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Stadtspaziergang Havanna Vieja

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<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong><br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung SS 2009<br />

Emil Diaconu<br />

Carola Fleissner<br />

Lukas Franta


<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong><br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung SS 2009<br />

(13.- 25.5.2009)<br />

Verfasser:<br />

Emil Diaconu, 0709318<br />

Carola Fleissner, 0301434<br />

Lukas Franta, 0525467<br />

Betreuer:<br />

Karin Fischer<br />

Rudolf Giffinger<br />

Robert Kalasek<br />

Marianna Stallbohm<br />

Abbildungen Titelseite: Memorial Jose Martí, Plaza de la Revolucion (oben links); Paseo del Prado Ecke Malecón<br />

(oben rechts); Catedral de San Cristobal de Habana (unten links); Museo de la Revolucion (unten rechts); Quelle:<br />

eigene Erhebung


<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong> Diaconu, Fleissner, Franta<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. Stadtentwicklung und Habana vieja ............................................................................................................... 2<br />

2. Altstadtführung .............................................................................................................................................. 7<br />

2.1. Plaza de Armas ............................................................................................................................................... 7<br />

2.2. Plaza de la Catedral ........................................................................................................................................ 9<br />

2.3. Plaza de San Francisco .................................................................................................................................. 11<br />

2.4. Plaza <strong>Vieja</strong> .................................................................................................................................................... 11<br />

2.5. Calle Mercaderes .......................................................................................................................................... 12<br />

2.6. Calle Obispo .................................................................................................................................................. 13<br />

2.7. Capitolio ....................................................................................................................................................... 13<br />

2.8. Museo de la Revolución / Memorial Granma .............................................................................................. 14<br />

2.9. Museo Nacional de Bellas Artes: .................................................................................................................. 14<br />

2.10. Gran Teatro de La Habana ............................................................................................................................ 14<br />

2.11. Hotel Inglaterra ............................................................................................................................................ 15<br />

2.12. Parque Central .............................................................................................................................................. 15<br />

2.13. Paseo de Marti ............................................................................................................................................. 15<br />

2.14. Sanierung der Altstadt .................................................................................................................................. 15<br />

3. Was geschieht in Kuba, falls die US Amerikanische Blockade aufgehoben wird? ........................................ 18<br />

3.1. Auswirkungen auf das Zentrum ‐ Peripherie Gefüge ................................................................................... 20<br />

3.2. Auswirkungen auf die innere Stadtentwicklung <strong>Havanna</strong>s .......................................................................... 21<br />

3.3. Auswirkungen auf die Peripherie ................................................................................................................. 23<br />

3.4. Schlussfolgerungen ...................................................................................................................................... 25<br />

4. Quellenverzeichnis ....................................................................................................................................... 26<br />

5. Anhang ......................................................................................................................................................... 28<br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung<br />

1


<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong> Diaconu, Fleissner, Franta<br />

1. Stadtentwicklung und Habana vieja<br />

Die Stadt wurde am 25. Juli 1519 mit dem<br />

Namen San Cristobal de la Habana gegründet.<br />

Die Standorte für den Bau neuer Städte durch die<br />

spanischen Eroberer wurden aufgrund<br />

ökonomischer Gründe ausgewählt, wie zum<br />

Beispiel die Nutzung als Handelsstützpunkt, was<br />

besonders für La Habana eine wichtige Rolle<br />

spielte (Lage an der Bucht von Carenas). Der<br />

natürliche Hafen in der Bucht ließ sich bedingt<br />

durch seine Schmale Einfahrt gut verteidigen. 1<br />

Der Altstadt liegt ein schachbrettförmiger Aufbau<br />

zugrunde, typisch für die spanische<br />

Städtebauweise, da diese Stadtstruktur eine<br />

bessere Kontrolle ermöglichte. Diese<br />

Stadtstruktur und die Anlage eines zentralen<br />

Platzes wurde 1573 in den neuen Westindischen<br />

Gesetzen von der spanischen Krone<br />

Abb.1: <strong>Havanna</strong> im 16. Jhdt. (Quelle: www.etsave.upc.es; Zugriff:<br />

2.6.2009)<br />

vorgeschrieben. Jedoch bedingt durch unzählige Piratenangriffe entstand in der Altstadt La<br />

Habana ein polyzentrischer Aufbau. Im Gegensatz zu den anderen lateinamerikanischen<br />

Städten, die stets einen multifunktionalen Platz als Zentrum des städtischen Lebens<br />

besaßen, wurde in La Habana ein Netzwerk aus mehreren Plätzen angelegt, die jeweils<br />

spezifische Funktionen erfüllen.<br />

(Plaza <strong>Vieja</strong>, Plaza de Armas, Plaza<br />

de la Catedral, Plaza de San<br />

Francisco). Auch heute zeugen<br />

noch diverse Baudenkmäler von<br />

den damaligen Nutzungen (nähere<br />

Beschreibung bei den einzelnen<br />

Plätzen). 2<br />

Die meisten Häuser, die auch heute<br />

noch in Habana vieja stehen,<br />

stammen aus dem 16. bis 19. Jh.,<br />

Abb.2: <strong>Havanna</strong> im 18. Jhdt. (Quelle: Schreiner 2006)<br />

aus der Gründungs‐ und Kolonialzeit der Stadt und sind den Baustilen Kolonialstil, Jugendstil,<br />

Neobarock, Eklektizismus, Sozialistischer Wohnungsbau und anderen zuzuordnen. 3 Die<br />

ursprünglichen Gebäude und die Struktur der Stadt sind in ihren historischen Grundzügen<br />

erhalten, jedoch weitestgehend in schlechtem baulichen Zustand. Allerdings zeichnet dieser<br />

unbeeinflusste Zustand die Stadt aus. 4<br />

1 Vgl. Leinauer et. al. 1994<br />

2 Vgl. Schreiner 2006 S 8f<br />

3 Vgl. ebd. S 17<br />

4 Vgl. Vortrag Historiador, <strong>Havanna</strong>, 14.5.2009<br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung<br />

2


<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong> Diaconu, Fleissner, Franta<br />

Die Entwicklung der Stadt begann ausgehend von den Hafenanlagen in Nord – Süd Richtung,<br />

wobei die Oberschicht im Norden und die ärmeren Schichten im Süden in der Nähe des<br />

Hafens angesiedelt waren. Auf den von Ost nach West verlaufenden Straßen siedelten sich<br />

vor allem Handelsunternehmen an. 5<br />

Bedingt durch die wichtige Lage Habanas als Letzter Hafen vor der Überfahrt nach Spanien<br />

entwickelte sich die Vormachtstellung der Stadt. In Zusammenhang mit dieser entstanden<br />

diverse charakteristische Bauten für Verwaltung, Handel, Plätze, Festungen, etc. auf die im<br />

Kapitel 2 näher eingegangen wird. 6<br />

Bis ins 18.Jh. konzentriert sich das Wachstum fast ausschließlich auf Bereiche innerhalb der<br />

Stadtmauer (Bau der Stadtmauer im 17. Jh.) 7<br />

1860 wurde die Stadtmauer abgerissen, da eine Verteidigung gegen Piraten nicht mehr von<br />

Nöten war und im 19. Jh. dehnt sich die Stadt nach Westen und Südwesten aus, in Gebiete<br />

wo zuvor außerhalb der Stadtmauer ärmere Bevölkerung angesiedelt war. 8<br />

Neue Stadteile wie der im Jahre 1859 gegründete Vorort Vedado und der Stadtteil Cerro, der<br />

hauptsächlich als Villenviertel diente wurden errichtet. Ein weiteres ernstes Problem war<br />

auch, dass nicht alle ArbeitsmigrantInnen sofort eine Unterkunft in der Altstadt von Habana<br />

vorfanden. Aufgrund dieses Umstandes entwickelten sich am Stadtrand von Habana<br />

zahlreiche Elendsquartiere, die sogenannten (Barrios insalubres). Auch Mehrfamilienhäuser<br />

und Ciudadelas (Mietkasernen) entstanden in den ehemaligen Prachtbauten von Habana.<br />

Die historischen Bauten in Habana litten jedoch aus mehreren Gründen. Sie fielen nämlich<br />

zahlreichen Erwerbsnutzungen zum Opfer. So wurden Bsp. Lagerhallen, Werkstätten und<br />

sogar einige Industriebetriebe etabliert. 9<br />

Die Erste Republik (1902‐ 1933)<br />

Um 1900 bewohnten vor allem einkommensschwache Haushalte, die mittlerweile vom<br />

Zerfall betroffenen Gebäude und Wohnhäuser von Habana <strong>Vieja</strong> (Alt‐ <strong>Havanna</strong>). Zur<br />

damaligen Zeit herrschte eine starke Wohnungsnachfrage in Habana.<br />

Nicolas Forestier wurde im Jahre 1926 mit der Erarbeitung eines neuen Bebauungsplans für<br />

die urbanen Gebiete beauftragt. Der damalige kubanische Diktator Gerardo Machado<br />

Morales verfolgte hierbei nur ein einziges Ziel. Kuba sollte zu einem Ferienparidies, vor allem<br />

für US‐ Bürger werden. Die USA galt zur Machados Diktatur sowieso als Vorbild, in fast allen<br />

Bereichen. Man versuchte baulich alles nachzuahmen. So entstanden bedeutende Werke,<br />

wie die Universität von <strong>Havanna</strong>, das große Capitolio und zahlreiche Luxushotels im Stadtteil<br />

Vedado.<br />

Die Mafia auf Kuba<br />

Die Mehrheit des kubanischen Volkes verfügte vor Castros Machtübernahme im Jahre 1959<br />

weder über eine nationale Identität noch über eine Bewegung, die der Ungerechtigkeit,<br />

Ausbeutung und die Unterdrückung entgegenwirken konnte. Schon Ende der dreißiger Jahre<br />

5 Vgl. Leinauer et. al. 1994<br />

6 Vgl. Schreiner 2006 S. 10<br />

7 Vgl. Leinauer et. al. 1994<br />

8 Vgl. Schreiner 2006 S 12<br />

9 Vgl. Schreiner 2006 S 18<br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung<br />

3


<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong> Diaconu, Fleissner, Franta<br />

begann die amerikanische Mafia unter Meyer Lansky bedeutende Kontakte zu Kubas<br />

Politiker, in dem Fall zum kommenden Präsidenten Fulgencio Batista, aufzunehmen. Die<br />

Gangster aus Übersee sicherten sich die exklusivsten Gegenden in <strong>Havanna</strong> um ihre<br />

Spielkasinos und Freudenhäuser ohne nennenswerte Probleme seitens der kubanischen<br />

Regierung errichten zu können. Das organisierte Verbrechen der USA konnte fortan<br />

ungestört und unbestraft seine dubiosen und Geschäfte auf Kuba verfolgen und umsetzen.<br />

