Beschaffung aktuell 10.2020
www.beschaffung-aktuell.de Das Magazin für Einkauf, Materialwirtschaft und Logistik 2020 10 Stromschiene oder Energiekette? Energiezuführungen im Vergleich ■ ■ ■ Einkaufsexpertin Martina Boxberger im Gespräch Gesetzliche Pflichten zum Arbeitsschutz im Homeoffice Projekteinkauf unter der Lupe
- Seite 2 und 3: PRODUKTE FÜR DIE AUTOMATION EINFAC
- Seite 4 und 5: INHALT MAGAZIN 6 Umfrage im Mittels
- Seite 6 und 7: MAGAZIN Umfrage im Mittelstand Kris
- Seite 8 und 9: MAGAZIN Einkaufsmanagerindex im Aug
- Seite 10 und 11: MAGAZIN Nachhaltigkeit Textilien ö
- Seite 12 und 13: MAGAZIN Der Rohstoff des Monats: Au
- Seite 14 und 15: INTERVIEW Martina Boxberger, Execut
- Seite 16 und 17: INTERVIEW Bild: Merz Pharma Martina
- Seite 18 und 19: MANAGEMENT Modernes Supply Chain Ma
- Seite 20 und 21: MANAGEMENT Das Lieferkettengesetz -
- Seite 22 und 23: MANAGEMENT Medienbeschaffung „All
- Seite 24 und 25: MANAGEMENT Neue staatliche Regeln v
- Seite 26 und 27: MANAGEMENT Rechtsprechung für die
- Seite 28 und 29: Praxis Lieferantenmanagement Nachha
- Seite 30 und 31: MANAGEMENT Bild: everettovrk/stock.
- Seite 32 und 33: MANAGEMENT gepasst wurde - denken w
- Seite 34 und 35: ZULIEFERUNG Digitale On-Board-Elekt
- Seite 36 und 37: ZULIEFERUNG Hochleistungskeramik Al
- Seite 38 und 39: LOGISTIK Bahnlogistik Die Seidenstr
- Seite 40 und 41: LOGISTIK Einkaufstool für den Mitt
- Seite 42 und 43: Die neuartige Energieführungskette
- Seite 44 und 45: TITEL I AUTOMATISIERUNG Gefahr, das
- Seite 46 und 47: AUTOMATISIERUNG Sicherheitsbremsen
- Seite 48 und 49: AUTOMATISIERUNG Scara-Roboter Kurze
- Seite 50 und 51: BETRIEB Die 25 größten Unternehme
www.beschaffung-<strong>aktuell</strong>.de<br />
Das Magazin für Einkauf, Materialwirtschaft und Logistik<br />
2020 10<br />
Stromschiene oder Energiekette?<br />
Energiezuführungen im Vergleich<br />
■<br />
■<br />
■<br />
Einkaufsexpertin Martina Boxberger im Gespräch<br />
Gesetzliche Pflichten zum Arbeitsschutz im Homeoffice<br />
Projekteinkauf unter der Lupe
PRODUKTE FÜR DIE AUTOMATION<br />
EINFACH PRAKTISCH - DIREKT AUS DEM E-SHOP<br />
TÜNKERS ist nicht nur der Spezialist für kundenspezifische Lösungen rund um den Industrieroboter. Die<br />
Stärke des Unternehmens besteht auch in der Entwicklung von Standardbausteinen und kompatiblen<br />
Modulen für Automationsanlagen im Vorrichtungsbau.<br />
Besonders in der Spanntechnik bietet<br />
TÜNKERS eine enorme Vielzahl an Baugrößen<br />
und Funktionalitäten auch ab Lager<br />
an. Die TÜNKERS Greifertechnik ist<br />
ebenfalls als Baukastensystem konzipiert.<br />
So können Anwender aus verschiedenen<br />
Profilen, Grundplatten und Verbindungselementen<br />
ihre Greifer individuell und<br />
kostengünstig konfigurieren.<br />
Mit dem TÜNKERS e-shop werden mechanische<br />
Automationsprodukte ohne großen<br />
Konstruktionsaufwand für jede Anwendung<br />
und Unternehmensgröße sofort und<br />
unkompliziert verfügbar.<br />
Der TÜNKERS e-shop umfasst:<br />
• Handspanner<br />
• Schnellspanner<br />
• Modulspanner<br />
• Schwenkspanner<br />
• Pneumatikspanner<br />
• Pneumatikgreifer<br />
• Pneumatikzylinder<br />
• Greiferprofile<br />
• Verbindungselemente<br />
• Prägezangen<br />
• Spanner B-Ware<br />
UMFORMEN<br />
TÜNKERS bietet primär Systeme für die<br />
Nachbearbeitung von Bauteilen aus Stahlund<br />
Aluminiumblech oder Kunststoff.<br />
Typische Anwendungen sind das Stanzen,<br />
Prägen oder Fügen, die als zusätzliche<br />
Bearbeitungsschritte zur Herstellung des<br />
fertigen Bauteils erforderlich sind.<br />
Die Vorteile des TÜNKERS e-shops:<br />
• Bequemes Bestellen zu jeder Zeit<br />
• Einfaches Registrieren und Navigieren<br />
• Schnelle Lieferung<br />
• Günstige Preise<br />
• Einfaches Bezahlen per Rechnung<br />
TÜNKERS ® Maschinenbau GmbH<br />
Telefon: +49 (0) 21 02 / 45 17- 0<br />
www.tuenkers.de<br />
Ob Artikelbeschreibung, Produktbild, Datenblatt,<br />
Preisangabe oder 3D-Daten – der<br />
TÜNKERS e-shop bietet Anwendern auch in<br />
Verbindung mit www.tuenkers.de alle notwendigen<br />
Informationen für eine unkomplizierte<br />
<strong>Beschaffung</strong>.<br />
SPANNEN<br />
Das fachgerechte Spannen und Positionieren<br />
der Werkstücke ist immer einer der<br />
ersten Automationsschritte in der Anlage.<br />
Im TÜNKERS e-shop finden sich Pneumatikspanner<br />
und -zylinder sowie Manuelle Spanner<br />
als eine Produktauswahl aus dem sehr<br />
viel umfassenderen Spannerprogramm.<br />
GREIFEN<br />
Das Portfolio umfasst verschiedene modulare<br />
Systemlösungen, die sowohl auf<br />
kraft- als auch formschlüssigen Konzepten<br />
basieren. Haupteinsatzgebiet dieser Greifer<br />
ist der automobile Rohbau, in dem Handlings-,<br />
Prozess- und Geometrieanwendungen<br />
umgesetzt werden.<br />
bequem • günstig • schnell<br />
Einfach bestellen mit dem Tünkers E-Shop<br />
https://shop.tuenkers.de<br />
2 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
EDITORIAL<br />
Wenn die Krise Normalität wird<br />
Es ist kaum zu glauben: vor einem guten halben Jahr konnte man<br />
noch kurzfristig ins Kino oder Schwimmbad, in der Supermarktschlange<br />
dem Vordermann in die Hacken treten und wühlte nicht bei jedem<br />
Hausverlassen in der Tasche, um die Maske herauszukramen. Am Anfang<br />
hieß es noch, die Sache sei schnell überstanden, Politiker und<br />
Ökonomen waren fest davon überzeugt, dass der Spuk morgen schon<br />
wieder vorbei sein könnte.<br />
Doch nun begleitet uns Corona schon über ein halbes Jahr. Und die<br />
Optimisten schweigen, denn klar ist: Die Pandemie wird erstmal bleiben.<br />
Maske, Abstand und Zuhausebleiben sind die neue Normalität.<br />
Wir können nicht mehr verharren und warten, bis es wieder so wird<br />
wie „früher“. Tatsächlich ist eine Rückkehr zum Prä-Pandemie-Leben<br />
wahrscheinlich unmöglich.<br />
Das heißt auch, dass die Veränderungen im Arbeitsleben, die uns so<br />
abrupt überrollten – genannt seien zum Beispiel Homeoffice und<br />
Kurzarbeit –, gekommen sind, um zu bleiben. Unsere Rechtsanwältin<br />
Anja Falkenstein widmet sich deshalb in dieser Ausgabe den neuen<br />
Leitlinien für Arbeitsschutz im Büro (Seite 24). Wer hätte noch vor<br />
einem halben Jahr geglaubt, dass man sich nach Monaten im Homeoffice<br />
nach der büroeigenen Kaffemaschine sehnt?<br />
Mit den großen Auswirkungen der Pandemie auf die Lieferkette hat<br />
natürlich auch der Einkauf zu kämpfen. Ein Trend geht dabei hin zu<br />
einem lokaleren und regionaleren Sourcing (Seite 6), weg von den<br />
internationalen und globalen Lieferketten. Umso wichtiger ist es<br />
auch, die Beziehungen zu den Lieferanten nachhaltiger zu gestalten<br />
(Seite 28) und ein großes Netzwerk aufzubauen, um Lieferschwierigkeiten<br />
vorzubeugen (Seite 18). Doch auch die interne Zusammen -<br />
arbeit sollte im Projekteinkauf nicht zu kurz kommen (Seite 30) – sei<br />
es nun auch nicht persönlich im Büro, sondern auf Zoom und Teams.<br />
Sanja Döttling,<br />
Redakteurin <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong><br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 3<br />
info@lederer-online.com
INHALT<br />
MAGAZIN<br />
6 Umfrage im Mittelstand<br />
Krise erfordert neue Strategien<br />
8 Wirtschaftsindices<br />
12 Rohstoff des Monats<br />
Nur Gold ist Geld<br />
MANAGEMENT<br />
14 Einkaufsexpertin im Gespräch<br />
Martina Boxberger, Merz Pharma GmbH<br />
18 Krisenfestes Lieferantennetzwerk<br />
Modernes Supply Chain Management<br />
20 Das Lieferkettengesetz<br />
Expertenmeinungen: Pro und Contra<br />
22 Medienbeschaffung<br />
„Alles auf einen Blick“<br />
24 Neue Regeln<br />
Arbeitsschutz gilt auch zu Hause<br />
26 Rechtssprechung<br />
Wer nicht liefern kann, muss zahlen<br />
28 Lieferantenmanagement<br />
Nachhaltige Beziehungen als Erfolgsfaktor<br />
30 Projekteinkauf unter der Lupe, Teil II<br />
Lieferbeziehungen ohne Bindung<br />
ZULIEFERUNG<br />
34 On-Board-Elektronik<br />
Über allem steht die Produktivität<br />
36 Hochleistungskeramik<br />
Allroundtalent ohne Slip-Stick-Effekt<br />
LOGISTIK<br />
38 Bahnlogistik<br />
Die Seidenstraße auf der Schiene<br />
39 Sendungsverfolgung<br />
Mit ortsbezogenen Daten zu Transparenz<br />
40 Einkaufstool für den Mittelstand<br />
In der Krise eine Chance sehen<br />
41 Produktneuheiten<br />
AUTOMATISIERUNG<br />
Titelthema<br />
42 Energiezuführung<br />
Stromschiene oder Energiekette?<br />
46 Sicherheitsbremsen<br />
Servobremsen richtig auswählen<br />
48 Produktneuheiten<br />
Titelthema<br />
Titelbild: Igus<br />
Energiezuführungen<br />
Stromschienen zur Energiezuführung<br />
kommen im Industrie 4.0-Zeitalter oft an<br />
ihre Grenzen. Deren Nachteile gleichen<br />
Energieführungsketten aus. Seite 42<br />
Einkaufsexpertin im Gespräch<br />
Martina Boxberger, Executive Director Corporate<br />
Strategic Sourcing bei Merz Pharma, sprach im<br />
Interview über wertgeschätzte Einkäufer, Rohstoff -<br />
verfügbarkeit und Vorratshaltung in der Krise. Seite 14<br />
Arbeitsschutz im Homeoffice<br />
Die Pflichten zum Arbeitsschutz gelten<br />
auch für die Arbeit daheim. Die Bundesregierung<br />
hat nun aktualisierte Handlungsempfehlungen<br />
herausgegeben. Seite 24<br />
4 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
67. JAHRGANG<br />
2020 10<br />
BETRIEB<br />
50 Marktübersicht<br />
Die größten Facility-Service-Unternehmen<br />
53 Telekommunikation<br />
Telefonsysteme zukunftssicher planen<br />
54 Workwear<br />
Lange Lebensdauer gut für unseren Planeten<br />
55 Arbeiten von zu Hause<br />
56 Produktneuheiten<br />
BME<br />
62 Digitalkonferenz<br />
KARRIERE<br />
64 Buchrezensionen<br />
RUBRIKEN<br />
3 Editorial<br />
48 Firmenregister<br />
58 Inserentenverzeichnis<br />
59 Partner des Einkaufs<br />
66 Impressum und Vorschau<br />
Folgen Sie uns online<br />
<br />
Bilder v. l.: Merz Pharma; hakinmhan/stock.adobe.com;<br />
everettovrk/stock.adobe.com ; Philip Steury/stock.adobe.com<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Projekteinkauf unter der Lupe<br />
Im 2. Teil der Serie geht es um kurz -<br />
fristige Lieferantenbeziehungen ohne<br />
Langzeitbindung. Hier sind Koor di -<br />
nation und Anreize gefragt. Seite 30<br />
Top-Liste der Facility-Service-Unternehmen<br />
Jedes Jahr veröffentlichen die Unternehmen Lünendonk<br />
& Hossenfelder die Liste der größten 25 Facility -<br />
-Service-Unternehmen. Diese gelten auch als Markt -<br />
barometer für die Branche. Seite 50<br />
<br />
<br />
<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 5
MAGAZIN<br />
Umfrage im Mittelstand<br />
Krise erfordert neue Strategien<br />
Visable, Anbieter von B2B-Plattformen, hat eine Umfrage mit mittelständischen Unternehmen durchgeführt, die unter<br />
anderem zeigt, wie Unternehmen durch die Krise ihre Einkaufsstrategie verändern.<br />
Die Corona-Krise bedeutet für eine Vielzahl<br />
mittelständischer Unternehmen erhebliche<br />
wirtschaftliche Einschnitte. Visable, Anbieter<br />
der B2B-Plattformen Europages und „Wer liefert<br />
was“ (wlw), hat gemeinsam mit YouGov<br />
im Juli 2020 eine deutschlandweite Umfrage<br />
unter 541 Führungskräften durchgeführt.<br />
Mit dem COVID-19-bedingten Shutdown<br />
wurden viele Unternehmen dazu gezwungen,<br />
ihre Einkaufsstrategie deutlich zu verändern.<br />
Die einst bewährten Lieferketten brechen<br />
kurzfristig weg und Engpässe müssen<br />
mit neuen Partnern überwunden werden.<br />
Dadurch rücken bei mehr als einem Fünftel<br />
(21 Prozent) der Befragten lokale, nationale<br />
und Anbieter aus den umliegenden europäischen<br />
Märkten mit kürzeren Lieferwegen<br />
stärker in den Fokus. 12 Prozent vermeiden<br />
sogar die Zusammenarbeit mit Lieferanten<br />
aus den USA oder Asien. „In Krisenzeiten zählen<br />
andere Kriterien als der niedrigste Preis.<br />
Kurze und vor allem verlässliche Lieferwege,<br />
zollfreier Warenverkehr in der EU sowie eine<br />
einheitliche Währung sind plötzlich wichtiger“,<br />
erklärt Peter F. Schmid, CEO von Visable.<br />
Was einem Großteil der deutschen Arbeitnehmer<br />
in den letzten Wochen im Kleinen sicher<br />
schon auffiel, bestätigt nun die<br />
Umfrage . Fast die Hälfte aller Befragten<br />
(44 Prozent) gab an, dass die Krise die Digitalisierung<br />
in ihren Unternehmen voranschreiten<br />
lässt. Bei 21 Prozent davon sogar deutlich.<br />
Video-Telefonie gehört bei 49 Prozent der Befragten<br />
mittlerweile zum Arbeitsalltag.<br />
Mehr als jeder vierte (27 Prozent) nutzt jetzt<br />
in seinem Unternehmen Cloud-Systeme. Sogar<br />
eigene Online-Formate wie Webinare<br />
wurden von 17 Prozent nach Ausbruch der<br />
Pandemie kurzfristig ins Leben gerufen. Sinkende<br />
Budgets, weniger Messen, mehr online<br />
– so lassen sich die Umfrageergebnisse zu<br />
den geplanten Entwicklungen im Bereich<br />
Marketing zusammenfassen. Jedes fünfte<br />
Unternehmen (20 Prozent) plant für das kommende<br />
Jahr mit weniger Marketingbudget<br />
als in 2020, um entstandene Umsatzeinbußen<br />
der Krise auszugleichen. Peter F. Schmid<br />
sieht sich durch die Ergebnisse bestätigt:<br />
„Meine Prognose: Jede vierte Messe wird es<br />
nach der Krise so nicht mehr geben.“ (sd)<br />
Bild: Visable<br />
Österreichisches Einkaufsforum<br />
Einkäufertreffen findet in Wien statt<br />
Bild: JFL Photography/stock.adobe.com<br />
Der Jahresgipfel des Bundesverbands<br />
Material wirtschaft, Einkauf und Logistik in<br />
Österreich (BMÖ) findet auch 2020 als Präsenzveranstaltung<br />
statt. Im Haus der Industrie<br />
in Wien kommen vom 8. bis 9. Oktober<br />
2020 Experten zusammen, darunter auch<br />
Vertreter aus Deutschland und der Schweiz.<br />
Das Motto: „Procurement – Competence<br />
Center for Success“.<br />
Die Corona-Krise hat die besondere Rolle der<br />
Einkaufsverantwortlichen für die Aufrechterhaltung<br />
der Lieferfähigkeit aber auch für<br />
die Anpassung der Produktion an geringere<br />
Nachfragezahlen gezeigt. Der traditionelle<br />
österreichische Einkaufsgipfel bietet in Vorträgen<br />
und Paneldiskussionen Handlungsempfehlungen<br />
und Einblicke in beispielgebende<br />
Projekte und Praxislösungen.<br />
Diskutiert wird unter anderem:<br />
• Quo vadis Europa? Geopolitische und wirtschaftliche<br />
Szenarien<br />
• Steht uns eine der größten Wirtschaftskrisen<br />
noch bevor oder sind wir mittendrin?<br />
• Hat die EU in der COVID-19-Pandemie versagt?<br />
• Welche Lehren müssen Unternehmen aus<br />
der Krisensituation ziehen?<br />
Awards: Am Abend des 8. Oktobers gibt der<br />
BMÖ die Gewinner des traditionellen<br />
„Austrian Supply Excellence & Einkauf 4.0<br />
Award 2020“ bekannt. (sd)<br />
Mehr unter:www.bmoe.at/downloads<br />
6 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
ECOBIN<br />
Innovatives Behältersystem für das C-Teile-Management<br />
Ausgezeichnet mit dem German Design Award 2020<br />
Dank einer rundum gerundeten Innenkante und vertikal beweglicher Schiebeklappen ist<br />
die Entnahme selbst kleinster Artikel einfacher denn je. Die Anordnung der Klappen an<br />
Kurz- und Längsseite erlaubt zudem eine freie Platzierung der Boxen im Regal.<br />
Durch den speziellen Waffelboden können die Behälter sicher und stabil im<br />
Verbund gestapelt werden.<br />
Die ECOBIN Behälter sind das Herzstück unseres Dienstleistungspaketes<br />
ECOSIT ® . Mit diesem Belieferungssystem übernehmen wir für Sie<br />
die komplette Lieferkette von der Disposition bis ans Band.<br />
Tel. +49 521 4482-03<br />
message@boellhoff.com<br />
www.boellhoff.de<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 7
MAGAZIN<br />
Einkaufsmanagerindex im August<br />
Weitere Verbesserung<br />
Der saisonbereinigte IHS Markit/BME Einkaufsmanagerindex<br />
notierte im August mit<br />
52,2 Punkten auf einem 22-Monatshoch<br />
nach 51,0 im Juli. Damit hat sich der Index in<br />
jedem Monat seit April verbessert, als er auf<br />
dem Zenit der Coronavirus-Pandemie auf ein<br />
11-Jahrestief stürzte.<br />
Unterstützt wurde der Anstieg des EMI durch<br />
eine kräftige Steigerung der Produktion, die<br />
im Juli nach achtzehn Monaten erstmals auf<br />
Wachstumsterrain zurückgekehrt war. Spitzenreiter<br />
war hierbei der Vorleistungsgüterbereich<br />
gefolgt vom Konsumgüterbereich,<br />
während die Hersteller von Investitionsgütern<br />
noch etwas hinterherhinkten.<br />
Die Ausweitung der<br />
Produktion ging einher<br />
mit einem deutlichen<br />
Zuwachs bei<br />
den Neuaufträgen.<br />
Zum Wachstum des<br />
Auftragseingangs<br />
trug auch das wiedererstarkte Exportgeschäft<br />
bei. Steigende Verkaufszahlen in<br />
Märkten wie China und der Türkei führten<br />
zum deutlichsten Anstieg der Exportorder<br />
seit April 2018. Das florierende Neugeschäft<br />
spiegelte sich außerdem in einem Anstieg der<br />
Auftragsbestände wider. Dessen ungeachtet<br />
bauten viele Hersteller abermals Arbeits-<br />
plätze ab und begründeten dies mit Maßnahmen<br />
zur Kostensenkung. Nach 22 Monaten<br />
Rückgang wuchs die Einkaufsmenge der Hersteller<br />
im August erstmals wieder an. Das<br />
Plus fiel allerdings nur marginal aus, da<br />
einige Firmen weiterhin bestrebt sind, ihre<br />
Bestände zu reduzieren. (sd)<br />
Bild: IHS Markit/BME<br />
HWWI-Rohstoffindex<br />
Rohstoffe werden teurer<br />
Geschäftsklima der Zulieferindustrie<br />
Erwartungen stabilisieren sich<br />
Die Preise für Metallrohstoffe steigen weiter an.<br />
Auch im August stiegen die<br />
Preise der wichtigsten Rohstoffe<br />
weiter an. Der Teilindex für Energierohstoffe<br />
steigt um 6,7 %<br />
(Euros: +3,4 %) auf 82,3 Punkte<br />
(Eurobasis: +3,4 %) an. Die Mitglieder<br />
der OPEC+ erhöhten im<br />
August ihr Angebot, denn die<br />
selbst auferlegten Fördermengenkürzungen<br />
wurden wieder<br />
gelockert. Insgesamt führte die<br />
Ausweitung des Rohölangebots<br />
der OPEC+ nur kurzfristig zu<br />
Beginn des Monats zu einer<br />
leichten Senkung der Preise.<br />
Der Index für Industrierohstoffe<br />
stieg um 10,1 % (Euro: +6,7 %)<br />
auf 141,3 Punkte (Euro: 132,6<br />
Punkte). Die Entwicklung der<br />
Bild: byjeng/stock.adobe.com<br />
Preise für Industriemetalle spiegelte<br />
die Erholung der chinesischen<br />
Industrieproduktion wider.<br />
Insbesondere die Preise für<br />
Nickel, Zink, Aluminium und Blei<br />
stiegen stark an und verzeichneten<br />
im August trotz anhaltender<br />
Corona-Krise Höchstwerte.<br />
Der Index für Nahrungs- und<br />
Genussmittel stieg um +4,5 %<br />
(Euro: +1,3 %) an. Während der<br />
Teilindex für Getreide im August<br />
fiel, erhöhte sich der Index, der<br />
die Preise für Genussmittel abbildet.<br />
Die Preise für Kaffee, Kakao,<br />
Tee und Zucker stiegen im<br />
August an und spiegelten Unsicherheiten<br />
bezüglich des Angebots<br />
wider. (sd)<br />
Den dritten Monat in Folge<br />
haben sich die Erwartungen der<br />
deutschen Zulieferer verbessert.<br />
Mit einem Saldo von positiven<br />
12,5 Prozent scheint sich dieser<br />
Hoffnungswert zu stabilisieren.<br />
Das positive „Überschießen“ von<br />
Stimmungsindikatoren nach<br />
einer negativen Phase ist typisch<br />
und war auch 2009 zu beobachten.<br />
Dass diese dynamische Entwicklung<br />
auf realen Geschäftsdaten<br />
basiert, ist nicht gesichert:<br />
Die Verbesserung der Erwartungen<br />
beruht überwiegend auf<br />
Meldungen, die lediglich signalisieren:<br />
„Wir hoffen, dass es nicht<br />
schlechter wird.“ Lediglich ca. 30<br />
Prozent der Zulieferer rechnen –<br />
wie im Vormonat – mit besseren<br />
Geschäftsaussichten.<br />
Letztendlich ist dies, wir thematisierten<br />
es schon im Juli, mit<br />
hoher Wahrscheinlichkeit dem<br />
Wiederanlaufen der Fertigung<br />
nach den OEM Werksferien<br />
geschuldet. Lediglich BMW startet<br />
traditionell später, da die<br />
Pause mit den Schulferien in Bayern<br />
verknüpft ist. Sollte die Nachfrage<br />
im Anschluss nachhaltig<br />
anziehen, wäre dies zu begrüßen,<br />
da die Kapazitäten derzeit nur zu<br />
50 bis 75 Prozent ausgelastet<br />
sind. (sd)<br />
Bild: Ifo München, ArGeZ Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie<br />
8 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
MAGAZIN<br />
Statement der Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie<br />
Ein Kommentar zur Lage der Zulieferer<br />
Die Umsätze der mittelständischen Zulieferindustrie<br />
sind zu Beginn der Pandemie dramatisch<br />
eingebrochen und erholen sich<br />
kaum. Staatliche Finanzierungshilfen und<br />
Kurzarbeit waren und sind wichtige Instrumente<br />
zum Erhalt der vorwiegend mittelständischen<br />
Zulieferbetriebe. Es kommt aber<br />
entscheidend darauf an, die Verkaufszahlen<br />
zu konsolidieren. Die Bundesregierung hat<br />
mit dem Konjunkturpaket einen Schritt in die<br />
richtige Richtung getan und wollte mit der<br />
Mehrwertsteuersenkung Kaufanreize auch<br />
für Automobile geben. Die Absatzzahlen<br />
haben leider nicht entsprechend reagiert.<br />
Ohne deutliche und schnelle Erhöhungen der<br />
Absatzzahlen werden die Branchen aber<br />
nicht mehr aus der Krise kommen. Mittelständler<br />
werden teilweise in der Existenz<br />
bedroht und gezwungen sein, Arbeitsplätze<br />
zu streichen. „Wenn die Produktion nicht bald<br />
wieder ausgelastet wird, müssen sehr einschneidende<br />
Sparmaßnahmen<br />
auch<br />
zu Lasten der Belegschaften<br />
in der Zulieferindustrie<br />
getroffen<br />
werden“, so<br />
Christian Vietmeyer,<br />
Sprecher der Arbeitsgemeinschaft<br />
Zulieferindustrie.<br />
Die Forderungen einiger Ministerpräsidenten<br />
nach einer zügigen<br />
Erweiterung der Kaufanreize sind deshalb<br />
richtig. Nur eine nachhaltig leistungsfähige<br />
Zulieferindustrie ist in der Lage, die Mobilität<br />
auf die neuen Herausforderungen auszurichten<br />
und zu transformieren. Hierzu gehören<br />
auch modernste Verbrenner-Technologien,<br />
die auch in hybriden E-Fahrzeugen zur<br />
Anwendung kommen. Diese können zu einer<br />
signifikanten Verbesserung der Emissionswerte<br />
beitragen und die Zulieferketten wie-<br />
der in Gang bringen. Nur eine starke einheimische<br />
Zulieferindustrie garantiert<br />
maxi male Versorgungssicherheit bei einem<br />
mini malen CO2-Footprint durch kurze Transportwege.<br />
Durch eine so stimulierte Nachfrage ist es<br />
möglich, weiterhin große Summen in die<br />
Erforschung und Transformation neuer Technologien<br />
zu stecken und gleichzeitig die für<br />
den Standort Deutschland notwendige Infrastruktur<br />
mittelständischer Zulieferer zu<br />
erhalten. (sd)<br />
Bild: j-mel/stock.adobe.com<br />
FULL-SERVICE DIENSTLEISTER<br />
FÜR KONTRAKTLOGISTIK<br />
TRANSPORT-<br />
LOGISTIK<br />
<br />
schnelle Wege<br />
LOGISTIKEXPERTISE<br />
LAGERLOGISTIK<br />
Maßgeschneiderte<br />
Logistikkonzepte<br />
LOGISTIK-<br />
BERATUNG<br />
<br />
Prozesse<br />
PERSONALDIENST-<br />
LEISTUNG<br />
vom Spezialisten<br />
FACILITY +<br />
SECURITY<br />
SERVICES<br />
KOMPETENZ+<br />
PROJEKT-<br />
ENTWICKLUNG<br />
<br />
MOBILITÄT<br />
<br />
Die pfenning logistics group ist<br />
ein Full-Service-Dienstleister mit<br />
3.700 Mitarbeitern, 90 Standorten<br />
in Deutschland, 800 LKW<br />
<br />
500.000 m 2 .<br />
Das Familienunternehmen<br />
gehört zu den Top 100 der<br />
deutschen Logistikdienstleister<br />
und erweitert kontinuierlich das<br />
Produktportfolio um gewinnbringende<br />
Mehrwert-Lösungen.<br />
<br />
im Kleinen wie im<br />
ganz Großen.<br />
METALL-<br />
VERARBEITUNG<br />
<br />
www.pfenning-logistics.com Tel.: +49 (0)6203 9545 0<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 9
MAGAZIN<br />
Nachhaltigkeit<br />
Textilien ökologisch einkaufen<br />
Arbeitsschutz<br />
Katalog mit 10.000 Artikeln<br />
Bild: standret /stock.adobe.com<br />
Der Global Nature Fund (GNF) und Femnet<br />
starten ein gemeinsames Projekt zur Verbesserung<br />
der <strong>Beschaffung</strong> von Textilien in<br />
Unternehmen. Mit „Fair Wear Works“ möchten<br />
die Partner mit Infomaterialien und Veranstaltungen<br />
das Bewusstsein von Unternehmen<br />
für die soziale und ökologische<br />
Relevanz eines verantwortungsvollen Textileinkaufs<br />
schärfen und erarbeiten maßgeschneiderte<br />
Angebote für deren Einkauf.<br />
Dass Textilien für den deutschen Markt häufig<br />
unter menschenunwürdigen<br />
Bedingungen hergestellt werden,<br />
hat sich zuletzt aber wieder in<br />
aller Drastik gezeigt. Ein enormer<br />
Wasserverbrauch, Chemikalien in<br />
Flüssen und ein Anteil von acht<br />
Prozent an den weltweiten<br />
CO2-Emissionen machen Textilien<br />
auch in ökologischer Hinsicht<br />
zu einem kritischen Produkt.<br />
Unternehmen, die daran interessiert<br />
sind, Textilien nachhaltiger<br />
einzukaufen, können sich an die Projektpartner<br />
wenden. Denn nachhaltige Lösungswege für<br />
die Integration von sozialen und ökologischen<br />
Kriterien in den unternehmenseigenen Einkaufsrichtlinien<br />
helfen Mensch und Umwelt.<br />
Das Projekt wird gefördert von Engagement<br />
Global gGmbH im Auftrag des Bundesministeriums<br />
für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />
und Entwicklung (BMZ), mit freundlicher<br />
Unterstützung von Fairtrade Deutschland. (sd)<br />
www.globalnature.org/de/textileinkauf<br />
Im neuen Katalog<br />
präsentiert Mewa<br />
eine Auswahl hochwertiger<br />
Arbeitskleidung<br />
und Arbeitsschutzartikel.<br />
Der<br />
Markenkatalog<br />
2020/21 bietet auf<br />
272 Seiten die passende<br />
Ausrüstung<br />
für jede Arbeitssituation: für drinnen und<br />
draußen, gegen Hitze, Kälte und Regen. Neu<br />
im Sortiment sind Sicherheitsschuhe von<br />
Steitz Secura mit individuellem Dämpfungssystem<br />
und Montagehandschuhe von Wonder<br />
Grip. Auch bei der Eigenmarke Korsar gibt<br />
es einige Neuentwicklungen zu entdecken.<br />
Die Top-Marken Elten, Ansell und Hakro sind<br />
ebenfalls vertreten. Auf Wunsch können die<br />
Produkte mit Logos bedruckt oder bestickt<br />
werden. Alle Artikel sind auch im Online-<br />
Shop unter www.buy4work.mewa.de erhältlich.<br />
(sd)<br />
Bild: Mewa<br />
Digitale Produktion<br />
Finanzierungsrunde für Xometry<br />
Contract Management Tool<br />
Vertragsmanagement automatisiert<br />
Die digitale Produktionsplattform<br />
Xometry hat eine weitere<br />
Finanzierungsrunde über 75 Millionen<br />
Dollar abgeschlossen.<br />
Unter Führung von T. Rowe Price<br />
Associates haben sich daran<br />
unter anderem die bisherigen<br />
Investoren um BMW i Ventures,<br />
Dell Technologies Capital und<br />
Robert Bosch Venture Capital<br />
beteiligt. Neu dabei sind Durable<br />
Capital Partners und ArrowMark<br />
Partners. Seit der Gründung 2013<br />
konnte Xometry damit insgesamt<br />
193 Millionen Dollar an<br />
Finanzmitteln einsammeln.<br />
Auf Xometry können Unternehmen<br />
automatisiert Hersteller für<br />
technische Teile finden. Die Plattform<br />
vermittelt dazu Aufträge in<br />
zahlreichen Produktionsmethoden.<br />
Randy Altschuler, der CEO<br />
von Xometry, beschreibt die <strong>aktuell</strong>e<br />
Lage: „Wir wollen die Produzenten<br />
angesichts der jüngsten<br />
Verwerfungen dabei<br />
unterstützen, ihre Lieferketten<br />
flexibel zu halten, Produktionsschritte<br />
zurückzuverlagern sowie<br />
die Digitalisierung der Prozesse<br />
voranzutreiben. Dabei setzen wir<br />
auf ein starkes Wachstum, das<br />
durch die <strong>aktuell</strong>e Finanzierungsrunde<br />
noch beschleunigt wird.<br />
Mit den neuen Mitteln wollen<br />
wir insbesondere unsere Software<br />
optimieren sowie neue Produkte<br />
und weitere Schritte angehen.“<br />
Trotz Wirtschaftskrise ist Xometry<br />
im bisherigen Jahresverlauf<br />
gewachsen. In den vergangenen<br />
fünf Jahren hatte sich der<br />
Umsatz von Jahr zu Jahr verdoppelt.<br />
Ende 2019 übernahm das<br />
US-Unternehmen die deutsche<br />
Plattform Shift. Sie firmiert seither<br />
unter dem Namen Xometry<br />
Europe von München aus und<br />
betreibt ein Firmennetzwerk in<br />
ganz Europa. (sd)<br />
www.xometry.de<br />
Mit dem neuen Modul Contract<br />
Management erhalten die<br />
Anwender der E-Procurement<br />
Lösung Onventis flexible Möglichkeiten<br />
in der Anlage, Strukturierung<br />
und effizienten Verwaltung<br />
ihrer Verträge für effektive<br />
<strong>Beschaffung</strong>sprozesse. Die Nutzer<br />
des Vertragsmanagements<br />
profitieren unter anderem von<br />
automatisierten Erinnerungen<br />
an Kündigungsfristen, Vertragsverlängerungen<br />
oder -beendigungen,<br />
einer integrierten Volltextsuche<br />
für Verträge, deren<br />
Dateianhänge und Metainformationen,<br />
vertragsrelevanten<br />
Informationen sowie einer flexiblen<br />
Vertragsdatenmodellierung.<br />
,,Unser neues Modul für Vertragsmanagement<br />
automatisiert<br />
die Verwaltung auch großer Vertragsbestände<br />
und sorgt so für<br />
ein effektives Risikomanagement<br />
und einen nachhaltigen Wertbeitrag<br />
des Einkaufs“, betont Heiko<br />
Rumpl, Director Products & Services<br />
bei Onventis, die Zielsetzung<br />
der Vertragslösung. (sd)<br />
Bild: Onventis Contract Management<br />
10 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
Bild: Rainer Schimm, Messe Essen<br />
Zuliefermesse Maschinenbau<br />
FMB findet im November statt<br />
MAGAZIN<br />
Vom 9. bis 11. Februar 2021 in Essen<br />
E-world mit neuem Programm<br />
Die E-world energy & water ist<br />
der Platz für fachlichen Austausch<br />
unter Experten der internationalen<br />
Energiewirtschaft.<br />
Für das kommende Jahr präsentiert<br />
Europas größte Energiefachmesse<br />
vom 9. bis 11. Februar<br />
2021 in der Messe Essen nun<br />
eine neue thematische Ausrichtung<br />
der Fachforen. Mit den<br />
Foren „Trading“, „Infrastructure“<br />
und „Customer Solutions“ rücken<br />
die drei großen Säulen der Branche<br />
auch im Programm deutlicher<br />
in den Vordergrund.<br />
Im Trading Forum stehen weiterhin<br />
Börsengeschehen und Energiebeschaffung<br />
im Mittelpunkt.<br />
Das Infrastructure Forum<br />
beleuchtet Infrastrukturen, die<br />
für die Energiewirtschaft relevant<br />
sind oder zunehmend werden.<br />
Die Schaffung des Customer<br />
Solutions Forums trägt einem<br />
immer wichtiger werdenden<br />
Gebiet der Branche Rechnung:<br />
Produkte und Dienstleistungen<br />
im B2B2C-Bereich. Hier stehen<br />
neue Geschäftsmodelle für Energieversorger<br />
im Mittelpunkt, mit<br />
Blick auf den Endkundenmarkt.<br />
Dabei geht es zum Beispiel um<br />
Kleinstkraftwerke auf Dächern<br />
oder in Kellern, Smart Meter und<br />
Digitalisierung. (sd)<br />
www.e-world-essen.com<br />
Kaum ein Maschinenbauer<br />
kommt ohne Zulieferer aus, die<br />
Präzisionsteile aus Metall herstellen.<br />
Auf der FMB – Zuliefermesse<br />
Maschinenbau haben die<br />
Besucher Gelegenheit, Kontakte<br />
zu Spezialisten der Metallbearbeitung<br />
kennenzulernen.<br />
Wie lernt der Besucher der FMB<br />
die Zerspaner kennen, die in sein<br />
Anforderungsprofil passen? Drei<br />
Möglichkeiten gibt es: Er spricht<br />
sie auf dem Messestand an. Oder<br />
er hält sein Smart Badge, das er<br />
am Eingang erhalten hat, an das<br />
Lesegerät auf dem Stand und<br />
tauscht so berührungslos Kontaktdaten<br />
aus. Die dritte und<br />
neue Option: Der Besucher nutzt<br />
im Vorfeld das „B2B Matchmaking“,<br />
das der Messeveranstalter<br />
Bild: Destina/stock.adobe.com<br />
gemeinsam mit mehreren Partnern<br />
organisiert.<br />
Die 16. FMB – Zuliefermesse<br />
Maschinenbau findet vom 4. bis<br />
6. November 2020 im Messezentrum<br />
Bad Salzuflen statt. (sd)<br />
www.fmb-messe.de<br />
Unsere Förderanlagen.<br />
Automatisch, innovativ,<br />
<br />
Nächste Messen:<br />
09.03.-11.03.2021 LogiMAT<br />
28.09.-30.09.2021 FachPack<br />
<br />
www.haro-gruppe.de<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 11
MAGAZIN<br />
Der Rohstoff des Monats: Aurum<br />
Nur Gold ist Geld<br />
Und alles andere ist Kredit. Diese Erkenntnis von John Pierpont Morgan ist über hundert Jahre alt, aber <strong>aktuell</strong> wie nie. Gerade<br />
in Krisenzeiten gewinnt das glänzende Edelmetall an Bedeutung – und an Wert. Aktuell hat Gold ein Allzeithoch erreicht.<br />
Gold ist mehr als ein Metall, Gold ist<br />
ein Mythos. Über die Hälfte des<br />
geförderten Goldes wird zu Schmuck<br />
verarbeitet und am Körper getragen, zum Beispiel<br />
in Form von Armreifen und Eheringen.<br />
Das edle Metall begleitet seine Besitzer oft<br />
über deren Tod hinaus. Die ersten güldenen<br />
Grabbeigaben stammen aus einem Gräberfeld<br />
im heutigen Bulgarien aus der Zeit um<br />
4500 v. Chr. Früh schon hat Gold auch die<br />
Weltwirtschaft geprägt. Der lydische König<br />
Krösus gilt als Erfinder des gemünzten<br />
Geldes. Münzen sind praktischer als Tauschhandel<br />
oder die Bezahlung mit den bis dahin<br />
üblichen Kupfer-, Silber- und Goldklumpen:<br />
Sie sind transportabel und ersparen die aufwendige<br />
Prozedur des Abwägens und der<br />
Bestimmung ihrer Reinheit. Mit seinem Stempel<br />
bürgt Krösus für den Wert und schafft Vertrauen<br />
in sein Zahlungssystem. Damit gewann<br />
er Macht über den damaligen Fernhandel<br />
und die damit verbundenen Volkswirtschaften<br />
– und wurde legendär reich.<br />
Als Geld noch Gold war<br />
Gold galt die nächsten 2500 Jahre als Basiswährung<br />
für den Handel. Dieser Goldstandard<br />
endete erst am 15. August 1971. An<br />
