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Das Kriegstagebuch von Albert Plassmann - wattenscheid.net

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der heimgekehrt. Alle Hausgenossen sind nun<br />

wieder beisammen.<br />

10.9.1942 Tagsüber 2-mal Alarm. – Nachmittags<br />

bringe ich nach Aufforderung meine Militärpapiere<br />

zum Schulamt. Die Betriebe werden<br />

zwecks Erfassung noch Wehrfähiger „durchgekämmt“.<br />

– Dann mit Herrn Sommer zum Lagerraum.<br />

Auch Herr Schmidt vom Entschädigungsamt<br />

ist anwesend. Die Brauchbarkeit der<br />

Kostüme wird geprüft. Herr Sommer wird beauftragt,<br />

ein Gutachten abzugeben.<br />

11.9.1942 Angriff <strong>von</strong> 23:00 - 01:30 Uhr.<br />

Schwerer Angriff besonders in westlicher und<br />

südwestlicher Richtung. Dort auch ein großer<br />

Brand (Düsseldorf). Über Bochum sehe ich einen<br />

Engländer brennend abstürzen. Zwei Piloten<br />

lassen sich an Fallschirmen herunter. Einige<br />

Scheinwerfer stehen still und ermöglichen so<br />

die Beobachtung, wo sie niederkommen.<br />

14.9.1942 Heute Nacht 3-mal Alarm in der<br />

Zeit <strong>von</strong> 02:00 - 06:00 Uhr. Bremen wurde stark<br />

bombardiert. Abends fährt hier ein Sonderzug<br />

mit Frauen und Kindern vorbei. Es sind gewiss<br />

Obdachlose <strong>von</strong> Düsseldorf. Tagsüber 2-mal<br />

Alarm.<br />

15.9.1942 In der Zeitung lesen wir eine erfreuliche<br />

Nachricht. Ab 19.10. sollen die Rationen<br />

für Brot und Fleisch erhöht werden. Die<br />

eroberten Ostgebiete können schon liefern.<br />

17.9.1942 Heute Nacht erlebten wir den bisher<br />

stärksten Luftangriff. Ein Flugzeug wurde<br />

schon gegen 22:45 Uhr <strong>von</strong> der Flak heftig beschossen,<br />

als die Sirene ertönte und wir eiligst in<br />

unsere Kleider schlüpften und uns sofort nach<br />

Nacht über Wattenscheid · Schlag auf Schlag<br />

86<br />

unten begaben. Bei dem einen Flieger blieb es<br />

aber nicht, eine gefährliche Kanonade war aus<br />

nördlicher Richtung zu hören. Und es dauerte<br />

nicht lange, da ließ sich aus den Scheinwerferstrahlen<br />

und den explodierenden Flakgranaten<br />

erkennen, dass <strong>von</strong> dort her starke Luftkräfte<br />

heranzogen und immer näher kamen. Wir<br />

flüchteten in den Keller. Und nun begann ein<br />

Höllenkonzert. Über uns kreiste wohl über eine<br />

Stunde lang ein Flieger, dessen Brummen bald<br />

stärker, bald schwächer werdend zu hören war.<br />

Suchte er uns als sein Opfer ? – Manchmal erzittert<br />

die Erde. Durchs Kellerloch sehe ich<br />

draußen weiße und rote Feuerscheine. Es werden<br />

Brandbomben geworfen, ebenfalls Brandkanister<br />

(hinter Kohleppels Hof). Als es etwas<br />

ruhiger wird, wage ich mich nach draußen, um<br />

unser Haus nachzusehen. Ich bin überrascht.<br />

Ringsherum am Horizont ein Brandherd<br />

neben dem anderen. Ich<br />

erkenne einen Großangriff.<br />

Die Gefahr treibt mich wieder<br />

in den Keller. Nach 1 ½<br />

Stunden sind die Flugzeuge<br />

wieder verschwunden. Wir stehen<br />

alle draußen und erkennen<br />

erschaudernd das furchtbare Werk<br />

der Angreifer. Mächtige Brände wüten<br />

an mehreren Stellen in Bochum,<br />

Gelsenkirchen, Essen und Hattingen.<br />

Wattenscheid war ungeschoren geblieben.<br />

Eine schwarze Rauchwolke wälzt<br />

sich <strong>von</strong> Essen her über Gelsenkirchen.<br />

18.9.1942 Heute morgen fahre ich<br />

nach Bochum zu einer Besprechung wegen Doris<br />

in der H. Handelsschule. Die Straßen Bochums<br />

sind besät mit Glasstücken <strong>von</strong> den durch Luftdruck<br />

zerstörten Schaufensterscheiben. Manche<br />

Schulen Bochums auch die Handelsschule haben<br />

unterrichtsfrei heute, weil die Fensterscheiben<br />

zertrümmert sind. Anschließend fahre ich<br />

mit der Straßenbahn <strong>von</strong> hier aus nach Wanne.<br />

Am Bahnhof Präsident Menschenauflauf und<br />

Feuerwehrwagen. Wasserschläuche in<br />

den Wasserrinnen. Hier ist das<br />

Schadensgebiet des<br />

Angriffs.<br />

Die<br />

Nacht über Wattenscheid · Schlag auf Schlag<br />

87<br />

Häuser mehrerer Straßen zeigen ausgebrannte<br />

Dachstühle, leere Fensterhöhlen. Die Obdachlosen<br />

sind schon beim Umzug. Wie ich höre,<br />

soll auch das Augusta-Krankenhaus hinter dem<br />

Stadtgarten getroffen sein. – In Wanne<br />

haben wir eine Dienstversammlung

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