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CONNECT Magazin 20-03

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<strong>20</strong><strong>20</strong> / Ausgabe <strong>03</strong><br />

Das <strong>Magazin</strong> der Chinesischen Handelskammer in Deutschland<br />

www.chk-de.org<br />

E-COMMERCE<br />

VERÄNDERT DIE WELT DES HANDELS<br />

Social-Commerce<br />

Die Marketingsysteme der Zukunft<br />

entstehen in China<br />

Oak Garden im Hunsrück<br />

Globaler E-Commerce beginnt<br />

im Kleinen<br />

China Day <strong>20</strong><strong>20</strong> digital<br />

Rückblick, Impressionen &<br />

Stimmen


Die Chinesische Handelskammer in Deutschland e. V.<br />

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Die CHKD ist das größte Netzwerk chinesischer Unternehmen in<br />

Deutschland. Unser Ziel ist die Stärkung der wirtschaftlichen<br />

Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland. Mit unseren<br />

umfangreichen Services unterstützen wir unsere Mitglieder und<br />

Unternehmen vor und nach Eintritt in den deutschen Markt.<br />

CHKD— 德 国 中 国 商 会 国 际 会 议 中 心 7 层 , 弗 里 德 里 希 大 街 95 号 , 邮 编 10117, 柏 林<br />

CHKD-Die Chinesische Handelskammer in Deutschland e. V. I IHZ Hochhaus, 7. Etage I Friedrichstrasse 95 I 10117 Berlin<br />

+49-30-<strong>20</strong>91 7522 +49-30-<strong>20</strong>91 7340 WWW.CHK-DE.ORG INFO@CHK-DE.ORG<br />

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DER CHKD


Editorial 1<br />

Abb.: greenbutterfly, Shutterstock<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

E-Commerce verändert die Welt – COVID-19 hat<br />

den Trend noch beschleunigt. Die Einschränkungen<br />

durch die Corona-Krise gaben dem Onlinehandel<br />

und internetbasierten Geschäftsbeziehungen<br />

einen zusätzlichen Schwung. In dieser Ausgabe<br />

beleuchten wir das Thema aus verschiedenen Perspektiven.<br />

Wir blicken nach Deutschland und<br />

China – die Unterschiede im E-Commerce sind in<br />

beiden Ländern gravierend. Onlineshopping ist in<br />

China Entertainment, das zunehmend über soziale<br />

Netzwerke gesteuert und durch Millionen selbst<br />

ernannte Influencer angeheizt wird. Der Umsatz<br />

über Social-Commerce in China wird in diesem<br />

Jahr auf 242 Milliarden US-Dollar steigen. Inte–<br />

ressant ist auch die zunehmende Vernetzung von<br />

stationärem Handel und Onlinemarketing – viele<br />

europäische Marken nutzen die Synergien der Vernetzung<br />

für den Markteinstieg in China. Doch auch<br />

in Deutschland befeuert der Onlinehandel neue<br />

Geschäftsmodelle – im Hunsrück erschließen chinesische<br />

Exportdienstleister für mittelständische<br />

deutsche Unternehmen in China den Markt, finden<br />

Kunden, erledigen die Formalitäten und kümmern<br />

sich um die Logistik.<br />

Unter Innovationsdruck steht jedoch nicht nur der<br />

Handel – auch die großen Messen und Kongresse<br />

müssen in Folge der Corona-Pandemie digital denken<br />

und sich neu erfinden. Welche Chancen damit<br />

verbunden sind, zeigte Anfang September der<br />

China Day <strong>20</strong><strong>20</strong> auf. Erstmals digital aufgesetzt<br />

erreichte das bilaterale Event viele tausend Zuschauer<br />

in Deutschland und China. Unter dem Titel<br />

„Aufbruch in die Post-Corona-Ära – Strategien für<br />

die Zukunft der chinesisch-deutschen Wirtschaftszusammenarbeit“<br />

diskutierten Vertreter aus Wirtschaft<br />

und Politik über die Herausforderungen und<br />

Chancen der zukünftigen Zusammenarbeit.<br />

Wir wünschen Ihnen gute Unterhaltung!<br />

www.chk-de.org


2 Inhalt<br />

08<br />

08<br />

Titelstory<br />

E-Commerce verändert die<br />

Welt des Handels<br />

04<br />

Kurzmeldungen<br />

Alles rund um Ansiedlungen, Kooperationen<br />

und Investitionen<br />

16<br />

Interview<br />

04 16<br />

…<br />

… Dr. Dietmar Voggenreiter,<br />

Horváth & Partners<br />

www.chk-de.org


3<br />

Kurzmeldungen<br />

04 Neue Industrien: China stellt neun<br />

neue Berufe vor<br />

04 Digitaler Yuan – Testphase im Einzelhandel<br />

04 Weltweit erste Roboter-Restaurants<br />

05 OPPO eröffnet Europazentrale in Düsseldorf<br />

05 Poggenpohl unterzeichnet Vertrag mit<br />

strategischem Investor Jomoo Group<br />

06 NIO Swap Station – Zukunft der Elektromobilität<br />

06 CATL – Kooperation mit Daimler wird<br />

intensiviert<br />

06 Unternehmensticker<br />

07 BioNtech und Fosun Pharmaceutical<br />

testen Impfstoff in China<br />

China Day <strong>20</strong><strong>20</strong> digital<br />

24 Rückblick & Impressionen<br />

32 Stimmen<br />

Community<br />

26 Kultur: Elbphilharmonie & Laeiszhalle<br />

in Hamburg<br />

27 Sporttipp: LIEBHERR Men’s World Cup<br />

<strong>20</strong><strong>20</strong><br />

28 Reisetipp: Auf den Spuren von Karl<br />

Marx – Trier<br />

29 Gesundheit: Nützliche Informationen<br />

vom CHKD Gesundheitspartner TK<br />

30 Ein Tag im Leben von Petra Wassner,<br />

NRW.INVEST<br />

30<br />

Community<br />

Elbphilharmonie & Laeiszhalle<br />

in Hamburg<br />

30<br />

Titelstory<br />

08 E-Commerce verändert die Welt des<br />

Handels<br />

12 Die bunte Welt des Social-Commerce<br />

15 Kommentar von CHINAHIRN<br />

Der Lippenstift-König<br />

16 Interview Dr. Dietmar Voggenreiter,<br />

Horváth & Partners<br />

18 Chinesische Exportdienstleister im<br />

Hunsrück erschließen chinesischen<br />

Markt<br />

19 Interview Michael Dietz, Wirtschaftsförderung<br />

Birkenfeld<br />

<strong>20</strong> Bei Aldi oder Rewe in China online einkaufen<br />

21 Leitmessen nach Corona<br />

Rubriken<br />

01 Editorial<br />

33 Impressum<br />

Besuchen Sie unsere neue Homepage<br />

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WeChat-Kanal<br />

Services<br />

22 Zahlen - Daten - Fakten Ausgabedatum: 25.09.<strong>20</strong><strong>20</strong><br />

www.chk-de.org


4 Kurzmeldungen<br />

Neue Industrien: China stellt neun neue Berufe vor<br />

Abb.: agentur von b.<br />

Digitaler Yuan – Testphase<br />

im Einzelhandel<br />

Abb.: China Daily<br />

China hat neun neue Berufe in seine offizielle<br />

Berufsliste aufgenommen. Dadurch<br />

sollen mehr Menschen für die Internetindustrie<br />

gewonnen werden. Anerkannt hat das<br />

chinesische Ministerium für Personalverwaltung<br />

und Soziale Absicherung folgende neue Berufe:<br />

Blockchain-Ingenieurstechniker, Blockchain-Anwendungsbetreiber,<br />

Grid-Arbeiter für die städtische<br />

Verwaltung, Internetvermarkter, darunter<br />

fallen auch Livestreaming-Verkäufer, Prüfer für<br />

Informationssicherheit, Techniker für Online-<br />

Lerndienste, Gesundheitshelfer in den Gemeinden,<br />

Gutachter für die gesundheitliche Verfassung<br />

älterer Menschen und Betreiber von 3D-<br />

Druckgeräten. Alle neun neuen Berufe seien auf<br />

der Grundlage relevanter Standards und Verfahren<br />

von Experten sorgfältig ausgewählt worden,<br />

heißt es in einer Erklärung des Ministeriums.<br />

Quelle: bjrundschau.com<br />

D<br />

er digitale Yuan wird im Einzelhandel getestet<br />

– die Volksbank von China (PBOC)<br />

gab bekannt, dass der aktuelle Testlauf<br />

ihrer digitalen Zentralbankwährung sich auf kleine<br />

Einzelhandelstransaktionen beschränke. Der<br />

digitale Yuan ist auch bekannt als Digital Currency<br />

Electronic Payment oder DCEP. „In der derzeitigen<br />

Phase ist das Hauptziel des Tests, sicherzustellen,<br />

dass die digitale Währung reibungslos<br />

und sicher läuft. Wir wollen außerdem ermitteln,<br />

wie die DCEP von der Zentralbank an die Finanzinstitute<br />

verteilt wird. Nur wenn die Tests im<br />

Einzelhandel erfolgreich sind, werden sie in großen<br />

Transaktionen durchgeführt", erklärt WANG<br />

Peng, Assistenzprofessor an der Gaoling School<br />

of Artificial Intelligence an der Renmin-Universität.<br />

China startete bereits im April in einigen<br />

Städten erste Testläufe mit der eigenen Digitalwährung.<br />

Teile der Regierungsbeamten erhielten<br />

die Hälfte ihrer Pendlerpauschale in der neuen<br />

Digitalwährung ausgezahlt.<br />

Quelle: btc-echo<br />

Weltweit erste Roboter-Restaurants<br />

In der chinesischen Provinz Guangdong hat<br />

das weltweit erste Roboter-Restaurant eröffnet.<br />

Der Restaurantkomplex der Qianxi<br />

Robot Catering Group ist eine technologische Innovation.<br />

Auf 2.000 Quadratmetern stehen mehr<br />

als <strong>20</strong> vom Unternehmen entwickelte Roboter<br />

für verschiedene kulinarische Stile (chinesische<br />

Küche, Reis aus dem Tontopf, Nudelgerichte) bereit,<br />

um die ihnen zugewiesene Rolle bei der Zubereitung<br />

der Lebensmittel und dem Kochen der<br />

Speisen zu übernehmen. Der Restaurant-Bereich<br />

bietet genug Raum, um nahezu 600 Gäste gleichzeitig<br />

zu bewirten. Die <strong>20</strong>0 Menüpunkte des Restaurants<br />

können in jeweils <strong>20</strong> Sekunden serviert<br />

werden.<br />

Quelle: Country Garden Holdings<br />

Abb.: Country Garden Holdings<br />

www.chk-de.org


5<br />

OPPO eröffnet Europazentrale in Düsseldorf<br />

Abb.: OPPO Mobile Telecommunications Corp. Ltd.<br />

Der chinesische Smartphone-Hersteller<br />

OPPO eröffnete Anfang Mai <strong>20</strong><strong>20</strong> in<br />

Düsseldorf die Zentrale für Westeuropa<br />

– gleichzeitig Schaltstelle für den deutschen<br />

Markt. Mehr als 100 Menschen aus aller Welt<br />

arbeiten hier für OPPO vor allem in den Bereichen<br />

Vertrieb, Marketing und Service. Erst <strong>20</strong>18 wagte<br />

das Unternehmen aus Guangdong den Markteinstieg<br />

in Deutschland. „Noch in diesem Jahr<br />

soll die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

weiter steigen“, sagt Maggie Xue, Präsidentin<br />

für Westeuropa bei OPPO. „Deutschland<br />

ist nicht nur ein sehr wichtiger Absatzmarkt für<br />

uns, wir finden hier auch kompetente lokale<br />

Partner in Bereichen wie Software, Hardware<br />

und Design.“ „Die Pandemie hat einige Herausforderungen<br />

mit sich gebracht. Aber wir sind<br />

überzeugt, dass dies die langfristige Entwicklung<br />

des Marktes nicht berührt. Besonders 5G und<br />

das „Internet of Things“ werden uns neue Gelegenheiten<br />

verschaffen, im Markt zu expandieren.“<br />

Das Unternehmen setzt überwiegend<br />

auf Produkte im höheren Preissegment und legt<br />

besonders großen Wert auf anspruchsvolles Design.<br />

Quelle: IHKmagazin.de<br />

Poggenpohl unterzeichnet Vertrag mit strategischem Investor Jomoo Group<br />

Neuer Eigentümer für die älteste Küchenmarke<br />

der Welt: Als strategischer Investor<br />

übernimmt Jomoo Deutschland,<br />

Tochterunternehmen der chinesischen Jomoo<br />

Group, die Poggenpohl Möbelwerke. Die inhabergeführte<br />

Jomoo Group, in ihrem Heimatmarkt<br />

führend im Bereich Sanitärarmaturen, Keramiken<br />

aber auch Küchen, bekennt sich zum Produktionsstandort<br />

von Poggenpohl in Herford und wird<br />

einen Großteil der Mitarbeiter übernehmen. Aus<br />

der Verbindung des Know-hows der deutschen<br />

Premiumküchen-Spezialisten und der asiatischen<br />

Bad-Experten könnten sich neue Geschäftsfelder<br />

für Poggenpohl ergeben, berichtet der Geschäftsführer<br />

Gernot Mang, der das Unternehmen<br />

weiterhin leiten wird. „Gemeinsam mit Jomoo<br />

werden wir das internationale Projektgeschäft<br />

weiter ausbauen. Dort werden interessante Synergien<br />

zwischen den Bereichen Küche und Bad<br />

möglich, denn wir können Projektentwicklern in<br />

Zukunft ein Design aus einer Hand für beide<br />

Räume anbieten. Poggenpohl unternimmt damit<br />

über die Küche hinaus einen Vorstoß in den erweiterten<br />

Wohnraum.<br />

Quelle: Poggenpohl<br />

Abb.: Poggenpohl<br />

www.chk-de.org


6 Kurzmeldungen<br />

Abb.: NIO GmbH<br />

Abb.: catlbattery.com<br />

NIO Swap Station – Zukunft der Elektromobilität<br />

Umständliches Aufladen und exorbitante Batteriekosten sind zwei Aspekte, die der breiten Akzeptanz<br />

der Elektromobilität noch im Wege stehen. Der chinesische Autohersteller NIO zeigt<br />

jetzt auf, wie die Zukunft der Elektromobilität aussehen könnte: Mit der NIO Swap Station wird<br />

der Austausch von Batterien bei Elektroautos praktikabel – dauert ganze drei Minuten. Statt Zeit in das<br />

Laden zu investieren, wird einfach das Batteriepaket gegen ein voll aufgeladenes getauscht. Autobesitzer<br />

zahlen eine monatliche Mietgebühr für die Nutzung der Batterie, können sogar aus Akkupacks mit unterschiedlichen<br />

Kapazitäten wählen. NIO bietet seit <strong>20</strong>18 über ein Finanzprogramm einen Batterie-Tauschdienst<br />

an. NIO-Gründer und CEO William Li: „Ein Fahrzeug zu kaufen, ohne die Batterie zu kaufen, ist<br />

das, was der Elektroautosektor sein sollte. Eine Station von der Größe von drei Parkplätzen könne Batterien<br />

für 96 Fahrzeuge pro Tag anbieten.“ Aktuell arbeitet das Unternehmen an Stationen der zweiten<br />