diesem Tag hob US-Präsident Nixon die verbürgte<br />
Eintauschbarkeit des Dollars gegen<br />
Gold auf. Bis zu diesem Zeitpunkt garantierte<br />
die US-Regierung, Gold für 35 Dollar je Unze<br />
zu kaufen und zu verkaufen, was einer unbedingten<br />
Absicherung des Dollars entsprach.<br />
Bild: Roman Bodnarchuk/stock.adobe.com<br />
„Gold gilt in größeren<br />
Wirtschaftsabschwüngen<br />
als Rettungsanker.“<br />
Arne Schumacher, DERA<br />
Mit der Aufkündigung dieses Systems ist der<br />
Dollar nichts anderes mehr als bedrucktes<br />
Papier ohne inneren Wert. Ein Versprechen –<br />
oder eben ein Kredit, so wie jede andere<br />
Papierwährung auch. Die Entscheidung zur<br />
Aufhebung des Goldstandards machte die<br />
enorme Geldmengenausweitung in den<br />
heutigen Wirtschaftsräumen erst möglich.<br />
Und sie führte dazu, dass wir Stand Mitte<br />
September 2020 für eine Unze Gold über<br />
1900 Dollar zahlen müssen. Anders ausgedrückt:<br />
Der Dollar hat seit 1971 über 98 Prozent<br />
seines Wertes gegenüber dem Gold verloren.<br />
Aber auch ohne Goldstandard: Nach<br />
wie vor besitzen die Zentralbanken große<br />
Vorräte. Allen voran die USA mit einem Lagerbestand<br />
von 8133 t, gefolgt von Deutschland<br />
mit 3363 t und dem IWF mit 2814 t<br />
(Stand April 2020). China und Russland sind<br />
die Länder mit dem größten Wachstum ihrer<br />
Goldreserven, während Usbekistan und<br />
Deutschland ihre Vor- räte 2019 am stärksten<br />
abgebaut haben. Im internationalen Währungssystem<br />
mit seinen freien Wechselkursen<br />
dienen die jeweiligen Goldreserven als<br />
Gewichtig und weich:<br />
Gold ist deutlich<br />
schwerer als Blei,<br />
aber biegsamer als<br />
Kupfer.<br />
Sicherheit und finanzielle Rücklage für die<br />
einzelnen Staaten.<br />
Gold kommt überwiegend gediegen, das<br />
heißt in elementarer und metallischer Form<br />
vor. Bis zu 20 Prozent des jährlich geförderten<br />
Goldes wird als Bei-Produkt hauptsächlich in<br />
Kupfer-, Nickel- und anderen Edelmetallminen<br />
gewonnen.<br />
10.648 Kubikmeter Glanz<br />
Ungefähr 195.000 t wurden seit dem Goldrausch<br />
im Jahr 1848 gefördert. Das entspricht<br />
einem Würfel mit einer Kantenlänge von<br />
rund 22 Metern. Die größten Förderländer<br />
sind China (420 t), Australien (330 t), Russland<br />
(310 t) und die USA (200 t). Laut World<br />
Gold Council betrug die Gesamtförderung im<br />
Jahr 2019 rund 3400 t. Das entspricht einem<br />
leichten Rückgang um ein Prozent im Vergleich<br />
zum Vorjahr. Verantwortlich dafür ist<br />
vor allem China, wo die Förderrate um sechs<br />
Prozent zurückging. Manche Marktbeobachter<br />
leiten daraus den „Gold Peak“ ab – einen<br />
nicht mehr zu erreichenden historischen<br />
Wert. Ihre Argumente lauten: erschöpfte<br />
Lager stätten, ein hoher Aufwand für die<br />
Erschließung neuer Goldvorkommen sowie<br />
ein weltweit abnehmender Goldgehalt der<br />
geschürften Erze. Optimisten verweisen<br />
dagegen auf die Entdeckung neuer Förderstätten<br />
und innovative Fördermethoden.<br />
Bestseller auf hohem Niveau<br />
Die Deutsche Rohstoffagentur DERA analysiert<br />
in ihrem <strong>aktuell</strong>en Wachstumsratenmonitor<br />
die langfristige Entwicklung der<br />
globalen Rohstoffproduktion und des Rohstoffbedarfs<br />
anhand von circa 80 mineralischen<br />
Rohstoffen. Autor der Studie Arne<br />
Schumacher: „Während die Wachstumsraten<br />
der Rohstoffe Aluminium, Blei, Kupfer, Zinn<br />
sowie Eisen und Stahl eng an die globale<br />
Wirtschaftsentwicklung gekoppelt sind, gilt<br />
das bei Edelmetallen wie Gold nicht.“<br />
In wirtschaftlich schwierigen Zeiten fungieren<br />
Edelmetalle oftmals als Sicherheitsanker.<br />
Dies ist zurzeit auch beim Gold festzustellen.<br />
12 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
Der Goldstandard ist seit dem 15. August 1971 Geschichte.<br />
Bild: andreyphoto63/stock.adobe.com<br />
Aktuell ist der Markt auch von gegenläufigen<br />
Strömungen gekennzeichnet. Einerseits ging<br />
die Nachfrage von Industrie und privaten<br />
Käufern zurück, wobei China mit 65 Prozent<br />
den stärksten Rückgang verzeichnete. Dieser<br />
weltweit größte Schmuckmarkt war das erste<br />
Opfer der Pandemie. Andererseits kaufen<br />
Investoren und Zentralbanken seit langer Zeit<br />
wieder verstärkt ein. Im Zeichen unsicherer<br />
Märkte wuchsen die globalen Goldreserven<br />
im ersten Quartal um 145 Tonnen.<br />
Dagegen setzte Russland sein langfristiges<br />
Aufkaufprogramm aus, was wiederum zu<br />
einer Entlastung des Marktes führte. Gleichzeitig<br />
arbeiten viele Bergwerke immer noch<br />
im Krisenmodus, was preistreibend wirkt.<br />
Unter dem Strich sind sich die meisten<br />
Marktbeobachter einig: Gold bleibt teuer.<br />
Goldman Sachs sieht den Preis innerhalb der<br />
nächsten zwölf Monate bei 2300 Dollar je<br />
Feinunze, die Bank of America gar bei 3000<br />
Dollar. Abwarten ist in puncto Goldbeschaffung<br />
deshalb vermutlich keine gute Wahl.<br />
Goldene Zeiten<br />
Gold besitzt erwartungsgemäß eine hohe<br />
Recyclingquote – über ein Viertel des Marktangebotes<br />
besteht <strong>aktuell</strong> aus Recyclingmetall.<br />
Dieser Anteil wird mit steigenden<br />
Goldpreisen weiter zunehmen, weil die Rückgewinnung<br />
immer lukrativer wird. Der Großteil<br />
besteht aus Schmuck, Barren, Münzen<br />
und Medaillen; sie machen weltweit 90 Prozent<br />
des recycelten Edelmetalles aus. Nur<br />
knapp zehn Prozent stammen aus der Industrie,<br />
hauptsächlich aus den Branchen IT, Telekommunikation<br />
und Unterhaltungselektronik.<br />
Interessant sind dabei vor allem Handys –<br />
in jedem Mobiltelefon stecken durchschnittlich<br />
35 mg Gold – genug für eine rentable<br />
Aufbereitung. Bei geschätzten 200 Mio. Altgeräten<br />
in deutschen Schubladen summiert<br />
sich das auf sechs Tonnen Gold.<br />
Für das Recycling kommen drei verschiedene<br />
Verfahren infrage: Bei der mechanischen Aufbereitung<br />
wird das Scheidgut geschreddert,<br />
gemahlen und gesiebt. Beim Pyrolyse -<br />
verfahren wird das Ausgangsmaterial unter<br />
hohen Temperaturen verbrannt und das Gold<br />
abgeschieden. Beim Aufschlussverfahren<br />
wird das Edelmetall in Königswasser (eine<br />
Salz- und Salpetersäuremischung) gelöst, mit<br />
Schwefeldioxid reduziert und dann mit Elektrolyse<br />
herausgezogen.<br />
Hightech und Highlights<br />
Als Werkstoff ist Gold naturgemäß teuer,<br />
aber flexibel und besitzt einzigartige Eigenschaften.<br />
Es lässt sich einfach mechanisch<br />
bearbeiten, ist korrosionsbeständig und fügt<br />
sich gut an jede Kontaktfläche. Optimale<br />
Eigenschaften beispielsweise für die Zahnprothetik<br />
– rund um den Globus wandern<br />
jedes Jahr 29 t Gold in menschliche Münder.<br />
In der Industrie wird Gold dagegen vor allem<br />
für Schaltkreise und zum Vergolden von<br />
Drähten, Leiterplatten, Kontakten und Steckverbindern<br />
eingesetzt.<br />
Alles Lowtech? Mitnichten: Aus einem<br />
Gramm Gold kann ein Draht mit einer Länge<br />
von 3700 Metern gezogen werden. Diese<br />
Eigenschaft nutzt die Halbleiterindustrie in<br />
Form sogenannter Bonddrähte. Diese feinen<br />
Strukturen verbinden Chips mit integrierten<br />
Schaltkreisen. Und was den Alchemisten vor<br />
fünfhundert Jahren noch unmöglich war,<br />
geht heute: unedle Metalle in Gold zu verwandeln.<br />
Dazu müssen „nur“ Quecksilber<br />
oder Platin mit Neutronen beschossen werden.<br />
Der Versuch rechnet sich allerdings nach<br />
wie vor nicht.<br />
Der Autor<br />
Michael Grupp, Journalist in Stuttgart<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 13
INTERVIEW<br />
Martina Boxberger, Executive Director Corporate Strategic Sourcing, Merz Pharma GmbH<br />
„Der Einkauf ist durch die Krise deutlich<br />
sichtbarer geworden“<br />
Die Merz Pharma GmbH & Co. KGaA in Frankfurt am Main ist ein international tätiges Unternehmen mit den<br />
Schwerpunkten Aesthetics, Therapeutics und Consumer Care. Mit Martina Boxberger, Executive Director Corporate Strategic<br />
Sourcing, sprach über wertgeschätzte Einkäufer, Rohstoffverfügbarkeit und Vorratshaltung in der Krise.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Frau Boxberger, was ist<br />
für Sie das Spannende am Einkauf?<br />
Martina Boxberger: Ganz klar die enorme<br />
Vielfalt an Aufgaben, die ich hier habe. Ich bin<br />
direkt nach meinem Studium in den Einkauf<br />
gegangen. International zu arbeiten, das hat<br />
mir extrem gut gefallen. Ich habe es auch<br />
immer sehr genossen, so unglaublich viele<br />
Schnittstellen zu den anderen Bereichen im<br />
Unternehmen zu haben und dadurch immer<br />
mitten im Geschehen zu sein. Der Einkauf<br />
bietet die Chance, sehr viele Dinge von Anfang<br />
an mit zu entwickeln, zu gestalten und<br />
zukunftsorientiert voranzutreiben. Das hat<br />
mich von Anfang begeistert und daran hat<br />
sich bis heute nichts geändert.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie ist Ihre Einkaufs -<br />
organisation aufgebaut?<br />
Boxberger: Unser Einkauf gliedert sich in die<br />
Bereiche Direct und Indirect. Direct umfasst<br />
alles, was die Produkte betrifft, also Rohstoffe<br />
und Packmittel, aber auch den Einkauf bei<br />
Lohnherstellern. Der Bereich Indirect ist zuständig<br />
für alles andere: vom Consulting bis<br />
hin zu Marketing Media, Flottenmanagement<br />
und Facility Management. Aber auch<br />
Toilettenpapier. Unsere Mitarbeiter sind entsprechend<br />
eingeteilt, wir haben ein Team von<br />
globalen Lead Buyern im strategischen Einkauf<br />
für den Direct-Bereich und eins für den<br />
Indirect-Bereich. Unser strategischer Einkauf<br />
sitzt in Frankfurt und macht die globalen Ver-<br />
träge, hat allerdings auch Mitarbeiter in den<br />
USA oder in Mexiko. Die Lead Buyer sind also<br />
ein bisschen verteilt, aber es ist immer eine<br />
zentrale und globalisierte Entscheidung. Der<br />
operative Einkauf dagegen sitzt dezentral an<br />
den jeweiligen Standorten.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Verschiedene Studien<br />
der letzten Jahre sind zu dem Ergebnis gekommen,<br />
dass der Einkauf in der Pharma -<br />
industrie nur eine untergeordnete Rolle<br />
spielt. Teilen Sie diese Auffassung?<br />
Boxberger: Früher war das sicher so. Ich habe<br />
vor elf Jahren bei Merz angefangen, und da<br />
waren die zentralen Unternehmensfunktionen<br />
tatsächlich weniger bedeutend. Das hat<br />
„Vielleicht braucht es erst eine<br />
Krise, um den Mehrwert zu<br />
sehen , den der Einkauf für das<br />
Unternehmen generiert, um<br />
trotz der Krise im Geschäft<br />
weiterhin erfolgreich zu sein.“<br />
Martina Boxberger<br />
Bild: Merz Pharma<br />
Erfolgreich im Einkauf:<br />
Martina Boxberger
INTERVIEW<br />
sich allerdings geändert, und gerade wenn<br />
man sich die jüngsten Entwicklungen ansieht,<br />
nicht zuletzt die <strong>aktuell</strong>e Corona-Epidemie,<br />
dann spürt man schon deutlich, dass<br />
diese Funktionen, insbesondere der strategische<br />
Einkauf und die Supply Chain, deutlich<br />
aufgewertet wurden. Sie haben stark an Bedeutung<br />
und Wertschätzung gewonnen. Vielleicht<br />
braucht es erst eine Krise, um den<br />
Mehrwert zu sehen, den der Einkauf für das<br />
Unternehmen generiert, um trotz der Krise<br />
im Geschäft weiterhin erfolgreich zu sein.<br />
Auch bei uns sind die Zentralfunktion des<br />
Einkaufs und der Supply Chain deutlich sichtbarer<br />
geworden. Wir sind auch vorher schon<br />
sehr früh in die meisten Projekte mit einbezogen<br />
worden, aber die Anerkennung und die<br />
Wertschätzung haben zugenommen und wir<br />
sind nun noch dichter am Geschehen als vorher.<br />
Martina Boxberger<br />
Die Frau<br />
... machte 1996 in Geisenheim Abitur. Nach<br />
kaufmännischer Ausbildung bei der Linde AG<br />
absolvierte sie dort bis 2002 ein duales Studium<br />
mit dem Abschluss zum BWL-Diplom.<br />
Im Anschluss stieg Sie bei Linde zur Einkäuferin<br />
für Produktionsmaterial auf.<br />
Nach einer Station beim internationalen<br />
Einkauf der United Technologies Corporation,<br />
wechselte sie 2008 als Lead Buyer General<br />
Procurement & Packaging zu Merz. Im Jahr<br />
2012 folgte die Beförderung zum Head of<br />
Global Strategic Sourcing EMEA, APAC &<br />
LATAM . Im Jahr 2017 wurde ihr Verantwortungsbereich<br />
noch um die Rolle des Global<br />
Business Process Officers erweitert.<br />
Bild: Merz Pharma<br />
Im Vergleich zu vor zehn Jahren, als Merz sein 100-jähriges Jubiläum beging, hat sich das Unternehmen<br />
stark gewandelt. Heute zählt es zu den internationalen Topunternehmen auf dem Gebiet der<br />
medizinischen Ästhetik und verfügt über ein umfangreiches Produktportfolio.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Bei Ihnen hat der Einkauf<br />
schon immer von Anfang an mit am<br />
Tisch gesessen?<br />
Boxberger: Wir haben das vor ein paar Jahren<br />
eingeführt, das ist für uns auch enorm wichtig.<br />
Wir sind von Beginn an bei einem Projekt<br />
mit dabei. Einerseits um mit unserer Expertise<br />
beratend zu unterstützen, aber auch, um<br />
schon sehr früh dabei zu helfen, für den Fachbereich<br />
eine Gesamtkostenbetrachtung aufzubauen.<br />
Oder wie wir die Lieferketten effizient<br />
absichern können. Wir arbeiten sehr<br />
eng mit dem Bereich Forschung und Entwicklung<br />
zusammen und können so das Augenmerk<br />
auf Aspekte lenken, die sonst vielleicht<br />
aus dem Fokus geraten würden, etwa die<br />
Möglichkeit oder Notwendigkeit einer<br />
Second Source. Wir sind also von der ersten<br />
Idee an beteiligt, über die Frage, welche Produkte<br />
in die engere Auswahl kommen, die<br />
Marktforschung, die Suche nach Rohstoffen<br />
und die Wahl der richtigen Verpackung bis<br />
hin zur Vermarktung.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: An Ihre Einkäufer<br />
werden ja ziemliche Anforderungen gestellt,<br />
wenn sie das alles abdecken sollen …<br />
Boxberger: Das ist richtig. Exemplarisch an<br />
einem Projekt, fangen wir meist mit der<br />
Marktforschung an, das macht eine Lead<br />
Buyerin, die das globale Marketing unterstützt.<br />
Dann geht es weiter mit einem Experten,<br />
der sich rein um den Rohstoffeinkauf<br />
kümmert. Das gleiche gilt für die Packmittel,<br />
und so zieht sich das durch alle Funktionen<br />
im strategischen Einkauf. Wir suchen unsere<br />
Lead Buyer von Anfang an nach diesen speziellen<br />
Kenntnissen aus. Wenn ich neue Mitarbeiter<br />
einstelle, dann achte ich insbesondere<br />
auf die Branchenkentnisse. Unsere Lead<br />
Buyerin für den Bereich Marketing und Media<br />
beispielsweise war vorher lange in Agenturen<br />
tätig und kennt das Geschäft deshalb schon<br />
sehr gut von der anderen Seite. Auf diese<br />
Expertise kommt es uns an, die einkaufs -<br />
spezifischen Kenntnisse werden dann bei uns<br />
im Unternehmen verfeinert.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wonach suchen Sie Ihre<br />
Lieferanten aus?<br />
Boxberger: Sowohl produkt- als auch projektbezogen.<br />
Wir machen immer eine Risikoanalyse<br />
und eine Risikobetrachtung pro Produkt,<br />
pro Lieferant oder pro Projekt. Und dann<br />
überprüfen wir diesen Kreis, den wir ausgewählt<br />
haben, auf Themen wie Qualität,<br />
Kosten und Nachhaltigkeit.<br />
Merz Pharma GmbH<br />
Das Unternehmen<br />
... ist ein internationales Ästhetik- und<br />
Pharma unternehmen mit Hauptsitz in Frankfurt<br />
am Main, deutschen Produktionsstand -<br />
orten in Reinheim und Dessau und weiteren<br />
internationalen Standorten. Das Unternehmen<br />
entwickelt und produziert unter anderem<br />
Produkte und Medizintechnikgeräte für die<br />
ästhe tische Medizin, Arzneimittel für<br />
Patienten , die an neurologischen Bewegungsstörungen<br />
leiden, sowie weitere<br />
verschreibungs pflichtige Medikamente.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 15
INTERVIEW<br />
Bild: Merz Pharma<br />
Martina Boxberger ist davon<br />
überzeugt , dass die Blockchain dem<br />
Einkauf viel Nutzen bringen wird.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie wichtig ist das<br />
Thema Nachhaltigkeit?<br />
Boxberger: Es wird immer wichtiger. Vor ein<br />
paar Jahren war das noch nicht so. Aber für<br />
uns wird es vor allem im Consumer-Care-<br />
Bereich immer präsenter. Es beeinflusst zunehmend<br />
die Kaufentscheidung vieler Verbraucher,<br />
ob das Duschgel, das sie verwenden,<br />
nachhaltig produziert und umweltfreundlich<br />
verpackt ist.<br />
Wir haben bei Merz<br />
spezielle Teams, die<br />
sich um die Nachhaltigkeit<br />
unserer Produkte<br />
kümmern. Da ist<br />
dann, auch wenn es<br />
um die Verpackung<br />
geht, immer der verantwortliche<br />
Lead Buyer<br />
mit dabei. Hier sind<br />
wir unter anderem auf<br />
der Suche nach alternativen<br />
und umweltfreundlichen<br />
oder recycelten<br />
Materialen.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Welchen Beitrag kann<br />
der Einkauf Ihrer Meinung nach zur Wertschöpfung<br />
eines Unternehmens beitragen?<br />
Boxberger: Der Einkauf hat ja gewisse Hebel<br />
zur Verfügung, um die Kosten seines Unternehmens<br />
zu senken und damit auch das Unternehmensergebnis<br />
zu verbessern. Wir<br />
machen viel Consulting, achten aber natürlich<br />
darauf, unsere Ziele zu erreichen, zum<br />
Beispiel mithilfe von Marktanalysen und<br />
Ausschreibungen.<br />
Wir versuchen immer, eine gewisse Spielmasse<br />
zu haben, damit wir gut verhandeln<br />
können. Wir vermeiden nach Möglichkeit<br />
Single Sources. Daneben arbeiten wir verstärkt<br />
daran, unsere<br />
Prozess -<br />
ketten mithilfe<br />
von Medien und<br />
neuen Systemen<br />
zu optimieren.<br />
Neben der Profitmaximierung<br />
ist die Unterstützung<br />
von<br />
neuen Prozessen<br />
und Systemen<br />
und auch deren<br />
Weiterentwicklung<br />
ein ganz<br />
wichtiger Punkt,<br />
weil wir ja durch<br />
unsere diversen Schnittstellen sehr dicht am<br />
Markt sind.<br />
Durch die Expertise unserer Lead Buyer bekommen<br />
wir Neuerungen in diesen verschieden<br />
Kategorien sehr früh mit, davon<br />
profitieren dann die einzelnen Fachbereiche.<br />
„Nach dem Lockdown haben wir<br />
unsere Risikoanalyse noch einmal<br />
überarbeitet, um uns im Hinblick<br />
auf die Risiken auf den verschiedenen<br />
Kontinenten besser abzu -<br />
sichern. Das funktioniert allerdings<br />
nur bedingt, denn manche<br />
Rohstoffe gibt es eben nur in<br />
bestimmten Teilen der Welt.“<br />
Martina Boxberger<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Es gibt nach wie vor einen<br />
großen Hype um das Thema Blockchain,<br />
gleichzeitig sind die Fälle, in denen diese<br />
Technologie tatsächlich in der Praxis eingesetzt<br />
wird, noch überschaubar. Sehen Sie die<br />
Blockchain als Zukunftstechnologie für die<br />
Pharmaindustrie?<br />
Boxberger: Wir nutzen es bisher nicht, aber<br />
ich bin davon überzeugt, dass es nur eine<br />
Frage der Zeit ist, bis sich das ändern wird.<br />
Gerade für den Consumer-Bereich, in dem wir<br />
stark vertreten sind, könnte ich mir den Einsatz<br />
einer Blockchain gut vorstellen. Ins -<br />
besondere für alles, was ein bisschen generischer<br />
ist, ebenso für sich schnell verändernde<br />
Produkte wie beispielsweise Kosmetikartikel<br />
– hier würde es vor allem beim Verpackungsmaterial<br />
Sinn machen.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Ein Vorteil der Blockchain<br />
ist ihre Transparenz, was vielleicht nicht<br />
unbedingt im Sinne der Hersteller ist …<br />
Boxberger: Das ist sicher auch ein Knackpunkt<br />
beim Einsatz dieser Technologie. Nicht<br />
nur die Lieferanten, sondern auch der Wettbewerb<br />
würde ganz genau hinschauen, und<br />
gerade im Consumer-Bereich ist der Wettbewerb<br />
extrem groß. Das muss kein No-go sein<br />
– je nachdem wie die Blockchain aufgebaut<br />
ist und vor allem wie abgrenzbar sie ist, kann<br />
ein Einsatz durchaus Sinn machen, aber nur,<br />
wenn man sicherstellen kann, dass wirklich<br />
16 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
nur der Lieferant und das Unternehmen die Informationen<br />
teilen. So lange es aber noch Transparenz nach außen<br />
gibt, halte ich es für schwierig, weil man eben auch dem<br />
Wettbewerber die gleiche Transparenz gibt.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie schützen Sie die Sicher heit Ihrer<br />
Lieferkette?<br />
Boxberger: Wir haben ein Risikomanagement und eine<br />
Risiko analyse aufgebaut, mit deren Hilfe wir unsere Lieferanten<br />
und auch unsere Produkte hinsichtlich möglicher<br />
Risiken bewerten . In diese Bewertung geht zum Beispiel<br />
ein, in welchem Teil der Erde ein Lieferant sitzt und wir<br />
groß dort das Risiko von Natur katastrophen wie beispielsweise<br />
Erdbeben ist. Aber auch, wie es um die finanzielle<br />
Stabilität des Lieferanten bestellt ist.<br />
Es gibt einen umfangreichen Katalog von Kriterien, die in<br />
regelmäßigen Abständen überprüft werden, sodass wir<br />
möglichst frühzeitig einen guten Überblick über mögliche<br />
Risikofaktoren haben und entsprechend gegensteuern<br />
können. Wir haben dadurch sehr früh gesehen, wie<br />
stark China von der Pandemie betroffen war und konnten<br />
so auch sehr früh und sehr schnell reagieren.<br />
Wir haben uns bereits im vergangenen Dezember entsprechend<br />
bevorratet und sind deshalb bisher auch sehr<br />
sicher und ohne irgendwelche Beeinträchtigungen durch<br />
die Krise gekommen.<br />
Ich bin allerdings davon überzeugt, dass da noch große<br />
Herausforderungen auf uns zukommen, weil viele Auswirkungen<br />
der Krise sich erst mit einer gewissen zeitlichen<br />
Verzögerung bemerkbar machen. Nach dem Lockdown<br />
haben wir unsere Risikoanalyse noch einmal überarbeitet,<br />
um uns im Hinblick auf die Risiken auf den verschiedenen<br />
Kontinenten besser abzusichern. Das funktioniert<br />
allerdings nur bedingt, denn manche Rohstoffe gibt<br />
es eben nur in bestimmten Teilen der Welt.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wo sehen Sie derzeit die größten<br />
Herausforderungen für den Einkauf in Ihrer Branche?<br />
Boxberger: Beim Klimawandel und den immer häufiger<br />
auftretenden Naturkatastrophen, weil die sich ganz direkt<br />
auf die Verfügbarkeit der Rohstoffe auswirken, die<br />
wir einkaufen. Dazu kommt, wie wir jetzt lernen mussten,<br />
das Risiko einer globalen Pandemie. Die Herausforderung<br />
liegt insbesondere darin , dass wir in allen Fällen unglaublich<br />
schnell reagieren müssen.<br />
Bei den Umwelt katastrophen besteht die Gefahr, dass<br />
uns von heute auf morgen bestimmte Naturprodukte<br />
wegfallen. In vielen unserer Produkte ist zum Beispiel Eukalyptusöl<br />
oder Mandelöl enthalten. Wenn es in dem Bezugsgebiet<br />
dieser Öle nun eine Naturkatastrophe gibt,<br />
dann ist das für uns verheerend, denn dann gibt es das<br />
Produkt schlichtweg nicht. Diese Verfügbarkeit abzusichern<br />
und die entsprechende Qualität zu gewährleisten,<br />
das ist derzeit die größte Herausforderung, vor der wir<br />
stehen.<br />
Das Interview führte für <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong><br />
Ulrike Dautzenberg, freie Journalistin, Wiesbaden.<br />
Mobile Kennzeichnungslösungen<br />
auf Inkjet-Basis<br />
• Druck direkt auf Papier, Karton, Holz, Kunststoff<br />
und Metall (Texte, 1D- und 2D-Barcodes,<br />
Grafiken, Datum/Uhrzeit, Zählfunktion)<br />
• Industrielle Tinten für optimale Haftung –<br />
Dokumentenmanagement einfach gemacht<br />
• Handlich und benutzerfreundlich<br />
• Einbindung in ERP-Systeme möglich –<br />
die ideale Schnittstelle zur Digitalisierung<br />
www.reiner.de/digitalisieren<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 17
MANAGEMENT<br />
Modernes Supply Chain Management<br />
Krisenfeste Lieferantennetzwerke aufbauen<br />
Die Supply Chain ist keine Kette, sondern ein Netzwerk mit zahlreichen bekannten und unbekannten Abhängigkeiten.<br />
Die Corona-Krise hat gezeigt: Es fehlt in den Lieferbeziehungen bisher an Transparenz und Krisenfestigkeit. Ein Ausweg ist<br />
ein aktives Supply Chain Network Management, um Indikatoren für Risiken frühzeitig und besser bewerten zu können.<br />
Bild: Staufen<br />
Die Corona-Krise hat in vielen Unternehmen<br />
starke Verwerfungen ausgelöst.<br />
Zahlreiche Firmen bekamen<br />
plötzlich keinen Nachschub mehr oder litten<br />
unter zusammengebrochenen Absatzmärkten.<br />
Die Konsequenz: Sie mussten die Produktion<br />
drastisch reduzieren oder sogar einstellen,<br />
Mitarbeiter wurden in die Kurzarbeit geschickt<br />
und Corona-Nothilfe musste beantragt<br />
werden – die wirtschaftlichen Folgen<br />
der Pandemie sind für die Betriebe unabsehbar.<br />
Doch auch das Gegenteil ist passiert. So hat<br />
sich der Auftragsbestand eines Maschinenbauers<br />
im Frühjahr innerhalb kürzester Frist<br />
verdreifacht. Der Grund: Er ist Hersteller von<br />
Anlagen für die Produktion von Hygieneartikeln<br />
und gehörte plötzlich weltweit zu den<br />
gefragtesten Unternehmen seiner Branche.<br />
Kein Unternehmen ist in der Lage, von jetzt<br />
auf gleich seine Herstellung auf 300 Prozent<br />
hochzufahren. Diese Situation ist ebenso eine<br />
Krise wie die Notwendigkeit, den Betrieb<br />
praktisch über Nacht komplett herunterzufahren.<br />
Das Unternehmen hat trotz einer<br />
extrem schwierigen Materialversorgung, die<br />
Wünsche der Kunden weitestgehend erfüllen<br />
können – mit zusätzlichen Schichten, Überstunden,<br />
kurzfristigen Neueinstellungen und<br />
Die Entwicklung der Supply Chain zum Lieferantennetzwerk.<br />
einem auf Distanz geführten Lieferanten -<br />
management, was eine gewaltige Herausforderung<br />
für den Einkauf und die <strong>Beschaffung</strong><br />
bedeutete.<br />
Von der Kette zum Netzwerk<br />
Diese und andere Situationen der Corona-<br />
Krise sorgen in den Unternehmen für wichtige<br />
Erkenntnisse:<br />
1. Herkömmliches Supply Chain Management<br />
reicht nicht mehr aus.<br />
2. Unternehmen müssen ihre Lieferketten<br />
neu konfigurieren und um Netzwerkaspekte<br />
erweitern.<br />
3. Aufbau eines aktiv gesteuerten Risiko -<br />
managements in Einkauf und Vertrieb.<br />
Die Wertschöpfungssysteme der Unternehmen<br />
greifen auf ein ausgedehntes und häufig<br />
weltweites, multiples Netzwerk aus Lieferanten<br />
und Dienstleistern zurück. Mehrere<br />
Produktionsstandorte, ein umfangreiches<br />
Produktportfolio sowie kundenindividuelle<br />
Wünsche an die Fertigung und Verfügbarkeit<br />
steigern die Komplexität der Belieferung, die<br />
Anfälligkeit für Störungen steigt. Die Anforderungen<br />
und Erwartungen an den Einkauf<br />
und die <strong>Beschaffung</strong> verändern sich dadurch<br />
im Sinne des proaktiven Forward Sourcing.<br />
Hinzu kommt die gesamte Vertriebsseite mit<br />
einer oft globalen Distribution. Auch diese<br />
erfolgt teilweise über mehrere Stufen hinweg<br />
mit verschiedenen Organisationseinheiten<br />
und Handelspartnern bis hin zum Endkunden.<br />
Gleiches gilt für die Zulieferer. Sie haben<br />
selbst eigene Lieferanten, deren Produkte auf<br />
ihre Produkte und die ihrer Kunden einwirken.<br />
Die steigende Komplexität und erhöhte Krisenanfälligkeit<br />
von netzwerkartig verbundenen<br />
Lieferketten zeigen deutlich, dass traditionelles<br />
Supply Chain Management heute<br />
nicht mehr ausreicht. Es muss eine ganzheitliche<br />
Betrachtung erfolgen: ein Supply Chain<br />
Network Management (SCNM), welches<br />
auch ein Risikomanagement umfasst.<br />
Risikomanagement über die 1. Stufe hinaus<br />
Die Corona-Krise hat gezeigt, wie dringend<br />
notwendig das ist. So haben Unternehmen<br />
die erste Stufe ihrer Supply Chain meist genau<br />
im Blick. Sie verfügen über <strong>aktuell</strong>e Informationen<br />
ihrer Zulieferer und deren Branchen.<br />
Die <strong>aktuell</strong>e Situation hat den Wandel<br />
zur Digitalisierung beschleunigt. Der Datenaustausch<br />
wurde erheblich verbessert und<br />
durch den Einsatz neuer Technologien können<br />
Projekte und deren Aufgabensteuerung<br />
in Echtzeit auf Distanz weitergeführt werden.<br />
Doch in der zweiten und dritten Stufe sieht<br />
das anders aus. Die Transparenz ist gering,<br />
Aussagen über die Zulieferer der Zulieferer<br />
sind oft nicht möglich. Die Durchgängigkeit<br />
von Informationen ist nicht sichergestellt. Die<br />
organisatorischen Strukturen sind hierfür in<br />
vielen Unternehmen nicht ausreichend vorhanden.<br />
Dadurch erkennen zahlreiche Unternehmen<br />
Risiken und Störungen innerhalb ihres Lieferantennetzwerkes<br />
entweder gar nicht oder zu<br />
spät. In der Corona-Krise begann nun eine<br />
hektische Phase der Improvisation. Dank der<br />
kurzfristig aufgestellten Krisenstäbe mit<br />
Task-Force-Teams konnten mit hohem Aufwand<br />
und Engagement der Mitarbeiter effektive<br />
Maßnahmen zur Reduzierung der Risiken<br />
umgesetzt werden.<br />
18 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
Bild: Staufen<br />
Die vier Dimensionen von Supply Chain Network Management.<br />
Unternehmen können sich in einem gewissen<br />
Rahmen auf solche Ereignisse vorbereiten,<br />
sie müssen dafür in den Blick des Risikomanagements<br />
geraten und ihre Organisation<br />
auf diese Situation kurzfristig ausrichten können.<br />
Wichtig ist hierbei, dass mögliche<br />
Risiken identifiziert und katalogisiert werden,<br />
die anschließende Bewertung bildet dann die<br />
Grundlage für z. B. Simulationen.<br />
Ereignisse wie der Ausfall von Zulieferern z. B.<br />
durch Naturkatastrophen oder wirtschaftliche<br />
und gesellschaftliche Entwicklungen sind<br />
denkbare Szenarien für die nahe Zukunft. Ein<br />
Beispiel: Was ist, wenn ein wichtiger Zulieferer<br />
durch einen Handelskrieg vom Markt verschwindet?<br />
Gibt es genügend Alternativen,<br />
z. B. in Europa? Kann deren Produktion schnell<br />
genug hochgefahren werden? Wie stark sind<br />
deren Vor-Lieferanten vom Handelskrieg betroffen?<br />
Wie schnell kann ein Unternehmen<br />
auf so ein Ereignis reagieren?<br />
Solche Überlegungen machen deutlich, dass<br />
jedes Unternehmen seine Lieferketten nicht<br />
nur besser kennen, sondern auch durch einen<br />
„Notfallplan“ absichern muss. Entsprechend<br />
sind hierzu die erforderlichen organisatorischen<br />
(Ressourcen) und prozessualen (Vernetzung)<br />
Voraussetzungen zu schaffen.<br />
Die vier Dimensionen<br />
Für das Ziel Transparenz sollten Unternehmen<br />
ihren Fokus auf vier zentrale Dimensionen<br />
legen: Netzwerk, Managementsysteme,<br />
Planung und IT-Systeme.<br />
1. Netzwerk: Die Unternehmen sollten Lieferantennetzwerke<br />
nicht nur aus ihrer Position<br />
heraus betrachten, sondern aus einer übergeordneten<br />
Perspektive. Aus dieser Sicht ist das<br />
Supply Chain Network eine Konfiguration aus<br />
unterschiedlichen Akteuren, beispielsweise<br />
Produktionsstätten, Hardware- und Softwareentwicklern,<br />
Lieferhubs, Zulieferern und<br />
deren Zulieferer sowie Logistikdienstleistern,<br />
Vertriebs- und Distributionspartnern bis hin<br />
zum Endkunden. Dieses Netz muss aktiv gemanagt<br />
werden.<br />
2. Managementsysteme: Sie sind die ordnende<br />
Kraft in einem Supply-Chain-Netzwerk.<br />
Mit ihrer Hilfe wird es übergreifend gesteuert,<br />
kontrolliert und strategisch weiterentwickelt.<br />
Alle beteiligten Unternehmen müssen<br />
also gemeinsam Aspekte wie Strategie- und<br />
Organisationsentwicklung, ein netzwerkweites<br />
Change-Management und die Produktionsplanung<br />
angehen.<br />
3. Planung: Zu den übergreifenden Aufgaben<br />
innerhalb eines Supply Chain Networks gehört<br />
auch die Steuerung der Wertströme. Das<br />
bedeutet im Einzelnen die Planung der gesamten<br />
Fertigungs- und Vertriebsprozesse,<br />
die Steuerung des Produktlebenszyklus und<br />
die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener<br />
Planungsinstanzen innerhalb des<br />
Netzwerks. Diese Aufgabe erfordert eine Endto-End-Betrachtung,<br />
um ein optimales Resultat<br />
zu erreichen.<br />
4. IT-Systeme: Sie bilden die technische Basis<br />
des Supply Chain Network Managements<br />
und ermöglichen überhaupt erst Aufbau und<br />
Betrieb des gesamten Netzwerks. Dazu benötigen<br />
Unternehmen eine moderne IT-Infrastruktur<br />
mit geeigneten Anwendungen und<br />
digitalen Tools: Digitalisierung als technische<br />
Grundlage der Vernetzung.<br />
Die Rekonfiguration einer Supply Chain ist<br />
eine wichtige und vor allem strategische Aufgabe.<br />
Unternehmen sind gut beraten, dafür<br />
ein schlagkräftiges und interdisziplinäres<br />
Team aufzubauen. Es sollte genauen Einblick<br />
in die bisherigen, oft informellen Strukturen<br />
der unterschiedlichen Lieferketten haben<br />
und alle Zulieferer und Geschäftspartner sehr<br />
gut kennen. Anschließend folgen dann drei<br />
wichtige Schritte:<br />
Der erste Schritt ist eine realistische Analyse<br />
des Ist-Zustands. Dabei kommen vor allem<br />
die Organisation, die Prozesse und Systeme<br />
des eigenen Unternehmens sowie aller Zulieferer<br />
auf den Prüfstand. Denn sie müssen intensive<br />
Kommunikation und hohe Trans -<br />
parenz und Stabilität garantieren können.<br />
In einem zweiten Schritt entwickeln die<br />
Unternehmen ein gemeinsames Zielbild. Das<br />
gesamte Netzwerk muss sich auf eine<br />
