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MinD-Mag 138

Die Oktober-Ausgabe der offiziellen Zeitschrift von Mensa in Deutschland e.V.

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Oktober 2020<br />

MAGAZIN <strong>138</strong><br />

Die<br />

Frau im<br />

Weltall<br />

<strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong> sprach<br />

mit Suzanna Randall,<br />

die als erste Deutsche<br />

zur ISS fliegen will<br />

Matthias Biester<br />

Der Satellit aus<br />

der „Garage“<br />

Über den ganz<br />

privaten Weg ins All<br />

Christoph Ruge<br />

Die ISS als<br />

Lego-Bausatz<br />

Von der Idee zur<br />

Raumstation<br />

Tina Zejewski<br />

Spiele im<br />

Weltraum<br />

Tipps für einen<br />

spacigen Abend


Datenbank-Entwickler<br />

SQL Server (m/w)<br />

Ein Job. Viele Möglichkeiten.<br />

Die Systrion AG aus Hamburg ist auf die Themen Stammdatenund<br />

Data Quality Management spezialisiert. Mit unseren<br />

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die Verfügbarkeit qualitativ hochwertiger Stammdaten entlang<br />

der gesamten Supply Chain sicher. Systrion verfügt über<br />

langjährige Erfahrung in der Lebensmittel-, Konsumgüterund<br />

technischen Industrie. Wir wachsen weiter und suchen<br />

Kolleginnen und Kollegen für unser Team.<br />

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wir uns auf Deine Bewerbung unter karriere@systrion.com<br />

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EDITORIAL<br />

ERWIN KLEIN<br />

Dif-tor heh smusma<br />

„Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. ...“ Trekkies wissen<br />

natürlich, wie dieser Text weitergeht. Alle anderen, die höchstens mal an einem lauen<br />

Sommerabend einen eher verträumten Blick Richtung Sterne werfen, müssen beim<br />

Blättern in dieser <strong>Mag</strong>-Ausgabe ganz tapfer sein.<br />

W<br />

ir heben nämlich ab. Mit Suzanna Randall,<br />

die als erste deutsche Frau zur ISS fliegen<br />

möchte, mit Matthias Biester, der einen Kleinstsatelliten<br />

in die Erdumlaufbahn brachte, mit<br />

Christoph Ruge, der die Lego-Version der ISS<br />

konstruierte. Wir stellen die SpaceSIG vor und<br />

als Zugabe gibt es noch ein paar Weltraum-Spiel-<br />

Empfehlungen.<br />

...<br />

Wer sich jetzt schon völlig schwerelos fühlt, landet<br />

spätestens dann wieder in der Realität, wenn<br />

die lieben Kleinen das elterliche Bett mit der Frage<br />

„Mamaaa, war Hitler ein Zombie?“ entern.<br />

Natalie Lehmann berichtet aus ihrem Familien-<br />

Alltag (Seite 33), und der ist nicht nur unterhaltsam.<br />

Sie macht außerdem Vorschläge, wie Eltern<br />

reagieren können, wenn Kinder ans Eingemachte<br />

gehen.<br />

...<br />

Im vergangenen Heft druckten wir erstmals<br />

Kontaktanzeigen, die unter Ms für einige Aufregung<br />

sorgten. Wir wissen nicht, ob sie zu erwünschten<br />

Reaktionen geführt haben. Aber es<br />

sind – wie so oft im Leben – auch Pannen passiert.<br />

Die peinlichste: Ausgerechnet die allererste Zuschrift<br />

auf unseren Aufruf fiel unter den Tisch.<br />

Wieso, weshalb, warum – wer will das jetzt noch<br />

wissen? Shit happens, aber manchmal kommt<br />

eine zweite Chance. Hier ist sie:<br />

Hi, ich bin: 22 | studiert | Berlinerin | attraktiv |<br />

Weltverbesserin | verkuschelt | inoffizielle Sterneköchin<br />

| abenteuerlustig & Du bist: kompetent | Nichtraucher<br />

| einfühlsam | Optimist | dominant | Athlet<br />

| weltoffen. Ich bin vielseitig interessiert, und wenn<br />

du das auch bist, gibt’s da sicher Überschneidungen<br />

und Material für abendfüllende Gespräche und<br />

vergnügliche Aktivitäten. Lass es uns herausfinden:<br />

musikindeinenohren@web.de<br />

Ich wünsche ihr, dass die Mailbox überquillt<br />

und dass die eine richtige Nachricht dabei ist.<br />

...<br />

Zurück zu den Sternen.<br />

Ich muss bekennen, dass R2D2, Laserschwert<br />

und Darth Vader mich nie wirklich in den Bann<br />

gezogen haben. Selbst die Vulkanier blieben mir<br />

suspekt. (Auch wenn ich ihren Gruß und ihre<br />

Sprache cool finde – die Überschrift dieses Editorials<br />

ist übrigens die original-vulkanische Begrüßungsformel<br />

„Lebe lang und in Frieden“).<br />

Aber alle Flüge des Apollo-Programms waren<br />

faszinierende Ereignisse, und die grobkörnige<br />

nächtliche schwarz-weiß-Live-Übertragung der<br />

ersten Mondlandung bleibt mir unvergesslich.<br />

Dann ist da noch David Bowie, der mit „Space<br />

Oddity“ den Raumfahrt-Soundtrack überhaupt<br />

schuf. „And I'm floating in a most peculiar way,<br />

And the stars look very different today.“<br />

Wenn sich demnächst Elon Musk auf den Weg<br />

zum Mars macht, werde ich wieder dabei sein. Im<br />

Keller sollte noch eine alte Lava-Lampe rumliegen,<br />

und die Lego-ISS will ich mir auch<br />

besorgen. Nur das mit dem Laserschwert<br />

werde ich lieber lassen.<br />

Erwin ist Chefredakteur des <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>azins.<br />

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mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020 | 3


INHALT<br />

Die ISS ganz<br />

aus Lego-Steinen<br />

konstruiert.<br />

Foto: LEGO<br />

MAGAZIN <strong>138</strong><br />

Editorial<br />

Dif-tor heh smusma<br />

Das <strong>Mag</strong> hebt ab3<br />

Science and Fiction in Space – das geht<br />

auch auf der Erde!<br />

Die SpaceSIG stellt sich vor 28<br />

Schwarzes Brett<br />

Terminkalender6<br />

Die M-Tour 7<br />

In eigener Sache: Kontaktanzeigen 7<br />

Die neuen <strong>MinD</strong>-Aufkleber7<br />

Mensa im All<br />

Suzanna Randall: Die weibliche „Major<br />

Tom“ mit Note 4 in Physik<br />

Gespräch mit der Frau, die zur ISS will 8<br />

Der Satellit aus der „Garage“<br />

oder: Wie eine gewonnene Wette<br />

scheiterte. 19<br />

Suzanna<br />

Randall, die<br />

Frau, die zur<br />

ISS fliegen<br />

will.<br />

Copyright: Die<br />

Astronautin<br />

Spiele im Weltraum<br />

Tipps für einen spacigen Abend 30<br />

Die lieben Kleinen<br />

Mamaaa – ist<br />

Hitler ein Zombie?<br />

Wenn Kinder ans<br />

Eingemachte<br />

gehen 33<br />

Mensa international<br />

Wenn’s mal wieder „länger“ dauertt<br />

Online-Mitgliederversammlung<br />

von Mensa Kanada 37<br />

Leserbriefe<br />

Futter für die Seele<br />

Reaktionen zur Ausgabe 137 38<br />

Team Cyberspace<br />

Ab auf das Sofa und<br />

kommt zum Stammtisch!<br />

LocSec Cyberspace erwartet euch 40<br />

Auf den Spuren Daniel Düsentriebs<br />

Der M, der die Lego-ISS<br />

konstruierte 22<br />

Prismenfernglas<br />

Die lieben Verwandten<br />

und deren Wörter<br />

Auch Sprachfamilien<br />

sind Familien 43<br />

4 | mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020<br />

Christoph Ruge mit seinem Werk.<br />

Foto: LEGO


Copyright: Courtesy of 20th Century Studios, The Walt Disney Company<br />

Filmkunst<br />

Wo sind die Helden?<br />

Die Kino-Kolumne mit Extra-Fakten<br />

für Besserwisser44<br />

Deutscher IQ-Preis 2020<br />

Einmal Übergabe im kleinen Kreis, einmal<br />

erneut verschoben<br />

Dem Verein „Reparieren macht Schule e. V.“ wurde<br />

der IQ-Preis übergeben46<br />

„Wir vermitteln Kompetenz und Nachhaltigkeit“<br />

Interview mit dem Initiator der<br />

Schüler-Reparaturwerkstatt49<br />

Musik<br />

Chorgesang in Corona-Zeiten<br />

Über das Glück, einen Musik-Beruf zu haben50<br />

Unprominente Prominente<br />

Nerviger Kaffeesatz als<br />

Geschäftsidee<br />

Melitta Bentz (Foto), die<br />

Erfinderin des Kaffeefilters 52<br />

INHALT<br />

Wissenschaft und Forschung<br />

Was sagt die Wissenschaft?<br />

Versuch zur Klarstellung einiger<br />

Grundbegriffe 54<br />

Rätsel<br />

Blackout-Domino<br />

„Eine großartige Rätselart“ 57<br />

Organisation<br />

Wer weiß mehr?<br />

Organisatoren lokaler Treffen 58<br />

Information 60<br />

Vorstand, Impressum 62<br />

Scheer Ware<br />

Was nützt uns Corona?!<br />

Gibt es außer Einschränkungen nicht auch<br />

(Lern-)Chancen? 63<br />

Chorsingen online in Corona-Zeiten. Foto: Juliano Suzuki<br />

Titelfoto: Marek Beier, Illustrationen: pixabay<br />

mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020 | 5


Schwarzes Brett<br />

1<br />

Die schüchternen<br />

Siegerfotos<br />

262 Ms stimmten ab.<br />

2<br />

„Schüchternheit“ (Shyness)<br />

war das Thema<br />

des internationalen<br />

Mensa-Fotowettbewerbs<br />

2020. Sicher<br />

auf viele Ms zutreffend.<br />

Vielleicht wurden gerade<br />

deswegen von den<br />

deutschen Ms nur 25<br />

Bilder eingereicht. Immerhin<br />

262 Ms stimmten<br />

mit ab. Hier ist das<br />

Ergebnis der deutschen<br />

Vorentscheidung:<br />

Das Siegerbild mit 95<br />

Stimmen und dem Titel<br />

„Kuckuck!“ stammt von<br />

Stefan Kempa (M18269).<br />

Den zweiten Platz erreichte<br />

Elisabeth Müller<br />

(M9199) mit 81 Stimmen<br />

und „Schüchtern<br />

aber neugierig“.<br />

Platz 3 errang erneut<br />

Sabine Marieni<br />

(M17088) mit „Da draußen“<br />

und 63 Stimmen.<br />

Wir gratulieren den<br />

Gewinnern und wünschen<br />

viel Erfolg im internationalen<br />

Wettbewerb.<br />

3<br />

Berry sagt<br />

„Wenn du redest, dann muß<br />

deine Rede besser sein als dein<br />

Schweigen gewesen wäre.“<br />

Altes persisches Sprichwort<br />

aus vorislamischer Zeit<br />

Terminkalender<br />

15.-19.10.20 Mensa Juniors Herbstseminar virtuell<br />

Durchgehend<br />

Veranstaltungen im Hostel Mensa für<br />

12 bis 17 Jährige<br />

virtuell<br />

28.12.20-01.01.21 Silvensa Sundsvall/Schweden<br />

28.12.20-02.01.21 Mensa Juniors Silvestercamp Mannheim<br />

07.04.-11.04.21 Jahrestreffen Stuttgart<br />

<strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong><br />

im Netz lesen<br />

Auch dieses Heft stellen<br />

wir wieder auf die <strong>Mag</strong>azin-<br />

Platform „Yumpu“ ein.<br />

Zu finden auf Yumpu.com,<br />

Suchbegriff:<br />

Mind-<strong>Mag</strong>azin.


