26zOOmDerSoundboyEin Blick in die Vergangenheit mit Ivo MannheimEine der umtriebigsten Figuren in derAugsburger Musik- und Kulturszene dürfteIvo Mannheim sein. Als Festival- undKonzertveranstalter, Booker und DJ hater sich im Laufe der letzte drei Jahrzehnteeinen Namen gemacht. Ihn kann man, ohnezu übertreiben, auch als den „Godfather” derAugsburger Reggaeszene bezeichnen.Von Walter SianosFoto: Markus Krapf
zOOm27Welche war die erste Augsburger Reggaeband?Das war die Adams Family, eine Band, die aus lauter Asylbewerbernbestand. 1993 bin ich nach einem mehrwöchigen Jamaika-Aufenthalt nach Augsburg zurückgekommen und dieser Urlaub wardann die Initialzündung für unsere Band Seeds Shall Grow mit demersten Auftritt im legendären Bauernhof in Wulfertshausen.Ivo, wo fangen wir denn bei dir an?Da müssen wir wohl tief graben ...Kannst du dich erinnern, wann du zum ersten Mal in das AugsburgerNachtleben eingetaucht bist?Das war 1981, da war ich gerade mal elf Jahre alt. Ich bin im Spickel aufgewachsenund immer mit den älteren Jungs herumgezogen. Die haben michdann auf ein Konzert der Münchner Punkband A&P ins Subway, das spätereKerosin, geschleppt. Das Subway war der erste Punk- und New Wave-Schuppender Stadt. Und mein zweite Begegnung war im selben Jahr das Konzert vonExtrabreit in der Meitinger Gemeindehalle. Zu Ideal in die Alabamahalle nachMünchen durfte ich damals nicht.Du bist also mit Punk und New Wave musikalisch sozialisiert worden?Kann man so sagen. Ich war zwar nie Punk, aber den Sound und dieAttitude fand ich cool.Warst du überhaupt jemals Teil einer Jugendbewegung?Über den Punk bin ich eingetaucht, aber Bob Marley hat mir 1983 denWeg zum Reggae geebnet. Marley sang bereits 1977 „New Wave, new craze ...”in dem Song „Punky Reggae Party” und hat damit früh eine Hommage an dieneue revolutionäre Musik geschrieben. Bands wie The Clash und The Rutsvereinten Punk und Reggae in brillanter Manier und überhaupt war Reggaein der englischen Punkszene Anfang der Achtziger sehr beliebt. Eine großeNummer war auch der britische Musiker, DJ und Filmproduzent DonLetts. Er lebt bis heute die Schnittmenge zwischen Punk und Reggae.Reggae war aber Anfang der 80er in Augsburg eigentlich kaumexistent.Das stimmt, das ging erst Ende der Achtziger richtig los. Die erstenzarten Gehversuche in diese Richtung fanden einige Jahre zuvor im Spickelstatt. Und zwar im Pfarrheim, denn dort haben wir uns oft getroffen undüber Reggae und Rasta siniert. Das hat uns schon früh geprägt.Das Spickel als Epi-Zentrum für Bayern in Sachen Reggae?Mag komisch klingen, aber es war tatsächlich so. Richtig los ging es dann1987 im Wespennest in Haunstetten. Dort fanden die ersten richtigen Partysmit Michael Schaddach statt. Die Veranstaltungen hatten nicht mal einenNamen, das hat sich so langsam entwickelt und irgendwann war die Hüttemittwochs immer brechend voll. Geschäftsführer im Wespennest war damalsübrigens Thommy Lindner. Danach wurden dann die Hochzoller und dieWulfis auch aktiv.Fünfzehn Jahre später war Augsburg eine Reggae-Hochburg undwurde sogar Rootsburg genannt.Augsburg war tatsächlich eine Zeitlang ganz vorne mit dabei. Wir hattenüber Jahre mehr Reggaebands als z.B. München. Den Begriff „Rootsburg“ hatdie britische UK Roots-Legende Erroll Bellot nach einem Auftritt in Augsburgübrigens bei mir zuhause in der Küche kreiert.Und daraus entstanden 1998 die I-Shen-Rockers, die wohl erfolgreichsteReggae- und Dancehallband der Stadt.Die I-Shen-Rockers waren wesentlich moderner vom Sound her,wir haben Reggae, Dub und Dancehall gespielt und waren damit langeziemlich gut im Geschäft. Wir haben auf sehr vielen wichtigen Festivals inganz Europa gespielt und auf dem Balkan waren wir sogar kleine Stars. Als2006 Schluss war, bin ich als „I-Shen-Sound” weiterhin getourt. Ich war u. ain Moskau beim Outlock-Festival, dem größten Bassmusik-Festival in Europaund habe als einziger deutscher Soundboy im Amsterdamer Paradiso mit KingShiloh aufgelegt.Es gab auch einen sehr kultigen Reggae-Plattenladen in der Stadt.Ja, das war der Reggae-Corner im Kleinen Katharinengässchen. Das warfür mich der beste Plattenladen dieser Art in ganz Deutschland und auchhier wurde vieles mit angeschoben. Die Jungs haben übrigens auf stayfm eineRadioshow. Check it!Mit „Jah Army“ hast du damals sogar ein Klamottenlabel gegründet.Ich habe zum Spaß ein paar T-Shirts mit dem Slogan „Jah Army” druckenlassen und die Dinger wurden mir regelrecht aus der Hand gerissen, allemöglichen Künstler, u. a. Gentleman, wollten diese Shirts haben, sind damitaufgetreten und haben so Werbung für mich gemacht. Aber ich hatte keineLust auf einen Versandhandel und habe die Firma einem Freund in Tübingenüberlassen.Keine Lust auf Kommerz also?Bei mir muss immer der Spirit stimmen. Ich bin wie ein Schmetterling,ich fliege herum, setze mich und wenn alles blüht, ziehe ich weiter.„Ich bin wie ein Schmetterling,ich fliege herum, setze michund wenn alles blüht,ziehe ich weiter“Du hast das erste Reggae-Festival der Region und auch viele Konzerteveranstaltet. 2001 fand das „x-large-Festival”, der Vorgänger vom Modular,statt. Es war das größte Jugendkulturfestival, das Augsburg bishererlebt hat, laut Polizeiangaben tummelten sich in fünf Tagen 400.000Menschen auf dem Plärrergelände. Du warst einer von zwei Bookern,die für das musikalische Programm verantwortlich waren.Du warst ja der zweite Booker und das war eine großartige Erfahrung, beider ich viel gelernt habe. Wir hatten 100.000 DM für die Acts zur Verfügung,was sich erstmal zwar viel anhört, wenn man die Kohle allerdings auf fünfTage splittet, sieht das schon wieder ganz anders aus. Trotzdem konnten wirBands wie Phoenix, Deichkind, The Skatalites, Donots, Tomte, Slut oder DJKoze auf das Plärrergelände locken, insgesamt sind über 100 Acts aufgetreten.Und dann begann für dich der Ernst des Lebens.Kann man so sagen, ich war mit dem Studium fertig und habe nachx-large einige Jahre als Diplom-Sozialpädagoge beim sjr gearbeitet. 2012 habe