Nach Castros Revolution im Jahre 1959 verlor die Mafia ein Vermögen an Hotels, Casinos,<br />

Clubs und Bordellen und anderen Anlagen im Wert von über 100 Millionen US‐Dollar. 10<br />

Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass besonders die amerikanische Mafia großes<br />

Interesse an der Beseitigung des jungen und neuen Revolutionsführers hatte. Die grausame<br />

Diktatur Fulgencio Batista hatte mit der Revolution von 1959 ihr Ende gefunden.<br />

Nach dem Sieg der kubanischen Revolution<br />

In den Anfangsjahren nach der kubanischen Revolution versuchten die neuen Führer des<br />

Landes vor allem den Wohnungsbau, den Bau von sozialen Einrichtungen, Schulen und<br />

Kindergärten sowie Universitäten und Krankenhäuser Prioritäten einzuräumen. Mit der<br />

Einführung des „Ley de la Reforma Urbana“ ab den Jahren 1960 wurden den Spekulationen<br />

mit Land und Wohnungen auf Kuba ein rasches Ende gesetzt. Die einkommensschwache<br />

kubanische Bevölkerung wurde bei der Wohnungsübergabe bevorzugt. Neubauprojekte am<br />

Stadtrand wurden von der kubanischen Regierung in Auftrag gegeben und auch baldigst<br />

realisiert. Die Altstadt von Habana war jedoch von diesen Projekten kaum berührt. In der<br />

Altstadt von Habana errichtete man lediglich zwei Hochhäuser, die als Ministerien genutzt<br />

wurden. Der Modellstadtteil Alamar entstand in den später 1960er Jahren.<br />

Im Jahre 1970 begann die kubanische Regierung mit der UNESCO zu verhandeln. Die Altstadt<br />

von Habana sollte zum Weltkulturerbe erklärt werden. Im Jahre 1982 verkündete die<br />

UNESCO ihre positive Deklaration. Die Sanierungsmaßnahmen wurden fortab erläutert und<br />

schlussendlich auch aufgegriffen.<br />

Heute steht besonders die Altstadt vielen Problemen gegenüber. Zum einen ist die Altstadt<br />

der am dichtest besiedelte Stadtteil, was einerseits auf die enormen Wohnungsnot in La<br />

Habana und andererseits auf den regen Wohnungsschwarzmarkt und illegale Bewohner<br />

zurückzuführen ist. Zu dem Problem der Überbevölkerung kommt der desolate Zustand der<br />

technischen Infrastruktur (Wasser, Strom, Kanal, Straßen) erschwerend hinzu.<br />

Seit der Machtübernahme Fidel Castros 1959 wurde in den Erhalt und die Renovierung von<br />

Wohngebäuden kaum investiert. Dies hat zur Folge, dass 70% der Häuser in der Altstadt<br />

verfallen sind und dringend einer Erneuerung bedürften. Dazu wurde ein<br />

Sanierungsprogramm gestartet auf das in Kapitel 3 näher eingegangen wird.<br />

10 Vgl. Skierka, Volker: Fidel Castro. Eine Biographie. Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag.<br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung<br />

4


<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong> Diaconu, Fleissner, Franta<br />

Jahr Einwohner Jahr Einwohner<br />

1603 4.000 1958 1.400.000<br />

1763 50.000 1964 1.500.000<br />

1830‐ 50 100.000 1971 1.700.000<br />

1874 170.000 1981 1.929.000<br />

1922 650.000 1984 1.930.000<br />

1925 700.000 1990 2.109.000<br />

1951 1.250.000<br />

Abb.3: Einwohnerentwicklung <strong>Havanna</strong> (Quelle: Schreiner 2006)<br />

Habana vieja ist eines der 15 barrios von <strong>Havanna</strong> und erstreckt sich vom Hafenbecken bis<br />

zum Prado, wo der Stadtteil Centro Habana angrenzt. 11 Der Stadtteil erstreckt sich auf einer<br />

Fläche von 2,14km² und hat 105.000 Einwohner (Stand 2000). 12<br />

11 Vgl. Schreiner 2006. S 5<br />

12 Vgl. ebd. S 17<br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung<br />

5


<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong> Diaconu, Fleissner, Franta<br />

Abb.4: Route der Altstadtführung mit Lage der einzelnen Sehenswürdigkeiten, maßstabslos (Quelle:<br />

http://www.worldmapfinder.com/Map_OpenStreetMap.php?ID=/De/North_America/Cuba/Habana, eigene Bearbeitung)<br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung<br />

6


<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong> Diaconu, Fleissner, Franta<br />

2. Altstadtführung<br />

Im Zuge der Exkursion „Praxis der Stadtentwicklungsplanung“ wurde eine Führung durch<br />

Habana vieja, das historische Zentrum der Stadt, mit den nachfolgenden Punkten<br />

vorbereitet. Die Führung soll dazu dienen die historische Entwicklung der Stadt und die<br />

wichtigsten Gebäude und Standorte in der Altstadt kennenzulernen. Somit soll es besonders<br />

den Teilnehmern der Exkursion dienen, die die Kubanische Hauptstadt zuvor noch nicht<br />

besuchten, einen Überblick zu geben. Die Zahlen in der Klammer entsprechen jenen auf dem<br />

Plan der vorherigen Seite, der neben der Route auch die Lage der einzelnen<br />

Sehenswürdigkeiten enthält.<br />

2.1. Plaza de Armas<br />

Der Platz wurde bereits in der ersten Hälfte des 16.Jh. angelegt und diente als Waffenplatz<br />

dem Exerzieren der Truppen und war Treffpunkt des städtischen Lebens und Ort für<br />

politische Handlungen, wie Hinrichtungen oder Paraden. Mit dem Bau der Paläste rund um<br />

den Platz wurde der Platz, der zuvor vorwiegend militärisch genutzt wurde, zum Zentrum der<br />

Politik und Verwaltung. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Platz begrünt und baulich<br />

verändert. 13<br />

El Templete unter Ceiba Baum (1) 14<br />

Der dorische Tempel wurde an der Stelle erbaut, an dem am 25. Juli 1519 die erste<br />

katholische Messe zur Stadtgründung gefeiert wurde und soll auch heute noch an diesen Tag<br />

erinnern.<br />

Am 17. Dez. ist in Cuba Cebia Tag. An diesem Tag kommen die Kubaner zu dem Baum, um<br />

ihn zu berühren, dreimal um den Baum zu laufen und sich dabei was zu wünschen.<br />

Abb.5: El Templete (Quelle: Eigene Erhebung) Abb.6: Plaza de Armas (Quelle: http://www.franziska‐iseli.ch/Kanada‐<br />

Kuba/Reisebericht/30_Plaza_de_Armas_gross.JPG)<br />

13 Vgl. Schreiner, 2006, S 8<br />

14 Vgl. Munderloh, Langenbrinck, 2008, S. 156<br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung<br />

7


<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong> Diaconu, Fleissner, Franta<br />

Castillo de la Real Fuerza (2):<br />

La Fuerza ist die älteste Festungsanlage der Stadt und entstand zwischen 1565 und 1583<br />

nachdem das alte Fort, das sich an derselben Stelle befand, 1555 durch den Korsaren Sores<br />

zerstört wurde. Ursprünglich lag die Festung direkt am Wasser, aber nach dem Bau des<br />

Malecón blieb nur noch der Burggraben zurück. Sie diente zum Schutz der Hafeneinfahrt und<br />

die Turmglocke warnte die Bevölkerung vor Feuer, Unwettern oder Piratenangriffen. 15<br />

Problematisch war allerdings, dass die Festung zu weit von der Hafenmündung entfernt lag<br />

und daher ihre Schutzfunktion nicht voll erfüllen konnte. Daher gelang es 1762 auch den<br />

Engländern die Stadt zu besetzen. 16<br />

Die Festung war Sitz des spanischen Generalgouverneurs, der aber 1762 nach der Eroberung<br />

<strong>Havanna</strong>s durch die Engländer an den Plaza de Armas umzog. La Fuerza wurde danach als<br />

Kaserne und Archiv genutzt. (Heute: Museo de la Cerámica)<br />

Einer der Festungstürme trägt die Giraldilla, das Wahrzeichen der Stadt. Sie wurde von<br />

Gouverneur Hernando de Soto als Denkmal für seine Ehefrau in Auftrag gegeben. (Heute<br />

befindet sich das Original aus Sicherheitsgründen im Stadtmuseum, da sie einst Kriegsbeute<br />

der Engländer geworden ist, siehe Kapitel 1.) 17<br />

Palacio Palacio de los Capitanes Capitanes Generales (3)<br />

Der Kolonialpalast (Bauzeit 1776‐78) wurde am ehemaligen Standort der Iglesia Parroquial<br />

Mayor (Reste der Beerdigungsstätte heute noch im Hof erhalten) errichtet und war über 100<br />

Jahre der Amtssitz der spanischen Gouverneure. Nach der Unabhängigkeit wurde der Palast<br />

von der US‐amerikanischen Besatzungsmacht genutzt. Im weiteren Verlauf wurde er<br />

Präsidentenpalast, ab 1920 das Rathaus der Stadt und ab 1959 die Stadtverwaltung. Heute<br />

beherbergt er das Mueso de la Ciudad. 18<br />

Ein besonderes bauliches Merkmal ist das Pflaster vor dem Eingang, das statt<br />

15 Vgl. Herbst, 2007<br />

16 Vgl. McAuslan, 2005, S 144<br />

17 Vgl. Munderloh, Langenbrinck, 2008, S. 156<br />

18 Vgl. ebd., S. 154<br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung<br />

Abb. 7. links: Palacio de los<br />

Capitanes Generales (Quelle:<br />

http://www.ciasem.com/PSD/Hava<br />

na%202005/Images/Varadero%20‐<br />

%20Habana/Capitanes%20Generale<br />

s%20half.jpg)<br />

Abb. 8. oben: Palacio de Segundo<br />

Cabo<br />

Abb. 9. unten: La Fuerza<br />

(Quelle beider:<br />

http://www.umdiewelt.de/Karibik/<br />

Kuba/Reisebericht‐4208/Kapitel‐<br />

2.html)<br />

8


<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong> Diaconu, Fleissner, Franta<br />

aus Stein aus Hirnholz ist. Es wurde aus dem Grund verlegt, um den Schlaf es Bürgermeisters<br />

durch vorfahrende Kutschen und deren metallbeschlagene Räder nicht zu stören. 19<br />

Palacio del Segundo Cabo (4)<br />

Der Palast (1770) im Stil des maurisch kubanischen Barocks 20 war der ehemalige Sitz des<br />

Militärgouverneurs, diente später als Postamt und ist heute Sitz des kubanischen<br />

