werkzeugforum.de - Praxistest

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WIG-Schweißen - wie schwer ist der Umstieg?
Moderne Edelstahlmöbel in der eigenen Werkstatt fertigen,
feine Blecharbeiten durchführen oder
Aluminium schweißen - welcher Handwerker hat nicht
die verführerischen Informationen über WIG-Geräte
im Hinterkopf? Doch viele Schlosser zögern bei der
neuen Technik. Schon lange halten sich die Gerüchte
von instabilen Lichtbögen und problematischen
Zündungsversuchen bei der modernen Technik. Doch
die Industrie hat in den letzten Jahren nicht geschlafen.
Neue Geräte mit neuer Technologie sollen diese
Art des Schweißens kinderleicht machen. Stellt sich
dem Praktiker die Frage: was kann die moderne
Elektronik wirklich? Wie schnell kommt ein WIG-
Anfänger mit einer solchen Anlage zurecht? Der folgende
Test klärt diese Fragen am Beispiel einer Lorch
V30 mobil. Das Modell wurde ausgewählt, weil es
sowohl anfängerfreundlich als auch leistungsstark ist.
Aller Anfang ist schwer
MIG/MAG-Schweißen? Kann ich! Elektrode? Sowieso! Aber
nun hält der WIG-Anfänger den Brenner in der Hand und
weiß nicht so recht, wie
es weitergehen soll. "Nur
Elektrodendurchmesser
einstellen und los geht's"
wirbt Lorch. Und tatsächlich:
einmal auf den
Brenner gedrückt - und
schon zündet der Lichtbogen.
Wie eine Flamme
erhitzt er das Material
und es beginnt zu schmelzen.
Vorsichtig etwas
Die V30 Mobil ist ein leistungsstarkes
und dennoch handliches Gerät.
Autor: Dr. Ing. Alexander Steingaß
Zusatzmaterial hinzugeben
und die erste Naht
1
entsteht. Es macht sich jedoch
schnell Ernüchterung breit.
Selbst der erfahrene Handwerker
muss bei der neuen
Technik üben. Das Ganze also
noch mal von vorne. Nach zwei,
im Nachhinein kurzweilig erscheinenden
Stunden gelingt es Bedienfeld der V 30 mobil.
dann doch: die erste erträgliche Naht. Hierfür musste
allerdings ein Profi dem Tester beistehen: Wenn sich die
WIG-Elektrode im flüssigen Metall spiegelt, dann ist die
Schweißbadtemperatur richtig - ein Tipp vom Fachmann.
In der Folge gelingt jede Naht - und wird Naht um Naht
besser.
3 … 2 … 1 … Zündung
Lorch preist seine "HF-Zündung" in den höchsten Tönen.
Offen gesagt: der Hersteller hat Recht. Aus einem doch
recht großen Abstand von circa acht Millimeter zündet
die Anlage problemlos, quasi ohne mit der Wimper zu
zucken. Der Lichtbogen brennt ruhig und stabil - so soll
es sein.
Baustahl schweißen
Im ersten Test wurde ein drei
Millimeter Rohr mit quadratischem
Querschnitt geschweißt.
Dieser Arbeitsgang gelang problemlos.
Nur der Profi mahnte:
"Das muss noch gleichmäßiger
werden!" Beim Schweißen einer
Gehrung wurde es schon kniffliger:
Die Seiten gelangen gut,
bei der Spitze musste mit der
Fotos: Dr. Ing. A. Steingaß
Einer der ersten Versuche:
ein drei Millimeter
Baustahlrohr.
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Funktion "Pulsen" der V30 nachgeholfen werden. In dieser
Betriebsart schaltet die Maschine etwa im Sekundentakt
zwischen zwei Strömen hin und her und schafft so
beides: Das Metallbad
bleibt bei Hochstrom
flüssig, bei Niederstrom
kühlt es leicht ab und
verhindert so das Durchfallen.
So gelang dann
auch die Spitze recht
gut. Bei der V-Naht
Eine Gehrungsnaht in Baustahl.
allerdings sprang der
Lichtbogen von einer
Wand zur anderen. Das war dann der Moment, in dem es
hieß: Tief durchatmen - WIG-Elektrode etwas weiter
rausziehen - weiter schweißen!
Edelstahl schweißen
Edelstahl ist ein feines Material, dass gerne im modernen
Möbelbau verwendet wird. Hier ist die Nachbearbeitung
besonders teuer! Ein zäher Werkstoff, wie jeder weiß,
der ihn schon mal schleifen musste. Bei diesem gefragten,
aber als schwierig geltenden Material spielt die
WIG-Technik ihre Karten voll aus: Feine Nähte, die blitzschnell
überschliffen sind. Was will der Handwerker
mehr? Beim Schweißen geht es ganz gemütlich zu. Ruhig
und gleichmäßig brennt der Lichtbogen und der Zusatzwerkstoff
schmilzt Tropfen für Tropfen. Das Ergebnis:
eine beispielhaft schöne Naht!
