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Das Kriegstagebuch von Albert Plassmann - wattenscheid.net

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zahlen. <strong>Das</strong> Schadensamt hatte auch durch den<br />

Gutachter Herrn Metzner vom Stadttheater Bochum<br />

die Kostüme besichtigen und beurteilen<br />

lassen, der auch diese Summe vorschlug. <strong>Das</strong><br />

Gutachten des Herrn Sommer wurde nicht anerkannt.<br />

– Daraufhin erklärte ich die angebotene<br />

Entschädigungssumme als zu gering. Ich legte<br />

eine neue Schadensliste vor mit Minderwertsangaben<br />

und gab eine genauere Erläuterung der<br />

Schäden. Ein Vermittlungsvorschlag meinerseits<br />

wurde nun zu Protokoll genommen.<br />

3.11.1942 Herbert ist wieder hergestellt, er<br />

macht seinen letzten Arztbesuch. Beim Glasgeschäft<br />

Heidtmann holen wir sechs Drahtfensterscheiben<br />

für die Kellerfenster und bringen sie<br />

nach Preute. Dort besehen wir uns den reparierten<br />

Dauerbrandofen, den wir in nächster Zeit<br />

abholen wollen.<br />

4.11.1942 Willis Urlaub ist abgelaufen, er<br />

fährt heute Mittag wieder zur Front.<br />

5.11.1942 Herr Schmidt teilt mir mit, dass<br />

wir in der Steinstraße noch mal vorsprechen<br />

möchten, da er das Verhandlungsprotokoll anders<br />

gefasst habe. – Unser Klempner Schoppmann<br />

wird benachrichtigt, er solle die Gasöfen<br />

anschließen.<br />

10.11.1942 Mit Wittlichs Fuhrwerk hole ich<br />

den reparierten Dauerbrandofen (72,- RM) ab,<br />

dazu Ofenrohre, Drahtglas für Kellerfenster und<br />

einige Scheiben für Schwägerin Treschen. Unterwegs<br />

hat Josef Wittlich noch das Unglück,<br />

mit einem Auto in der Dunkelheit zusammenzustoßen.<br />

Die geladenen Sachen blieben allerdings<br />

unbeschädigt.<br />

Nacht über Wattenscheid · Schlag auf Schlag<br />

90<br />

12.11.1942 Opa und ich machten unseren<br />

Besuch bei Schmidt. <strong>Das</strong> Protokoll unserer letzten<br />

Verhandlung war anders gefasst worden<br />

und musste unterschrieben werden. Bei dieser<br />

Gelegenheit brachte ich auch die Angelegenheit<br />

der Radiolieferung zur Sprache. Herr Schmidt<br />

rief das Geschäft Hardtke dieserhalb an und erhielt<br />

den Bescheid, dass für mich ein Gerät angekommen<br />

wäre, das aber nicht intakt sei. Ich<br />

begab mich gleich dorthin und musste auch<br />

feststellen, das der Klang unsauber war. Deshalb<br />

verzichtete ich auf den Apparat. Dabei hatte ich<br />

aber den leisen Verdacht, dass Hardtke das Radiogerät<br />

einem guten Bekannten in die Hände<br />

spielen wollte. Ich gab der Geschäftsfrau zu verstehen,<br />

das ich nun lange genug gewartet hätte<br />

und dass ich mich direkt an die Rundfunkabteilung<br />

des Propagandaministeriums wenden würde,<br />

berufend auf eine Rundfunkerklärung des<br />

Ministerialdirektors Fritsche, wonach für Bombengeschädigte<br />

Rundfunkgeräte bereitgestellt<br />

wären. Bis Weihnachten hoffe ich im Besitze<br />

eines Gerätes zu sein.<br />

13.11.1942 Hetti Hötte hat sich in Krankenhausbehandlung<br />

begeben. Eine Untersuchung<br />

hat Gallensteine und Gallenleiden festgestellt.<br />

In der nächsten Woche soll sie operiert werden.<br />

Wir haben sie Mittwoch Nachmittag besucht;<br />

im übrigen muss sie Ruhe haben.<br />

14.11.1942 Für den Kollegen Willi Röth soll<br />

eine andere Lehrkraft zum Osten versetzt werden.<br />

Unser Schulrat ist auf der Suche nach einer<br />