Kulturministeriums und es Buchinstitutes. 21<br />

Calle de Officios (5) Sie ist die älteste<br />

Straße der Stadt und diente als wichtige<br />

Verbindungsstraße zwischen den<br />

zentralen Plätzen der Stadt. Heute ist sie<br />

Teil der renovierten Altstadt und<br />

beherbergt einige Geschäfte und das<br />

Oldtimermuseum und die ehemalige<br />

Bischofswohnung. Haus Nummer 16<br />

beherbergt das Casa de los Arabes, das im<br />

16. Jh. errichtet wurde mit großen<br />

Einflüssen aus der maurischen Architektur<br />

und beherbergte im 19. Jh. eine<br />

Glaubensschule. 22 Abb. 10: Calle Oficios (Quelle:<br />

http://image22.webshots.com/23/0/82/13/222508213FByttb_ph.jpg)<br />

2.2. Plaza de la Catedral<br />

Ursprünglich befand sich hier ein Sumpf, der aber später trockengelegt wurde. Gleichzeitig<br />

errichtete man einen Aquädukt, der die erste Wasserversorgung in Amerika war. Bis die<br />

Jesuiten hier eine kleine Mission errichteten, die der Vorläufer der Kathedrale war, hatte<br />

dieses Viertel einen schlechten Ruf und war am Rande der Siedlung.<br />

Catedral de San Cristobal de la Habana (6): Dominierend auf<br />

diesem Platz im Herzen von <strong>Havanna</strong> ist die Catedral de San<br />

Cristobal de la Habana. Kennzeichnend für diesen Sakralbau sind<br />

die beiden ungleichen Türme, die zusammen mit der aus<br />

Muschelkalk gefertigten Fassade den einzigartigen Charakter<br />

bestimmen 23 . Im rechten, dem höheren Turm, befindet sich eine<br />

Glocke aus Spanien und eine kleinere aus Matanzas, jedoch ist<br />

der Glockenturm stumm. Die Planung des barocken Bauwerks<br />

geht auf den italienischen Architekten Francesco Borromini<br />

zurück und im Jahr 1748 starteten die Jesuiten mit dem Bau, der<br />

beinahe 40 Jahre in Anspruch nahm. Mit ein Grund für die lange<br />

Bauzeit war die Verbannung des Jesuitenordens aus<br />

Lateinamerika, die den Bau somit nicht fortsetzen konnten und<br />

19 Vgl. Herbst 2007<br />

20 Vgl. Baker 2007 S. 63<br />

21 Vgl. Munderloh, Langenbrinck, 2008, S. 155<br />

22 Vgl. McAuslan, 2005, S. 155<br />

23 Vgl. Sainsbury, 2006, S. 101f<br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung<br />

Abb. 11: Catedral de San Cristobal von Innen<br />

(Quelle: Eigene Erhebung)<br />

9


<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong> Diaconu, Fleissner, Franta<br />

die Bauleitung an die spanische<br />

Kolonialregierung übergaben. Für die<br />

Gestaltung des Altars und der Fresken<br />

zeichneten sich die beiden italienischen<br />

Künstler Bianchini und Peruvani<br />

verantwortlich. Dieses Bauwerk ist allerdings<br />

auch dafür bekannt, der Aufbewahrungsort<br />

von den sterblichen Überresten Christof<br />

Columbus zu sein, ehe sie 1898 nach Santo<br />

Domingo überstellt wurden 24 . Nach<br />

Fertigstellung hatte die Diözese von<br />

<strong>Havanna</strong> ihren Sitz hier und als im Jahr 1788<br />

Abb 12. Catedral de San Cristobal von außen<br />

die Stadt zum Bischofssitz erhoben wurde, wurde (Quelle: Moritz der Valeriano) Kirche eine Kathedralen. Sie gilt als<br />

eine der ältesten Kirchen des amerikanischen Kontinents.<br />

Auf diesem Platz finden auch sich zahlreiche Kunstgalerien, die Werke von lokalen Künstlern<br />

ausstellen.<br />

Casa de Lombillo (7): Dieses Haus beherbergte bis Anfang des 20. Jhdt. die Post, was noch<br />

gut an dem steinernen Briefkasten zu erkennen ist, der die Form einer griechischen Maske<br />

hat. Erbaut wurde es im Jahr 1740 25 . Heute befindet sich hier das Oficina del Historiador de<br />

la Ciudad.<br />

Palacio de los Condes de Casa Bayona (8): Dieser Palast ist das älteste Gebäude am Platz, es<br />

stammt aus dem Jahr 1720. Es war der Sitz der Rumfabrik „<strong>Havanna</strong> Club“, heute findet sich<br />

hier das Museo de Arte Colonial 26 . Neben Möbel und Ausstellungen über Architektur kann<br />

man auch Panoramabilder der kreolischen Lebensart besichtigen. Eine Besonderheit stellt<br />

der Patio dar, der von toskanischen Säulen umsäumt wird 27 .<br />

Casa de Banos (9): An dieser Stelle befand sich schon seit dem 16. Jhdt. Eine Zisterne, die im<br />

19.Jhdt mit einem Badehaus überbaut wurde. Die Fassaden, die im neobarocken Stil<br />

gehalten sind, wurden allerdings erst 1931 nachträglich hinzugefügt 28 . Das Gebäude hat<br />

jedoch seine ursprüngliche Funktion verloren, heute sind hier nur noch ein Kunstladen und<br />

eine Kunstgalerie zu finden.<br />

Calle Tacon (10): Am Ende dieser Straße findet sich ein Souvenirmarkt, der Mittwoch bis<br />

Samstag geöffnet hat 29 .<br />

24<br />

Vgl. Baker, Corral Vega, 2007, S 64f<br />

25<br />

Vgl. Sainsbury, 2006, S 102<br />

26<br />

Vgl. Munderloh, Langenbrinck, 2008, S 157<br />

27<br />

Vgl. Sainsbury, 2006, S 102 ff<br />

28<br />

Vgl. Munderloh, Langenbrinck, 2008, S 157<br />

29<br />

Vgl. ebd. S 157<br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung<br />

10


<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong> Diaconu, Fleissner, Franta<br />

2.3. Plaza de San Francisco (11)<br />

Das zentrale Bauwerk auf dem asymmetrisch geschnittenen Platz ist die Basilica de San<br />

Francisco de Asis aus dem 16.Jh.(Ausblick<br />

vom Turm). Die übrigen Gebäude am Platz wurden<br />

bereits restauriert und beherbergen unter anderem<br />

30<br />

Bankinstitute und die alte Börse.<br />

Die Lonja del Comercio wurde 1909<br />

errichtet und<br />

fungiert heute noch als Handelssitz für ausländische<br />

Firmen<br />

e n<br />

war das Tor zum Hafen auf dem sich<br />

des Platzes befindet sich die Fuerte de Leones (1836), die nach dem Vorbild des<br />

eines reichen Cubaners<br />

31 und als Sitz der Brasilianischen<br />

Botschaft 32 . Dies Nutzunge zeugen davon, dass<br />

der Platz einst ein wichtiges Handelszentrum war,<br />

als Umschlagplatz von Waren und vor allem<br />

Sklaven.<br />

Der Platz<br />

Abb.: Plaza de San Francisco (Quelle: eigene<br />

sakrale Nutzung, städtisches Leben und Handel<br />

Erhebung)<br />

vereinten.<br />

In der Mitte<br />

Brunnens in der Alhambra in Granada (Spanien) gestaltet wurde. 33<br />

Das Convento de San Francisco de Asis wurde durch eine Spende<br />

1605 errichtet. In Folge wurde es durch einen Brand zerstört und 1737 wieder aufgebaut.<br />

Das Kloster war eine Missionsschule für Franziskanermönche, die von Kuba nach ganz<br />

Lateinamerika als Missionare aufbrachen 34 . Der Turm diente als Seezeichen und als Posten,<br />

um vor Piratenangriffen zu warnen. 35<br />

2.4. Plaza <strong>Vieja</strong> (12)<br />

Der<br />

Platz wurde im 16.Jhdt. angelegt und war bis 1835 ein Marktplatz, unter anderem auch<br />

für Sklaven. Trotz des Namens ist er<br />

nicht der älteste Platz der Stadt sondern<br />

wurde erst mit der Errichtung der Plaza<br />

Cristobal zum Plaza <strong>Vieja</strong> umgetauft.<br />

Die Tiefgarage, die<br />

unter dem Platz in<br />

den 50ern errichtet wurde, ist schon seit<br />

langem außer Betrieb<br />

und seit den 90er<br />

Jahren wurde der Platz Stück für Stück<br />

renoviert. Damit einhergehend wurde<br />

ein Springbrunnen erbaut. Die<br />

Häuser, die den Platz säumen, sind in<br />

den letzten Jahren saniert worden und<br />

bilden nun fast ein geschlossenes<br />

Ensemble gut erhaltener kubanischer Abb 13: Plaza <strong>Vieja</strong> (Quelle: eigene Erhebung)<br />

30<br />

Vgl. Munderloh, Langenbrinck, 2008, S. 161<br />

31<br />

Vgl. Baker ,2007, S 65<br />

32<br />

Vgl. McAuslan, 2005, S 146<br />

33<br />

Vgl. Munderloh, Langenbrinck, 2008, S. 162<br />

34<br />

Vgl. McAuslan, 2005 S. 146<br />

35<br />

Vgl. Herbst, 2007<br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung<br />

11


<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong> Diaconu, Fleissner, Franta<br />

Kolonialarchitektur mit den charakteristischen breiten Arkaden 36 .<br />

C amara Oscura (13) : An der nordwestlichen Seite des Platzes befindet sich die Camara<br />

Oscura, in der 360°‐Bilder von der Altstadt besichtigen kann, die von dem 35m hohen Turm<br />

geschossen wurden 37 .<br />

Casa de Jose Marti (14): Jose Marti (1853‐1895) war ein kubanischer Freiheitskämpfer, der<br />

tigen 38 aber über die Grenzen Kubas für ganz Lateinamerika von Bedeutung war. Er studierte in<br />

Madrid, als er nach Spanien ins Exil geschickt wurde, und verfasste mehrere Bücher, die in<br />

Kuba sehr populär sind. Nach seiner Rückkehr verwandte er seine gesamte Zeit auf den<br />

Kampf für die kubanische Unabhängigkeit. Kurzzeitig verbrachte er auch eine Weile in den<br />

USA. Er fiel gleich zu Beginn des 3. Kubanischen Unabhängigkeitskrieges 1895.<br />

In seinem Geburtshaus kann man Briefe, Manuskripte, Fotos und Bücher besich .<br />

F ototeca de Cuba:<br />

Hier befindet sich eine kleine Ausstellung kubanischer Fotografen 39 .<br />

Iglesia Paroquial de Espiritu Santo (15): Das ist die älteste noch stehende Kirche in <strong>Havanna</strong>,<br />

sie wurde 1640 gebaut. In der Krypta befindet sich eine Reihe von Gräbern 40 .<br />

Ig lesia y Convento de Nuestra Senora de la Merced (16): Dieses Kloster mit Kirche wurde<br />

