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Robust in der Krise - Die Unternehmensverbände im Lande Bremen ...

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Geschäftsbericht 2009 / 2010


Inhalt<br />

Vorwort 01<br />

Konjunktur und wirtschaftliche Bilanz 02<br />

Arbeitsmarkt 04<br />

Tarifpolitik 06<br />

Sozialpolitik 08<br />

Arbeitsrecht 10<br />

Bildungspolitik 12<br />

Arbeitswissenschaften 14<br />

Öffentlichkeitsarbeit 16<br />

Gremien 18


Geschäftsbericht 2009 / 2010<br />

Vorwort<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

<strong>in</strong> den vergangenen zwölf Monaten war die Arbeit <strong>der</strong><br />

<strong>Unternehmensverbände</strong> wie<strong>der</strong>um geprägt von <strong>der</strong><br />

Beratung und Prozeßvertretung auf den Gebieten<br />

des Arbeits- und Sozialrechts und <strong>der</strong> Formulierung<br />

<strong>der</strong> sozialpolitischen Anliegen <strong>der</strong> Mitgliedsunternehmen<br />

gegenüber Politik und Verwaltung. Als <strong>Lande</strong>svertretung<br />

<strong>Bremen</strong> des Bundesverbandes <strong>der</strong><br />

Deutschen Industrie e.V. (BDI) haben die <strong>Unternehmensverbände</strong><br />

zudem begonnen, verstärkt auch<br />

die wirtschaftspolitischen Interessen <strong>der</strong> unternehmerischen<br />

Wirtschaft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit zu vertreten.<br />

Für diesen Themenbereich haben wir mit Frau<br />

He<strong>in</strong>rich e<strong>in</strong>e neue Mitarbeiter<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gestellt.<br />

Am 29. März 2010 ist <strong>der</strong> langjährige Geschäftsführer<br />

des Arbeitgeberverbandes Bremerhaven und<br />

<strong>der</strong> <strong>Unternehmensverbände</strong>, Herr Hartmut Roth,<br />

nach langer Krankheit verstorben. Herr Roth hatte<br />

den Arbeitgeberverband Bremerhaven seit 1999<br />

geleitet und ihm e<strong>in</strong> Gesicht gegeben. Mit Herrn<br />

Roth haben wir e<strong>in</strong>e Persönlichkeit verloren, die<br />

sich mit großem persönlichen E<strong>in</strong>satz, fundiertem<br />

Wissen und Überzeugungskraft für die Interessen<br />

<strong>der</strong> Unternehmerschaft <strong>in</strong> unserem Bundesland e<strong>in</strong>gesetzt<br />

hat. Herr Roth wird uns <strong>in</strong> dieser Arbeit<br />

künftig sehr fehlen.<br />

Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit <strong>der</strong> <strong>Unternehmensverbände</strong><br />

stand zunächst am 22. Juni 2009<br />

e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Veranstaltung mit dem Bankenverband<br />

<strong>Bremen</strong>. Auf dem Höhepunkt <strong>der</strong> Wirtschaftsund<br />

F<strong>in</strong>anzkrise sprach <strong>der</strong> neue Präsident des<br />

Bundesverbandes deutscher Banken, Herr Andreas<br />

Schmitz, über „Wege aus <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzmarktkrise“.<br />

War diese Veranstaltung und vor allem <strong>der</strong> Vortrag<br />

des Referenten von <strong>der</strong> aktuellen <strong>Krise</strong>nbewältigung<br />

geprägt, widmete sich das 22. Bremer Unternehmerforum<br />

<strong>im</strong> Dezember 2009 dem Thema, wie mit<br />

e<strong>in</strong>er neuen Innovationskultur die Weichen für<br />

Deutschlands Zukunft gestellt werden können. Vor<br />

rund 400 Gästen stellte Professor Dr.-Ing. Hans-Jörg<br />

Bull<strong>in</strong>ger, Präsident <strong>der</strong> Fraunhofer-Gesellschaft <strong>in</strong><br />

München, se<strong>in</strong>e Auffassungen dar, wie e<strong>in</strong> Aufbruch<br />

<strong>im</strong> Umbruch durch erfolgreiche Innovationstätigkeit<br />

gel<strong>in</strong>gen könne. Er benannte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Vortrag die<br />

strategischen Fel<strong>der</strong> für Zukunftsmärkte und machte<br />

deutlich, wie Innovationen durch e<strong>in</strong>e mo<strong>der</strong>ne Unternehmenskultur<br />

geför<strong>der</strong>t werden können. Erstmals<br />

haben wir über das Bremer Unternehmerforum<br />

2009 e<strong>in</strong>e ausführliche schriftliche Dokumentation<br />

erstellt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sie den Vortrag von Professor Bull<strong>in</strong>ger<br />

ebenso wie die anschließende Podiumsdiskussion<br />

<strong>im</strong> e<strong>in</strong>zelnen nachlesen können. Gerne senden wir<br />

Ihnen e<strong>in</strong> Exemplar dieser Broschüre zu.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Unternehmensverbände</strong> danken an dieser Stelle<br />

erneut allen Unternehmen und Mitgliedsverbänden<br />

für das unserer Arbeit entgegengebrachte Vertrauen.<br />

Alle Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter <strong>der</strong> <strong>Unternehmensverbände</strong><br />

werden auch weiterh<strong>in</strong> dafür arbeiten,<br />

geme<strong>in</strong>sam mit den Mitglie<strong>der</strong>n die sozial- und<br />

wirtschaftspolitischen Interessen <strong>der</strong> unternehmerischen<br />

Wirtschaft <strong>im</strong> <strong>Lande</strong> <strong>Bremen</strong> zu bündeln<br />

und öffentlich zu machen. Dafür s<strong>in</strong>d wir auch<br />

zukünftig auf Ihre Unterstützung angewiesen.<br />

<strong>Bremen</strong>, <strong>im</strong> Mai 2010<br />

Cornelius Neumann-Redl<strong>in</strong>,<br />

Hauptgeschäftsführer<br />

<strong>der</strong> <strong>Unternehmensverbände</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Lande</strong> <strong>Bremen</strong> e.V.<br />

01


Geschäftsbericht 2009 / 2010<br />

Konjunktur und wirtschaftliche Bilanz<br />

Aufwärts nach <strong>der</strong> <strong>Krise</strong><br />

2009 war das Jahr <strong>der</strong> Hiobsbotschaften. Nahezu täglich kamen Berichte über wirtschaftlich<br />

<strong>in</strong>s Straucheln geratene Unternehmen. Der Staat griff ordnungspolitisch <strong>in</strong> Wirtschaft und<br />

Märkte e<strong>in</strong>. Auch das Land <strong>Bremen</strong> mußte sich den wirtschaftlichen und politischen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen stellen, die die weltweite Wirtschaftskrise mit sich brachte. So schoß<br />

das hoch verschuldete Land <strong>Bremen</strong> 117,9 Millionen Euro <strong>in</strong> die bremische Wirtschaft,<br />

25 % davon aus eigenen Mitteln.<br />

Blick <strong>in</strong> die Branchen<br />

Auch <strong>der</strong> Mittelstand wurde von <strong>der</strong> <strong>Krise</strong> gebeutelt.<br />

Überwiegend gilt: die Auftragslage wurde<br />

schlechter, <strong>der</strong> Umsatz g<strong>in</strong>g zurück und die Gew<strong>in</strong>ne<br />

blieben aus. Der Mittelstand <strong>in</strong>sgesamt vertraut<br />

weiterh<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>e mittelfristige Erholung <strong>der</strong> Konjunktur,<br />

hält daher Personal. Trotz <strong>der</strong> verschlechterten<br />

Auftragslage mußte die Mehrheit <strong>der</strong> Unternehmen<br />

ke<strong>in</strong>e Entlassungen durchführen. Hierbei<br />

darf nicht vergessen werden, daß die Ausweitung<br />

<strong>der</strong> Bezugsdauer des Kurzarbeitergeldes von 18<br />

auf 24 Monate und die Übernahme <strong>der</strong> vollen Sozialversicherungsbeiträge<br />

ab dem siebten Monat<br />

e<strong>in</strong>e starke Unterstützung <strong>im</strong> Kampf um den Erhalt<br />

<strong>der</strong> Mitarbeiterzahl war und ist. Auch n<strong>im</strong>mt <strong>der</strong><br />

Mittelstand se<strong>in</strong>e Verantwortung <strong>in</strong> bezug auf Ausbildung<br />

– trotz <strong>Krise</strong>nzeiten – weiterh<strong>in</strong> ernst. Auch<br />

<strong>im</strong> Jahr 2009 mußte <strong>der</strong> Mittelstand auf se<strong>in</strong>e<br />

f<strong>in</strong>anziellen Reserven zurückgreifen. Nun droht gehemmte<br />

Liquidität, die durch e<strong>in</strong>e mögliche Kreditklemme<br />

verstärkt werden könnte.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e die Logistikbranche litt unter stark<br />

rückläufigem Auftragse<strong>in</strong>gang. Das hat sich vor allem<br />

bei den bremischen Häfen bemerkbar gemacht.<br />

H<strong>in</strong>ter ihnen liegt e<strong>in</strong> hartes Jahr 2009: In Bremerhaven<br />

wurden bei e<strong>in</strong>em M<strong>in</strong>us von 13,9 % nur<br />

noch 51,8 Millionen Tonnen (2008: 60,1 Millionen<br />

Tonnen) umgeschlagen. Damit verlor Bremerhaven<br />

se<strong>in</strong>e Position <strong>in</strong> den Top20 <strong>der</strong> weltweit größten<br />

Conta<strong>in</strong>erhäfen. In <strong>Bremen</strong>-Stadt wurden sogar<br />

22,3 % weniger als 2008 umgeschlagen. Dennoch<br />

konnten die bremischen Häfen <strong>im</strong> Vergleich zu an<strong>der</strong>en<br />

deutschen Hafenstandorten e<strong>in</strong>en ger<strong>in</strong>geren<br />

Rückgang verzeichnen. Auch wenn es <strong>der</strong>zeit <strong>in</strong><br />

den bremischen Häfen ruhiger zugeht als 2008, so<br />

zeichnen sich doch bereits jetzt durch e<strong>in</strong>e mangelhaft<br />

ausgebaute Infrastruktur Stauzeiten be<strong>im</strong> Verladen<br />

und dem Abtransport <strong>der</strong> Waren ab. Hier<br />

muß weiterh<strong>in</strong> darauf h<strong>in</strong>gewirkt werden, daß das<br />

Hafenh<strong>in</strong>terland <strong>in</strong>frastrukturell verbessert und ausgebaut<br />

wird. Ansonsten drohen bei e<strong>in</strong>em Konjunkturaufschwung<br />

e<strong>in</strong> Verkehrs<strong>in</strong>farkt und damit e<strong>in</strong><br />

starker Wettbewerbsnachteil <strong>der</strong> nordischen Häfen.<br />

Auch die Bau<strong>in</strong>dustrie hatte <strong>im</strong> Jahr 2009 mit Umsatzrückgängen<br />

zu kämpfen. <strong>Die</strong> Konjunkturpakete<br />

konnten die Abschwungtiefe des Wirtschaftsbaus<br />

begrenzen. Dennoch mußte die Bau<strong>in</strong>dustrie<br />

<strong>Bremen</strong> e<strong>in</strong> Umsatzm<strong>in</strong>us von 19,7 % <strong>im</strong> Vergleich<br />

zum Vorjahr h<strong>in</strong>nehmen. <strong>Die</strong> Bauproduktion ist <strong>in</strong><br />

Nie<strong>der</strong>sachsen und <strong>Bremen</strong> <strong>in</strong>sgesamt um 3,0 %<br />

zurückgegangen. Beson<strong>der</strong>s betroffen war dabei


Geschäftsbericht 2009 / 2010<br />

<strong>der</strong> gewerbliche Hochbau, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Umsatzrückgang<br />

von 3,9 % aufwies. Das M<strong>in</strong>us be<strong>im</strong> Tiefbau<br />

war mit 1,6 % nur halb so hoch.<br />

<strong>Die</strong> deutsche Metall- und Elektro<strong>in</strong>dustrie ist <strong>in</strong> Teilbereichen<br />

wie<strong>der</strong> <strong>im</strong> Aufschwung begriffen. So<br />

konnten <strong>der</strong> Fahrzeugbau und die Bereiche Elektro,<br />

DVD-Geräte und F+O dank guter Nachfrageentwicklung<br />

schwungvoll <strong>in</strong> das neue Jahr starten.<br />

Bestelle<strong>in</strong>gänge <strong>im</strong> Masch<strong>in</strong>enbau und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Metallverarbeitung stagnierten auf dem Niveau des<br />

vierten Quartals 2009. Insgesamt ergab sich <strong>im</strong><br />

Januar 2010 e<strong>in</strong> Auftragsplus von 5 % zum vorherigen<br />

Quartal, <strong>der</strong> Vorjahresvergleich ergibt gar e<strong>in</strong>en<br />

zweistelligen Zuwachs. Trotz steigen<strong>der</strong> Nachfrage<br />

zum Jahresende machten knapp die Hälfte <strong>der</strong><br />

M+E-Unternehmen <strong>im</strong> Jahr 2009 Verluste.<br />

<strong>Die</strong> deutsche Ernährungs- und Lebensmittel<strong>in</strong>dustrie<br />

ist ausgeglichen durch die <strong>Krise</strong> gekommen.<br />

Produktion und mengenmäßiger Absatz blieben<br />

weitgehend stabil, auch wenn leichte reale Umsatzrückgänge<br />

zu verzeichnen s<strong>in</strong>d. Grund dafür<br />

s<strong>in</strong>d vor allem die aggressiven Preissenkungsrunden<br />

<strong>der</strong> Lebensmittele<strong>in</strong>zelhändler.<br />

Der E<strong>in</strong>zelhandel <strong>in</strong> Deutschland geht opt<strong>im</strong>istisch<br />

