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Ausgabe 55 - TQU die Umsetzer

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Theorie der ausgewogenen Unternehmensführung<br />

Was kann Balanced Scorecard leisten?<br />

Die Balanced Scorecard (BSC) ist das derzeit<br />

bekannteste Konzept des Performance<br />

Measurements. Je nach Stu<strong>die</strong> und Auswahl<br />

der Untersuchungsgruppe nutzen sie bis zu<br />

65 % der Unternehmen in der einen oder<br />

anderen Form. Erstmals wurde sie 1992<br />

im Harvard Business Review von Kaplan<br />

und Norten vorgestellt, 1996 überarbeiteten<br />

sie ihr Konzept. Die Balanced Scorecard<br />

adressiert Probleme, <strong>die</strong> Kaplan bereits<br />

1987 beschrieben hatte. Althergebrachte<br />

finanzielle Kennzahlensysteme waren weder<br />

in der Lage Ursachen unternehmerischen<br />

Erfolgs abzubilden, noch konnten sie über<br />

den finanziellen Vergangenheitsbezug hinaus<br />

in <strong>die</strong> Zukunft blicken.<br />

Zielsetzung ist es, <strong>die</strong> Strategie einer Geschäftseinheit<br />

in materielle Ziele und Kennzahlen<br />

zu übersetzen. „Balanced“ steht für<br />

den Anspruch, eine Systematik anzubieten,<br />

in der <strong>die</strong> Interessen der relevanten Stakeholder<br />

und <strong>die</strong> internen Informationsanforderungen<br />

für kritische Geschäftsprozesse,<br />

Innovationen, Lernen und Wachstum ausgewogen<br />

berücksichtigt werden. Der Anspruch<br />

der Ausgewogenheit enthält auch<br />

<strong>die</strong> abgestimmte Aufnahme kurz- und langfristiger<br />

Zielsetzungen, <strong>die</strong> gewünschte<br />

Ergebnisdarstellung und ihre zentralen<br />

Einflussfaktoren sowie <strong>die</strong> Aufnahme von<br />

objektiven und subjektiven Faktoren. Eine<br />

weitere zentrale Forderung ist <strong>die</strong> Beschränkung<br />

der Messgrößen auf 20 Indikatoren.<br />

Die Balanced Scorecard ist strukturell vergleichsweise<br />

einfach konzipiert. Jedes Unternehmen<br />

oder jede Geschäftseinheit wird<br />

aus vier unterschiedlichen miteinander verknüpften<br />

Blickwinkeln betrachtet, mit einem<br />

zweistufigen Messansatz. Jede Perspektive<br />

enthält ohne weitere Untergliederung Kennzahlen,<br />

wobei <strong>die</strong> Gesamtanzahl auf 20<br />

bis 25 begrenzt sein sollte. Ein Maß für<br />

<strong>die</strong> Gesamtperformance wird nicht gebildet,<br />

als entscheidend werden <strong>die</strong> Schlüsselkennzahlen<br />

der finanziellen Perspektive<br />

betrachtet. Die Bedeutung einer kausalen<br />

Verknüpfung der Kennzahlen, vor allem<br />

zwischen den Perspektiven, wird ausdrücklich<br />

gefordert und kann als Kernelement des<br />

Balanced Scorecard Konzepts betrachtet<br />

werden. So entstehen umfangreiche „Strategy<br />

Maps” mit dutzenden Faktoren.<br />

Durch ihre Bekanntheit hat <strong>die</strong> Balanced<br />

Scorecard erheblich dazu beigetragen, <strong>die</strong><br />

Notwendigkeit mehrdimensionaler<br />

Betrachtungsansätze als Standard durchzusetzen<br />

und das Thema Performance<br />

Measurement an sich stärker ins öffentliche<br />

Bewusstsein zu rücken. Dass es sich bei der<br />

Balanced Scorecard gelegentlich um eine<br />

Art „Modeinstrument“ zu handeln scheint,<br />

hat hierbei durchaus positiv gewirkt.<br />

Doch werden verschiedene Kritikpunkte gegen<br />

<strong>die</strong> Balanced Scorecard vorgebracht.<br />

Es entsteht der Eindruck, dass es sich hauptsächlich<br />

um ein Werkzeug für das Top<br />

Management handelt. Die Bedeutung des<br />

„Ownership“ auf tieferen Hierarchieebenen<br />

wird nicht erkannt, obwohl gerade sie für<br />

den Erfolg des Performance Measurements<br />

als auch der Strategieumsetzung entscheidend<br />

sind. Zudem bleibt unklar, wie Balanced<br />

Scorecards für niedrigere Hierarchieebenen,<br />

z. B. Abteilungen, abgeleitet werden<br />

könnten.<br />

Thomas Seeger<br />

Steinbeis-Hochschule Berlin<br />

Supply-Chain-Management<br />

Das japanische Keiretsu ist auch im Westen erfolgreich<br />

Taiichi Ohno, drückte es so aus: „Die Geschäftsziele<br />

des Mutterunternehmens durch<br />

Tyrannisieren der Zulieferer zu erreichen ist<br />

völlig konträr zum Geist des Toyota-Produktionssystems.“<br />

