Ausgabe 55 - TQU die Umsetzer
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Was ist Corporate<br />
Social Responsibility?<br />
Vor zehn Jahren war der Ölkonzern Shell<br />
der Buhmann der Nation. Die geplante<br />
Versenkung der ausge<strong>die</strong>nten Ölplattform<br />
„Brent Spar“ brachte <strong>die</strong> Öffentlichkeit gegen<br />
das Unternehmen auf. Massenhaft<br />
boykottierten <strong>die</strong> Kunden Shell-Tankstellen,<br />
deren Umsätze sanken zeitweise um bis zu<br />
30 Prozent. Heute ist das Image von Shell<br />
nahezu reingewaschen. Unter Schmerzen<br />
lernte das Management, Verantwortung für<br />
das eigene Handeln zu übernehmen. Sowohl<br />
gegenüber Mitarbeitern als auch gegenüber<br />
den übrigen Stakeholdern. Das<br />
bewusste Streben, soziale und ökologische<br />
Ziele mit dem wirtschaftlichen Handeln in<br />
Einklang zu bringen, wird Corporate Social<br />
Responsibility (CSR) genannt. Die drei Bereiche,<br />
auf <strong>die</strong> dabei besonders geachtet<br />
wird, sind Menschenrechte, Arbeitsnormen<br />
und Umweltschutz. So sieht es das Netzwerk<br />
Global Compact vor, das von den<br />
Vereinten Nationen im Jahr 2000 gegründet<br />
wurde. Firmen, <strong>die</strong> hier Mitglied sind,<br />
verpflichten sich, soziale Verantwortung zu<br />
übernehmen. Auch Corporate Citizenship,<br />
Compliance und Unternehmensethik gehören<br />
zur CSR. Das neue soziale Gewissen<br />
der Unternehmen entstand durch Druck von<br />
außen. Shell spürte <strong>die</strong> Wut seiner Kunden<br />
in der Bilanz. Auch das Beispiel für Corporate<br />
Social Responsibility in Deutschland<br />
kam wegen drohender Umsatzverluste auf<br />
<strong>die</strong> rettende Idee. 1997 stellte das Management<br />
von Betapharm fest: Mit dem<br />
Wachstum ist es vorbei. Die Tabletten waren<br />
zum Commodity geworden. Der Geschäftsführer<br />
erkannte, dass dem Unternehmen<br />
ein Alleinstellungsmerkmal fehlte, und<br />
engagierte sich in der psychosozialen Betreuung<br />
von Kranken. Nach und nach entwickelte<br />
sich im Unternehmen ein neuer<br />
Geschäftszweck: heilen helfen. Für <strong>die</strong><br />
Außen<strong>die</strong>nstler gab es ein neues Verkaufsargument,<br />
denn ein Teil des Arzneipreises<br />
war für soziale Projekte bestimmt. Generell<br />
hinkt Deutschland noch der Entwicklung im<br />
angelsächsischen Raum hinterher. Der Druck<br />
auf Unternehmen wird steigen. Nicht nur,<br />
weil Nichtregierungsorganisationen bei<br />
Missständen Ärger machen. Sondern auch,<br />
weil <strong>die</strong> großen Ratingagenturen beginnen,<br />
sich mit sozialer Verantwortung als Wettbewerbsfaktor<br />
auseinander zu setzen. Mieses<br />
Verhalten gibt künftig Punktabzug.<br />
Quelle Harvard Businessmanager Februar 2005<br />
Kann man aus Insolvenzen lernen?<br />
Auch der Weg in <strong>die</strong> Pleite ist mit guten Vorsätzen gepflastert<br />
Quelle: Focus Magazin 2004<br />
Mit Insolvenz wird eine voraussichtlich andauernde<br />
Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung<br />
eines Unternehmens bezeichnet.<br />
In vielen Fällen bedeutet sie das Ende unternehmerischer<br />
Aktivitäten, umgangsprachlich<br />
„Pleite“ genannt. Allein im Jahr 2003<br />
meldeten 42 000 deutsche Unternehmen<br />
Insolvenz an. Die Tendenz ist seit Jahren<br />
steigend. Und es trifft viele Unternehmen<br />
überraschend und unvorbereitet. Die Insolvenzforschung<br />
beschäftigt sich mit den Ursachen<br />
<strong>die</strong>ser Entwicklung. Sind ihre Erkenntnisse<br />
in der unternehmerischen Praxis<br />
brauchbar, um in Krisensituationen rechtzeitig<br />