Generation, die 400 Fahrzeuge pro Tag versorgen können. Bisher verfügt NIO über 143 Batteriewechselstationen<br />

in 64 Städten in ganz China.<br />

Quelle: chinadaily<br />

CATL – Kooperation mit<br />

Daimler wird intensiviert<br />

Das chinesische Unternehmen CATL wird<br />

ein wichtiger Lieferant für Mercedes-<br />

Elektroautos. Die bisherige Kooperation<br />

mit Daimler wird intensiviert. Beide Unternehmen<br />

kombinierten ihre Forschungs- und Entwicklungskompetenz<br />

in der Batterietechnik.<br />

CATL (Contemporary Amperex Technology Co.<br />

Ltd) wird ein wichtiger Lieferant für die Elektroautos<br />

der nächsten Generation der Mercedes-<br />

Elektromarke EQ. Daimler kauft Batteriezellen<br />

und andere Teile für E-Auto-Batterien ein und<br />

baut sie dann in neun eigenen Werken an sieben<br />

Standorten weltweit zusammen. Ziel der Kooperation<br />

mit CATL ist, die Entwicklung zu beschleunigen,<br />

die Batteriereichweiten zu steigern<br />

und Ladezeiten deutlich zu reduzieren, erklärten<br />

die Unternehmen.<br />

Quelle: catlbattery.com<br />

Unternehmensticker<br />

Erster Xiaomi-Store in Düsseldorf<br />

Xiaomi, einer der weltweit führenden Smartphone-Hersteller,<br />

hat seinen deutschlandweit<br />

ersten Store in der Düsseldorfer Altstadt eröffnet.<br />

Das chinesische Technologieunternehmen<br />

bietet in Deutschland 1<strong>20</strong> Produkte<br />

an. Mit dem ersten Mi-Store treibt das Unternehmen<br />

seine Expansionspläne entscheidend<br />

voran.<br />

Quelle: nrwinvest.com<br />

Alipay-Anbieter plant Börsengang der<br />

Superlative<br />

Ant Financials, Tochter der weltgrößten chinesischen<br />

Online-Handelsplattform Alibaba,<br />

plant einen der größten Börsengänge der Geschichte.<br />

Hauptprodukt von Ant Financials<br />

ist der mobile Bezahldienst Alipay. Gerechnet<br />

wird mit weit mehr als <strong>20</strong> Milliarden Dollar<br />

an frischem Kapital. Schon jetzt wird das<br />

Fintech-Unternehmen so hoch bewertet wie<br />

kein anderes weltweit: zuletzt mit mehr als<br />

<strong>20</strong>0 Milliarden Dollar.<br />

Quelle: msm.com<br />

Tencent-Erlöse rasant angestiegen<br />

Rückenwind für die chinesischen Online-<br />

Giganten: Der chinesische Digitalkonzern Tencent<br />

hat im zweiten Quartal unerwartet stark<br />

von der gestiegenen Internetnutzung im Zuge<br />

der Corona-Pandemie profitiert. Die Erlöse seien<br />

im Vergleich zum Vorjahr um 29 Prozent auf<br />

114,9 Milliarden RMB (14,4 Milliarden Euro) gestiegen,<br />

teilte der Betreiber des Messengerdienstes<br />

WeChat mit.<br />

Quelle: internetworld<br />

Für ERGO ist China ein zentraler Wachstumsmarkt<br />

Die Düsseldorfer Versicherungsgruppe ERGO<br />

steigt in das Geschäft mit Schaden- und<br />

Unfallversicherungen in China ein. Dazu will<br />

sich die ERGO Versicherung mit 24,9 Prozent<br />

an der Taishan Property & Casualty Insurance,<br />

einem landesweit tätigen Versicherer mit Sitz<br />

in Shandong, beteiligen. Das gab die Tochter<br />

des Rückversicherers Munich Re bekannt.<br />

Quelle: Ergo<br />

Expansion der KION Group<br />

Die KION GROUP AG baut ihr Geschäft in<br />

China weiter aus und hat mit der Errichtung<br />

eines zusätzlichen Werkes für Gegengewichtsstapler<br />

in Jinan (Provinz Shandong) begonnen.<br />

Damit erweitert der global tätige Logistik-<br />

Ausrüster in einem der wichtigsten Material-<br />

Handling-Märkte weltweit sein Produktportfolio<br />

für Flurförderzeuge. Das erwartete<br />

Investitionsvolumen liegt bei rund 100 Millionen<br />

Euro.<br />

Quelle: kiongroup.com<br />

www.chk-de.org


7<br />

BioNtech und Fosun Pharmaceutical testen Impfstoff in China<br />

Das Mainzer Unternehmen BioNtech und<br />

die chinesische Shanghai Fosun Pharmaceutical<br />

(Group) Co., Ltd haben in China<br />

mit klinischen Tests eines möglichen Impfstoffs<br />

gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 begonnen.<br />

72 Teilnehmer seien mit einer ersten Dosis des<br />

Impfstoff-Kandidaten geimpft worden, er klärte<br />

BioNTech. BioNTech und Fosun Pharma entwickeln<br />

gemeinsam einen Impfstoffkandidaten<br />

in China. Die Studie ist Teil des globalen Entwicklungsprogramms<br />

von BioNTech, das darauf<br />

abzielt, eine weltweite Versorgung nach der behördlichen<br />

Genehmigung zu unterstützen. Ai-<br />

Min Hui, Präsident von Global R&D und Chief<br />

Medical Officer von Fosun Pharma: „Die Verabreichung<br />

von BNT162b1 stellt einen Meilenstein<br />

des globalen Co-Entwicklungsprogramms<br />

in China dar. Wir arbeiten eng mit BioNTech und<br />

den Zulassungsbehörden zusammen, um die<br />

Sicherheit und Wirksamkeit von BNT162b1 und<br />

anderen mRNA-Impfstoffkandidaten zu evaluieren,<br />

um den Entwicklungsprozess in China mit<br />

anderen Ländern zu synchronisieren und den<br />

Impfstoff so schnell wie möglich der Öffentlichkeit<br />

zugänglich zu machen.“ Während der klinischen<br />

Entwicklungsphase wird BioNTech die Versorgung<br />

mit dem Impfstoff aus seinen GMP-zertifizierten<br />

mRNA-Herstellungsanlagen in Europa<br />

sicherstellen. Wenn der Impfstoff in China die<br />

Marktzulassung erhält, wird Fosun Pharma den<br />

Impfstoff exklusiv in Festland-China, den<br />

Sonderverwaltungsregionen Hongkong und<br />

Macao sowie in Taiwan vermarkten.<br />

Eine Vereinbarung über die Lieferung von zehn<br />

Millionen Dosen des BNT162 mRNA-basierten<br />

Impfstoffkandidaten nach Hongkong und Macao<br />

(SAR) wurde Ende August unterzeichnet.<br />

Quelle: BioNtech<br />

Abb: Duet PandG/Shutterstock<br />

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8 Titel<br />

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9<br />

E-Commerce verändert die<br />

Welt des Handels<br />

Zugang zu den Märkten wird einfacher, neue Konkurrenz entsteht<br />

Elektronischer Handel braucht elektronisches Marketing und schnelle Logistik<br />

Der E-Commerce boomt. Die Einschränkungen durch die Corona-Krise gaben dem Onlinehandel und internetbasierten Geschäftsbeziehungen<br />

einen zusätzlichen Schwung. Dabei zeigt sich, dass nicht immer schneller, immer billiger im Vordergrund steht. Im<br />

weltweiten Netz der Angebote von Produkten aller Art werden Qualitätssicherung, Liefertreue und Gewährleistung zu immer wichtigeren<br />

Kriterien für Anbieter und Kunden. Dies erwartet der Endabnehmer von Kleidung oder Elektronik ebenso, wie ein Unternehmen,<br />

