2 Der viszeral assoziierte Schulterschmerz - Osteopathic Research

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Der viszeral assoziierte Schulterschmerz Subjektive Perspektiven und diagnostische Vorgehensweisen aus Sicht von Osteopathen presentation of pneumonia” und fordern, „that pneumonia be considered in the differential diagnoses of shoulder pain“ (S. 827). Aufgrund der vielen möglichen Schmerzursachen können sowohl akute als auch chronische Schmerzen im Schulter-Arm-Bereich ein großes differentialdiagnostisches Problem in der Praxis darstellen. Aus diesem Grund ist eine gründliche Abklärung für die Ursache des Schulterschmerzes erforderlich, weshalb den vielfältigen Ursachen von Schultergelenksdysfunktionen entsprechend dem osteopathischen Diagnoseprozess eine besondere Bedeutung zukommt. Obgleich es für viszeral assoziierte Schultergelenksbeschwerden im Speziellen so gut wie keine Untersuchungen gibt, sondern nur empirische Erfahrungen vorliegen (vgl. Diemer/Sutor 2010), wird dem Aspekt des „referred pain“ im Allgemeinen zunehmend diagnostische Bedeutung beigemessen: „The patterns of referred pain originating from various viscera are important for a correct diagnosis“ (Procacci/Maresca 1999:96). Deshalb muss „neben den zielgerichteten Fragen, die sich hauptsächlich auf Erkrankungen des Schultergürtels beschränken, auch an Erkrankungen anderer Organe gedacht werden“ (Buckup 2009:77). Um in diesem Befundungsprozess von einer Schultergelenksdysfunktion auf eine mögliche Organdysfunktion schließen zu können, sollten, wie in der Ausbildung an der Wiener Schule für Osteopathie immer wieder vermittelt wurde, am Beginn der Behandlung neben einem ausführlichen Anamnesegespräch eine genaue Befundung des parietalen, cranialen und viszeralen Systems sowie die Durchführung verschiedener Tests bzw. Untersuchungen, wie zum Beispiel das Local Listening, das Global Listening oder der Sotto-Hall-Test (= Adson-Wright-Test), stehen. Laut Croibier (2006) sollte die osteopathische Diagnose eine vollständige klinische Untersuchung und auch systematische Bestandsaufnahme des Patienten sein. Dadurch müssten sämtliche klinischen Aspekte, welche die Anamnese nicht aufzeigen konnte, aufgefunden werden. Keines der drei Elemente, craniosacral, viszeral oder strukturell aus dem Gesamtkonzept der Osteopathie sollte mit Vorzug behandelt werden. Bezogen auf eine Schultergelenksdysfunktion, bei der – wenn auch seltener als der somatische Formenkreis – organische Dysfunktionen mit zu bedenken sind, sollte ein Osteopath demnach auf jeden Zustand, jede Läsion eingehen und somit jenes Element erkennen können, welches am stärksten für die Dysfunktion verantwortlich ist (vgl. Croibier 2006). Seite | 5

Der viszeral assoziierte Schulterschmerz Subjektive Perspektiven und diagnostische Vorgehensweisen aus Sicht von Osteopathen Zwar verbergen sich hinter der osteopathischen Diagnose komplexes Wissen und allgemeine Prinzipien, oft sind es jedoch individuelle Gewohnheiten, welche den Praktiker bei seiner Diagnose leiten (vgl. Croibier 2006). In Bezug auf Schulterschmerzen lassen Gespräche mit erfahrenen Osteopathen jedenfalls vermuten, dass Tests zur Feststellung der organischen Beteiligung bei Schultergelenksdysfunktionen nur selten Anwendung finden. Auch liegen bislang keine Untersuchungen vor, welche Aufschluss über Art und Weise der Identifizierung von organischen Ursachen bei Schultergelenksschmerzen geben. Deshalb sollen in vorliegender Arbeit subjektive Perspektiven und Untersuchungsstrategien zur Manifestation und Identifikation viszeraler Symptomatiken bei Schultergelenksdysfunktionen aus Sicht von Osteopathen eingefangen werden, mit dem Ziel, die professionelle Praxis und individuelle Deutungsmuster zu reflektieren und daraus Ansatzpunkte für das therapeutische Handeln abzuleiten. Entsprechend dieser Zielsetzung wird in vorliegender Arbeit der Fragestellung nachgegangen, welche Bedeutung in der Praxis tätige Osteopathen organischen Faktoren bei Schultergelenksdysfunktionen beimessen und wie sich das konkrete Vorgehen im Rahmen des Befundungsprozesses gestaltet. Um persönliche Sichtweisen, auf die Ermittlung von organischen Dysfunktionen bei Schultergelenksdysfunktionen bezogene Erfahrungen, Einstellungen und Vorgehensweisen von Osteopathen zu erfassen, wurde ein qualitativer Forschungsansatz herangezogen. Zu diesem Zweck wurde ein leitfadengestütztes Interview als Erhebungsinstrument gewählt. Als Interviewpartner fungierten sieben Osteopathen, die mannigfaltige Erfahrungen mit Schultergelenksdysfunktionen aufweisen. Obwohl als ganzheitlicher Ansatz verstanden, stellt Buchmann (2002) ein „einheitliches Krankheitsmodell” (S. 235) in der Osteopathie in Frage, da den drei Hauptsäulen – craniosacral, viszeral und strukturell – teilweise ganz unterschiedliche Denk- und Erklärungsansätze zu Grunde liegen. Um einen einseitigen Realitätsausschnitt zu vermeiden, repräsentieren deshalb die ausgewählten Interviewpartner alle drei Denktraditionen. Entsprechend der forschungsleitenden Fragestellung widmet sich Kapitel 2 den viszeral assoziierten Schulterschmerzen. Aufbauend auf das klinische Erscheinungs- Seite | 6