Ersatzkraft. Auch ich stehe auf der Ostliste,<br />

und zwar an 16. Stelle. Augenblicklich wehrt<br />

sich Kollege Rumpf. W. Röth ist in Bromberg<br />

beschäftigt. Seine Frau kann dort angeblich das<br />

Klima nicht vertragen<br />

15.11.1942 Meine Namenstagsfeier findet<br />

im kleinen gemütlichen Rahmen statt. Es gibt<br />

auch noch leckeren Kuchen.<br />

16.11.1942 Vikar Wilmsen gratuliert und<br />

erzählt mir vom Heldentod des Karlh. Stötzel<br />

aus Sevinghausen. Ich habe ihn früher in der<br />

Schule gehabt. Er machte auf der Oberschule<br />

gute Fortschritte und hatte das Abitur gemacht.<br />

Leid tun mir die Eltern, die sich einschränken<br />

mussten, um das Studium zu ermöglichen. Der<br />

Junge war gewiss die Hoffnung des Vaters. Die<br />

Mutter starb im vorigen Jahr. Der Krieg fordert<br />

seine Opfer, bei manchen ist es riesengroß. Bei<br />

all diesen Nachrichten wandern unsere Gedanken<br />

zu den Soldaten des Hauses.<br />

19.11.1942 Oma Plaßmann hat Namenstag<br />

im üblichen Rahmen. Mein Bruder Ferdinand<br />

ist an einigen Tagen wehrmäßig ausgebildet<br />

worden und wartet auf seine Einberufung zur<br />

Verwendung als Lokführer in Frankreich.<br />

20.11.1942 Zusammenkunft der Untergruppenführer<br />

des RLB. Im Geschäftszimmer in<br />

Höntrop. Bei dieser Gelegenheit werde ich zum<br />

Stellvertreter Uf. vereidigt.<br />

21.11.1942 <strong>Das</strong> Gerücht ist im Umlauf, dass<br />

die Jahrgänge <strong>von</strong> 1893 - 1903 zum Dienst bei<br />

der Flak ausgebildet und verpflichtet würden.<br />

26.11.1942 Frau Dreyer und Tochter Gertrud<br />

begeben sich auf die Reise nach Radeberg<br />

bei Dresden, um dort im Lazarett August Dreyer<br />

zu besuchen. Für ihn wird voraussichtlich der<br />

Nacht über Wattenscheid · Schlag auf Schlag<br />

91<br />

Krieg wohl zu Ende sein.<br />

27.11.1942 Opa hat heute seinen 80. Geburtstag.<br />

Wir gratulierten recht herzlich. Die<br />

Geburtstagsfeier findet am kommenden Sonntag<br />

statt.<br />

28.11.1942 Hetti Hötte wurde operiert. Die<br />

Operation ist gut verlaufen. Nach anfänglichen<br />

Schmerzen besserte sich ihr Zustand <strong>von</strong> Tag zu<br />

Tag.<br />

9.12.1942 Ich habe nun die Ehre, auch wieder<br />

aktiv an Deutschlands Kampf teilzunehmen.<br />

Zu Anfang des Krieges wurde ich in der militärischen<br />

Untersuchung als dienstuntauglich bezeich<strong>net</strong><br />

und bekam den Ausmusterungsschein.<br />

Zu meinem Erstaunen bekam ich nun in der<br />

vorigen Woche den Bescheid, dass ich für die<br />

Heimatflak vorgesehen sei und am Sonntag,<br />

dem 6.12., zu einem Appell im ev. Vereinshaus<br />

zu erscheinen habe. Von der örtlichen Parteileitung<br />

war dem Wehramt eine Namensliste derjenigen<br />

Personen eingereicht worden, die nachts<br />

arbeitsfrei sind und für diesen Zweck wohl in<br />

Frage kamen. Mit mir bekamen auch eine Einberufung:<br />

Düsenberg, Lange, Hammer, Lüking,<br />

Stüven, Menne, Westermann. In Bochum waren<br />

ungefähr 60 Wattenscheider beim Appell<br />

vertreten (nur aus den Bezirken Westenfeld und<br />

Höntrop). Der Saal war angefüllt mit einigen<br />

Hundert meist bejahrter Zivilisten (Bochum).<br />

Ich möchte, ich könnte ihre Gedanken ergründen!<br />

– Nach Aufnahme der Personalien und der<br />

Einteilung folgt die Ansprache eines Flak-Hauptmannes,<br />

der auf die Bedeutung des Einsatzes<br />

und unsere Pflichten hinweist. Wir sollen in der

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