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6 KULTUR JOKER Theater

Ursprung der Welt

„We love (to entfern) you“ von Bambi Bambule im E-Werk

Man kann nur hoffen, dass

es „We love (to entfern) you“

anders ergeht als dem Aufklärungsunterricht

der beiden

jungen Frauen in der Schule.

Denn da wurde beim Thema

Menstruation die Klasse

geteilt. Die Jungs hätten sich

ja ekeln können. Dem neuen

Stück von Bambi Bambule,

das Marie Jordan und Lisa

Marie Stoiber geschrieben haben

und mit dem sie auch auf

der Kammerbühne im E-Werk

zu sehen waren, wünscht man

jedenfalls Zuschauer beiderlei

Geschlechts.

„We love (to entfern) you“

ist ein bisschen so als hörte

man zwei Freundinnen zu, die

sich bäuchlings und mit den

Beinen baumelnd ihre ersten

Verliebtheiten und sexuellen

Erfahrungen gegenseitig erzählen

und dann viel über die

Vulva und einige Mythen zu

berichten haben. Mit einem

Mythos kann man dann gleich

getrost aufräumen. Das Jungfernhäutchen

gibt es nicht. Und

über die Beschaffenheit der

Schamlippen sollte man sich

auch keine Gedanken machen.

Wie eine Monstranz werden

plastische Vulven, die ein bisschen

so aussehen als seien sie

Marie Jordan und Lisa Marie Stoiber

in einschlägigen Workshops

entstanden, von Jordan und

Stoiber auf die Bühne getragen

und an Kissenlandschaften

drapiert. Auf der Kammerbühne

befindet sich dann noch eine

Art Treibhaus – nicht für die

Gefühle, sondern die Kostüme

(Bühne, Kostüme, Konzept:

Lina Mayer, Theresa Scheitenhammer).

Die Performance der

beiden Schauspielerinnen, die

mehrere Jahre unter der Intendanz

von Barbara Mundel zum

Ensemble des Theater Freiburg

gehörten, hat die Struktur einer

Nummernrevue, wobei

persönliche Erfahrungen zu

den einzelnen Kapiteln überleiten.

Einen narrativen Strang

Foto: Rainer Muranyi

gibt es nicht, unterhaltsam ist

es dennoch, manchmal redundant,

manchmal sehr plakativ.

Wer sich mit Corots „Ursprung

der Welt“ befasst,

landet schnell beim Ursprung

von Welt. Viele Geschichten

vom Anfang werden erzählt

und von Göttinnen, die mit ihrem

Geschlecht mal die Erde

fruchtbar machen, mal besänftigen.

Und auch die Sprachgeschichte

ist vielsagend. Also,

kein Grund sich zu verstecken

und so gibt Marie Jordan, die

sich derweil die Kapuze ihres

Overalls über den Kopf gezogen

hat, eine vertiefte und

anschauliche Einführung in

die Anatomie der Vulva. Sehr

witzig. Nicht so witzig ist es,

wenn sich Misogynie und Rassismus

vereinen wie im Fall

von Sarah Baartman, die 1815

in Paris gestorben ist. Mehrere

Jahre tingelte die Afrikanerin

auf Jahrmärkten und wurde

in Freakshows aufgrund

ihres ausladenden Hinterns

und ihrer vermeintlich langen

Schamlippen ausgestellt.

Doch auch hier scheint die Geschichte

komplizierter. Geht

es um das Geschlecht, greifen

Machtmechanismen. Immer

schon wurde die Menstruation

genutzt, um Frauen auszuschließen.

Mittlerweile wird

ein Urlaub für „Menschen, die

menstruieren“, wie Jordan und

Stoiber sagen würden, diskutiert.

Nicht immer ist Propaganda

Vergangenheit. Denn

eines ist die Vulva nicht: ein

Mimöschen.

