IM KRAFTWERK: MATERIAL IM DAUERSTRESS IM ... - PVCplus
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Bedacht:<br />
Neues Stadion<br />
in Wolfsburg<br />
Bewertet:<br />
Studie über PVC-<br />
Bodenbeläge<br />
Bewässert:<br />
Rohre für<br />
Australiens Wüste<br />
365 TAGE<br />
MENSCH, WELT UND PVC · JUNI 2003<br />
REGEN<br />
<strong>IM</strong> <strong>KRAFTWERK</strong>: <strong>MATERIAL</strong> <strong>IM</strong> <strong>DAUERSTRESS</strong>
2<br />
Wenn ein Kraftwerk siebzehn Jahre auf dem Buckel hat, machen sich die ersten Ver-<br />
schleisserscheinungen bemerkbar – Zeit für eine Verjüngungskur. Damit es auch in seiner zweiten<br />
Lebenshälfte zuverlässig funktioniert, wurde das Kohlekraftwerk Buschhaus im vergangenen Jahr<br />
komplett stillgelegt und einer intensiven Revision unterzogen. Eine Baustelle von vielen war der<br />
Kühlturm, der mit neuen Kühlelementen aus Polyvinylchlorid ausgestattet wurde. Das Ergebnis:<br />
eine deutliche Leistungssteigerung.<br />
Aus 107 Metern Höhe, vom Dach des Kesselhauses,<br />
hat der Betrachter einen beeindruckenden<br />
Blick auf die Landschaft.<br />
Die weiten Tiefen des Tagebaus, die zwergenkleinen<br />
Schaufelradbagger, die lang gestreckten<br />
Hügel aus Salzbraunkohle, die verstreut liegenden<br />
Dörfer – das Gesicht des Helmstedter<br />
Reviers. Die Braunkohle, die hier gefördert wird,<br />
hat rund 50 Millionen Jahre lang in der Erde<br />
geschlummert, länger als jede andere Kohle in<br />
Deutschland. Vor genau 130 Jahren begann die<br />
damalige Braunschweigische Kohlen-Bergwerke<br />
AG (BKB) damit, den Rohstoff erst im<br />
Tiefbau, dann im Tagebau zu fördern. In spätestens<br />
vierzehn Jahren werden die Vorräte erschöpft<br />
sein, wird die Ära des niedersächsischen<br />
Reviers zu Ende gehen.<br />
Vom Dach des Kesselhauses aus hat der Betrachter<br />
auch den perfekten Überblick über<br />
die einzelnen Anlagen des<br />
Kraftwerks Buschhaus:<br />
Rauchgasentschwefelung,<br />
Kamin, Rauchgaskanäle,<br />
Kühlturm. Direkt nebenan<br />
die Bauten der TRV, der so<br />
genannten Thermischen<br />
Restabfallvorbehandlungsanlage<br />
– auch sie erzeugt<br />
Strom, allerdings aus Abfällen. Das ist die BKB<br />
Aktiengesellschaft heute: ein Unternehmen,<br />
das sich verstärkt auf die Entsorgung konzentriert.<br />
Markus Nitschke, Leiter Unternehmenskommunikation:<br />
„Weil die Kohlevorräte hier in<br />
absehbarer Zeit erschöpft sein werden, hat<br />
die BKB frühzeitig ein Abfallwirtschaftskonzept<br />
entwickelt und sich entsprechend neu aufgestellt.<br />
In der Entsorgung sehen wir die<br />
wirtschaftliche Zukunft des Unternehmens.“<br />
Die neuen PVC-Kühlelemente<br />
tragen entscheidend<br />
dazu bei, dass wir<br />
die elektrische Leistung<br />
um mehr als ein Megawatt<br />
steigern konnten. Walter Knöchel<br />
Ein Blick aus der Vogelperspektive auf das Kraftwerk Buschhaus: Im Herbst vergangenen<br />
Jahres waren die Anlagen für sieben Wochen ausser Betrieb; durch die Revision hat das<br />
Kraftwerk seine elektrische Leistung steigern können.<br />
KUR FÜRS <strong>KRAFTWERK</strong><br />
2017 gibt’s keine Kohle mehr<br />
Noch jedoch lagert im 600 Hektar grossen<br />
Tagebau Schöningen ausreichend Kohle –<br />
etwa zehn Millionen Tonnen. Sie sorgen bis<br />
2008 dafür, dass das Kraftwerk Buschhaus<br />
mit einer Gesamtleistung von 387 Megawatt<br />
produzieren kann. Begonnen hat die BKB ausserdem<br />
mit der Erschliessung eines südöstlich<br />
von Buschhaus gelegenen kleineren Tagebaus.<br />
Schätzungsweise fünf Millionen Tonnen<br />
Kohle, so die Geologen, warten auf die Förderung.<br />
Dann gibt es noch eine Fläche, über die<br />
eine Bahnstrecke führt; hier liegen noch einmal<br />
rund vier Millionen Tonnen. Diese Vorräte<br />
zusammengenommen, hat der Kessel in<br />
Buschhaus bis 2017 Brennstoff. „Damit wir in<br />
dieser Zeit zuverlässig und effizient produzieren<br />
können, war eine Generalüberholung<br />
notwendig“, erklärt Diplomingenieur Walter<br />
Knöchel, der seit 21 Jahren<br />
für die BKB arbeitet.<br />
Im vergangenen Herbst<br />
war es so weit: Sieben<br />
Wochen lang erzeugte das<br />
Kraftwerk keine einzige<br />
Wattstunde Strom. Auf<br />
dem Buschhauser Gelände<br />
tummelten sich rund 800<br />
Arbeiter externer Firmen aus ganz Europa.<br />
„Wir haben die gesamte Technik intensiv auf<br />
Verschleiss hin untersucht“, erläutert Knöchel.<br />
„Kamin, Kessel, Kanäle und Aschewege<br />
wurden gereinigt, Armaturen, Luftklappen,<br />
Pumpen, Ventilatoren und Brenner instand<br />
gesetzt.“ Ein funkelnagelneuer HD-Turbinenläufer<br />
hat die Leistung, mit der das Kraftwerk<br />
fährt, um sieben Megawattstunden erhöht.<br />
Ausserdem wurde die komplette Leittechnik<br />
Durch ihre grosse Oberfläche<br />
leiten die PVC-<br />
Kühlelemente die Wärme<br />
des hindurchfliessenden<br />
Wassers gut ab. Die Wassertemperatur<br />
verringert<br />
sich so um rund 15 Grad.<br />
umgebaut: Jetzt laufen alle Vorgänge in der<br />
Leitwarte in einem Rechnerverbund zusammen<br />
