Veranstaltungskalender - Gemeinde Mels
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02/2006 <strong>Gemeinde</strong>nachrichten <strong>Mels</strong><br />
12<br />
Heisses Pflaster Chat<br />
Internetchats stehen bei Kindern und Jugendlichen<br />
hoch im Kurs. Doch das neue Kommunikationsmittel<br />
birgt ernst zu nehmende Gefahren.<br />
Wenn «Bienchen_13», laut Selbstbeschreibung<br />
eine «uufgstellti Schüäläri us Züri<br />
(w/13)», einen Chatraum betritt, bleibt sie<br />
nicht lange allein. «Hoi, wotsch der ächli Gäld<br />
verdiene», fragt ein «Rambaz» und bietet unverblümt<br />
hundert Franken für einen Striptease.<br />
«Darkwiesel» möchte von «Bienchen» wissen,<br />
ob es willig sei. Ihm schwebt eine gemeinsame<br />
Nacht vor. Fünfhundert Franken würde er<br />
dafür lockermachen.<br />
In frei zugänglichen Internetchats sind sexuelle<br />
Belästigungen von Minderjährigen an der Tagesordnung.<br />
Laut einer Umfrage der deutschen Stiftung<br />
Jugendschutz.net, deren Ergebnisse auch<br />
auf die Schweiz übertragbar sind, waren 160 von<br />
200 Chattern unter 18 schon davon betroffen.<br />
Trotzdem erfreuen sich die virtuellen Kontaktbörsen<br />
bei Kindern und Jugendlichen grosser Beliebtheit.<br />
Das insbesondere von Teenagern frequentierte<br />
«Habbohotel» (www.habbohotel.ch)<br />
zählt an einem ganz normalen Montagnachmittag<br />
an die 700 Gäste. Im Bluewin-Chat (chat.<br />
bluewin.ch), dem Schweizer Marktführer, sind an<br />
Spitzentagen über 5000 Menschen gleichzeitig<br />
online.<br />
Ein Chat ist eine Internetseite, auf der die Besucher<br />
in Echtzeit schriftlich miteinander kommunizieren.<br />
Im öffentlichen Bereich diskutieren alle<br />
wild durcheinander. Kommen sich zwei Teilnehmer<br />
näher, können sie sich in eine Art Séparée<br />
zurückziehen, wo ihr Dialog vor fremden Blicken<br />
geschützt ist. Der Reiz des Chattens ist, dass man<br />
unter einem Pseudonym, ohne seine wahre<br />
Identität preisgeben zu müssen, mit Menschen<br />
aus aller Welt in Kontakt treten kann. Der picklige<br />
Stubenhocker darf sich für einmal als umschwärmter<br />
Adonis geben, das scheue Mauerblümchen<br />
als aufgestelltes Partygirl. Doch auch<br />
der Gesprächspartner spielt unter Umständen<br />
nur eine Rolle. Hinter «Skater_16» verbirgt sich<br />
vielleicht wirklich ein 16-jähriger Skater, vielleicht<br />
aber auch ein Pädophiler auf der Suche<br />
nach neuen Opfern.<br />
Seriöse Chats werden von Moderatoren überwacht.<br />
Die Aufsicht beschränkt sich aber üblicherweise<br />
auf das offene Diskussionsforum. Meldungen,<br />
die direkt an einen anderen User adressiert<br />
sind, prüft niemand. Zwar ist es möglich,<br />
einen unliebsamen Gesprächspartner per Mausklick<br />
zu sperren. Doch Annäherungsversuche<br />
sind für Kinder oftmals nicht auf den ersten Blick<br />
als solche zu erkennen.<br />
Häufig sitzen die Jugendlichen in solch heiklen<br />
Situationen allein vor dem Computer. Denn Chatten<br />
unter Aufsicht macht nur halb so viel Spass.<br />
«Die meisten Erwachsenen wissen gar nicht genau,<br />
was ein Chat ist und sind froh, wenn ihre<br />
Kinder beschäftigt sind», erklärt Yves Maltry von<br />
der Computerschule Fabrik-IT in Adliswil ZH. Der<br />
Informatiker bietet zusammen mit seinen Partnern<br />
Bernie Bachmann und Ditschgi Gutzwiller<br />
Kurse zum Thema «Risiken und Chancen des<br />