bestimmte Produktstrategie ausrichten,<br />
beispiels weise Innovations-, Markt- oder<br />
Kostenführerschaft.<br />
Auf dem Weg zum Supply Chain Network<br />
Anschließend folgt die intensive Phase der<br />
Umsetzung. Hier sollten alle Beteiligten das<br />
gleiche Zielbild verfolgen und an einem<br />
Strang ziehen. Dabei ist es sinnvoll, einen detaillierten<br />
und aufeinander abgestimmten<br />
Phasenplan zu erstellen. Die Unternehmen<br />
sollten Schwerpunkte setzen und zunächst<br />
wichtige „Pain Points“ identifizieren. Sie werden<br />
anschließend mit größter Priorität behandelt<br />
und über eine Testphase auf Ihre<br />
Wirksamkeit hin überprüft.<br />
Mit der Einführung des Supply Chain Network<br />
Managements ist das Thema aber nicht<br />
abgeschlossen. Lieferantennetzwerke müssen,<br />
um erfolgreich zu bleiben, aktiver als bisher<br />
gemanagt werden.<br />
Erforderlich sind hierfür neben der Positionierung<br />
im Unternehmen ausreichende Ressourcen<br />
(personelle und technologische Ausgestaltung)<br />
der Organisationseinheit mit einem<br />
robusten Mandat der Geschäftsführung.<br />
Innerhalb des Supply Chain Network<br />
Manage ments werden die am Kundenbedarf<br />
ausgerichteten Wertstrombestände so gesteuert,<br />
dass das Netzwerk als Ganzes davon<br />
profitiert und nicht nur das einzelne Unternehmen.<br />
Möglich wird dies durch die enge<br />
und auf lange Sicht ausgerichtete Kollaboration<br />
der beteiligten Unternehmen.<br />
Der Autor<br />
Frank Gröner, Partner bei der Unternehmensberatung<br />
Staufen AG<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 19
MANAGEMENT<br />
Das Lieferkettengesetz – Pro<br />
Der Weg zur Nachhaltigkeit<br />
Ihr habt die Macht – macht was draus!“ Das<br />
ist unser Aufruf an alle Einkaufsverantwortlichen.<br />
In den kommenden 10 Jahren entscheiden<br />
wir, ob auch die nachfolgenden Generationen<br />
noch einen lebensfähigen Planeten<br />
vorfinden werden. Einkäufer haben gegenüber<br />
den meisten Menschen einen entscheidenden<br />
Vorteil: Sie tragen die Verantwortung<br />
für Milliardenaufträge, die sie an Lieferanten<br />
auf der ganzen Welt vergeben. Sie können<br />
mit ihren nachhaltigen Einkaufsentscheidungen<br />
die Welt tatsächlich verändern. Viele Beschaffer<br />
haben dieses Potential für mehr<br />
Nachhaltigkeit und die eigene Positionierung<br />
bereits erkannt. Mit dem „Sorgfaltspflichtengesetz“<br />
(Lieferkettengesetz) der Bundesregierung,<br />
erhalten sie für das Mandat der Geschäftsführung<br />
zur Implementierung einer<br />
nachhaltigen <strong>Beschaffung</strong> nun zusätzlichen<br />
rechtsstaatlichen Rückenwind.<br />
Es sind die Einkäufer, die entscheidende Weichen<br />
für eine nachhaltige Entwicklung stellen<br />
können. Sie sind diejenigen, die Lieferanten<br />
auswählen, bewerten, entwickeln und sie<br />
eventuell auch wieder ausschließen. Sie formulieren<br />
die <strong>Beschaffung</strong>sstrategie und<br />
schärfen die Bedarfe ihrer internen Kunden.<br />
Kein Unternehmen kann ohne eine nachhaltige<br />
<strong>Beschaffung</strong> und eine verantwortungsvolle<br />
Lieferkette glaubwürdig nachhaltig sein.<br />
Nie hatten Einkaufsabteilungen eine größere<br />
Chance, aus dem eigenen Unternehmen<br />
heraus echte Werte für Wirtschaft, Gesellschaft<br />
und Umwelt zu schaffen als jetzt. Der<br />
Einkauf hat die Macht: Er kann existenz -<br />
sichernde Löhne durchsetzen und dadurch<br />
Ausbeutung und Kinderarbeit vermeiden. Er<br />
kann den ökologischen Fußabdruck im gesamten<br />
Wertschöpfungsprozess ermitteln<br />
und im Sinne der Kreislaufwirtschaft nachhaltig<br />
reduzieren.<br />
Gesetzliche Freiheiten, niedrige Arbeitslöhne<br />
und damit potenzielle Effizienzsteigerungen,<br />
locken Unternehmen seit Jahrzehnten in den<br />
globalen Süden. Doch die scheinbar perfekte<br />
Yvonne Jamal, Vorstandsvorsitzende,<br />
JARO – Institut für Nachhaltigkeit und<br />
Digitalisierung e. V.<br />
PRO<br />
Lösung zeigt zunehmend ihre Schattenseiten<br />
in Form von Kinderarbeit, unzumutbaren Arbeitsbedingungen,<br />
Landraub, Korruption,<br />
Umweltverschmutzungen u. v. m. Die Organisation<br />
Shiftproject hat ermittelt, dass in den<br />
globalen Lieferketten mehr als 450 Millionen<br />
Menschen beschäftigt sind. Berücksichtigt<br />
man noch deren zu versorgende Familienmitglieder,<br />
so kann eine nachhaltige <strong>Beschaffung</strong><br />
das Leben von mehr als zwei Milliarden<br />
Menschen verbessern und mit existenzsichernden<br />
Löhnen zu 11 der 17 Nachhaltigkeitsziele<br />
der Vereinten Nationen beitragen.<br />
Welche andere Funktion im Unternehmen<br />
kann solch ein Wert(e)schöpfungspotential<br />
vorweisen?<br />
Die Bundesregierung kommt mit dem geplanten<br />
Sorgfaltspflichtengesetz ihren internationalen<br />
Verpflichtungen nach und kann<br />
damit außerdem bei dem Gesetzesvorhaben<br />
auf europäischer Ebene wichtige Impulse setzen.<br />
65 renommierte deutsche Unternehmen,<br />
darunter z. B. Vaude, Tchibo, Rewe und<br />
Hapag-Lloyd, unterstützen das Gesetzesvorhaben.<br />
Andere argumentieren empört: Man<br />
könne doch in diesen globalisierten Zeiten<br />
seine Lieferketten nicht komplett kennen!<br />
Das halte ich für fatal. Warum denn nicht?<br />
Der Einkauf hat damit die Chance, frühzeitig<br />
Risiken und Innovationspotenziale zu identifizieren.<br />
Fehler in Vorprodukten und Einsparpotentiale<br />
in der Fertigung werden bereits<br />
seit langem in der Lieferkette erfolgreich im<br />
Detail analysiert. Viele Unternehmen haben<br />
bereits ein aussagefähiges Risikomanagement<br />
implementiert, das nun um die Menschenrechte<br />
und den Umweltschutz erweitert<br />
werden muss. Das ist kein Hexenwerk.<br />
Das ist machbar. Unterstützung dafür gibt es<br />
nicht nur von der Bundesregierung mit dem<br />
speziell hierfür etablierten NAP Helpdesk,<br />
sondern auch von engagierten NGOs, die bereits<br />
über enorme Daten verfügen und aktiv<br />
eingebunden werden sollten. Neue Technologien<br />
und wissenschaftliche Modelle sind<br />
ebenfalls wichtige Helfer. Teilen Sie Ihre Erfahrungen<br />
in Brancheninitiativen und arbeiten<br />
Sie mit ihren Stakeholdern gemeinsam<br />
an der Umsetzung. Diese muss nicht sofort<br />
perfekt sein, aber engagiert, fair und transparent.<br />
Sie haben die Macht, machen Sie was<br />
draus! Jetzt!<br />
20 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
MANAGEMENT<br />
Das Lieferkettengesetz – Contra<br />
Der Weg in die Unmündigkeit<br />
Um es vorwegzusagen, kein klar denkender<br />
Einkäufer oder eine Einkaufsabteilung wird<br />
wissentlich Kinder- oder Sklavenarbeit, lebensgefährdende<br />
Produktionszustände oder sonstige<br />
moralisch und ethisch verwerfliche Arbeitsbedingungen<br />
durch seine Einkaufspolitik, weder<br />
aktiv noch passiv, unterstützen.<br />
Das geplante Lieferkettengesetz mag vielleicht<br />
harmlos klingen, ist allerdings in seiner konsequent<br />
angedachten Anwendung ein gravierender<br />
Eingriff in eine weltoffene Wirtschaftspolitik<br />
und wird zum weiteren Standortnachteil des<br />
Wirtschaftsstandortes Deutschland führen.<br />
Naive Politiker und Verbandsvertreter meinen<br />
durch bürokratische Regelungen die Welt positiv<br />
verändern zu können. Der Effekt wird gleich<br />
null sein, allerdings wird der deutschen Wirtschaft<br />
ein weiterer Klotz ans Bein gebunden.<br />
Schon im Jahr 2004 hat sich auf Initiative des<br />
Miele-Einkaufs meine Organisation zur freiwilligen<br />
Selbstverpflichtung nach SA 8000 bekannt.<br />
All unsere Einkäufer wurden in dieser<br />
Richtung geschult und sensibilisiert, dies galt<br />
und gilt besonders für die Einkäufer in China<br />
und Indien. Dieser Vorgang ist kein Einzelfall<br />
und in vielen Firmen, die ich in den über 40 Jahren<br />
meiner aktiven Berufszeit kennengelernt<br />
habe, sind genauso vorgegangen. Über 20 Einkaufsreisen<br />
habe ich nach Asien begleiten und<br />
koordinieren dürfen, kein Einkäufer ist mir untergekommen,<br />
den dieser Sachverhalt unberührt<br />
ließ. Viele Lieferantenbeurteilungen sehen<br />
in ihrer Bewertung die soziale Lage und Situation<br />
im Unternehmen vor, ein grober Verstoß<br />
führt in der Regel zum Ausschluss des Lieferanten<br />
an der weiteren Qualifikation. Ein wesentlicher<br />
Pfeiler eines praktizierten Lieferantenmanagements<br />
ist die analytische Betrachtung<br />
des Lieferantenumfeldes, dazu gehören<br />
eben auch die Zustände in den Fabriken.<br />
Hier genau kommen wir auf den Punkt der unterschiedlichen<br />
Sichtweisen. Während Politiker,<br />
Behörden und Institutionen in Kategorien einer<br />
öffentlichen Vergabeverordnung denken, in<br />
denen versucht wird, juristisch alle möglichen<br />
Belange abzudecken, obliegt dies in der freien<br />
Wirtschaft und Industrie den Geschäftsführungen/Management<br />
mit ihren gut ausgebildeten<br />
und aufgestellten Einkaufsbereichen.<br />
Nirgendwo ist die Effektivität so schlecht, wie<br />
im öffentlichen Vergaberecht. Diese liegt nicht<br />
an den Einkäufern, die in der Regel mehr wol-<br />
len aber gehindert werden durch bürokratische<br />
Vorgaben, sondern an dem Umfeld. Politiker,<br />
Juristen und Beamte meinen, dass man in Verordnungen<br />
und Vorschriften alles regeln kann<br />
und wenn es keine Regel gibt, dann muss<br />
schnellstens eine neue erstellt werden. Die<br />
Konsequenz daraus ist, wie mir Einkäufer aus<br />
dem öffentlichen Vergabewesen berichtet haben,<br />
dass ihr Haus lieber von einer aktiven Einkaufspolitik<br />
Abstand nimmt und Juristen und<br />
externe Organisationen mit der Durchführung<br />
von Ausschreibungen und Einkaufsverhandlungen<br />
beauftragt. Gibt es eine größere Bankrotterklärung?<br />
Die größten Probleme sind immer verbunden<br />
mit den öffentlichen Vergaben wie: Flughafen<br />
Berlin, Autobahnmaut Toll Collect, Hamburger<br />
Elb-Philharmonie, Vergabe der Aufträge für<br />
Mundschutzmasken im Rahmen CoVid 19, Bundeswehraufträge<br />
und viele, viele andere mehr.<br />
Wäre hier ein professionelles Einkaufen nach<br />
industriellem Muster (im Verbund mit einer ordentlichen<br />
Geschäftsführung und Betriebscontrolling)<br />
zum Einsatz gekommen, gäbe es<br />
diese Probleme und Verschwendung von öffentlichen<br />
Steuereinnahmen nicht.<br />
Mit einer Gesetzesnovelle allein wird es nicht<br />
getan sein. Darauf folgen der Aufbau neuer Behörden<br />
und die Einforderung von unendlich<br />
vielen Dokumenten und Zertifikaten. Einer verschlankten<br />
und wettbewerbsfähigen Wirtschaft<br />
wird dies nicht dienlich sein. Ferner wird<br />
dem Denunziantentum Tür und Tor geöffnet.<br />
Interessant ist auch die Aussage der Initiative,<br />
dass dem Verbraucher allein die Verantwortung<br />
nicht überlassen werden kann. Wer ist<br />
der Verbraucher, ein unmündiges Kleinkind?<br />
Dies alles lässt einen zu der Meinung kommen,<br />
dass das geplante Lieferkettengesetz<br />
nichts weiter als ein weiterer Schritt in eine<br />
Planwirtschaft nach dem Muster DDR 2.0 ist.<br />
Strategische Einkaufsabteilungen und deutsche<br />
Unternehmen werden mit diesem Gesetz<br />
entmündigt, ohne dass sich die Welt in<br />
Pakistan, Bangladesch, China, Afrika oder Indien<br />
ändern wird.<br />
CONTRA<br />
Dipl.-Ing. Wilfried Krokowski, GF Global<br />
Procurment Service, besitzt langjährige<br />
Erfahrungen im Bereich Global Sourcing.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 21
MANAGEMENT<br />
Medienbeschaffung<br />
„Alles auf einen Blick“<br />
Medien gelten in vielen Unternehmen als C-Artikel. Ihre <strong>Beschaffung</strong> ist aufwendig und oft nicht geregelt. Dabei ist die Versorgung<br />
der Mitarbeiter mit Informationen von entscheidender Bedeutung. Detlef Büttner, Geschäftsführer des Fachmedienhändlers<br />
Lehmanns Media, erklärt im Interview, wie zeitgemäßes Medienmanagement aussehen kann.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Welche Vorteile haben<br />
Unternehmen, die das Lehmanns Medienportal<br />
für <strong>Beschaffung</strong> und Nutzung einsetzen?<br />
Detlef Büttner: Medien werden aufgrund ihrer<br />
Diversität oft bei verschiedenen Quellen<br />
gesucht, bestellt und genutzt – in Webshops,<br />
bei Verlagen, Universitäten und Forschungseinrichtungen,<br />
Ämtern, Standesorganisationen<br />
oder beim Buchhändler um die Ecke. Das<br />
ist schon in der Printwelt<br />
aufwendig und<br />
unübersichtlich, in<br />
der digitalen Welt<br />
kommen noch lizenzrechtliche<br />
Fragen<br />
dazu, die den<br />
Einkaufs- und Nutzungsprozess<br />
komplex<br />
und teuer machen.<br />
Dies führt zu Frust auf allen Ebenen<br />
und verhindert, dass die Information dort<br />
hingelangt, wo sie für den Unternehmenserfolg<br />
benötigt wird. Wir haben uns darauf spezialisiert,<br />
mit unseren Kunden die bestmögliche<br />
Lösung zur erarbeiten und diese über unser<br />
Medienportal Le2B bereitzustellen. So<br />
stellen wir sicher, dass wichtige Informationen<br />
und verlässliches Wissen dort hingelangen,<br />
wo sie gerade benötigt werden – an den<br />
Arbeitsplatz des Mitarbeiters in der Firma, im<br />
Home-Office oder unterwegs.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Herr Büttner, wie können<br />
Unternehmen bei Ihnen Medien beschaffen?<br />
Büttner: Mit unserem Medienportal Le2B bieten<br />
wir unseren Kunden eine Lösung, die die<br />
oft aufwendige Medienbeschaffung einfach<br />
und effizient macht. Die im Portal integrierten<br />
Kataloge erschließen weltweit über 100<br />
Millionen Titel, in denen Mitarbeiter recherchieren<br />
können. Die Freigabe erfolgt in der<br />
Regel per Warenkorbsystem von autorisierten<br />
Mitarbeiter im Einkauf oder anderen Fachabteilungen.<br />
Das integrierte Report-Tool bietet<br />
jederzeit maximale Transparenz zu Bestell-<br />
„Wir stellen sicher, dass wichtige<br />
Informationen und verlässliches<br />
Wissen dort hingelangen, wo<br />
sie gerade benötigt werden.“<br />
und Lieferstatus, Budgetausschöpfung und<br />
vielem mehr. Alle Einstellungen werden ganz<br />
einfach per Mausklick konfiguriert und auf<br />
die speziellen Anforderungen im Unternehmen<br />
hin angepasst.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Welche Medien können<br />
über Ihr Portal beschafft werden?<br />
Büttner: Unser Ziel ist es, den größtmöglichen<br />
Katalog mit relevanten<br />
Informationen<br />
zur Verfügung<br />
zu stellen. Aktuell<br />
können in Le2B unter<br />
anderem rund<br />
Lehmanns Media<br />
Das Unternehmen<br />
... ist mit rund 300 MitarbeiterInnen und einem<br />
Umsatz von 60 Millionen Euro ein führendender<br />
Fachinformationshändler im<br />
DACH-Raum. Das Unternehmen ist Pionier in<br />
der Digitalisierung der Medienbeschaffung<br />
und -nutzung und stellt seine Leistungen über<br />
das Medienportal Le2B zur Verfügung. Persönlicher<br />
Kundenservice sowie hauseigene IT und<br />
Logistik runden das Leistungspaket für Unternehmen,<br />
Kliniken und die Öffentliche Hand ab.<br />
Lehmanns unterhält Lieferbeziehungen zu<br />
über 10.000 internationalen Verlagen und Inhaltanbietern<br />
und liefert physisch und digital<br />
an Kunden in über 100 Ländern.<br />
www.lehmannspro.de<br />
30 Millionen Bücher,<br />
1 Millionen eBooks,<br />
50.000 Zeitschriften<br />
und eJournals, über<br />
30 Millionen Einzeldokumente, 1.000 Fachdatenbanken<br />
und 30.000 DIN-Normen recherchiert,<br />
bestellt und genutzt werden. Ein besonderes<br />
Augenmerk legen wir darauf, auch<br />
wertvolle kostenfreie Quellen zur Verfügung<br />
zu stellen. Davon gibt es zunehmend mehr<br />
und wir haben uns zum Ziel gesetzt, diese<br />
systematisch zu erschließen und über Le2B<br />
verfügbar zu machen. Dies können eBooks,<br />
aber auch Zeitschriften und andere Medienformate<br />
sein. Wir haben uns ganz dem Nutzer<br />
und seinem maximalen Vorteil verschrieben,<br />
ungeachtet dessen, ob die Quelle kostenpflichtig<br />
oder kostenlos ist.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Ich habe gelesen, auch<br />
eine Anbindung an E-Procurement-Systeme<br />
sei möglich?<br />
Büttner: Das ist für uns Tagesgeschäft und<br />
wir kennen die allermeisten Anbindungen im<br />
Markt aus langjähriger Erfahrung. Das<br />
Bilder: Lehmanns Media<br />
22 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
MANAGEMENT<br />
Warenkorbsystem unseres Medienportals<br />
Le2B unterstützt alle Transfer-Prozesse, wie<br />
z.B. die Punchout-Lösung mit Anbindungen<br />
an alle relevanten ERP- und eProcurement-<br />
Systeme via OCI, cXML, JSON etc. oder auch<br />
elektronische Bestellannahme und Rechnungstellung,<br />
etwa im EDIFACT-Standard. All<br />
diese Schnittstellen sind ein wichtiger Teil<br />
unserer durchgehend digitalisierten Bestellabwicklung.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Sie bieten auch Lizenzmanagement<br />
an. Was verstehen Sie darunter?<br />
Büttner: Die bestmögliche Informationsversorgung<br />
im Unternehmen ist heute in der<br />
Regel ein Mix aus Print- und elektronischen<br />
Medien. Bei elektronischen Medien kennen<br />
wir den Markt und die unterschiedlichen<br />
Lizenzmodelle oft aus jahrzehntelanger<br />
Erfahrung. Je nach Bedarf beraten wir unsere<br />
Kunden bei der Auswahl von elektronischen<br />
Medien und führen – bei entsprechendem<br />
Volumen – gerne auch die Preisverhandlungen<br />
mit nationalen und internationalen Anbietern.<br />
Wir prüfen die bestehenden Lizenzen<br />
in allen Unternehmensbereichen, konsolidieren<br />
diese und ermitteln günstigere Mengenund<br />
Paketpreise. Dabei geben wir Preisvorteile<br />
direkt an unsere Kunden weiter. Auf der<br />
Verwaltungsebene übernehmen wir die Aufschlüsselung<br />
der Kosten für die Lizenzen auf<br />
die einzelnen Unternehmensbereiche und<br />
bilden systemisch die Nutzer- und Zugangsverwaltung<br />
ab. Auch das Lizenzmanagement<br />
ist Teil des Medienportals und vollständig in<br />
Anwendung und Workflow integriert.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie erhalten die Mitarbeiter<br />
im Unternehmen Zugang zu ihren elektronischen<br />
Medien?<br />
Büttner: Über unsere kundenindividuell<br />
zusammengestellte und gebrandete Online-<br />
Bibliothek. Darin finden<br />
die Mitarbeiter alle vom<br />
Unternehmen lizensierten<br />
elektronischen Inhalte<br />
aus elektronischen Zeitschriften,<br />
eBooks und<br />
Daten banken sowie relevante<br />
freie Publikationen – Open Access<br />
– aus allen Bereichen. Die Lehmanns<br />
Meta Search erschließt die Inhalte<br />
nach dem Google Suchschlitz Prinzip und<br />
zeigt die relevanten Treffen an. Der Zugang<br />
erfolgt in aller Regel im Intranet via IP-Check,<br />
sodass aufwendige IT-Abstimmungsprozesse<br />
im Hintergrund in aller Regel entfallen. Diese<br />
Lösung ist seit Beginn der Corona-Pandemie<br />
besonders gefragt, da so die Informationsversorgung<br />
an allen Orten gewährleistet und sichergestellt<br />
ist. Aus vielen Gesprächen nehmen<br />
wir mit, dass dieser Weg nicht nur aus<br />
Effizienzgründen gewählt wird, sondern auch<br />
als Ausdruck von Unternehmenskultur und<br />
Mitarbeiterorientierung gesehen wird.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Für welche Unternehmen<br />
lohnt sich die Medienbeschaffung mit<br />
Le2B?<br />
Büttner: Grundsätzlich für alle Unternehmen,<br />
die in irgendeiner Form Medien nutzen.<br />
Die Basis-Version für die <strong>Beschaffung</strong>slösung<br />
ist überdies kostenfrei und kinderleicht zu<br />
implementieren. Die Einstiegsschwelle ist<br />
niedrig. Wir setzen darauf, dass das Arbeiten<br />
mit dem System und unser persönlicher Kundenservice<br />
überzeugt, damit daraus eine<br />
langfristige und partnerschaftliche<br />
Geschäftsbeziehung entsteht. Das ist seit<br />
Jahrzehnten unser Geschäftsprinzip und wir<br />
sind stolz darauf, dass sich daraus langjährige<br />
Verbindungen zu Unternehmen aus allen<br />
Branchen und Größen entwickelt haben –<br />
vom forschungsintensiven kleinen Mittelständler<br />
bis zum DAX-Konzern.<br />
Bild: Lehmanns Media<br />
Detlef Büttner ist<br />
Geschäftsführer der<br />
Lehmanns Media GmbH.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Sie sagten einmal, die<br />
zur Verfügungstellung digitaler Medien sei<br />
„aktives Wissensmanagement“. Was meinen<br />
Sie damit?<br />
Büttner: Durch die Veränderungsprozesse in<br />
Gesellschaft und Wirtschaft sind Mitarbeiter<br />
in unseren Unternehmen immer häufiger<br />
Wissensarbeiter – auch in der Produktion.<br />
Statische Abläufe und Organisationsformen<br />
werden schrittweise durch Projektorganisation<br />
und Arbeiten in flexiblen, an der jeweiligen<br />
Situation ausgerichteten Teams abgelöst.<br />
Die Zeit, die benötigt wird, um das für<br />
Entscheidungen und Handeln benötigte<br />
Wissen zu beschaffen, ist ein wichtiger Wettbewerbsfaktor<br />
und relevant für die Mitarbeitermotivation.<br />
Die Folgen einer veralteten<br />
oder unvollständigen Wissensbasis sind<br />
höhere Kosten, Mehrarbeit, Fehlentscheidungen<br />
und auch mangelnde Motivation. Das ist<br />
inzwischen auch mit Studien belegt. Unsere<br />
Mission ist es, unsere Kunden auf diesem<br />
Weg zu begleiten und Ihnen der Partner zu<br />
sein, den es braucht, um intern verlässliches<br />
Wissen dort zu Verfügung zu stellen, wo es<br />
benötigt wird.<br />
Das Interview führte Sanja Döttling,<br />
Redakteurin <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>.<br />
Magnetsysteme ı Magnetgummi ı Magnetfolie ı Bedruckte Magnete ı Magnethaftflächen<br />
Tel +49 9367 / 98977-0 ı Mail info@schallenkammer.de ı Web www.schallenkammer.de<br />
Ihr Ideengeber, Entwicklungspartner und<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10<br />
Zulieferer für magnetische Lösungen. 23
MANAGEMENT<br />
Neue staatliche Regeln veröffentlicht<br />
Arbeitsschutz gilt auch zu Hause<br />
Über das schnelle Umschalten auf Homeoffice waren zu Beginn der Pandemie<br />
alle froh. Der Arbeitsschutz stand dabei zunächst nicht im Fokus. Doch die gesetzlichen<br />
Pflichten des Arbeitgebers gelten auch für die mobile Arbeit daheim. Die<br />
Bundesregierung hat nun aktualisierte Handlungsempfehlungen herausgegeben,<br />
um Rechtssicherheit in unsicheren Zeiten zu gewährleisten.<br />
Zeit- und ortsflexibles Arbeiten – das<br />
klang in Vor-Corona-Zeiten irgendwie<br />
verheißungsvoll, nach Traumstrand<br />
mit Laptop und grenzenloser Schaffenskraft.<br />
Mittlerweile ist Ernüchterung eingetreten<br />
und das monatelange pandemiebedingte<br />
Arbeiten im Homeoffice steckt vielen wortwörtlich<br />
in den Knochen. Denn zu Hause<br />
kommt der Arbeitsschutz zu kurz: Ergonomische<br />
Sitze, ideale Beleuchtung, flimmerfreie<br />
Bildschirme im optimalen Abstand gibt es im<br />
Betrieb, aber selten im heimischen Büro.<br />
Arbeitsschutzpflichten bleiben<br />
„Der Arbeitgeber bleibt auch in Krisenzeiten<br />
für die Belange des Arbeits- und Gesundheitsschutzes<br />
in der Verantwortung“, betont<br />
Rechtsanwalt Dr. Stefan Müller aus Leipzig. „Er<br />
ist beispielsweise nach wie vor zur Durchführung<br />
einer Unterweisung nach § 12 Arbeits -<br />
schutzgesetz verpflichtet“, so der Arbeitsr -<br />
echtler. Der Arbeitgeber muss die Beschäftig -<br />
ten über alle Risiken in Kenntnis setzen , die<br />
mit der Arbeit im Homeoffice verbunden sind,<br />
und er muss sie zu den Möglichkeiten der Risikovermeidung<br />
unterweisen (siehe Kasten). In<br />
der Wahl der Kommunikationsmittel ist er dabei<br />
frei, er kann per allgemeinem Rundschreiben<br />
oder auch ganz individuell per Telefon, Video<br />
oder Chat informieren .<br />
Auch ein anderes Grundprinzip des deutschen<br />
Arbeitsschutzrechts, die Gefährdungsbeurteilung,<br />
gilt weiter, lässt sich momentan<br />
aber ebenfalls nicht so einfach umsetzen.<br />
„Wenn der Zutritt zum privaten Bereich der<br />
Beschäftigten nicht möglich ist, kann die Gefährdungsbeurteilung<br />
auch durch Befragung<br />
aus der Ferne und einen Selbstcheck des<br />
Arbeit nehmers durchgeführt werden“, sagt<br />
Jörg Feldmann von der Bundesanstalt für<br />
Arbeits schutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in<br />
Dortmund.<br />
Bereits im April 2020 veröffentlichte das Bundesministerium<br />
für Arbeit und Soziales<br />
(BMAS) eine erste Handreichung in Form des<br />
SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandards, der die<br />
17 wichtigsten Handlungsempfehlungen<br />
zum Arbeiten in der Pandemie auflistete. Seit<br />
Ende August gibt es nun ausführlichere Vorgaben<br />
in Form der neuen SARS-CoV-2-<br />
Arbeitsschutzregel. Die von den Arbeitsschutzausschüssen<br />
beim BMAS gemeinsam<br />
mit der BAuA entwickelte Regel hat zwar<br />
keinen Gesetzesrang, gehört jedoch zum<br />
unter gesetzlichen Regelwerk und konkretisiert<br />
die Anforderungen im Pandemiefall. „Erfüllt<br />
der Arbeitgeber diese Anforderungen,<br />
kann er davon ausgehen, dass er rechtssicher<br />
handelt und keine Sanktionen durch Aufsichtsbehörden<br />
fürchten muss“, beschreibt<br />
BAuA-Referent Feldmann den besonderen<br />
Charakter der Regel.<br />
Flexible Arbeitszeiten<br />
Die Arbeitszeit im Homeoffice entspricht<br />
während der Corona-Krise nicht immer den<br />
üblichen Bürozeiten, insbesondere wenn Kinder<br />
betreut und Arbeitsplätze geteilt werden<br />
müssen. „Den Mitarbeitern werden dann<br />
regelmäßig flexible Arbeitszeitmodelle<br />
ermöglicht , etwa Gleitzeitmodelle mit Kernarbeitszeiten<br />
oder Vertrauensarbeitszeit -<br />
modelle“, weiß Fachanwalt Müller. „Dabei ist<br />
aller dings auch hier der öffentlich-rechtliche<br />
Arbeitszeitschutz zu beachten: Die Vorgaben<br />
des Arbeitszeitgesetzes zu den Dokumenta -<br />
tionspflichten sowie zu den erforderlichen<br />
Pausen-, Ruhe- und Höchstarbeitszeiten gelten,<br />
und zwar jetzt erst recht.“ Der Arbeitgeber<br />
sollte darauf ausdrücklich hinweisen,<br />
muss sich im Übrigen aber mangels Kontrollmöglichkeit<br />
darauf verlassen, dass die Mitarbeiter<br />
die gesetzlichen Bestimmungen auch<br />
am heimischen Schreibtisch einhalten. Um<br />
Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz zu vermeiden,<br />
sollte der Arbeitgeber eine ständige<br />
Erreichbarkeit zu Hause weder ausdrücklich<br />
verlangen noch stillschweigend erwarten.<br />
Exkurs: Arbeitszeitaufzeichnung<br />
Im vergangenen Jahr hat der Europäische<br />
Gerichts hofs (EuGH) ein Machtwort zu den<br />
Aufzeichnungspflichten gesprochen und gefordert,<br />
dass die tägliche Arbeitszeit eines<br />
jeden Beschäftigten mittels eines Systems<br />
erfasst werden müsse. Nach wie vor ist unter<br />
Juristen umstritten, wie mit diesem Urteil umzugehen<br />
ist. „Überwiegend geht man davon<br />
aus, dass auch weiterhin ‚nur‘ eine allgemeine<br />
Pflicht zur Aufzeichnung der über acht Stunden<br />
hinausgehenden werktäglichen Arbeitszeit<br />
sowie der Sonn- und Feiertagsarbeit besteht“,<br />
erläutert Dr. Müller den <strong>aktuell</strong>en Stand.<br />
Diese Beschränkung auf Überstunden gelte<br />
aber nur bis zu einer Anpassung des Arbeits -<br />
zeitgesetzes an die europäischen Vorgaben.<br />
SARS-CoV-2-Arbeitsschutz -<br />
regel des BMAS<br />
Auszug<br />
... Punkt 4.2.4 (2)<br />
Auch für Arbeiten im Homeoffice gelten das<br />
Arbeitsschutzgesetz und das Arbeitszeitgesetz.<br />
Regelungen zu Arbeitszeiten und Erreichbarkeit<br />
sollen getroffen werden. Beschäftigte sind<br />
im Hinblick auf einzuhaltende Arbeitszeiten,<br />
Arbeitspausen, darüber notwendige Dokumentation,<br />
die ergonomische Arbeitsplatz -<br />
gestaltung und die Nutzung der Arbeitsmittel,<br />
zum Beispiel korrekte Bildschirmposition,<br />
möglichst separate Tastatur und Maus,<br />
richtige und wechselnde Sitzhaltung und<br />
Bewegung spausen zu unterweisen.<br />
24 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
Arbeitsunfall = Problemfall<br />
Schwierig wird es, wenn im Homeoffice etwas<br />
passiert. Denn ein Arbeitsunfall liegt nur<br />
dann vor, wenn das schädigende Ereignis in<br />
einem inneren Zusammenhang mit der zu<br />
verrichtenden Arbeitsleistung laut Arbeitsvertrag<br />
steht. Im Homeoffice liegen der betriebliche<br />
und der private Gefahrenbereich<br />
eng beieinander oder gehen ineinander über.<br />
Somit kann es zu kurios anmutenden Abgrenzungen<br />
kommen. Der Arbeitgeber eilt<br />
vom Schreibtisch zur Haustür und stürzt:<br />
Arbeits unfall, wenn er ein Paket mit Akten<br />
aus seinem Betrieb entgegennehmen wollte.<br />
Kein Arbeitsunfall, wenn er ein Paket mit<br />
einem Modellbauset – seinem Hobby – entgegennehmen<br />
wollte, da der innere Zusammenhang<br />
zu seinem Job fehlt. Ein Wegeunfall<br />
kann innerhalb von Privaträumen jedenfalls<br />
nicht vorkommen, denn der Dienstweg endet<br />
an der Haustür, selbst wenn sich dahinter der<br />
<strong>aktuell</strong>e Arbeitsplatz befindet.<br />
Rückkehr in den Betrieb<br />
Nach der Sommerpause stellen sich Arbeitgeber<br />
zunehmend darauf ein, die Mitarbeiter<br />
wieder ins Unternehmen zu holen und so zu<br />
einer gewissen Normalität in der anhaltenden<br />
Ausnahmesituation zu gelangen. Zu diesem<br />
Schritt ist der Arbeitgeber aufgrund seines<br />
Weisungsrechts befugt. Nur ausnahmsweise<br />
wird einem Arbeitnehmer ein Anspruch<br />
auf Beibehaltung des Homeoffice zustehen,<br />
etwa im Zusammenhang mit betreuungs -<br />
bedürftigen Kindern oder bei besonderer Gefährdungslage<br />
durch Vorerkrankungen.<br />
Rechtsanwalt Müller weist darauf hin, dass in<br />
Unternehmen mit Betriebsrat dieser der Rückholung<br />
zustimmen muss, denn „die Beendigung<br />
der Homeoffice-Tätigkeit ist im Regelfall<br />
Bild: BAuA<br />
Bild: privat<br />
Jörg Feldmann von der Bundesanstalt<br />
für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin<br />
(BAuA) in Dortmund.<br />
Rechtsanwalt Dr. Stefan Müller,<br />
Leipzig<br />
als mitbestimmungspflichtige Versetzung<br />
einzustufen“. Dies gilt auch in der pandemiebedingten<br />
Krisenzeit, für die der mitdenkende<br />
Gesetzgeber flugs Betriebsratsbeschlüsse via<br />
Video- oder Telefonkonferenz zugelassen hat,<br />
zeitlich begrenzt bis zum Jahres ende.<br />
Das Hygienekonzept im Betrieb sollte sich<br />
dann an der neuen Arbeitsschutzregel des<br />
BMAS ausrichten, das sich auf 25 Seiten unter<br />
anderem mit der Arbeitsplatzgestaltung, mit<br />
Sanitär- und Pausenräumen, Lüftungsanlagen,<br />
Besprechungen und Dienstreisen beschäftigt.<br />
Auch während der Pandemie gilt<br />
das sogenannte TOP-Prinzip des Arbeitsschutzes<br />
weiter: Danach haben technische<br />
„Erfüllt der Arbeitgeber diese Anforderungen,<br />
kann er davon ausgehen, dass er rechts -<br />
sicher handelt und keine Sanktionen durch<br />
Aufsichtsbehörden fürchten muss.“<br />
Jörg Feldmann<br />
„Überwiegend geht man davon aus,<br />
dass auch weiterhin ‚nur‘ eine allgemeine<br />
Pflicht zur Aufzeichnung der über acht<br />
Stunden hinausgehenden werktäglichen<br />
Arbeitszeit sowie der Sonn- und Feiertags -<br />
arbeit besteht.“<br />
Stefan Müller<br />
Schutzmaßnahmen Vorrang vor organisatorischen<br />
und diese wiederum Vorrang vor personenbezogenen<br />
Maßnahmen. Angesichts der<br />
Gefährlichkeit des Coronavirus sollten jedoch<br />
Maßnahmen auf allen drei Ebenen getroffen<br />
werden – für einen TOP-Schutz.<br />
Die Autorin<br />
Anja Falkenstein, Rechtsanwältin,<br />
Karlsruhe<br />
mit Advanced Capillarity Technology<br />
Die saugstarken<br />
Bindemittel von DENIOS<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 25
MANAGEMENT<br />
Rechtsprechung für die <strong>Beschaffung</strong>: Vertragsstrafen<br />
Wer nicht liefern kann, muss zahlen<br />
Nicht nur zu Corona-Zeiten bleibt manche Lieferung auf der Strecke. Die Folgen reichen von nervig bis existenzbedrohend.<br />
Wer als Beschaffer vorbeugt, kann zumindest die finanziellen Konsequenzen abfedern.<br />
Zuerst Druckmittel, dann Schadensersatz: Vertragsstrafen helfen dem Beschaffer.<br />
Bild: amazing studio/stock.adobe.com<br />
nur den Lieferverzug betreffen, sondern auch<br />
weitere für den Kunden wichtige Details<br />
regeln. Zum Beispiel die Verschwiegenheit<br />
über den Vertrag selbst sowie die Geheimhaltung<br />
aller damit verbundenen Informationen<br />
und Daten. Zwar wird eine Pflichtverletzung<br />
innerhalb eines Schuldverhältnisses schon<br />
vom Gesetzgeber im § 280 Abs. 1 BGB geregelt:<br />
„Verletzt der Schuldner eine Pflicht aus<br />
dem Schuldverhältnis, so kann der Gläubiger<br />
Ersatz des hierdurch entstehenden Schadens<br />
verlangen.“<br />
Oft kann oder will man den Schaden aber gar<br />
nicht genau beziffern, zum Beispiel weil Unterlagen<br />
fehlen oder weil das Unternehmen<br />
seine Kalkulationsunterlagen oder auch den<br />
Kundenstamm nicht offenlegen will. Die<br />
genaue Schadenssumme ist für ein erfolgreiches<br />
Gerichtsverfahren aber unbedingt<br />
erforderlich. Gelingt eine beweisbare, transparente<br />
Kostenaufstellung nicht, geht der<br />
Auftraggeber leer aus. Das wissen Lieferanten<br />
und nehmen ohne Pönale ihre Pflichten<br />
oft nicht so ernst wie bei einer drohenden<br />
Konventionalstrafe.<br />
Bevor gesetzliche Regeln in puncto<br />
Schadensersatz greifen, müssen<br />
gewerbliche Kunden eine berechtigte<br />
Mängelrüge ausgesprochen und alle entsprechenden<br />