<strong>in</strong>s Jahr 2010. Nachdem er das Jahr 2009 mit e<strong>in</strong>em<br />

leichten Umsatzm<strong>in</strong>us von 1,9 % abschloß,<br />

hat sich die Geschäftslage <strong>im</strong> Frühjahr 2010 deutlich<br />

<strong>im</strong> Vergleich zum Vorjahreszeitraum verbessert.<br />

Auch die Situation des norddeutschen Groß- und<br />

Außenhandels entspannte sich zum Jahresende,<br />

mit e<strong>in</strong>em realen Umsatzrückgang von nur noch<br />

0,5 % <strong>im</strong> vierten Quartal. Auch hier wird mit positiver<br />

Erwartung <strong>in</strong>s Jahr 2010 geschaut.<br />

02 | 03<br />

Nach e<strong>in</strong>em Tief <strong>im</strong> ersten Quartal 2009 konnte<br />

sich die deutsche Druck- und Medien<strong>in</strong>dustrie ab<br />

dem zweiten Quartal 2009 bis heute schrittweise<br />

erholen. Ihre alte Stärke von Ende 2007/ Anfang<br />

2008 hat sie zwar noch nicht erreicht, aber die Geschäftserwartungen<br />

s<strong>in</strong>d <strong>im</strong> allgeme<strong>in</strong>en gut.<br />

Leichter Aufwärtstrend gibt Hoffnung<br />

<strong>Die</strong> Ausführungen zu den Branchen zeigen, daß<br />

sich <strong>Bremen</strong> <strong>im</strong>mer auf e<strong>in</strong>es verlassen kann: auf<br />

se<strong>in</strong>en ausgewogenen Branchenmix. Dem hat es<br />

das kle<strong>in</strong>ste Bundesland Deutschlands zu verdanken,<br />

daß es 2009 das zweithöchste Brutto<strong>in</strong>landsprodukt<br />

pro Kopf <strong>im</strong> Bundeslän<strong>der</strong>vergleich aufweist<br />

und mit se<strong>in</strong>er Produktivität von 70.558 Euro<br />

je Erwerbstätigem weit über dem Bundesdurchschnitt<br />

von 61.790 Euro liegt. <strong>Die</strong> bremische Wirtschaft<br />

schaut opt<strong>im</strong>istisch <strong>in</strong>s Jahr 2010, die ersten<br />

Anzeichen e<strong>in</strong>er Erholung s<strong>in</strong>d sichtbar, und e<strong>in</strong><br />

Aufwärtstrend zeichnet sich ab.<br />

Dennoch bleibt Vorsicht geboten: <strong>Die</strong> Konjunkturprogramme<br />

laufen aus, Gew<strong>in</strong>ne<strong>in</strong>brüche s<strong>in</strong>d aufzuholen,<br />

Reserven und Liquidität schmelzen. Nun<br />

ist es an <strong>der</strong> Politik, e<strong>in</strong>en ordnungspolitischen<br />

Rahmen zu schaffen, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en nachhaltigen Aufschwung<br />

sichert. Quer durch alle Bereiche muß<br />

aufgeräumt werden: Ganz oben auf <strong>der</strong> politischen<br />

Agenda sollten unter an<strong>der</strong>em das Abschaffen von<br />

Wettbewerbsverzerrungen, die Entbürokratisierung,<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>frastrukturelle Ausbau und die Forschungsför<strong>der</strong>ung<br />

stehen.


Geschäftsbericht 2009 / 2010<br />

Arbeitsmarkt<br />

<strong>Robust</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Krise</strong><br />

<strong>Die</strong> Lage am deutschen Arbeitsmarkt ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> größten Wirtschafts- und F<strong>in</strong>anzkrise <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Geschichte <strong>der</strong> Bundesrepublik erstaunlich stabil geblieben. <strong>Die</strong>s ist vor allem den <strong>in</strong>tensiven<br />

Bemühungen <strong>der</strong> Unternehmen zu verdanken, trotz massiver Auftrags- und Absatze<strong>in</strong>brüche<br />

an ihren Beschäftigten soweit wie möglich festzuhalten. Neben flexibel gehandhabten Sozialpartnervere<strong>in</strong>barungen<br />

und gezielten betrieblichen Maßnahmen hat auch die Kurzarbeit<br />

massiv geholfen, die Folgen <strong>der</strong> <strong>Krise</strong> für den Arbeitsmarkt abzufe<strong>der</strong>n.<br />

Rund 1,1 Millionen Arbeitnehmer haben <strong>im</strong> Jahresdurchschnitt<br />

2009 Kurzarbeitergeld bezogen. Bei<br />

e<strong>in</strong>em durchschnittlichen Arbeitszeitausfall von<br />

knapp e<strong>in</strong>em Drittel entspricht dies alle<strong>in</strong> rechnerisch<br />

330.000 Arbeitsplätzen.<br />

Daß sich Kurzarbeit als Instrument zur Beschäftigungssicherung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Krise</strong> vor allem auch <strong>in</strong> mittelständischen<br />

Unternehmen – bei denen ca. 60 %<br />

<strong>der</strong> Kurzarbeiter beschäftigt s<strong>in</strong>d – bewähren konnte,<br />

ist nicht zuletzt den schnellen Erleichterungen zur<br />

Nutzung von Kurzarbeitergeld zu verdanken, die die<br />

Politik mit dem Konjunkturpaket II und dem „Kurzarbeitergeld<br />

Plus“ <strong>im</strong> Jahr 2009 e<strong>in</strong>geführt hat.<br />

Der Arbeitsmarkt <strong>im</strong> Land <strong>Bremen</strong><br />

Gleichwohl hat <strong>der</strong> Arbeitsmarkt auch <strong>im</strong> Land<br />

<strong>Bremen</strong> die Auswirkungen <strong>der</strong> Wirtschaftskrise<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>im</strong> Jahre 2009 deutlich zu spüren<br />

bekommen. Trotz <strong>der</strong> auch hier zu verzeichnenden<br />

Entlastung durch Kurzarbeit war die Arbeitslosigkeit<br />

vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeitarbeit deutlich angestiegen.<br />

Seit August 2009 zeigten sich bei Kurzarbeit wie<br />

Arbeitslosigkeit jedoch Stabilisierungstendenzen.<br />

So g<strong>in</strong>g <strong>im</strong> Herbst 2009 die Arbeitslosigkeit <strong>in</strong>sgesamt<br />

leicht zurück.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e <strong>im</strong> Agenturbezirk Bremerhaven konnte<br />

bis <strong>in</strong> den Herbst 2009 h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> e<strong>in</strong> erfreulicher<br />

Rückgang <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit auf e<strong>in</strong>e Quote von<br />

zeitweise unter 10 % erreicht werden. <strong>Die</strong>se positive<br />

Entwicklung ist zum e<strong>in</strong>en vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />

erfolgreicher wirtschaftlicher Strukturreformen <strong>in</strong><br />

den letzten Jahren zu sehen – hier ist vor allem die<br />

W<strong>in</strong>denergie zu nennen –, zum an<strong>der</strong>en aber auch<br />

aufgrund <strong>der</strong> bis <strong>in</strong> den November h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> milden<br />

Witterung, wodurch es <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e nicht zu den<br />

bei e<strong>in</strong>em W<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>bruch üblichen Kündigungen<br />

<strong>im</strong> Baugewerbe und den Grünberufen kam. H<strong>in</strong>zu<br />

kommt, daß die Kurzarbeit auch <strong>im</strong> Land <strong>Bremen</strong><br />

e<strong>in</strong>en Schutzschirm über viele Arbeitsplätze spannt,<br />

da viele Unternehmen sie nutzen, um ihre Arbeitskräfte<br />

so lange wie möglich <strong>im</strong> Betrieb zu halten.<br />

<strong>Die</strong> Arbeitslosenzahlen <strong>im</strong> März 2010 kennzeichnet<br />

die Tatsache, daß e<strong>in</strong>e Frühjahrsbelebung mit rückläufigen<br />

Arbeitslosenzahlen, wie man sie aus den<br />

Jahren vor <strong>der</strong> Wirtschaftskrise kennt, bislang nicht<br />

e<strong>in</strong>getreten ist. Gleichwohl zeigt sich <strong>der</strong> Arbeitsmarkt<br />

angesichts <strong>der</strong> weiterh<strong>in</strong> ungünstigen wirtschaftlichen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen trotz e<strong>in</strong>es leichten<br />

Anstiegs <strong>der</strong> Arbeitslosenzahlen <strong>in</strong>sgesamt<br />

recht robust. Vere<strong>in</strong>zelt gibt es sogar positive Tendenzen:<br />

So wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Bereichen wie <strong>der</strong> Fertigung<br />

und <strong>der</strong> Logistik vermehrt e<strong>in</strong>gestellt, und<br />

die Personalnachfrage macht sich auch <strong>im</strong> <strong>in</strong>sge-


Geschäftsbericht 2009 / 2010<br />

samt leicht gestiegenen Angebot an neuen Stellen<br />

bemerkbar. Auch ist das Angebot an freien Stellen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Teilbereichen wie <strong>der</strong> Zeitarbeit gegenüber<br />

dem Vorjahr deutlich gestiegen. <strong>Die</strong>s ist e<strong>in</strong><br />

Früh<strong>in</strong>dikator für e<strong>in</strong>e allmählich steigende Nachfrage<br />

nach Arbeitskräften.<br />

Konkret lag die Arbeitslosenquote auf Basis aller<br />

zivilen Erwerbspersonen <strong>im</strong> März <strong>im</strong> Agenturbezirk<br />

<strong>Bremen</strong> bei 10,6 %. Im Agenturbezirk Bremerhaven<br />

h<strong>in</strong>gegen lag die Arbeitslosenquote bei 11,3 %.<br />

Zu beachten ist jedoch, daß hier <strong>der</strong> Landkreis<br />

Cuxhaven (nur: Altkreis Wesermünde) h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>gerechnet<br />

wird. Auf die Stadt Bremerhaven bezogen<br />

beträgt die Arbeitslosenquote 16,2 %. Für das Land<br />

<strong>Bremen</strong> ergab sich mith<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Arbeitslosenquote<br />

von 12,3 %; damit waren <strong>in</strong>sgesamt 39.841 Personen<br />

arbeitslos gemeldet. Insgesamt kann festgestellt<br />

werden, daß die Entwicklung am Arbeitsmarkt<br />

durch e<strong>in</strong>e leichte Entspannung gekennzeichnet ist<br />

und sich die Entwicklung <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e deutlich<br />

günstiger darstellt als <strong>im</strong> Frühjahr 2009. Damit ist<br />

<strong>der</strong> Arbeitsmarkt auch <strong>im</strong> <strong>Lande</strong> <strong>Bremen</strong> vor allem<br />

dank des E<strong>in</strong>satzes von Kurzarbeit erstaunlich gut<br />

durch die <strong>Krise</strong> gekommen. E<strong>in</strong> weiterer Grund hierfür<br />

ist die mittelständisch geprägte Wirtschaftsstruktur.<br />

Nicht alle Branchen s<strong>in</strong>d gleichermaßen<br />

von <strong>der</strong> Wirtschaftskrise betroffen, die Nahrungsmittel<strong>in</strong>dustrie<br />

beispielsweise ist relativ konjunkturunabhängig<br />

und wirkt stabilisierend. Zum<strong>in</strong>dest bislang<br />

haben sich damit die düsteren Prognosen für<br />

den Arbeitsmarkt <strong>im</strong> Jahre 2010 nicht bewahrheitet.<br />

Neuordnung <strong>der</strong> Hartz IV-Verwaltung<br />

auf dem Weg<br />

E<strong>in</strong>e zentrale Herausfor<strong>der</strong>ung für die neue Bundesregierung<br />

stellte sich <strong>im</strong> Bereich <strong>der</strong> Arbeitsmarktpolitik<br />

bei <strong>der</strong> Neuorganisation <strong>der</strong> Grundsicherung<br />

für erwerbsfähige Hilfebedürftige dar,<br />

also <strong>der</strong> Neuordnung <strong>der</strong> sogenannten Hartz IV-<br />

Verwaltung. Dabei geht es nicht nur um e<strong>in</strong>e bessere<br />

Hilfe für Millionen Arbeitssuchende und ihre<br />

Familien und um den Abbau e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>akzeptabel hohen<br />