Vier schnelle Masken-Fragen<br />

Mund-Nasen-Masken mit Mensa-<br />

M-blem waren in den vergangenen<br />

Wochen ein großes Vereinsthema.<br />

Melanie Jäger und Florian<br />

Kaiser hatten die Idee und stemmten<br />

die Organisation.<br />

Grund genug, einmal kurz<br />

nachzufragen.<br />

Wann wird es weitere<br />

M-Artikel geben?<br />

Die BoutIQue sollte mit einem<br />

Grundsortiment bestehend aus<br />

beispielsweise T-Shirts und Tassen<br />

eigentlich noch in diesem<br />

Jahr öffnen. Realistisch ist aktuell<br />

eine Eröfffnung im Sommer 2021.<br />

Wieviele Masken wurden in<br />

welcher Zeit verkauft?<br />

Wir haben fast 1.800 Masken in<br />

2,5 Wochen verkauft – davon 400<br />

am ersten Tag.<br />

War das eine einmalige, schnelle<br />

Aktion oder läuft das weiter?<br />

Das war eine einmalige Aktion<br />

von Florian Kaiser und mir aus<br />

dem BoutIQue-Team; viele Ms<br />

Florian und Mel (beide nicht mit der <strong>MinD</strong>-<br />

Maske). Fotos: Sophia Münt, Philipp Schäfers<br />

hatten den Wunsch nach<br />

Masken geäußert. Da sich die<br />

BoutIQue-Eröffnung aufgrund<br />

der aktuellen Wirtschaftslage<br />

verzögert, waren die Kapazitäten<br />

vorhanden.<br />

Wer koordiniert das – und werden<br />

noch Helfer gebraucht?<br />

Florian Kaiser und ich (zu<br />

erreichen unter boutique@<br />

mensa.de) leiten derzeit die Neugründung<br />

der BoutIQue. Helfer<br />

suchen wir immer, vor allem Ms<br />

mit Erfahrungen im Bereich<br />

Design sowie eCommerce fehlen<br />

aktuell noch im Kernteam.<br />

Goodbye Lilly, willkommen Betty!<br />

Ein großer Verlust ist zu<br />

beklagen: Redaktions-<br />

Hamster Lilly ist leider<br />

den Weg alles Irdischen<br />

gegangen und knabbert<br />

jetzt im Hamsterhimmel.<br />

Am 19. Juli ist sie friedlich<br />

an Altersschwäche gestorben.<br />

Lilly wurde zwei Jahre<br />

und vier Monate alt, das<br />

ist für einen Goldhamster<br />

ein langes Leben. Lilly-Besitzerin<br />

Tina Acham (auf<br />

dem Foto mit einer der<br />

letzten Aufnahmen von<br />

ihr): „Sie war schon sehr<br />

besonders ... und lieb ...“<br />

Und es gibt bereits eine<br />

Nachfolgerin: Betty, laut<br />

Tina „noch ganz jung und<br />

klein.“ So niedlich! Natürlich<br />

berichten wir weiter.<br />

Fotos: Tina Acham


MENSA IM ALL<br />

Angehende Astronautinnen werden ständig<br />

durch die Luft geschleudert.<br />

Suzanna Randall hat auch dabei noch Spaß.<br />

Copyright (alle Fotos): Die Astronautin<br />

8 | mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020


MENSA IM ALL<br />

ULRIKE DÜRNFELD<br />

Die weibliche<br />

„Major Tom“<br />

mit Note 4 in<br />

Physik<br />

Suzanna Randall im Gespräch.<br />

Nun sitzt sie mir also gegenüber, eine junge Frau,<br />

40 Jahre, große Ohrringe, ein offenes Lachen, was<br />

ich mehrmals in der Stunde zu sehen bekomme.<br />

Aufgeweckt, entspannt und super freundlich – und<br />

wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich nie auf die<br />

Idee kommen, einer Astronautin gegenüber zu sitzen.<br />

Na gut, Astronautin in Ausbildung. (Und ja, ich bin<br />

mir meines Vorurteils bewusst: Kann eine Astronautin<br />

nicht lustig sein?) Aber mal ehrlich, wer einen Tauchund<br />

Flugschein, diverse Parabelflüge, Zentrifugen-<br />

Training und Druckluftkammern hinter sich hat und<br />

plant, zur Internationalen Raumstation zu fliegen, ist<br />

sicher keine normale Frau von Nebenan …<br />

Suzanna Randall im Video-Gespräch mit Ulrike Dürnberger.<br />

Screenshot: Dürnberger<br />

mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020 | 9


MENSA IM ALL<br />

S<br />

uzanna Randall ist eine<br />

von zwei Frauen, die derzeit<br />

über das privat organisierte<br />

Projekt „Die Astronautin“ das<br />

Ziel verfolgen, als erste deutsche<br />

Frau zur Internationalen Raumstation<br />

(ISS) zu fliegen. Dafür<br />

absolviert sie neben ihrem Beruf<br />

eine Ausbildung zur Astronautin;<br />

ansonsten arbeitet die<br />

promovierte Astrophysikerin<br />

an der Europäischen Südsternwarte<br />

in Garching bei München<br />

und für das ALMA Teleskop Projekt<br />

in Chile.<br />

Die Initiative möchte endlich<br />

mit dem Gerücht aufräumen,<br />

dass nur Männer ins Weltall<br />

fliegen können. Und Deutschland<br />

hinkt wirklich hinterher:<br />

Hier gab es bis dato elf Astronauten,<br />

aber noch keine Frau.<br />

Frankreich, Kanada, Italien,<br />

England, Korea, … sie alle hatte<br />

schon eine Frau im Weltall, nur<br />

Deutschland noch nicht. „Die<br />

Astronautin“ möchte genau das<br />

ändern, den Blickwinkeln weiten<br />

und neue Vorbilder schaffen<br />

für die nächste Generation.<br />

Für das Programm beworben<br />

hatten sich 400 Frauen, die in<br />

mehreren Stufen ein Auswahlverfahren<br />

durchliefen: Von Interviews<br />

über medizinische und<br />

psychologische Tests mussten<br />

die Bewerberinnen dieselben<br />

Aufgaben lösen, die auch männliche<br />

Astronauten-Anwärter<br />

beim DLR (Deutschen Luft- und<br />

Raumfahrtzentrum) bestehen<br />

müssen. Am Ende wurden von<br />

den verbliebenden sechs Bewerberinnen<br />

Dr. Insa Thiele-Eich<br />

und Dr. Suzanna Randall ausgewählt.<br />

Die ganze Initiative ist ein<br />

privates Projekt. Wie bist Du<br />

denn dazu gekommen und was<br />

war die größte Herausforderung<br />

für Dich, daran teilzunehmen?<br />

Ich bin durch Zufall rangekommen,<br />

da ich eigentlich gar<br />

nicht aus dem Raumfahrt-Milieu<br />

komme. Ich bin Astrophysikerin,<br />

was oft mit Raumfahrt<br />

verwechselt wird, aber eigentlich<br />

damit gar nichts zu tun hat.<br />

Ich habe das in der Mittagspause<br />

auf Spiegel-Online gesehen:<br />

„Astronautin“ gesucht. Und ich<br />

dachte mir, das wollte ich doch<br />

schon immer mal machen. Und<br />

dann habe ich mich beworben.<br />

Ich hätte nicht gedacht, dass ich<br />

überhaupt eine Chance habe –<br />

und habe dann aber das Auswahlverfahren<br />

absolviert und<br />

bin nun eine von zwei Trainees.<br />

Seit wann bist Du dabei?<br />

Seit 2,5 Jahren.<br />

Ihr werdet nicht von der<br />

Bundesregierung unterstützt und<br />

seid ein rein privates Projekt.<br />

Ja, das macht es alles etwas<br />

komplizierter und es war mir<br />

zum Zeitpunkt der Bewerbung<br />

auch nicht klar, wie schwierig es<br />

sein würde und welche Dimensionen<br />

das Projekt wirklich hat.<br />

Das bedeutet, Insa [die zweite<br />

Trainee] und ich trainieren nicht<br />

nur, sondern haben noch einen<br />

zweiten Job, der uns zahlt. Und<br />

daneben machen wir noch Marketing<br />

und halten Vorträge, veranstalten<br />

Events, um Aufmerksamkeit<br />

zu erregen, weil wir unser<br />

Projekt genau über solche<br />

Sachen finanzieren. Das hält<br />

uns über Wasser.<br />

Aber tatsächlich werden wir<br />

damit nicht an die 50 Millionen<br />

Euro kommen. Deswegen sehen<br />

wir hier auch die Bundesregie-<br />

„Die Astronautin“<br />

D<br />

ie Stiftung „Erste deutsche Astronautin<br />

gGmbH" hat ein klares Ziel: Im Jahr 2021 soll<br />

die erste deutsche Astronautin zu ihrer Mission<br />

zur internationalen Raumstation ISS aufbrechen.<br />

Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, Mädchen<br />

und junge Frauen für die Raumfahrt und Naturwissenschaften<br />

zu begeistern und Vorbild für die<br />

kommenden Generationen zu sein. An Bord der<br />

ISS wird die Astronautin wissenschaftliche Untersuchungen<br />

zu verschiedenen Themen durchführen,<br />

vor allem zur Reaktion des weiblichen<br />

Körpers auf Schwerelosigkeit, aber auch Untersuchungen<br />

im Bereich Materialwissenschaft, Ernährungswissenschaft,<br />

Biologie und Klimaforschung.<br />

Die gesamte Mission kostet 50 Millionen Dollar.<br />

Darin untergebracht sind die Ausbildungen<br />

der beiden Anwärterinnen, der Platz in der Rakete<br />

zur ISS (und zurück) und natürlich die Unterkunftskosten<br />

auf der ISS. Dabei wird das gesamte<br />

Training allein über Spenden und Zuwendungen<br />

finanziert – ungleich zu den männlichen Vorgängern<br />

gibt es derzeit noch keine finanzielle Unterstützung<br />

von der Bundesregierung.<br />

10 | mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020


Gruppenfoto vor dem Zentrifugen-Training bei der<br />

Bundeswehr. Außen die angehenden Astronautinnen<br />

Suzanna Randall (links) und Insa Thiele-Eich.<br />

rung in der Pflicht. Wir führen<br />

sehr viele Gespräche mit unterschiedlichsten<br />

Menschen in der<br />

Regierung, auf lokaler, Landesund<br />

Bundesebene. Das sah und<br />

sieht auch alles recht positiv aus,<br />

aber jetzt gerade ist durch Corona<br />

ein Dämpfer drin. Ich verstehe<br />

sehr gut, dass wir jetzt nicht<br />

die erste Priorität haben durch<br />

die große Krise und das ist auch<br />

wichtig. Wir hoffen, dass es sich<br />

im Herbst wieder etwas beruhigt<br />

und wir dann wieder mehr<br />

Aufmerksamkeit bekommen<br />

von den Politikern.<br />

Ihr habt beide noch einen Job<br />

nebenbei, dann trainiert Ihr und<br />

haltet Keynote Speeches. Wie<br />

planst Du das denn alles und hast<br />

Du noch ein Leben daneben?<br />

Der Trick ist, nichts zu planen.<br />

Das habe ich jetzt auch während<br />

des Lockdowns gemerkt. Alle,<br />

die lange im Voraus Urlaub geplant<br />

haben, hatten ein Problem.<br />

Wir hatten eigentlich auch<br />

den ganzen Sommer verplant<br />

mit Events und Reisen. Das wurde<br />

jetzt natürlich alles abgesagt.<br />

Für mich persönlich: Ich<br />

hatte die letzten zwei Jahre ein<br />

sehr stressiges Leben und jetzt<br />

ist alles etwas entspannter geworden.<br />

Man muss halt schauen,<br />

dass man das eigene Leben<br />

und Wohlbefinden nicht aus<br />

den Augen verliert. Ich passe da<br />

„Ich habe das in der<br />

Mittagspause auf<br />

Spiegel-Online gesehen:<br />

„Astronautin“ gesucht. Und<br />

ich dachte mir, das wollte<br />

ich doch schon immer mal<br />

machen. Und dann habe<br />

ich mich beworben.“<br />

aber generell sehr auf: Ich nehme<br />

Urlaub und schaue zu, dass<br />

ich mir die Wochenenden auch<br />

freihalte, wenn es geht, damit es<br />

auch längerfristig so weitergehen<br />

kann – sonst landet man im<br />

Burnout.<br />

Wie viel Zeit verwendest Du<br />

für Deinen Beruf und wieviel<br />

für „Die Astronautin“?<br />

Das kommt ganz drauf an: Gemittelt<br />

ist es etwa 50 Prozent<br />

meiner Zeit, die ich für die Astronautin<br />

benutze. Diese Woche<br />

haben wir Videos und Online-Kurse<br />

gedreht für unser Code4Space-Projekt.<br />

Das hat viel<br />

Spaß gemacht! Und ist auch ein<br />

wirklich tolles Projekt!<br />

2008/2009 hattest Du Dich<br />

schon einmal bei der ESA<br />

beworben, bist aber leider<br />

während des Auswahlverfahrens<br />

mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020 | 11


MENSA IM ALL<br />

ausgeschieden. Wie bist Du<br />

damit umgegangen und was hat<br />

Dir das für die Bewerbung bei<br />

der „Astronautin“ gebracht?<br />

Rückblickend ist man immer<br />

schlauer. In dem Moment der<br />

Absage der ESA war ich wahnsinnig<br />

enttäuscht und frustriert.<br />

Aber was ich da gelernt habe,<br />

ist, dass Tests beispielsweise<br />

nichts Statisches sind. Das sage<br />

ich auch gerne Kindern und Jugendlichen,<br />

die nicht so gut in<br />

der Schule sind und die sagen<br />

„Ach, Mathe und Physik, das ist<br />

viel zu kompliziert…“ – das ist<br />

nichts, was für immer so sein<br />

muss!<br />

Bei den Tests damals war ich<br />

naiv. Ich habe mich einfach<br />

nicht vorbereitet – und habe<br />

mich dann nicht wundern müssen,<br />

dass ich nicht weitergekommen<br />

bin. Ich weiß, dass ich<br />

in den Tests zum räumlichen<br />

Denken schlecht abgeschnitten<br />

habe, weil das eben nicht meine<br />

Stärke ist. Entsprechend habe<br />

ich mich dann für das Auswahlverfahren<br />

der Astronautin vorbereitet<br />

und dabei über längere<br />

Zeit das räumliche Denken trainiert.<br />

Ich habe gemerkt, dass, nur<br />

weil ich das jetzt ohne Übung<br />

nicht konnte, das nicht bedeutet,<br />

dass ich das nicht lernen kann.<br />

Das war für mich die Erleuchtung.<br />

Das ist sicherlich mit der<br />

Intelligenz genauso: Da ist bestimmt<br />

einiges angeboren, aber<br />

man kann auch aktiv was dafür<br />

tun. Man kann Dinge auch<br />

verändern im positiven Sinne,<br />

wenn man sich in eine Sache<br />

reinkniet.<br />

Hast Du denn schon mal<br />

einen IQ-Test gemacht?<br />

Nein, einen richtigen Test nicht.<br />

Ich glaube, online habe ich mal<br />

was gemacht. Der IQ ist für<br />

mich aber nicht unbedingt das<br />

Aussagekräftigste an einer Person.<br />

Die IQ-Zahl ist auch nur eine<br />

Messgröße, um in unseren Verein<br />

aufgenommen zu werden. Wir<br />

sprechen im Verein nicht darüber,<br />

weil es eben nur die Messgröße<br />

ist, aber genau nichts über den<br />

Menschen dahinter aussagt.<br />

Verändert sich denn der IQ über<br />

den Zeitablauf? Also, wenn man<br />

den Test in fünf Jahren nochmal<br />

macht?<br />

Der IQ kann sich schon<br />

verändern, aber nur minimal.<br />

Er schwankt aber nicht um 20<br />

Punkte oder so. Da hängt auch<br />

viel von der Tagesform ab.<br />

Das stimmt allerdings! Man<br />

kann immer mal einen schlechten<br />

Tag haben oder total nervös<br />

sein, schlecht geschlafen haben.<br />

Bei den Astronautentests war<br />

das bei mir auch so: Ich hatte<br />

die Nacht vorher nicht geschlafen,<br />

eine Erkältung und Kopfschmerzen<br />

an diesem Tag. Und<br />

war deshalb sehr überrascht,<br />

dass ich weiterkam.<br />

Du hattest ja schon lange<br />

den Traum des Weltraums?<br />

Ja, das war so ein Kindertraum.<br />

Ich habe aber keine Ahnung,<br />

woher das kommt. Bei mir im<br />

Umfeld hatte keiner etwas damit<br />

am Hut. Aber ich fand das<br />

Weltall schon immer toll! Das<br />

ultimative Unbekannte, the „final<br />

frontier“, fasziniert mich dabei<br />

am meisten. Das können wir<br />

als Menschheit noch gar nicht<br />

richtig begreifen, weil wir es<br />

Code4Space<br />

Programmiert Eure Weltraummission<br />

und bringt Euer Experiment<br />

auf die Internationale Raumstation<br />

ISS! Probiert es aus und macht<br />

mit bei Code4Space – dem Wettbewerb<br />

für Grundschulkinder ab<br />

Klasse 3 in Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz!<br />

Bei diesem Coding-Wettbewerb<br />

der Roberta-Initiative des Fraunhofer<br />

IAIS und der Stiftung erste<br />

deutsche Astronautin gGmbH<br />

können Grundschulkinder ab der<br />

dritten Klasse in Teams zusammen<br />

mit einer Betreuungsperson<br />

am Wettbewerb teilnehmen und<br />

ihre Programme und Ideen für ein<br />

Experiment mit dem Mikrocontroller<br />

Calliope mini einreichen.<br />

Programmiert wird im Open Roberta<br />

Lab, der kostenfreien Open-<br />

Source-Programmierumgebung<br />

der Roberta-Initiative. In der Endrunde<br />

finalisieren die Final-Teams<br />

im Code4Space Camp zusammen<br />

mit den Wissenschaftlerinnen<br />

und Astronautinnen Suzanna (und<br />

Insa) ihr Experiment – das beste<br />

Experiment geht anschließend<br />

auf Weltraummission und wird auf<br />

der Internationalen Raumstation<br />

ISS ausgeführt.<br />

• Einsendeschluss ist der<br />

31. Dezember 2020.<br />

• Für den Wettbewerb werden<br />

Kreativität, Know-how und gute<br />

Ideen benötigt, wie man den<br />

Calliope mini mit Open Roberta<br />

programmieren kann. Eingereicht<br />

werden können Open Roberta-Programme<br />

sowie eine<br />

Beschreibung der Idee. Eine<br />

Web-Simulation sowie Leihmöglichkeiten<br />

machen das Testen<br />

der Programme auch ohne<br />

Besitz möglich.<br />

• Die Teilnahme am Wettbewerb<br />

ist kostenfrei. Die Final-Teams<br />

werden in das Code4Space<br />

Camp eingeladen.<br />

Weitere Informationen findet ihr<br />

unter https://code4space.org/.<br />

Erlebt Euer Projekt im Weltall!<br />

12 | mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020


Privat fliegt Suzanna selber gerne - hier am<br />

Wochenende über Bayern.<br />

auch noch gar nicht richtig erforscht<br />

haben … Das fand ich als<br />

Kind immer schon super: Was<br />

Neues entdecken, Abenteuer erleben,<br />

ins Unbekannte reisen,<br />

das hat mich immer schon total<br />

gereizt.<br />

Ihre Augen strahlen bei diesen<br />

Sätzen. Ich sehe das neugierige<br />

und aufgeweckte Mädel vor mir,<br />

das mit großen Augen in den Himmel<br />

blickt.<br />

