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Beschaffung aktuell 10.2020

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www.beschaffung-<strong>aktuell</strong>.de<br />

Das Magazin für Einkauf, Materialwirtschaft und Logistik<br />

2020 10<br />

Stromschiene oder Energiekette?<br />

Energiezuführungen im Vergleich<br />

■<br />

■<br />

■<br />

Einkaufsexpertin Martina Boxberger im Gespräch<br />

Gesetzliche Pflichten zum Arbeitsschutz im Homeoffice<br />

Projekteinkauf unter der Lupe


PRODUKTE FÜR DIE AUTOMATION<br />

EINFACH PRAKTISCH - DIREKT AUS DEM E-SHOP<br />

TÜNKERS ist nicht nur der Spezialist für kundenspezifische Lösungen rund um den Industrieroboter. Die<br />

Stärke des Unternehmens besteht auch in der Entwicklung von Standardbausteinen und kompatiblen<br />

Modulen für Automationsanlagen im Vorrichtungsbau.<br />

Besonders in der Spanntechnik bietet<br />

TÜNKERS eine enorme Vielzahl an Baugrößen<br />

und Funktionalitäten auch ab Lager<br />

an. Die TÜNKERS Greifertechnik ist<br />

ebenfalls als Baukastensystem konzipiert.<br />

So können Anwender aus verschiedenen<br />

Profilen, Grundplatten und Verbindungselementen<br />

ihre Greifer individuell und<br />

kostengünstig konfigurieren.<br />

Mit dem TÜNKERS e-shop werden mechanische<br />

Automationsprodukte ohne großen<br />

Konstruktionsaufwand für jede Anwendung<br />

und Unternehmensgröße sofort und<br />

unkompliziert verfügbar.<br />

Der TÜNKERS e-shop umfasst:<br />

• Handspanner<br />

• Schnellspanner<br />

• Modulspanner<br />

• Schwenkspanner<br />

• Pneumatikspanner<br />

• Pneumatikgreifer<br />

• Pneumatikzylinder<br />

• Greiferprofile<br />

• Verbindungselemente<br />

• Prägezangen<br />

• Spanner B-Ware<br />

UMFORMEN<br />

TÜNKERS bietet primär Systeme für die<br />

Nachbearbeitung von Bauteilen aus Stahlund<br />

Aluminiumblech oder Kunststoff.<br />

Typische Anwendungen sind das Stanzen,<br />

Prägen oder Fügen, die als zusätzliche<br />

Bearbeitungsschritte zur Herstellung des<br />

fertigen Bauteils erforderlich sind.<br />

Die Vorteile des TÜNKERS e-shops:<br />

• Bequemes Bestellen zu jeder Zeit<br />

• Einfaches Registrieren und Navigieren<br />

• Schnelle Lieferung<br />

• Günstige Preise<br />

• Einfaches Bezahlen per Rechnung<br />

TÜNKERS ® Maschinenbau GmbH<br />

Telefon: +49 (0) 21 02 / 45 17- 0<br />

www.tuenkers.de<br />

Ob Artikelbeschreibung, Produktbild, Datenblatt,<br />

Preisangabe oder 3D-Daten – der<br />

TÜNKERS e-shop bietet Anwendern auch in<br />

Verbindung mit www.tuenkers.de alle notwendigen<br />

Informationen für eine unkomplizierte<br />

<strong>Beschaffung</strong>.<br />

SPANNEN<br />

Das fachgerechte Spannen und Positionieren<br />

der Werkstücke ist immer einer der<br />

ersten Automationsschritte in der Anlage.<br />

Im TÜNKERS e-shop finden sich Pneumatikspanner<br />

und -zylinder sowie Manuelle Spanner<br />

als eine Produktauswahl aus dem sehr<br />

viel umfassenderen Spannerprogramm.<br />

GREIFEN<br />

Das Portfolio umfasst verschiedene modulare<br />

Systemlösungen, die sowohl auf<br />

kraft- als auch formschlüssigen Konzepten<br />

basieren. Haupteinsatzgebiet dieser Greifer<br />

ist der automobile Rohbau, in dem Handlings-,<br />

Prozess- und Geometrieanwendungen<br />

umgesetzt werden.<br />

bequem • günstig • schnell<br />

Einfach bestellen mit dem Tünkers E-Shop<br />

https://shop.tuenkers.de<br />

2 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


EDITORIAL<br />

Wenn die Krise Normalität wird<br />

Es ist kaum zu glauben: vor einem guten halben Jahr konnte man<br />

noch kurzfristig ins Kino oder Schwimmbad, in der Supermarktschlange<br />

dem Vordermann in die Hacken treten und wühlte nicht bei jedem<br />

Hausverlassen in der Tasche, um die Maske herauszukramen. Am Anfang<br />

hieß es noch, die Sache sei schnell überstanden, Politiker und<br />

Ökonomen waren fest davon überzeugt, dass der Spuk morgen schon<br />

wieder vorbei sein könnte.<br />

Doch nun begleitet uns Corona schon über ein halbes Jahr. Und die<br />

Optimisten schweigen, denn klar ist: Die Pandemie wird erstmal bleiben.<br />

Maske, Abstand und Zuhausebleiben sind die neue Normalität.<br />

Wir können nicht mehr verharren und warten, bis es wieder so wird<br />

wie „früher“. Tatsächlich ist eine Rückkehr zum Prä-Pandemie-Leben<br />

wahrscheinlich unmöglich.<br />

Das heißt auch, dass die Veränderungen im Arbeitsleben, die uns so<br />

abrupt überrollten – genannt seien zum Beispiel Homeoffice und<br />

Kurzarbeit –, gekommen sind, um zu bleiben. Unsere Rechtsanwältin<br />

Anja Falkenstein widmet sich deshalb in dieser Ausgabe den neuen<br />

Leitlinien für Arbeitsschutz im Büro (Seite 24). Wer hätte noch vor<br />

einem halben Jahr geglaubt, dass man sich nach Monaten im Homeoffice<br />

nach der büroeigenen Kaffemaschine sehnt?<br />

Mit den großen Auswirkungen der Pandemie auf die Lieferkette hat<br />

natürlich auch der Einkauf zu kämpfen. Ein Trend geht dabei hin zu<br />

einem lokaleren und regionaleren Sourcing (Seite 6), weg von den<br />

internationalen und globalen Lieferketten. Umso wichtiger ist es<br />

auch, die Beziehungen zu den Lieferanten nachhaltiger zu gestalten<br />

(Seite 28) und ein großes Netzwerk aufzubauen, um Lieferschwierigkeiten<br />

vorzubeugen (Seite 18). Doch auch die interne Zusammen -<br />

arbeit sollte im Projekteinkauf nicht zu kurz kommen (Seite 30) – sei<br />

es nun auch nicht persönlich im Büro, sondern auf Zoom und Teams.<br />

Sanja Döttling,<br />

Redakteurin <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong><br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 3<br />

info@lederer-online.com


INHALT<br />

MAGAZIN<br />

6 Umfrage im Mittelstand<br />

Krise erfordert neue Strategien<br />

8 Wirtschaftsindices<br />

12 Rohstoff des Monats<br />

Nur Gold ist Geld<br />

MANAGEMENT<br />

14 Einkaufsexpertin im Gespräch<br />

Martina Boxberger, Merz Pharma GmbH<br />

18 Krisenfestes Lieferantennetzwerk<br />

Modernes Supply Chain Management<br />

20 Das Lieferkettengesetz<br />

Expertenmeinungen: Pro und Contra<br />

22 Medienbeschaffung<br />

„Alles auf einen Blick“<br />

24 Neue Regeln<br />

Arbeitsschutz gilt auch zu Hause<br />

26 Rechtssprechung<br />

Wer nicht liefern kann, muss zahlen<br />

28 Lieferantenmanagement<br />

Nachhaltige Beziehungen als Erfolgsfaktor<br />

30 Projekteinkauf unter der Lupe, Teil II<br />

Lieferbeziehungen ohne Bindung<br />

ZULIEFERUNG<br />

34 On-Board-Elektronik<br />

Über allem steht die Produktivität<br />

36 Hochleistungskeramik<br />

Allroundtalent ohne Slip-Stick-Effekt<br />

LOGISTIK<br />

38 Bahnlogistik<br />

Die Seidenstraße auf der Schiene<br />

39 Sendungsverfolgung<br />

Mit ortsbezogenen Daten zu Transparenz<br />

40 Einkaufstool für den Mittelstand<br />

In der Krise eine Chance sehen<br />

41 Produktneuheiten<br />

AUTOMATISIERUNG<br />

Titelthema<br />

42 Energiezuführung<br />

Stromschiene oder Energiekette?<br />

46 Sicherheitsbremsen<br />

Servobremsen richtig auswählen<br />

48 Produktneuheiten<br />

Titelthema<br />

Titelbild: Igus<br />

Energiezuführungen<br />

Stromschienen zur Energiezuführung<br />

kommen im Industrie 4.0-Zeitalter oft an<br />

ihre Grenzen. Deren Nachteile gleichen<br />

Energieführungsketten aus. Seite 42<br />

Einkaufsexpertin im Gespräch<br />

Martina Boxberger, Executive Director Corporate<br />

Strategic Sourcing bei Merz Pharma, sprach im<br />

Interview über wertgeschätzte Einkäufer, Rohstoff -<br />

verfügbarkeit und Vorratshaltung in der Krise. Seite 14<br />

Arbeitsschutz im Homeoffice<br />

Die Pflichten zum Arbeitsschutz gelten<br />

auch für die Arbeit daheim. Die Bundesregierung<br />

hat nun aktualisierte Handlungsempfehlungen<br />

herausgegeben. Seite 24<br />

4 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


67. JAHRGANG<br />

2020 10<br />

BETRIEB<br />

50 Marktübersicht<br />

Die größten Facility-Service-Unternehmen<br />

53 Telekommunikation<br />

Telefonsysteme zukunftssicher planen<br />

54 Workwear<br />

Lange Lebensdauer gut für unseren Planeten<br />

55 Arbeiten von zu Hause<br />

56 Produktneuheiten<br />

BME<br />

62 Digitalkonferenz<br />

KARRIERE<br />

64 Buchrezensionen<br />

RUBRIKEN<br />

3 Editorial<br />

48 Firmenregister<br />

58 Inserentenverzeichnis<br />

59 Partner des Einkaufs<br />

66 Impressum und Vorschau<br />

Folgen Sie uns online<br />

<br />

Bilder v. l.: Merz Pharma; hakinmhan/stock.adobe.com;<br />

everettovrk/stock.adobe.com ; Philip Steury/stock.adobe.com<br />

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<br />

Projekteinkauf unter der Lupe<br />

Im 2. Teil der Serie geht es um kurz -<br />

fristige Lieferantenbeziehungen ohne<br />

Langzeitbindung. Hier sind Koor di -<br />

nation und Anreize gefragt. Seite 30<br />

Top-Liste der Facility-Service-Unternehmen<br />

Jedes Jahr veröffentlichen die Unternehmen Lünendonk<br />

& Hossenfelder die Liste der größten 25 Facility -<br />

-Service-Unternehmen. Diese gelten auch als Markt -<br />

barometer für die Branche. Seite 50<br />

<br />

<br />

<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 5


MAGAZIN<br />

Umfrage im Mittelstand<br />

Krise erfordert neue Strategien<br />

Visable, Anbieter von B2B-Plattformen, hat eine Umfrage mit mittelständischen Unternehmen durchgeführt, die unter<br />

anderem zeigt, wie Unternehmen durch die Krise ihre Einkaufsstrategie verändern.<br />

Die Corona-Krise bedeutet für eine Vielzahl<br />

mittelständischer Unternehmen erhebliche<br />

wirtschaftliche Einschnitte. Visable, Anbieter<br />

der B2B-Plattformen Europages und „Wer liefert<br />

was“ (wlw), hat gemeinsam mit YouGov<br />

im Juli 2020 eine deutschlandweite Umfrage<br />

unter 541 Führungskräften durchgeführt.<br />

Mit dem COVID-19-bedingten Shutdown<br />

wurden viele Unternehmen dazu gezwungen,<br />

ihre Einkaufsstrategie deutlich zu verändern.<br />

Die einst bewährten Lieferketten brechen<br />

kurzfristig weg und Engpässe müssen<br />

mit neuen Partnern überwunden werden.<br />

Dadurch rücken bei mehr als einem Fünftel<br />

(21 Prozent) der Befragten lokale, nationale<br />

und Anbieter aus den umliegenden europäischen<br />

Märkten mit kürzeren Lieferwegen<br />

stärker in den Fokus. 12 Prozent vermeiden<br />

sogar die Zusammenarbeit mit Lieferanten<br />

aus den USA oder Asien. „In Krisenzeiten zählen<br />

andere Kriterien als der niedrigste Preis.<br />

Kurze und vor allem verlässliche Lieferwege,<br />

zollfreier Warenverkehr in der EU sowie eine<br />

einheitliche Währung sind plötzlich wichtiger“,<br />

erklärt Peter F. Schmid, CEO von Visable.<br />

Was einem Großteil der deutschen Arbeitnehmer<br />

in den letzten Wochen im Kleinen sicher<br />

schon auffiel, bestätigt nun die<br />

Umfrage . Fast die Hälfte aller Befragten<br />

(44 Prozent) gab an, dass die Krise die Digitalisierung<br />

in ihren Unternehmen voranschreiten<br />

lässt. Bei 21 Prozent davon sogar deutlich.<br />

Video-Telefonie gehört bei 49 Prozent der Befragten<br />

mittlerweile zum Arbeitsalltag.<br />

Mehr als jeder vierte (27 Prozent) nutzt jetzt<br />

in seinem Unternehmen Cloud-Systeme. Sogar<br />

eigene Online-Formate wie Webinare<br />

wurden von 17 Prozent nach Ausbruch der<br />

Pandemie kurzfristig ins Leben gerufen. Sinkende<br />

Budgets, weniger Messen, mehr online<br />

– so lassen sich die Umfrageergebnisse zu<br />

den geplanten Entwicklungen im Bereich<br />

Marketing zusammenfassen. Jedes fünfte<br />

Unternehmen (20 Prozent) plant für das kommende<br />

Jahr mit weniger Marketingbudget<br />

als in 2020, um entstandene Umsatzeinbußen<br />

der Krise auszugleichen. Peter F. Schmid<br />

sieht sich durch die Ergebnisse bestätigt:<br />

„Meine Prognose: Jede vierte Messe wird es<br />

nach der Krise so nicht mehr geben.“ (sd)<br />

Bild: Visable<br />

Österreichisches Einkaufsforum<br />

Einkäufertreffen findet in Wien statt<br />

Bild: JFL Photography/stock.adobe.com<br />

Der Jahresgipfel des Bundesverbands<br />

Material wirtschaft, Einkauf und Logistik in<br />

Österreich (BMÖ) findet auch 2020 als Präsenzveranstaltung<br />

statt. Im Haus der Industrie<br />

in Wien kommen vom 8. bis 9. Oktober<br />

2020 Experten zusammen, darunter auch<br />

Vertreter aus Deutschland und der Schweiz.<br />

Das Motto: „Procurement – Competence<br />

Center for Success“.<br />

Die Corona-Krise hat die besondere Rolle der<br />

Einkaufsverantwortlichen für die Aufrechterhaltung<br />

der Lieferfähigkeit aber auch für<br />

die Anpassung der Produktion an geringere<br />

Nachfragezahlen gezeigt. Der traditionelle<br />

österreichische Einkaufsgipfel bietet in Vorträgen<br />

und Paneldiskussionen Handlungsempfehlungen<br />

und Einblicke in beispielgebende<br />

Projekte und Praxislösungen.<br />

Diskutiert wird unter anderem:<br />

• Quo vadis Europa? Geopolitische und wirtschaftliche<br />

Szenarien<br />

• Steht uns eine der größten Wirtschaftskrisen<br />

noch bevor oder sind wir mittendrin?<br />

• Hat die EU in der COVID-19-Pandemie versagt?<br />

• Welche Lehren müssen Unternehmen aus<br />

der Krisensituation ziehen?<br />

Awards: Am Abend des 8. Oktobers gibt der<br />

BMÖ die Gewinner des traditionellen<br />

„Austrian Supply Excellence & Einkauf 4.0<br />

Award 2020“ bekannt. (sd)<br />

Mehr unter:www.bmoe.at/downloads<br />

6 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


ECOBIN<br />

Innovatives Behältersystem für das C-Teile-Management<br />

Ausgezeichnet mit dem German Design Award 2020<br />

Dank einer rundum gerundeten Innenkante und vertikal beweglicher Schiebeklappen ist<br />

die Entnahme selbst kleinster Artikel einfacher denn je. Die Anordnung der Klappen an<br />

Kurz- und Längsseite erlaubt zudem eine freie Platzierung der Boxen im Regal.<br />

Durch den speziellen Waffelboden können die Behälter sicher und stabil im<br />

Verbund gestapelt werden.<br />

Die ECOBIN Behälter sind das Herzstück unseres Dienstleistungspaketes<br />

ECOSIT ® . Mit diesem Belieferungssystem übernehmen wir für Sie<br />

die komplette Lieferkette von der Disposition bis ans Band.<br />

Tel. +49 521 4482-03<br />

message@boellhoff.com<br />

www.boellhoff.de<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 7


MAGAZIN<br />

Einkaufsmanagerindex im August<br />

Weitere Verbesserung<br />

Der saisonbereinigte IHS Markit/BME Einkaufsmanagerindex<br />

notierte im August mit<br />

52,2 Punkten auf einem 22-Monatshoch<br />

nach 51,0 im Juli. Damit hat sich der Index in<br />

jedem Monat seit April verbessert, als er auf<br />

dem Zenit der Coronavirus-Pandemie auf ein<br />

11-Jahrestief stürzte.<br />

Unterstützt wurde der Anstieg des EMI durch<br />

eine kräftige Steigerung der Produktion, die<br />

im Juli nach achtzehn Monaten erstmals auf<br />

Wachstumsterrain zurückgekehrt war. Spitzenreiter<br />

war hierbei der Vorleistungsgüterbereich<br />

gefolgt vom Konsumgüterbereich,<br />

während die Hersteller von Investitionsgütern<br />

noch etwas hinterherhinkten.<br />

Die Ausweitung der<br />

Produktion ging einher<br />

mit einem deutlichen<br />

Zuwachs bei<br />

den Neuaufträgen.<br />

Zum Wachstum des<br />

Auftragseingangs<br />

trug auch das wiedererstarkte Exportgeschäft<br />

bei. Steigende Verkaufszahlen in<br />

Märkten wie China und der Türkei führten<br />

zum deutlichsten Anstieg der Exportorder<br />

seit April 2018. Das florierende Neugeschäft<br />

spiegelte sich außerdem in einem Anstieg der<br />

Auftragsbestände wider. Dessen ungeachtet<br />

bauten viele Hersteller abermals Arbeits-<br />

plätze ab und begründeten dies mit Maßnahmen<br />

zur Kostensenkung. Nach 22 Monaten<br />

Rückgang wuchs die Einkaufsmenge der Hersteller<br />

im August erstmals wieder an. Das<br />

Plus fiel allerdings nur marginal aus, da<br />

einige Firmen weiterhin bestrebt sind, ihre<br />

Bestände zu reduzieren. (sd)<br />

Bild: IHS Markit/BME<br />

HWWI-Rohstoffindex<br />

Rohstoffe werden teurer<br />

Geschäftsklima der Zulieferindustrie<br />

Erwartungen stabilisieren sich<br />

Die Preise für Metallrohstoffe steigen weiter an.<br />

Auch im August stiegen die<br />

Preise der wichtigsten Rohstoffe<br />

weiter an. Der Teilindex für Energierohstoffe<br />

steigt um 6,7 %<br />

(Euros: +3,4 %) auf 82,3 Punkte<br />

(Eurobasis: +3,4 %) an. Die Mitglieder<br />

der OPEC+ erhöhten im<br />

August ihr Angebot, denn die<br />

selbst auferlegten Fördermengenkürzungen<br />

wurden wieder<br />

gelockert. Insgesamt führte die<br />

Ausweitung des Rohölangebots<br />

der OPEC+ nur kurzfristig zu<br />

Beginn des Monats zu einer<br />

leichten Senkung der Preise.<br />

Der Index für Industrierohstoffe<br />

stieg um 10,1 % (Euro: +6,7 %)<br />

auf 141,3 Punkte (Euro: 132,6<br />

Punkte). Die Entwicklung der<br />

Bild: byjeng/stock.adobe.com<br />

Preise für Industriemetalle spiegelte<br />

die Erholung der chinesischen<br />

Industrieproduktion wider.<br />

Insbesondere die Preise für<br />

Nickel, Zink, Aluminium und Blei<br />

stiegen stark an und verzeichneten<br />

im August trotz anhaltender<br />

Corona-Krise Höchstwerte.<br />

Der Index für Nahrungs- und<br />

Genussmittel stieg um +4,5 %<br />

(Euro: +1,3 %) an. Während der<br />

Teilindex für Getreide im August<br />

fiel, erhöhte sich der Index, der<br />

die Preise für Genussmittel abbildet.<br />

Die Preise für Kaffee, Kakao,<br />

Tee und Zucker stiegen im<br />

August an und spiegelten Unsicherheiten<br />

bezüglich des Angebots<br />

wider. (sd)<br />

Den dritten Monat in Folge<br />

haben sich die Erwartungen der<br />

deutschen Zulieferer verbessert.<br />

Mit einem Saldo von positiven<br />

12,5 Prozent scheint sich dieser<br />

Hoffnungswert zu stabilisieren.<br />

Das positive „Überschießen“ von<br />

Stimmungsindikatoren nach<br />

einer negativen Phase ist typisch<br />

und war auch 2009 zu beobachten.<br />

Dass diese dynamische Entwicklung<br />

auf realen Geschäftsdaten<br />

basiert, ist nicht gesichert:<br />

Die Verbesserung der Erwartungen<br />

beruht überwiegend auf<br />

Meldungen, die lediglich signalisieren:<br />

„Wir hoffen, dass es nicht<br />

schlechter wird.“ Lediglich ca. 30<br />

Prozent der Zulieferer rechnen –<br />

wie im Vormonat – mit besseren<br />

Geschäftsaussichten.<br />

Letztendlich ist dies, wir thematisierten<br />

es schon im Juli, mit<br />

hoher Wahrscheinlichkeit dem<br />

Wiederanlaufen der Fertigung<br />

nach den OEM Werksferien<br />

geschuldet. Lediglich BMW startet<br />

traditionell später, da die<br />

Pause mit den Schulferien in Bayern<br />

verknüpft ist. Sollte die Nachfrage<br />

im Anschluss nachhaltig<br />

anziehen, wäre dies zu begrüßen,<br />

da die Kapazitäten derzeit nur zu<br />

50 bis 75 Prozent ausgelastet<br />

sind. (sd)<br />

Bild: Ifo München, ArGeZ Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie<br />

8 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


MAGAZIN<br />

Statement der Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie<br />

Ein Kommentar zur Lage der Zulieferer<br />

Die Umsätze der mittelständischen Zulieferindustrie<br />

sind zu Beginn der Pandemie dramatisch<br />

eingebrochen und erholen sich<br />

kaum. Staatliche Finanzierungshilfen und<br />

Kurzarbeit waren und sind wichtige Instrumente<br />

zum Erhalt der vorwiegend mittelständischen<br />

Zulieferbetriebe. Es kommt aber<br />

entscheidend darauf an, die Verkaufszahlen<br />

zu konsolidieren. Die Bundesregierung hat<br />

mit dem Konjunkturpaket einen Schritt in die<br />

richtige Richtung getan und wollte mit der<br />

Mehrwertsteuersenkung Kaufanreize auch<br />

für Automobile geben. Die Absatzzahlen<br />

haben leider nicht entsprechend reagiert.<br />

Ohne deutliche und schnelle Erhöhungen der<br />

Absatzzahlen werden die Branchen aber<br />

nicht mehr aus der Krise kommen. Mittelständler<br />

werden teilweise in der Existenz<br />

bedroht und gezwungen sein, Arbeitsplätze<br />

zu streichen. „Wenn die Produktion nicht bald<br />

wieder ausgelastet wird, müssen sehr einschneidende<br />

Sparmaßnahmen<br />

auch<br />

zu Lasten der Belegschaften<br />

in der Zulieferindustrie<br />

getroffen<br />

werden“, so<br />

Christian Vietmeyer,<br />

Sprecher der Arbeitsgemeinschaft<br />

Zulieferindustrie.<br />

Die Forderungen einiger Ministerpräsidenten<br />

nach einer zügigen<br />

Erweiterung der Kaufanreize sind deshalb<br />

richtig. Nur eine nachhaltig leistungsfähige<br />

Zulieferindustrie ist in der Lage, die Mobilität<br />

auf die neuen Herausforderungen auszurichten<br />

und zu transformieren. Hierzu gehören<br />

auch modernste Verbrenner-Technologien,<br />

die auch in hybriden E-Fahrzeugen zur<br />

Anwendung kommen. Diese können zu einer<br />

signifikanten Verbesserung der Emissionswerte<br />

beitragen und die Zulieferketten wie-<br />

der in Gang bringen. Nur eine starke einheimische<br />

Zulieferindustrie garantiert<br />

maxi male Versorgungssicherheit bei einem<br />

mini malen CO2-Footprint durch kurze Transportwege.<br />

Durch eine so stimulierte Nachfrage ist es<br />

möglich, weiterhin große Summen in die<br />

Erforschung und Transformation neuer Technologien<br />

zu stecken und gleichzeitig die für<br />

den Standort Deutschland notwendige Infrastruktur<br />

mittelständischer Zulieferer zu<br />

erhalten. (sd)<br />

Bild: j-mel/stock.adobe.com<br />

FULL-SERVICE DIENSTLEISTER<br />

FÜR KONTRAKTLOGISTIK<br />

TRANSPORT-<br />

LOGISTIK<br />

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schnelle Wege<br />

LOGISTIKEXPERTISE<br />

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Logistikkonzepte<br />

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Die pfenning logistics group ist<br />

ein Full-Service-Dienstleister mit<br />

3.700 Mitarbeitern, 90 Standorten<br />

in Deutschland, 800 LKW<br />

<br />

500.000 m 2 .<br />

Das Familienunternehmen<br />

gehört zu den Top 100 der<br />

deutschen Logistikdienstleister<br />

und erweitert kontinuierlich das<br />

Produktportfolio um gewinnbringende<br />

Mehrwert-Lösungen.<br />

<br />

im Kleinen wie im<br />

ganz Großen.<br />

METALL-<br />

VERARBEITUNG<br />

<br />

www.pfenning-logistics.com Tel.: +49 (0)6203 9545 0<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 9


MAGAZIN<br />

Nachhaltigkeit<br />

Textilien ökologisch einkaufen<br />

Arbeitsschutz<br />

Katalog mit 10.000 Artikeln<br />

Bild: standret /stock.adobe.com<br />

Der Global Nature Fund (GNF) und Femnet<br />

starten ein gemeinsames Projekt zur Verbesserung<br />

der <strong>Beschaffung</strong> von Textilien in<br />

Unternehmen. Mit „Fair Wear Works“ möchten<br />

die Partner mit Infomaterialien und Veranstaltungen<br />

das Bewusstsein von Unternehmen<br />

für die soziale und ökologische<br />

Relevanz eines verantwortungsvollen Textileinkaufs<br />

schärfen und erarbeiten maßgeschneiderte<br />

Angebote für deren Einkauf.<br />

Dass Textilien für den deutschen Markt häufig<br />

unter menschenunwürdigen<br />

Bedingungen hergestellt werden,<br />

hat sich zuletzt aber wieder in<br />

aller Drastik gezeigt. Ein enormer<br />

Wasserverbrauch, Chemikalien in<br />

Flüssen und ein Anteil von acht<br />

Prozent an den weltweiten<br />

CO2-Emissionen machen Textilien<br />

auch in ökologischer Hinsicht<br />

zu einem kritischen Produkt.<br />

Unternehmen, die daran interessiert<br />

sind, Textilien nachhaltiger<br />

einzukaufen, können sich an die Projektpartner<br />

wenden. Denn nachhaltige Lösungswege für<br />

die Integration von sozialen und ökologischen<br />

Kriterien in den unternehmenseigenen Einkaufsrichtlinien<br />

helfen Mensch und Umwelt.<br />

Das Projekt wird gefördert von Engagement<br />

Global gGmbH im Auftrag des Bundesministeriums<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung (BMZ), mit freundlicher<br />

Unterstützung von Fairtrade Deutschland. (sd)<br />

www.globalnature.org/de/textileinkauf<br />

Im neuen Katalog<br />

präsentiert Mewa<br />

eine Auswahl hochwertiger<br />

Arbeitskleidung<br />

und Arbeitsschutzartikel.<br />

Der<br />

Markenkatalog<br />

2020/21 bietet auf<br />

272 Seiten die passende<br />

Ausrüstung<br />

für jede Arbeitssituation: für drinnen und<br />

draußen, gegen Hitze, Kälte und Regen. Neu<br />

im Sortiment sind Sicherheitsschuhe von<br />

Steitz Secura mit individuellem Dämpfungssystem<br />

und Montagehandschuhe von Wonder<br />

Grip. Auch bei der Eigenmarke Korsar gibt<br />

es einige Neuentwicklungen zu entdecken.<br />

Die Top-Marken Elten, Ansell und Hakro sind<br />

ebenfalls vertreten. Auf Wunsch können die<br />

Produkte mit Logos bedruckt oder bestickt<br />

werden. Alle Artikel sind auch im Online-<br />

Shop unter www.buy4work.mewa.de erhältlich.<br />

(sd)<br />

Bild: Mewa<br />

Digitale Produktion<br />

Finanzierungsrunde für Xometry<br />

Contract Management Tool<br />

Vertragsmanagement automatisiert<br />

Die digitale Produktionsplattform<br />

Xometry hat eine weitere<br />

Finanzierungsrunde über 75 Millionen<br />

Dollar abgeschlossen.<br />

Unter Führung von T. Rowe Price<br />

Associates haben sich daran<br />

unter anderem die bisherigen<br />

Investoren um BMW i Ventures,<br />

Dell Technologies Capital und<br />

Robert Bosch Venture Capital<br />

beteiligt. Neu dabei sind Durable<br />

Capital Partners und ArrowMark<br />

Partners. Seit der Gründung 2013<br />

konnte Xometry damit insgesamt<br />

193 Millionen Dollar an<br />

Finanzmitteln einsammeln.<br />

Auf Xometry können Unternehmen<br />

automatisiert Hersteller für<br />

technische Teile finden. Die Plattform<br />

vermittelt dazu Aufträge in<br />

zahlreichen Produktionsmethoden.<br />

Randy Altschuler, der CEO<br />

von Xometry, beschreibt die <strong>aktuell</strong>e<br />

Lage: „Wir wollen die Produzenten<br />

angesichts der jüngsten<br />

Verwerfungen dabei<br />

unterstützen, ihre Lieferketten<br />

flexibel zu halten, Produktionsschritte<br />

zurückzuverlagern sowie<br />

die Digitalisierung der Prozesse<br />

voranzutreiben. Dabei setzen wir<br />

auf ein starkes Wachstum, das<br />

durch die <strong>aktuell</strong>e Finanzierungsrunde<br />

noch beschleunigt wird.<br />

Mit den neuen Mitteln wollen<br />

wir insbesondere unsere Software<br />

optimieren sowie neue Produkte<br />

und weitere Schritte angehen.“<br />

Trotz Wirtschaftskrise ist Xometry<br />

im bisherigen Jahresverlauf<br />

gewachsen. In den vergangenen<br />

fünf Jahren hatte sich der<br />

Umsatz von Jahr zu Jahr verdoppelt.<br />

Ende 2019 übernahm das<br />

US-Unternehmen die deutsche<br />

Plattform Shift. Sie firmiert seither<br />

unter dem Namen Xometry<br />

Europe von München aus und<br />

betreibt ein Firmennetzwerk in<br />

ganz Europa. (sd)<br />

www.xometry.de<br />

Mit dem neuen Modul Contract<br />

Management erhalten die<br />

Anwender der E-Procurement<br />

Lösung Onventis flexible Möglichkeiten<br />

in der Anlage, Strukturierung<br />

und effizienten Verwaltung<br />

ihrer Verträge für effektive<br />

<strong>Beschaffung</strong>sprozesse. Die Nutzer<br />

des Vertragsmanagements<br />

profitieren unter anderem von<br />

automatisierten Erinnerungen<br />

an Kündigungsfristen, Vertragsverlängerungen<br />

oder -beendigungen,<br />

einer integrierten Volltextsuche<br />

für Verträge, deren<br />

Dateianhänge und Metainformationen,<br />

vertragsrelevanten<br />

Informationen sowie einer flexiblen<br />

Vertragsdatenmodellierung.<br />

,,Unser neues Modul für Vertragsmanagement<br />

automatisiert<br />

die Verwaltung auch großer Vertragsbestände<br />

und sorgt so für<br />

ein effektives Risikomanagement<br />

und einen nachhaltigen Wertbeitrag<br />

des Einkaufs“, betont Heiko<br />

Rumpl, Director Products & Services<br />

bei Onventis, die Zielsetzung<br />

der Vertragslösung. (sd)<br />

Bild: Onventis Contract Management<br />

10 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


Bild: Rainer Schimm, Messe Essen<br />

Zuliefermesse Maschinenbau<br />

FMB findet im November statt<br />

MAGAZIN<br />

Vom 9. bis 11. Februar 2021 in Essen<br />

E-world mit neuem Programm<br />

Die E-world energy & water ist<br />

der Platz für fachlichen Austausch<br />

unter Experten der internationalen<br />

Energiewirtschaft.<br />

Für das kommende Jahr präsentiert<br />

Europas größte Energiefachmesse<br />

vom 9. bis 11. Februar<br />

2021 in der Messe Essen nun<br />

eine neue thematische Ausrichtung<br />

der Fachforen. Mit den<br />

Foren „Trading“, „Infrastructure“<br />

und „Customer Solutions“ rücken<br />

die drei großen Säulen der Branche<br />

auch im Programm deutlicher<br />

in den Vordergrund.<br />

Im Trading Forum stehen weiterhin<br />

Börsengeschehen und Energiebeschaffung<br />

im Mittelpunkt.<br />

Das Infrastructure Forum<br />

beleuchtet Infrastrukturen, die<br />

für die Energiewirtschaft relevant<br />

sind oder zunehmend werden.<br />

Die Schaffung des Customer<br />

Solutions Forums trägt einem<br />

immer wichtiger werdenden<br />

Gebiet der Branche Rechnung:<br />

Produkte und Dienstleistungen<br />

im B2B2C-Bereich. Hier stehen<br />

neue Geschäftsmodelle für Energieversorger<br />

im Mittelpunkt, mit<br />

Blick auf den Endkundenmarkt.<br />

Dabei geht es zum Beispiel um<br />

Kleinstkraftwerke auf Dächern<br />

oder in Kellern, Smart Meter und<br />

Digitalisierung. (sd)<br />

www.e-world-essen.com<br />

Kaum ein Maschinenbauer<br />

kommt ohne Zulieferer aus, die<br />

Präzisionsteile aus Metall herstellen.<br />

Auf der FMB – Zuliefermesse<br />

Maschinenbau haben die<br />

Besucher Gelegenheit, Kontakte<br />

zu Spezialisten der Metallbearbeitung<br />

kennenzulernen.<br />

Wie lernt der Besucher der FMB<br />

die Zerspaner kennen, die in sein<br />

Anforderungsprofil passen? Drei<br />

Möglichkeiten gibt es: Er spricht<br />

sie auf dem Messestand an. Oder<br />

er hält sein Smart Badge, das er<br />

am Eingang erhalten hat, an das<br />

Lesegerät auf dem Stand und<br />

tauscht so berührungslos Kontaktdaten<br />

aus. Die dritte und<br />

neue Option: Der Besucher nutzt<br />

im Vorfeld das „B2B Matchmaking“,<br />

das der Messeveranstalter<br />

Bild: Destina/stock.adobe.com<br />

gemeinsam mit mehreren Partnern<br />

organisiert.<br />

Die 16. FMB – Zuliefermesse<br />

Maschinenbau findet vom 4. bis<br />

6. November 2020 im Messezentrum<br />

Bad Salzuflen statt. (sd)<br />

www.fmb-messe.de<br />

Unsere Förderanlagen.<br />

Automatisch, innovativ,<br />

<br />

Nächste Messen:<br />

09.03.-11.03.2021 LogiMAT<br />

28.09.-30.09.2021 FachPack<br />

<br />

www.haro-gruppe.de<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 11


MAGAZIN<br />

Der Rohstoff des Monats: Aurum<br />

Nur Gold ist Geld<br />

Und alles andere ist Kredit. Diese Erkenntnis von John Pierpont Morgan ist über hundert Jahre alt, aber <strong>aktuell</strong> wie nie. Gerade<br />

in Krisenzeiten gewinnt das glänzende Edelmetall an Bedeutung – und an Wert. Aktuell hat Gold ein Allzeithoch erreicht.<br />