Fristen eingehalten beziehungsweise<br />
abgewartet haben. Die genauen Regularien<br />
haben wir in den vorangegangenen<br />
Teilen unserer Serie „Rechtsprechung für die<br />
<strong>Beschaffung</strong>“ betrachtet.<br />
Nach einer erfolgreichen Mängelrüge hat der<br />
Käufer besondere Rechte: So kann er vom<br />
Kaufvertrag zurücktreten, auf Schadensersatz<br />
wegen Nichterfüllung klagen sowie<br />
den Verzögerungsschaden einfordern. Schon<br />
diese kurze Auflistung zeigt, wie komplex die<br />
Abwicklung eines Lieferausfalles werden<br />
kann. Wesentlich einfacher gestaltet sich dieser<br />
Vorgang, wenn der Einkäufer mit seinem<br />
Lieferanten für den Fall des Notfalles vorab<br />
eine Vertragsstrafe vereinbart. Diese Klauseln<br />
werden auch Konventionalstrafe oder im<br />
Juristendeutsch Pönale genannt. Eine solche<br />
Abmachung ist für den Beschaffer doppelt<br />
vorteilhaft: Sie motiviert den Lieferanten,<br />
seinen Vertrag ordnungsgemäß, pünktlich<br />
und in vereinbarter Qualität zu erfüllen. Und<br />
sie erspart den Nachweis der genauen<br />
Schadenssumme – zumindest solange dieser<br />
Schaden nicht höher ist als die vereinbarte<br />
Ausgleichs summe. Wenn die Lieferung von<br />
besonderer Bedeutung für das Unternehmen<br />
ist, sollte eine Konventionalstrafe zwingend<br />
vereinbart werden – zum Beispiel bei einer<br />
Just-in-time-Produktionslinie oder bei der<br />
Marktein führung einer Innovation.<br />
Ohne Schuld keine Strafe<br />
Voraussetzung für den Vollzug einer Vertragsstrafe<br />
ist in jedem Fall ein schuldhaftes<br />
Verhalten des Auftragnehmers. Diese Voraussetzung<br />
muss in der Vertragsformulierung<br />
stehen. Eine Vertragsstrafe kann aber nicht<br />
Die Fünfprozenthürde<br />
Ansonsten kann die Vertragsstrafe frei verhandelt<br />
werden – Grenzen ziehen nur die<br />
jeweiligen AGB der Vertragspartner sowie der<br />
§ 307 BGB, welcher eine unangemessene Benachteiligung<br />
des Vertragspartners verbietet.<br />
Deshalb sollte beispielsweise eine Vertragsstrafe<br />
nicht pro Kalender- sondern besser pro<br />
Das Recht in der <strong>Beschaffung</strong><br />
Serie<br />
Unsere Serie beantwortet juristische Fragen<br />
rund um den Einkauf. Sie schafft ein generelles<br />
Verständnis für den <strong>aktuell</strong>en Stand der Rechtsprechung,<br />
kann und soll aber nicht die<br />
anwaltliche Beratung im Einzelfall ersetzen.<br />
26 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
Bei der Annahme einer fehlerhaften Lieferung<br />
muss explizit der Vorbehalt erklärt werden.<br />
Bild: terovesalainen/stock.adobe.com<br />
Eine Obergrenze von fünf Prozent limitiert<br />
Vertragsstrafen.<br />
Bild: blende11.photo/stock.adobe.com<br />
EINE MESSE.<br />
EIN ZIEL.<br />
IHR ERFOLG.<br />
Arbeitstag fällig werden, oder pro vollendeter<br />
und nicht etwa pro begonnener Woche. Sonst<br />
besteht die Gefahr, dass die Klausel vor Gericht<br />
keinen Bestand hat und zwangsweise<br />
neu definiert werden muss. Der Bundesgerichtshof<br />
hat entschieden, dass Vertragsstrafen<br />
nach § 307 Abs. 1 BGB unwirksam<br />
werden, wenn sie auf den ersten Blick nicht<br />
im Verhältnis zu dem sanktionierten Verstoß<br />
stehen. Sie darf aber abschreckend sein.<br />
Gerichte haben Vertragsstrafen in Höhe von<br />
0,2 Prozent der Auftragssumme pro Arbeitstag<br />
des Verzugs und fünf Prozent der Auftragssumme<br />
für wirksam erklärt. Bei einer<br />
Pauschalsumme ist zu berücksichtigen, dass<br />
sie noch für den typischerweise geringsten<br />
Vertragsverstoß angemessen sein muss. Der<br />
BGH winkte beispielsweise eine Vertragsstrafe<br />
in Höhe von 25.000 Euro zur Durchsetzung<br />
einer wettbewerbsrechtlichen<br />
Unterlassungserklärung durch. Bei einem<br />
Verstoß gegen das Veröffentlichungsverbot<br />
kommt im Regelfall ein Betrag zwischen<br />
40.000 und 100.000 Euro in Betracht. Bei<br />
Technologie-Verrat oder Patentverstößen<br />
können die erlaubten Vertragsstrafen dagegen<br />
in die Millionen gehen.<br />
Der Nachteil vom Vorbehalt<br />
Eine Vertragsstrafe enthebt den Lieferanten<br />
nicht von gesetzlich definierten Ansprüchen,<br />
muss aber darauf angerechnet werden.<br />
Entsteht beispielsweise durch einen<br />
geplatzten Liefertermin ein Schaden von<br />
10.000 Euro, bei einer vereinbarten Pönale<br />
von 8000 Euro, so wird diese sofort fällig.<br />
Über den Rest müssen sich die Vertragspartner<br />
gütlich oder vor Gericht einigen. Eine<br />
Ausnahme von dieser Regel: falls die Vertragsstrafe<br />
explizit weitere Schadensersatzansprüche<br />
ausschließt. Wichtig ist, bei Vertragsabschluss<br />
das Kind auch beim Namen<br />
zu nennen: „Konventionalstrafe“ beziehungsweise<br />
„Vertragsstrafe“. Alternative<br />
Bezeichnungen wie „Verzugsaufwand“ klingen<br />
vor Gericht nicht eindeutig und geben<br />
wortwörtlich wiederum Anlass zur Klage.<br />
Unter Umständen kann der Einkäufer seinen<br />
Anspruch auf Schadensersatz verlieren. § 341<br />
BGB ist eindeutig: „Nimmt der Gläubiger die<br />
Erfüllung an, so kann er die Strafe nur verlangen,<br />
wenn er sich das Recht dazu bei der<br />
Annahme vorbehält.“ Wird die Lieferung also<br />
ohne Vorbehalt akzeptiert und später reduziert<br />
bezahlt, kann der Lieferant erfolgreich<br />
dagegen vorgehen. Deshalb sollte in den AGB<br />
sinngemäß stehen: „Die Verzugsstrafe wird<br />
fällig, ohne dass es eines Vorbehalts bei der<br />
Annahme der Vertragsleistung bedarf“.<br />
Wenn Strafe zur Pflicht wird<br />
Bei der <strong>Beschaffung</strong> von Investitions- und<br />
Anlagegütern kommen regelmäßig Vertragsstrafen<br />
zum Einsatz. Sie sind aber auch für<br />
C-Teile sinnvoll: Steht die Produktion wegen<br />
einer fehlenden Schraube still, kann der Schaden<br />
über den Vergleichswert einer Anlage<br />
hinausgehen. Der Einkäufer kann die Vertragsstrafe<br />
aber auch strategisch einsetzen –<br />
als Druckmittel und „Erziehungsinstrument“<br />
bei unpünktlichen oder fehleraffinen Lieferanten.<br />
Schon ein Gesprächstermin über eine<br />
zukünftige Vertragsstrafe signalisiert dem<br />
Lieferanten, dass Geduld und Toleranz jetzt<br />
ein Ende haben. Aber auch ohne Drohkulisse<br />
gibt es weitere Argumente für die Einsetzung<br />
von Konventionalstrafen: Jeder Einkäufer ist<br />
seinem Unternehmen gegenüber verpflichtet,<br />
für zuverlässige und einwandfreie Lieferungen<br />
zu sorgen. § 347 Handelsgesetzbuch<br />
verlangt von ihm darüber hinaus kaufmännisch<br />
sorgfältiges Arbeiten. Dazu gehören<br />
auch Sanktionsmöglichkeiten – schließlich<br />
hat ein pünktlicher Lieferant nichts zu fürchten.<br />
Und nicht zuletzt: Ein Lieferant, der sich<br />
grundsätzlich gegen eine Vertragsstrafe<br />
wehrt, hat offensichtlich Zweifel an seiner<br />
eigenen Leistungsfähigkeit. Und die sollte<br />
dann auch der Einkäufer haben.<br />
Der Autor<br />
Michael Grupp, freier Journalist in Stuttgart<br />
4.– 6. NOVEMBER 2020<br />
BAD SALZUFLEN<br />
www.fmb-messe.de<br />
Code: 9507<br />
einlösen und<br />
kostenloses<br />
Ticket sichern!<br />
ZULIEFERMESSE<br />
FÜR MASCHINENBAU,<br />
AUTOMATISIERUNG<br />
UND PRODUKTION<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 27
Praxis Lieferantenmanagement<br />
Nachhaltige Lieferantenbeziehungen als<br />
Erfolgsfaktor in Zeiten des Umbruchs<br />
Handelskonflikte, Pandemien und Rezessionen sowie Kostendruck, Digitalisierung und Fachkräftemangel – viele interne<br />
und externe Faktoren führen zu großer Unsicherheit im Einkauf, die sich nur mit zuverlässigen und nachhaltigen<br />
Lieferanten beziehungen ausgleichen lässt. Lesen Sie, wie es gelingt, eine erfolgreiche und nachhaltige Partnerschaft mit<br />
einem Lieferanten aufzubauen.<br />
Lieferanten im Preis drücken, sie Jahr für Jahr ausquetschen, war<br />
die Maxime des Einkaufs der alten Schule. Heute erkennen mehr<br />
und mehr Unternehmen, dass sie Lieferanten nicht dauerhaft<br />
ausbeuten können.<br />
Hierfür braucht es eine Veränderung der eigenen Kultur und Wertvorstellungen<br />
im Einkauf. Wichtig ist, dass die eigene Unternehmenskultur<br />
eine partnerschaftliche Zusammenarbeit in wirtschaftlich guten<br />
und schlechten Zeiten ermöglicht. Dies bedeutet Vertrauen, Offenheit,<br />
Kommunikation, partnerschaftliches Denken und das Interesse<br />
daran, gemeinsam mit dem Lieferanten zu wachsen.<br />
Um langfristig und damit nachhaltig zuverlässige Beziehungen zu<br />
den Lieferanten aufbauen zu können, ist es allerdings zunächst entscheidend,<br />
die richtigen strategischen Lieferanten zu identifizieren.<br />
Bei der Auswahl muss hinterfragt werden, welche Lieferanten nicht<br />
nur die besten technischen Lösungen oder kostengünstigsten Produkte<br />
bieten, sondern auch, welche Lieferanten dabei behilflich sein können,<br />
die eigene Organisation dauerhaft weiterzuentwickeln.<br />
Strukturierte Lieferantenbasis schaffen<br />
Das Ergebnis einer solchen Lieferantenanalyse ist eine strukturierte<br />
Lieferantenbasis. Diese erlaubt einerseits einen guten Überblick über<br />
das Lieferantenportfolio, zum anderen Transparenz in Hinblick auf<br />
Kosten und drittens die Möglichkeit vergleichender Lieferantenbewertungen.<br />
Eine enge Zusammenarbeit mit den Lieferanten ist überhaupt<br />
nur mit einer strukturierten Lieferantenbasis möglich, da ansonsten<br />
die Anzahl der Lieferantenbeziehungen zu groß wird, und<br />
eine zielgerichtete Beziehungspflege nicht mehr möglich ist.<br />
Anhand des folgenden Beispiels aus der Gesundheitsbranche wird<br />
eine partnerschaftliche Lieferantenbeziehung beschrieben:<br />
Das Unternehmen A hatte diverse IT-Geräte im Umlauf, sodass letztlich<br />
15 verschiedene Varianten unterschiedlicher Hersteller und Konfigurationen<br />
nebeneinander existierten. Dieses Problem wurde gemeinsam<br />
mit einem langfristigen Lieferanten angegangen: Eine Ana-<br />
Der Autor<br />
Lukas M. Neunteufel-Steyer<br />
... arbeitet seit mehr als zehn Jahren im<br />
strategischen Einkauf und ist Mitglied des<br />
Culture BEYOND ThinkTanks mit Fokus auf die<br />
Entwicklung einer globalen und nachhaltigen<br />
Managementkultur.<br />
28 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
MANAGEMENT<br />
Bild: Love the wind/stock.adobe.com<br />
Sich auf seine<br />
Partner verlassen<br />
können hilft dabei,<br />
auch schwierige<br />
Situationen zu<br />
bewältigen.<br />
• Werte: Idealerweise passen auch die Unternehmenskulturen zusammen.<br />
Gute und nachhaltige Beziehungen zu Lieferanten werden aufgrund<br />
der steigenden wirtschaftlichen Unsicherheit in der Zukunft noch entscheidender<br />
sein als bisher. Um solche Beziehungen aufzubauen,<br />
benötigt man den Willen und die passenden Persönlichkeiten im Einkaufsteam,<br />
die interessiert daran sind, solide Partnerschaften mit<br />
Lieferanten auf- und auszubauen. Die Basis für erfolgreiche Lieferantenbeziehungen<br />
sind gegenseitige Wertschätzung und Respekt. Dies<br />
bedeutet ein kulturelles Umdenken im Einkauf.<br />
Im Idealfall entsteht aus so einer Zusammenarbeit neues gemeinsames<br />
Wissen, das für beide Seiten nützlich ist. Lieferanten sollten frühzeitig<br />
in strategische Projekte eingebunden werden, um die Herausforderungen<br />
in der Zukunft zu meistern.<br />
Kurzum: Es ist entscheidend, den Lieferanten als Partner anzusehen.<br />
Der Autor<br />
lyse der realen Anforderungen und ein Abgleich mit den Eigenschaften<br />
der Geräte zeigte, dass es möglich ist, die Anzahl der auswählbaren<br />
Geräte auf einen Hersteller zu reduzieren. Das Ergebnis war eine<br />
erhöhte Transparenz in dieser Warengruppe und zusätzlich noch erhebliche<br />
Kosteneinsparungen. Der Lieferant konnte sich im Gegenzug<br />
als Partner beweisen und wird auch zukünftig bevorzugt von diesem<br />
Kunden beauftragt werden. Insofern eine Win-Win Situation für beide<br />
Seiten.<br />
Wie es nicht laufen sollte, illustriert das folgende Beispiel aus der<br />
Auto mobilbranche: Die Preise für eine bestimmte Dienstleistung<br />
waren bereits verhandelt, das Unternehmen B bestellte wie besprochen.<br />
Bei Rechnungseingang versuchte das Unternehmen B, dann<br />
nochmals den Preis nach unten zu verhandeln, obwohl keine Mängel<br />
nachzuweisen waren. Dieses Verhalten ist besonders für kleinere Lieferanten<br />
sehr unangenehm, da sie wenig Macht haben, um sie gegen<br />
große Kunden zur Wehr zu setzen – zumal sie oft abhängig von diesen<br />
sind. Gleichzeitig hat dieses Verhalten auch für das Unternehmen B<br />
Nachteile, da ein solcher Lieferant zukünftig sicher keine proaktiven<br />
Vorschläge zur Verbesserung des Angebotes machen wird. Dieser Lieferant<br />
wird, wenn es ihm möglich ist, lieber mit anderen Kunden<br />
zusammenarbeiten . Eine partnerschaftliche, vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
ist hier nicht vorstellbar.<br />
Lukas Matthias Neunteufel-Steyer, Strategischer Einkäufer<br />
WENIGER KLEIDUNG KAUFEN.<br />
GUT FÜR UNSEREN PLANETEN,<br />
GUT FÜR IHR BUDGET.<br />
Was macht also eine gute und nachhaltige Lieferantenbeziehung aus?<br />
• Vertrauen: Beide Seiten müssen sich darauf verlassen können, dass<br />
die verhandelten Bedingungen eingehalten werden.<br />
• Anforderungen: Klare Kommunikation und Formulierung der<br />
Anforderungen an den Lieferanten.<br />
• Transparenz: Transparente Preisgestaltung des Lieferanten .<br />
• Reaktion : Kurze Reaktionszeiten auf beiden Seiten bei<br />
Unklarheiten oder Veränderungen .<br />
• Faktor Mensch: Die zwischenmenschliche Ebene: Kommunikation<br />
zwischen dem Ansprechpartner des Lieferanten und dem<br />
zuständigen Einkäufer auf Augenhöhe, regelmäßiger Austausch,<br />
Wertschätzung.<br />
• Austausch: Regelmäßige Treffen mit dem Lieferanten, auch<br />
Veranstaltungen für Lieferanten, wie z. B. Lieferantentage oder<br />
Preis für Lieferanten.<br />
Wir sind dabei!<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 29
MANAGEMENT<br />
Bild: everettovrk/stock.adobe.com<br />
30 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
MANAGEMENT<br />
Der Projekteinkauf unter der Lupe, Teil II<br />
One-night-stands: Beziehungen ohne Bindung<br />
In diesem zweiten Teil unserer Serie zum Projekteinkauf widmen sich die Autoren Prof. Roman Bartnik und Dr. Uwe<br />
Holtschneider verschiedenen kurzfristigen Geschäftstypen, nämlich dem Produkt- und Projektgeschäft. Hier tun sich<br />
vielfältige Koordinations- und Anreizprobleme auf, die mit einer richtigen, angepassten Strategie gemindert werden<br />
können.<br />
Haie, Flundern und Sardinen: <strong>Beschaffung</strong>sprojekte<br />
sind so vielfältig wie<br />
die Fische im Aquazoo – entsprechend<br />
müssen sich auch Projekteinkäufer auf<br />
verschiedene Herausforderungen einstellen.<br />
Wie bei Fischen, helfen auch bei <strong>Beschaffung</strong>sprojekten<br />
Kategorisierungen: Welche<br />
Gegebenheiten machen einen Unterschied<br />
für die Lösung von Koordinations- und Anreizproblemen<br />
(siehe erster Teil der Serie in der<br />
letzten Ausgabe).<br />
Wir nutzen hierfür ein bewährtes Schema<br />
aus dem Industriegüter-Marketing (Backhaus<br />
und Voeth 2014). Erstens fragen wir, ob wir<br />
eine angepasste Leistung oder ein Massenprodukt<br />
kaufen. Zweitens fragen wir, ob wir<br />
uns durch den Kauf an den Lieferanten binden<br />
(siehe Abbildung nächste Doppelseite).<br />
Die Antworten auf beide Fragen bestimmen<br />
die strategische Ausrichtung der Beziehung<br />
zu Lieferanten und Kunden, unsere Wechselmöglichkeiten,<br />
Verhandlungsmacht, Fallen<br />
und Entwicklungsmöglichkeiten. Wir wollen<br />
dies an einigen Beispielen verdeutlichen.<br />
Im ersten Geschäftstyp, dem Produktgeschäft<br />
(unspezifisch, keine Bindung), kaufen<br />
wir ein Leistungsbündel, das nicht an uns an-<br />
Koordinations- und Anreizprobleme im Projekteinkauf, kurzfristige Geschäftstypen<br />
Geschäftstyp<br />
Problemfeld<br />
Zentrale Probleme<br />
Lösungsansatz<br />
Produktgeschäft<br />
Koordination<br />
Komplexe Komponentenstruktur<br />
erschwert Übersicht und Positionierung.<br />
Product Data Management Tools zur Reduktion der<br />
Komplexität.<br />
Komplexe Wechselwirkungen der Kosteneffekte<br />
von Entscheidungen sind kaum zu<br />
überschauen.<br />
Stabstelle zur Professionalisierung der Analysen<br />
& Kostenszenarien .<br />
Anreizsetzung<br />
Fokus der <strong>Beschaffung</strong> traditionell auf<br />
Standardisierung und Bündelung; technische<br />
Innovationen drohen vernachlässigt<br />
zu werden.<br />
Explizite Aufsetzung und Kommunikation von<br />
Standardisierungsprojekten: In welchen Materialbereichen<br />
sollen bis wann welche Standards erreicht<br />
werden?<br />
Roadmaps mit strategischen Partnern.<br />
Anreizsetzung zu strategischen Partnern durch Zielvorhaben:<br />
Lieferantenleistung und Auftragsanteile. Partnerschaften<br />
ohne Business-Effekt bleiben wirkungslos!<br />
Projektgeschäft<br />
Koordination<br />
Fehler und Erfahrungswerte werden nicht<br />
systematisch gesammelt und genutzt.<br />
Stabsstellen unterstützen, Fokus auf Nutzbarkeit<br />
durch verpflichtendes Feedback zu den Tools.<br />
Anreizsetzung<br />
Systematische Fehlersammlung soll<br />
„nebenbei“ erledigt werden; Erfolg wird in<br />
KPIs nicht berücksichtigt. Dadurch geringeres<br />
Interesse, Tools weiterzuentwickeln.<br />
Fehlersammlung mit Aktionen verbindlich vorgeschrieben,<br />
Stabsstelle überwacht, Top-Management<br />
prüft Einhaltung und honoriert gute Ergebnisse.<br />
Durchsicht der „Lessons Learned“ aus Vorprojekten, bei<br />
Neuprojekten vorschreiben.<br />
Da Beteiligte selbst Probleme erheben<br />
sollen, wenig Interesse an „Nestbeschmutzung“.<br />
Probleme werden nicht benannt.<br />
Externe, unabhängige Evaluation im und nach dem<br />
Projekt.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 31
MANAGEMENT<br />
gepasst wurde – denken wir an Druckpapier<br />
oder Standard-Software. Für Nachkäufe sind<br />
wir nicht an den Lieferanten gebunden.<br />
Im Projektgeschäft (spezifisch, keine Bindung),<br />
ist das Leistungsbündel an unsere Bedürfnisse<br />
angepasst, aber der Einzelkauf bindet<br />
uns nicht für zukünftige Transaktionen.<br />
Denken wir an den Bau einer neuen Niederlassung,<br />
an ein Beratungsprojekt oder an die<br />
externe Anmietung für eine Betriebsfeier.<br />
Im Systemgeschäft (unspezifisch, gebunden)<br />
kaufen wir ein Produkt „von der Stange“, in<br />
Wissenschaftliche Serie:<br />
„Der Projekteinkauf unter der<br />
Lupe“<br />
Die Serie setzt sich aus folgenden Teilen<br />
zusammen:<br />
• Teil 1: Der Projekteinkauf als Schnittstelle –<br />
09/2020<br />
• Teil 2: One-night-stands: Beziehungen ohne<br />
Bindung – 10/2020<br />
• Teil 3: Drum prüfe, wer sich bindet...: Beziehungen<br />
mit Langzeitbindung – 11/2020<br />
diesem Fall binden wir uns aber durch den<br />
Kauf für die Zukunft: Beispiele sind die Entscheidung<br />
für ein Automatisierungssystem<br />
oder der Erwerb von ERP-Lizenzen (da spätere<br />
Erweiterungen kompatibel sein müssen).<br />
Im Integrationsgeschäft (spezifisch, gebunden)<br />
kaufen wir eine angepasste Leistung<br />
und binden uns für die Zukunft an den Lieferanten.<br />
Dieser Geschäftstyp ist typisch für <strong>Beschaffung</strong><br />
in der Automobilindustrie: Für VW<br />
validierte Spezialstecker oder Aluminium-<br />
Gehäuse für Energieverteiler können im<br />
Nachgang durch die enge Integration nicht<br />
ausgetauscht werden. Auch sind die Erstinvestitionen<br />
für Validierung und Werkzeuge<br />
hier oft sehr hoch.<br />
Strategieempfehlungen nach Typen<br />
Welche Empfehlungen können wir nun aus<br />
diesen Unterscheidungen für Strategien im<br />
Projekteinkauf ableiten? Spezifität und Bindung<br />
verändern die interne wie externe Verhandlungsposition<br />
für Koordination und Anreizsetzung:<br />
Allgemein führt höhere Spezifität<br />
der Leistung zu höheren Erträgen, erschwert<br />
aber Benchmarking und Lieferantenwechsel.<br />
Das Risiko steigt. Höhere Bindung<br />
steigert ebenso das Risiko der Entscheidung,<br />
Fokus auf Bindung & Spezifität – vier Geschäftstypen<br />
(angepasst für den <strong>Beschaffung</strong>sbereich,<br />
basierend auf Backhaus & Voeth 2014).<br />
da schwer überschaubare Folgeinvestitionen<br />
einkalkuliert werden müssen. Für eine seriöse<br />
Abschätzung muss der Projekteinkauf vielfältige<br />
Inputs aus den Abteilungen strukturiert<br />
einholen und analysieren.<br />
Da beide Aspekte zusammenhängen, resultieren<br />
aus den vier Typen unterschiedliche<br />
Empfehlungen für Koordination wie Anreizsetzung<br />
im Projekteinkauf. In diesem Teil<br />
schauen wir uns die Typen des Produkt- und<br />
Projektgeschäfts genauer an, das Integrations-<br />
und Systemgeschäft folgt in der nächsten<br />
Ausgabe.<br />
Das Projektgeschäft<br />
Im Projektgeschäft (spezifisch, keine Bindung) ist die<br />
Koordination von Lessons Learned, also Erfahrungswerten<br />
aus Vorprojekten, zentral. Da <strong>Beschaffung</strong>sobjekte im<br />
Projektgeschäft naturgemäß einmalig und speziell sind,<br />
droht der Organisation sonst, dieselben Fehler immer<br />
wieder zu begehen. Tools, die hier wichtig sind, umfassen<br />
erstens die zentrale Sammlung von Lessons Learned: Was<br />
für Risiken im <strong>Beschaffung</strong>sprojekt wurden bei ähnlichen<br />
Projekten in der Vergangenheit übersehen? Welche Absicherungsmöglichkeiten<br />
gibt es, und wie haben sie sich<br />
bewährt? Oft scheitert dies an zwei einfachen organisatorischen<br />
Fehlern.<br />
Erstens wird keine Verantwortlichkeit seriös zugeordnet.<br />
Mit seriös meinen wir hierbei: mit ausreichendem Zeitbudget.<br />
Wenn komplexe Auswertungen von Lessons<br />
Learned als „on-top“-Aufgabe beschäftigten Leistungsträgern<br />
zugeordnet werden, ist das nicht seriös.<br />
Zweitens muss die Pflege und Nutzung von Lessons<br />
Learned Chefsache sein. Zu einer so wichtigen Tätigkeit<br />
gehören auch Ressourcen (Zeit, Standards, messbare Umsetzungsziele...).<br />
Es ist naiv, so zu planen, als ob komplexe<br />
Zusatzaufgaben und Selbstkritik ohne Struktur und Druck<br />
umsetzbar sind. Lessons Learned zu sammeln, ist aufwendig,<br />
sie umzusetzen braucht klare Verantwortlichkeiten,<br />
externe Kontrolle und KPIs auf VP-Ebene. Fehler haben<br />
schließlich in der Regel gute Gründe:<br />
• Die FMEA wurde nicht durchgeführt, weil dafür <strong>aktuell</strong><br />
drei Manntage erforderlich sind, und dafür kein Personal<br />
zur Verfügung stand.<br />
• Die technischen Anforderungen wurden übersehen,<br />
weil die 200-seitige Spezifikation als PDF verteilt und<br />
von 15 Mann ausgewertet werden musste.<br />
• Die BOM hatte Fehler, weil die Excel-Datei mit der dritten<br />
Änderungsschleife nicht per E-mail weitergeleitet<br />
wurde, da der Mitarbeiter im Urlaub war.<br />
In all diesen Beispielen müssen Prozesse grundlegend<br />
und mit Anfangsinvestitionen geändert werden, bevor<br />
sich etwas verbessern wird. Ohne Priorisierung, Nachverfolgung<br />
und Budget sind Lessons-Learned-Initiativen reine<br />
Augenwischerei. Wenn man es Sachbearbeitern überlässt,<br />
das Verhalten von Abteilungsleitern zu ändern,<br />
plant man naiv.<br />
32 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
MANAGEMENT<br />
Das Produktgeschäft<br />
Für <strong>Beschaffung</strong>sobjekte im Produktgeschäft denken Einkäufer<br />
traditionell vor allem an kommerzielle Bündelung.<br />
Gerade in der Frühphase besteht aber auch die Möglichkeit,<br />
durch Technologiesprünge die Kosten radikal zu senken.<br />
Das ist für die <strong>Beschaffung</strong> oft kontraintuitiv, da starke<br />
Anreize bestehen, Standardprodukte zu nutzen: Bündelung<br />
hilft, Einkaufsziele zu erfüllen.<br />
Für Projekteinkäufer ist dies ein Balanceakt: Einerseits<br />
müssen sie die Fahne der Vereinfachung hochhalten, um<br />
Anspruchsinflation und Goldplating zu verhindern. Oft<br />
reicht ein Standardprodukt vollkommen aus. Andererseits<br />
hat die <strong>Beschaffung</strong> durch Kontakt mit den Lieferanten<br />
die Möglichkeit, technische Innovationen frühzeitig zu erkennen<br />
und in die Organisation zu tragen. Gerade im Produktgeschäft<br />
mit seinen standardisierten Komponenten<br />
können Weiterentwicklungen einen großen Hebel darstellen:<br />
sowohl für Sprünge in den Gesamtkosten als<br />
auch im Kundennutzen. Vor diesem Hintergrund muss<br />
der Projekteinkauf für <strong>Beschaffung</strong>sobjekte im Produktgeschäft<br />
zwei widersprüchliche Ziele verfolgen: Einerseits<br />
die Standardisierung der <strong>Beschaffung</strong>sobjekte. Gerade in<br />
der Frühphase wird sonst schnell allein technisch argumentiert<br />
und Standardisierungspotenzial verschenkt.<br />
Andererseits müssen auch aus der <strong>Beschaffung</strong>sfunktion<br />
heraus eine Reihe expliziter Innovationsprojekte zur Weiterentwicklung<br />
technischer Standards aufgesetzt werden.<br />
Ohne solche projektübergreifenden Initiativen kann<br />
die Kostenposition nicht verbessert werden.<br />
Wie können Tools genutzt werden, um diese Probleme zu<br />
bewältigen? Erstens sollte eine Stabsstelle für Kosten -<br />
simulationen eingerichtet werden, in der Berechnungs -<br />
instrumente weiterentwickelt und Daten speziell zum Berechnung<br />
der Total Cost of Ownership (TCO) zur Verfügung<br />
gestellt werden. Welche Kosteneffekte durch Nutzung<br />
standardisierter Komponenten entstehen, muss die<br />
Projekteinkäuferin toolbasiert schnell überschlagen können.<br />
Für eine seriöse Rechnung braucht dies mindestens<br />
Input aus Fertigung und Logistik. Das Format solcher<br />
komplexer Überschlagsrechnungen wird immer noch zu<br />
oft den Projekteinkäufern selbst überlassen, die aber<br />
meist weder die Zeit, noch die Daten, noch das Skillset haben,<br />
komplexe Simulationen selbst aufzubauen und weiterzuentwickeln.<br />
Hier muss eine Stabstelle ran, die Mindeststandards<br />
abspricht und konstant weiterentwickelt.<br />
Schon mit Excel lassen sich Dialoge für Szenarien bauen.<br />
Wichtig ist, dass hier überhaupt angefangen wird. Wie<br />
solche Tools genutzt werden, und was man verbessern<br />
kann, sollte mindestens alle sechs Monate durch verbindliche<br />
anonyme Nutzerumfragen überprüft, und an die VP-<br />
Ebene berichtet werden. Ziele für die Nutzerzufriedenheit<br />
müssen explizit definiert und mit Zieldaten zugesagt<br />
werden. Auch hier verselbstständigen sich sonst oft die<br />
Bereiche: Die <strong>Beschaffung</strong> hört auf, die Tools zu nutzen,<br />
und alle schimpfen auf die IT. Einfache Feedback-Schleifen<br />
und klare Verantwortlichkeiten verhindern ein solches<br />
Verrotten von zentralen Tools und Datensätzen.<br />
Wie sollen Projekteinkäufer mit den Zieldifferenzen umgehen?<br />
Die Streckung auf unterschiedliche Zeithorizonte<br />
entzerrt diesen Konflikt. Kurzfristig steht im Produktgeschäft<br />
die Standardisierung im Vordergrund. Mittelfristig<br />
werden Ausnahmen zur Komponenteninnovation definiert.<br />
Neben dem Serieneinkauf müssen auch Projekteinkäufer<br />
und Entwickler die Roadmap für solche Weiterentwicklungen<br />
kennen und in ihre Erstellung eingebunden<br />
werden. Projektpläne mit Schlüssellieferanten für solche<br />
Maßnahmen sind dabei Pflicht, dies sollte nicht nebenbei<br />
erfolgen, sondern geplant und nachverfolgt werden.<br />
Für effektive Koordination und Anreizsetzung müssen die<br />
jeweiligen Pläne und Berechnungen sowie der Status der<br />
versprochenen Leistungspakete für alle Beteiligten transparent<br />
und einfach zugänglich sein. Ohne transparente<br />
Status-Dashboards bleibt „Management“ in Absichtsbekundungen<br />
stecken. Commitments müssen überprüfbar<br />
und Probleme möglichst früh erkannt werden.<br />
Die Autoren<br />
Die Quellen<br />
Prof. Dr. Roman Bartnik lehrt und forscht an der Technischen<br />
Hochschule Köln zu den Themengebieten Supply Chain Management,<br />
Project Management und Lean Management.<br />
Dr. Uwe Holtschneider ist Dozent für Lieferanten management an der<br />
Cologne Business School und leitet den Bereich Supply Management/<br />
Methods and Tools bei Yazaki Europe Ltd.<br />
Backhaus, Klaus; Voeth, Markus (2014): Industriegütermarketing.<br />
Grundlagen des business-to-business-marketings. 10., überarbeitete<br />
Auflage. Munich, Germany: Verlag Franz Vahlen (Vahlens<br />
Handbücher).<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 33
ZULIEFERUNG<br />
Digitale On-Board-Elektroniken für die Hydraulik<br />
Über allem steht Produktivität<br />
Die neue digitale On-Board-Elektronik von Bosch Rexroth kommt ohne Feldbus aus. Die ersten mit ihr ausgerüsteten Komponenten<br />
sind Proportional-Druckregelventile. So können die analogen Hydraulikventile beispielsweise via Smartphone und<br />
mittels Bluetooth wirtschaftlich parametriert und ausgelesen werden, um die Produktivität zu steigern.<br />
Mit der neu entwickelten Generation digitaler On-Board-<br />
Elektroniken für die Hydraulik zielt Bosch Rexroth auf eine<br />
wirtschaftliche Skalierungsmöglichkeit zwischen analogen<br />
Komponenten und solchen mit Feldbus-/Ethernet-Anschluss.<br />
Ohne zusätzlichen Verkabelungsaufwand werden wirtschaftliche Vorteile<br />
der Digitalisierung nutzbar. Die neue Generation stellt die offenen<br />
Schnittstellen Bluetooth sowie IO-Link bereit. In Verbindung mit<br />
einer entsprechenden App können InbetriebnehmerInnen oder<br />
ServicetechnikerInnen mit ihrem Smartphone – direkt und<br />
unabhängig von der Maschinensteuerung – auf Komponenten wie<br />
Proportional-Druckregelventile zugreifen und Parameter verändern.<br />
Robuste Hydraulik plus digitale Vorteile<br />
Zur Robustheit des Gesamtsystems aus mechanischen und elektronischen<br />
Komponenten erklärt Dr. Mark C. Krieg, Leitung Entwicklung<br />
Business Unit Industrial Hydraulics bei Bosch Rexroth: „Zwischen der<br />
Hydro-Mechanik und der Elektronik sehen wir eine Schnittstelle<br />
vor, sodass Elektroniken nach Abkündigung separat getauscht werden<br />
können. Auch sind entsprechende Softwareupdates möglich, was<br />
einen starken Vorteil der digitalen On-Board-Elektronik darstellt.<br />
Generell steht die Hydraulik für Robustheit und Langlebigkeit.<br />
Diese Robustheit wollen wir behalten und sie mit der Regelbarkeit<br />
sowie der Intelligenz der Elektronik und Software kombinieren.“<br />
Wirtschaftlicher Nutzen digitaler On-Board-Elektronik<br />
Bei der Erstinbetriebnahme sollen sich die Komponenten laut Hersteller<br />
über ihr digitales Namensschild selbst identifizieren. Nach wenigen<br />
Augenblicken sollen Techniker in der Lage sein, über Smartphones<br />
die Parametrierung zu starten: Eine LED leuchtet während der Verbindung<br />
blau und zeigt InbetriebnehmerInnen eindeutig an, mit welchem<br />
Proportional-Druckreduzierventil eine Verbindung besteht.<br />
InbetriebnehmerInnen können von Bosch Rexroth vordefinierte Parametersätze<br />
auswählen oder sie selbst definieren. Diese können sie<br />
speichern und auf baugleiche Ventile übertragen. Der neue, zum<br />
Patent angemeldete Schieberegler in der App soll die Optimierung<br />
weiter vereinfachen. Beim Verschieben des Reglers zwischen den Ausprägungen<br />
„moderat“ und „aggressiv“ passt die Software der App alle<br />
entsprechenden Parameter automatisch der gewählten Dynamik an.<br />
Für EndanwenderInnen soll die digitale On-Board-Elektronik die Flexibilität<br />
für Prozessänderungen erheblich erhöhen. Wird an einer Presse<br />
für eine Produktionsumstellung beispielsweise ein doppelt so schweres<br />
Werkzeug wie bisher eingesetzt, muss bei bisherigen Maschinen<br />
Bild: Bosch Rexroth<br />
Die Proportional-Druckregelventile<br />
von Bosch Rexroth sind mit digitaler<br />
On-Board-Elektronik ausgerüstet.<br />
34 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
„Generell steht die Hydraulik für Robustheit<br />
und Langlebigkeit. Diese Robustheit wollen<br />
wir behalten und sie mit der Regelbarkeit<br />
sowie der Intelligenz der Elektronik und<br />
Software kombinieren.“<br />
Mark C. Krieg<br />
Vielseitig.<br />
Verlässlich.<br />
Verfügbar.<br />
Bild: Bosch Rexroth<br />
Dr. Mark C. Krieg, Leiter Entwicklung der Business<br />
Unit Industrial Hydraulics bei Bosch Rexroth<br />
oft ein anderes Ventil eingesetzt werden. Bei der neuen Generation<br />
soll ein Aufrufen der App reichen, um Parameter entsprechend<br />
anzupassen. Damit spart der Endanwender die Kosten für einen<br />
Umbau und den damit verbundenen Maschinenstillstand. Zusätzlich<br />
können Endanwender Condition Monitoring ohne Zusatzaufwand<br />
nutzen, um die Lebensdauer von Komponenten zu verlängern und die<br />
Verfügbarkeit zu steigern.<br />
Auf Wunsch auch automatisierte und vorkonfigurierte <strong>Beschaffung</strong><br />
Der Aspekt, der über allen anderen stehe, sei die Produktivität, erläutert<br />
Krieg: „Produktivitätssteigerungen sind in verschiedenen Teilen<br />
des Produktlebenszyklus möglich und beginnen bei der Maschinenauslegung/-konstruktion.<br />
Hier unterstützen wir unsere Kunden bei<br />
der Auswahl und Konfiguration unserer Produkte. Aktuell arbeiten wir<br />
daran, statische wie auch dynamische Modelle unserer Produkte zur<br />
Verfügung zu stellen, die sich nahtlos in gängige Softwaretools und<br />
Engineeringsuiten integrieren lassen.“<br />
Ziel sei es, den viel diskutierten digitalen Zwilling von Komponenten<br />
