festen kollagenen Fasern als Puffer wirken, zeigt. „Die Tensegrity des menschlichen Organismus ist damit ein komplexes System Seite | 27
Der viszeral assoziierte Schulterschmerz Subjektive Perspektiven und diagnostische Vorgehensweisen aus Sicht von Osteopathen von Zugwirkungen, dem Gleitverhalten einzelner Elemente in Relation zu ihrer Oberflächenbeschaffenheit und den zwischen ihnen vorhandenen Flüssigkeitsfilm“ (Schwind 2003:8). Die einfache Darstellung der Tensegrity Struktur in Abbildung 10 zeigt Bewegungsvorgänge im menschlichen Körper und verdeutlicht, dass die Kraftübertragung nicht von Festkörper zu Festkörper geschieht, sondern über elastische Brücken vermittelt wird (vgl. Schwind 2003), was bedeutet, dass Kräfte verteilt und nicht lokalisiert werden. Solange die vorhandenen Spannungs- und Kompressionselemente im Gleichgewicht sind, ist die Struktur stabil. Wird eine Ecke der Tensegrity-Struktur mehr beladen, so gibt die gesamte Struktur zur Kraftaufnahme etwas nach. Wird die Belastung allerdings zu viel, kann es zu einem Bruch kommen, der aber notwendiger weise nicht nahe der Stelle liegt, die belastet wurde (vgl. Myers 2010). Abbildung 10 Tensegrity – Modell (Myers 2010:58) Überträgt man dieses Modell auf den menschlichen Körper, so können die Knochen als primäres Kompressionselement und die Faszien in Kombination mit der Muskulatur als Spannungselement angesehen werden. Dies bedeutet, dass lange bestehende Belastungen Verletzungen an jeder beliebigen Körperregion hervorrufen können, welche eine Schwäche oder vorhergegangene Verletzung aufweisen, und nicht unbedingt dort auftreten müssen, wo eine lokale Belastung vorliegt (vgl. Myers 2010). Unter diesem Aspekt scheint es durchaus nachvollziehbar, dass Beschwerden im Organsystem Schulterschmerzen verursachen können. Umso wichtiger erscheint somit „das Aufspüren dieser Verbindung und Erleichtern chronischer Belastungen in einiger Entfernung vom schmerzhaften Gebiet, [denn dies] wird dann zu einem natürlichen Bestandteil der Wiederherstellung der systematischen Freigängigkeit und Ordnung und trägt auch dazu bei, zukünftigen Verletzungen vorzubeugen“ (Myers 2010:62). Seite | 28
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<strong>Der</strong> <strong>viszeral</strong> <strong>assoziierte</strong> <strong>Schulterschmerz</strong><br />
Subjektive Perspektiven und diagnostische Vorgehensweisen aus Sicht von Osteopathen<br />
transversalen Membranen wie das Diaphragma oder das Perineum des Beckens<br />
eine besondere Rolle bei der Übertragung der faszialen mechanischen Beanspruchung.<br />
Da sie alle tief gelegene Züge transversal unterteilen, werden sie zu<br />
einer Sammelstelle für mechanische Informationen. Wird an einer innersten Schicht<br />
stark gezogen, sodass das Organ aus seiner Position gedrängt wird, muss es<br />
reagieren (vgl. Helsmoortel et al. 2002). Die Bedeutung des Diaphragmas und die<br />
Bedeutung der faszialen Verbindungen unterstreichen auch Finet und Williame<br />
(2000). Sie beschreiben sehr nachdrücklich, dass: „two of the critical factors affecting<br />
visceral function, we believe, are the state of the associated fascia and the rhythmic<br />
motion of the diaphragma. Anything that creates a disturbance in the local or regional<br />
fascias could provoke […] constrains that could harm the anatomicophysiological<br />
integrity of the organs dependent on these systems. We also believe that all visceral<br />
disturbances, in turn, will be reflected within the associate fascial tissue”<br />
(Finet/Williame 2000:3). Mittels dieser Erläuterung könnte erklärt werden, warum<br />
Spannungszustände des Diaphragmas ebenso Einfluss auf zwerchfellnahe Organe<br />
nehmen können.<br />
2.2.2 Faszie als Tensegrity-Struktur<br />
Ein weiterer Aspekt, der den möglichen Zusammenhang von Organdysfunktionen<br />
und <strong>Schulterschmerz</strong>en anschaulich erklärt, stellt das Tensegrity-Modell dar.<br />
„<strong>Der</strong> Begriff ´Tensegrity´ wurde von dem Designer R. Buckminster Fuller aus den Worten<br />
´tension´ (Spannung) und ´integrity´ (Integrität) geprägt, wobei er von den ursprünglichen<br />
Strukturen des Künstlers Kenneth Snelson ausging. Mit Tensegrity werden Strukturen<br />
beschrieben, die ihre Integrität primär durch ein Gleichgewicht des die Struktur durchziehenden<br />
Geflechts an Spannungslinien aufrecht erhalten“ (Myers 2010:56).<br />
Eine solche Struktur kennzeichnet sich durch ein vielverzweigtes kontinuierliches<br />
Netz an Spannungs-Verbindungen, welches die Form und das Belastungsverhalten<br />
eines Körpers wesentlich beeinflusst (vgl. Meyers 2004). „<strong>Der</strong> menschliche<br />
Organismus erscheint als eine dynamische Kombination von festen Teilen, den<br />
Knochen, und elastischen Teilen, den myofaszialen Schichten und den Membranen,<br />
die zwischen die Knochen eingebaut sind“ (Schwind 2003:8). Bezogen auf das<br />
Fasziensystem wird dieses in neuer Zeit auch zunehmend als eine architektonische<br />
Tensegrity Struktur gesehen (vgl. Schleip 2004), dessen genauere Betrachtung eine<br />
Vielzahl von elastischen und beweglichen Mikroelementen innerhalb der<br />
Grundsubstanz, die zwischen relativ festen kollagenen Fasern als Puffer wirken,<br />
zeigt. „Die Tensegrity des menschlichen Organismus ist damit ein komplexes System<br />
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