und nachhaltig zu reagieren? Für Unternehmer<br />
und Manager ist es existenziell<br />
wichtig, Krisensituationen, <strong>die</strong> zu einer Pleite<br />
führen können, so früh wie möglich zu erkennen.<br />
So können sie rechtzeitig Gegenmaßnahmen<br />
ergreifen und das vorzeitige<br />
Ende ihrer Unternehmen abwenden. Unternehmenspleiten<br />
lassen sich auf eine Vielzahl<br />
von Ursachen zurückführen. Die meisten<br />
Insolvenzen sind finanzieller Natur. Doch<br />
können einige typische Fälle, bedingt durch<br />
Branche, Unternehmensgröße und -alter<br />
identifiziert werden. Überdurchschnittlich<br />
häufig sind von Insolvenzen <strong>die</strong> kleinen und<br />
mittleren Unternehmen, sowie junge Unternehmen<br />
(jünger als 4 Jahre) betroffen. Laut<br />
einer Creditreform Stu<strong>die</strong> sind <strong>die</strong> häufigsten<br />
Ursachen in <strong>die</strong>sem Sektor: mangelhafte<br />
Unternehmerqualifikation, Mängel im<br />
Rechnungswesen, unzuverlässige Geschäftspartner,<br />
unzureichende Betriebsstruktur,<br />
falsche Absatzpolitik, fehlerhafte Verwaltung<br />
und falsches Personalwesen, problematische<br />
Unternehmensgröße, äußere Einflüsse<br />
oder auch private Umstände.<br />
Bei den Großunternehmen<br />
lassen sich Insolvenzen auf<br />
das „unglückliche“ Zusammenspielerfolgswirtschaftlicher<br />
und finanzwirtschaftlicher<br />
Ursachen, in der Institution<br />
oder in der Unternehmensverfassung<br />
liegende Ursachen<br />
und in der Person<br />
des Unternehmers oder dominanten<br />
Managers liegende<br />
Ursachen zurückführen.<br />
Festzustellen sind vier typische Krisenursachen:<br />
Absatzeinbruch, falsche Verfahrensund<br />
Produktphilosophie, unkontrolliertes<br />
Wachstum und persönliche Selbstüberschätzung.<br />
Unternehmen durchlaufen in der Regel<br />
fünf typische Krisen: <strong>die</strong> Strategiekrise,<br />
<strong>die</strong> Rentabilitätskrise, <strong>die</strong> Ertragskrise, <strong>die</strong><br />
Liquiditätskrise und schließlich, wenn alle<br />
Maßnahmen versagen, <strong>die</strong> Insolvenz. Je<br />
früher <strong>die</strong> Probleme erkannt werden, desto<br />
leichter ist es, Abhilfe zu schaffen und eventuell<br />
„das Ruder herumzureißen“, indem<br />
geeignete Gegenmaßnahmen ergriffen<br />
werden. Als Frühwarnsysteme werden in der<br />
Regel Bilanzkennzahlen, wie Umsatzrendite,<br />
Eigenkapitalquote, Kapitalrückflussquote<br />
oder dynamischer Verschuldungsgrad<br />
herangezogen. Strategiekrisen lassen sich<br />
allerdings anhand weniger Kennzahlen nur<br />
bedingt erkennen. Dafür ist eine umfassendere<br />
Analyse des Unternehmens notwendig.<br />
Eine geeignete „Insolvenz-Checkliste“ hilft,<br />
systematisch folgende Schwachstellen im<br />
Betrieb abzuklopfen: Eigenkapitalausstattung,<br />
Finanzierung, Liquidität und Zahlungsfähigkeit.<br />
Sollte dennoch eine Krise eintreten<br />
ist konsequentes und schnelles Handeln<br />
gefordert. Solch schwierige Phasen können<br />
zum Beispiel mit der Konzentration auf <strong>die</strong><br />
Kernkompetenzen und durch umfassende<br />
professionelle Finanzkontrolle überstanden<br />
werden. Doch <strong>die</strong> „Patentlösung“ zur Abwendung<br />
einer Unternehmenspleite gibt es<br />
nicht! Die Insolvenzforschung liefert aber<br />
eine Reihe interessanter Beispiele und Anregungen.<br />
Elmar Zeller und Stefan Häck<br />
Steinbeis-Hochschule Berlin<br />
Alternativen der Unternehmensfinanzierung<br />
Wie wirkt Mezzanine Kapital?<br />
Durch Unternehmensinsolvenzen kommt es<br />
zu Forderungsausfällen und so zu möglichen<br />
