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Neue Szene 2020-10

Stadtmagazin für Augsburg

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„Das Modular ist ein

besonderer Leuchtturm für

Popkultur in Bayern.“

Eine große Diskussion gibt es um die Sanierung

des Staatstheater Augsburg. Wie beurteilen

sie die aktuelle Situation, die für die Zeit

bis zur Wiedereröffnung des Großen Hauses

geschaffen wurde?

Aus München betrachtet war ich begeistert,

wie professionell und schnell diese beiden

Übergangsspielstätten organisiert wurden. Und

damit wurde ja auch das umgesetzt, was Theater

ausmacht, nämlich seine Wirkung in die Stadt

hinein konkret fassbar zu machen. Das war eine

Meisterleistung, auch die beeindruckende Qualität

übrigens, mit der die Bühnen dann bespielt wurden.

Aber es ist halt alles nur ein Übergang und

kann keine Lösung auf Dauer sein, weil auf den

Interimsspielstätten schon allein aus logistischen

Gründen vieles gar nicht möglich ist. Dabei haben

wir noch gar nicht über die Mietkosten dieser

Spielstätten, über Personalrecht oder Umweltschutz

gesprochen.

Es ist also richtig, die große Theaterlösung

trotz explodierender Kosten weiter voranzutreiben?

Die drittgrößte Stadt Bayerns braucht dieses

Staatstheater, einen herausragenden Ort für

Theater in Augsburg. Und das neue große Haus

wird dann durch die Planungen und Umbauten

auch mehr denn je für die Bürger*innen und die

Freie Theaterszene geöffnet sein. Diese Öffnung

des neuen Hauses wird auch die Aufgabe des

Theaterintendanten sein, welche ich gerne

unterstütze und vorantreibe. Das war bei der

Bürger*innenbeteiligung zum Staatstheater dezidiert

gewünscht. Das neue Theaterzentrum bietet

klar die Möglichkeiten neue Gruppen fürs Theater

zu begeistern. Augsburg ist eine Stadt der Vielfalt.

Es ist mein Wunsch, dass das auch im Theater

abgebildet wird.

Das Staatstheater gehört zur Identität

einer Reichsstadt, zum Selbstbewusstsein der

Bürger*innen, zum Selbstverständnis der Stadt.

Ich freue mich jedenfalls sehr auf die Chancen

und Möglichkeiten des großen Hauses nach der

Wiedereröffnung.

Sie haben die Freie Theater-Szene in Augsburg

angesprochen. Mit welchen Ensembles oder

Bühnen hatten sie bisher bereits Kontakt?

Da fallen mir sofort die Bluespots Productions

ein, weil sie Kreativpiloten Deutschlands

geworden sind. Mich hat begeistert, auf welche

Weise sie Theater und Verwaltung zusammen

denken. Natürlich kenne ich auch die Augsburger

Puppenkiste, das Junge Theater Augsburg oder

das Sensemble Theater. Auch das Theater Ensemble

im City Club wurde mir schon empfohlen.

Alle anderen Freien Theater werde ich dann ja in

nächster Zukunft kennenlernen.

Wie wichtig ist das Modular Festival für das

popkulturelle Image unserer Stadt?

Das Modular ist ein besonderer Leuchtturm

für Popkultur in Bayern und sogar weit darüber

hinaus. Wir haben aus München immer rübergeschaut

und gesagt, sowas wollen wir auch. Das

Modular ist ein unglaublicher Markenkern für

popkulturelle Veranstaltungen und ich hoffe

sehr, dass wir nächstes Jahr wieder gut einsteigen

können.

Gerade beim Modular werden viele Aufgaben

auf ehrenamtliche Schultern verteilt. Sie halten

große Stücke auf ehrenamtliches Engagement,

ist es aber in den letzten Jahren nicht

immer schwieriger geworden, Menschen zum

Mitmachen zu bewegen?

Das hätte ich vielleicht vor ein paar Jahren so

noch unterschrieben, aber mittlerweile habe ich

das Gefühl, dass durch den Zuwachs von Populismus

die Energie zurückgekehrt ist. Jugendliche

engagieren sich gerade in den Bereichen

Klimaschutz, gegen Rassismus oder auch bei

Neugründungen von Parteien. Wir müssen nun

von Kultur- und Sportseite Angebote machen,

um die jungen Menschen auch hier aktiviert zu

bekommen und von kruden politischen Richtungen

fernzuhalten. Das ist eine große politische

Herausforderung, diese frische Energie in einer

demokratieunterstützenden Weise weiterzuentwickeln.

Haben sie auch die Club- und Kulturkommission

in Augsburg schon wahrgenommen?

Durch die Livestreams während Corona hat

die CUKK ein großes Ausrufezeichen setzen

können. Augsburg war hier der Vorreiter und wir

haben uns in München manchmal verwundert

die Augen gerieben, wie schnell die Dinge hier

umgesetzt wurden. Zuerst im Stream und dann

auch bei Live-Konzerten.

Sie sind ein erfahrener Netzwerker für die

Kultur und Kreativwirtschaft. In wiefern wird

Augsburg von ihren Kontakten profitieren

können?

Wenn ich etwas nicht weiß, dann weiß ich,

wen ich anrufen muss. Man kann sich nämlich

immer nur im Verhältnis zu anderen weiterentwickeln.

Es ist wichtiger denn je, in Netzwerken zu

denken und gemeinsam in Netzwerken Kompetenzen

zu entwickeln. Große Städte haben hier

übrigens eine Verantwortung in der Entwicklung

bestimmter Themen gegenüber den kleineren.

Wissen ist für mich nicht etwas, das ich für mich

behalte, sondern das System insgesamt. Deswegen

hoffe ich auch, dass Augsburg von dem profitieren

wird, was ich vorher gemacht habe.

Gibt es konkret Konzepte aus ihrer Arbeit in

der Landeshauptstadt, die man auf Augsburg

anwenden oder übertragen kann?

Ich habe viel im Themenfeld Zwischennutzungen

gearbeitet. Das geht bei der Bereitstellung

von Schaufestern los bis hin zur Vermittlung

großer Büroflächen seitens der öffentlichen Hand

oder künstlerischer Interventionen im öffentlichen

Raum. Aber auch private Immobilien wurden für

kultur- und kreativwirtschaftliche Projekte genutzt.

Zuletzt habe ich die Themen Kreativareal-Entwicklung

oder Crowdfunding zur Unterstützung

und Sichtbarkeit kultureller Projekte begleitet.

Das sind alles Themen, die ich mit nach Augsburg

bringen werde.

Was werden die dringendsten Aufgaben für

ihre ersten Monate als Kultur-, Welterbe- und

Sportreferent sein?

Covid, Covid, Covid! Wir müssen es ganz

schnell schaffen, dass die Menschen wieder an den

Angeboten von Stadt und Vereinen partizipieren.

Und dies muss unter sicheren Voraussetzungen

geschehen. Außerdem stehen in Augsburg einige

tolle Ereignisse an, welche es vorzubereiten gilt.

Die Kanu-WM, die im Jahr 2022 in Augsburg

stattfindet, steht ganz oben auf meiner Agenda.

Aber natürlich auch das Fugger Jubiläum 2021

und das Brecht Jubiläum 2023, neben der weiteren

Ausgestaltung des Welterbetitels. Sie sehen, es

stehen viele spannende Projekte an. Und ich freue

mich, wenn ich dabei mitarbeiten darf, Augsburg

als Sport- und Kultur- und Welterbestadt voranzubringen.

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