1755 errichtet und im 19.Jhdt. umgebaut. Es gilt als das älteste Nonnenkloster <strong>Havanna</strong>s und<br />

ist bekannt für seine vergoldeten Altäre, Fresken und für seine alten Gemälde, sowie für<br />

seine beiden gut erhaltenen Kreuzgänge. Es ist Zentrum der afrokubanischen Gemeinde 41 .<br />

2.5. Calle Mercaderes 42 (16)<br />

Diese Straße gehört auch zu den<br />

am weitestgehend renovierten Straßen der Altstadt und<br />

beherbergt diverse Sehenswürdigkeiten:<br />

Museo de chocolate<br />

Casa de Simon Bolivar<br />

(Wohnung des venezolanischer Freiheitskämpfer für Unabhängigkeit<br />

des nördlichen Südamerika gegen die spanische Herrschaft)<br />

Maqueta del Centro Historico: detailgetreues Modell der Altstadt<br />

im Maßstab 1:500 (Haus<br />

Nr. 114)<br />

Museo del<br />

Tobaco (Tabakmuseum)<br />

Cruz Verde: An der Stelle an der sich früher die Stadttore<br />

befunden haben, wurden als Erinnerung diese grünen<br />

Kreuze aufgestellt. 43<br />

36<br />

Vgl. Baker, Corral Vega, 2007, S 69<br />

37<br />

Vgl. Sainsbury, 2006, S 104<br />

38<br />

Vgl. ebd, S 104; McAuslan, 2005 S 152f Abb.: Cruz Verde (Quelle: eigene Erhebung)<br />

39<br />

Vgl. Sainsbury, 2006, S 104<br />

40<br />

Vgl. Ebd S 105<br />

41<br />

Vgl. Ebd S 105, Munderloh, Langenbrinck, 2008, S 163<br />

42<br />

Vgl. Munderloh, Langenbrinck, 2008, S. 164<br />

43<br />

Vgl. Vortrag Heidi Pichler, Wien, 21.4.2009<br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung<br />

12


<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong> Diaconu, Fleissner, Franta<br />

2.6. Calle Obispo<br />

Die Calle Obispo beginnt<br />

an der Westseite der Plaza de Armas und ist eine Fußgängerzone,<br />

die<br />

quer durch die Altstadt bis zum Parque Central führt. Sie ist seit der Restaurierung eine<br />

beliebte Flaniermeile und wird gern als Beispiel gelungener Sanierung gesehen. In ihr findet<br />

man zahlreiche Geschäfte und Cafés in ehemals von amerikanischen Bankgesellschaften<br />

errichteten neoklassizistischen Gebäuden 44 .<br />

Hotel Ambos Mundos (18): Dieses Hotel gilt als Hemingways Zufluchtsort in <strong>Havanna</strong>. Er soll<br />

in einem der Zimmer angeblich Teile seines Buches über den spanischen Bürgerkrieg<br />

geschrieben haben („Wem die Stunde schlägt“). Ab 1932 verbrachte er hier zehn Jahre<br />

seines Lebens. „Sein“ Zimmer hatte die Nummer<br />

511 un d wird seit seinem<br />

Tod nicht mehr<br />

vermietet, wobei es jedoch besichtigt werden<br />

kann. Vom Dachrestaurant und der dort<br />

befindlichen Bar hat man einen schönen Ausblick<br />

über die Stadt 45 .<br />

El Floridita‐Bar (19): Eine von Hemingways<br />

Lieblings‐bars, die er regelmäßig ansteuerte. Die<br />

Bar ist jedoch<br />

auch für den erstmaligen Einsatz<br />

Abb 14: El Floridita‐ Bar (Quelle: Moritz Valeriano)<br />

von<br />

geschabtem Eis bekannt, das ein Kellner zum<br />

Mixen eines Frozen Daiquiris i n den 20er‐Jahren benutzt<br />

hat.<br />

Zehn Jahre später kam Hemingway und für ihn wurde der Cocktail „Hemingway Special“<br />

geschaffen, der aus Rum mit Grapefruit‐ und Zitronensaft sowie gestoßenem Eis gemixt<br />

wird. Die Legende sagt, dass<br />

er in einer seiner Sitzungen 13 Doppelte getrunken habe.<br />

Heute wird diese Bar fast ausschließlich von Touristen frequentiert 46 .<br />

2.7. Capitolio (20)<br />

Das Capitolio wurde nach dem Vorbild des<br />

amerikanischen<br />

Capitols und wurde 1929<br />

fertig gestellt. Gekrönt wird das Gebäude<br />

von einer Stahlskelettkuppel,<br />

die dem<br />

Pantheon in Rom nachempfunden wurde.<br />

Die Bauzeit betrug drei Jahre und die<br />

Kosten beliefen sich auf 17 Mio. US$. 47<br />

Abb. 15: Capitolio (Quelle: eigene Erhebung)<br />

Im Inneren des Gebäudes befindet sich im Boden der<br />

Eingangshalle ein in Gold gefasster 24‐karätiger<br />

Diamant, der<br />

„Stern von Cuba“. Dieser Punkt markiert<br />

den Null‐Kilometer<br />

der<br />

Autobahn nach Santiago. Dominiert wird der Raum von<br />

einer 17m hohen und 40t schweren, vergoldeten<br />

Bronzestatue „La Republica“<br />

44<br />

Vgl. McAuslan, 2005, S 145<br />

45<br />

Vgl. Munderloh, Langenbrinck,2008, S 164f<br />

46<br />

Vgl. Sainsbury 2007, S 142<br />

47<br />

Vgl. Ebd. S 106<br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung<br />

Abb. 16: La Republica (Quelle: eigene Erhebung)<br />

13


<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong> Diaconu, Fleissner, Franta<br />

Ursprünglich war das Gebäude der Sitz des Senats und des Repräsentantenhauses. Heute ist<br />

dort die Akademie der Wissenschaften und das Museo Nacional de Historia Natural<br />

untergebracht. 48<br />

2.8. Museo de la Revolución / Memorial Granma (21)<br />

Abb. 17: Museo de la Revolution (Quelle:<br />

eigene Erhebung)<br />

2.9. Museo Nacional de Bellas Artes (22)<br />

Das Museo de la Revolución ist im ehemaligen<br />

Präsidentenpalast des Diktators Batista untergebracht,<br />

der 1920 von Paul<br />

Belau und Carlos Maruri erbaut<br />

wurde und behandelt die politische Geschichte Kubas.<br />

In der Eingangshalle sind in der Wand über der Stiege<br />

noch Einschusslöcher zu sehen, die von dem Versuch<br />

1957 Batista zu stürzen stammen.<br />

Castro und seine<br />

rt<br />

49<br />

Das Memorial Granma is Teil des Museo de la<br />

Revolución. Bewt von Paradesoldaten ist hier die Yacht<br />

Granma ausgestellt mit der Fidel<br />

Verbündeten 1956 aus Mexiko auf Cuba ankamen. 50<br />

(82 Revolutionäre kamen auf diesem für nur 25<br />

Personen gebauten Freizeitschiff, auf dem außerdem<br />

zusätzliche Benzintanks für die lange Überfah<br />

installiert wurden, siehe auch Kapitel 1)<br />

Das<br />

Museum besteht aus zwei Teilgebäuden. Dem Centro Asturiano einerseits, das nach<br />

dem Vorbild der pariser Oper erbaut wurde und Kunstwerke aus der ganzen Welt<br />

beherbergt. Andererseits aus dem Palacio de Bellas Artes, das kubanische Kunst zeigt.<br />

2.10. Gran Teatro de La Habana (23)<br />

Das prunkvolle Gebäude wurde 1915<br />

erbaut, jedoch befand sich hier schon seit<br />

1838<br />

ein Theater, der « Social Club » im<br />

Centro Gallego. Der Saal im heutigen<br />

Gebäude hat ein Fassungsvermögen von<br />

2000 Personen und ist einer der größten in<br />

Lateinamerika. Es ist Heimat des<br />

kubanischen Nationalballets, das seine<br />

Popularität der Gründerin Alicia Alonso<br />

verdankt, einer lebenden Legende. Au ch die<br />

kubanische Oper ist hier zu Hause 51 .<br />

48 Vgl. Herbst, 2007<br />

49 Vgl. Baker 2007 S 73‐74<br />

50 Vgl. Herbst, 2007<br />

51 Vgl. Munderloh, Langenbrinck, 2008, S 184<br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung<br />

Abb. 18: Gran Teatro de La Habana (Quelle: eigene Erhebung)<br />

14


<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong> Diaconu, Fleissner, Franta<br />

2.11. Hotel Inglaterra (24)<br />

Das Hotel Ingalterra ist eines der vornehmsten und ältesten der Stadt. Jose Marti hielt hier<br />

eine Unabhängigkeitsrede im Jahr 1879. Später stiegen hier hauptsächlich US‐ Journalisten<br />

ab,<br />

die über den Unabhängigkeitskrieg berichteten. Schöne Bar.<br />

2.12. Parque Central (25)<br />

Nach der Schleifung der<br />

Befestigungsanlagen<br />

<strong>Havanna</strong>s wurde der<br />

ehemals winzige Parque<br />

Central auf seine heutige<br />

Größe erweitert. Im Zentrum<br />

befindet sich eine Statue von<br />

Abb. 19: Parque Central (Quelle: eigene Erhebung) Jose Marti, die von<br />

28<br />

Palmen umgeben ist und das<br />

erste Denkmal dieses<br />

Freiheitskämpfers in Kuba war.<br />

Es wurde im Jahr 1905<br />

fertiggestellt. In der „esquina caliente“ treffen sich die<br />

Baseballfans<br />

diskutieren<br />

der Stad t,<br />

um über aktuelle Spiele zu<br />

52 .<br />

2.13. Paseo de Marti (26)<br />

Obwohl der offizielle Name Paseo de Marti lautet, wird diese<br />

Prachtstraße von den Kubanern meist einfach nur Prado<br />

genannt.<br />

Der Bau dieses Boulevards begann 1770 und war im<br />

Jahr 1830 abgeschlossen. In der Mitte verläuft eine großzügige<br />

Fußgängerpromenade, die auf beiden Seiten von je einer<br />

Baumreihe gesäumt wird. Der prunkvollere Teil erstreckt sich<br />

vom Parque Central bis zum Malecón hin. Gleichzeitig wurde<br />

auch der ursprüngliche Parque Central gebaut. 1928 fügte<br />

man die Löwenköpfe hinzu, die die Promenade zieren 53 .<br />

2.14. Sanierung der Altstadt<br />

Nach de r Machtübernahme 1959 durch Fidel Castro war das<br />

Hauptanliegen der Regierung die Schaffung sozialer<br />

Einrichtungen<br />

und die Linderung der materiellen Not der<br />

Menschen. Die meisten Investitionen wurden am Land<br />

getätigt, um den über die Jahre entstandenen Stadt‐Land‐<br />

Gefälle entgegenzuwirken. Auf den Erhalt und die<br />

Renovierung der Gebäude in La Habana wurde wenig Wert<br />

52 Vgl. Sainsbury, 2006, S 107<br />

53 Vgl. ebd. S 109 f; McAuslan, 2005, S 154f<br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung Abb.20‐ 22: Sanierte und unsanierte Straßen<br />

in Habana vieja (Quelle: eigene Erhebung)<br />

15


<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong> Diaconu, Fleissner, Franta<br />

gelegt. Im Gegenteil wurde dies sogar als Maßnahme verwendet den stetigen Zustrom nach<br />