Gold ist mehr als ein Metall, Gold ist<br />

ein Mythos. Über die Hälfte des<br />

geförderten Goldes wird zu Schmuck<br />

verarbeitet und am Körper getragen, zum Beispiel<br />

in Form von Armreifen und Eheringen.<br />

Das edle Metall begleitet seine Besitzer oft<br />

über deren Tod hinaus. Die ersten güldenen<br />

Grabbeigaben stammen aus einem Gräberfeld<br />

im heutigen Bulgarien aus der Zeit um<br />

4500 v. Chr. Früh schon hat Gold auch die<br />

Weltwirtschaft geprägt. Der lydische König<br />

Krösus gilt als Erfinder des gemünzten<br />

Geldes. Münzen sind praktischer als Tauschhandel<br />

oder die Bezahlung mit den bis dahin<br />

üblichen Kupfer-, Silber- und Goldklumpen:<br />

Sie sind transportabel und ersparen die aufwendige<br />

Prozedur des Abwägens und der<br />

Bestimmung ihrer Reinheit. Mit seinem Stempel<br />

bürgt Krösus für den Wert und schafft Vertrauen<br />

in sein Zahlungssystem. Damit gewann<br />

er Macht über den damaligen Fernhandel<br />

und die damit verbundenen Volkswirtschaften<br />

– und wurde legendär reich.<br />

Als Geld noch Gold war<br />

Gold galt die nächsten 2500 Jahre als Basiswährung<br />

für den Handel. Dieser Goldstandard<br />

endete erst am 15. August 1971. An<br />

diesem Tag hob US-Präsident Nixon die verbürgte<br />

Eintauschbarkeit des Dollars gegen<br />

Gold auf. Bis zu diesem Zeitpunkt garantierte<br />

die US-Regierung, Gold für 35 Dollar je Unze<br />

zu kaufen und zu verkaufen, was einer unbedingten<br />

Absicherung des Dollars entsprach.<br />

Bild: Roman Bodnarchuk/stock.adobe.com<br />

„Gold gilt in größeren<br />

Wirtschaftsabschwüngen<br />

als Rettungsanker.“<br />

Arne Schumacher, DERA<br />

Mit der Aufkündigung dieses Systems ist der<br />

Dollar nichts anderes mehr als bedrucktes<br />

Papier ohne inneren Wert. Ein Versprechen –<br />

oder eben ein Kredit, so wie jede andere<br />

Papierwährung auch. Die Entscheidung zur<br />

Aufhebung des Goldstandards machte die<br />

enorme Geldmengenausweitung in den<br />

heutigen Wirtschaftsräumen erst möglich.<br />

Und sie führte dazu, dass wir Stand Mitte<br />

September 2020 für eine Unze Gold über<br />

1900 Dollar zahlen müssen. Anders ausgedrückt:<br />

Der Dollar hat seit 1971 über 98 Prozent<br />

seines Wertes gegenüber dem Gold verloren.<br />

Aber auch ohne Goldstandard: Nach<br />

wie vor besitzen die Zentralbanken große<br />

Vorräte. Allen voran die USA mit einem Lagerbestand<br />

von 8133 t, gefolgt von Deutschland<br />

mit 3363 t und dem IWF mit 2814 t<br />

(Stand April 2020). China und Russland sind<br />

die Länder mit dem größten Wachstum ihrer<br />

Goldreserven, während Usbekistan und<br />

Deutschland ihre Vor- räte 2019 am stärksten<br />

abgebaut haben. Im internationalen Währungssystem<br />

mit seinen freien Wechselkursen<br />

dienen die jeweiligen Goldreserven als<br />

Gewichtig und weich:<br />

Gold ist deutlich<br />

schwerer als Blei,<br />

aber biegsamer als<br />

Kupfer.<br />

Sicherheit und finanzielle Rücklage für die<br />

einzelnen Staaten.<br />

Gold kommt überwiegend gediegen, das<br />

heißt in elementarer und metallischer Form<br />

vor. Bis zu 20 Prozent des jährlich geförderten<br />

Goldes wird als Bei-Produkt hauptsächlich in<br />

Kupfer-, Nickel- und anderen Edelmetallminen<br />

gewonnen.<br />

10.648 Kubikmeter Glanz<br />

Ungefähr 195.000 t wurden seit dem Goldrausch<br />

im Jahr 1848 gefördert. Das entspricht<br />

einem Würfel mit einer Kantenlänge von<br />

rund 22 Metern. Die größten Förderländer<br />

sind China (420 t), Australien (330 t), Russland<br />

(310 t) und die USA (200 t). Laut World<br />

Gold Council betrug die Gesamtförderung im<br />

Jahr 2019 rund 3400 t. Das entspricht einem<br />

leichten Rückgang um ein Prozent im Vergleich<br />

zum Vorjahr. Verantwortlich dafür ist<br />

vor allem China, wo die Förderrate um sechs<br />

Prozent zurückging. Manche Marktbeobachter<br />

leiten daraus den „Gold Peak“ ab – einen<br />

nicht mehr zu erreichenden historischen<br />

Wert. Ihre Argumente lauten: erschöpfte<br />

Lager stätten, ein hoher Aufwand für die<br />

Erschließung neuer Goldvorkommen sowie<br />

ein weltweit abnehmender Goldgehalt der<br />

geschürften Erze. Optimisten verweisen<br />

dagegen auf die Entdeckung neuer Förderstätten<br />

und innovative Fördermethoden.<br />

Bestseller auf hohem Niveau<br />

Die Deutsche Rohstoffagentur DERA analysiert<br />

in ihrem <strong>aktuell</strong>en Wachstumsratenmonitor<br />

die langfristige Entwicklung der<br />

globalen Rohstoffproduktion und des Rohstoffbedarfs<br />

anhand von circa 80 mineralischen<br />

Rohstoffen. Autor der Studie Arne<br />

Schumacher: „Während die Wachstumsraten<br />

der Rohstoffe Aluminium, Blei, Kupfer, Zinn<br />

sowie Eisen und Stahl eng an die globale<br />

Wirtschaftsentwicklung gekoppelt sind, gilt<br />

das bei Edelmetallen wie Gold nicht.“<br />

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten fungieren<br />

Edelmetalle oftmals als Sicherheitsanker.<br />

Dies ist zurzeit auch beim Gold festzustellen.<br />

12 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


Der Goldstandard ist seit dem 15. August 1971 Geschichte.<br />

Bild: andreyphoto63/stock.adobe.com<br />

Aktuell ist der Markt auch von gegenläufigen<br />

Strömungen gekennzeichnet. Einerseits ging<br />

die Nachfrage von Industrie und privaten<br />

Käufern zurück, wobei China mit 65 Prozent<br />

den stärksten Rückgang verzeichnete. Dieser<br />

weltweit größte Schmuckmarkt war das erste<br />

Opfer der Pandemie. Andererseits kaufen<br />

Investoren und Zentralbanken seit langer Zeit<br />

wieder verstärkt ein. Im Zeichen unsicherer<br />

Märkte wuchsen die globalen Goldreserven<br />

im ersten Quartal um 145 Tonnen.<br />

Dagegen setzte Russland sein langfristiges<br />

Aufkaufprogramm aus, was wiederum zu<br />

einer Entlastung des Marktes führte. Gleichzeitig<br />

arbeiten viele Bergwerke immer noch<br />

im Krisenmodus, was preistreibend wirkt.<br />

Unter dem Strich sind sich die meisten<br />

Marktbeobachter einig: Gold bleibt teuer.<br />

Goldman Sachs sieht den Preis innerhalb der<br />

nächsten zwölf Monate bei 2300 Dollar je<br />

Feinunze, die Bank of America gar bei 3000<br />

Dollar. Abwarten ist in puncto Goldbeschaffung<br />

deshalb vermutlich keine gute Wahl.<br />

Goldene Zeiten<br />

Gold besitzt erwartungsgemäß eine hohe<br />

Recyclingquote – über ein Viertel des Marktangebotes<br />

besteht <strong>aktuell</strong> aus Recyclingmetall.<br />

Dieser Anteil wird mit steigenden<br />

Goldpreisen weiter zunehmen, weil die Rückgewinnung<br />

immer lukrativer wird. Der Großteil<br />

besteht aus Schmuck, Barren, Münzen<br />

und Medaillen; sie machen weltweit 90 Prozent<br />

des recycelten Edelmetalles aus. Nur<br />

knapp zehn Prozent stammen aus der Industrie,<br />

hauptsächlich aus den Branchen IT, Telekommunikation<br />

und Unterhaltungselektronik.<br />

Interessant sind dabei vor allem Handys –<br />

in jedem Mobiltelefon stecken durchschnittlich<br />

35 mg Gold – genug für eine rentable<br />

Aufbereitung. Bei geschätzten 200 Mio. Altgeräten<br />

in deutschen Schubladen summiert<br />

sich das auf sechs Tonnen Gold.<br />

Für das Recycling kommen drei verschiedene<br />

Verfahren infrage: Bei der mechanischen Aufbereitung<br />

wird das Scheidgut geschreddert,<br />

gemahlen und gesiebt. Beim Pyrolyse -<br />

verfahren wird das Ausgangsmaterial unter<br />

hohen Temperaturen verbrannt und das Gold<br />

abgeschieden. Beim Aufschlussverfahren<br />

wird das Edelmetall in Königswasser (eine<br />

Salz- und Salpetersäuremischung) gelöst, mit<br />

Schwefeldioxid reduziert und dann mit Elektrolyse<br />

herausgezogen.<br />

Hightech und Highlights<br />

Als Werkstoff ist Gold naturgemäß teuer,<br />

aber flexibel und besitzt einzigartige Eigenschaften.<br />

Es lässt sich einfach mechanisch<br />

bearbeiten, ist korrosionsbeständig und fügt<br />

sich gut an jede Kontaktfläche. Optimale<br />

Eigenschaften beispielsweise für die Zahnprothetik<br />

– rund um den Globus wandern<br />

jedes Jahr 29 t Gold in menschliche Münder.<br />

In der Industrie wird Gold dagegen vor allem<br />

für Schaltkreise und zum Vergolden von<br />

Drähten, Leiterplatten, Kontakten und Steckverbindern<br />

eingesetzt.<br />

Alles Lowtech? Mitnichten: Aus einem<br />

Gramm Gold kann ein Draht mit einer Länge<br />

von 3700 Metern gezogen werden. Diese<br />

Eigenschaft nutzt die Halbleiterindustrie in<br />

Form sogenannter Bonddrähte. Diese feinen<br />

Strukturen verbinden Chips mit integrierten<br />

Schaltkreisen. Und was den Alchemisten vor<br />

fünfhundert Jahren noch unmöglich war,<br />

geht heute: unedle Metalle in Gold zu verwandeln.<br />

Dazu müssen „nur“ Quecksilber<br />

oder Platin mit Neutronen beschossen werden.<br />

Der Versuch rechnet sich allerdings nach<br />

wie vor nicht.<br />

Der Autor<br />

Michael Grupp, Journalist in Stuttgart<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 13


INTERVIEW<br />

Martina Boxberger, Executive Director Corporate Strategic Sourcing, Merz Pharma GmbH<br />

„Der Einkauf ist durch die Krise deutlich<br />

sichtbarer geworden“<br />

Die Merz Pharma GmbH & Co. KGaA in Frankfurt am Main ist ein international tätiges Unternehmen mit den<br />

Schwerpunkten Aesthetics, Therapeutics und Consumer Care. Mit Martina Boxberger, Executive Director Corporate Strategic<br />

Sourcing, sprach über wertgeschätzte Einkäufer, Rohstoffverfügbarkeit und Vorratshaltung in der Krise.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Frau Boxberger, was ist<br />

für Sie das Spannende am Einkauf?<br />

Martina Boxberger: Ganz klar die enorme<br />

Vielfalt an Aufgaben, die ich hier habe. Ich bin<br />

direkt nach meinem Studium in den Einkauf<br />

gegangen. International zu arbeiten, das hat<br />

mir extrem gut gefallen. Ich habe es auch<br />

immer sehr genossen, so unglaublich viele<br />

Schnittstellen zu den anderen Bereichen im<br />

Unternehmen zu haben und dadurch immer<br />

mitten im Geschehen zu sein. Der Einkauf<br />

bietet die Chance, sehr viele Dinge von Anfang<br />

an mit zu entwickeln, zu gestalten und<br />

zukunftsorientiert voranzutreiben. Das hat<br />

mich von Anfang begeistert und daran hat<br />

sich bis heute nichts geändert.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie ist Ihre Einkaufs -<br />

organisation aufgebaut?<br />

Boxberger: Unser Einkauf gliedert sich in die<br />

Bereiche Direct und Indirect. Direct umfasst<br />

alles, was die Produkte betrifft, also Rohstoffe<br />

und Packmittel, aber auch den Einkauf bei<br />

Lohnherstellern. Der Bereich Indirect ist zuständig<br />

für alles andere: vom Consulting bis<br />

hin zu Marketing Media, Flottenmanagement<br />

und Facility Management. Aber auch<br />

Toilettenpapier. Unsere Mitarbeiter sind entsprechend<br />

eingeteilt, wir haben ein Team von<br />

globalen Lead Buyern im strategischen Einkauf<br />

für den Direct-Bereich und eins für den<br />

Indirect-Bereich. Unser strategischer Einkauf<br />

sitzt in Frankfurt und macht die globalen Ver-<br />

träge, hat allerdings auch Mitarbeiter in den<br />

USA oder in Mexiko. Die Lead Buyer sind also<br />

ein bisschen verteilt, aber es ist immer eine<br />

zentrale und globalisierte Entscheidung. Der<br />

operative Einkauf dagegen sitzt dezentral an<br />

den jeweiligen Standorten.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Verschiedene Studien<br />

der letzten Jahre sind zu dem Ergebnis gekommen,<br />

dass der Einkauf in der Pharma -<br />

industrie nur eine untergeordnete Rolle<br />

spielt. Teilen Sie diese Auffassung?<br />

Boxberger: Früher war das sicher so. Ich habe<br />

vor elf Jahren bei Merz angefangen, und da<br />

waren die zentralen Unternehmensfunktionen<br />

tatsächlich weniger bedeutend. Das hat<br />

„Vielleicht braucht es erst eine<br />

Krise, um den Mehrwert zu<br />

sehen , den der Einkauf für das<br />

Unternehmen generiert, um<br />

trotz der Krise im Geschäft<br />

weiterhin erfolgreich zu sein.“<br />

Martina Boxberger<br />

Bild: Merz Pharma<br />

Erfolgreich im Einkauf:<br />

Martina Boxberger


INTERVIEW<br />

sich allerdings geändert, und gerade wenn<br />

man sich die jüngsten Entwicklungen ansieht,<br />

nicht zuletzt die <strong>aktuell</strong>e Corona-Epidemie,<br />

dann spürt man schon deutlich, dass<br />

diese Funktionen, insbesondere der strategische<br />

Einkauf und die Supply Chain, deutlich<br />

aufgewertet wurden. Sie haben stark an Bedeutung<br />

und Wertschätzung gewonnen. Vielleicht<br />

braucht es erst eine Krise, um den<br />

Mehrwert zu sehen, den der Einkauf für das<br />

Unternehmen generiert, um trotz der Krise<br />

im Geschäft weiterhin erfolgreich zu sein.<br />

Auch bei uns sind die Zentralfunktion des<br />

Einkaufs und der Supply Chain deutlich sichtbarer<br />

geworden. Wir sind auch vorher schon<br />

sehr früh in die meisten Projekte mit einbezogen<br />

worden, aber die Anerkennung und die<br />

Wertschätzung haben zugenommen und wir<br />

sind nun noch dichter am Geschehen als vorher.<br />

Martina Boxberger<br />

Die Frau<br />

... machte 1996 in Geisenheim Abitur. Nach<br />

kaufmännischer Ausbildung bei der Linde AG<br />

absolvierte sie dort bis 2002 ein duales Studium<br />

mit dem Abschluss zum BWL-Diplom.<br />

Im Anschluss stieg Sie bei Linde zur Einkäuferin<br />

für Produktionsmaterial auf.<br />

Nach einer Station beim internationalen<br />

Einkauf der United Technologies Corporation,<br />

wechselte sie 2008 als Lead Buyer General<br />

Procurement & Packaging zu Merz. Im Jahr<br />

2012 folgte die Beförderung zum Head of<br />

Global Strategic Sourcing EMEA, APAC &<br />

LATAM . Im Jahr 2017 wurde ihr Verantwortungsbereich<br />

noch um die Rolle des Global<br />

Business Process Officers erweitert.<br />

Bild: Merz Pharma<br />

Im Vergleich zu vor zehn Jahren, als Merz sein 100-jähriges Jubiläum beging, hat sich das Unternehmen<br />

stark gewandelt. Heute zählt es zu den internationalen Topunternehmen auf dem Gebiet der<br />

medizinischen Ästhetik und verfügt über ein umfangreiches Produktportfolio.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Bei Ihnen hat der Einkauf<br />

schon immer von Anfang an mit am<br />

Tisch gesessen?<br />

Boxberger: Wir haben das vor ein paar Jahren<br />

eingeführt, das ist für uns auch enorm wichtig.<br />

Wir sind von Beginn an bei einem Projekt<br />

mit dabei. Einerseits um mit unserer Expertise<br />

beratend zu unterstützen, aber auch, um<br />

schon sehr früh dabei zu helfen, für den Fachbereich<br />

eine Gesamtkostenbetrachtung aufzubauen.<br />

Oder wie wir die Lieferketten effizient<br />

absichern können. Wir arbeiten sehr<br />

eng mit dem Bereich Forschung und Entwicklung<br />

zusammen und können so das Augenmerk<br />

auf Aspekte lenken, die sonst vielleicht<br />

aus dem Fokus geraten würden, etwa die<br />

Möglichkeit oder Notwendigkeit einer<br />

Second Source. Wir sind also von der ersten<br />

Idee an beteiligt, über die Frage, welche Produkte<br />

in die engere Auswahl kommen, die<br />

Marktforschung, die Suche nach Rohstoffen<br />

und die Wahl der richtigen Verpackung bis<br />

hin zur Vermarktung.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: An Ihre Einkäufer<br />

werden ja ziemliche Anforderungen gestellt,<br />

wenn sie das alles abdecken sollen …<br />

Boxberger: Das ist richtig. Exemplarisch an<br />

einem Projekt, fangen wir meist mit der<br />

Marktforschung an, das macht eine Lead<br />

Buyerin, die das globale Marketing unterstützt.<br />

Dann geht es weiter mit einem Experten,<br />

der sich rein um den Rohstoffeinkauf<br />

kümmert. Das gleiche gilt für die Packmittel,<br />

und so zieht sich das durch alle Funktionen<br />

im strategischen Einkauf. Wir suchen unsere<br />

Lead Buyer von Anfang an nach diesen speziellen<br />

Kenntnissen aus. Wenn ich neue Mitarbeiter<br />

einstelle, dann achte ich insbesondere<br />

auf die Branchenkentnisse. Unsere Lead<br />

Buyerin für den Bereich Marketing und Media<br />

beispielsweise war vorher lange in Agenturen<br />

tätig und kennt das Geschäft deshalb schon<br />

sehr gut von der anderen Seite. Auf diese<br />

Expertise kommt es uns an, die einkaufs -<br />

spezifischen Kenntnisse werden dann bei uns<br />

im Unternehmen verfeinert.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wonach suchen Sie Ihre<br />

Lieferanten aus?<br />

Boxberger: Sowohl produkt- als auch projektbezogen.<br />

Wir machen immer eine Risikoanalyse<br />

und eine Risikobetrachtung pro Produkt,<br />

pro Lieferant oder pro Projekt. Und dann<br />

überprüfen wir diesen Kreis, den wir ausgewählt<br />

haben, auf Themen wie Qualität,<br />

Kosten und Nachhaltigkeit.<br />

Merz Pharma GmbH<br />

Das Unternehmen<br />

... ist ein internationales Ästhetik- und<br />

Pharma unternehmen mit Hauptsitz in Frankfurt<br />

am Main, deutschen Produktionsstand -<br />

orten in Reinheim und Dessau und weiteren<br />

internationalen Standorten. Das Unternehmen<br />

entwickelt und produziert unter anderem<br />

Produkte und Medizintechnikgeräte für die<br />

ästhe tische Medizin, Arzneimittel für<br />

Patienten , die an neurologischen Bewegungsstörungen<br />

leiden, sowie weitere<br />

verschreibungs pflichtige Medikamente.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 15


INTERVIEW<br />

Bild: Merz Pharma<br />

Martina Boxberger ist davon<br />

überzeugt , dass die Blockchain dem<br />

Einkauf viel Nutzen bringen wird.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie wichtig ist das<br />

Thema Nachhaltigkeit?<br />

Boxberger: Es wird immer wichtiger. Vor ein<br />

paar Jahren war das noch nicht so. Aber für<br />

uns wird es vor allem im Consumer-Care-<br />

Bereich immer präsenter. Es beeinflusst zunehmend<br />

die Kaufentscheidung vieler Verbraucher,<br />

ob das Duschgel, das sie verwenden,<br />

nachhaltig produziert und umweltfreundlich<br />

verpackt ist.<br />

Wir haben bei Merz<br />

spezielle Teams, die<br />

sich um die Nachhaltigkeit<br />

unserer Produkte<br />

kümmern. Da ist<br />

dann, auch wenn es<br />

um die Verpackung<br />

geht, immer der verantwortliche<br />

Lead Buyer<br />

mit dabei. Hier sind<br />

wir unter anderem auf<br />

der Suche nach alternativen<br />

und umweltfreundlichen<br />

oder recycelten<br />

Materialen.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Welchen Beitrag kann<br />

der Einkauf Ihrer Meinung nach zur Wertschöpfung<br />

eines Unternehmens beitragen?<br />

Boxberger: Der Einkauf hat ja gewisse Hebel<br />

zur Verfügung, um die Kosten seines Unternehmens<br />

zu senken und damit auch das Unternehmensergebnis<br />

zu verbessern. Wir<br />

machen viel Consulting, achten aber natürlich<br />

darauf, unsere Ziele zu erreichen, zum<br />

Beispiel mithilfe von Marktanalysen und<br />

Ausschreibungen.<br />

Wir versuchen immer, eine gewisse Spielmasse<br />

zu haben, damit wir gut verhandeln<br />

können. Wir vermeiden nach Möglichkeit<br />

Single Sources. Daneben arbeiten wir verstärkt<br />

daran, unsere<br />

Prozess -<br />

ketten mithilfe<br />

von Medien und<br />

neuen Systemen<br />

zu optimieren.<br />

Neben der Profitmaximierung<br />

ist die Unterstützung<br />

von<br />

neuen Prozessen<br />

und Systemen<br />

und auch deren<br />

Weiterentwicklung<br />

ein ganz<br />

wichtiger Punkt,<br />

weil wir ja durch<br />

unsere diversen Schnittstellen sehr dicht am<br />

Markt sind.<br />

Durch die Expertise unserer Lead Buyer bekommen<br />

wir Neuerungen in diesen verschieden<br />

Kategorien sehr früh mit, davon<br />

profitieren dann die einzelnen Fachbereiche.<br />

„Nach dem Lockdown haben wir<br />

unsere Risikoanalyse noch einmal<br />

überarbeitet, um uns im Hinblick<br />

auf die Risiken auf den verschiedenen<br />

Kontinenten besser abzu -<br />

sichern. Das funktioniert allerdings<br />

nur bedingt, denn manche<br />

Rohstoffe gibt es eben nur in<br />

bestimmten Teilen der Welt.“<br />

Martina Boxberger<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Es gibt nach wie vor einen<br />

großen Hype um das Thema Blockchain,<br />

gleichzeitig sind die Fälle, in denen diese<br />

Technologie tatsächlich in der Praxis eingesetzt<br />

wird, noch überschaubar. Sehen Sie die<br />

Blockchain als Zukunftstechnologie für die<br />

Pharmaindustrie?<br />

Boxberger: Wir nutzen es bisher nicht, aber<br />

ich bin davon überzeugt, dass es nur eine<br />

Frage der Zeit ist, bis sich das ändern wird.<br />

Gerade für den Consumer-Bereich, in dem wir<br />

stark vertreten sind, könnte ich mir den Einsatz<br />

einer Blockchain gut vorstellen. Ins -<br />

besondere für alles, was ein bisschen generischer<br />

ist, ebenso für sich schnell verändernde<br />

Produkte wie beispielsweise Kosmetikartikel<br />

– hier würde es vor allem beim Verpackungsmaterial<br />

Sinn machen.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Ein Vorteil der Blockchain<br />

ist ihre Transparenz, was vielleicht nicht<br />

unbedingt im Sinne der Hersteller ist …<br />

Boxberger: Das ist sicher auch ein Knackpunkt<br />

beim Einsatz dieser Technologie. Nicht<br />

nur die Lieferanten, sondern auch der Wettbewerb<br />

würde ganz genau hinschauen, und<br />

gerade im Consumer-Bereich ist der Wettbewerb<br />

extrem groß. Das muss kein No-go sein<br />

– je nachdem wie die Blockchain aufgebaut<br />

ist und vor allem wie abgrenzbar sie ist, kann<br />

ein Einsatz durchaus Sinn machen, aber nur,<br />

wenn man sicherstellen kann, dass wirklich<br />

16 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


nur der Lieferant und das Unternehmen die Informationen<br />

teilen. So lange es aber noch Transparenz nach außen<br />

gibt, halte ich es für schwierig, weil man eben auch dem<br />

Wettbewerber die gleiche Transparenz gibt.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie schützen Sie die Sicher heit Ihrer<br />

Lieferkette?<br />

Boxberger: Wir haben ein Risikomanagement und eine<br />

Risiko analyse aufgebaut, mit deren Hilfe wir unsere Lieferanten<br />

und auch unsere Produkte hinsichtlich möglicher<br />

Risiken bewerten . In diese Bewertung geht zum Beispiel<br />

ein, in welchem Teil der Erde ein Lieferant sitzt und wir<br />

groß dort das Risiko von Natur katastrophen wie beispielsweise<br />

Erdbeben ist. Aber auch, wie es um die finanzielle<br />

Stabilität des Lieferanten bestellt ist.<br />

Es gibt einen umfangreichen Katalog von Kriterien, die in<br />

regelmäßigen Abständen überprüft werden, sodass wir<br />

möglichst frühzeitig einen guten Überblick über mögliche<br />

Risikofaktoren haben und entsprechend gegensteuern<br />

können. Wir haben dadurch sehr früh gesehen, wie<br />

stark China von der Pandemie betroffen war und konnten<br />

so auch sehr früh und sehr schnell reagieren.<br />

Wir haben uns bereits im vergangenen Dezember entsprechend<br />

bevorratet und sind deshalb bisher auch sehr<br />

sicher und ohne irgendwelche Beeinträchtigungen durch<br />

die Krise gekommen.<br />

Ich bin allerdings davon überzeugt, dass da noch große<br />

Herausforderungen auf uns zukommen, weil viele Auswirkungen<br />

der Krise sich erst mit einer gewissen zeitlichen<br />

Verzögerung bemerkbar machen. Nach dem Lockdown<br />

haben wir unsere Risikoanalyse noch einmal überarbeitet,<br />

um uns im Hinblick auf die Risiken auf den verschiedenen<br />

Kontinenten besser abzusichern. Das funktioniert<br />

allerdings nur bedingt, denn manche Rohstoffe gibt<br />

es eben nur in bestimmten Teilen der Welt.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wo sehen Sie derzeit die größten<br />

Herausforderungen für den Einkauf in Ihrer Branche?<br />

Boxberger: Beim Klimawandel und den immer häufiger<br />

auftretenden Naturkatastrophen, weil die sich ganz direkt<br />

auf die Verfügbarkeit der Rohstoffe auswirken, die<br />

wir einkaufen. Dazu kommt, wie wir jetzt lernen mussten,<br />

das Risiko einer globalen Pandemie. Die Herausforderung<br />

liegt insbesondere darin , dass wir in allen Fällen unglaublich<br />

schnell reagieren müssen.<br />

Bei den Umwelt katastrophen besteht die Gefahr, dass<br />

uns von heute auf morgen bestimmte Naturprodukte<br />

wegfallen. In vielen unserer Produkte ist zum Beispiel Eukalyptusöl<br />

oder Mandelöl enthalten. Wenn es in dem Bezugsgebiet<br />

dieser Öle nun eine Naturkatastrophe gibt,<br />

dann ist das für uns verheerend, denn dann gibt es das<br />

Produkt schlichtweg nicht. Diese Verfügbarkeit abzusichern<br />

und die entsprechende Qualität zu gewährleisten,<br />

das ist derzeit die größte Herausforderung, vor der wir<br />

stehen.<br />

Das Interview führte für <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong><br />

Ulrike Dautzenberg, freie Journalistin, Wiesbaden.<br />

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und Metall (Texte, 1D- und 2D-Barcodes,<br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 17


MANAGEMENT<br />

Modernes Supply Chain Management<br />

Krisenfeste Lieferantennetzwerke aufbauen<br />

Die Supply Chain ist keine Kette, sondern ein Netzwerk mit zahlreichen bekannten und unbekannten Abhängigkeiten.<br />

Die Corona-Krise hat gezeigt: Es fehlt in den Lieferbeziehungen bisher an Transparenz und Krisenfestigkeit. Ein Ausweg ist<br />

ein aktives Supply Chain Network Management, um Indikatoren für Risiken frühzeitig und besser bewerten zu können.<br />