Langzeitarbeitslosigkeit, son<strong>der</strong>n auch darum,<br />

unnötige Milliardenausgaben e<strong>in</strong>zusparen. Hierzu<br />

ist e<strong>in</strong>e leistungsfähige Organisation die Grundvoraussetzung.<br />

<strong>Die</strong> bisherigen sogenannten Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften<br />

(ARGEn) aus Arbeitsagenturen und<br />

Kommunen wurden diesen Anfor<strong>der</strong>ungen nicht<br />

04 | 05<br />

gerecht und deshalb vom Bundesverfassungsgericht<br />

Ende 2007 als unzulässige Mischverwaltung<br />

für verfassungswidrig erklärt. Zugleich richtete<br />

das Gericht die For<strong>der</strong>ung an die Politik, bis spätestens<br />

Ende 2010 e<strong>in</strong>e Neuorganisation vorzunehmen.<br />

Nachdem e<strong>in</strong> erster Vorschlag des Bundesarbeitsm<strong>in</strong>isteriums<br />

und <strong>der</strong> Bundesagentur für<br />

Arbeit zur Errichtung sog. Kooperativer Jobcenter<br />

bereits 2008 am Wi<strong>der</strong>stand <strong>der</strong> Bundeslän<strong>der</strong><br />

gescheitert war, hatte das Arbeitsm<strong>in</strong>isterium<br />

Anfang 2009 e<strong>in</strong>en zweiten Vorstoß unternommen,<br />

die Mischverwaltung aus Kommunen und Arbeitsverwaltung<br />

<strong>in</strong> sogenannten „Zentren für Arbeit und<br />

Grundsicherung“ (ZAG) fortzuführen. <strong>Die</strong>ser auch<br />

von <strong>der</strong> Bundesvere<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> Deutschen Arbeitgeberverbände<br />

(BDA) mit Nachdruck kritisierte Versuch<br />

scheiterte an <strong>der</strong> Ablehnung <strong>der</strong> CDU/CSU-<br />

Bundestagsfraktion. Es folgten weitere lange politische<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen um die Neuregelung<br />

<strong>der</strong> Verwaltungsstrukturen, die erst <strong>im</strong> April 2010<br />

– und damit denkbar knapp vor Auslaufen <strong>der</strong> seitens<br />

des Bundesverfassungsgerichts gesetzten<br />

Frist zum Jahresende – zu e<strong>in</strong>em politischen Kompromiß<br />

führten.<br />

Der vom Bundeskab<strong>in</strong>ett am 21. April 2010 beschlossene<br />

Entwurf e<strong>in</strong>es „Gesetzes zur Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> Grundsicherung<br />

für Arbeitsuchende“ sieht als wichtigstes Ergebnis<br />

vor, die Zusammenarbeit von Arbeitsagenturen und<br />

Kommunen <strong>in</strong> „geme<strong>in</strong>samen E<strong>in</strong>richtungen“ fortzusetzen.<br />

Damit wird die bisherige Praxis durch<br />

e<strong>in</strong>e Grundgesetzän<strong>der</strong>ung verfassungsrechtlich<br />

abgesichert. Für das Land <strong>Bremen</strong> bedeutet dies,<br />

daß die <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> (hier als sogenannte „Bremer<br />

Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft für Integration und Soziales“,<br />

kurz: BAgIS) und <strong>in</strong> Bremerhaven (als sogenannte<br />

„ARGE Job-Center Bremerhaven“) geschaffenen<br />

geme<strong>in</strong>samen E<strong>in</strong>richtungen von Stadt und Agentur<br />

für Arbeit fortgesetzt werden können. <strong>Die</strong>s schafft<br />

nach e<strong>in</strong>er langen Zeit <strong>der</strong> Unsicherheit – sowohl<br />

für die Leistungsempfänger als auch für die Mitarbeiter<br />

dieser E<strong>in</strong>richtungen – nunmehr trotz e<strong>in</strong>iger<br />

Mängel <strong>im</strong> Detail grundsätzlich die Chance, die<br />

Zusammenarbeit von Kommunen und Arbeitsagentur<br />

auf e<strong>in</strong>e vertrauensvolle Basis zu stellen, um<br />

die Erarbeitung paßgenauer Lösungen vor Ort für<br />

die Hartz IV-Empfänger zu ermöglichen.


Geschäftsbericht 2009 / 2010<br />

Tarifpolitik<br />

Gute Tarifverträge für schlechte Zeiten<br />

Das bisherige Tarifgeschehen 2009/2010 stand ganz <strong>im</strong> Zeichen des schwersten E<strong>in</strong>bruchs<br />

<strong>der</strong> Wirtschaft seit 60 Jahren. Trotz erheblichster wirtschaftlicher Schwierigkeiten s<strong>in</strong>d die<br />

Unternehmen entschlossen, ihre Mitarbeiter zu halten. Neben dem Instrument <strong>der</strong> Kurzarbeit<br />

hat die aktuelle Tarifpolitik starken Anteil daran, daß die Unternehmen bisher weitgehend<br />

von Personalanpassungsmaßnahmen verschont blieben, obwohl es noch e<strong>in</strong>ige Jahre dauern<br />

wird, bis die Wirtschaft das Niveau von 2008 wie<strong>der</strong> erreicht hat.<br />

<strong>Die</strong> Tarifabschlüsse dokumentieren e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Lage<br />

angemessene, differenzierende, beschäftigungsorientierte<br />

Tarifpolitik. E<strong>in</strong>malzahlungen und Vergütungsanhebungen<br />

gestalten sich mo<strong>der</strong>at, längere<br />

Laufzeiten schaffen verläßliche Planungsebenen,<br />

beschäftigungssichernde Instrumente för<strong>der</strong>n den<br />

Arbeitsplatzerhalt. <strong>Die</strong> Tarifpartner haben gezeigt,<br />

daß sie geme<strong>in</strong>sam <strong>im</strong>stande s<strong>in</strong>d, verantwortungsvolle<br />

Ergebnisse zu erreichen.<br />

Ergebnisse <strong>in</strong> den Branchen<br />

In <strong>der</strong> Stahl<strong>in</strong>dustrie wurde am 1. April 2009 e<strong>in</strong><br />

Abschluß mit e<strong>in</strong>er Gesamtlaufzeit von 17 Monaten<br />

erzielt. Nach neun Null-Monaten mit e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>malzahlung<br />

von 350 Euro wurden die Entgelte ab<br />

1. Januar 2010 um 2 % angehoben. Zur Beschäftigungssicherung<br />

wurde <strong>der</strong> Rahmen, <strong>in</strong>nerhalb<br />

dessen die Wochenarbeitszeit mit Teillohnausgleich<br />

abgesenkt werden kann, auf bis zu 28 Stunden<br />

erstreckt.<br />

Im Baugewerbe konnte am 23. Mai 2009 <strong>im</strong> Rahmen<br />

<strong>der</strong> Schlichtung e<strong>in</strong> Ergebnis erzielt werden.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> 24 Monate Laufzeit waren die Entgelte<br />

<strong>in</strong> zwei Stufen anzuheben: Am 1. Juni 2009<br />

und am 1. April 2010 um jeweils 2,3 %. H<strong>in</strong>zu kam<br />

e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>malzahlung von 60 Euro <strong>im</strong> Juni 2009.<br />

Der Tarifabschluß <strong>in</strong> <strong>der</strong> Druck<strong>in</strong>dustrie vom<br />

3. Juni 2009 gibt mit e<strong>in</strong>er Entgeltanhebung nach<br />

12 Null-Monaten um 2 % ab dem 1. April 2010 und<br />

e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>malzahlung von 280 Euro durch die 24<br />

Monate Laufzeit Planungssicherheit.<br />

<strong>Die</strong> Tarifpartner <strong>im</strong> E<strong>in</strong>zelhandel verständigten sich<br />

kurzfristig auf e<strong>in</strong>en neuen Abschluß: Nach vier<br />

Null-Monaten erfolgte e<strong>in</strong>e Entgeltanhebung um<br />

2 % per 1. September 2009, ab 1. September 2010<br />

ist e<strong>in</strong>e weitere Erhöhung um 1,5 % vorgesehen.<br />

H<strong>in</strong>zu kamen e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>malzahlung von 150 Euro <strong>im</strong><br />

April 2010 sowie weitere 150 Euro als tarifliche<br />

Vorsorgezahlung.<br />

Im Öffentlichen <strong>Die</strong>nst für Bund und Geme<strong>in</strong>den<br />

haben sich die Tarifpartner nach längerer Tarifause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

am 28. Februar 2010 auf die<br />

Übernahme <strong>der</strong> erarbeiteten Schlichtungsempfehlung<br />

gee<strong>in</strong>igt: <strong>Die</strong> Entgelte werden bei e<strong>in</strong>er Vertragslaufzeit<br />

von 26 Monaten zum 01.01.2010 um


Geschäftsbericht 2009 / 2010 06 | 07<br />

1,2 %, zum 01.01.2011 um weitere 0,6 % und zum<br />

01.08.2011 nochmals um 0,5 % erhöht. Im Januar<br />

2011 erhalten alle Beschäftigten e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>malzahlung<br />

von 240 Euro. <strong>Die</strong> Regelungen zur Altersteilzeit<br />

werden auf verr<strong>in</strong>gertem Niveau fortgesetzt.<br />

Auszubildende (Abschlußnote m<strong>in</strong>destens „befriedigend“)<br />

werden grundsätzlich für m<strong>in</strong>destens<br />

12 Monate <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Arbeitsverhältnis übernommen.<br />

In <strong>der</strong> Metall<strong>in</strong>dustrie haben sich die Tarifparteien<br />

<strong>im</strong> Februar 2010 verantwortungsbewußt und ohne<br />

e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Warnstreik vorfristig auf e<strong>in</strong>e tarifliche<br />

Anschlußregelung für nahezu zwei Jahre gee<strong>in</strong>igt.<br />

Als Voraussetzung für das neue Entgeltabkommen<br />

konnte <strong>der</strong> Tarifvertrag „Zukunft <strong>in</strong> Arbeit“<br />

geschaffen, verhandelt und ausgearbeitet werden:<br />

E<strong>in</strong>e tarifpolitische Innovation, weil er den Unternehmen<br />

Instrumentarien anbietet, die bei notwendiger<br />

Kurzarbeit die Remanenzkosten nachhaltig<br />

senken und die Beschäftigten möglichst wenig belasten.<br />

<strong>Die</strong> wichtigste Neuerung ist, daß das Pr<strong>in</strong>zip<br />

<strong>der</strong> Freiwilligkeit bei <strong>der</strong> Anwendung dieses Vertrages<br />

durchgehalten wurde: <strong>Die</strong> Tarifparteien schaffen<br />

Anreize zur Beschäftigungssicherung, beh<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

aber die Unternehmen nicht, für die e<strong>in</strong>e<br />

strukturelle Anpassung unvermeidlich ist.<br />

<strong>Die</strong> Instrumente <strong>im</strong> e<strong>in</strong>zelnen:<br />

Beschäftigungspaket 1 (bis 30.06.2012):<br />

Bei langanhalten<strong>der</strong> Kurzarbeit (länger als<br />

12 Monate) können die hohen Kosten <strong>der</strong> Kurzarbeit<br />

gesenkt werden, <strong>in</strong>dem Urlaubs- und<br />

Weihnachtsgeld, die auch bei Kurzarbeit zu<br />

100 % zu zahlen s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> monatliches Entgelt<br />

umgewandelt werden. Damit ist das erhöhte<br />

Monatse<strong>in</strong>kommen auch die Basis für das<br />

Kurzarbeitergeld; die Son<strong>der</strong>zahlungen entfallen.<br />

Für diese Zeit besteht e<strong>in</strong> Verbot betriebsbed<strong>in</strong>gter<br />

Kündigungen.<br />

Beschäftigungspaket 2 (bis 30.06.2012):<br />

Nach Auslaufen <strong>der</strong> Kurzarbeit kann e<strong>in</strong>e „tarifliche<br />

Kurzarbeit“ durchgeführt werden. <strong>Die</strong> Arbeitszeit<br />

kann auf bis zu 26 Wochenstunden<br />

abgesenkt werden. Der Lohn verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t sich<br />

bis zur 32. Stunde entsprechend; danach wird<br />

e<strong>in</strong> Teillohnausgleich gezahlt, <strong>der</strong> bei e<strong>in</strong>er Absenkung<br />

auf 31 Stunden 50 % e<strong>in</strong>es Stundenverdienstes<br />

und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Spitze bei e<strong>in</strong>er Absen-<br />

kung auf 26 Stunden 200 % beträgt. Während<br />

dieser „tariflichen Kurzarbeit“ kann e<strong>in</strong>e betriebsbed<strong>in</strong>gte<br />

Kündigung zwar ausgesprochen<br />

werden; sie wird jedoch frühestens zwei Monate<br />

nach Auslaufen <strong>der</strong> Kurzarbeit wirksam. Mit<br />

dem Betriebsrat kann freiwillig vere<strong>in</strong>bart werden,<br />

daß sich Arbeitnehmer, die nicht von Kurzarbeit<br />

betroffen s<strong>in</strong>d, durch e<strong>in</strong>e Absenkung <strong>der</strong><br />