La Habana einzudämmen, da die verfallenen Häuser den Reiz schmälerten. Zusätzlich musste<br />

nachgewiesen werden, dass man einen Arbeitsplatz in der Stadt besaß, um nach La Habana<br />

ziehen zu dürfen. D ies hatte zur Folge, dass durch den geringeren Zustrom, weniger<br />

Wohnungsnot entstand und La Habana heute eine der wenigen lateinamerikanischen Städte<br />

ohne Slums ist. Andererseits führte aber illegaler Zuzug aufgrund der strengen Auflagen zu<br />

einer Überbelegung der bestehenden Wohnungen.<br />

Ein zusätzliches Problem der Altstadt ist, dass die wohlhabende Bevölkerung aus der Altstadt<br />

in Villenvororte gezogen ist und somit der Investitionsdruck<br />

im Casco historico geschmälert<br />

wurde. Dies hat zur Folge, dass zwar einerseits die alten Gebäude erhalten blieben, aber sich<br />

deren Zustand zunehmend verschlechterte.<br />

Auch der Bauboom der 60er Jahre blieb in <strong>Havanna</strong> aus, weshalb die historisch bedeutenden<br />

Bauten nicht abgerissen und durch funktionale<br />

Neubauten ersetzt wurden, wie dies in vielen<br />

anderen Städten der Welt der Fall war.<br />

Allerdings ist die Situation heute so akut, dass dringend Restaurierungsarbeiten erforderlich<br />

sind.<br />

Zuständig für die Planung und Umsetzung der<br />

Stadterneuerung<br />

in <strong>Havanna</strong> sind diverse Institutionen:<br />

Einerseits di e Expertengruppe für Stadtentwicklung (GDIC –<br />

Gruppo para el Desarrollo Integral de la Capital), die eine<br />

beratende Funktion, als Bindeglied zwischen<br />

unterschiedlichen Planungsinstitutionen der Stadt inne hat<br />

und nach Regierungsauf trag auf gesamtstaatlicher Ebene<br />

arbeitet. Eine weitere Institution, die für die Stadterneuerung<br />

zuständig ist, ist die Verwaltungsinstanz Dirección Provincial<br />

de Planificación Física, Arquitectura y Urbanismo (DPPFAU),<br />

die auf provinzieller Ebene die Planungsaufgaben übernimmt.<br />

Sie legt Zonierungen der Innenstadt fest anhand deren<br />

unterschiedlichen Anforderungen sich die Altstadtsanierung<br />

orientieren soll. Dies sind: Zona de Turismo‐ Recreación (Zone<br />

Abb. 23: Calle Mercaderes (Quelle: eigene<br />

des Tourismus, Erholung und Freizeit), Zonas de Centro Erhebung)<br />

(zentrale Zone Geschäfts‐ und Dienstleistungsbereiche), Zonas<br />

de Valor y Zonas de Excepcional Valor (Wertvolle und außergewöhnlich<br />

wertvolle Gebiete)<br />

und Zona de Alto Valor (Hochwertiges Gebiet). Speziell für den Stadtbezirk Habana <strong>Vieja</strong> die<br />

Oficina del Historiador de La Ciudad de La Habana (OHCH). Diese Institution hat den Auftrag<br />

54<br />

die Planung und Durchführung von Sanierungsprojekten in der Altstadt zu gewährleisten.<br />

Mit dem Gesetz der Monumentos históricos, arquitectónicos y arquelógicos (Gesetz über<br />

historische, architektonische und archäologische Monumente) wurde 1939 der Grundstein<br />

für die Definition und Erhalt von schutzwürdigen Kulturbauten gelegt.<br />

, dazu zählen unter<br />

55<br />

1967 wurden erste Restaurierungsarbeiten getätigt, allerdings beschränke sich dies auf<br />

historisch‐kulturelle und touristisch bedeutende Repräsentationsbaute<br />

anderem die ehemaligen Residenzen der Kolonialherren (rund um die Plazas der Altstadt)<br />

und die Festungsanlagen. 56 1987 wurde das historische Zentrum zum nationalen Denkmal<br />

erklärt. 57<br />

54<br />

Vgl. Schreiner 2006 S. 22<br />

55<br />

Vgl. Ebd. S. 25<br />

56<br />

Vgl. Vortrag Historiador, <strong>Havanna</strong>,<br />

14.5.2009<br />

57<br />

Vgl. del Castillo del Prado<br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung<br />

16


<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong> Diaconu, Fleissner, Franta<br />

1982 wurde La Habana zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt und unterstützt von der<br />

Revolutionsführung wurde mit der Restaurierung der Altstadt begonnen.<br />

hwung. Er erhielt<br />

58<br />

ierungsbedürftig<br />

ren uns somit auch das Restaurierungsprojekt auf<br />

1993 62 Mit den Sanierungsprogrammen wurde im inneren Kreis der Altstadt, auf einer Fläche von<br />

4km², in dem nur 15% der bestehenden Gebäude erhalten, 46% renov<br />

waren und 38% grundsaniert werden mussten, begonnen. Danach wollte man auch die<br />

äußeren Teile der Altstadt sanieren mit insgesamt 3.441 Häusern<br />

die Genehmigung das Unternehmen Habaguanex mit<br />

59 . Geplant war die<br />

Fertigstellung dieses Projektes bis 2000. 60<br />

Allerdings wurden mit Beginn der Wirtschaftskrise 1989/90, er periodico especial, alle nicht<br />

unbedingt notwendigen Ausgaben eingefro<br />

Eis gelegt. 61<br />

Erst durch den Stadthistoriker Eusebio Leal Spengler bekam das Stadtrenovierungsprojekt<br />

wieder Aufsc<br />

einem eigenen Etat zu gründen, das sich der Sanierung der Altstadt widmet. Weitere<br />

Einnahmen erhält das Unternehmen aus Devisen von Touristen, die in Hotels in der Altstadt<br />

wohnen, in der Altstadt essen, etc. Diese werden von Habaguanex eingenommen, wodurch<br />

mehrere Millionen Doller pro Jahr für die Restaurierungen akquiriert werden können.<br />

Zusätzlich zu diesen Tourismuseinnahmen wurde Kapital durch Kooperationen mit<br />

ausländischen Investoren angeworben. 63<br />

58<br />

Vgl. del Castillo del Prado.<br />

59<br />

Vgl. Abb 24<br />

60<br />

Vgl. Drekonja‐Kornat 2007 S. 25<br />

61<br />

Vgl. ebd. S. 26<br />

62<br />

Vgl. Lasansky , McLaren 2004 S 169 Abb. 24: Bauzustand Gebäude Habana vieja (Quelle: Stadterneuerung)<br />

63 Vgl. Drekonja‐Kornat 2007 S. 26<br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung<br />

17


<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong> Diaconu, Fleissner, Franta<br />

3. Was geschieht in Kuba, falls die US Amerikanische Blockade<br />

aufgehoben wird?<br />

Ob die Brüder Castro, die Abschaffung des US‐amerikanischen Handelsembargos noch<br />

erleben werden, mag zumindest aus biologischer altersbedingter Sicht angezweifelt werden.<br />

Dennoch steht Kuba vor einem komplexen wirtschaftlichen und politischen Reformprozess.<br />

Nach wie vor jedoch, gibt die alte Garde der Revolutionäre, die politische und wirtschaftliche<br />

Führung des Landes vor. Das man den neuen jungen Köpfen Kubas, noch nicht ganz die<br />

obersten Führungsetagen anvertraut, kann man auch daran erkennen, dass Bsp. ein<br />

siebenundsiebzigjähriger (Jose Raman Machado Ventura) zum Neuen ersten Vize, von der<br />

kubanischen Führung ernannt worden ist. 64<br />

Diese strategische politische Besetzung verdeutlicht den Umstand, dass nachwievor die<br />

„Alten Revolutionäre“ die Fäden in der Hand halten.<br />

Mit der Wahl des neuen US Präsidenten Barack Obama, schöpft die kubanische Bevölkerung<br />

neue Hoffnung, dass die US Blockade endlich aufgehoben wird. Diese aus meiner Sicht<br />

höchst berechtigte Hoffnung der kubanischen Bevölkerung, ist jedoch realpolitisch nur sehr<br />

schwierig umsetzbar. Warum?<br />

Der sogenannte Helms‐Burton Act oder auch der sogenannte „Cuba Liberty and Democratic<br />

Solidarity Act“ aus dem Jahre 1996 wurde im Rahmen der Wirtschaftsblockade‐Politik der<br />

USA gegen Kuba im Zuge einer Senat‐Sitzung am 12. März 1996 erlassen. Mit der<br />

Unterschrift des damaligen US‐Präsidenten Bill Clinton trat am 16. Juli 1996 Jahres dieses<br />

ungerechtfertigte Gesetzt in Kraft. Mit tatkräftiger Unterstützung des Bacardi Clan, der für<br />

wesentliche Teile des Helms Burton Gesetz verantwortlich ist, wurden die Sanktionen gegen<br />

Kuba auch weiterhin ungerechterweise verschärft. 65<br />

Das sind einige der Sanktionen des Helms‐Burton Acts:<br />

� § 101 ‐ Politische Erklärung Abschnitt I ‐ Verschärfung der internationalen Sanktionen<br />

gegen die Castro‐ Regierung<br />

� § 102 ‐ Bekräftigung des Handelsembargos gegen Kuba<br />

� § 103 ‐ Verbot der indirekten Finanzierung von Kuba<br />

� § 104 ‐ Opposition der Vereinigten Staaten gegen eine kubanische Mitgliedschaft in<br />

internationalen Finanzinstitutionen<br />

� § 105 ‐ Opposition der Vereinigten Staaten gegen die Beendigung des Ausschlusses<br />

der kubanischen Regierung von der Teilnahme an der Organisation der Vereinigten<br />

Staaten<br />

� § 106 ‐ Unterstützung der kubanischen Regierung durch unabhängige Staaten der<br />

früheren Sowjetunion<br />

� § 107 Fernsehübertragung nach Kuba<br />

� § 109 ‐ Bevollmächtigung zur Unterstützung demokratischer und<br />

Menschenrechtsgruppen und internationaler Beobachter<br />

� § 110 ‐ Import‐Sicherheitsbestimmungen gegen kubanische Produkte 66<br />

64 Vgl. Hoffmann 2008, S 1<br />

65 Vgl. Ospina, 2006<br />

66 Vgl. http://www.cuba‐si.de/kuba‐direkt/blockade/helms‐burton.html (Zugriff: am 3.6.2009)<br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung<br />