Bild: Staufen<br />

Die Corona-Krise hat in vielen Unternehmen<br />

starke Verwerfungen ausgelöst.<br />

Zahlreiche Firmen bekamen<br />

plötzlich keinen Nachschub mehr oder litten<br />

unter zusammengebrochenen Absatzmärkten.<br />

Die Konsequenz: Sie mussten die Produktion<br />

drastisch reduzieren oder sogar einstellen,<br />

Mitarbeiter wurden in die Kurzarbeit geschickt<br />

und Corona-Nothilfe musste beantragt<br />

werden – die wirtschaftlichen Folgen<br />

der Pandemie sind für die Betriebe unabsehbar.<br />

Doch auch das Gegenteil ist passiert. So hat<br />

sich der Auftragsbestand eines Maschinenbauers<br />

im Frühjahr innerhalb kürzester Frist<br />

verdreifacht. Der Grund: Er ist Hersteller von<br />

Anlagen für die Produktion von Hygieneartikeln<br />

und gehörte plötzlich weltweit zu den<br />

gefragtesten Unternehmen seiner Branche.<br />

Kein Unternehmen ist in der Lage, von jetzt<br />

auf gleich seine Herstellung auf 300 Prozent<br />

hochzufahren. Diese Situation ist ebenso eine<br />

Krise wie die Notwendigkeit, den Betrieb<br />

praktisch über Nacht komplett herunterzufahren.<br />

Das Unternehmen hat trotz einer<br />

extrem schwierigen Materialversorgung, die<br />

Wünsche der Kunden weitestgehend erfüllen<br />

können – mit zusätzlichen Schichten, Überstunden,<br />

kurzfristigen Neueinstellungen und<br />

Die Entwicklung der Supply Chain zum Lieferantennetzwerk.<br />

einem auf Distanz geführten Lieferanten -<br />

management, was eine gewaltige Herausforderung<br />

für den Einkauf und die <strong>Beschaffung</strong><br />

bedeutete.<br />

Von der Kette zum Netzwerk<br />

Diese und andere Situationen der Corona-<br />

Krise sorgen in den Unternehmen für wichtige<br />

Erkenntnisse:<br />

1. Herkömmliches Supply Chain Management<br />

reicht nicht mehr aus.<br />

2. Unternehmen müssen ihre Lieferketten<br />

neu konfigurieren und um Netzwerkaspekte<br />

erweitern.<br />

3. Aufbau eines aktiv gesteuerten Risiko -<br />

managements in Einkauf und Vertrieb.<br />

Die Wertschöpfungssysteme der Unternehmen<br />

greifen auf ein ausgedehntes und häufig<br />

weltweites, multiples Netzwerk aus Lieferanten<br />

und Dienstleistern zurück. Mehrere<br />

Produktionsstandorte, ein umfangreiches<br />

Produktportfolio sowie kundenindividuelle<br />

Wünsche an die Fertigung und Verfügbarkeit<br />

steigern die Komplexität der Belieferung, die<br />

Anfälligkeit für Störungen steigt. Die Anforderungen<br />

und Erwartungen an den Einkauf<br />

und die <strong>Beschaffung</strong> verändern sich dadurch<br />

im Sinne des proaktiven Forward Sourcing.<br />

Hinzu kommt die gesamte Vertriebsseite mit<br />

einer oft globalen Distribution. Auch diese<br />

erfolgt teilweise über mehrere Stufen hinweg<br />

mit verschiedenen Organisationseinheiten<br />

und Handelspartnern bis hin zum Endkunden.<br />

Gleiches gilt für die Zulieferer. Sie haben<br />

selbst eigene Lieferanten, deren Produkte auf<br />

ihre Produkte und die ihrer Kunden einwirken.<br />

Die steigende Komplexität und erhöhte Krisenanfälligkeit<br />

von netzwerkartig verbundenen<br />

Lieferketten zeigen deutlich, dass traditionelles<br />

Supply Chain Management heute<br />

nicht mehr ausreicht. Es muss eine ganzheitliche<br />

Betrachtung erfolgen: ein Supply Chain<br />

Network Management (SCNM), welches<br />

auch ein Risikomanagement umfasst.<br />

Risikomanagement über die 1. Stufe hinaus<br />

Die Corona-Krise hat gezeigt, wie dringend<br />

notwendig das ist. So haben Unternehmen<br />

die erste Stufe ihrer Supply Chain meist genau<br />

im Blick. Sie verfügen über <strong>aktuell</strong>e Informationen<br />

ihrer Zulieferer und deren Branchen.<br />

Die <strong>aktuell</strong>e Situation hat den Wandel<br />

zur Digitalisierung beschleunigt. Der Datenaustausch<br />

wurde erheblich verbessert und<br />

durch den Einsatz neuer Technologien können<br />

Projekte und deren Aufgabensteuerung<br />

in Echtzeit auf Distanz weitergeführt werden.<br />

Doch in der zweiten und dritten Stufe sieht<br />

das anders aus. Die Transparenz ist gering,<br />

Aussagen über die Zulieferer der Zulieferer<br />

sind oft nicht möglich. Die Durchgängigkeit<br />

von Informationen ist nicht sichergestellt. Die<br />

organisatorischen Strukturen sind hierfür in<br />

vielen Unternehmen nicht ausreichend vorhanden.<br />

Dadurch erkennen zahlreiche Unternehmen<br />

Risiken und Störungen innerhalb ihres Lieferantennetzwerkes<br />

entweder gar nicht oder zu<br />

spät. In der Corona-Krise begann nun eine<br />

hektische Phase der Improvisation. Dank der<br />

kurzfristig aufgestellten Krisenstäbe mit<br />

Task-Force-Teams konnten mit hohem Aufwand<br />

und Engagement der Mitarbeiter effektive<br />

Maßnahmen zur Reduzierung der Risiken<br />

umgesetzt werden.<br />

18 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


Bild: Staufen<br />

Die vier Dimensionen von Supply Chain Network Management.<br />

Unternehmen können sich in einem gewissen<br />

Rahmen auf solche Ereignisse vorbereiten,<br />

sie müssen dafür in den Blick des Risikomanagements<br />

geraten und ihre Organisation<br />

auf diese Situation kurzfristig ausrichten können.<br />

Wichtig ist hierbei, dass mögliche<br />

Risiken identifiziert und katalogisiert werden,<br />

die anschließende Bewertung bildet dann die<br />

Grundlage für z. B. Simulationen.<br />

Ereignisse wie der Ausfall von Zulieferern z. B.<br />

durch Naturkatastrophen oder wirtschaftliche<br />

und gesellschaftliche Entwicklungen sind<br />

denkbare Szenarien für die nahe Zukunft. Ein<br />

Beispiel: Was ist, wenn ein wichtiger Zulieferer<br />

durch einen Handelskrieg vom Markt verschwindet?<br />

Gibt es genügend Alternativen,<br />

z. B. in Europa? Kann deren Produktion schnell<br />

genug hochgefahren werden? Wie stark sind<br />

deren Vor-Lieferanten vom Handelskrieg betroffen?<br />

Wie schnell kann ein Unternehmen<br />

auf so ein Ereignis reagieren?<br />

Solche Überlegungen machen deutlich, dass<br />

jedes Unternehmen seine Lieferketten nicht<br />

nur besser kennen, sondern auch durch einen<br />

„Notfallplan“ absichern muss. Entsprechend<br />

sind hierzu die erforderlichen organisatorischen<br />

(Ressourcen) und prozessualen (Vernetzung)<br />

Voraussetzungen zu schaffen.<br />

Die vier Dimensionen<br />

Für das Ziel Transparenz sollten Unternehmen<br />

ihren Fokus auf vier zentrale Dimensionen<br />

legen: Netzwerk, Managementsysteme,<br />

Planung und IT-Systeme.<br />

1. Netzwerk: Die Unternehmen sollten Lieferantennetzwerke<br />

nicht nur aus ihrer Position<br />

heraus betrachten, sondern aus einer übergeordneten<br />

Perspektive. Aus dieser Sicht ist das<br />

Supply Chain Network eine Konfiguration aus<br />

unterschiedlichen Akteuren, beispielsweise<br />

Produktionsstätten, Hardware- und Softwareentwicklern,<br />

Lieferhubs, Zulieferern und<br />

deren Zulieferer sowie Logistikdienstleistern,<br />

Vertriebs- und Distributionspartnern bis hin<br />

zum Endkunden. Dieses Netz muss aktiv gemanagt<br />

werden.<br />

2. Managementsysteme: Sie sind die ordnende<br />

Kraft in einem Supply-Chain-Netzwerk.<br />

Mit ihrer Hilfe wird es übergreifend gesteuert,<br />

kontrolliert und strategisch weiterentwickelt.<br />

Alle beteiligten Unternehmen müssen<br />

also gemeinsam Aspekte wie Strategie- und<br />

Organisationsentwicklung, ein netzwerkweites<br />

Change-Management und die Produktionsplanung<br />

angehen.<br />

3. Planung: Zu den übergreifenden Aufgaben<br />

innerhalb eines Supply Chain Networks gehört<br />

auch die Steuerung der Wertströme. Das<br />

bedeutet im Einzelnen die Planung der gesamten<br />

Fertigungs- und Vertriebsprozesse,<br />

die Steuerung des Produktlebenszyklus und<br />

die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener<br />

Planungsinstanzen innerhalb des<br />

Netzwerks. Diese Aufgabe erfordert eine Endto-End-Betrachtung,<br />

um ein optimales Resultat<br />

zu erreichen.<br />

4. IT-Systeme: Sie bilden die technische Basis<br />

des Supply Chain Network Managements<br />

und ermöglichen überhaupt erst Aufbau und<br />

Betrieb des gesamten Netzwerks. Dazu benötigen<br />

Unternehmen eine moderne IT-Infrastruktur<br />

mit geeigneten Anwendungen und<br />

digitalen Tools: Digitalisierung als technische<br />

Grundlage der Vernetzung.<br />

Die Rekonfiguration einer Supply Chain ist<br />

eine wichtige und vor allem strategische Aufgabe.<br />

Unternehmen sind gut beraten, dafür<br />

ein schlagkräftiges und interdisziplinäres<br />

Team aufzubauen. Es sollte genauen Einblick<br />

in die bisherigen, oft informellen Strukturen<br />

der unterschiedlichen Lieferketten haben<br />

und alle Zulieferer und Geschäftspartner sehr<br />

gut kennen. Anschließend folgen dann drei<br />

wichtige Schritte:<br />

Der erste Schritt ist eine realistische Analyse<br />

des Ist-Zustands. Dabei kommen vor allem<br />

die Organisation, die Prozesse und Systeme<br />

des eigenen Unternehmens sowie aller Zulieferer<br />

auf den Prüfstand. Denn sie müssen intensive<br />

Kommunikation und hohe Trans -<br />

parenz und Stabilität garantieren können.<br />

In einem zweiten Schritt entwickeln die<br />

Unternehmen ein gemeinsames Zielbild. Das<br />

gesamte Netzwerk muss sich auf eine<br />

bestimmte Produktstrategie ausrichten,<br />

beispiels weise Innovations-, Markt- oder<br />

Kostenführerschaft.<br />

Auf dem Weg zum Supply Chain Network<br />

Anschließend folgt die intensive Phase der<br />

Umsetzung. Hier sollten alle Beteiligten das<br />

gleiche Zielbild verfolgen und an einem<br />

Strang ziehen. Dabei ist es sinnvoll, einen detaillierten<br />

und aufeinander abgestimmten<br />

Phasenplan zu erstellen. Die Unternehmen<br />

sollten Schwerpunkte setzen und zunächst<br />

wichtige „Pain Points“ identifizieren. Sie werden<br />

anschließend mit größter Priorität behandelt<br />

und über eine Testphase auf Ihre<br />

Wirksamkeit hin überprüft.<br />

Mit der Einführung des Supply Chain Network<br />

Managements ist das Thema aber nicht<br />

abgeschlossen. Lieferantennetzwerke müssen,<br />

um erfolgreich zu bleiben, aktiver als bisher<br />

gemanagt werden.<br />

Erforderlich sind hierfür neben der Positionierung<br />

im Unternehmen ausreichende Ressourcen<br />

(personelle und technologische Ausgestaltung)<br />

der Organisationseinheit mit einem<br />

robusten Mandat der Geschäftsführung.<br />

Innerhalb des Supply Chain Network<br />

Manage ments werden die am Kundenbedarf<br />

ausgerichteten Wertstrombestände so gesteuert,<br />

dass das Netzwerk als Ganzes davon<br />

profitiert und nicht nur das einzelne Unternehmen.<br />

Möglich wird dies durch die enge<br />

und auf lange Sicht ausgerichtete Kollaboration<br />

der beteiligten Unternehmen.<br />

Der Autor<br />

Frank Gröner, Partner bei der Unternehmensberatung<br />

Staufen AG<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 19


MANAGEMENT<br />

Das Lieferkettengesetz – Pro<br />

Der Weg zur Nachhaltigkeit<br />

Ihr habt die Macht – macht was draus!“ Das<br />

ist unser Aufruf an alle Einkaufsverantwortlichen.<br />

In den kommenden 10 Jahren entscheiden<br />

wir, ob auch die nachfolgenden Generationen<br />

noch einen lebensfähigen Planeten<br />

vorfinden werden. Einkäufer haben gegenüber<br />

den meisten Menschen einen entscheidenden<br />

Vorteil: Sie tragen die Verantwortung<br />

für Milliardenaufträge, die sie an Lieferanten<br />

auf der ganzen Welt vergeben. Sie können<br />

mit ihren nachhaltigen Einkaufsentscheidungen<br />

die Welt tatsächlich verändern. Viele Beschaffer<br />

haben dieses Potential für mehr<br />

Nachhaltigkeit und die eigene Positionierung<br />

bereits erkannt. Mit dem „Sorgfaltspflichtengesetz“<br />

(Lieferkettengesetz) der Bundesregierung,<br />

erhalten sie für das Mandat der Geschäftsführung<br />

zur Implementierung einer<br />

nachhaltigen <strong>Beschaffung</strong> nun zusätzlichen<br />

rechtsstaatlichen Rückenwind.<br />

Es sind die Einkäufer, die entscheidende Weichen<br />

für eine nachhaltige Entwicklung stellen<br />

können. Sie sind diejenigen, die Lieferanten<br />

auswählen, bewerten, entwickeln und sie<br />

eventuell auch wieder ausschließen. Sie formulieren<br />

die <strong>Beschaffung</strong>sstrategie und<br />

schärfen die Bedarfe ihrer internen Kunden.<br />

Kein Unternehmen kann ohne eine nachhaltige<br />

<strong>Beschaffung</strong> und eine verantwortungsvolle<br />

Lieferkette glaubwürdig nachhaltig sein.<br />

Nie hatten Einkaufsabteilungen eine größere<br />

Chance, aus dem eigenen Unternehmen<br />

heraus echte Werte für Wirtschaft, Gesellschaft<br />

und Umwelt zu schaffen als jetzt. Der<br />

Einkauf hat die Macht: Er kann existenz -<br />

sichernde Löhne durchsetzen und dadurch<br />

Ausbeutung und Kinderarbeit vermeiden. Er<br />

kann den ökologischen Fußabdruck im gesamten<br />

Wertschöpfungsprozess ermitteln<br />

und im Sinne der Kreislaufwirtschaft nachhaltig<br />

reduzieren.<br />

Gesetzliche Freiheiten, niedrige Arbeitslöhne<br />

und damit potenzielle Effizienzsteigerungen,<br />

locken Unternehmen seit Jahrzehnten in den<br />

globalen Süden. Doch die scheinbar perfekte<br />

Yvonne Jamal, Vorstandsvorsitzende,<br />

JARO – Institut für Nachhaltigkeit und<br />

Digitalisierung e. V.<br />

PRO<br />

Lösung zeigt zunehmend ihre Schattenseiten<br />

in Form von Kinderarbeit, unzumutbaren Arbeitsbedingungen,<br />

Landraub, Korruption,<br />

Umweltverschmutzungen u. v. m. Die Organisation<br />

Shiftproject hat ermittelt, dass in den<br />

globalen Lieferketten mehr als 450 Millionen<br />

Menschen beschäftigt sind. Berücksichtigt<br />

man noch deren zu versorgende Familienmitglieder,<br />

so kann eine nachhaltige <strong>Beschaffung</strong><br />

das Leben von mehr als zwei Milliarden<br />

Menschen verbessern und mit existenzsichernden<br />

Löhnen zu 11 der 17 Nachhaltigkeitsziele<br />

der Vereinten Nationen beitragen.<br />

Welche andere Funktion im Unternehmen<br />

kann solch ein Wert(e)schöpfungspotential<br />

vorweisen?<br />

Die Bundesregierung kommt mit dem geplanten<br />

Sorgfaltspflichtengesetz ihren internationalen<br />

Verpflichtungen nach und kann<br />

damit außerdem bei dem Gesetzesvorhaben<br />

auf europäischer Ebene wichtige Impulse setzen.<br />

65 renommierte deutsche Unternehmen,<br />

darunter z. B. Vaude, Tchibo, Rewe und<br />

Hapag-Lloyd, unterstützen das Gesetzesvorhaben.<br />

Andere argumentieren empört: Man<br />

könne doch in diesen globalisierten Zeiten<br />

seine Lieferketten nicht komplett kennen!<br />

Das halte ich für fatal. Warum denn nicht?<br />

Der Einkauf hat damit die Chance, frühzeitig<br />

Risiken und Innovationspotenziale zu identifizieren.<br />

Fehler in Vorprodukten und Einsparpotentiale<br />

in der Fertigung werden bereits<br />

seit langem in der Lieferkette erfolgreich im<br />

Detail analysiert. Viele Unternehmen haben<br />

bereits ein aussagefähiges Risikomanagement<br />

implementiert, das nun um die Menschenrechte<br />

und den Umweltschutz erweitert<br />

werden muss. Das ist kein Hexenwerk.<br />

Das ist machbar. Unterstützung dafür gibt es<br />

nicht nur von der Bundesregierung mit dem<br />

speziell hierfür etablierten NAP Helpdesk,<br />

sondern auch von engagierten NGOs, die bereits<br />

über enorme Daten verfügen und aktiv<br />

eingebunden werden sollten. Neue Technologien<br />

und wissenschaftliche Modelle sind<br />

ebenfalls wichtige Helfer. Teilen Sie Ihre Erfahrungen<br />

in Brancheninitiativen und arbeiten<br />

Sie mit ihren Stakeholdern gemeinsam<br />

an der Umsetzung. Diese muss nicht sofort<br />

perfekt sein, aber engagiert, fair und transparent.<br />

Sie haben die Macht, machen Sie was<br />

draus! Jetzt!<br />

20 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


MANAGEMENT<br />

Das Lieferkettengesetz – Contra<br />

Der Weg in die Unmündigkeit<br />

Um es vorwegzusagen, kein klar denkender<br />

Einkäufer oder eine Einkaufsabteilung wird<br />

wissentlich Kinder- oder Sklavenarbeit, lebensgefährdende<br />

Produktionszustände oder sonstige<br />

moralisch und ethisch verwerfliche Arbeitsbedingungen<br />

durch seine Einkaufspolitik, weder<br />

aktiv noch passiv, unterstützen.<br />

Das geplante Lieferkettengesetz mag vielleicht<br />

harmlos klingen, ist allerdings in seiner konsequent<br />

angedachten Anwendung ein gravierender<br />

Eingriff in eine weltoffene Wirtschaftspolitik<br />

und wird zum weiteren Standortnachteil des<br />

Wirtschaftsstandortes Deutschland führen.<br />

Naive Politiker und Verbandsvertreter meinen<br />

durch bürokratische Regelungen die Welt positiv<br />

verändern zu können. Der Effekt wird gleich<br />

null sein, allerdings wird der deutschen Wirtschaft<br />

ein weiterer Klotz ans Bein gebunden.<br />

Schon im Jahr 2004 hat sich auf Initiative des<br />

Miele-Einkaufs meine Organisation zur freiwilligen<br />

Selbstverpflichtung nach SA 8000 bekannt.<br />

All unsere Einkäufer wurden in dieser<br />

Richtung geschult und sensibilisiert, dies galt<br />

und gilt besonders für die Einkäufer in China<br />

und Indien. Dieser Vorgang ist kein Einzelfall<br />

und in vielen Firmen, die ich in den über 40 Jahren<br />

meiner aktiven Berufszeit kennengelernt<br />

habe, sind genauso vorgegangen. Über 20 Einkaufsreisen<br />

habe ich nach Asien begleiten und<br />

koordinieren dürfen, kein Einkäufer ist mir untergekommen,<br />

den dieser Sachverhalt unberührt<br />

ließ. Viele Lieferantenbeurteilungen sehen<br />

in ihrer Bewertung die soziale Lage und Situation<br />

im Unternehmen vor, ein grober Verstoß<br />

führt in der Regel zum Ausschluss des Lieferanten<br />

an der weiteren Qualifikation. Ein wesentlicher<br />

Pfeiler eines praktizierten Lieferantenmanagements<br />

ist die analytische Betrachtung<br />

des Lieferantenumfeldes, dazu gehören<br />

eben auch die Zustände in den Fabriken.<br />

Hier genau kommen wir auf den Punkt der unterschiedlichen<br />

Sichtweisen. Während Politiker,<br />

Behörden und Institutionen in Kategorien einer<br />

öffentlichen Vergabeverordnung denken, in<br />

denen versucht wird, juristisch alle möglichen<br />

Belange abzudecken, obliegt dies in der freien<br />

Wirtschaft und Industrie den Geschäftsführungen/Management<br />

mit ihren gut ausgebildeten<br />

und aufgestellten Einkaufsbereichen.<br />

Nirgendwo ist die Effektivität so schlecht, wie<br />

im öffentlichen Vergaberecht. Diese liegt nicht<br />

an den Einkäufern, die in der Regel mehr wol-<br />

len aber gehindert werden durch bürokratische<br />

Vorgaben, sondern an dem Umfeld. Politiker,<br />

Juristen und Beamte meinen, dass man in Verordnungen<br />

und Vorschriften alles regeln kann<br />

und wenn es keine Regel gibt, dann muss<br />

schnellstens eine neue erstellt werden. Die<br />

Konsequenz daraus ist, wie mir Einkäufer aus<br />

dem öffentlichen Vergabewesen berichtet haben,<br />

dass ihr Haus lieber von einer aktiven Einkaufspolitik<br />

Abstand nimmt und Juristen und<br />

externe Organisationen mit der Durchführung<br />

von Ausschreibungen und Einkaufsverhandlungen<br />

beauftragt. Gibt es eine größere Bankrotterklärung?<br />

Die größten Probleme sind immer verbunden<br />

mit den öffentlichen Vergaben wie: Flughafen<br />

Berlin, Autobahnmaut Toll Collect, Hamburger<br />

Elb-Philharmonie, Vergabe der Aufträge für<br />

Mundschutzmasken im Rahmen CoVid 19, Bundeswehraufträge<br />

und viele, viele andere mehr.<br />

Wäre hier ein professionelles Einkaufen nach<br />

industriellem Muster (im Verbund mit einer ordentlichen<br />

Geschäftsführung und Betriebscontrolling)<br />

zum Einsatz gekommen, gäbe es<br />

diese Probleme und Verschwendung von öffentlichen<br />

Steuereinnahmen nicht.<br />

Mit einer Gesetzesnovelle allein wird es nicht<br />

getan sein. Darauf folgen der Aufbau neuer Behörden<br />

und die Einforderung von unendlich<br />

vielen Dokumenten und Zertifikaten. Einer verschlankten<br />

und wettbewerbsfähigen Wirtschaft<br />

wird dies nicht dienlich sein. Ferner wird<br />

dem Denunziantentum Tür und Tor geöffnet.<br />

Interessant ist auch die Aussage der Initiative,<br />

dass dem Verbraucher allein die Verantwortung<br />

nicht überlassen werden kann. Wer ist<br />

der Verbraucher, ein unmündiges Kleinkind?<br />

Dies alles lässt einen zu der Meinung kommen,<br />

dass das geplante Lieferkettengesetz<br />

nichts weiter als ein weiterer Schritt in eine<br />

Planwirtschaft nach dem Muster DDR 2.0 ist.<br />

Strategische Einkaufsabteilungen und deutsche<br />

Unternehmen werden mit diesem Gesetz<br />

entmündigt, ohne dass sich die Welt in<br />

Pakistan, Bangladesch, China, Afrika oder Indien<br />

ändern wird.<br />

CONTRA<br />

Dipl.-Ing. Wilfried Krokowski, GF Global<br />

Procurment Service, besitzt langjährige<br />

Erfahrungen im Bereich Global Sourcing.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 21


MANAGEMENT<br />

Medienbeschaffung<br />

„Alles auf einen Blick“<br />

Medien gelten in vielen Unternehmen als C-Artikel. Ihre <strong>Beschaffung</strong> ist aufwendig und oft nicht geregelt. Dabei ist die Versorgung<br />

der Mitarbeiter mit Informationen von entscheidender Bedeutung. Detlef Büttner, Geschäftsführer des Fachmedienhändlers<br />

Lehmanns Media, erklärt im Interview, wie zeitgemäßes Medienmanagement aussehen kann.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Welche Vorteile haben<br />

Unternehmen, die das Lehmanns Medienportal<br />

für <strong>Beschaffung</strong> und Nutzung einsetzen?<br />

Detlef Büttner: Medien werden aufgrund ihrer<br />

Diversität oft bei verschiedenen Quellen<br />

gesucht, bestellt und genutzt – in Webshops,<br />

bei Verlagen, Universitäten und Forschungseinrichtungen,<br />

Ämtern, Standesorganisationen<br />

oder beim Buchhändler um die Ecke. Das<br />

ist schon in der Printwelt<br />

aufwendig und<br />

unübersichtlich, in<br />

der digitalen Welt<br />

kommen noch lizenzrechtliche<br />

Fragen<br />

dazu, die den<br />

Einkaufs- und Nutzungsprozess<br />

komplex<br />

und teuer machen.<br />

Dies führt zu Frust auf allen Ebenen<br />

und verhindert, dass die Information dort<br />

hingelangt, wo sie für den Unternehmenserfolg<br />

benötigt wird. Wir haben uns darauf spezialisiert,<br />

mit unseren Kunden die bestmögliche<br />

Lösung zur erarbeiten und diese über unser<br />

Medienportal Le2B bereitzustellen. So<br />

stellen wir sicher, dass wichtige Informationen<br />

und verlässliches Wissen dort hingelangen,<br />

wo sie gerade benötigt werden – an den<br />

Arbeitsplatz des Mitarbeiters in der Firma, im<br />

Home-Office oder unterwegs.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Herr Büttner, wie können<br />

Unternehmen bei Ihnen Medien beschaffen?<br />

Büttner: Mit unserem Medienportal Le2B bieten<br />

wir unseren Kunden eine Lösung, die die<br />

oft aufwendige Medienbeschaffung einfach<br />

und effizient macht. Die im Portal integrierten<br />

Kataloge erschließen weltweit über 100<br />

Millionen Titel, in denen Mitarbeiter recherchieren<br />

können. Die Freigabe erfolgt in der<br />

Regel per Warenkorbsystem von autorisierten<br />

Mitarbeiter im Einkauf oder anderen Fachabteilungen.<br />

Das integrierte Report-Tool bietet<br />

jederzeit maximale Transparenz zu Bestell-<br />

„Wir stellen sicher, dass wichtige<br />

Informationen und verlässliches<br />

Wissen dort hingelangen, wo<br />

sie gerade benötigt werden.“<br />

und Lieferstatus, Budgetausschöpfung und<br />

vielem mehr. Alle Einstellungen werden ganz<br />

einfach per Mausklick konfiguriert und auf<br />

die speziellen Anforderungen im Unternehmen<br />

hin angepasst.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Welche Medien können<br />

über Ihr Portal beschafft werden?<br />

Büttner: Unser Ziel ist es, den größtmöglichen<br />

Katalog mit relevanten<br />

Informationen<br />

zur Verfügung<br />

zu stellen. Aktuell<br />

können in Le2B unter<br />

anderem rund<br />

Lehmanns Media<br />

Das Unternehmen<br />

... ist mit rund 300 MitarbeiterInnen und einem<br />

Umsatz von 60 Millionen Euro ein führendender<br />

Fachinformationshändler im<br />

DACH-Raum. Das Unternehmen ist Pionier in<br />

der Digitalisierung der Medienbeschaffung<br />

und -nutzung und stellt seine Leistungen über<br />

das Medienportal Le2B zur Verfügung. Persönlicher<br />

Kundenservice sowie hauseigene IT und<br />

Logistik runden das Leistungspaket für Unternehmen,<br />

Kliniken und die Öffentliche Hand ab.<br />

Lehmanns unterhält Lieferbeziehungen zu<br />

über 10.000 internationalen Verlagen und Inhaltanbietern<br />

und liefert physisch und digital<br />

an Kunden in über 100 Ländern.<br />

www.lehmannspro.de<br />

30 Millionen Bücher,<br />

1 Millionen eBooks,<br />

50.000 Zeitschriften<br />

und eJournals, über<br />

30 Millionen Einzeldokumente, 1.000 Fachdatenbanken<br />

und 30.000 DIN-Normen recherchiert,<br />

bestellt und genutzt werden. Ein besonderes<br />

Augenmerk legen wir darauf, auch<br />

wertvolle kostenfreie Quellen zur Verfügung<br />

zu stellen. Davon gibt es zunehmend mehr<br />

und wir haben uns zum Ziel gesetzt, diese<br />

systematisch zu erschließen und über Le2B<br />

verfügbar zu machen. Dies können eBooks,<br />

aber auch Zeitschriften und andere Medienformate<br />

sein. Wir haben uns ganz dem Nutzer<br />

und seinem maximalen Vorteil verschrieben,<br />

ungeachtet dessen, ob die Quelle kostenpflichtig<br />

oder kostenlos ist.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Ich habe gelesen, auch<br />

eine Anbindung an E-Procurement-Systeme<br />

sei möglich?<br />

Büttner: Das ist für uns Tagesgeschäft und<br />

wir kennen die allermeisten Anbindungen im<br />

Markt aus langjähriger Erfahrung. Das<br />

Bilder: Lehmanns Media<br />

22 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


MANAGEMENT<br />

Warenkorbsystem unseres Medienportals<br />

Le2B unterstützt alle Transfer-Prozesse, wie<br />

z.B. die Punchout-Lösung mit Anbindungen<br />

an alle relevanten ERP- und eProcurement-<br />

Systeme via OCI, cXML, JSON etc. oder auch<br />

elektronische Bestellannahme und Rechnungstellung,<br />

etwa im EDIFACT-Standard. All<br />

diese Schnittstellen sind ein wichtiger Teil<br />

unserer durchgehend digitalisierten Bestellabwicklung.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Sie bieten auch Lizenzmanagement<br />

an. Was verstehen Sie darunter?<br />

Büttner: Die bestmögliche Informationsversorgung<br />

im Unternehmen ist heute in der<br />

Regel ein Mix aus Print- und elektronischen<br />

Medien. Bei elektronischen Medien kennen<br />

wir den Markt und die unterschiedlichen<br />

Lizenzmodelle oft aus jahrzehntelanger<br />

Erfahrung. Je nach Bedarf beraten wir unsere<br />

Kunden bei der Auswahl von elektronischen<br />

Medien und führen – bei entsprechendem<br />

Volumen – gerne auch die Preisverhandlungen<br />

mit nationalen und internationalen Anbietern.<br />

Wir prüfen die bestehenden Lizenzen<br />

in allen Unternehmensbereichen, konsolidieren<br />

diese und ermitteln günstigere Mengenund<br />

Paketpreise. Dabei geben wir Preisvorteile<br />

direkt an unsere Kunden weiter. Auf der<br />

Verwaltungsebene übernehmen wir die Aufschlüsselung<br />

der Kosten für die Lizenzen auf<br />

die einzelnen Unternehmensbereiche und<br />

bilden systemisch die Nutzer- und Zugangsverwaltung<br />

ab. Auch das Lizenzmanagement<br />

ist Teil des Medienportals und vollständig in<br />

Anwendung und Workflow integriert.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie erhalten die Mitarbeiter<br />

im Unternehmen Zugang zu ihren elektronischen<br />

Medien?<br />

Büttner: Über unsere kundenindividuell<br />

zusammengestellte und gebrandete Online-<br />

Bibliothek. Darin finden<br />

die Mitarbeiter alle vom<br />

Unternehmen lizensierten<br />

elektronischen Inhalte<br />

aus elektronischen Zeitschriften,<br />

eBooks und<br />

Daten banken sowie relevante<br />

freie Publikationen – Open Access<br />

– aus allen Bereichen. Die Lehmanns<br />

Meta Search erschließt die Inhalte<br />

nach dem Google Suchschlitz Prinzip und<br />

zeigt die relevanten Treffen an. Der Zugang<br />

erfolgt in aller Regel im Intranet via IP-Check,<br />

sodass aufwendige IT-Abstimmungsprozesse<br />

im Hintergrund in aller Regel entfallen. Diese<br />

Lösung ist seit Beginn der Corona-Pandemie<br />

besonders gefragt, da so die Informationsversorgung<br />

an allen Orten gewährleistet und sichergestellt<br />

ist. Aus vielen Gesprächen nehmen<br />

wir mit, dass dieser Weg nicht nur aus<br />

Effizienzgründen gewählt wird, sondern auch<br />

als Ausdruck von Unternehmenskultur und<br />

Mitarbeiterorientierung gesehen wird.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Für welche Unternehmen<br />

lohnt sich die Medienbeschaffung mit<br />

Le2B?<br />

Büttner: Grundsätzlich für alle Unternehmen,<br />

die in irgendeiner Form Medien nutzen.<br />

Die Basis-Version für die <strong>Beschaffung</strong>slösung<br />

ist überdies kostenfrei und kinderleicht zu<br />

implementieren. Die Einstiegsschwelle ist<br />

niedrig. Wir setzen darauf, dass das Arbeiten<br />

mit dem System und unser persönlicher Kundenservice<br />

überzeugt, damit daraus eine<br />

langfristige und partnerschaftliche<br />

Geschäftsbeziehung entsteht. Das ist seit<br />

Jahrzehnten unser Geschäftsprinzip und wir<br />

sind stolz darauf, dass sich daraus langjährige<br />

Verbindungen zu Unternehmen aus allen<br />

Branchen und Größen entwickelt haben –<br />

vom forschungsintensiven kleinen Mittelständler<br />

bis zum DAX-Konzern.<br />

Bild: Lehmanns Media<br />

Detlef Büttner ist<br />

Geschäftsführer der<br />

Lehmanns Media GmbH.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Sie sagten einmal, die<br />

zur Verfügungstellung digitaler Medien sei<br />

„aktives Wissensmanagement“. Was meinen<br />

Sie damit?<br />

Büttner: Durch die Veränderungsprozesse in<br />

Gesellschaft und Wirtschaft sind Mitarbeiter<br />

in unseren Unternehmen immer häufiger<br />

Wissensarbeiter – auch in der Produktion.<br />

Statische Abläufe und Organisationsformen<br />

werden schrittweise durch Projektorganisation<br />

und Arbeiten in flexiblen, an der jeweiligen<br />

Situation ausgerichteten Teams abgelöst.<br />

Die Zeit, die benötigt wird, um das für<br />

Entscheidungen und Handeln benötigte<br />

Wissen zu beschaffen, ist ein wichtiger Wettbewerbsfaktor<br />

und relevant für die Mitarbeitermotivation.<br />

Die Folgen einer veralteten<br />

oder unvollständigen Wissensbasis sind<br />

höhere Kosten, Mehrarbeit, Fehlentscheidungen<br />

und auch mangelnde Motivation. Das ist<br />

inzwischen auch mit Studien belegt. Unsere<br />

Mission ist es, unsere Kunden auf diesem<br />

Weg zu begleiten und Ihnen der Partner zu<br />

sein, den es braucht, um intern verlässliches<br />

Wissen dort zu Verfügung zu stellen, wo es<br />

benötigt wird.<br />

Das Interview führte Sanja Döttling,<br />

Redakteurin <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>.<br />

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Ihr Ideengeber, Entwicklungspartner und<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10<br />

Zulieferer für magnetische Lösungen. 23


MANAGEMENT<br />

Neue staatliche Regeln veröffentlicht<br />

Arbeitsschutz gilt auch zu Hause<br />

Über das schnelle Umschalten auf Homeoffice waren zu Beginn der Pandemie<br />

alle froh. Der Arbeitsschutz stand dabei zunächst nicht im Fokus. Doch die gesetzlichen<br />

Pflichten des Arbeitgebers gelten auch für die mobile Arbeit daheim. Die<br />

Bundesregierung hat nun aktualisierte Handlungsempfehlungen herausgegeben,<br />

um Rechtssicherheit in unsicheren Zeiten zu gewährleisten.<br />

Zeit- und ortsflexibles Arbeiten – das<br />

klang in Vor-Corona-Zeiten irgendwie<br />

verheißungsvoll, nach Traumstrand<br />

mit Laptop und grenzenloser Schaffenskraft.<br />

Mittlerweile ist Ernüchterung eingetreten<br />

und das monatelange pandemiebedingte<br />

Arbeiten im Homeoffice steckt vielen wortwörtlich<br />

in den Knochen. Denn zu Hause<br />

kommt der Arbeitsschutz zu kurz: Ergonomische<br />

Sitze, ideale Beleuchtung, flimmerfreie<br />

Bildschirme im optimalen Abstand gibt es im<br />

Betrieb, aber selten im heimischen Büro.<br />

Arbeitsschutzpflichten bleiben<br />

„Der Arbeitgeber bleibt auch in Krisenzeiten<br />

für die Belange des Arbeits- und Gesundheitsschutzes<br />

in der Verantwortung“, betont<br />

Rechtsanwalt Dr. Stefan Müller aus Leipzig. „Er<br />

ist beispielsweise nach wie vor zur Durchführung<br />

einer Unterweisung nach § 12 Arbeits -<br />

schutzgesetz verpflichtet“, so der Arbeitsr -<br />

echtler. Der Arbeitgeber muss die Beschäftig -<br />

ten über alle Risiken in Kenntnis setzen , die<br />

mit der Arbeit im Homeoffice verbunden sind,<br />

und er muss sie zu den Möglichkeiten der Risikovermeidung<br />

unterweisen (siehe Kasten). In<br />

der Wahl der Kommunikationsmittel ist er dabei<br />

frei, er kann per allgemeinem Rundschreiben<br />

oder auch ganz individuell per Telefon, Video<br />

oder Chat informieren .<br />

Auch ein anderes Grundprinzip des deutschen<br />

Arbeitsschutzrechts, die Gefährdungsbeurteilung,<br />

gilt weiter, lässt sich momentan<br />

aber ebenfalls nicht so einfach umsetzen.<br />

„Wenn der Zutritt zum privaten Bereich der<br />

Beschäftigten nicht möglich ist, kann die Gefährdungsbeurteilung<br />

auch durch Befragung<br />

aus der Ferne und einen Selbstcheck des<br />

Arbeit nehmers durchgeführt werden“, sagt<br />

Jörg Feldmann von der Bundesanstalt für<br />

Arbeits schutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in<br />

Dortmund.<br />

Bereits im April 2020 veröffentlichte das Bundesministerium<br />

für Arbeit und Soziales<br />

(BMAS) eine erste Handreichung in Form des<br />

SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandards, der die<br />

17 wichtigsten Handlungsempfehlungen<br />

zum Arbeiten in der Pandemie auflistete. Seit<br />

Ende August gibt es nun ausführlichere Vorgaben<br />

in Form der neuen SARS-CoV-2-<br />

Arbeitsschutzregel. Die von den Arbeitsschutzausschüssen<br />

beim BMAS gemeinsam<br />

mit der BAuA entwickelte Regel hat zwar<br />

keinen Gesetzesrang, gehört jedoch zum<br />

unter gesetzlichen Regelwerk und konkretisiert<br />

die Anforderungen im Pandemiefall. „Erfüllt<br />

der Arbeitgeber diese Anforderungen,<br />

kann er davon ausgehen, dass er rechtssicher<br />

handelt und keine Sanktionen durch Aufsichtsbehörden<br />

fürchten muss“, beschreibt<br />

BAuA-Referent Feldmann den besonderen<br />

Charakter der Regel.<br />

Flexible Arbeitszeiten<br />

Die Arbeitszeit im Homeoffice entspricht<br />

während der Corona-Krise nicht immer den<br />

üblichen Bürozeiten, insbesondere wenn Kinder<br />

betreut und Arbeitsplätze geteilt werden<br />

müssen. „Den Mitarbeitern werden dann<br />

regelmäßig flexible Arbeitszeitmodelle<br />

ermöglicht , etwa Gleitzeitmodelle mit Kernarbeitszeiten<br />

oder Vertrauensarbeitszeit -<br />

modelle“, weiß Fachanwalt Müller. „Dabei ist<br />

aller dings auch hier der öffentlich-rechtliche<br />

Arbeitszeitschutz zu beachten: Die Vorgaben<br />

des Arbeitszeitgesetzes zu den Dokumenta -<br />

tionspflichten sowie zu den erforderlichen<br />

Pausen-, Ruhe- und Höchstarbeitszeiten gelten,<br />

und zwar jetzt erst recht.“ Der Arbeitgeber<br />

sollte darauf ausdrücklich hinweisen,<br />

muss sich im Übrigen aber mangels Kontrollmöglichkeit<br />

darauf verlassen, dass die Mitarbeiter<br />

die gesetzlichen Bestimmungen auch<br />

am heimischen Schreibtisch einhalten. Um<br />

Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz zu vermeiden,<br />

sollte der Arbeitgeber eine ständige<br />

Erreichbarkeit zu Hause weder ausdrücklich<br />

verlangen noch stillschweigend erwarten.<br />

Exkurs: Arbeitszeitaufzeichnung<br />

Im vergangenen Jahr hat der Europäische<br />

Gerichts hofs (EuGH) ein Machtwort zu den<br />

Aufzeichnungspflichten gesprochen und gefordert,<br />

dass die tägliche Arbeitszeit eines<br />

jeden Beschäftigten mittels eines Systems<br />

erfasst werden müsse. Nach wie vor ist unter<br />

Juristen umstritten, wie mit diesem Urteil umzugehen<br />

ist. „Überwiegend geht man davon<br />

aus, dass auch weiterhin ‚nur‘ eine allgemeine<br />

Pflicht zur Aufzeichnung der über acht Stunden<br />

hinausgehenden werktäglichen Arbeitszeit<br />

sowie der Sonn- und Feiertagsarbeit besteht“,<br />

erläutert Dr. Müller den <strong>aktuell</strong>en Stand.<br />

Diese Beschränkung auf Überstunden gelte<br />

aber nur bis zu einer Anpassung des Arbeits -<br />

zeitgesetzes an die europäischen Vorgaben.<br />

SARS-CoV-2-Arbeitsschutz -<br />

regel des BMAS<br />

Auszug<br />

... Punkt 4.2.4 (2)<br />

Auch für Arbeiten im Homeoffice gelten das<br />

Arbeitsschutzgesetz und das Arbeitszeitgesetz.<br />

Regelungen zu Arbeitszeiten und Erreichbarkeit<br />

sollen getroffen werden. Beschäftigte sind<br />

im Hinblick auf einzuhaltende Arbeitszeiten,<br />

Arbeitspausen, darüber notwendige Dokumentation,<br />

die ergonomische Arbeitsplatz -<br />

gestaltung und die Nutzung der Arbeitsmittel,<br />

zum Beispiel korrekte Bildschirmposition,<br />

möglichst separate Tastatur und Maus,<br />

richtige und wechselnde Sitzhaltung und<br />

Bewegung spausen zu unterweisen.<br />

24 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


Arbeitsunfall = Problemfall<br />

Schwierig wird es, wenn im Homeoffice etwas<br />

passiert. Denn ein Arbeitsunfall liegt nur<br />

dann vor, wenn das schädigende Ereignis in<br />

einem inneren Zusammenhang mit der zu<br />

verrichtenden Arbeitsleistung laut Arbeitsvertrag<br />

steht. Im Homeoffice liegen der betriebliche<br />

und der private Gefahrenbereich<br />

eng beieinander oder gehen ineinander über.<br />

Somit kann es zu kurios anmutenden Abgrenzungen<br />

kommen. Der Arbeitgeber eilt<br />

vom Schreibtisch zur Haustür und stürzt:<br />

Arbeits unfall, wenn er ein Paket mit Akten<br />

aus seinem Betrieb entgegennehmen wollte.<br />

Kein Arbeitsunfall, wenn er ein Paket mit<br />

einem Modellbauset – seinem Hobby – entgegennehmen<br />

wollte, da der innere Zusammenhang<br />

zu seinem Job fehlt. Ein Wegeunfall<br />

kann innerhalb von Privaträumen jedenfalls<br />

nicht vorkommen, denn der Dienstweg endet<br />

an der Haustür, selbst wenn sich dahinter der<br />

<strong>aktuell</strong>e Arbeitsplatz befindet.<br />

Rückkehr in den Betrieb<br />

Nach der Sommerpause stellen sich Arbeitgeber<br />

zunehmend darauf ein, die Mitarbeiter<br />

wieder ins Unternehmen zu holen und so zu<br />

einer gewissen Normalität in der anhaltenden<br />

Ausnahmesituation zu gelangen. Zu diesem<br />

Schritt ist der Arbeitgeber aufgrund seines<br />

Weisungsrechts befugt. Nur ausnahmsweise<br />

wird einem Arbeitnehmer ein Anspruch<br />

auf Beibehaltung des Homeoffice zustehen,<br />

etwa im Zusammenhang mit betreuungs -<br />

bedürftigen Kindern oder bei besonderer Gefährdungslage<br />

durch Vorerkrankungen.<br />

Rechtsanwalt Müller weist darauf hin, dass in<br />

Unternehmen mit Betriebsrat dieser der Rückholung<br />

zustimmen muss, denn „die Beendigung<br />

der Homeoffice-Tätigkeit ist im Regelfall<br />

Bild: BAuA<br />

Bild: privat<br />

Jörg Feldmann von der Bundesanstalt<br />

für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin<br />

(BAuA) in Dortmund.<br />

Rechtsanwalt Dr. Stefan Müller,<br />

Leipzig<br />

als mitbestimmungspflichtige Versetzung<br />

einzustufen“. Dies gilt auch in der pandemiebedingten<br />

Krisenzeit, für die der mitdenkende<br />

Gesetzgeber flugs Betriebsratsbeschlüsse via<br />

Video- oder Telefonkonferenz zugelassen hat,<br />

zeitlich begrenzt bis zum Jahres ende.<br />

Das Hygienekonzept im Betrieb sollte sich<br />

dann an der neuen Arbeitsschutzregel des<br />

BMAS ausrichten, das sich auf 25 Seiten unter<br />

anderem mit der Arbeitsplatzgestaltung, mit<br />

Sanitär- und Pausenräumen, Lüftungsanlagen,<br />

Besprechungen und Dienstreisen beschäftigt.<br />

Auch während der Pandemie gilt<br />

das sogenannte TOP-Prinzip des Arbeitsschutzes<br />

weiter: Danach haben technische<br />

„Erfüllt der Arbeitgeber diese Anforderungen,<br />

kann er davon ausgehen, dass er rechts -<br />

sicher handelt und keine Sanktionen durch<br />

Aufsichtsbehörden fürchten muss.“<br />

Jörg Feldmann<br />

„Überwiegend geht man davon aus,<br />

dass auch weiterhin ‚nur‘ eine allgemeine<br />

Pflicht zur Aufzeichnung der über acht<br />

Stunden hinausgehenden werktäglichen<br />

Arbeitszeit sowie der Sonn- und Feiertags -<br />

arbeit besteht.“<br />

Stefan Müller<br />

Schutzmaßnahmen Vorrang vor organisatorischen<br />

und diese wiederum Vorrang vor personenbezogenen<br />

Maßnahmen. Angesichts der<br />

Gefährlichkeit des Coronavirus sollten jedoch<br />

Maßnahmen auf allen drei Ebenen getroffen<br />

werden – für einen TOP-Schutz.<br />

Die Autorin<br />

Anja Falkenstein, Rechtsanwältin,<br />

Karlsruhe<br />

mit Advanced Capillarity Technology<br />

Die saugstarken<br />

Bindemittel von DENIOS<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 25


MANAGEMENT<br />

Rechtsprechung für die <strong>Beschaffung</strong>: Vertragsstrafen<br />

Wer nicht liefern kann, muss zahlen<br />

Nicht nur zu Corona-Zeiten bleibt manche Lieferung auf der Strecke. Die Folgen reichen von nervig bis existenzbedrohend.<br />

Wer als Beschaffer vorbeugt, kann zumindest die finanziellen Konsequenzen abfedern.<br />

Zuerst Druckmittel, dann Schadensersatz: Vertragsstrafen helfen dem Beschaffer.<br />

