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PEOPLE
Doppelinterview mit Porsche-Design-Chef
Michael Mauer und Ex-Skirennfahrer
Axel Lund Svindal über perfekte Linien
«WENN EIN DESIGNER
KEINE TIMELINE BEKOMMT,
MACHT ER BIS IN ALLE
EWIGKEIT WEITER.»
Michael Mauer, Leiter Style Porsche, und der ehemalige Skirennfahrer Aksel Lund Svindal sprechen
im Interview mit «trends & style» über perfekte Linien und diesen Augenblick, in dem man
intuitiv weiss, was richtig ist, über die Theorie des Autodesigns und des Skirennsports, ihren
kreativen Flow und erfolgreiches Scheitern.
«trends & style»: Welche Rolle spielt die Theorie
bei Ihrer Arbeit?
Mauer: Wenn ich ein Modell betrachte, kann ich mitunter
nicht genau sagen, was es ist – aber es hat auf
mich nicht die richtige Wirkung. Dann ist zuweilen
ein Bruch mit Prognosen aus dem Lehrbuch notwendig.
Die Technik ist heute noch nicht in der Lage,
Dinge immer so auszuarbeiten, dass es richtig,
schön und gut wirkt. In diesen Momenten greift im
Design der Aspekt Erfahrung.
Svindal: Im Skisport macht die Mathematik es oft
einfacher, im Team eine Lösung zu finden. Wir
nutzen viele Analysetools und Videoelemente. Zwar
kann der Athlet auch vieles spüren, aber das ist subjektiv.
Wenn es zur Leistungsoptimierung in eine Diskussion
geht, kann viel Zeit verloren gehen. Die Mathematik
ist dann das objektive Element, steigert die
Effizienz und verkleinert den Spielraum auf dem Weg
zur perfekten Linie.
Welchen Einfluss hat hier ein eigener Stil?
Mauer: Man kann sich natürlich selbst im Weg
stehen. Gerade im Automobilbereich muss die
Marke funktionieren. Der Designer muss verstehen,
welche Position sie einnimmt, welche Werte sie vertritt.
Erst dann kommt die Individualisierung, die
Chance, Dinge anders zu machen als der Wettbewerb.
Svindal: Beim Freeriding ist das definitiv so, da gibt
es riesen Unterschiede zwischen den Fahrern, jeder
kann den ganzen Berg nutzen. Im Rennsport ist die
Mehrzahl der Variablen gesetzt. Aber natürlich gibt
es Kleinigkeiten, die die Athleten unterscheiden: Ich
beispielsweise bin 1,90 Meter, das ist gross für
meine Sportart. Damit kann ich über grössere
Wellen fahren, ohne den Bodenkontakt zu verlieren.
18 trends & style 4/20