das über Handelsplattformen Maschinen oder Rohmaterial ordert.<br />

Abb.: rawf8/envato.com<br />

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10 Titel<br />

Die weltweiten Wirtschaftsbeziehungen<br />

ändern sich durch globale Marktplätze.<br />

Das führt jedoch nicht notwendigerweise<br />

zu immer mehr kontinent-übergreifenden<br />

Warenströmen. Die Produktion, aber auch der<br />

Vertrieb findet zunehmend vor Ort statt. Dies ist<br />

auch in den Industrieländern durch die weitergehende<br />

Technisierung wieder zu wettbewerbsfähigen<br />

Preisen möglich. Das Internet der Dinge,<br />

das eine umfassende Digitalisierung der Produktion<br />

antreibt, kann damit über Onlineplattformen<br />

mit den digitalen Handelsplattformen zusammenwachsen.<br />

Die Neue Seidenstraße Chinas<br />

ist damit weniger eine reine Logistikinitiative,<br />

sondern mehr eine globale Wertschöpfungskette.<br />

Taobao-Dörfer und E-Commerce-Pilotzonen<br />

Nicht nur die technischen Tools für Onlinehandel<br />

sind in Europa und China sehr verschieden, sondern<br />

auch die Handelskonzepte und die Grundphilosophie<br />

dieser neu entstehenden Geschäftssysteme.<br />

Der Ansatz großer chinesischer elek–<br />

tronischer Handelsplattformen unterscheidet<br />

sich von westlichen Systemen meist dadurch,<br />

dass er vom Händler ausgeht, diesen hilft, sich<br />

zu qualifizieren und Märkte zu erschließen. Die<br />

Privatunternehmen Alibaba, JD.com und Pinduoduo<br />

beherrschen über 80 Prozent des chinesischen<br />

Onlinemarktes. Jack Ma, den Gründer von<br />

Alibaba, kennt man im Westen bereits, aber was<br />

ist Pinduoduo, wer ist sein Gründer Colin Huang?<br />

Laut dem Hurun-Report, einer seit <strong>20</strong>12 veröffentlichten<br />

Rangliste der reichsten Chinesen,<br />

ist Huang mit einem Vermögen von 45,4 Milliarden<br />

US-Dollar zweitreichster Mensch Chinas.<br />

<strong>20</strong>07 startete er Ouku.com, eine B2C-Plattform<br />

für Elektronikartikel. Es folgte <strong>20</strong>10 mit Leqi ein<br />

Unternehmen, das ausländischen Marken bei der<br />

Platzierung auf den E-Commerce-Seiten Tmall<br />

oder JD.com half. <strong>20</strong>15 erfolgte die Gründung des<br />

E-Commerce-Unternehmens Pinduoduo, das<br />

heute über 100 Milliarden US-Dollar wert ist.<br />

Über Pinduoduo vernetzen sich mehrere Nutzer,<br />

um über eine gebündelte Nachfragesuche auf Onlineaktionen<br />

einen günstigeren Preis zu erzielen.<br />

Die chinesischen Onlinekonzerne bündeln jedoch<br />

auch Angebote und helfen neue Märkte zu erschließen.<br />

Marktführer Alibaba schuf bereits<br />

Hunderte von Taobao-Dörfern, in denen mindestens<br />

10 Prozent der Dorfhaushalte E-Commerce<br />

betreiben oder mindestens 100 Onlineshops von<br />

Dorfbewohnern eröffnet wurden. Meist konzentriert<br />

sich ein Dorf auf ein bestimmtes Produkt,<br />

und dieser Zugang zum Markt half besonders<br />

armen und rückständigen Gemeinden einen Entwicklungsschub<br />

zu geben. In ländlichen Regionen<br />

Chinas soll es bereits mehr als 10 Millionen<br />

Onlineläden geben.<br />

Während diese Initiativen hauptsächlich den nationalen<br />

Onlinehandel antreiben, wird auch der<br />

grenzüberschreitende Handel ausgebaut und<br />

verbessert. Die chinesische Regierung hat zur<br />

Förderung des umfassenden grenzüberschreitenden<br />

Onlinehandels E-Commerce-Pilotzonen<br />

in 46 Städten sowie Regionen genehmigt.<br />

Bisher gibt es 13 Pilotzonen in Guangdong. Die<br />

südchinesische Provinz ist damit im ganzen Land<br />

führend.<br />

Online auf den chinesischen Markt<br />

Diese Initiativen dienen nicht dazu, die Welt mit<br />

billigen Produkten aus China zu überschwemmen,<br />

sondern dem Import und Export. Viele ausländische<br />

Unternehmen können von diesem einfachen<br />

Zugang zum riesigen chinesischen<br />

Binnenmarkt profitieren. China ist bereits die<br />

Nummer eins im E-Commerce und wird in diesem<br />

Jahr die USA als weltweit größter Einzelhandelsmarkt<br />

überholen, prognostiziert das<br />

Marktforschungsunternehmen eMarketer. Für<br />

Unternehmen aus der ganzen Welt erschließen<br />

sich damit neue Märkte, die über das Internet<br />

gut zugänglich sind.<br />

Mit den neuen Märkten entsteht auch neue Konkurrenz.<br />

Beim Einstieg in den chinesischen Markt<br />

ist es meist angebracht, die Kräfte zu bündeln,<br />

da jetzt Wettbewerber aus der ganzen Welt um<br />

ihn kämpfen. „Russlands kleine und mittlere<br />

Unternehmen sollten sich ihren Weg auf den chinesischen<br />

Markt nicht separat erkämpfen. Die<br />

Zukunft gehört der Ausweitung der russischen<br />

Präsenz auf dem chinesischen Markt mithilfe der<br />

www.chk-de.org


11<br />

großen E-Commerce-Betreiber“, erklärt der russische<br />

Handelsvertreter in China, Sergei Injuschin.<br />

Auch Afrika kann über diese Einbindung einen<br />

Entwicklungsschub bekommen. „Chinas Digitalwirtschaft<br />

spielt eine riesige Rolle und wird afrikanischen<br />

Händlern und Bauern helfen, ihren Weg<br />

aus wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu beschleunigen.<br />

Ich freue mich darüber, dass mehr<br />

qualitativ hochwertige afrikanische Waren durch<br />

grenzüberschreitenden E-Commerce auf den chinesischen<br />

Markt gelangen“, sagt die stellvertretende<br />

UN-Generalsekretärin und Exekutivsekretärin<br />

der Wirtschaftskommission für Afrika,<br />

Vera Songwe. So könnte zukünftig Fair Trade ohne<br />

aufwendige Zwischenstationen funktionieren.<br />

E-Commerce-Handel mit Europa<br />

Natürlich ist auch Europa in diesem globalen<br />

elektronischen Handelsnetzwerk von zentraler<br />

Bedeutung. Noch ist der größte Onlinehändler<br />

der Welt Alibaba bei deutschen Endkunden kaum<br />

bekannt. Der E-Commerce-Riese setzt mit seinen<br />

Tochterunternehmen zunächst auf europä–<br />

ische Unternehmen, welche ihre Produkte in<br />

China verkaufen möchten. Alibabas Aliexpress<br />

dürfte demnächst sein Engagement im Geschäft<br />

mit deutschen Privatkunden steigern, meinen jedoch<br />

Branchenexperten. Darauf deuten Vorbereitungen<br />

im belgischen Lüttich nahe der<br />

deutschen Grenze hin. „In Europa könnte es zum<br />

Endspiel zwischen Amazon und Alibaba um die<br />

Dominanz auf dem Weltmarkt kommen“, sagte<br />

Martin Schulte, Handelsexperte bei Oliver<br />

Wyman. Doch ist eine Dominanz des Weltmarktes<br />

durch einen einzelnen Konzern als Endspiel<br />

sicherlich für den innovativen Wettbewerb<br />

wenig wünschenswert, und auch zukünftig dürften<br />

die Verbraucher verschiedene Onlineanbieter<br />

nutzen. Nur sind dann auch chinesische Konzerne<br />

mit im endlosen Spiel um die Kundengewinnung.<br />

Der Trend geht nicht nur in Richtung Zentralisierung,<br />

sondern auch umgekehrt in Richtung Kleinteiligkeit,<br />

da die Investitionen in ein Onlinegeschäft<br />

wenig Kapital erfordern. Hunderte chinesische<br />

Kleinstunternehmen sind im ländlichen<br />

Hunsrück angesiedelt und vertreiben von dort<br />

online Produkte aus Europa in China und aus<br />

China in Europa. Für den deutschen Kunden gewährleisten<br />

sie Qualität, welche auch durch die<br />

Einbindung in die regionalen Strukturen und ein<br />

gut funktionierendes zentrales Management gesichert<br />

ist. Ein wirklich und real vorhandener Ansprechpartner<br />

vor Ort steht auch für Gewährleistung<br />

und bei weiteren Fragen zur Verfügung.<br />

Handelszentren, wie das des Onlineriesen Alibaba<br />

in Lüttich oder die vielen Kleinhändler wie im<br />

Hunsrück sind die zukünftigen Knoten der digitalen<br />

Seidenstraße.<br />

Den einfachen elektronischen Weg nach China<br />

nutzen auch immer mehr Kleinhändler und sogar<br />

kleine Familienbetriebe, welche Premiumwein<br />

aus Baden oder Handwerkskunst aus dem Erzgebirge<br />

direkt in China vermarkten möchten. Die<br />

Kunst, in dem Angebot von Millionen Konkurrenten<br />

zu den chinesischen Kunden zu finden,<br />

besteht nicht allein in der Erstellung einer chinesischen<br />

Internetseite.<br />

Logistik boomt<br />

Der Onlinekunde wartet nicht wochenlang, bis<br />

seine Bestellung ausgeliefert wird. So ist der<br />

Boom der neuen Güterzuglinien zwischen Europa<br />

und China auch dem Boom des Onlinehandels<br />

zu verdanken. Dabei werden nicht nur Container<br />

verschickt, sondern die Ware ist oft elektronisch<br />

erfasst und kann aus dem fahrenden Zug gehandelt<br />

werden.<br />

Doch auch in Lagerhäuser oder Logistikhubs wie<br />

von Alibaba in Belgien wird kräftig investiert,<br />

und der Branchenriese investiert auch in China<br />

Milliarden in neue Logistikstrukturen. Laut dem<br />

Wall Street Journal investiert auch Konkurrent<br />

JD.com immer mehr in hoch automatisierte<br />

Lagerhäuser. Das eigene Logistiknetzwerk umfasst<br />

bereits 15 Logistikparks, mehr als 500<br />

Lagerhäuser, rund 7.000 Auslieferungs- und<br />

Pick-Up-Stationen sowie 250.000 Transportund<br />

Lieferwagen. Der digitale Handel funktioniert<br />

nur, wenn die Waren auch schnell, kostengünstig<br />

und sicher zum Kunden kommen.<br />

Abb.: maxxyustas, envato<br />

www.chk-de.org


12 Titel<br />

Die bunte Welt des Social-Commerce<br />

In China entstehen die Marketingsysteme der Zukunft<br />

Abb.: China Daily<br />

Der Wettbewerb angesichts vieler Millionen<br />

Anbieter ist hart, und mit in Europa<br />

imponierenden Internetseiten ist in China<br />

meist kein gutes Geschäft zu machen, sind kaum<br />

Kunden zu finden. Die Angebote müssen nicht<br />

nur ins Chinesische übersetzt werden, es geht<br />

auch bunt und schrill zu. Onlineshopping ist in<br />

China Entertainment, das zunehmend über soziale<br />

Netzwerke gesteuert, durch Millionen selbst<br />

ernannte Influencer angeheizt wird. Der Social-<br />

Commerce-Einzelhandelsumsatz in China wird<br />

in diesem Jahr auf 242,41 Milliarden US-Dollar<br />

(1,675 Billionen RMB) steigen, was nach den<br />

jüngsten Schätzungen 11,6 Prozent des gesamten<br />

E-Commerce-Einzelhandelsumsatzes des<br />

Landes entspricht und sich bis <strong>20</strong>23 auf 474,81<br />

Milliarden US-Dollar (3,280 Billionen RMB)<br />

nahezu verdoppeln wird, prognostiziert das<br />

Marktforschungsunternehmen eMarketer. Der<br />

Umsatz über Social-Commerce ist damit etwa<br />

zehnmal höher als in den USA. In seinem Jahresbericht<br />

erklärte beispielsweise Tencent, dass der<br />

gesamte Transaktionswert, der durch seine Mini-Programme<br />

im Jahr <strong>20</strong>19 generiert wurde,<br />

mehr als 115 Milliarden US-Dollar (800 Milliarden<br />

RMB) betrug. Viele große Onlinehändler und<br />

Marken in China haben Mini-Programme erstellt,<br />

www.chk-de.org


13<br />

Social Buyers<br />

China, <strong>20</strong>19-<strong>20</strong>23<br />

311.9<br />

26.8%<br />

357.2<br />

30.6%<br />

392.2<br />

33.5%<br />

4<strong>20</strong>.0<br />

35.7%<br />

446.8<br />

37.9%<br />

<strong>20</strong>19 <strong>20</strong><strong>20</strong> <strong>20</strong>21 <strong>20</strong>22 <strong>20</strong>23<br />

millions<br />

% of population<br />

Retail Social Commerce Sales<br />

China, <strong>20</strong>19-<strong>20</strong>23<br />

$186.04<br />

10.3%<br />

$242.41<br />

11.6%<br />

$315.50<br />

13.0%<br />

Quelle: eMarketer.com (Mai <strong>20</strong><strong>20</strong>)<br />

$394.69<br />

13.8%<br />

$474.81<br />

14.2%<br />

<strong>20</strong>19 <strong>20</strong><strong>20</strong> <strong>20</strong>21 <strong>20</strong>22 <strong>20</strong>23<br />

billions<br />

% of total retail ecommerce sales<br />

Quelle: eMarketer.com (Mai <strong>20</strong><strong>20</strong>)<br />

um ihre Produkte direkt über die WeChat-Plattform<br />

zu verkaufen.<br />

In seinem Wirtschaftskrieg gegen China möchte<br />