Engpässen bei Banken. Daher wenden viele<br />
Kreditinstitute bei der Kreditrisikoermittlung<br />
strengere Beurteilungskriterien an als bisher<br />
und sie führen eine Risikobereinigung ihres<br />
Kreditportfolios durch. Das macht es den<br />
Unternehmen schwerer Kredite zu erhalten,<br />
da sie traditionell mit wenig Eigenkapital<br />
ausgestattet sind. Da aber Eigenkapital <strong>die</strong><br />
Bonität wesentlich beeinflusst, werden Banken<br />
nur gegen höhere Zinsen und zusätzlichen<br />
Sicherheiten bereit sein, Kredite zu gewähren.<br />
Dies kann dazu führen, dass eine<br />
Bankfinanzierung entweder gar nicht mehr<br />
möglich ist oder ein Kredit wegen der hohen<br />
Zinsbelastung für das Unternehmen<br />
nicht mehr wirtschaftlich ist. Eine Alternative<br />
zu den bisher angewandten Finanzierungsmöglichkeiten<br />
bietet das „Mezzanine<br />
Kapital“. „Mezzanine“ ist ein Begriff aus<br />
der Architektur und bedeutet „Zwischengeschoss“.<br />
In der Finanzwelt versteht man<br />
darunter eine Zwischenform der Unternehmensfinanzierung,<br />
<strong>die</strong> rechtlich und wirtschaftlich<br />
zwischen Eigenkapital und Fremdkapital<br />
liegt: Nachrangdarlehen, Genussscheine,<br />
Stille Beteiligungen, Wandel- und<br />
Optionsanleihen. Trotz rechtlich eindeutiger<br />
Zuordnung zu Eigen- oder Fremdkapital besitzt<br />
es stets auch Merkmale der jeweils anderen<br />
Art. Mit anderen Worten: Bei Mezzaninekapital<br />
handelt es sich um Kapital, das<br />
(für sich betrachtet) nicht von Gesellschafterseite<br />
zur Verfügung gestellt wird, jedoch<br />
mehr oder weniger stark mit eigenkapitalähnlichen<br />
Attributen ausgestattet ist.<br />
Durch entsprechende vertragliche Gestaltung<br />
lässt sich also Eigenkapital schaffen,<br />
das ökonomisch alle Elemente besitzt, <strong>die</strong><br />
für Fremdkapital typisch sind (feste Zinsen,<br />
fester Rückzahlungsbetrag, Laufzeitbegrenzung)<br />
oder Fremdkapital, das ökonomisch<br />
alle Merkmale von Eigenkapital aufweist<br />
(mitgliedschaftliche Kontroll- und Entscheidungsbefugnisse,<br />
Kapitalstamm plus Dividende).<br />
Derartige Mischformen sind im<br />
Gesetz nur vereinzelt erwähnt (z. B. § 221<br />
AktG Wandel-, Optionsanleihen und Genussrechte),<br />
ausführliche Regelungen nur<br />
teilweise formuliert (z. B. <strong>die</strong> stille Gesell-<br />
schaft §230-236 HGB). Selbst in <strong>die</strong>sen<br />
Fällen können <strong>die</strong> Kapitalgeber und -nehmer<br />
<strong>die</strong>se ändern und ergänzen, manche allerdings<br />
rechtsformbedingt eingeschränkt<br />
(Grundsatz der Satzungsstrenge im AktG),<br />
manche flexibel in weitem Rahmen (Personenhandelsgesellschaften,<br />
GmbH) und alle<br />
ausschließlich schuldrechtlichen Varianten.<br />
Bei nachrangigen Darlehen ist der Darlehensgeber<br />
ein Gesellschafter oder ein Dritter,<br />
der dem Unternehmen Kapital zur Verfügung<br />
stellt. Im Falle einer Insolvenz wird<br />
ein nachrangiges Darlehen erst dann zurückbezahlt,<br />
wenn alle vorhergehenden<br />
Fremdkapitalverbindlichkeiten beglichen<br />
sind. Neben der Nachrangigkeit sind <strong>die</strong>se<br />
Darlehen auch häufig durch einen Verzicht<br />
auf Sicherheiten gekennzeichnet. Dies<br />
birgt ein höheres Ausfallrisiko, was <strong>die</strong> Suche<br />
nach Kapitalgebern erschwert und zudem<br />
eine höhere Verzinsung fordert, <strong>die</strong><br />
oftmals 10 Prozent überschreitet. Durch <strong>die</strong><br />
Nachrangigkeit erhält das Fremdkapital für<br />
das Unternehmen bilanziell einen eigenkapitalähnlichen<br />