Son<strong>der</strong>zahlungen am Teillohnausgleich beteiligen.<br />

Entgelt:<br />

Unter Fortgeltung <strong>der</strong> Vergütungstabellen 2009<br />

werden <strong>im</strong> Mai 2010 und Dezember 2010 e<strong>in</strong>malig<br />

je 160 Euro gezahlt. Im April 2011 folgt<br />

e<strong>in</strong>e tabellenwirksame Erhöhung <strong>der</strong> Entgelte<br />

um 2,7 %; sie kann per Betriebsvere<strong>in</strong>barung<br />

auf Juni 2011 verschoben o<strong>der</strong> auf Februar<br />

2011 vorgezogen werden. Der Tarifvertrag gilt<br />

bis Ende März 2012.<br />

In <strong>der</strong> chemischen Industrie wurde <strong>in</strong> zentraler<br />

Verhandlungsrunde am 21. April 2010 das „<strong>Krise</strong>n-<br />

Bündnis Chemie“ geschlossen. Kern des Abschlusses<br />

ist die unverän<strong>der</strong>te Fortschreibung <strong>der</strong><br />

Tarifentgelte für 11 Monate. <strong>Die</strong> Beschäftigten erhalten<br />

e<strong>in</strong>e flexibilisierte E<strong>in</strong>malzahlung <strong>in</strong> Höhe von<br />

550 Euro, die aus wirtschaftlichen Gründen auf<br />

bis zu 300 Euro gekürzt werden kann. Beschäftigte<br />

<strong>in</strong> nicht krisenunterworfenen Unternehmen erhalten<br />

e<strong>in</strong>en zusätzlichen E<strong>in</strong>malbetrag von 200 Euro.<br />

Zur Sicherung von Beschäftigung wurde e<strong>in</strong> Katalog<br />

von Instrumenten festgelegt, <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>satz zu<br />

klären ist, bevor Kündigungen ausgesprochen werden.<br />

Zudem werden regionale Netzwerke e<strong>in</strong>gerichtet,<br />

<strong>in</strong> denen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Vermittlung Beschäftigter<br />

<strong>in</strong> an<strong>der</strong>e Betriebe geför<strong>der</strong>t wird. Der<br />

Tarifvertrag „Zukunft durch Ausbildung“ wird bis<br />

2013 verlängert. Bis dah<strong>in</strong> wird das Ausbildungsplatzangebot<br />

auf jährlich 9.000 Ausbildungsplätze<br />

<strong>im</strong> Durchschnitt <strong>der</strong> Ausbildungsjahre 2011 bis<br />

2013 festgelegt. Darüber h<strong>in</strong>aus wurde zur freiwilligen<br />

Übernahme Ausgebildeter das Modell „1.000<br />

für 1.000“ unter Errichtung e<strong>in</strong>es Nachwuchssicherungsfonds<br />

für die Zeit <strong>der</strong> <strong>Krise</strong> entwickelt: Zusätzlich<br />

übernommene Ausgebildete können für<br />

max<strong>im</strong>al 12 Monate mit Entgeltzuschüssen von monatlich<br />

bis zu 1.000 Euro brutto geför<strong>der</strong>t werden.


Geschäftsbericht 2009 / 2010<br />

Sozialpolitik<br />

Beitragssatz wie<strong>der</strong> unter 40 Prozent<br />

<strong>Die</strong> noch von <strong>der</strong> Großen Koalition gegebene Zusage, die Beitragssätze zur Sozialversicherung<br />

unter 40 % zu senken, wurde zum 1. Juli 2009 erfüllt.<br />

Im Rahmen des Gesetzes zur Sicherung von Beschäftigung<br />

und Stabilität <strong>in</strong> Deutschland, dem sogenannten<br />

Konjunkturpaket II, hat <strong>der</strong> Gesetzgeber<br />

den allgeme<strong>in</strong>en Beitragssatz <strong>in</strong> <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Krankenversicherung mit Wirkung zum 1. Juli 2009<br />

von 15,5 % auf 14,9 % gesenkt. <strong>Die</strong> Beitragssatzsenkung<br />

kam Arbeitgebern wie Arbeitnehmern<br />

gleichermaßen zugute. Für beide Seiten reduziert<br />

sich <strong>der</strong> zu tragende Beitragssatzanteil jeweils um<br />

0,3 %. Ermöglicht wurde diese Beitragssatzsenkung<br />

durch e<strong>in</strong>e gleichzeitige Erhöhung des Bundeszuschusses<br />

zur gesetzlichen Krankenversicherung.<br />

<strong>Die</strong> gesetzliche Krankenversicherung profitiert<br />

durch die vorgezogene Erhöhung des Bundeszuschusses<br />

von zusätzlichen Mitteln <strong>in</strong> Höhe von<br />

<strong>in</strong>sgesamt 28,8 Milliarden Euro. Ursprünglich war<br />

e<strong>in</strong>e schrittweise Erhöhung des Bundeszuschusses<br />

bis zum Jahr 2016 auf dann 14 Milliarden Euro vorgesehen.<br />

<strong>Die</strong>ser Endwert wird nun bereits <strong>im</strong> Jahr<br />

2012 erreicht. <strong>Die</strong> Senkung <strong>der</strong> lohnbezogenen<br />

Sozialversicherungsbeiträge hat gerade <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

wirtschaftlich schwierigen Zeit dazu beigetragen,<br />

bestehende Arbeitsplätze zu sichern.<br />

Weitere Strukturreformen erfor<strong>der</strong>lich<br />

Positiv zu bewerten ist, daß auch die neue Bundesregierung<br />

zum<strong>in</strong>dest die paritätisch f<strong>in</strong>anzierten Sozialversicherungsbeiträge<br />

unter 40 % halten will.<br />

Dazu bedarf es jedoch weiterer Strukturreformen.<br />

<strong>Die</strong> bisherigen Maßnahmen reichen schon vor dem<br />

H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> demographischen Entwicklung<br />

nicht aus. Um e<strong>in</strong>en wirtschaftlichen E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong><br />

Beitragsmittel zu gewährleisten, s<strong>in</strong>d <strong>im</strong> Bereich<br />

<strong>der</strong> Kranken- und Pflegeversicherung durchgängig<br />

wettbewerbliche Strukturen bei <strong>der</strong> Leistungserbr<strong>in</strong>gung<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Kürzungen von e<strong>in</strong>zelnen<br />

Sozialleistungen werden noch <strong>im</strong>mer durch Leistungsausweitungen<br />

an an<strong>der</strong>er Stelle mehr als<br />

kompensiert. Mit dieser Politik <strong>der</strong> Umverteilung<br />

läßt sich das Ziel, die Sozialversicherungsbeiträge<br />

konstant zu halten, nicht erreichen. Wirksame<br />

Instrumente zur Kostenbegrenzung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

mehr Wettbewerb und mehr Vertragsfreiheit.<br />

<strong>Die</strong> Politik darf sich nicht – wie <strong>im</strong> letzten Jahr geschehen<br />

– massiv <strong>in</strong> Vertragsverhandlungen <strong>der</strong><br />

Krankenkassen mit Ärzten und Krankenhäusern e<strong>in</strong>mischen<br />

und gegen den Wi<strong>der</strong>stand des Spitzenverbandes<br />

<strong>der</strong> gesetzlichen Krankenkassen deutlich<br />

überhöhte Honorar- und Budgetzuwächse<br />

durchsetzen. Steigende Kosten <strong>im</strong> Gesundheitsbereich<br />

führen aufgrund <strong>der</strong> lohnbezogenen F<strong>in</strong>anzierung<br />

des Gesundheitswesens zu steigenden<br />

Personalzusatzkosten. Hierdurch entsteht e<strong>in</strong> schädigendes<br />

Beschäftigungshemmnis. <strong>Die</strong> lohnbezogene<br />

Beitragsf<strong>in</strong>anzierung sollte daher auf e<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>kommensunabhängiges Gesundheitsprämienmodell<br />

mit steuerf<strong>in</strong>anziertem sozialem Ausgleich<br />

für e<strong>in</strong>kommensschwache Versicherte umgestellt<br />

werden.


Geschäftsbericht 2009 / 2010<br />

Gesetzliche Rentenversicherung:<br />

Weichen falsch gestellt<br />

In <strong>der</strong> gesetzlichen Rentenversicherung hat sich<br />

die Große Koalition noch weiter von e<strong>in</strong>er konsequenten<br />

Rentenpolitik entfernt. Anstatt die 2004<br />

von <strong>der</strong> rot-grünen Koalition beschlossene Rentenformel<br />

ohne Wenn und Aber umzusetzen, kam diese<br />

bisher nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Mal zur Anwendung. <strong>Die</strong><br />

Renten wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jahresmitte 2009 so stark<br />

erhöht wie seit über 10 Jahren nicht mehr. Zudem<br />

hat das Bundeskab<strong>in</strong>ett am 6. Mai 2009 e<strong>in</strong>e umfassende<br />

Rentengarantie ausgesprochen. Durch<br />

e<strong>in</strong>e daraufh<strong>in</strong> beschlossene Gesetzesän<strong>der</strong>ung ist<br />

festgelegt worden, daß Rentenkürzungen selbst<br />

dann ausgeschlossen s<strong>in</strong>d, wenn die Arbeitnehmer<br />

Lohn- und Gehaltskürzungen h<strong>in</strong>nehmen müssen.<br />

Vielmehr sollen die Bruttorenten <strong>in</strong> diesem Fall unverän<strong>der</strong>t<br />

bleiben. Unterbliebene Rentenkürzungen<br />

sollen erst mit späteren Rentensteigerungen verrechnet<br />

werden. <strong>Die</strong> Rentengarantie erweist sich<br />

als schwerer Fehler: In den nächsten Jahren wird<br />

die Rentenkasse dadurch mit rund 1,7 Mrd. Euro<br />

pro Jahr belastet. Wenn Löhne und Gehälter und<br />

damit auch die Beiträge zur Rentenversicherung<br />

s<strong>in</strong>ken, Renten aber unverän<strong>der</strong>t bleiben, dann erhöht<br />

sich zwangsläufig <strong>der</strong> Beitragssatz zur Rentenversicherung,<br />

wenn nicht <strong>der</strong> Gesetzgeber für<br />

die mit <strong>der</strong> Rentengarantie verbundenen Kosten<br />

aufkommen will. Es ist daher ke<strong>in</strong> Wun<strong>der</strong>, daß <strong>der</strong><br />

bei Verabschiedung <strong>der</strong> neuen Rentenformel für<br />

2010 erwartete Beitragssatz von 18,5 % weit verfehlt<br />

wurde. Bei jetzt 19,9 % werden die Beitragsund<br />

Steuerzahler dadurch <strong>im</strong> laufenden Jahr mit<br />

etwa 15 Milliarden Euro zusätzlich zur Kasse gebeten.<br />

08 | 09<br />

Der Gesetzgeber muß jetzt Durchhaltevermögen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Rentenpolitik beweisen. Es reicht nicht, richtige<br />

Rentenreformen zu beschließen; sie müssen auch<br />

konsequent umgesetzt werden. Nur dann kann die<br />

Leistungsfähigkeit und F<strong>in</strong>anzierbarkeit <strong>der</strong> Rentenversicherung<br />

langfristig gesichert werden. Der<br />

Gesetzgeber sollte die unterbliebenen Rentendämpfungen<br />

schnellstens nachholen und nicht<br />

– wie <strong>der</strong>zeit noch vorgesehen – <strong>im</strong>mer nur hälftig bei<br />

künftigen Rentenanpassungen vornehmen.<br />

Verbesserte steuerliche Absetzbarkeit von<br />

Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen<br />

Durch das am 19. Juni 2009 <strong>im</strong> Bundestag verabschiedete<br />

Gesetz zur verbesserten steuerlichen<br />

Berücksichtigung von Vorsorgeaufwendungen wurde<br />

den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts vom<br />

13. Februar 2008 Rechnung getragen, wonach e<strong>in</strong>e<br />

dem Umfang nach h<strong>in</strong>reichende steuerliche Freistellung<br />

<strong>der</strong> zur Sicherung des Existenzm<strong>in</strong><strong>im</strong>ums<br />

erfor<strong>der</strong>lichen Beiträge zur privaten Kranken- und<br />

Pflegeversicherung zu erfolgen hat. Um e<strong>in</strong>e Gleichbehandlung<br />

von gesetzlich und privat Versicherten<br />

sicherzustellen, hat <strong>der</strong> Gesetzgeber entschieden,<br />

daß auch die Beiträge zur gesetzlichen Krankenund<br />

Pflegeversicherung steuerlich berücksichtigt<br />

werden können. Hierdurch sollen die Bürger um<br />

8,4 Milliarden Euro entlastet werden. Seit dem<br />

1. Januar 2010 werden nunmehr diejenigen Aufwendungen<br />

steuerlich berücksichtigt, die e<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

gesetzlichen Kranken- und <strong>der</strong> sozialen Pflegeversicherung<br />

entsprechendes Leistungsniveau absichern.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus können weiterh<strong>in</strong> auch Beiträge<br />

zu Versicherungen gegen Arbeitslosigkeit, zu<br />

Erwerbs- und Berufsunfähigkeitsversicherungen,<br />

zu Unfall- und Haftpflichtversicherungen sowie zu<br />

Lebensversicherungen abgesetzt werden, wenn<br />

<strong>der</strong> festgesetzte Höchstbetrag von 1.900 Euro für<br />

Arbeitnehmer und Beihilfeberechtigte bzw. 2.800<br />

Euro bei Selbständigen durch die Kranken- und<br />

Pflegekassenbeiträge noch nicht ausgeschöpft<br />

ist. Liegen die tatsächlich geleisteten Beiträge zur<br />

Kranken- und Pflegeversicherung über dieser<br />

Höchstgrenze, so können diese voll angesetzt<br />

werden, die Abzugsmöglichkeit an<strong>der</strong>er Vorsorgeaufwendungen<br />

entfällt dann jedoch.


