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T&S_04_2020

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AUF DEN NÄCHSTEN SCHRITT

FOKUSSIEREN, NICHT AN DEN

ÜBERNÄCHSTEN DENKEN

Auch Davis-Cup-Captain Severin Lüthi arbeitet

mit seinen Athleten viel mit kurzfristigen

und spezifischen Zielsetzungen.

«Deshalb weigere ich mich als Teamchef

auch, weit nach vorne zu blicken und über

einen Gesamtsieg zu reden. Es ist besser,

sich auf das Naheliegende zu konzentrieren,

auf die nächste Aufgabe, den nächsten

Sieg, den man holen will.» Vor dem Davis-Cup-Viertelfinale

meinte Lüthi sogar:

«Wir denken noch nicht an den Halbfinal.

Denn wer an den übernächsten Schritt

denkt, stolpert oft schon beim nächsten.»

Diese Statements zeigen, dass auch Lüthi

mit seinen Athleten an einer Denkweise arbeitet,

die Ursachen für Erfolg und Misserfolg

vorwiegend bei internalen und kontrollierbaren

Faktoren sucht. Diese

Denkweise wird in der neueren Literatur

oft «Winning Mindset» genannt.

«WINNING MINDSET» ENTWICKELN

Um ein «Mindset» zu entwickeln, das sich

auf die oben erwähnten inneren und kontrollierbaren

Faktoren bezieht, sollten sich

Tennisspieler Ziele setzen, die genau diesen

Fokus haben. Idealerweise sollten die

Ziele mehrheitlich als «Prozessziele» und

weniger als «Ergebnisziele» definiert werden.

Prozessziele fokussieren auf das Individuum

und vergleichen dessen Leistung

zu verschiedenen Zeitpunkten. Ein Beispiel

für ein solches Ziel könnte sein: «Bis

Ende Saison Verbesserung der Trefferquote

um 10 Prozent» oder, bezogen auf

das Verhalten im Match, «vor jedem Aufschlag

tief durchatmen, den Entscheid

treffen, ob ich auf die Rückhand- oder die

Vorhandseite des Gegners aufschlage und

gleichzeitig den Ball dreimal prellen». Mit

einem solchen Ziel kann sich der Spieler an

seinem eigenen Fortschritt messen. Die

Zielsetzung ist kontrollierbar.

Ergebnisziele beziehen sich auf äussere

Faktoren in Form eines Vergleichs mit anderen.

Ein Beispiel für ein Ergebnisziel lautet:

«Bis Ende Saison will ich in den Top

Ten meines Jahrgangs stehen» oder «zwei

Turniersiege bis Ende Jahr». Diese Zielsetzungen

beziehen sich auf Ergebnisse und

Vergleiche mit anderen, was bedeutet,

dass sie schwierig zu steuern sind. Es ist

zu empfehlen, mehrere Prozessziele zu

setzen, um ein Ergebnisziel zu erreichen.

So können beide Arten von Zielsetzungen

Steht für Kampfkraft und Leidenschaft: Stan Wawrinka

motivierende und positive Auswirkungen

auf einen Spieler haben.

RICHTIGE FRAGEN STELLEN

Folgende Fragen müssen die Kaderjunioren

im Nationalen Leistungszentrum von

Swiss Tennis in Biel zweimal jährlich beantworten

und einer Gruppe präsentieren.

Die Fragen helfen aber auch einem Hobbyspieler,

sich über seine Ziele und die Ursachenerklärungen

bewusst zu werden.

Denn zur Entwicklung einer Siegermentalität

ist es wichtig, dass internale und kontrollierbare

Zielsetzungen und Ursachenerklärungen

gefördert werden.

• Welches Ranking hatte ich vor sechs

Monaten?

• Welches Ranking habe ich heute?

• Warum habe ich dieses Ranking erreicht?

• Welches ist mein Ranking-Ziel für die

nächsten sechs Monate?

• Was sind meine technischen, taktischen,

konditionellen und mentalen

Ziele?

• Warum bin ich zuversichtlich, dass ich

meine Ziele erreichen werde?

Im Nationalen Leistungszentrum wird der

Vortrag auf Video aufgenommen und den

Kaderjunioren gezeigt. Die Gruppe gibt

dem Junior anschliessend ein Feedback

zum Auftreten (Körpersprache, Rhetorik).

Mithilfe des Videos und der Rückmeldung

der Kollegen kann er die Ziele besser verinnerlichen

und die Selbst- mit der Fremdwahrnehmung

vergleichen, was ebenfalls

ein wichtiger Aspekt im Aufbau eines stabilen

Selbstvertrauens ist.

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