Bild: amazing studio/stock.adobe.com<br />

nur den Lieferverzug betreffen, sondern auch<br />

weitere für den Kunden wichtige Details<br />

regeln. Zum Beispiel die Verschwiegenheit<br />

über den Vertrag selbst sowie die Geheimhaltung<br />

aller damit verbundenen Informationen<br />

und Daten. Zwar wird eine Pflichtverletzung<br />

innerhalb eines Schuldverhältnisses schon<br />

vom Gesetzgeber im § 280 Abs. 1 BGB geregelt:<br />

„Verletzt der Schuldner eine Pflicht aus<br />

dem Schuldverhältnis, so kann der Gläubiger<br />

Ersatz des hierdurch entstehenden Schadens<br />

verlangen.“<br />

Oft kann oder will man den Schaden aber gar<br />

nicht genau beziffern, zum Beispiel weil Unterlagen<br />

fehlen oder weil das Unternehmen<br />

seine Kalkulationsunterlagen oder auch den<br />

Kundenstamm nicht offenlegen will. Die<br />

genaue Schadenssumme ist für ein erfolgreiches<br />

Gerichtsverfahren aber unbedingt<br />

erforderlich. Gelingt eine beweisbare, transparente<br />

Kostenaufstellung nicht, geht der<br />

Auftraggeber leer aus. Das wissen Lieferanten<br />

und nehmen ohne Pönale ihre Pflichten<br />

oft nicht so ernst wie bei einer drohenden<br />

Konventionalstrafe.<br />

Bevor gesetzliche Regeln in puncto<br />

Schadensersatz greifen, müssen<br />

gewerbliche Kunden eine berechtigte<br />

Mängelrüge ausgesprochen und alle entsprechenden<br />

Fristen eingehalten beziehungsweise<br />

abgewartet haben. Die genauen Regularien<br />

haben wir in den vorangegangenen<br />

Teilen unserer Serie „Rechtsprechung für die<br />

<strong>Beschaffung</strong>“ betrachtet.<br />

Nach einer erfolgreichen Mängelrüge hat der<br />

Käufer besondere Rechte: So kann er vom<br />

Kaufvertrag zurücktreten, auf Schadensersatz<br />

wegen Nichterfüllung klagen sowie<br />

den Verzögerungsschaden einfordern. Schon<br />

diese kurze Auflistung zeigt, wie komplex die<br />

Abwicklung eines Lieferausfalles werden<br />

kann. Wesentlich einfacher gestaltet sich dieser<br />

Vorgang, wenn der Einkäufer mit seinem<br />

Lieferanten für den Fall des Notfalles vorab<br />

eine Vertragsstrafe vereinbart. Diese Klauseln<br />

werden auch Konventionalstrafe oder im<br />

Juristendeutsch Pönale genannt. Eine solche<br />

Abmachung ist für den Beschaffer doppelt<br />

vorteilhaft: Sie motiviert den Lieferanten,<br />

seinen Vertrag ordnungsgemäß, pünktlich<br />

und in vereinbarter Qualität zu erfüllen. Und<br />

sie erspart den Nachweis der genauen<br />

Schadenssumme – zumindest solange dieser<br />

Schaden nicht höher ist als die vereinbarte<br />

Ausgleichs summe. Wenn die Lieferung von<br />

besonderer Bedeutung für das Unternehmen<br />

ist, sollte eine Konventionalstrafe zwingend<br />

vereinbart werden – zum Beispiel bei einer<br />

Just-in-time-Produktionslinie oder bei der<br />

Marktein führung einer Innovation.<br />

Ohne Schuld keine Strafe<br />

Voraussetzung für den Vollzug einer Vertragsstrafe<br />

ist in jedem Fall ein schuldhaftes<br />

Verhalten des Auftragnehmers. Diese Voraussetzung<br />

muss in der Vertragsformulierung<br />

stehen. Eine Vertragsstrafe kann aber nicht<br />

Die Fünfprozenthürde<br />

Ansonsten kann die Vertragsstrafe frei verhandelt<br />

werden – Grenzen ziehen nur die<br />

jeweiligen AGB der Vertragspartner sowie der<br />

§ 307 BGB, welcher eine unangemessene Benachteiligung<br />

des Vertragspartners verbietet.<br />

Deshalb sollte beispielsweise eine Vertragsstrafe<br />

nicht pro Kalender- sondern besser pro<br />

Das Recht in der <strong>Beschaffung</strong><br />

Serie<br />

Unsere Serie beantwortet juristische Fragen<br />

rund um den Einkauf. Sie schafft ein generelles<br />

Verständnis für den <strong>aktuell</strong>en Stand der Rechtsprechung,<br />

kann und soll aber nicht die<br />

anwaltliche Beratung im Einzelfall ersetzen.<br />

26 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


Bei der Annahme einer fehlerhaften Lieferung<br />

muss explizit der Vorbehalt erklärt werden.<br />

Bild: terovesalainen/stock.adobe.com<br />

Eine Obergrenze von fünf Prozent limitiert<br />

Vertragsstrafen.<br />

Bild: blende11.photo/stock.adobe.com<br />

EINE MESSE.<br />

EIN ZIEL.<br />

IHR ERFOLG.<br />

Arbeitstag fällig werden, oder pro vollendeter<br />

und nicht etwa pro begonnener Woche. Sonst<br />

besteht die Gefahr, dass die Klausel vor Gericht<br />

keinen Bestand hat und zwangsweise<br />

neu definiert werden muss. Der Bundesgerichtshof<br />

hat entschieden, dass Vertragsstrafen<br />

nach § 307 Abs. 1 BGB unwirksam<br />

werden, wenn sie auf den ersten Blick nicht<br />

im Verhältnis zu dem sanktionierten Verstoß<br />

stehen. Sie darf aber abschreckend sein.<br />

Gerichte haben Vertragsstrafen in Höhe von<br />

0,2 Prozent der Auftragssumme pro Arbeitstag<br />

des Verzugs und fünf Prozent der Auftragssumme<br />

für wirksam erklärt. Bei einer<br />

Pauschalsumme ist zu berücksichtigen, dass<br />

sie noch für den typischerweise geringsten<br />

Vertragsverstoß angemessen sein muss. Der<br />

BGH winkte beispielsweise eine Vertragsstrafe<br />

in Höhe von 25.000 Euro zur Durchsetzung<br />

einer wettbewerbsrechtlichen<br />

Unterlassungserklärung durch. Bei einem<br />

Verstoß gegen das Veröffentlichungsverbot<br />

kommt im Regelfall ein Betrag zwischen<br />

40.000 und 100.000 Euro in Betracht. Bei<br />

Technologie-Verrat oder Patentverstößen<br />

können die erlaubten Vertragsstrafen dagegen<br />

in die Millionen gehen.<br />

Der Nachteil vom Vorbehalt<br />

Eine Vertragsstrafe enthebt den Lieferanten<br />

nicht von gesetzlich definierten Ansprüchen,<br />

muss aber darauf angerechnet werden.<br />

Entsteht beispielsweise durch einen<br />

geplatzten Liefertermin ein Schaden von<br />

10.000 Euro, bei einer vereinbarten Pönale<br />

von 8000 Euro, so wird diese sofort fällig.<br />

Über den Rest müssen sich die Vertragspartner<br />

gütlich oder vor Gericht einigen. Eine<br />

Ausnahme von dieser Regel: falls die Vertragsstrafe<br />

explizit weitere Schadensersatzansprüche<br />

ausschließt. Wichtig ist, bei Vertragsabschluss<br />

das Kind auch beim Namen<br />

zu nennen: „Konventionalstrafe“ beziehungsweise<br />

„Vertragsstrafe“. Alternative<br />

Bezeichnungen wie „Verzugsaufwand“ klingen<br />

vor Gericht nicht eindeutig und geben<br />

wortwörtlich wiederum Anlass zur Klage.<br />

Unter Umständen kann der Einkäufer seinen<br />

Anspruch auf Schadensersatz verlieren. § 341<br />

BGB ist eindeutig: „Nimmt der Gläubiger die<br />

Erfüllung an, so kann er die Strafe nur verlangen,<br />

wenn er sich das Recht dazu bei der<br />

Annahme vorbehält.“ Wird die Lieferung also<br />

ohne Vorbehalt akzeptiert und später reduziert<br />

bezahlt, kann der Lieferant erfolgreich<br />

dagegen vorgehen. Deshalb sollte in den AGB<br />

sinngemäß stehen: „Die Verzugsstrafe wird<br />

fällig, ohne dass es eines Vorbehalts bei der<br />

Annahme der Vertragsleistung bedarf“.<br />

Wenn Strafe zur Pflicht wird<br />

Bei der <strong>Beschaffung</strong> von Investitions- und<br />

Anlagegütern kommen regelmäßig Vertragsstrafen<br />

zum Einsatz. Sie sind aber auch für<br />

C-Teile sinnvoll: Steht die Produktion wegen<br />

einer fehlenden Schraube still, kann der Schaden<br />

über den Vergleichswert einer Anlage<br />

hinausgehen. Der Einkäufer kann die Vertragsstrafe<br />

aber auch strategisch einsetzen –<br />

als Druckmittel und „Erziehungsinstrument“<br />

bei unpünktlichen oder fehleraffinen Lieferanten.<br />

Schon ein Gesprächstermin über eine<br />

zukünftige Vertragsstrafe signalisiert dem<br />

Lieferanten, dass Geduld und Toleranz jetzt<br />

ein Ende haben. Aber auch ohne Drohkulisse<br />

gibt es weitere Argumente für die Einsetzung<br />

von Konventionalstrafen: Jeder Einkäufer ist<br />

seinem Unternehmen gegenüber verpflichtet,<br />

für zuverlässige und einwandfreie Lieferungen<br />

zu sorgen. § 347 Handelsgesetzbuch<br />

verlangt von ihm darüber hinaus kaufmännisch<br />

sorgfältiges Arbeiten. Dazu gehören<br />

auch Sanktionsmöglichkeiten – schließlich<br />

hat ein pünktlicher Lieferant nichts zu fürchten.<br />

Und nicht zuletzt: Ein Lieferant, der sich<br />

grundsätzlich gegen eine Vertragsstrafe<br />

wehrt, hat offensichtlich Zweifel an seiner<br />

eigenen Leistungsfähigkeit. Und die sollte<br />

dann auch der Einkäufer haben.<br />

Der Autor<br />

Michael Grupp, freier Journalist in Stuttgart<br />

4.– 6. NOVEMBER 2020<br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 27


Praxis Lieferantenmanagement<br />

Nachhaltige Lieferantenbeziehungen als<br />

Erfolgsfaktor in Zeiten des Umbruchs<br />

Handelskonflikte, Pandemien und Rezessionen sowie Kostendruck, Digitalisierung und Fachkräftemangel – viele interne<br />

und externe Faktoren führen zu großer Unsicherheit im Einkauf, die sich nur mit zuverlässigen und nachhaltigen<br />

Lieferanten beziehungen ausgleichen lässt. Lesen Sie, wie es gelingt, eine erfolgreiche und nachhaltige Partnerschaft mit<br />

einem Lieferanten aufzubauen.<br />

Lieferanten im Preis drücken, sie Jahr für Jahr ausquetschen, war<br />

die Maxime des Einkaufs der alten Schule. Heute erkennen mehr<br />

und mehr Unternehmen, dass sie Lieferanten nicht dauerhaft<br />

ausbeuten können.<br />

Hierfür braucht es eine Veränderung der eigenen Kultur und Wertvorstellungen<br />

im Einkauf. Wichtig ist, dass die eigene Unternehmenskultur<br />

eine partnerschaftliche Zusammenarbeit in wirtschaftlich guten<br />

und schlechten Zeiten ermöglicht. Dies bedeutet Vertrauen, Offenheit,<br />

Kommunikation, partnerschaftliches Denken und das Interesse<br />

daran, gemeinsam mit dem Lieferanten zu wachsen.<br />

Um langfristig und damit nachhaltig zuverlässige Beziehungen zu<br />

den Lieferanten aufbauen zu können, ist es allerdings zunächst entscheidend,<br />

die richtigen strategischen Lieferanten zu identifizieren.<br />

Bei der Auswahl muss hinterfragt werden, welche Lieferanten nicht<br />

nur die besten technischen Lösungen oder kostengünstigsten Produkte<br />

bieten, sondern auch, welche Lieferanten dabei behilflich sein können,<br />

die eigene Organisation dauerhaft weiterzuentwickeln.<br />

Strukturierte Lieferantenbasis schaffen<br />

Das Ergebnis einer solchen Lieferantenanalyse ist eine strukturierte<br />

Lieferantenbasis. Diese erlaubt einerseits einen guten Überblick über<br />

das Lieferantenportfolio, zum anderen Transparenz in Hinblick auf<br />

Kosten und drittens die Möglichkeit vergleichender Lieferantenbewertungen.<br />

Eine enge Zusammenarbeit mit den Lieferanten ist überhaupt<br />

nur mit einer strukturierten Lieferantenbasis möglich, da ansonsten<br />

die Anzahl der Lieferantenbeziehungen zu groß wird, und<br />

eine zielgerichtete Beziehungspflege nicht mehr möglich ist.<br />

Anhand des folgenden Beispiels aus der Gesundheitsbranche wird<br />

eine partnerschaftliche Lieferantenbeziehung beschrieben:<br />

Das Unternehmen A hatte diverse IT-Geräte im Umlauf, sodass letztlich<br />

15 verschiedene Varianten unterschiedlicher Hersteller und Konfigurationen<br />

nebeneinander existierten. Dieses Problem wurde gemeinsam<br />

mit einem langfristigen Lieferanten angegangen: Eine Ana-<br />

Der Autor<br />

Lukas M. Neunteufel-Steyer<br />

... arbeitet seit mehr als zehn Jahren im<br />

strategischen Einkauf und ist Mitglied des<br />

Culture BEYOND ThinkTanks mit Fokus auf die<br />

Entwicklung einer globalen und nachhaltigen<br />

Managementkultur.<br />

28 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


MANAGEMENT<br />

Bild: Love the wind/stock.adobe.com<br />

Sich auf seine<br />

Partner verlassen<br />

können hilft dabei,<br />

auch schwierige<br />

Situationen zu<br />

bewältigen.<br />

• Werte: Idealerweise passen auch die Unternehmenskulturen zusammen.<br />

Gute und nachhaltige Beziehungen zu Lieferanten werden aufgrund<br />

der steigenden wirtschaftlichen Unsicherheit in der Zukunft noch entscheidender<br />

sein als bisher. Um solche Beziehungen aufzubauen,<br />

benötigt man den Willen und die passenden Persönlichkeiten im Einkaufsteam,<br />

die interessiert daran sind, solide Partnerschaften mit<br />

Lieferanten auf- und auszubauen. Die Basis für erfolgreiche Lieferantenbeziehungen<br />

sind gegenseitige Wertschätzung und Respekt. Dies<br />

bedeutet ein kulturelles Umdenken im Einkauf.<br />

Im Idealfall entsteht aus so einer Zusammenarbeit neues gemeinsames<br />

Wissen, das für beide Seiten nützlich ist. Lieferanten sollten frühzeitig<br />

in strategische Projekte eingebunden werden, um die Herausforderungen<br />

in der Zukunft zu meistern.<br />

Kurzum: Es ist entscheidend, den Lieferanten als Partner anzusehen.<br />

Der Autor<br />

lyse der realen Anforderungen und ein Abgleich mit den Eigenschaften<br />

der Geräte zeigte, dass es möglich ist, die Anzahl der auswählbaren<br />

Geräte auf einen Hersteller zu reduzieren. Das Ergebnis war eine<br />

erhöhte Transparenz in dieser Warengruppe und zusätzlich noch erhebliche<br />

Kosteneinsparungen. Der Lieferant konnte sich im Gegenzug<br />

als Partner beweisen und wird auch zukünftig bevorzugt von diesem<br />

Kunden beauftragt werden. Insofern eine Win-Win Situation für beide<br />

Seiten.<br />

Wie es nicht laufen sollte, illustriert das folgende Beispiel aus der<br />

Auto mobilbranche: Die Preise für eine bestimmte Dienstleistung<br />

waren bereits verhandelt, das Unternehmen B bestellte wie besprochen.<br />

Bei Rechnungseingang versuchte das Unternehmen B, dann<br />

nochmals den Preis nach unten zu verhandeln, obwohl keine Mängel<br />

nachzuweisen waren. Dieses Verhalten ist besonders für kleinere Lieferanten<br />

sehr unangenehm, da sie wenig Macht haben, um sie gegen<br />

große Kunden zur Wehr zu setzen – zumal sie oft abhängig von diesen<br />

sind. Gleichzeitig hat dieses Verhalten auch für das Unternehmen B<br />

Nachteile, da ein solcher Lieferant zukünftig sicher keine proaktiven<br />

Vorschläge zur Verbesserung des Angebotes machen wird. Dieser Lieferant<br />

wird, wenn es ihm möglich ist, lieber mit anderen Kunden<br />

zusammenarbeiten . Eine partnerschaftliche, vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

ist hier nicht vorstellbar.<br />

Lukas Matthias Neunteufel-Steyer, Strategischer Einkäufer<br />

WENIGER KLEIDUNG KAUFEN.<br />

GUT FÜR UNSEREN PLANETEN,<br />

GUT FÜR IHR BUDGET.<br />

Was macht also eine gute und nachhaltige Lieferantenbeziehung aus?<br />

• Vertrauen: Beide Seiten müssen sich darauf verlassen können, dass<br />

die verhandelten Bedingungen eingehalten werden.<br />

• Anforderungen: Klare Kommunikation und Formulierung der<br />

Anforderungen an den Lieferanten.<br />

• Transparenz: Transparente Preisgestaltung des Lieferanten .<br />

• Reaktion : Kurze Reaktionszeiten auf beiden Seiten bei<br />

Unklarheiten oder Veränderungen .<br />

• Faktor Mensch: Die zwischenmenschliche Ebene: Kommunikation<br />

zwischen dem Ansprechpartner des Lieferanten und dem<br />

zuständigen Einkäufer auf Augenhöhe, regelmäßiger Austausch,<br />

Wertschätzung.<br />

• Austausch: Regelmäßige Treffen mit dem Lieferanten, auch<br />

Veranstaltungen für Lieferanten, wie z. B. Lieferantentage oder<br />

Preis für Lieferanten.<br />

Wir sind dabei!<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 29


MANAGEMENT<br />

Bild: everettovrk/stock.adobe.com<br />

30 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


MANAGEMENT<br />

Der Projekteinkauf unter der Lupe, Teil II<br />

One-night-stands: Beziehungen ohne Bindung<br />

In diesem zweiten Teil unserer Serie zum Projekteinkauf widmen sich die Autoren Prof. Roman Bartnik und Dr. Uwe<br />

Holtschneider verschiedenen kurzfristigen Geschäftstypen, nämlich dem Produkt- und Projektgeschäft. Hier tun sich<br />

vielfältige Koordinations- und Anreizprobleme auf, die mit einer richtigen, angepassten Strategie gemindert werden<br />

können.<br />

Haie, Flundern und Sardinen: <strong>Beschaffung</strong>sprojekte<br />

sind so vielfältig wie<br />

die Fische im Aquazoo – entsprechend<br />

müssen sich auch Projekteinkäufer auf<br />

verschiedene Herausforderungen einstellen.<br />

Wie bei Fischen, helfen auch bei <strong>Beschaffung</strong>sprojekten<br />

Kategorisierungen: Welche<br />

Gegebenheiten machen einen Unterschied<br />

für die Lösung von Koordinations- und Anreizproblemen<br />

(siehe erster Teil der Serie in der<br />

letzten Ausgabe).<br />

Wir nutzen hierfür ein bewährtes Schema<br />

aus dem Industriegüter-Marketing (Backhaus<br />

und Voeth 2014). Erstens fragen wir, ob wir<br />

eine angepasste Leistung oder ein Massenprodukt<br />

kaufen. Zweitens fragen wir, ob wir<br />

uns durch den Kauf an den Lieferanten binden<br />

(siehe Abbildung nächste Doppelseite).<br />

Die Antworten auf beide Fragen bestimmen<br />

die strategische Ausrichtung der Beziehung<br />

zu Lieferanten und Kunden, unsere Wechselmöglichkeiten,<br />

Verhandlungsmacht, Fallen<br />

und Entwicklungsmöglichkeiten. Wir wollen<br />

dies an einigen Beispielen verdeutlichen.<br />

Im ersten Geschäftstyp, dem Produktgeschäft<br />

(unspezifisch, keine Bindung), kaufen<br />

wir ein Leistungsbündel, das nicht an uns an-<br />

Koordinations- und Anreizprobleme im Projekteinkauf, kurzfristige Geschäftstypen<br />

Geschäftstyp<br />

Problemfeld<br />

Zentrale Probleme<br />

Lösungsansatz<br />

Produktgeschäft<br />

Koordination<br />

Komplexe Komponentenstruktur<br />

erschwert Übersicht und Positionierung.<br />

Product Data Management Tools zur Reduktion der<br />

Komplexität.<br />

Komplexe Wechselwirkungen der Kosteneffekte<br />

von Entscheidungen sind kaum zu<br />

überschauen.<br />

Stabstelle zur Professionalisierung der Analysen<br />

& Kostenszenarien .<br />

Anreizsetzung<br />

Fokus der <strong>Beschaffung</strong> traditionell auf<br />

Standardisierung und Bündelung; technische<br />

Innovationen drohen vernachlässigt<br />

zu werden.<br />

Explizite Aufsetzung und Kommunikation von<br />

Standardisierungsprojekten: In welchen Materialbereichen<br />

sollen bis wann welche Standards erreicht<br />

werden?<br />

Roadmaps mit strategischen Partnern.<br />

Anreizsetzung zu strategischen Partnern durch Zielvorhaben:<br />

Lieferantenleistung und Auftragsanteile. Partnerschaften<br />

ohne Business-Effekt bleiben wirkungslos!<br />

Projektgeschäft<br />

Koordination<br />

Fehler und Erfahrungswerte werden nicht<br />

systematisch gesammelt und genutzt.<br />

Stabsstellen unterstützen, Fokus auf Nutzbarkeit<br />

durch verpflichtendes Feedback zu den Tools.<br />

Anreizsetzung<br />

Systematische Fehlersammlung soll<br />

„nebenbei“ erledigt werden; Erfolg wird in<br />

KPIs nicht berücksichtigt. Dadurch geringeres<br />

Interesse, Tools weiterzuentwickeln.<br />

Fehlersammlung mit Aktionen verbindlich vorgeschrieben,<br />

Stabsstelle überwacht, Top-Management<br />

prüft Einhaltung und honoriert gute Ergebnisse.<br />

Durchsicht der „Lessons Learned“ aus Vorprojekten, bei<br />

Neuprojekten vorschreiben.<br />

Da Beteiligte selbst Probleme erheben<br />

sollen, wenig Interesse an „Nestbeschmutzung“.<br />

Probleme werden nicht benannt.<br />

Externe, unabhängige Evaluation im und nach dem<br />

Projekt.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 31


MANAGEMENT<br />

gepasst wurde – denken wir an Druckpapier<br />

oder Standard-Software. Für Nachkäufe sind<br />

wir nicht an den Lieferanten gebunden.<br />

Im Projektgeschäft (spezifisch, keine Bindung),<br />

ist das Leistungsbündel an unsere Bedürfnisse<br />

angepasst, aber der Einzelkauf bindet<br />

uns nicht für zukünftige Transaktionen.<br />

Denken wir an den Bau einer neuen Niederlassung,<br />

an ein Beratungsprojekt oder an die<br />

externe Anmietung für eine Betriebsfeier.<br />

Im Systemgeschäft (unspezifisch, gebunden)<br />

kaufen wir ein Produkt „von der Stange“, in<br />

Wissenschaftliche Serie:<br />

„Der Projekteinkauf unter der<br />

Lupe“<br />

Die Serie setzt sich aus folgenden Teilen<br />

zusammen:<br />

• Teil 1: Der Projekteinkauf als Schnittstelle –<br />

09/2020<br />

• Teil 2: One-night-stands: Beziehungen ohne<br />

Bindung – 10/2020<br />

• Teil 3: Drum prüfe, wer sich bindet...: Beziehungen<br />

mit Langzeitbindung – 11/2020<br />

diesem Fall binden wir uns aber durch den<br />

Kauf für die Zukunft: Beispiele sind die Entscheidung<br />

für ein Automatisierungssystem<br />

oder der Erwerb von ERP-Lizenzen (da spätere<br />

Erweiterungen kompatibel sein müssen).<br />

Im Integrationsgeschäft (spezifisch, gebunden)<br />

kaufen wir eine angepasste Leistung<br />

und binden uns für die Zukunft an den Lieferanten.<br />

Dieser Geschäftstyp ist typisch für <strong>Beschaffung</strong><br />

in der Automobilindustrie: Für VW<br />

validierte Spezialstecker oder Aluminium-<br />

Gehäuse für Energieverteiler können im<br />

Nachgang durch die enge Integration nicht<br />

ausgetauscht werden. Auch sind die Erstinvestitionen<br />

für Validierung und Werkzeuge<br />

hier oft sehr hoch.<br />

Strategieempfehlungen nach Typen<br />

Welche Empfehlungen können wir nun aus<br />

diesen Unterscheidungen für Strategien im<br />

Projekteinkauf ableiten? Spezifität und Bindung<br />

verändern die interne wie externe Verhandlungsposition<br />

für Koordination und Anreizsetzung:<br />

Allgemein führt höhere Spezifität<br />

der Leistung zu höheren Erträgen, erschwert<br />

aber Benchmarking und Lieferantenwechsel.<br />

Das Risiko steigt. Höhere Bindung<br />

steigert ebenso das Risiko der Entscheidung,<br />

Fokus auf Bindung & Spezifität – vier Geschäftstypen<br />

(angepasst für den <strong>Beschaffung</strong>sbereich,<br />

basierend auf Backhaus & Voeth 2014).<br />

da schwer überschaubare Folgeinvestitionen<br />

einkalkuliert werden müssen. Für eine seriöse<br />

Abschätzung muss der Projekteinkauf vielfältige<br />

Inputs aus den Abteilungen strukturiert<br />

einholen und analysieren.<br />

Da beide Aspekte zusammenhängen, resultieren<br />

aus den vier Typen unterschiedliche<br />

Empfehlungen für Koordination wie Anreizsetzung<br />

im Projekteinkauf. In diesem Teil<br />

schauen wir uns die Typen des Produkt- und<br />

Projektgeschäfts genauer an, das Integrations-<br />

und Systemgeschäft folgt in der nächsten<br />

Ausgabe.<br />

Das Projektgeschäft<br />

Im Projektgeschäft (spezifisch, keine Bindung) ist die<br />

Koordination von Lessons Learned, also Erfahrungswerten<br />

aus Vorprojekten, zentral. Da <strong>Beschaffung</strong>sobjekte im<br />

Projektgeschäft naturgemäß einmalig und speziell sind,<br />

droht der Organisation sonst, dieselben Fehler immer<br />

wieder zu begehen. Tools, die hier wichtig sind, umfassen<br />

erstens die zentrale Sammlung von Lessons Learned: Was<br />

für Risiken im <strong>Beschaffung</strong>sprojekt wurden bei ähnlichen<br />

Projekten in der Vergangenheit übersehen? Welche Absicherungsmöglichkeiten<br />

gibt es, und wie haben sie sich<br />

bewährt? Oft scheitert dies an zwei einfachen organisatorischen<br />

Fehlern.<br />

Erstens wird keine Verantwortlichkeit seriös zugeordnet.<br />

Mit seriös meinen wir hierbei: mit ausreichendem Zeitbudget.<br />

Wenn komplexe Auswertungen von Lessons<br />

Learned als „on-top“-Aufgabe beschäftigten Leistungsträgern<br />

zugeordnet werden, ist das nicht seriös.<br />

Zweitens muss die Pflege und Nutzung von Lessons<br />

Learned Chefsache sein. Zu einer so wichtigen Tätigkeit<br />

gehören auch Ressourcen (Zeit, Standards, messbare Umsetzungsziele...).<br />

Es ist naiv, so zu planen, als ob komplexe<br />

Zusatzaufgaben und Selbstkritik ohne Struktur und Druck<br />

umsetzbar sind. Lessons Learned zu sammeln, ist aufwendig,<br />

sie umzusetzen braucht klare Verantwortlichkeiten,<br />

externe Kontrolle und KPIs auf VP-Ebene. Fehler haben<br />

schließlich in der Regel gute Gründe:<br />

• Die FMEA wurde nicht durchgeführt, weil dafür <strong>aktuell</strong><br />

drei Manntage erforderlich sind, und dafür kein Personal<br />

zur Verfügung stand.<br />

• Die technischen Anforderungen wurden übersehen,<br />

weil die 200-seitige Spezifikation als PDF verteilt und<br />

von 15 Mann ausgewertet werden musste.<br />

• Die BOM hatte Fehler, weil die Excel-Datei mit der dritten<br />

Änderungsschleife nicht per E-mail weitergeleitet<br />

wurde, da der Mitarbeiter im Urlaub war.<br />

In all diesen Beispielen müssen Prozesse grundlegend<br />

und mit Anfangsinvestitionen geändert werden, bevor<br />

sich etwas verbessern wird. Ohne Priorisierung, Nachverfolgung<br />

und Budget sind Lessons-Learned-Initiativen reine<br />

Augenwischerei. Wenn man es Sachbearbeitern überlässt,<br />

das Verhalten von Abteilungsleitern zu ändern,<br />

plant man naiv.<br />

32 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


MANAGEMENT<br />

Das Produktgeschäft<br />

Für <strong>Beschaffung</strong>sobjekte im Produktgeschäft denken Einkäufer<br />

traditionell vor allem an kommerzielle Bündelung.<br />

Gerade in der Frühphase besteht aber auch die Möglichkeit,<br />

durch Technologiesprünge die Kosten radikal zu senken.<br />

Das ist für die <strong>Beschaffung</strong> oft kontraintuitiv, da starke<br />

Anreize bestehen, Standardprodukte zu nutzen: Bündelung<br />

hilft, Einkaufsziele zu erfüllen.<br />

Für Projekteinkäufer ist dies ein Balanceakt: Einerseits<br />

müssen sie die Fahne der Vereinfachung hochhalten, um<br />

Anspruchsinflation und Goldplating zu verhindern. Oft<br />

reicht ein Standardprodukt vollkommen aus. Andererseits<br />

hat die <strong>Beschaffung</strong> durch Kontakt mit den Lieferanten<br />

die Möglichkeit, technische Innovationen frühzeitig zu erkennen<br />

und in die Organisation zu tragen. Gerade im Produktgeschäft<br />

mit seinen standardisierten Komponenten<br />

können Weiterentwicklungen einen großen Hebel darstellen:<br />

sowohl für Sprünge in den Gesamtkosten als<br />

auch im Kundennutzen. Vor diesem Hintergrund muss<br />

der Projekteinkauf für <strong>Beschaffung</strong>sobjekte im Produktgeschäft<br />

zwei widersprüchliche Ziele verfolgen: Einerseits<br />

die Standardisierung der <strong>Beschaffung</strong>sobjekte. Gerade in<br />

der Frühphase wird sonst schnell allein technisch argumentiert<br />

und Standardisierungspotenzial verschenkt.<br />

Andererseits müssen auch aus der <strong>Beschaffung</strong>sfunktion<br />

heraus eine Reihe expliziter Innovationsprojekte zur Weiterentwicklung<br />

technischer Standards aufgesetzt werden.<br />

Ohne solche projektübergreifenden Initiativen kann<br />

die Kostenposition nicht verbessert werden.<br />

Wie können Tools genutzt werden, um diese Probleme zu<br />

bewältigen? Erstens sollte eine Stabsstelle für Kosten -<br />

simulationen eingerichtet werden, in der Berechnungs -<br />

instrumente weiterentwickelt und Daten speziell zum Berechnung<br />

der Total Cost of Ownership (TCO) zur Verfügung<br />

gestellt werden. Welche Kosteneffekte durch Nutzung<br />

standardisierter Komponenten entstehen, muss die<br />

Projekteinkäuferin toolbasiert schnell überschlagen können.<br />

Für eine seriöse Rechnung braucht dies mindestens<br />

Input aus Fertigung und Logistik. Das Format solcher<br />

komplexer Überschlagsrechnungen wird immer noch zu<br />

oft den Projekteinkäufern selbst überlassen, die aber<br />

meist weder die Zeit, noch die Daten, noch das Skillset haben,<br />

komplexe Simulationen selbst aufzubauen und weiterzuentwickeln.<br />

Hier muss eine Stabstelle ran, die Mindeststandards<br />

abspricht und konstant weiterentwickelt.<br />

Schon mit Excel lassen sich Dialoge für Szenarien bauen.<br />

Wichtig ist, dass hier überhaupt angefangen wird. Wie<br />

solche Tools genutzt werden, und was man verbessern<br />

kann, sollte mindestens alle sechs Monate durch verbindliche<br />

anonyme Nutzerumfragen überprüft, und an die VP-<br />

Ebene berichtet werden. Ziele für die Nutzerzufriedenheit<br />

müssen explizit definiert und mit Zieldaten zugesagt<br />

werden. Auch hier verselbstständigen sich sonst oft die<br />

Bereiche: Die <strong>Beschaffung</strong> hört auf, die Tools zu nutzen,<br />

und alle schimpfen auf die IT. Einfache Feedback-Schleifen<br />

und klare Verantwortlichkeiten verhindern ein solches<br />

Verrotten von zentralen Tools und Datensätzen.<br />

Wie sollen Projekteinkäufer mit den Zieldifferenzen umgehen?<br />

Die Streckung auf unterschiedliche Zeithorizonte<br />

entzerrt diesen Konflikt. Kurzfristig steht im Produktgeschäft<br />

die Standardisierung im Vordergrund. Mittelfristig<br />

werden Ausnahmen zur Komponenteninnovation definiert.<br />

Neben dem Serieneinkauf müssen auch Projekteinkäufer<br />

und Entwickler die Roadmap für solche Weiterentwicklungen<br />

kennen und in ihre Erstellung eingebunden<br />

werden. Projektpläne mit Schlüssellieferanten für solche<br />

Maßnahmen sind dabei Pflicht, dies sollte nicht nebenbei<br />

erfolgen, sondern geplant und nachverfolgt werden.<br />

Für effektive Koordination und Anreizsetzung müssen die<br />

jeweiligen Pläne und Berechnungen sowie der Status der<br />

versprochenen Leistungspakete für alle Beteiligten transparent<br />

und einfach zugänglich sein. Ohne transparente<br />

Status-Dashboards bleibt „Management“ in Absichtsbekundungen<br />

stecken. Commitments müssen überprüfbar<br />

und Probleme möglichst früh erkannt werden.<br />

Die Autoren<br />

Die Quellen<br />

Prof. Dr. Roman Bartnik lehrt und forscht an der Technischen<br />

Hochschule Köln zu den Themengebieten Supply Chain Management,<br />

Project Management und Lean Management.<br />

Dr. Uwe Holtschneider ist Dozent für Lieferanten management an der<br />

Cologne Business School und leitet den Bereich Supply Management/<br />

Methods and Tools bei Yazaki Europe Ltd.<br />

Backhaus, Klaus; Voeth, Markus (2014): Industriegütermarketing.<br />

Grundlagen des business-to-business-marketings. 10., überarbeitete<br />

Auflage. Munich, Germany: Verlag Franz Vahlen (Vahlens<br />

Handbücher).<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 33


ZULIEFERUNG<br />

Digitale On-Board-Elektroniken für die Hydraulik<br />

Über allem steht Produktivität<br />

Die neue digitale On-Board-Elektronik von Bosch Rexroth kommt ohne Feldbus aus. Die ersten mit ihr ausgerüsteten Komponenten<br />

sind Proportional-Druckregelventile. So können die analogen Hydraulikventile beispielsweise via Smartphone und<br />

mittels Bluetooth wirtschaftlich parametriert und ausgelesen werden, um die Produktivität zu steigern.<br />

Mit der neu entwickelten Generation digitaler On-Board-<br />

Elektroniken für die Hydraulik zielt Bosch Rexroth auf eine<br />

wirtschaftliche Skalierungsmöglichkeit zwischen analogen<br />

Komponenten und solchen mit Feldbus-/Ethernet-Anschluss.<br />

Ohne zusätzlichen Verkabelungsaufwand werden wirtschaftliche Vorteile<br />

der Digitalisierung nutzbar. Die neue Generation stellt die offenen<br />

Schnittstellen Bluetooth sowie IO-Link bereit. In Verbindung mit<br />

einer entsprechenden App können InbetriebnehmerInnen oder<br />

ServicetechnikerInnen mit ihrem Smartphone – direkt und<br />

unabhängig von der Maschinensteuerung – auf Komponenten wie<br />

Proportional-Druckregelventile zugreifen und Parameter verändern.<br />

Robuste Hydraulik plus digitale Vorteile<br />

Zur Robustheit des Gesamtsystems aus mechanischen und elektronischen<br />

Komponenten erklärt Dr. Mark C. Krieg, Leitung Entwicklung<br />

Business Unit Industrial Hydraulics bei Bosch Rexroth: „Zwischen der<br />

Hydro-Mechanik und der Elektronik sehen wir eine Schnittstelle<br />

vor, sodass Elektroniken nach Abkündigung separat getauscht werden<br />

können. Auch sind entsprechende Softwareupdates möglich, was<br />

einen starken Vorteil der digitalen On-Board-Elektronik darstellt.<br />

Generell steht die Hydraulik für Robustheit und Langlebigkeit.<br />

Diese Robustheit wollen wir behalten und sie mit der Regelbarkeit<br />

sowie der Intelligenz der Elektronik und Software kombinieren.“<br />

Wirtschaftlicher Nutzen digitaler On-Board-Elektronik<br />

Bei der Erstinbetriebnahme sollen sich die Komponenten laut Hersteller<br />

über ihr digitales Namensschild selbst identifizieren. Nach wenigen<br />

Augenblicken sollen Techniker in der Lage sein, über Smartphones<br />

die Parametrierung zu starten: Eine LED leuchtet während der Verbindung<br />

blau und zeigt InbetriebnehmerInnen eindeutig an, mit welchem<br />

Proportional-Druckreduzierventil eine Verbindung besteht.<br />

InbetriebnehmerInnen können von Bosch Rexroth vordefinierte Parametersätze<br />

auswählen oder sie selbst definieren. Diese können sie<br />

speichern und auf baugleiche Ventile übertragen. Der neue, zum<br />

Patent angemeldete Schieberegler in der App soll die Optimierung<br />

weiter vereinfachen. Beim Verschieben des Reglers zwischen den Ausprägungen<br />

„moderat“ und „aggressiv“ passt die Software der App alle<br />

entsprechenden Parameter automatisch der gewählten Dynamik an.<br />

Für EndanwenderInnen soll die digitale On-Board-Elektronik die Flexibilität<br />

für Prozessänderungen erheblich erhöhen. Wird an einer Presse<br />

für eine Produktionsumstellung beispielsweise ein doppelt so schweres<br />

Werkzeug wie bisher eingesetzt, muss bei bisherigen Maschinen<br />

Bild: Bosch Rexroth<br />

Die Proportional-Druckregelventile<br />

von Bosch Rexroth sind mit digitaler<br />

On-Board-Elektronik ausgerüstet.<br />

34 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


„Generell steht die Hydraulik für Robustheit<br />

und Langlebigkeit. Diese Robustheit wollen<br />

wir behalten und sie mit der Regelbarkeit<br />

sowie der Intelligenz der Elektronik und<br />

Software kombinieren.“<br />

Mark C. Krieg<br />

Vielseitig.<br />

Verlässlich.<br />

Verfügbar.<br />

Bild: Bosch Rexroth<br />

Dr. Mark C. Krieg, Leiter Entwicklung der Business<br />

Unit Industrial Hydraulics bei Bosch Rexroth<br />

oft ein anderes Ventil eingesetzt werden. Bei der neuen Generation<br />

soll ein Aufrufen der App reichen, um Parameter entsprechend<br />

anzupassen. Damit spart der Endanwender die Kosten für einen<br />

Umbau und den damit verbundenen Maschinenstillstand. Zusätzlich<br />

können Endanwender Condition Monitoring ohne Zusatzaufwand<br />

nutzen, um die Lebensdauer von Komponenten zu verlängern und die<br />

Verfügbarkeit zu steigern.<br />

Auf Wunsch auch automatisierte und vorkonfigurierte <strong>Beschaffung</strong><br />

Der Aspekt, der über allen anderen stehe, sei die Produktivität, erläutert<br />

Krieg: „Produktivitätssteigerungen sind in verschiedenen Teilen<br />

des Produktlebenszyklus möglich und beginnen bei der Maschinenauslegung/-konstruktion.<br />