Geschäftsbericht 2009 / 2010<br />

Arbeitsrecht<br />

Europarecht sticht deutsches Arbeitsrecht<br />

Im Jahr 2009 wurde erneut deutlich, wie stark das deutsche Arbeitsrecht <strong>in</strong>zwischen vom<br />

Europarecht geprägt wird. <strong>Die</strong> zum Arbeitsrecht ergangenen Entscheidungen des Europäischen<br />

Gerichtshofes haben sich für die Arbeitgeber überwiegend nachteilig ausgewirkt. Auf bundesdeutscher<br />

Ebene s<strong>in</strong>d durchgreifende Reformschritte, die zum Lösen <strong>der</strong> Beschäftigungsbremse<br />

auf dem Arbeitsmarkt notwendig wären, ausgeblieben. <strong>Die</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen für das Arbeitsrecht<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> neuen Legislaturperiode gerade vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> anhaltenden Wirtschaftskrise<br />

ke<strong>in</strong>esfalls kle<strong>in</strong>er geworden. Trotz <strong>der</strong> vorgenommenen Verbesserungen z.B. <strong>im</strong><br />

Bereich <strong>der</strong> Kurzarbeit bleibt die neue Koalition <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflicht, weitere mutige Schritte <strong>im</strong><br />

Arbeitsrecht zu gehen, um Fehlentwicklungen zu korrigieren und die Anwen<strong>der</strong>freundlichkeit<br />

<strong>der</strong> arbeitsrechtlichen Regelungen zu opt<strong>im</strong>ieren.<br />

Urlaub verfällt trotz Krankheit nicht<br />

Das Bundesarbeitsgericht hat se<strong>in</strong>e jahrzehntelange<br />

Rechtsprechung zum Erlöschen des Urlaubsund<br />

Urlaubsabgeltungsanspruchs bei fortdauern<strong>der</strong><br />

Arbeitsunfähigkeit <strong>im</strong> Jahr 2009 aufgegeben.<br />

Seit 1982 hatte das Bundesarbeitsgericht die Auffassung<br />

vertreten, daß Urlaubsansprüche nur bis<br />

zum Ende des Übertragungszeitraums, d.h. dem<br />

31.03. des Folgejahres, übertragen werden können.<br />

War e<strong>in</strong> Arbeitnehmer <strong>in</strong>folge lang andauern<strong>der</strong><br />

Arbeitsunfähigkeit geh<strong>in</strong><strong>der</strong>t, den Urlaub bis zum<br />

Ablauf des Übertragungszeitraums zu nehmen, erlosch<br />

<strong>der</strong> Anspruch. Auch e<strong>in</strong> Abgeltungsanspruch<br />

bestand <strong>in</strong> diesem Falle nicht. <strong>Die</strong>se Rechtsprechung<br />

hat das Bundesarbeitsgericht aufgrund<br />

zweier <strong>im</strong> Jahre 2009 ergangener Entscheidungen<br />

des Europäischen Gerichtshofs mit <strong>der</strong> Begründung<br />

revidiert, daß die deutsche gesetzliche Urlaubsregelung<br />

<strong>in</strong> § 7 Abs. 3 und 4 des BUrlG nach<br />

den Vorgaben des EuGH europarechtskonform<br />

fortzubilden sei. <strong>Die</strong> Folge: langzeiterkrankte Arbeitnehmer<br />

verlieren ihre angesammelten Urlaubsansprüche<br />

nicht und können <strong>im</strong> Falle ihrer Genesung<br />

den Urlaub „<strong>in</strong> natura“ verlangen. <strong>Die</strong>s gilt auch für<br />

den gesetzlichen Son<strong>der</strong>urlaub für Schwerbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>te.<br />

Bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses<br />

muß <strong>der</strong> Urlaub ausbezahlt werden – e<strong>in</strong> gravieren<strong>der</strong><br />

Kostenfaktor für die Unternehmen. <strong>Die</strong>se<br />

Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> höchstrichterlichen Rechtsprechung<br />

hat somit weitreichende Auswirkungen für die<br />

betriebliche Praxis, wo sie zu e<strong>in</strong>er erheblichen<br />

Rechtsunsicherheit geführt hat. Immerh<strong>in</strong> hat das<br />

Bundesarbeitsgericht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er weiteren Entscheidung<br />

nunmehr klargestellt, daß demgegenüber <strong>der</strong><br />

tariflich geregelte Mehrurlaub am Ende des tariflichen<br />

Übertragungszeitraums untergeht. Unternehmen,<br />

die bislang auf Kündigungen bei langzeiterkrankten<br />

Mitarbeitern verzichtet haben, werden<br />

sowohl zur Vermeidung f<strong>in</strong>anzieller Risiken als auch<br />

unter bilanziellen Gesichtspunkten verstärkt zu<br />

prüfen haben, ob diese Arbeitsverhältnisse noch<br />

aufrecht erhalten werden können.


Geschäftsbericht 2009 / 2010 10 | 11<br />

Kündigungsfristen:<br />

Altersgrenze europarechtswidrig<br />

In e<strong>in</strong>er weiteren Entscheidung vom 19.01.2010 hat<br />

<strong>der</strong> EuGH den deutschen Arbeitsgerichten aufgegeben,<br />

die Regelung des § 622 Abs. 2 Satz 2 BGB,<br />

wonach bei <strong>der</strong> Ermittlung <strong>der</strong> Kündigungsfrist<br />

Beschäftigungszeiten erst ab Vollendung des<br />

25. Lebensjahres berücksichtigt werden, nicht<br />

mehr anzuwenden. <strong>Die</strong> deutsche Regelung sei europarechtswidrig,<br />

da sie e<strong>in</strong>e Diskr<strong>im</strong><strong>in</strong>ierung wegen<br />

des Alters darstelle. <strong>Die</strong>se tief <strong>in</strong> das deutsche<br />

Verfassungsrecht e<strong>in</strong>greifende Entscheidung hat<br />

zur Folge, daß e<strong>in</strong> deutsches Arbeitsgericht e<strong>in</strong>e<br />

nationale Rechtsvorschrift unangewendet lassen<br />

kann, wenn es <strong>der</strong> Überzeugung ist, daß diese gegen<br />

europäisches Pr<strong>im</strong>ärrecht verstößt. Vor dem<br />

H<strong>in</strong>tergrund, daß die ausschließliche Kompetenz<br />

zum Verwerfen deutscher Gesetze be<strong>im</strong> Bundesverfassungsgericht<br />

liegt, führt die Entscheidung<br />

des EuGH zu e<strong>in</strong>er erheblichen Rechtsunsicherheit.<br />

Beruhigend ist lediglich, daß die Wirksamkeit e<strong>in</strong>er<br />

ausgesprochenen Kündigung nicht von <strong>der</strong> richtigen<br />

Berechnung <strong>der</strong> Kündigungsfrist abhängig ist.<br />

Wird die Regelung des § 622 Abs. 2 Satz 2 BGB<br />

also gleichwohl weiterh<strong>in</strong> angewandt, so hat dies<br />

lediglich zur Folge, daß <strong>der</strong> vor dem Arbeitsgericht<br />

klagende Arbeitnehmer die Zahlung von Arbeitsentgelt<br />

bis zum „richtigen“ Beendigungsdatum verlangen<br />

kann. <strong>Die</strong> Gefahr, noch nach Jahren weitere<br />

Entgelte an bereits ausgeschiedene Mitarbeiter<br />

zahlen zu müssen, ist jedoch eher ger<strong>in</strong>g, da sich<br />

<strong>der</strong> Arbeitgeber <strong>in</strong>soweit sowohl auf arbeits- bzw.<br />

tarifvertragliche Ausschlußfristen als auch auf die<br />

Verjährung bzw. Verwirkung von rückwirkend geltend<br />

gemachten Vergütungsansprüchen berufen<br />

kann.<br />

Erst Kurzarbeit, dann Kündigung?<br />

Kündigungsrechtlich relevant ist aufgrund ihrer <strong>im</strong><br />

Jahre 2009 erheblichen praktischen Bedeutung<br />

schließlich auch die Kurzarbeit. E<strong>in</strong> Großteil <strong>der</strong><br />

Unternehmen <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> hat <strong>im</strong> Berichtsjahr von<br />

<strong>der</strong> Möglichkeit <strong>der</strong> Kurzarbeit <strong>in</strong>tensiv Gebrauch<br />

gemacht. Ist trotz Kurzarbeit <strong>der</strong> Ausspruch betriebsbed<strong>in</strong>gter<br />

Kündigungen nicht mehr abzuwenden,<br />

so stellt sich die Frage, <strong>in</strong>wieweit die fortwährende<br />

bzw. vorangegangene Durchführung<br />

von Kurzarbeit E<strong>in</strong>fluß auf die Wirksamkeit <strong>der</strong><br />

Kündigung haben kann. E<strong>in</strong> von <strong>der</strong> arbeitsgerichtlichen<br />

Rechtsprechung nicht abschließend geklärtes<br />

Kapitel ist nämlich, unter welchen Voraussetzungen<br />

<strong>der</strong> Ausspruch von betriebsbed<strong>in</strong>gten<br />

Kündigungen während <strong>der</strong> Kurzarbeit bzw. <strong>in</strong> direktem<br />

Anschluß an die Kurzarbeit möglich ist. Hier<br />

bleibt die weitere Entwicklung mit Spannung abzuwarten.<br />

Das Bundesarbeitsgericht sieht die Gewährung<br />

von Kurzarbeitergeld als Indiz dafür an, daß<br />

zunächst lediglich e<strong>in</strong> vorübergehen<strong>der</strong> Arbeitsausfall<br />

vorliegt. Demgegenüber muß <strong>der</strong> Arbeitgeber<br />

<strong>im</strong> Kündigungsschutzprozeß vor dem Arbeitsgericht<br />

darlegen und beweisen, daß <strong>der</strong> Bedarf an<br />

<strong>der</strong> Arbeitsleistung dauerhaft weggefallen ist. Der<br />

Arbeitgeber hat also <strong>im</strong> Falle e<strong>in</strong>er vorangegangenen<br />

Kurzarbeitsperiode die Umstände darzulegen,<br />

die nunmehr den dauerhaften Arbeitsausfall<br />

begründen. Der E<strong>in</strong>wand, daß wegen des gewährten<br />

Kurzarbeitergeldes nur e<strong>in</strong> vorübergehen<strong>der</strong><br />

Arbeitsmangel vorliegt, wird nur mit erheblichem<br />

Argumentationsaufwand entkräftet werden können,<br />

z.B. durch die genaue Angabe, weshalb sich entgegen<br />

<strong>der</strong> ursprünglichen Erwartung <strong>der</strong> Auftragsrückgang<br />

letztlich doch als dauerhaft herausgestellt<br />

hat. In diesem Zusammenhang haben die Unternehmen<br />

darauf zu achten, daß die Ursachen für<br />

die Kurzarbeit ebenso wie für anstehende betriebsbed<strong>in</strong>gte<br />

Kündigungen möglichst sorgfältig dokumentiert<br />

werden, um <strong>in</strong> den zu erwartenden Kündigungsschutzprozessen<br />

entsprechend gewappnet<br />

zu se<strong>in</strong>.


