28zOOm„Das Kulturzentrum Jean Steinwar Punk und reine Anarchie.“ich dann die Leitung vom Jugendzentrum in Schwabmünchen übernommen.Mir hat es dort super gefallen, wir haben den Laden komplett umgekrempelt.Da war eine unheimlich engagierte Crew mit am Start, die richtig Bockhatte, etwas anzuschmeißen. Und dort entstand übrigens auch die Idee zumSingoldsand-Open-Air. Einer der Jungs, die damals federführend mit dabeiwaren, war Patrick Jung, der heutige Leiter des Modularfestivals.Schwabmünchen ist tatsächlich eine sehr kreative Ecke.Absolut, aus SMÜ stammen Anajo oder auto.matic.music und die sindnur die Speerspitze. Aber die Leute dort haben auch Humor. Wir haben alsJuze-Projekt unser eigenes Bier „Länz-Bräu” herstellen lassen. Meine Vorgesetztensind vor Schreck erst einmal in Deckung gegangen, aber der Bürgermeisterhat mir bei der Präsentation vor Begeisterung ganz enthusiastisch die Handgeschüttelt (lacht).Dazwischen habt ihr 2010 mit dem Kulturprojekt Jean Stein ziemlichviel Staub aufgewirbelt.Diese Zeit war Punk, reine Anarchie. Jean Stein war ein temporäres Kulturzentrum,das nur für drei Monate konzipiert war. Uns, also Georg Heber, ManfredHörr, Daja Zachow und mir wurden auf dem ehemaligen Hasenbräu-Gelände in der Kapuzinergasse Räume zu einer günstigen Pacht angebotenund dieses Projekt ging bereits am Eröffnungstag voll durch die Decke. JeanStein hat aufgezeigt, wie groß der Durst nach kreativen Zentren in der Stadt ist.Räume, in denen man sich künstlerisch austoben kann, wo es im Prinzip keineGrenzen gibt. Wir haben damals einfach losgelegt und die komplette Einrichtungmit originellen Aktionen zusammengeschnorrt. Wie etwa beim „ErstenAugsburger Stuhlgang”. Jeder Gast musste einen Stuhl mitbringen und auch dalassen. So hatten wir gleich mal 40 neue Sitzgelegenheiten.Was beschreibt dich am besten? Idealist? Träumer? Weltverbesserer?Lebenskünstler?Ich bin definitiv ein Idealist, das holt mich auch immer wieder ein. Ichbrauche Visionen und Herausforderungen, bei denen man auch herumspinnendarf. Ich sehe mich als Zukunftskünstler.Woher rührt dein Faible für exotische Länder?Ich hatte in der Schule Erdkunde als Leistungskurs und mich haben durchReggae, Afro und Co. diese Länder interessiert. Vor meinem Studium zum Pädagogenhabe ich auch ein Semester Landwirtschaft und tropischer Landbau inWeihenstephan absolviert, weil ich tatsächlich einmal ernsthaft vorhatte, in dieEntwicklungshilfe zu gehen.Was treibt dich heute an?In erster Linie meine beiden Töchter. Nach der Trennung von meinerLebensabschnittspartnerin bin ich das, was man einen „The-Stay-At-Home-Dad” nennt. Von Sonntag bis Mittwoch kümmere ich mich immer Fulltimeum meine Kinder und ab Donnerstag tauche in die Clubszene ab. Das heißtdreieinhalb Tage bin ich straight, dreieinhalb Tage Hippie (lacht).Du legst heute noch auf?Ich bin als DJ u. a. mit Lamborginy Disco aktiver denn je und bei stayfmhabe ich eine eigene Radiosendung. Seit Mai veranstalte ich in einem leerstehendenBungalow im Spickel die Reihe „Villa Mannheim”. „Listening Sessions”sind in Berlin, London, und Barcelona derzeit ein angesagtes Ding, ursprünglichkommen sie aus Japan. Die Leute gehen gezielt zum Musikhören in Bars.Dort legen DJs auf Top-Anlagen irgendwelche Monsterplatten auf, die garnicht mehr erhältlich sind und die Gäste hören hochkonzentriert zu.Was hat sich in der Clubkultur in den letzten drei Jahrzehnten verändert?Für mich war das Kerosin bis Ende der Neunziger die prägendste Zeit.Dort wurde jahrelang erwachsene Jugendkultur mit einem Programm aufTopniveau geboten. Für mich persönlich hat später kein Club mehr an diesesLevel mehr anknüpfen können, auch wenn beispielsweise der City Club eingutes Booking fährt. Anfang der Nuller ist Techno und Minimal in die Clubseingezogen, aber ich hatte da nie einen wirklichen Zugang. auto.matic.musichat in der Stadt Pionierarbeit geleistet, aber danach wurde eigentlich nur nochbei den Jungs abgekupfert.Was wünschst du dir mit 50 für die Zukunft?Ich wünsche mir eine globale Ethik. Mehr Mitgefühl für alle Lebewesen.Meine absolute Priorität sind meine zwei Mädels. Ansonsten wäre ich offen füreine neue Beziehung. Das kannst du gerne schreiben...Mach ich glatt. Mit Telefonnummer?Ich bin bei Facebook oder Instagram zu finden (lacht).
sTaaTsTheaTeR augsbuRgTheaterzeitAusgabe 10 – 202010.10.»Orfeo ed Euridice«Opernpremiere im martini-Park