Edelstahl Gehrung schweißen -
gut gespannt ist halb gewonnen.
Aluminium schweißen
Aluminium ist das Angstthema vieler Schweißer. Die
geringe Schmelztemperatur und die hohe Wärmeleitfähigkeit
machen zu schaffen. Umso erstaunlicher,
dass die Naht im Test auf Anhieb
gelingt. Saubere Raupen - wer
hätte das gedacht? Das Geheimnis
scheint im Umrichter der V30
zu liegen: Der Rechteck-Wechselstrom
kommt gleichmäßig, der
Lichtbogen brennt konstant. Gut
gelingt auch die Gehrungsnaht im
Nicht schlecht für den
Anfang: Alu schweißen ist
bei vielen ein gefürchtetes
Vorhaben.
Elektroden schweißen
Mit relativ langer Elektrode geht
es dann doch: die Kehlnaht.
Alu-Rohr. Allerdings muss hier
aufgepasst werden, damit das
Material nicht durchfällt. Dabei
ist wieder einmal die Funktion
"Pulsen" sehr hilfreich.
Natürlich kann man mit der V30 auch Elektroden schweißen.
Ein Knopfdruck genügt und schon fragt die Maschine
nach dem Elektrodendurchmesser. Nach dessen Eingabe
macht sie Vorschläge zum Schweißstrom. Das klingt zunächst
prima. Doch wer sich in der Mitte des vorgeschlagenen
Bereiches bewegt, liegt in der Regel zu niedrig mit
2
dem Schweißstrom. Hier sollte der Hersteller vielleicht
einen guten "Startwert" zur Bereichsangabe ergänzen.
Ein weiterer Tipp für den
Praktiker: Beachten Sie die
Vorschläge des Elektrodenherstellers.
Bei der im Test
verwendeten Finncord
empfiehlt Oerlikon die
Verwendung von Wechselstrom,
lässt aber auch
Gleichstrom zu. Die Prüfung
zeigt: mit Wechselstrom
klappt es wunderbar, mit
Gleichstrom eher weniger.
Aber es geht.
Schwachstelle Handbuch
Einen Wermutstropfen gibt es allerdings bei der V30: die
Bedienungsanleitung. Diese ist sehr knapp gehalten.
Leider sind nicht alle Knöpfe und Buchsen beschrieben.
Das führte im Test beispielsweise dazu, dass zunächst die
Polung vertauscht wurde - sehr zum Leidwesen der WIG-
Elektrode. Hier besteht wirklich Verbesserungsbedarf.
Spannen
Der schwäbische Hersteller Bessey stellt Klemmen,
Zwingen und Klammern in verschiedensten Formen her.
Egal welche Spannaufgabe auch zu bewältigen ist,
Bessey hat die Lösung dafür. Auch in Sachen
Massekontakt kann Bessey etwas anbieten: Polzwingen
oder Polmagnete. Erstaunlicherweise für den besseyerfahrenenen
Tester versagte das Testmuster bei den
Polmagneten: Magnet und Deckel trennten sich. Die
Polzwingen jedoch funktionierten tadellos. Beim
Spannen von Gehrungen kommt ein Gehrungsspanner
zum Einsatz. Dieser hat ein besonderes Feature: Man
kann mit ihm sowohl T-Verbindungen als auch
Gehrungsverbindungen schweißen - das ist wirklich
durchdacht und empfehlenswert!
Elektroden-Schleifen
Und wieder einmal ist sie weg, die Spitze. Heißt die
Lösung dann "ran an den Doppelschleifbock"? Nein!
Manche Elektroden enthalten Thorium, ein giftiges und
radioaktives Material. Mit im Test daher der Elektrodenspitzer
von JAS im Vertrieb der Firma Oerlikon.
Dieses Gerät kann abgesaugt werden und ist so einfach
zu bedienen wie ein Bleistiftspitzer: Elektrode reinstecken,
leicht drehen und in zehn Sekunden ist sie wieder
spitz. Ein in der Praxis sehr brauchbares Gerät.
Edelstahl reinigen
Mit viel Strom geht´s auch ein
bisschen dicker.
Viele Bessey-Lösungen für verschiedenste Spannaufgaben. Ob
Gehrung oder T-Verbindung, der Gehrungsspanner (re.) kann beides.
Das Beizen von Schweißnähten geschieht gewöhnlich mit
Flusssäure. Doch wer schon einmal das Sicherheits-
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Ein praktischer Helfer: WIG-
Elektroden in Sekunden gespitzt.
datenblatt dieses Werkstoffes
gelesen hat, der
möchte von dieser Beize
lieber Abstand halten - und
das mit Recht! Gibt es doch
viel elegantere Methoden:
Rehm Schweißtechnik vertreibt
das "Bymat RS 1024".