18


<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong> Diaconu, Fleissner, Franta<br />

Trotz all den berechtigen Optimismus durch die Wahl des neuen US‐amerikanischen<br />

Präsidenten Barack Obama, sollte man den äußert wichtigen Umstand Beachtung schenken,<br />

der besagt, dass der Helms‐Burton Act nur durch die einwillige Zustimmung des<br />

amerikanischen Kongresses aufgehoben werden kann. Konkret bedeutet dieser Umstand,<br />

dass beide politische Lager der USA, also die Demokraten sowie die Republikaner einstimmig<br />

einwilligen müssen.<br />

Sollte die US‐amerikanische Handelsblockade gegen Kuba aufgehoben werden, würden<br />

weitere liberale wirtschaftliche Maßnahmen eingeleitet werden. Bereits bei seiner<br />

Antrittsrede verkündete Raul Castro eine zukunftsorientierte Reformagenda an. So sollten<br />

sich Bsp. kleingewerbliche Tätigkeiten, die derzeit nach wie vor nur auf den Schwarzmarkt<br />

stattfinden ausgeweitet werden. Das größte Problem der kubanischen Regierung, dass<br />

meiner Ansicht nach, auch nicht nur durch die einfache Aufhebung der Blockade zu lösen<br />

sein wird, ist die doppelte Währungspolitik im Lande. Schon seit einigen Jahren, verkündet<br />

die kubanische Regierung, dass an einer Aufwertung des kubanischen Pesos gearbeitet wird.<br />

Bis heute ist allerdings nichts geschehen. Das Währungsproblem ist akuter denn je und wird<br />

demnach auch noch längere Zeit in Anspruch nehmen, bis die geeigneten Lösungen<br />

gefunden werden. Eine weitere aufschlussreiche Verkündigung Raul Castros war, dass das<br />

Ein‐Parteien‐System Kubas auch zukünftig nicht zur Debatte stehen wird. Demnach wird eine<br />

wirtschaftliche Öffnung nach chinesischem Modell befürwortet und auch angestrebt. Der<br />

Vergleich Kubas mit China, mag auf den ersten Blick etwas gemeinsam haben. Wirtschaftlich<br />

gesehen sind die beiden Länder jedoch Meilensteine voneinander entfernt. Von der Größe<br />

der nationalen Ökonomie gar nicht erst zu sprechen und auch die Einbindung Kubas in die<br />

Weltwirtschaft ist mit derer Chinas nicht vergleichbar. 67<br />

So verweist Bsp. der Lateinamerika Expert Hoffmann Bert auf den wichtigen Umstand, dass<br />

Kuba im Vergleich zu China keinen Binnenmarkt von einer Milliarde Menschen vorweisen<br />

kann. Nach wie vor ist Kuba eine außenhandelsabhängige Wirtschaft. 68<br />

Man sollte jedoch auch den bereits vollzogenen Reformen Beachtung schenken, auch wenn<br />

sie vielleicht nach wie vor zu langsam verlaufen.<br />

Da wäre Bsp. die teilweise Öffnung von Bauernmärkten und die Wiederbelebung der<br />

landwirtschaftlichen vorhandenen Ressourcen. Sinnvoll ist es, wenn diese Bestrebungen<br />

noch stärker in den Vordergrund treten, als sie dies derzeit tun. Die Umsetzung von<br />

Reformen, vor allem im Agrarbereich sollten ebenfalls angekurbelt werden.<br />

Vor allem im landwirtschaftlichen Bereich ist genügend Potenzial vorhanden. Die<br />

bürokratischen Entscheidungsformen in den verschiedensten wirtschaftlichen und<br />

politischen Bereichen Kubas sollten stark gelockert werden, will man konkurrenzfähiger<br />

agieren.<br />

Besonders ausländische Firmen werden sich nach der Aufhebung der Blockade in den<br />

verschiedensten Bereichen engagieren und vor allem werden sie investieren. Es ist allgemein<br />

bekannt, dass Kuba über große Erdölvorkommen verfügt. Europäische und kanadische<br />

Firmen kämpfen bereits um die Poleposition in den kubanischen Gewässern. Viele US‐<br />

amerikanische Firmen wollen demnach baldigst auf Kuba investieren. Nationale<br />

amerikanische Interessen würden daher zu einer intensiven Zusammenarbeit mit den USA<br />

führen. Dieses Szenario wird wahrscheinlich auch eintreten.<br />

Ein anderer wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang, zumindest aus kubanischer Sicht, ist<br />

derjenige, wie sich die kubanische Regierung im Falle einer Aufhebung der Blockade ihre<br />

67<br />

Vgl. Hoffmann, 2008, S.4.<br />

68<br />

Vgl. ebd.<br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung<br />

19


<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong> Diaconu, Fleissner, Franta<br />

Legitimität weiterhin bewahren wird. Da das Feindbild Nummer eins, die USA, nicht mehr zur<br />

Verfügung steht, wird es aus kubanischer Sicht nicht mehr so einfach sein, die<br />

wirtschaftlichen Missstände im Lande nur damit zu begründen.<br />

Viele Szenarien sind demnach nach der Aufhebung des US – Handelsembargos in diesem<br />

sozialistischen Land möglich. Fidel Castro scheint selbst die beste Antwort auf all diese<br />

Perspektiven gegeben zu haben:<br />

„Revolution heißt all das zu verändern, was verändert werden muss“ (Fidel Castro)<br />

Was die mit einer Öffnung einhergehenden Veränderungen für die Stadtentwicklung<br />

<strong>Havanna</strong>s, das Verhältnis zwischen Zentrum und Peripherie und für die Peripherie selbst<br />

bedeuten, wird in den folgenden Kapiteln näher erläutert.<br />

3.1. Auswirkungen auf das Zentrum ‐ Peripherie Gefüge<br />

Die derzeitigen Beziehungen zwischen dem Zentrum und der Peripherie sind nur bedingt<br />

existent. Am Beispiel von <strong>Havanna</strong> wird deutlich, dass sich die Entwicklungsbestrebungen<br />

vorwiegend auf das Zentrum und die bestehenden Stadtstrukturen konzentrieren. Mit dem<br />

Umland der Stadt selbst gibt es eher weniger Beziehungen. Handelsbeziehungen und somit<br />

Kapitals‐ und Warenströme finden vorwiegend im Zentrum und mit anderen Zentren in der<br />

Region statt (Beispielsweise Pinar del Rio). Die Peripherie der Stadt wird kaum eingebunden,<br />

denn wie auf der Exkursion in diversen Vorträgen erklärt wurde, möchte man eine<br />

Ausdehnung der Stadt und somit die Bildung von Subzentren in der Peripherie vermeiden.<br />

Erklärt anhand des Zentrum – Peripherie Modells von Friedmann 69 befinden sich neben<br />

<strong>Havanna</strong> aber auch andere Zentren, wie beispielsweise<br />

Pinar del Rio, in Stufe 2 – Dominanz einer einzigen<br />

Metropole.<br />

Mit einem Aufheben der Blockade durch die USA wird,<br />

wie bereits erwähnt, die Wirtschaft einen Aufschwung<br />

erleben. Exportbeziehungen werden ausgebaut werden<br />

und damit wird auch die Zentrum–Peripheriestruktur<br />

einer Änderung unterliegen.<br />

Einerseits kann angenommen werden, dass es zu einem<br />

Aufschwung und Ausbau der Wirtschaft kommen wird<br />

und, dass sich industrielle und betriebliche<br />

Ansiedelungen im Zentrum aber vor allem auch in der<br />

Peripherie, im Stadtumland vermehren werden. Es<br />

werden sich Subzentren bilden und das Umland wird in<br />

die Wirtschaftsbeziehungen eingebunden werden. Damit<br />

wird sich die Struktur in Richtung der Stufe 3 wandeln.<br />

Fasst<br />

man den Peripheriebegriff weiter und betrachtet<br />

nicht nur die Stadt und ihr Umland, sondern die Stadt<br />

und die Region, so wird deutlich dass in diesem Gefüge<br />

bereits Stufe 3 erreicht ist, mit <strong>Havanna</strong> als Zentrum und<br />

69 Vgl. Giffinger, Kramar; VO Theorie der Siedlungsentwicklung, TU Wien, WS 2007/08<br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung<br />

Abb. 25: Zentrum‐Peripherie Modell (Quelle: Giffinger,<br />

Kramar; VO Theorie der Siedlungsentwicklung, TU Wien, WS<br />

2007/08)<br />

20


<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong> Diaconu, Fleissner, Franta<br />

beispielsweise Pinar del Rio als Subzentrum in der Peripherie.<br />

Durch den Aufschwung der Wirtschaft<br />

werden die bestehenden Zentren, vor allem <strong>Havanna</strong>,<br />

ihre Vormachtstellung im Wirtschaftskreislauf ausbauen können. Es ist anzunehmen, dass<br />

sich Kapital und Wissen vor allem in den Städten und somit in den übergeordneten Zentren<br />

konzentrieren wird. Durch die Betriebsansiedelungen, die sich zuerst in den Zentren<br />

konzentrieren werden, steigen auch der Bedarf und die Verfügbarkeit an Arbeitsplätzen. Ein<br />

Zuzug in die Stadt von Arbeitskräften aus der Peripherie und ein Wachstum der Stadt (des<br />

Zentrums) ist daher die logische Schlussfolgerung. Eine detailliertere Beschreibung der<br />

Entwicklung im Zentrum folgt in Kapitel 3.<br />

Um einem Bedeutungsverlust der Peripherie<br />

entgegenzuwirken und auch die Subzentren zu<br />

stärken und die Beziehungen zwischen den Zentren auszuweiten ist es nötig entsprechende<br />

Maßnahmen zu setzen. Ohne ein Zutun liegt die Vermutung nahe, dass die Peripherie und<br />

deren Wirtschaft, deren Schwerpunkt vor allem in der Landwirtschaft liegt, an Bedeutung<br />

verlieren wird und eine Landflucht der Bevölkerung stattfinden wird, die in den Zentren auf<br />

bessere Arbeit und Lebensbedingungen hoffen. Die Disparitäten zwischen der Stadt und dem<br />

Land werden steigen, entgegen den Bemühungen der Revolutionsregierung, die in den<br />

letzten Jahrzehnten diesen Gegensatz geschmälert hat. Die Vorgänge in der Region werden<br />

in Kapitel 4 noch näher erläutert.<br />

Allerdings ist bei all den getroffenen<br />

Entwicklungsszenarien und Annahmen immer zu<br />

bedenken, dass in Kubas sozialistischem System die Einflussnahme des Staates auf derartige<br />