– was die Steuerung der vielfältigen<br />
Prozesse erheblich erleichtert.<br />
Investitionen von 50 Millionen Euro<br />
Das aufwändigste Projekt war der Anschluss<br />
des Kraftwerks an die neue Rauchgas-Entschwefelungsanlage.<br />
Sie schlug mit 33 Millionen<br />
Euro zu Buche, dickster Brocken des<br />
insgesamt 50 Millionen starken Etats. Rund<br />
2,5 Millionen Euro kostete die Komplettsanierung<br />
der Kühlturmeinbauten. Im Inneren<br />
eines Kühlturms wird das warme Wasser aus<br />
dem Turbinenkreislauf um etwa 15 Grad rückgekühlt,<br />
indem es durch spezielle Kühleinbauten<br />
geleitet wird. In Buschhaus bestanden<br />
diese Einbauten aus Asbestzement; sie waren<br />
im Laufe der Zeit brüchig geworden, der<br />
Austausch war also dringend notwendig. Eine<br />
Arbeit, die exakt 35 Tage dauerte und unter<br />
verschärften Sicherheitsbedingungen von-<br />
So sah es im Inneren des Kühlturms aus, nachdem die Asbestzementeinbauten<br />
entfernt worden waren. In das bestehende Gerüst wurden<br />
die neuen PVC-Kühleinbauten exakt eingepasst.<br />
10<br />
statten ging, weil Asbest im Spiel war. Das<br />
Gewerbeaufsichtsamt Braunschweig genehmigte<br />
und überwachte sämtliche Massnahmen.<br />
Ein spezieller Sicherheitskoordinator<br />
sorgte dafür, dass die strengen Vorschriften<br />
eingehalten wurden, solange die Arbeiter die<br />
alten Asbestzementeinbauten abschlugen und<br />
den Sondermüll in speziellen flexiblen Behältern<br />
– so genannten big bags – zur Deponie<br />
transportierten.<br />
Entscheidung für PVC<br />
Anschliessend wurden die neuen PVC-Kühleinbauten<br />
in die bestehende Tragkonstruktion<br />
eingepasst. Walter Knöchel leitete dieses spezielle<br />
Projekt; er hatte sich im Vorfeld der<br />
Sanierung genau auf dem Markt umgeschaut<br />
und verschiedene Kühleinbauten aus PVC<br />
getestet. Die Entscheidung fiel für ein Produkt<br />
der Firma 2H Kunststoff GmbH, „den bei<br />
weitem stabilsten Kühlkörper“. Im Gegensatz<br />
zu den meisten Wettbewerbern formt das<br />
2<br />
9<br />
8<br />
Querschnitt durch einen Naturzugkühlturm, wie er in Buschhaus steht:<br />
Ein solcher Kühlturm nutzt die Kaminwirkung, um die Kühlluft abzuführen.<br />
Dunkelblau markiert sind die Kühleinbauten aus Polyvinylchlorid.<br />
6<br />
7<br />
3<br />
Fotos: BKB AG, GEA Kühlturmbau, heartwork
Unternehmen die Folien, aus denen die Füllkörper<br />
bestehen, direkt aus der Schmelze.<br />
„Indem wir die Folien an genau definierten<br />
Stellen stärker extrudieren, entstehen besonders<br />
strapazierfähige Elemente“, erläutert<br />
Helgo Hagemann, Geschäftsführer des nordrhein-westfälischen<br />
Unternehmens.<br />
Ausgesprochen temperaturbeständig und<br />
spannungsfrei sind die Produkte ausserdem –<br />
was sie für den Einsatz in Kühltürmen<br />
prädestiniert. Elverlingsen, Grafenrheinfeld,<br />
Schwarze Pumpe und Schwandorf sind nur<br />
einige der deutschen Kraftwerke, die 2H gemeinsam<br />
mit führenden Herstellern von Kühltürmen<br />
bereits ausgestattet hat. Hagemann:<br />
„In den vergangenen Jahren haben PVC-<br />
Füllkörper die Asbestzementplatten komplett<br />
verdrängt. Sie sind nicht nur umweltfreundlicher,<br />
sondern haben auch eine deutlich<br />
höhere thermische Leistung.“<br />
Elektrische Leistung gesteigert<br />
6.600 Kubikmeter der würfelförmigen Kühlkörper<br />
– das entspricht dem Fassungsvermögen<br />
von sechs stattlichen Schwimmbädern<br />
– gingen nach Buschhaus. Die Folien für die<br />
Kühlkörper sind mit 0,4 Millimeter extrem dünn<br />
(das Asbestzement war 4,2 Millimeter dick) –<br />
das vergrössert die gesamte Kontaktfläche<br />
der Einbauten deutlich: „Diese neuen PVC-<br />
Elemente tragen entscheidend dazu bei, dass<br />
wir jetzt eine um 1,3 Grad Celsius reduzierte<br />
Kaltwassertemperatur haben und so die elektrische<br />
Leistung um mehr als ein Megawatt<br />
steigern konnten“, sagt Walter Knöchel. Fazit<br />
des Projektleiters: viel Arbeit, die sich gelohnt<br />
hat. Und die dazu beiträgt, dass das Kraftwerk<br />
mit neuem Schwung in seine zweite Lebenshälfte<br />
startet.<br />
www.bkb.de, www.2h-kunststoff.de<br />
MUT ZUR LÜCKE<br />
PVC ON THE ROCKS<br />
Den Gipfel eines Eisberges zu erklimmen, davon<br />
träumen viele Abenteurer. Bevor sie in die Arktis<br />
reisen, können sie demnächst schon mal in<br />
Zürich üben. Zürich? Jawohl, pünktlich zur Eröffnung<br />
der Strandbadsaison werden auf dem<br />
Zürichsee zwei Eisriesen schwimmen. Berge, die<br />
allerdings nicht aus kühlem Eis bestehen,<br />
sondern aus robustem Polyvinylchlorid.<br />
Ob mit Servo-Lenkung oder ohne – viele Autofahrer kommen beim Anblick<br />
einer Parklücke ins Schwitzen. Denn souveränes und sicheres Einparken<br />
ist gar nicht so einfach. Wer dem eigenen Augenmass nicht traut, ist<br />
mit einem neuen Produkt eines Wiesbadener Zubehör-Spezialisten<br />
bestens gerüstet: dem Rammschutz-Set von Kamei.<br />
Die selbstklebenden PVC-Schutzleisten haben einen eingebauten<br />
elektronischen Abstandssensor. Der warnt Fahrer automatisch mit einem<br />