Mit diesem Gerät gelingt es
im Handumdrehen die Schweißnähte zu säubern. In
einem ersten Schritt wird mit einer stark verdünnten
Phosphorsäure unter Stromeinfluss die Oxidschicht und
damit die Anlauffarben entfernt. In der Glühzone bleibt
das Material dann aber matt grau. In einem zweiten
Arbeitsgang wird die Naht dann elektrisch poliert. Mit
einer etwas stärkeren Säure, wieder unter Stromeinwirkung,
werden wenige Mikrometer
Material abgenommen -
das Grau verschwindet und der
Stahl fängt an zu glänzen. Ein
wirklich einfaches und schnelles
Verfahren, das viel Zeit und
Geld spart.
Reinigt Schweißnähte in
Sekunden - das Bymat RS
1024.
Doch das Gerät kann noch
mehr: Mittels einer Schablone
kann der eigene Firmenname in
Schwarz auf den Stahl aufgebracht
werden. Das Ergebnis
sieht schick aus und hinterlässt
beim Kunden einen professio-
nellen Eindruck. Zu guter letzt kann der Anwender mit
dem Bymat auch galvanisieren. Wer wünscht sich nicht,
die Schweißnaht am verzinkten Blech zu schützen? Mit
dem Bymat ist das kein Problem mehr! Ein wirklich
gelungenes Gerät.
Reinigen der Naht. Links: nach dem Schweißen, Mitte: nach dem
Reinigen, rechts: nach dem Polieren.
In Sekunden ist die Signatur aufgebracht.
Oben: die Schablone,
unten: das Endprodukt.
Zusatzwerkstoffe
Schlägt der Normalanwender
einen Katalog zum
Thema auf, ist er in der
Regel erst verwirrt und dann
verloren. Hunderte verschiedener
Werkstoffe werden
angeboten. Hier lohnt
es sich durchaus, bei den
Profis anzufragen! Oerlikon
etwa stellte Elektroden, Schweißdrähte und MIG/MAG
Spulen für diesen Test und beriet ebenso sachlich wie
kompetent: ein Service, der jedem Kunden offen steht!
In allen Fällen erwies sich die professionelle Auswahl als
richtig. Gutes Material ist eben die halbe Miete. Das falsche
Material dagegen ist hoffnungslos.
Ein offenes Wort zum Thema Gas
Vielerorts sind Mietflaschensysteme noch sehr verbrei-
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tet. Das ist zunächst vorteilhaft, langfristig aber bedenkenswert.
Denn die Mieten sind auf die Dauer sehr teuer
und man bindet sich in der Regel über einen langen
Zeitraum an einen Hersteller. Seit einigen Jahren haben
sich deshalb Eigentumsflaschen als Alternative durchgesetzt.
Für 75 Euro verkauft beispielsweise die Firma
Lüdenbach aus Eitorf (http://www.luedenbach.com)
eine 10 Liter Argonflasche und diese ist bereits gefüllt!
Bei diesen Preisen spielen die 20 Euro Versandkosten
dann keine Rolle mehr. Auch das Nachfüllen ist kein
Problem. Die Kosten belaufen sich dabei inklusive
Versand (hin und zurück) auf 45 Euro. Wer möchte, kann
die neutralen Flaschen aber auch im Fachhandel tauschen.
Das kostet dann aber in der Regel merklich mehr.
Fazit
Der Umstieg ist möglich. Nach kurzer Einweisung und
einiger Übung gelingen schöne Nähte. Zögern ist hier
wirklich unangebracht. Die Ammenmärchen über die
Schwierigkeit des WIG- Schweißens gehören jedenfalls in
die Tonne oder ins Technikmuseum. Mit moderner
Technik ist WIG-Schweißen gut zu handhaben - eine einsteigerfreundliche
Technologie.
Adressen:
BESSEY & Sohn GmbH & Co. KG
Mühlwiesenstraße 40
74321 Bietigheim-Bissingen
Telefon: +49 7142-401-0
Fax: +49 7142-401-333
Email: info@bessey.de
Http://www.bessey.de
Lorch Schweisstechnik GmbH
Im Anwänder 24-26
D-71549 Auenwald-Mittelbrüden
T.+49 7191-503.0
F.+49 7191-503.199
E-Mail: info@lorch.biz
Http://www.lorch.biz
Lüdenbach GmbH
Altebach 4 (Gewerbegebiet Altebach)
D - 53783 Eitorf
Tel.: +49 22 43 / 24 54
Http://www.luedenbach.com
REHM GmbH u. Co. KG Schweißtechnik
Ottostraße 2 · D-73066 Uhingen
Telefon +49 7161-30 07-0
Telefax +49 7161-30 07-20
e-mail: rehm@rehm-online.de
Http://www.rehm-online.de