als auch Systemen abbilden zu können. Mit diesem digitalen Zwilling<br />
würden sich dann – je nach Detaillierungsgrad – vielfältige weitere<br />
Mehrwerte entlang des Lebenszyklus eröffnen, beispielsweise die virtuelle<br />
Inbetriebnahme. „Ist das Produkt im virtuellen Raum konfiguriert<br />
und in Betrieb genommen, steht dem Plug-and-produce in der<br />
Realität nichts mehr im Wege“, erklärt Krieg.<br />
Mit der erfolgreichen Inbetriebnahme erfolge der Übergang vom<br />
OEM, das heißt vom Maschinen- und Anlagenbauer zum Maschinenbetreiber,<br />
also dem Endkunden. Beim Endkunden stehe die effiziente<br />
Nutzung der Maschine in der Produktion im Fokus. Auch hierfür könne<br />
man laut Krieg Mehrwerte anbieten: So sei es mit den beschriebenen<br />
digitalen On-Board-Elektroniken möglich, auf Störgrößen besser<br />
zu reagieren oder bei Material- und Formwechsel andere Regelparameter,<br />
die mithilfe des digitalen Zwillings definiert und erprobt wurden,<br />
auf die Maschine zu übertragen. Unproduktive Nebenzeiten würden<br />
so reduziert.<br />
Auch seien die digitale Zustandsüberwachung und die vorausschauende<br />
Wartung wichtige Mehrwerte für Endkunden, um unerwartete<br />
Stillstandzeiten zu vermeiden. Sei ein Ersatzteil notwendig, könne dieses<br />
rechtzeitig, unkompliziert und, wenn gewünscht, automatisiert<br />
und vorkonfiguriert beschafft werden.<br />
NEU: Spindelhubgetriebe<br />
der C-Serie mit<br />
50 bis 500 kN Hubkraft<br />
Spindelhubgetriebe<br />
Kugelgewindetriebe<br />
Trapezgewindetriebe<br />
Die NEFF Klassiker der<br />
C-Serie überzeugen:<br />
• Höhere Leistung<br />
• Längere Einschaltdauer<br />
• Überlegen in rauer Umgebung<br />
• Lebensdauerschmierung<br />
Überzeugen Sie sich selbst!<br />
NEFF Gewindetriebe GmbH<br />
Karl-Benz-Str. 24<br />
71093 Weil im Schönbuch<br />
www.neff-gewindetriebe.de<br />
Der Autor<br />
Nico Schröder, Korrespondent <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>, Augsburg<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 35
ZULIEFERUNG<br />
Hochleistungskeramik<br />
Allroundtalent ohne Slip-Stick-Effekt<br />
Gewindespindeln aus Hochleistungskeramik Zirkonoxid bieten gegenüber herkömmlichen Spindeln aus Stahl oder Kugelumlaufspindeln<br />
zahlreiche Vorteile, die in der Anwendung entscheidend sein können. Die von Maxon speziell geschliffenen<br />
Keramikoberflächen eignen sich dabei sehr gut für gleitende Bewegungen.<br />
Bild: Maxon<br />
Stefan Zilm, Head of Business<br />
Development PIM, zeigt die<br />
größte von Maxon gebaute<br />
Standardkeramikspindel.<br />
Stefan Zilm hält Maxons größte Keramikspindel<br />
mit einer Länge von circa<br />
23 cm und einem Durchmesser von<br />
1 cm in Händen und begutachtet das Bauteil<br />
mit Kennerblick. Dann dreht er an der kundenspezifischen<br />
Mutter, die daran befestigt<br />
ist. „Die spezifischen und strengen Anforderungen<br />
der Medizintechnik forderten Maxon<br />
schon immer zu Höchstleistungen und Kreativität<br />
heraus“, sagt Zilm, Leiter Geschäftsentwicklung<br />
und Quality-Engineering PIM<br />
(Powder Injection Moulding) mit Sitz im südbadischen<br />
Sexau, dem deutschen Entwicklungs-<br />
und Produktionsstandort des Schweizer<br />
Antriebstechnikspezialisten Maxon<br />
Motor AG.<br />
Der Impuls dafür reicht ins Jahr 2005 zurück.<br />
„Vor 15 Jahren benötigte man ein Bauteil mit<br />
Gewinde, das biokompatibel ist und eine<br />
höhere Härte als Stahl aufweist. Es musste<br />
verschleißfest sein und durfte keine Verzögerung<br />
bei der Bewegung verursachen“, erklärt<br />
der Pulverspritzgussexperte die Anforderungen.<br />
Schnell fand man in technischer Keramik,<br />
genauer gesagt in Zirkonoxid (ZrO 2,<br />
) das<br />
optimale Material und konstruierte die erste<br />
keramische Spindel.<br />
Viele Vorteile gegenüber Stahl<br />
Gewindespindeln aus der Hochleistungskeramik<br />
Zirkonoxid bieten gegenüber herkömm -<br />
lichen Spindeln aus Stahl oder Kugelumlauf -<br />
spindeln zahlreiche Vorteile, die in der Anwendung<br />
entscheidend sein können. „Abgesehen<br />
davon, dass Stahl die preisgünstigere<br />
Wahl ist, überzeugt Keramik in fast allen<br />
Kompetent auch in Keramik<br />
Maxon<br />
Maxon entwickelt und baut präzise und innovative<br />
Antriebssysteme vom Motor über das<br />
Getriebe bis zum Encoder. Alle wichtigen Komponenten<br />
werden selbst produziert, was<br />
höchstmögliche Flexibilität garantiert. Deshalb<br />
verfügt das Unternehmen schon seit über<br />
20 Jahren über Erfahrung im Pulverspritzguss,<br />
arbeitet mit modernster CAD-Technik und der<br />
Möglichkeit der Finite-Elemente-Berechnung.<br />
Dank CIM (Ceramic Injection Moulding) ist<br />
Maxon in der Lage, äußerst komplexe Keramikbauteile<br />
herzustellen – mit hoher Präzision<br />
und Qualität.<br />
36 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
Bild: Maxon<br />
Maxons Keramikspindel<br />
ist vielseitig<br />
einsetzbar.<br />
IHR PRODUKTIONS-<br />
PROZESS LÄUFT<br />
anderen Bereichen“, versichert Stefan Zilm.<br />
Der extrem widerstandsfähige Keramikwerkstoff<br />
findet seine Anwendung hauptsächlich<br />
in den Bereichen, in denen herkömmliche<br />
Werkstoffe versagen.<br />
Besonders Eigenschaften wie hohe Verschleißfestigkeit,<br />
hervorragende Gleiteigenschaften,<br />
hohe mechanische Festigkeit, hohe<br />
Temperaturbeständigkeit, hervorragende Isolierfähigkeit,<br />
hohe korrosions- und chemische<br />
Beständigkeit, Biokompatibilität und ein<br />
geringes spezifisches Gewicht zeichnen Keramik<br />
aus. Im Vergleich zu Stahl ist Zirkonoxid<br />
fast nicht magnetisch und auch der Härtegrad<br />
liegt höher. Das Elastizitätsmodul und<br />
der Wärmeausdehnungskoeffizient sind<br />
dagegen bei beiden Werkstoffen sehr ähnlich.<br />
Spezielle Oberfläche ermöglicht schnelle<br />
und präzise Bewegungen<br />
Geschliffene Keramikoberflächen eignen sich<br />
grundsätzlich sehr gut für gleitende Bewegungen.<br />
Maxon hat darüber hinaus eine spezielle,<br />
cgs (ceramic glide surface) genannte<br />
Oberfläche für seine Keramikspindeln entwickelt.<br />
Dadurch arbeiten diese fast gänzlich<br />
ohne den sogenannten Slip-Stick-Effekt, vermeiden<br />
also das unerwünschte, ruckartige<br />
Gleiten von Festkörpern, die sich gegeneinander<br />
bewegen. Überdies ermöglicht die CGS-<br />
Oberfläche schnelle, präzise Bewegungen.<br />
Gewindespindeln eigenen sich für das Umsetzen<br />
rotatorischer Bewegungen in lineare<br />
Bewegungen. Die Drehung der Spindel erzeugt<br />
durch die Spindelsteigung einen exakt<br />
definierten linearen Hub. Aufgrund der<br />
hervor ragenden Gleiteigenschaften und der<br />
hohen Verschleissfestigkeit der Keramikspindel<br />
lassen sich Drehzahlen von bis zu 10.000<br />
Umdrehungen pro Minute realisieren. Die<br />
Lebensdauer der Keramikspindel liegt im Vergleich<br />
zur Stahlspindel um ein Vielfaches<br />
höher; Voraussetzung ist die Wahl der passenden<br />
Mutter, gegebenenfalls mit einer<br />
kundenspezifischen Beschichtung.<br />
Damit ist die Keramikspindel ein echtes<br />
Allround-Talent: sei es in der Medizintechnik,<br />
in der die Biokompatibilität und Verschleißfestigkeit<br />
eine große Rolle spielen, oder in der<br />
Messtechnik, in der eine hochpräzise Positionierung<br />
vorausgesetzt wird und die hervorragenden<br />
Gleiteigenschaften der technischen<br />
Keramik zum Tragen kommen. Die zahlreichen<br />
Vorteile des Werkstoffes beziehungsweise<br />
der Keramikspindel bieten viele Anwendungsmöglichkeiten.<br />
„Derzeit sind unsere Spindeln beispielsweise<br />
auch in der Automatisierungstechnik, Dosierungstechnik<br />
und der Robotik im Einsatz“,<br />
ergänzt Stefan Zilm. „Ein Magnetfeld wie beispielweise<br />
in einem Kernspintomographen<br />
würde von Keramikspindeln auch nicht beeinträchtigt,<br />
da sie elektrisch isolierend und<br />
nicht magnetisch sind.“<br />
Standardmäßig produziert Maxon Spindeln<br />
in schwarzer oder weißer Keramik mit metrischem<br />
Gewinde von M2 bis M10. Kundenspezifische<br />
Wünsche wie passende Muttern,<br />
Trapezgewinde oder jegliche Spezialgewinde<br />
können ebenso hergestellt werden. Stückzahlen<br />
von 1 bis 10.000 pro Jahr sind dank der<br />
hohen Flexibilität in der Produktion ohne<br />
weiteres möglich.<br />
Die Autorin<br />
Katrin Schmidt, Marketingreferentin bei der Maxon<br />
Motor GmbH<br />
Bild: Maxon<br />
C-Teile-Management mit intelligenten,<br />
kostensparenden Kanban-Lösungen von<br />
OTTO ROTH. Klassisch, elektronisch und<br />
funkgesteuert. Für maximale Versorgungssicherheit.<br />
Flexibel<br />
Wirtschaftlich<br />
Transparent<br />
Persönlich<br />
25 Jahre Kanban-Know-how<br />
www.ottoroth.de<br />
Standardmäßig produziert Maxon<br />
Spindeln in schwarzer oder weißer<br />
Keramik.<br />
Normteile – Zeichnungsteile – Rohrverbindungsteile<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 37
LOGISTIK<br />
Bahnlogistik<br />
Die Seidenstraße auf der Schiene<br />
Neben der See- und Luftfracht gibt es bei Transporten von China nach Deutschland auch die Möglichkeit ,<br />
Waren per Schiene zu transportieren. Dabei ist der Schienenweg schneller als die Seefracht und billiger<br />
als die Luftfracht.<br />
Die Schiene kann für Transporte aus und nach China eine gute Alternative sein. Die durchschnittliche<br />
Transportzeit beträgt nur zwei Wochen.<br />
Schon seit 2008 wird die Schiene für den Warenverkehr<br />
genutzt; seit 2013 bietet auch der<br />
Mittelständler Kopf & Lübben Bahntransporte<br />
an. „Damals war die Schiene noch sehr unbekannt,<br />
und auch heute hat nicht jede Firma<br />
von dieser Möglichkeit gehört“, sagt Anja<br />
Krüger, Managerin für See- und Bahnfracht<br />
bei Kopf & Lübben.<br />
Kopf & Lübben mietet einzelne Standard-<br />
Container auf den Zügen, bietet seinen Kunden<br />
auch die Möglichkeit an, Stückgut in<br />
Sammelcontainern zu versenden. Auch Container<br />
für hängende Ware, temperaturgeführte<br />
Container sowie „open-top“-Container<br />
sind möglich. Kopf & Lübben organisiert den<br />
Transport Tür zu Tür, das heißt, die Ware wird<br />
Bild: TTstudio/stock.adobe.com<br />
an den Bahnhöfen auf Lkws oder nationale<br />
Züge umgeladen und so zur entsprechenden<br />
Destination gebracht.<br />
Die Bahnfracht aus China ist dabei mit einer<br />
Lieferzeit von 15-17 Tagen schneller als die<br />
Seefracht, welche circa 36-40 Tage benötigt.<br />
„Vielen Unternehmen drohen Konventionalstrafen,<br />
wenn sie nicht rechtzeitig liefern. Bei<br />
Produktionsverzögerungen wie in diesem<br />
Jahr kann das eng werden. Zuvor blieb nichts<br />
anderes übrig, als die Ware per teurer Luftfracht<br />
zu verladen. Die Variante der Bahn ist<br />
im Vergleich die deutlich günstigere“, erklärt<br />
Krüger ein Anwendungsbeispiel.<br />
„Wegen der Krise hat die Bahnfracht einen<br />
weiteren Aufschwung erfahren“, sagt Krüger.<br />
Teilweise wurde der Platz knapp; deshalb ist<br />
es Krüger ganz wichtig, Einkäufer darauf hinzuweisen,<br />
dass der ausgesuchte Logistikpartner<br />
ein großes Angebot verschiedener Verbindungen<br />
anbietet, um Ausweichrouten in der<br />
Hinterhand zu haben. Krüger erklärt:<br />
„Manchmal lohnt es sich, in China zu einem<br />
weiter entfernten Bahnhof zu fahren, um frühere<br />
Abfahrtszeiten zu bekommen und die<br />
Transportzeit zu verkürzen.“<br />
Die Autorin<br />
Sanja Döttling, Redakteurin <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong><br />
Bahnfracht in China regional organisiert<br />
Das Unternehmen arbeitet in China, wo sie<br />
auch eigene Büros haben, mit einem Partner<br />
zusammen, um die Bahnfracht anzubieten.<br />
Die einzelnen Provinzen bzw. Bahnhöfe in<br />
China haben Anbieter, circa 25 an der Zahl,<br />
die Transporte organisieren. Sie sind staatlich<br />
gefördert, was dazu führt, dass die Preise von<br />
Provinz zu Provinz variieren können; allerdings<br />
bleiben die Preise durch die Subventionierung<br />
in Krisen stabil. Dabei ist die Bahnfracht<br />
größtenteils circa doppelt so teuer wie<br />
die Seefracht. Zu Nicht-Krisen-Zeiten liegt der<br />
Preis für die Luftfracht circa fünfmal über<br />
dem Preis für die Bahn.<br />
Sieben Fragen zur Bahnlogistik, die sich Einkäufer stellen sollen<br />
• Ist meine Ware geeignet für einen Transport<br />
per Bahn? Gefahrengüter und frische<br />
Lebensmittel sind ausgeschlossen.<br />
• Wann wird meine Ware beim Empfänger benötigt?<br />
• Habe ich einen Spediteur, der mit der<br />
Transportart vertraut ist und mich bezüglich<br />
der Strecken gut beraten kann?<br />
• Möchte ich meine Kapitalbindung durch frühere<br />
Liefertermine im Vergleich zur Seefracht<br />
verkürzen?<br />
• Möchte ich meinen Lagerbestand durch häufigere<br />
Importe senken?<br />
• Habe ich die Kosten für die gesamte Transportstrecke<br />
(Tür zu Tür) verglichen?<br />
• Möchte ich meinen Carbon Footprint verbessern?<br />
www.kopf-luebben.com<br />
Info<br />
38 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
LOGISTIK<br />
Lieferungen tracken<br />
Wie ortsbezogene Daten Transparenz<br />
in Lieferketten schaffen<br />
Die durch COVID-19 verursachte Disruption hat eine kritische Schwäche unserer Logistiknetzwerke offenbart: den<br />
Mangel an echter Transparenz. Die letzten Monate haben uns in aller Deutlichkeit vor Augen geführt, wie viele Verlader<br />
und Spediteure noch immer Schwierigkeiten haben, die Waren auf ihrem Weg vom Ursprungsort über das Lager<br />
bis zum Kunden zu tracken und nachzuverfolgen.<br />
Mangelnde Transparenz über Standorte und<br />
Transportwege ist immer problematisch. Zu<br />
einer großen Schwachstelle wird sie aber,<br />
wenn man plötzlich Waren aus neuen geografischen<br />
Gebieten beziehen, vom Luft- auf<br />
den Seetransport umsteigen oder längere<br />
Zollkontrollen einplanen muss. Häufig werden<br />
noch immer veraltete IT-Systeme oder<br />
sogar Checklisten aus Papier verwendet. Das<br />
schränkt viele Logistikmanager bei der<br />
Planung ein, da sie nur niedrig aufgelöste,<br />
fehleranfällige Daten zur Verfügung haben.<br />
Zum Aufbau echter Transparenz gehört es,<br />
sicher zu wissen, wann eine Lieferung an<br />
ihrem Bestimmungsort ankommen wird.<br />
Verkehrsunfälle, Fahrplanänderungen und<br />
schlechtes Wetter können einen Plan leicht<br />
durcheinander bringen – insbesondere in<br />
einer Lieferkette mit vielen Gliedern und<br />
mehreren Transportmitteln.<br />
Der wahre Standort<br />
Neu verfügbare Standortdaten und Algorithmen<br />
ermöglichen, diese Transparenz zu<br />
schaffen. Sie helfen, den <strong>aktuell</strong>en Standort<br />
aufzudecken und berücksichtigen dabei die<br />
Realbedingungen im gesamten Verkehrsnetz<br />
auf Grundlage von Informationen wie Live-<br />
Vorfällen im Straßenverkehr, vorhergesagten<br />
Gefahren und kontextabhängiger Streckenführung.<br />
Außerdem können Unternehmen Transporte<br />
mit mehreren Verkehrsmitteln besser nachverfolgen.<br />
Mit diesen Erkenntnissen können<br />
sich Supply-Chain-Anwendungen proaktiv an<br />
das tatsächliche Geschehen auf der Strecke<br />
anpassen. Bei Problemen werden Echtzeitwarnungen<br />
ausgelöst und die Routen automatisch<br />
neu berechnet.<br />
Unternehmen, die heute Standortdaten für<br />
ihre ERP-Tools oder Verkehrsmanagementsysteme<br />
zukaufen, können von den jüngsten<br />
Fortschritten bei ortsbezogenen Technologien<br />
profitieren, denn sie ermöglichen ETA-Berechnungen<br />
in Echtzeit. Neue Karten enthalten<br />
reichhaltige Topologien und spurgenaue Straßenkonfigurationen<br />
– nützlich für Nutzfahrzeuge<br />
wie Lastwagen. Sie erstrecken sich zunehmend<br />
auch auf Innenräume und stellen<br />
Fabriken, Werksgelände und Flughäfen dar.<br />
Zugleich fließen deutlich mehr Daten in<br />
Routing-Algorithmen ein. Jeden Monat<br />
werden Millionen reale Fahrten als Trainingsdaten<br />
verwendet, um maschinelles Lernen in<br />
der genauen Vorhersage von ETAs zu trainieren.<br />
Routing-Engines decken makrohistorische<br />
und saisonale Muster auf und lernen<br />
auch die kleinen Dinge, beispielsweise, wie<br />
lange es dauert, an einer Kreuzung links abzubiegen.<br />
Auch die für die Erstellung besserer ETAs erforderlichen<br />
Standortdaten – und die dazugehörigen<br />
Werkzeuge und Dienstleistungen<br />
– sind inzwischen viel leichter zugänglich.<br />
Durch das Aufbrechen von Datensilos werden<br />
bestehende Datenschätze gehoben: in<br />
verschiedenen Qualitäts-, Darstellungs- und<br />
Aktualitätsstufen. Einige Datenanbieter haben<br />
dies erkannt und versucht, nützliche Daten<br />
für Unternehmen verfügbar zu machen.<br />
Dies war einer der Gründe, warum Here Technologies<br />
einen Marktplatz für Standortdaten<br />
und -dienste geschaffen hat. Der Marktplatz<br />
entstand aus der Notwendigkeit, Unternehmen<br />
Zugang zu normalisierten, anonymisierten<br />
und gebrauchsfertigen Datenströmen<br />
von Straßen, Fahrzeugen und Wettersystemen<br />
bereitzustellen. Er erleichtert es den Entwicklern<br />
von Logistiksoftware, Daten von anderen<br />
Anbietern über einen einzigen Integrationspunkt<br />
zu beziehen und zu abonnieren.<br />
Vor allem in der derzeitigen Situation ist echte<br />
Transparenz unerlässlich. Viele Betreiber<br />
würden davon profitieren, neu verfügbare<br />
Standorttechnologie zur Effizienzsteigerung<br />
und schnellerer Wertschöpfung zu nutzen.<br />
Der Autor<br />
Sanjiv Ghate, Vice President & Head of Marketplace<br />
and Data Monetization bei Here Technologies<br />
Exakte Standortdaten erhöhen die Transparenz in der Supply Chain und ermöglichen präzise ETAs.<br />
Bild: Here Technologies<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 39
LOGISTIK<br />
Einkaufstool für den Mittelstand<br />
In der Krise eine Chance sehen<br />
Zur Digitalisierung der <strong>Beschaffung</strong> gibt es große und umfassende Lösungen. Für Unternehmen, die jetzt erst in die<br />
Nutzung elektronischer Tools zum Beispiel für den Anfrageprozess einsteigen, bieten kompakte Lösungen die notwendige<br />
Unterstützung . Doch aufgrund der Veränderungen in den vergangenen Monaten stellten viele Unternehmen längst<br />
geplante Investitionen zurück. Helmut Rau, Geschäftsführer der Firma ExprAn, berichtet über seine Erfahrungen .<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Herr Rau, Ihr Tool ist<br />
speziell darauf ausgerichtet, den Anfrageprozess<br />
im Einkauf durch Digitalisierung zu<br />
beschleunigen . Hat sich bei Ihnen im Unternehmen<br />
die Corona-Krise auch bemerkbar<br />
gemacht ?<br />
Helmut Rau: Ja, selbstverständlich erleben<br />
wir diese Krise auch bei ExprAn. Vor allem<br />
stellen wir fest, dass wir Ansprechpartner von<br />
Kunden teilweise nur schlecht erreichen, da<br />
sie in Kurzarbeit oder im Homeoffice sind.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Hat sich das auch auf<br />
Ihre Geschäftsentwicklung ausgewirkt?<br />
Rau: Am Anfang des Jahres hatten wir einen<br />
ziemlichen Einbruch an Neuanfragen, da vermutlich<br />
alle damit beschäftigt waren, sich<br />
auf die neue Situation einzustellen.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Das hat sich inzwischen<br />
wieder geändert?<br />
Rau: Teils, teils. Wir stellen fest, dass es inzwischen<br />
einige Unternehmen gibt, die in der<br />
Krise eine Chance sehen und die frei gewordenen<br />
Kapazitäten nutzen, um sich für die<br />
Zukunft zu rüsten. Viele haben natürlich weiterhin<br />
Sorge, was die Zukunft bringt, und sind<br />
sehr zurückhaltend.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Die Sorge ist doch sicher<br />
auch berechtigt, oder sehen Sie das anders?<br />
Rau: Das kommt natürlich auf die Situation<br />
bzw. das Projekt an. Wir von ExprAn bieten<br />
zum Beispiel<br />
eine völlig kostenlose<br />
3-monatige<br />
Testphase<br />
für unser<br />
Tool an. Danach,<br />
falls es<br />
zu einem Nutzungsvertrag<br />
gekommen ist,<br />
bieten wir eine<br />
monatliche Kündigungsmöglichkeit an. Damit<br />
kann ein Unternehmen jetzt völlig risikofrei<br />
die jetzige Zeit nutzen um die notwendige<br />
Digitalisierung zu erreichen. Denn sobald<br />
die Arbeitsbelastung wieder steigt, fehlt oft<br />
die Zeit, die Säge zu schärfen, und man quält<br />
sich mit der stumpfen weiter – wie der Volksmund<br />
sagt.<br />
Bild: Artur Szczybylo/123rf<br />
„Ein Unternehmen kann jetzt<br />
völlig risikofrei die jetzige Zeit<br />
nutzen, um die notwendige<br />
Digitalisierung zu erreichen.<br />
Denn sobald die Arbeits -<br />
belastung wieder steigt, fehlt<br />
oft die Zeit.“<br />
Jetzt ist Zeit, die Prozesse zu digitalisieren,<br />
meint Helmut Rau,<br />
Geschäftsführer von ExprAn.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Sie<br />
sagen notwendige Digitalisierung<br />
– was verstehen Sie<br />
darunter?<br />
Rau: Ich komme ja direkt aus<br />
dem Einkauf und ExprAn ist<br />
aufgrund dieser Tätigkeit<br />
entstanden. Die Entwicklung<br />
der digitalen Möglichkeiten<br />
hat mir endlich die Chance<br />
gegeben, meine Bedarfe, insbesondere<br />
die im B-Bereich, auch umfassend<br />
auszuschreiben, ohne dadurch Mehraufwand<br />
zu haben. Im Gegenteil sogar schneller mit<br />
besserem Ergebnis.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Dann müsste Ihr Tool<br />
bei den Nutzern ja sehr gut ankommen?<br />
Rau: Auch hier ist das nur teils,<br />
teils so. Denn die meisten<br />
Menschen sind Veränderungen<br />
gegenüber sehr skeptisch.<br />
Denken Sie nur, wie lange der<br />
Umstieg zum Fax und von dort<br />
zum Mailen gedauert hat –<br />
und was das Faxen betrifft, immer<br />
noch dauert. Ein Einkaufstool<br />
ist nun eben wieder ein<br />
weiterer Schritt, der eine Verschiebung<br />
von Kompetenzen und eine Veränderung<br />
der Arbeitsweise mit sich bringt, die<br />
vielen Menschen Angst macht.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Hemmt diese Angst den<br />
Fortschritt der Digitalisierung?<br />
Rau: Ich denke, die Digitalisierung ist nicht<br />
aufzuhalten. Man sieht in der Krise auch, wie<br />
sich Videokonferenzen und das Arbeiten von<br />
zu Hause etablieren. Doch die Angst der Nutzer<br />
ist auch zu verstehen. Viele neue digitale<br />
Lösungen sind IT-getriebene Produkte, die<br />
ein e tolle Optik aufweisen, in der Bedienung<br />
jedoch starke Schwächen aufweisen. Wir legen<br />
nur Wert auf die intuitive Bedienung, die<br />
Optik der Oberfläche ist für uns völlig zweitrangig,<br />
denn nach einer Woche Nutzung wird<br />
die gar nicht mehr wahrgenommen. Das kostet<br />
nur und bringt nichts. Und wie gesagt, die<br />
Digitalisierung ist nicht aufzuhalten, und aus<br />
meiner Sicht bietet die <strong>aktuell</strong>e Krise hier eine<br />
große Chance, aufzuholen, was aufgrund der<br />
hohen Arbeitsbelastung in den vergangenen<br />
Jahren nicht möglich war. Letztendlich werden<br />
hier natürlich die innovativen Unternehmen<br />
und Mitarbeiter, die bereit für Neues<br />
sind, am Ende die Nase vorn haben. (sas)<br />
40 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
LOGISTIK<br />
Elektrofahrzeug<br />
Marktstart für den neuen Tropos ABLE XT<br />
Der Elektronutzfahrzeughersteller<br />
Tropos Motors Europe bringt<br />
ein neues Modell auf den Markt.<br />
Der E-Transporter ist ab sofort<br />
bestellbar und in zwei Ausführungen<br />
und unterschiedlichen<br />
Aufbauten erhältlich.<br />
„Das Besondere an unseren<br />
emissionsfreien Elektronutzfahrzeugen<br />
sind ihre kompakten<br />
Maße in Kombination mit der<br />
größten Ladefläche ihrer Klasse.<br />
Damit können sie zwei Euro -<br />
paletten und eine Gerätebox auf<br />
der Pritsche mitnehmen“, sagt<br />
Markus Schrick, Geschäftsführer<br />
von Tropos Motors Europe. Der<br />
ABLE XT kann mit einem oder<br />
zwei Lithium-Ionen-Packs ausgestattet<br />
werden und damit<br />
Strecken bis zu 260 km zurücklegen.<br />
Dabei verbraucht der Elektrotransporter<br />
durchschnittlich<br />
12,8 kWh auf 100 km und erfüllt<br />
die Effizienzklasse A+. Die Aufladung<br />
der Batterie erfolgt wie<br />
beim ABLE ST an einer haushaltsüblichen<br />
Steckdose. (sd)<br />
Bild: Tropos<br />
Echtzeit-Sendungsverfolgung<br />
Partnerschaft für ETA-Vorhersagen<br />
Der Trailer-Hersteller Krone hat eine globale strategische<br />
Partnerschaft mit Shippeo, einem Unternehmen für Echtzeit-Transporttransparenzlösungen,<br />
gestartet. Dank der<br />
Zusammenarbeit ist Krone der erste Trailer-Hersteller, der<br />
im Rahmen seiner Telematiklösung „Krone Telematics“<br />
ETA-Vorhersagen in Echtzeit bereitstellen kann. Diese<br />
basieren auf einem von Shippeo entwickelten Algorithmus,<br />
der auf über 200 Datenparameter zurückgreift.<br />
Shippeo plant, die Temperaturdaten von Krone Telematics<br />
auf seiner Plattform zu integrieren, sodass alle Nutzer<br />
sowohl den Lieferstatus als auch die Sendungsintegrität<br />
von einem einzigen Portal aus überwachen können.<br />
Lucien Besse, COO von Shippeo: „Mit der Echtzeit-Temperaturüberwachung<br />
werden die Kunden benachrichtigt,<br />
sobald sich Temperaturveränderungen abzeichnen. Auf<br />
diese Weise können potenzielle Überschreitungen der<br />
Höchsttemperaturen vermieden werden.“ (sd)<br />
Logistikzentrum<br />
Rezertifizierung erhalten<br />
Die Pfenning Logistics Group<br />
erhält die Rezertifizierung für das<br />
im Jahre 2017 erworbene GDP-<br />
Zertifikat (Good-Distribution-<br />
Praxis) am Standort Heddesheim.<br />
Das Audit bewertet die „guten<br />
Vertriebspraktiken“ im Umgang<br />
mit Humanarzneimitteln und<br />
umfasst die Lagerung von temperaturgeführten<br />
pharmazeutischen<br />
Produkten in den Temperaturbereichen<br />
2 bis 8 und 15 bis<br />
25 Grad Celsius.<br />
Die mit DGNB Platin ausgezeichneten<br />
Logistikzentren des Kontraktlogistikers<br />
gehören zu den<br />
Top 10 der umweltgerechtesten<br />
Industrieneubauten in Europa.<br />
Das Logistikzentrum multicube<br />
rhein-neckar am Firmensitz in<br />
Heddesheim erzeugt mit 33.000<br />
Solarmodulen, auf einer Dachfläche<br />
von 11 Hektar, eine Stromleistung<br />
von 8,1 Megawatt. Etwa<br />
5000 Haushalte können so mit<br />
Strom versorgt werden. (sd)<br />
Bild: Pfenning Logistics<br />
NATÜRLICHAKTIV<br />
GEGEN MIKROBIELLEN BEFALL *<br />
* INSTITUT FÜR HOLZTECHNOLOGIE<br />
DRESDEN WEIST NACH:<br />
Bakterien überleben auf Holz prinzipiell<br />
schlechter als auf Kunststoff. EPAL<br />
Europaletten aus Holz können deshalb<br />
bedenkenlos im Lebensmitteltransport<br />
und in der -lagerung eingesetzt werden.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 41
Die neuartige Energieführungskette Autoglide 5 eignet sich für die Strom- und Datenübertragung<br />
in engen, kompakten Räumen und bei schnellen Gassenfahrten.<br />
Bild: Igus<br />
Energiezuführungen im Vergleich<br />
Stromschiene oder Energiekette?<br />
Für Maschinenbauer ist es ein Kinderspiel, Maschinen und Anlagen zu elektrifizieren und entsprechende Leitungen zu verwenden.<br />
Komplizierter wird es, wenn angeschlossene Maschinenteile, bedingt durch ihre Funktion, über längere Distanzen<br />
dynamisch arbeiten und dabei trotzdem mit Strom versorgt werden müssen. Energieführungslösungen wie Stromschienen<br />
treten häufig an ihre Grenzen. Schnell montierbare Energiekettensysteme aus Hochleistungskunststoffen wie etwa die<br />
Autoglide 5 von Igus können eine kostengünstige und zuverlässige Lösung sein.<br />
Eine der bewährtesten Energiezuführungen sind Stromschienen.<br />
Sie sind fast so alt wie die Elektrizität selbst. Gleitet ein<br />
Stromabnehmer die elektrifizierte Schiene entlang, gelangt der<br />
Strom zum Konsumenten. Ein simples Prinzip, das in zahl reichen<br />
Branchen zum Einsatz kommt, etwa bei In- oder Outdoorkranen,<br />
Elektrohängebahnen, Elektrozügen, Regalbediengeräten (RGB) oder<br />
Querverschiebewagen (QVW).<br />
Die millionenfache Verwendung von Stromschienen hat Gründe. Die<br />
Investitionskosten sind gering und die Montage ist unkompliziert und<br />
zeitsparend. Zudem sind die Systeme kompakt und punkten somit<br />
besonders bei Anlagen, in denen jeder Zentimeter freier Platz wertvoll<br />
ist, so zum Beispiel in einem Hochregal. Jedoch ist kein System, das die<br />
Energieversorgung in bewegten Anlagen übernimmt, perfekt. Auch<br />
die Stromschienen haben Nachteile, die Anwender seit Jahren beklagen.<br />
Welche? Stromschienen können störanfällig sein. Nicht selten<br />
kommt es vor, dass sich in Lagerstätten Staub (zum Beispiel Kartonstaub)<br />
auf den offenen Litzen absetzt und die Stromübertragung<br />
unterbricht.<br />
Das impliziert schon den weiteren Nachteil: Stromschienen sind nicht<br />
wartungsfrei. Neben der regelmäßigen Reinigung der stromführenden<br />
Schienen gehören zu den klassischen Verschleißteilen die Kohlen<br />
der Stromabnehmer. Sie übertragen die elektrische Energie vom<br />
42 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
AUTOMATISIERUNG I TITEL<br />
stromführenden Leiter auf die elektrisch betriebene Anlage. Der Verschleiß<br />
variiert – je nachdem, wie viel Strom fließt und wie schnell<br />
sich das RBG oder QVW bewegt. In jedem Fall kommt es während des<br />
Austauschs zum ungewollten Stillstand der Anlage.<br />
Ein weiterer Nachteil: Die Kohlen der Stromabnehmer erzeugen Feinstaub.<br />
Somit sind Stromschienen für strenge Hygienebereiche und<br />
Reinraumumgebungen ungeeignet. Das gilt auch für Umgebungen,<br />
in denen explosive und leicht brennbare Produkte wie Alkohol oder<br />
chemische Artikel lagern. In solchen Bereichen sind offene elektrische<br />
Kontakte schlichtweg verboten, da sie „brandgefährlich“ sind. Stromschienen<br />
sind zudem in der Regel auf die Übertragung von elektrischer<br />
Energie, also Strom beschränkt. Doch was ist im Zeitalter von<br />
Industrie 4.0 mit Leitungen für Ethernet, Sensoren und Kamerasysteme?<br />
Viele Anwender von Stromschienen nutzen für die Datenübertragung<br />
separate Systeme wie zum Beispiel Funk (Wlan) oder optische<br />
Datenübertragung.<br />
Die Alternative zu Stromschienen: Energieketten<br />
Stromschienen sind nicht die einzige Möglichkeit, um bewegte<br />
Maschinen und Anlagen mit Energie zu versorgen. Etabliert haben<br />
sich in der Industrie auch Energieketten aus Hochleistungskunststoffen<br />
– auch Energieführungsketten oder Schleppketten genannt. Sie<br />
bestehen aus Seitenlaschen, die an der Ober- und Unterseite durch<br />
Stege verbunden sind und ermöglichen eine sichere Führung von elektrischen<br />
Leitungen und Schläuchen für anderen Medien. Zum Einsatz<br />
kommen Energieketten mittlerweile in nahezu allen Branchen – überall<br />
dort, wo auch Stromschienen zu finden sind, unter anderem in<br />
Kranen, RGB und QVW.<br />
Zum Portfolio der Hersteller wie Igus zählen kleinste Energieführungsketten,<br />
mit einer Innenhöhe von nur 5 mm bis hin zu echten<br />
Giganten mit einer Innenhöhe von 350 mm. Energieketten können<br />
mittlerweile für Verfahrwege über 1000 m eingesetzt werden. Anders<br />
als Stromschienen sind Energieführungsketten nahezu wartungsfrei,<br />
selbst in rauen Umgebungen. Energieketten, welche aus Hochleistungskunststoffen<br />
bestehen, können UV-Licht, aggressiven Chemikalien,<br />
Salzwasser und kurzzeitigen Temperaturen zwischen -40 °C und<br />
+130 °C standhalten.<br />
Die Systeme sind oftmals jahrelang ohne Probleme im Einsatz. Sie erfordern<br />
in der Regel lediglich eine grundlegende visuelle Inspektion,<br />
um sicherzustellen, dass sie in einem betriebs fähigen Zustand sind.<br />
Energieketten aus Kunststoff lassen sich mit Systemen für die vorausschauende<br />
Wartung und/oder Zustandsüberwachung ausstatten<br />
oder nachrüsten. Defekte werden erkannt, bevor sie entstehen, Stillstandzeiten<br />
oder ungeplante Ausfälle werden vermieden, Reparaturzeiten<br />
durch den frühzeitigen Eingriff verkürzt, die Maschinenverfügbarkeit<br />
steigt und die Wartungskosten sinken. Wartungsrundgänge<br />
auf Verdacht entfallen, Mitarbeiter können effektiver eingesetzt werden<br />
und Maschinen und Anlagen haben eine längere Lebensdauer.<br />
Durch dieses System erfüllen Energieketten heute schon die Anforderungen<br />
von Industrie 4.0.<br />
Ein System für alle<br />
Alle Arten von Leitungen und Schläuchen lassen sich mit einem einzigen<br />
Energiekettensystem führen. Nicht nur Motorleitungen, sondern<br />
auch Steuerleitungen, Bus-/LwL- Kabel und Schläuche für Luft, Wasser,<br />
Hydraulik und andere Medien. Gerade bei der Datenübertragung ist<br />
die Energiekette ganz klar im Vorteil gegenüber der Stromschiene. Im<br />
Vergleich zur Stromschiene, wo alternative Datenübertragungssysteme<br />
genutzt werden müssen wie zum Beispiel Funk (Wlan) oder Optik,<br />
kann in einer Energiekette eine feste Datenleitung (Bus- oder Lichtwellenleitung)<br />
verwendet werden.<br />
Störungen durch Interferenzen oder wie bei der Optik durch Staub<br />
oder Nebel sind ausgeschlossen – einer der wichtigsten Vorteile der<br />
Energiekette. Darüber hinaus sind die Systeme abriebarm. Sie erzeugen<br />
kaum Feinstaub. Somit sind sie beinahe alternativlos für Anwendungen<br />
in der Lebensmittelindustrie und Pharmazie. Energieketten<br />
eignen sich ebenso für Ex-Zonen, wenn sie aus einem leitfähigen ESD-<br />
Material gefertigt sind.<br />
Kostenfaktor: Lange Wege<br />
Kostentechnische Nachteile ergeben sich bei der Energieführung über<br />