Seit mehr als 20 Jahren versuchen viele amerikanische<br />

Firmen erfolglos, Keiretsus nach<br />

japanischer Philosophie zu bilden. Auf den<br />

ersten Blick gleichen ihre neuen Versorgungsketten<br />

denen ihrer japanischen Konkurrenten.<br />

Doch haben sie <strong>die</strong> Lieferantenbeziehungen<br />

nicht geändert; bald lieferten<br />

sich Hersteller und Zulieferer heftige Kämpfe<br />

um <strong>die</strong> Umsetzung von kontinuierlicher<br />

Qualitätsverbesserung und Preisreduzierung.Um<br />

<strong>die</strong> Jahrtausendwende gab es<br />

zusätzliche Gründe, <strong>die</strong> Kosten erneut zu<br />

reduzieren. Zum einem rückten andere Länder<br />

als Bezugsquellen ins Blickfeld, insbesondere<br />

China. Der unmittelbare Vorteil<br />

niedriger Lohnkosten schien wertvoller als<br />

<strong>die</strong> langfristigen Vorteile guter Geschäftsbeziehungen.<br />

Zum anderen ermöglichten<br />

<strong>die</strong> internetbasierten Technologien, Lieferanten<br />

zu einem effizienteren und noch brutaleren<br />

Kostenkampf mit ihrer Konkurrenz zu<br />

drängen.<br />

Die Folge <strong>die</strong>ser Entwicklung: Die Hersteller-Lieferanten-Beziehungen<br />

sind auf einen<br />

neuen Tiefpunkt gesunken. Sie sind heute<br />

schlechter als vor Beginn der Qualitätsrevolution.<br />

Entgegen den Erwartungen bauten Toyota<br />

und Honda in einer westlichen Kultur Zulieferernetzwerke<br />

nach japanischem Muster<br />

auf. Der Erfolg ist beachtlich: Sie unterhalten<br />

<strong>die</strong> besten Beziehungen zu ihren Zulieferern,<br />

haben <strong>die</strong> schnellsten Produktentwicklungsprozesse,<br />

reduzieren Jahr für<br />

Jahr <strong>die</strong> Kosten und verbessern <strong>die</strong> Qualität:<br />

Toyota und Honda seien vertrauenswürdiger<br />

und kümmerten sich stärker um <strong>die</strong><br />

Rentabilität ihrer Zulieferer als andere Hersteller.<br />

Während US-Autohersteller zwei bis<br />

drei Jahre brauchen, um ein neues Auto auf<br />

den Markt zu bringen, benötigen Toyota<br />

und Honda nur 12 bis 18 Monate. Sie<br />

senkten <strong>die</strong> Herstellungskosten um rund 25<br />

Prozent. Trotzdem gehörten <strong>die</strong> Neufahrzeuge<br />

vor allem bei Qualität und Lebensdauer<br />

zu den besten. Was machen sie<br />

besser als ihre Konkurrenz?<br />

Die Professoren Jeffrey K. Liker an der<br />

University of Michigan und Thomas Y. Choi<br />

an der W. P. Carey School of Business der<br />

Arizona State University, haben <strong>die</strong> Beziehungen<br />

untersucht und sechs Schritte einer<br />

Zulieferer-Partnerschafts-Hierarchie entdeckt:<br />

Die Arbeitsweise der Zulieferer verstehen<br />

•Wissen über das Geschäft der Zulieferer<br />

aneignen •Arbeitsweise der Zulieferer vor<br />

Ort kennen lernen •Fähigkeiten der Zulieferer<br />

respektieren •Gemeinsames Wachstum<br />

fördern.<br />

Zuliefererrivalität als Chance sehen<br />

•Jede Komponente von zwei oder drei<br />

Partnern beziehen •Kompatible Produktionsphilosophien<br />

und -systeme schaffen •Wissenstransfer<br />

fördern.<br />

Die Zulieferer überwachen<br />

•Hauptlieferanten monatliche Bewertungen<br />

schicken •Feedback geben •Topmanager<br />

in Problemlösung einbeziehen.<br />

Technische Fähigkeiten<br />

der Zulieferer fördern<br />

• Fähigkeit zur Problemlösung beim Zulieferer<br />

fördern •Innovationsfähigkeit der wichtigsten<br />

Zulieferer verbessern.<br />

Informationen intensiv, aber auch<br />

selektiv austauschen<br />

•Festsetzen bestimmter Zeiten, Orte und Tagesordnungen<br />

für Treffen •Feste Formvorschriften<br />

für Informationsaustausch •Exakte<br />

Datenerfassung •Strukturierter Datenaustausch.<br />

Gemeinsam mit den Partnern<br />

Verbesserungen durchführen<br />

•Sich über <strong>die</strong> optimale Vorgehensweise<br />

mit Zulieferern austauschen •Kaizen-Projekte<br />

bei den Zulieferern vor Ort durchführen<br />

•Zulieferer-Arbeitsgruppen schaffen.<br />

nach Harvard Business Manager März 2005<br />

Stefan Häck, <strong>TQU</strong> International<br />

26 README.<strong>TQU</strong> <strong>55</strong> README.<strong>TQU</strong> <strong>55</strong><br />

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