Chats für Kinder» an. Zielgruppe sind in erster Linie<br />
Lehrer und Erziehungsberechtigte. Laut Bernie<br />
Bachmann entspricht das neue Angebot einem<br />
grossen Bedürfnis: «Chats sind an den Schulen<br />
ein grosses Thema. Manche Schüler<br />
verbringen fast ihre gesamte Freizeit online. Die<br />
Folge sind nicht selten grosse Leistungseinbrüche.»<br />
Von einem generellen Chat-Verbot für Kinder raten<br />
die drei Experten aber trotz aller Gefahren ab.<br />
Erstens sei zu befürchten, dass dann einfach<br />
heimlich gechattet werde, und zweitens biete<br />
das neue Kommunikationsmittel auch Chancen:<br />
«Wer frühzeitig mit dem Internet in Kontakt<br />
kommt, hat es später im Berufsleben viel leichter»,<br />
ist Ditschgi Gutzwiller überzeugt.<br />
Er empfiehlt Familien, die Welt der Chats anfänglich<br />
gemeinsam zu erkunden und die Risiken miteinander<br />
zu besprechen. Den PC platziere man<br />
idealerweise nicht in einem stillen Kämmerlein,<br />
sondern an einem belebten Ort, zum Beispiel im<br />
Wohnzimmer. «Das Allerwichtigste aber ist ein<br />
vertrauensvolles Verhältnis. Bei Problemen müssen<br />
sich Kinder jederzeit an die Mutter oder den<br />
Vater wenden können», sagt Gutzwiller.<br />
Grobe Verstösse gegen die Chatregeln, die so<br />
genannte «Chat-Etikette», sollten sofort einem<br />
Moderator oder am besten gleich dem Provider<br />
gemeldet werden. Wichtig sind detaillierte Angaben<br />
(Datum, Zeit, Nickname, allenfalls ein<br />
Print-Screen). Das gibt dem Betreiber der Seite<br />
die Möglichkeit, den Übeltäter ausfindig zu machen.<br />
Wegen der Datenspur, die jeder Surfer hinterlässt,<br />
sind Chats gar nicht so anonym, wie es<br />
auf den ersten Blick scheint. Auch im virtuellen<br />
Raum kann man sich also gegen Belästigungen<br />
zur Wehr setzen. Quelle: Schweizer Familie<br />
Chatregeln<br />
• Bleib in Chaträumen, die deine Eltern für dich ausgesucht<br />
haben oder die von einem Moderator überwacht<br />
werden.<br />
• Dein Chatname sollte möglichst wenig über deine<br />
Person aussagen, also keine Hinweise auf den richtigen<br />
Namen, das Alter und den Wohnort enthalten.<br />
• Gib nie deine Adresse, Telefonnummer oder deine<br />
E-Mail-Adresse bekannt.<br />
• Verschick Unbekannten keine Fotos von dir.<br />
• Glaub nicht alles, was man dir im Internet erzählt.<br />
Du weisst nie, wer dein Chatpartner wirklich ist.<br />
• Antworte nicht auf Nachrichten und E-Mails, die<br />
dich schockieren. Verlasse die Seite und informiere<br />
deine Eltern.<br />
• Triff niemals, ohne deine Eltern zu informieren, eine<br />
Person, die du im Internet kennen gelernt hast.<br />
Weiterführende Informationen<br />
• Kurs «Risiken und Chancen des Chats für Kinder»:<br />
www.fabrik-it.ch<br />
• Surfregeln für Kinder und Jugendliche:<br />
www.safersurfing.ch<br />
• Ratgeber: «Kids im Netz.Wie Kinder surfen und was<br />
Eltern übers Internet wissen sollten». Stiftung für<br />
Konsumentenschutz 2004. 32. Seiten. 10 Franken.<br />
Zu beziehen unter www.konsumentenschutz.ch<br />
• Aktuelle Kampagne der Schweizerischen Kriminalprävention:<br />
www.stopp-kinderpornografie.ch<br />
• «Cybertipp», eine Präventionsbroschüre der Polizei:<br />
www.kriminalpravention.ch/1/downloads/de/<br />
cybertipp_de.pdf<br />
• Nationale Koordinationsstelle zur Bekämpfung der<br />
Internetkriminalität: www.kobik.ch