24zOOm„Das Modular ist einbesonderer Leuchtturm fürPopkultur in Bayern.“Eine große Diskussion gibt es um die Sanierungdes Staatstheater Augsburg. Wie beurteilensie die aktuelle Situation, die für die Zeitbis zur Wiedereröffnung des Großen Hausesgeschaffen wurde?Aus München betrachtet war ich begeistert,wie professionell und schnell diese beidenÜbergangsspielstätten organisiert wurden. Unddamit wurde ja auch das umgesetzt, was Theaterausmacht, nämlich seine Wirkung in die Stadthinein konkret fassbar zu machen. Das war eineMeisterleistung, auch die beeindruckende Qualitätübrigens, mit der die Bühnen dann bespielt wurden.Aber es ist halt alles nur ein Übergang undkann keine Lösung auf Dauer sein, weil auf denInterimsspielstätten schon allein aus logistischenGründen vieles gar nicht möglich ist. Dabei habenwir noch gar nicht über die Mietkosten dieserSpielstätten, über Personalrecht oder Umweltschutzgesprochen.Es ist also richtig, die große Theaterlösungtrotz explodierender Kosten weiter voranzutreiben?Die drittgrößte Stadt Bayerns braucht diesesStaatstheater, einen herausragenden Ort fürTheater in Augsburg. Und das neue große Hauswird dann durch die Planungen und Umbautenauch mehr denn je für die Bürger*innen und dieFreie Theaterszene geöffnet sein. Diese Öffnungdes neuen Hauses wird auch die Aufgabe desTheaterintendanten sein, welche ich gerneunterstütze und vorantreibe. Das war bei derBürger*innenbeteiligung zum Staatstheater dezidiertgewünscht. Das neue Theaterzentrum bietetklar die Möglichkeiten neue Gruppen fürs Theaterzu begeistern. Augsburg ist eine Stadt der Vielfalt.Es ist mein Wunsch, dass das auch im Theaterabgebildet wird.Das Staatstheater gehört zur Identitäteiner Reichsstadt, zum Selbstbewusstsein derBürger*innen, zum Selbstverständnis der Stadt.Ich freue mich jedenfalls sehr auf die Chancenund Möglichkeiten des großen Hauses nach derWiedereröffnung.Sie haben die Freie Theater-Szene in Augsburgangesprochen. Mit welchen Ensembles oderBühnen hatten sie bisher bereits Kontakt?Da fallen mir sofort die Bluespots Productionsein, weil sie Kreativpiloten Deutschlandsgeworden sind. Mich hat begeistert, auf welcheWeise sie Theater und Verwaltung zusammendenken. Natürlich kenne ich auch die AugsburgerPuppenkiste, das Junge Theater Augsburg oderdas Sensemble Theater. Auch das Theater Ensembleim City Club wurde mir schon empfohlen.Alle anderen Freien Theater werde ich dann ja innächster Zukunft kennenlernen.Wie wichtig ist das Modular Festival für daspopkulturelle Image unserer Stadt?Das Modular ist ein besonderer Leuchtturmfür Popkultur in Bayern und sogar weit darüberhinaus. Wir haben aus München immer rübergeschautund gesagt, sowas wollen wir auch. DasModular ist ein unglaublicher Markenkern fürpopkulturelle Veranstaltungen und ich hoffesehr, dass wir nächstes Jahr wieder gut einsteigenkönnen.Gerade beim Modular werden viele Aufgabenauf ehrenamtliche Schultern verteilt. Sie haltengroße Stücke auf ehrenamtliches Engagement,ist es aber in den letzten Jahren nichtimmer schwieriger geworden, Menschen zumMitmachen zu bewegen?Das hätte ich vielleicht vor ein paar Jahren sonoch unterschrieben, aber mittlerweile habe ichdas Gefühl, dass durch den Zuwachs von Populismusdie Energie zurückgekehrt ist. Jugendlicheengagieren sich gerade in den BereichenKlimaschutz, gegen Rassismus oder auch beiNeugründungen von Parteien. Wir müssen nunvon Kultur- und Sportseite Angebote machen,um die jungen Menschen auch hier aktiviert zubekommen und von kruden politischen Richtungenfernzuhalten. Das ist eine große politischeHerausforderung, diese frische Energie in einerdemokratieunterstützenden Weise weiterzuentwickeln.Haben sie auch die Club- und Kulturkommissionin Augsburg schon wahrgenommen?Durch die Livestreams während Corona hatdie CUKK ein großes Ausrufezeichen setzenkönnen. Augsburg war hier der Vorreiter und wirhaben uns in München manchmal verwundertdie Augen gerieben, wie schnell die Dinge hierumgesetzt wurden. Zuerst im Stream und dannauch bei Live-Konzerten.Sie sind ein erfahrener Netzwerker für dieKultur und Kreativwirtschaft. In wiefern wirdAugsburg von ihren Kontakten profitierenkönnen?Wenn ich etwas nicht weiß, dann weiß ich,wen ich anrufen muss. Man kann sich nämlichimmer nur im Verhältnis zu anderen weiterentwickeln.Es ist wichtiger denn je, in Netzwerken zudenken und gemeinsam in Netzwerken Kompetenzenzu entwickeln. Große Städte haben hierübrigens eine Verantwortung in der Entwicklungbestimmter Themen gegenüber den kleineren.Wissen ist für mich nicht etwas, das ich für michbehalte, sondern das System insgesamt. Deswegenhoffe ich auch, dass Augsburg von dem profitierenwird, was ich vorher gemacht habe.Gibt es konkret Konzepte aus ihrer Arbeit inder Landeshauptstadt, die man auf Augsburganwenden oder übertragen kann?Ich habe viel im Themenfeld Zwischennutzungengearbeitet. Das geht bei der Bereitstellungvon Schaufestern los bis hin zur Vermittlunggroßer Büroflächen seitens der öffentlichen Handoder künstlerischer Interventionen im öffentlichenRaum. Aber auch private Immobilien wurden fürkultur- und kreativwirtschaftliche Projekte genutzt.Zuletzt habe ich die Themen Kreativareal-Entwicklungoder Crowdfunding zur Unterstützungund Sichtbarkeit kultureller Projekte begleitet.Das sind alles Themen, die ich mit nach Augsburgbringen werde.Was werden die dringendsten Aufgaben fürihre ersten Monate als Kultur-, Welterbe- undSportreferent sein?Covid, Covid, Covid! Wir müssen es ganzschnell schaffen, dass die Menschen wieder an denAngeboten von Stadt und Vereinen partizipieren.Und dies muss unter sicheren Voraussetzungengeschehen. Außerdem stehen in Augsburg einigetolle Ereignisse an, welche es vorzubereiten gilt.Die Kanu-WM, die im Jahr 2022 in Augsburgstattfindet, steht ganz oben auf meiner Agenda.Aber natürlich auch das Fugger Jubiläum 2021und das Brecht Jubiläum 2023, neben der weiterenAusgestaltung des Welterbetitels. Sie sehen, esstehen viele spannende Projekte an. Und ich freuemich, wenn ich dabei mitarbeiten darf, Augsburgals Sport- und Kultur- und Welterbestadt voranzubringen.
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