Signalton, wenn der Wagen einem Hindernis zu nahe kommt. Eckt das<br />
Auto dennoch an, schützen die Leisten ausserdem vor Schrammen und<br />
Beulen – schliesslich ist PVC ein besonders widerstandsfähiges Material.<br />
Das Safer-Parken-Set enthält eine drei Meter lange, beliebig zuschneidbare<br />
Leiste und ist für fast jeden Pkw geeignet. Es ist im Handel und via Internet<br />
unter www.kamei.de erhältlich. Für den Einbau brauchen Bastler nur etwa<br />
eine Stunde. Danach kann’s losgehen: nur Mut zur Lücke!<br />
www.kamei.de<br />
VINYL 2010 MACHT FORTSCHRITTE<br />
Die Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit von PVC weiter verbessern:<br />
Dies ist das Ziel von Vinyl 2010, der freiwilligen Selbstverpflichtung der<br />
europäischen PVC-Branche. Über den aktuellen Stand der einzelnen Projekte<br />
informiert der kürzlich erschienene Fortschrittsbericht 2003.<br />
Im dritten Jahr nachdem das ehrgeizige Programm<br />
ins Leben gerufen wurde, hat die PVC-Branche<br />
erneut wichtige Meilensteine erreicht. So ging<br />
im Januar 2002 wie geplant die Verwertungsanlage<br />
im italienischen Ferrara in Betrieb, die nach<br />
dem so genannten Vinyloop-Verfahren arbeitet.<br />
In dieser Anlage wird aus Kabelresten hochwertiges<br />
PVC gewonnen. Darüber hinaus<br />
starteten europaweit zahlreiche andere<br />
Recycling-Projekte, etwa in den<br />
Bereichen Dachbahnen, beschichtete<br />
Textilien und rohstoffliches Recycling.<br />
Viereinhalb Meter hoch ragt solch ein Koloss<br />
aus dem Wasser, mit einigen geschickten<br />
Handgriffen kann er bezwungen werden. Oben<br />
angekommen, haben die „Bergsteiger“ die<br />
Wahl zwischen dem mutigen Sprung in die<br />
Tiefe und der bequemen Rutschbahn: Eine der<br />
drei Seiten des Eisberges hat eine glatte Fläche,<br />
die den weniger Beherzten auf sanfte Art wieder<br />
nach unten befördert.<br />
Eisberge hängen an schweren Haken<br />
Peter Hediger vom Züricher Sportamt erklärt,<br />
dass der in dieser Region regelmässig wehende<br />
Fön durchaus in der Lage wäre, die Eisberge<br />
quer über den See zu treiben. „Um hier die<br />
entsprechende Sicherheit zu gewährleisten,<br />
haben wir die PVC-Riesen an 500 Kilogramm<br />
schweren Haken befestigt, die fest im Boden<br />
verankert sind.“ Das Material muss hohen<br />
Anforderungen gerecht werden. „Wenn täglich<br />
Hunderte von Badegästen klettern und rutschen,<br />
strapaziert das den Stoff extrem“, erklärt<br />
Romann Rademacher von der Firma Aviva Sports,<br />
die die aufblasbaren Eisberge produziert und<br />
geliefert hat. „Deshalb bestehen unsere Wasserattraktionen<br />
fast ausschliesslich aus PVC.“<br />
www.avivasports.de<br />
Schont Blech und Nerven:<br />
der Rammschutz aus PVC<br />
mit elektronischer Einparkhilfe<br />
(EPS). Foto: Kamei<br />
Ein grosser Sprung<br />
Grundlage für diese Erfolge waren die deutlich<br />
gestiegenen Investitionen von Vinyl 2010: Deren<br />
Mitglieder gaben im vergangenen Jahr zusammen<br />
4,5 Millionen Euro für die nachhaltige Entwicklung<br />
aus – stattliche 74 Prozent mehr als<br />
in 2001. „Mit Absichtserklärungen allein kommen<br />
wir nicht weiter. Eine nachhaltige Entwicklung<br />
lässt sich nur durch konkrete Verpflichtungen<br />
und Aktivitäten erreichen“, betont David<br />
Thompson, Vorsitzender von Vinyl 2010.<br />
Aus diesem Grund hat sich die europäische PVC-<br />
Branche auch für 2003 handfeste Ziele gesetzt:<br />
Unter anderem wollen die Unternehmen 25<br />
Prozent aller erfassbaren verfügbaren Abfälle<br />
aus Rohren, Formstücken, Fensterprofilen und<br />
Dachbahnen verwerten. Ausführlich informiert<br />
darüber der vollständige Fortschrittsbericht,<br />
der im Internet abgerufen werden kann.<br />
www.vinyl2010.org,<br />
www.agpu.com,<br />
www.pvc.at,<br />
www.pvch.ch<br />
3<br />
Foto: Aviva Sports
4<br />
EDITORIAL<br />
SAUBERES WASSER<br />
WIRD <strong>IM</strong>MER KNAPPER<br />
Anfang März stellte die UNO ihren aktuellen Weltwasserbericht vor – und<br />
konfrontierte die Öffentlichkeit mit erschreckenden Fakten: 80 Prozent<br />
aller Krankheiten in den Entwicklungsländern seien auf schmutziges<br />
Trinkwasser oder eine fehlende Kanalisation zurückzuführen; jeden Tag,<br />
sterben weltweit 6.000 Kinder wegen unsauberen Trinkwassers.<br />
Ein aufrüttelnder Vergleich: Mit einer einzigen WC-Spülung verbrauchen<br />
wir so viel Wasser, wie einem Bewohner eines Entwicklungslandes täglich<br />
für Trinken, Waschen und Kochen zur Verfügung steht. Der Blick,<br />
den die UNO in die Zukunft wirft, ist düster: In fünf Jahrzehnten seien<br />
mindestens zwei Milliarden Menschen von Wasserknappheit betroffen.<br />
Umso wichtiger also sind Projekte, die im Grossen wie im Kleinen dazu<br />
beitragen, mit dem kostbaren Gut sorgsam umzugehen. Wir berichten<br />
in dieser Ausgabe der Starken Seiten darüber, wie PVC-Rohre in Australien<br />
dabei helfen, viel Wasser zu sparen. Weil weite Teile des Landes<br />
am anderen Ende der Welt aus Wüste und Buschland bestehen, spielen<br />
Bewässerungssysteme eine grosse Rolle für die Landwirtschaft. In den<br />