Hier unterstützen wir unsere Kunden bei<br />

der Auswahl und Konfiguration unserer Produkte. Aktuell arbeiten wir<br />

daran, statische wie auch dynamische Modelle unserer Produkte zur<br />

Verfügung zu stellen, die sich nahtlos in gängige Softwaretools und<br />

Engineeringsuiten integrieren lassen.“<br />

Ziel sei es, den viel diskutierten digitalen Zwilling von Komponenten<br />

als auch Systemen abbilden zu können. Mit diesem digitalen Zwilling<br />

würden sich dann – je nach Detaillierungsgrad – vielfältige weitere<br />

Mehrwerte entlang des Lebenszyklus eröffnen, beispielsweise die virtuelle<br />

Inbetriebnahme. „Ist das Produkt im virtuellen Raum konfiguriert<br />

und in Betrieb genommen, steht dem Plug-and-produce in der<br />

Realität nichts mehr im Wege“, erklärt Krieg.<br />

Mit der erfolgreichen Inbetriebnahme erfolge der Übergang vom<br />

OEM, das heißt vom Maschinen- und Anlagenbauer zum Maschinenbetreiber,<br />

also dem Endkunden. Beim Endkunden stehe die effiziente<br />

Nutzung der Maschine in der Produktion im Fokus. Auch hierfür könne<br />

man laut Krieg Mehrwerte anbieten: So sei es mit den beschriebenen<br />

digitalen On-Board-Elektroniken möglich, auf Störgrößen besser<br />

zu reagieren oder bei Material- und Formwechsel andere Regelparameter,<br />

die mithilfe des digitalen Zwillings definiert und erprobt wurden,<br />

auf die Maschine zu übertragen. Unproduktive Nebenzeiten würden<br />

so reduziert.<br />

Auch seien die digitale Zustandsüberwachung und die vorausschauende<br />

Wartung wichtige Mehrwerte für Endkunden, um unerwartete<br />

Stillstandzeiten zu vermeiden. Sei ein Ersatzteil notwendig, könne dieses<br />

rechtzeitig, unkompliziert und, wenn gewünscht, automatisiert<br />

und vorkonfiguriert beschafft werden.<br />

NEU: Spindelhubgetriebe<br />

der C-Serie mit<br />

50 bis 500 kN Hubkraft<br />

Spindelhubgetriebe<br />

Kugelgewindetriebe<br />

Trapezgewindetriebe<br />

Die NEFF Klassiker der<br />

C-Serie überzeugen:<br />

• Höhere Leistung<br />

• Längere Einschaltdauer<br />

• Überlegen in rauer Umgebung<br />

• Lebensdauerschmierung<br />

Überzeugen Sie sich selbst!<br />

NEFF Gewindetriebe GmbH<br />

Karl-Benz-Str. 24<br />

71093 Weil im Schönbuch<br />

www.neff-gewindetriebe.de<br />

Der Autor<br />

Nico Schröder, Korrespondent <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>, Augsburg<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 35


ZULIEFERUNG<br />

Hochleistungskeramik<br />

Allroundtalent ohne Slip-Stick-Effekt<br />

Gewindespindeln aus Hochleistungskeramik Zirkonoxid bieten gegenüber herkömmlichen Spindeln aus Stahl oder Kugelumlaufspindeln<br />

zahlreiche Vorteile, die in der Anwendung entscheidend sein können. Die von Maxon speziell geschliffenen<br />

Keramikoberflächen eignen sich dabei sehr gut für gleitende Bewegungen.<br />

Bild: Maxon<br />

Stefan Zilm, Head of Business<br />

Development PIM, zeigt die<br />

größte von Maxon gebaute<br />

Standardkeramikspindel.<br />

Stefan Zilm hält Maxons größte Keramikspindel<br />

mit einer Länge von circa<br />

23 cm und einem Durchmesser von<br />

1 cm in Händen und begutachtet das Bauteil<br />

mit Kennerblick. Dann dreht er an der kundenspezifischen<br />

Mutter, die daran befestigt<br />

ist. „Die spezifischen und strengen Anforderungen<br />

der Medizintechnik forderten Maxon<br />

schon immer zu Höchstleistungen und Kreativität<br />

heraus“, sagt Zilm, Leiter Geschäftsentwicklung<br />

und Quality-Engineering PIM<br />

(Powder Injection Moulding) mit Sitz im südbadischen<br />

Sexau, dem deutschen Entwicklungs-<br />

und Produktionsstandort des Schweizer<br />

Antriebstechnikspezialisten Maxon<br />

Motor AG.<br />

Der Impuls dafür reicht ins Jahr 2005 zurück.<br />

„Vor 15 Jahren benötigte man ein Bauteil mit<br />

Gewinde, das biokompatibel ist und eine<br />

höhere Härte als Stahl aufweist. Es musste<br />

verschleißfest sein und durfte keine Verzögerung<br />

bei der Bewegung verursachen“, erklärt<br />

der Pulverspritzgussexperte die Anforderungen.<br />

Schnell fand man in technischer Keramik,<br />

genauer gesagt in Zirkonoxid (ZrO 2,<br />

) das<br />

optimale Material und konstruierte die erste<br />

keramische Spindel.<br />

Viele Vorteile gegenüber Stahl<br />

Gewindespindeln aus der Hochleistungskeramik<br />

Zirkonoxid bieten gegenüber herkömm -<br />

lichen Spindeln aus Stahl oder Kugelumlauf -<br />

spindeln zahlreiche Vorteile, die in der Anwendung<br />

entscheidend sein können. „Abgesehen<br />

davon, dass Stahl die preisgünstigere<br />

Wahl ist, überzeugt Keramik in fast allen<br />

Kompetent auch in Keramik<br />

Maxon<br />

Maxon entwickelt und baut präzise und innovative<br />

Antriebssysteme vom Motor über das<br />

Getriebe bis zum Encoder. Alle wichtigen Komponenten<br />

werden selbst produziert, was<br />

höchstmögliche Flexibilität garantiert. Deshalb<br />

verfügt das Unternehmen schon seit über<br />

20 Jahren über Erfahrung im Pulverspritzguss,<br />

arbeitet mit modernster CAD-Technik und der<br />

Möglichkeit der Finite-Elemente-Berechnung.<br />

Dank CIM (Ceramic Injection Moulding) ist<br />

Maxon in der Lage, äußerst komplexe Keramikbauteile<br />

herzustellen – mit hoher Präzision<br />

und Qualität.<br />

36 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


C-TEILE-MANAGEMENT<br />

Bild: Maxon<br />

Maxons Keramikspindel<br />

ist vielseitig<br />

einsetzbar.<br />

IHR PRODUKTIONS-<br />

PROZESS LÄUFT<br />

anderen Bereichen“, versichert Stefan Zilm.<br />

Der extrem widerstandsfähige Keramikwerkstoff<br />

findet seine Anwendung hauptsächlich<br />

in den Bereichen, in denen herkömmliche<br />

Werkstoffe versagen.<br />

Besonders Eigenschaften wie hohe Verschleißfestigkeit,<br />

hervorragende Gleiteigenschaften,<br />

hohe mechanische Festigkeit, hohe<br />

Temperaturbeständigkeit, hervorragende Isolierfähigkeit,<br />

hohe korrosions- und chemische<br />

Beständigkeit, Biokompatibilität und ein<br />

geringes spezifisches Gewicht zeichnen Keramik<br />

aus. Im Vergleich zu Stahl ist Zirkonoxid<br />

fast nicht magnetisch und auch der Härtegrad<br />

liegt höher. Das Elastizitätsmodul und<br />

der Wärmeausdehnungskoeffizient sind<br />

dagegen bei beiden Werkstoffen sehr ähnlich.<br />

Spezielle Oberfläche ermöglicht schnelle<br />

und präzise Bewegungen<br />

Geschliffene Keramikoberflächen eignen sich<br />

grundsätzlich sehr gut für gleitende Bewegungen.<br />

Maxon hat darüber hinaus eine spezielle,<br />

cgs (ceramic glide surface) genannte<br />

Oberfläche für seine Keramikspindeln entwickelt.<br />

Dadurch arbeiten diese fast gänzlich<br />

ohne den sogenannten Slip-Stick-Effekt, vermeiden<br />

also das unerwünschte, ruckartige<br />

Gleiten von Festkörpern, die sich gegeneinander<br />

bewegen. Überdies ermöglicht die CGS-<br />

Oberfläche schnelle, präzise Bewegungen.<br />

Gewindespindeln eigenen sich für das Umsetzen<br />

rotatorischer Bewegungen in lineare<br />

Bewegungen. Die Drehung der Spindel erzeugt<br />

durch die Spindelsteigung einen exakt<br />

definierten linearen Hub. Aufgrund der<br />

hervor ragenden Gleiteigenschaften und der<br />

hohen Verschleissfestigkeit der Keramikspindel<br />

lassen sich Drehzahlen von bis zu 10.000<br />

Umdrehungen pro Minute realisieren. Die<br />

Lebensdauer der Keramikspindel liegt im Vergleich<br />

zur Stahlspindel um ein Vielfaches<br />

höher; Voraussetzung ist die Wahl der passenden<br />

Mutter, gegebenenfalls mit einer<br />

kundenspezifischen Beschichtung.<br />

Damit ist die Keramikspindel ein echtes<br />

Allround-Talent: sei es in der Medizintechnik,<br />

in der die Biokompatibilität und Verschleißfestigkeit<br />

eine große Rolle spielen, oder in der<br />

Messtechnik, in der eine hochpräzise Positionierung<br />

vorausgesetzt wird und die hervorragenden<br />

Gleiteigenschaften der technischen<br />

Keramik zum Tragen kommen. Die zahlreichen<br />

Vorteile des Werkstoffes beziehungsweise<br />

der Keramikspindel bieten viele Anwendungsmöglichkeiten.<br />

„Derzeit sind unsere Spindeln beispielsweise<br />

auch in der Automatisierungstechnik, Dosierungstechnik<br />

und der Robotik im Einsatz“,<br />

ergänzt Stefan Zilm. „Ein Magnetfeld wie beispielweise<br />

in einem Kernspintomographen<br />

würde von Keramikspindeln auch nicht beeinträchtigt,<br />

da sie elektrisch isolierend und<br />

nicht magnetisch sind.“<br />

Standardmäßig produziert Maxon Spindeln<br />

in schwarzer oder weißer Keramik mit metrischem<br />

Gewinde von M2 bis M10. Kundenspezifische<br />

Wünsche wie passende Muttern,<br />

Trapezgewinde oder jegliche Spezialgewinde<br />

können ebenso hergestellt werden. Stückzahlen<br />

von 1 bis 10.000 pro Jahr sind dank der<br />

hohen Flexibilität in der Produktion ohne<br />

weiteres möglich.<br />

Die Autorin<br />

Katrin Schmidt, Marketingreferentin bei der Maxon<br />

Motor GmbH<br />

Bild: Maxon<br />

C-Teile-Management mit intelligenten,<br />

kostensparenden Kanban-Lösungen von<br />

OTTO ROTH. Klassisch, elektronisch und<br />

funkgesteuert. Für maximale Versorgungssicherheit.<br />

Flexibel<br />

Wirtschaftlich<br />

Transparent<br />

Persönlich<br />

25 Jahre Kanban-Know-how<br />

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Standardmäßig produziert Maxon<br />

Spindeln in schwarzer oder weißer<br />

Keramik.<br />

Normteile – Zeichnungsteile – Rohrverbindungsteile<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 37


LOGISTIK<br />

Bahnlogistik<br />

Die Seidenstraße auf der Schiene<br />

Neben der See- und Luftfracht gibt es bei Transporten von China nach Deutschland auch die Möglichkeit ,<br />

Waren per Schiene zu transportieren. Dabei ist der Schienenweg schneller als die Seefracht und billiger<br />

als die Luftfracht.<br />

Die Schiene kann für Transporte aus und nach China eine gute Alternative sein. Die durchschnittliche<br />

Transportzeit beträgt nur zwei Wochen.<br />

Schon seit 2008 wird die Schiene für den Warenverkehr<br />

genutzt; seit 2013 bietet auch der<br />

Mittelständler Kopf & Lübben Bahntransporte<br />

an. „Damals war die Schiene noch sehr unbekannt,<br />

und auch heute hat nicht jede Firma<br />

von dieser Möglichkeit gehört“, sagt Anja<br />

Krüger, Managerin für See- und Bahnfracht<br />

bei Kopf & Lübben.<br />

Kopf & Lübben mietet einzelne Standard-<br />

Container auf den Zügen, bietet seinen Kunden<br />

auch die Möglichkeit an, Stückgut in<br />

Sammelcontainern zu versenden. Auch Container<br />

für hängende Ware, temperaturgeführte<br />

Container sowie „open-top“-Container<br />

sind möglich. Kopf & Lübben organisiert den<br />

Transport Tür zu Tür, das heißt, die Ware wird<br />

Bild: TTstudio/stock.adobe.com<br />

an den Bahnhöfen auf Lkws oder nationale<br />

Züge umgeladen und so zur entsprechenden<br />

Destination gebracht.<br />

Die Bahnfracht aus China ist dabei mit einer<br />

Lieferzeit von 15-17 Tagen schneller als die<br />

Seefracht, welche circa 36-40 Tage benötigt.<br />

„Vielen Unternehmen drohen Konventionalstrafen,<br />

wenn sie nicht rechtzeitig liefern. Bei<br />

Produktionsverzögerungen wie in diesem<br />

Jahr kann das eng werden. Zuvor blieb nichts<br />

anderes übrig, als die Ware per teurer Luftfracht<br />

zu verladen. Die Variante der Bahn ist<br />

im Vergleich die deutlich günstigere“, erklärt<br />

Krüger ein Anwendungsbeispiel.<br />

„Wegen der Krise hat die Bahnfracht einen<br />

weiteren Aufschwung erfahren“, sagt Krüger.<br />

Teilweise wurde der Platz knapp; deshalb ist<br />

es Krüger ganz wichtig, Einkäufer darauf hinzuweisen,<br />

dass der ausgesuchte Logistikpartner<br />

ein großes Angebot verschiedener Verbindungen<br />

anbietet, um Ausweichrouten in der<br />

Hinterhand zu haben. Krüger erklärt:<br />

„Manchmal lohnt es sich, in China zu einem<br />

weiter entfernten Bahnhof zu fahren, um frühere<br />

Abfahrtszeiten zu bekommen und die<br />

Transportzeit zu verkürzen.“<br />

Die Autorin<br />

Sanja Döttling, Redakteurin <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong><br />

Bahnfracht in China regional organisiert<br />

Das Unternehmen arbeitet in China, wo sie<br />

auch eigene Büros haben, mit einem Partner<br />

zusammen, um die Bahnfracht anzubieten.<br />

Die einzelnen Provinzen bzw. Bahnhöfe in<br />

China haben Anbieter, circa 25 an der Zahl,<br />

die Transporte organisieren. Sie sind staatlich<br />

gefördert, was dazu führt, dass die Preise von<br />

Provinz zu Provinz variieren können; allerdings<br />

bleiben die Preise durch die Subventionierung<br />

in Krisen stabil. Dabei ist die Bahnfracht<br />

größtenteils circa doppelt so teuer wie<br />

die Seefracht. Zu Nicht-Krisen-Zeiten liegt der<br />

Preis für die Luftfracht circa fünfmal über<br />

dem Preis für die Bahn.<br />

Sieben Fragen zur Bahnlogistik, die sich Einkäufer stellen sollen<br />

• Ist meine Ware geeignet für einen Transport<br />

per Bahn? Gefahrengüter und frische<br />

Lebensmittel sind ausgeschlossen.<br />

• Wann wird meine Ware beim Empfänger benötigt?<br />

• Habe ich einen Spediteur, der mit der<br />

Transportart vertraut ist und mich bezüglich<br />

der Strecken gut beraten kann?<br />

• Möchte ich meine Kapitalbindung durch frühere<br />

Liefertermine im Vergleich zur Seefracht<br />

verkürzen?<br />

• Möchte ich meinen Lagerbestand durch häufigere<br />

Importe senken?<br />

• Habe ich die Kosten für die gesamte Transportstrecke<br />

(Tür zu Tür) verglichen?<br />

• Möchte ich meinen Carbon Footprint verbessern?<br />

www.kopf-luebben.com<br />

Info<br />

38 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


LOGISTIK<br />

Lieferungen tracken<br />

Wie ortsbezogene Daten Transparenz<br />

in Lieferketten schaffen<br />

Die durch COVID-19 verursachte Disruption hat eine kritische Schwäche unserer Logistiknetzwerke offenbart: den<br />

Mangel an echter Transparenz. Die letzten Monate haben uns in aller Deutlichkeit vor Augen geführt, wie viele Verlader<br />

und Spediteure noch immer Schwierigkeiten haben, die Waren auf ihrem Weg vom Ursprungsort über das Lager<br />

bis zum Kunden zu tracken und nachzuverfolgen.<br />

Mangelnde Transparenz über Standorte und<br />

Transportwege ist immer problematisch. Zu<br />

einer großen Schwachstelle wird sie aber,<br />

wenn man plötzlich Waren aus neuen geografischen<br />

Gebieten beziehen, vom Luft- auf<br />

den Seetransport umsteigen oder längere<br />

Zollkontrollen einplanen muss. Häufig werden<br />

noch immer veraltete IT-Systeme oder<br />

sogar Checklisten aus Papier verwendet. Das<br />

schränkt viele Logistikmanager bei der<br />

Planung ein, da sie nur niedrig aufgelöste,<br />

fehleranfällige Daten zur Verfügung haben.<br />

Zum Aufbau echter Transparenz gehört es,<br />

sicher zu wissen, wann eine Lieferung an<br />

ihrem Bestimmungsort ankommen wird.<br />

Verkehrsunfälle, Fahrplanänderungen und<br />

schlechtes Wetter können einen Plan leicht<br />

durcheinander bringen – insbesondere in<br />

einer Lieferkette mit vielen Gliedern und<br />

mehreren Transportmitteln.<br />

Der wahre Standort<br />

Neu verfügbare Standortdaten und Algorithmen<br />

ermöglichen, diese Transparenz zu<br />

schaffen. Sie helfen, den <strong>aktuell</strong>en Standort<br />

aufzudecken und berücksichtigen dabei die<br />

Realbedingungen im gesamten Verkehrsnetz<br />

auf Grundlage von Informationen wie Live-<br />

Vorfällen im Straßenverkehr, vorhergesagten<br />

Gefahren und kontextabhängiger Streckenführung.<br />

Außerdem können Unternehmen Transporte<br />

mit mehreren Verkehrsmitteln besser nachverfolgen.<br />

Mit diesen Erkenntnissen können<br />

sich Supply-Chain-Anwendungen proaktiv an<br />

das tatsächliche Geschehen auf der Strecke<br />

anpassen. Bei Problemen werden Echtzeitwarnungen<br />

ausgelöst und die Routen automatisch<br />

neu berechnet.<br />

Unternehmen, die heute Standortdaten für<br />

ihre ERP-Tools oder Verkehrsmanagementsysteme<br />

zukaufen, können von den jüngsten<br />

Fortschritten bei ortsbezogenen Technologien<br />

profitieren, denn sie ermöglichen ETA-Berechnungen<br />

in Echtzeit. Neue Karten enthalten<br />

reichhaltige Topologien und spurgenaue Straßenkonfigurationen<br />

– nützlich für Nutzfahrzeuge<br />

wie Lastwagen. Sie erstrecken sich zunehmend<br />

auch auf Innenräume und stellen<br />

Fabriken, Werksgelände und Flughäfen dar.<br />

Zugleich fließen deutlich mehr Daten in<br />

Routing-Algorithmen ein. Jeden Monat<br />

werden Millionen reale Fahrten als Trainingsdaten<br />

verwendet, um maschinelles Lernen in<br />

der genauen Vorhersage von ETAs zu trainieren.<br />

Routing-Engines decken makrohistorische<br />

und saisonale Muster auf und lernen<br />

auch die kleinen Dinge, beispielsweise, wie<br />

lange es dauert, an einer Kreuzung links abzubiegen.<br />

Auch die für die Erstellung besserer ETAs erforderlichen<br />

Standortdaten – und die dazugehörigen<br />

Werkzeuge und Dienstleistungen<br />

– sind inzwischen viel leichter zugänglich.<br />

Durch das Aufbrechen von Datensilos werden<br />

bestehende Datenschätze gehoben: in<br />

verschiedenen Qualitäts-, Darstellungs- und<br />

Aktualitätsstufen. Einige Datenanbieter haben<br />

dies erkannt und versucht, nützliche Daten<br />

für Unternehmen verfügbar zu machen.<br />

Dies war einer der Gründe, warum Here Technologies<br />

einen Marktplatz für Standortdaten<br />

und -dienste geschaffen hat. Der Marktplatz<br />

entstand aus der Notwendigkeit, Unternehmen<br />

Zugang zu normalisierten, anonymisierten<br />

und gebrauchsfertigen Datenströmen<br />

von Straßen, Fahrzeugen und Wettersystemen<br />

bereitzustellen. Er erleichtert es den Entwicklern<br />

von Logistiksoftware, Daten von anderen<br />

Anbietern über einen einzigen Integrationspunkt<br />

zu beziehen und zu abonnieren.<br />

Vor allem in der derzeitigen Situation ist echte<br />

Transparenz unerlässlich. Viele Betreiber<br />

würden davon profitieren, neu verfügbare<br />

Standorttechnologie zur Effizienzsteigerung<br />

und schnellerer Wertschöpfung zu nutzen.<br />

Der Autor<br />

Sanjiv Ghate, Vice President & Head of Marketplace<br />

and Data Monetization bei Here Technologies<br />

Exakte Standortdaten erhöhen die Transparenz in der Supply Chain und ermöglichen präzise ETAs.<br />

Bild: Here Technologies<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 39


LOGISTIK<br />

Einkaufstool für den Mittelstand<br />

In der Krise eine Chance sehen<br />

Zur Digitalisierung der <strong>Beschaffung</strong> gibt es große und umfassende Lösungen. Für Unternehmen, die jetzt erst in die<br />

Nutzung elektronischer Tools zum Beispiel für den Anfrageprozess einsteigen, bieten kompakte Lösungen die notwendige<br />

Unterstützung . Doch aufgrund der Veränderungen in den vergangenen Monaten stellten viele Unternehmen längst<br />

geplante Investitionen zurück. Helmut Rau, Geschäftsführer der Firma ExprAn, berichtet über seine Erfahrungen .<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Herr Rau, Ihr Tool ist<br />

speziell darauf ausgerichtet, den Anfrageprozess<br />

im Einkauf durch Digitalisierung zu<br />

beschleunigen . Hat sich bei Ihnen im Unternehmen<br />

die Corona-Krise auch bemerkbar<br />

gemacht ?<br />

Helmut Rau: Ja, selbstverständlich erleben<br />

wir diese Krise auch bei ExprAn. Vor allem<br />

stellen wir fest, dass wir Ansprechpartner von<br />

Kunden teilweise nur schlecht erreichen, da<br />

sie in Kurzarbeit oder im Homeoffice sind.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Hat sich das auch auf<br />

Ihre Geschäftsentwicklung ausgewirkt?<br />

Rau: Am Anfang des Jahres hatten wir einen<br />

ziemlichen Einbruch an Neuanfragen, da vermutlich<br />

alle damit beschäftigt waren, sich<br />

auf die neue Situation einzustellen.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Das hat sich inzwischen<br />

wieder geändert?<br />

Rau: Teils, teils. Wir stellen fest, dass es inzwischen<br />

einige Unternehmen gibt, die in der<br />

Krise eine Chance sehen und die frei gewordenen<br />

Kapazitäten nutzen, um sich für die<br />

Zukunft zu rüsten. Viele haben natürlich weiterhin<br />

Sorge, was die Zukunft bringt, und sind<br />

sehr zurückhaltend.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Die Sorge ist doch sicher<br />

auch berechtigt, oder sehen Sie das anders?<br />

Rau: Das kommt natürlich auf die Situation<br />

bzw. das Projekt an. Wir von ExprAn bieten<br />

zum Beispiel<br />

eine völlig kostenlose<br />

3-monatige<br />

Testphase<br />

für unser<br />

Tool an. Danach,<br />

falls es<br />

zu einem Nutzungsvertrag<br />

gekommen ist,<br />

bieten wir eine<br />

monatliche Kündigungsmöglichkeit an. Damit<br />

kann ein Unternehmen jetzt völlig risikofrei<br />

die jetzige Zeit nutzen um die notwendige<br />

Digitalisierung zu erreichen. Denn sobald<br />

die Arbeitsbelastung wieder steigt, fehlt oft<br />

die Zeit, die Säge zu schärfen, und man quält<br />

sich mit der stumpfen weiter – wie der Volksmund<br />

sagt.<br />

Bild: Artur Szczybylo/123rf<br />

„Ein Unternehmen kann jetzt<br />

völlig risikofrei die jetzige Zeit<br />

nutzen, um die notwendige<br />

Digitalisierung zu erreichen.<br />

Denn sobald die Arbeits -<br />

belastung wieder steigt, fehlt<br />

oft die Zeit.“<br />

Jetzt ist Zeit, die Prozesse zu digitalisieren,<br />

meint Helmut Rau,<br />

Geschäftsführer von ExprAn.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Sie<br />

sagen notwendige Digitalisierung<br />

– was verstehen Sie<br />

darunter?<br />

Rau: Ich komme ja direkt aus<br />

dem Einkauf und ExprAn ist<br />

aufgrund dieser Tätigkeit<br />

entstanden. Die Entwicklung<br />

der digitalen Möglichkeiten<br />

hat mir endlich die Chance<br />

gegeben, meine Bedarfe, insbesondere<br />

die im B-Bereich, auch umfassend<br />

auszuschreiben, ohne dadurch Mehraufwand<br />

zu haben. Im Gegenteil sogar schneller mit<br />

besserem Ergebnis.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Dann müsste Ihr Tool<br />

bei den Nutzern ja sehr gut ankommen?<br />

Rau: Auch hier ist das nur teils,<br />

teils so. Denn die meisten<br />

Menschen sind Veränderungen<br />

gegenüber sehr skeptisch.<br />

Denken Sie nur, wie lange der<br />

Umstieg zum Fax und von dort<br />

zum Mailen gedauert hat –<br />

und was das Faxen betrifft, immer<br />

noch dauert. Ein Einkaufstool<br />

ist nun eben wieder ein<br />

weiterer Schritt, der eine Verschiebung<br />

von Kompetenzen und eine Veränderung<br />

der Arbeitsweise mit sich bringt, die<br />

vielen Menschen Angst macht.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Hemmt diese Angst den<br />

Fortschritt der Digitalisierung?<br />

Rau: Ich denke, die Digitalisierung ist nicht<br />

aufzuhalten. Man sieht in der Krise auch, wie<br />

sich Videokonferenzen und das Arbeiten von<br />

zu Hause etablieren. Doch die Angst der Nutzer<br />

ist auch zu verstehen. Viele neue digitale<br />

Lösungen sind IT-getriebene Produkte, die<br />

ein e tolle Optik aufweisen, in der Bedienung<br />

jedoch starke Schwächen aufweisen. Wir legen<br />

nur Wert auf die intuitive Bedienung, die<br />

Optik der Oberfläche ist für uns völlig zweitrangig,<br />

denn nach einer Woche Nutzung wird<br />

die gar nicht mehr wahrgenommen. Das kostet<br />

nur und bringt nichts. Und wie gesagt, die<br />

Digitalisierung ist nicht aufzuhalten, und aus<br />

meiner Sicht bietet die <strong>aktuell</strong>e Krise hier eine<br />

große Chance, aufzuholen, was aufgrund der<br />

hohen Arbeitsbelastung in den vergangenen<br />

Jahren nicht möglich war. Letztendlich werden<br />

hier natürlich die innovativen Unternehmen<br />

und Mitarbeiter, die bereit für Neues<br />

sind, am Ende die Nase vorn haben. (sas)<br />

40 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


LOGISTIK<br />

Elektrofahrzeug<br />

Marktstart für den neuen Tropos ABLE XT<br />

Der Elektronutzfahrzeughersteller<br />

Tropos Motors Europe bringt<br />

ein neues Modell auf den Markt.<br />

Der E-Transporter ist ab sofort<br />

bestellbar und in zwei Ausführungen<br />

und unterschiedlichen<br />

Aufbauten erhältlich.<br />

„Das Besondere an unseren<br />

emissionsfreien Elektronutzfahrzeugen<br />

sind ihre kompakten<br />

Maße in Kombination mit der<br />

größten Ladefläche ihrer Klasse.<br />

Damit können sie zwei Euro -<br />

paletten und eine Gerätebox auf<br />

der Pritsche mitnehmen“, sagt<br />

Markus Schrick, Geschäftsführer<br />

von Tropos Motors Europe. Der<br />

ABLE XT kann mit einem oder<br />

zwei Lithium-Ionen-Packs ausgestattet<br />

werden und damit<br />

Strecken bis zu 260 km zurücklegen.<br />

Dabei verbraucht der Elektrotransporter<br />

durchschnittlich<br />

12,8 kWh auf 100 km und erfüllt<br />

die Effizienzklasse A+. Die Aufladung<br />

der Batterie erfolgt wie<br />

beim ABLE ST an einer haushaltsüblichen<br />

Steckdose. (sd)<br />

Bild: Tropos<br />

Echtzeit-Sendungsverfolgung<br />

Partnerschaft für ETA-Vorhersagen<br />

Der Trailer-Hersteller Krone hat eine globale strategische<br />

Partnerschaft mit Shippeo, einem Unternehmen für Echtzeit-Transporttransparenzlösungen,<br />

gestartet. Dank der<br />

Zusammenarbeit ist Krone der erste Trailer-Hersteller, der<br />

im Rahmen seiner Telematiklösung „Krone Telematics“<br />

ETA-Vorhersagen in Echtzeit bereitstellen kann. Diese<br />

basieren auf einem von Shippeo entwickelten Algorithmus,<br />

der auf über 200 Datenparameter zurückgreift.<br />

Shippeo plant, die Temperaturdaten von Krone Telematics<br />

auf seiner Plattform zu integrieren, sodass alle Nutzer<br />

sowohl den Lieferstatus als auch die Sendungsintegrität<br />

von einem einzigen Portal aus überwachen können.<br />

Lucien Besse, COO von Shippeo: „Mit der Echtzeit-Temperaturüberwachung<br />

werden die Kunden benachrichtigt,<br />

sobald sich Temperaturveränderungen abzeichnen. Auf<br />

diese Weise können potenzielle Überschreitungen der<br />

Höchsttemperaturen vermieden werden.“ (sd)<br />

Logistikzentrum<br />

Rezertifizierung erhalten<br />

Die Pfenning Logistics Group<br />

erhält die Rezertifizierung für das<br />

im Jahre 2017 erworbene GDP-<br />

Zertifikat (Good-Distribution-<br />

Praxis) am Standort Heddesheim.<br />

Das Audit bewertet die „guten<br />

Vertriebspraktiken“ im Umgang<br />

mit Humanarzneimitteln und<br />

umfasst die Lagerung von temperaturgeführten<br />

pharmazeutischen<br />

Produkten in den Temperaturbereichen<br />

2 bis 8 und 15 bis<br />

25 Grad Celsius.<br />

Die mit DGNB Platin ausgezeichneten<br />

Logistikzentren des Kontraktlogistikers<br />

gehören zu den<br />

Top 10 der umweltgerechtesten<br />

Industrieneubauten in Europa.<br />

Das Logistikzentrum multicube<br />

rhein-neckar am Firmensitz in<br />

Heddesheim erzeugt mit 33.000<br />

Solarmodulen, auf einer Dachfläche<br />

von 11 Hektar, eine Stromleistung<br />

von 8,1 Megawatt. Etwa<br />

5000 Haushalte können so mit<br />

Strom versorgt werden. (sd)<br />

Bild: Pfenning Logistics<br />

NATÜRLICHAKTIV<br />

GEGEN MIKROBIELLEN BEFALL *<br />

* INSTITUT FÜR HOLZTECHNOLOGIE<br />

DRESDEN WEIST NACH:<br />

Bakterien überleben auf Holz prinzipiell<br />

schlechter als auf Kunststoff. EPAL<br />

Europaletten aus Holz können deshalb<br />

bedenkenlos im Lebensmitteltransport<br />

und in der -lagerung eingesetzt werden.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 41


Die neuartige Energieführungskette Autoglide 5 eignet sich für die Strom- und Datenübertragung<br />

in engen, kompakten Räumen und bei schnellen Gassenfahrten.<br />

Bild: Igus<br />

Energiezuführungen im Vergleich<br />

Stromschiene oder Energiekette?<br />

Für Maschinenbauer ist es ein Kinderspiel, Maschinen und Anlagen zu elektrifizieren und entsprechende Leitungen zu verwenden.<br />

Komplizierter wird es, wenn angeschlossene Maschinenteile, bedingt durch ihre Funktion, über längere Distanzen<br />

dynamisch arbeiten und dabei trotzdem mit Strom versorgt werden müssen. Energieführungslösungen wie Stromschienen<br />

treten häufig an ihre Grenzen. Schnell montierbare Energiekettensysteme aus Hochleistungskunststoffen wie etwa die<br />

Autoglide 5 von Igus können eine kostengünstige und zuverlässige Lösung sein.<br />

Eine der bewährtesten Energiezuführungen sind Stromschienen.<br />

Sie sind fast so alt wie die Elektrizität selbst. Gleitet ein<br />

Stromabnehmer die elektrifizierte Schiene entlang, gelangt der<br />

Strom zum Konsumenten. Ein simples Prinzip, das in zahl reichen<br />

Branchen zum Einsatz kommt, etwa bei In- oder Outdoorkranen,<br />

Elektrohängebahnen, Elektrozügen, Regalbediengeräten (RGB) oder<br />

Querverschiebewagen (QVW).<br />

Die millionenfache Verwendung von Stromschienen hat Gründe. Die<br />

Investitionskosten sind gering und die Montage ist unkompliziert und<br />

zeitsparend. Zudem sind die Systeme kompakt und punkten somit<br />

besonders bei Anlagen, in denen jeder Zentimeter freier Platz wertvoll<br />

ist, so zum Beispiel in einem Hochregal. Jedoch ist kein System, das die<br />

Energieversorgung in bewegten Anlagen übernimmt, perfekt. Auch<br />

die Stromschienen haben Nachteile, die Anwender seit Jahren beklagen.<br />

Welche? Stromschienen können störanfällig sein. Nicht selten<br />

kommt es vor, dass sich in Lagerstätten Staub (zum Beispiel Kartonstaub)<br />

auf den offenen Litzen absetzt und die Stromübertragung<br />

unterbricht.<br />

Das impliziert schon den weiteren Nachteil: Stromschienen sind nicht<br />

wartungsfrei. Neben der regelmäßigen Reinigung der stromführenden<br />

Schienen gehören zu den klassischen Verschleißteilen die Kohlen<br />

der Stromabnehmer. Sie übertragen die elektrische Energie vom<br />

42 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


AUTOMATISIERUNG I TITEL<br />

stromführenden Leiter auf die elektrisch betriebene Anlage. Der Verschleiß<br />

variiert – je nachdem, wie viel Strom fließt und wie schnell<br />

sich das RBG oder QVW bewegt. In jedem Fall kommt es während des<br />

Austauschs zum ungewollten Stillstand der Anlage.<br />

Ein weiterer Nachteil: Die Kohlen der Stromabnehmer erzeugen Feinstaub.<br />

Somit sind Stromschienen für strenge Hygienebereiche und<br />

Reinraumumgebungen ungeeignet. Das gilt auch für Umgebungen,<br />

in denen explosive und leicht brennbare Produkte wie Alkohol oder<br />

chemische Artikel lagern. In solchen Bereichen sind offene elektrische<br />

Kontakte schlichtweg verboten, da sie „brandgefährlich“ sind. Stromschienen<br />

sind zudem in der Regel auf die Übertragung von elektrischer<br />

Energie, also Strom beschränkt. Doch was ist im Zeitalter von<br />

Industrie 4.0 mit Leitungen für Ethernet, Sensoren und Kamerasysteme?<br />

Viele Anwender von Stromschienen nutzen für die Datenübertragung<br />

separate Systeme wie zum Beispiel Funk (Wlan) oder optische<br />

Datenübertragung.<br />

Die Alternative zu Stromschienen: Energieketten<br />

Stromschienen sind nicht die einzige Möglichkeit, um bewegte<br />

Maschinen und Anlagen mit Energie zu versorgen. Etabliert haben<br />

sich in der Industrie auch Energieketten aus Hochleistungskunststoffen<br />

– auch Energieführungsketten oder Schleppketten genannt. Sie<br />

bestehen aus Seitenlaschen, die an der Ober- und Unterseite durch<br />

Stege verbunden sind und ermöglichen eine sichere Führung von elektrischen<br />

Leitungen und Schläuchen für anderen Medien. Zum Einsatz<br />

kommen Energieketten mittlerweile in nahezu allen Branchen – überall<br />

dort, wo auch Stromschienen zu finden sind, unter anderem in<br />

Kranen, RGB und QVW.<br />

Zum Portfolio der Hersteller wie Igus zählen kleinste Energieführungsketten,<br />

mit einer Innenhöhe von nur 5 mm bis hin zu echten<br />

Giganten mit einer Innenhöhe von 350 mm. Energieketten können<br />

mittlerweile für Verfahrwege über 1000 m eingesetzt werden. Anders<br />

als Stromschienen sind Energieführungsketten nahezu wartungsfrei,<br />

selbst in rauen Umgebungen. Energieketten, welche aus Hochleistungskunststoffen<br />

bestehen, können UV-Licht, aggressiven Chemikalien,<br />

Salzwasser und kurzzeitigen Temperaturen zwischen -40 °C und<br />

+130 °C standhalten.<br />

Die Systeme sind oftmals jahrelang ohne Probleme im Einsatz. Sie erfordern<br />

in der Regel lediglich eine grundlegende visuelle Inspektion,<br />

um sicherzustellen, dass sie in einem betriebs fähigen Zustand sind.<br />

Energieketten aus Kunststoff lassen sich mit Systemen für die vorausschauende<br />