Trump WeChat verbieten und damit den Mutterkonzern<br />

Tencent treffen. Dass Tencent auch<br />

große Anteile an amerikanischen Firmen wie<br />

Tesla, Universal oder Snapchat hält, interessiert<br />

ihn nicht. Er träfe damit auch viele der Chinesen<br />

in den USA, für die ein Smartphone ohne WeChat<br />

nutzlos ist, dürfte letztendlich auch der amerikanischen<br />

Wirtschaft schaden, welche diesen Online-Marketingkanal<br />

nutzt. Selbst der amerikanische<br />

Geheimdienst CIA berichtet, dass es keine<br />

Beweise für Datenweitergabe an chinesische Behörden<br />

gibt. Umgekehrt ist jedoch bekannt, dass<br />

amerikanische Onlinekonzerne öfters Daten an<br />

den CIA liefern müssen.<br />

Die sozialen Medienkanäle als neue Marketingplattformen<br />

stehen noch am Anfang. Keiner weiß,<br />

wie dies in einigen Jahren aussieht. Doch ein<br />

Trend wird klar: Chinas Onlinekonzerne sind oft<br />

besser, schneller und näher am Kunden als die<br />

amerikanische Konkurrenz. Mit einem Boykott<br />

lassen sie sich schon wegen des eigenen gewaltigen<br />

Binnenmarkts nicht aufhalten. So entstehen<br />

in China laufend neue Angebote.<br />

Auch der weltweit erfolgreichste Streamingdienst<br />

TikTok von Bytedance wird von Trump in<br />

den USA verboten. TikTok hat auf seiner Webseite<br />

Statements, FAQs, Medienberichte und Einschätzungen<br />

von Branchenexperten sowie Transparenzberichte<br />

veröffentlicht, welche die amerikanischen<br />

Vorwürfe widerlegen. Fakten interessieren<br />

die amerikanische Regierung jedoch<br />

scheinbar kaum. Dort ist man eher verunsichert,<br />

dass mit TikTok erstmals ein IT-Unternehmen aus<br />

China die Weltmarktführerschaft in seinem Bereich<br />

eroberte und die amerikanische Konkurrenz<br />

dem wenig entgegenzusetzen hat.<br />

Doch in China entstehen laufend weitere ähnliche<br />

Dienste, welche völlig neue Marketingkanäle<br />

erschließen. Die Livestreaming-Plattform<br />

DouYu hat mehr als 160 Millionen aktive Nutzer,<br />

der stark wachsende Konkurrent Huya mehr als<br />

140 Millionen. Eine Fusion ist im Gespräch.<br />

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14 Titel<br />

Top 10 companies in China, Ranked by Retail Ecommerce Sales Share, <strong>20</strong>19-<strong>20</strong>21<br />

% of total retail ecommerce sales<br />

<strong>20</strong>19 <strong>20</strong><strong>20</strong> <strong>20</strong>21<br />

1. Alibaba 55.8 % 56.0 % 56.6 %<br />

2. JD.com 16.4 % 17.1 % 18.1 %<br />

3. Pinduoduo 8.1 % 10.5 % 13.1 %<br />

4. Suning 1.9 % 1.7 % 1.7 %<br />

5. vip.com 1.1 % 1.0 % 0.9 %<br />

6. Yihaodian 0.6 % 0.6 % 0.5 %<br />

7.Gome 0.5 % 0.4 % 0.4 %<br />

Abb.: www.xiaohongshu.com<br />

8.Da ngdang 0.2 % 0.2 % 0.2 %<br />

9. Mogujie 0.1 % 0.1 % 0.1 %<br />

10. JUmei 0.0 % 0.0 % 0.0 %<br />

Note: includes products or Services ordered using the internet via any device, regardless of the<br />

method of payment or fulfillment; exctudes travel and event tickets. payments such as bill pay,<br />

taxes or money transfers, food services and drinking place sales, gambling and other vice goods<br />

sales; excludes Hong Kong<br />

Manch ausländischer Nutzer wundert sich, was<br />

dort alles gestreamt wird. Eine Totalüberwachung,<br />

wie oft in westlichen Medien suggeriert<br />

wird, ist kaum möglich – und offensichtlich<br />

auch nicht gewollt, da zu starke Einschränkung<br />

die in China zu sehende rasante Entwicklung der<br />

Onlinebranche und der damit zusammenhängenden<br />

E-Commerce-Tools behindern würde.<br />

Das Wachstum ist nur vorübergehend etwas gebremst.<br />

„COVID-19 hat sich negativ auf alle<br />

wirtschaftlichen Aktivitäten in China ausgewirkt,<br />

einschließlich des Social-Commerce. Deshalb ist<br />

das Wachstum im Jahr <strong>20</strong><strong>20</strong> halb so hoch wie im<br />

Jahr <strong>20</strong>19“, prognostiziert Nazmul Islam, Junior-<br />

Prognoseanalyst bei eMarketer. Doch bei einigen<br />

Produktbereichen wie Lebensmitteln gab es sehr<br />

hohe Zuwachsraten. „Wir gehen davon aus, dass<br />

auch die Zahl der über soziale Netzwerke einkaufenden<br />

Kunden weiter stark zunimmt. In diesem<br />

Jahr werden in China 357,2 Millionen darüber<br />

einkaufen, was 30,6 Prozent der Bevölkerung<br />

entspricht. Bis zum Ende des Prognosezeitraums<br />

<strong>20</strong>23 wird diese Zahl auf 446,8 Millionen<br />

steigen.“<br />

Ein Großteil der sozialen Kunden in China kauft<br />

über Mobilgeräte ein. China hat weltweit den<br />

Quelle: eMarketer.com (Mai <strong>20</strong><strong>20</strong>)<br />

höchsten Anteil an sozialen Käufern. Bis zum<br />

Ende des Prognosezeitraums wird die Zahl der<br />

sozialen Käufer laut eMarketer auf fast 450 Millionen<br />

steigen. Viele der beliebtesten E-<br />

Commerce-Plattformen des Landes sind stark in<br />

die beliebtesten sozialen Netzwerke integriert<br />

und bieten innovative Dienste wie Mini-Programme<br />

und Livestreaming-Handel. Diese und<br />

andere Dienstleistungen bieten häufig die besten<br />

Angebote für Produkte und machen Social-<br />

Buying äußerst attraktiv und bequem. Aufhalten<br />

lässt sich diese Entwicklung auch durch Boykottmaßnahmen<br />

nicht.<br />

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15<br />

Kommentar von CHINAHIRN<br />

DER LIPPENSTIFT-KÖNIG<br />

Zur Person<br />

Abb.: PxHere<br />

Er heißt LI Jiaqi. Bekannt ist er aber unter<br />

dem Titel „Lippenstift-König“. Keiner verkauft<br />

mehr Lippenstifte wie dieser 27-jährige.<br />

Einst stand Li hinter einer Ladentheke in<br />

Nanchang und verkaufte Kosmetik der französischen<br />

Marke L`Oréal. Doch dann wechselte er<br />

<strong>20</strong>17 vom stationären Handel in die Onlinewelt.<br />

Auf Taobaos Livestream-Channel preist er seitdem<br />

Lippenstifte an. Und niemand kann das besser<br />

und erfolgreicher als Li. Am letztjährigen 11.<br />

11. hatte er 36 Millionen Zuschauer und machte<br />

einen Umsatz von 145 Millionen Dollar.<br />

LI Jiaqi ist kein Einzelfall. In Chinas Internetwelt<br />

wimmelt es von Leuten wie Li. Man nennt sie KOL<br />

– Key Opinion Leader – oder Influencer. Die gibt es<br />

im Westen auch. Doch dort sind es Stars und Sternchen,<br />

die meinen, nur weil sie bekannt sind, könnten<br />

sie etwas im Internet verkaufen. In China dagegen<br />

ist es andersherum: Dort werden die Online-<br />

verkäufer zu Stars – und sind für viele chinesischen<br />

Kunden glaubwürdiger und authentischer.<br />

Li und sein weibliches Pendant, die 34-jährige<br />

Superverkäuferin Viya, sind die Stars in einem<br />

Bereich des E-Commerce, der im vergangenen<br />

Jahr den Durchbruch schaffte und in Zeiten von<br />

Corona nochmals kräftig zulegte: das Verkaufen<br />

via Livestreaming. Wer so was noch nie gesehen<br />

hat: Das ist wie Teleshopping hierzulande – nur<br />

viel peppiger, viel interaktiver, viel unterhaltsamer.<br />

Aber der Vergleich zeigt, wie weit China<br />

im E-Commerce uns voraus ist. Hier noch das<br />

sterbenslangweilige Teleshopping, dort das<br />

bunte, hektische Treiben im Livestream.<br />

Es liegen inzwischen Welten im E-Commerce<br />

zwischen China und dem Rest der Welt. Das boo-<br />

mende Livestreaming ist nur ein Beispiel für diese<br />

These. Die Trends setzen die chinesischen Internetgiganten<br />

nicht die amerikanischen. Das fängt<br />

beim Bezahlen an (inzwischen weiß wohl fast<br />

jeder, dass man in China mit Alipay oder WeChat<br />

Pay statt Bargeld bezahlt), setzt sich über intelligente<br />

Konzepte der Zusammenarbeit von Offline<br />

und Online (Stichwort: New Retail) fort und<br />

endet bei innovativen Konzepten der Logistik.<br />

Während im Westen sich Fast-Monopolist Amazon<br />

erlauben kann, für eine schnelle Lieferung<br />

via Amazon Prime zusätzlich abzukassieren, ist<br />

in China eine Belieferung innerhalb von maximal<br />

24 Stunden längst Usus – ohne irgendwelche<br />

Extragebühren.<br />

Warum hat China in den vergangenen Jahren<br />

diese führende Rolle im E-Commerce eingenommen?<br />

Zwei Gründe. Erstens: China hat eine<br />

sehr internetaffine Bevölkerung, die gegenüber<br />

Neuem sehr aufgeschlossen ist. Dies gilt insbesondere<br />

für die sogenannte Generation Z (den<br />

nach 1995 geborenen). Sie ist einer der Treiber<br />

des E-Commerce-Booms in China.<br />

Zweitens: Es herrscht ein brutaler Wettbewerb<br />

unter den Anbietern. Es ist eben nicht nur Alibaba<br />

mit seinen verschiedenen Plattformen am<br />

Markt. Größter Konkurrent ist JD.com, der vor<br />

allem im Logistiksektor Alibaba herausfordert.<br />

Die beiden werden wiederum von den Newcomern<br />

Pinduoduo und Xiaohongshu attackiert.<br />

Und da sind noch die vielen Streamingportale<br />

wie Douyin, Kuaishou oder Bilibili, die alle via Livestreaming<br />

in den E-Commerce-Bereich drängen.<br />

All diese – privaten! – Firmen liefern sich<br />

einen permanenten Innovationswettbewerb.<br />

Marktwirtschaft at its best.<br />

Wolfgang Hirn<br />

Nach seinem Studium der Volkswirtschaftslehre<br />

und Politischen Wissenschaften<br />

an der Universität Tübingen stieg<br />

Wolfgang Hirn in den Wirtschaftsjournalismus<br />

ein. Er begann beim Kölner<br />

Stadt-Anzeiger, wechselte dann zur Wirtschaftswoche,<br />

für die er unter anderem<br />

Korrespondent in Brüssel war. Fast 35<br />

Jahre schrieb er aber für das manager magazin,<br />

für das er bis zu seiner Pensionierung<br />

Ende August <strong>20</strong>19 arbeitete.<br />

Seit 1986 reist Hirn regelmäßig nach<br />

China. Er hat zahlreiche Bücher veröffentlicht,<br />

darunter den Bestseller „Herausforderung<br />

China“, der <strong>20</strong>05 im S. Fischer<br />

Verlag erschien. Zuletzt schrieb er über<br />

„Chinas Bosse“ (Campus Verlag, <strong>20</strong>18). Im<br />

selben Verlag erschien am 11. März <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

sein neues Buch über „Shenzhen – Weltwirtschaft<br />

von morgen“.<br />

In diesem Sommer startete Hirn seinen<br />

Newsletter CHINAHIRN, in dem es ausschließlich<br />

um China geht. CHINAHIRN<br />

erscheint regelmäßig und ist ein Newsletter<br />

für die deutschsprachige China<br />

Community.<br />

Abb.: Wolfgang Hirn<br />

www.chk-de.org


16 Interview<br />

Autokauf: Onlinehandel ergänzt Direktvertrieb<br />

Interview<br />

DR. DIETMAR VOGGENREITER<br />

Ein ganz wichtiger Grundsatz ist, dass der typische<br />

Kunde kein Auto für 70.000 Euro per Mausklick<br />

kauft. Was sehr wohl geht, ist ein Auto-<br />

Abo, z.B. für drei Monate. Das ist überschaubar<br />

im Risiko, auch wenn es eine Fehlentscheidung<br />

wird. Das sind die neuen Spielarten, die entstehen.<br />

Beim Onlinekauf geht man eigentlich<br />

mehr von einer Nutzung und weniger vom direkten<br />

Fahrzeugkauf aus.<br />

Welche Bedeutung hat der Onlinevertrieb für<br />

chinesische Automobilhersteller, die auf dem<br />

deutschen Markt aktiv werden möchten?<br />

Der Online-Vertriebshandel ist grundsätzlich für<br />

jeden Hersteller interessant. Der Trend zum<br />

Direktvertrieb und damit auch Onlinevertrieb gilt<br />

nicht nur für neue Marktteilnehmer wie chinesische<br />

Player, die jetzt in der ersten Stufe in einer<br />

Importfunktion nach Europa kommen, sondern<br />

natürlich auch für andere europäische Hersteller.<br />

Es ist einfach ein interessanter Vertriebskanal<br />

und es gibt Kunden, die darauf ansprechen.<br />

Warum ist der Onlinevertrieb dennoch besonders<br />

für chinesische Hersteller wichtig?<br />

Von <strong>20</strong>15 bis <strong>20</strong>17 gehörte Dr. Dietmar Voggenreiter dem Audi-Vorstand<br />

an - zuständig für das Ressort Vertrieb und Marketing. Zuvor war<br />

er zwischen <strong>20</strong>07 und <strong>20</strong>15 für das China-Geschäft des Ingolstädter<br />