Annette Hoffmann

Für Basler Verhältnisse ungewöhnlich

spät und mit einigen

Übernahmen, unter anderem

vom Thalia Theater, startet

der neue Intendant Benedikt

StaatsweinguT

freiburg

Weine der

Spitzenklasse

Merzhauser Str. 119, 79100 Freiburg

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Mehr Offenheit wagen

Start unter schwierigen Vorzeichen: das Theater Basel in der Saison 2020/21

von Peter zusammen mit seinem

Team in seine erste Basler

Saison. Es ist nicht leicht,

unter Corona-Bedingungen

einen Neustart hinzulegen,

vor allem, wenn man sich vorgenommen

hat, das Haus zu

öffnen. Und das will man am

Theater Basel mit einiger Konsequenz.

Zusammen mit dem

vierköpfigen Schauspiel-Leitungsteam

Anja Dirks, Antú

Romero Nunes, Jörg Pohl und

Inga Schonlau hat von Peter einige

Neuerungen beschlossen.

Sie haben gleich mehrfach mit

der Billet-Kasse zu tun. Denn

die zieht in das Foyer um, das

daher nun auch tagsüber geöffnet

werden soll. Die Billet-

Kasse hingegen wird zu einer

kleinen Spielstätte umgewandelt.

Und für Kinder und Jugendliche

werden die Tickets

billiger.

Die Spielzeit, die unter den

Schlagworten Apokalypse und

Heimatlosigkeit steht, bringt

viel Mythos auf die Bühne.

Programmatischer Start sind

Ovids „Metamorphosen“ am

9. Oktober, die auch die erste

Spielzeit des neuen Leitungsteams

eröffnet. Von Hausregisseur

Nunes wird auch die

Übernahme vom Thalia Theater

„Odyssee“ zu sehen sein

und mit „Moby Dick“ eine

weitere Irrfahrt, die er 2013

in Hamburg inszeniert hatte.

Flankiert werden diese großen

Romanstoffe durch die „Ulysses“

nach James Joyce (R: John

Collins), während das Musiktheater

„Il ritorno d’Ulisse in

patria“ von Monteverdi, inszeniert

von Krystian Lada,

beisteuert. Neue Arbeiten von

Nunes werden „Onkel Wanja“

sein und das Kinderstück

„Der Räuber Hotzenplotz“.

Dass dem Ensemble, zu dem

sich prominente Gäste wie

Paula Beer gesellen, viel Freiheit

zugestanden wird, zeigen

Inszenierungen wie „Das Ende

der Welt, wie wir es kennen“

und „Die Physiker“, für die die

Schauspielerinnen und Schauspieler

selbst verantwortlich

zeichnen. Dann gibt es ein

Wiedersehen mit dem Regisseur

Tom Kühnel, der „The

Square“ ins Schauspielhaus

bringen wird.

Doch die Spielzeit 2020/21

ist nicht nur die erste von Benedikt

von Peter, sondern in ihr

werden gleich zwei Jahrestage

gefeiert werden können. Einmal

das zehnjährige Bestehen

vom Theaterlabor, das über 20

junge Dramatikerinnen und

Dramatiker gefördert hat. Und

zum anderen schier unglaubliche

20 Jahre Richard Wherlock

in Basel. Im Tanz wird

die Wiederaufnahme „Tewje“

des Basler Ballettchefs zu sehen

sein sowie die Uraufführungen

„Empty Thrones“ nach

Motiven von Shakespeare und

„Gloria“. Gefeiert wird jedoch

mit einem Fest im März 2021

mit Stücken von sieben Choreografen.

Einen Eindruck von der

Handschrift des Intendanten,

der auch die Oper leitet, kann

man sich mit Olivier Messiaens

Oper „Saint François d’Assise“

machen. Weitere große Opernstoffe

sind „Die Zauberflöte“

(R: Simon McBurney) und

„La traviata“, ebenfalls inszeniert

von Benedikt von Peter.

Und Herbert Fritsch wird in

Basel die bürgerliche Komödie

„Intermezzo“ von Richard

Strauss interpretieren. Zu den

Wiederaufnahmen gehört auch

Mozarts „Requiem“, eine Koproduktion

mit dem Festival

d’Aix-en-Provence und dem

Adelaide Festival. Sehr lebenszugewandt

soll es dann an Silvester

zugehen, denn dann haben

„Les Reines Prochaines“

mit Freundinnen und Freunden

ihren großen Auftritt.

Annette Hoffmann

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