22.12.2012 Aufrufe

PERSPEKTIVEN - Dr. Loew

PERSPEKTIVEN - Dr. Loew

PERSPEKTIVEN - Dr. Loew

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Wirksame<br />

Beziehungsgestaltung<br />

als Basis<br />

für Veränderung<br />

Nicht-Gewollte annehmen können<br />

2 Jahre Haus Lichtenau: Fragen an<br />

den Therapeutischen Leiter<br />

Ralf Wiener.<br />

Welche Bewohner werden in Lichtenau<br />

betreut?<br />

Gibt es da Besonderheiten?<br />

In Lichtenau werden Bewohner aufgenommen,<br />

die an einer chronischen<br />

psychischen Erkrankung leiden und bei<br />

denen in der aktuellen Situation festgestellt<br />

worden ist, dass sie eine beschützende<br />

Unterbringung benötigen.<br />

Das heißt ein Unterbringungsbeschluß<br />

nach dem BGB, der wegen Selbst- oder<br />

Fremdgefährdung erlassen wurde, ist<br />

notwendige Aufnahmevoraussetzung.<br />

Wie wird dem Sicherheitsbedürfnis der<br />

Bevölkerung in Lichtenau Rechnung getragen?<br />

Beschützende Unterbringung heißt,<br />

dass, auch zum eigenen Schutz der<br />

Bewohner, die Türen der Einrichtung<br />

erstmal verschlossen sind. Das heißt<br />

auch, das Bewohner, die neu in der Einrichtung<br />

aufgenommen, werden grundsätzlich<br />

zu Beginn, wenn wir sie kennen<br />

lernen, nur Ausgang zusammen mit<br />

Mitarbeitern haben. In einer weiteren<br />

Entwicklung kann ressourcen- und bewohnerorientiert<br />

dann auch ein selbständiger<br />

Einzelausgang stufenweise<br />

erfolgen. Letztendlich haben wir ja den<br />

Auftrag der Wiedereingliederung und<br />

dabei ist das Üben, sich angemessen in<br />

der Öffentlichkeit bewegen zu können,<br />

ein ganz wichtiger Bestandteil.<br />

Welche Erfahrungen haben Sie bislang vor<br />

Ort gemacht?<br />

Insgesamt kann man feststellen, dass<br />

die Zusammenarbeit mit der Lichtenauer<br />

Bevölkerung von Beginn an positiv<br />

war und in der letzten Zeit immer besser<br />

geworden ist. Gerade ein Tag der offenen<br />

Tür wurde sehr gut angenommen<br />

und es besteht in der Gemeinde sehr<br />

großes Interesse an unserer Einrichtung.<br />

Die Gemeindeverwaltung und der<br />

Bürgermeister, sowie die Lichtenauer<br />

Geschäftswelt zeigten sich durchgängig<br />

kooperativ und unterstützten unsere Anliegen<br />

bislang in sehr positiver Art und<br />

Weise. In diesem Kalenderjahr hatten<br />

wir einen Stand beim Frühjahrsmarkt,<br />

um im Namen der Behindertenhilfe e.<br />

V. Produkte aus unserer Arbeitstherapie<br />

zu verkaufen - dieses Angebot wurde<br />

gut angenommen.<br />

Wo liegt der Schwerpunkt im Umgang mit<br />

den Bewohnerinnen und Bewohnern?<br />

Für uns ist eines der ganz wichtigen<br />

Elemente der Zusammenarbeit mit den<br />

Bewohnern, dass es erst einmal darum<br />

geht, eine Beziehung aufzubauen und<br />

über Beziehungsgestaltung zu arbeiten.<br />

Wir haben ganz viele Menschen bei uns<br />

in der Einrichtung, die aus vielen anderen<br />

Einrichtungen entlassen wurden,<br />

weil sie mit ihren schwierigen Verhaltensweisen<br />

dort nicht mehr tragbar waren,<br />

d.h. viele unserer Bewohnerinnen<br />

und Bewohner haben die Erfahrung<br />

gemacht, dass sie nirgendwo gewollt<br />

waren. Das heißt, für uns ist es wichtig,<br />

ihnen häufig auch erstmals die Erfahrung<br />

zu ermöglichen, dass sie auch<br />

mit ihren schwierigen Verhaltensweisen<br />

gewollt und angenommen sind und wir<br />

auch in Situationen die schwer auszuhalten<br />

sind, keinen Beziehungsabbruch<br />

von unserer Seite her durchführen, sondern<br />

dass wir versuchen die Beziehung<br />

konstant aufrecht zu erhalten und darüber<br />

auch eine positive Entwicklung zu<br />

ermöglichen.<br />

Welche Herausforderungen bedeutet dies für<br />

die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?<br />

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im<br />

Haus sind sehr gefordert, sich mit ihren<br />

eigenen Grenzen und der eigenen Belastungsfähigkeit<br />

auseinander zu setzen.<br />

Es entstehen häufig Situationen in<br />

denen sie selbst durch die Aggressivität<br />

von einzelnen Bewohnern oder durch<br />

andere sehr schwierig auszuhaltende<br />

Verhaltensweisen gefordert sind. Es gilt<br />

trotzdem, den Beziehungskontakt aufrecht<br />

zu erhalten und immer wieder die<br />

Beziehung mit den Bewohnern auch zu<br />

suchen. Das stellt insgesamt eine große<br />

Herausforderung an die Persönlichkeit<br />

und Fachlichkeit des einzelnen Mitarbeiters<br />

und beinhaltet auch die Fähigkeit,<br />

das eigene Verhalten immer wieder<br />

reflektieren zu können.<br />

Und wie erreichen die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter dies?<br />

Es ist eine wesentliche Voraussetzung,<br />

dass wir viel Wert darauf legen, die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im<br />

Rahmen von Fortbildung und Teams<br />

zu schulen und auszubilden. Wir wissen,<br />

dass die Arbeit hier im Haus tatsächlich<br />

eine Arbeit ist, die sehr hohe<br />

Herausforderungen und Ansprüche an<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Loew</strong> FACHLICH_<br />

ConSozial-Wissenschaftspreis<br />

Bild oben:<br />

v.l.n.r.Sozialstaatssekretär Jürgen W.<br />

Heike, Jurymitglied Prof. <strong>Dr</strong>. Elisabeth<br />

Wacker, die Preisträgerinnen Bettina<br />

Stoll und Carola Nick, Preisstifterin<br />

Sandra <strong>Loew</strong>, Geschäftsführerin der<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Loew</strong> Soziale Dienstleistungen.<br />

ConSozial-Messe<br />

Bild unten:<br />

Reger Andrang beim Stand von <strong>Dr</strong>.<br />

<strong>Loew</strong> auf der ConSozial 2005<br />

<strong>Dr</strong>.<strong>Loew</strong> <strong>PERSPEKTIVEN</strong> 2006 11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!