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T&S_04_2020

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Ein kompakterer Fahrer hat hingegen weniger

Luftwiderstand, mehr Speed, wählt dann aber

auch eine andere Linie. Verschiedene Athleten

verlieren oder gewinnen ein Rennen in unterschiedlichen

Abschnitten.

Wann realisiert man, dass man im Flow ist?

Svindal: Auf der Piste spürt man ihn genau:

den Rausch der Geschwindigkeit, die Konsistenz

des Schnees, die Aerodynamik. Du entwickelst

in diesem einen Moment das Gespür,

wohin du fahren musst – erst in der Aktion ist

das erkennbar. Wirklich perfekt wird es nie

sein. Aber mit der entsprechenden Erfahrung

realisiert man schon am Eingang der Kurve, wo

man rauskommen wird, wie gut die Linie ist.

Und wenn es nicht passt, ist die Kunst,

schnellstmöglich zurückzukehren, ohne viel

Geschwindigkeit zu verlieren – da sprechen wir

von Sekundenbruchteilen.

Mauer: Im Design ist die Zeitspanne etwas

komfortabler. Wichtig ist hier, die Abweichung

überhaupt zu akzeptieren. Manchmal ist ein

Kompromiss in Teilen des Schaffensprozesses

sinnvoll, um in der Gesamtheit näher an das

Optimum heranzureichen. Die perfekte Linie

im Design kann nur eine Momentaufnahme

sein. Es gibt diese Augenblicke, in denen man

denkt: Wow, das funktioniert. Mit etwas Abstand

verwandelt sich diese Sicht dann in ein:

Okay, es geht eigentlich noch besser. Vermutlich

ist das ein natürlicher, menschlicher Aspekt.

Also gibt es die perfekte Linie gar nicht?

Mauer: Was ist denn eigentlich die optimale

Form, die optimale Linie? Vielleicht ist es die

für mich, aber ob das für Zigtausende andere

Menschen auch zutrifft, ist eine ganz andere

Frage. Ein bestimmtes Design kann beispielsweise

auf dem Markt nicht funktionieren, weil

es seiner Zeit schlicht voraus ist.

Wie kommen Sie in einen kreativen Flow?

Mauer: Was meine Kreativität definitiv steigert,

ist beispielsweise so ein Ausflug mit

Aksel. Dabei muss ich mich so auf das Skifahren

konzentrieren, dass im Unterbewusstsein

Kapazitäten frei werden. Es ist wichtig,

zwischendurch immer mal wieder abzuschweifen,

bekannte Pfade zu verlassen. Wenn

ein Designer an einem Modell arbeitet und

über Tage, Wochen das Gefühl hat, dass es

nicht perfekt ist, die Proportionen nicht

stimmen, wird er nervös. Ich mit meiner Lebenserfahrung

weiss mittlerweile: Irgendwann

kommt sie, die Lösung. Das lässt sich schlecht

pushen. Ich glaube nicht, dass ein Ergebnis

gottgegeben ist oder einfach vom Himmel fällt.

trends & style 4/20

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