Tendenzen und Entwicklungen enorm groß ist und dieser in hohem Maße lenkend eingreifen<br />

kann. Da es keine privaten Unternehmen und keine freien Märkte gibt, ist es daher fraglich,<br />

inwieweit der Staat derartige Entwicklungen zulässt.<br />

3.2. Auswirkungen auf die innere Stadtentwicklung <strong>Havanna</strong>s<br />

Für<br />

die Stadtentwicklung <strong>Havanna</strong>s wird die Aufhebung der Blockade weitreichende<br />

Veränderungen bringen. Einerseits können direkte Effekte auf die Stadt erwartet werden,<br />

die sich durch das Hereinlassen von ausländischem Kapital in den lokalen Immobilienmarkt<br />

ergeben, andererseits schlagen sich die Veränderungen in den ländlichen und peripheren<br />

Regionen Kubas indirekt auf die weitere Stadtentwicklung durch.<br />

Bei<br />

den folgenden Ausführungen wird davon ausgegangen, dass nach dem Fallen der<br />

Blockade auch seitens der kubanischen Regierung Schritte unternommen werden, die<br />

Kapitalströme vom und ins Ausland zu erleichtern, was auch mit Liberalisierungen auf dem<br />

Immobilienmarkt einhergeht, wie beispielsweise die Anpassung des Eigentumsbegriffs an<br />

westliche Standards.<br />

Die<br />

Liberalisierung des Immobilienmarktes wird auch dem Staat Kuba ein wichtiges Anliegen<br />

sein, um dadurch die Restaurierung des Großteils desolaten Wohnungsbestandes zu<br />

beschleunigen, da dem Staat hierzu die Ressourcen fehlen, wie am derzeitigen Zustand zu<br />

sehen ist. Allerdings müssen für eine Liberalisierung vom Staat Regeln aufgestellt werden,<br />

um die weitere Entwicklung in geordnete Bahnen zu lenken und Fehlentwicklungen<br />

weitgehend zu verhindern. Ein wichtiges Regulierungsinstrument, das nötig wird, sind<br />

präzise Bebauungsvorschriften. Im Zusammenhang mit einem Entwicklungsplan, der<br />

Schwerpunkte setzt und Vorgaben der Entwicklungsrichtung enthält, kann die einsetzende<br />

rasante Bautätigkeit besser kontrolliert werden. Sinnvoll ist es, die bestehenden<br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung<br />

21


<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong> Diaconu, Fleissner, Franta<br />

Nachbarschaftszentren in <strong>Havanna</strong> als Anlaufstellen für die Bürger auszubauen, um<br />

zumindest eine minimale Bürgerbeteiligung am Stadtplanungsprozess zu ermöglichen.<br />

Trotz<br />

dieser Steuerungsinstrumente kann wahrscheinlich nicht verhindert werden, dass sich<br />

die Bautätigkeit des privaten Kapitals nur auf verwertbare Lagen und Stadtviertel<br />

konzentrieren wird, wie zum Beispiel entlang des Malecón oder in Habana <strong>Vieja</strong>. Andere<br />

Stadtviertel können von dem Investitionsschub nicht profitieren und werten im Vergleich zu<br />

den anderen noch weiter ab, sodass sich benachteiligte Stadtviertel entwickeln, die<br />

Kristallisationspunkte von sozialen Problemen werden, in denen sich die armen<br />

Bevölkerungsschichten konzentrieren, die von der Öffnung nicht profitiere n können.<br />

In Lagen, die nahe an Habana <strong>Vieja</strong> liegen, ist zu erwarten, dass in die renovierten Gebäude<br />

bzw. auf den Grundstücken der abgerissenen Gebäude Hotels errichtet werden und die<br />

ursprüngliche Wohnbevölkerung vertrieben wird. Ähnliche Prozesse sind für renovierte oder<br />

neu errichtete Wohngebäude in guten Lagen zu erwarten, wo sich die sozial besser<br />

gestellten Bevölkerungsschichten niederlassen werden und die ehemaligen Bewohner<br />

verdrängt werden. Durch diesen Gentrifizierungsprozess werden sich die Stadtviertel weiter<br />

ausdifferenzieren und die Benachteiligung von Stadtvierteln und von großen<br />

Bevölkerungsschichten weiter gefördert. Man<br />

kann davon ausgehen, dass in den renovierten Gebäuden und den Neubauten die<br />

Wohnfläche pro Bewohner zunimmt, was in weiterer Folge in einer geringeren<br />

Einwohnerdichte resultiert. Die sinkende Dichte jedoch erfordert ein e massive<br />

Neubautätigkeit, d a bereits jetzt nicht ausreichend Wohnraum vorhanden ist. Die<br />

gentrifizierten Bevölkerungsschichten werden in die benachteiligten Stadtviertel abwandern<br />

müssen oder konzentrieren sich in Slums am Stadtrand mit fehlender Infrastruktur und<br />

mangelnder Versorgung. Die soziale Polarisierung und die institutionenbasierte<br />

Segregation s u<br />

70 nehmen also tark z .<br />

Verstärkt<br />

wird dieser Prozess noch durch die in Kapitel 4 beschriebenen Veränderungen in<br />

den ländlichen Regionen, die einen Zuzug von Menschen auf der Suche nach Arbeit bewirken<br />

und das Wohnungsproblem noch einmal verschärfen.<br />

Fraglich<br />

bleibt auch, ob Kuba trotz seines extrem niedrigen Lohnniveaus aus dem<br />

Humankapital der gut gebildeten Bevölkerung Vorteile ziehen kann oder ob es als<br />

Niedriglohnland endet mit verlängerten Werkbänken. Zweifelsohne werden sich diverse<br />

Fabriken in der Umgebung von <strong>Havanna</strong> ansiedeln, die billige Arbeitskräfte benötigen.<br />

Der<br />

Tourismus stellt für <strong>Havanna</strong> nicht nur eine große Chance dar, sondern birgt auch<br />

Risiken, die die Stadtentwicklung nachhaltig negativ beeinflussen können. <strong>Havanna</strong> hat mit<br />

seiner reichhaltigen Geschichte, seinen zahlreichen Prunkbauten und den vielen alten, mehr<br />

oder weniger gut erhaltenen Gebäuden viel Potential für den Städtetourismus und den<br />

Kulturtourismus. Allerding ist zu erwarten, dass nach dem Ende der Blockade eine Menge an<br />

Touristen nach <strong>Havanna</strong> strömt, für die die städtische Infrastruktur nicht ausgelegt ist,<br />

beispielsweise Wasserver‐ und entsorgung oder der Verkehr.<br />

70 Vgl. Giffinger, Kramar Skript VO Theorie der Siedlungsentwicklung, TU Wien, WS 2007/08<br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung<br />

22


<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong> Diaconu, Fleissner, Franta<br />

Der<br />

Verkehr stellt für <strong>Havanna</strong> gleich auf mehreren Ebenen ein Problem dar. Das öffentliche<br />

Verkehrssystem ist mangelhaft und für eine Stadt dieser Dimension zu wenig leistungsfähig.<br />

Wichtig wären die Wiedererrichtung der Straßenbahn und eine Verdichtung der Intervalle<br />

auf allen Buslinien, um gegenüber dem Pkw weiter ein konkurrenzfähiges Angebot zu haben.<br />

Das ist auch wichtig, da durch den zunehmenden Wohlstand, den sich ändernden<br />

Präferenzen gewisser Bevölkerungsgruppen und den Wegfall von Zollschranken die<br />

Verfügbarkeit von Pkw steigt und somit die Anzahl von Pkws pro 1000<br />

Einwohner, was zu<br />

massive Verkehrsproblemen und steigender Umweltbelastung führen wird.<br />

Doch auch für das tägliche Leben der Habanieros bedeutet die Verkehrszunahme<br />

eine<br />

Veränderung, da sich dadurch ihr Bewegungsradius im öffentlichen Stadtraum einschränkt.<br />

Derzeit wird die Straße zum erweiterten Wohnraum gezählt, da es an ausreichend Grün‐ und<br />

Erholungsflächen mangelt. Kinder spielen auf den wenig befahrenen Straßen, man sitzt vor<br />

den Hauseingängen auf der Straße. Bei steigendem Verkehr ist der Straßenraum für solche<br />

Tätigkeiten kaum noch nutzbar.<br />

Der<br />

Fall der Blockade löst also in <strong>Havanna</strong> ein Reihe von Prozessen und Entwicklungen aus,<br />

die nicht nur positive Effekte, wie raschere Sanierung des Gebäudebestandes, sondern auch<br />

negative Effekte wie Segregation und Slumbildung bewirken. Eine positive, nachhaltige und<br />

integrierte Stadtentwicklung erfordert jedoch seitens der zuständigen Gebietskörperschaft<br />

weitreichende Kompetenzen in der Planung und wirksame Instrumente, um die Entwicklung<br />

in geordnete Bahnen zu lenken und negative Auswirkungen möglichst zu vermeiden.<br />

3.3. Auswirkungen auf die Peripherie<br />

Durch<br />

die Öffnung der US Blockade und der daraus resultierenden Entwicklungen kommt<br />

besonders auf die Peripherie eine prekäre Situation zu, die sowohl Chancen als auch Risiken<br />

birgt.<br />

Im Bereich der Wirtschaftsentwicklung liegt für die Region, wie beispielsweise Pinar del Rio<br />

nahe, dass die Entwicklung des Zigarrenexportes eine wesentliche Rolle spielt. Wie auch<br />

andere Branchen wird dieser Sektor durch den legalen Export in die USA einen Aufschwung<br />

erleben. Daher wird aufgrund der gestiegenen Nachfrage die Produktion ausgebaut werden.<br />

Dies könnte vor allem der Peripherie zugute kommen, da in dieser die Anbaugebiete liegen.<br />

Mit dem Ausbau der Zigarrenfabriken entstehen in der Region Wachstumspole, die durch<br />

positive Rückkopplung die Entwicklung der Region positiv beeinflussen können. Genauer<br />

entstehen durch die neue Fabrik neue Arbeitskräfte, daher können mehr Menschen mit<br />

besseren Löhnen (als in Landwirtschaft z.B. und weniger Arbeitslose) arbeiten und haben<br />

daher mehr Geld und somit mehr Kaufkraft, was wiederum die lokale Wirtschaft ankurbelt.<br />

Zusätzlich verursacht die Fabrik die Ansiedlung von Folgeunternehmen, wie zum Beispiel<br />

