Quantitative Analyse von Protein-Massenspektren
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1. Einleitung<br />
Die Massenspektrometrie (MS) ist ein sehr bedeutendes Werkzeug in der Analytik organischer<br />
Verbindungen. Sie findet Anwendung in der Substanzanalyse <strong>von</strong> Gemischen, in der<br />
Sequenzierung <strong>von</strong> Biomolekülen, in der Qualitätskontrolle <strong>von</strong> Medikamenten und vielem<br />
mehr. Es gibt eine Vielzahl <strong>von</strong> Geräteklassen für die MS, wobei die Elektrospray-<br />
Ionisations-Massenspektrometrie (ESI-MS) der wichtigste Vertreter ist. Besonders interessant<br />
ist die MS für die Analytik großer Moleküle wie etwa Antikörper, da sie es ermöglicht, die<br />
Moleküle als Ganzes zu untersuchen. Somit ist eine Fragmentierung der <strong>Protein</strong>e in kleine<br />
Peptide nicht mehr notwendig, was weitere Fehlerquellen ausschließt, Kosten reduziert und<br />
Zeit bei dem <strong>Analyse</strong>prozess einspart.<br />
1.1. Motivation<br />
<strong>Protein</strong>e werden häufig durch Glykosylierung posttranslational modifiziert. Die Glykosylierungsarten<br />
eines <strong>Protein</strong>s üben einen großen Einfluss auf deren Funktion aus. Besonders gut<br />
charakterisiert ist dieser Sachverhalt bei Antikörpern: Hier entscheiden Glykosylierungen über<br />
die Aktivierung <strong>von</strong> Effektor-Mechanismen des adaptiven Immunsystems [Jefferis05]. Eine<br />
Zelle produziert i.d.R. nicht eine Glykovariante eines Antikörpers, sondern eine Vielzahl verschiedener<br />
Varianten (sog. Mikroheterogenität) [Raju03]. Dies ist einerseits eine wünschenswerte<br />
Eigenschaft, weil dadurch die Flexibilität des Immunsystems gesteigert wird. Andererseits<br />
ist dies für die medizinische Anwendung <strong>von</strong> Antikörpern jedoch ungünstig, weil oft nur<br />
wenige Glykovarianten eines Antikörpers die gewünschte therapeutische Wirkung entfalten.<br />
Die Herstellung monoklonaler Antikörper (eine Glykovariante) ist deshalb eminent. Regelmäßige<br />
Qualitätskontrollen der pharmazeutischen Produktion sind wichtig, um sicher zu stellen,<br />
dass keine Verunreinigungen durch fremde Glykoformen vorhanden sind. Übersteigen z.B.<br />
bestimmte Glykoformen eines <strong>Protein</strong>s einen gewissen Konzentrationsanteil, können schädliche<br />
Nebenwirkungen für den Patienten auftreten.<br />
Die Probenanalyse lässt sich mit der ESI-MS tätigen. Die gewonnenen Spektren enthalten Informationen<br />
über die in der Probe vorhandenen Massen und deren Intensitäten. Die Bestimmung<br />
der Massen ist mit Hilfe <strong>von</strong> Entfaltungsalgorithmen wie z.B. dem „Maximum-<br />
Entropie“-Algorithmus (MaxEnt) möglich [Reinhold92]. Der MaxEnt-Entfaltungsprozess<br />
führt eine auf der Entropie basierten Rekonstruktion des Spektrums durch. Als Ergebnis erhält<br />
man eine Liste mit den im Spektrum vorhandenen Massen und deren wahrscheinlichen Quantitäten.<br />
Ausgehend <strong>von</strong> der MaxEnt-Massenliste und der Referenzmasse des untersuchten <strong>Protein</strong>s,<br />
können dessen Zuckermodifikationen ermittelt werden. Die Schwierigkeit hierbei besteht<br />
im Auffinden der richtigen Kombination, denn es gibt eine Vielzahl an Glykoformen und<br />
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