lange Wege. Der Grund dafür ist, dass Energieketten ab einer gewissen<br />
Länge in der Regel eine Führungsrinne benötigen, um seitlichen<br />
Versatz zu verhindern. Bei sehr langen Wegen besteht zudem die<br />
Bild: Igus<br />
Energieketten führen<br />
Energie, Daten, Luft<br />
und Flüssigkeiten in<br />
einem System.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 43
TITEL I AUTOMATISIERUNG<br />
Gefahr, dass die Ketten im Schubbetrieb nach oben ausscheren können<br />
und damit einen Defekt verursachen.<br />
Um dieses von vornherein zu verhindern, sind unter Umständen<br />
mechanische und elektronische Systeme erforderlich, welche die<br />
Anlage in einem solchen Fall abschalten. Sowohl Führungsrinne als<br />
auch Not-Aus-Systeme treiben die Systemkosten nach oben. Dazu<br />
kommen noch erhöhter Montageaufwand und -zeit und nicht zuletzt<br />
der erweiterte Bauraum, der für dieses System benötigt wird. Ein weiterer<br />
Kostenfaktor: Die in einer Energiekette verwendeten Leitungen<br />
sind speziell für dynamische Anwendungen konzipiert. Der spezielle<br />
Aufbau der elektrischen Leitungen führt natürlich dazu, dass diese im<br />
Vergleich zu Standardleitungen teurer sind.<br />
Bild: Igus<br />
Energiekette Autoglide 5 ist kompakt und kostengünstig<br />
Neuerdings eexistieren auch Energieketten, die selbst bei langen Verfahrwegen<br />
von bis zu 80 m keine Führungsrinnen benötigen und sich<br />
somit der Kompaktheit von Stromschienen annähern. Das beweist die<br />
Autoglide 5, eine neuartige Energiekette von Igus. Beim Auf- und Abrollen<br />
fixiert sich die Energiekette auf einem Seil, das über dem Boden<br />
gespannt ist. Für das präzise Abrollen des Obertrums der Kette sorgen<br />
kammartige Autoglide-Elemente. Die Führung der Energiekette ist<br />
dadurch so sicher, dass problemlos eine Verfahr geschwindigkeit von<br />
4 m/s erreicht werden kann. Entsprechend eignet sich die Autoglide 5<br />
besonders für RBG-Anwendungen oder schnellen Querverfahrwagen<br />
in engen Gassen.<br />
Autoglide 5 ist zudem besonders wirtschaftlich. Das System ist schon<br />
ab 49 Euro pro Meter erhältlich – einbaufertig inklusive Leitungen<br />
und Montagezubehör. Ein weiterer wichtiger Kostenpunkt: Die Autoglide<br />
5 ist extrem schnell zu montieren. Im Vergleich zu einer Energiekette<br />
mit Führungsrinne spart der Anwender 88 Prozent Montagezeit.<br />
Schließlich bringt der Wegfall der Führungsrinne noch einen weiteren<br />
Bild: Igus<br />
Energieketten aus speziellen Kunststoffen sind auch beständig gegen<br />
aggressive Medien und kommen etwa in einer Verzinkerei zum Einsatz.<br />
Pluspunkt des Systems mit sich: Die Energiekette ist leiser geworden.<br />
Die Führungsrinne ist immer in gewisser Weise auch ein Resonanz -<br />
körper, der Ablaufgeräusche der Energiekette verstärkt. Das fällt hier<br />
komplett weg, sodass mittlerweile ein Geräuschpegel von lediglich<br />
63 dB(A) bei 2 m/s übrigbleibt. Zum Vergleich: Ein normales Gespräch<br />
zwischen zwei Menschen erzeugt ungefähr die gleiche Lautstärke.<br />
Fazit: Das Beste aus beiden Welten<br />
Für die Stromversorgung von In- oder Outdoorkranen, Elektrozügen<br />
und Regalbediengeräten greifen viele Anwender bislang auf Stromschienen<br />
zurück – besonders bei engen Räumen und schnellen<br />
Gassenfahrten. Zwar ist ihnen bewusst, dass Energieketten Vorteile<br />
haben, diese beispielsweise nahezu wartungsfrei sind und alle Arten<br />
von Schläuchen und Leitungen in einem einzigen System führen plus<br />
einer absolut sicheren Datenübertragung über Busleitung oder Lichtwellentechnik.<br />
Doch viele Betreiber scheuen besonders bei langen<br />
Verfahrwegen die kostentechnischen Nachteile sowie den hohen<br />
Montageaufwand und Platzbedarf der Führungsrinnen. An dieser<br />
Stelle vereint Autoglide 5 das Beste beider Welten. Da die Energiekette<br />
ohne Führungsrinne auskommt, ist sie kompakter als klassische Energiekettensysteme<br />
und lässt sich viel schneller montieren. Preislich<br />
bewegt sie sich zudem auf dem Niveau einer Stromschiene inklusive<br />
des Systems für die Datenübertragung. Somit wird die Energiekette<br />
als Energieführungssystem für dynamische Anwendungen mit langen<br />
Verfahrwegen attraktiver als die Stromschiene. Die Nachteile der<br />
oft in bewegten Anlagen wie etwa Regalbediengeräten oder Elektrohängebahnen<br />
verwendeten Stromschienen egalisieren Energiekettensysteme<br />
aus Hochleistungskunststoff.<br />
Der Autor<br />
Energieketten eignen sich für Verfahrwege bis zu 1000 m.<br />
Jörg Ottersbach, Leiter Geschäftsbereich E-Ketten, Igus GmbH<br />
44 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
Industrie<br />
fachjobs24.de – hier finden Arbeitgeber<br />
qualifizierte Fach- und<br />
Führungskräfte<br />
Sprechen Sie Nutzer von Branchen-Fachmedien an:<br />
die Interessierten und Engagierten ihres Fachs<br />
Erreichen Sie die Wechselwilligen, schon bevor<br />
sie zu aktiven Suchern werden<br />
Für optimales Personalmarketing: Präsentieren Sie<br />
sich als attraktiver Arbeitgeber der Branche<br />
EINFACH,<br />
SCHNELL UND<br />
FÜR NUR<br />
199€<br />
Preis zzgl. MwSt<br />
Einzigartiges Netzwerk zielgruppenspezifischer Branchen-Channels<br />
Augenoptik Handwerk Architektur<br />
Arbeitswelt<br />
Wissen<br />
34 Online-Partner<br />
28 Print-Partner<br />
Das Stellenportal für Ihren Erfolg!<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 45
AUTOMATISIERUNG<br />
Sicherheitsbremsen für den Robotereinsatz<br />
Servobremsen richtig auswählen<br />
Sicherheitsbremsen halten die Achsen etwa von Industrierobotern zuverlässig und sicher in ihrer Position. Eine falsche<br />
Auswahl, Auslegung und Dimensionierung dieser Bremsen kann zu gravierenden Sach- und Personenschäden führen. Deshalb<br />
ist bereits bei der Auswahl der Bremsen für Servomotoren ein kritischer Blick auf die technischen Details unabdingbar.<br />
Bild: Mayr<br />
Die Roboter sind auf dem Vormarsch.<br />
In allen wichtigen Industriebranchen<br />
wird die Zusammenarbeit von<br />
Mensch und Roboter immer enger. Damit<br />
steigt das Gefährdungspotenzial. Fällt zum<br />
Beispiel während eines Arbeitsvorgangs der<br />
Strom aus, muss der Roboterarm, der den<br />
Arbeitsschritt vornimmt, sofort exakt gehalten<br />
werden. Deshalb ist es wichtig, bereits in<br />
der Konstruktionsphase ein unbeabsichtigtes<br />
Absinken der Last sowie unzulässig lange<br />
Anhaltewege dauerhaft auszuschließen.<br />
Entscheidend dabei sind die richtige Auswahl<br />
der Sicherheitsbremsen sowie deren korrekte<br />
Integration in das Gesamtsystem. Für Servomotoren<br />
sind Sicherheitsbremsen nach dem<br />
Fail-Safe-Prinzip die erste Wahl. Denn diese<br />
Bremsen sind im energielosen Zustand geschlossen.<br />
Sie bringen das geforderte Bremsmoment<br />
also auch bei Not-Stopp, Stromausfall<br />
oder bei einer zum Beispiel durch Kabelbruch<br />
verursachten Unterbrechung der Energieversorgung.<br />
Damit die Sicherheitsbremsen auch in Not-<br />
Stopp-Situationen ausreichend Reibarbeit<br />
leisten und Bewegungen mit definiertem<br />
Bremsmoment abbremsen, ist ein dafür entwickelter<br />
Reibbelag mit dazugehöriger Stahlgegenreibfläche<br />
erforderlich. Während dies<br />
bei Federdruckbremsen üblich ist, stoßen<br />
Permanentmagnetbremsen mit ihren Stahlauf-Stahl-Reibkombinationen<br />
hier hingegen<br />
an ihre tribologischen Grenzen.<br />
Kleine Bremsen mit hoher Leistungsdichte<br />
Mit der Roba-servostop-Baureihe hat Mayr<br />
Antriebstechnik Federdruckbremsen für<br />
Servomotoren entwickelt, die speziell<br />
an die hohen Anforderungen<br />
der Robotik angepasst<br />
sind. Anwender können<br />
dabei wählen zwischen<br />
klassischen Servobremsen<br />
im Motor,<br />
mit Nabe und verzahntem<br />
Rotor oder<br />
aber sogenannten<br />
Pad-Lösungen mit<br />
großem Innendurchmesser.<br />
Letztere<br />
sind speziell<br />
für die Integration<br />
in das Roboter -<br />
gelenk konzipiert.<br />
Aber auch die<br />
klassischen Brem-<br />
Die Roba-servostop-Sicherheitsbremsen<br />
sind mit ihrer<br />
extrem schlanken Bauform<br />
und dem geringen Gewicht<br />
auf die Anforderungen der<br />
Robotik zugeschnitten.<br />
sen lassen sich kundenspezifisch anpassen<br />
und direkt in ein Gelenk integrieren.<br />
Im Motor werden Servobremsen bevorzugt<br />
im A-Lagerschild eingebaut, weil hier das<br />
Festlager sitzt und Temperaturdehnungen<br />
die Bremse nicht gravierend beeinflussen<br />
können. Bremsen von Mayr Antriebstechnik<br />
können aber ohne Einschränkung auch in der<br />
B-Lagerseite des Motors integriert werden.<br />
Denn Temperaturdehnungen und Lagerspiel<br />
haben hier keinen negativen Einfluss auf die<br />
Funktion und Zuverlässigkeit der Bremsen.<br />
Alternativ können Anwender auch auf Anbaubremsen<br />
zurückgreifen, die modular an<br />
den Motor angefügt werden.<br />
Die Roba-servostop-Bremsen zeichnen sich<br />
außerdem durch kompakte Abmessungen<br />
aus. Sie sind nicht nur sehr leicht, sondern<br />
auch im magnetischen Aktuieren extrem<br />
schnell. Gleichzeitig sind sie leistungsdicht<br />
und verschleißfest. Die Bremsen überzeugen<br />
zudem durch eine hohe zulässige Reibarbeit<br />
bei dynamischen Bremsungen.<br />
Kurze Schaltzeiten über die Lebensdauer und<br />
intelligentes Bremsenmonitoring<br />
Für die Sicherheit von Mensch und Maschine<br />
sind kurze Anhaltewege wichtig. Entscheidend<br />
für den Bremsweg sind dabei die Schaltzeiten<br />
der Bremse. Denn in der Zeit des freien<br />
Falls bis die Bremse schließt und die Verzögerung<br />
einsetzt, beschleunigt sich die Masse<br />
zusätzlich – unter Umständen so extrem,<br />
dass die zulässigen Werte der Bremse überschritten<br />
werden. Anwender sollten daher<br />
bei der Auswahl der Sicherheitsbremsen auf<br />
möglichst kurze, verifizierte Schaltzeiten achten<br />
– und auch darauf, dass diese Schaltzeiten<br />
über die gesamte Lebensdauer der Bremse<br />
eingehalten werden.<br />
Hier sind Monitoring-Lösungen wichtig. Bislang<br />
waren Servobremsen aufgrund der kleinen<br />
Luftspalte gar nicht überwachbar. Mayr<br />
bietet jetzt allerdings eine intelligente<br />
Lösung für sensorloses Bremsenmonitoring.<br />
Das nachrüstbare Modul Roba-brake-checker<br />
46 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
AUTOMATISIERUNG<br />
Checkliste<br />
Einkauf von Servobremsen<br />
Bild: Mayr<br />
Intelligentes Überwachungsmodul für das Bremsenmonitoring: Neben dem<br />
reinen Signal liefert der Roba-brake-checker in einer erweiterten Ausbaustufe<br />
Daten. Sicherheit wird damit sichtbar und Wartung planbar.<br />
erkennt durch eine erweiterte Analyse von<br />
Strom und Spannung die Bewegung der<br />
Ankerscheibe und weiß, in welchem Zustand<br />
sich die Bremse befindet. Das Modul arbeitet<br />
sensorlos und leistet neben der Überwachung<br />
von Schaltzustand und kritischer Spulentemperatur<br />
auch eine präventive Funktionsüberwachung<br />
auf Verschleiß, Funktionsreserve<br />
und Fehler.<br />
In einer erweiterten Ausführung ist das<br />
Modul Roba-brake-checker mit einer zusätzlichen<br />
Platine mit kundenspezifischer Schnittstelle<br />
(etwa optisch, Wlan, IO Link, OPC UA)<br />
ausgestattet. Über diese Schnittstelle kann es<br />
Daten zu Schaltzeit, Strom, Spannung, Widerstand,<br />
Leistung und relativem Anzugsstrom<br />
liefern. Damit sind auch Verläufe auswertbar,<br />
Auffälligkeiten im Bearbeitungsprozess lassen<br />
sich schnell erkennen und somit Schlüsse<br />
aus komplexen Zusammenhängen ziehen.<br />
Sicherheit und Zuverlässigkeit werden sozusagen<br />
sichtbar. Wartung wird planbar und<br />
durch die permanente Inspektion kosten -<br />
effektiv. Der Anlagenbetreiber oder -hersteller<br />
kann die Wartung gezielt und abgestimmt<br />
auf seinen Arbeitsprozess vornehmen. Darüber<br />
hinaus ist auch die Integration in Fernwartungssysteme<br />
möglich.<br />
Der Autor<br />
Bernd Kees, Produktmanager Mayr Antriebstechnik<br />
• Achten Sie darauf, dass die Sicherheitsbremsen<br />
auch für dynamische Bremsungen geeignet<br />
sind und unter realistischen Bedingungen getestet<br />
wurden. Erkundigen Sie sich hier auch<br />
nach den Prüfmöglichkeiten des Herstellers.<br />
• Vergewissern Sie sich, dass der Lieferant eine<br />
100-%-Endprüfung durchführt, inklusive der<br />
automatischen Speicherung aller Testdaten.<br />
Für eine lückenlose Rückverfolgbarkeit müssen<br />
die Bremsen zudem mit eindeutigen<br />
Seriennummern gekennzeichnet sein.<br />
• Prüfen Sie die Ansprechzeiten der Bremse (Anzug/Abfall).<br />
Nur mit einer schnellen Bremse<br />
und konstanten Schaltzeiten über die Lebensdauer<br />
erreichen Sie kurze, sichere Anhaltewege.<br />
• Achten Sie darauf, dass der Lieferant Sicherheitskennwerte<br />
für seine Bremsen bereitstellt.<br />
Diese benötigen Sie für Ihre Sicherheitsbetrachtung.<br />
• Setzen Sie gerade in der relativ jungen Branche<br />
Robotik auf Hersteller mit Erfahrung bei der<br />
Entwicklung von Leichtbaubremsen. Kann der<br />
Lieferant eine Zusammenarbeit mit renommierten<br />
Forschungseinrichtungen vorweisen?<br />
Fordern Sie Beratung ein, um so die Unterschiede<br />
feststellen zu können.<br />
• Nehmen Sie sich die Zeit, die Produktion des<br />
Lieferanten zu besichtigen, gerade bei wichtigen<br />
Einkäufen. Bei einem Besuch im Werk<br />
können Sie sich selbst davon überzeugen, was<br />
wirklich hinter den Kulissen steckt.<br />
WÜRTH Industrie Service<br />
NIE WIEDER ZETTELWIRTSCHAFT<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Würth Industrie Service GmbH & Co. KG · 97980 Bad Mergentheim<br />
T +49 7931 91-0 · info@wuerth-industrie.com<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 47
AUTOMATISIERUNG<br />
Scara-Roboter<br />
Kurze Zykluszeiten auf engstem Raum<br />
Sensoren<br />
Misst beim Produzieren<br />
Für vielfältige Aufgaben bei der Kleinteilmontage,<br />
beim Material-Handling oder bei Prüfaufgaben<br />
hat Kuka den horizontalen Gelenk -<br />
armroboter KR Scara entwickelt. Der flinke<br />
Helfer für Robotikanwendungen in der industriellen<br />
Fertigung rangiert in der Traglastklasse<br />
bis 6 kg. Den extrem kompakten und in<br />
Leicht und<br />
schlank und<br />
gleichzeitig<br />
schnell und<br />
stark: der neue<br />
Gelenkarmroboter<br />
KR Scara.<br />
Bild: Kuka<br />
schlankem Design ausgeführten Scara-Roboter<br />
gibt es in zwei Varianten: einerseits mit<br />
einer Reichweite von 500 mm und sehr kurzer<br />
Zykluszeit von nur 0,36 Sekunden; andererseits<br />
für einen Arbeitsbereich bis 700 mm<br />
und einer Geschwindigkeit von 0,38 Sekunden.<br />
Mit diesen Merkmalen und dem laut<br />
Anbieter attraktiven Preis eignet sich der<br />
leichte Gelenkarmroboter ideal, um die Automation<br />
in kostensensitiven Märkten voranzutreiben.<br />
Da die Medienversorgung für Luft, Strom und<br />
Daten komplett im Inneren untergebracht ist,<br />
lässt sich der Roboter flexibel für verschiedene<br />
Aufgaben anpassen. Beide Modelle sind<br />
darauf vorbereitet, Peripheriegeräte sicher,<br />
schnell und einfach zu integrieren. Überdies<br />
sind die Robotersysteme mit intelligenten<br />
Features wie auch der neuesten Generation<br />
der Steuerungstechnologie KR C5 micro ausgestattet.<br />
Weiteren Angaben des Anbieters<br />
zufolge sei der Serviceaufwand minimal. Bei<br />
zugleich hoher Energieeffizienz und Verfügbarkeit<br />
sorge das Gesamtpaket für eine<br />
geringe Total Cost of Ownership. (dk)<br />
In industriellen Produktionsumgebungen<br />
sind zumeist hohe Präzision und Stabilität<br />
gefordert. In diesem Einsatzfeld bewähren<br />
sich die Sensoren von Micro-Epsilon. Die Sensorreihe<br />
capaNCDT 61x0/IP ist als kapazitives<br />
Wegmesssystem für die Qualitätssicherung<br />
in Produktionsprozessen und zur Maschinenund<br />
Anlagenregelung konzipiert. Das nach<br />
Schutzart IP 68 klassifizierte Messsystem<br />
wird für zahlreiche industrielle Messaufgaben<br />
eingesetzt. Dabei liefern die Sensoren<br />
eine Auflösung, die bis in den Subnanometer-<br />
Bereich reicht. Eine Besonderheit der kapazitiven<br />
Sensoren ist der triaxiale Aufbau. (dk)<br />
Bild: Micro-Epsilon<br />
Firmenregister<br />
Ansell 10<br />
Apleona 50<br />
• ArrowMark Partners 10<br />
• Berufsgenossenschaft<br />
Holz und Metall 56<br />
Blåkläder 54<br />
BME 62<br />
BMÖ 6<br />
BMW i Ventures 10<br />
• Bosch Rexroth 34<br />
• Compass Group 50<br />
• Dell Technologies<br />
Capital 10<br />
• Deutsche Rohstoff -<br />
agentur DERA 12<br />
• Deutscher Textil -<br />
reinigungs-Verband 57<br />
• Durable Capital<br />
Partners 10<br />
• Dussmann 50<br />
• Elten 10<br />
• Engie 50<br />
• E-world energy<br />
& water 11<br />
• ExprAn 40<br />
• Femnet 10<br />
• Gegenbauer 50<br />
• GeigerFM 50<br />
• Getac 57<br />
• Gigaset 53<br />
• Global Nature Fund 10<br />
• GPS Global<br />
Procurment Service 21<br />
Hakro 10<br />
Hapag-Lloyd 20<br />
Here Technologies 39<br />
Hoffmann Group 56<br />
• Hossenfelder 50<br />
Igus 42<br />
• ISM 56<br />
• ISS 50<br />
• IWF 12<br />
• JARO– Institut für<br />
Nachhaltigkeit und<br />
Digitalisierung 20<br />
Kaiser+Kraft 55<br />
Kopf & Lübben 38<br />
Körber 62<br />
Korsar 10<br />
Krieg 58<br />
Krone 41<br />
• Kuka 48<br />
Lapp 49<br />
Lehmanns Media 22<br />
Linde 15<br />
• Linde Material<br />
Handling 57<br />
• Lünendonk 50<br />
Maxon 36<br />
• Mayr 46<br />
• Merz Pharma 4, 14<br />
• Mewa 10<br />
• Micro-Epsilon 48<br />
• Miele 21<br />
• Onventis 10<br />
• Pfenning Logistics<br />
Group 41<br />
PFS 50<br />
Piel 56<br />
• Piepenbrock 50<br />
Rewe 20<br />
Rittal 49<br />
• Robert Bosch<br />
Venture Capital 10<br />
• Shippeo 41<br />
• Spie 50<br />
• Staufen 19<br />
• Steitz Secura 10<br />
• Strabag 50<br />
• T. Rowe Price<br />
Associates 10<br />
• Tchibo 20<br />
• Tropos Motors<br />
Europe 41<br />
• United Technologies<br />
Corporation 15<br />
Vaude 20<br />
• Visable 6<br />
WeAre 57<br />
Wisag 50<br />
• Wonder Grip 10<br />
• Xometry 10<br />
• Zarges 58<br />
48 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
AUTOMATISIERUNG<br />
Schaltschränke<br />
Kunststoffgehäuse für alle Extreme<br />
Messingkabelverschraubung<br />
Auch in bleifreier Variante<br />
Bild: Rittal<br />
Die AX-Kunststoffgehäuse vereinen die Vorteile<br />
ausgefeilter Systemtechnik mit denen eines<br />
extrem robusten Werkstoffs.<br />
Mit dem neuen Schranktyp AX verwandelt<br />
Rittal erstmalig einen Kunststoff-Schaltschrank<br />
in einen System-Schaltschrank.<br />
Anwender erhalten damit mehr Spielraum<br />
für den Innenausbau. Chassis und Schienen<br />
lassen sich jetzt im 25-mm-Maßraster mit<br />
einem Universalwinkel montieren. Dabei<br />
ermöglichen die zahlreichen Befestigungs-<br />
dome sowohl im Gehäuse als<br />
auch auf dem Innenbereich<br />
der Tür einen individuellen<br />
Ausbau. Grundlage hierfür ist<br />
die Rittal-Systemtechnik für<br />
Stahlblech- bzw. Edelstahlgehäuse.<br />
Mit dieser lassen<br />
sich Fertigungsprozesse im<br />
Steuerungs- und Schaltanlagenbau<br />
deutlich vereinfachen<br />
und beschleunigen, so der<br />
Anbieter. Über diese Systemtechnik<br />
verfügen jetzt erstmalig<br />
Kunststoffgehäuse.<br />
Anwender erhalten damit die<br />
Vorteile ausgefeilter Systemtechnik<br />
und die eines extrem<br />
robusten Werkstoffes – einem<br />
glasfaserverstärkten Kunststoff mit 7-fach<br />
höherer UV-Beständigkeit. Dieser AX genann -<br />
te Kunststoff schützt Elektrotechnik selbst in<br />
rauesten Umgebungen, nicht nur in Werkhallen,<br />
sondern vor allem im Outdoor-Bereich.<br />
Typische Anwendungsfelder sind Abwasser-<br />
Trinkwasseranlagen und Photovoltaik sowie<br />
aggressive Umgebungen wie maritime<br />
Anwendungen und allgemeine Outdoor-Einsätze.<br />
Mit den neuen Kunststoff-Schaltschränken<br />
AX löst der Herborner Anbieter die<br />
bisherige KS-Serie ab. (dk)<br />
Bild: Lapp<br />
Seit Kurzem bietet Lapp, laut eigenen Angaben<br />
als erster Hersteller weltweit, auch<br />
Kabelverschraubungen in einer bleifreien<br />
Messingvariante an. Damit greift der Stuttgarter<br />
Anbieter einer Verordnung vor, nach<br />
der Blei schon bald verboten werden könnte.<br />
Denn bislang wird in Kabelverschraubungen<br />
auch Messing verarbeitet. Für diese Kupfer -<br />
legierung ist ein Bleianteil von bis zu 4 %<br />
erlaubt. Diese Ausnahmeregelung läuft nach<br />
derzeitigem Stand am 21. Juli 2021 aus.<br />
Endet die Ausnahme wie geplant, darf auch<br />
Messing kein Blei mehr enthalten, das legt<br />
die europäische RoHS-Richtlinie fest. Lapp<br />
bietet deshalb die gängigsten Kabelverschraubungen<br />
jetzt auch in einer bleifreien<br />
Variante an. Zu den ersten Produkten gehören<br />
die Modelle Skintop MS-M und MS-SC-M<br />
sowie die Gegenmutter Skindicht SM-M. (dk)<br />
Schutz vor<br />
Corona-Infektion<br />
www.rct-online.de<br />
Der neue Hygiene-Türöffner<br />
zum Schutz vor Viren,<br />
Bakterien & Mikroorganismen<br />
Öffnen & Schließen von Türen mit dem Unterarm<br />
Kompatibel mit fast allen Türgriffen<br />
Für Türgriffe mit Durchmesser von 18 bis 22 mm<br />
Kurzfristig verfügbar & schnell montiert<br />
Bestellen Sie jetzt online auf rct-online.de<br />
Reichelt<br />
Chemietechnik<br />
GmbH + Co.<br />
Englerstraße 18<br />
D-69126 Heidelberg<br />
Tel. 0 62 21 31 25-0<br />
Fax 0 62 21 31 25-10<br />
rct@rct-online.de<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 49
BETRIEB<br />
Die 25 größten Unternehmen<br />
im Facility-<br />
Service-Management<br />
finden sich auf der<br />
Lünendonk-Liste.<br />
Bild: Philip Steury/stock.adobe.com<br />
Marktübersicht<br />
Die größten Facility-Service-Unternehmen<br />
in Deutschland<br />
Jedes Jahr veröffentlichen die Unternehmen Lünendonk & Hossenfelder die Lünendonk-Listen der größten 25 Facility -<br />
-Service-Unternehmen. Diese gelten auch als Marktbarometer für die Branche. Der Markt zeigte dabei im letzten Jahr, vor<br />
der Corona-Krise, ein gesundes Wachstum.<br />
Immer im Frühsommer veröffentlicht das<br />
Marktforschungs- und Beratungsunternehmen<br />
Lünendonk & Hossenfelder die<br />
Lünendonk-Listen, die Bundesligatabellen<br />
für B2B-Service-Märkte. Die Rankings basieren<br />
auf kontrollierten Auskünften der Unternehmen<br />
und klaren Kriterien. Das sind Qualitätsmerkmale,<br />
die sicherstellen, dass nur die<br />
Umsatzentwicklung für die Platzierung der<br />
Unternehmen ausschlaggebend ist.<br />
Die Tabelle ist jedoch nicht nur eine Auflistung<br />
von 25 führenden Unternehmen im<br />
Markt, sortiert nach Inlandsumsatz, sondern<br />
wirkt auch als Marktbarometer. Haben<br />
Anbieter relevante Neuaufträge gewonnen<br />
oder sich strategisch anders aufgestellt? Wie<br />
sehr wirken sich externe Impulse auf den<br />
Markt aus? Diese Fragen sind durch die Langzeitanalyse<br />
– Lünendonk veröffentlicht die<br />
Listen seit dem Jahr 2004 – mit dem Ranking<br />
und weiteren Informationen aus der Lünendonk-Marktbeobachtung<br />
gut zu beantworten.<br />
Derzeit wirkt sich eine Reihe von Entwicklungen<br />
auf den Markt und damit das Feld der 25<br />
führenden Anbieter aus.<br />
Beschaffer als Entwicklungstreiber<br />
Viele sind von den Beschaffern in den Unternehmen<br />
getrieben. Die Digitalisierung der<br />
Immobilien und des Immobilienbetriebs fördert<br />
ebenso das Wachstum wie die steigende<br />
Nachfrage nach dem Beitrag von Facility<br />
Services zur Verbesserung der Umweltbilanz<br />
der Auftraggeber. Gebäudedienstleister sind<br />
mit Wünschen nach mehr regional und in<br />
Bio-Qualität erzeugter Mahlzeiten in der Betriebsgastronomie<br />
ebenso konfrontiert wie<br />
mit dem Aufbau und der Bewirtschaftung<br />
Schwerpunkt<br />
Elektromobilität<br />
Inzwischen bieten mehrere der Top-25-Unternehmen<br />
Services für die Bewirtschaftung von<br />
Ladeinfrastrukturen für Elektromobilität an.<br />
Mehr dazu auf der Lünendonk-Fokus-Seite,<br />
unter anderem mit einer Anbieterübersicht:<br />
www.hier.pro/emobil<br />
Info<br />
von Elektromobilität, dem Vermeiden von<br />
Verpackungsmüll, der Beratung hin zu weniger<br />
Energieverbrauch und vielen weiteren<br />
Aspekten der Umweltbilanz. Seit März 2020<br />
arbeiten viele Einkäufer bei der Erarbeitung<br />
und Umsetzung von Hygienekonzepten mit<br />
ihren Partnern zusammen und beauftragen<br />
mehr Desinfizierungen, häufigere Reinigungen<br />
und Beratungsleistungen.<br />
Eine ganze Reihe von Facility-Service-Unternehmen<br />
erweitert das Angebot technischer<br />
Services für Industriekunden. Die Abgrenzung<br />
zu Instandhaltungsdienstleistungen<br />
für Produktionsmaschinen und den eher<br />
produktionsfernen Facility Services verschwimmt<br />
insbesondere in der Fertigungs -<br />
industrie.<br />
Konsolidierung des Marktes<br />
Zu den externen Einflussfaktoren zählen unter<br />
anderem der gravierende Personalmangel, der<br />
die Lohn- und Preisentwicklung treibt. Ebenso<br />
beeinflusst eine weiterhin steigende Nachfrage<br />
nach Multidienstleistern den Markt. Sie führt<br />
zu Übernahmen und Portfolio-Erweiterungen<br />
und mündet in einer Verdrängung von kleine-<br />
50 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
BETRIEB<br />
Die 25 größten Unternehmen im Facility-Management<br />
Unternehmen<br />
Umsatz in<br />
Deutschland<br />
in Mio.<br />
€ (2019)<br />
Umsatz in<br />
Deutschland<br />
in Mio.<br />
€ (2018)<br />
Gesamtumsatz<br />
in Mio. €<br />
(2019)<br />
Gesamtumsatz<br />
in Mio. €<br />
(2018)<br />
Mitarbeiter<br />
in Deutschland<br />
(2019)<br />
Mitarbeiter<br />
in Deutschland<br />
(2018)<br />
1<br />
Spie Deutschland & Zentraleuropa GmbH *) 1)<br />
1700,0<br />
1550,0<br />
1950,0<br />
1770,0<br />
12.200<br />
11.400<br />
2<br />
Apleona GmbH<br />
1664,9<br />
1569,9<br />
2274,0<br />
2393,0<br />
13.584<br />
13.557<br />
3<br />
Wisag Facility Service Holding GmbH<br />
1167,9<br />
1124,1<br />
1167,9<br />
1124,1<br />
32.187<br />
32.491<br />
4<br />
Strabag Property and Facility Services GmbH 2)<br />
767,0<br />
1003,0<br />
884,0<br />
1155,0<br />
7900<br />
10.298<br />
5<br />
Gegenbauer Holding SE & Co. KG<br />
744,0<br />
704,8<br />
767,7<br />
732,4<br />
17.923<br />
17.378<br />
6<br />
Engie Deutschland GmbH 3)<br />
742,0<br />
596,0<br />
742,0<br />
596,0<br />
4200<br />
2711<br />
7<br />
Compass Group Deutschland GmbH *)<br />
673,2<br />
671,6<br />
705,0<br />
702,7<br />
14.160<br />
14.492<br />
8<br />
ISS Facility Services Holding GmbH<br />
655,1<br />
424,3<br />
655,1<br />
424,3<br />
12.671<br />
10.473<br />
9<br />
Piepenbrock Facility Management GmbH + Co. KG<br />
617,9<br />
589,2<br />
617,9<br />
589,2<br />
26.600<br />
26.600<br />
10<br />
Sodexo Beteiligungs B.V. & Co. KG 4)<br />
570,9<br />
544,7<br />
631,6<br />
616,8<br />
9076<br />
8770<br />
(Fortsetzung auf der nächsten Seite)<br />
ren Anbietern sowie einer Konsolidierung des<br />
Marktes.<br />
Mehr Multidienstleister am Markt<br />
Im Geschäftsjahr 2019 wuchsen alle 60 von<br />
Lünendonk beobachteten Unternehmen mit<br />
5,3 Prozent so stark wie seit 2009 nicht mehr.<br />
Bereits seit ein paar Jahren befindet sich der<br />
Markt in einer Phase der Konsolidierung und<br />
der Entwicklung hin zu breit aufgestellten Multidienstleistern.<br />
In der Lünendonk-Liste ist das<br />
anhand der Übernahmen der Unternehmen<br />
gut ablesbar. Zu den aktivsten Unternehmen<br />
der vergangenen Jahre zählen hier etwa Spie,<br />
die sich vor allem in den Segmenten Elektrotechnik<br />
und ICT verstärken, Dussmann, die ihre<br />
Aktivitäten in technischen Dienstleistungen in<br />
einer eigenen Sparte gebündelt haben (Dussmann<br />
Technical Solutions) und GeigerFM, die<br />
regional und innerhalb der infrastrukturellen<br />
Services ihre Kompetenzen und das Angebot<br />
ausbauen. Andere Unternehmen wachsen hingegen<br />
organisch überdurchschnittlich stark –<br />
hierzu zählen an der Marktspitze vor allem<br />
Apleona, Wisag, Gegenbauer, Engie und Piepenbrock,<br />
aber auch ISS.<br />
Services meistens in Deutschland gebündelt<br />
Noch eine andere Entwicklung wird erst in der<br />
Langzeitanalyse sichtbar: In der ersten Lünendonk-Liste<br />
2004 bestanden die Top 10 noch vollständig<br />
aus Unternehmen, die ihren Hauptsitz in<br />
Deutschland hatten. Das hat sich inzwischen<br />
umgekehrt: Mit Spie, Strabag PFS, Engie, Compass<br />
Group und ISS sind deutsche Landesgesellschaften<br />
von Unternehmen mit Hauptsitz im<br />
Ausland die Mehrheit. Für Auftraggeber bedeutet<br />
das, dass die Voraussetzung für eine länderübergreifende<br />
Zusammenarbeit mit Facility-Service-Unternehmen<br />
inzwischen besser als noch<br />
vor 16 Jahren ist.<br />
Aber: Länderübergreifende Service-Vergaben<br />
sind noch ein Randphänomen. Viele Auftraggeber<br />
vergeben (noch) Einzelgewerke oder bündeln<br />
Services an Standorten in Deutschland bei einem<br />
oder zwei Dienstleistern. Andere wiederum<br />
arbeiten an einer deutschlandweit gebündelten<br />
Vergabe.<br />
Wichtige Zukunftsherausforderungen sind nicht<br />
nur der Betrieb in Pandemiezeiten, sondern auch<br />
die Anpassung der Service-Konzepte an den demografischen<br />
Wandel und das „New Normal“<br />
nach Corona. Viele Marktbeobachter rechnen<br />
durch mehr Homeoffice und mehr Digitalisierung<br />
mit anderen Arbeitsgewohnheiten und<br />
stärker schwankender Auslastung. Das fordert<br />
die Workspaces ebenso heraus wie die Werte -<br />
systeme der „Generation Z“, auf die Arbeitgeber<br />
angesichts des absehbar fortdauernden Nachwuchsmangels<br />
reagieren müssen.<br />
Eines hat sich in der Vergangenheit immer gezeigt:<br />
Facility Services sind wenig konjunkturabhängig<br />
und krisenresistent.<br />
Der Autor<br />
Thomas Ball, Partner, Lünendonk & Hossenfelder<br />
Gefahrstoffe sicher lagern.<br />
Produktinfos und Beratung durch unsere Experten:<br />
safe@saebu.de<br />
www.safe-container.de<br />
Auffangwannen<br />
Gasflaschenlager<br />
Gefahrstoffcontainer<br />
Gefahrstoffdepots<br />
Gefahrstoffregale<br />
Unbenannt-1 1 02.09.20 08:55<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 51
BETRIEB<br />
Die 25 größten Unternehmen im Facility-Management<br />
Unternehmen<br />
Umsatz in<br />
Deutschland<br />
in Mio. €<br />
(2019)<br />
Umsatz in<br />
Deutschland<br />
in Mio. €<br />
(2018)<br />
Gesamtumsatz<br />
in<br />
Mio. €<br />
(2019)<br />
Gesamtumsatz<br />
in<br />
Mio. €<br />
(2018)<br />
Mitarbeiter<br />
in Deutschland<br />
(2019)<br />
Mitarbeiter<br />
in Deutschland<br />
(2018)<br />
11<br />
Dussmann Service Deutschland GmbH *) 5)<br />
569,0<br />
603,0<br />
1026,0<br />
1037,0<br />
20.600<br />
22.300<br />
12<br />
Kötter Unternehmensgruppe<br />
565,0<br />
540,0<br />
565,0<br />
540,0<br />
18.800<br />
18.500<br />
13<br />
Klüh Service Management GmbH 6)<br />
548,0<br />
491,4<br />
851,8<br />
805,8<br />
20.136<br />
19.231<br />
14<br />
CBRE Gruppe<br />
372,0<br />
362,0<br />
372,0<br />
362,0<br />
1885<br />
1675<br />
15<br />
Vinci Energies Deutschland Building Solutions<br />
GmbH 7)<br />
287,1<br />
278,5<br />
316,8<br />
308,6<br />
1362<br />
1377<br />
16<br />
Sauter FM GmbH 8)<br />
256,6<br />
224,0<br />
256,6<br />
224,0<br />
1333<br />
1222<br />
17<br />
Götz-Management-Holding AG *) 9)<br />
248,0<br />
236,3<br />
304,2<br />
294,0<br />
13.800<br />
13.600<br />
18<br />
Geiger FM Dienstleistungsgruppe Holding<br />
GmbH & Co. KG 10)<br />
205,0<br />
178,0<br />
326,0<br />
299,0<br />
7388<br />
7498<br />
19<br />
Stölting Service Group GmbH 11)<br />
194,0<br />
180,0<br />
195,0<br />
180,0<br />
7700<br />
6800<br />
20<br />
Caverion Deutschland GmbH 12)<br />
190,9<br />
175,4<br />
190,9<br />
175,4<br />
1166<br />
1021<br />
21<br />
Dr. Stasse AG<br />
190,0<br />
167,0<br />
250,0<br />
220,0<br />
4800<br />
4300<br />
22<br />
Dorfner Gruppe 13)<br />
181,0<br />
175,7<br />
266,0<br />
258,0<br />
7274<br />
7790<br />
23<br />
Hectas Facility Services Stiftung & Co. KG<br />
155,0<br />
151,0<br />
209,0<br />
211,0<br />
6800<br />
7100<br />
24<br />
ISD Immobilien Service Deutschland<br />
GmbH & Co. KG<br />
130,0<br />
119,0<br />
130,0<br />
119,0<br />
5800<br />
5700<br />
25<br />
Rud. Otto Meyer Technik GmbH & Co. KG 12)<br />
125,1<br />
115,2<br />
125,1<br />
115,2<br />
885<br />
835<br />
*) Umsatz und/oder Mitarbeiterzahlen teilweise geschätzt<br />
1) Inkl. Osmo-Anlagenbau GmbH & Co. KG und Telba Gruppe.<br />
2) Umsatzentwicklung wesentlich beeinflusst durch das Auslaufen eines Großauftrags zum 30.6.2019.<br />
3) Inkl. der im Jahr 2019 übernommenen Otto Building Technologies GmbH.<br />
4) Inlandsumsatz inkl. Servicegesellschaften und Organschaften in 2019; 631,6 Mio. Euro.<br />
5) Exklusive Kulturkaufhaus und Kursana. Gesamtumsatz der Dussmann Gruppe 2019: 2397,0 Mio. Euro.<br />
6) Inlandsumsatz inkl. Servicegesellschaften und Organschaften in 2019: 651,3 Mio. Euro.<br />
7) Vormals Vinci Facilities Deutschland GmbH.<br />
8) inkl. der Service-Umsätze aus der Sauter Gebäudeautomation.<br />
9) Inlandsumsatz inkl. Servicegesellschaften und Organschaften in 2019: 266,5 Mio. Euro.<br />
10) Vormals Lattemann & Geiger Unternehmensgruppe Holding GmbH & Co. KG inkl. mehrer übernommener Gesellschaften sowie Inlandsumsatz inkl. Service-Gesellschaften und<br />
Organschaften in 2019: 326,0 Mio. Euro.<br />
