Neue Szene 2020-10
Stadtmagazin für Augsburg
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geRIllTes
TRAVIS
10 Songs
(BGM Rights)
Der neunte Longplayer der schottischen
Alternative-Rocker kommt vier
Jahre nach „Everything at Once“, das
es damals auf Platz fünf der UK-Charts
schaffte. Hinter einem pragmatisch
und nüchtern klingenden Titel steckt
ein sehr erwachsenes Album über
das Leben und die Liebe. Wie genau
das klingt, verraten Travis bereits mit
der ersten Single „A Ghost“, zu der
Sänger Fran Healy übrigens selbst
zusammen mit seinem Sohn ein Video
zeichnete. Aufgenommen wurde die
Platte in London, Healy und Robin
Baynton (Coldplay, Florence & The
Machine) waren als Koproduzenten
verantwortlich. Gastbeiträge von Jason
Lytle (Grandaddy) und Greg Leisz und
Susanna Hoffs (The Bangles) runden
eine tolle Platte ab. (max)
HHHHHI
DIE ÄRTZE
Hell
(Hot Action Records)
Was genau ist eigentlich Punk? Hmm,
will das denn heute überhaupt noch
wer wissen? Falls ja, hier ist die Antwort,
direkt aus der Keimzelle. Genau
20 Jahre nach dem Release von „Runter
mit den Spendierhosen“ werden
Bela B., Farin Urlaub und Rodrigo
Gonzáles am 23. Oktober mit „Hell“
18 brandneue Punksongs ausbrechen
(ich zitiere), die uns exakt 61 Minuten
unserer Zeit kosten werden. Wer die
drei Berufs-Punker kennt, der weiß,
dass sie zwar stets bereit sind, alles in
Grund und Boden und zu Brei zu spielen,
doch es gab schon Tage, zu denen
Die Ärzte trotz Corona einfach viel,
viel besser gepasst haben. Dennoch gilt
scheinbar nach wie vor: Dabei sein ist
alles, alles ist Punk! (max)
HHHIII
TOCOTRONIC
Sag alles ab – The Best of 1994-1990
(Universal)
Neben Blumfeld für mich die wichtigste
deutsche Band der letzten drei
Jahrzehnte. Pünktlich zum 27. Jahr
ihres Bestehens servieren uns die
Oberstudienräte der Hamburger
Schule eine Werkschau ihres Schaffens
mit sage und schreibe 36 Stücken,
angefangen mit „Drüben auf dem
Hügel“ bis zur allerneuesten Single
„Hoffnung“. Das Album ist mit vielen
Hits der letzten Dekaden bestückt,
aber wie es sich gehört, tummeln sich
darauf auch ausreichend Raritäten und
einige (mir) unbekannte Songs. Best-
Of-Alben sind ja meist eine ziemlich
öde Angelegenheit, „Sag alles ab“ ist das
chronologische Dokument einer Band,
die die deutsche Indie-Poplandschaft
entscheidend geprägt hat. (ws)
HHHHII
WORKING MEN’S CLUB
Working Men’s Club
(Heavenly)
Ein mittelmäßiger Montagmorgen,
ich drücke ohne große Erwartungen
auf Play, und kipp vor Freude halb aus
den Birkenstocks. Die junge Band aus
Manchester mit dem etwas dubiosen
Namen sorgt nicht nur für euphorische
Konzertkritiken in der britischen
Presse, auch auf Platte wird ordentlich
geklotzt: knackige Gitarrenriffs, energisch
treibende Rhythmen, funky
Bassläufe, 80er-Synthies, markanter
Sprechgesang mit viel Hall. Auf dem
Mood Bord treffen sich Post Punk, Disco,
Indie-Geschrammel, Teenage Anger
und Industrial-Vibes. Eine pulsierende,
raue Energie, das Adrenalin kribbelt in
den Füßen, die sofort aufspringen und
lostanzen wollen. Das nenn ich mal ein
dickes Debüt! (lina)
HHHHHI
album des mONaTs
lIeblINgs musIk
Madsen
Na gut dann nicht
(Arising Empire)
„Na gut, dann nicht, dann ohne mich!“ Hartes, in fetten Punkrock gehülltes Wort und Bild kommt von Frontman
Sebastian Madsen und seiner Band, die überwiegend aus seinen Brüdern besteht. Schon im Video des Titeltracks
rechnen Madsen mit so ziemlich allem ab, was auch mich in den letzten Tagen, Wochen und Jahren angewidert hat
in den Kübel kotzen lassen. Wirklich keiner kann sich in Sicherheit wiegen, egal ob er Präsident der USA, Russlands
oder Nordkoreas ist, sich lustige Hundekrawatten um den Hals bindet oder gar ein paar heiße Silbereisen bei der
ARD im Feuer hat. Bereits seit „Good bye Logik“ von 2006 zähle ich mich zu den Madsen-Jüngern, der Song „Du
schreibst Geschichte“ gehört sogar zu meinen zehn absoluten Alltime-Favours. Natürlich hatten auch Madsen das
Jahr 2020 eigentlich ganz anders geplant, ein neues, bereits geschriebenes Album sollte aufgenommen werden, die
Touren waren gebucht. Doch dann kam die Pandemie und alles kippte. Doch anstatt zu pausieren, hauen uns die
vier wilden Wendländer einfach mal ein lupenreines Punkalbum mit 13 taufrischen Tracks um die Löffel. Offen
gesagt war diese Art Musik bisher nun wirklich so überhaupt nicht meins, ich bleibe den Buben aber trotzdem treu.
Nur zwei Wochen und einige Paletten Dosenbier sollen Madsen für diese Punkplatte gebraucht haben, in deren
Jugend Bands wie Slime, Daily Terror, Toxoplasma oder Schleimkeim die Vorbilder waren. Erstaunlich, denn kaum
25 Jahre später hört man das auch. Aber wie! (max)
JORIS
NUR DIE MUSIK
(FOUR MUSIC)
„Joris hat mir das Pfeifen
beigebracht. Im Lada,
auf dem Weg von der
Hammerschmiede in die
Redaktion. Und wieder
zurück. Don’t give a f***!“
(max)
RÓISIN MURPHY
RóISIN MACHINE
(SKINT WARNER)
„Art-Pop meets
Funky-Disco-Shize.
Geschmeidiger Dancefloor
für die Lauscher. Macht
Spaß, yeah, yeah!” (ws)
LOYLE CARNER
YESTERDAY’S GONE
(CAROLINE)
„Keiner rappt so fluffig
poetisch wie Loyle Carner.
Mein Soundtrack der
paar letzten entspannten
Spätsommer-Nachmittage.“
(lina)