<strong>Der</strong> <strong>viszeral</strong> <strong>assoziierte</strong> <strong>Schulterschmerz</strong><br />

Subjektive Perspektiven und diagnostische Vorgehensweisen aus Sicht von Osteopathen<br />

presentation of pneumonia” und fordern, „that pneumonia be considered in the<br />

differential diagnoses of shoulder pain“ (S. 827).<br />

Aufgrund der vielen möglichen Schmerzursachen können sowohl akute als auch<br />

chronische Schmerzen im Schulter-Arm-Bereich ein großes differentialdiagnostisches<br />

Problem in der Praxis darstellen. Aus diesem Grund ist eine<br />

gründliche Abklärung für die Ursache des <strong>Schulterschmerz</strong>es erforderlich, weshalb<br />

den vielfältigen Ursachen von Schultergelenksdysfunktionen entsprechend dem<br />

osteopathischen Diagnoseprozess eine besondere Bedeutung zukommt. Obgleich es<br />

für <strong>viszeral</strong> <strong>assoziierte</strong> Schultergelenksbeschwerden im Speziellen so gut wie keine<br />

Untersuchungen gibt, sondern nur empirische Erfahrungen vorliegen (vgl.<br />

Diemer/Sutor 2010), wird dem Aspekt des „referred pain“ im Allgemeinen<br />

zunehmend diagnostische Bedeutung beigemessen: „The patterns of referred pain<br />

originating from various viscera are important for a correct diagnosis“<br />

(Procacci/Maresca 1999:96). Deshalb muss „neben den zielgerichteten Fragen, die<br />

sich hauptsächlich auf Erkrankungen des Schultergürtels beschränken, auch an<br />

Erkrankungen anderer Organe gedacht werden“ (Buckup 2009:77).<br />

Um in diesem Befundungsprozess von einer Schultergelenksdysfunktion auf eine<br />

mögliche Organdysfunktion schließen zu können, sollten, wie in der Ausbildung an<br />

der Wiener Schule für Osteopathie immer wieder vermittelt wurde, am Beginn der<br />

Behandlung neben einem ausführlichen Anamnesegespräch eine genaue Befundung<br />

des parietalen, cranialen und <strong>viszeral</strong>en Systems sowie die Durchführung<br />

verschiedener Tests bzw. Untersuchungen, wie zum Beispiel das Local Listening,<br />

das Global Listening oder der Sotto-Hall-Test (= Adson-Wright-Test), stehen.<br />

Laut Croibier (2006) sollte die osteopathische Diagnose eine vollständige klinische<br />

Untersuchung und auch systematische Bestandsaufnahme des Patienten sein.<br />

Dadurch müssten sämtliche klinischen Aspekte, welche die Anamnese nicht<br />

aufzeigen konnte, aufgefunden werden. Keines der drei Elemente, craniosacral,<br />

<strong>viszeral</strong> oder strukturell aus dem Gesamtkonzept der Osteopathie sollte mit Vorzug<br />

behandelt werden. Bezogen auf eine Schultergelenksdysfunktion, bei der – wenn<br />

auch seltener als der somatische Formenkreis – organische Dysfunktionen mit zu<br />

bedenken sind, sollte ein Osteopath demnach auf jeden Zustand, jede Läsion<br />

eingehen und somit jenes Element erkennen können, welches am stärksten für die<br />

Dysfunktion verantwortlich ist (vgl. Croibier 2006).<br />

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