Wartung und/oder Zustandsüberwachung ausstatten<br />

oder nachrüsten. Defekte werden erkannt, bevor sie entstehen, Stillstandzeiten<br />

oder ungeplante Ausfälle werden vermieden, Reparaturzeiten<br />

durch den frühzeitigen Eingriff verkürzt, die Maschinenverfügbarkeit<br />

steigt und die Wartungskosten sinken. Wartungsrundgänge<br />

auf Verdacht entfallen, Mitarbeiter können effektiver eingesetzt werden<br />

und Maschinen und Anlagen haben eine längere Lebensdauer.<br />

Durch dieses System erfüllen Energieketten heute schon die Anforderungen<br />

von Industrie 4.0.<br />

Ein System für alle<br />

Alle Arten von Leitungen und Schläuchen lassen sich mit einem einzigen<br />

Energiekettensystem führen. Nicht nur Motorleitungen, sondern<br />

auch Steuerleitungen, Bus-/LwL- Kabel und Schläuche für Luft, Wasser,<br />

Hydraulik und andere Medien. Gerade bei der Datenübertragung ist<br />

die Energiekette ganz klar im Vorteil gegenüber der Stromschiene. Im<br />

Vergleich zur Stromschiene, wo alternative Datenübertragungssysteme<br />

genutzt werden müssen wie zum Beispiel Funk (Wlan) oder Optik,<br />

kann in einer Energiekette eine feste Datenleitung (Bus- oder Lichtwellenleitung)<br />

verwendet werden.<br />

Störungen durch Interferenzen oder wie bei der Optik durch Staub<br />

oder Nebel sind ausgeschlossen – einer der wichtigsten Vorteile der<br />

Energiekette. Darüber hinaus sind die Systeme abriebarm. Sie erzeugen<br />

kaum Feinstaub. Somit sind sie beinahe alternativlos für Anwendungen<br />

in der Lebensmittelindustrie und Pharmazie. Energieketten<br />

eignen sich ebenso für Ex-Zonen, wenn sie aus einem leitfähigen ESD-<br />

Material gefertigt sind.<br />

Kostenfaktor: Lange Wege<br />

Kostentechnische Nachteile ergeben sich bei der Energieführung über<br />

lange Wege. Der Grund dafür ist, dass Energieketten ab einer gewissen<br />

Länge in der Regel eine Führungsrinne benötigen, um seitlichen<br />

Versatz zu verhindern. Bei sehr langen Wegen besteht zudem die<br />

Bild: Igus<br />

Energieketten führen<br />

Energie, Daten, Luft<br />

und Flüssigkeiten in<br />

einem System.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 43


TITEL I AUTOMATISIERUNG<br />

Gefahr, dass die Ketten im Schubbetrieb nach oben ausscheren können<br />

und damit einen Defekt verursachen.<br />

Um dieses von vornherein zu verhindern, sind unter Umständen<br />

mechanische und elektronische Systeme erforderlich, welche die<br />

Anlage in einem solchen Fall abschalten. Sowohl Führungsrinne als<br />

auch Not-Aus-Systeme treiben die Systemkosten nach oben. Dazu<br />

kommen noch erhöhter Montageaufwand und -zeit und nicht zuletzt<br />

der erweiterte Bauraum, der für dieses System benötigt wird. Ein weiterer<br />

Kostenfaktor: Die in einer Energiekette verwendeten Leitungen<br />

sind speziell für dynamische Anwendungen konzipiert. Der spezielle<br />

Aufbau der elektrischen Leitungen führt natürlich dazu, dass diese im<br />

Vergleich zu Standardleitungen teurer sind.<br />

Bild: Igus<br />

Energiekette Autoglide 5 ist kompakt und kostengünstig<br />

Neuerdings eexistieren auch Energieketten, die selbst bei langen Verfahrwegen<br />

von bis zu 80 m keine Führungsrinnen benötigen und sich<br />

somit der Kompaktheit von Stromschienen annähern. Das beweist die<br />

Autoglide 5, eine neuartige Energiekette von Igus. Beim Auf- und Abrollen<br />

fixiert sich die Energiekette auf einem Seil, das über dem Boden<br />

gespannt ist. Für das präzise Abrollen des Obertrums der Kette sorgen<br />

kammartige Autoglide-Elemente. Die Führung der Energiekette ist<br />

dadurch so sicher, dass problemlos eine Verfahr geschwindigkeit von<br />

4 m/s erreicht werden kann. Entsprechend eignet sich die Autoglide 5<br />

besonders für RBG-Anwendungen oder schnellen Querverfahrwagen<br />

in engen Gassen.<br />

Autoglide 5 ist zudem besonders wirtschaftlich. Das System ist schon<br />

ab 49 Euro pro Meter erhältlich – einbaufertig inklusive Leitungen<br />

und Montagezubehör. Ein weiterer wichtiger Kostenpunkt: Die Autoglide<br />

5 ist extrem schnell zu montieren. Im Vergleich zu einer Energiekette<br />

mit Führungsrinne spart der Anwender 88 Prozent Montagezeit.<br />

Schließlich bringt der Wegfall der Führungsrinne noch einen weiteren<br />

Bild: Igus<br />

Energieketten aus speziellen Kunststoffen sind auch beständig gegen<br />

aggressive Medien und kommen etwa in einer Verzinkerei zum Einsatz.<br />

Pluspunkt des Systems mit sich: Die Energiekette ist leiser geworden.<br />

Die Führungsrinne ist immer in gewisser Weise auch ein Resonanz -<br />

körper, der Ablaufgeräusche der Energiekette verstärkt. Das fällt hier<br />

komplett weg, sodass mittlerweile ein Geräuschpegel von lediglich<br />

63 dB(A) bei 2 m/s übrigbleibt. Zum Vergleich: Ein normales Gespräch<br />

zwischen zwei Menschen erzeugt ungefähr die gleiche Lautstärke.<br />

Fazit: Das Beste aus beiden Welten<br />

Für die Stromversorgung von In- oder Outdoorkranen, Elektrozügen<br />

und Regalbediengeräten greifen viele Anwender bislang auf Stromschienen<br />

zurück – besonders bei engen Räumen und schnellen<br />

Gassenfahrten. Zwar ist ihnen bewusst, dass Energieketten Vorteile<br />

haben, diese beispielsweise nahezu wartungsfrei sind und alle Arten<br />

von Schläuchen und Leitungen in einem einzigen System führen plus<br />

einer absolut sicheren Datenübertragung über Busleitung oder Lichtwellentechnik.<br />

Doch viele Betreiber scheuen besonders bei langen<br />

Verfahrwegen die kostentechnischen Nachteile sowie den hohen<br />

Montageaufwand und Platzbedarf der Führungsrinnen. An dieser<br />

Stelle vereint Autoglide 5 das Beste beider Welten. Da die Energiekette<br />

ohne Führungsrinne auskommt, ist sie kompakter als klassische Energiekettensysteme<br />

und lässt sich viel schneller montieren. Preislich<br />

bewegt sie sich zudem auf dem Niveau einer Stromschiene inklusive<br />

des Systems für die Datenübertragung. Somit wird die Energiekette<br />

als Energieführungssystem für dynamische Anwendungen mit langen<br />

Verfahrwegen attraktiver als die Stromschiene. Die Nachteile der<br />

oft in bewegten Anlagen wie etwa Regalbediengeräten oder Elektrohängebahnen<br />

verwendeten Stromschienen egalisieren Energiekettensysteme<br />

aus Hochleistungskunststoff.<br />

Der Autor<br />

Energieketten eignen sich für Verfahrwege bis zu 1000 m.<br />

Jörg Ottersbach, Leiter Geschäftsbereich E-Ketten, Igus GmbH<br />

44 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


Industrie<br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 45


AUTOMATISIERUNG<br />

Sicherheitsbremsen für den Robotereinsatz<br />

Servobremsen richtig auswählen<br />

Sicherheitsbremsen halten die Achsen etwa von Industrierobotern zuverlässig und sicher in ihrer Position. Eine falsche<br />

Auswahl, Auslegung und Dimensionierung dieser Bremsen kann zu gravierenden Sach- und Personenschäden führen. Deshalb<br />

ist bereits bei der Auswahl der Bremsen für Servomotoren ein kritischer Blick auf die technischen Details unabdingbar.<br />

Bild: Mayr<br />

Die Roboter sind auf dem Vormarsch.<br />

In allen wichtigen Industriebranchen<br />

wird die Zusammenarbeit von<br />

Mensch und Roboter immer enger. Damit<br />

steigt das Gefährdungspotenzial. Fällt zum<br />

Beispiel während eines Arbeitsvorgangs der<br />

Strom aus, muss der Roboterarm, der den<br />

Arbeitsschritt vornimmt, sofort exakt gehalten<br />

werden. Deshalb ist es wichtig, bereits in<br />

der Konstruktionsphase ein unbeabsichtigtes<br />

Absinken der Last sowie unzulässig lange<br />

Anhaltewege dauerhaft auszuschließen.<br />

Entscheidend dabei sind die richtige Auswahl<br />

der Sicherheitsbremsen sowie deren korrekte<br />

Integration in das Gesamtsystem. Für Servomotoren<br />

sind Sicherheitsbremsen nach dem<br />

Fail-Safe-Prinzip die erste Wahl. Denn diese<br />

Bremsen sind im energielosen Zustand geschlossen.<br />

Sie bringen das geforderte Bremsmoment<br />

also auch bei Not-Stopp, Stromausfall<br />

oder bei einer zum Beispiel durch Kabelbruch<br />

verursachten Unterbrechung der Energieversorgung.<br />

Damit die Sicherheitsbremsen auch in Not-<br />

Stopp-Situationen ausreichend Reibarbeit<br />

leisten und Bewegungen mit definiertem<br />

Bremsmoment abbremsen, ist ein dafür entwickelter<br />

Reibbelag mit dazugehöriger Stahlgegenreibfläche<br />

erforderlich. Während dies<br />

bei Federdruckbremsen üblich ist, stoßen<br />

Permanentmagnetbremsen mit ihren Stahlauf-Stahl-Reibkombinationen<br />

hier hingegen<br />

an ihre tribologischen Grenzen.<br />

Kleine Bremsen mit hoher Leistungsdichte<br />

Mit der Roba-servostop-Baureihe hat Mayr<br />

Antriebstechnik Federdruckbremsen für<br />

Servomotoren entwickelt, die speziell<br />

an die hohen Anforderungen<br />

der Robotik angepasst<br />

sind. Anwender können<br />

dabei wählen zwischen<br />

klassischen Servobremsen<br />

im Motor,<br />

mit Nabe und verzahntem<br />

Rotor oder<br />

aber sogenannten<br />

Pad-Lösungen mit<br />

großem Innendurchmesser.<br />

Letztere<br />

sind speziell<br />

für die Integration<br />

in das Roboter -<br />

gelenk konzipiert.<br />

Aber auch die<br />

klassischen Brem-<br />

Die Roba-servostop-Sicherheitsbremsen<br />

sind mit ihrer<br />

extrem schlanken Bauform<br />

und dem geringen Gewicht<br />

auf die Anforderungen der<br />

Robotik zugeschnitten.<br />

sen lassen sich kundenspezifisch anpassen<br />

und direkt in ein Gelenk integrieren.<br />

Im Motor werden Servobremsen bevorzugt<br />

im A-Lagerschild eingebaut, weil hier das<br />

Festlager sitzt und Temperaturdehnungen<br />

die Bremse nicht gravierend beeinflussen<br />

können. Bremsen von Mayr Antriebstechnik<br />

können aber ohne Einschränkung auch in der<br />

B-Lagerseite des Motors integriert werden.<br />

Denn Temperaturdehnungen und Lagerspiel<br />

haben hier keinen negativen Einfluss auf die<br />

Funktion und Zuverlässigkeit der Bremsen.<br />

Alternativ können Anwender auch auf Anbaubremsen<br />

zurückgreifen, die modular an<br />

den Motor angefügt werden.<br />

Die Roba-servostop-Bremsen zeichnen sich<br />

außerdem durch kompakte Abmessungen<br />

aus. Sie sind nicht nur sehr leicht, sondern<br />

auch im magnetischen Aktuieren extrem<br />

schnell. Gleichzeitig sind sie leistungsdicht<br />

und verschleißfest. Die Bremsen überzeugen<br />

zudem durch eine hohe zulässige Reibarbeit<br />

bei dynamischen Bremsungen.<br />

Kurze Schaltzeiten über die Lebensdauer und<br />

intelligentes Bremsenmonitoring<br />

Für die Sicherheit von Mensch und Maschine<br />

sind kurze Anhaltewege wichtig. Entscheidend<br />

für den Bremsweg sind dabei die Schaltzeiten<br />

der Bremse. Denn in der Zeit des freien<br />

Falls bis die Bremse schließt und die Verzögerung<br />

einsetzt, beschleunigt sich die Masse<br />

zusätzlich – unter Umständen so extrem,<br />

dass die zulässigen Werte der Bremse überschritten<br />

werden. Anwender sollten daher<br />

bei der Auswahl der Sicherheitsbremsen auf<br />

möglichst kurze, verifizierte Schaltzeiten achten<br />

– und auch darauf, dass diese Schaltzeiten<br />

über die gesamte Lebensdauer der Bremse<br />

eingehalten werden.<br />

Hier sind Monitoring-Lösungen wichtig. Bislang<br />

waren Servobremsen aufgrund der kleinen<br />

Luftspalte gar nicht überwachbar. Mayr<br />

bietet jetzt allerdings eine intelligente<br />

Lösung für sensorloses Bremsenmonitoring.<br />

Das nachrüstbare Modul Roba-brake-checker<br />

46 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


AUTOMATISIERUNG<br />

Checkliste<br />

Einkauf von Servobremsen<br />

Bild: Mayr<br />

Intelligentes Überwachungsmodul für das Bremsenmonitoring: Neben dem<br />

reinen Signal liefert der Roba-brake-checker in einer erweiterten Ausbaustufe<br />

Daten. Sicherheit wird damit sichtbar und Wartung planbar.<br />

erkennt durch eine erweiterte Analyse von<br />

Strom und Spannung die Bewegung der<br />

Ankerscheibe und weiß, in welchem Zustand<br />

sich die Bremse befindet. Das Modul arbeitet<br />

sensorlos und leistet neben der Überwachung<br />

von Schaltzustand und kritischer Spulentemperatur<br />

auch eine präventive Funktionsüberwachung<br />

auf Verschleiß, Funktionsreserve<br />

und Fehler.<br />

In einer erweiterten Ausführung ist das<br />

Modul Roba-brake-checker mit einer zusätzlichen<br />

Platine mit kundenspezifischer Schnittstelle<br />

(etwa optisch, Wlan, IO Link, OPC UA)<br />

ausgestattet. Über diese Schnittstelle kann es<br />

Daten zu Schaltzeit, Strom, Spannung, Widerstand,<br />

Leistung und relativem Anzugsstrom<br />

liefern. Damit sind auch Verläufe auswertbar,<br />

Auffälligkeiten im Bearbeitungsprozess lassen<br />

sich schnell erkennen und somit Schlüsse<br />

aus komplexen Zusammenhängen ziehen.<br />

Sicherheit und Zuverlässigkeit werden sozusagen<br />

sichtbar. Wartung wird planbar und<br />

durch die permanente Inspektion kosten -<br />

effektiv. Der Anlagenbetreiber oder -hersteller<br />

kann die Wartung gezielt und abgestimmt<br />

auf seinen Arbeitsprozess vornehmen. Darüber<br />

hinaus ist auch die Integration in Fernwartungssysteme<br />

möglich.<br />

Der Autor<br />

Bernd Kees, Produktmanager Mayr Antriebstechnik<br />

• Achten Sie darauf, dass die Sicherheitsbremsen<br />

auch für dynamische Bremsungen geeignet<br />

sind und unter realistischen Bedingungen getestet<br />

wurden. Erkundigen Sie sich hier auch<br />

nach den Prüfmöglichkeiten des Herstellers.<br />

• Vergewissern Sie sich, dass der Lieferant eine<br />

100-%-Endprüfung durchführt, inklusive der<br />

automatischen Speicherung aller Testdaten.<br />

Für eine lückenlose Rückverfolgbarkeit müssen<br />

die Bremsen zudem mit eindeutigen<br />

Seriennummern gekennzeichnet sein.<br />

• Prüfen Sie die Ansprechzeiten der Bremse (Anzug/Abfall).<br />

Nur mit einer schnellen Bremse<br />

und konstanten Schaltzeiten über die Lebensdauer<br />

erreichen Sie kurze, sichere Anhaltewege.<br />

• Achten Sie darauf, dass der Lieferant Sicherheitskennwerte<br />

für seine Bremsen bereitstellt.<br />

Diese benötigen Sie für Ihre Sicherheitsbetrachtung.<br />

• Setzen Sie gerade in der relativ jungen Branche<br />

Robotik auf Hersteller mit Erfahrung bei der<br />

Entwicklung von Leichtbaubremsen. Kann der<br />

Lieferant eine Zusammenarbeit mit renommierten<br />

Forschungseinrichtungen vorweisen?<br />

Fordern Sie Beratung ein, um so die Unterschiede<br />

feststellen zu können.<br />

• Nehmen Sie sich die Zeit, die Produktion des<br />

Lieferanten zu besichtigen, gerade bei wichtigen<br />

Einkäufen. Bei einem Besuch im Werk<br />

können Sie sich selbst davon überzeugen, was<br />

wirklich hinter den Kulissen steckt.<br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 47


AUTOMATISIERUNG<br />

Scara-Roboter<br />

Kurze Zykluszeiten auf engstem Raum<br />

Sensoren<br />

Misst beim Produzieren<br />

Für vielfältige Aufgaben bei der Kleinteilmontage,<br />

beim Material-Handling oder bei Prüfaufgaben<br />

hat Kuka den horizontalen Gelenk -<br />

armroboter KR Scara entwickelt. Der flinke<br />

Helfer für Robotikanwendungen in der industriellen<br />

Fertigung rangiert in der Traglastklasse<br />

bis 6 kg. Den extrem kompakten und in<br />

Leicht und<br />

schlank und<br />

gleichzeitig<br />

schnell und<br />

stark: der neue<br />

Gelenkarmroboter<br />

KR Scara.<br />

Bild: Kuka<br />

schlankem Design ausgeführten Scara-Roboter<br />

gibt es in zwei Varianten: einerseits mit<br />

einer Reichweite von 500 mm und sehr kurzer<br />

Zykluszeit von nur 0,36 Sekunden; andererseits<br />

für einen Arbeitsbereich bis 700 mm<br />

und einer Geschwindigkeit von 0,38 Sekunden.<br />

Mit diesen Merkmalen und dem laut<br />

Anbieter attraktiven Preis eignet sich der<br />

leichte Gelenkarmroboter ideal, um die Automation<br />

in kostensensitiven Märkten voranzutreiben.<br />

Da die Medienversorgung für Luft, Strom und<br />

Daten komplett im Inneren untergebracht ist,<br />

lässt sich der Roboter flexibel für verschiedene<br />

Aufgaben anpassen. Beide Modelle sind<br />

darauf vorbereitet, Peripheriegeräte sicher,<br />

schnell und einfach zu integrieren. Überdies<br />

sind die Robotersysteme mit intelligenten<br />

Features wie auch der neuesten Generation<br />

der Steuerungstechnologie KR C5 micro ausgestattet.<br />

Weiteren Angaben des Anbieters<br />

zufolge sei der Serviceaufwand minimal. Bei<br />

zugleich hoher Energieeffizienz und Verfügbarkeit<br />

sorge das Gesamtpaket für eine<br />

geringe Total Cost of Ownership. (dk)<br />

In industriellen Produktionsumgebungen<br />

sind zumeist hohe Präzision und Stabilität<br />

gefordert. In diesem Einsatzfeld bewähren<br />

sich die Sensoren von Micro-Epsilon. Die Sensorreihe<br />

capaNCDT 61x0/IP ist als kapazitives<br />

Wegmesssystem für die Qualitätssicherung<br />

in Produktionsprozessen und zur Maschinenund<br />

Anlagenregelung konzipiert. Das nach<br />

Schutzart IP 68 klassifizierte Messsystem<br />

wird für zahlreiche industrielle Messaufgaben<br />

eingesetzt. Dabei liefern die Sensoren<br />

eine Auflösung, die bis in den Subnanometer-<br />

Bereich reicht. Eine Besonderheit der kapazitiven<br />

Sensoren ist der triaxiale Aufbau. (dk)<br />

Bild: Micro-Epsilon<br />

Firmenregister<br />

Ansell 10<br />

Apleona 50<br />

• ArrowMark Partners 10<br />

• Berufsgenossenschaft<br />

Holz und Metall 56<br />

Blåkläder 54<br />

BME 62<br />

BMÖ 6<br />

BMW i Ventures 10<br />

• Bosch Rexroth 34<br />

• Compass Group 50<br />

• Dell Technologies<br />

Capital 10<br />

• Deutsche Rohstoff -<br />

agentur DERA 12<br />

• Deutscher Textil -<br />

reinigungs-Verband 57<br />

• Durable Capital<br />

Partners 10<br />

• Dussmann 50<br />

• Elten 10<br />

• Engie 50<br />

• E-world energy<br />

& water 11<br />

• ExprAn 40<br />

• Femnet 10<br />

• Gegenbauer 50<br />

• GeigerFM 50<br />

• Getac 57<br />

• Gigaset 53<br />

• Global Nature Fund 10<br />

• GPS Global<br />

Procurment Service 21<br />

Hakro 10<br />

Hapag-Lloyd 20<br />

Here Technologies 39<br />

Hoffmann Group 56<br />

• Hossenfelder 50<br />

Igus 42<br />

• ISM 56<br />

• ISS 50<br />

• IWF 12<br />

• JARO– Institut für<br />

Nachhaltigkeit und<br />

Digitalisierung 20<br />

Kaiser+Kraft 55<br />

Kopf & Lübben 38<br />

Körber 62<br />

Korsar 10<br />

Krieg 58<br />

Krone 41<br />

• Kuka 48<br />

Lapp 49<br />

Lehmanns Media 22<br />

Linde 15<br />

• Linde Material<br />

Handling 57<br />

• Lünendonk 50<br />

Maxon 36<br />

• Mayr 46<br />

• Merz Pharma 4, 14<br />

• Mewa 10<br />

• Micro-Epsilon 48<br />

• Miele 21<br />

• Onventis 10<br />

• Pfenning Logistics<br />

Group 41<br />

PFS 50<br />

Piel 56<br />

• Piepenbrock 50<br />

Rewe 20<br />

Rittal 49<br />

• Robert Bosch<br />

Venture Capital 10<br />

• Shippeo 41<br />

• Spie 50<br />

• Staufen 19<br />

• Steitz Secura 10<br />

• Strabag 50<br />

• T. Rowe Price<br />

Associates 10<br />

• Tchibo 20<br />

• Tropos Motors<br />

Europe 41<br />

• United Technologies<br />

Corporation 15<br />

Vaude 20<br />

• Visable 6<br />

WeAre 57<br />

Wisag 50<br />

• Wonder Grip 10<br />

• Xometry 10<br />

• Zarges 58<br />

48 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


AUTOMATISIERUNG<br />

Schaltschränke<br />

Kunststoffgehäuse für alle Extreme<br />

Messingkabelverschraubung<br />

Auch in bleifreier Variante<br />

Bild: Rittal<br />

Die AX-Kunststoffgehäuse vereinen die Vorteile<br />

ausgefeilter Systemtechnik mit denen eines<br />

extrem robusten Werkstoffs.<br />

Mit dem neuen Schranktyp AX verwandelt<br />

Rittal erstmalig einen Kunststoff-Schaltschrank<br />

in einen System-Schaltschrank.<br />

Anwender erhalten damit mehr Spielraum<br />

für den Innenausbau. Chassis und Schienen<br />

lassen sich jetzt im 25-mm-Maßraster mit<br />

einem Universalwinkel montieren. Dabei<br />

ermöglichen die zahlreichen Befestigungs-<br />

dome sowohl im Gehäuse als<br />

auch auf dem Innenbereich<br />

der Tür einen individuellen<br />

Ausbau. Grundlage hierfür ist<br />

die Rittal-Systemtechnik für<br />

Stahlblech- bzw. Edelstahlgehäuse.<br />

Mit dieser lassen<br />

sich Fertigungsprozesse im<br />

Steuerungs- und Schaltanlagenbau<br />

deutlich vereinfachen<br />

und beschleunigen, so der<br />

Anbieter. Über diese Systemtechnik<br />

verfügen jetzt erstmalig<br />

Kunststoffgehäuse.<br />

Anwender erhalten damit die<br />

Vorteile ausgefeilter Systemtechnik<br />

und die eines extrem<br />

robusten Werkstoffes – einem<br />

glasfaserverstärkten Kunststoff mit 7-fach<br />

höherer UV-Beständigkeit. Dieser AX genann -<br />

te Kunststoff schützt Elektrotechnik selbst in<br />

rauesten Umgebungen, nicht nur in Werkhallen,<br />

sondern vor allem im Outdoor-Bereich.<br />

Typische Anwendungsfelder sind Abwasser-<br />

Trinkwasseranlagen und Photovoltaik sowie<br />

aggressive Umgebungen wie maritime<br />

Anwendungen und allgemeine Outdoor-Einsätze.<br />

Mit den neuen Kunststoff-Schaltschränken<br />

AX löst der Herborner Anbieter die<br />

bisherige KS-Serie ab. (dk)<br />

Bild: Lapp<br />

Seit Kurzem bietet Lapp, laut eigenen Angaben<br />

als erster Hersteller weltweit, auch<br />

Kabelverschraubungen in einer bleifreien<br />

Messingvariante an. Damit greift der Stuttgarter<br />

Anbieter einer Verordnung vor, nach<br />

der Blei schon bald verboten werden könnte.<br />

Denn bislang wird in Kabelverschraubungen<br />

auch Messing verarbeitet. Für diese Kupfer -<br />

legierung ist ein Bleianteil von bis zu 4 %<br />

erlaubt. Diese Ausnahmeregelung läuft nach<br />

derzeitigem Stand am 21. Juli 2021 aus.<br />

Endet die Ausnahme wie geplant, darf auch<br />

Messing kein Blei mehr enthalten, das legt<br />

die europäische RoHS-Richtlinie fest. Lapp<br />

bietet deshalb die gängigsten Kabelverschraubungen<br />

jetzt auch in einer bleifreien<br />

Variante an. Zu den ersten Produkten gehören<br />

die Modelle Skintop MS-M und MS-SC-M<br />

sowie die Gegenmutter Skindicht SM-M. (dk)<br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 49


BETRIEB<br />

Die 25 größten Unternehmen<br />

im Facility-<br />

Service-Management<br />

finden sich auf der<br />

Lünendonk-Liste.<br />

Bild: Philip Steury/stock.adobe.com<br />

Marktübersicht<br />

Die größten Facility-Service-Unternehmen<br />

in Deutschland<br />

Jedes Jahr veröffentlichen die Unternehmen Lünendonk & Hossenfelder die Lünendonk-Listen der größten 25 Facility -<br />

-Service-Unternehmen. Diese gelten auch als Marktbarometer für die Branche. Der Markt zeigte dabei im letzten Jahr, vor<br />

der Corona-Krise, ein gesundes Wachstum.<br />

Immer im Frühsommer veröffentlicht das<br />

Marktforschungs- und Beratungsunternehmen<br />

Lünendonk & Hossenfelder die<br />

Lünendonk-Listen, die Bundesligatabellen<br />

für B2B-Service-Märkte. Die Rankings basieren<br />

auf kontrollierten Auskünften der Unternehmen<br />

und klaren Kriterien. Das sind Qualitätsmerkmale,<br />

die sicherstellen, dass nur die<br />

Umsatzentwicklung für die Platzierung der<br />

Unternehmen ausschlaggebend ist.<br />

Die Tabelle ist jedoch nicht nur eine Auflistung<br />

von 25 führenden Unternehmen im<br />

Markt, sortiert nach Inlandsumsatz, sondern<br />

wirkt auch als Marktbarometer. Haben<br />

Anbieter relevante Neuaufträge gewonnen<br />

oder sich strategisch anders aufgestellt? Wie<br />

sehr wirken sich externe Impulse auf den<br />

Markt aus? Diese Fragen sind durch die Langzeitanalyse<br />

– Lünendonk veröffentlicht die<br />

Listen seit dem Jahr 2004 – mit dem Ranking<br />

und weiteren Informationen aus der Lünendonk-Marktbeobachtung<br />

gut zu beantworten.<br />

Derzeit wirkt sich eine Reihe von Entwicklungen<br />

auf den Markt und damit das Feld der 25<br />

führenden Anbieter aus.<br />

Beschaffer als Entwicklungstreiber<br />

Viele sind von den Beschaffern in den Unternehmen<br />

getrieben. Die Digitalisierung der<br />

Immobilien und des Immobilienbetriebs fördert<br />

ebenso das Wachstum wie die steigende<br />

Nachfrage nach dem Beitrag von Facility<br />

Services zur Verbesserung der Umweltbilanz<br />

der Auftraggeber. Gebäudedienstleister sind<br />

mit Wünschen nach mehr regional und in<br />

Bio-Qualität erzeugter Mahlzeiten in der Betriebsgastronomie<br />

ebenso konfrontiert wie<br />

mit dem Aufbau und der Bewirtschaftung<br />

Schwerpunkt<br />

Elektromobilität<br />

Inzwischen bieten mehrere der Top-25-Unternehmen<br />

Services für die Bewirtschaftung von<br />

Ladeinfrastrukturen für Elektromobilität an.<br />

Mehr dazu auf der Lünendonk-Fokus-Seite,<br />

unter anderem mit einer Anbieterübersicht:<br />

www.hier.pro/emobil<br />

Info<br />

von Elektromobilität, dem Vermeiden von<br />

Verpackungsmüll, der Beratung hin zu weniger<br />

Energieverbrauch und vielen weiteren<br />

Aspekten der Umweltbilanz. Seit März 2020<br />

arbeiten viele Einkäufer bei der Erarbeitung<br />

und Umsetzung von Hygienekonzepten mit<br />

ihren Partnern zusammen und beauftragen<br />

mehr Desinfizierungen, häufigere Reinigungen<br />

und Beratungsleistungen.<br />

Eine ganze Reihe von Facility-Service-Unternehmen<br />

erweitert das Angebot technischer<br />

Services für Industriekunden. Die Abgrenzung<br />

zu Instandhaltungsdienstleistungen<br />

für Produktionsmaschinen und den eher<br />

produktionsfernen Facility Services verschwimmt<br />

insbesondere in der Fertigungs -<br />

industrie.<br />

Konsolidierung des Marktes<br />

Zu den externen Einflussfaktoren zählen unter<br />

anderem der gravierende Personalmangel, der<br />

die Lohn- und Preisentwicklung treibt. Ebenso<br />

beeinflusst eine weiterhin steigende Nachfrage<br />

nach Multidienstleistern den Markt. Sie führt<br />

zu Übernahmen und Portfolio-Erweiterungen<br />

und mündet in einer Verdrängung von kleine-<br />

50 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


BETRIEB<br />

Die 25 größten Unternehmen im Facility-Management<br />

Unternehmen<br />

Umsatz in<br />

Deutschland<br />

in Mio.<br />

€ (2019)<br />

Umsatz in<br />

Deutschland<br />

in Mio.<br />

€ (2018)<br />

Gesamtumsatz<br />

in Mio. €<br />

(2019)<br />

Gesamtumsatz<br />

in Mio. €<br />

(2018)<br />

Mitarbeiter<br />

in Deutschland<br />

(2019)<br />

Mitarbeiter<br />

in Deutschland<br />

(2018)<br />

1<br />

Spie Deutschland & Zentraleuropa GmbH *) 1)<br />

1700,0<br />

1550,0<br />

1950,0<br />

1770,0<br />

12.200<br />

11.400<br />

2<br />

Apleona GmbH<br />

1664,9<br />

1569,9<br />

2274,0<br />

2393,0<br />

13.584<br />

13.557<br />

3<br />

Wisag Facility Service Holding GmbH<br />

1167,9<br />

1124,1<br />

1167,9<br />

1124,1<br />

32.187<br />

32.491<br />

4<br />

Strabag Property and Facility Services GmbH 2)<br />

767,0<br />

1003,0<br />

884,0<br />

1155,0<br />

7900<br />

10.298<br />

5<br />

Gegenbauer Holding SE & Co. KG<br />

744,0<br />

704,8<br />

767,7<br />

732,4<br />

17.923<br />

17.378<br />

6<br />

Engie Deutschland GmbH 3)<br />

742,0<br />

596,0<br />

742,0<br />

596,0<br />

4200<br />

2711<br />

7<br />

Compass Group Deutschland GmbH *)<br />

673,2<br />

671,6<br />

705,0<br />

702,7<br />

14.160<br />

14.492<br />

8<br />

ISS Facility Services Holding GmbH<br />

655,1<br />

424,3<br />

655,1<br />

424,3<br />

12.671<br />

10.473<br />

9<br />

Piepenbrock Facility Management GmbH + Co. KG<br />

617,9<br />

589,2<br />

617,9<br />

589,2<br />

26.600<br />

26.600<br />

10<br />

Sodexo Beteiligungs B.V. & Co. KG 4)<br />

570,9<br />

544,7<br />

631,6<br />

616,8<br />

9076<br />

8770<br />

(Fortsetzung auf der nächsten Seite)<br />

ren Anbietern sowie einer Konsolidierung des<br />

Marktes.<br />

Mehr Multidienstleister am Markt<br />

Im Geschäftsjahr 2019 wuchsen alle 60 von<br />

Lünendonk beobachteten Unternehmen mit<br />

5,3 Prozent so stark wie seit 2009 nicht mehr.<br />

Bereits seit ein paar Jahren befindet sich der<br />

Markt in einer Phase der Konsolidierung und<br />

der Entwicklung hin zu breit aufgestellten Multidienstleistern.<br />

In der Lünendonk-Liste ist das<br />

anhand der Übernahmen der Unternehmen<br />

gut ablesbar. Zu den aktivsten Unternehmen<br />

der vergangenen Jahre zählen hier etwa Spie,<br />

die sich vor allem in den Segmenten Elektrotechnik<br />

und ICT verstärken, Dussmann, die ihre<br />

Aktivitäten in technischen Dienstleistungen in<br />

einer eigenen Sparte gebündelt haben (Dussmann<br />

Technical Solutions) und GeigerFM, die<br />

regional und innerhalb der infrastrukturellen<br />

Services ihre Kompetenzen und das Angebot<br />

ausbauen. Andere Unternehmen wachsen hingegen<br />

organisch überdurchschnittlich stark –<br />

hierzu zählen an der Marktspitze vor allem<br />

Apleona, Wisag, Gegenbauer, Engie und Piepenbrock,<br />

aber auch ISS.<br />

Services meistens in Deutschland gebündelt<br />

Noch eine andere Entwicklung wird erst in der<br />

Langzeitanalyse sichtbar: In der ersten Lünendonk-Liste<br />

2004 bestanden die Top 10 noch vollständig<br />

aus Unternehmen, die ihren Hauptsitz in<br />

Deutschland hatten. Das hat sich inzwischen<br />

umgekehrt: Mit Spie, Strabag PFS, Engie, Compass<br />

Group und ISS sind deutsche Landesgesellschaften<br />

von Unternehmen mit Hauptsitz im<br />

Ausland die Mehrheit. Für Auftraggeber bedeutet<br />

das, dass die Voraussetzung für eine länderübergreifende<br />

Zusammenarbeit mit Facility-Service-Unternehmen<br />

inzwischen besser als noch<br />

vor 16 Jahren ist.<br />

Aber: Länderübergreifende Service-Vergaben<br />

sind noch ein Randphänomen. Viele Auftraggeber<br />

vergeben (noch) Einzelgewerke oder bündeln<br />

Services an Standorten in Deutschland bei einem<br />

oder zwei Dienstleistern. Andere wiederum<br />

arbeiten an einer deutschlandweit gebündelten<br />

Vergabe.<br />

Wichtige Zukunftsherausforderungen sind nicht<br />

nur der Betrieb in Pandemiezeiten, sondern auch<br />

die Anpassung der Service-Konzepte an den demografischen<br />

Wandel und das „New Normal“<br />

nach Corona. Viele Marktbeobachter rechnen<br />

durch mehr Homeoffice und mehr Digitalisierung<br />

mit anderen Arbeitsgewohnheiten und<br />

stärker schwankender Auslastung. Das fordert<br />

die Workspaces ebenso heraus wie die Werte -<br />

systeme der „Generation Z“, auf die Arbeitgeber<br />

angesichts des absehbar fortdauernden Nachwuchsmangels<br />

reagieren müssen.<br />

Eines hat sich in der Vergangenheit immer gezeigt:<br />

Facility Services sind wenig konjunkturabhängig<br />

und krisenresistent.<br />

Der Autor<br />

Thomas Ball, Partner, Lünendonk & Hossenfelder<br />

Gefahrstoffe sicher lagern.<br />

Produktinfos und Beratung durch unsere Experten:<br />

safe@saebu.de<br />

www.safe-container.de<br />

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Gefahrstoffregale<br />

Unbenannt-1 1 02.09.20 08:55<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 51


BETRIEB<br />

Die 25 größten Unternehmen im Facility-Management<br />

Unternehmen<br />

Umsatz in<br />

Deutschland<br />

in Mio. €<br />

(2019)<br />

Umsatz in<br />

Deutschland<br />

in Mio. €<br />

(2018)<br />

Gesamtumsatz<br />

in<br />

Mio. €<br />

(2019)<br />

Gesamtumsatz<br />

in<br />

Mio. €<br />

(2018)<br />

Mitarbeiter<br />

in Deutschland<br />

(2019)<br />

Mitarbeiter<br />

in Deutschland<br />

(2018)<br />

11<br />

Dussmann Service Deutschland GmbH *) 5)<br />

569,0<br />

603,0<br />

1026,0<br />

1037,0<br />

20.600<br />

22.300<br />

12<br />

Kötter Unternehmensgruppe<br />

565,0<br />

540,0<br />

565,0<br />

540,0<br />

18.800<br />

18.500<br />

13<br />

Klüh Service Management GmbH 6)<br />

548,0<br />

491,4<br />

851,8<br />

805,8<br />

20.136<br />

19.231<br />

14<br />

CBRE Gruppe<br />

372,0<br />

362,0<br />

372,0<br />

362,0<br />

1885<br />

1675<br />

15<br />

Vinci Energies Deutschland Building Solutions<br />

GmbH 7)<br />

287,1<br />

278,5<br />

316,8<br />

308,6<br />

1362<br />

1377<br />

16<br />

Sauter FM GmbH 8)<br />

256,6<br />

224,0<br />

256,6<br />

224,0<br />

1333<br />

1222<br />

17<br />

Götz-Management-Holding AG *) 9)<br />

248,0<br />

236,3<br />

304,2<br />

294,0<br />

13.800<br />

13.600<br />

18<br />

Geiger FM Dienstleistungsgruppe Holding<br />

GmbH & Co. KG 10)<br />

205,0<br />

178,0<br />

326,0<br />

299,0<br />

7388<br />

7498<br />

19<br />

Stölting Service Group GmbH 11)<br />

194,0<br />

180,0<br />

195,0<br />

180,0<br />

7700<br />

6800<br />

20<br />

Caverion Deutschland GmbH 12)<br />

190,9<br />

175,4<br />

190,9<br />

175,4<br />

1166<br />

1021<br />

21<br />

Dr. Stasse AG<br />

190,0<br />

167,0<br />

250,0<br />

220,0<br />

4800<br />

4300<br />

22<br />

Dorfner Gruppe 13)<br />

181,0<br />

175,7<br />

266,0<br />

258,0<br />

7274<br />

7790<br />

23<br />

Hectas Facility Services Stiftung & Co. KG<br />

155,0<br />

151,0<br />

209,0<br />

211,0<br />

6800<br />

7100<br />

24<br />

ISD Immobilien Service Deutschland<br />

GmbH & Co. KG<br />

130,0<br />

119,0<br />

130,0<br />

119,0<br />

5800<br />

5700<br />

25<br />

Rud. Otto Meyer Technik GmbH & Co. KG 12)<br />

125,1<br />

115,2<br />

125,1<br />

115,2<br />

885<br />

835<br />

*) Umsatz und/oder Mitarbeiterzahlen teilweise geschätzt<br />

1) Inkl. Osmo-Anlagenbau GmbH & Co. KG und Telba Gruppe.<br />

2) Umsatzentwicklung wesentlich beeinflusst durch das Auslaufen eines Großauftrags zum 30.6.2019.<br />

3) Inkl. der im Jahr 2019 übernommenen Otto Building Technologies GmbH.<br />

4) Inlandsumsatz inkl. Servicegesellschaften und Organschaften in 2019; 631,6 Mio. Euro.<br />

5) Exklusive Kulturkaufhaus und Kursana. Gesamtumsatz der Dussmann Gruppe 2019: 2397,0 Mio. Euro.<br />

6) Inlandsumsatz inkl. Servicegesellschaften und Organschaften in 2019: 651,3 Mio. Euro.<br />

7) Vormals Vinci Facilities Deutschland GmbH.<br />

8) inkl. der Service-Umsätze aus der Sauter Gebäudeautomation.<br />

9) Inlandsumsatz inkl. Servicegesellschaften und Organschaften in 2019: 266,5 Mio. Euro.<br />

10) Vormals Lattemann & Geiger Unternehmensgruppe Holding GmbH & Co. KG inkl. mehrer übernommener Gesellschaften sowie Inlandsumsatz inkl. Service-Gesellschaften und<br />

Organschaften in 2019: 326,0 Mio. Euro.<br />

11) inkl. der anteilig einbezogenen Umsatz- und Mitarbeiterzahlen der im Jahr 2019 übernommenen CDS-Dienstleistungsgruppe.<br />