11) inkl. der anteilig einbezogenen Umsatz- und Mitarbeiterzahlen der im Jahr 2019 übernommenen CDS-Dienstleistungsgruppe.<br />
12) Nur Umsätze mit Facility Services in Deutschland.<br />
13) Inlandsumsatz inkl. Servicegesellschaften und Organschaften in 2019: 253,6 Mio. Euro.<br />
Aufnahmekriterien für diese Liste: Mindestens 50 % des Umsatzes werden mit Facility Services erwirtschaftet, mindestens 66 % des Umsatzes resultieren aus externen Aufträgen, mindestens<br />
66 % des Facility-Services-Umsatzes bestehen auf infrastrukturellen und technischem Gebäudemanagement. Alternativ werden mindestens 66 % des Umsatzes im Wettbewerb<br />
erwirtschaftet und der Umsatz mit externen Aufträgen übersteigt 100,0 Mio. Euro. Bereinigt um Umsätze mit Servicegesellschaften und Organschaften.<br />
Die Rangfolge der Übersicht basiert auf kontrollierten Selbstauskünften der Unternehmen und Schätzungen der Lünendonk & Hossenfelder GmbH über in Deutschland bilanzierte/erwirtschaftete<br />
Umsätze.<br />
Copyright: Lünendonk & Hossenfelder GmbH, Mindelheim 2020 – Stand 3.6.2020. (keine Gewähr für Firmenangaben)<br />
52 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
BETRIEB<br />
Telekommunikation<br />
Telefonsysteme zukunftssicher planen<br />
Entscheiden sich Firmen für eine neue Telekommunikationsinfrastruktur, ist<br />
es wichtig, dabei auf einen guten lokalen Service zu achten. Auch ein starker<br />
Partner, der die Leistungen individuell an das Unternehmen anpasst, ist von<br />
Vorteil.<br />
Durch Corona hat der<br />
Trend zum Home<br />
Office stark zugenommen.<br />
Das ändert auch<br />
die Anforderungen an<br />
die Telefonanlage.<br />
Bild: Tierney/stock.adobe.com<br />
Die Corona-Pandemie hat die Kommunika -<br />
tion im Geschäftskontext innerhalb weniger<br />
Wochen auf den Kopf gestellt. Aus persön -<br />
lichen Meetings wurden Telefongespräche,<br />
aus Geschäftsreisen Videokonferenzen. Die<br />
erzwungene Beschleunigung des Trends hin<br />
zu Remote Working hat nicht nur die Kultur<br />
zahlreicher Unternehmen vor Herausforderungen<br />
gestellt, sondern auch die technische<br />
Infrastruktur. Besonders im Bereich Kollaboration<br />
und Kommunikation steht der Ausbau<br />
dieser nun mit besonderer Dringlichkeit auf<br />
der Agenda vieler Einkaufsabteilungen, um<br />
ihr Unternehmen für die Zukunft bestmöglich<br />
und langfristig aufstellen zu können.<br />
Doch worauf sollten Unternehmen bei der<br />
Auswahl ihrer Telekommunikationsinfrastruktur<br />
achten?<br />
Cloud-Telefonie, der nächste Schritt?<br />
Die Corona-Pandemie fordert Unternehmen<br />
ein Höchstmaß an Flexibilität und Skalierbarkeit<br />
ab. In diesem Kontext ist der Wechsel von<br />
einem Hybrid-PBX-System zu einem Cloudbasierten<br />
System der nächste logische<br />
Schritt. Unternehmen, die frühzeitig eine entsprechende<br />
Technologie eingesetzt haben,<br />
konnten früher auf die neuen Anforderungen<br />
reagieren und auch die Anforderungen von<br />
benachbarten Applikationen und Systemen –<br />
wie CRM – sicher End-to-End zur Verfügung<br />
stellen. Hierbei stellt der Kommunikations-<br />
Endpunkt, sei es ein Headset, Smartphone<br />
oder SIP-Telefon keine technische Herausforderung<br />
mehr dar.<br />
Moderne Telefonanlagen – ganz gleich ob<br />
On-Premise oder Cloud-basiert – bieten Unternehmen<br />
eine Reihe von Vorteilen: gerin -<br />
geren Servicekosten, schnelle Einrichtung,<br />
große Flexibilität sowie die Anbindung an die<br />
unternehmensinterne IT. Unverändert bleibt<br />
jedoch die Notwendigkeit passender Endgeräte,<br />
um kommunikationsfähig zu sein. Für<br />
das Home Office haben sich hier vor allem<br />
SIP-basierte Telefone als empfehlenswert herausgestellt.<br />
Sie können an einem beliebigen<br />
Ort, bei Beibehaltung aller Leistungsmerk -<br />
male, mit dem Internet verbunden werden.<br />
Bei der Planung und Umsetzung der Kommunikationsinfrastruktur<br />
sind weitere wichtige<br />
Faktoren zu berücksichtigen. Entscheidend<br />
sind hier zwei Aspekte: Die Qualität und Verfügbarkeit<br />
des Services sowie ein beratender<br />
Vertriebspartner. Trotz innovativen Designs<br />
und höchster Verarbeitungsgüte ist kein<br />
Produkt zu 100 Prozent auf alle erdenklichen<br />
Besonderheiten ausgerichtet. Daher ist es<br />
elementar, im Procurement-Prozess nicht nur<br />
die offenkundigen Gerätefunktionen zu bedenken,<br />
sondern großen Wert auf lokalen<br />
und ständig erreichbaren Service zu legen,<br />
der bei Problemen schnell zur Stelle ist.<br />
Zudem kommt es auf eine reibungslos funktionierende<br />
Kooperationsarbeit mit guten<br />
Partnern in den Märkten an, denn nur so<br />
kann eine bestmögliche Provisionierung<br />
garantiert werden.<br />
Darüber hinaus müssen Unternehmen gewährleisten,<br />
dass das auf die jeweiligen individuellen<br />
Herausforderungen zugeschnittene<br />
Produkt erworben wird. Hier sind technisch<br />
gut geschulte Ansprechpartner auf Händlerseite,<br />
die über ein Value-Added-Reseller (VAR)<br />
Modell sogar noch zusätzliche Services anbieten<br />
können, die optimale Wahl.<br />
Ein Beispiel aus der Welt der produzierenden<br />
Gewerbe: Gerade bei der Installation umfassender,<br />
schnurloser DECT-Telefonsysteme<br />
über mehrere Stockwerke oder Gebäude hinweg<br />
muss eine optimale Abdeckung gewährleistet<br />
werden können. Unternehmen, bei<br />
denen agile Fachkräfte beschäftigt sind,<br />
benötigen an sämtlichen Stellen optimale<br />
Erreichbarkeit. Ermöglicht wird dies über eine<br />
vorab erfolgte professionelle Ausleuchtung<br />
der betreffenden Bereiche, die von qualifizierten<br />
Partnern im Beratungsprozess durchgeführt<br />
werden kann – und dafür sorgt, dass<br />
Telekommunikationsinfrastruktur langfristig<br />
ihren Zweck erfüllt und die Produktivität der<br />
Beschäftigten steigern kann.<br />
Faktoren im TK-<strong>Beschaffung</strong>sprozess<br />
Egal ob Unternehmen also weiterhin eine<br />
On-Premise-Anlage einsetzen oder bereits<br />
auf eine Cloud-basierte Lösung umgeschwenkt<br />
sind, wichtig ist, dass der Digital<br />
Workplace mit den idealen Telekommunikationsgeräten<br />
ausgestattet ist. Hierbei ist es bei<br />
der <strong>Beschaffung</strong> durch das Unternehmen von<br />
Vorteil, wenn der entsprechende Anbieter der<br />
Kommunikationsgeräte die gesamte Klaviatur<br />
von Tischtelefonen, DECT-Mobilteilen und<br />
Smartphones zur Verfügung stellt und dem<br />
Kunden damit ein ganzheitliches Eco-System<br />
an die Seite stellt – das ist der Anspruch von<br />
Gigaset und das „Made in Germany“.<br />
Der Autor<br />
Ralf Lueb, VP Sales Gigaset<br />
www.gigaset.com<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 53
Arbeitskleidung für alle hart<br />
arbeitenden Frauen und Männer .<br />
Bild: Blakläder<br />
Workwear<br />
Lange Lebensdauer ist gut für unseren Planeten<br />
Qualität, Preis und Lebensdauer von Arbeitskleidung lassen sich vergleichen. Aber wie steht es mit<br />
dem erfolgskritischen Faktor Nachhaltigkeit? Dabei sind die Lieferpartner ganzheitlich zu betrachten.<br />
„Kleidung mit langer Lebensdauer ist schonender<br />
für die Umwelt, wirtschaftlicher für<br />
Einkäufer und besser für den Träger“, sagt<br />
Maik Friedrichs. Für den Managing Director<br />
der Blåkläder Deutschland GmbH aus Ratingen<br />
sind umweltbewusster Material- und<br />
Ressourceneinsatz und höchste Qualität,<br />
Funktionalität, Design sowie Nachhaltigkeit<br />
kein Gegensatz, sondern dringendes Gebot.<br />
Ein Beispiel: Hosenmodell 1530, aus reiner<br />
Baumwolle gefertigt, kann 50 Prozent länger<br />
getragen werden als vergleichbare Produkte.<br />
Das spart über 33 Prozent Ressourcen ein. Die<br />
lebenslange Nahtgarantie auf Blåkläder-Produkte<br />
macht weniger Nachkäufe nötig.<br />
Blåkläder<br />
Das Unternehmen<br />
... ist ein 1959 in Schweden gegründetes<br />
Bekleidungs unternehmen mit Hauptsitz in<br />
Svenljunga mit mittlerweile über 5000 Mitarbeitern.<br />
Im schwedischen Zentrallager sind<br />
drei Millionen Bekleidungsteile aus den folgenden<br />
Produktkategorien ständig verfügbar:<br />
Warnschutz, MultiNorm, Schweißer-, Flammund<br />
Kälteschutz, Winter-/ Regenkleidung etc.<br />
www.blaklader.com<br />
Ziel: Kontrollierte Lieferkette<br />
Das Nachhaltigkeitskonzept des Familienunternehmens<br />
fußt auf stringenten Prozessen,<br />
konsequentem Lieferantenmanagement und<br />
Transparenz. Blåkläder fertigt 85 Prozent der<br />
Kleidungsstücke in sechs eigenen Fabriken,<br />
darunter in Sri Lanka (seit 2006) und Myanmar<br />
(seit 2018) und hat vom Produktdesign<br />
über die Fertigungsstätten, Lagerung am<br />
Stammsitz in Schweden bis zum Vertrieb in<br />
rund 20 Ländern alle Wertschöpfungsstufen<br />
in der Hand – ein Vorteil innerhalb der Textilbranche<br />
mit ihren weitverzweigten Lieferketten.<br />
Eine Vielzahl unbekannter Unterlieferanten<br />
macht es Einkäufern in der Textilbranche<br />
extrem schwer, Standards über die erste<br />
Zuliefer ebene hinaus durchzusetzen; über<br />
1000 Beteiligte bis zur dritten Zuliefererebene<br />
seien hier keine Seltenheit.<br />
Blåkläder hingegen führt nur 100 Vorlieferanten<br />
in der dritten Ebene; alle unterliegen konsequentem<br />
Monitoring. Von ihnen wird unter<br />
anderem die Oeko-Tex-Norm für alle Inhaltsstoffe<br />
und Komponenten verlangt. In Bezug<br />
auf Kinderarbeit gilt: null Toleranz.<br />
Blåkläder ist vielfach zertifiziert. Ein Beispiel:<br />
Als Hersteller von Arbeitskleidung mit eigenen<br />
Werken in Asien werden die freiwilligen<br />
Normen der SA 8000 (Soziale Verantwortung)<br />
erfüllt. Als Mitglied der Better Cotton Initiative<br />
unterstützt man Bauern bei nachhaltigerer<br />
Bewirtschaftung und ermöglicht faire<br />
Preise. „Solarzellen liefern bei uns die Hälfte<br />
der Elektrizität. 60 Prozent unserer Pappkartons<br />
werden wiederverwendet und unsere<br />
Transporte sind zu 100 Prozent befüllt“, betont<br />
Maik Friedrichs. Sein Fazit: „Beide Seiten<br />
– Hersteller und Kunden – müssen Verantwortung<br />
übernehmen, und das nicht nur auf<br />
dem Papier. Langzeitnutzung von Arbeitsbekleidung<br />
ist essenziell für eine belastbare<br />
Nachhaltigkeitsstrategie.“<br />
Ökologischer Fußbadruck<br />
Ein Beispiel dafür, dass sich Nachhaltigkeit<br />
lohnt: Nachdem der Baukonzern NCC zum<br />
Ausstatter Blåkläder wechselte, konnte der<br />
Verbrauch an Arbeitskleidung von vorher fünf<br />
Paar pro Mitarbeiter und Jahr auf 1,8 verringert<br />
werden – ein Beleg dafür, dass Qualität<br />
und lange Lebensdauer von Bekleidung den<br />
ökologischen Fußabdruck reduzieren. Anwender<br />
schonen das Klima bei Produktion, Transporten,<br />
Rohstoffen und haben zugleich weniger<br />
Kosten.<br />
www.blaklader.com<br />
54 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
BETRIEB<br />
Sicheres Arbeiten nach der Krise<br />
Zurück im Büro – so gelingt es<br />
In den vergangenen Monaten mussten Unternehmen in Rekordzeit neue Prozesse auf den Weg bringen.<br />
Jetzt, nach über einem halben Jahr, hat das Wirtschaftsleben wieder Fahrt aufgenommen und ein Stückchen<br />
Alltag kehrt ins Geschäftsleben ein. Doch wie kann die „neue Normalität“ für Unternehmen gelingen?<br />
Ein Blick hinter die Kulissen von Kaiser+Kraft.<br />
Bild: amenic181/stock.adobe.com<br />
Noch nie haben so viele Arbeitnehmer wie<br />
jetzt ihre Tätigkeiten von zu Hause aus erledigt:<br />
Laut einer Studie des Digitalverbands<br />
Bitkom tat dies aufgrund von Corona sogar<br />
jeder Zweite. Ähnlich war es bei Kaiser+Kraft,<br />
einem B2B-Versandhändler für Geschäftsausstattung.<br />
Digitalisierung der Arbeitsabläufe<br />
Nahezu von einem Tag auf den anderen wurden<br />
bei Kaiser+Kraft die meisten Tätigkeitsfelder<br />
digitalisiert. Anschließend wurde das<br />
Corona-Protection-Team ins Leben gerufen.<br />
Im wöchentlichen Rhythmus hat man die<br />
Situation gemeinsam mit dem Betriebsarzt<br />
und der Fachkraft für Arbeitssicherheit betrachtet.<br />
Die stufenweise Lockerung der Anti-<br />
Corona-Maßnahmen im Mai war für viele ein<br />
erster Schritt zurück zur Normalität. Bei Kaiser+Kraft<br />
fing man Mitte Mai mit einer Pilotphase<br />
und der Durchführung der Sicherheitsunterweisungen<br />
an, um die Mitarbeiter wieder<br />
allmählich zurück ins Büro zu holen. „Wir<br />
haben bei uns im Unternehmen Ende letzten<br />
Jahres ein neues Büro- und Arbeitskonzept<br />
eingeführt, um das agile Arbeiten zu fördern.<br />
Implementiert wurden genau diese Dinge,<br />
die aufgrund von Corona zum Stolperstein<br />
wurden: offene Flächen, Großraum-Büros<br />
oder die gemeinschaftliche Nutzung von<br />
Arbeitsplätzen“, sagt Rolf Schiffel, Geschäftsführer<br />
Lager/Logistik bei Kaiser+Kraft, der<br />
auch federführend im Corona Protection<br />
Team beteiligt war. Umso herausfordernder<br />
war es, ein neues Konzept zu etablieren, das<br />
mit den <strong>aktuell</strong> empfohlenen Hygiene- und<br />
Schutzrichtlinien konform ist.<br />
Die Pilotphase hat gut funktioniert. In der darauffolgenden<br />
einmonatigen Roll-Out-Phase<br />
konnte eine weitere Gruppe von Mitarbeitern<br />
ins Unternehmen zurückkehren. Davon ausgeschlossen<br />
waren alle Personen aus den Risikogruppen.<br />
Seit Mitte Juni ist Kaiser+Kraft<br />
wieder im Regelbetrieb im Büro unter Einhaltung<br />
der Schutzmaßnahmen. Digitale Kommunikationstools<br />
haben Präsenztermine nahezu<br />
überflüssig gemacht.<br />
Auswirkungen auf das Geschäft<br />
Was sich trotz der Lockerungen und der<br />
„neuen Normalität“ nicht verändert hat: Der<br />
B2B-Versandhändler verzeichnet eine hohe<br />
Nachfrage an Produkten aus den Bereichen<br />
Hygiene, Security und Homeoffice. „Darauf<br />
haben wir in unserem Webshop den Fokus<br />
gelegt. Angebote unseriöser Anbieter, um<br />
unseren Lagerbestand an Hygieneprodukten<br />
aufzufüllen, nahmen und nehmen wir auch<br />
weiterhin nicht an“ erklärt Schiffel.<br />
Die Erfahrungen aus der Corona-Zeit möchte<br />
Kaiser+Kraft nutzen und auf das künftige<br />
Geschäftsleben übertragen. Die Option des<br />
Homeoffice bietet das Stuttgarter Unternehmen<br />
schon seit Jahren an und hat durchweg<br />
positive Erfahrungen damit gemacht.<br />
Worauf andere Betriebe achten müssen<br />
Als Unterstützung für andere Betriebe hat<br />
Kaiser+Kraft ein Informationsangebot zusammengestellt.<br />
In Kooperation mit dem Hygiene-Netzwerk<br />
wurde ein Guide entwickelt,<br />
der die wichtigsten Maßnahmen für das Arbeiten<br />
zusammenfasst. Unternehmen erfahren<br />
darin, wie sie ihren Geschäftsalltag für<br />
die Zukunft ausstatten können. Zusätzlich zu<br />
den Informationen gibt es praktische Checklisten<br />
zum Download.<br />
www.kaiserkraft.de/content/<br />
back-to-business<br />
Vor allem im Geschäftsleben<br />
kommt es darauf an, geltende<br />
Hygiene- und Schutzmaßnahmen<br />
umzusetzen.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 55
Gefährdungsbeurteilung<br />
Infektionsschutz mit BGHM<br />
Unternehmer müssen die derzeitige Infek -<br />
tionsgefährdung auch in ihrer Gefährdungsbeurteilung<br />
berücksichtigen und diese aktualisieren.<br />
Darauf weist die Berufsgenossenschaft<br />
Holz und Metall (BGHM) ihre Mitgliedsunternehmen<br />
hin. Grundsätzlich gilt, dass die von<br />
den staatlichen Stellen festgestellte Infek -<br />
tionsgefährdung durch das Coronavirus<br />
zugleich auch eine Gefährdung für die Sicherheit<br />
und die Gesundheit der Beschäftigten ist.<br />
Diese Gefährdung wird damit Bestandteil der<br />
Gefährdungsbeurteilung des Arbeitgebers,<br />
Bild: CREATIVE WONDER/stock.adobe.com<br />
wie das Bundesministerium für Arbeit und<br />
Soziales (BMAS) mitteilt. Der kürzlich vom<br />
BMAS veröffentlichte Sars-CoV-2-Arbeitsschutzstandard<br />
gibt Arbeitgebern dabei<br />
Sicherheit bei der Auswahl und Umsetzung<br />
geeigneter Maßnahmen.<br />
Die Handlungshilfen der BGHM zum Schutz<br />
vor Coronaviren konkretisieren den Inhalt des<br />
Arbeitsschutzstandards branchenspezifisch.<br />
Verantwortliche finden auf einen Blick den<br />
branchenspezifischen Bezug. Die Handlungshilfen<br />
können auf der Homepage der BGHM<br />
unter www.bghm.de, Webcode 3759 heruntergeladen<br />
werden. (sd)<br />
Arbeitsschuhe<br />
Mehr Energie durch<br />
Sohlentechnologie<br />
Mit der dual.IMPULSE Sohlentechnologie<br />
brachte der Hersteller von Sicherheitsschuhen<br />
ISM bereits im Jahr 2017 ein innovatives<br />
Produkt auf den Markt. Nun wird das erfolgreiche<br />
Konzept durch den AER55 mit einem<br />
Obermaterial aus 3D-SafetyKnit erweitert.<br />
Kern der Sohlentechnologie ist eine zweifach<br />
geschäumte Zwischensohle aus<br />
IMPULSE.FOAM, die auf jeden Schritt mit<br />
einem Energie-Impuls reagiert. Dabei sorgt<br />
die Technologie für Dämpfung, Stabilität und<br />
lang anhaltenden Komfort.<br />
Der AER55 erfüllt nach DIN EN ISO 20345<br />
Sicherheitsanforderungen der Klasse S1P.<br />
Eine Fiberglaskappe schützt vor herabfallenden<br />
Gegenständen mit einer Energie von bis<br />
zu 200 Joule. Der flexible FAP-Durchtrittschutz<br />
aus mehreren Schichten reißfester<br />
Textilfasern schützt den Träger vor einer<br />
Durchdringung der Sohle. Weiterhin ist die<br />
Sohle bis zu 300 °C hitzebeständig (HRO) und<br />
rutschhemmend nach Kategorie SRA. Die<br />
Sicherheitsschuhe sind ESD zertifiziert, das<br />
heißt, sie können dann getragen werden,<br />
wenn elektrostatische Aufladungen verhindert<br />
werden sollen. (sd)<br />
Bild: ISM Heinrich Krämer<br />
SARS-CoV-2 Arbeitsschutzstandard einhalten<br />
Schutzstandard und Maskenwaschservice<br />
Als „Zertifizierter Fachbetrieb für Persönliche<br />
Schutzausrüstungen“ begleitet Piel Unternehmen<br />
bei deren Verpflichtung, für die<br />
Sicherheit ihrer Mitarbeiter zu sorgen. Hilfestellung<br />
geben <strong>aktuell</strong>e Vorgaben im Rahmen<br />
des neuen SARS-CoV-2 Arbeitsschutzstandards.<br />
Als Unterstützung bei der Umsetzung des<br />
Arbeitsschutzstandards stellt Piel gratis<br />
einen Handlungsleitfaden zur Verfügung.<br />
Hier muss der Arbeitgeber entweder technische<br />
Lösungen finden, um den Mindestabstand<br />
zu gewährleisten, oder die Sicherheit<br />
wird mit organisatorischen Maßnahmen<br />
garantiert. Spätestens wenn beides nicht<br />
funktioniert, müssen Mundschutzmasken<br />
zur Verfügung gestellt werden. „Mir sind die<br />
herkömmlichen Einwegmasken, die man<br />
Neuheiten<br />
Neuer Katalog der Hoffmann Group<br />
Auch dieses Jahr bringt die Hoffmann Group<br />
zum ersten August ihren neuen Katalog<br />
2020/2021 auf den Markt. Die aktualisierte und<br />
erweiterte Auflage des Nachschlagewerks für<br />
Qualitätswerkzeuge, Betriebseinrichtungen und<br />
Persönliche Schutzausrüstung bietet über<br />
90.000 Artikel, darunter rund 9000 Neuheiten.<br />
Egal ob Zerspanen, Fräsen, Bohren, Drehen,<br />
Spannen, Messen, Schleifen, Handwerkzeuge,<br />
Betriebseinrichtungen oder Arbeitsschutz – im<br />
Katalog der Hoffmann Group werden Unternehmen<br />
fündig und erhalten alles aus einer Hand.<br />
Der Katalog 2020/2021 der Hoffmann Group<br />
wartet mit 500 Herstellermarken, über 40.000<br />
Produkten der Marke GARANT sowie mit Artikeln<br />
der Marke HOLEX auf. Wie so oft bei der<br />
jetzt oft sieht, ein Dorn im Auge, weil sie alles<br />
andere als nachhaltig sind“, erklärt Mario<br />
Ernst, geschäftsführender Gesellschafter bei<br />
Piel. Die Lösung: Waschbare Baumwollmasken,<br />
die nicht nur verkauft, sondern nach<br />
Gebrauch auch professionell gereinigt werden.<br />
(sd)<br />
Hoffmann Group entfällt bei den Neuheiten der<br />
Löwenanteil (38,9 %) auf den Bereich „Zerspanung<br />
und Spanntechnik“. Zu den Highlights<br />
zählt zum Beispiel der Hochvorschubfräser<br />
GARANT Power Q Double. (sd)<br />
www.hoffmann-group.com<br />
Bild: Hoffmann Group<br />
Bild: Piel<br />
56 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
Konstruktionszeichnungen in 3D begehen<br />
Start-up bietet VR-Technologie<br />
Das Berliner Start-up WeAre ermöglicht Ingenieuren im Maschinenund<br />
Anlagenbau produktives und sicheres Arbeiten und stellt die Weichen<br />
für den virtuellen Arbeitsplatz der Zukunft in vielen Branchen.<br />
Über Dinge zu reden ist immer umständlicher, als sie zu zeigen. Dies<br />
gilt umso mehr für komplexe Teile, Maschinen und Anlagen und ganz<br />
besonders bei internationaler Zusammenarbeit. WeAre hat für diese<br />
Problematik insbesondere für die Konstrukteure im Maschinen- und<br />
Anlagenbau eine Lösung gesucht und diese in der virtuellen Realität<br />
gefunden. Komplexe CAD- und Konstruktionszeichnungen werden<br />
per Drag & Drop in kürzester Zeit zu dreidimensionalen Objekten, welche<br />
frei im Raum gedreht, demontiert, begangen und sogar gemeinsam<br />
bearbeitet werden können. Mittels VR-Brille und Cloud-Anbindung<br />
treffen sich alle Beteiligten in einem eigens für sie generierten<br />
virtuellen Raum. Das VR-Conferencing-Tool von WeAre ist intuitiv<br />
bedienbar und individuell an jeden Kundenwunsch anpassbar.<br />
Die WeAre GmbH wurde 2017 von Maximilian Noelle und Marvin<br />
Tekautschitz gegründet. (sd)<br />
Bild: kite_rin/stock.adobe.com<br />
Infektionsschutz<br />
Wearables helfen, Abstand zu halten<br />
BETRIEB<br />
Linde Material Handling stellt zwei Lösungen zur Einhaltung des<br />
Mindestabstand vor: Die Linde Secure Distance Vest und der Linde<br />
Distance Beeper.<br />
Bei der Sicherheitsdistanzweste ist der Name Programm, denn das<br />
nach Schutznorm EN ISO 20471 zertifizierte Wearable überwacht die<br />
Einhaltung des individuellen Mindestabstands zwischen Mitarbeitern.<br />
Kommen sie einander zu nahe, warnen die Westen durch Blinken,<br />
Warntöne und Vibration. Tritt im Betrieb dennoch ein Infektionsfall<br />
auf, lässt sich durch die Zusatzfunktion „Tracking & Tracing“<br />
nachvollziehen, welche Kollegen in der Nähe der positiv getesteten<br />
Person waren. Entwickelt wurde die Sicherheitsdistanzweste auf Basis<br />
des Assistenzsystems Linde Safety Guard, das vor Kollisionen warnt.<br />
Aus dieser Produktfamilie stammt auch die zweite Lösung. Die Distance<br />
Beeper bieten Unternehmen den gleichen Funktionsumfang<br />
wie die Distanzweste.<br />
Auch nach der Pandemie sind beide Lösungen anwendbar: Westen<br />
und Beeper sind auf die Funktionen des Linde Safety Guard umrüstbar<br />
und können dann vor Kollisionen warnen. Umgekehrt gilt für „Safety<br />
Guard“-Systeme: Sie können auf die neue Distanzwarnung umprogrammiert<br />
werden. (sd)<br />
Warnung vor Müllproblematik durch Einwegmasken<br />
Mehrweg statt Einweg bei Masken bevorzugt<br />
Der Deutsche Textilreinigungs-Verband e.V.<br />
(DTV) weist darauf hin, dass aus falsch verstandenen<br />
Hygiene-Anforderungen die Wegwerf-Mentalität<br />
wieder in Mode kommen<br />
könnte. „Einwegprodukte sind in Zeiten von<br />
Plastikmüllinseln im Meer, Klimakrise und<br />
steigendem Ressourcenverbrauch der falsche<br />
Ansatz“, sagt Andreas Schumacher,<br />
Geschäftsführer des Branchenverbandes.<br />
„Mehrweg und Kreislaufprodukte sind auch<br />
in Corona-Zeiten das Gebot der Stunde. Professionell<br />
gepflegte, hygienisch aufbereitete<br />
und wiederverwendbare Textilien belasten<br />
die Umwelt weit weniger als Einwegprodukte“,<br />
so Schumacher. Wiederverwendbare<br />
Textilprodukte können statt nur einmal bis zu<br />
100 mal eingesetzt werden.<br />
Während der Corona-Pandemie rückt die<br />
Klimakrise in den Hintergrund, der geplante<br />
„Green Deal“ und der Aktionsplan Kreislaufwirtschaft<br />
der EU liegen quasi auf Eis. Doch<br />
gerade jetzt biete sich die Chance, die Wirtschaft<br />
klimafreundlich wiederaufzubauen, so<br />
der DTV. In einem gemeinsamen Positionspapier<br />
mit dem Europäischen Dachverband<br />
für Textil-Leasing, der European Textile Services<br />
Association (ETSA), fordert der DTV den<br />
wirtschaftlichen Neuanfang nach Corona zu<br />
Bild: Strelciuc/stock.adobe.com<br />
nutzen, um das Kreislaufwirtschaftsmodell<br />
des Textilservice zu stärken und zum Standard<br />
bei der <strong>Beschaffung</strong> von Textilien zu<br />
machen. (sd)<br />
Notebook<br />
Robuste Computerlösung für die Produktion<br />
Getac, ein Hersteller robuster Computer -<br />
lösungen, lanciert sein vollrobustes B360<br />
Notebook. Es ist ausgerüstet und entwickelt<br />
für<br />
5G, brilliert<br />
das B360<br />
durch hohe<br />
Rechengeschwindigkeit,<br />
ein<br />
Bild: Getac<br />
brillantes Display sowie absolute Zuverlässigkeit.<br />
Für die Anwender bedeutet dies hohe<br />
Ausfallsicherheit und schnellere, effizientere<br />
Prozesse. Um die Anforderungen der Getac<br />
Kunden zu erfüllen, bietet Getac das Gerät in<br />
zwei Ausführungen an: als B360, ideal für die<br />
Bereiche öffentliche Sicherheit, Produktion<br />
und für Versorger, sowie als B360 Pro, optimiert<br />
für die Spezifik des Verteidigungssektors.<br />
Mit seinem Intel-Core-Prozessor der<br />
10. Generation ist das B360 das schnellste<br />
vollrobuste Notebook am Markt. Ein integriertes<br />
1400 nits Full HD-Display ist ebenfalls<br />
unerreicht. Es ist gemäß IP66 vor Eindringen<br />
von Staub, Hochdruck-Wasserstrahlen<br />
sowie Verschüttungen geschützt und übersteht<br />
Stürze aus bis zu 1,80 m. Die <strong>aktuell</strong>ste<br />
MIL-STD 810H-Zertifizierung ermöglicht es<br />
Anwendern außerdem, auf die Zuverlässigkeit<br />
des B360 zu vertrauen. (sd)<br />
www.getac.com<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 57
BETRIEB<br />
Desinfektionssäule<br />
Hygienestation für Empfang<br />
Das Thema Hygiene hat <strong>aktuell</strong> einen hohen<br />
Stellenwert. Dass es jetzt schleunigst einfache<br />
und praktikable Möglichkeiten für die<br />
Hände- und Flächendesinfektion braucht,<br />
war Krieg schnell klar. Der Spezialist für<br />
Arbeitsplatzeinrichtungen in Büro und<br />
Betrieb entwickelte binnen kürzester Zeit<br />
eine neuartige Hygienestation.<br />
Die Hygienestation CLEANSPOT kann flexibel<br />
eingesetzt werden. Der vielseitige Allrounder<br />
dient dabei nicht nur als Desinfektionsständer,<br />
an dem Desinfektionsmittelspender herstellerunabhängig<br />
positionierbar sind. Die<br />
Hygienestation ist an vier Seiten nutzbar. An<br />
der Säule kann vielfältiges modulares Zubehör<br />
(Memoboard, Reinigungstücher, Mundschutzmasken<br />
und verschiedene Hygieneartikel)<br />
steckbar angebracht werden. Ein<br />
schneller Ortswechsel ist dank Rollen möglich.<br />
Die Krieg Hygienestation CLEANSPOT ist<br />
aus pulverbeschichtetem Drei-Millimeter-<br />
Stahlblech gebaut. Eine solide Bodenplatte<br />
gewährleistet die Kippsicherheit. Die Hygienestation<br />
lässt sich jederzeit in der Höhe für<br />
Kinder und Rollstuhlfahrer einstellen. (sd)<br />
www.krieg-online.de/hygienestation<br />
Bild: Krieg<br />
• Blakläder Deutschland GmbH, Ratingen 29<br />
• Böllhoff GmbH, Bielefeld 7<br />
• curecomp Software Services GmbH,<br />
AT-Linz 59<br />
• Denios AG, Bad Oeynhausen 25<br />
• Easyfairs GmbH, Bielefeld 27<br />
• ElringKlinger Kunststofftechnik GmbH,<br />
Bietigheim-Bissingen 61<br />
• Ferdinand Gross GmbH & Co KG,<br />
Leinfelden-Echterdingen 59<br />
• Gütegemeinschaft Paletten e.V., Münster 41<br />
• HaRo Anlagen- und Fördertechnik GmbH,<br />
Rüthen 11<br />
• Kunststofftechnik Jantsch GmbH,<br />
Nürnberg 61<br />
• Schrauben Jäger AG, Karlsruhe 60<br />
H.P. Kaysser GmbH & Co. KG, Leutenbach 49<br />
• Keller & Kalmbach GmbH,<br />
Unterschleißheim 60,68<br />
• KULLEN-KOTI GmbH, Reutlingen 59,67<br />
Lederer GmbH, Ennepetal 3,6<br />
• Lehmanns Media GmbH, Köln 61<br />
• Maxon Motor GmbH, Sexau 61<br />
• Neff Gewindetriebe GmbH,<br />
Weil im Schönbuch 35<br />
Inserentenverzeichnis<br />
• Otto Roth GmbH & Co. KG, Stuttgart 37<br />
• pfenning logistics GmbH, Heddesheim 9<br />
• RCT Reichelt Chemietechnik<br />
GmbH + Co., Heidelberg 49,61<br />
• Ernst Reiner GmbH & Co. KG,<br />
Furtwangen 17<br />
• F. Reyher Nchfg. GmbH & Co., Hamburg 60<br />
SÄBU Morsbach GmbH, Morsbach 51<br />
• Schallenkammer Magnetsysteme GmbH,<br />
Kürnach 23<br />
Schweizer GmbH & Co.KG, Reutlingen 61<br />
simple system GmbH & Co. KG, München 60<br />
• SoftconCIS GmbH, Oberhaching 60<br />
Tünkers Maschinenbau GmbH, Ratingen 2<br />
• Turkish Machinery in Deutschland,<br />
Braunschweig, Headquater Turkish<br />
Machinery, TR Ankara 13<br />
• veenion GmbH, Kaiserslautern 60<br />
• WUCATO Marketplace GmbH, Stuttgart 60<br />
• Würth Industrie Service<br />
GmbH & Co. KG, Bad Mergentheim 47,6<br />
• WÜRTH MODYF GmbH & Co. KG,<br />
Künzelsau-Gaisbach 5<br />
Automatisierte <strong>Beschaffung</strong><br />
Zarges betreibt B2B-Kundenportal<br />
Bild: Zarges<br />
Mithilfe von online verfügbaren Informationen<br />
können Abläufe zeitsparend und ortsunabhängig<br />
umgesetzt werden. Schnell, individuell<br />
und automatisch – diese Vorteile hat<br />
sich Zarges, der Experte für Steigtechnik und<br />
Transportkisten, bei der Entwicklung des<br />
neuen B2B-Kundenportals „myZARGES“ auf<br />
die Fahne geschrieben.<br />
Das Portal vereint praktische Self-Service-<br />
Funktionalitäten an einer Stelle. Ein übersichtliches<br />
Dashboard bietet dem Nutzer<br />
zunächst einen Überblick und schnellen<br />
Zugriff auf alle Funktionen. Von hier aus kann<br />
der Kunde beispielsweise auf täglich aktualisierte<br />
Produkt- und Marketing-Informationen<br />
in Form von <strong>aktuell</strong>en Datenblättern, BMEcat-Katalogen<br />
oder Bildarchiven zugreifen.<br />
Darüber hinaus legt Zarges den Fokus bei<br />
dem Portal insbesondere auf die Vereinfachung<br />
des operativen Tagesgeschäfts seiner<br />
Kunden. So sind nicht nur sekundenschnelle<br />
Preis- und Verfügbarkeitsanfragen<br />
möglich, sondern auch Bestellungen des Sortiments<br />
zu individuellen Konditionen. (sd)<br />
58 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> präsentiert<br />
Ihnen Partner des Einkaufs.<br />
Finden Sie leistungsstarke Lieferanten und Dienstleister für Ihre <strong>Beschaffung</strong>s bedarfe<br />
und kompetente Lösungspartner.<br />
SCM Weiterbildung Druck<br />
Beratung Betriebsbedarf<br />
Entwicklung + Fertigung<br />
Medienbeschaffung<br />
C-Teile-Management<br />
Logistik<br />
Fuhrpark<br />
Energie<br />
Recruiting<br />
Business Travel<br />
Weitere Fakten zu Unternehmen, Details zu Angebots- und Leistungsspektrum finden<br />
Sie im Firmenverzeichnis auf beschaffung-<strong>aktuell</strong>.de.<br />
Unter folgendem Link gelangen Sie zur Übersicht aller Online-Firmenprofile.<br />
SRM<br />
Komponenten + Systeme<br />
Bookmark!<br />
www.beschaffung-<strong>aktuell</strong>.de/firmenverzeichnis<br />
ALL-IN-ONE-EINKAUFSLÖSUNG<br />
BÜRSTEN<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
curecomp Software Services GmbH<br />
www.curecomp.com<br />
Mit der eProcurement- und Supplier Relationship<br />
Management Lösung von curecomp werden Ihre<br />
<strong>Beschaffung</strong>sprozesse einfacher, transparenter,<br />
schneller und damit kostengünstiger abgewickelt.<br />
Dies führt in Summe zu einer signifikanten Arbeitsentlastung<br />
Ihrer Mitarbeiter und Verhinderung von<br />
Fehlern durch manuelle Datenerfassungen. Unsere<br />
Expertise und unser Fokus liegen dabei beim direkten<br />
Produktionsmaterial und bei produzierenden<br />
Unternehmen. Bei curecomp dreht sich alles um<br />
den Erfolg unserer Kunden und deren Lieferanten.<br />
Jedes Unternehmen und jede Branche steht vor spezifischen<br />
Herausforderungen.<br />
Wir helfen Ihnen effizienter zu werden!<br />
KULLEN-KOTI GmbH<br />
www.kullen.de<br />
Technische Bürsten, die perfekt passen – Kullen-Koti<br />
ist der innovative Lösungspartner weltweit. Seit über<br />
100 Jahren.<br />
Für kundenspezifische industrielle Anwendungen in<br />
jeder Branche bietet Kullen-Koti genau die richtige<br />
Bürste – bis hin zu individuellen Sonderlösungen.<br />
Kullen-Koti macht die Auswahl und Realisierung der<br />
besseren Lösung einfacher, schneller und sicherer –<br />
durch Expertenkompetenz und eines der größten Produktprogramme<br />
der Welt.<br />
Bürstentechnologie von Kullen-Koti – für mehr Produktivität,<br />
Sicherheit und Wirtschaftlichkeit in vielen<br />
Prozessen und für hocheffiziente Anwendungslösungen<br />
der Zukunft.<br />
Ferdinand Gross GmbH & Co. KG<br />
www.schrauben-gross.de<br />
Ferdinand Gross ist Spezialist für Verbindungstechnik<br />
und C-Teile-Management und bietet Kunden und<br />
Partnern aus der Industrie maßgeschneiderte Dienstleistungen.<br />
Unser Sortiment reicht von Verbindungselementen<br />
über Werkzeuge bis zu Sonder anfertigungen.<br />
Wir sorgen für schnellste Verfügbarkeit von über<br />
107 000 Artikeln. Im Bereich C-Teile-Management<br />
bietet Ferdinand Gross kunden spezifische Lösungen<br />
zur Senkung Ihrer <strong>Beschaffung</strong>s kosten um bis zu 70 %.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 59
PARTNER DES EINKAUFS<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
Keller & Kalmbach GmbH<br />
www.keller-kalmbach.de<br />
Ist Ihr C-Teile-Management fit für die Zukunft?<br />
Wir überzeugen Sie mit großem technischen<br />
Know-how bei Verbindungselementen und<br />
bieten Ihnen eine Produktpalette rund um<br />
C-Teile, die kaum Wünsche offen lässt.<br />
Wir stehen für höchste Versorgungssicherheit<br />
und entwickeln kundenindividuelle und maßgeschneiderte<br />
Logistikkonzepte für Produktion<br />
