Ausgabe 55 - TQU die Umsetzer
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Die Innovationen des 20. Jahrhunderts<br />
Masse statt Klasse:<br />
1908, das erste Serienauto<br />
Um <strong>die</strong> Jahrhundertwende war Auto fahren<br />
Luxus. Denn Autos wurden in Handarbeit<br />
hergestellt. Als Spielzeug für Reiche. Das<br />
wollte Henry Ford ändern. Er wollte ein Auto<br />
bauen, das so billig ist, dass es jeder kaufen<br />
könnte. Er verließ <strong>die</strong> Farm in Dearborn,<br />
USA, und gründete 1908 in Detroit <strong>die</strong> Ford<br />
Motor Company. Sein Ziel: Ein Wagen für<br />
<strong>die</strong> Massen! Nach fünf Jahren war es soweit:<br />
das neue Ford-Modell T „Tin Lizzy“<br />
war auf dem Markt. An <strong>die</strong>sem Auto waren<br />
alle Teile passgenau und austauschbar,<br />
das Material wurde an alle Arbeitsstationen<br />
geliefert, per Fließband. 19 Jahre lang liefen<br />
15 Millionen (!) Tin Lizzies von den Bändern.<br />
Alle gleich, alle schwarz. Bis 1927.<br />
Da merkte Autokönig Henry Ford, dass sich<br />
der Geschmack bei den Kunden änderte<br />
und seine Konkurrenz inzwischen mehr anbot:<br />
teure und billige Autos, in verschiedenen<br />
Farben, mit unterschiedlicher Ausstattung.<br />
Zu mit Zipp:<br />
1913, der Reißverschluss<br />
Kleider anziehen, das war früher eine komplizierte<br />
Sache. 1893 hatte der Maschinenbauingenieur<br />
Whit-comb Judson <strong>die</strong><br />
Idee für einen Hakenverschluss. Doch sein<br />
Konzept war nicht ausgereift. Der Verschluss<br />
klemmte und zwickte. 1913 konstruierte der<br />
Schwede Gideon Sundback eine kleinere,<br />
leichtere und zuverlässigere Variante; den<br />
Reißverschluss. Erster Kunde war <strong>die</strong> US-<br />
Armee. Diese rüstete ihre gesamten Uniformen<br />
mit der neuen Erfindung aus. Die damaligen<br />
Reißverschlüsse waren noch aus<br />
Metall und rosteten leicht. Deshalb wurden<br />
sie vor dem Waschen herausgetrennt und<br />
danach wieder eingenäht.<br />
Halt ohne Qual:<br />
1914, der Büstenhalter<br />
Die Idee dafür entstand schon früher. 1891<br />
ließ sich Hugo Schindler einen Brusthalter<br />
patentieren. Zwei Kappen, unten an einem<br />
Gürtel befestigt, oben mit Bändern. Seitdem<br />
gab es laufend neue BH-Patente: mit geraden<br />
und gekreuzten Trägern, Körbchen in<br />
vier Größen, den trägerlosen und den Sport-<br />
BH mit Vorderverschluss. Seit 1930 gibt es<br />
Standardgrößen für BHs, und wer heute<br />
einen Büstenhalter kauft, hat <strong>die</strong> Auswahl.<br />
Kino für Zuhause:<br />
1928, das Fernsehen<br />
Weltpremiere des Fernsehens: 1928 auf<br />
der Rundfunkausstellung in Berlin. Telefunken<br />
und Prof. Karolus stellen ihre Fernseheinrichtung<br />
mit Spiegelabtastung vor. Sogar<br />
<strong>die</strong> New York Times berichtet. Erst<br />
1954 gab es <strong>die</strong> erste internationale Direktübertragung:<br />
<strong>die</strong> Krönung von Englands<br />
Königin Elisabeth II. 1957 wurde das erste<br />
tragbare Fernsehgerät in Deutschland<br />
vorgestellt. Die Zahl der Fernsehbesitzer<br />
stieg schnell auf über eine Million. Heute<br />
haben nur 1,8 Prozent der Deutschen kein<br />
Fernsehgerät.<br />
Heilung durch Schimmel:<br />
1929, das Penicillin<br />