Ich wollte immer zu den Sternen<br />

fliegen. Bis ich irgendwann<br />

kapiert habe, zu den Sternen zu<br />

fliegen, wird schwierig. Dann<br />

wollte ich die erste Frau auf dem<br />

Mars werden. Das steht auch in<br />

meiner Abizeitung: „Susi will<br />

die erste Frau auf dem Mars werden“<br />

– und in Gedankenklammern:<br />

„Die spinnt ja!“<br />

Das war dann letzten Endes<br />

auch der Grund, warum ich Astronomie<br />

studiert habe, weil ich<br />

das einfach faszinierend fand.<br />

Wie kann man einen Traum<br />

denn wirklich planen?<br />

Ich habe das nie wirklich geplant.<br />

Die Motivation kam von<br />

der Faszination. Ich habe mir<br />

nie groß Gedanken gemacht,<br />

was kommt als nächstes. Mir<br />

war klar, das interessiert mich<br />

einfach. Und deswegen habe ich<br />

weitergemacht.<br />

Ich hätte nach dem Studium<br />

auch in die Werbung und<br />

Marktforschung gehen können<br />

– aber dann kam die Zusage für<br />

die Promotion. Eigentlich bin<br />

ich gar nicht so zielstrebig. Ich<br />

habe nur versucht, mir so viele<br />

Möglichkeiten wie möglich zu<br />

eröffnen und dann die Möglichkeiten<br />

ergreifen zu können, die<br />

sich mir geboten haben.<br />

„Ich wollte immer zu den<br />

Sternen fliegen. Bis ich<br />

irgendwann kapiert habe,<br />

zu den Sternen zu fliegen,<br />

wird schwierig. Dann<br />

wollte ich die erste Frau<br />

auf dem Mars werden.“<br />

MENSA IM ALL<br />

Was würdest Du denn Mädels<br />

raten, die jetzt den Start der<br />

SpaceX gesehen haben?<br />

Ich sage immer, folgt dem, was<br />

Euch interessiert. Das möchte<br />

ich jedem raten. Es geht nicht<br />

darum in der Zukunft zu leben,<br />

sondern jetzt was zu tun, was<br />

mich interessiert; und da ist es<br />

mir dann auch egal, was andere<br />

dazu sagen. Ich war in meiner<br />

Clique in der Schule sicherlich<br />

nicht die Coolste mit meiner<br />

komischen Astroambition. Das<br />

machte mir aber Spaß und deswegen<br />

war mir das egal. Lasst<br />

Euch nicht sagen, dass Ihr etwas<br />

nicht könnt.<br />

Ich bin immer wieder erstaunt,<br />

wenn ich 2020 solche Sätze zu<br />

hören bekomme wie „Physik ist<br />

ja so kompliziert“ und „Mathe<br />

ist ja nur was für Jungs“… Das<br />

kann doch nicht sein, dass diese<br />

Vorbehalte immer noch da sind!<br />

Und es ist leider immer noch etwas<br />

sehr Weibliches, sich nichts<br />

zuzutrauen.<br />

Mädels sagen dann oft „Das<br />

ist so kompliziert, das verstehe<br />

ich nicht“ anstatt zu sagen<br />

„Okay, das ist kompliziert, dann<br />

knie ich mich halt mal rein, hole<br />

mir Hilfe und dann kann ich<br />

das schon“. Du musst nicht immer<br />

alles 110 prozentig machen<br />

müssen. Es kann sich immer alles<br />

ändern, auch, wenn Du es<br />

jetzt gerade nicht kannst. Ich<br />

beispielsweise stand auf Note 4<br />

in Physik bis zur zehnten Klasse!<br />

Ich habe Physik gehasst und<br />

hatte voll die doofe Lehrerin! In<br />

der elften Klasse dann bekam<br />

ich einen total motivierten und<br />

jungen Lehrer, der viele Experimente<br />

im Unterricht durchgeführt<br />

hat. Und am Ende des<br />

Jahres stand ich auf Note 1. Man<br />

kann sich also verändern – und<br />

es hängt einfach mit der Motivation<br />

zusammen, wenn man<br />

entdeckt „so schwer ist das gar<br />

nicht…“<br />

Ich bin positiv überrascht: Eine<br />

Astronautin mit Note 4 in Physik!<br />

Damit hatte ich nicht gerechnet!<br />

Im Stillen muss ich an meinen<br />

Physiklehrer denken, Herrn Zinsbacher,<br />

der in unserer Mädchenschule<br />

auch versucht hat, Begeisterung<br />

für Physik zu wecken.<br />

Was ist denn jetzt im Training die<br />

größte Herausforderung für Dich?<br />

Und was ist für Dich Neuland?<br />

Meine Komfortzone sind theoretische<br />

Konzepte, davon müssen<br />

wir eine Menge lernen und<br />

machen derzeit: Orbitalmechanik,<br />

wie die Systeme auf der ISS<br />

funktionieren, Thema Weltraumschrott,<br />

… Aber meine<br />

physischen Grenzen kennenzu-<br />

mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020 | 13


MENSA IM ALL<br />

lernen, das ist wirklich die größte<br />

Herausforderung für mich.<br />

Und nicht zu wissen, wie reagiert<br />

mein Körper darauf, wie<br />

reagiere ich darauf. Und wie<br />

gehe ich mit meiner Angst um.<br />

In den letzten Test in der Zentrifuge<br />

und Druckkammer beispielsweise:<br />

Da wurden wir auf<br />

25.000 Fuß hochgeschossen<br />

und wir mussten durch eine<br />

Sauerstoffmaske atmen – und<br />

davor war ich wirklich nervös.<br />

Auf einmal wird dir die Luft aus<br />

dem Raum herausgepumpt. Das<br />

fand ich psychisch auch wirklich<br />

schwierig, da ruhig zu bleiben.<br />

Und als Wissenschaftlerin in<br />

dem Moment die Neugierde zu<br />

behalten: „Wie reagiert mein<br />

Körper auf so etwas“ – wenn ich<br />

als Mensch weiß, dass ich auf<br />

einmal keine Luft mehr habe.<br />

Kannst Du das Gefühl<br />

beschreiben? Und welch schöne<br />

Erfahrungen gibt es beim<br />

Training?<br />

In der Druckkammer war ich<br />

vorher sehr nervös, weil ich<br />

nicht wusste, was auf mich zukommt.<br />

Und dann, während des<br />

Trainings, war es eher unspektakulär.<br />

Ich konnte mir selbst<br />

wieder Luft zuführen, wenn mir<br />

schwindelig wurde. Oft ist es vor<br />

dem Training angsteinflößender,<br />

weil man nicht weiß, was<br />

auf einen zukommt.<br />

Auch in der Zentrifuge, in der<br />

der Raketenstart und die damit<br />

verbundene körperliche Belastung<br />

nachempfunden wird,<br />

habe ich mir vorher viele Gedanken<br />

gemacht: Kann mein<br />

Körper das eigentlich aushalten?<br />

Schaffe ich das? Und ja, es<br />

war zeitweise unangenehm,<br />

Vorbereitungsarbeiten für<br />

die Druckluftkammer.<br />

schwerer zu atmen als sonst. Es<br />

fühlt sich so an, als säße ein Elefant<br />

auf deinem Hals. Aber letzten<br />

Endes war es gut auszuhalten.<br />

Und wenn man etwas kennt,<br />

dann ist es oft nicht mehr bedrohlich.<br />

Die schönsten Erlebnisse im<br />

Training sind für mich immer<br />

noch die Parabelflüge, ein geiles<br />

Gefühl!<br />

Und sie strahlt wieder bei diesen<br />

Erinnerungen.<br />

Eine Frage unserer Mitglieder war,<br />

wird einem beim Start der Rakete<br />

schlecht? Wahrscheinlich nicht<br />

mehr, wenn Ihr das so trainiert?<br />

Den meisten Astronauten wird<br />

nicht beim Start schlecht. Da ist<br />

es einfach nur schwieriger zu<br />

atmen, weil du auf dem Rücken<br />

liegst und die gesamte Kraft<br />

auf deinen Rücken einwirkt.<br />

Den meisten Astronauten wird<br />

schlecht, wenn sie sich in den<br />

ersten 48 Stunden in der Schwerelosigkeit<br />

aufhalten.<br />

Und sie fügt mit einem Lächeln auf<br />

den Lippen hinzu:<br />

Ein bisschen „trainieren“ kann<br />

man das aber auch in den Fahrgeschäften<br />

auf dem Oktoberfest.<br />

Auch wenn dort nur wenig G auf<br />

den Körper einwirken.<br />

Wie entspannst Du denn nach<br />

einer körperlichen Trainingseinheit?<br />

Oder geht es Dir nach<br />

dem Training gleich besser?<br />

Es kommt drauf an: Nach der<br />

Zentrifuge hätte ich mich gerne<br />

einfach nur hingelegt. Das lernte<br />

ich in diesem Zusammenhang<br />

aber auch: Es ist oft nicht möglich,<br />

gleich in die Entspannung<br />

zu gehen. Sondern da muss ich<br />

jetzt einfach durch.<br />

Experimente lassen sich nicht<br />

durch den Körper diktieren. Beispielsweise,<br />

wenn es beim Start<br />

ein technisches Problem gäbe,<br />

kann ich nicht einfach sagen<br />

„Moment, mir geht es gerade<br />

nicht so gut“.<br />

Das habe ich auch beim Flugschein<br />

gelernt: Auch, wenn einem<br />

Passagier schlecht ist,<br />

muss ich das Flugzeug erst auf<br />

die Erde bringen, bevor ich mich<br />

direkt darum kümmern kann.<br />

Das bedeutet, manchmal auch<br />

14 | mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020


MENSA IM ALL<br />

Schwerelosigkeit macht lustig.<br />

über die eigenen Grenzen gehen<br />

zu müssen.<br />

Trainieren Insa und Du eigentlich<br />

zusammen oder separat?<br />

Die meisten Trainings absolvieren<br />

wir zusammen. Den Flugschein<br />

haben wir aber privat<br />

jede für sich gemacht. Wir wohnen<br />

schließlich weit auseinander.<br />

Es hört sich für mich so an, als<br />

würdet Ihr nicht in Konkurrenz<br />

zueinander stehen. Aber<br />

eigentlich tut Ihr das ja, weil<br />

nur eine von Euch am Ende<br />

wirklich ins All fliegen kann.<br />

Ja, das ist eine interessante Situation:<br />

In den letzten knapp<br />

drei Jahren hat sich zwischen<br />

uns eine Freundschaft entwickelt<br />

und wir verstehen uns privat<br />

sehr gut. Wir unterstützen<br />

uns gegenseitig so gut wie möglich.<br />

Das Hauptziel in unserem<br />

kleinen Team ist es, dass wir die<br />

Mission stattfinden lassen können,<br />

sprich die Finanzierung<br />

steht. Dass also am Ende eine<br />

von uns überhaupt fliegen kann.<br />

Erst relativ spät wird eine von<br />

uns als sogenannte „Prime“ ausgewählt,<br />

bis dahin trainieren wir<br />

auch zusammen.<br />

Es geht dann darum, dass die<br />

zweite als Stellvertreterin bereitsteht,<br />

sollte die Prime kurzfristig<br />

ausfallen – was wir nicht<br />

hoffen. Ich finde es auch besser,<br />

dass wir bis zur letzten Sekunde<br />

zusammen trainieren, weil wir<br />

dadurch auch komplett gleichberechtigt<br />

bleiben und das für<br />

die Teamdynamik schöner ist.<br />

Sehr spannend! Nehmen wir an,<br />

Du fliegst in den Weltraum. Von<br />

„Den meisten Astronauten<br />

wird nicht beim Start<br />

schlecht. Da ist es einfach<br />

nur schwieriger zu atmen,<br />

weil du auf dem Rücken<br />

liegst und die gesamte Kraft<br />

auf deinen Rücken einwirkt.<br />

Den meisten Astronauten<br />

wird schlecht, wenn sie sich<br />

in den ersten 48 Stunden<br />

in der Schwerelosigkeit<br />

aufhalten.“<br />

wo würdet Ihr starten und was<br />

wären dann Deine Projekte?<br />

Wir führen derzeit Gespräche<br />

mit SpaceX und Boeing. Beide<br />

entwickeln derzeit die kommerziellen<br />

Crew Vehicles für<br />

die NASA. Boeing wird wahrscheinlich<br />

Anfang 2021 Astronauten<br />

zur ISS schicken. Diesen<br />

Plan beobachten wir mit großer<br />

Spannung, weil das den Preis<br />

drücken wird: Wenn es Wettbewerb<br />

unter den Raketen gibt,<br />

wird der Preis pro Sitz sinken.<br />

Das hilft uns natürlich… Wir<br />

fliegen dann mit der Firma, bei<br />

der wir das bessere Angebot bekommen<br />

am Ende ;-)<br />

Wir werden dann eine Kurzzeitmission<br />

auf der ISS machen,<br />

also zwei Wochen etwa. Die Projekte<br />

und Experimente werden<br />

aber durchaus schon jetzt geplant:<br />

Seien es Live-Schaltungen<br />

mit Schulklassen, die Ausführung<br />

des Experimentes von<br />

Code4Space – darauf freue ich<br />

mich besonders, wenn die Kinder<br />

das live mitverfolgen können.<br />

Darüber hinaus werden wir<br />

auch wissenschaftliche Experimente<br />

ausführen, die wir aber<br />

nicht selbst konzipieren. Hier<br />

arbeiten wir beispielsweise mit<br />

der DLR zusammen. Das werden<br />

Experimente sein zum Thema<br />

Sehkaft und weitere physiologische<br />

Experimente.<br />

Es folgen Fragen von Vereinsmitgliedern,<br />

die ich im Vorfeld vor allem<br />

im KiJu-Bereich abgefragt<br />

habe. An dieser Stelle herzlichen<br />

Dank an alle, die sich so eifrig an<br />

dem Interview beteiligt haben!<br />

Wie ist denn die Kommunikation<br />

dort oben geregelt? Kannst<br />

mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020 | 15


MENSA IM ALL<br />

Du von unterwegs mit<br />

deiner Familie sprechen?<br />

Internet gibt es auf der ISS ganz<br />

normal wie hier auf der Erde<br />

auch. Wobei, die größte Datenmenge<br />

ist weiterhin den Experimenten<br />

vorgehalten. Aber man<br />

kann auch mal mit Familie skypen.<br />

Cool, mal eben von der ISS<br />

nach Hause geskypt!<br />

Ja, mit Schulklassen wird es oft<br />

über Amateurfunk übertragen.<br />

Die ISS ist also längst nicht so<br />

isoliert, wie man meint.<br />

Forschungsarbeiten in Vorbereitung<br />

für die ISS.<br />

Auf was freust Du Dich am<br />

meisten? Und wann wäre<br />

der Moment, an dem Du<br />

realisierst, dass Du wirklich<br />

400 km über der Erde bist?<br />

Auf den Blick auf die Erde. Die<br />

Erde als ganzen Planeten wahrnehmen<br />

zu können. Der Blick<br />

von außen. Im Flugzeug sitze<br />

ich zwar immer schon am Fenster<br />

und blicke hinunter auf die<br />

Erde – aber im Weltall ist das<br />

eine ganz andere Dimension des<br />

Overview-Effekts. Astronauten<br />

berichten auch oft, dass sich die<br />

persönliche Sichtweise auf das<br />

eigene Leben verändert, wenn<br />

man das mal gesehen hat.<br />

Suzanna wählt ihre Worte und redet<br />

langsamer und ruhiger. Ich<br />

merke, wie schön dieser Moment<br />

sein muss – und bekomme eine<br />

Gänsehaut, wenn ich mir vorstelle,<br />

die Erde von oben sehen zu können.<br />

Ich erinnere mich an einen IMAX-<br />

Film zur ISS aus dem Jahre 2002<br />

(„Space Station 3D“): Zu Beginn<br />

des Films schnauft ein Astronaut<br />

über eine kleine Leiter nach oben<br />

– bis über den Rand dann, auf einmal,<br />

dieser Moment, wenn man<br />

zum ersten Mal von oben auf die<br />

Erde herunterblickt… Mir liegen<br />

Freudetränen in den Augen.<br />

„Bei einer längeren<br />

Mission, zum Beispiel zum<br />

Mars, zu der man dann ja<br />

mehrere Jahre unterwegs<br />

ist, da würde ich die Natur<br />

ganz schön vermissen.<br />

Also Vogelgezwitscher,<br />

den Geruch von frisch<br />

gemähtem Gras oder den<br />

Wind in den Bäumen … “<br />

Wie sehr würdest Du fließendes<br />

Wasser, Vogelgezwitscher und<br />

den Wind von rauschenden<br />

Bäumen vermissen?<br />

Wow. Ich kann jetzt nur spekulieren:<br />

Ich glaube, man weiß gar<br />

nicht, was man am meisten vermisst,<br />

bis man wirklich in der<br />

Situation ist. Ich denke aber,<br />

dass ich die zwei Wochen Kurzzeitmission<br />

ohne Schaden überstehe.<br />

Aber bei einer längeren<br />

Mission, zum Beispiel zum Mars,<br />

zu der man dann ja mehrere Jahre<br />

unterwegs ist, da würde ich<br />

die Natur ganz schön vermissen.<br />

Also Vogelgezwitscher, den Geruch<br />

von frisch gemähtem Gras<br />

oder den Wind in den Bäumen …<br />

Ich bin in meiner Freizeit gerne<br />

draußen unterwegs in der Natur.<br />

Darfst Du etwas Persönliches<br />

mitnehmen? Gepäck ist ja<br />

wahrscheinlich begrenzt…<br />

Zur ISS darf man 500 Gramm<br />

Persönliches Gepäck mitnehmen.<br />

Für Kleidung, Sauerstoff<br />

und Essen ist gesorgt. Bei den<br />

zwei Wochen brauche ich aber<br />

eher nichts Persönliches. Es<br />

wird dort oben genug zu tun geben,<br />

in meiner Freizeit mache<br />

ich dann wahrscheinlich eher<br />

nur Fotos. Und nutze die 500<br />

Gramm für andere Menschen,<br />

also ein Foto von jemanden, das<br />

ich dann zurückbringe und sagen<br />

kann „Hey, das war im Weltraum.“<br />

Ich denke, unser Mblem wäre sicher<br />

auch gerne im All … und fange<br />

schon das Überlegen an, wie wir<br />

es unauffällig reinschmuggeln.<br />

16 | mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020


MENSA IM ALL<br />

Im Bundeswehr-Flugsimulator.<br />

Wie lernt man, sich im<br />

All zu duschen?<br />

Oh! Man duscht gar nicht im<br />

All! Man wäscht sich mit einem<br />

Schwamm. Aufgrund der Oberflächenspannung<br />

des Wassers<br />

bleibt es am Körper einfach kleben,<br />

das heißt das ist gar nicht<br />

so kompliziert. Allerdings gibt<br />

es wohl ein bestimmtes Toilettentraining…<br />

Gibt es Beschränkungen,<br />

wenn man Astronaut werden<br />

möchte? Also könnten auch<br />

Menschen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten<br />

oder<br />

leichten psychischen Störungen<br />

auch Astronaut werden?<br />

Eines der Hauptkriterien ist die<br />

physische und psychische Gesundheit.<br />

Die körperlichen Belastungen<br />

sind natürlich enorm.<br />

Aber man muss auch ruhig bleiben<br />

in schwierigen Situationen<br />

oder sich mit anderen verstehen<br />

können. Kleinere „Makel“<br />

sind aber kein Problem: Ich<br />

beispielsweise trage eine Brille<br />

und bin Vegetarierin. Jedes ISS-<br />

Crewmitglied bekommt von einem<br />

Ernährungsspezialisten<br />

sein Essen zusammengestellt.<br />

Da wird also schon Acht gegeben.<br />

Markus möchte wissen, ob<br />

Haltungsschmerzen in der<br />