Autobauers verantwortlich, ab <strong>20</strong>09 als Präsident Audi China in Peking.<br />

Inzwischen arbeitet Voggenreiter für die Unternehmensberatung Horváth<br />

& Partners mit Sitz in Stuttgart, für die er bereits von 1997 bis <strong>20</strong>01<br />

aktiv war. Mit seiner Vita ist Dietmar Voggenreiter ein ausgemachter<br />

Automobil- und Chinaexperte. Seine Expertise und seine Erfahrung nutzt<br />

er nun, um chinesische Unternehmen beim Markteinstieg zu beraten.<br />

Jeder neue Marktteilnehmer hat den Vorteil, dass<br />

er auf keine bestehenden Strukturen Rücksicht<br />

nehmen muss. Das heißt, als neuer Teilnehmer<br />

ist es einfacher in einen Onlinekanal zu investieren,<br />

in neue Onlinekommunikation zu investieren<br />

als ein bestehender OEM. Online kann<br />

man relativ schnell einen Markt abdecken. Wenn<br />

man über ein klassisches Handelsmodell gehen<br />

würde, müsste man in Deutschland beispielsweise<br />

80 oder 90 Handelsbetriebe aufmachen,<br />

um alle Städte mit 100.000 Einwohnern abzudecken.<br />

Lieber Herr Voggenreiter, können Sie uns in<br />

ein paar Sätzen erklären, was die Besonderheiten<br />

beim Thema Online-Autokauf aus<br />

Käufersicht sind?<br />

Es gibt ein Rational hinter dem Internetkauf.<br />

Wenn Sie eine Entscheidung mit längerfristiger<br />

Auswirkung treffen müssen, die mit einem Risiko<br />

zur Fehlentscheidung verbunden ist, dann vermeiden<br />

sie diese Anschaffung im Internet. Ein<br />

Beispiel wäre, Sie kaufen Schuhe. Kein Problem,<br />

das Risiko für Sie ist gering. Im Notfall können<br />

Sie die Schuhe zurückschicken. Wenn Sie aber<br />

ein Auto kaufen oder für drei Jahre leasen, dann<br />

sind Sie eine feste Verpflichtung eingegangen,<br />

die auch nennenswert im Verhältnis zu Ihrem<br />

Haushaltseinkommen ist. Dann wollen sie<br />

typischerweise bei der Kaufentscheidung mehr<br />

Sicherheit.<br />

Das wäre das klassische Vertriebsformat. Dieses<br />

Handelsformat ist vergleichsweise unattraktiv<br />

für chinesische Hersteller, weil es sehr lange dauern<br />

würde, eine große Fläche abzudecken. Deswegen<br />

ist es am Ende des Tages immer eine Empfehlung<br />

von uns, den Direktvertrieb über den<br />

Onlinehandel zu kombinieren. Mit Verkaufsflächen,<br />

weil der Kunde das Produkt sehen und<br />

Probefahren möchte, insbesondere wenn die<br />

Markenbekanntheit noch nicht so hoch ist.<br />

www.chk-de.org


17<br />

Sie empfehlen also eine Hybrid-Strategie<br />

beim Markteintritt?<br />

Ja, der Online-Direktverkauf ist für chinesische<br />

Hersteller ein schneller Weg, möglichst viele<br />

Kunden in Europa, speziell in Deutschland zu erreichen.<br />

Trotzdem bin ich der Meinung, dass es<br />

ohne Präsenz, ohne Outlets nicht geht, weil der<br />

Kauf eines Fahrzeugs wie schon besprochen in<br />

der Wertdimension zu groß ist als dass man sich<br />

dort eine Fehlentscheidung erlauben könnte. Das<br />

heißt: Man möchte bewusst das Risiko der Fehlentscheidung<br />

reduzieren, indem man im Showroom<br />

das Auto anguckt, das Auto physisch ansehen<br />

und testen kann.<br />

Welche Zielgruppe spricht man mit dem Onlinevertrieb<br />

an?<br />

Das ist ein weiterer ganz wichtiger Punkt, den<br />

Sie hier nennen. Wir reden ja im Schwerpunkt<br />

von batteriebetriebenen Automobilen (BEV), die<br />

nach Europa kommen. Die Zielgruppe für BEV ist<br />

sehr internetaffin. In unseren Milieustudien sind<br />

es eher die Postmodernen, die auf den batteriebetriebenen<br />

Betrieb umschalten. Und diese Zielgruppe<br />

ist eben auch deutlich internetaffiner.<br />

Das unterstreicht, dass man in Deutschland mit<br />

Blick auf das Marketing die Internetkommunikation<br />

sehr intensiv nutzen sollte.<br />

Der Automobilmarkt ist sehr anspruchsvoll,<br />

insbesondere in Deutschland. Die Kunden erwarten<br />

höchste Qualität und Sicherheit. Was<br />

raten Sie hier?<br />

Ein Auto zu kaufen, das ist Qualität und Zuverlässigkeit<br />

kaufen. Die erste Empfehlung ist daher,<br />

ein Zuverlässigkeits- und Qualitätsimage aufzubauen.<br />

Und zwar mit der Markeneinführung,<br />

sonst wird es schwer, erfolgreich zu sein. Hier<br />

ist es zum Beispiel wichtig referenzieren zu können,<br />

dass meine Autos 100.000 Kilometer ohne<br />

Probleme laufen. Dauertestfahrten in China oder<br />

auch in Europa mit Journalisten ab 80.000 Kilometern<br />

sind wichtig. Der Aufbau eines Zuverlässigkeits-<br />

und Qualitätsimages ist die Grundlage.<br />

Diese erste Ebene der Produktsubstanz ist unabdingbar.<br />

Im Anschluss geht es darum, die<br />

Marke aufzubauen - durch Fahrzeugeigenschaften<br />

und differenzierte Eigenschaften in<br />

meinem Auto und sich dann auch um das Fahrer-<br />

und Nutzerimage zu kümmern.<br />

Die zweite Empfehlung bezieht sich auf die<br />

Markenpositionierung, für die auch das Fahrerimage<br />

eine wichtige Rolle spielt. Wenn ich Eigenschaften<br />

definiert habe, die gut zu meiner Marke<br />

passen, dann kann ich auch das Fahrerimage<br />

ausbauen. Hier lege ich fest, welche Personengruppe<br />

mit dem Fahrzeug assoziiert werden soll.<br />

Dieses Fahrerimage, das letztlich auf die Marke<br />

einzahlt, muss konsistent sein.<br />

Wenn du die drei Schritte sauber kommunizierst:<br />

Marke, Produkt, Eigenschaften und dann das<br />

richtige Fahrerimage dazu erzeugst, dann baust<br />

du über die Zeitachse die Marke sauber auf und<br />

wir werden auch eines sehen: Die Verkaufskurve<br />

ist eine nachlaufende Kurve der Markenerfolge.<br />

Ohne Markenimage ist es unwahrscheinlich<br />

schwer gut zu verkaufen und der unterste Layer<br />

sind die Qualität und die Zuverlässigkeit. Ohne<br />

diese Schicht braucht man gar nicht über Fahrerimage<br />

und solche Schritte nachdenken.<br />

Wie sieht es aus Ihrer Sicht mit der Akzeptanz<br />

chinesischer Marken derzeit in Deutschland<br />

aus?<br />

Da müssen wir ehrlich sein. In Deutschland fangen<br />

wir bestenfalls neutral an, der deutsche<br />

Kunde hat im Grunde erstmal ein bestimmtes<br />

Bild im Kopf. Ein Image, dass aus China nachgeahmte<br />

Produkte kommen mit qualitativ<br />

schwachen Leistungen. Das mag jetzt sehr hart<br />

klingen, aber ich glaube, wenn wir das uns in<br />

einer Studie anschauen würden, dann würden<br />

wir genau auch auf diese negativ belastete<br />

Grundeinstellung stoßen. Das heißt, die Ausgangsituation<br />

ist neutral bis schwierig so wie ich<br />

es gerade beschrieben habe.<br />

Kann durch Onlinetools und Onlinevermarktung<br />

dieses negative Image positiv verändert<br />

werden?<br />

Chinesische Marken und Produkte beginnen mit<br />

einer belasteten Markenreputation in Europa.<br />

online hin oder her, Deutschland ist zudem<br />

sicherlich der schwierigste Markt in Europa, auch<br />

wegen der Dominanz der eigenen Hersteller und<br />

der Sympathie zu den eigenen Herstellern in der<br />

Bevölkerung. Der chinesische Hersteller, der hier<br />

Erfolge erzielt, verändert komplett das Image<br />

von chinesischen Marken und Produkten.<br />

Wir müssen nur eines bedenken: Der Onlinevertrieb<br />

ist in der ersten Stufe ein anonymerer Vertriebskanal<br />

und dadurch mit weniger Vertrauen,<br />

mit weniger Sicherheit verbunden als der persönliche<br />

Vertriebskanal. Das heißt, wenn man von<br />

einem negativ belasteten Image wegkommen<br />

möchte, dann ist der Onlinevertrieb in der ersten<br />

Stufe eigentlich der falsche Weg.<br />

Der Onlinevertrieb ist wie gesagt vor allem deswegen<br />

wichtig, weil man damit die Flächen<br />

schnell abdecken kann. Und deshalb ist es so unheimlich<br />

wichtig, die Ballungszentren mit den<br />

eigenen Vertriebsstandorten abzudecken, um<br />

dann auch eine persönliche Repräsentanz zu zeigen.<br />

Eine mögliche Barriere muss durch eigene<br />

Outlets reduziert werden. Von einem reinen<br />

Internetvertrieb ist hier eher abzuraten.<br />

Es braucht einen Leuchtturm aus China?<br />

Ja. Ich glaube, es ist besonders wichtig, diesen<br />

berühmten ersten Leuchtturm zu schaffen. Dadurch<br />

wird das generelle negative Image sofort<br />

abgebaut. Dann hat man vielen anderen schon<br />

mal eine Barriere weggenommen. Der erste, der<br />

jetzt reingeht, der muss im Prinzip den negativen<br />

Rucksack wegnehmen.<br />

Letzte Frage, Herr Voggenreiter: Kaufen Sie<br />

ihr nächstes Auto online?<br />

Sie werden lachen. Dadurch, dass ich seit jeher<br />

meine privaten Fahrzeuge als junge Gebrauchte<br />

gekauft habe, war das immer online. Die Autos<br />

haben typischerweise noch drei oder vier Jahre<br />

Garantie und sind in einem Neuwagenzustand.<br />

Das bedeutet also: Ich habe mein Risiko reduziert,<br />

ich weiß, ob das Auto irgendwelche Schäden<br />

hatte, ich weiß, ob es irgendwelche Vorfälle<br />

gab. Das alles ist sehr gut belegt.<br />

Dann gehen Sie hier mit gutem Beispiel voran.<br />

Vielen Dank, für das interessante Gespräch,<br />

Herr Voggenreiter!<br />

www.chk-de.org


22 Interview<br />

Die Großen brauchen die Kleinen<br />

Chinesische Exportdienstleister im Hunsrück erschließen chinesischen Markt<br />

„Es nennt sich Weltfabrik und ist eines der größten<br />

Geschäftszentren in Europa“, so beginnt die<br />

Reportage „Chinatown im Hunsrück - Wie die<br />

Weltfabrik eine Region verändert“ des SWR Fernsehens.<br />

Wie kamen über 240 chinesische Unternehmen<br />

nach – schon einmal gehört? – Hoppstädten-Weiersbach?<br />

Was machen die dort im Oak<br />

Garden, wie entstand das Projekt?<br />

Im Kreis Birkenfeld, einer der strukturschwächsten<br />

Regionen im Südwesten entstand auf einer ehemaligen<br />

amerikanischen Militärliegenschaft seit<br />

<strong>20</strong>11 dieses Wirtschaftszentrum. Die Ideengeber<br />

und Gründer Jane Hou und Andreas Scholz verwandelten<br />

die verlassene Militärsiedlung in ein<br />

ziviles Wohn- und Handelszentrum. „Wir waren<br />

am Anfang skeptisch,“ so Landrat Matthias<br />

Schneider. „Aber wir sagten uns. Probieren wir es<br />

einfach mal. Und es hat sich gezeigt, dass der<br />

Instinkt das hier aufzunehmen der richtige war.“<br />

Zunächst blühte der Oak Garden auf, nicht nur<br />

der Landrat, sondern auch die Gründer waren<br />

vom Erfolg überrascht und überwältigt.<br />

Die zahlreichen Kleinunternehmen exportieren<br />

in erster Linie aus Deutschland nach China. Ma-<br />

schinen, Lebensmittel oder Luxusartikel. Für viele<br />

mittelständische deutsche Unternehmen erschließen<br />

sie in China den Markt, finden Kunden,<br />

erledigen die Formalitäten, kümmern sich um die<br />

Logistik. Der Austausch unter den chinesischen<br />

Unternehmen ist sehr intensiv, und man kann<br />

nicht nur zusammen Container füllen, sondern<br />

auch knifflige Zoll- oder Rechtsfragen lösen.<br />

Globaler E-Commerce könnte nicht ohne Tausende<br />

dieser Kleinhändler boomen, die vor Ort für<br />

Qualität, Gewährleistung und Kundenorientierung<br />

stehen. Die Händler in dem Handelscluster<br />

kontrollieren sich auch gegenseitig, da<br />

ein Fehler den Ruf aller Unternehmen schädigen<br />

würde. Ohne die vielen rührigen Kleinunternehmen<br />

wäre China jetzt kaum Deutschlands<br />

wichtigster Exportmarkt.<br />

Hunderte weitere Unternehmen sollten folgen.<br />

Aber die Ansiedlung stockt durch die zunehmende<br />

Abschottung durch bundesdeutsche Behörden.<br />

Doch der Handel findet seinen Weg, und Belgien<br />

beispielsweise ist aus China gesehen nicht weit<br />

von Hoppstädten-Weiersbach. Dort baut Alibaba<br />

sein europäisches Logistikzentrum.<br />

Dabei versteht sich der Oak Garden nicht nur als<br />

Wirtschaftsprojekt. Direkt nebenan liegt der Umwelt<br />

Campus der Universität Trier. Hier studieren<br />

auch zahlreiche Studenten aus China und die Betreiber<br />

des Oak Garden unterstützen viele von<br />

ihnen bei dem Zugang zu der Hochschule. Der<br />

Oak Garden ist auch in weiteren Bildungs- und<br />

Kulturprojekten aktiv. Das Deutsch-Chinesische<br />

Kulturfest ist ein Publi-kumsmagnet für die gesamte<br />

Region.<br />

»Wir sehen aktuell in der<br />

deutschen Haltung gegenüber<br />

dem Staat China ein großes<br />

Problem. Es wird die Frage<br />

sein, wie Deutschland bei<br />

Beibehaltung dieser Strategie<br />

als exportorientiertes Land auf<br />

einen Markt wie China zukünftig<br />

verzichten will.«<br />

Michael Dietz<br />

Abb.: CCN Investment & Development AG<br />

Peter Heyda, Bürgermeister der Gemeinde<br />

Hoppstädten-Weiersbach im Landkreis Birkenfeld<br />

freut sich nicht nur über den Geldsegen aus<br />

China, sondern auch über die Belebung der Gemeinde,<br />

die Dank der Zuzüge wieder 3.700 Menschen<br />

zählt. Während andernorts angesichts von<br />

Truppenabzug oder Strukturwandel Dörfer ausbluten,<br />

Immobilienpreise ins Bodenlose fallen<br />

oder Schulen geschlossen werden, blüht die kleine<br />

Hunsrückgemeinde auf.<br />

Herr Bürgermeister Heyda, wie viele Chinesen<br />

leben in Ihrer kleinen Gemeinde?<br />

Aktuell haben in Hoppstädten-Weiersbach 553<br />

chinesische Mitbürger den Aufenthaltstitel. Es<br />

sind 241 GmbHs angemeldet.<br />

Nach welchen Kriterien werden diese ausgewählt?<br />

Nach §21 des Aufenthalt-Gesetzes ist ein<br />

Businessplan notwendig. Grundsätzlich geht es<br />

darum, ob ein wirtschaftliches Interesse oder ein<br />

regionales Bedürfnis besteht, ob die Tätigkeit<br />

positive Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft<br />

erwarten lässt und die Finanzierung der Um-<br />

setzung durch Eigenkapital oder durch Kreditzusage<br />

gesichert ist.<br />

Wie gestaltet sich das Zusammenleben mit den<br />

Chinesen?<br />

Wir haben bis zum heutigen Tage mit den chinesischen<br />

Mitbürgern keinerlei Probleme. Sie sind<br />

sehr zurückhaltend und höflich. Viele haben Familien<br />

gegründet und integrieren sich dadurch<br />

schneller. Über Kita, Grundschule oder Vereine entstehen<br />

viele persönliche Kontakte. Dadurch, dass<br />

die Kinder die deutsche Sprache schnell lernen,<br />

sind Sprachbarrieren meistens rasch überwunden,<br />

denn sie fungieren oft als Übersetzer. Sie leben<br />

auch nicht nur im Oak Garden, sondern haben auch<br />

schon Häuser und Wohnungen gekauft.<br />

Abb.: Peter Heyda<br />

www.chk-de.org


Titel 19<br />

Abb.: Nikas Welt /WFG BIR mbH<br />

Interview mit<br />

Michael<br />

Dietz<br />

Dem Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung<br />

Birkenfeld merkt<br />

man seine Freude über die gelungene<br />

Ansiedlung, aber auch seinen<br />

Ärger über die Hürden für weitere<br />

Ansiedlungen an. Aber auch die Willkommenskultur<br />

und der persönliche<br />

Service, den jedes neu gegründete<br />

Unternehmen braucht, sind spürbar.<br />

Lieber Herr Dietz, wie verläuft die Ansiedlung<br />

chinesischer Unternehmen, welche Qualitätskriterien<br />

werden vorgegeben?<br />

Die Ansiedlung chinesischer Unternehmerinnen<br />

und Unternehmer lief bis vor etwa eineinhalb<br />

Jahren sehr gut mit einer reibungslosen und sehr<br />

professionellen Zusammenarbeit zwischen der<br />

hiesigen Ausländerbehörde und der IHK-Geschäftsstelle.<br />

Mit dem International Commercial<br />

Center (ICCN), der Organisatorin des Projekts Oak<br />

Garden und Headquarter der Weltfabrik gibt es<br />

ebenfalls eine sehr gute und persönlich unkomplizierte<br />

Zusammenarbeit.<br />

Ab Mitte <strong>20</strong>19 war jedoch deutlich eine Zäsur<br />

bei den deutschen Außenvertretungen spürbar.<br />

Offensichtlich soll der Zuzug chinesischer Menschen<br />

und auch von Unternehmen als deutsche<br />

GmbHs verhindert oder zumindest eingeschränkt<br />

werden. Das Misstrauen ist deutlich zu spüren.<br />

Dies entspricht nach meiner Auffassung der aktuellen<br />

politischen wie auch medialen Meinung<br />

gegenüber China. Umso interessanter ist festzustellen,<br />

dass in der aktuellen Situation die<br />

wirtschaftliche Erholung nach Corona insbesondere<br />

auf die verstärkte Nachfrage aus China<br />

zurückgeführt wird. Ein interessanter Spagat.<br />

Wie profitiert die Gemeinde von Gewerbesteuer<br />

und dem Neuzuzug?<br />

Die Gemeinden profitieren durchaus von den Erträgen<br />

der Gewerbesteuer. Weitaus mehr profitierten<br />

die Gemeinde und die gesamte Region<br />

durch die Investitionen, die von dem Projekt ausgehen.<br />

So wurden hier mehr als 30 Millionen investiert,<br />

die ganz direkt regionalen Firmen zugutekamen.<br />

In Relation zu einer Firmenübernahme<br />

durch ein chinesisches Unternehmen wurden hier<br />

tatsächliche neue Investitionen getätigt. Und,<br />

ganz besonders wichtig für unsere Region: Der<br />

Aufenthalt unserer neuen Mitbürger trägt zu einer<br />

Belebung im Einzelhandelsbereich bei.<br />

Was waren die Anfangsprobleme des Projekts?<br />

Anfangsproblem war insbesondere die fehlende<br />

Vorstellungskraft deutscher Behörden, wie chinesische<br />

Unternehmerinnen und Unternehmen<br />

Produkte aus Deutschland über eigene Kanäle,<br />

über eigene Netzwerke in China vermarkten können.<br />

Vor allem ist hier gar nicht bekannt, welche<br />

Dimensionen an Stückzahlen diese Netzwerke<br />

ermöglichen. Definitiv ist zu sagen, dass die Anfangsprobleme<br />

gering waren in Relation zu dem,<br />

was seitens deutscher Behörden heute für ein<br />

Misstrauen gegenüber chinesischen Ansiedlungswilligen<br />

vorgehalten wird.<br />

Läuft ein Teil des Handels auch über elektronische<br />

Handelssysteme?<br />

Eindeutig ist eine Vielzahl der Unternehmen auch<br />

auf elektronischen Marktplattformen unterwegs.<br />

Beziehungsweise man nutzt die verschiedensten<br />

Vertriebsstrukturen. Ganz eindeutig stehen dabei<br />

der amerikanische wie auch der chinesische<br />

Marktführer an erster Stelle.<br />

Kann man sagen, dass Hoppenstädten-Weitersbach<br />

ein wichtiger Umschlagsknoten der<br />

virtuellen Seidenstraße wird?<br />

Das könnte man sagen, will es aber nicht, da die<br />

deutschen Vorbehalte zum Thema „Neue Seidenstraße“<br />

dies nicht zulassen. Oak Garden ist ein<br />

europäisch bedeutsames Handelszentrum von in<br />

erster Linie chinesischen Kaufleuten. Für eine<br />

Reihe von mittelständischen Unternehmen aus<br />

Deutschland stellt dieser Handelspunkt eine erstmalige<br />

und einmalige Chance dar, auch ohne<br />

internationale Sales-Abteilungen am chinesischen<br />

Markt teilhaben zu können. Und dies im<br />

deutschen Rechts- und Handelsrahmen, da es<br />

sich durchweg um deutsche Voll-GmbHs handelt.<br />

Wir sind stolz auf unseren deutschen Mittelstand.<br />

Dieser hat im Welthandel aber sehr oft<br />

Probleme, auf einem Markt wie China Fuß zu<br />

fassen. Mit diesem Handelspunkt können sehr<br />

niedrigschwellig Kontakte hergestellt werden<br />

und das Ganze auf einem vertrauten und übersichtlichen<br />

Rechtssystem. Geopolitische Diskussionen<br />

zu Ängsten und Befürchtungen unter<br />

den Stichworten Neue Seidenstraße, Firmenübernahmen,<br />

Know-how-Diebstahl und so weiter<br />

spielen sich sehr oft auf Konzernebene ab<br />

oder werden von Medien gepusht. Leider ist es<br />

so: bad news sells, man spricht manchmal sogar<br />

von der gelben Gefahr. Doch Deutschland<br />

braucht nicht nur den Handel, nicht nur die Exporte.<br />

Was braucht es noch?<br />

Es braucht auch Fachkräfte. Seitens des Oak Garden<br />

wurden sehr pragmatische Wege aufgezeigt,<br />

Menschen aus China zur Linderung unserer Fachkräfte-Problematik<br />

anzuwerben. Auch diese Bemühungen<br />

werden aktuell durch deutsche Restriktionen<br />

unterbunden und verhindert. Die Einführung<br />

des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes<br />

hat bis heute nicht wesentlich zu einer Verbesserung<br />

geführt und die Länder, die Wunschpartner<br />

Deutschlands sind, haben zwischenzeitlich<br />

auch gemerkt, dass Fachkräfte aus ihren<br />

Ländern abgezogen werden sollen.<br />

Vielen Dank, Herr Dietz!<br />

www.chk-de.org


<strong>20</strong> Titel<br />

Bei Aldi oder Rewe<br />

in China online einkaufen<br />

Marken setzen auf Vernetzung von stationärem Handel und Onlinemarketing<br />

Abb.: rewe.tmall.hk, aldi.tmall.hk<br />

Nicht nur für kleinere Unternehmen besteht<br />

durch den Onlinehandel mit chinesischen<br />

Partnern ein einfacher Weg<br />

in den chinesischen Markt. Auch für die großen<br />

europäischen Händler ist es sinnvoll, mit chinesischen<br />

Partnern zu kooperieren. Doch muss die<br />

Zielvorstellung der Partner übereinstimmen,<br />

damit die Handelsmarke nicht beschädigt wird.<br />

Beim digitalen Zugang zum riesigen chinesischen<br />

Binnenmarkt gibt es zahlreiche unterschiedliche<br />

Strategien.<br />

Der Handelskonzern Rewe baute einen Flagship-<br />

Store auf Tmall auf, einem Onlineshop von Alibaba.<br />

Der Vertrieb der Rewe-Produkte in China<br />

wird dabei vom Münchner Handelsunternehmen<br />

Alpenpartner gesteuert, das die Ware der Supermarktkette<br />

kauft und sie im grenzüberschreitenden<br />

Onlinehandel vertreibt. Ein weiteres<br />

Beispiel: Aldi hat auf Tmall einen Store und<br />

präsentiert sich in China zudem mit stationären<br />

Filialen als Anbieter hochwertiger Produkte in<br />

edlem Design. Das deutsche Unternehmen setzt<br />

in den ersten stationären Märkten nun auf den<br />

Onlinetrend. Kunden können dort mit einem Mini-Programm<br />

der App WeChat im Laden bestellen<br />

und bekommen im Umkreis von drei Kilometern<br />

sofort geliefert.<br />

Auch wenn bekannte Marken in diesen Handelsshops<br />

zu finden sind, ist es notwendig, die eigene<br />

Markenpräsenz selbst digital umzusetzen.<br />

Auch hier sollen sich stationärer Handel und E-<br />

Commerce ergänzen. Der Spielzeughersteller<br />

LEGO verfügt bereits über 140 Einzelhandelsgeschäfte<br />

in China, 80 weitere Filialen sind in<br />

Planung. Darüber hinaus hat das Unternehmen<br />

seine E-Commerce-Präsenz auf Partnerplattformen<br />

ausgebaut und kürzlich seine Partnerschaft<br />

mit Tencent erneuert, um Verbraucher und<br />

Käufer durch einzigartige digitale Erlebnisse zu<br />

erreichen, so ein Konzernsprecher.<br />

Für Luxusprodukte ist China einer der wichtigsten<br />

Märkte weltweit. Die edlen Marken setzen<br />

bislang hauptsächlich auf hochwertige Flagship-<br />

Stores in den teuersten Lagen. Doch sind viele<br />

gutsituierte Kunden damit nicht mehr optimal<br />

zu erreichen. Montblanc, bekannt für Luxusgüter<br />

im Bereich Schreib- und Lederwaren sowie Accessoires,<br />

eröffnete im April einen Flagship-Store<br />

im Tmall Luxury Pavilion, der auf Luxus- und Premiumartikel<br />

spezialisierten Plattform der Alibaba<br />

Group. Das Internet hat auch seinen Luxusbereich.<br />

Dieser Schritt soll die Digitalisierung von<br />

Montblanc in China beschleunigen und gleichzeitig<br />

den chinesischen Konsumenten einen besseren<br />

Zugang zu den Angeboten von Montblanc<br />

geben, so das Unternehmen aus Hamburg.<br />

Daniel Chang, CEO von Montblanc China, erklärte:<br />

„Als erste Unternehmenseinheit der Richemont<br />

Group sind wir mit einem eigenständigen<br />

Flagship-Store auf Tmall, was einen<br />

Meilenstein für unsere E-Commerce-Strategie<br />

darstellt. Das Jahr <strong>20</strong><strong>20</strong> ist sowohl für Montblanc<br />