und MRO. Sorgen Sie mit dem passenden C-Teile-<br />
Konzept für effiziente <strong>Beschaffung</strong>sprozesse und<br />
Abläufe in Ihrem Unternehmen. Diskutieren Sie<br />
mit unseren Experten, wie Sie Ihre Wertschöpfung<br />
steigern können.<br />
Lederer GmbH<br />
www.c-teile-management.info<br />
Wenn es um C-Teile-Management geht, Kanban, Konsignation<br />
& Co., ist Lederer Ihr Partner: Norm- und Standardteile,<br />
Sonder- und Zeichnungsteile, Verbindungselemente<br />
u.v.m. auf Basis aller logistischen Lösungen<br />
und Systeme (eBusiness, RFID, Ein- und Mehr-Behälter-<br />
Kanban etc.). Lederer übernimmt für Sie die Lieferantensuche,<br />
Bestellung und <strong>Beschaffung</strong>, Bevorratung<br />
und Bereitstellung, Lagerbewirtschaftung und Qualitäts<br />
sicherung, Systempflege und Prozessverbesserung.<br />
– Verbindungselemente<br />
– Norm- und Standardartikel<br />
– Sonder- und Zeichnungsteile<br />
– C-Teile-Management<br />
F. REYHER Nchfg. GmbH & Co. KG<br />
www.reyher.de<br />
E-Business-Lösungen, Kanban-Versorgungssysteme,<br />
Bausätze, Konfektionierungen, Sonderteile – wenn<br />
es um Verbindungselemente und Befestigungs technik<br />
geht, ist REYHER Ihr kompetenter Partner. Hohes<br />
Qualitätsbewusstsein und ausgeprägte tech nische<br />
Kompetenz haben eine lange Unternehmens tradition.<br />
Über 130 000 verschiedene Artikel stehen bei einer<br />
Lieferbereitschaft von 99 % branchenübergreifend<br />
bereit. Kunden aus Industrie und Handel werden<br />
weltweit aus einem der modernsten und größten<br />
Schrauben-Logistikzentren schnell und zuverlässig<br />
beliefert.<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
Schrauben-Jäger AG<br />
www.schrauben-jaeger.de<br />
Als Spezialist für Verbindungselemente und Befestigungstechnik<br />
verstehen wir unter unserem Motto „Service<br />
rund um die Schraube“ nicht nur kompetente Beratung,<br />
schnelle Verfügbarkeit und Lieferung, sondern auch<br />
ständige Prozessoptimierung in Zusammenarbeit mit<br />
unseren Kunden. Selbstverständlich bieten wir ergänzend<br />
zu unseren Produkten auch attraktive Lösungen in<br />
den Bereichen C-Teile-Management und KANBAN.<br />
Unser Leistungsportfolio wird ergänzt durch das Produktund<br />
Dienstleistungsangebot unseres Schwesterunternehmens<br />
Werkzeug-Jäger GmbH. So können wir<br />
Kunden in den Bereichen Schrauben und Werkzeug ein<br />
branchenübergreifend einzigartiges Portfolio an Produkten<br />
und Dienstleistungen anbieten.<br />
simple system GmbH & Co. KG<br />
www.simplesystem.com<br />
Die <strong>Beschaffung</strong>splattform für C-Artikel<br />
simple system wurde im Jahr 2000 gegründet<br />
und ist heute eine der führenden, neutralen<br />
<strong>Beschaffung</strong>splattformen. Ziel der Plattform ist<br />
es, Unternehmen eine effektive und transparente<br />
indirekte <strong>Beschaffung</strong> zu ermöglichen. Mit mehr<br />
als 720 Lieferanten, 3.000 Bestellungen pro Tag<br />
und über 70 Mio. Artikel ist die Plattform in vielen<br />
Einkaufsabteilungen nicht mehr wegzudenken.<br />
Mit simple system Click & Order Katalogen<br />
decken Sie 60-80% Ihres indirekten Bedarfs.<br />
Alle simple system Click & Order Kataloge können<br />
ganz unkompliziert mit einen Klick aktiviert<br />
werden.<br />
WUCATO Marketplace GmbH<br />
www.wucato.de<br />
Die digitale B2B-<strong>Beschaffung</strong>splattform<br />
Wucato ist eine zentrale <strong>Beschaffung</strong>splattform zur Optimierung<br />
Ihrer Einkaufsprozesse – unabhängig von Branche und<br />
Unternehmensgröße.<br />
Unsere Plattform bündelt eine Vielzahl von Lieferanten an<br />
einem zentralen Ort. Den Kern des Angebots bildet ein<br />
umfangreiches und stetig wachsendes Sortiment von mehreren<br />
Millionen Produkten – von A wie Arbeitskleidung bis Z wie<br />
Zylinder.<br />
Spezielle B2B-Shop-Funktionen wie individuelle Einkaufskonditionen,<br />
Genehmigungsworkflows, Kostenstellen, uvm.<br />
ermöglichen Ihnen Ihre <strong>Beschaffung</strong>sprozesse deutlich effizienter<br />
zu gestalten. So bleibt mehr Zeit für das Wesentliche.<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
EINKAUFSCONTROLLING<br />
EINKAUFSSOFTWARE<br />
Würth Industrie Service GmbH & Co. KG<br />
www.wuerth-industrie.com<br />
Die Würth Industrie Service ist auf modulare<br />
<strong>Beschaffung</strong>s- und Logistikkonzepte für produzierende<br />
Industrie kunden spezialisiert. Aus den unterschiedlichen<br />
Modulen des C-Produkt-Service (CPS®) kann für<br />
jede individuelle Anforderung die passende C-Teile-<br />
Lösung mit einem Maximum an Versorgungssicherheit<br />
zusammengestellt werden. Ein Produktspektrum von<br />
über 1.000.000 Artikeln, patentierte Behälter- und<br />
RFID-Technologie umrahmen die innovativen Systeme.<br />
SoftconCIS GmbH<br />
www.softconcis.de, www.Einkaufscontrolling.de<br />
SoftconCIS ist mit über 400 Kunden weltweit und mehr<br />
als 20 Jahren Erfahrung der führende Anbieter von<br />
Informationssystemen für Einkaufscontrolling und<br />
strategischen Einkauf.<br />
Dabei ist SoftconCIS der einzige Anbieter, der intelligente<br />
Software mit mehr als 450 Kennzahlen und Dashboards,<br />
fertigen Schnittstellen, Fachwissen/Consulting,<br />
Hosting im eigenen zertifizierten, deutschen Rechenzentrum<br />
und Weiterbildung zu folgenden Themen<br />
vereint:<br />
– Einkaufscontrolling & Einkaufsplanung<br />
– Erfolgsmessung & Dashboarding<br />
– SRM, Lieferantenbewertung & RM<br />
– Maßnahmenmanagement u. v. m.<br />
veenion GmbH<br />
www.veenion.de<br />
Die veenion GmbH hat sich auf Lösungen rund um das<br />
elektronische <strong>Beschaffung</strong>s- und Handelswesen spezialisiert.<br />
Durch den individuellen Einsatz der multifunktionalen<br />
Softwarelösungen impact ordering und<br />
open ordering werden sämtliche operative <strong>Beschaffung</strong>s-,<br />
Rechnungs- und Handelsprozesse optimiert<br />
und an Ihre Bedürfnisse und Anforderungen angepasst.<br />
Neben privaten Unternehmen gehören auch<br />
zahlreiche Non-Profit-Organisationen und öffentliche<br />
Auftraggeber zu den Kunden von veenion-Anwendungen.<br />
60 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
PARTNER DES EINKAUFS<br />
ENTWICKLUNG + FERTIGUNG<br />
FEDERN<br />
KERAMIKKOMPONENTEN<br />
Kunststofftechnik Jantsch GmbH<br />
www.jantsch.de<br />
Die Kunststofftechnik Jantsch GmbH in Nürnberg<br />
fertigt spritzgegossene Präzisions-Kunststoffteile aus<br />
sämtlichen Thermoplasten von 0,001g bis 400g.<br />
Wir bieten die komplette Prozesskette an:<br />
– Kunststoffgerechte Teileentwicklung<br />
– Füllsimulation mit Cadmould<br />
– Rapid Prototyping: 3D-Druck, Vakuumgießen<br />
– Klimatisierter Präzisions-Formenbau<br />
– Spritzgießfertigung, auch 2K, Hochtemperatur-<br />
Thermoplaste (z. B. PEEK), Reinraumfertigung<br />
– Automatisiertes Einlegen und Entnehmen<br />
– Zertifiziert nach DIN ISO 9001, 14001, 50001<br />
Wir sind Ihr Entwicklungs- und Fertigungspartner!<br />
Schweizer GmbH & Co. KG<br />
www.schweizer-federn.de<br />
Die Schweizer GmbH & Co. KG aus Reutlingen bietet<br />
bereits seit 1986 technische Federn in allen Variationen.<br />
Am Rande der schwäbischen Alb fertigen ca. 120 Mitarbeiter<br />
hochwertige Drahtfedern und Stanzbiegeteile<br />
aus allen gängigen Federmaterialien in Klein- und Großserien.<br />
Das umfangreiche Produktportfolio der Schweizer<br />
GmbH & Co. KG umfasst:<br />
• Druck-, Zug- und Schenkelfedern<br />
• Draht- und Stanzbiegeteile<br />
• Mikrofedern und Laserschneidteile<br />
maxon motor GmbH<br />
www.ceramic.maxongroup.de<br />
maxon – eine starke globale Marke<br />
Wir entwickeln und bauen präzise und innovative<br />
Antriebssysteme vom Motor, über das Getriebe, bis zum<br />
Encoder. Alle wichtigen Komponenten produzieren wir<br />
selbst, was höchstmögliche Flexibilität garantiert.<br />
maxon verfügt deshalb schon über 20 Jahre Erfahrung<br />
im Pulverspritzguss, arbeitet mit modernster CAD-<br />
Technik und der Möglichkeit der Finite Elemente<br />
Berechnung. Dank CIM (Ceramic Injection Moulding)<br />
sind wir in der Lage äußerst komplexe, kundenspezifische<br />
Keramikbauteile herzustellen – mit einzigartiger<br />
Präzision und hoher Qualität.<br />
KOMPONENTEN + SYSTEME<br />
KOMPONENTEN + SYSTEME<br />
MEDIENBESCHAFFUNG<br />
ElringKlinger Kunststofftechnik GmbH<br />
www.elringklinger-kunststoff.de<br />
ElringKlinger Kunststofftechnik ist weltweiter<br />
Technologieführer und Entwicklungspartner für<br />
• Dichtungen • Konstruktionselemente<br />
• Module • Baugruppen<br />
aus innovativen Hochleistungs-Kunststoffen.<br />
Maßgeschneiderte Lösungen für nahezu alle Branchen<br />
wie Automotive, Chemie- u. Prozesstechnik, Energie,<br />
Food & Pharma, Maschinenbau, Medical & Life Science,<br />
Luft- und Raumfahrt, Oil & Gas und Optik werden an<br />
5 Standorten entwickelt und gefertigt.<br />
Ein breites Standard-Produktportfolio an Dichtungen<br />
und Konstruktionselementen ist bequem über<br />
shop.elringklinger-kunststoff.de erhältlich.<br />
RCT® Reichelt Chemietechnik GmbH + Co.<br />
www.rct-online.de<br />
Reichelt Chemietechnik steht für das Prinzip<br />
„Angebot und Vertrieb der kleinen Quantität“ gepaart<br />
mit einer viele Bereiche umfassenden Produktvielfalt<br />
und einem hohen technischen Beratungsservice.<br />
Das Angebot von Reichelt Chemietechnik umfasst<br />
ca. 80 000 Artikel, die aus den Bereichen Schlauchtechnik,<br />
Verbindungselemente, Durchflusstechnik,<br />
Labortechnik, Halbzeuge, Befestigungselemente,<br />
Filtration und Antriebstechnik stammen.<br />
Reichelt Chemietechnik GmbH + Co.<br />
Englerstraße 18, 69126 Heidelberg<br />
Tel. 0 62 21/3 12 50, info@rct-online.de<br />
Lehmanns Media GmbH<br />
www.lehmannspro.de<br />
Lehmanns Media ist einer der führenden Fachinformationshändler<br />
für Bücher, Fachzeitschriften und elektronische<br />
Medien. Wir stellen ein breites Angebot an spezialisierten<br />
Dienstleistungen zur Medienbeschaffung für untersch. Zielgruppen<br />
wie Bibliotheken, Kliniken, Praxen, Anwaltskanzleien,<br />
Unternehmen und Verbände, zur Verfügung:<br />
<strong>Beschaffung</strong>s-Portal (Le2B): mehr als 40 Mio. Artikel<br />
• individuelle Bestell- und Verwaltungsvorgänge<br />
• Anbindung an ERP<br />
Passgenaue Integration:<br />
• eBilling, Rechte- und Nutzermanagement<br />
Fachbuchhandlungen in 16 Städten; Support vor Ort<br />
Besuchen Sie unsere Website für Professionals:<br />
www.lehmannspro.de<br />
Weitere Fakten zu Unternehmen, Details zu Angebots- und Leistungs spektrum finden Sie im Firmenverzeichnis<br />
auf beschaffung-<strong>aktuell</strong>.de.<br />
Unter folgendem Link gelangen Sie zur Übersicht aller Online-Firmenprofile.<br />
Bookmark!<br />
www.beschaffung-<strong>aktuell</strong>.de/firmenverzeichnis<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 61
BME AKTUELL<br />
Digitalkonferenz<br />
3. Disrupting Procurement:<br />
Digitaler Faktencheck<br />
„Digitale Transformation – Vision<br />
vs. Realität“ stand als Thema<br />
über der 3. Auflage der Disrupting<br />
Procurement des BME. Die<br />
beliebte Veranstaltung fand in<br />
diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie<br />
im virtuellen Raum<br />
statt. Mehr als 200 Teilnehmer<br />
waren über zwei Tage per Stream<br />
live dabei.<br />
Zwei inhaltliche Schwerpunkte<br />
bei Disrupting Procurement<br />
Die Veranstaltung folgte zwei inhaltlichen<br />
Schwerpunkten: Technologie<br />
und Organisation bzw.<br />
Technologie und Mensch. „Denn<br />
eine Technik, die kein Mensch<br />
nutzt, nutzt am Ende bekanntlich<br />
keinem Menschen“, stellte Co-<br />
Moderator Michael Schürmann,<br />
Vice President Indirects bei der<br />
Körber AG, treffend fest. Die Inhalte<br />
der technologischen Themen<br />
fokussierten dabei erfreulicherweise<br />
nicht nur auf Projektionen<br />
und Prognosen, sondern<br />
spielten sich im Hier und Jetzt ab<br />
und boten so den Teilnehmern<br />
die Chance eines möglichst realitätsnahen<br />
digitalen Faktenchecks:<br />
Wie hilft mir KI bei der<br />
Lieferantensuche und was bringt<br />
mir das? Warum ist RPA unbedingt<br />
auch was für Mittelständler<br />
und sollte niemals outgesourct<br />
werden? Warum ist Process<br />
Mining mehr als eine klassische<br />
Wertstromanalyse, das aber<br />
trotzdem nicht ohne Kenntnis<br />
der eigenen Prozesse funktioniert?<br />
Von der Hierarchie zum<br />
Netzwerk<br />
Dabei wurde deutlich, dass der<br />
digitalisierte Einkauf ein (zunehmend)<br />
technischer ist. Wer KI<br />
sourcen möchte, muss sich klarmachen,<br />
dass das kein gewöhnlicher<br />
<strong>Beschaffung</strong>svorgang wird,<br />
sondern ein Datenprojekt. Wer<br />
Machine Learning in der Procurement-Praxis<br />
wertschöpfend einsetzen<br />
möchte, muss zumindest<br />
die Grundzüge von neuronalen<br />
Netzwerken und Deep Learning<br />
verstehen. Und wer das alles nutzenstiftend<br />
einsetzen will, der<br />
muss sich dabei möglicherweise<br />
von der stromlinienförmigen Projektorganisation<br />
verabschieden<br />
(„KI-Projekte sind schwer bis<br />
nicht planbar“). Um Herausforderungen<br />
wie diese drehte sich der<br />
zweite Schwerpunkt der Disrupting<br />
Procurement 2020. Wie organisiere<br />
ich diesen Umbruch?<br />
Oder besser: Wie organisiere ich<br />
den Umbruch für den Umbruch?<br />
Ausgewählte Beispiele aus der<br />
Einkaufspraxis zeigten, wie aus<br />
teils klassisch hierarchisch organisierten<br />
Einkaufsabteilungen<br />
binnen zwei Jahren agile Netzwerkorganisationen<br />
wurden<br />
(„nicht die Organisationsstruktur,<br />
sondern das Führungsverständnis<br />
verändern“) oder wie sich das<br />
Procurement die Arbeitsweise eines<br />
Start-ups aneignete, um Innovationen<br />
voranzutreiben.<br />
Herausforderung Einkauf von<br />
Technologie<br />
Und wer sich mit der Transformation<br />
der eigenen Organisation<br />
bereits auf einem guten Wege<br />
wähnt, der erfuhr bei der Konferenz<br />
gleich noch etwas zur erfolgreichen<br />
Zusammenarbeit mit<br />
Technologieunternehmen. „Ha-<br />
Wie kann KI die menschliche Intelligenz unterstützen? Ein Thema der<br />
Disrupting Procurement 2020.<br />
ben wir als Einkäufer überhaupt<br />
das Zeug dazu, digitale Technologien<br />
einzukaufen?“ lautete die<br />
Gretchenfrage, die Co-Moderator<br />
Jan-Henner Theißen, Einkaufsund<br />
Transformationsexperte,<br />
stellte und gleichsam den Finger<br />
in die Wunde legte. Die Erfahrungen<br />
zeigten, dass dies nämlich<br />
gleich aus mehreren Gesichtspunkten<br />
(heterogene Landschaft<br />
der KI-Unternehmen, iterative Arbeitsweise<br />
in gemeinsamen Projekten,<br />
Leistungsumfang oft unklar)<br />
herausfordernd ist. Drei Fragen<br />
sollten Einkäufer laut den Experten<br />
beim Sourcing von Technologie<br />
ihrem Gegenüber zwingend<br />
stellen: Welche Daten brauche<br />
ich? Welche Ergebnisse kann<br />
ich erwarten? Welche Algorithmen/Prozesse<br />
nutzen Sie? „Und<br />
lehnen Sie die Zusammenarbeit<br />
mit denen ab, die angeblich alles<br />
lösen können.“<br />
Save the Date: 4. Disrupting Procurement,<br />
20.-21.04.21, Berlin.<br />
Logistik und Supply Chain<br />
2. BME/VDV-Gleisanschluss-Konferenz<br />
findet in Leipzig statt<br />
Nach der erfolgreichen Premiere<br />
im Herbst 2018 findet die 2.<br />
BME/VDV-Gleisanschluss-Konferenz<br />
am 6. und 7. Oktober in Leipzig<br />
statt. Bahnexperten werden<br />
zwei Tage lang <strong>aktuell</strong>e Rahmenbedingungen<br />
von Gleisanschlüssen<br />
und multimodalen Logistikknoten<br />
diskutieren. „Gemeinsam<br />
mit 39 weiteren Verbänden aus<br />
Industrie, Handel, Logistik, Entsorgung<br />
und öffentlichen Institutionen<br />
haben der VDV und der<br />
BME im vergangenen Jahr die<br />
Gleisanschluss-Charta veröffentlicht“,<br />
teilten die Veranstalter<br />
mit. Die Referenten und Teilnehmer<br />
der 1. BME/VDV-Gleisanschluss-Konferenz<br />
im Oktober<br />
2018 in Berlin hätten bereits<br />
wichtigen Input für die Gleisanschluss-Charta<br />
geliefert. Diese<br />
positive Erfahrung mit der direkten<br />
Einbindung der Praktiker sollen<br />
nun für die Umsetzung der<br />
Vorschläge aus der Gleisanschluss-Charta<br />
genutzt werden.<br />
Deshalb würden die Erfahrungen<br />
aus der Praxis bei der 2. BME/<br />
VDV-Gleisanschluss-Konferenz<br />
im Mittelpunkt stehen.<br />
Weitere Infos:<br />
carsten.knauer@bme.de<br />
Bild: metamorworks/adobe.stock.com<br />
Impressum: Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e. V. (BME)<br />
Bolongarostraße 82, 65929 Frankfurt, Tel. 069 30838–100, Fax –189, E-Mail: info@bme.de, Internet: www.bme.de<br />
Verantwortlich für den Inhalt: Frank Rösch (Presse/Kommunikation)<br />
62 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
Industrie<br />
Das führende Fachmagazin<br />
für den strategischen Einkauf<br />
Kompetent – glaubwürdig – praxisnah<br />
• <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> ist das Magazin für den Einkauf.<br />
• Hinter der <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> steckt das Einkaufsvolumen<br />
der deutschen Industrie.<br />
• Werben Sie in der <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> und gehen<br />
Sie mit uns auf Erfolgskurs!<br />
Die Nr. 1<br />
im Einkauf:<br />
www.beschaffung<strong>aktuell</strong>.de<br />
Die passenden Medien für<br />
Sie und Ihre Branche:<br />
konradin.de/industrie<br />
media.industrie.de<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 63
KARRIERE<br />
Buchrezension<br />
Ein Plädoyer für die Menschlichkeit in der Wirtschaft<br />
Autor Jonathan Aldred stellt fest, dass es nicht weit her ist mit der Menschlichkeit im neoliberalen Wirtschaftsdenken.<br />
In diesem Buch zeichnet er die Geschichte unseres heutigen Wirtschaftsglaubens nicht nur<br />
historisch nach, sondern zeigt auch auf, was uns bei all der Profithörigkeit verloren gegangen ist. Ein Buch<br />
für alle, die das System nicht so hinnehmen wollen, wie es im Moment ist.<br />
Wie steht es um die Menschlichkeit in unserem<br />
Wirtschaftsdenken? Diese Frage will der<br />
Autor Jonathan Aldred in diesem Buch<br />
beantworten. Seine Einstellung ist dabei klar:<br />
In unserem Streben nach Gewinn -<br />
maximierung haben wir unsere grundsätz -<br />
liche Menschlichkeit aus den Augen verloren.<br />
Ethische Grundsätze und altruistische Handlungen<br />
mussten dem Gewinngedanken<br />
weichen.<br />
Das heutige System ist fehlerhaft<br />
Dass das Wirtschaftssystem, wie wir es im<br />
Moment pflegen, nicht allen gefällt, ist sicher<br />
kein Geheimnis. Das zeigt sich ganz deutlich<br />
in einem immer größeren Hang hin zum<br />
Eskapismus: einige Beispiele sind der Trend<br />
zum naturverbundenen Leben wie in der<br />
Tiny-House- und Wohnwagen-Bewegung,<br />
hin zu einer Flucht aus dem Büro in längere<br />
Sabbaticals und zu einer bewussten Entscheidung<br />
gegen die Karriere und für mehr<br />
Work-Life-Balance. Für diese Allüren werden<br />
die Generationen Y und X zwar regelmäßig<br />
durch den Kakao gezogen, doch drücken sie<br />
ein Unwohlsein mit dem System aus, das sich<br />
nicht so einfach weglachen lässt, denn die<br />
Kehrseite der Medaille sind lange Arbeitszeiten,<br />
Depressionen und Burnouts.<br />
Auch die im Moment weltweit zu beobachtende<br />
Bewegung hin zu (rechtem) Populismus<br />
und Extremismus könnte eine ihrer<br />
Ursachen in einem System haben, bei dem<br />
viele einfach auf der Strecke bleiben. Es ist ja<br />
inzwischen bekannt, dass die „Tickle-Down-<br />
Theorie“, also die Idee, dass das Geld der<br />
Reichen irgendwie und irgendwann auch zu<br />
den anderen Schichten durchsickern würde,<br />
nicht der Wahrheit entspricht. Geld zieht nun<br />
mal Geld an, Reiche werden reicher, Arme<br />
ärmer. Konnte sich vor einer Generation der<br />
Schreiner und Familienvater mit einem Einkommen<br />
ein Haus kaufen, können sich heutige<br />
Generationen – je nach Region – nicht einmal<br />
eine heruntergekommene Ein-Zimmer-<br />
Der korrumpierte Mensch. Die<br />
ethischen Folgen des wirschaft -<br />
lichen Denkens.<br />
Jonathan Aldred, Klett-Cotta<br />
Verlag, Stuttgart, 2020.<br />
Hardcover, 433 Seiten. 25,00 €.<br />
ISBN: 978-3608982374<br />
Wohnung leisten. Beide Entwicklungen haben<br />
ihren Ursprung in dem Wirtschaftssystem,<br />
in dem wir alle „gefangen“ sind. Weil<br />
Einzelnen die Perspektive fehlt, wie sie das<br />
System an sich ändern können, treten sie lieber<br />
die Flucht an. Egal wohin, Hauptsache:<br />
nicht hier.<br />
Ursachenforschung Wirtschaftstheorie<br />
Jonathan Aldred geht in diesem Werk auf Ursachenforschung.<br />
Warum sieht unser Wirtschaftssystem<br />
heute so aus, wie es ist?<br />
Schließlich, so ist es seine These, ist dieses<br />
System weder gottgegeben noch unveränderlich.<br />
Deshalb wirft er einen Blick in die Historie<br />
der modernen Wirtschaftstheorien seit<br />
dem Ende des zweiten Weltkriegs. Er ist dabei<br />
zwar kritisch, belegt seine Gedankengänge<br />
aber gut und nachvollziehbar. Dabei schreckt<br />
er auch vor der Kritik an Platzhirschen der<br />
modernen Sozialtheorie, wie der von Nash<br />
und von Neumann begründeten Spieltheorie<br />
nicht zurück. Hier kritisiert er ganz klar, dass<br />
die vermutete „rationale“ Verhaltenweise,<br />
auf die sich so viele (alle?) Wirtschaftstheorien<br />
stützen, in der Praxis oft nicht nachgewiesen<br />
werden kann und dass Menschen sich<br />
oft irrational, emotional und kooperativ verhalten.<br />
Und hier begehen viele Wissenschaftler<br />
bis heute einen Kardinalfehler: Anstatt ihre<br />
Theorien so anzupassen, dass sie die Wirklichkeit<br />
widerspiegeln, verändern sie die Wirklichkeitsbeobachtungen<br />
so lange, bis diese<br />
ihren Theorien entsprechen. So funktioniert<br />
Wissenschaft leider nicht.<br />
In ähnlicher Weise beobachtet und diskutiert<br />
Aldred verschiedene einflussreiche, aber<br />
nicht immer bekannte Theorien des 20. und<br />
21. Jahrhunderts. Dazu gehören unter anderem<br />
das Coase-Theorem, Kenneth Arrows demokratieverneinende<br />
Arbeit bei der RAND-<br />
Cooperation oder das Phänomen des „Trittbrettfahrens“.<br />
Sie alle haben unser Wirtschaftsdenken<br />
geprägt – und nicht immer<br />
zum guten. Ein schlaues, nachdenkliches und<br />
interessantes Buch, für alle, die mutig genug<br />
sind, den Elfenbeinturm zu verlassen.<br />
Jonathan Aldred ist Director of Studies in<br />
Ökonomie am Emmanuel College und lehrt<br />
außerdem als Newton Trust Lecturer am Department<br />
of Land Economy der University of<br />
Cambridge. Sein erstes Buch, „The Skeptical<br />
Economist“, erschien 2012.<br />
Die Autorin<br />
Sanja Döttling,<br />
Redakteurin<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong><br />
64 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
KARRIERE<br />
Der Preis des Profits. Wir müssen den Kapitalismus vor<br />
sich selbst retten.<br />
Joseph Stiglitz, Siedler (Random House), München, 2020.<br />
Hardcover, 368 Seiten. 25,00 €. ISBN: 978-3827501363<br />
Revolte. Der weltweite Aufstand gegen die<br />
Globalisierung.<br />
Nadav Eyal, Ullstein Verlag, Berlin, 2020.<br />
Hardcover, 496 Seiten, 29,99 €. ISBN: 978-3550200717<br />
Wir Untoten des Kapitals. Über politische Monster und<br />
einen grünen Sozialismus.<br />
Raul Zelik, Suhrkamp Verlag, Berlin, 2020.<br />
Softcover, 328 Seiten. 18,00 €. ISBN: 978-3518127469<br />
Seit dem Crash von 2008 ist es nicht gelungen,<br />
den Kapitalismus wirksam zu reformieren.<br />
Ganz im Gegenteil, er droht vollends aus<br />
dem Ruder zu laufen: Die Finanzindustrie<br />
schreibt sich ihre eigenen Regeln; die großen<br />
Tech-Firmen beuten unsere persönlichen<br />
Daten aus; die Machtballung in der Industrie<br />
nimmt zu und der Staat hat seine Kontrollfunktion<br />
praktisch aufgegeben. Nobelpreisträger<br />
Joseph Stiglitz zeigt, wie es dazu kommen<br />
konnte und warum es, was nicht zuletzt<br />
das Beispiel Donald Trump zeigt, dringend<br />
nötig ist, den Kapitalismus vor sich selbst zu<br />
schützen.<br />
Joseph Stiglitz, geboren 1943, war Professor<br />
für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford<br />
und Stanford, bevor er 1993 zu einem Wirtschaftsberater<br />
der Clinton-Regierung wurde.<br />
Anschließend ging er als Chefvolkswirt zur<br />
Weltbank und wurde 2001 mit dem Nobelpreis<br />
für Wirtschaft ausgezeichnet. Heute<br />
lehrt Stiglitz an der Columbia University in<br />
New York und ist ein weltweit geschätzter<br />
Experte zu Fragen von Ökonomie, Politik und<br />
Gesellschaft. Bei Siedler erschienen unter<br />
anderem seine Bestseller „Die Schatten der<br />
Globalisierung“, „Die Chancen der Globalisierung“,<br />
„Im freien Fall“, „Der Preis der<br />
Ungleichheit“ und zuletzt „Reich und Arm“.<br />
(Quelle: www.randomhouse.de)<br />
Unsere Weltordnung zerfällt – und der<br />
renommierte israelische Journalist Nadav<br />
Eyal hat einen Namen dafür: Revolte. Nationalismus,<br />
Migration, Klimawandel und politische<br />
Verwerfungen – in einer scharfsinnigen<br />
Analyse erzählt Eyal die Geschichte des<br />
21. Jahrhunderts. Seit Jahren reist er auf den<br />
Spuren dieser Entwicklung durch alle Kontinente.<br />
Sein Bestseller ist eine große Erzählung<br />
über eine bedrohliche neue Welt im<br />
Werden.<br />
Nadav Eyal reist ins kollabierte Griechenland,<br />
spricht mit deutschen Neonazis und Dürre-<br />
Opfern in Sri Lanka. Er problematisiert die<br />
sinkenden Geburtenraten bei wachsendem<br />
Wohlstand und erklärt am Beispiel seines<br />
Großvaters und zweier syrischer Jugendlicher<br />
den Wandel der Migration. Rund um den Erdball<br />
wüten dezentrale, führerlose Aufstände<br />
gegen die Idee des Fortschritts – ein breites<br />
und kompromissloses Aufbegehren gegen<br />
die Globalisierung. Eyals dramatische<br />
Gesamtschau macht klar: Wir werden kämpfen<br />
müssen, um unsere freiheitlichen Werte<br />
zu bewahren.<br />
Nadav Eyal, geboren 1979, ist einer der<br />
bekanntesten Journalisten Israels. Er ist der<br />
internationale Chef-Korrespondent von<br />
Channel 13 und hat den Sokolov Award<br />
(israelischer Pulitzer-Preis) erhalten. Er hat als<br />
Chevening-Stipendiat an der London School<br />
auf Economics Politik studiert sowie Jura an<br />
der Hebrew University. Er war außerdem<br />
Fellow beim Aspen China-Israel-Fellowship<br />
und ein Mitglied des Saban Forum der Brookings<br />
Institution in Washington.<br />
(Quelle: www.ullstein-buchverlage.de)<br />
Das Untote scheint sich unserer Gesellschaft<br />
zu bemächtigen – „seelenlose Städte“, ein<br />
Wirtschaftsmodell, das gutes Leben mehr<br />
zerstört als ermöglicht, die Rückkehr der<br />
faschistischen Monster. Raul Zelik fragt, wie<br />
diese Entwicklungen zusammenhängen und<br />
wie sie sich stoppen lassen. Bei dieser Suche<br />
wendet er sich einer weiteren Untoten zu, die<br />
einfach nicht sterben will: der sozialistischen<br />
Idee.<br />
Ohne eine Stärkung des Gemeineigentums,<br />
so Zelik, werden weder der ökologische<br />
Kollaps noch der drohende Sturz in den Autoritarismus<br />
zu verhindern sein. Die vielfältige<br />
Krise bedarf eines großen emanzipatorischen<br />
Gegenentwurfs. Zelik skizziert, wie sich die<br />
Linke neu erfinden kann, worin ein sozialistisches<br />
Projekt bestehen muss und woher die<br />
gesellschaftliche Macht kommen soll, um<br />
eine derartige Transformation umzusetzen.<br />
Raul Zelik, 1968 in München geboren, ist<br />
Schriftsteller und Politikwissenschaftler und<br />
publiziert seit vielen Jahren zu den sozialen<br />
Konflikten in Lateinamerika. Bis 2013 lehrte<br />
er als Associate Professor an der National -<br />
universität Kolumbiens in Medellín. Seit 2016<br />
ist er Mitglied im Bundesvorstand der Partei<br />
„Die Linke“.<br />
(Quelle: www.suhrkamp.de)<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 65
VORSCHAU NOVEMBER<br />
Fertigung<br />
Dem Maschinenbauer Schuster<br />
ist mit seiner neuen Vertikaldrehmaschine<br />
ein guter Wurf gelungen.<br />
Bei der Frage nach der<br />
optimalen Bestückung der<br />
Hauptspindel hat der Werkzeuglieferant<br />
Ceratizit ein Tool-Paket<br />
zusammengestellt, um die<br />
anspruchs vollen Bearbeitungsprozesse<br />
zu meistern.<br />
Betriebsausstattung<br />
Persönliche Schutzausrüstung<br />
unterliegt Gesetzen und Regeln,<br />
die eine regelmäßige Überprüfung<br />
fordern. Um dies sicherzustellen,<br />
bieten Nordwest-<br />
Handelspartner wie Piel ihren<br />
Kunden den Safety-Check an.<br />
Bilder v. o.: ilkercelik/stock. -<br />
adobe.com, Ceratizit, Apadua,<br />
industrieblick/stock.adobe.com<br />
Schadensbegrenzung<br />
Seit der Finanzkrise 2008 fordert<br />
der Gesetzgeber Unternehmen<br />
auf, ihren Unternehmenszahlen<br />
neben dem Lagebericht auch<br />
einen aussagefähigen Risiko -<br />
bericht beizufügen. Dies geschieht<br />
häufig nur in Unternehmensinformationen,<br />
die reine<br />
Alibifunktion haben. Mittlerweile<br />
gibt es dafür softwareunterstützte<br />
Risikomanagementsysteme.<br />
Digitale Partnerwahl<br />
„Erstaunlicherweise werden<br />
gerade Dienstleistungen nicht<br />
sehr konsequent und regelmäßig<br />
über Source-to-Contract-Lösungen<br />
ausgeschrieben“, stellt<br />
Markus Sinz vom Start-up<br />
Apadua fest. Um das zu ändern,<br />
bietet er seinen Kunden eine<br />
kollaborative Ausschreibungsplattform,<br />
die keinerlei Vorkenntnisse<br />
im Einkauf erfordert.<br />
DIE NÄCHSTE AUSGABE ERSCHEINT AM 6. NOVEMBER.<br />
ANZEIGENSCHLUSS IST DER 15. OKTOBER 2020.<br />
DAS MAGAZIN FÜR EINKAUF,<br />
MATERIAL WIRTSCHAFT UND LOGISTIK<br />
ISSN 0341–4507<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Verlag:<br />
Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH<br />
Ernst-Mey-Straße 8,<br />
70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
Chefredakteur:<br />
Dipl.-Ing. (FH) Werner Götz (gö), Phone +49 711 7594–451<br />
Redaktion:<br />
Dipl.-Ing. (FH) Sabine Schulz-Rohde (sas),<br />
Phone +49 711 7594–252;<br />
Dipl.-Betriebswirt (FH) Dietmar Kieser (dk),<br />
Phone +49 711 7594–454;<br />
M. Litt. Sanja Döttling (sd), Phone +49 711 7594–342<br />
Korrespondent:<br />
M.A. Nico Schröder (sc), Phone +49 170 6401879<br />
Freie Mitarbeit:<br />
Ass. Jur. Ulrike Dautzenberg, RA Anja Falkenstein,<br />
Dipl. Ing. (FH) Michael Grupp, M.A. Annette Mühlberger,<br />
M.A. Sabine Ursel<br />
Fachliche Beratung: Prof. Dr. Robert Fieten<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />
Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />
Layout: Jennifer Martins, Phone +49 711 7594–262<br />
Gesamtanzeigenleitung:<br />
Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565<br />
Auftragsmanagement:<br />
Annemarie Olender, Phone +49 711 7594–319<br />
Zurzeit gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 63 vom 1.10.2019.<br />
Leserservice: <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>, Phone +49 711 7252–209,<br />
E-Mail: konradinversand@zenit-presse.de<br />
Erscheinungsweise: 10 x jährlich<br />
Bezugspreis jährlich: Inland 151,00 € inkl. MwSt. und Versandkosten<br />
; Ausland 156,00 € inkl. Versandkosten;<br />
Einzelheft Inland: 15,20 € inkl. MwSt. und Versandkosten.<br />
Einzelheft Ausland: 15,70 € inkl. Versandkosten.<br />
Für Schüler, Studenten und Auszubildende gegen Nachweis:<br />
Inland 73,50 € inkl. MwSt. und Versandkosten,<br />
Ausland 78,50 € /119,50 CHF inkl. Versandkosten.<br />
Bestellungen beim Verlag oder beim Buchhandel. Sofern<br />
das Abon nement nicht für einen bestimmten Zeitraum<br />
ausdrücklich bestellt war, läuft das Abonnement bis auf<br />
Widerruf.<br />
Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen<br />
zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt werden.<br />
Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von<br />
jeweils vier Wochen zum Quartalsende. Bei Nichterscheinen<br />
aus technischen Gründen oder höherer Gewalt entsteht<br />
kein Anspruch auf Ersatz.<br />
Die Mitglieder des Bundesverbandes Materialwirtschaft,<br />
Einkauf und Logistik e.V. ( BME ) und des ÖPWZ erhalten die<br />
Zeitschrift „<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>“ im Rahmen einer Kooperation.<br />
Auslandsvertretungen: Großbritannien: Jens Smith<br />
Partner ship, The Court, Long Sutton, Hook, Hamp shire,<br />
RG29 1TA, GB, Phone 01256 862589, Fax 01256 862182,<br />
E-Mail: jsp@trademedia.info;<br />
USA, Kanada: D.A. Fox Advertising Sales, Inc., Detlef Fox,<br />
5 Penn Plaza, 19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212<br />
89 63 881, Fax +1 212 62 93 988,<br />
E-Mail: detleffox@comcast.net<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt<br />
die Meinung der Redaktion wieder. Alle in <strong>Beschaffung</strong><br />
<strong>aktuell</strong> erscheinenden Beiträge sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen, vorbehalten.<br />
Reproduktionen, gleich welcher Art, nur mit schriftlicher<br />
Genehmigung des Verlages.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />
Druck: Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen<br />
Printed in Germany<br />
© 2020 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
66 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 67
eLogistics verbindet.<br />
C-Teile-Management<br />
in der Industrie 4.0<br />
kk-elogistics.de<br />
68 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10