trockenen Regionen Wimmera und Mallee floss das kostbare Nass lange<br />
Zeit durch offene Kanäle – bis zu 95 Prozent des Wassers verdunsteten<br />
dabei. Dieser Verschwendung setzt ein mehr als 2.500 Kilometer langes<br />
Leitungsnetz aus PVC-Rohren jetzt ein Ende.<br />
In unserer Titelgeschichte steht die Modernisierung des Braunkohlekraftwerks<br />
Buschhaus bei Helmstedt im Mittelpunkt. Die Einbauten des<br />
Kühlturms wurden komplett saniert, alte Kühlelemente aus gesundheitsschädlichem<br />
Asbestzement gegen leistungsfähigere PVC-Elemente ausgetauscht.<br />
Rund 6.600 Kubikmeter der Kühlkörper sorgen mit ihrer grossen<br />
Oberfläche jetzt dafür, dass das warme Wasser des Turbinenkreislaufs<br />
um 1,3 Grad mehr abkühlt als bislang.<br />
Das österreichische Forschungsinstitut GUA hat versucht, erstmals<br />
Grundlagen für die Messbarkeit von Nachhaltigkeit zu schaffen. Experten<br />
haben den gesamten Lebenszyklus von PVC-Bodenbelägen auf wirtschaftliche<br />
und ökologische Auswirkungen hin untersucht. Ein besonders<br />
interessantes Ergebnis: Die Nutzungsphase, in klassischen Betrachtungen<br />
zumeist vernachlässigt, spielt die wichtigste Rolle für die Ökoeffizienz.<br />
Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Blättern und Lesen in dieser Ausgabe.<br />
Falls Ihnen dabei etwas auffällt, worüber Sie mehr erfahren möchten,<br />
oder wenn Sie Ideen für Themen haben, die wir aufgreifen können,<br />
dann wenden Sie sich jederzeit an unsere Redaktion.<br />
Norbert Helminiak<br />
Werner Preusker<br />
Franz Schmalwieser<br />
Herausgeber Starke Seiten<br />
<strong>IM</strong>PRESSUM<br />
Herausgeber Deutschland:<br />
<strong>PVCplus</strong> Kommunikations GmbH,<br />
Am Hofgarten 1-2, D-53113 Bonn<br />
Telefon: +49-2 28-91 78 30<br />
Telefax: +49-2 28-5 38 9596<br />
E-Mail: pvcplus@pvcplus.de<br />
Internet: www.pvcplus.de<br />
Verantwortlich: Werner Preusker<br />
Auflage: 57.000<br />
Herausgeber Schweiz:<br />
PVCH-Arbeitsgemeinschaft der<br />
Schweizerischen PVC-Industrie,<br />
Guyerweg 11, CH-5000 Aarau<br />
Telefon: +41-62-8 23 07 72<br />
Telefax: +41-62-8 23 09 72<br />
E-Mail: info@pvch.ch<br />
Internet: www.pvch.ch<br />
Verantwortlich: Norbert Helminiak<br />
Auflage: 15.000<br />
Herausgeber Österreich:<br />
API PVC- und Umweltberatung GmbH<br />
Dorotheergasse 6-8/14,<br />
A-1010 Wien<br />
Telefon: +43-1-7 12 72 77<br />
Telefax: +43-1-7 12 72 77-88<br />
E-Mail: api@vip.at<br />
Internet: www.pvc.at<br />
Verantwortlich: Franz Schmalwieser<br />
Auflage: 8.500<br />
Redaktion und Gestaltung:<br />
ECC Kohtes Klewes GmbH, Düsseldorf<br />
Druck: DMB GmbH + Co KG, Krefeld<br />
NIE MEHR OBEN OHNE<br />
Echte Fussballfans lassen sich von Wind und Wetter nicht beeindrucken: Wenn ihr Lieblingsverein<br />
spielt, sind sie auch bei strömendem Regen im Stadion. Garantiert trocken bleiben die Zuschauer<br />
dann in Wolfsburg – denn die neue Volkswagen Arena hat ein schützendes Dach aus PVC.<br />
Neunzehn schweisstreibende Monate vergingen,<br />
bis der neue Hort der „Wölfe“,<br />
wie Fans die Spieler des VfL Wolfsburg<br />
liebevoll nennen, endlich eröffnet werden<br />
konnte. Im Dezember 2002 war es so weit: Die<br />
Bauarbeiter, Handwerker und Installateure<br />
beendeten ihr Werk. 12.500 Kubikmeter Beton<br />
hatten sie vergossen, 7.500 Quadratmeter<br />
Rasen verlegt – darunter 56 Kilometer unterirdische<br />
Rohre für die Beheizung von Spiel- und<br />
Trainingsfeld. Ausserdem mussten sie 192<br />
Scheinwerfer installieren, 160 Monitoranschlüsse<br />
bereitstellen, 108 Lautsprecherboxen<br />
anbringen<br />
und 400 Rauchmelder einbauen.<br />
Ein aufwändiges und<br />
teures Unternehmen: 53<br />
Millionen Euro hat das neue<br />
Stadion gekostet.<br />
Ein Blick nach oben, zum<br />
Dach der Arena, weist noch auf ganz andere<br />
Herausforderungen hin: „Man kann mit Sicherheit<br />
sagen, dass das Dach das komplizierteste<br />
und schwierigste Element des ganzen Stadion-<br />
Tageslicht scheint durch<br />
das extrem belastbare und<br />
leichte PVC-Dach, UV-<br />
Strahlung und Regen werden<br />
jedoch abgehalten.<br />
baus war“, erzählt Rötger Schütze von Volkswagen<br />
Immobilien, dem für das Projektmanagement<br />
verantwortlichen Unternehmen.<br />
„Sowohl von der ingenieurtechnischen Planung<br />
und Berechnung als auch von der Montage her.“<br />
Gut bedacht<br />
Die Konstruktion des Daches ist ungewöhnlich,<br />
denn es kommt ohne senkrechte Stützpfeiler aus.<br />
Während der äussere Bereich aus rund 10.000<br />
Quadratmetern Trapezblech besteht, sind die<br />
Tribünenanlagen vollständig mit einer lichtdurchlässigenKunststoffmembran<br />
überdacht. Als Tragsystem<br />
für das Dach dienen<br />
32 so genannte Bogenbinder<br />
– geschwungene Querstreben,<br />
die jeweils acht Meter<br />
voneinander entfernt sind.<br />
Die Membran ist darüber<br />
gespannt. Auf diese Weise ergibt sich die für<br />
das Dach charakteristische flache Form: eine Besonderheit,<br />
denn die meisten anderen Textildächer<br />
sind wie Kuppeln oder Zelte geformt.