Schwerelosigkeit gleich bleiben<br />

wie unter Erdanziehung?<br />

Die bleiben nicht gleich. Tatsächlich<br />

entwickeln viele Astronauten<br />

Rückenschmerzen auf<br />

der Erde, die vorher noch keine<br />

gehabt haben. Durch die Schwerelosigkeit<br />

ist der Körper in einer<br />

ganz anderen Situation als<br />

unter Erdanziehung und da<br />

können sich durchaus Schmerzen<br />

herausbilden – im Rücken<br />

oder der Bandscheibe.<br />

Wie verändert sich Dein<br />

Schlafrhythmus? Die ISS ist<br />

„ Im Flugzeug sitze ich<br />

zwar immer schon am<br />

Fenster und blicke hinunter<br />

auf die Erde – aber im<br />

Weltall ist das eine ganz<br />

andere Dimension des<br />

Overview-Effekts. “<br />

ja ständig unterwegs, habt<br />

Ihr so eine Art Schlafplan?<br />

Wir schlafen alle zur gleichen<br />

Zeit. Zwar erleben wir auf der<br />

ISS alle 90 Minuten einen Sonnenauf-<br />

und -untergang, das<br />

heißt die Tage sind sehr kurz.<br />

Aber der Tagesrhythmus der<br />

Astronauten orientiert sich am<br />

GMT. Der Rhythmus ist sehr<br />

strikt eingeteilt: Die Astronauten<br />

sollen alle zur gleichen Zeit<br />

schlafen, in der Regel acht Stunden,<br />

um dann auch niemanden<br />

in seinem Schlaf zu stören.<br />

Und es wird meist gemeinsam<br />

gefrühstückt – für das Gemeinschaftsgefühl.<br />

Gemonitort wird die ISS aber<br />

24 Stunden am Tag immer in<br />

Schichten in den verschiedenen<br />

Kontrollzentren verteilt: in<br />

Houston oder Oberpfaffenhofen,<br />

über das „Kolumbus“, das<br />

europäische Modul, läuft, danach<br />

kommt Moskau. Das funktioniert<br />

auch ganz gut.<br />

Sehr spannend! Hast Du<br />

einen Lieblingsstern?<br />

(Lacht) Hm, mein Lieblingsstern<br />

ist wahrscheinlich immer noch<br />

der, den ich als allererstes beobachtet<br />

habe – einfach aus nostalgischen<br />

Gründen. Er ist ein pulsierender<br />

blauer Unterzwergstern<br />

und hört auf den sehr poetischen<br />

Namen EC20117-4014.<br />

Er ist nicht unbedingt etwas Besonderes,<br />

aber über ihn habe ich<br />

meine allererste Forschungsarbeit<br />

geschrieben.<br />

Ich hatte versprochen, ihn zu recherchieren,<br />

aber kein Bild gefunden.<br />

Immerhin habe ich herausgefunden,<br />

dass ein pulsierender blauer<br />

Unterzwergstern heiß (deshalb<br />

die blaue Farbe) und winzig (des-<br />

mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020 | 17


MENSA IM ALL<br />

halb Unterzwerg) und zirka 2.000<br />

Lichtjahre entfernt von der Erde<br />

ist. Und damit viel zu weit weg,<br />

um ihn mit bloßem Auge am<br />

Sternenhimmel zu sehen.<br />

Nach dem Flug ins Weltall:<br />

Was kann denn ein Flug<br />

zur ISS überhaupt noch<br />

toppen? Wahrscheinlich<br />

der Flug zum Mars, oder?<br />

Ja, das ist total schwierig! Ich<br />

glaube, wenn man einmal im<br />

Weltall war, gibt es sehr wenig,<br />

was das dann noch toppen<br />

könnte. Einen Flug zu einem<br />

anderen Himmelskörper wie<br />

Mond oder Mars fände ich noch<br />

superspannend! Den Fuß noch<br />

auf einen anderen Himmelskörper<br />

setzen – das würde ich gerne<br />

noch erleben. Und nachdem der<br />

älteste Astronaut über 70 Jahre<br />

alt war…<br />

Jetzt kommt die allerletzte Frage.<br />

Und sie ist, in meinen Augen,<br />

sehr wichtig! Saskia möchte<br />

gerne wissen, welches Lied Du<br />

beim Start hören möchtest?<br />

Coole Frage! Ich gebe zu, darüber<br />

habe ich mir noch gar keine<br />

Gedanken gemacht! Wow!<br />

Spontan denke ich an „Major<br />

Tom – völlig losgelöst“ – weil<br />

das ist so passend. Ich bin aber<br />

offen für Ideen; wir können ja<br />

einen Aufruf machen!<br />

Gute Idee: Wir können im<br />

Verein sehr kreativ sein!<br />

Oh ja! Sehr gerne!<br />

Dem Wunsch kommen wir natürlich<br />

nach! Schreibt uns gerne an<br />

mindmag@mensa.de, welche Lieder<br />

passend für einen Raketenstart<br />

wären?<br />

Der Aufnäher des Astronautinnen-Projekts.<br />

Wie kann ich<br />

Die Astronautin<br />

unterstützen?<br />

Alle Aktivitäten zur Vorbereitung<br />

und Durchführung der<br />

Mission der ersten deutschen<br />

Astronautin wurden und werden<br />

nur durch Spendengelder<br />

und Zuwendungen finanziert –<br />

im Gegensatz zu allen männlichen<br />

Astronauten, die mit Hilfe<br />

von Steuergeldern der Bundesregierung<br />

ins All geflogen sind.<br />

Helfen tut jeder Euro. Und<br />

wenn 1.000 Ms nur jeweils 10<br />

Euro spenden, haben wir das<br />

Projekt schon einen großen<br />

Schritt weitergebracht! Spenden<br />

könnt ihr bequem über ein<br />

Formular auf https://dieastronautin.de/support-us/.<br />

Wir beschließen unsere Stunde<br />

Gesprächszeit. Ich frage Suzanna<br />

noch nach einem abschließenden<br />

Statement und es wird<br />

klar, wie sehr ihr Mädchen und<br />

junge Frauen am Herzen liegen.<br />

„Ich möchte gerne Mut zusprechen,<br />

dass man eine Sache<br />

immer erreichen kann – auch,<br />

wenn man mal in einer Zwickmühle<br />

oder einer doofen Situation<br />

steckt! Daher der Rat<br />

an alle: Lasst Euch nicht abbringen<br />

von den Sachen,<br />

die euch wirklich interessieren<br />

und lasst Euch nicht<br />

sagen, dass ihr das nicht<br />

könnt.“<br />

Natürlich habe ich gleich<br />

noch Werbung gemacht für<br />

unsere Jahrestreffen – und ob<br />

wir sie dann für einen Vortrag<br />

anfragen können. „Immer gerne!<br />

Wenn ich nicht gerade im<br />

Weltall bin …“ Und selbst dann,<br />

haben wir gelernt: Skypen geht<br />

auch von da oben! Mit einem<br />

großen Lacher ist unsere Zeit<br />

dann um.<br />

Nachdem sie aufgelegt hat,<br />

sitze ich noch minutenlang<br />

sprachlos vor meinem Rechner.<br />

Ich bin beeindruckt von dem<br />

Vorhaben und dem ganzen Projekt,<br />

angesteckt von Suzannas<br />

Energie, blicke irgendwie verzaubert<br />

in den Himmel und finde<br />

erstmal gar keine Worte: Sie<br />

wird vielleicht die erste deutsche<br />

Frau auf der Internationalen<br />

Raumstation ISS sein.<br />

Abends blicke ich in den Sternenhimmel<br />

– und nein, an diesem<br />

Abend fliegt die ISS nicht<br />

über Deutschland. Und trotzdem<br />

habe ich Suzannas Lachen<br />

im Ohr und finde, die Sterne<br />

funkeln heute noch schöner als<br />

sonst.<br />

18 | mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020


MENSA IM ALL<br />

MATTHIAS BIESTER<br />

Der Satellit aus der „Garage“<br />

oder: Wie eine gewonnene Wette scheiterte.<br />

Disclaimer: Der folgende<br />

Text enthält unsichtbare<br />

Smileys. Wer sie findet, darf<br />

sich daran erfreuen, denn<br />

wenn man nicht alles mit<br />

Humor nimmt, ist das Leben<br />

nur halb so spaßig.<br />

„Ich wette, dass ich es schaffe, einen<br />

Satelliten ins All zu bekommen.“<br />

So oder so ähnlich sprach<br />

ich als im Grunde mittelloser,<br />

erfolgloser Langzeitstudent auf<br />

einem Mensastammtisch vor<br />

ein paar Jahren.<br />

Meine Erläuterungen danach<br />

waren offensichtlich überzeugend<br />

genug, dass sich nach kurzer<br />

Bedenkzeit der damals anwesende<br />

Bastian Döen bereit erklärte,<br />

bei dieser Geschäftsidee<br />

mitzumachen. Mit Paul Kocyla<br />

fanden wir kurze Zeit später den<br />

genialen Schrauber, der sich<br />

im Nachhinein als der Erbauer<br />

von Wren bezeichnen kann.<br />

Und schon waren da drei Jungs,<br />

die sich aufmachten, eine Weltraumfirma<br />

aufzubauen.<br />

Den „Spaß“ des Gründens einer<br />

Firma und des Schreibens<br />

von Businessplänen lasse ich<br />

hier mal weg, denn ich befürchte,<br />

alle potentiellen Leser möchten<br />

etwas über Wren lesen.<br />

5x5x5 Zentimeter groß<br />

und weiter irgendwo im Weltraum<br />

unterwegs: Kleinstsatellit Wren.<br />

Foto: Biester<br />

Also gestatten: Wren<br />

Er ist ein sogenannter Pocket-<br />

Cube, ein Kleinstsatellit von gerade<br />

mal 5x5x5 Zentimetern Abmessung.<br />

Um ehrlich zu sein,<br />

muss ich allerdings gestehen,<br />

dass auf dem Bild nicht Wren<br />

selber zu sehen ist. Das war unser<br />

Vorführmodell, das später<br />

bei Belastungstests zerstört<br />

wurde.<br />

Wren selber wäre mit seinem<br />

Start im November 2013 der<br />

kleinste voll funktionsfähige<br />

Satellit der Welt gewesen, wenn<br />

er denn funktioniert hätte. Dazu<br />

später mehr. Er besaß Stromversorgung<br />

durch Solarpaneele von<br />

Conrad Electronic, und das ist<br />

mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020 | 19


MENSA IM ALL<br />

keine Werbung, denn es könnte<br />

ja auch sein, dass die versagt<br />

haben. Eine ausklappbare Antenne<br />

(auf dem Bild nicht montiert)<br />

hätte die Funkverbindung<br />

sichergestellt. Außerdem hatte<br />

er eine Kamera und Lagekontrollsysteme.<br />

Ein kleines Highlight<br />

waren Triebwerke.<br />

Auf dem Bild kann man sie<br />

nicht sehen, da sie auf der Unterseite<br />

liegen. Mit denen hätten<br />

wir aber theoretisch seine Umlaufbahn<br />

jederzeit ändern können.<br />

Durch geschickte Bahnmanöver<br />

wäre vielleicht sogar eine<br />

Reise zum Mond möglich gewesen.<br />

Wir trafen uns fast immer in<br />

einer Garage. O.K., es war keine<br />

Garage, sondern es waren die<br />

Vereinsräume des Vereins Digitac<br />

in Aachen, der eine kleine<br />

Bastlerwerkstatt im Keller einer<br />

ehemaligen Schule unterhielt.<br />

Die Bauteile kauften wir uns<br />

überall zusammen. Zum Beispiel<br />

sind die Gewindestangen<br />

an den Ecken aus einem Modellbauladen,<br />

spezielle sehr<br />

alte SD-Karten fand ich in einem<br />

schummrigen Laden für<br />

gebrauchte Computerspiele, wo<br />

sie weit unten in einer Schublade<br />

eines schummrigen Schreibtischs<br />

lagen. Alles im allem haben<br />

alle Bauteile keine tausend<br />

Euro gekostet.<br />

Die Fabel vom<br />

Zaunkönig<br />

Auf den Namen kam meine Frau.<br />

Wren ist englisch für Zaunkönig.<br />

Falls die Fabel vom Zaunkönig<br />

gerade nicht präsent ist, eine<br />

kleine Kurzfassung: Um den König<br />

der Vögel zu küren, wurde<br />

ein Flugwettbewerb veranstaltet.<br />

Am höchsten flog der Adler,<br />

bis der Zaunkönig von dessen<br />

Rücken abhob. Wren wurde<br />

gleichzeitig mit mehreren anderen<br />

Kleinstsatelliten im Orbit<br />

ausgesetzt, einer davon hieß<br />

„Eagle“.<br />

Der Weg ins All<br />

und das Ende<br />

Überhaupt, wie kam er in den<br />

Orbit? Wren befand sich an<br />

Bord des italienischen Satelliten<br />

UNISAT-5, der unter anderem<br />

den Auswurfmechanismus<br />

für Kleinstsatelliten testen sollte.<br />

Auf dem Bild sieht man die<br />

relativ große Bodenplatte. Diese<br />

hing rechts und links in zwei<br />

Schienen, an denen entlang<br />

Wren nach Erreichen des Orbits<br />

einfach hinaus geschubst wurde.<br />

Hoch ging es an der<br />

Spitze einer „Dnepr“-<br />

Rakete. Das sind ehemalige<br />

Atomraketen, die<br />

gemäß dem START-II-<br />

Abkommens vernichtet<br />

werden mussten.<br />

Es wurde dafür schlicht<br />

Matthias wohnt in<br />

Aschaffenburg und<br />

schultert dort das<br />

Leben mit seinen<br />

Töchtern Amelia (4),<br />

Leonore (1) und Isabelle<br />

(1). Damit die<br />

etwas zu essen bekommen,<br />

testet er<br />

die Software, die<br />

unsere Stromnetze<br />

regelt. Er ist seit<br />

2006 Mitglied bei<br />

Mensa. Foto: Biester<br />

der Sprengkopf abmontiert und<br />

eine dritte Stufe installiert. So<br />

kam man damals am günstigsten<br />

ins All.<br />

Nachdem er ausgesetzt war,<br />

hörten wir leider nichts von<br />

Wren. Möglicherweise hat sich<br />

die Antenne nicht abgewickelt.<br />

Sie bestand aus einem Metallmaßband.<br />

Wenn man davon die<br />

Farbe abkratzt, bekommt man<br />

eine Antenne, die sich von selber<br />

in die richtige Form bringt.<br />

Ein kleines Bändchen hielt sie<br />

fest, damit die Antenne sich<br />

nicht zu früh ausbreitet. Dieses<br />

sollte nach dem Aussetzen<br />

durch einen Heizdraht zerstört<br />

werden. Vielleicht ging aber<br />

auch irgendein anderes kritisches<br />

Bauteil kaputt.<br />

Auf der Erde hatten wir alles<br />

Mögliche durchgetestet. Bestrahlung,<br />

Vakuum, Hitze, Kälte,<br />

die beim Start auftretenden<br />

Vibrationen, alles hat<br />

Wren beziehungsweise<br />

unser baugleiches<br />

Vorführmodell überstanden.<br />

Die Zerstörungsgrenze<br />

war ausreichend<br />

hoch. An dem Punkt<br />

20 | mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020


sind die Belastungen so groß, dass ein Bauteil<br />

kaputt geht.<br />

Dass er wirklich oben ist, beweist die<br />

NOAA. Das ist die US-amerikanische Atmosphärenüberwachung.<br />

Mittels Radar verfolgen<br />

die jedes Objekt in Erdnähe ab einer gewissen<br />

Größe und geben ihm eine Kennung.<br />

So kann man jederzeit nachschauen, wo<br />

sich Wren gerade befindet.<br />

https://www.n2yo.com/satellite/?s=39435<br />

Firma gescheitert,<br />

Satellit gescheitert<br />

Schon ein paar Wochen vor dem Start hatten<br />

wir drei Gründer uns aber leider bereits<br />

zu sehr über das weitere Vorgehen nach<br />

Wren zerstritten, dass die Firma aufgelöst<br />

wurde. Firma gescheitert, Satellit gescheitert,<br />

aber immerhin oben. Zumindest meine<br />

Wette habe ich gewonnen. Ich musste übrigens<br />

in Ermangelung eines Wettpartners<br />

gegen mich selber wetten. So gewann ich<br />

leider nichts, aber aus Motivationssicht war<br />

es vielleicht das Beste. Wer möchte schon<br />

gegen sich selber verlieren?<br />

Und wer weiß, es gibt ziemlich viele<br />

Schubladen, in denen ziemlich viele Pläne<br />

liegen, daher wage ich folgende Wette: „Ich<br />

wette, dass demnächst etwas von der Erde<br />

zum Mond unterwegs ist!“<br />

Ich weiß, dass ich<br />

diese Wette gewonnen<br />

habe, gewinne<br />

und gewinnen werde<br />

in Vergangenheit,<br />

Gegenwart<br />

und Zukunft, da<br />

es immer stimmte,<br />

stimmt und stimmen<br />

wird, dass<br />

„etwas“ von der Erde zum Mond unterwegs<br />

ist, seitdem und solange beide als eigenständige<br />

Objekte gleichzeitig existieren, und<br />

diesen Satz verstehe ich als eine Art Ode an<br />

Mensa, wo man für sowas nicht schief angeschaut<br />

wird:<br />

Floreat Mensa!<br />

mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020 | 21<br />

Meine Kernkompetenz und Antwort auf den Null-Zins: Der gut gemanagte<br />

Investmentfonds zum langfristigen Vermögensaufbau, zur Altersvorsorge<br />

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Mensaner erhaltet Ihr 20 % Rabatt auf alle Fonds-Dienstleistungen.<br />

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DER MENSANER VON NEBENAN<br />

Die ISS im<br />

Lego-Format.<br />

Konstruiert von<br />

Christoph Ruge.<br />

Foto: LEGO<br />

CHRISTOPH RUGE<br />

Auf den Spuren Daniel<br />

Düsentriebs …<br />

… oder: wenn LEGO-Steine ins All fliegen!<br />

Man kombiniere einen<br />

kreativen und tüftelwütigen<br />

Vollblut-Ingenieur mit einem<br />

Komponisten, Chorsänger<br />

und Musikliebhaber. Was<br />

dabei herauskommt? Let‘s<br />

meet: Christoph Ruge!<br />

Hallo Christoph, du bist ein<br />

sehr engagierter Mensaner<br />

und vielen im Verein bereits<br />

bekannt. Wie hast du von deiner<br />

Hochbegabung erfahren?<br />

Das habe ich erst als Erwachsener<br />

entdeckt. Meine Eltern und<br />

Geschwister sind vom selben<br />

Schlag wie ich, zu Hause bin<br />

ich somit nicht groß aufgefallen.<br />

Irgendwann erzählte meine<br />

Schwester von einer Bekannten,<br />

die Mensa-Mitglied geworden<br />

ist. Das fand ich spannend und<br />

ich habe mich für den nächsten<br />

Testtermin angemeldet. Kurz<br />

darauf bin ich bei Mensa eingetreten.<br />

Ein Mann der Tat also! Was<br />

hat dich an Mensa gereizt?<br />

Am Anfang war es vor allem<br />

Neugier. Wenn man Hochbegabung<br />

messen kann und es dafür<br />

eine Zahl gibt, dann wollte<br />

ich diese Zahl wissen. Meine<br />

erste richtige Mensa-Erfahrung<br />

war das europäische Jahrestreffen<br />

in Köln, eine richtige Großveranstaltung.<br />

Ich kannte dort<br />

tatsächlich niemanden, bin aber<br />

trotzdem hingefahren. Und<br />

nach dem Treffen kannte ich<br />

dann ganz viele (lacht). Darum<br />

empfehle ich auch allen Neulingen,<br />

die bei uns aufschlagen,<br />

22 | mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020


eine der Großveranstaltungen<br />

zu besuchen.<br />

In diesem <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong> steht das<br />