Charakter, der auf <strong>die</strong><br />
Bonitätsbeurteilung in Ratings positiven<br />
Einfluss hat.<br />
Bei der <strong>Ausgabe</strong> von Genussrechten, werden<br />
dem Genussrechtsinhaber als Gegenleistung<br />
für <strong>die</strong> Überlassung von Kapital<br />
Vermögensrechte gewährt, wie sie sonst nur<br />
im Verhältnis zu Gesellschaftern bestehen.<br />
Das Genussscheinkapital ist nach den<br />
Eigenkapitalpositionen und vor den Sonderposten<br />
mit Rücklageanteil positioniert. Mit<br />
der <strong>Ausgabe</strong> von Genussscheinen oder stillen<br />
Beteiligungen stehen Finanzierungsinstrumente<br />
zur Verfügung, <strong>die</strong> das Unternehmen,<br />
trotz Beteiligung Dritter, nicht in<br />
seiner unternehmerischen Selbständigkeit<br />
und Handlungsfreiheit einschränken. Genussrechte<br />
lassen sich in beteiligungsähnliche<br />
und in obligationenartige Rechte unterscheiden.<br />
Der stille Gesellschafter leistet eine Einlage<br />
in das Gesellschaftsvermögen, gegen Gewährung<br />
eines Anteils am Ergebnis des<br />
Unternehmens. Der stille Gesellschafter tritt<br />
dabei nicht nach außen auf, vielmehr ist<br />
eine stille Gesellschaft eine Innengesellschaft,<br />
der stille Gesellschafter wird nicht<br />
im Handelsregister eingetragen. Die Einlage<br />
kann aus Kapital, Sachgütern oder Rechten<br />
bestehen, sie führt automatisch zu einem<br />
Gesellschaftsverhältnis und damit zu<br />
einer gewinnabhängigen Vergütung. Eine<br />
Mindestverzinsung reicht bei der stillen Gesellschaft<br />
nicht aus. Der stille Gesellschafter<br />
haftet in Höhe seiner Einlage bei Verlusten,<br />
es sei denn eine Verlustbeteiligung ist<br />
vertraglich ausgeschlossen. Zwar ist <strong>die</strong> Einlage<br />
eines stillen Gesellschafters Fremdkapital,<br />
sie wird aber wegen ihrer Eigenschaften<br />
von den Banken dem wirtschaftlichen<br />
Eigenkapital zugerechnet. Durch <strong>die</strong> daraus<br />
folgende Eigenkapitalerhöhung und<br />
Verbesserung der Eigenkapitalquote, verbessert<br />
sich <strong>die</strong> Bonität des Unternehmens und<br />
so Kreditspielraum bei den Banken.<br />
Um Kapitalgesellschaften, insbesondere<br />
GmbHs und AGs, für Kreditgeber attraktiver<br />
zu machen, werden gelegentlich sogenannte<br />
„Equity Kicker“ verwendet. Dabei<br />
wird dem Kapitalgeber meist für das Ende<br />
der Vertragslaufzeit ein Wandlungsrecht<br />
(Wandelanleihe) oder ein Optionsrecht<br />
(Optionsanleihe) auf den Erwerb von Gesellschaftsanteilen<br />
eingeräumt. Damit wird<br />
dem Kapitalgeber <strong>die</strong> Chance gegeben,<br />
an der Wertsteigerung des Unternehmens<br />
zu partizipieren. Bei Wandelanleihen hat<br />
der Darlehensgeber <strong>die</strong> Möglichkeit, seine<br />
Darlehensforderung zu einem vertraglich<br />
vereinbarten Tauschverhältnis in Gesellschaftsanteile<br />
umzutauschen. Dadurch wird<br />
das Fremdkapital des Darlehens zu Eigenkapital<br />
des Unternehmens. Bei der Optionsanleihe<br />
hat der Darlehensgeber entsprechend<br />
der Wandelanleihe <strong>die</strong> Möglichkeit,<br />
zu einem festgelegten Preis Gesellschafteranteile<br />
zu erwerben. Er gibt dadurch aber<br />
seine Gläubigerstellung nicht auf. Er behält<br />
bei Ausübung seines Optionsrechtes weiterhin<br />
seine Darlehensforderungen und erwirbt<br />
<strong>die</strong> Gesellschaftsanteile zu dem vertraglich<br />
festgelegten Betrag.<br />
Daniel Eiche<br />
Steinbeis-Hochschule Berlin<br />
38 README.<strong>TQU</strong> <strong>55</strong> README.<strong>TQU</strong> <strong>55</strong><br />
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