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28 KULTUR JOKER Trauerkultur
Lebensraum und Friedhof
mag für den ein oder anderen
zuerst widersprüchlich, vielleicht
sogar grotesk klingen.
Ein Ort der Trauer, der unsere
Toten beherbergt und Teil der
Totenkultur unserer Region
ist, hat auf den ersten Blick
vermeintlich wenig mit Leben
zu tun. Doch bei einem Spaziergang
über den örtlichen
Friedhof entdecken aufmerksame
Besucher*innen eine
Welt die lebendig, vielfältig
und wertvoll ist und in Momenten
der Trauer sogar Hoffnung
schenken kann.
Das unbemerkte Ökosystem
Es sind kleine Ökosysteme,
die sich manchmal ganz unbemerkt
mitten in der Stadt
befinden und nicht nur der
Trauerkultur der Menschen
dienen, sondern unserer heimischen
Flora und Fauna ein
Refugium der Ruhe bieten. In
vielen Städten sind Friedhöfe
grüne Oasen inmitten eines
lauten und schnellebigen Alltags.
Diese grünen Inseln bieten
Tieren und Pflanzen einen
der letzten Rückzugsorte in
den meist dicht besiedelten
Städten, in denen das Grün
schnell durch grauen Beton
ausgetauscht wird.
Um das Ökosystem auf
Friedhöfen so vielfältig
und natürlich wie möglich
zu gestalten, werden
Landschaftsgärtner*innen
nicht mehr allein mit einer
möglichst ästhetischen Bepflanzung
beauftragt, vielmehr
verfolgen Stadt und
Privatpersonen einen nachhaltigen
Gedanken bei der
Begrünung unserer Friedhöfe.
Das besondere am Lebensraum
Friedhof sind die
vielfältigen Biotypen, die sich
hier auf einem vergleichsweise
kleinen Lebensraum begegnen.
Alte Bäume, Büsche,
Wiesen und sogar Teiche
bieten eine vielseitige Flora
und Lebensraum für die unterschiedlichsten
tierischen
Bewohner*innen.
Wo sich Igel, Meise und
Frosch gute Nacht sagen
Vögel zwitschern, Bienen
summen, Kröten quaken und
am frühen Abend erklingen
Zikaden, während ein Igel
leise über die Wiese tapst.
Friedhöfe bieten für viele
Tiere einen kleinen Lebensraum
in den Ballungsgebieten
unserer Städte. Doch auch
in diesem Ökosystem macht
sich der Klimawandel und
die damit einghergehende
Trockenheit im Sommer bemerkbar.
Immer mehr Tiere,
darunter Igel und Eichhörnchen,
drohen zu verdursten.
Nun rufen Tierschützer*innen
dazu auf, für die tierischen
Bewohner*innen kleine Trinkund
Futterstationen einzurichten.
Einige Städte und Kommunen
haben dies bereits von
offizieller Seite getan, doch
auch Privatpersonen können
dazu beitragen, den Lebensraum
Friedhof zu schützen.
Eine kleine Schüssel mit Wasser
auf dem Familiengrab bietet
eine ideale Trinkstation für die
Lebensraum Friedhof
Ein Ort zum Trauern, Erinnern und ein wichtiges Ökosystem
Alle weiteren Fotos: promo