Thema Weltraum im Fokus. Du<br />

bist SIG-Sec der SpaceSIG, aber<br />

es gibt noch einen anderen Grund,<br />

warum du der perfekte Mensaner<br />

von nebenan für dieses Heft bist …<br />

… das mag vielleicht daran liegen,<br />

dass ich ein LEGO-Modell<br />

der Internationalen Raumstation<br />

ISS entworfen habe, welches<br />

seit Februar auch im Handel erhältlich<br />

ist.<br />

Arbeitest du für LEGO?<br />

Nein, ich bin Ingenieur, aber eigentlich<br />

entwerfe ich Züge und<br />

Bahnen. Mein ISS-Modell hat es<br />

über die Plattform LEGO Ideas<br />

(https://ideas.lego.com) auf den<br />

Ladentisch geschafft. Dort können<br />

Hobby-Entwickler eigene<br />

Entwürfe zur Abstimmung<br />

stellen. Schafft es dein Entwurf<br />

innerhalb eines definierten<br />

Zeitraums,<br />

10.000 Stimmen zu<br />

bekommen, schaut<br />

sich LEGO das Ganze<br />

an und entscheidet<br />

dann, ob es damit<br />

in Produktion<br />

gehen möchte.<br />

Wie bist du denn<br />

auf die Idee<br />

gekommen,<br />

eigene Modelle<br />

für LEGO zu<br />

entwerfen?<br />

Ich habe dem<br />

Sohn eines<br />

Freundes bei einem<br />

Schulprojekt<br />

geholfen. Ziel war<br />

es, einen „Stop-Motion-Film“<br />

mit LEGO-<br />

Männchen zu drehen. Er hatte<br />

natürlich viele LEGO-Steine<br />

und Figuren zu Hause, während<br />

ich am anderen Ende der Stadt<br />

keinen einzigen Stein vor mir<br />

liegen hatte. Also habe ich recherchiert,<br />

ob es Tools gibt, mit<br />

denen man LEGO-Modelle virtuell<br />

entwerfen kann, und siehe<br />

da: Ein ganzes Universum tat<br />

sich auf! Im Zuge der Recherche<br />

bin ich dann auf die LEGO Ideas<br />

Plattform gestoßen und fand<br />

das ein witziges Konzept. Letztendlich<br />

ist daraus ein richtiges<br />

Hobby entstanden.<br />

Und wie kam es dann<br />

dazu, dass du ein Modell<br />

der ISS entworfen hast?<br />

Eines Tages bekam ich durch<br />

Zufall einen LEGO-Stein in die<br />

Hand, eine Halbschale, der aussieht<br />

wie eine halbe Tonne (Designnummer:<br />

85941). Dabei<br />

hatte ich sofort den Gedanken:<br />

„Mensch, wenn man zwei davon<br />

verbindet, dann sieht diese<br />

„Tonne“ doch genauso aus,<br />

wie ein Modul der ISS. Den Rest<br />

müsste man doch auch hinbekommen!“<br />

Und dann ging es<br />

los …<br />

Wie lange hat es denn gedauert,<br />

bis das Modell fertig war?<br />

In Summe habe ich dreieinhalb<br />

Jahre daran<br />

gearbeitet. Mein Anspruch<br />

war es, das<br />

Original nachzubauen,<br />

doch der<br />

Teufel steckt hier<br />

im Detail. Die ISS<br />

wurde ja über etliche<br />

Jahre sukzessive<br />

aufgebaut.<br />

Stolzer Ingenieur<br />

mit seinem Werk.<br />

Foto: LEGO<br />

MENSA IM ALL<br />

mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020 | 23


DER MENSANER VON NEBENAN<br />

Zwischendurch wurden auch<br />

Teile, die an einer Stelle verbaut<br />

waren, später an anderer<br />

Stelle montiert. Ich musste jedes<br />

Internet-Foto zunächst darauf<br />

prüfen, welcher Status und<br />

Bauzustand darauf abgebildet<br />

ist. Da habe ich durchaus den<br />

ein oder anderen Aha-Moment<br />

erlebt.<br />

Die orangefarbenen Solar-<br />

Module machen das Modell zu<br />

einem echten Hingucker. Sind<br />

diese also auch originalgetreu?<br />

Ja, das ist tatsächlich so. Die Solarzellen<br />

selbst sind zwar bläulich,<br />

aber die Folie, auf der sie<br />

aufgedampft sind, ist orange. Je<br />

nachdem von welcher Seite das<br />

Licht auf die Solar-Module fällt,<br />

erscheinen sie demnach blau<br />

oder teilweise sogar<br />

richtig knallig orange.<br />

Das war dann ja eine ganz<br />

schöne Detektiv-Arbeit!<br />

Das kann man so sagen. Es war<br />

aber eine total spannende Zeit.<br />

Da ich selber Ingenieur bin,<br />

habe ich wirklich großen Respekt<br />

vor der Leistung, ein solches<br />

Mega-Projekt unter Beteiligung<br />

von mehreren Nationen<br />

und Gesellschaften zu planen<br />

und umzusetzen. Im<br />

All fährst du halt nicht mal<br />

kurz zum Baumarkt, wenn<br />

ein Teil fehlt – da muss alles<br />

beim ersten Mal passen.<br />

LEGO hat für das finale<br />

Modell sogar mit der NASA<br />

zusammengearbeitet. Ich<br />

bin gespannt, was sie sich<br />

für das 20-jährige Jubiläum<br />

dieses Jahr im November einfallen<br />

lassen! Mein Traum wäre es<br />

natürlich, wenn sie ein LEGO-<br />

Modell zur ISS mitnehmen würden.<br />

Na ja, ins Weltall hat es dein<br />

Modell doch schon geschafft!<br />

Oh ja (lacht), das war ein großer<br />

Spaß! LEGO hat das ISS-Modell<br />

mit einem Wetterballon losgeschickt.<br />

Diese mit Helium ge-<br />

Andrang bei der Präsentation.<br />

Christoph Ruge muss viele<br />

Unterschriften leisten.<br />

Foto: Hasan Jensen,LEGO<br />

24 | mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020


MENSA IM ALL<br />

füllten Ballons werden täglich<br />

zur Wetterermittlung gestartet.<br />

Sie steigen ungefähr 38.000 bis<br />

40.000 Meter. Das ISS-Modell<br />

war mit GPS-Trackern und vielen<br />

Kameras gespickt, sodass es<br />

auch tolle Aufnahmen von der<br />

Aktion gibt<br />

(http://mind-mag.de/link/legoiss).<br />

Christoph beim<br />

Komponieren am<br />

Synthesizer.<br />

Foto: Christian Besold<br />

Konntest du den Flug miterleben?<br />

Ja, ich war beim Start in Bad Pyrmont<br />

live dabei. Anschließend<br />

haben wir uns allesamt ins Auto<br />

gesetzt und sind hinterher gefahren.<br />

Es war ein sehr windiger<br />

Tag und es ist 300 Kilometer<br />

weit gekommen, fast bis nach<br />

Chemnitz.<br />

In der LEGO-Szene bist du<br />

mittlerweile eine Berühmtheit.<br />

Was war für dich das<br />

eindrucksvollste Erlebnis, seit klar<br />

war, dass deine ISS in Serie geht?<br />

Vor dem offiziellen Verkaufsstart<br />

fand im LEGO-Store in<br />

Nürnberg eine Signier-Stunde<br />

unter dem Titel „Triff den Designer“<br />

statt. Da sind 400 Leute<br />

zum Teil aus der halben Republik<br />

angereist, um das Set schon<br />

am Vortag zu kaufen. Das war<br />

schon ein tolles Gefühl.<br />

Wurde vor dem LEGO-Store<br />

auch gezeltet, um morgens<br />

der oder die erste zu sein?<br />

(lacht) Ganz so schlimm war es<br />

nicht! Aber es war schon ein wenig<br />

verrückt. Man konnte schon<br />

eine Stunde vor Beginn des<br />

Events beobachten, dass sich<br />

die Leute nur noch im Laden<br />

rumdrückten, um sich pünktlich<br />

zum Start in die Schlange<br />

stellen zu können.<br />

Hast du aktuell auch<br />

einen Entwurf bei LEGO<br />

Ideas eingestellt?<br />

Ja, ich habe das Modell einer<br />

norddeutschen Barock-Orgel<br />

im Stil von Arp Schnitger eingestellt.<br />

Bislang hat sie schon<br />

knapp 590 Stimmen, da muss<br />

also noch ein bisschen was kommen.<br />

Viele LEGO-Fans werden sich<br />

jetzt vielleicht fragen, ob man für<br />

diese virtuellen Tools Ingenieurs-<br />

Gene haben muss und ab welchem<br />

Alter sie genutzt werden können.<br />

Das LEGO-eigene Tool, den<br />

LEGO Digital Designer, kann<br />

man nutzen, sobald man hinreichend<br />

mit Computern umgehen<br />

Anzeige


DER MENSANER VON NEBENAN<br />

kann. Er ist sehr übersichtlich<br />

und einfach in der Bedienung.<br />

Es gibt aber auch komplexere<br />

und aktuellere Tools, wie zum<br />

Beispiel Studio von BrickLink.<br />

Ingenieurs-Gene braucht<br />

man dafür nicht, aber ein gutes<br />

räumliches Vorstellungsvermögen<br />

ist schon hilfreich. Das<br />

soll unter Ms aber ja ab und an<br />

mal vorkommen (lacht). Und<br />

die Tools fördern natürlich auch<br />

das dreidimensionale Denken.<br />

Bist du denn auch auf Social<br />

Media unterwegs und kann<br />

man dort vielleicht sogar<br />

Bauanleitungen von dir finden?<br />

Ich bin insbesondere auf Twitter<br />

aktiv (https://twitter.com/<br />

CERuge). Ich habe aber auch<br />

eine Homepage (http://design.<br />

christophruge.com), auf der ich<br />

aktuell zwei Anleitungen zur<br />

ISS eingestellt habe.<br />

Jetzt haben wir viel über die ISS<br />

gesprochen, beruflich bist du<br />

aber auf den Schienen unterwegs.<br />

Waren Züge und Bahnen schon<br />

immer eine Leidenschaft von dir?<br />

Ingenieur bin ich eigentlich von<br />

Geburt an! (lacht). Mein Interesse<br />

für Bahnen kam im Studium.<br />

Meine Hochschule lag an einer<br />

Bahnstrecke, auf der damals die<br />

neuesten Zug-Modelle erprobt<br />

wurden. Dieser spannende Ausblick<br />

aus dem Bibliotheksfenster<br />

hat irgendwas in mir getriggert.<br />

Während meine Mitstudierenden<br />

fleissig Computerzeitschriften<br />

gelesen haben, habe<br />

ich immer öfter in Eisenbahn-<br />

Fachzeitschriften geblättert.<br />

Wo kann man denn in eine<br />

deiner Bahnen einsteigen?<br />

Eines meiner neuesten<br />

Projekte ist die Entwicklung<br />

der neuen Berliner S-Bahn.<br />

Sie soll ab nächstem Jahr im<br />

Fahrgasteinsatz sein. Die gibt<br />

es von mir mittlerweile auch als<br />

LEGO-Modell. Aber auch hier in<br />

Erlangen fahren Bahnen herum,<br />

an deren Entwicklung ich beteiligt<br />

war.<br />

Wo lebst du deinen Erfinder-<br />

Drang denn sonst noch aus?<br />

Mein Faible fürs Tüfteln macht<br />

an der Bürotür natürlich nicht<br />

Halt. Seit einiger Zeit programmiere<br />

ich eine Haussteuerung<br />

für mein Zuhause. Das ist ein<br />

kleines Dauer-Projekt. Diesen<br />

Sommer habe ich eine Blumenbewässerungs-Automatisierung<br />

integriert. Meine Haustechnik<br />

sagt mir aber auch, wenn die<br />

echte ISS am Himmel zu sehen<br />

ist.<br />

„Wer die echte ISS am<br />

Himmel beobachten<br />

möchte, muss sich nicht<br />

die Nächte um die Ohren<br />

schlagen. Sie ist am Besten<br />

abends in der Dämmerung<br />

und früh morgens kurz<br />

vor der Dämmerung zu<br />

sehen, als hell leuchtender<br />

Punkt, der langsam von<br />

West nach Ost zieht.“<br />

Deine Kreativität lebst<br />

du aber nicht nur als<br />

Vollblut-Ingenieur. Du<br />

hast auch eine große<br />

Leidenschaft für Musik!<br />

Ja, die Musik ist ein wichtiger<br />

Teil in meinem Leben.<br />

Mein Vater ist Organist und<br />

ich bin mit Musik groß geworden.<br />

Ich singe in einem<br />

Chor: klassische, sakrale Musik<br />

und Oratorien. Vor Corona<br />

hatten wir auch regelmäßig<br />

Auftritte. Derzeit geht ja selbst<br />

das Proben leider nur eingeschränkt.<br />

Ich komponiere aber auch, allerdings<br />

in einer ganz anderen<br />

Musikrichtung: Ich mache<br />

elektronische Musik mit Synthesizern,<br />

das habe ich schon<br />

mit vierzehn Jahren angefangen.<br />

Mittlerweile gibt es zwei<br />

Alben von mir. Das Komponieren<br />

kommt aber eher in Wellen,<br />

das mache ich nicht jeden Tag.<br />

Am letzten Album habe ich zum<br />

Beispiel neun Monate gearbeitet,<br />

danach war erst mal wieder<br />

Ruhe. (Wer Lust hat reinzuhören:<br />

http://www.finestelectronicmusic.com).<br />

Lieber Christoph, lieben Dank<br />

für dieses spannende Gespräch.<br />

Gibt es noch etwas, was du<br />

gerne loswerden möchtest?<br />

Ich drücke den Stuttgartern für<br />

das JT 2021 ganz fest die Daumen!<br />

Und ich freue mich, wenn<br />

alle, die Nürnberg dieses Jahr<br />

gebucht haben, auch 2022 dabei<br />

sind!<br />

26 | mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020


Anzeige<br />

Einzel-Coaching und Seminare für Hochbegabte<br />

Irgendwann ist auch<br />

die Corona-Krise<br />

vorbei, trotzdem:<br />

Coaching funktioniert natürlich auch virtuell!<br />

Wir klären das von Fall zu Fall. Die Mischung aus<br />

Präsenz- und virtuellen Treffen hat sich bewährt!<br />

Wir finden einen Weg!<br />

Das Seminar für hochbegabte Finder im Oktober ist ausgebucht.<br />

Nächste Termine demnächst auf www.coaching-fuer-hochbegabte.de<br />

Endlich ist sie raus! Die komplette Überarbeitung von „Wie ich<br />

werde, was ich bin. Hochbegabung: Navigation für Erwachsene“<br />

(Titel der ersten Ausgabe: „Wie ich werde, was ich bin. (Selbst-)<br />

Coaching für hochbegabte Erwachsene“). 452 Seiten, € 26,90<br />

Das Buch klärt auf über das Phänomen Hochbegabung, gibt Einblick<br />

in das Seelenleben, Erfolge und als Misserfolge erlebte Ereignisse<br />

im Leben vieler Hochbegabter. Es enthält Interviews mit Hochbegabten<br />

von 2010, ergänzt um erneute Befragungen nach fast zehn<br />

Jahren und einige neue Interviewpartner. Das offenbar zu große<br />

Hoffnungen generierende kurze Kapitel Selbstcoaching ist in dieser<br />

Auflage entfallen. Dafür wurden viele Aspekte um neu hinzugekommene<br />

Erkenntnisse und Erfahrungen der letzten Jahre ergänzt.<br />

Natürlich auch zu beziehen über unsere Buchhandlung:<br />

www.buchhandlungsattler.de<br />

Der Pessimist klagt über den Wind, der Optimist hofft, dass er dreht und der Realist<br />

richtet die Segel aus!<br />

Sir William Ward


MENSA IM ALL<br />

Völlig losgelöst:<br />

Christoph Ruge, Christian Bosch,<br />

Andreas Wohlfeld, Ramona Koppik (v.l.)<br />

beim EMAG 2017 in Barcelona.<br />

Fotos: privat<br />

RAMONA KOPPIK UND CHRISTOPH RUGE<br />

Science and Fiction<br />

in Space – das geht auch<br />

auf der Erde!<br />

Die SpaceSIG stellt sich vor.<br />

K<br />

ennt ihr das bei Mensa?<br />

Man sitzt zusammen, unterhält<br />

sich gut und stellt auf<br />

einmal fest, der oder die andere<br />

hat genau die gleiche Passion?<br />

In unserem Fall für Star<br />

Trek und Science-Fiction, sowie<br />

die Frage nach dem Sinn des<br />

Lebens. (Die Antwort 42 kennen<br />

wir natürlich …). So kam<br />

beim Abschiedsbrunch in Regensburg<br />

2017 schnell die Frage<br />

auf: Mensch, wir sind Nerds bei<br />

Mensa, gibt‘s da nicht eine SIG<br />

für? – Wenn nicht, dann müssen<br />

wir sie gründen!<br />

Ein Blick ins eMVZ verriet:<br />

Was? Noch nicht?! – Gesagt, getan,<br />

eine Woche später war sie<br />

gegründet, die SIG „Science and<br />

Fiction in Space“!<br />

Anscheinend ging es vielen so<br />

wie uns SIG-Secs, denn knapp<br />

drei Jahre nach unserer Gründung<br />

zählt die SIG schon stolze<br />

197 Mitglieder (Stand 31. Juli<br />

2020).<br />

28 | mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020


Was tun wir denn nun alles?<br />

Uns vernetzen! Und zumindest<br />

in der Prä-Corona-Zeit (ihr erinnert<br />

euch, man konnte sich<br />

noch face-to-face in beliebiger<br />

Anzahl treffen) hatten wir auch<br />

verschiedene Highlights wie einen<br />

gemeinsamen Besuch der<br />

FedCon in Bonn (die Wiederholung<br />

steht noch aus) oder auch<br />

einer interessanten Star-Trek-<br />

Ausstellung am Bodensee. Auf<br />

dem EMAG in Barcelona trifft<br />

man ebenso auf SIG-Mitglieder<br />

wie natürlich auf dem Mensa-<br />

Jahrestreffen (JT).<br />

Auf dem JT bieten wir das inzwischen<br />

unter Insiderinnen<br />

und Insidern schon legendäre<br />

SpaceSIG-PubQuiz an. Es findet<br />

bei ihnen wie bei Neulingen immer<br />

großen Anklang. Mit diesem<br />

Angebot sind wir derzeit<br />

die einzige Instanz, die den Teilnehmenden<br />

ihren individuellen<br />

Sci-FiQ ermittelt und bescheinigt!<br />

Für das nächste Quiz, das im<br />

Rahmen des JT in Stuttgart 2021<br />

hoffentlich wieder live und in<br />

persona stattfinden kann, haben<br />

wir uns sogar besondere<br />

Preise ausgedacht! Selbstgehäkelte<br />

Mini-Yodas (alles Unikate)!<br />

Vielen Dank an dieser Stelle an<br />

Caro Wimmer, die ihre Corona-<br />

Zeit hier für uns sinnvoll nutzte.<br />

Dazwischen nutzen wir hauptsächlich<br />

E-Mail oder unsere eigene<br />

WhatsApp-Gruppe für<br />

die Kommunikation. Auch unser<br />

Newsletter gehört dazu, in<br />

dem Neuigkeiten zu Serienstarts<br />

oder gemeinsame Termine<br />

veröffentlicht werden. Alles<br />

lebt natürlich vom Engagement<br />

und den Interessen der einzelnen<br />

Mitglieder – und so kommen<br />

in der SpaceSIG nicht nur<br />

Star-Trek- und Star-Wars-Fans<br />

auf ihre Kosten, wir haben auch<br />

eine lebendige Dr.-Who-Community.<br />

Fans des Modellbaus<br />

von Raumschiffen gibt es ebenso<br />

wie wissenschaftlich an der<br />

Raumfahrt interessierte Ms. Die<br />

SpaceSIG ist so bunt wie ihre<br />

Mitglieder selbst.<br />

Das Jahr im<br />

Zeichen der ISS<br />

Welche Highlights hat das Jahr<br />

2020 uns bereitet? Es gab Strategien<br />

von Astronauten, welche<br />

helfen, wenn man sich während<br />

der Ausgangssperre zu Hause<br />

eingeengt fühlt. In Großbritannien<br />

forderten Roboter aus<br />

„Doctor Who“ zur Selbstisolation<br />

auf und „Live long and prosper“<br />

hat sich als kontaktlose<br />

Grußformel vielleicht noch weiter<br />

durchsetzen können.<br />

Das Live-Andocken der Dragon-Kapsel<br />

von SpaceX an der<br />

ISS konnten wir zumindest virtuell<br />

gemeinsam mitverfolgen.<br />

Ein ambitioniertes Mitglied<br />

hat Gerüchten zufolge sogar zu<br />

Hause speziell für diesen Anlass<br />

eine Leinwand aufgebaut und<br />

das Ereignis gestreamt. Falls<br />

euch langweilig ist, könnt ihr<br />

sogar die Dragon-Kapsel im eigenen<br />

Simulator ausprobieren<br />

und selbst die Kapsel an der ISS<br />

Klingonisches Bat'leth und<br />

traditionelle Bekleidung<br />

bei einer Star Trek Ausstellung.<br />

andocken: https://iss-sim.spacex.com/<br />

Das Jahr steht für uns jedoch<br />

eindeutig auch im Zeichen der<br />

ISS. Ein Highlight Anfang des<br />

Jahres war Christophs Vorstellung<br />

seiner selbst entworfenen<br />

ISS im Lego Store in Nürnberg.<br />

(Siehe Geschichte ab Seite 22).<br />

In letzter Zeit ist es Coronabedingt<br />

ruhiger geworden in<br />

der SIG. Allerdings können wir<br />

auch alleine und völlig socialdistancing-konform<br />

Kometen<br />

und Sterne beobachten, und irgendwie<br />

sind wir dabei ja auch<br />

vereint, egal an welchem Ort.<br />

Großartiges Highlight im Juli<br />

– für die unter uns mit Teleskopen<br />

oder sehr guten Augen –<br />

die Beobachtung des Kometen<br />

C/2020 F3 (NEOWISE) mit seinem<br />

beeindruckenden Schweif!<br />

Wer diesen Durchgang verpasst<br />

hat, dem sei zur Beruhigung<br />

versichert: Der Komet<br />

kommt auf seiner Umlaufbahn<br />

wieder vorbei! Schätzungen zufolge<br />

so um das Jahr 8.880 herum.<br />

Ebenso konnten wir auch<br />

dieses Jahr wieder zahlreiche<br />

Sternschnuppen der Perseiden<br />

beobachten.<br />

Einen kleinen Ausblick möchten<br />

wir allen jedoch noch mitgeben:<br />

Wir planen in den Cyberspace<br />

zu entschwinden und<br />

auf einem Mensa-eigenen „Holodeck“<br />

einen monatlichen Online-Stammtisch<br />

zu verschiedenen<br />

Themen-Schwerpunkten<br />

ins Leben zu rufen. „Stay tuned“<br />

– wir halten euch bei Neuigkeiten<br />

dazu auf dem Laufenden.<br />

In diesem Sinne: Live long and<br />

prosper,<br />

eure SIG-Secs<br />

Ramona und Christoph<br />

SPACE-SIG<br />

mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020 | 29


MENSA IM ALL<br />

TINA ZEJEWSKI<br />

Spiele im Weltraum<br />

Tipps für einen spacigen Abend.<br />

Beim Stichwort Space schlagen nicht nur die Herzen der Ms in der SpaceSIG höher! Auch<br />

beim <strong>MinD</strong>-Spielepreis war das Sujet in den letzten Jahren gut vertreten. Neben den<br />

Mensanerlieblingen „Gaia Project“ und „Terraforming Mars“ gibt es viele weitere analoge<br />

und digitale Spiele, von denen euch Mitglieder der Spiele-SIG hier einige präsentieren.<br />