Fotos: Wolfsburger-Internet-Service<br />
Schicht mit Schutz<br />
Insgesamt 20.000 Quadratmeter Membran<br />
brauchten die Konstrukteure. Das Material<br />
wählten sie mit Bedacht: Die Membran besteht<br />
aus Polyestergewebe, das mit PVC beschichtet<br />
ist. Tageslicht scheint durch das Dach hindurch,<br />
UV-Strahlung und Regen werden jedoch<br />
abgehalten. Zudem ist das Material extrem<br />
belastbar – obwohl es nur rund 0,8 Millimeter<br />
dünn und sehr leicht ist. Es hält auf einer<br />
Breite von einem Meter eine Zugkraft von rund<br />
11,2 Tonnen aus, ohne zu reissen. Damit die<br />
Membran auch gegen Verschmutzung geschützt<br />
ist, hat der Hersteller sie zusätzlich auf der<br />
Oberseite mit einer speziellen Beschichtung<br />
aus Polyvinylidenfluorid (PVDF) versehen:<br />
„Durch die PVDF-Beschichtung entsteht ein<br />
Selbstreinigungseffekt“, erklärt Tim Schubert,<br />
deutscher Repräsentant des französischen<br />
Textilbeschichters Ferrari S.A. und Lieferant<br />
der Membran.<br />
Platz für mehr<br />
Schon jetzt gilt das Dach als Markenzeichen der<br />
Volkswagen Arena. Weil es keine Stützpfeiler<br />
braucht, profitieren die Fans des VfL Wolfsburg<br />
stets von freier Sicht auf das Spielfeld.<br />
Insgesamt 30.000 Zuschauer haben Platz in der<br />
Arena. Das sind 10.000 Zuschauer mehr als im<br />
alten Stadion. Eine Besonderheit: Je nach Ticket-<br />
Verkaufslage oder Veranstaltungsart lassen<br />
sich die insgesamt 8.000 Stehplätze noch bis<br />
kurz vor Beginn einer Veranstaltung in 4.000<br />
Sitzplätze verwandeln. VfL-Geschäftsführer Klaus<br />
Fuchs rechnet damit, dass 50 Prozent mehr<br />
Zuschauer als bisher die Tore der neuen Arena<br />
passieren – und die Kasse der Wolfsburger<br />
klingeln lassen.<br />
Die Erfahrungen anderer Vereine – etwa von<br />
Hansa Rostock, dem Hamburger SV oder<br />
Schalke 04 – haben gezeigt, dass ein attraktives<br />
Stadion das Zuschauerinteresse deutlich<br />
steigert. So ist die Volkswagen Arena ein<br />
weiteres Mega-Projekt, das nicht nur Fussball-<br />
Fans mit grossem Interesse Schritt für Schritt<br />
verfolgt haben. Das Ergebnis ist eine Begegnungsstätte<br />
in futuristischer Gestalt. Bundesligaund<br />
Länderspiele locken nach Wolfsburg. Das<br />
freut die Fans, die in der Volkswagen Arena nie<br />
mehr „oben ohne“ mitfiebern müssen. Und wer<br />
weiss, vielleicht kicken eines Tages auch die<br />
Spieler selbst im Trockenen. Möglich wäre es,<br />
denn die Konstrukteure haben vorausgedacht<br />
– und die Option zum Nachrüsten eines komplett<br />
schliessbaren Daches gleich mit eingeplant.<br />
www.fussball.vflwolfsburg.de/home/index.php,<br />
www.vwimmobilien.de,<br />
www.ferrari-textiles.com<br />
Mit einem farbenfrohen Fest feierten die Fans des VfL<br />
Wolfsburg die Einweihung der neuen Volkswagen Arena.<br />
TEXTILE<br />
INNOVATIONEN<br />
AUS PVC<br />
Allergien: Hilfe naht! PVC-Fasern schützen vor Hausstaub-Milben<br />
Allergiker können aufatmen: Der Staubmilbe, einem der Hauptauslöser<br />
von Asthma und anderen Allergien, geht es an den Kragen. Eine PVC-<br />
Faser des französischen Herstellers Rhovyl verspricht wirksame<br />
Bekämpfung der nahezu „allgegenwärtigen“ Milben, die sich vorzugsweise<br />
in Matratzen, Polstern und Decken aufhalten. Sind diese aber aus<br />
den antiallergenen Rhovyl-Fasern gewebt, hat die Milbe keine Chance<br />
mehr. Die PVC-Faser enthält im Kern antibakterielle und antiallergene<br />
Substanzen, die für den Menschen absolut unschädlich sind. Triclosan<br />
– der antibakterielle Wirkstoff – wird häufig bei Produkten für die<br />
Körperpflege wie Seife, Zahnpasta oder Deodorants eingesetzt. Das<br />
Milbenbekämpfungsmittel Benzylbenzoat kommt etwa in Moosbeeren<br />
oder Perubalsam vor.<br />
Vorbei die Zeiten, in denen Asthmatiker ihr Bettzeug immer wieder mit<br />
übel riechenden Sprays oder Puder behandeln mussten. Die Wirkung<br />
der neuen Matratzen, Kopfkissen und Decken bleibt auch nach oftmaligem<br />
Waschen erhalten. Die innovative PVC-Faser ist in Deutschland,<br />
Österreich und der Schweiz zu haben. Die aus ihr gewebten Textilien<br />
sind pflegeleicht, hygienisch und auch als Sportbekleidung bewährt.<br />
www.rhovyl.com<br />
Strahlenschutz leicht gemacht – PVC löst bleischwere Schutzanzüge ab<br />
Bei Röntgenuntersuchungen sind sie (noch) unentbehrlich: die<br />
schweren Bleiwesten. Besseren Schutz und ein Fünftel des Gewichts<br />
verspricht ein neues Material des US-Unternehmens Radiation Shield<br />
Technologies (RST).<br />
„Demron“ nennt sich der Verbund verschiedener Leichtmetalle und<br />
anderer Substanzen, die in ein PVC-Gewebe eingebettet sind. Laut RST<br />
schützt Demron auch gegen Alpha-, Beta- und Gammastrahlung – soeben<br />
bestätigt vom US Department of Energy. „Unsere Schutzanzüge<br />
– etwa für Feuerwehrleute, Soldaten oder Krankenhauspersonal –<br />
wiegen höchstens 3 kg und ermöglichen es den Trägern, sich unbehindert<br />
zu bewegen“, sagt Drew Lauter, Vizepräsident von RST. „Durch<br />
den Aufbau der Demron-Moleküle entstehen ähnlich grosse Elektronenwolken<br />
wie bei Schwermetallen mit grossen, schweren Atomen. Diese<br />
Elektronenwolken leiten Betastrahlen ab und blockieren bzw. absorbieren<br />
die Energie anderer radioaktiver Strahlen. Wir haben uns für<br />
PVC als Mantel entschieden, da es die Molekular-Struktur des Leichtmetallkerns<br />
nicht verzerrt. Die Widerstandsfähigkeit gegen chemische<br />