Geschäftsbericht 2009 / 2010<br />

Bildungspolitik<br />

Zukunft schaffen, den Nachwuchs för<strong>der</strong>n<br />

<strong>Die</strong> Bildungsaktivitäten <strong>der</strong> <strong>Unternehmensverbände</strong> und se<strong>in</strong>er Bildungse<strong>in</strong>richtung, des<br />

Bildungszentrums <strong>der</strong> Wirtschaft <strong>im</strong> Unterwesergebiet e.V. (BWU), waren auch <strong>im</strong> Jahre<br />

2009/2010 vielfältig.<br />

Jugend forscht: Regionalisierung<br />

auf e<strong>in</strong>em guten Weg<br />

Nach <strong>der</strong> erfolgreichen Durchführung des Bundeswettbewerbs<br />

Jugend forscht <strong>in</strong> Bremerhaven <strong>im</strong><br />

Jahre 2008 begleiten die <strong>Unternehmensverbände</strong><br />

den Wettbewerb auch weiterh<strong>in</strong>: Als Pate unterstützen<br />

sie seit Februar 2009 die erstmals <strong>im</strong> <strong>Lande</strong><br />

<strong>Bremen</strong> stattf<strong>in</strong>denden Regionalwettbewerbe <strong>in</strong><br />

<strong>Bremen</strong>-Stadt und <strong>in</strong> Bremerhaven.<br />

Jugend forscht kann sich auch <strong>im</strong> Jahre 2010<br />

wie<strong>der</strong> über e<strong>in</strong>en Anmel<strong>der</strong>ekord freuen: Bundesweit<br />

wollten sich mehr als 10.000 Jugendliche an<br />

Deutschlands bekanntestem Nachwuchswettbewerb<br />

beteiligen. Das s<strong>in</strong>d die höchsten Anmeldezahlen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> 45-jährigen Geschichte von Jugend<br />

forscht. Auch <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> zeichnete sich e<strong>in</strong> Rekor<strong>der</strong>gebnis<br />

ab: Alle<strong>in</strong> für den Regionalwettbewerb<br />

<strong>Bremen</strong>-Mitte hatten sich 373 Schüler mit 183<br />

Projektarbeiten angemeldet. Gleiches gilt für den<br />

Regionalwettbewerb <strong>in</strong> Bremerhaven, <strong>der</strong> ebenfalls<br />

e<strong>in</strong> gewaltiges Echo fand.<br />

<strong>Die</strong> Sieger <strong>der</strong> Regionalwettbewerbe traten be<strong>im</strong><br />

diesjährigen <strong>Lande</strong>swettbewerb für das Bundesland<br />

<strong>Bremen</strong> an, <strong>der</strong> Anfang März 2010 stattfand<br />

und – wie <strong>in</strong> den vergangenen Jahren auch – von<br />

<strong>der</strong> Firma Astrium GmbH unterstützt wurde.<br />

Der Hauptgeschäftsführer <strong>der</strong> <strong>Unternehmensverbände</strong>,<br />

Cornelius Neumann-Redl<strong>in</strong>, läßt sich den Versuch e<strong>in</strong>es<br />

Jungforschers erklären.


Geschäftsbericht 2009 / 2010<br />

Dualer Bachelor-Studiengang an<br />

<strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> Wirtschaft<br />

Seit nunmehr 20 Jahren bietet die Akademie <strong>der</strong><br />

Wirtschaft, die 1990 auf Betreiben <strong>der</strong> <strong>Unternehmensverbände</strong><br />

sowie <strong>der</strong> Handelskammer <strong>Bremen</strong><br />

gegründet wurde, e<strong>in</strong>e Berufsausbildung mit Studium<br />

an. <strong>Die</strong> Berufsschule wird durch Unterricht an<br />

<strong>der</strong> Akademie ersetzt, und Abiturienten können somit<br />

nach drei Jahren ihre Ausbildung als Betriebswirt<br />

abschließen. <strong>Die</strong> Akademie <strong>der</strong> Wirtschaft unter<br />

dem Dach des Bildungszentrums <strong>der</strong> Wirtschaft<br />

<strong>im</strong> Unterwesergebiet (BWU) wurde se<strong>in</strong>erzeit gegründet,<br />

weil die Wirtschaft e<strong>in</strong>e Ausbildung anbieten<br />

wollte, die sich eben vor allem an den Interessen<br />

<strong>der</strong> Wirtschaft orientiert. Man wollte für<br />

Jugendliche attraktive Angebote bereitstellen können,<br />

um gute Leute zu bekommen. Mit <strong>der</strong> Umstellung<br />

vom Diplom auf den Bachelor wurde e<strong>in</strong>e<br />

Neuorientierung dieser dualen Ausbildung für Abiturienten<br />

notwendig.<br />

Um den Jugendlichen <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Interesse e<strong>in</strong>en anerkannten<br />

Abschluß zu ermöglichen, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um<br />

auch <strong>der</strong> Wirtschaft zugute kommt, wird die Akademie<br />

<strong>der</strong> Wirtschaft ab Oktober 2010 mit <strong>der</strong> privaten<br />

Fachhochschule für Wirtschaft und Technik<br />

<strong>in</strong> Vechta (FHWT) kooperieren und künftig den Abschluß<br />

Bachelor of Arts (Bus<strong>in</strong>ess Adm<strong>in</strong>istration)<br />

anbieten. In sechs Semestern werden die Jugendlichen<br />

die Ausbildung mit dem Abschluß des<br />

Bachelor durchlaufen. In dieser Zeit absolvieren sie<br />

nicht nur e<strong>in</strong>e Ausbildung, son<strong>der</strong>n haben nach<br />

sechs Semestern e<strong>in</strong>en staatlich und <strong>in</strong>ternational<br />

anerkannten Abschluß und zudem viel Wissen aus<br />

<strong>der</strong> Praxis, das ihnen die Dozenten vermitteln.<br />

Dabei werden die Interessen <strong>der</strong> Unternehmen <strong>im</strong><br />

H<strong>in</strong>blick auf den Stundenplan umfassend berücksichtigt.<br />

Den Unternehmen entstehen neben <strong>der</strong> Ausbildungsvergütung<br />

Kosten <strong>in</strong> Höhe <strong>der</strong> Studiengebühren<br />

von 390 Euro <strong>im</strong> Monat. Schon bislang liegt<br />

die Übernahmequote <strong>der</strong> Auszubildenden bei 80<br />

bis 90 %, was beweist, daß die Ausbildung an <strong>der</strong><br />

Akademie <strong>der</strong> Wirtschaft auf die Interessen <strong>der</strong><br />

Unternehmen zugeschnitten ist.<br />

12 | 13<br />

Jahrestagung <strong>der</strong> Bundesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

SCHULEWIRTSCHAFT <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong><br />

Am 1. und 2. März 2010 fand <strong>im</strong> Bremer Industriehaus<br />

auf E<strong>in</strong>ladung von <strong>Unternehmensverbände</strong>n<br />

und BWU die Jahrestagung <strong>der</strong> Bundesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

SCHULEWIRTSCHAFT statt.<br />

SCHULEWIRTSCHAFT ist e<strong>in</strong>e freiwillige Kooperation<br />

<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Netzwerkes mit langer Tradition.<br />

Sie hat sich zum Ziel gesetzt, den Dialog und die<br />

Kooperation zwischen Schulen und Wirtschaft zu<br />

<strong>in</strong>itiieren und zu gestalten; außerdem soll die<br />

ökonomische Bildung an den Schulen geför<strong>der</strong>t<br />

werden. Lehrer und Schüler erhalten über das<br />

SCHULEWIRTSCHAFT-Netzwerk die Möglichkeit,<br />

ihre Kenntnisse über die Wirtschafts- und Arbeitswelt<br />

zu erhalten und zu vertiefen. Daneben wird<br />

Unternehmen e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> den Auftrag, die Methoden<br />

und Möglichkeiten <strong>der</strong> Schulen vermittelt.<br />

Insgesamt ermöglicht das SCHULEWIRTSCHAFT-<br />

Netzwerk mith<strong>in</strong>, das gegenseitige Verständnis<br />

über unser Wirtschafts- und Bildungssystem <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>en Grundlagen zu verstehen, und das seit<br />

mittlerweile 50 Jahren.<br />

Schwerpunktthemen <strong>der</strong> Tagung <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> waren<br />

u.a. die <strong>in</strong>terkulturelle Berufsorientierung sowie die<br />

Stärkung <strong>der</strong> ökonomischen Bildung. Aktuelle<br />

Studien belegen, daß drei Viertel <strong>der</strong> Schüler sich<br />

mehr Wirtschaftsthemen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule wünschen<br />

– und das eigene Wirtschaftswissen als eher ger<strong>in</strong>g<br />

e<strong>in</strong>stufen. Denn noch <strong>im</strong>mer fehlt es an e<strong>in</strong>er umfassenden<br />

und systematischen Vermittlung ökonomischer<br />

Bildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule. Gründe genug für<br />

SCHULEWIRTSCHAFT, die Stärkung <strong>der</strong> ökonomischen<br />

Bildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule <strong>in</strong>s Zentrum <strong>der</strong><br />

operativen Arbeit für die Jahre 2009 und 2010 zu<br />

stellen. „Ökonomische Bildung stärken – Schule<br />

und Wirtschaft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sozialen Marktwirtschaft“<br />

– unter diesem Motto bietet SCHULEWIRTSCHAFT<br />

deshalb deutschlandweit Veranstaltungen an, versorgt<br />

Lehrkräfte mit Material und erstellt e<strong>in</strong>e<br />

Studie, die das Bild <strong>der</strong> Wirtschaft <strong>in</strong> Schulbüchern<br />

analysiert.


Geschäftsbericht 2009 / 2010<br />

Arbeitswissenschaften<br />

Arbeitsschutz und Gefährdungsbeurteilung<br />

<strong>Die</strong> Verantwortung für die Sicherheit und für den Gesundheitsschutz <strong>der</strong> Beschäftigten trägt<br />

<strong>der</strong> Arbeitgeber. Er ist nach dem Arbeitsschutzgesetz verpflichtet, die erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Maßnahmen unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Umstände zu treffen, die die Sicherheit und die<br />

Gesundheit <strong>der</strong> Beschäftigten bei <strong>der</strong> Arbeit bee<strong>in</strong>flußt. Darüber h<strong>in</strong>aus hat er die e<strong>in</strong>geleiteten<br />

Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen und erfor<strong>der</strong>lichenfalls den verän<strong>der</strong>ten<br />

Gegebenheiten anzupassen.<br />

Maßnahmen des Arbeitsschutzes werden erst dann<br />

getroffen, wenn die Bed<strong>in</strong>gungen an den Arbeitsplätzen<br />

<strong>im</strong> Unternehmen durch e<strong>in</strong>e Gefährdungsbeurteilung<br />

ermittelt worden s<strong>in</strong>d. Bei <strong>der</strong> Festlegung<br />

<strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Schutzmaßnahmen s<strong>in</strong>d die<br />

allgeme<strong>in</strong> bekannten Grundsätze <strong>der</strong> Gefahrenabwehr<br />

bzw. -reduzierung zu beachten. Dazu gehören:<br />

Gefahren s<strong>in</strong>d möglichst an ihrer Quelle zu<br />

vermeiden bzw. zu reduzieren.<br />

Berücksichtigung des Standes <strong>der</strong> Technik,<br />

<strong>der</strong> Arbeitsmediz<strong>in</strong> und <strong>der</strong> Hygiene sowie<br />

<strong>der</strong> gesicherten arbeitswissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse.<br />

Planung <strong>der</strong> Maßnahmen und <strong>der</strong> Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> gesamten Arbeitsumgebung.<br />

Persönliche Schutzausrüstungen (PSA) s<strong>in</strong>d<br />

nachrangig zu an<strong>der</strong>en Maßnahmen zu<br />

berücksichtigen.<br />

Durch die Erhöhung <strong>der</strong> Sicherheit und des Schutzes<br />

<strong>der</strong> Gesundheit <strong>der</strong> Mitarbeiter bei <strong>der</strong> Arbeit<br />

werden Schmerzen und menschliches Leid des<br />

E<strong>in</strong>zelnen verr<strong>in</strong>gert. <strong>Die</strong> Gefährdungsbeurteilung<br />

bzw. die daraus abgeleiteten Maßnahmen stellen<br />

aber auch e<strong>in</strong> Programm zur Kostensenkung <strong>im</strong><br />

Unternehmen dar: Fehlzeiten verursachen <strong>im</strong> Unternehmen<br />

direkte und <strong>in</strong>direkte Kosten. Neben<br />

den Aufwendungen für die Entgeltfortzahlung <strong>im</strong><br />

Krankheitsfall entstehen Kosten durch zusätzliche<br />

Überstunden, Überschreitung von Lieferterm<strong>in</strong>en<br />

o<strong>der</strong> Produktionsausfällen sowie höhere Kosten bei<br />

den Beiträgen zur Berufsgenossenschaft. H<strong>in</strong>zu<br />

kommen Kosten, die sich aus den negativen Auswirkungen<br />

von Fehlzeiten auf die Organisation <strong>der</strong><br />

Arbeitsabläufe und auf die Motivation <strong>der</strong> anwesenden<br />

Mitarbeiter ergeben.<br />

Der negative Trend bei <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Arbeitsunfälle<br />

<strong>in</strong>folge <strong>der</strong> sehr guten Konjunktur und damit guter<br />

Auslastung <strong>der</strong> Fertigungskapazitäten <strong>im</strong> Jahre<br />

2008 setzte sich 2009 nicht fort (siehe nebenstehende<br />

Tabelle). Der ger<strong>in</strong>ge Auftragse<strong>in</strong>gang und<br />

die Reduzierung <strong>der</strong> tatsächlich angefallenen Arbeitszeiten,<br />

vor allem <strong>in</strong>folge Kurzarbeit, waren die<br />

Gründe für die Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> Arbeitsunfälle<br />

2009. Da die Anerkennung von Berufskrankheiten<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel zeitversetzt erfolgt, ist e<strong>in</strong> Auf und Ab<br />

<strong>in</strong>folge <strong>der</strong> Konjunktur kaum festzustellen.