als auch für unsere Digitalisierung ein wichtiges<br />

Jahr, um weiterhin eine Vorreiterrolle im Luxusgeschäft<br />

zu spielen.“<br />

Doch auch hier gilt. Es entstehen nicht nur neue<br />

Absatzkanäle, sondern auch neue Konkurrenz. Die<br />

britische Premiummarke Burberry eröffnete in<br />

Shenzhen eine neue Kategorie von Luxusgeschäft.<br />

Es zielt darauf ab, die physische und<br />

soziale Welt zu vermischen, sagte CEO Marco<br />

Gobbetti. „Zusammen mit Tencent haben wir<br />

Pionierarbeit für ein neues Konzept geleistet, das<br />

die Erwartungen an den Luxuseinzelhandel neu<br />

definieren wird. Als erster Schritt in einer exklusiven<br />

Partnerschaft zwischen unseren Unternehmen<br />

ist Burberrys soziales Einzelhandelsgeschäft<br />

in Shenzhen ein Ort der Entdeckung, der<br />

Kunden verbindet und belohnt. Es markiert einen<br />

Wandel in der Art und Weise, wie wir mit unseren<br />

Kunden umgehen, und wir können es kaum<br />

erwarten, diese innovative Erfahrung mit der<br />

Welt zu teilen.<br />

So experimentieren viele Marken in China, wie<br />

sie mit unterschiedlichen Strategien in den digitalen<br />

Warenkorb der Kunden kommen.<br />

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21<br />

Leitmessen<br />

nach Corona<br />

· Onlinetools ergänzen<br />

klassisches Messegeschäft<br />

· China weltweit Vorbild<br />

für Wiederaufnahme des<br />

Messegeschäfts<br />

Nicht nur traditionelle Handelshäuser,<br />

sondern auch die großen Messen stehen<br />

angesichts der Corona-Pandemie unter<br />

einem großen Innovationsdruck, der durch den<br />

Lockdown und den abrupten Stopp von Geschäftsreisen<br />

noch verstärkt wurde. Doch schon<br />

zuvor war zu erkennen, dass Messen sich laufend<br />

ändern müssen – oder scheitern.<br />

Dieses Jahr musste ein Großteil der großen Leitmessen<br />

wegen Corona abgesagt werden. In China<br />

gingen die Messen jedoch bereits wieder an den<br />

Start, und dort ist zu sehen, wie eine erfolgreiche<br />

Wiederaufnahme aussehen kann. Der Verband<br />

der deutschen Messewirtschaft (AUMA) berichtet<br />

über einen guten Messe-Re-Start in China. Allein<br />

im Juni fanden dort die BioFach China, Craft<br />

Beer China, CIOSH, productronica, electronica,<br />

LASER World of PHOTONICS CHINA und Vision<br />

China Shanghai statt, alles Messen deutscher<br />

Veranstalter. Im Juli und August folgten die Toy<br />

& Edu China, die Baby & Stroller China und die<br />

Licensing China sowie die Intertextile Shenzhen<br />

Apparel Fabrics und die Yarn Expo von der Messe<br />

Frankfurt. Außerdem fanden im Juli die interzum<br />

guangzhou der Koelnmesse und die ISPO Shanghai<br />

der Messe München in China statt.<br />

Auch wenn bei einigen Veranstaltungen die Ausstellerzahlen<br />

teilweise unter den Ergebnissen der<br />

Vorveranstaltungen lagen, gelten die durchgeführten<br />

Messen als Musterbeispiele sowohl für<br />

den erfolgreichen Wiedereinstieg nach monatelanger<br />

Unsicherheit als auch für erfolgreiche digitale<br />

Ergänzung, berichtet der AUMA. „Die Aussteller<br />

und Besucher dieser Messen hatten ganz<br />

offensichtlich hohes Vertrauen in die Konzepte<br />

der deutschen Veranstalter zum Gesundheitsschutz<br />

der Teilnehmer“, sagt Jörn Holtmeier, Geschäftsführer<br />

des AUMA. Und der problemlose<br />

»Wir freuen uns über den<br />

erfolgreichen Wiederbeginn<br />

des Messegeschäfts in China<br />

und hoffen auf eine Initialzündung<br />

und wichtige Impulse für<br />

die gesamte NürnbergMesse<br />

Group.«<br />

Dr. Roland Fleck<br />

Ablauf zeige, dass dieses Vertrauen auch gerechtfertigt<br />

war. „Das sollte nun ein wichtiges Signal<br />

sein für den Ablauf und den Erfolg der Messen,<br />

die ab September in Deutschland geplant sind“,<br />

so Holtmeier.<br />

Die Messeveranstalter zeigen sich zufrieden und<br />

sehen ihre Veranstaltungen in China als Vorbild<br />

für den Start der Messen in Deutschland und eine<br />

intensivere Vernetzung mit Onlinetools. Der Re-<br />

Start in China sei richtungsweisend für die<br />

Messewirtschaft weltweit und somit auch für den<br />

Messestandort Nürnberg: „Wir freuen uns über<br />

den erfolgreichen Wiederbeginn des Messegeschäfts<br />

in China und hoffen auf eine Initialzündung<br />

und wichtige Impulse für die gesamte<br />

NürnbergMesse Group“, sagt NürnbergMesse-<br />

Geschäftsführer Dr. Roland Fleck. Auch sein Geschäftsführer-Kollege<br />

Peter Ottmann ist zuversichtlich:<br />

„Was uns in China gelungen ist, wird<br />

uns ab dem 1. September zum Messestart in Bayern<br />

ebenso gelingen.“<br />

Die Messen in China haben jetzt einen Vorlauf,<br />

und von dort könnten jetzt auch Trends für eine<br />

Neuerfindung der etablierten Messen kommen.<br />

Die Kantonmesse und zahlreiche chinesische Industrie-<br />

und Konsumgütermessen experimentieren<br />

mit Online- und E-Commerce-Tools. Auch die<br />

dritte Internationale Importmesse Chinas (CIIE)<br />

in Shanghai folgt diesem Trend. Dabei geht es<br />

nicht nur um reine Handelsplattformen im Internet.<br />

Die Zukunft ist eine digitale Vernetzung von<br />

allen Bereichen, die für den Handel von Bedeutung<br />

sind. Ein Mitarbeiter des chinesischen<br />

Hauptzollamtes beispielsweise erklärte im Interview,<br />

die Abfertigungszeiten in den Häfen würden<br />

weiter verkürzt und eine Reihe neuer Maßnahmen<br />

wie grenzüberschreitende E-Commerce-<br />

Erstattungen und Exportkontrollen würden umgesetzt.<br />

Dies ist auch für das internationale<br />

Messegeschäft wichtig, da es oft sehr teuer und<br />

zeitaufwendig ist, größere Ausstellungsstücke<br />

von einem Kontinent zum anderen zu bringen.<br />

Grenzüberschreitender Onlinehandel braucht<br />

staatliche Regeln für Sicherheit, Gewährleistung,<br />

Steuerzahlungen oder Markenschutz. Er braucht<br />

weltweit gültige Regeln. Das kann jedoch mit<br />

weniger Bürokratie und ohne aufwendige Papierdokumentationen<br />

laufen. Dadurch bleibt mehr<br />

Zeit, besonders auch auf Messen. Die persönliche<br />

Begegnung bleibt weiterhin wichtig. Die Branche<br />

dürfte sich weiter auf Fachmessen treffen,<br />

die jedoch Online- und E-Commerce-Tools verstärkt<br />

integrieren. E-Commerce ist digital, der<br />

Mensch und die Waren sind jedoch real.<br />

Abb.: Messe München GmbH<br />

www.chk-de.org


22 Zahlen · Daten · Fakten<br />

E-Commerce und COVID-19<br />

Pandemie beschleunigt Wachstum<br />

Durch COVID-19 ist Chinas E-Commerce-Markt<br />

rasant gewachsen.<br />

Schon in den letzten Jahren stieg der<br />

Onlinehandel an, Verbraucher kauften zunehmend<br />

online ein – die Corona-Pandemie<br />

beschleunigte diesen Trend.<br />

Meituan Dianping, Chinas größtes Unternehmen<br />

für On-Demand-Lieferdienste, meldete<br />

im zweiten Quartal <strong>20</strong><strong>20</strong> einen Nettogewinn<br />

von 2,2 Milliarden RMB (319,5 Millionen<br />

US-Dollar), was einem Anstieg von<br />

mehr als 152 Prozent im Jahresvergleich entspricht.<br />

Dem stand ein Verlust von 1,58 Milliarden<br />

RMB im Märzquartal <strong>20</strong><strong>20</strong> gegenüber.<br />

Während der Betriebsgewinn in Meituans<br />

Laden-, Hotel- und Reisesegment im<br />

Vergleich zum Vorjahr um 11,9 Prozent<br />

zurückging, stieg der Gewinn im Bereich der<br />

Lebensmittellieferungen um mehr als 65 Prozent,<br />

da immer mehr Menschen Mahlzeiten<br />

nach Hause bestellten. Darüber hinaus gab<br />

Meituan bekannt, dass die Zahl der neu an<br />

Bord gekommenen Markenhändler im zweiten<br />

Quartal im Vergleich zum Vorjahr um<br />

mehr als 110 Prozent gestiegen sei.<br />

<strong>20</strong><br />

10<br />

0<br />

$ 22,48 Mrd.<br />

+ 34%<br />

<strong>20</strong>19 <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

2<br />

1<br />

0<br />

$ 2,32 Mrd.<br />

+2500%<br />

<strong>20</strong>19 <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

300<br />

<strong>20</strong>0<br />

100<br />

0<br />

$ 319,5 Mio.<br />

+ 152%<br />

<strong>20</strong>19 <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

Abb.: agentur von b.<br />

Alibaba meldete für das Quartal von April bis<br />

Juni Einnahmen in Höhe von 153,75 Milliarden<br />

RMB, was einem Anstieg von 34 Prozent<br />

gegenüber dem Vorjahr entspricht. Und wie<br />

Meituan verzeichnete auch Alibabas On-<br />

Demand-Lieferdienst Ele.me steigende Zahlen.<br />

JD.com, der Rivale von Alibaba, verzeichnete<br />

ebenfalls starke Gewinne. Das Unternehmen<br />

gab an, dass der Nettogewinn für das Juni-<br />

Quartal 16,45 Milliarden RMB (2,32 Milliarden<br />

US-Dollar) betrug und damit im Jahresvergleich<br />

um mehr als 2.500 Prozent stieg.<br />

Quelle: Arjun Kharpal, CNBC<br />

Besonders beliebt: Produkte aus Deutschland<br />

Produkte aus Deutschland stehen auf der Beliebtheitsskala<br />

der chinesischen Onlineshopper weit<br />

oben: „Qualität aus Deutschland“ und die Echtheit<br />

der Produkte sind wichtige Verkaufsargumente.<br />

Zu den Verkaufsschlagern im Cross-<br />

Border-E-Commerce zählen weiterhin Babyprodukte,<br />

Kosmetik sowie pharmazeutische Produkte<br />

und Nahrungsergänzungsmittel, aber auch<br />

Lebensmittel, Küchenzubehör, Sportwaren – und<br />

Luxusaccessoires wie etwa Handtaschen und<br />

Schmuck.<br />

www.chk-de.org


23<br />

Wachstum des E-Commerce-Marktes (<strong>20</strong>15 – <strong>20</strong>19)<br />

China gehört aufgrund der Marktgröße und des Innovationspotenzials zu den attraktivsten E-Commerce-Märkten<br />

weltweit. Insgesamt herrschen in China für den E-Commerce hervorragende Bedingungen:<br />

Chinas Bevölkerung zeigt sich für neue Technologie sehr offen. Über 90 Prozent der 1,4<br />

Milliarden Chinesen verfügen über einen Zugang zum Internet. Die meisten Menschen besitzen inzwischen<br />

ein Smartphone. Daher legte das Volumen des E-Commerce-Marktes in China in den letzten<br />

Jahren stets rasant zu. Experten sagen voraus, dass der E-Commerce-Umsatz bis <strong>20</strong>21 auf mehr<br />

als 2,5 Billionen US-Dollar steigen könnte. Motor für den wachsenden E-Commerce ist die stark<br />

wachsende Mittelschicht mit bereits mehr als 300 Millionen Menschen, die eine Leidenschaft für das<br />

Mobile-Shopping entwickelt hat und westliche Produkte liebt.<br />

WACHSTUM DES ONLINE-EINZELHANDELSUMSATZES IN CHINA<br />

(nominale Veränderung zum Vorjahr in %)<br />

Jahr Online-Einzelhandelsumsatz (in Mrd. US$) Veränderung<br />

<strong>20</strong>15 617 33,3 %<br />

<strong>20</strong>16 776 26,2 %<br />

<strong>20</strong>17 1.062 32,2 %<br />

<strong>20</strong>18 1.363 23,9 %<br />

<strong>20</strong>19 1.989 30,3 %<br />

Quelle: Germany Trade & Invest<br />

X 500 MIO.<br />

Alipay und WeChat Pay<br />

als Bezahl-Apps<br />

Aufgrund des starken Wettbewerbs sollten<br />

deutsche Marken und Unternehmen individuelle<br />

Produktbesonderheiten hervorheben.<br />

Da chinesische Verbraucher ihre Online- und<br />

Offlineverkäufe bevorzugt mobil bezahlen,<br />

müssen zudem unbedingt Alipay und WeChat<br />

Pay, die Bezahl-Apps von Alibaba und Tencent,<br />

in das Angebot eingebunden werden.<br />

Alipay und WeChat Pay deckten <strong>20</strong>18 rund<br />

93 Prozent des gesamten mobilen Zahlungsverkehrs<br />

ab. Auf Tmall ist Alipay das meist<br />

genutzte System.<br />

93%<br />

Singles' Day <strong>20</strong>19<br />

$ 1.000.000.000<br />

Der chinesische „Singles' Day“ hat sein amerikanisches Vorbild, den „Black Friday“, längst übertroffen.<br />

Beim Singles' Day <strong>20</strong>19 wurde nach 68 Sekunden mehr als eine Milliarde Dollar umgesetzt, und in<br />

ähnlichem Tempo ging es weiter. Der chinesische Onlineriese Alibaba hat bei der jährlichen Rabattaktion<br />

in wenigen Stunden rund 80 Prozent des letzten Quartalsumsatzes von US-Rivale Amazon<br />

eingestrichen. Am wichtigsten Internet-Verkaufstag des Jahres habe der Umsatz mit 30 Milliarden<br />

Dollar bereits am Nachmittag den Vorjahreswert überschritten. Rund 500 Millionen Menschen beteiligen<br />

sich an dem Shoppingevent.<br />

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24 China Day <strong>20</strong><strong>20</strong> digital<br />

CHINA DAY – <strong>20</strong><strong>20</strong> erstmals digital<br />

Chinesisch-deutsche Wirtschaftskooperationen – Strategien für die Zukunft<br />

Abb.: www.youtube.com/watch?v=eRx1D7Kf4_0<br />

Aufbruch in die Post-Corona-Ära – der 5.<br />

China Day der Chinesischen Handelskammer<br />

in Deutschland (CHKD) lenkte den<br />

Blick nach vorne: Im Mittelpunkt standen Strategien<br />

für die Zukunft der chinesisch-deutschen<br />

Wirtschaftszusammenarbeit. Mehr als 6.500 Interessierte<br />

aus China und Deutschland nahmen<br />

an der erstmals digitalen Veranstaltung teil – und<br />

stellten damit einen neuen Zuschauerrekord auf.<br />

Unter den Teilnehmern des China Day <strong>20</strong><strong>20</strong> digital<br />

waren hochrangige Vertreter aus Politik und<br />

Wirtschaft beider Länder sowie zahlreiche CHKD-<br />

Mitglieder. Zudem bot die diesjährige digitale Ausgabe<br />

auch erstmals die Möglichkeit, die Veranstaltung<br />

in China zu verfolgen, wodurch die<br />

Reichweite des Events neue Dimensionen erreichte.<br />

Der China Day wurde auch in diesem Jahr<br />

in Kooperation mit dem Bundesverband der Deutschen<br />

Industrie (BDI) und dem Deutschen Industrie-<br />

und Handelskammertag (DIHK) organisiert.<br />

CHKD-Präsident, ZHENG Donglin, hob in seiner<br />

Eröffnungsrede die großen Herausforderungen<br />

hervor, die in Folge der Pandemie auf China und<br />

Deutschland zukommen werden. „Globale Kooperationen<br />

sind der einzige Weg, um diese großen<br />

Herausforderungen gemeinsam bewältigen<br />

zu können.“ Mit Blick in die Zukunft betonte Herr<br />

Zheng außerdem, welche Chancen sich aus der<br />

aktuellen Situation ergeben:<br />

»Viele Unternehmen in China und<br />

Deutschland gehen smarter und digitaler<br />

aus der Krise hervor. Es besteht ein<br />

enormes Potential für eine Zusammenarbeit<br />

bei digitalen Plattformen, in der<br />

Biopharmazie und dem Ausbau erneuerbarer<br />

Energien sowie bei zukunftsweisenden<br />

Technologien.«<br />

ZHENG Donglin<br />

Präsident, CHKD<br />

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25<br />

WANG Weidong, Gesandter der Botschaft der VR<br />

China in Deutschland, betonte ebenfalls die Bedeutung<br />

der Kooperationen in seinem Grußwort.<br />

„Deutschland und China haben sich zu Beginn und<br />

während des Höhepunktes der Pandemie gegenseitig<br />

unterstützt. Dies sollte ein Vorbild für die<br />

zukünftige Zusammenarbeit sein – auch in Wirtschaftsfragen,<br />

bei denen offene und von protektionistischem<br />

Denken freie Diskussionen, notwendig<br />

sind.“ Er betonte zudem, dass sich China<br />

als erstes Land bereits wirtschaftlich wieder im<br />

Aufschwung befindet und deutsche Unternehmen<br />

davon profitieren. So verzeichnen zum Beispiel<br />

deutsche Automobilhersteller Absatzerfolge auf<br />

dem chinesischen Markt. China habe den Markt<br />

für ausländische Unternehmen weiter geöffnet,<br />

zum Beispiel durch Kürzung der Negativliste –<br />

während in Deutschland und Europa strengere Regelungen<br />

den Zugang für chinesische Unternehmen<br />

zunehmend erschweren.<br />

Dr. Andreas Nicolin, Ministerialdirigent im<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und Energie,<br />