Substanzen erhöht noch die Schutzwirkung.“<br />
RST bietet unterschiedliche „Radiation Suits“ an. Denkbar seien auch<br />
strahlensichere Zelte oder Flugzeug-Auskleidungen als Schutz vor<br />
kosmischer Strahlung.<br />
www.radshield.com<br />
Allergiker können wieder frei<br />
durchatmen. Speziell entwickelte<br />
PVC-Fasern verhindern, dass sich<br />
Hausstaub-Milben in Matratzen,<br />
Polstern und Decken einnisten.<br />
Bleischwere Schutzanzüge gehören<br />
der Vergangenheit an. Die neue<br />
strahlensichere Arbeitskleidung ist<br />
so leicht, dass sich der Träger<br />
ungehindert bewegen kann.<br />
Fotos: Rhovyl S.A., Radiation Shield Technologies<br />
5
6<br />
STUDIE ÜBER PVC-BODENBELÄGE:<br />
NUTZUNGSPHASE ENTSCHEIDEND<br />
BEI NACHHALTIGKEITSBEWERTUNG<br />
„Nachhaltigkeit“ ist das anerkannte Leitbild modernen Wirtschaftens. Noch stark in der Entwicklung<br />
ist dabei die Frage, wie die divergierenden Zielsetzungen bewertet und in konkrete Entscheidungen<br />
umgesetzt werden können. Ist Nachhaltigkeit messbar?<br />
Das renommierte österreichische Forschungsinstitut<br />
GUA (Gesellschaft für umfassende<br />
Analysen) antwortet darauf mit einem klaren<br />
Ja. Die GUA unternahm erstmals den Versuch,<br />
die Nachhaltigkeitsparameter eines spezifischen<br />
Produktes zu erfassen und zueinander in<br />
Relation zu setzen. Die im März 2002 abgeschlossene<br />
Studie zeigt an einem Beispiel,<br />
welche Kriterien für die Nachhaltigkeitsbewertung<br />
wesentlich sind.<br />
Untersucht wurde der gesamte Lebenszyklus<br />
von PVC-Bodenbelägen hinsichtlich der wirtschaftlichen,<br />
ökologischen und sozialen Auswirkungen.<br />
Diese wurden in monetäre,<br />
miteinander vergleichbare Einheiten umgerechnet.<br />
Dabei stellte sich heraus, dass die<br />
Nutzungsphase – in der „ökologischen Betrachtung“<br />
meist vernachlässigt – am wichtigsten<br />
ist. Mit einem Anteil am Gesamtergebnis<br />
von nur 1 bis 3 Prozent spielen Umwelteffekte<br />
(Produktion) und Abfallbehandlung eine unter-<br />
Produktbewertung im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung<br />
Umfassende Produktbewertung<br />
ermöglicht den<br />
maximalen Nutzen für die<br />
Nachhaltigkeit.<br />
Quelle: GUA GmbH –<br />
zur Nachhaltigkeit von<br />
Fussbodenbelägen –<br />
März 2002<br />
Lebenszyklus<br />
Umwelt<br />
Emissionen<br />
in Wasser<br />
und Luft ...<br />
geordnete Rolle: Die Reinigung hat den grössten<br />
Effekt in der Nachhaltigkeitsbewertung. Dieser<br />
ist noch grösser bei häufigerer Reinigung (z.B.<br />
in Krankenhäusern). PVC-Bodenbeläge hoher<br />
Qualität leisten demnach einen entscheidenden<br />
Beitrag zur Nachhaltigkeit. Eine Vergleichsuntersuchung<br />
der Effekte von Bodenbelägen aus<br />
einem anderen Material bestätigt: Nur Alternativbeläge<br />
mit ähnlich guten Pflegeeigenschaften<br />
zu vergleichsweise niedrigem Preis können in<br />
der Nachhaltigkeitsbewertung ebenso gut<br />
abschneiden. Es zeigte sich, „dass oft bereits<br />
ein kleiner betriebswirtschaftlicher Vorteil zu<br />
einem Vielfachen des Umweltnutzens der<br />
ökologisch vermeintlich besseren Variante<br />
führen kann“, sagt Harald Pilz, gemeinsam mit<br />
Evelyn Milleret Autor der Studie.<br />
Die Bewertung von Ökoeffizienz ist eine junge<br />
Methode, für die noch etliche Grundlagen zu<br />
schaffen sind. Vorhandene Daten sind neu zu<br />
interpretieren und zu ergänzen. „Umweltschutz<br />
Wirtschaft<br />
Produktionskosten,<br />
Abfallkosten ...<br />
+ +<br />
Gesellschaft<br />
Bildung,<br />
Arbeit,<br />
Gesundheit ...<br />
Integriertes<br />
Gesamtergebnis<br />
ist zu wichtig, als dass Entscheidungen über den<br />
Daumen gepeilt werden dürfen. Was gemessen<br />
werden kann, soll auch gemessen werden und<br />
in eine Bewertung – welche Auswirkungen sind<br />
relevant, welche von untergeordneter Bedeutung<br />
– einfliessen“, erklärt Pilz. „Wir müssen weitere<br />
Instrumente zur Bewertung von Nachhaltigkeit<br />
entwickeln und dabei interdisziplinär arbeiten.<br />
Erste Versuche, ökonomische und ökologische<br />
Faktoren miteinander zu verbinden, sind bereits<br />
gelungen. Der Bereich Soziales steht noch am<br />
Beginn der Quantifizierbarkeit. Soziale Auswirkungen<br />
lassen sich schwer in Zahlen kleiden, dazu<br />
müssen Messinstrumente erarbeitet werden.“<br />
Auftraggeber der Bodenbelags-Studie ist das<br />
Forum Ökoeffizienz, eine Plattform der<br />
österreichischen PVC-Hersteller, -Verarbeiter<br />
und -Zulieferanten. Gemeinsam arbeiten sie<br />
am ökoeffizienten Einsatz von PVC-Produkten.<br />
Die vorerst ausschliesslich von der API PVC- und<br />
Umweltberatung finanzierte Plattform stützt<br />
sich dabei auf „Vinyl 2010“ – die von Europas<br />
PVC-Branche im Jahr 2000 ins Leben gerufene<br />
freiwillige Verpflichtung zum nachhaltigen<br />
Wirtschaften, die in Kooperation mit den EU-<br />
Gremien umgesetzt wird.<br />
„Jeder kann etwas zur nachhaltigen Entwicklung<br />
beitragen: Industrie, Wissenschaft, Politik,<br />
Anwender“, ermutigt API-Chef Franz Schmalwieser.<br />
„Lösungen sollten im Dialog mit allen<br />
Beteiligten erarbeitet werden.“<br />
www.gua.at<br />
Fotos: Gerflor GmbH, Photonica<br />
PVC-Böden haben<br />
sich nicht nur in<br />
Krankenhäusern<br />
bewährt. Durch ihre<br />
guten Pflegeeigenschaften<br />
leisten sie<br />
einen grossen Beitrag<br />
zur Nachhaltigkeit.<br />
<strong>IM</strong>PULSE<br />
MIT<br />
