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T&S_04_2020

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Aber unser Hirn arbeitet im Hintergrund, ohne

dass wir es unmittelbar mitbekommen.

Svindal: Ich persönlich muss mich immer gut

vorbereiten, so intensiv trainieren wie möglich.

Im Vorfeld möchte ich mich auf Schwierigkeiten

einstellen können und einen Plan entwickeln. Das

ist entscheidend, um während des Rennens

Ruhe zu bewahren, klar denken zu können und

die Nervosität zu überwinden. Dennoch bleibt es

unheimlich schwer abzuschätzen, wie schnell

das Rennen letztlich wird, wie weit die Sprünge

gehen. Manchmal steht man nach dem Vorlauf

am Ziel und hat keine Ahnung, wie es klappen

könnte. Beim Rennen hat man dann die schnellste

Ausrüstung, auch die Wetterbedingungen ändern

sich: die Konsistenz des Schnees, die Windrichtung;

5 km/h mehr oder weniger machen in den

Kurven einen riesen Unterschied.

Pusht Adrenalin?

Svindal: Adrenalin kann sich so und so auswirken:

Es kann helfen, Rennen zu gewinnen.

Aber es kann einem auch vorgaukeln, dass alles

okay ist – und eine Stunde später ist man in der

Notaufnahme und sitzt im Rollstuhl, weil das Bein

völlig steif geworden ist. Dramatische Situationen

verbinden einen besonders eng mit Leuten

in der unmittelbaren Umgebung. Dabei passiert

in sechs Monaten vielleicht etwas, was sonst erst

nach sechs Jahren passiert. Dieses direkte Umfeld,

dieses gegenseitige Vertrauen war mir

immer extrem wichtig, um meine Leistung überhaupt

abrufen zu können.

Maurer: Ich glaube schon, dass der Mensch ab

und zu Druck und Stress braucht. In meinem Fall

heisst das, die Timeline zu halten, mit imitierten

Ressourcen umzugehen. Wenn ein Designer

keine Timeline bekommt, macht er bis in alle

Ewigkeit weiter. Bei Aksel ist es ja ein bisschen

anders: Selbst wenn die Linie nicht ganz perfekt

war – die Zeit bleibt unbestechlich!

Und beim Scheitern – wie versemmelt man erfolgreich?

Mauer: Es stellt sich ja immer die Frage, wie man

Niederlagen definiert und sie empfindet. Kann ich

mich mit einem Design nicht durchsetzen, frustriert

das – aber genau dieser Frust kann auch Ansporn

sein, meine Argumentation in Zukunft zu

verbessern. Solche Situationen sind wichtig für

die persönliche Entwicklung, sowohl als Mensch

als auch professionell.

Svindal: Wenn ich nicht Weltmeister wurde, war

ich immer wütend auf mich. Aber letztlich helfen

dir schwere Niederlagen, die Konzentration noch

ein bisschen höherzuschrauben. Meine innere

Haltung war immer: Heute ist eine von vielen

Möglichkeiten; wenn es heute nicht klappt,

klappt es morgen.

trends & style 4/20

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