Transportunternehmen und sichert gleichzeitig aber auch Arbeitsplätze und Einkommen in<br />

der Landwirtschaft, bei den Tabakbauern. Allerdings ist anzumerken, dass in Kuba mit rein<br />

staatlichen Unternehmen der positive Multiplikatoreffekt und die positiven Rückkopplungen<br />

aus den Wachstumspolen nur bedingt zum Tragen kommen, weil das erwirtschaftete Kapital<br />

fließt, egal aus welcher Region, an den Staat, der dieses wiederum in irgendeiner Region<br />

oder zu irgendeinem Zweck einsetzen kann. Daher ist eine Kapitalsteigerung in der Region<br />

durch die Ansiedlung von Fabriken nicht möglich, was wiederum bedeutet, dass das<br />

erwirtschaftete Kapital auch nicht unbedingt direkt der Region zugute kommt. Der positive<br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung<br />

23


<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong> Diaconu, Fleissner, Franta<br />

Effekt beschränkt sich somit auf die gewonnenen Arbeitsplätze und die verbesserten<br />

Einkommen.<br />

Als<br />

zweiter Wirtschaftszweig spielt die Landwirtschaft in der Region eine große Rolle. Diese<br />

ist zurzeit kleinteilig und wenig technologisch organisiert. Daher ist zu befürchten, dass sie<br />

gegenüber der hoch technologisierten Landwirtschaft mit Massenproduktion in den USA<br />

nicht konkurrenzfähig ist. Es ist anzunehmen, dass auch auf Kuba die Landwirtschaft<br />

zunehmend technologisiert wird, sich die kleinteiligen Strukturen auflösen und immer<br />

weniger Bauern immer größere Flächen bewirtschaften werden. Bauern, die bei diesen<br />

Entwicklungen nicht mithalten können, werden oder müssen ihre Betriebe aufgeben und<br />

werden als Arbeitskräfte in die Städte siedeln.<br />

Zusätzlich besteht die Gefahr, dass durch billige<br />

Importe landwirtschaftlicher Produkte aus<br />

den USA die kubanische Landwirtschaft zusätzlich geschwächt wird. Dem könnte der Staat<br />

allerdings mit Einfuhrzöllen oder –verboten entgegenwirken.<br />

Das größte Potential der Region, wie beispielsweise Pinar del Rio, Viñales oder las Terrazas,<br />

ist der Tourismus. Mit Urlaubern aus den USA wird sich die Anzahl der Touristen<br />

vervielfachen und der gesamten Branche einen Aufschwung verleihen. Dies ist als große<br />

Chance aber auch als Gefahr zu sehen.<br />

Einerseits sichert der Tourismus viele Arbeitsplätze<br />

mit hohen Löhnen und die Kaufkraft der<br />

Touristen fördert auch andere Branchen, wie den Handel, Gastgewerbe,<br />

Transportunternehmen, etc.<br />

Andererseits führt eine Fokussierung<br />

der Wirtschaft auf den Tourismus zu einer<br />

Abhängigkeit von exogenen Faktoren. Das heißt, die Region kann nicht von sich aus, also<br />

endogen, die wirtschaftliche Entwicklung lenken, sondern ist auf exogene Einflüsse, die<br />

Touristen und deren Verweil‐ und Kaufbereitschaft, angewiesen. Weiters kann der<br />

Tourismus zu schwerwiegenden Umweltproblemen führen, besonders wenn der<br />

Massentourismus fokussiert wird, wie es in Kuba schon teilweise der Fall ist. Auch<br />

Landschaftszerstörung durch Hotelbauten oder andere touristische Einrichtungen sind zu<br />

befürchten. Besonders im Bereich des Neubaus müssten Vorschriften und Pläne eine<br />

unkontrollierte Entwicklung verhindern. Nicht zu unterschätzen sind auch die kulturellen<br />

Konflikte zwischen den Einheimischen und den Touristen.<br />

Es<br />

bedarf für die touristische Entwicklung einer Strategie mit der der Staat den Tourismus in<br />

geregelte Bahnen lenken kann. Ein Ansatz wäre beispielsweise der des sanften Tourismus.<br />

Gerade die Region um Pinar del Rio birgt große Potentiale. Es müssten die bereits<br />

bestehenden Angebote besser miteinander verknüpft werden und nicht nur Touristeninseln<br />

in der Landschaft bilden. Es bedarf an Informationsmaterial oder Informationsstellen, sodass<br />

auch sich Individualtouristen zurechtfinden und wissen welche Angebote zur Verfügung<br />

stehen. Ein Ausbau der Angebote könnte zum Beispiel in Viñales durch die Schaffung von<br />

Wanderrouten (mit Markierung und Kartenmaterial) oder Radrouten geschehen.<br />

Als<br />

weiterer Folge der wirtschaftlichen Entwicklungen darf man die sozialen Folgen aber<br />

nicht außer Acht lassen. Obwohl es auch jetzt bereits Menschen mit mehr und weniger Geld<br />

gibt, wird dies von staatlicher Seite versucht auszugleichen. Jedoch wird es mit der<br />

Wirtschaftsentwicklung bei der Bevölkerung Gewinner und Verlierer dieser Begebenheiten<br />

geben. Ein Teil wird seinen Lebensstandard steigern können, für einen anderen wiederum<br />

können negative Effekte entstehen. In der Region wäre dies beispielsweise der Untergang<br />

des eigenen landwirtschaftlichen Betriebs mit Armut als Folge und der Abwanderung vom<br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung<br />

24


<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong> Diaconu, Fleissner, Franta<br />

Land in die Stadt als Arbeitskraft. Andere wiederum können in großem Umfang vom<br />

Tourismus profitieren, durch das Anbieten von Zimmern zum Beispiel. Die sozialen<br />

Unterschiede werden sich demnach verschärfen. Allerdings darf man nicht vergessen, dass<br />

trotzdem der Staat Lenkungsmacht besitzt.<br />

3.4. Schlussfolgerungen<br />

Der<br />

Fall der wirtschaftlichen Blockaden wird den Druck auf die kubanische Regierung<br />

erhöhen, die Bedingungen für den Zugang von ausländischem Kapital nach Kuba zu<br />

erleichtern. Die darauf folgende Liberalisierung vieler Bereiche bringt einen gewaltigen<br />

Investitionsschub im Industrie‐ und Agrarbereich. Auch die Immobilienbranche profitiert<br />

vom Kapital, das nun in Land fließt, weil die Restaurierung der Stadt schneller<br />

vonstattengehen wird.<br />

Allerdings birgt die Öffnung<br />

dem ausländischen Kapital gegenüber auch Risiken, denen es gilt<br />

entgegenzutreten. Die sozio‐ökonomischen Veränderungen werden weitreichende Folgen<br />

haben, die durch entsprechende, Großteils noch zu entwickelnde Steuerungselemente, in<br />

die richtigen Bahnen gelenkt werden müssen. Das betrifft vor allem den rasanten Wandel in<br />

den peripheren Regionen, die durch die Technisierung der Landwirtschaft und Landflucht<br />

leiden wird, und in der Stadt <strong>Havanna</strong>, die für viele arbeitslose Bauernfamilien die nächste<br />

Station sein wird und das durch Renovierung verstärkte Wohnungsproblem der Stadt<br />

vergrößern werden. Die Stadtplanung steht vor großen Herausforderungen wie Segregation<br />

und Slumbildung.<br />

Positiv wird sich die<br />

Öffnung auf einige Branchen wie die Tabakindustrie oder den Tourismus<br />

auswirken. Viele ungenutzte touristische Potentiale liegen in der Region und in der Stadt<br />

<strong>Havanna</strong>, die sinnvoll zu nutzen gilt.<br />

Eine<br />

große Unbekannte bei allen diesen Überlegungen bleibt jedoch weiterhin der<br />

Systemfaktor. Wie reagiert das wirtschaftliche System, das fast zur Gänze unter<br />

zentraler<br />

staatlicher Kontrolle liegt, tatsächlich auf die Liberalisierung und die aufblühenden<br />

Handelsbeziehungen. Ein behutsames Vorgehen ist erforderlich, um die<br />

sich neu<br />

eröffnenden Chancen bestmöglich zu nutzen.<br />

Auch die Reaktion des politischen Systems ist schwer einzuschätzen. Es ist fraglich, ob das<br />

derzeitige Regime sein Bestehen weiterhin legitimieren kann, wenn eines der wichtigsten<br />

identitätsstiftenden Feindbilder abhandenkommt und auf einmal Wirtschaftspartner wird.<br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung<br />

25


<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong> Diaconu, Fleissner, Franta<br />

4. Quellenverzeichnis<br />

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Froese, Gesine; Kuba Marco Polo Reiseführer, Edition 8, Mair Dumont Marco Polo, 2004<br />

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McAuslan Fiona, Norman Matthew, Kuba – Stefan Loose Travel Handbücher. Ostfildern:<br />

DuMont Reiseverlag, 2005<br />

Munderloh, Anke, Langenbrinck, Ulli; Cuba( Kuba), Dumont Reiseführer, Edition 2, DuMont<br />

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Ospina, Hernando Calvo: Im Zeichen der Fledermaus. Die Rum‐Dynastie Bacardi und der<br />

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Grin Verlag für akademische Texte, 2006<br />

Skierka, Volker: Fidel Castro. Eine Biographie. Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch<br />

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26<br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung


<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong> Diaconu, Fleissner, Franta<br />

Tonollo, Irmeli, Auwers, Michael; Karibik 1. Große Antillen. Marco Polo Reiseführer, Edition<br />

6, Mair Dumont Marco Polo, 2004<br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung<br />

27


<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong> Diaconu, Fleissner, Franta<br />

10. Calle Tacon<br />

11. Plaza de San Francisco<br />

12. Plaza <strong>Vieja</strong><br />

13. Camara Oscura<br />

14. Casa de Jose Marti<br />

15. Iglesia Paroquial de Espiritu Santo<br />

16. Iglesia y Convento de Nuestra Senora de la Merced<br />

17. Calle Mercaderes<br />

18. Hotel Ambos Mundos<br />

19. El Floridita‐Bar<br />

20. Capitolio<br />

21. Museo de la Revolución / Memorial Granma<br />

22. Museo Nacional de Bellas Artes<br />

23. Gran Teatro de la Habana<br />

24. Hotel Inglaterra<br />

25. Parque Central<br />

26. Paseo de Marti<br />

EX Praxis der Stadtentwicklungsplanung<br />

5. Anhang<br />

<strong>Stadtspaziergang</strong> <strong>Havanna</strong> <strong>Vieja</strong><br />

Geschichte von Kuba:<br />

• Der Sezessionskrieg (1895‐98)<br />

• Die Erste Republik (1902‐33)<br />

• Die Revolution 1953<br />

• Die Ära Fidel Castro<br />

Sehenswürdigkeiten:<br />

1. El Templete unter Ceiba Baum<br />

2. Castillo de la Real Fuerza<br />

3. Palacio de los Capitanes Generales<br />

4. Palacio del Segundo Cabo<br />

5. Calle de Officios<br />

6. Catedral de San Cristobal de la Habana<br />

7. Casa de Lombillo<br />

8. Palacio de los Condes de Casa Bayona<br />

9. Casa de Banos<br />

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