Geschäftsbericht 2009 / 2010<br />

Arbeitsunfälle<br />

BG Metall gesamt<br />

BG Bezirksverwaltung<br />

<strong>Bremen</strong><br />

2007<br />

362.266<br />

31.404<br />

Berufskrankheiten (angezeigt)<br />

BG Metall gesamt<br />

BG Bezirksverwaltung<br />

<strong>Bremen</strong><br />

2007<br />

9.323<br />

1.037<br />

Geme<strong>in</strong>same Deutsche<br />

Arbeitsschutzstrategie<br />

2008<br />

377.160<br />

33.345<br />

2008<br />

10.162<br />

1.216<br />

2009<br />

305.262<br />

27.802<br />

2009<br />

10.191<br />

1.126<br />

Um die Sicherheit und Gesundheit <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

durch präventiven und systemorientierten betrieblichen<br />

Arbeitsschutz effektiver und effizienter zu gestalten,<br />

wurde die Geme<strong>in</strong>same Deutsche Arbeitsschutzstrategie<br />

(GDA) <strong>in</strong>s Leben gerufen. E<strong>in</strong> Kernelement<br />

dieser GDA ist die Verbesserung des<br />

Zusammenwirkens <strong>der</strong> staatlichen Arbeitsschutzbehörden<br />

(Gewerbeaufsicht) und <strong>der</strong> Unfallversicherungsträger<br />

(Berufsgenossenschaft), <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>in</strong> bezug auf e<strong>in</strong>e abgest<strong>im</strong>mte arbeitsteilige<br />

Beratungstätigkeit e<strong>in</strong>schließlich e<strong>in</strong>er gleichwertigen<br />

Umsetzung von Arbeitsschutzvorschriften.<br />

<strong>Die</strong> GDA erfor<strong>der</strong>t von allen Beteiligten e<strong>in</strong>e Neuorientierung.<br />

Erstmals soll e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Strategie<br />

und geme<strong>in</strong>sames Handeln das duale Arbeitsschutzsystem<br />

<strong>in</strong> Deutschland opt<strong>im</strong>ieren und praxisgerechter<br />

gestalten.<br />

<strong>Die</strong> Nationale Arbeitsschutzkonferenz (NAK) ist das<br />

zentrale Gremium <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> GDA, wenn es um<br />

die Planung, Koord<strong>in</strong>ation und Evaluation <strong>der</strong> Maßnahmen<br />

geht. Jeweils sechs Vertreter des Bundes,<br />

<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> und <strong>der</strong> Unfallversicherungsträger s<strong>in</strong>d<br />

entscheidungsbefugt. Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen<br />

stellen jeweils drei Mitglie<strong>der</strong><br />

mit lei<strong>der</strong> nur beraten<strong>der</strong> Funktion. <strong>Die</strong> Geschäftsstelle<br />

ist <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> bei <strong>der</strong> Bundesanstalt für Arbeitsschutz<br />

und Arbeitsmediz<strong>in</strong> angesiedelt.<br />

14 | 15<br />

E<strong>in</strong>mal <strong>im</strong> Jahr treffen sich Arbeitsschutzexperten<br />

<strong>der</strong> Sozialpartner und <strong>der</strong> Sozialversicherungsträger,<br />

aus Forschungs<strong>in</strong>stituten und Verbänden auf<br />

e<strong>in</strong>er Fachkonferenz, dem Arbeitsschutzforum. <strong>Die</strong><br />

für die nächsten Jahre festgelegten Ziele sollen aus<br />

den Bereichen technische Sicherheit, Unfallverhütung,<br />

Gesundheitsschutz, betriebliche Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />

und menschengerechte Gestaltung<br />

<strong>der</strong> Arbeit kommen – auch bisher bekannte Ziele<br />

bei <strong>der</strong> Durchsetzung des Arbeitsschutzes <strong>in</strong> den<br />

Unternehmen.<br />

Konkret wurden für die nächsten Jahre drei Ziele<br />

def<strong>in</strong>iert:<br />

die Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong> Häufigkeit und<br />

Schwere von Arbeitsunfällen<br />

die Verr<strong>in</strong>gerung von Muskel- und<br />

Skelett-Erkrankungen<br />

die Verr<strong>in</strong>gerung von Hauterkrankungen<br />

(Feuchtarbeiten und hautschädigende<br />

Substanzen)<br />

Schwerpunkt s<strong>in</strong>d dabei die Branchen Logistik,<br />

Bau, Montage, Transport sowie generell Neul<strong>in</strong>ge<br />

und Zeitarbeiter <strong>im</strong> Betrieb.


Geschäftsbericht 2009 / 2010<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

<strong>Die</strong> <strong>Unternehmensverbände</strong> <strong>im</strong> Dialog<br />

Auch <strong>im</strong> vergangenen Jahr haben die <strong>Unternehmensverbände</strong> <strong>im</strong> Rahmen diverser Veranstaltungen<br />

die Interessen <strong>der</strong> bremischen Wirtschaft gegenüber Entscheidungsträgern <strong>in</strong><br />

Politik und Verwaltung vertreten. Schwerpunkte waren e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Veranstaltung mit<br />

dem Bankenverband <strong>Bremen</strong> zur F<strong>in</strong>anzkrise, e<strong>in</strong> Logistik-Forum <strong>im</strong> Rahmen des Außenwirtschaftstages<br />

2009 <strong>in</strong> <strong>Bremen</strong> und das alljährliche Bremer Unternehmerforum am 9. Dezember<br />

2009 <strong>im</strong> Park Hotel <strong>Bremen</strong>.<br />

Am 22. Juni 2009 waren die <strong>Unternehmensverbände</strong><br />

geme<strong>in</strong>sam mit dem Bankenverband <strong>Bremen</strong><br />

Gastgeber e<strong>in</strong>er Veranstaltung <strong>im</strong> Park Hotel<br />

<strong>Bremen</strong>, <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong>er <strong>der</strong> neue Präsident des<br />

Bundesverbandes deutscher Banken, Herr Andreas<br />

Schmitz, referierte. Auf dem Höhepunkt <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzmarktkrise<br />

zeigte <strong>der</strong> Präsident Wege aus dieser<br />

<strong>Krise</strong> auf und betonte dabei <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Notwendigkeit,<br />

jetzt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zusammenwirken aller Akteure<br />

aus den Fehlern <strong>der</strong> Vergangenheit zu lernen.<br />

Das Logistik-Forum <strong>im</strong> Rahmen des Deutschen<br />

Außenwirtschaftstages 2009 veranstalteten die <strong>Unternehmensverbände</strong><br />

am 25. November 2009 geme<strong>in</strong>sam<br />

mit dem Bundesverband <strong>der</strong> Deutschen<br />

Industrie (BDI), dessen <strong>Lande</strong>svertretung <strong>Bremen</strong><br />

die <strong>Unternehmensverbände</strong> s<strong>in</strong>d. Das Forum widmete<br />

sich dem Thema „Zukunftsstrategien für die<br />

Logistik und die Exportmärkte – Grundlagen <strong>der</strong><br />

Außenwirtschaft“. An <strong>der</strong> Podiumsdiskussion nahmen<br />

Jürgen Hasler (Leiter Unternehmensentwicklung,<br />

Imperial Logistics International GmbH, Duisburg),<br />

Nils Haupt (Director Communications,<br />

Lufthansa Cargo AG, Frankfurt am Ma<strong>in</strong>), Karl<br />

Nutz<strong>in</strong>ger (Vorstand Landverkehr, CEO Europe,<br />

Schenker AG, Essen) und Detlev Wollert, (Leiter<br />

Seeverkehre Material, Volkswagen Logistics<br />

GmbH & Co. OHG, Wolfsburg, stellvertreten<strong>der</strong><br />

Vorsitzen<strong>der</strong>, Deutsches Seeverla<strong>der</strong>komitee <strong>im</strong><br />

BDI, Berl<strong>in</strong>) teil. Mo<strong>der</strong>iert wurde die Diskussion<br />

von Dr. Josef Decker, Vorstand <strong>der</strong> Deutschen<br />

Außenhandels- und Verkehrs-Akademie (DAV),<br />

<strong>Bremen</strong>. <strong>Die</strong> Teilnehmer des Podiums waren sich<br />

dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ig, daß funktionieren<strong>der</strong> Außenhandel und<br />

funktionierende Logistik e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> bed<strong>in</strong>gen. So<br />

profitiere die Logistikbranche am meisten von dem<br />

Megatrend Globalisierung. An die Politik wurde die<br />

For<strong>der</strong>ung gerichtet, die Hafenh<strong>in</strong>terlandanb<strong>in</strong>dungen<br />

auszubauen, für bessere Verknüpfungsmöglichkeiten<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Verkehrsträger zu sorgen<br />

und dem akuten Fachkräftemangel <strong>in</strong> allen<br />

Ebenen <strong>der</strong> Logistikbranche mit Hilfe von Ausbildungskampagnen<br />

und Schaffung neuer Logistikstudiengänge<br />

zu begegnen.


Geschäftsbericht 2009 / 2010<br />

Das Bremer Unternehmerforum 2009 stand unter<br />

dem Motto „Für e<strong>in</strong>e neue Innovationskultur – Jetzt<br />

die Weichen für Deutschlands Zukunft stellen“.<br />

Dazu hatten die <strong>Unternehmensverbände</strong> Herrn<br />

Professor Dr.-Ing. Hans-Jörg Bull<strong>in</strong>ger, Präsident<br />

<strong>der</strong> Fraunhofer-Gesellschaft zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> angewandten<br />

Forschung e.V. <strong>in</strong> München, als Gastredner<br />

e<strong>in</strong>geladen.<br />

Professor Bull<strong>in</strong>ger betonte <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Vortrag die<br />

Notwendigkeit e<strong>in</strong>es „Aufbruchs <strong>im</strong> Umbruch“ und<br />

führte <strong>in</strong> die verschiedenen Ebenen <strong>der</strong> Innovationsentwicklung<br />

und -forschung e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> wesentliches<br />

Plädoyer se<strong>in</strong>er Rede betraf die Notwendigkeit <strong>der</strong><br />

Marktfähigkeit von Innovationen. So sei Deutschland<br />

zwar führend <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grundlagenforschung, <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> angewandten Forschung müsse es jedoch gegenüber<br />

Konkurrenzlän<strong>der</strong>n wie den USA o<strong>der</strong> Ch<strong>in</strong>a<br />

noch aufholen. Auch führte Bull<strong>in</strong>ger aus, daß<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>novationsför<strong>der</strong>liche Unternehmenskultur unabd<strong>in</strong>glich<br />

sei. Heute schon sei die Kultur <strong>im</strong> Unternehmen<br />

wichtiger als die Struktur. Dazu gehöre die<br />

Vernetzung mit an<strong>der</strong>en Unternehmen, Forschungse<strong>in</strong>richtungen,<br />

Zulieferern und Kunden, aber auch die<br />

Vernetzung <strong>der</strong> Arbeitnehmer untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Das<br />

Arbeitskl<strong>im</strong>a müsse „bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g“ ermöglichen.<br />

An <strong>der</strong> anschließenden Podiumsdiskussion unter<br />

<strong>der</strong> Leitung von Dr. Marc Beise, Leiter <strong>der</strong> Wirtschaftsredaktion<br />

<strong>der</strong> Süddeutschen Zeitung <strong>in</strong><br />

München, nahmen neben Professor Bull<strong>in</strong>ger teil:<br />

Andreas Heyer<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Geschäftsführung,<br />

WFB Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung <strong>Bremen</strong> GmbH<br />

Professor Dr. phil. Andreas Knie<br />

Wissenschaftszentrum Berl<strong>in</strong><br />

für Sozialforschung gGmbH,<br />

Geschäftsführer des Innovationszentrums<br />

für Mobilität und gesellschaftlichen<br />

Wandel GmbH (InnoZ), Berl<strong>in</strong><br />

Dr. Ernst Schrö<strong>der</strong><br />

Vice President und Geschäftsleiter,<br />

Thermo Fisher Scientific (<strong>Bremen</strong>) GmbH<br />

16 | 17<br />

<strong>Die</strong> Diskussionsteilnehmer st<strong>im</strong>mten mit Professor<br />

Bull<strong>in</strong>ger dar<strong>in</strong> übere<strong>in</strong>, daß Grundbed<strong>in</strong>gung für<br />

e<strong>in</strong>en hervorragenden Innovationsstandort die enge<br />

Vernetzung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft<br />

sei. Prof. Knie vertrat die Auffassung, daß Hochschulen<br />

und Unternehmen sich nicht mehr als E<strong>in</strong>heiten<br />

<strong>in</strong> getrennten Sphären sehen, son<strong>der</strong>n sich<br />

untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vernetzen und stärker geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong><br />

Anwendungskontexten denken sollten. Heyer wies<br />

darauf h<strong>in</strong>, daß die bremische Innovationskultur,<br />

die sich bereits auf e<strong>in</strong>em hohen Niveau bef<strong>in</strong>de,<br />

gleichwohl weiterh<strong>in</strong> strategisch begleitet werden<br />

müsse. Dabei sollte <strong>Bremen</strong> se<strong>in</strong>e Stärken <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

zwar selbstbewußten, aber auch kritisch differenzierenden<br />

Selbstanalyse herausfiltern und mit ihnen<br />

authentisch umgehen. Dr. Schrö<strong>der</strong> ergänzte, daß<br />

es entscheidend für den Erfolg von Innovationen<br />

sei, sich auf e<strong>in</strong>e Richtung festzulegen. Es müsse<br />

entschieden werden, was man nicht mache, um<br />

sich dann um so entschlossener auf das zu konzentrieren,<br />

was für das Richtige gehalten werde.<br />

Aber auch sonst waren die <strong>Unternehmensverbände</strong><br />

nicht untätig: So luden sie ihre Mitglie<strong>der</strong> zu diversen<br />

Industrieabenden e<strong>in</strong>. Referenten waren Jan<br />

Rispens, Geschäftsführer <strong>der</strong> W<strong>in</strong>denergie-Agentur<br />

Bremerhaven/<strong>Bremen</strong> e.V. zum Thema „W<strong>in</strong>denergie:<br />

Perspektive und Chancen für die Region“,<br />

die Mo<strong>der</strong>ator<strong>in</strong> N<strong>in</strong>a Ruge mit e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Spaziergang<br />

durch ihren Lebenslauf und Peter Clever,<br />

Mitglied <strong>der</strong> Hauptgeschäftsführung <strong>der</strong> Bundesvere<strong>in</strong>igung<br />

<strong>der</strong> Deutschen Arbeitgeberverbände<br />

(BDA) und alternieren<strong>der</strong> Vorsitzen<strong>der</strong> des Verwaltungsrates<br />

<strong>der</strong> Bundesagentur für Arbeit, zur aktuellen<br />

Diskussion um die Arbeitsmarktreformen <strong>der</strong><br />

Bundesregierung.


Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gremien <strong>der</strong><br />

<strong>Unternehmensverbände</strong> <strong>im</strong> <strong>Lande</strong> <strong>Bremen</strong> e.V.<br />

1. Vorstand<br />

Ingo Kramer<br />

Präsident<br />

J. H. K. Anlagenbau und<br />

Service GmbH & Co. KG<br />

Dr. Peter W. Dill<br />

„Deutsche See“ GmbH<br />

Michael Ippich<br />

UNTERWESER REEDEREI GMBH<br />

Dr. Manfred Ahlsdorff<br />

Ehrenpräsident<br />

2. Beirat<br />

Peter Bernsen<br />

Deutsche SENCO<br />

Industrie-Erzeugnisse GmbH & Co. KG<br />

Dr. Kai Brüggemann<br />

Airbus Operations GmbH<br />

Ingo Kramer<br />

J. H. K. Anlagenbau und Service GmbH & Co. KG<br />

Franz-Wilhelm Löbe<br />

Siemens AG<br />

Region Deutschland – Hanse<br />

Nie<strong>der</strong>lassung <strong>Bremen</strong><br />

Friedrich Lürßen<br />

Fr. Lürssen Werft GmbH & Co. KG<br />

Dr. Walter Krawitz<br />

Vizepräsident<br />

a) <strong>Die</strong> Mitglie<strong>der</strong> des Vorstandes (vgl. 1)<br />

Peter Schabert<br />

Da<strong>im</strong>ler AG, Mercedes-Benz Werk <strong>Bremen</strong><br />

Hans-Joach<strong>im</strong> Florian<br />

roha arzne<strong>im</strong>ittel GmbH<br />

b) Nordmetall – Verband <strong>der</strong> Metall- und Elektro<strong>in</strong>dustrie e.V., Bezirksgruppe Unterweser<br />

Manfred Meise<br />

Hella Fahrzeugkomponenten GmbH<br />

Lutz Oelsner<br />

GESTRA AG<br />

Joach<strong>im</strong> Pahl<br />

Drahtseilwerk GmbH<br />

Jan Re<strong>in</strong>ecke<br />

mdexx GmbH<br />

Claus-Hermann Wencke<br />

Vizepräsident<br />

Peter Schabert<br />

Da<strong>im</strong>ler AG<br />

Mercedes-Benz Werk <strong>Bremen</strong><br />

Rolf Weidelt<br />

A. Weidelt Systemtechnik GmbH & Co. KG


Geschäftsbericht 2009 / 2010<br />

c) Allgeme<strong>in</strong>er Arbeitgeberverband von <strong>Bremen</strong><br />

Holger U. Birkigt<br />

BIRKIGT International Consult<strong>in</strong>g & Media GmbH<br />

Werner Deichert<br />

Coffe<strong>in</strong> Compagnie<br />

Dr. Erich Scheele GmbH & Co. KG<br />

Hans-Christoph Erl<strong>in</strong>g<br />

Bremer Rolandmühle Erl<strong>in</strong>g GmbH & Co. KG<br />

Gerhard Har<strong>der</strong><br />

Dr. Walter Krawitz<br />

Bruno Kruth<br />

F.W. Neukirch (GmbH & Co.) KG<br />

d) Arbeitgeberverband Bremerhaven<br />

Jörn Bensch<br />

Vetter Stahlhandel GmbH<br />

Jens Frischmann<br />

Möhr<strong>in</strong>g GmbH<br />

Wolfgang Grube<br />

Georg Grube GmbH<br />

Dr. Stephan H<strong>in</strong>richs<br />

Frosta AG<br />

Claus-Hermann Wencke<br />

Hartmut Mekelburg<br />

BLG LOGISTICS GROUP AG & Co. KG<br />

Hans-Georg Morawitz<br />

Rhe<strong>in</strong>metall Defence Electronics GmbH<br />

Dr. T<strong>im</strong> Nesemann<br />

<strong>Die</strong> Sparkasse <strong>Bremen</strong> AG<br />

Klaus Stapmans<br />

Detlef Hegemann GmbH & Co. KG (Hold<strong>in</strong>g)<br />

Axel Karch (bis 31.12.2009)<br />

Frozen Fish International GmbH<br />

e) Arbeitgeberverband <strong>der</strong> chemischen Industrie <strong>im</strong> Unterwesergebiet<br />

18 | 19<br />

Wolfgang Schiemann<br />

EUROGATE Conta<strong>in</strong>er Term<strong>in</strong>al Bremerhaven GmbH<br />

Thomas Schütze<br />

Bankhaus Neelmeyer AG


f) Korporativ angeschlossene Verbände sowie<br />

an<strong>der</strong>e Sozial- und Wirtschaftspolitische Organisationen<br />

AGA Unternehmensverband<br />

Großhandel, Außenhandel, <strong>Die</strong>nstleistung e.V.<br />

Dr. Hans Fabian Kruse, Präsident<br />

Wiechers & Helm GmbH & Co. KG<br />

Volker Tschirch, Vorstandssprecher<br />

Klaus Ziegler, Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>Lande</strong>sgruppe <strong>Bremen</strong><br />

Ziegler Beteiligungsgesellschaft mbH<br />

Arbeitgeberverband Handwerk <strong>Bremen</strong> e.V.<br />

Matthias W<strong>in</strong>ter, Vorsitzen<strong>der</strong><br />

Tischlerei W<strong>in</strong>ter<br />

Andreas Meyer, Geschäftsführer<br />

Bankenverband <strong>Bremen</strong> e.V.<br />

Thomas Schütze, Vorsitzen<strong>der</strong><br />

Bankhaus Neelmeyer AG<br />

Rolf Behre, Geschäftsführer<br />

Bankhaus Neelmeyer AG<br />

Bau<strong>in</strong>dustrieverband<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen-<strong>Bremen</strong> e.V.<br />

Professor Dr.-Ing. Rolf Warmbold, Präsident<br />

HASTRABAU-WEGENER GmbH & Co. KG<br />

RA Dr. Wolfgang Bayer, Hauptgeschäftsführer<br />

Professor Dipl.-Kfm. Michael Sommer,<br />

Hauptgeschäftsführer<br />

Bremer Rhe<strong>der</strong>-Vere<strong>in</strong><br />

Thorsten Mackenthun, Vorsitzer<br />

Hanseatic Lloyd Ree<strong>der</strong>ei GmbH & Co. KG<br />

Robert Völkl, Geschäftsführer<br />

E<strong>in</strong>zelhandelsverband Nordsee <strong>Bremen</strong> e.V.<br />

Norbert Caesar, Vorsitzen<strong>der</strong><br />

CAESAR Handelsgesellschaft mbH<br />

Wolfgang Brakhane, Geschäftsführer<br />

iGZ – Interessenverband Deutscher<br />

Zeitarbeitsunternehmen e.V.<br />

Bett<strong>in</strong>a Schiller, Vorsitzende<br />

Teamworker GmbH<br />

Kommunaler Arbeitgeberverband<br />

<strong>Bremen</strong> e.V.<br />

Staatsrat Henn<strong>in</strong>g Lühr, Vorsitzen<strong>der</strong><br />

Der Senator für F<strong>in</strong>anzen<br />

Wolfgang Söller, Geschäftsführer<br />

<strong>Lande</strong>sverband Druck und Medien<br />

<strong>Bremen</strong> e.V.<br />

Siegfried von <strong>der</strong> Wehl, Vorsitzen<strong>der</strong><br />

Druckerei Girzig & Gottschalk<br />

RA Marcel Christmann, Geschäftsführer<br />

<strong>Lande</strong>sverband Verkehrsgewerbe<br />

<strong>Bremen</strong> (LVB) e.V.<br />

Peter Pr<strong>in</strong>z, Vorsitzen<strong>der</strong><br />

Terratrans GmbH, <strong>Bremen</strong><br />

Mart<strong>in</strong> Otholt, Geschäftsführer


Geschäftsbericht 2009 / 2010 20 | 21<br />

U·B·H – Unternehmensverband<br />

Bremische Häfen e.V.<br />

Hans-Joach<strong>im</strong> Schnitger, Präsident<br />

Atlantik Hafenbetriebe<br />

Geuther & Schnitger GmbH & Co. KG<br />

RA Hubertus Ritzke, Geschäftsführer<br />

RA Peter Marx, Geschäftsführer<br />

WFB Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung <strong>Bremen</strong> GmbH<br />

Geschäftsbereich Messe <strong>Bremen</strong><br />

Hans Peter Schnei<strong>der</strong>, Geschäftsführer<br />

Verband <strong>der</strong> Chemischen Industrie e.V.<br />

<strong>Lande</strong>sverband Nord<br />

Dr. Roland Stegmüller, Vorsitzen<strong>der</strong><br />

Bayer MaterialScience AG<br />

Dr. Jochen Wilkens, Geschäftsführer<br />

3. Ältestenrat 4. Geschäftsführung<br />

Dr. Manfred Ahlsdorff<br />

Wolfgang Deter-Lüken<br />

Wilhelm Grotkop<br />

Dr. Klaus H<strong>in</strong>ck<br />

Dr. Bernhard Holke<br />

Hans Werner Klause<br />

Herbert Korte<br />

Michael Krömker<br />

Michael Schroiff<br />

Dr. Uwe Woywod<br />

Verband Deutscher Unternehmer<strong>in</strong>nen e.V.<br />

<strong>Lande</strong>sverband <strong>Bremen</strong>-Weser-Ems<br />

Dipl.-Psych. Cornelia Hopp, Vorsitzende<br />

Peter Braun Personalberatung GmbH<br />

VGL – Verband Garten-, Landschafts- und<br />

Sportplatzbau e.V.<br />

Uwe Krebs, Vorsitzen<strong>der</strong><br />

Harald Mikulla, Geschäftsführer<br />

ZVEI – Zentralverband Elektrotechnikund<br />

Elektronik<strong>in</strong>dustrie e.V.<br />

<strong>Lande</strong>sstelle Nie<strong>der</strong>sachsen / <strong>Bremen</strong><br />

Wolfgang Reichelt, Vorsitzen<strong>der</strong><br />

Block Transformatoren-Elektronik GmbH & Co. KG<br />

Dr. Volker Müller, Geschäftsführer<br />

RA Cornelius Neumann-Redl<strong>in</strong><br />

Hauptgeschäftsführer<br />

RA Hartmut Roth ✝<br />

Geschäftsführer<br />

Ass. Burckhard Pfelzer<br />

Arbeits-, Sozial- und Tarifrecht<br />

RA Marcel Christmann<br />

Arbeits-, Sozial- und Tarifrecht<br />

RA Alexan<strong>der</strong> Dyx<br />

Arbeits-, Sozial- und Tarifrecht<br />

RA Danilo Genske<br />

Arbeits-, Sozial- und Tarifrecht<br />

Dipl.-Ing. Werner Strauß<br />

Arbeitswissenschaft, Tarifstatistik<br />

Karol<strong>in</strong> He<strong>in</strong>rich (LL.B.)<br />

Wirtschaftspolitik und Kommunikation


<strong>Die</strong> <strong>Unternehmensverbände</strong> <strong>im</strong> <strong>Lande</strong> <strong>Bremen</strong> e.V.<br />

Schillerstraße 10 | 28195 <strong>Bremen</strong><br />

Telefon 04 21 / 3 68 02 - 0 | Telefax 04 21 / 3 68 02 - 49<br />

www.uvhb.de | <strong>in</strong>fo@uvhb.de

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