Die Entdeckung des Penicillin war ein Zufall.<br />
Als der Mikrobiologe Alexander Fleming<br />
1929 in Urlaub fuhr, ließ er <strong>die</strong> Petrischalen<br />
auf dem Labortisch stehen. Versehentlich.<br />
Wochen später sieht er <strong>die</strong> Petrischalen<br />
mit den abgestorbenen Staphylokokken.<br />
Der ganze Versuch war umsonst!<br />
Doch dann, <strong>die</strong> sensationelle Entdeckung:<br />
in den Schalen leben noch Pilze, eine Art<br />
Schimmel. Alexander Fleming findet heraus,<br />
warum sie überlebt haben: in ihrer Umgebung<br />
können Bakterien nicht wachsen. Es<br />
gelingt dem Mikrobiologen den Schimmelpilz<br />
Penicillin zu isolieren. Fleming schafft<br />
damit <strong>die</strong> Voraussetzung für <strong>die</strong> heutigen<br />
Antibiotika.<br />
Schreiben ohne Kleckse:<br />
1938, der Kugelschreiber<br />
Immer Tintenkleckse an den Händen! Dem<br />
Ungarn Laszlo Birò und seinem Bruder<br />
Georg reicht‘s. Sie entwickeln eine Feder<br />
mit einer winzigen Kugel an der Spitze. Der<br />
Kugelschreiber ist erfunden! Erster Kunde:<br />
<strong>die</strong> britische Luftwaffe. Die Piloten der Royal<br />
Airforce brauchten einen Stift, der auch<br />
in 10.000 Meter Höhe schreibt. Der Kugelschreiber<br />
geht in Serie. Dann der eigentliche<br />
Durchbruch des Kulis, 13 Jahre nach<br />
seiner eigentlichen Erfindung: ein französischer<br />
Baron kauft <strong>die</strong> Rechte, produziert<br />
Plastik-Kulis, den sogenannten BIG-Kugelschreiber.<br />
Heute werden weltweit über 20<br />
Millionen Stück pro Tag verkauft.<br />
Wash and Go:<br />
1939, <strong>die</strong> Waschmaschine<br />
Die Wäsche landete in einem aufgehängten<br />
Holztrog, gefüllt mit Waschlauge. Mit<br />
einer Handkurbel wurde der Trog hin- und<br />
hergeschaukelt. Vom Prinzip her wie heute,<br />
nur mechanisch. Stundenlang standen Frauen<br />
an der Kurbel, bis <strong>die</strong> Wäsche sauber<br />
war. 1915 kam in den USA und England<br />
<strong>die</strong> erste elektrische Waschmaschine auf<br />
den Markt. Und mit ihr Kurzschlüsse und<br />
Kabelbrände. Denn der Motor unter dem<br />
Zuber war nicht durch ein Gehäuse geschützt.<br />
Erst 1939 gab es <strong>die</strong> wirklich automatischen<br />
Maschinen, mit Zeitschaltern,<br />
unterschiedlichen Waschgängen und regulierbarem<br />
Wasserstand.<br />
Tor zur Welt:<br />
1957, das Internet<br />
1957 erteilte <strong>die</strong> ARPA den Auftrag für ein<br />
militärisches Computer-Netzwerk. Ziel: militärische<br />
Kommandos über miteinander<br />
verbundene Rechner zu übermitteln. 1986<br />
geht der Einfluss der Militärs zurück. Das<br />
Internet wird nun von Universitäten genutzt<br />
und teilweise vom Staat finanziert. Der große<br />
Durchbruch kommt aber erst Ende des<br />
20. Jahrhunderts. Der Schweizer Informatiker<br />
Marc Andressen entwickelt den ersten<br />
World-Wide-Web-Browser. Er ist Mitbegründer<br />
einer Softwarefirma Netscape.<br />
Sex ohne Folgen:<br />
1960, <strong>die</strong> Antibabypille<br />
Eine Pille gegen Kinder - Anfang des 20.<br />
Jahrhunderts galt das Thema Empfängnisverhütung<br />
noch als unzüchtig und stand<br />
unter Veröffentlichungsverbot. Die Irin<br />
Margaret Sanger will das nicht hinnehmen.<br />
Sie beginnt, sich für Geburtenkontrolle zu<br />