Terraforming Mars<br />

A<br />

m Anfang ist der Mars kalt,<br />

karg und ohne Atmosphäre.<br />

Die Spielerinnen und Spieler<br />

übernehmen einen Konzern<br />

und sorgen mit Projekten für<br />

Wärme, Wasser, Pflanzen und<br />

Sauerstoff. Die Projekte haben,<br />

zumindest vereinfacht gesehen,<br />

einen wissenschaftlichen<br />

Bezug und oft entsprechende<br />

Bedingungen. So kann man<br />

zum Beispiel das Projekt „Wolkenimpfung“<br />

zur Erhöhung der<br />

Pflanzenproduktion erst starten,<br />

wenn der Mars mindestens<br />

drei Ozeanfelder hat. Das Spiel<br />

ist anspruchsvoll und komplex,<br />

eignet sich auch zum Spiel zu<br />

zweit und motiviert wegen des<br />

vielfältigen Aufbaus zum wiederholten<br />

Spielen. Wer zusätzlich<br />

noch mehr Abwechslung<br />

möchte, kann zu einer der vielen<br />

Erweiterungen greifen, die<br />

neben neuen Karten für Projekte<br />

und Konzerne auch neue Mechanismen<br />

ins Spiel bringen.<br />

Ab 12 Jahren, für 1 bis 5 Terraformer,<br />

Spieldauer circa 90<br />

bis 120 Minuten, erscheint bei<br />

Schwerkraft für circa 60 Euro.<br />

Empfohlen von<br />

Wolfgang Nedvidek<br />

Gaia Project<br />

B<br />

ei diesem Strategieschwergewicht<br />

wählen sich ein<br />

bis vier Personen – der Solomodus<br />

ist hervorragend<br />

– eines aus 14 verschiedenen<br />

Völkern, um sich in sechs<br />

Spielrunden durch komplexes<br />

Ressourcenmanagement im All<br />

auszubreiten. Neben Grundressourcen<br />

(Erz, Geld, Macht im<br />

Kreislauf wie in „Terra Mystica“)<br />

sammelt man Wissen für die<br />

Entwicklung seines Volks (höheres<br />

Einkommen oder Reichweite,<br />

erleichterte Expansion).<br />

Jedes Volk hat eigene Heimatplaneten<br />

und Fähigkeiten,<br />

die idealerweise zu<br />

den Runden- und Endzielen<br />

passen. Alle Ziele,<br />

Boni und der puzzleartig<br />

immer neu gelegte<br />

Spielplan sind zu Beginn<br />

festgelegt, sodass<br />

es keinen Zufallsfaktor<br />

gibt und trotzdem jedes<br />

Spielset anders ist.<br />

Ab 12 Jahren, für 1<br />

bis 4 Ressourcenmanager,<br />

Spieldauer circa<br />

60 bis 150 Minuten, erscheint<br />

bei Feuerland für circa<br />

60 Euro.<br />

Empfohlen von Martin Brüning<br />

30 | mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020


SPIELE<br />

Space Beans<br />

Z<br />

um Glück muss man sich<br />

auf seiner Reise durchs<br />

All nicht nur von gepökeltem<br />

Fleisch und Trockenobst ernähren:<br />

Bei „Space Beans“ aus<br />

der Bohnanza-Reihe sammelt<br />

man Darthbeans und Alienhülsenfrüchte<br />

in zwei Gärtchen<br />

aka Spalten. Jede Bohnenkarte<br />

ist mit einer Zahl von eins bis<br />

neun versehen. Ist bei der Ernte<br />

von beispielsweise sechs Karten<br />

auch die „6“ auf einer Karte<br />

vorhanden, bringt die Bohnenernte<br />

sechs Siegpunkte ein.<br />

Falls nicht, verrottet das Gemüse.<br />

Wegen des recht simplen<br />

Spielprinzips ist „Space Beans“<br />

ein gutes Absackerspiel, das<br />

durch seine liebevoll-nerdigen<br />

Illustrationen, allesamt Anspielungen<br />

auf kinematografische<br />

SciFi-Klassiker, überzeugt und<br />

dazu einlädt, sich eigene Spielvarianten<br />

auszudenken.<br />

Ab 8 Jahren, für 2 bis 6 Bohnenfans,<br />

Spieldauer circa 45 Minuten,<br />

gebraucht von Amigo für<br />

circa 15 Euro.<br />

Empfohlen von Tina Zejewski<br />

Space Empires<br />

E<br />

in Spiel der Kategorie „4X“:<br />

Das steht für eXplore, hier<br />

den Weltraum mit Schiffen, eXpand,<br />

die Kolonisierung und<br />

ökonomische Nutzung des Alls<br />

Fotos: frontier.co.uk, feuerland-spiele.de, Tina Zejewski<br />

durch Ressourcenförderung,<br />

eXploit, die schnelle Nutzung<br />

dieser Infrastruktur, um eine<br />

schlagkräftige Armada aus unterschiedlichsten<br />

Schiffstypen<br />

zu bauen und aufzurüsten, und<br />

eXterminate, die Auslöschung<br />

der feindlichen Schiffe und Kolonien.<br />

„Space Empires“ ist ein<br />

Wargame in bester Tradition,<br />

das Spiel auf dem Brett und das<br />

Bookkeeping wechseln sich in<br />

angenehmer Weise ab. Für Erfahrene<br />

ist das Spiel wie so oft<br />

bei GMT auch im Solomodus<br />

möglich.<br />

Ab 12 Jahren, für 1 bis 4<br />

Schiffsbauer, Spieldauer circa<br />

zwei bis sechs Stunden, erscheint<br />

bei GMT Games für circa<br />

75 Euro.<br />

Empfohlen von Hannes Roever<br />

Elite: Dangerous<br />

400<br />

Milliarden Sternensysteme,<br />

davon<br />

etwa 150.000 den realen<br />

Verhältnissen in der Milchstraße<br />

nachgebildet – wer sich in<br />

„Elite: Dangerous“ im interstellaren<br />

Handel, Schmuggel, Erzförderung,<br />

Kartographie, Kopfgeldjagd<br />

oder Piraterie verdingt,<br />

mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020 | 31


MENSA IM ALL<br />

wird in der riesigen, offenen<br />

Multiplayer-tauglichen Spielwelt<br />

immer wieder auf Neues<br />

stoßen. Auf mutige Raumschiffpiloten<br />

und -pilotinnen<br />

warten Reichtum, Prestige, aber<br />

auch politische Konflikte und<br />

Intrigen, befeuert durch federführende<br />

Charaktere der drei<br />

Machtblöcke der Galaxie: Föderation,<br />

Imperium und Allianz.<br />

Wer ein VR-Set verwendet,<br />

auf den wirkt alles sogar noch<br />

etwas größer und immersiver.<br />

Das Remake von David Brabens<br />

8-Bit-3D-Epos „Elite“ aus den<br />

1980er Jahren weiß wie auch<br />

schon sein Vorgänger auf Dauer<br />

zu fesseln und bietet schöne<br />

Reminiszenzen an das Original –<br />

wie zum Beispiel das kubrickeske<br />

Abspielen des Donauwalzers<br />

beim automatischen Andockmanöver.<br />

Ab 12 (USK) beziehungsweise 7<br />

Jahren (PEGI), Einzelspieler- sowie<br />

Multiplayermodus auf Microsoft<br />

Windows, macOS, Xbox<br />

One und PlayStation 4, unbegrenzte<br />

Spielzeit, erscheint bei<br />

Frontier Developments für circa<br />

25 Euro.<br />

Empfohlen von Maren Arnhold<br />

On Mars<br />

E<br />

ine Hälfte des Spielplans<br />

zeigt die Marsoberfläche,<br />

auf der wir unsere Kolonie aufbauen,<br />

die andere Hälfte zeigt<br />

den Orbit, wo wir uns auf der<br />

Raumstation mit Ressourcen,<br />

Bauplänen und Technologien<br />

ausrüsten können. Jeder Spieler<br />

und jede Spielerin besitzt ein<br />

eigenes Spielerboard, das mit<br />

Arbeitern, Raketen, Gebäuden,<br />

Foto: Eagle-Gryphon Games<br />

Fahrzeugen und Unterkünften<br />

ausgestattet ist. Wir reisen zwischen<br />

Orbit und Marsoberfläche<br />

hin und her. Man sollte genau<br />

vorausplanen, was man auf dem<br />

Mars bauen möchte, um sich im<br />

Orbit die passenden Ressourcen<br />

oder Technologien zu besorgen.<br />

Auch die Wahl der Startreihenfolge<br />

kann sehr entscheidend<br />

sein. Die möglichen Aktionen<br />

selbst sind relativ leicht<br />

verständlich, aber sehr zahlreich,<br />

und durch die Verzahnung<br />

entstehen eine hohe Dichte<br />

und viele Abhängigkeiten, so<br />

wie es sich für ein Expertenspiel<br />

gehört und für Vital Lacerda typisch<br />

ist.<br />

Die Spieldauer kann bis zu<br />

vier Stunden betragen, aber sie<br />

vergeht bei diesem Spiel wie im<br />

Flug!<br />

Ab 14 Jahren, für 1 bis 4 Kolonisten,<br />

Spieldauer circa zwei bis<br />

vier Stunden, erscheint bei Skellig<br />

Games für circa 134 Euro.<br />

Empfohlen von Beate Heinke<br />

Kerbal Space Program<br />

W<br />

er auf den Weltraum<br />

steht und es liebt, in einer<br />

grandiosen Sandbox seine eigene<br />

Kreativität (und Unfähigkeit)<br />

auf die Probe zu stellen, ist bei<br />

diesem Spiel goldrichtig: Du bist<br />

Chef einer Weltraumbehörde<br />

auf einem kleinen Planeten voller<br />

liebenswürdiger, mitunter<br />

etwas dummer, aber stets sehr<br />

risikofreudiger grüner Männchen<br />

– oder, je nach Spielmodus,<br />

deren Chef-Wissenschaftler.<br />

Im umfangreichen Wiki<br />

zum Thema KSP lernst du, wie<br />

Treibstoffmengen, Luftwiderstand,<br />

Gravitation und Masse<br />

zusammenspielen, was Swingbymanöver<br />

sind und wie du lange<br />

vor Elon Musk auf dem Mars<br />

(beziehungsweise Duna) landen<br />

kannst. Während du zu Beginn<br />

mit einfachen Mitteln und Bauteilen<br />

Raketen (oder Flugzeuge,<br />

Helikopter, Rover, …) baust,<br />

erlebst du hautnah, warum es<br />

heißt: „Getting to space is easy,<br />

the problem is staying there.“<br />

Ab 0 (USK) beziehungsweise<br />

3 Jahren (PEGI), Einzelspielermodus<br />

auf Microsoft Windows,<br />

macOS, Linux, Xbox One<br />

und PlayStation 4, unbegrenzte<br />

Spielzeit, verfügbar via Steam<br />

oder direkt beim Publisher Private<br />

Division für circa 40 Euro.<br />

Empfohlen von Thomas<br />

Mersmeyer und Hannes Roever<br />

Wer die vorgestellten Titel abgespielt<br />

hat, kann sich auf seinem<br />

galaktischen Themenabend<br />

noch mit dem komplexen<br />

Schwergewicht „Leaving Earth“<br />

(Lumenaris) sowie den schnelleren<br />

„Race for the Galaxy“ (Pegasus),<br />

„Catan – Sternfahrer“ (Kosmos),<br />

„Eminent Domain“ (Pegasus),<br />

„Galaxy Trucker“ (CGE/<br />

Heidelberger) und „Space Mission“<br />

(Schmidt) vergnügen.<br />

32 | mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020


DIE LIEBEN KLEINEN<br />

NATALIE LEHMANN<br />

Mamaaa – ist Hitler<br />

ein Zombie?<br />

Wenn Kinder ans Eingemachte gehen.<br />

Seit der Geburt unserer Kinder habe ich mich in viele neue Rollen eingearbeitet: Ernährungsund<br />

Gesundheitsexpertin, Streitschlichterin, Trösterin, Salzteigbäckerin, Höhlenbauerin<br />

und vieles mehr. Wenn sich der Nachwuchs darüber hinaus täglich Gedanken über die Welt<br />

und das Universum macht, kommt eine weitere Aufgabe hinzu: Willkommen in meinem<br />

Leben als Kleinkind-Professorin. Erforderliche Qualifikationen? Die Fähigkeit, komplexe<br />

