2 Der viszeral assoziierte Schulterschmerz - Osteopathic Research

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Der viszeral assoziierte Schulterschmerz Subjektive Perspektiven und diagnostische Vorgehensweisen aus Sicht von Osteopathen 6 Diskussion der Ergebnisse In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der Untersuchung in Hinblick auf die Fragestellung diskutiert und anhand wissenschaftlicher Literatur näher beleuchtet. Des Weiteren werden die Ergebnisse in Hinblick auf die praktische Relevanz für das therapeutische Arbeiten diskutiert und zudem Grenzen dieser Arbeit aufgezeigt. In vorliegender Arbeit wurde der Fragestellung nachgegangen, welche Bedeutung in der Praxis tätige Osteopathen organischen Faktoren bei Schultergelenksdysfunktionen beimessen und wie sich das konkrete Vorgehen im Rahmen des Befundungsprozesses gestaltet. Das Ziel der Arbeit ist es, durch Erfassen der subjektiven, auf die Ermittlung von organischen Dysfunktionen bei Schultergelenksdysfunktionen bezogenen Erfahrungen, Einstellungen und Vorgehensweisen Ansatzpunkte für das therapeutische Handeln ableiten zu können. 6.1 Die Identifikation viszeraler Symptomatiken bei Schulterschmerzen Alle sieben befragten Osteopathen fangen im Rahmen des Diagnoseprozesses mit der Anamnese an und stellen auch Fragen hinsichtlich Organerkrankungen und Symptome einzelne Organe betreffend. In der Fachliteratur wird mehrfach darauf hingewiesen, dass im Speziellen mittels der Anamnese bereits mögliche Organdysfunktionen herausgefiltert werden können (vgl. Croibier 2006; Liem et al. 2005; Hinkelthein/Zalpour 2006; Hebgen 2008). Eine Studie über die Anwendung viszeraler Techniken in der osteopathischen Praxis (Stemeseder 2007), bei der von 114 Studienteilnehmern 92 im Rahmen der Anamnese häufig nach viszeralen Dysfunktionen fragen, spiegelt dieses Ergebnis wider. Auffallend ist jedoch, dass sich nur drei Interviewteilnehmer nach den Entstehungsmechanismen der Schulterproblematik erkundigen bzw. eine genaue Schmerzanamnese durchführen. Dies wiederum entspricht nicht den Empfehlungen der osteopathischen und schulmedizinischen Literatur, da sowohl der Auslöser als auch die Schmerzqualität eindeutige Hinweise auf die bestehende Pathologie geben (vgl. Diemer/Sutor 2010) Seite | 95

Der viszeral assoziierte Schulterschmerz Subjektive Perspektiven und diagnostische Vorgehensweisen aus Sicht von Osteopathen und dadurch Kontraindikationen für eine Behandlung aufgezeigt werden können (vgl. Mayer-Fally 2006; Hebgen 2008; Hebgen 2009; Croibier 2006). Die Inspektion wird von vier Befragten durchgeführt. Obwohl durch eine Inspektion, wie bereits erwähnt, mögliche Probleme im Viszeralbereich erkannt werden können, zieht nur ein Interviewpartner explizit Rückschlüsse auf eine mögliche vorhandene Organsymptomatik. Bei der Studie von Krönke (2006) führen 50% von 107 Studienteilnehmern bei der Erstkonsultation eine Inspektion durch, in der Studie von Biberschick (2010) wird die Inspektion von allen 12 Befragten als Teil der osteopathischen Untersuchung gesehen, wobei aus beiden Studien nicht hervorgeht, welche Rückschlüsse von den Befragten aus der Inspektion gezogen wurden. Da sich durch die Inspektion recht zuverlässige Schlüsse auf gestörte Körperregionen und Dysfunktionen ziehen lassen, soll nochmals darauf hingewiesen werden, dass der Therapeut dabei auf diagnostische Zonen oder dysfunktionelle Organe aufmerksam werden kann (vgl. Hebgen 2008). Im osteopathischen Befundungsprozess in Bezug auf Schultergelenksdysfunktionen wird von sechs befragten Interviewpartnern das Listening als besonders wichtig erachtet, wenn es um das Erkennen von viszeralen Problemen bei Schultergelenksdysfunktionen geht. Die Häufigkeit der Anwendung des Global Listening spiegelt sich in einer Studie von Krönke (2006) wider, bei der von 107 Befragten 70% das Global Listening bei der Diagnose als wichtig erachten Eine Inhibitionstechnik wird von vier befragten Osteopathen durchgeführt. Der Sotto-Hall-Test, welcher im Grund genommen genauso wie die Inhibition ein myofaszialer Test ist, wird von zwei Interviewteilnehmern durchgeführt, von vier Interviewteilnehmern wird dieser Test aufgrund fraglicher Reliabilität und Validität stark angezweifelt. Eine Übereinstimmung bei der Häufigkeit der Anwendung des Sotto-Hall-Tests ist bei der Studie von Stemeseder (2007) erkennbar, bei der von 114 Befragten mehr als die Hälfte diesen Test selten oder nie anwenden. Die Überprüfung der Mobilität wird von fünf Osteopathen, eine Palpation bezüglich der Spannung im Bauchbereich von drei, und eine Motilitätsprüfung von nur zwei Befragten durchgeführt. Dieses Ergebnis entspricht im Hinblick auf die Verwendung der Motilitätsprüfung nicht den Ergebnissen von Stameseder (2007), bei der von 114 befragten Osteopathen mehr als 95 die Testung der Motilität häufig bzw. oft durchführten. In der Studie von Krönke (2006) zeigt sich jedoch eine Übereinstimmung, da ein viszerales Listening, welches mit der Motilitätsprüfung vergleichbar Seite | 96