12) Nur Umsätze mit Facility Services in Deutschland.<br />

13) Inlandsumsatz inkl. Servicegesellschaften und Organschaften in 2019: 253,6 Mio. Euro.<br />

Aufnahmekriterien für diese Liste: Mindestens 50 % des Umsatzes werden mit Facility Services erwirtschaftet, mindestens 66 % des Umsatzes resultieren aus externen Aufträgen, mindestens<br />

66 % des Facility-Services-Umsatzes bestehen auf infrastrukturellen und technischem Gebäudemanagement. Alternativ werden mindestens 66 % des Umsatzes im Wettbewerb<br />

erwirtschaftet und der Umsatz mit externen Aufträgen übersteigt 100,0 Mio. Euro. Bereinigt um Umsätze mit Servicegesellschaften und Organschaften.<br />

Die Rangfolge der Übersicht basiert auf kontrollierten Selbstauskünften der Unternehmen und Schätzungen der Lünendonk & Hossenfelder GmbH über in Deutschland bilanzierte/erwirtschaftete<br />

Umsätze.<br />

Copyright: Lünendonk & Hossenfelder GmbH, Mindelheim 2020 – Stand 3.6.2020. (keine Gewähr für Firmenangaben)<br />

52 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


BETRIEB<br />

Telekommunikation<br />

Telefonsysteme zukunftssicher planen<br />

Entscheiden sich Firmen für eine neue Telekommunikationsinfrastruktur, ist<br />

es wichtig, dabei auf einen guten lokalen Service zu achten. Auch ein starker<br />

Partner, der die Leistungen individuell an das Unternehmen anpasst, ist von<br />

Vorteil.<br />

Durch Corona hat der<br />

Trend zum Home<br />

Office stark zugenommen.<br />

Das ändert auch<br />

die Anforderungen an<br />

die Telefonanlage.<br />

Bild: Tierney/stock.adobe.com<br />

Die Corona-Pandemie hat die Kommunika -<br />

tion im Geschäftskontext innerhalb weniger<br />

Wochen auf den Kopf gestellt. Aus persön -<br />

lichen Meetings wurden Telefongespräche,<br />

aus Geschäftsreisen Videokonferenzen. Die<br />

erzwungene Beschleunigung des Trends hin<br />

zu Remote Working hat nicht nur die Kultur<br />

zahlreicher Unternehmen vor Herausforderungen<br />

gestellt, sondern auch die technische<br />

Infrastruktur. Besonders im Bereich Kollaboration<br />

und Kommunikation steht der Ausbau<br />

dieser nun mit besonderer Dringlichkeit auf<br />

der Agenda vieler Einkaufsabteilungen, um<br />

ihr Unternehmen für die Zukunft bestmöglich<br />

und langfristig aufstellen zu können.<br />

Doch worauf sollten Unternehmen bei der<br />

Auswahl ihrer Telekommunikationsinfrastruktur<br />

achten?<br />

Cloud-Telefonie, der nächste Schritt?<br />

Die Corona-Pandemie fordert Unternehmen<br />

ein Höchstmaß an Flexibilität und Skalierbarkeit<br />

ab. In diesem Kontext ist der Wechsel von<br />

einem Hybrid-PBX-System zu einem Cloudbasierten<br />

System der nächste logische<br />

Schritt. Unternehmen, die frühzeitig eine entsprechende<br />

Technologie eingesetzt haben,<br />

konnten früher auf die neuen Anforderungen<br />

reagieren und auch die Anforderungen von<br />

benachbarten Applikationen und Systemen –<br />

wie CRM – sicher End-to-End zur Verfügung<br />

stellen. Hierbei stellt der Kommunikations-<br />

Endpunkt, sei es ein Headset, Smartphone<br />

oder SIP-Telefon keine technische Herausforderung<br />

mehr dar.<br />

Moderne Telefonanlagen – ganz gleich ob<br />

On-Premise oder Cloud-basiert – bieten Unternehmen<br />

eine Reihe von Vorteilen: gerin -<br />

geren Servicekosten, schnelle Einrichtung,<br />

große Flexibilität sowie die Anbindung an die<br />

unternehmensinterne IT. Unverändert bleibt<br />

jedoch die Notwendigkeit passender Endgeräte,<br />

um kommunikationsfähig zu sein. Für<br />

das Home Office haben sich hier vor allem<br />

SIP-basierte Telefone als empfehlenswert herausgestellt.<br />

Sie können an einem beliebigen<br />

Ort, bei Beibehaltung aller Leistungsmerk -<br />

male, mit dem Internet verbunden werden.<br />

Bei der Planung und Umsetzung der Kommunikationsinfrastruktur<br />

sind weitere wichtige<br />

Faktoren zu berücksichtigen. Entscheidend<br />

sind hier zwei Aspekte: Die Qualität und Verfügbarkeit<br />

des Services sowie ein beratender<br />

Vertriebspartner. Trotz innovativen Designs<br />

und höchster Verarbeitungsgüte ist kein<br />

Produkt zu 100 Prozent auf alle erdenklichen<br />

Besonderheiten ausgerichtet. Daher ist es<br />

elementar, im Procurement-Prozess nicht nur<br />

die offenkundigen Gerätefunktionen zu bedenken,<br />

sondern großen Wert auf lokalen<br />

und ständig erreichbaren Service zu legen,<br />

der bei Problemen schnell zur Stelle ist.<br />

Zudem kommt es auf eine reibungslos funktionierende<br />

Kooperationsarbeit mit guten<br />

Partnern in den Märkten an, denn nur so<br />

kann eine bestmögliche Provisionierung<br />

garantiert werden.<br />

Darüber hinaus müssen Unternehmen gewährleisten,<br />

dass das auf die jeweiligen individuellen<br />

Herausforderungen zugeschnittene<br />

Produkt erworben wird. Hier sind technisch<br />

gut geschulte Ansprechpartner auf Händlerseite,<br />

die über ein Value-Added-Reseller (VAR)<br />

Modell sogar noch zusätzliche Services anbieten<br />

können, die optimale Wahl.<br />

Ein Beispiel aus der Welt der produzierenden<br />

Gewerbe: Gerade bei der Installation umfassender,<br />

schnurloser DECT-Telefonsysteme<br />

über mehrere Stockwerke oder Gebäude hinweg<br />

muss eine optimale Abdeckung gewährleistet<br />

werden können. Unternehmen, bei<br />

denen agile Fachkräfte beschäftigt sind,<br />

benötigen an sämtlichen Stellen optimale<br />

Erreichbarkeit. Ermöglicht wird dies über eine<br />

vorab erfolgte professionelle Ausleuchtung<br />

der betreffenden Bereiche, die von qualifizierten<br />

Partnern im Beratungsprozess durchgeführt<br />

werden kann – und dafür sorgt, dass<br />

Telekommunikationsinfrastruktur langfristig<br />

ihren Zweck erfüllt und die Produktivität der<br />

Beschäftigten steigern kann.<br />

Faktoren im TK-<strong>Beschaffung</strong>sprozess<br />

Egal ob Unternehmen also weiterhin eine<br />

On-Premise-Anlage einsetzen oder bereits<br />

auf eine Cloud-basierte Lösung umgeschwenkt<br />

sind, wichtig ist, dass der Digital<br />

Workplace mit den idealen Telekommunikationsgeräten<br />

ausgestattet ist. Hierbei ist es bei<br />

der <strong>Beschaffung</strong> durch das Unternehmen von<br />

Vorteil, wenn der entsprechende Anbieter der<br />

Kommunikationsgeräte die gesamte Klaviatur<br />

von Tischtelefonen, DECT-Mobilteilen und<br />

Smartphones zur Verfügung stellt und dem<br />

Kunden damit ein ganzheitliches Eco-System<br />

an die Seite stellt – das ist der Anspruch von<br />

Gigaset und das „Made in Germany“.<br />

Der Autor<br />

Ralf Lueb, VP Sales Gigaset<br />

www.gigaset.com<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 53


Arbeitskleidung für alle hart<br />

arbeitenden Frauen und Männer .<br />

Bild: Blakläder<br />

Workwear<br />

Lange Lebensdauer ist gut für unseren Planeten<br />

Qualität, Preis und Lebensdauer von Arbeitskleidung lassen sich vergleichen. Aber wie steht es mit<br />

dem erfolgskritischen Faktor Nachhaltigkeit? Dabei sind die Lieferpartner ganzheitlich zu betrachten.<br />

„Kleidung mit langer Lebensdauer ist schonender<br />

für die Umwelt, wirtschaftlicher für<br />

Einkäufer und besser für den Träger“, sagt<br />

Maik Friedrichs. Für den Managing Director<br />

der Blåkläder Deutschland GmbH aus Ratingen<br />

sind umweltbewusster Material- und<br />

Ressourceneinsatz und höchste Qualität,<br />

Funktionalität, Design sowie Nachhaltigkeit<br />

kein Gegensatz, sondern dringendes Gebot.<br />

Ein Beispiel: Hosenmodell 1530, aus reiner<br />

Baumwolle gefertigt, kann 50 Prozent länger<br />

getragen werden als vergleichbare Produkte.<br />

Das spart über 33 Prozent Ressourcen ein. Die<br />

lebenslange Nahtgarantie auf Blåkläder-Produkte<br />

macht weniger Nachkäufe nötig.<br />

Blåkläder<br />

Das Unternehmen<br />

... ist ein 1959 in Schweden gegründetes<br />

Bekleidungs unternehmen mit Hauptsitz in<br />

Svenljunga mit mittlerweile über 5000 Mitarbeitern.<br />

Im schwedischen Zentrallager sind<br />

drei Millionen Bekleidungsteile aus den folgenden<br />

Produktkategorien ständig verfügbar:<br />

Warnschutz, MultiNorm, Schweißer-, Flammund<br />

Kälteschutz, Winter-/ Regenkleidung etc.<br />

www.blaklader.com<br />

Ziel: Kontrollierte Lieferkette<br />

Das Nachhaltigkeitskonzept des Familienunternehmens<br />

fußt auf stringenten Prozessen,<br />

konsequentem Lieferantenmanagement und<br />

Transparenz. Blåkläder fertigt 85 Prozent der<br />

Kleidungsstücke in sechs eigenen Fabriken,<br />

darunter in Sri Lanka (seit 2006) und Myanmar<br />

(seit 2018) und hat vom Produktdesign<br />

über die Fertigungsstätten, Lagerung am<br />

Stammsitz in Schweden bis zum Vertrieb in<br />

rund 20 Ländern alle Wertschöpfungsstufen<br />

in der Hand – ein Vorteil innerhalb der Textilbranche<br />

mit ihren weitverzweigten Lieferketten.<br />

Eine Vielzahl unbekannter Unterlieferanten<br />

macht es Einkäufern in der Textilbranche<br />

extrem schwer, Standards über die erste<br />

Zuliefer ebene hinaus durchzusetzen; über<br />

1000 Beteiligte bis zur dritten Zuliefererebene<br />

seien hier keine Seltenheit.<br />

Blåkläder hingegen führt nur 100 Vorlieferanten<br />

in der dritten Ebene; alle unterliegen konsequentem<br />

Monitoring. Von ihnen wird unter<br />

anderem die Oeko-Tex-Norm für alle Inhaltsstoffe<br />

und Komponenten verlangt. In Bezug<br />

auf Kinderarbeit gilt: null Toleranz.<br />

Blåkläder ist vielfach zertifiziert. Ein Beispiel:<br />

Als Hersteller von Arbeitskleidung mit eigenen<br />

Werken in Asien werden die freiwilligen<br />

Normen der SA 8000 (Soziale Verantwortung)<br />

erfüllt. Als Mitglied der Better Cotton Initiative<br />

unterstützt man Bauern bei nachhaltigerer<br />

Bewirtschaftung und ermöglicht faire<br />

Preise. „Solarzellen liefern bei uns die Hälfte<br />

der Elektrizität. 60 Prozent unserer Pappkartons<br />

werden wiederverwendet und unsere<br />

Transporte sind zu 100 Prozent befüllt“, betont<br />

Maik Friedrichs. Sein Fazit: „Beide Seiten<br />

– Hersteller und Kunden – müssen Verantwortung<br />

übernehmen, und das nicht nur auf<br />

dem Papier. Langzeitnutzung von Arbeitsbekleidung<br />

ist essenziell für eine belastbare<br />

Nachhaltigkeitsstrategie.“<br />

Ökologischer Fußbadruck<br />

Ein Beispiel dafür, dass sich Nachhaltigkeit<br />

lohnt: Nachdem der Baukonzern NCC zum<br />

Ausstatter Blåkläder wechselte, konnte der<br />

Verbrauch an Arbeitskleidung von vorher fünf<br />

Paar pro Mitarbeiter und Jahr auf 1,8 verringert<br />

werden – ein Beleg dafür, dass Qualität<br />

und lange Lebensdauer von Bekleidung den<br />

ökologischen Fußabdruck reduzieren. Anwender<br />

schonen das Klima bei Produktion, Transporten,<br />

Rohstoffen und haben zugleich weniger<br />

Kosten.<br />

www.blaklader.com<br />

54 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


BETRIEB<br />

Sicheres Arbeiten nach der Krise<br />

Zurück im Büro – so gelingt es<br />

In den vergangenen Monaten mussten Unternehmen in Rekordzeit neue Prozesse auf den Weg bringen.<br />

Jetzt, nach über einem halben Jahr, hat das Wirtschaftsleben wieder Fahrt aufgenommen und ein Stückchen<br />

Alltag kehrt ins Geschäftsleben ein. Doch wie kann die „neue Normalität“ für Unternehmen gelingen?<br />

Ein Blick hinter die Kulissen von Kaiser+Kraft.<br />

Bild: amenic181/stock.adobe.com<br />

Noch nie haben so viele Arbeitnehmer wie<br />

jetzt ihre Tätigkeiten von zu Hause aus erledigt:<br />

Laut einer Studie des Digitalverbands<br />

Bitkom tat dies aufgrund von Corona sogar<br />

jeder Zweite. Ähnlich war es bei Kaiser+Kraft,<br />

einem B2B-Versandhändler für Geschäftsausstattung.<br />

Digitalisierung der Arbeitsabläufe<br />

Nahezu von einem Tag auf den anderen wurden<br />

bei Kaiser+Kraft die meisten Tätigkeitsfelder<br />

digitalisiert. Anschließend wurde das<br />

Corona-Protection-Team ins Leben gerufen.<br />

Im wöchentlichen Rhythmus hat man die<br />

Situation gemeinsam mit dem Betriebsarzt<br />

und der Fachkraft für Arbeitssicherheit betrachtet.<br />

Die stufenweise Lockerung der Anti-<br />

Corona-Maßnahmen im Mai war für viele ein<br />

erster Schritt zurück zur Normalität. Bei Kaiser+Kraft<br />

fing man Mitte Mai mit einer Pilotphase<br />

und der Durchführung der Sicherheitsunterweisungen<br />

an, um die Mitarbeiter wieder<br />

allmählich zurück ins Büro zu holen. „Wir<br />

haben bei uns im Unternehmen Ende letzten<br />

Jahres ein neues Büro- und Arbeitskonzept<br />

eingeführt, um das agile Arbeiten zu fördern.<br />

Implementiert wurden genau diese Dinge,<br />

die aufgrund von Corona zum Stolperstein<br />

wurden: offene Flächen, Großraum-Büros<br />

oder die gemeinschaftliche Nutzung von<br />

Arbeitsplätzen“, sagt Rolf Schiffel, Geschäftsführer<br />

Lager/Logistik bei Kaiser+Kraft, der<br />

auch federführend im Corona Protection<br />

Team beteiligt war. Umso herausfordernder<br />

war es, ein neues Konzept zu etablieren, das<br />

mit den <strong>aktuell</strong> empfohlenen Hygiene- und<br />

Schutzrichtlinien konform ist.<br />

Die Pilotphase hat gut funktioniert. In der darauffolgenden<br />

einmonatigen Roll-Out-Phase<br />

konnte eine weitere Gruppe von Mitarbeitern<br />

ins Unternehmen zurückkehren. Davon ausgeschlossen<br />

waren alle Personen aus den Risikogruppen.<br />

Seit Mitte Juni ist Kaiser+Kraft<br />

wieder im Regelbetrieb im Büro unter Einhaltung<br />

der Schutzmaßnahmen. Digitale Kommunikationstools<br />

haben Präsenztermine nahezu<br />

überflüssig gemacht.<br />

Auswirkungen auf das Geschäft<br />

Was sich trotz der Lockerungen und der<br />

„neuen Normalität“ nicht verändert hat: Der<br />

B2B-Versandhändler verzeichnet eine hohe<br />

Nachfrage an Produkten aus den Bereichen<br />

Hygiene, Security und Homeoffice. „Darauf<br />

haben wir in unserem Webshop den Fokus<br />

gelegt. Angebote unseriöser Anbieter, um<br />

unseren Lagerbestand an Hygieneprodukten<br />

aufzufüllen, nahmen und nehmen wir auch<br />

weiterhin nicht an“ erklärt Schiffel.<br />

Die Erfahrungen aus der Corona-Zeit möchte<br />

Kaiser+Kraft nutzen und auf das künftige<br />

Geschäftsleben übertragen. Die Option des<br />

Homeoffice bietet das Stuttgarter Unternehmen<br />

schon seit Jahren an und hat durchweg<br />

positive Erfahrungen damit gemacht.<br />

Worauf andere Betriebe achten müssen<br />

Als Unterstützung für andere Betriebe hat<br />

Kaiser+Kraft ein Informationsangebot zusammengestellt.<br />

In Kooperation mit dem Hygiene-Netzwerk<br />

wurde ein Guide entwickelt,<br />

der die wichtigsten Maßnahmen für das Arbeiten<br />

zusammenfasst. Unternehmen erfahren<br />

darin, wie sie ihren Geschäftsalltag für<br />

die Zukunft ausstatten können. Zusätzlich zu<br />

den Informationen gibt es praktische Checklisten<br />

zum Download.<br />

www.kaiserkraft.de/content/<br />

back-to-business<br />

Vor allem im Geschäftsleben<br />

kommt es darauf an, geltende<br />

Hygiene- und Schutzmaßnahmen<br />

umzusetzen.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 55


Gefährdungsbeurteilung<br />

Infektionsschutz mit BGHM<br />

Unternehmer müssen die derzeitige Infek -<br />

tionsgefährdung auch in ihrer Gefährdungsbeurteilung<br />

berücksichtigen und diese aktualisieren.<br />

Darauf weist die Berufsgenossenschaft<br />

Holz und Metall (BGHM) ihre Mitgliedsunternehmen<br />

hin. Grundsätzlich gilt, dass die von<br />

den staatlichen Stellen festgestellte Infek -<br />

tionsgefährdung durch das Coronavirus<br />

zugleich auch eine Gefährdung für die Sicherheit<br />

und die Gesundheit der Beschäftigten ist.<br />

Diese Gefährdung wird damit Bestandteil der<br />

Gefährdungsbeurteilung des Arbeitgebers,<br />

Bild: CREATIVE WONDER/stock.adobe.com<br />

wie das Bundesministerium für Arbeit und<br />

Soziales (BMAS) mitteilt. Der kürzlich vom<br />

BMAS veröffentlichte Sars-CoV-2-Arbeitsschutzstandard<br />

gibt Arbeitgebern dabei<br />

Sicherheit bei der Auswahl und Umsetzung<br />

geeigneter Maßnahmen.<br />

Die Handlungshilfen der BGHM zum Schutz<br />

vor Coronaviren konkretisieren den Inhalt des<br />

Arbeitsschutzstandards branchenspezifisch.<br />

Verantwortliche finden auf einen Blick den<br />

branchenspezifischen Bezug. Die Handlungshilfen<br />

können auf der Homepage der BGHM<br />

unter www.bghm.de, Webcode 3759 heruntergeladen<br />

werden. (sd)<br />

Arbeitsschuhe<br />

Mehr Energie durch<br />

Sohlentechnologie<br />

Mit der dual.IMPULSE Sohlentechnologie<br />

brachte der Hersteller von Sicherheitsschuhen<br />

ISM bereits im Jahr 2017 ein innovatives<br />

Produkt auf den Markt. Nun wird das erfolgreiche<br />

Konzept durch den AER55 mit einem<br />

Obermaterial aus 3D-SafetyKnit erweitert.<br />

Kern der Sohlentechnologie ist eine zweifach<br />

geschäumte Zwischensohle aus<br />

IMPULSE.FOAM, die auf jeden Schritt mit<br />

einem Energie-Impuls reagiert. Dabei sorgt<br />

die Technologie für Dämpfung, Stabilität und<br />

lang anhaltenden Komfort.<br />

Der AER55 erfüllt nach DIN EN ISO 20345<br />

Sicherheitsanforderungen der Klasse S1P.<br />

Eine Fiberglaskappe schützt vor herabfallenden<br />

Gegenständen mit einer Energie von bis<br />

zu 200 Joule. Der flexible FAP-Durchtrittschutz<br />

aus mehreren Schichten reißfester<br />

Textilfasern schützt den Träger vor einer<br />

Durchdringung der Sohle. Weiterhin ist die<br />

Sohle bis zu 300 °C hitzebeständig (HRO) und<br />

rutschhemmend nach Kategorie SRA. Die<br />

Sicherheitsschuhe sind ESD zertifiziert, das<br />

heißt, sie können dann getragen werden,<br />

wenn elektrostatische Aufladungen verhindert<br />

werden sollen. (sd)<br />

Bild: ISM Heinrich Krämer<br />

SARS-CoV-2 Arbeitsschutzstandard einhalten<br />

Schutzstandard und Maskenwaschservice<br />

Als „Zertifizierter Fachbetrieb für Persönliche<br />

Schutzausrüstungen“ begleitet Piel Unternehmen<br />

bei deren Verpflichtung, für die<br />

Sicherheit ihrer Mitarbeiter zu sorgen. Hilfestellung<br />

geben <strong>aktuell</strong>e Vorgaben im Rahmen<br />

des neuen SARS-CoV-2 Arbeitsschutzstandards.<br />

Als Unterstützung bei der Umsetzung des<br />

Arbeitsschutzstandards stellt Piel gratis<br />

einen Handlungsleitfaden zur Verfügung.<br />

Hier muss der Arbeitgeber entweder technische<br />

Lösungen finden, um den Mindestabstand<br />

zu gewährleisten, oder die Sicherheit<br />

wird mit organisatorischen Maßnahmen<br />

garantiert. Spätestens wenn beides nicht<br />

funktioniert, müssen Mundschutzmasken<br />

zur Verfügung gestellt werden. „Mir sind die<br />

herkömmlichen Einwegmasken, die man<br />

Neuheiten<br />

Neuer Katalog der Hoffmann Group<br />

Auch dieses Jahr bringt die Hoffmann Group<br />

zum ersten August ihren neuen Katalog<br />

2020/2021 auf den Markt. Die aktualisierte und<br />

erweiterte Auflage des Nachschlagewerks für<br />

Qualitätswerkzeuge, Betriebseinrichtungen und<br />

Persönliche Schutzausrüstung bietet über<br />

90.000 Artikel, darunter rund 9000 Neuheiten.<br />

Egal ob Zerspanen, Fräsen, Bohren, Drehen,<br />

Spannen, Messen, Schleifen, Handwerkzeuge,<br />

Betriebseinrichtungen oder Arbeitsschutz – im<br />

Katalog der Hoffmann Group werden Unternehmen<br />

fündig und erhalten alles aus einer Hand.<br />

Der Katalog 2020/2021 der Hoffmann Group<br />

wartet mit 500 Herstellermarken, über 40.000<br />

Produkten der Marke GARANT sowie mit Artikeln<br />

der Marke HOLEX auf. Wie so oft bei der<br />

jetzt oft sieht, ein Dorn im Auge, weil sie alles<br />

andere als nachhaltig sind“, erklärt Mario<br />

Ernst, geschäftsführender Gesellschafter bei<br />

Piel. Die Lösung: Waschbare Baumwollmasken,<br />

die nicht nur verkauft, sondern nach<br />

Gebrauch auch professionell gereinigt werden.<br />

(sd)<br />

Hoffmann Group entfällt bei den Neuheiten der<br />

Löwenanteil (38,9 %) auf den Bereich „Zerspanung<br />

und Spanntechnik“. Zu den Highlights<br />

zählt zum Beispiel der Hochvorschubfräser<br />

GARANT Power Q Double. (sd)<br />

www.hoffmann-group.com<br />

Bild: Hoffmann Group<br />

Bild: Piel<br />

56 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


Konstruktionszeichnungen in 3D begehen<br />

Start-up bietet VR-Technologie<br />

Das Berliner Start-up WeAre ermöglicht Ingenieuren im Maschinenund<br />

Anlagenbau produktives und sicheres Arbeiten und stellt die Weichen<br />

für den virtuellen Arbeitsplatz der Zukunft in vielen Branchen.<br />

Über Dinge zu reden ist immer umständlicher, als sie zu zeigen. Dies<br />

gilt umso mehr für komplexe Teile, Maschinen und Anlagen und ganz<br />

besonders bei internationaler Zusammenarbeit. WeAre hat für diese<br />

Problematik insbesondere für die Konstrukteure im Maschinen- und<br />

Anlagenbau eine Lösung gesucht und diese in der virtuellen Realität<br />

gefunden. Komplexe CAD- und Konstruktionszeichnungen werden<br />

per Drag & Drop in kürzester Zeit zu dreidimensionalen Objekten, welche<br />

frei im Raum gedreht, demontiert, begangen und sogar gemeinsam<br />

bearbeitet werden können. Mittels VR-Brille und Cloud-Anbindung<br />

treffen sich alle Beteiligten in einem eigens für sie generierten<br />

virtuellen Raum. Das VR-Conferencing-Tool von WeAre ist intuitiv<br />

bedienbar und individuell an jeden Kundenwunsch anpassbar.<br />

Die WeAre GmbH wurde 2017 von Maximilian Noelle und Marvin<br />

Tekautschitz gegründet. (sd)<br />

Bild: kite_rin/stock.adobe.com<br />

Infektionsschutz<br />

Wearables helfen, Abstand zu halten<br />

BETRIEB<br />

Linde Material Handling stellt zwei Lösungen zur Einhaltung des<br />

Mindestabstand vor: Die Linde Secure Distance Vest und der Linde<br />

Distance Beeper.<br />

Bei der Sicherheitsdistanzweste ist der Name Programm, denn das<br />

nach Schutznorm EN ISO 20471 zertifizierte Wearable überwacht die<br />

Einhaltung des individuellen Mindestabstands zwischen Mitarbeitern.<br />

Kommen sie einander zu nahe, warnen die Westen durch Blinken,<br />

Warntöne und Vibration. Tritt im Betrieb dennoch ein Infektionsfall<br />

auf, lässt sich durch die Zusatzfunktion „Tracking & Tracing“<br />

nachvollziehen, welche Kollegen in der Nähe der positiv getesteten<br />

Person waren. Entwickelt wurde die Sicherheitsdistanzweste auf Basis<br />

des Assistenzsystems Linde Safety Guard, das vor Kollisionen warnt.<br />

Aus dieser Produktfamilie stammt auch die zweite Lösung. Die Distance<br />

Beeper bieten Unternehmen den gleichen Funktionsumfang<br />

wie die Distanzweste.<br />

Auch nach der Pandemie sind beide Lösungen anwendbar: Westen<br />

und Beeper sind auf die Funktionen des Linde Safety Guard umrüstbar<br />

und können dann vor Kollisionen warnen. Umgekehrt gilt für „Safety<br />

Guard“-Systeme: Sie können auf die neue Distanzwarnung umprogrammiert<br />

werden. (sd)<br />

Warnung vor Müllproblematik durch Einwegmasken<br />

Mehrweg statt Einweg bei Masken bevorzugt<br />

Der Deutsche Textilreinigungs-Verband e.V.<br />

(DTV) weist darauf hin, dass aus falsch verstandenen<br />

Hygiene-Anforderungen die Wegwerf-Mentalität<br />

wieder in Mode kommen<br />

könnte. „Einwegprodukte sind in Zeiten von<br />

Plastikmüllinseln im Meer, Klimakrise und<br />

steigendem Ressourcenverbrauch der falsche<br />

Ansatz“, sagt Andreas Schumacher,<br />

Geschäftsführer des Branchenverbandes.<br />

„Mehrweg und Kreislaufprodukte sind auch<br />

in Corona-Zeiten das Gebot der Stunde. Professionell<br />

gepflegte, hygienisch aufbereitete<br />

und wiederverwendbare Textilien belasten<br />

die Umwelt weit weniger als Einwegprodukte“,<br />

so Schumacher. Wiederverwendbare<br />

Textilprodukte können statt nur einmal bis zu<br />

100 mal eingesetzt werden.<br />

Während der Corona-Pandemie rückt die<br />

Klimakrise in den Hintergrund, der geplante<br />

„Green Deal“ und der Aktionsplan Kreislaufwirtschaft<br />

der EU liegen quasi auf Eis. Doch<br />

gerade jetzt biete sich die Chance, die Wirtschaft<br />

klimafreundlich wiederaufzubauen, so<br />

der DTV. In einem gemeinsamen Positionspapier<br />

mit dem Europäischen Dachverband<br />

für Textil-Leasing, der European Textile Services<br />

Association (ETSA), fordert der DTV den<br />

wirtschaftlichen Neuanfang nach Corona zu<br />

Bild: Strelciuc/stock.adobe.com<br />

nutzen, um das Kreislaufwirtschaftsmodell<br />

des Textilservice zu stärken und zum Standard<br />

bei der <strong>Beschaffung</strong> von Textilien zu<br />

machen. (sd)<br />

Notebook<br />

Robuste Computerlösung für die Produktion<br />

Getac, ein Hersteller robuster Computer -<br />

lösungen, lanciert sein vollrobustes B360<br />

Notebook. Es ist ausgerüstet und entwickelt<br />

für<br />

5G, brilliert<br />

das B360<br />

durch hohe<br />

Rechengeschwindigkeit,<br />

ein<br />

Bild: Getac<br />

brillantes Display sowie absolute Zuverlässigkeit.<br />

Für die Anwender bedeutet dies hohe<br />

Ausfallsicherheit und schnellere, effizientere<br />

Prozesse. Um die Anforderungen der Getac<br />

Kunden zu erfüllen, bietet Getac das Gerät in<br />

zwei Ausführungen an: als B360, ideal für die<br />

Bereiche öffentliche Sicherheit, Produktion<br />

und für Versorger, sowie als B360 Pro, optimiert<br />

für die Spezifik des Verteidigungssektors.<br />

Mit seinem Intel-Core-Prozessor der<br />

10. Generation ist das B360 das schnellste<br />

vollrobuste Notebook am Markt. Ein integriertes<br />

1400 nits Full HD-Display ist ebenfalls<br />

unerreicht. Es ist gemäß IP66 vor Eindringen<br />

von Staub, Hochdruck-Wasserstrahlen<br />

sowie Verschüttungen geschützt und übersteht<br />

Stürze aus bis zu 1,80 m. Die <strong>aktuell</strong>ste<br />

MIL-STD 810H-Zertifizierung ermöglicht es<br />

Anwendern außerdem, auf die Zuverlässigkeit<br />

des B360 zu vertrauen. (sd)<br />

www.getac.com<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 57


BETRIEB<br />

Desinfektionssäule<br />

Hygienestation für Empfang<br />

Das Thema Hygiene hat <strong>aktuell</strong> einen hohen<br />

Stellenwert. Dass es jetzt schleunigst einfache<br />

und praktikable Möglichkeiten für die<br />

Hände- und Flächendesinfektion braucht,<br />

war Krieg schnell klar. Der Spezialist für<br />

Arbeitsplatzeinrichtungen in Büro und<br />

Betrieb entwickelte binnen kürzester Zeit<br />

eine neuartige Hygienestation.<br />

Die Hygienestation CLEANSPOT kann flexibel<br />

eingesetzt werden. Der vielseitige Allrounder<br />

dient dabei nicht nur als Desinfektionsständer,<br />

an dem Desinfektionsmittelspender herstellerunabhängig<br />

positionierbar sind. Die<br />

Hygienestation ist an vier Seiten nutzbar. An<br />

der Säule kann vielfältiges modulares Zubehör<br />

(Memoboard, Reinigungstücher, Mundschutzmasken<br />

und verschiedene Hygieneartikel)<br />

steckbar angebracht werden. Ein<br />

schneller Ortswechsel ist dank Rollen möglich.<br />

Die Krieg Hygienestation CLEANSPOT ist<br />

aus pulverbeschichtetem Drei-Millimeter-<br />

Stahlblech gebaut. Eine solide Bodenplatte<br />

gewährleistet die Kippsicherheit. Die Hygienestation<br />

lässt sich jederzeit in der Höhe für<br />

Kinder und Rollstuhlfahrer einstellen. (sd)<br />

www.krieg-online.de/hygienestation<br />

Bild: Krieg<br />

• Blakläder Deutschland GmbH, Ratingen 29<br />

• Böllhoff GmbH, Bielefeld 7<br />

• curecomp Software Services GmbH,<br />

AT-Linz 59<br />

• Denios AG, Bad Oeynhausen 25<br />

• Easyfairs GmbH, Bielefeld 27<br />

• ElringKlinger Kunststofftechnik GmbH,<br />

Bietigheim-Bissingen 61<br />

• Ferdinand Gross GmbH & Co KG,<br />

Leinfelden-Echterdingen 59<br />

• Gütegemeinschaft Paletten e.V., Münster 41<br />

• HaRo Anlagen- und Fördertechnik GmbH,<br />

Rüthen 11<br />

• Kunststofftechnik Jantsch GmbH,<br />

Nürnberg 61<br />

• Schrauben Jäger AG, Karlsruhe 60<br />

H.P. Kaysser GmbH & Co. KG, Leutenbach 49<br />

• Keller & Kalmbach GmbH,<br />

Unterschleißheim 60,68<br />

• KULLEN-KOTI GmbH, Reutlingen 59,67<br />

Lederer GmbH, Ennepetal 3,6<br />

• Lehmanns Media GmbH, Köln 61<br />

• Maxon Motor GmbH, Sexau 61<br />

• Neff Gewindetriebe GmbH,<br />

Weil im Schönbuch 35<br />

Inserentenverzeichnis<br />

• Otto Roth GmbH & Co. KG, Stuttgart 37<br />

• pfenning logistics GmbH, Heddesheim 9<br />

• RCT Reichelt Chemietechnik<br />

GmbH + Co., Heidelberg 49,61<br />

• Ernst Reiner GmbH & Co. KG,<br />

Furtwangen 17<br />

• F. Reyher Nchfg. GmbH & Co., Hamburg 60<br />

SÄBU Morsbach GmbH, Morsbach 51<br />

• Schallenkammer Magnetsysteme GmbH,<br />

Kürnach 23<br />

Schweizer GmbH & Co.KG, Reutlingen 61<br />

simple system GmbH & Co. KG, München 60<br />

• SoftconCIS GmbH, Oberhaching 60<br />

Tünkers Maschinenbau GmbH, Ratingen 2<br />

• Turkish Machinery in Deutschland,<br />

Braunschweig, Headquater Turkish<br />

Machinery, TR Ankara 13<br />

• veenion GmbH, Kaiserslautern 60<br />

• WUCATO Marketplace GmbH, Stuttgart 60<br />

• Würth Industrie Service<br />

GmbH & Co. KG, Bad Mergentheim 47,6<br />

• WÜRTH MODYF GmbH & Co. KG,<br />

Künzelsau-Gaisbach 5<br />

Automatisierte <strong>Beschaffung</strong><br />

Zarges betreibt B2B-Kundenportal<br />

Bild: Zarges<br />

Mithilfe von online verfügbaren Informationen<br />

können Abläufe zeitsparend und ortsunabhängig<br />

umgesetzt werden. Schnell, individuell<br />

und automatisch – diese Vorteile hat<br />

sich Zarges, der Experte für Steigtechnik und<br />

Transportkisten, bei der Entwicklung des<br />

neuen B2B-Kundenportals „myZARGES“ auf<br />

die Fahne geschrieben.<br />

Das Portal vereint praktische Self-Service-<br />

Funktionalitäten an einer Stelle. Ein übersichtliches<br />

Dashboard bietet dem Nutzer<br />

zunächst einen Überblick und schnellen<br />

Zugriff auf alle Funktionen. Von hier aus kann<br />

der Kunde beispielsweise auf täglich aktualisierte<br />

Produkt- und Marketing-Informationen<br />

in Form von <strong>aktuell</strong>en Datenblättern, BMEcat-Katalogen<br />

oder Bildarchiven zugreifen.<br />

Darüber hinaus legt Zarges den Fokus bei<br />

dem Portal insbesondere auf die Vereinfachung<br />

des operativen Tagesgeschäfts seiner<br />

Kunden. So sind nicht nur sekundenschnelle<br />

Preis- und Verfügbarkeitsanfragen<br />

möglich, sondern auch Bestellungen des Sortiments<br />

zu individuellen Konditionen. (sd)<br />

58 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> präsentiert<br />

Ihnen Partner des Einkaufs.<br />

Finden Sie leistungsstarke Lieferanten und Dienstleister für Ihre <strong>Beschaffung</strong>s bedarfe<br />

und kompetente Lösungspartner.<br />

SCM Weiterbildung Druck<br />

Beratung Betriebsbedarf<br />

Entwicklung + Fertigung<br />

Medienbeschaffung<br />

C-Teile-Management<br />

Logistik<br />

Fuhrpark<br />

Energie<br />

Recruiting<br />

Business Travel<br />

Weitere Fakten zu Unternehmen, Details zu Angebots- und Leistungsspektrum finden<br />

Sie im Firmenverzeichnis auf beschaffung-<strong>aktuell</strong>.de.<br />

Unter folgendem Link gelangen Sie zur Übersicht aller Online-Firmenprofile.<br />

SRM<br />

Komponenten + Systeme<br />

Bookmark!<br />

www.beschaffung-<strong>aktuell</strong>.de/firmenverzeichnis<br />

ALL-IN-ONE-EINKAUFSLÖSUNG<br />

BÜRSTEN<br />

C-TEILE-MANAGEMENT<br />

curecomp Software Services GmbH<br />

www.curecomp.com<br />

Mit der eProcurement- und Supplier Relationship<br />

Management Lösung von curecomp werden Ihre<br />

<strong>Beschaffung</strong>sprozesse einfacher, transparenter,<br />

schneller und damit kostengünstiger abgewickelt.<br />

Dies führt in Summe zu einer signifikanten Arbeitsentlastung<br />

Ihrer Mitarbeiter und Verhinderung von<br />

Fehlern durch manuelle Datenerfassungen. Unsere<br />

Expertise und unser Fokus liegen dabei beim direkten<br />

Produktionsmaterial und bei produzierenden<br />

Unternehmen. Bei curecomp dreht sich alles um<br />

den Erfolg unserer Kunden und deren Lieferanten.<br />

Jedes Unternehmen und jede Branche steht vor spezifischen<br />

Herausforderungen.<br />

Wir helfen Ihnen effizienter zu werden!<br />

KULLEN-KOTI GmbH<br />

www.kullen.de<br />

Technische Bürsten, die perfekt passen – Kullen-Koti<br />

ist der innovative Lösungspartner weltweit. Seit über<br />

100 Jahren.<br />

Für kundenspezifische industrielle Anwendungen in<br />

jeder Branche bietet Kullen-Koti genau die richtige<br />

Bürste – bis hin zu individuellen Sonderlösungen.<br />

Kullen-Koti macht die Auswahl und Realisierung der<br />

besseren Lösung einfacher, schneller und sicherer –<br />

durch Expertenkompetenz und eines der größten Produktprogramme<br />

der Welt.<br />

Bürstentechnologie von Kullen-Koti – für mehr Produktivität,<br />

Sicherheit und Wirtschaftlichkeit in vielen<br />

Prozessen und für hocheffiziente Anwendungslösungen<br />

der Zukunft.<br />

Ferdinand Gross GmbH & Co. KG<br />

www.schrauben-gross.de<br />

Ferdinand Gross ist Spezialist für Verbindungstechnik<br />

und C-Teile-Management und bietet Kunden und<br />

Partnern aus der Industrie maßgeschneiderte Dienstleistungen.<br />

Unser Sortiment reicht von Verbindungselementen<br />

über Werkzeuge bis zu Sonder anfertigungen.<br />

Wir sorgen für schnellste Verfügbarkeit von über<br />

107 000 Artikeln. Im Bereich C-Teile-Management<br />

bietet Ferdinand Gross kunden spezifische Lösungen<br />

zur Senkung Ihrer <strong>Beschaffung</strong>s kosten um bis zu 70 %.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 59