Dinge klar und mit einfachen Worten zu erklären, Geduld und Mut!<br />

„Mamaaaa, was ist eigentlich ein<br />

Kack-Nazi?“<br />

Uff, eigentlich war ich gerade<br />

dabei, ein gesundes und für alle<br />

Familienmitglieder akzeptables<br />

Mittagessen auf den Tisch zu<br />

bringen. Da hat mich unser Fünfjähriger<br />

mal wieder kalt aus dem<br />

„Kack-Nazi“<br />

aus Kindersicht<br />

Hinterhalt erwischt. In der Hoffnung,<br />

das Thema relativ schnell, Copyright:<br />

Natalie Lehmann<br />

aber politisch korrekt abzuhaken,<br />

fällt meine Antwort entsprechend<br />

knapp aus.<br />

„Na ja, das sind Leute, die denken,<br />

dass sie selbst bessere Menschen sind und nicht alle<br />

Menschen gleich viel wert sind. Die sagen dann zum<br />

Beispiel schlimme Sachen über Menschen, die aus anderen<br />

Ländern kommen.“<br />

Schweigen aus der anderen Ecke der Küche. Vielleicht<br />

besteht doch noch Hoffnung, die Abfütterung<br />

pünktlich über die Bühne zu bekommen?<br />

Ich beeile mich, Besteck aus der Schublade zu<br />

sammeln und fange an, den Tisch zu decken.<br />

Aber wo denke ich hin – der Junior<br />

nimmt nur Anlauf.<br />

„Und was sagen die dann?“<br />

Ich kapituliere, drehe den Herd,<br />

auf dem das Nudelwasser sprudelt,<br />

herunter, schnappe mir das Kind<br />

und lasse mich auf den nächstbesten<br />

Küchenstuhl plumpsen. Es<br />

bringt ja alles nichts. Er wird mich<br />

nicht davonkommen lassen, ehe<br />

das Thema aus seiner Sicht erschöpfend<br />

abgehandelt ist.<br />

„Na ja, die sagen dann zum Beispiel,<br />

dass Menschen mit einer anderen Hautfarbe nicht in<br />

Deutschland wohnen sollen.“<br />

„Warum denn nicht, das ist doch egal, welche Hautfarbe<br />

man hat?!“<br />

„Ja ganz genau, da hast du vollkommen recht. Nazis<br />

sehen das leider anders. Darum müssen wir uns auch<br />

alle wehren, wenn die so blöde Sachen sagen.“<br />

„Sind das also böse Menschen?“<br />

Ich zaudere kurz, entscheide mich dann aber für<br />

die einfache Schwarz-Weiß-Version:<br />

mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020 | 33


DIE LIEBEN KLEINEN<br />

„Ja, das könnte man schon so sagen, nicht bei allem,<br />

aber wenn die sowas sagen, dann schon.“<br />

„Sind die so böse wie der eine Mann?“<br />

„Wen meinst du, Hitler?“<br />

„Ja den mein ich. Der hat doch so viele Menschen tot<br />

gemacht.“<br />

„Ja, der Hitler mochte es auch nicht, wenn Menschen<br />

anders waren als er. Der war auch<br />

ein Kack-Nazi, aber ein ganz besonders<br />

schlimmer. Und weil damals<br />

viele Menschen toll fanden,<br />

was der Hitler gesagt hat, haben<br />

sie ihn zum Chef von Deutschland<br />

gemacht. Das war eine sehr<br />

schlimme Zeit.“<br />

Mein Mann betritt die Küche<br />

und schaut mich fragend an. Er<br />

War Hitler ein<br />

hat den letzen Satz wohl mitgehört.<br />

Ich zucke mit den Schul-<br />

Zombie?<br />

tern: „Er wollte wissen, was ein<br />

Kack-Nazi ist.“ Meine bessere<br />

Hälfte nickt verständnisvoll. Er<br />

weiß, welche Odyssee ich schon<br />

hinter mir habe. Erleichterung<br />

blitzt in seinen Augen auf. Dieses<br />

Mal ist er davongekommen.<br />

Er hatte beim Frühstück nämlich das Vergnügen,<br />

den Unterschied zwischen Gespenstern, Geistern<br />

und Zombies zu erklären, während ich von unserer<br />

Achtjährigen erfahren habe, dass das Wort<br />

Zombie auf einer Kinderlieder-CD aufgetaucht ist.<br />

Er nimmt mir grinsend das restliche Besteck aus<br />

der Hand, deckt den Tisch zu Ende und dreht das<br />

Nudelwasser auf. Ich widme mich derweil wieder<br />

dem kleinen, neugierigen Wesen auf meinem<br />

Schoß.<br />

„Lebt der Hitler eigentlich noch?“<br />

„Nein, der ist schon fast 80 Jahre tot!“<br />

„Oh, war der ganz arg alt und krank und sein Körper<br />

hat nicht mehr funktioniert?“<br />

Na klar, war der geistig krank, aber das würde den<br />

Rahmen hier jetzt wohl sprengen.<br />

„Nein, der war noch nicht so alt. Aber er hat sich selber<br />

erschossen, als er gemerkt hat, dass er den Krieg<br />

nicht mehr gewinnen kann. Er wollte nicht verhaftet<br />

werden.“<br />

Die letzten Worte haben meinen Mund noch<br />

nicht vollständig verlassen, da bereue ich es<br />

schon. Warum habe ich nicht einfach gesagt, dass<br />

er im Krieg erschossen wurde? Jetzt ist es zu spät,<br />

die Quittung kommt ohne Umschweife:<br />

„Aber wieso denn? Verhaftet werden ist doch nicht<br />

so schlimm wie tot sein?!“<br />

Wie komme ich aus dieser<br />

Nummer wieder heraus? „Sackgasse!“,<br />

schreit meine innere<br />

Stimme.<br />

„Na ja, im Gefängnis wären sie<br />

wohl nicht sehr nett zu ihm gewesen<br />

nach den schlimmen Sachen,<br />

die er gemacht hat.“<br />

„Ist der jetzt im Himmel?“<br />

„Brrrrrrrrr!“, der Küchen-Timer<br />

klingelt, die Nudeln sind fertig.<br />

Danke, danke, danke! Das verschafft<br />

mir eine Verschnaufpause.<br />

Eine Diskussion über Himmel<br />

und Hölle übersteigt gerade<br />

meine Kräfte.<br />

Aber erstaunlicherweise wird<br />

das Thema nach dem Mittagessen<br />

nicht mehr aufgewärmt. Erleichterung<br />

macht sich in mir breit.<br />

Solche und ähnliche Diskussionen sind bei uns<br />

an der Tagesordnung, mittlerweile haben wir daher<br />

eine gewisse Routine entwickelt.<br />

Vom Panikmodus zu<br />

souveräner Gelassenheit<br />

Als unsere Tochter, damals drei Jahre alt, aus dem<br />

Kindergarten kam und wissen wollte, wer denn<br />

die Eltern von Adam und Eva waren, wenn das<br />

doch die ersten Menschen auf der Welt waren, hat<br />

uns das noch ziemlich ins Schwitzen gebracht.<br />

Heute bringt mich auch ein aus der Hüfte geschossenes<br />

„Mama, wie weit reicht die Anziehungskraft<br />

von einem schwarzen Loch?“ nicht mehr aus<br />

der Fassung. Ich weiss nicht, wie oft ich schon ein<br />

Dankesgebet an die Erfinder von Google, Wikipedia<br />

und Co. gesprochen habe. Wie haben unsere<br />

eigenen Eltern das bitteschön gemacht!?<br />

34 | mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020


DIE LIEBEN KLEINEN<br />

Ein Kind stellt pro Tag durchschnittlich 500 Fragen.<br />

Eltern müssen demnach eine ganze Menge<br />

leisten, wenn sie jede Frage ernsthaft beantworten<br />

wollen. Natürlich sind nicht alle dieser Fragen<br />

hochphilosophisch. Von „Warum pupst man<br />

aus dem Po und nicht aus dem Mund?“ bis „Warum<br />

verlieren Bienen ihren Stachel, wenn sie stechen?“ ist<br />

alles vertreten. Da braucht es<br />

eben Geduld und manchmal<br />

„Kack-Nazi“,<br />

auch einen Taschenspielertrick<br />

weiblich.<br />

(„Frag das doch mal deine Erzieherin,<br />

die kann das bestimmt super<br />

erklären!“). Je nach Alter des<br />

Kindes kann man sich glücklicherweise<br />

auch Unterstützung<br />

bei den Medien holen, um die<br />

Neugier bei eher wissenschaftlichen,<br />

technischen oder praktischen<br />

Fragen zu stillen.<br />

Die Reise zum<br />

wunden Punkt<br />

Eine Frage treibt mich allerdings<br />

auch nach all den Jahren<br />

immer noch um: Wie geht<br />

man mit den „schwierigen“<br />

oder komplexen Themen um, insbesondere dann,<br />

wenn das Kind diese im Vergleich zu seinen Altersgenossen<br />

schon sehr früh stellt? Wie viel Information<br />

kann man ihm zumuten?<br />

Tief in mir steckt der Wunsch, unseren Kindern<br />

so lange wie möglich das sichere Gefühl von „alles<br />

ist gut auf dieser Welt“ zu geben, sie möglichst<br />

lange den unbesorgten Zustand von kindlicher<br />

Naivität genießen zu lassen. Die Realität kommt<br />

noch früh genug. Anfangs habe ich daher versucht,<br />

diese Fragen eher knapp und schlicht zu<br />

beantworten. Damit waren die Kinder aber nie zufrieden.<br />

Ich erinnere mich noch genau an den Moment,<br />

als wir nicht mehr darum herum kamen, den Kindern<br />

zu eröffnen, dass jeder Mensch irgendwann<br />

sterben muss. Für mich fühlte sich das an wie die<br />

Vertreibung aus dem Paradies, vermutlich weil der<br />

Tod für mich selbst ein schwieriges Thema war.<br />

Es folgten wochenlange Diskussionen über das<br />

Sterben, ein Leben nach dem Tod, den Himmel,<br />

Wiedergeburt und alles, was dazu gehört. Als<br />

mich unsere damals vierjährige Tochter mit Tränen<br />

in den Augen fragte, wie wir uns im Himmel<br />

denn wiederfinden sollen, wenn wir doch gar keinen<br />

Körper mehr haben, hat es mir fast das Herz<br />

zerrissen. Gleichzeitig war diese Zeit für mich beinahe<br />

wie eine Therapie. Vermutlich sind Kinderfragen<br />

aus diesem Grund teilweise<br />

so unbequem – weil sie einem<br />

die eigenen Ängste und blinden<br />

Flecken auf dem Silbertablett<br />

präsentieren.<br />

Auch wenn mich unsere Diskussionen<br />

am wunden Punkt daher<br />

schon einige Nerven und Tränen<br />

gekostet haben: Ich möchte<br />

sie um nichts in der Welt missen.<br />

Der „Elefant im Raum“<br />

will gefüttert werden<br />

Wie geht man also pädagogisch<br />

sinnvoll an die Sache heran? Leider<br />

haben auch die Experten kein<br />

Patentrezept. Einigkeit besteht<br />

jedoch darin, dass man sich auf<br />

das Kind in der konkreten Situation<br />

einlassen soll, beim Erklären auch mal eine<br />

Pause einlegt, Rückfragen stellt, dabei genau beobachtet,<br />

wie das Kind reagiert, und eine verständliche<br />

Wortwahl trifft.<br />

Es mag zwar verlockend sein, schwierige Themen<br />

„weichzuspülen“ und beschönigende Metaphern<br />

zu verwenden. Damit tut man insbesondere<br />

kleinen Kindern aber keinen Gefallen, weil diese<br />

solche Aussagen noch wörtlich nehmen.<br />

Wer dem Kind zum Beispiel erklärt, der Opa sei<br />

eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht, riskiert,<br />

dass das Kind eine panische Angst vor dem<br />

Schlafen entwickelt. Eigentlich total logisch – und<br />

dennoch kann ich aus eigener Erfahrung sagen,<br />

wie schwer es fällt, bei solchen Themen deutliche<br />

Worte zu finden.<br />

Letztendlich haben wir für uns entschieden,<br />

dass wir aufhören werden, Ratgeber zu wälzen<br />

und lieber unserer Intuition folgen. Rückblickend<br />

sind wir damit bislang einigermaßen gut durchgekommen<br />

und haben bei jeder schwierigen Fra-<br />

mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020 | 35


DIE LIEBEN KLEINEN<br />

Er muss leider<br />

draußen bleiben:<br />

Der Führer vor<br />

dem Himmelstor.<br />

ge dazugelernt, auch dass die Kinder durchaus unterschiedliche<br />

Bedürfnisse haben.<br />

Die folgenden Tipps sind daher lediglich ein<br />

Versuch, unsere Erfahrungswerte und Familienregeln<br />

zu Papier zu bringen, die wir – wie ich beim<br />

Aufschreiben erkannt habe – größtenteils unbewusst<br />

angewandt haben:<br />

• Ehrlich antworten: Kinder merken sich alles,<br />

was man erzählt. Und sie haben ganz feine Antennen<br />

für Unstimmigkeiten. Die Wahrheit<br />

kommt irgendwann ohnehin raus. Und dann<br />

steht man als Lügner da. Daher: Harte Kost mit<br />

neutralen, aber klaren Worten beschreiben,<br />

Einzelheiten weglassen und nur auf konkrete<br />

Nachfrage Stück für Stück ins Detail gehen.<br />

• Nicht zu kurz antworten: Das spart nur auf den<br />

ersten Blick Zeit. Knappe Antworten provozieren<br />

immer Nachfragen. Zusätzlich bekommen<br />

die Kinder den Eindruck, dass man Informationen<br />

zurückhalte. Also wird noch mehr nachgefragt.<br />

Ein Teufelskreis.<br />

• Halb gare Antworten und Ausflüchte unbedingt<br />

vermeiden: Sie werden meistens entlarvt und<br />

schaffen allenfalls ein bisschen Zeit. Besser: Zugeben,<br />

dass man es selbst nicht weiß und nachschauen<br />

muss. Alternativ: Zurückfragen, ob das<br />

Kind eine Idee hat. Das schafft Luft zum Nachdenken.<br />

• Immer Zettel und Stift parat haben: Manche<br />

Dinge lassen sich viel besser visualisieren als<br />

erklären.<br />

• Zeit nehmen: Kinder akzeptieren es in der Regel,<br />

wenn man ihnen erklärt, dass man die Frage<br />

später gerne ausführlich beantwortet. Man<br />

muss das Versprechen dann allerdings auch<br />

einhalten.<br />

• Wichtige Fragen selbst beantworten: Es ist ein<br />

großes Geschenk, aber auch eine große Verantwortung,<br />

dass wir das Weltbild unserer Kinder<br />

mitgestalten können. Sollen das wirklich andere<br />

übernehmen?<br />

The return of …<br />

Wie befürchtet, war die „Kack-Nazi“-Diskussion<br />

nach unserem Küchengespräch noch nicht zu<br />

Ende. Zwei Tage später, Sonntag morgen:<br />

Wir liegen gemütlich mit den Kindern im Bett.<br />

Ich bin noch in diesem schönen Dämmerzustand<br />

zwischen „noch nicht richtig wach“ und „Vorfreude<br />

aufs Frühstück“.<br />

„Mamaaa!?“ Oh nein, diesen Unterton kenne ich.<br />

Ich presse meine Augen zu und stelle mich schlafend.<br />

Bitte, bitte nicht jetzt! Aber der Junior rüttelt<br />

an mir und lässt nicht locker. Ich gebe auf und<br />

mache die Augen wieder auf.<br />

„Ist Hitler eigentlich ein Zombie?“<br />

36 | mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020


MENSA WELTWEIT<br />

JOHANNA LAUTERBACH<br />

Wenn’s mal wieder<br />

„länger“ dauert<br />

Online-Mitgliederversammlung von Mensa Kanada.<br />

N<br />

icht nur unser Jahrestreffen<br />

in Nürnberg ist Corona<br />

zum Opfer gefallen, auch Mensa<br />

Kanada musste das Annual<br />

Gathering in diesem Jahr absagen.<br />

Das Annual Gathering<br />

Meeting (kurz AGM), also das<br />

kanadische Äquivalent unserer<br />

Mitgliederversammlung (MV),<br />

wurde jedoch als Onlineveranstaltung<br />

abgehalten, an der ich<br />

als Gast teilnehmen durfte.<br />

Mensa Kanada hat sich entschieden,<br />

das AGM in Webinarform<br />

über die Plattform MS<br />

Teams abzuhalten. Vom Format<br />

her ist das unseren virtuellen<br />

Vortragsreihen „Mensa goes Science“,<br />

„MY-Sci“ und „Mensa Kaleidoskop“<br />

vergleichbar.<br />

Die Teilnahme war denkbar<br />

einfach. Nach der Anmeldung<br />

über die Webseite wurde mir<br />

kurz vor dem AGM eine E-Mail<br />

mit einem Link zugesendet, der<br />

direkt zur Veranstaltung führte.<br />

Abstimmungen wurden über<br />

eine separate Seite realisiert,<br />

auch hierzu war ein Link in der<br />

Mail zu finden.<br />

Am 26. Juli machte ich es mir<br />

also um 19:00 Uhr mit einem<br />

Kaffee vor meinem Rechner bequem.<br />

Erfahrungsgemäß dauern<br />

MVs ja etwas, dementsprechend<br />

hatte ich mich auf eine<br />

lange Nacht eingestellt. Nachdem<br />

ich auf den Link zur Veranstaltung<br />

geklickt hatte, erschien<br />

auf meinem Bildschirm eine<br />

Präsentation, daneben war jeweils<br />

die Videoübertragung des<br />

sprechenden Ms zu sehen. Die<br />

Moderation der Veranstaltung<br />

wurde von neun Ms übernommen.<br />

Die übrigen 48 Teilnehmenden<br />

konnten weder gehört<br />

noch gesehen werden. Fragen<br />

konnten in einem Chat gestellt<br />

werden und wurden dort durch<br />

einen Moderator beantwortet.<br />

„sorry that this is<br />

taking so long“<br />

Nach der Eröffnung durch Präsidentin<br />

Vicky Herd schlich sich<br />

bei mir schnell der Verdacht ein,<br />

dass meine Nacht wohl doch<br />

nicht so lange dauern würde wie<br />

gedacht. Es gab keine Diskussionen,<br />

Abstimmungen waren binnen<br />

weniger Minuten entschieden,<br />

die meisten Punkte auf der<br />

Agenda waren in fünf bis zehn<br />

Minuten abgehakt. Jedes Mal,<br />

wenn jemand von der Moderation<br />

sich dafür entschuldigte,<br />

dass das alles so lange dauert,<br />

musste ich grinsen. Wenn<br />

man die Diskussionen auf unseren<br />

MVs gewohnt ist, kommt<br />

einem „sorry that this is taking<br />

so long“ irgendwie ironisch vor.<br />

Bereits um 20:09 Uhr war das<br />

AGM beendet und die Teilnehmenden<br />

wurden in den Sonntag<br />

entlassen.<br />

Technische Pannen gab es<br />

kaum. Die Abstimmungen dauerten<br />

teilweise fünf statt zwei<br />

Minuten, weil die Serverkapazität<br />

kurzzeitig überschritten<br />

wurde. Einmal brach die Verbindung<br />

eines Moderators ab, das<br />

wurde jedoch von den anderen<br />

aus dem Moderationsteam problemlos<br />

abgefangen.<br />

Ich habe das AGM als sehr angenehm<br />

wahrgenommen. Auch<br />

wenn ich glaube, dass wir keine<br />

MV ohne langwierigere Diskussionen<br />

abhalten können, könnten<br />

wir uns eine kleine Scheibe<br />

von Mensa Kanada abschneiden.<br />

Vielleicht wäre es einen Versuch<br />

wert, Diskussionen schon vor<br />

der MV zu beenden, sodass während<br />

der MV dann nur noch abgestimmt<br />

werden muss. Ob eine<br />

virtuelle MV für <strong>MinD</strong> in den<br />

nächsten Jahren in Frage kommt<br />

und ob dann eine Möglichkeit<br />

der Umsetzung gefunden werden<br />

kann, bleibt abzuwarten.<br />

mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020 | 37


LESERBRIEFE<br />

Futter für die Seele<br />

Leserbrief zum<br />

MindD-<strong>Mag</strong> Nr. 137<br />

Liebes Team,<br />

ich bin erst seit einem Jahr<br />

Mitglied bei <strong>MinD</strong> e. V., da ich<br />

zu den Spät-Erkennern gehöre<br />

und erst seit ebenfalls einem<br />

Jahr um meinen hohen IQ weiß.<br />

Aktiv bin ich leider nicht, da ich<br />

als alleinerziehende Mutter von<br />

drei Kids stets in der Abendschicht<br />

arbeite. Trotzdem freue<br />

ich mich ungeheuer auf jede<br />

<strong>Mag</strong>azin-Ausgabe.<br />

Als ich diesmal den Umschlag<br />

öffnete, war ich zu Tränen gerührt.<br />

Von all den Themen, mit<br />

denen sich ein allumfassend tickendes<br />

Gehirn facettenreich<br />

und vertiefend beschäftigen<br />

kann, habt ihr das schönste von<br />

allen rausgesucht: die Liebe.<br />

Das ist nämlich genau der Bereich,<br />

der mich am meisten beeindruckt.<br />

Kurz etwas Persönliches:<br />

In einem von Narzissmus geprägten<br />

Elternhaus aufgewachsen,<br />

ist mir Liebe (also echte, innere,<br />

energetische, positive Zuwendung)<br />

vollkommen fremd.<br />

Entsprechend waren meine Beziehungen<br />

von Schmerz, Leid<br />

und Angst geprägt. Als ich mich<br />

dann bei meinem zweiten Suizidversuch<br />

anstatt vor einem<br />

Baum mit gebrochener Achse in<br />

einem aufgeschütteten Schneehaufen<br />

wiederfand, stellte ich<br />

mir nur eine einzige Frage: WIE,<br />

um alles in der Welt, kam mein<br />

gesunder Menschenverstand<br />

– und ich bezweifelte keine Sekunde,<br />

dass ich den besaß – auf<br />

die wahnwitzige Idee, mir Suizid<br />

als Lösung vorzuschlagen<br />

und entsprechend in die Handlung<br />

zu bringen.<br />

Und ich wusste in dem Moment,<br />

ich musste die Antwort<br />

finden. Wenn ich schon sterben<br />

wollte, wollte ich zumindest<br />

wissen, warum!<br />

Lange Rede, kurzer Sinn … Ich<br />

hatte, und das war mir durchaus<br />

bewusst, einen harten, dunklen<br />

Weg vor mir. Doch dieser Weg<br />

hat sich gelohnt.<br />

Heute, Jahre später, weiß ich<br />

die Antwort und jetzt, wo ich<br />

Licht in die dunkelsten Ecken<br />

gebracht habe, käme ich niemals<br />

mehr auf die Idee, durch<br />

eigenes Handeln meinem Dasein<br />

ein Ende zu setzen.<br />

Die Antwort war: Liebe! Nicht<br />

die Liebe von einem anderen<br />

Menschen, sondern ein echtes,<br />

wahrhaftiges, bedingungsloses<br />

Ja für all das zu entwickeln, was<br />

ich in der Lage bin, in Bezug auf<br />

mich selbst zu empfinden.<br />

Die bisherigen Ausgaben des<br />

<strong>Mag</strong>azins waren stets auf den<br />

Verstand ausgerichtet und mein<br />

Verstand liebt jedes einzelne<br />

davon. Schließlich ist es sichtbar<br />

und messbar und damit beweisbar.<br />

Futter für einen aktiven<br />

Verstand eben. Das aktuelle<br />

Heft hingeben berührt die Seele.<br />

Jenen Teil in uns, der nur durch<br />

unsichtbare, nicht messbare,<br />

nicht beweisbare und doch so<br />

real vorhandene positive Energie<br />

der Zuwendung erreicht<br />

werden kann.<br />

Vielen Dank für diese Ausgabe!<br />

Lieben Gruß<br />

Eure Heidrun<br />

38 | mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020


LESERBRIEFE<br />

Wie wichtig sind<br />

Äußerlichkeiten für Ms?<br />

Leserbrief zum <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong> Nr. 137<br />

Liebe Redaktion des <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>azins,<br />

Ich freue mich stets, wenn das <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong> bei<br />

mir eintrudelt und ich darin rumstöbern kann. So<br />

auch dieses Mal.<br />

Die Ausgabe des August 2020 mit dem Thema<br />

„All you need is love“ finde ich gerade in Zeiten<br />

von Social Distancing schön gewählt und<br />

habe auch mit Freude die „Wer hat wen angesprochen?“-Seiten<br />

gelesen.<br />

Bei dem Artikel „Mensa is where the egg-heads<br />

get laid“ wurde ich dann aber leider stutzig.<br />

Eine kleine Partnerbörse innerhalb von Mensa<br />

Deutschland zu eröffnen, finde ich eine schöne<br />

Idee. Mir ist auch bewusst, dass natürlich die<br />

„Sich-Inserierenden“ ihre Anzeigen selbst geschrieben<br />

haben, und ich möchte deshalb nicht<br />

die Autorin selbst kritisieren.<br />

Ich persönlich würde mich jedoch freuen, wenn<br />

das <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong> vielleicht in kommenden Ausgaben<br />

betont, dass eigentlich nicht der springende<br />

Punkt bei der Partnersuche das Aussehen oder besonders<br />

das Gewicht sein sollten.<br />

Natürlich ist physische Attraktivität/Kompatibilität<br />

beim Dating sehr wichtig, wenn ich jedoch<br />

diese Anzeigen lese, in denen sich viele Personen<br />

selbst mit „schlank“, „sehr attraktiv“, „74 kg“ und<br />

so weiter vorstellen, lässt mich das doch starke Bedenken<br />

entwickeln.<br />

Jeder sollte sich präsentieren dürfen, wie er oder<br />

sie möchte, und wenn man diese Information als<br />

wichtig erachtet, sollte jedem das Recht gegeben<br />

werden, diese voranzustellen.<br />

Trotzdem denke ich, dass Mensa als ein Verein,<br />

der für mich sehr integrativ, fortschrittlich, akzeptanz-geübt<br />

und open-minded ist, nicht eine Sichtweise<br />

an seine Leser vermitteln sollte, die sich auf<br />

solche Äußerlichkeiten fokussiert.<br />

Ich hätte es schön gefunden, wäre dies noch einmal<br />

betont worden.<br />

Trotzdem danke für die Mühe, die in jedem der<br />

<strong>Mag</strong>azine steckt.<br />

Mit lieben Grüßen<br />

Charlotte<br />

Floreat Mensa – wir<br />

geben nicht auf!<br />

Leserbrief zum <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong> Nr. 137<br />

Liebe Redaktion!<br />

Dickes Lob für die Ausgabe 137! Das Layout gefällt<br />

wirklich immer mehr. Darüber hinaus finde<br />

ich tolle Beiträge, die Partnersuchannoncen genauso<br />

wie die Berichte über Mensa-Paare, der Artikel<br />

von Tanja zum Sex-Appeal des IQ, der Start<br />

der hoffentlich noch lange umgesetzten grandiosen<br />

Idee zur Serie über „Unprominente Prominente“<br />

– um nur Beispiele zu nennen!<br />

Ein richtig buntes Heft, indem die Mitglieder<br />

eine Hauptrolle spielen.<br />

Und ich will es nicht vergessen: Danke Dir, Martin,<br />

dass Du auch hier noch einmal eindeutig zu<br />

menschenverachtenden, rassistischen und arroganten<br />

Statements im Sinne des Vereins Stellung<br />

genommen hast! Wegen unerträglicher „Meinungsäußerungen“<br />

ist eine gute Bekannte von<br />

mir leider ausgetreten. Sie hatte eine Stellungnahme<br />

bitter vermisst. Mit den Worten „Mensa ist<br />

nicht mehr mein Verein“ verließ sie das hoffentlich<br />

nie sinkende Schiff der Gründungsidee.<br />

Ich habe sie nicht dazu bewegen können, sich<br />

das noch mal zu überlegen. Mensa ist angetreten,<br />

um Katastrophen wie den Zweiten Weltkrieg (und<br />

das ist nur eine der typischen, wenn auch extremen<br />

Katastrophen, wenn die menschliche Gruppendynamik<br />

aus dem Ruder läuft) zu verhindern.<br />

Ein hohes Ziel, dass offenbar nur durch den Einsatz<br />

von Intelligenz kaum und schon gar nicht automatisch<br />

zu erreichen ist.<br />

Lasst uns das Gründungsziel gemeinsam (wieder)beleben<br />

und nicht dazu verleiten, auszutreten,<br />

weil wir uns damit nicht beschäftigen wollen!<br />

Wir machen weiter und lassen uns nicht verjagen!<br />

Floreat Mensa!<br />

Detlef<br />

mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020 | 39


TEAM CYBERSPACE<br />

Logo: Lars Uebel<br />

Ab auf das Sofa und<br />

kommt zum Stammtisch!<br />

LocSec Cyberspace erwartet euch.<br />

Unser virtuelles LocSec-Gebiet „Cyberspace“ erhält ein LocSec-Team aus einem LocSec<br />

und drei LoCos. Hier stellt sich das neue Team vor:<br />

Wir sind das neue LocSec-Team Cyberspace und freuen uns, dass wir euch im Verein nun<br />

auch rein virtuelle Angebote bieten können. Jetzt bringen wir Mensa in die Wohnzimmer,<br />

und dafür ist bereits ein Smartphone oder ein Tablet ausreichend, um an einem Stammtisch<br />