Ein Paradebeispiel für<br />
innovatives Bauen:<br />
The Bubble, der BMW-<br />
Pavillon auf der InternationalenAutomobil-Ausstellung<br />
(IAA) in Frankfurt.<br />
Foto: architekturphoto
WASSER MARSCH<br />
Australien – das ist die grösste Insel und der kleinste Kontinent der Welt. Das Land der Kängurus<br />
und Koalabären, der unendlichen Weiten und der verkehrten Jahreszeiten. Australien ist aber auch<br />
eine der trockensten Regionen der Erde. Deshalb sind ausgeklügelte Bewässerungssysteme wichtig:<br />
am besten aus PVC-Rohren.<br />
Schon seit Jahrhunderten versuchen die<br />
Menschen in Australien, das Wasser der<br />
Flüsse in trockene Regionen umzuleiten.<br />
Zum Beispiel im Staat Victoria: Eines der<br />
grössten Bewässerungssysteme weltweit<br />
durchzieht die besonders trockenen Regionen<br />
Wimmera und Mallee – und deckt ein Gebiet<br />
von rund drei Millionen Hektar Fläche ab. In den<br />
einst unfruchtbaren Ebenen floriert heute die<br />
Landwirtschaft.<br />
FÜR DAS BAUEN<br />
KUNSTSTOFFEN<br />
Es ist ein Architekturforum der besonderen Art:<br />
Erstens setzt es sich mit der Lücke auseinander,<br />
die zwischen innovativer Konzeption eines<br />
Bauwerkes und dessen Realisierung oft klafft.<br />
Mit PVC kostbares Nass sparen<br />
Die offenen Kanäle sind von den ersten Siedlern<br />
gegen Ende des 19. Jahrhunderts als Errungenschaft<br />
gefeiert worden. Doch heute gelten sie<br />
nicht mehr als optimale Lösung: Durch Lecks und<br />
Verdunstung gehen in manchen Gegenden bis<br />
zu 95 Prozent des kostbaren Nasses verloren.<br />
„Die Antwort auf diesen verheerenden Wasserverlust<br />
sind PVC-Rohre“, erklärt John Koning.<br />
Er ist Geschäftsführer der Wimmera Mallee Water,<br />
Zweitens versammelt es viele von denen an einem Tisch, die an der<br />
Planung und Erstellung von Gebäuden beteiligt sind – Bauträger,<br />
Architekten, Bauaufsicht und Zulieferer. Wenn es ausschliesslich<br />
nach den kreativen Ideen vieler Architekten ginge, dann würden Häuser<br />
sich häufiger durch organische Formen und flexible Bauelemente auszeichnen.<br />
Allein: An der Umsetzung hapert es, denn die klassischen Baumaterialien<br />
sind den neuen Ansprüchen oft nicht gewachsen. Innovative<br />
Baumaterialien aus Kunststoff gibt es zwar – aber es fehlen die Werkzeuge,<br />
mit denen sie sich formen liessen. Die Initiative <strong>PVCplus</strong> hat deshalb einen<br />
dreiteiligen Workshop initiiert, auf dem die Grenzen und Chancen neuer<br />
architektonischer Impulse fachübergreifend thematisiert werden.<br />
Kluft gemeinsam schliessen<br />
Zum ersten Mal trafen sich 20 Architekten, Verwaltungsfachleute und<br />
Kunststoffexperten im Januar dieses Jahres in Berlin, um über<br />
„Realisierte Innovationen aus Kunststoff – Nachwuchs, Markt und Umsetzung“<br />
zu diskutieren. „Es war unser<br />
Anliegen, ein Forum zu initiieren, bei<br />
dem die Fachleute gemeinsam Projekte,<br />
Visionen, Erfolge, Misserfolge,<br />
Probleme und mögliche Lösungen<br />
reflektieren können“, erklärt Werner<br />
Preusker, Sprecher der Initiative<br />
<strong>PVCplus</strong>. „Denn nur gemeinsam<br />
können alle Beteiligten dazu beitragen,<br />
die Kluft zwischen Planung und<br />
Ausführung zu schliessen. Und das ist<br />
die über 2.500 Kilometer des offenen Kanalsystems<br />
in Victoria durch Kunststoffrohre ersetzt<br />
hat. Zehn Jahre hat das staatlich unterstützte<br />
Projekt gedauert und 50 Millionen Dollar gekostet.<br />
Doch die Investition wird sich auszahlen.<br />
Denn die Kunststoffrohre helfen, jährlich rund<br />
50 Milliarden Liter Wasser zu sparen. Das<br />
entspricht etwa dem Fassungsvermögen von<br />
50.000 olympischen Schwimmbecken.<br />
Weitere Projekte sind geplant<br />
22.000 Farmer und 50 Städte versorgt das<br />
neue System. David Sumner, Vorstandsvorsitzender<br />
des Verbandes der australischen<br />
Kunststoffrohrhersteller, erklärt: „PVC-Rohre<br />
sind das ideale Produkt. Sie sind leicht<br />
einzubauen, extrem witterungsbeständig und<br />
haben eine zu erwartende Lebensdauer von<br />
rund 100 Jahren. Ausserdem tragen sie zur<br />
Nachhaltigkeit bei, weil sie recyclierbar sind und Water<br />
ihre Produktion weniger Energie erfordert als<br />
Mallee<br />
beispielsweise die von Gussrohren.“ Die Farmer<br />
profitieren zudem von einer besseren Wasser-<br />
Wimmera<br />
qualität und der zuverlässigeren Versorgung.<br />
Es ist geplant, das neue System auf weitere<br />
Mauritius,<br />
Gebiete auszudehnen.<br />
www.vinyl.org.au, www.wmwater.org.au Fotos:<br />
absolute Voraussetzung dafür, dass wir die Potenziale innovativen<br />
Bauens mit Kunststoffen wie Polyvinylchlorid erschliessen können.“<br />
Einer der Teilnehmer des Workshops ist der bekannte Frankfurter<br />
Architekt Bernhard Franken. Er ist davon überzeugt, „dass die<br />
Menschen sich in Räumen wohl fühlen, in denen die Natur nicht nur<br />
nachempfunden, sondern mit ihr identisch ist“. Weil sich jedoch solche<br />
Formen mit Mauerwerk, Stahl, Blech und Glas nur unvollkommen<br />
umsetzen lassen, ist Franken ständig auf der Suche nach Kontakten zu<br />
Kunststoffunternehmen. Für ihn ist die Workshop-Reihe deshalb eine<br />
willkommene Möglichkeit, „mit den richtigen Menschen im richtigen<br />
Moment reden zu können“.<br />
Kreatives und handwerkliches Potenzial<br />
Dass sich Kunststoff in Zukunft als Baumaterial etablieren wird, davon<br />
ist auch Professor Roland Burgard von der Wiener Universität für<br />