PARTNER DES EINKAUFS<br />

C-TEILE-MANAGEMENT<br />

C-TEILE-MANAGEMENT<br />

C-TEILE-MANAGEMENT<br />

Keller & Kalmbach GmbH<br />

www.keller-kalmbach.de<br />

Ist Ihr C-Teile-Management fit für die Zukunft?<br />

Wir überzeugen Sie mit großem technischen<br />

Know-how bei Verbindungselementen und<br />

bieten Ihnen eine Produktpalette rund um<br />

C-Teile, die kaum Wünsche offen lässt.<br />

Wir stehen für höchste Versorgungssicherheit<br />

und entwickeln kundenindividuelle und maßgeschneiderte<br />

Logistikkonzepte für Produktion<br />

und MRO. Sorgen Sie mit dem passenden C-Teile-<br />

Konzept für effiziente <strong>Beschaffung</strong>sprozesse und<br />

Abläufe in Ihrem Unternehmen. Diskutieren Sie<br />

mit unseren Experten, wie Sie Ihre Wertschöpfung<br />

steigern können.<br />

Lederer GmbH<br />

www.c-teile-management.info<br />

Wenn es um C-Teile-Management geht, Kanban, Konsignation<br />

& Co., ist Lederer Ihr Partner: Norm- und Standardteile,<br />

Sonder- und Zeichnungsteile, Verbindungselemente<br />

u.v.m. auf Basis aller logistischen Lösungen<br />

und Systeme (eBusiness, RFID, Ein- und Mehr-Behälter-<br />

Kanban etc.). Lederer übernimmt für Sie die Lieferantensuche,<br />

Bestellung und <strong>Beschaffung</strong>, Bevorratung<br />

und Bereitstellung, Lagerbewirtschaftung und Qualitäts<br />

sicherung, Systempflege und Prozessverbesserung.<br />

– Verbindungselemente<br />

– Norm- und Standardartikel<br />

– Sonder- und Zeichnungsteile<br />

– C-Teile-Management<br />

F. REYHER Nchfg. GmbH & Co. KG<br />

www.reyher.de<br />

E-Business-Lösungen, Kanban-Versorgungssysteme,<br />

Bausätze, Konfektionierungen, Sonderteile – wenn<br />

es um Verbindungselemente und Befestigungs technik<br />

geht, ist REYHER Ihr kompetenter Partner. Hohes<br />

Qualitätsbewusstsein und ausgeprägte tech nische<br />

Kompetenz haben eine lange Unternehmens tradition.<br />

Über 130 000 verschiedene Artikel stehen bei einer<br />

Lieferbereitschaft von 99 % branchenübergreifend<br />

bereit. Kunden aus Industrie und Handel werden<br />

weltweit aus einem der modernsten und größten<br />

Schrauben-Logistikzentren schnell und zuverlässig<br />

beliefert.<br />

C-TEILE-MANAGEMENT<br />

C-TEILE-MANAGEMENT<br />

C-TEILE-MANAGEMENT<br />

Schrauben-Jäger AG<br />

www.schrauben-jaeger.de<br />

Als Spezialist für Verbindungselemente und Befestigungstechnik<br />

verstehen wir unter unserem Motto „Service<br />

rund um die Schraube“ nicht nur kompetente Beratung,<br />

schnelle Verfügbarkeit und Lieferung, sondern auch<br />

ständige Prozessoptimierung in Zusammenarbeit mit<br />

unseren Kunden. Selbstverständlich bieten wir ergänzend<br />

zu unseren Produkten auch attraktive Lösungen in<br />

den Bereichen C-Teile-Management und KANBAN.<br />

Unser Leistungsportfolio wird ergänzt durch das Produktund<br />

Dienstleistungsangebot unseres Schwesterunternehmens<br />

Werkzeug-Jäger GmbH. So können wir<br />

Kunden in den Bereichen Schrauben und Werkzeug ein<br />

branchenübergreifend einzigartiges Portfolio an Produkten<br />

und Dienstleistungen anbieten.<br />

simple system GmbH & Co. KG<br />

www.simplesystem.com<br />

Die <strong>Beschaffung</strong>splattform für C-Artikel<br />

simple system wurde im Jahr 2000 gegründet<br />

und ist heute eine der führenden, neutralen<br />

<strong>Beschaffung</strong>splattformen. Ziel der Plattform ist<br />

es, Unternehmen eine effektive und transparente<br />

indirekte <strong>Beschaffung</strong> zu ermöglichen. Mit mehr<br />

als 720 Lieferanten, 3.000 Bestellungen pro Tag<br />

und über 70 Mio. Artikel ist die Plattform in vielen<br />

Einkaufsabteilungen nicht mehr wegzudenken.<br />

Mit simple system Click & Order Katalogen<br />

decken Sie 60-80% Ihres indirekten Bedarfs.<br />

Alle simple system Click & Order Kataloge können<br />

ganz unkompliziert mit einen Klick aktiviert<br />

werden.<br />

WUCATO Marketplace GmbH<br />

www.wucato.de<br />

Die digitale B2B-<strong>Beschaffung</strong>splattform<br />

Wucato ist eine zentrale <strong>Beschaffung</strong>splattform zur Optimierung<br />

Ihrer Einkaufsprozesse – unabhängig von Branche und<br />

Unternehmensgröße.<br />

Unsere Plattform bündelt eine Vielzahl von Lieferanten an<br />

einem zentralen Ort. Den Kern des Angebots bildet ein<br />

umfangreiches und stetig wachsendes Sortiment von mehreren<br />

Millionen Produkten – von A wie Arbeitskleidung bis Z wie<br />

Zylinder.<br />

Spezielle B2B-Shop-Funktionen wie individuelle Einkaufskonditionen,<br />

Genehmigungsworkflows, Kostenstellen, uvm.<br />

ermöglichen Ihnen Ihre <strong>Beschaffung</strong>sprozesse deutlich effizienter<br />

zu gestalten. So bleibt mehr Zeit für das Wesentliche.<br />

C-TEILE-MANAGEMENT<br />

EINKAUFSCONTROLLING<br />

EINKAUFSSOFTWARE<br />

Würth Industrie Service GmbH & Co. KG<br />

www.wuerth-industrie.com<br />

Die Würth Industrie Service ist auf modulare<br />

<strong>Beschaffung</strong>s- und Logistikkonzepte für produzierende<br />

Industrie kunden spezialisiert. Aus den unterschiedlichen<br />

Modulen des C-Produkt-Service (CPS®) kann für<br />

jede individuelle Anforderung die passende C-Teile-<br />

Lösung mit einem Maximum an Versorgungssicherheit<br />

zusammengestellt werden. Ein Produktspektrum von<br />

über 1.000.000 Artikeln, patentierte Behälter- und<br />

RFID-Technologie umrahmen die innovativen Systeme.<br />

SoftconCIS GmbH<br />

www.softconcis.de, www.Einkaufscontrolling.de<br />

SoftconCIS ist mit über 400 Kunden weltweit und mehr<br />

als 20 Jahren Erfahrung der führende Anbieter von<br />

Informationssystemen für Einkaufscontrolling und<br />

strategischen Einkauf.<br />

Dabei ist SoftconCIS der einzige Anbieter, der intelligente<br />

Software mit mehr als 450 Kennzahlen und Dashboards,<br />

fertigen Schnittstellen, Fachwissen/Consulting,<br />

Hosting im eigenen zertifizierten, deutschen Rechenzentrum<br />

und Weiterbildung zu folgenden Themen<br />

vereint:<br />

– Einkaufscontrolling & Einkaufsplanung<br />

– Erfolgsmessung & Dashboarding<br />

– SRM, Lieferantenbewertung & RM<br />

– Maßnahmenmanagement u. v. m.<br />

veenion GmbH<br />

www.veenion.de<br />

Die veenion GmbH hat sich auf Lösungen rund um das<br />

elektronische <strong>Beschaffung</strong>s- und Handelswesen spezialisiert.<br />

Durch den individuellen Einsatz der multifunktionalen<br />

Softwarelösungen impact ordering und<br />

open ordering werden sämtliche operative <strong>Beschaffung</strong>s-,<br />

Rechnungs- und Handelsprozesse optimiert<br />

und an Ihre Bedürfnisse und Anforderungen angepasst.<br />

Neben privaten Unternehmen gehören auch<br />

zahlreiche Non-Profit-Organisationen und öffentliche<br />

Auftraggeber zu den Kunden von veenion-Anwendungen.<br />

60 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


PARTNER DES EINKAUFS<br />

ENTWICKLUNG + FERTIGUNG<br />

FEDERN<br />

KERAMIKKOMPONENTEN<br />

Kunststofftechnik Jantsch GmbH<br />

www.jantsch.de<br />

Die Kunststofftechnik Jantsch GmbH in Nürnberg<br />

fertigt spritzgegossene Präzisions-Kunststoffteile aus<br />

sämtlichen Thermoplasten von 0,001g bis 400g.<br />

Wir bieten die komplette Prozesskette an:<br />

– Kunststoffgerechte Teileentwicklung<br />

– Füllsimulation mit Cadmould<br />

– Rapid Prototyping: 3D-Druck, Vakuumgießen<br />

– Klimatisierter Präzisions-Formenbau<br />

– Spritzgießfertigung, auch 2K, Hochtemperatur-<br />

Thermoplaste (z. B. PEEK), Reinraumfertigung<br />

– Automatisiertes Einlegen und Entnehmen<br />

– Zertifiziert nach DIN ISO 9001, 14001, 50001<br />

Wir sind Ihr Entwicklungs- und Fertigungspartner!<br />

Schweizer GmbH & Co. KG<br />

www.schweizer-federn.de<br />

Die Schweizer GmbH & Co. KG aus Reutlingen bietet<br />

bereits seit 1986 technische Federn in allen Variationen.<br />

Am Rande der schwäbischen Alb fertigen ca. 120 Mitarbeiter<br />

hochwertige Drahtfedern und Stanzbiegeteile<br />

aus allen gängigen Federmaterialien in Klein- und Großserien.<br />

Das umfangreiche Produktportfolio der Schweizer<br />

GmbH & Co. KG umfasst:<br />

• Druck-, Zug- und Schenkelfedern<br />

• Draht- und Stanzbiegeteile<br />

• Mikrofedern und Laserschneidteile<br />

maxon motor GmbH<br />

www.ceramic.maxongroup.de<br />

maxon – eine starke globale Marke<br />

Wir entwickeln und bauen präzise und innovative<br />

Antriebssysteme vom Motor, über das Getriebe, bis zum<br />

Encoder. Alle wichtigen Komponenten produzieren wir<br />

selbst, was höchstmögliche Flexibilität garantiert.<br />

maxon verfügt deshalb schon über 20 Jahre Erfahrung<br />

im Pulverspritzguss, arbeitet mit modernster CAD-<br />

Technik und der Möglichkeit der Finite Elemente<br />

Berechnung. Dank CIM (Ceramic Injection Moulding)<br />

sind wir in der Lage äußerst komplexe, kundenspezifische<br />

Keramikbauteile herzustellen – mit einzigartiger<br />

Präzision und hoher Qualität.<br />

KOMPONENTEN + SYSTEME<br />

KOMPONENTEN + SYSTEME<br />

MEDIENBESCHAFFUNG<br />

ElringKlinger Kunststofftechnik GmbH<br />

www.elringklinger-kunststoff.de<br />

ElringKlinger Kunststofftechnik ist weltweiter<br />

Technologieführer und Entwicklungspartner für<br />

• Dichtungen • Konstruktionselemente<br />

• Module • Baugruppen<br />

aus innovativen Hochleistungs-Kunststoffen.<br />

Maßgeschneiderte Lösungen für nahezu alle Branchen<br />

wie Automotive, Chemie- u. Prozesstechnik, Energie,<br />

Food & Pharma, Maschinenbau, Medical & Life Science,<br />

Luft- und Raumfahrt, Oil & Gas und Optik werden an<br />

5 Standorten entwickelt und gefertigt.<br />

Ein breites Standard-Produktportfolio an Dichtungen<br />

und Konstruktionselementen ist bequem über<br />

shop.elringklinger-kunststoff.de erhältlich.<br />

RCT® Reichelt Chemietechnik GmbH + Co.<br />

www.rct-online.de<br />

Reichelt Chemietechnik steht für das Prinzip<br />

„Angebot und Vertrieb der kleinen Quantität“ gepaart<br />

mit einer viele Bereiche umfassenden Produktvielfalt<br />

und einem hohen technischen Beratungsservice.<br />

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www.beschaffung-<strong>aktuell</strong>.de/firmenverzeichnis<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 61


BME AKTUELL<br />

Digitalkonferenz<br />

3. Disrupting Procurement:<br />

Digitaler Faktencheck<br />

„Digitale Transformation – Vision<br />

vs. Realität“ stand als Thema<br />

über der 3. Auflage der Disrupting<br />

Procurement des BME. Die<br />

beliebte Veranstaltung fand in<br />

diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie<br />

im virtuellen Raum<br />

statt. Mehr als 200 Teilnehmer<br />

waren über zwei Tage per Stream<br />

live dabei.<br />

Zwei inhaltliche Schwerpunkte<br />

bei Disrupting Procurement<br />

Die Veranstaltung folgte zwei inhaltlichen<br />

Schwerpunkten: Technologie<br />

und Organisation bzw.<br />

Technologie und Mensch. „Denn<br />

eine Technik, die kein Mensch<br />

nutzt, nutzt am Ende bekanntlich<br />

keinem Menschen“, stellte Co-<br />

Moderator Michael Schürmann,<br />

Vice President Indirects bei der<br />

Körber AG, treffend fest. Die Inhalte<br />

der technologischen Themen<br />

fokussierten dabei erfreulicherweise<br />

nicht nur auf Projektionen<br />

und Prognosen, sondern<br />

spielten sich im Hier und Jetzt ab<br />

und boten so den Teilnehmern<br />

die Chance eines möglichst realitätsnahen<br />

digitalen Faktenchecks:<br />

Wie hilft mir KI bei der<br />

Lieferantensuche und was bringt<br />

mir das? Warum ist RPA unbedingt<br />

auch was für Mittelständler<br />

und sollte niemals outgesourct<br />

werden? Warum ist Process<br />

Mining mehr als eine klassische<br />

Wertstromanalyse, das aber<br />

trotzdem nicht ohne Kenntnis<br />

der eigenen Prozesse funktioniert?<br />

Von der Hierarchie zum<br />

Netzwerk<br />

Dabei wurde deutlich, dass der<br />

digitalisierte Einkauf ein (zunehmend)<br />

technischer ist. Wer KI<br />

sourcen möchte, muss sich klarmachen,<br />

dass das kein gewöhnlicher<br />

<strong>Beschaffung</strong>svorgang wird,<br />

sondern ein Datenprojekt. Wer<br />

Machine Learning in der Procurement-Praxis<br />

wertschöpfend einsetzen<br />

möchte, muss zumindest<br />

die Grundzüge von neuronalen<br />

Netzwerken und Deep Learning<br />

verstehen. Und wer das alles nutzenstiftend<br />

einsetzen will, der<br />

muss sich dabei möglicherweise<br />

von der stromlinienförmigen Projektorganisation<br />

verabschieden<br />

(„KI-Projekte sind schwer bis<br />

nicht planbar“). Um Herausforderungen<br />

wie diese drehte sich der<br />

zweite Schwerpunkt der Disrupting<br />

Procurement 2020. Wie organisiere<br />

ich diesen Umbruch?<br />

Oder besser: Wie organisiere ich<br />

den Umbruch für den Umbruch?<br />

Ausgewählte Beispiele aus der<br />

Einkaufspraxis zeigten, wie aus<br />

teils klassisch hierarchisch organisierten<br />

Einkaufsabteilungen<br />

binnen zwei Jahren agile Netzwerkorganisationen<br />

wurden<br />

(„nicht die Organisationsstruktur,<br />

sondern das Führungsverständnis<br />

verändern“) oder wie sich das<br />

Procurement die Arbeitsweise eines<br />

Start-ups aneignete, um Innovationen<br />

voranzutreiben.<br />

Herausforderung Einkauf von<br />

Technologie<br />

Und wer sich mit der Transformation<br />

der eigenen Organisation<br />

bereits auf einem guten Wege<br />

wähnt, der erfuhr bei der Konferenz<br />

gleich noch etwas zur erfolgreichen<br />

Zusammenarbeit mit<br />

Technologieunternehmen. „Ha-<br />

Wie kann KI die menschliche Intelligenz unterstützen? Ein Thema der<br />

Disrupting Procurement 2020.<br />

ben wir als Einkäufer überhaupt<br />

das Zeug dazu, digitale Technologien<br />

einzukaufen?“ lautete die<br />

Gretchenfrage, die Co-Moderator<br />

Jan-Henner Theißen, Einkaufsund<br />

Transformationsexperte,<br />

stellte und gleichsam den Finger<br />

in die Wunde legte. Die Erfahrungen<br />

zeigten, dass dies nämlich<br />

gleich aus mehreren Gesichtspunkten<br />

(heterogene Landschaft<br />

der KI-Unternehmen, iterative Arbeitsweise<br />

in gemeinsamen Projekten,<br />

Leistungsumfang oft unklar)<br />

herausfordernd ist. Drei Fragen<br />

sollten Einkäufer laut den Experten<br />

beim Sourcing von Technologie<br />

ihrem Gegenüber zwingend<br />

stellen: Welche Daten brauche<br />

ich? Welche Ergebnisse kann<br />

ich erwarten? Welche Algorithmen/Prozesse<br />

nutzen Sie? „Und<br />

lehnen Sie die Zusammenarbeit<br />

mit denen ab, die angeblich alles<br />

lösen können.“<br />

Save the Date: 4. Disrupting Procurement,<br />

20.-21.04.21, Berlin.<br />

Logistik und Supply Chain<br />

2. BME/VDV-Gleisanschluss-Konferenz<br />

findet in Leipzig statt<br />

Nach der erfolgreichen Premiere<br />

im Herbst 2018 findet die 2.<br />

BME/VDV-Gleisanschluss-Konferenz<br />

am 6. und 7. Oktober in Leipzig<br />

statt. Bahnexperten werden<br />

zwei Tage lang <strong>aktuell</strong>e Rahmenbedingungen<br />

von Gleisanschlüssen<br />

und multimodalen Logistikknoten<br />

diskutieren. „Gemeinsam<br />

mit 39 weiteren Verbänden aus<br />

Industrie, Handel, Logistik, Entsorgung<br />

und öffentlichen Institutionen<br />

haben der VDV und der<br />

BME im vergangenen Jahr die<br />

Gleisanschluss-Charta veröffentlicht“,<br />

teilten die Veranstalter<br />

mit. Die Referenten und Teilnehmer<br />

der 1. BME/VDV-Gleisanschluss-Konferenz<br />

im Oktober<br />

2018 in Berlin hätten bereits<br />

wichtigen Input für die Gleisanschluss-Charta<br />

geliefert. Diese<br />

positive Erfahrung mit der direkten<br />

Einbindung der Praktiker sollen<br />

nun für die Umsetzung der<br />

Vorschläge aus der Gleisanschluss-Charta<br />

genutzt werden.<br />

Deshalb würden die Erfahrungen<br />

aus der Praxis bei der 2. BME/<br />

VDV-Gleisanschluss-Konferenz<br />

im Mittelpunkt stehen.<br />

Weitere Infos:<br />

carsten.knauer@bme.de<br />

Bild: metamorworks/adobe.stock.com<br />

Impressum: Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e. V. (BME)<br />

Bolongarostraße 82, 65929 Frankfurt, Tel. 069 30838–100, Fax –189, E-Mail: info@bme.de, Internet: www.bme.de<br />

Verantwortlich für den Inhalt: Frank Rösch (Presse/Kommunikation)<br />

62 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


Industrie<br />

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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 63


KARRIERE<br />

Buchrezension<br />

Ein Plädoyer für die Menschlichkeit in der Wirtschaft<br />

Autor Jonathan Aldred stellt fest, dass es nicht weit her ist mit der Menschlichkeit im neoliberalen Wirtschaftsdenken.<br />

In diesem Buch zeichnet er die Geschichte unseres heutigen Wirtschaftsglaubens nicht nur<br />

historisch nach, sondern zeigt auch auf, was uns bei all der Profithörigkeit verloren gegangen ist. Ein Buch<br />

für alle, die das System nicht so hinnehmen wollen, wie es im Moment ist.<br />

Wie steht es um die Menschlichkeit in unserem<br />

Wirtschaftsdenken? Diese Frage will der<br />

Autor Jonathan Aldred in diesem Buch<br />

beantworten. Seine Einstellung ist dabei klar:<br />

In unserem Streben nach Gewinn -<br />

maximierung haben wir unsere grundsätz -<br />

liche Menschlichkeit aus den Augen verloren.<br />

Ethische Grundsätze und altruistische Handlungen<br />

mussten dem Gewinngedanken<br />

weichen.<br />

Das heutige System ist fehlerhaft<br />

Dass das Wirtschaftssystem, wie wir es im<br />

Moment pflegen, nicht allen gefällt, ist sicher<br />

kein Geheimnis. Das zeigt sich ganz deutlich<br />

in einem immer größeren Hang hin zum<br />

Eskapismus: einige Beispiele sind der Trend<br />

zum naturverbundenen Leben wie in der<br />

Tiny-House- und Wohnwagen-Bewegung,<br />

hin zu einer Flucht aus dem Büro in längere<br />

Sabbaticals und zu einer bewussten Entscheidung<br />

gegen die Karriere und für mehr<br />

Work-Life-Balance. Für diese Allüren werden<br />

die Generationen Y und X zwar regelmäßig<br />

durch den Kakao gezogen, doch drücken sie<br />

ein Unwohlsein mit dem System aus, das sich<br />

nicht so einfach weglachen lässt, denn die<br />

Kehrseite der Medaille sind lange Arbeitszeiten,<br />

Depressionen und Burnouts.<br />

Auch die im Moment weltweit zu beobachtende<br />

Bewegung hin zu (rechtem) Populismus<br />

und Extremismus könnte eine ihrer<br />

Ursachen in einem System haben, bei dem<br />

viele einfach auf der Strecke bleiben. Es ist ja<br />

inzwischen bekannt, dass die „Tickle-Down-<br />

Theorie“, also die Idee, dass das Geld der<br />

Reichen irgendwie und irgendwann auch zu<br />

den anderen Schichten durchsickern würde,<br />

nicht der Wahrheit entspricht. Geld zieht nun<br />

mal Geld an, Reiche werden reicher, Arme<br />

ärmer. Konnte sich vor einer Generation der<br />

Schreiner und Familienvater mit einem Einkommen<br />

ein Haus kaufen, können sich heutige<br />

Generationen – je nach Region – nicht einmal<br />

eine heruntergekommene Ein-Zimmer-<br />

Der korrumpierte Mensch. Die<br />

ethischen Folgen des wirschaft -<br />

lichen Denkens.<br />

Jonathan Aldred, Klett-Cotta<br />

Verlag, Stuttgart, 2020.<br />

Hardcover, 433 Seiten. 25,00 €.<br />

ISBN: 978-3608982374<br />

Wohnung leisten. Beide Entwicklungen haben<br />

ihren Ursprung in dem Wirtschaftssystem,<br />

in dem wir alle „gefangen“ sind. Weil<br />

Einzelnen die Perspektive fehlt, wie sie das<br />

System an sich ändern können, treten sie lieber<br />

die Flucht an. Egal wohin, Hauptsache:<br />

nicht hier.<br />

Ursachenforschung Wirtschaftstheorie<br />

Jonathan Aldred geht in diesem Werk auf Ursachenforschung.<br />

Warum sieht unser Wirtschaftssystem<br />

heute so aus, wie es ist?<br />

Schließlich, so ist es seine These, ist dieses<br />

System weder gottgegeben noch unveränderlich.<br />

Deshalb wirft er einen Blick in die Historie<br />

der modernen Wirtschaftstheorien seit<br />

dem Ende des zweiten Weltkriegs. Er ist dabei<br />

zwar kritisch, belegt seine Gedankengänge<br />

aber gut und nachvollziehbar. Dabei schreckt<br />

er auch vor der Kritik an Platzhirschen der<br />

modernen Sozialtheorie, wie der von Nash<br />

und von Neumann begründeten Spieltheorie<br />

nicht zurück. Hier kritisiert er ganz klar, dass<br />

die vermutete „rationale“ Verhaltenweise,<br />

auf die sich so viele (alle?) Wirtschaftstheorien<br />

stützen, in der Praxis oft nicht nachgewiesen<br />

werden kann und dass Menschen sich<br />

oft irrational, emotional und kooperativ verhalten.<br />

Und hier begehen viele Wissenschaftler<br />

bis heute einen Kardinalfehler: Anstatt ihre<br />

Theorien so anzupassen, dass sie die Wirklichkeit<br />

widerspiegeln, verändern sie die Wirklichkeitsbeobachtungen<br />

so lange, bis diese<br />

ihren Theorien entsprechen. So funktioniert<br />

Wissenschaft leider nicht.<br />

In ähnlicher Weise beobachtet und diskutiert<br />

Aldred verschiedene einflussreiche, aber<br />

nicht immer bekannte Theorien des 20. und<br />

21. Jahrhunderts. Dazu gehören unter anderem<br />

das Coase-Theorem, Kenneth Arrows demokratieverneinende<br />

Arbeit bei der RAND-<br />

Cooperation oder das Phänomen des „Trittbrettfahrens“.<br />

Sie alle haben unser Wirtschaftsdenken<br />

geprägt – und nicht immer<br />

zum guten. Ein schlaues, nachdenkliches und<br />

interessantes Buch, für alle, die mutig genug<br />

sind, den Elfenbeinturm zu verlassen.<br />

Jonathan Aldred ist Director of Studies in<br />

Ökonomie am Emmanuel College und lehrt<br />

außerdem als Newton Trust Lecturer am Department<br />

of Land Economy der University of<br />

Cambridge. Sein erstes Buch, „The Skeptical<br />

Economist“, erschien 2012.<br />

Die Autorin<br />

Sanja Döttling,<br />

Redakteurin<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong><br />

64 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


KARRIERE<br />

Der Preis des Profits. Wir müssen den Kapitalismus vor<br />

sich selbst retten.<br />

Joseph Stiglitz, Siedler (Random House), München, 2020.<br />

Hardcover, 368 Seiten. 25,00 €. ISBN: 978-3827501363<br />

Revolte. Der weltweite Aufstand gegen die<br />

Globalisierung.<br />

Nadav Eyal, Ullstein Verlag, Berlin, 2020.<br />

Hardcover, 496 Seiten, 29,99 €. ISBN: 978-3550200717<br />

Wir Untoten des Kapitals. Über politische Monster und<br />

einen grünen Sozialismus.<br />

Raul Zelik, Suhrkamp Verlag, Berlin, 2020.<br />

Softcover, 328 Seiten. 18,00 €. ISBN: 978-3518127469<br />

Seit dem Crash von 2008 ist es nicht gelungen,<br />

den Kapitalismus wirksam zu reformieren.<br />

Ganz im Gegenteil, er droht vollends aus<br />

dem Ruder zu laufen: Die Finanzindustrie<br />

schreibt sich ihre eigenen Regeln; die großen<br />

Tech-Firmen beuten unsere persönlichen<br />

Daten aus; die Machtballung in der Industrie<br />

nimmt zu und der Staat hat seine Kontrollfunktion<br />

praktisch aufgegeben. Nobelpreisträger<br />

Joseph Stiglitz zeigt, wie es dazu kommen<br />

konnte und warum es, was nicht zuletzt<br />

das Beispiel Donald Trump zeigt, dringend<br />

nötig ist, den Kapitalismus vor sich selbst zu<br />

schützen.<br />

Joseph Stiglitz, geboren 1943, war Professor<br />

für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford<br />

und Stanford, bevor er 1993 zu einem Wirtschaftsberater<br />

der Clinton-Regierung wurde.<br />

Anschließend ging er als Chefvolkswirt zur<br />

Weltbank und wurde 2001 mit dem Nobelpreis<br />

für Wirtschaft ausgezeichnet. Heute<br />

lehrt Stiglitz an der Columbia University in<br />

New York und ist ein weltweit geschätzter<br />

Experte zu Fragen von Ökonomie, Politik und<br />

Gesellschaft. Bei Siedler erschienen unter<br />

anderem seine Bestseller „Die Schatten der<br />

Globalisierung“, „Die Chancen der Globalisierung“,<br />

„Im freien Fall“, „Der Preis der<br />

Ungleichheit“ und zuletzt „Reich und Arm“.<br />

(Quelle: www.randomhouse.de)<br />

Unsere Weltordnung zerfällt – und der<br />

renommierte israelische Journalist Nadav<br />

Eyal hat einen Namen dafür: Revolte. Nationalismus,<br />

Migration, Klimawandel und politische<br />

Verwerfungen – in einer scharfsinnigen<br />

Analyse erzählt Eyal die Geschichte des<br />

21. Jahrhunderts. Seit Jahren reist er auf den<br />

Spuren dieser Entwicklung durch alle Kontinente.<br />

Sein Bestseller ist eine große Erzählung<br />

über eine bedrohliche neue Welt im<br />

Werden.<br />

Nadav Eyal reist ins kollabierte Griechenland,<br />

spricht mit deutschen Neonazis und Dürre-<br />

Opfern in Sri Lanka. Er problematisiert die<br />

sinkenden Geburtenraten bei wachsendem<br />

Wohlstand und erklärt am Beispiel seines<br />

Großvaters und zweier syrischer Jugendlicher<br />

den Wandel der Migration. Rund um den Erdball<br />

wüten dezentrale, führerlose Aufstände<br />

gegen die Idee des Fortschritts – ein breites<br />

und kompromissloses Aufbegehren gegen<br />

die Globalisierung. Eyals dramatische<br />

Gesamtschau macht klar: Wir werden kämpfen<br />

müssen, um unsere freiheitlichen Werte<br />

zu bewahren.<br />

Nadav Eyal, geboren 1979, ist einer der<br />

bekanntesten Journalisten Israels. Er ist der<br />

internationale Chef-Korrespondent von<br />

Channel 13 und hat den Sokolov Award<br />

(israelischer Pulitzer-Preis) erhalten. Er hat als<br />

Chevening-Stipendiat an der London School<br />

auf Economics Politik studiert sowie Jura an<br />

der Hebrew University. Er war außerdem<br />

Fellow beim Aspen China-Israel-Fellowship<br />

und ein Mitglied des Saban Forum der Brookings<br />

Institution in Washington.<br />

(Quelle: www.ullstein-buchverlage.de)<br />

Das Untote scheint sich unserer Gesellschaft<br />

zu bemächtigen – „seelenlose Städte“, ein<br />

Wirtschaftsmodell, das gutes Leben mehr<br />

zerstört als ermöglicht, die Rückkehr der<br />

faschistischen Monster. Raul Zelik fragt, wie<br />

diese Entwicklungen zusammenhängen und<br />

wie sie sich stoppen lassen. Bei dieser Suche<br />

wendet er sich einer weiteren Untoten zu, die<br />

einfach nicht sterben will: der sozialistischen<br />

Idee.<br />

Ohne eine Stärkung des Gemeineigentums,<br />

so Zelik, werden weder der ökologische<br />

Kollaps noch der drohende Sturz in den Autoritarismus<br />

zu verhindern sein. Die vielfältige<br />

Krise bedarf eines großen emanzipatorischen<br />

Gegenentwurfs. Zelik skizziert, wie sich die<br />

Linke neu erfinden kann, worin ein sozialistisches<br />

Projekt bestehen muss und woher die<br />

gesellschaftliche Macht kommen soll, um<br />

eine derartige Transformation umzusetzen.<br />

Raul Zelik, 1968 in München geboren, ist<br />

Schriftsteller und Politikwissenschaftler und<br />

publiziert seit vielen Jahren zu den sozialen<br />

Konflikten in Lateinamerika. Bis 2013 lehrte<br />

er als Associate Professor an der National -<br />

universität Kolumbiens in Medellín. Seit 2016<br />

ist er Mitglied im Bundesvorstand der Partei<br />

„Die Linke“.<br />

(Quelle: www.suhrkamp.de)<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 65


VORSCHAU NOVEMBER<br />

Fertigung<br />

Dem Maschinenbauer Schuster<br />

ist mit seiner neuen Vertikaldrehmaschine<br />

ein guter Wurf gelungen.<br />

Bei der Frage nach der<br />

optimalen Bestückung der<br />

Hauptspindel hat der Werkzeuglieferant<br />

Ceratizit ein Tool-Paket<br />

zusammengestellt, um die<br />

anspruchs vollen Bearbeitungsprozesse<br />

zu meistern.<br />

Betriebsausstattung<br />

Persönliche Schutzausrüstung<br />

unterliegt Gesetzen und Regeln,<br />

die eine regelmäßige Überprüfung<br />

fordern. Um dies sicherzustellen,<br />

bieten Nordwest-<br />

Handelspartner wie Piel ihren<br />

Kunden den Safety-Check an.<br />

Bilder v. o.: ilkercelik/stock. -<br />

adobe.com, Ceratizit, Apadua,<br />

industrieblick/stock.adobe.com<br />

Schadensbegrenzung<br />

Seit der Finanzkrise 2008 fordert<br />

der Gesetzgeber Unternehmen<br />

auf, ihren Unternehmenszahlen<br />

neben dem Lagebericht auch<br />

einen aussagefähigen Risiko -<br />

bericht beizufügen. Dies geschieht<br />

häufig nur in Unternehmensinformationen,<br />

die reine<br />

Alibifunktion haben. Mittlerweile<br />

gibt es dafür softwareunterstützte<br />

Risikomanagementsysteme.<br />

Digitale Partnerwahl<br />

„Erstaunlicherweise werden<br />

gerade Dienstleistungen nicht<br />

sehr konsequent und regelmäßig<br />

über Source-to-Contract-Lösungen<br />

ausgeschrieben“, stellt<br />

Markus Sinz vom Start-up<br />

Apadua fest. Um das zu ändern,<br />

bietet er seinen Kunden eine<br />

kollaborative Ausschreibungsplattform,<br />

die keinerlei Vorkenntnisse<br />

im Einkauf erfordert.<br />

DIE NÄCHSTE AUSGABE ERSCHEINT AM 6. NOVEMBER.<br />

ANZEIGENSCHLUSS IST DER 15. OKTOBER 2020.<br />

DAS MAGAZIN FÜR EINKAUF,<br />

MATERIAL WIRTSCHAFT UND LOGISTIK<br />

ISSN 0341–4507<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Verlag:<br />

Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH<br />

Ernst-Mey-Straße 8,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Chefredakteur:<br />

Dipl.-Ing. (FH) Werner Götz (gö), Phone +49 711 7594–451<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Ing. (FH) Sabine Schulz-Rohde (sas),<br />

Phone +49 711 7594–252;<br />

Dipl.-Betriebswirt (FH) Dietmar Kieser (dk),<br />

Phone +49 711 7594–454;<br />

M. Litt. Sanja Döttling (sd), Phone +49 711 7594–342<br />

Korrespondent:<br />

M.A. Nico Schröder (sc), Phone +49 170 6401879<br />

Freie Mitarbeit:<br />

Ass. Jur. Ulrike Dautzenberg, RA Anja Falkenstein,<br />

Dipl. Ing. (FH) Michael Grupp, M.A. Annette Mühlberger,<br />

M.A. Sabine Ursel<br />

Fachliche Beratung: Prof. Dr. Robert Fieten<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />

Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />

Layout: Jennifer Martins, Phone +49 711 7594–262<br />

Gesamtanzeigenleitung:<br />

Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565<br />

Auftragsmanagement:<br />

Annemarie Olender, Phone +49 711 7594–319<br />

Zurzeit gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 63 vom 1.10.2019.<br />

Leserservice: <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>, Phone +49 711 7252–209,<br />

E-Mail: konradinversand@zenit-presse.de<br />

Erscheinungsweise: 10 x jährlich<br />

Bezugspreis jährlich: Inland 151,00 € inkl. MwSt. und Versandkosten<br />

; Ausland 156,00 € inkl. Versandkosten;<br />

Einzelheft Inland: 15,20 € inkl. MwSt. und Versandkosten.<br />

Einzelheft Ausland: 15,70 € inkl. Versandkosten.<br />

Für Schüler, Studenten und Auszubildende gegen Nachweis:<br />

Inland 73,50 € inkl. MwSt. und Versandkosten,<br />

Ausland 78,50 € /119,50 CHF inkl. Versandkosten.<br />

Bestellungen beim Verlag oder beim Buchhandel. Sofern<br />

das Abon nement nicht für einen bestimmten Zeitraum<br />

ausdrücklich bestellt war, läuft das Abonnement bis auf<br />

Widerruf.<br />

Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen<br />

zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt werden.<br />

Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von<br />

jeweils vier Wochen zum Quartalsende. Bei Nichterscheinen<br />

aus technischen Gründen oder höherer Gewalt entsteht<br />

kein Anspruch auf Ersatz.<br />

Die Mitglieder des Bundesverbandes Materialwirtschaft,<br />

Einkauf und Logistik e.V. ( BME ) und des ÖPWZ erhalten die<br />

Zeitschrift „<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>“ im Rahmen einer Kooperation.<br />

Auslandsvertretungen: Großbritannien: Jens Smith<br />

Partner ship, The Court, Long Sutton, Hook, Hamp shire,<br />

RG29 1TA, GB, Phone 01256 862589, Fax 01256 862182,<br />

E-Mail: jsp@trademedia.info;<br />

USA, Kanada: D.A. Fox Advertising Sales, Inc., Detlef Fox,<br />

5 Penn Plaza, 19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212<br />

89 63 881, Fax +1 212 62 93 988,<br />

E-Mail: detleffox@comcast.net<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt<br />

die Meinung der Redaktion wieder. Alle in <strong>Beschaffung</strong><br />

<strong>aktuell</strong> erscheinenden Beiträge sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen, vorbehalten.<br />

Reproduktionen, gleich welcher Art, nur mit schriftlicher<br />

Genehmigung des Verlages.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />

Druck: Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen<br />

Printed in Germany<br />

© 2020 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

66 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10


<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10 67


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68 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 10

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