interessieren. Dafür Margaret landet für<br />
kurze Zeit im Gefängnis. 1951 trifft sie den<br />
Biochemiker Gregory Pincus und beauftragt<br />
ihn, ein Verhütungsmittel zu entwickeln.<br />
1960 kommt in den USA <strong>die</strong> erste Antibabypille<br />
auf den Markt. Ein Jahr später gibt<br />
es in Deutschland „Anovlar“, frei übersetzt:<br />
kein Eisprung. Diese Pille kostete 4,35Euro¤<br />
im Monat und hatte das Sechsfache an<br />
Wirkstoffen heutiger Pillen.<br />
Quelle: www.audio-support.de<br />
Kontrolle ist gut<br />
Ist Vertrauen wirklich besser?<br />
Führungskräfte, denen ihre Mitarbeiter Vertrauen<br />
schenken, sind selbst dann erfolgreich,<br />
wenn sie gegen Regeln verstoßen<br />
oder offensichtliche Führungsfehler begehen.<br />
Vertrauen ist ein Gemisch und ein<br />
Gefühl aus Glaubwürdigkeit, Berechenbarkeit<br />
und Gradlinigkeit. Vertrauen ist <strong>die</strong> subjektive<br />
Überzeugung (auch Glaube) von der<br />
Richtigkeit oder Wahrheit in den Handlungen<br />
und Einsichten eines anderen oder einem<br />
selbst (Selbstvertrauen). Zum Vertrauen<br />
gehört auch <strong>die</strong> Überzeugung der Möglichkeit<br />
von Handlungen und der Fähigkeit<br />
zu Handlungen.<br />
Ein Phänomen unserer Zeit ist <strong>die</strong> Zunahme<br />
von Kopfarbeit. Kopfarbeiter müssen ihren<br />
Job weitgehend selbst organisieren. Ihre<br />
Produktivität lässt sich nicht oder nur schwer<br />
messen. Ihre Aufgaben erfordern Expertenwissen,<br />
das von Chefs nicht oder kaum<br />
noch verstanden wird. Je weniger Detailwissen<br />
eine Führungskraft hat, um so mehr<br />
muss sie sich auf ihre Experten verlassen,<br />
sie muss ihnen trauen, vertrauen.<br />
Sprenger sagt, „Vertrauen ist eine Querschnittsfunktion<br />
im Unternehmen“. Für ihn<br />
hängt wirtschaftlicher Erfolg und das Maß<br />
gelebten Vertrauens zusammen: „Wenn<br />
keine Vertrauensbasis vorhanden war, nützten<br />
sämtliche Bemühungen um <strong>die</strong> Unternehmenskultur<br />
oder <strong>die</strong> Motivationslage<br />
nichts.“<br />
Das Basis-Paradigma seines systemisch-evolutionären<br />
Ansatzes ist <strong>die</strong> spontane, sich<br />
selbst generierende Ordnung, deren anschaulichstes<br />
Beispiel der lebende Organismus<br />
ist. So wie sich lebende Organismen<br />
entwickeln, ohne von irgendjemand<br />
wirklich gemacht zu werden, so entwickeln<br />
sich auch im sozialen Bereich spontane<br />
Ordnungen. Die Theorie der spontanen,<br />
selbstgenerierenden Ordnungen besagt im<br />
Wesentlichen: Der Mensch hat <strong>die</strong> ihm zur<br />
Bewältigung seines Lebens <strong>die</strong>nlichen sozialen<br />
Institutionen, wie Sitte, Moral, Sprache,<br />
Recht, Familie, Geld, Kredit, Wirtschaft,<br />
Unternehmung usw., <strong>die</strong> in ihrer<br />
Gesamtheit als Zivilisation und Kultur bezeichnet<br />
werden können, im engeren Sinne<br />
(wie <strong>die</strong> Erfindung einer Maschine) nicht<br />
geschaffen und erfunden. „Es war nicht <strong>die</strong><br />
menschliche Vernunft, <strong>die</strong> soziale Institutionen<br />
hervorgebracht hat, sondern <strong>die</strong><br />
menschliche Vernunft ist als Ergebnis der<br />
Evolution sozialer Institutionen entstanden.“<br />
In <strong>die</strong>sem Sinne ist der Mensch nicht nur<br />