angewandte Kunst überzeugt. „Ausserdem besteht in Deutschland,<br />
Österreich und der Schweiz kreatives und handwerkliches Potenzial für<br />
innovative Architektur.“ Was jedoch fehle, sei eine integrierte und<br />
dadurch flexible Produktionskette von der Architekturplanung zur<br />
Ausführung. Denn erst diese ermöglicht moderne Architekturentwürfe,<br />
bei denen oft kein Bauteil dem anderen gleicht.<br />
Die Ergebnisse des ersten Treffens werden die konkrete Gestaltung der<br />
beiden weiteren Runden im Juli 2003 und im Januar 2004 beeinflussen.<br />
Werner Preusker: „Es ist unser Ziel, ein Netzwerk aufzubauen, das sich<br />
in der Praxis bewährt, indem gemeinsam an konkreten Lösungen<br />
gearbeitet wird.“<br />
www.pvcplus.de<br />
7
Ein Bild über dem Sofa, das ist der Klassiker. Doch Kunst verschönert nicht nur das Wohnzimmer,<br />
sondern auch die Aussenwände von Gebäuden. Vorausgesetzt, die Werke sind wetterfest und stabil.<br />
Kein Problem, wenn der Künstler das richtige Material verwendet: zum Beispiel Netze aus PVC.<br />
VOM KUNSTSTOFF ZUM KUNSTOBJEKT<br />
Die Verpackung macht’s<br />
Der digitale Grossflächendruck kam bereits 1993 auf den Markt. Makom<br />
ist Pionier dieses effektreichen Mediums. Seither hat das Unternehmen<br />
schon zahlreiche bekannte Bauwerke mit grossformatigen Drucken<br />
aus Kunststoff verkleidet – etwa das Charlemagne-Gebäude der<br />
Europäischen Kommission in Brüssel oder den Warschauer Kulturpalast.<br />
Das eindrucksvollste Projekt verwirklichte Makom 1998: die<br />
vollständige Verhüllung der Leverkusener Bayer AG. Beachtliche<br />
23.000 Quadratmeter PVC-Netz wurden dafür verwendet.<br />
www.makom.de<br />
Werbung für die Kunst<br />
Etwas bescheidener waren sieben Künstler der Europäischen<br />
Kunstakademie in Trier. Sie kamen mit je drei mal fünf Metern Gestaltungsfläche<br />
für ihre Werke aus. Auch hier diente PVC als Untergrund für<br />
die Bilder. Sie zeigten romantische Motive, die unter dem Titel „Im Licht<br />
der Romantik – Werbung für die Kunst“ ausgestellt wurden. Die<br />
Kunstakademie beteiligte sich damit am Kultursommer Rheinland-<br />
Pfalz, der im vergangenen Jahr unter dem Motto „Reise in die Romantik“<br />
stand. Rund 250 Projekte aus Literatur, Kunst, Musik, Tanz, Theater und<br />
Film brachten den Menschen die Epoche der Romantik näher, auch<br />
über die Landesgrenzen hinaus. Unterstützt wurden die Trierer von der<br />
<strong>PVCplus</strong> Kommunikations GmbH: „Wir fanden die Werke der jungen<br />
Künstler spannend. Sie zeigen, wie vielseitig Kunststoff ist“, erzählt<br />
Werner Preusker, Sprecher von <strong>PVCplus</strong>.<br />
www.eka-trier.de<br />
Alpenpanorama in<br />
Bremen: Das Baugerüst<br />
vor dem Rathaus der<br />
Hansestadt verschwand<br />
hinter einer kunterbunten<br />
PVC-Plane.<br />
Mit Kassel verbinden viele Menschen die Documenta – seit 1955 eine<br />
der weltweit angesehensten Ausstellungen für zeitgenössische<br />
Kunst. Das Kasseler Volkswagen-Werk ist dagegen weniger<br />
bekannt; schon gar nicht bei Kunst-Liebhabern. Mit einer Ausnahme:<br />
Während der Documenta 11 verwandelte sich die denkmalgeschützte<br />
Fassade des Werks in ein Kunstobjekt. Den Mitarbeitern des Autoherstellers<br />
bot sich zu dieser Zeit ein ungewöhnlicher Ausblick: Vor ihren<br />
Fenstern hingen 285 Porträts.<br />
Bilder von Menschen mit Köpfchen<br />
Zu sehen waren Angestellte der Volkswagen AG, die mit guten Einfällen<br />
für das Unternehmen auf sich aufmerksam gemacht hatten.<br />
Die Idee, solche Vordenker in Porträtform an den Firmenfenstern<br />
zu präsentieren, stammte von einem Volkswagen-Mitarbeiter.<br />
Der Vorschlag, die Abbildungen auf PVC-Netze zu drucken, kam<br />
von dem renommierten Kölner Fotografen Constantin Meyer,<br />
die Umsetzung erfolgte dann über die ortsansässige Kasseler<br />
Makom-Unternehmensgruppe: „Man kann auch Materialien wie<br />
Seide, Ballontuch oder sogar Teppich mit so genannten Megaprints<br />
bedrucken. Doch für Aussenanwendungen kommen in der Regel<br />
PVC-beschichtete Gewebe zum Einsatz“, erklärt Frank Heuckeroth,<br />
Projektmanager bei Makom. „Denn der Kunststoff eignet sich aufgrund<br />
seiner Wetterbeständigkeit und Stabilität besonders gut für Outdoor-<br />
Projekte.“<br />
www.idee-kassel.volkswagen.de<br />
Kunst am Umbau<br />
Kreativ gingen auch die Norddeutschen mit dem Werkstoff um. Als in<br />
Bremen das historische Rathaus renoviert werden sollte, hatte Kraft<br />
Foods Deutschland – Hersteller der Milka-Schokolade – einen Einfall:<br />
Das Unternehmen sponserte die Verhüllung des Umbaugerüstes mit<br />
einem 1.100 Quadratmeter grossen Alpenpanorama. Kein Gesamtkunstwerk,<br />
sondern Patchwork: Die PVC-Plane entstand aus verschiedenen<br />
Einzelmotiven eines Malwettbewerbs, an dem sich Schüler von rund 40<br />
Bremer Schulen beteiligt hatten. Die Renovierungsarbeiten dauerten<br />
knapp ein Jahr – in dieser Zeit konnten Bürger und Besucher der Stadt<br />
die ungewöhnliche Rathausverkleidung bewundern. Auch danach liess<br />
sich das Riesen-Poster sinnvoll verwerten: 1.500 Einkaufstaschen zum<br />
Preis von je zehn Euro entstanden daraus. Die bunten Shopper spielen<br />
jetzt bei verantwortungsbewussten Bremern eine tragende Rolle. Denn<br />
der Erlös aus dem Verkauf kam dem Kinderhilfswerk Unicef zugute.<br />
www.milka.de/events/news9.html<br />
Fotos: Europäische Kunstakademie Trier, Constantin Meyer, Martin Rospek