<strong>Der</strong> <strong>viszeral</strong> <strong>assoziierte</strong> <strong>Schulterschmerz</strong><br />

Subjektive Perspektiven und diagnostische Vorgehensweisen aus Sicht von Osteopathen<br />

6 Diskussion der Ergebnisse<br />

In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der Untersuchung in Hinblick auf die<br />

Fragestellung diskutiert und anhand wissenschaftlicher Literatur näher beleuchtet.<br />

Des Weiteren werden die Ergebnisse in Hinblick auf die praktische Relevanz für das<br />

therapeutische Arbeiten diskutiert und zudem Grenzen dieser Arbeit aufgezeigt.<br />

In vorliegender Arbeit wurde der Fragestellung nachgegangen, welche Bedeutung in<br />

der Praxis tätige Osteopathen organischen Faktoren bei Schultergelenksdysfunktionen<br />

beimessen und wie sich das konkrete Vorgehen im Rahmen des<br />

Befundungsprozesses gestaltet. Das Ziel der Arbeit ist es, durch Erfassen der<br />

subjektiven, auf die Ermittlung von organischen Dysfunktionen bei<br />

Schultergelenksdysfunktionen bezogenen Erfahrungen, Einstellungen und<br />

Vorgehensweisen Ansatzpunkte für das therapeutische Handeln ableiten zu können.<br />

6.1 Die Identifikation <strong>viszeral</strong>er Symptomatiken bei<br />

<strong>Schulterschmerz</strong>en<br />

Alle sieben befragten Osteopathen fangen im Rahmen des Diagnoseprozesses mit<br />

der Anamnese an und stellen auch Fragen hinsichtlich Organerkrankungen und<br />

Symptome einzelne Organe betreffend. In der Fachliteratur wird mehrfach darauf<br />

hingewiesen, dass im Speziellen mittels der Anamnese bereits mögliche<br />

Organdysfunktionen herausgefiltert werden können (vgl. Croibier 2006; Liem et al.<br />

2005; Hinkelthein/Zalpour 2006; Hebgen 2008). Eine Studie über die Anwendung<br />

<strong>viszeral</strong>er Techniken in der osteopathischen Praxis (Stemeseder 2007), bei der von<br />

114 Studienteilnehmern 92 im Rahmen der Anamnese häufig nach <strong>viszeral</strong>en<br />

Dysfunktionen fragen, spiegelt dieses Ergebnis wider. Auffallend ist jedoch, dass sich<br />

nur drei Interviewteilnehmer nach den Entstehungsmechanismen der Schulterproblematik<br />

erkundigen bzw. eine genaue Schmerzanamnese durchführen. Dies<br />

wiederum entspricht nicht den Empfehlungen der osteopathischen und<br />

schulmedizinischen Literatur, da sowohl der Auslöser als auch die Schmerzqualität<br />

eindeutige Hinweise auf die bestehende Pathologie geben (vgl. Diemer/Sutor 2010)<br />

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