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AUF DEN NÄCHSTEN SCHRITT
FOKUSSIEREN, NICHT AN DEN
ÜBERNÄCHSTEN DENKEN
Auch Davis-Cup-Captain Severin Lüthi arbeitet
mit seinen Athleten viel mit kurzfristigen
und spezifischen Zielsetzungen.
«Deshalb weigere ich mich als Teamchef
auch, weit nach vorne zu blicken und über
einen Gesamtsieg zu reden. Es ist besser,
sich auf das Naheliegende zu konzentrieren,
auf die nächste Aufgabe, den nächsten
Sieg, den man holen will.» Vor dem Davis-Cup-Viertelfinale
meinte Lüthi sogar:
«Wir denken noch nicht an den Halbfinal.
Denn wer an den übernächsten Schritt
denkt, stolpert oft schon beim nächsten.»
Diese Statements zeigen, dass auch Lüthi
mit seinen Athleten an einer Denkweise arbeitet,
die Ursachen für Erfolg und Misserfolg
vorwiegend bei internalen und kontrollierbaren
Faktoren sucht. Diese
Denkweise wird in der neueren Literatur
oft «Winning Mindset» genannt.
«WINNING MINDSET» ENTWICKELN
Um ein «Mindset» zu entwickeln, das sich
auf die oben erwähnten inneren und kontrollierbaren
Faktoren bezieht, sollten sich
Tennisspieler Ziele setzen, die genau diesen
Fokus haben. Idealerweise sollten die
Ziele mehrheitlich als «Prozessziele» und
weniger als «Ergebnisziele» definiert werden.
Prozessziele fokussieren auf das Individuum
und vergleichen dessen Leistung
zu verschiedenen Zeitpunkten. Ein Beispiel
für ein solches Ziel könnte sein: «Bis
Ende Saison Verbesserung der Trefferquote
um 10 Prozent» oder, bezogen auf
das Verhalten im Match, «vor jedem Aufschlag
tief durchatmen, den Entscheid
treffen, ob ich auf die Rückhand- oder die
Vorhandseite des Gegners aufschlage und
gleichzeitig den Ball dreimal prellen». Mit
einem solchen Ziel kann sich der Spieler an
seinem eigenen Fortschritt messen. Die
Zielsetzung ist kontrollierbar.
Ergebnisziele beziehen sich auf äussere
Faktoren in Form eines Vergleichs mit anderen.
Ein Beispiel für ein Ergebnisziel lautet:
«Bis Ende Saison will ich in den Top
Ten meines Jahrgangs stehen» oder «zwei
Turniersiege bis Ende Jahr». Diese Zielsetzungen
beziehen sich auf Ergebnisse und
Vergleiche mit anderen, was bedeutet,
dass sie schwierig zu steuern sind. Es ist
zu empfehlen, mehrere Prozessziele zu
setzen, um ein Ergebnisziel zu erreichen.
So können beide Arten von Zielsetzungen
Steht für Kampfkraft und Leidenschaft: Stan Wawrinka
motivierende und positive Auswirkungen
auf einen Spieler haben.
RICHTIGE FRAGEN STELLEN
Folgende Fragen müssen die Kaderjunioren
im Nationalen Leistungszentrum von
Swiss Tennis in Biel zweimal jährlich beantworten
und einer Gruppe präsentieren.
Die Fragen helfen aber auch einem Hobbyspieler,
sich über seine Ziele und die Ursachenerklärungen
bewusst zu werden.
Denn zur Entwicklung einer Siegermentalität
ist es wichtig, dass internale und kontrollierbare
Zielsetzungen und Ursachenerklärungen
gefördert werden.
• Welches Ranking hatte ich vor sechs
Monaten?
• Welches Ranking habe ich heute?
• Warum habe ich dieses Ranking erreicht?
• Welches ist mein Ranking-Ziel für die
nächsten sechs Monate?
• Was sind meine technischen, taktischen,
konditionellen und mentalen
Ziele?
• Warum bin ich zuversichtlich, dass ich
meine Ziele erreichen werde?
Im Nationalen Leistungszentrum wird der
Vortrag auf Video aufgenommen und den
Kaderjunioren gezeigt. Die Gruppe gibt
dem Junior anschliessend ein Feedback
zum Auftreten (Körpersprache, Rhetorik).
Mithilfe des Videos und der Rückmeldung
der Kollegen kann er die Ziele besser verinnerlichen
und die Selbst- mit der Fremdwahrnehmung
vergleichen, was ebenfalls
ein wichtiger Aspekt im Aufbau eines stabilen
Selbstvertrauens ist.
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