betonte: „Für beide Länder ist eine enge deutschchinesische<br />

Wirtschaftszusammenarbeit sehr<br />

wichtig. China ist Deutschlands wichtigster<br />

Handelspartner und beide Seiten befinden sich in<br />

Abhängigkeit voneinander.“ Aus diesem Grund<br />

hoffe er, auf einen baldigen Nachholtermin des<br />

EU-China Gipfels noch in diesem Jahr, bei dem der<br />

Grundstein für die weitere positive Zusammenarbeit<br />

nach der COVID-19-Pandemie gelegt werden<br />

solle.<br />

Chinesisch-Deutsch-Europäische Kooperationen<br />

in Zeiten von Corona – Status Quo &<br />

Perspektiven<br />

standen auch im Fokus des Eröffnungsgesprächs<br />

– auf dem Podium saßen: DUAN Wei, Hauptgeschäftsführer<br />

der CHKD, Dr. Joachim Lang,<br />

Hauptgeschäftsführer des BDI und Dr. Volker Treier,<br />

Mitglied der Hauptgeschäftsführung beim<br />

DIHK. Moderiert wurde die Diskussion von Bernhard<br />

Bartsch (Bertelsmann-Stiftung).<br />

DUAN Wei erklärte, dass die Pandemie auch auf<br />

die chinesischen Unternehmen in Deutschland<br />

gravierende Auswirkungen hat und die Unternehmen<br />

für die zweite Jahreshälfte weniger zuversichtlich<br />

sind als noch zu Beginn der Pandemie.<br />

Mit Blick auf die laufenden Verhandlungen eines<br />

Investitionsschutzabkommens zwischen China<br />

und der EU zeigte sich Herr Duan zuversichtlich:<br />

»Das Interesse an einem einheitlichen<br />

Abkommen zwischen der EU und China<br />

besteht auf beiden Seiten. In den vergangenen<br />

Jahren hat China bereits mit<br />

26 EU-Ländern erfolgreiche Investitionsabkommen<br />

abgeschlossen. Wir sind<br />

zuversichtlich, dass die EU und China<br />

von einem Investitionsschutzabkommen<br />

gleichermaßen profitieren werden.«<br />

DUAN Wei<br />

Hauptgeschäftsführer,<br />

CHKD<br />

Joachim Lang vom BDI prognostizierte in der Gesprächsrunde,<br />

dass die Auswirkungen der Pandemie<br />

wahrscheinlich noch einige Jahre lang spürbar<br />

sein werden. Die Bundesregierung habe bereits<br />

einiges getan, in den folgenden Monaten komme<br />

es jedoch auf die Feinjustierung der Regelungen<br />

an, um die Wirtschaft wieder auf ein Normalniveau<br />

hin zu steuern.<br />

»Die Zeiten für ein Investitionsschutzabkommen<br />

mit China waren nie besser: In<br />

solch einer kritischen Phase sendet ein<br />

gelungener Abschluss ein positives Signal<br />

an die internationalen Märkte. Nicht<br />

in der Entkopplung, sondern in verstärkter<br />

internationaler Zusammenarbeit<br />

liegen die Antworten auf die aktuellen<br />

und zukünftigen Herausforderungen.«<br />

Joachim Lang<br />

Hauptgeschäftsführer, BD<br />

Ein weiterer Gesprächspunkt war die Positionierung<br />

Deutschlands und generell Europas im<br />

Handelskonflikt zwischen China und den USA. Volker<br />

Treier, Außenwirtschaftschef vom DIHK, erklärte:<br />

»Vor dem Hintergrund der stark international<br />

orientierten deutschen Wirtschaft<br />

ist es wichtig, den Weg eines<br />

multilateralen und auf global geltenden<br />

Regeln basierenden Handels weiter<br />

zu beschreiten. Um in aktuellen Zeiten<br />

zunehmenden protektionistischen<br />

Tendenzen Herr zu werden, ist im Sinne<br />

der Unternehmen eine Vertiefung dieses<br />

Ansatzes essentiell.«<br />

Volker Treier<br />

Mitglied der Hauptgeschäftsführung,<br />

DIHK<br />

Im Anschluss an die Grußworte und das Eröffnungsgespräch<br />

diskutierten Experten in zwei<br />

Online-Panels über die Zukunftsthemen Mobilität<br />

und Digitalisierung. Titel der beiden Panels waren:<br />

„Zwischen alternativen Antrieben, Technologieintegration<br />

und neuen Geschäftsmodellen: Die Zukunft<br />

der Mobilität in China und Deutschland“ und<br />

„Digitalisierung in China und Deutschland: Szenarien<br />

& Strategien für das nächste Jahrzehnt“.<br />

Einige der wichtigsten Aussagen der Panelisten<br />

finden Sie auf Seite 32 und 33.<br />

www.chk-de.org


26 Community<br />

Wahrzeichen & Kulturgenuss<br />

Elbphilharmonie & Laeiszhalle in Hamburg<br />

Sie ist weltberühmt und Hamburgs neues<br />

kulturelles Wahrzeichen: die Elbphilharmonie<br />

in der HafenCity. Mitten im Strom<br />

der Elbe auf rund 1.700 Stahlbetonpfählen entstand<br />

ein Gebäudekomplex, der neben drei<br />

Konzertsälen ein Hotel, 45 Wohnungen sowie die<br />

Plaza, einen frei zugänglichen Platz in 37 Metern<br />

Höhe mit 360°-Panorama über die Stadt, beheimatet.<br />

Das Herzstück der Elbphilharmonie ist<br />

zugleich eine der derzeit spannendsten baulichen<br />

Herausforderungen Europas: Ein Konzertsaal von<br />

Weltklasse auf einer Höhe von 50 Metern mit<br />

2.100 Plätzen, der aus Schallschutzgründen vom<br />

restlichen Gebäude entkoppelt ist – das größte<br />

und seinerzeit modernste Konzerthaus Deutschlands:<br />

die Laeiszhalle. Die Elbphilharmonie ist ein<br />

Gesamtkunstwerk aus Architektur, Musik und der<br />

einzigartigen Lage am Hafen. Entworfen wurde<br />

die Elbphilharmonie vom Schweizer Architekturbüro<br />

Herzog & de Meuron. Auf einen Backsteinsockel<br />

– den Kaispeicher A, der zwischen 1963<br />

und 1966 errichtet und als Tee-, Tabak- und<br />

Kakaolager genutzt wurde - setzten die Architekten<br />

einen gläsernen Neubau, dessen kühn geschwungene<br />

Dachlandschaft sich an ihrer höchsten<br />

Stelle 110 Meter hoch in den Himmel erhebt.<br />

Erbaut an der westlichen Spitze der HafenCity,<br />

Europas größtem innerstädtischen Stadtentwicklungsprojekt<br />

und in direkter Nachbarschaft<br />

zum UNESCO-Welterbe Speicherstadt und<br />

Kontorhausviertel mit Chilehaus gelegen, wirkt<br />

die Elbphilharmonie als Architektur gewordenes<br />

Symbol für die Geschichte, Gegenwart und Zukunft<br />

der Stadt.<br />

Als Residenzorchester der Elbphilharmonie prägt<br />

das NDR Elbphilharmonie Orchester mit seinen<br />

Programmen maßgeblich das künstlerische Profil<br />

des Konzerthauses. Neben dem NDR Elbphilharmonie<br />

Orchester gestalten das Ensemble Resonanz<br />

sowie zwei weitere Orchester das musikalische<br />

Profil von Elbphilharmonie und Laeiszhalle.<br />

Spielbetrieb<br />

Ab dem 1. September wird der Spielbetrieb<br />

in der Elbphilharmonie und der Laeiszhalle<br />

wieder aufgenommen. Unter Beachtung<br />

der geltenden Abstandsregeln<br />

können die Konzertsäle zu rund einem<br />

Drittel ihrer Publikumskapazität genutzt<br />

werden, die Saalpläne wurden entsprechend<br />

angepasst. Viele Konzerte finden<br />

nun mit neuen Programmen und Besetzungen<br />

statt und werden zwei Mal an<br />

einem Abend gespielt. Alle Programmdetails<br />

und neuen Veranstaltungen werden<br />

laufend in der Programmübersicht aktualisiert.<br />

https://www.elbphilharmonie.de/de/programm/<br />

Abb.: Elbphilharmonie und Laeiszhalle Betriebsgesellschaft mbH<br />

www.chk-de.org


27<br />

LIEBHERR Men’s World Cup <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

Die besten der Welt kommen in Düsseldorf zusammen<br />

Abb.: TMG Tischtennis Marketing GmbH<br />

Jeder kennt es und jeder hat es auch schon<br />

einmal gespielt: Tischtennis. Denn Tischtennis<br />

ist eine Sportart, die schnell und an<br />

vielen Orten gespielt werden kann – dies schon<br />

seit Ende des 19. Jahrhunderts. Im Oktober <strong>20</strong><strong>20</strong><br />

treffen sich die besten Tischtennisspieler aller<br />

Kontinente zum Liebherr Men’s World Cup in<br />

Düsseldorf – vom 16. bis 18. Oktober kehrt die<br />

Weltelite für drei Tage in den ISS Dome ein.<br />

Der Weltverband ITTF vergibt den World Cup<br />

damit zum vierten Mal nach <strong>20</strong>10 in Magdeburg,<br />

<strong>20</strong>14 in Düsseldorf und <strong>20</strong>16 in Saarbrücken nach<br />

Deutschland. Es geht um den begehrtesten Titel<br />

in der Szene neben dem bei Olympischen Spielen<br />

und Weltmeisterschaften. Gespielt wird um<br />

ein Preisgeld von 250.000 US-Dollar (rund<br />

218.000 Euro) und um zahlreiche Weltranglistenpunkte.<br />

Nur <strong>20</strong> der besten Spieler aus aller Welt<br />

qualifizieren sich für die prestigeträchtige „Mini-WM“<br />

„Nach der für uns so überaus erfolgreichen<br />

WM <strong>20</strong>17 sind wir in diesem Jahr endlich<br />

wieder mit einem echten Highlight in Düsseldorf“,<br />

sagt DTTB-Präsident Michael Geiger. „Die<br />

10.000 Zuschauer vom World Cup <strong>20</strong>14 werden<br />

schwer zu toppen sein, aber wir werden es in dieser<br />

für Tischtennis so begeisterten Region auf<br />

jeden Fall versuchen.“<br />

Das seit 1980 jährlich ausgetragene Einzelturnier<br />

ist das Aufeinandertreffen der besten Spieler der<br />

Welt. Mit dabei sind der amtierende Weltmeister<br />

MA Long sowie die Bestplatzierten der kontinentalen<br />

Ranglistenturniere. Pro Nation sind maximal<br />

zwei Starter erlaubt. Drei Deutsche konnten<br />

den World Cup bisher gewinnen: Dimitrij Ovtcharov<br />

(<strong>20</strong>17 in Lüttich), Timo Boll (<strong>20</strong>05 in Lüttich<br />

und <strong>20</strong>02 in Jinan) sowie Jörg Roßkopf (1998 in<br />

Shantou). Zudem stand Boll, der <strong>20</strong><strong>20</strong> als Düsseldorfer<br />

Borusse Lokalmatador sein wird, vier Mal<br />

im Finale, <strong>20</strong>18, <strong>20</strong>17, <strong>20</strong>12 und <strong>20</strong>08.<br />

Weitere Informationen und Tickets unter<br />

https://www.tt-worldcup.de/<br />

Abb.: AClaudia Peters, Pixabay<br />

www.chk-de.org


28 Community<br />

Auf den Spuren von Karl Marx – Trier<br />

Trier kann viele Titel auf sich vereinen: älteste<br />

Stadt Deutschlands, Zentrum der<br />

Antike, Touristenmagnet, Großstadt,<br />

Hauptstadt. Moment – Hauptstadt? Aber sicher.<br />

Zumindest wenn der Besucher sich gut 1.700<br />

Jahre zurückversetzen lässt. Damals war Trier<br />

eine von vier Hauptstädten des Römischen<br />

Reichs, Kaiserresidenz, Weltmetropole, Handelszentrum<br />

und Finanzzentrum. Aus dieser Zeit resultiert<br />

die Bezeichnung „roma secunda“ (aus<br />

dem Lateinischen übersetzt: das zweite Rom) für<br />

die Stadt. Sieben römische UNESCO-Welterbestätten<br />

im Stadtzentrum zeugen bis in die<br />

Gegenwart davon, die mittelalterliche Liebfrauenkirche<br />

als achte macht die Pracht späterer<br />

Jahrhunderte sichtbar.<br />

Für Chinesen ist Trier ein absolutes Highlight<br />

jeder Europareise. Innerhalb Europas zieht es<br />

viele Chinesen nach Deutschland, und die Stadt<br />

Trier als Geburtsort von Karl Marx hat es ihnen<br />

ganz besonders angetan. Jedes Jahr besuchen<br />

knapp 11.000 Chinesen die viertgrößte Stadt in<br />

Rheinland-Pfalz. Mit barocker Fassade steht das<br />

Karl-Marx-Haus in der Trierer Innenstadt. Hier<br />

kam Karl Marx 1818 als Rechtsanwaltssohn auf<br />

die Welt und verbrachte die ersten 17 Jahre seines<br />

Lebens. Bis heute ist das Informationszentrum<br />

mit 42.000 Besuchern im vergangenen<br />

Jahr auch Pilgerstätte. Die Verehrung Marx‘ geht<br />

so weit, dass zur Feier seines <strong>20</strong>0. Geburtstages<br />

im vergangenen Mai eine neue Statue von ihm<br />

enthüllt wurde. Das Denkmal auf dem Simeonstiftplatz<br />

war ein Geschenk aus China, das vom<br />

chinesischen Bildhauer WU Weishan gefertigt<br />

worden war.<br />

Die Stadt Trier hat viele Angeboten und Dienstleistungen<br />

auf ihre für chinesische Gäste abgestimmt<br />

– weitere Informationen unter<br />

www.trier-info.de<br />

Abb.: Yvain2908, Wikimedia Abb.: Berthold Werner, Wikimedia<br />

www.chk-de.org


Abb.: Tribalium/shutterstock<br />

Was versteht man unter Betrieblichem<br />

Gesundheitsmanagement<br />

(BGM)?<br />

Scannen Sie den QR-Code und erfahren<br />

Sie mehr<br />

Ist der Erfolg von BGM messbar?<br />

Der Erfolg eines BGM lässt sich mit Kennzahlen<br />

messbar machen durch<br />

• die Erhebung von „harten“ Kennzahlen<br />

(z.B. Fehltage, Fluktuationsrate)<br />

• Befragungen, bei denen Beschäftigte<br />

regelmäßig ihre Einschätzungen abgeben<br />

(„weiche“ Kennzahlen, z.B.<br />

Zufriedenheit, Motivation, Betriebsklima<br />

und Kommunikation).<br />

Was sind die Vorteile für Unternehmen<br />

und Manager?<br />

Kennzahlen ermöglichen es, komplexe<br />

Sachverhalte in verfolgbare Zahlen und<br />

somit in Zusammenhänge zu bringen und<br />

stellen so eine komprimierte Abbildung<br />

der Realität dar.<br />

Kennzahlen dienen deshalb<br />

• als Informationsquelle,<br />

• als Entscheidungshilfe für BGM-Maßnahmen,<br />

• zur Steuerung des BGM,<br />

• zur Messung der Zielerreichung,<br />

• der Erschließung von Optimierungspotentialen<br />

• und der Überprüfung der Effektivität<br />

von Maßnahmen.<br />

Eine professionelle Steuerung von Prozessen<br />

im BGM ist nur durch Kennzahlen<br />

möglich.<br />

Betriebliches<br />

Gesundheitsmanagement<br />

in Krisenzeiten<br />

Als offizieller Gesundheitspartner der Chinesischen<br />

Handelskammer in Deutschland (CHKD) informiert die<br />

Techniker Krankenkasse (TK) chinesische Unternehmen<br />

rund um das Thema Gesundheit und liefert Fachbeiträge<br />

für das <strong>CONNECT</strong> <strong>Magazin</strong>. Im Fokus dabei steht<br />

auch das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM)<br />

in Krisenzeiten.<br />

Was belastet die Gesundheit von Beschäftigten in<br />

Unternehmen? Dieser Frage geht die TK in Zusammenarbeit<br />

mit dem Institut für Betriebliche<br />

Gesundheitsberatung (IFBG) und weiteren Partnern<br />

seit <strong>20</strong>18 mit dem BGM-Beschäftigtenbarometer<br />

nach. Im Kern handelt es sich dabei um<br />

eine gemeinsame gesundheitsbezogene Mitarbeiterbefragung.<br />

Unternehmen haben die<br />

Möglichkeit, bis Ende dieses Jahres eine umfassende,<br />

wissenschaftlich fundierte Bedarfsanalyse<br />

zur psychischen und physischen Gesundheit<br />

durchzuführen. Erste Ergebnisse liegen bereits<br />

vor:<br />

• Über 27 Prozent der Befragten gaben an, dass<br />

die Führungskraft die Arbeit nur in geringem<br />

oder sehr geringem Maß gut plant. (Ein Drittel<br />

äußert sich dazu neutral.)<br />

• Drei von fünf Befragten verspüren manchmal,<br />

meistens oder immer an einem normalen<br />

Arbeitstag das Bedürfnis nach einem Mittagsschlaf.<br />

• Rund ein Drittel der Befragten fühlt sich durch<br />

das Pendeln zur Arbeit teilweise oder sogar<br />

stark/sehr stark belastet.<br />

• Lediglich 45 Prozent der Befragten gaben an,<br />

dass die Führungskraft der Arbeitszufriedenheit<br />

in hohem oder sehr hohem Maß einen<br />

Stellenwert beimisst.<br />

Diese und weitere Herausforderungen bringt die<br />

digitale Arbeitswelt für die Gesundheit von<br />

Unternehmen und Beschäftigten mit sich.<br />

#whatsnext – Gesund arbeiten in der digitalen<br />

Arbeitswelt<br />

Bereits vor Einführung des BGM-Beschäftigtenbarometers<br />

im Jahr <strong>20</strong>17 hat die ebenfalls vom<br />

IFBG, der TK und anderen Partnern durchgeführte<br />

Studie „#whatsnext – Gesund arbeiten in der digitalen<br />

Arbeitswelt“ in der HR- und BGM-Welt<br />

für Furore gesorgt. Mit über 800 teilnehmenden<br />

Unternehmen und Einrichtungen des Öffentlichen<br />

Dienstes ist die Studie die größte BGM-<br />

Trendstudie, die es in Deutschland je gegeben<br />

hat. Ziel der Studie war es, die gesundheitsbezogenen<br />

Handlungsfelder der Zukunft zu<br />

identifizieren, um den Veränderungen der<br />

Arbeitswelt proaktiv zu begegnen anstatt nur zu<br />

reagieren.<br />

Die TK und ihre Partner haben darin vertiefende<br />

Fragen zu den wichtigsten Zukunftsthemen im<br />

BGM gestellt. Das Online-Studienband mit weiteren<br />

Informationen zur Studie können Sie hier<br />

runterladen:<br />

https://www.ifbg.eu/whatsnext<strong>20</strong><strong>20</strong>/


30 Community<br />

Abb.: NRW.INVEST<br />

Ein Tag im Leben von<br />

Petra Wassner<br />

NRW.INVEST<br />

Über tausend chinesische Unternehmen sind in Nordrhein-Westfalen<br />

aktiv. Für die Vermarktung des Standortes<br />

im Ausland ist die landeseigene Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />

NRW.INVEST zuständig, die fünf<br />

ihrer insgesamt 16 Auslandsbüros in China hat. Doch der<br />

Erfolg bei chinesischen Investoren lässt sich nicht nur<br />

anhand dieser Zahlen darstellen, sondern ist auch ein Resultat<br />

des engen Kontaktes, den die NRW.INVEST-Geschäftsführerin<br />

Petra Wassner seit zwei Jahrzehnten zu<br />

China pflegt. In normalen Zeiten reist Petra Wassner dreibis<br />

fünfmal im Jahr nach China. Im Jahr <strong>20</strong>16 wurde sie<br />

für ihr Engagement mit dem China National Friendship<br />

Award ausgezeichnet.<br />

Wenn Petra Wassner über China spricht, dann merkt man<br />

ihr an, dass es sich um eine besondere Beziehung handelt.<br />

Das erste Mal reiste sie im Jahr <strong>20</strong>00 in die Volksrepublik –<br />

zu Zeiten als in Peking Scharen von Fahrradfahrern unterwegs<br />

waren und am Bund die Shanghaier im Pyjama mit<br />

Schoßhündchen flanierten. Auch an den ersten Investor aus<br />

China in NRW erinnert sich Petra Wassner gut: „Damals hat<br />

es fünf Jahre gedauert, bis diese Investition realisiert wurde.<br />

Mir war klar, dass ein langer Weg vor uns liegt, um chinesische<br />

Investoren zu gewinnen.“<br />

»Mir war klar,<br />

dass ein langer<br />

Weg vor uns<br />

liegt, um chinesische<br />

Investoren<br />

zu gewinnen.«<br />

Petra Wassner<br />

Heute, <strong>20</strong> Jahre später, ist NRW einer der beliebtesten Standorte<br />

für chinesische Unternehmen in Deutschland. Trotz Corona-Krise<br />

gab es im Jahr <strong>20</strong><strong>20</strong> schon 63 neue Ansiedlungen<br />

und Investitionsprojekte aus China. Auch wenn viele dieser<br />

Projekte schon im Vorfeld vorbereitet waren, ist diese Zahl<br />

angesichts der großen wirtschaftlichen Schäden, die die Corona-Pandemie<br />

verursacht hat, bemerkenswert. Und auch<br />

an anderen Stellen sind die positiven Auswirkungen durch<br />

die Erholung der chinesischen Wirtschaft sichtbar. In Duisburg,<br />

einem wichtigen Knotenpunkt der „Neuen Seidenstraße“<br />

in Europa, „kommen momentan jede Woche 50-60<br />

Züge an – vollbeladen“, berichtet Petra Wassner.<br />

Standortmarketing in Zeiten von Corona<br />

Die Zeit der Reisebeschränkungen haben Petra Wassner und<br />

ihre Kollegen sinnvoll genutzt. Standortvermarktung in Zeiten<br />

von Corona bedeutete in den letzten Monaten vor allem<br />

die Kontaktpflege mit Unternehmen, die schon länger am<br />

Standort sind. Hinzu kam „die Vermarktung über Onlinekanäle“,<br />

mit deren Ausbau man bei NRW.INVEST bereits vor<br />

einigen Jahren u.a. mit Blick auf den Brexit begonnen habe,<br />

so Petra Wassner.<br />

Digitale Formate werde man nach der Pandemie weiter ausbauen,<br />

denn die NRW.INVEST-Geschäftsführerin sieht darin<br />

Vorteile: „Es entstehen zusätzliche Kanäle, mit denen wir<br />

interessierte Investoren erreichen. Diese Unternehmen hätten<br />

wir vielleicht nicht zu einer Präsenzveranstaltung eingeladen.<br />

In einem Onlineformat aber bekommen wir die<br />

Möglichkeit, uns auszutauschen.“ Alles in allem versuche<br />

man derzeit „in eine neue Normalität zu finden“, berichtet<br />

Wassner, fügt jedoch auch hinzu: „Ich war seit dem Ausbruch<br />

der Corona-Pandemie nicht mehr in China und auch<br />

unsere Kollegen aus China konnten nicht nach NRW reisen.<br />

Das bedeutet für uns alle eine neue Situation. Es ist schon<br />

ein Unterschied, ob wir uns nur per Video-Konferenz unterhalten<br />

oder ob wir uns gegenüber sitzen und uns auch mal<br />

auf einer etwas persönlicheren Ebene austauschen können.“<br />

Dass in Deutschland noch Verbesserungsbedarf in Sachen<br />

Digitalisierung herrscht, wurde für Petra Wassner während<br />

der Pandemie deutlich. Dies erschwert auch die Betreuung<br />

von Investoren, die derzeit eben nicht nach Deutschland<br />

reisen können. Als Herausforderungen, die insbesondere chinesische<br />

Investoren betreffen, nennt Wassner „den schwierigen<br />

Kapitaltransfer, aber auch die umfangreiche<br />

Dokumentationspflicht bei der Kontoeröffnung. Das sind<br />

Themen, die uns die Arbeit erschweren, weil so etwas bisher<br />

noch nicht digital gelöst ist. Wir brauchen hier noch<br />

mehr digitalen Durchbruch!“<br />

www.chk-de.org


Community 31<br />

Die Corona-Pandemie hat aber auch viele positive<br />

Seiten der engen Zusammenarbeit zwischen<br />

NRW und China, insbesondere der Partnerprovinz<br />

Jiangsu, gezeigt. „Die Solidarität, die wir aus<br />

China erfahren haben, war groß. Wir haben mehrere<br />

Maskenspenden bekommen und an der Taskforce<br />

der Landesregierung mitgewirkt, um bei der<br />

Wenn es um die Rolle Chinas für den Wirtschaftsstandort<br />

NRW geht, merkt man schnell, welch<br />

hohen Stellenwert Wassner den Beziehungen zur<br />

Volksrepublik beimisst. „Die Importe aus China<br />

nach NRW sind in den letzten zehn Jahren um<br />

130 Prozent gestiegen, das sind 42 Milliarden<br />

Euro. Im gleichen Zeitraum sind die Exporte von<br />

schaffen. Und ich glaube, mit dieser Dynamik und<br />

Power werden sie ihre Ziele auch erreichen.“ Was<br />

für Petra Wassner auf keiner ihrer Chinareisen<br />

fehlen darf, ist Peking-Ente und eine Fußmassage.<br />

„Es gibt nichts entspannteres und gesünderes“.<br />

Doch nicht nur beruflich ist die Geschäftsführerin<br />

von NRW.INVEST in China unterwegs, auch privat<br />

unternimmt sie gerne Reisen ins Reich der<br />

Mitte. Als nächstes auf dem Plan steht – wenn<br />

Corona es wieder zulässt – Shangri-la.<br />

Wussten Sie schon?<br />

Abb.: NRW.INVEST<br />

Chinas Vize-Ministerpräsident MA Kai überreicht Petra Wassner in einer feierlichen Zeremonie am<br />

Hauptsitz der Regierung der Volksrepublik China Zhongnanhai die Urkunde und eine Medaille für den<br />

National Friendship Award. Der Preis gilt als die höchste nationale Auszeichnung für ausländische<br />

Experten, die zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung des Landes beitragen.<br />

Beschaffung von Schutzausrüstungen für unser<br />

Gesundheitswesen – am Anfang, als es diese Engpässe<br />

gab – zu unterstützen“, berichtet Petra<br />

Wassner.<br />

Der Schlüssel zum Erfolg<br />

OPPO, VIVO, Xiaomi, Huawei, ZTE – die Liste der<br />

namhaften chinesischen Ansiedlungen in NRW<br />

ist lang. Doch nicht nur die großen Tech-Player,<br />

sondern auch Unternehmen aus dem Maschinenbau,<br />

wie Sany oder XCMG, zieht es nach NRW<br />

und sind für Petra Wassner „Top-Investoren“. Dass<br />

gerade NRW für chinesische Investoren so interessant<br />

ist, hat laut Petra Wassner vielfältige<br />

Gründe. Zum einen habe das Bundesland eine<br />

„exzellente Logistik-Infrastruktur“. Einen weiteren<br />

Standortvorteil sieht Petra Wassner in der<br />

dichten Forschungslandschaft. Gerade hier zeigten<br />

vor allem chinesische Investoren starkes Interesse<br />

daran, ihre Produkte direkt an den<br />

Forschungsinstituten weiterentwickeln zu lassen.<br />

NRW nach China um 73 Prozent gestiegen. China<br />

hat damit mittlerweile sogar Frankreich überholt<br />

und ist der zweitgrößte Handelspartner von NRW<br />

nach den Niederlanden“, unterlegt Petra Wassner<br />

ihre Ausführungen mit Zahlen.<br />

Der Erfolg von NRW in Sachen Investitionsmarketing<br />

in China lässt sich gut durch Zahlen<br />

belegen. Doch die Zahlen sind nur ein Teil der<br />

Wahrheit. Am Beispiel von Petra Wassner zeigt<br />

sich, wer den Kontakt pflegt, sich für die andere<br />

Kultur interessiert und über Jahre Vertrauen aufbaut,<br />

der hat nachhaltigen Erfolg im Chinageschäft.<br />

Das große Interesse an Land und Leuten wird<br />

deutlich, wenn die Preisträgerin des National<br />

Friendship Award von ihren China-Erfahrungen<br />

und zukünftigen Reiseplänen spricht. „China fasziniert<br />

mich. Ich erlebe die Menschen dort als<br />

neugierig, wissbegierig und leistungsbereit. Alle<br />

möchten etwas aufbauen, wachsen und Erfolge<br />

In diesem Jahr treiben Petra Wassner<br />

nicht nur die Herausforderungen rund um<br />

die Corona-Pandemie um. Derzeit ist<br />

man bei NRW.INVEST mittendrin, die Fusion<br />

mit der Außenwirtschaftsförderung<br />

NRW.International zu einer hundertprozentigen<br />

Landesgesellschaft unter einem<br />

Dach und mit einer neuen Marke zu vollziehen.<br />

Mit dem Zusammenschluss möchte<br />

man die Megatrends der Globalisierung,<br />

der zunehmenden Komplexität<br />

von Märkten und Strukturen, der Neo-<br />

Ökologie und der Digitalisierung in den<br />

Mittelpunkt einer neu ausgerichteten<br />

Außenwirtschaftsförderung stellen.<br />

Für Petra Wassner ist klar: „Die Fusion ist<br />

wichtig für die Neuausrichtung der<br />

Außenwirtschaft, wir sehen darin Synergie-Effekte,<br />

Reduzierung von Schnittstellen,<br />

mehr Service unter einem Dach.<br />

Denn wir können unseren Wirtschaftsstandort<br />

nur dann erfolgreich vermarkten,<br />

wenn wir uns mit starken heimischen<br />

Unternehmen international präsentieren.“<br />

Während hinsichtlich der langfristigen<br />

Folgen der Corona-Pandemie für die<br />

Weltwirtschaft noch Ungewissheit<br />

herrscht, ist sich Petra Wassner bei einer<br />

Sache sicher: „China bleibt als zweitgrößter<br />

Handelspartner von NRW auch in<br />

Zukunft ein ganz wichtiger Partner und<br />

Investor.“<br />

www.chk-de.org


32 China Day <strong>20</strong><strong>20</strong> digital<br />

Abb.: PxHere/agenturvonb<br />

»Die Digitalisierung ermöglicht neue<br />

Geschäftsmodelle: „In Deutschland<br />

entworfen und in China hergestellt“<br />

kann in den kommenden Jahren ein<br />

wichtiger wirtschaftlicher Treiber<br />

werden.«<br />

Panel I<br />

Zwischen alternativen Antrieben, Technologieintegration<br />

und neuen Geschäftsmodellen – Die Zukunft der<br />

Mobilität in China und Deutschland<br />

»Die Automobilindustrie hat sich in<br />

den letzten Jahrzehnten stark verändert<br />

und weiterentwickelt. Wir können<br />

Synergien und die Vorteile von F&E<br />

nutzen, indem wir strategische Partnerschaften<br />

und multinationale Teams<br />

mit deutschen und europäischen<br />

Herstellern aufbauen.«<br />

»Es ist sehr wichtig, über zukünftige<br />

oder bevorstehende Partnerschaften<br />

nachzudenken, da wir uns alle ständig<br />

an die Dynamik der Märkte anpassen<br />

müssen. Wir sind sehr erfreut über die<br />

guten Beziehungen zum chinesischen<br />

Verband der Automobilhersteller<br />

(CAAM), mit dem wir auch seit vielen<br />

Jahren eng zusammenarbeiten und<br />

gemeinsame Ziele verfolgen.«<br />

ZHANG Hui<br />

Vice President, NIO Europe<br />

»Die Chinesen sind offener gegenüber<br />

technologischen Innovationen und<br />

neuen Ideen. Wir können und sollten<br />

aus dieser Haltung lernen, um uns in<br />

Zukunft schneller an neue Entwicklungen<br />

anpassen zu können.«<br />

Franklin Zeng<br />

Head of Information<br />

Technology, Geely<br />

Deutschland<br />

Dr. Kurt-Christian Scheel<br />

Geschäftsführer, Verband<br />

der Automobilindustrie<br />

(VDA)<br />

Dirk Geiger<br />

Director Application<br />

Marketing & Management,<br />

Infineon Technologies<br />

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33<br />

>> Impressum<br />

Panel II<br />

Digitalisierung in China und Deutschland – Szenarien<br />

& Strategien für das nächste Jahrzehnt<br />

»Unser Ziel ist es, eine digitale Plattform<br />

zu schaffen und dadurch die<br />

wirtschaftliche Erholung wiederaufzunehmen.<br />

Die Weiterentwicklung der<br />

deutsch-chinesischen Beziehungen<br />

auf allen Ebenen ist für uns seit jeher<br />

von großer Bedeutung.«<br />

»Wir sehen neue Trends auf dem<br />

chinesischen Markt. Unternehmen<br />

haben sich in vielen Bereichen weiterentwickelt<br />

und sind heute eher dazu<br />

bereit, Prozesse zu automatisieren und<br />

Entscheidungen auf der Grundlage von<br />

Daten und künstlicher Intelligenz (KI)<br />

zu treffen.«<br />

HERAUSGEBER<br />

CHKD | Die Chinesische Handelskammer in<br />

Deutschland e.V.<br />

POSTANSCHRIFT<br />

IHZ Hochhaus 7. Etage,<br />

Friedrichstraße 95, D-10117 Berlin<br />

Telefon: +49 30 <strong>20</strong>917522<br />

Fax: +49 30 <strong>20</strong>917340<br />

E-Mail: info@chk-de.org<br />

WEBADRESSE<br />

www.chk-de.org<br />

Redaktion: Jannik Dennier (CvD)<br />

Telefon: +49 30 <strong>20</strong>917522<br />

E-Mail: jannik.dennier@chk-de.org<br />

Andreas Hube<br />

Vice President, Head of<br />

China Liaison Office,<br />

SAP<br />

»Durch internationale wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit erleben wir eine<br />

wachsende Nachfrage nach Datenvolumen<br />

– bei chinesischen und deutschen<br />

Unternehmen. Damit wir diesem<br />

Trend gerecht werden, investieren wir<br />

als Netzbetreiber weiterhin in unsere<br />

Netzwerkinfrastruktur.«<br />

Fabian von Heimburg<br />

Co-Founder, Hotnest<br />

Technology<br />

»Digitalisierung wird in unserer Zukunft<br />

eine immer wichtigere Rolle<br />

spielen. Wir sind fest davon überzeugt,<br />

dass wir mit intelligenter Rechenleistung<br />

und KI eine neue digitale Welt<br />

aufbauen können. Der Sicherheitskatalog<br />

der Bundesregierung ist daher<br />

ein großer Schritt für die digitale<br />

Industrie und Transformation.«<br />

AUTOREN DIESER AUSGABE<br />

Jannik Dennier<br />

Eva-Simona Fischkina<br />

Valentin Silvester Hatzmann<br />

Dr. Thomas Kiefer<br />

Anja Barlen-Herbig<br />

Die mit dem Namen des Verfassers oder seinen<br />

Initialen gezeichneten Beiträge geben die Meinung<br />

des Autors, aber nicht unbedingt die Ansicht der<br />

Chinesischen Handelskammer in Deutschland<br />

e.V. wieder. Nachdruck nur mit Genehmigung der<br />

Redaktion.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte übernimmt<br />

die Redaktion keine Gewähr.<br />

KONZEPT<br />

EGGERT GROUP GmbH & Co. KG, Düsseldorf<br />

GESTALTUNG<br />

agentur von b. GmbH<br />

DRUCK<br />

BMP Balta Media & Print e.K.<br />

Bahnhofstr. 37, D-63457 Hanau am Main<br />

CHENG Lan<br />

General Manager Western<br />

Europe, China Mobile<br />

International<br />

David Wang<br />

Chief Representative,<br />

Huawei Deutschland<br />

„CHKD <strong>CONNECT</strong>“ erscheint 4 x jährlich.<br />

BILDNACHWEISE<br />

Titelbild: WHYFRAME/Shutterstock<br />

Weitere Bildnachweise: Sofern nicht anders<br />

angegeben, handelt es sich um Firmenfotos.<br />

www.chk-de.org


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