ein von Zielen geleitetes Wesen, sein Verhalten<br />
wird ebenso sehr von Regeln geleitet,<br />
<strong>die</strong> unabhängig von konkreten Zielen<br />
sind. Ordnungen in <strong>die</strong>sem Sinne entstehen<br />
dadurch, dass ihre Individuen allgemeine<br />
Regeln des Verhaltens faktisch befolgen,<br />
ohne dass <strong>die</strong>se Regeln besonders benannt<br />
oder beschrieben werden müssen.<br />
Wenn wir mit anderen zusammenarbeiten,<br />
müssen wir trotz aller Verträge und Absprachen<br />
darauf vertrauen, dass der Mitarbeiter<br />
seine Freiheitsgrade im Sinne der gedeihlichen<br />
Zusammenarbeit nutzt. Dieses<br />
nicht vertraglich festgelegte Vertrauen lässt<br />
sich vielleicht am ehesten mit den oft abgefragten<br />
gegenseitigen Angeboten fassen.<br />
Die Organisation bietet z. B. Beförderung,<br />
gute Lern- und Trainingsmöglichkeiten, gutes<br />
Betriebsklima oder faire Umgangsformen.<br />
Der Mitarbeiter bietet z. B. Commitment,<br />
Innovation, Flexibilität, Lernbereitschaft,<br />
hohe Einsatzbereitschaft oder Loyalität.<br />
Ohne, dass <strong>die</strong>se Dinge schriftlich fixiert<br />
wären.<br />
Angebote wecken Erwartungen. Der Mitarbeiter<br />
erwartet, dass ihm mit Realisierung<br />
seines eigenen Angebotes, <strong>die</strong> Beförderung<br />
angeboten wird. Sicher sein kann er sich<br />
hier allerdings nicht. Dem Vertrauen steht<br />
im Spannungsfeld das Misstrauen gegenüber.<br />
In Arbeitsverträgen haben wir im expliziten<br />
Teil das Tauschverhältnis „Geld<br />
gegen Leistung“ und im impliziten „Sicherheit<br />
gegen Loyalität“. Wenn sich im Unternehmen<br />
das Gewicht zugunsten des expliziten<br />
Vertrages verlagert hat, ist es mit dem<br />
Vertrauen nicht mehr weit her.<br />
Dieter Barwitzki<br />
Schneller wachsen als der Markt<br />
Harvard Businessmanager<br />
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Wachstum. Märkte schaffen, Partner finden, Perspektiven<br />
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Kostensenkungen haben noch kein Unternehmen<br />
groß gemacht. Wichtiger als Sparen sind neue<br />
Ideen. Aber wo liegen <strong>die</strong> Quellen des Wachstums?<br />
Es ist wohl derzeit das Topthema in den<br />
Führungsetagen: Mit welcher Strategie können<br />
Unternehmen wieder wachsen? Antwort: Wachsen<br />
können Unternehmen nur, wenn sie neue<br />
Geschäftsfelder erschließen. Das scheitert seltener<br />
an wirtschaftlichen Schwierigkeiten als an<br />
kulturellen, so seine Beobachtungen. Empfiehlt<br />
es sich, mit externen Partnern zu kooperieren?<br />
Oder verspricht es mehr Erfolg, völlig neue Produkte<br />
zu entwickeln? Renommierte Autoren haben<br />
ihre Antworten zusammengetragen. In Analysen,<br />
Essays, Fallbeispielen und Interviews wird<br />
erklärt, wie auch mit kleinem Budget Innovationen<br />
angestoßen werden und was Manager in<br />
punkto Nachhaltigkeit vom Waldbesitzer Prinz<br />
zu Salm-Salm lernen können. Ihm geht es in seinem<br />
Wald nicht in erster Linie um Rendite, er<br />
trägt Verantwortung für den seit vielen Generationen<br />
angelegten Familienbesitz.<br />
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Kodak ging mit Digitaltechnologien auf Wachstumskurs.<br />
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