oder einem Vortrag teilnehmen zu können – ein Gebiet für jedes M.<br />

E<br />

s<br />

freut uns besonders, dass<br />

wir nun längerfristig angelegte<br />

Veranstaltungsreihen umsetzen<br />

können. Die Vortragsreihen<br />

sind seit einigen Monaten<br />

der Vorreiter:<br />

• MensaGoesScience: Mittwoch,<br />

19:00 Uhr bis 20:30<br />

Uhr. Graduierte (ab Master)<br />

stellen ihre Themen vor.<br />

• MYSci: Montag, 19:00 Uhr<br />

bis 20:30 Uhr. Wissenschaftliche<br />

Themen, präsentiert<br />

von Studierenden, Schülerinnen<br />

und Schülern.<br />

• MensaKaleidoskop: Freitag,<br />

19:00 Uhr bis 20:30 Uhr. Eine<br />

Vielfalt von Themen unterschiedlicher<br />

Art.<br />

Ihr habt Fragen oder Anregungen<br />

zum Cyberspace? Schreibt<br />

uns unter:<br />

cyberspace@mensa.de an und<br />

die richtige Ansprechperson<br />

wird sich finden.<br />

Wer sind „wir“ aber überhaupt?<br />

Um diese Frage zu beantworten,<br />

möchten wir uns<br />

euch im Folgenden persönlich<br />

vorstellen.<br />

40 | mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020


TEAM CYBERSPACE<br />

LocSec Lukas Köppel<br />

Liebe Ms,<br />

ich bin Lukas Köppel, 29 Jahre<br />

alt, Mittelfranke und bin als Loc-<br />

Sec für euer Wohl im virtuellen<br />

Gebiet Cyberspace zuständig.<br />

Unserem schönen Verein<br />

bin ich 2017 beigetreten.<br />

Ich engagiere mich seit dem<br />

vergangenen Jahr auf dem<br />

Discord-Server „Hotel Mensa“, früher „MYmperium“.<br />

Nachdem wir im März den MY-Server für<br />

alle Ms geöffnet und umstrukturiert haben, war<br />

ich seitdem als Headmoderator aktiv. Nun darf<br />

ich die Arbeit meiner Mitstreitenden im gesamten<br />

Cyberspace erleichtern, indem ich mich um<br />

das große Ganze kümmere und sie sich ungehindert<br />

in ihre Bereiche vertiefen können. Und sie<br />

erleichtern mir meine Arbeit immens, weil sie<br />

sich in ihre Spezialitäten ordentlich reinknien.<br />

Guter Deal, oder?<br />

C.V.: Im Anschluss an meinen B.A. in den Archäologischen<br />

Wissenschaften bin ich im Süden<br />

des Landes umhergezogen und studiere nun M.A.<br />

Geschichte Europas an der FernUni in Hagen. Es<br />

hat seine Vorteile, wenn man für die Universität<br />

nicht mehr umziehen muss.<br />

Was bin ich abseits von Studium und Verein?<br />

Ah, Abseits. Passend. Anhänger des besten Fußball-Vereins<br />

der Welt bin ich – aktuell mit Recht<br />

zu behaupten! Ergänzend: Metallischer Musikgenießer.<br />

Passabler Zeichner. Grauenvoller Maler.<br />

Auf bald im Cyberspace!<br />

Lukas<br />

LoCo Alexander Kessner<br />

Alle Fotos: privat<br />

Hallo ihr Lieben,<br />

als neuer LoCo Cyberspace für<br />

Vortragsreihen will ich mich<br />

euch natürlich gerne noch mal<br />

vorstellen:<br />

Mein Name ist Alexander<br />

Kessner, ich bin 26 Jahre alt und<br />

seit Anfang 2013 Mitglied bei<br />

Mensa.<br />

Nach einem abgebrochenen Informatik-/Berufspädagogik-Studium<br />

in Stuttgart habe ich<br />

glücklicherweise eine Möglichkeit gefunden,<br />

doch noch Psychologie zu studieren. Vor kurzem<br />

habe ich mein Masterstudium der Psychologie<br />

mit Schwerpunkt „Kognitive Neurowissenschaften“<br />

in Jena abgeschlossen.<br />

Grundsätzlich bin ich – wie so viele hier – sehr<br />

offen für Neues und kann mich für viele Dinge<br />

begeistern. Ich bin gespannt, was für aufregende<br />

neue Aktivitäten sich mit Ms im Cyberspace erleben<br />

lassen und welche interessanten Vorträge<br />

noch zu hören sein werden.<br />

Zu meinen Aufgaben gehören:<br />

• die Betreuung überregionaler virtueller Vortragsreihen,<br />

• Teamleitung #MYSci (Betreuung: Linda Pleninger)<br />

und andere Vortragsreihen (#MensaGoesScience<br />

unter Betreuung von Dr. Tanja Gabriele<br />

Baudson),<br />

• Ansprechpartner für Online-Vorträge und ihre<br />

Digitalisierung (in Zusammenarbeit mit Florian<br />

Beck, David Ritzmann und Daniel Stapfer),<br />

Werbung und Social Media für Vorträge, Technikbetreuung<br />

in Zusammenarbeit mit Philipp<br />

Schäfers,<br />

• Kontakt zum Team Wissenschaft, Kontakt<br />

zum Presseteam.<br />

Kontakt:<br />

vortrag-cyberspace@mensa.de oder<br />

vortrag-MYSci@mensa.de<br />

Liebe Grüße,<br />

Alex<br />

LoCo Maria Henke<br />

Moin, moin in den Cyberspace,<br />

Maria Henke mein Name, ich<br />

bin eure LoCo Veranstaltungsunterstützung<br />

im Cyberspace.<br />

Nach 22 Jahren in und um Kiel,<br />

Stationen in Dresden, Erlangen<br />

und Bochum und 16 Jahren in<br />

Franken, bin ich nun wieder gen<br />

Heimat gezogen und im schönen<br />

Lübeck gelandet.<br />

Ich habe Elektrotechnik (Spezialisierung Medizintechnik)<br />

und Berufspädagogik studiert, in der<br />

mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020 | 41


TEAM CYBERSPACE<br />

Medizinischen Physik promoviert und bin seit<br />

zwölf Jahren im Bereich Aus- und Weiterbildung<br />

im Medizintechnikumfeld tätig.<br />

Zu Mensa bin ich 2017 in Franken gekommen,<br />

dort schnell und intensiv in Veranstaltungsteilnahme<br />

und -organisation eingestiegen und war<br />

ein Jahr lang LoCo in Erlangen. Seit März verlagert<br />

sich das in den Cyberspace. Ich finde es einfach<br />

schön, zum Beispiel in Lübeck beim Nürnberger<br />

Stammtisch zu sitzen. Deshalb möchte ich<br />

euch im LocSec-Gebiet Cyberspace bei der Organisation<br />

und Bewerbung von Veranstaltungen<br />

unterstützen. Bei Fragen dazu meldet euch bei<br />

mir.<br />

Neben Mensa sind Musik machen, Tanzen<br />

(mehr Standard als Latein), Motorradfahren, Norwegisch<br />

lernen und die Automatisierung meiner<br />

Wohnung meine Leidenschaften.<br />

Viele Grüße<br />

Maria<br />

LoCo Philipp Schäfers<br />

Moin allerseits,<br />

als neuer LoCo fürs Technische<br />

im LocSec-Gebiet Cyberspace<br />

will ich mich euch natürlich gerne<br />

nochmal vorstellen:<br />

Ich bin Philipp, 31 Jahre alt und<br />

wohne zurzeit in Leverkusen.<br />

Nach sechs langen Lehrjahren<br />

arbeite ich aktuell in der pharmazeutischen<br />

Forschung im Bereich Wirkstoffversand.<br />

In meiner Freizeit lese, fotografiere, koche und<br />

backe ich gerne.<br />

Bei Mensa bin ich seit<br />

2017, habe seitdem viele<br />

tolle Erfahrungen gemacht<br />

und konnte meinen Freundeskreis<br />

wunderbar erweitern.<br />

Bisher war ich auf ein<br />

paar lokalen Veranstaltungen<br />

und Stammtischen in<br />

Köln und Essen. Seit Mitte<br />

März durfte ich das Wachsen<br />

des „Hotels Mensa“ als<br />

Gast begleiten.<br />

Zu meinen Aufgaben gehören:<br />

• Ansprechpartner bei technischen Fragen,<br />

• Kontakt zum IT-Team und<br />

• technische Betreuung der Mensa-Vortrags-<br />

Reihen in Zusammenarbeit mit Alexander<br />

Kessner.<br />

Viele Grüße<br />

Philipp<br />

KiJu-Beauftragte Doro Eder<br />

Hallo ihr Lieben,<br />

ich bin Doro Eder, die<br />

neue KiJu-Cyberspace-Beauftragte.<br />

Ich bin 20 Jahre<br />

alt und seit 2017 bei Mensa.<br />

Im Cyberspace betreue ich<br />

die „regionalen“ KiJu-Angebote,<br />

also vor allem das wöchentlich<br />

im Hostel Mensa stattfindende<br />

Programm. Alle 12-17-Jährigen sind hier<br />

immer willkommen. Neben meinem Jurastudium<br />

in Köln verbringe ich meine Zeit größtenteils<br />

mit unterschiedlichen Aktivitäten bei Mensa.<br />

Ich bin im KiJu-Orga-Team für die virtuellen<br />

Camps zuständig, betreue aber auch regelmäßig<br />

auf den physischen Camps. Außerdem<br />

bin ich im Präventionsteam aktiv.<br />

Bei Interesse an den regelmäßigen virtuellen<br />

Veranstaltungen oder Fragen könnt ihr mich unter<br />

doro.eder@mensa.de erreichen. Ich freue<br />

mich, wenn ihr das Hostel Mensa an hochbegabte<br />

Jugendliche weiterempfehlt. Mit Informatik-<br />

AG, Japan-AG, Programmierkursen, Jura-AG und<br />

vielen Spieleabenden ist wöchentlich wirklich für<br />

jeden etwas dabei!<br />

Ich freue mich darauf,<br />

euch bald im Cyberspace<br />

zu sehen!<br />

Eure Doro<br />

42 | mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020


PRISMENFERNGLAS<br />

HARTMUT BLESSING<br />

Die lieben Verwandten<br />

und deren Wörter<br />

Auch Sprachfamilien sind Familien.<br />

PRISMENFERNGLAS<br />

Warum Prismenfernglas?<br />

Prismenfernglas steht für die<br />

Buntheit des Lebens, vor allem der<br />

Sprache — das Fernglas steht für den<br />

Blick über den Tellerrand.<br />

Unter dieser Rubrik erscheinen<br />

regelmäßig Beiträge zu Sprachspielen<br />

und Etymologie.<br />

„Vater werden ist nicht schwer,<br />

Vater sein dagegen sehr“, dichtete<br />

Wilhelm Busch in seiner<br />

Bildergeschichte „Julchen“. Verwandtschaftsbezeichnungen<br />

sind hilfreich bei der Rekonstruktion<br />

der Sprachgeschichte.<br />

Bereits um 1600 bemerkten Gelehrte<br />

die Ähnlichkeit zwischen<br />

vielen deutschen und persischen<br />

Wörtern. Auffällig war<br />

für sie, dass weit voneinander<br />

lebende Völker für denselben<br />

Begriff Wörter hatten, die ähnlich<br />

geschrieben werden.<br />

So heißt das deutsche Wort<br />

„Vater“ auf Englisch „father“, lateinisch<br />

„pater“, persisch „pidar“,<br />

altindisch „pitár“ und altirisch<br />

„athir“. Dem Engländer<br />

Sir William Jones kam in Indien<br />

die Idee, diese Völker könnten<br />

eine gemeinsame Ursprache<br />

gehabt haben, das „Indogermanische“<br />

oder auch „Indoeuropäische“.<br />

Immer mehr Forscher bestätigten<br />

diesen Gedanken und<br />

man fand Lautverschiebungsgesetze,<br />

anhand derer man zum<br />

Beispiel das ursprüngliche indoeuropäische<br />

Wort für „Vater“<br />

erschließen konnte, das „petér“<br />

lautete.<br />

„Mutter“, altgriechisch „meter“,<br />

lateinisch „mater“, altindisch<br />

„matar“ kommt von einem indoeuropäischen<br />

Wort „mater“.<br />

Aus dem griechischen Wort hat<br />

sich die „Metropole“ (wörtlich<br />

„Mutterstadt“), aus dem lateinischen<br />

die „Matrone“ (ehrwürdige,<br />

alte Frau), die „Matrix“ (wörtlich<br />

„Gebärmutter“), die „Matrize“<br />

(Urform) und das „Matrikel“<br />

(Verzeichnis der „immatrikulierten<br />

Studenten“) entwickelt.<br />

„Neffe“ und „Nichte“ beruhen<br />

auf einem indoeuropäischen<br />

Wort „nepot“, „Enkel, Neffe“,<br />

das eine Zusammensetzung aus<br />

„ne“, „nicht“ und „poti“, „Herr“<br />

ist und demnach soviel wie „Unmündiger“<br />

bedeutet. So hat<br />

also „nicht“ durchaus eine Verwandtschaft<br />

zur „Nichte“, was<br />

mich zu dem Wortspiel inspirierte:<br />

„Der Onkel sagt: Mitnichten<br />

streit' ich mich mit Nichten.“<br />

Das Fremdwort für „Vetternwirtschaft“,<br />

der „Nepotismus“, gehört<br />

auch in diese Reihe.<br />

Die meisten der Wörter für die<br />

nächsten Verwandten beruhen<br />

wohl auf Lallwörtern der Kleinkinder.<br />

Charles Berlitz weist daher<br />

in „Die wunderbare Welt der<br />

Sprachen“ darauf hin, dass viele<br />

Wörter für „Mutter“ in diversen<br />

Sprachen mit dem Laut „m“<br />

beginnen oder diesen Laut unterstreichen:<br />

„Mère“ (französisch),<br />

„madre“ (spanisch und<br />

italienisch), „mama“ (Kisuaheli),<br />

„umame“ (Zulu), „umm“<br />

(arabisch), „imeh“ (hebräisch),<br />

„man“ (Hindi und Urdu), „me“<br />

(vietnamesisch), „mu“ (chinesisch).<br />

Interessant ist, dass viele Sprachen<br />

umfassendere Verwandtschaftswörter<br />

haben als das<br />

Deutsche. So gibt es im Türkischen<br />

Wörter für die verschiedenen<br />

Onkel und Tanten väterlicher-<br />

und mütterlicherseits:<br />

„Amca“ (Bruder des Vaters),<br />

„Dayi“ (Bruder der Mutter), „Yenge“<br />

(Frau des Onkels), „Teyzenin“<br />

(Schwester der Mutter), „Halanin“<br />

(Schwester des Vaters) und<br />

„Eniste“ (Ehemann einer Tante).<br />

mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020 | 43


FILMKUNST<br />

KARIN POLZ<br />

Wo sind die Helden?<br />

Die Kino-Kolumne mit<br />

Extra-Fakten für Besserwisser.<br />

Normalerweise läuft es ja so:<br />

Wenn Chaos oder das Böse<br />

(oder beides) die Filmwelt<br />

regieren, dann taucht ein<br />

Held (oder eine Heldin) auf,<br />

der mit ein paar gezielten<br />

Schlägen und der einen<br />

oder anderen Superkraft<br />

die Weltordnung wieder<br />

herstellt. Doch wo waren all<br />

diese Filmhelden, während<br />

die Welt wegen Corona Kopf<br />

stand? Immerhin kommen<br />

jetzt im Herbst die ersten<br />

von ihnen zurück auf die<br />

Leinwand.<br />

N<br />

och im Frühling sah es<br />

ganz so aus, als hätten<br />

die Kino-Schurken im Sommer<br />

nichts zu lachen. Angekündigt<br />

waren Blockbuster wie „Ghostbusters:<br />

Legacy“ (verschoben<br />

auf März 2021) und „Fast & Furious<br />

9“ (verschoben auf April<br />

2021). Die Kino-Vorschauen<br />

waren voll mit spannungsgeladenen<br />

Filmen und Filmreihen,<br />

bei denen nach vielen Actionszenen<br />

zum Schluss immer das<br />

Gute gewinnt. Doch dann knickten<br />

selbst die ganz großen Helden<br />

und Heldinnen vor der Corona-Pandemie<br />

ein. Der Grund:<br />

zu wenige Zuschauende, die<br />

sich ins Kino wagen, zu schlechte<br />

Aussichten auf gute Besuchszahlen<br />

und Einspielergebnisse.<br />

Nur einige wenige Verleihfirmen<br />

beweisen Mut – und somit<br />

bekommen wir 2020 immerhin<br />

noch einige wenige Action-<br />

Blockbuster zu sehen.<br />

The King’s Man:<br />

The Beginning<br />

(ab 17. September)<br />

Zweimal war „Kingsmen“ schon<br />

im Kino im Einsatz: eine geheime<br />

Organisation, die Gentleman-Spione<br />

ausbildet, die mit<br />

Stil, Eleganz, Manieren und<br />

ganz besonderem Durchsetzungsvermögen<br />

Großbritannien<br />

vor allen möglichen Gefahren<br />

schützen. Der dritte Teil, der<br />

nun anläuft, springt in der Zeit<br />

zurück und zeigt als Prequel,<br />

wie die fiktive Kingsmen-Organisation<br />

zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

gegründet wurde.<br />

Ein fulminanter Trailer 1 war<br />

Mitte August der einzige Hinweis<br />

auf den Filminhalt, Kritiken<br />

waren bis dahin Fehlanzeige.<br />

Doch wer braucht schon eine<br />

genaue Inhaltsangabe, wenn er<br />

sich sicher sein darf, dass die<br />

wohl bestgekleideten Spione der<br />

Filmgeschichte sich mit feinem<br />

englischen Humor in das Abenteuer<br />

stürzen werden – und das<br />

in einer detailreich durchgestylten<br />

Kulisse und in perfekt choreografierten<br />

Actionszenen?<br />

Die Kingsmen haben bisher<br />

Stil bewiesen und werden<br />

auch diesmal nicht enttäuschen.<br />

Schließlich zeigt kein<br />

Geringerer als Vorzeige-Gentleman<br />

Ralph Fiennes, wie man<br />

britisch-kultiviert das Böse besiegt.<br />

Regie führt in bewährter<br />

Manier ein weiterer englischer<br />

Charakterkopf, nämlich Matthew<br />

Vaughn.<br />

44 | mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020


Courtesy of 20th Century Studios, The Walt Disney Company, Copyright: © 2019 DANJAQ, LLC AND MGM. ALL RIGHTS RESERVED<br />

Black Widow<br />

(ab 29. Oktober)<br />

Die Avengers haben bisher<br />

mehrfach mit ihren Superkräften<br />

beeindruckt – aktuell begibt<br />

sich eine der Figuren auf Solo-<br />

Pfade: Scarlett Johansson spielt<br />

die titelgebende Heldin Natascha<br />

Romanoff alias Black Widow.<br />

Der Inhalt verspricht eine<br />

etwas düsterere Story, als man<br />

sie von den Avengers gewohnt<br />

ist: Schon kurz nach ihrer Geburt<br />

wurde Natascha Romanoff<br />

an den KGB übergeben und<br />

zur Agentin ausgebildet – jetzt,<br />

15 Jahre nach dem Zusammenbruch<br />

der Sowjetunion, muss<br />

sie sich den dunklen Kapiteln<br />

ihrer Lebensgeschichte stellen.<br />

Natürlich garantiert die Geschichte<br />

jede Menge Action,<br />

das verrät auch der Trailer zum<br />

Film 2 . Akrobatische Kampfszenen<br />

und spektakuläre Explosionen<br />

ziehen mit Sicherheit<br />

nicht nur all diejenigen in ihren<br />

Bann, die Avengers- oder generell<br />

Marvel-Fans sind. Letzteren<br />

seien noch zwei wichtige Fakten<br />

genannt: „Black Widow“ ist der<br />

24. Film innerhalb des Marvel<br />

Cinematic Universe. Zur chronologischen<br />

Einsortierung innerhalb<br />

der Marvel-Geschichten<br />

heißt es, dass der Film größtenteils<br />

in der Zeit zwischen „The<br />

First Avenger: Civil War“ und<br />

„Avengers: Infinity War“ spielen<br />

soll.<br />

James Bond 007 –<br />

Keine Zeit zu sterben<br />

(ab 12. November)<br />

Auf keinen Helden haben wir<br />

so lange warten müssen wie auf<br />

James Bond in seiner neuesten<br />

Mission: Als der für April geplante<br />

Filmstart wegen Corona<br />

auf November 2020 verschoben<br />

wurde, war dies bereits die dritte<br />

Terminänderung. Aber jetzt<br />

kann James Bond nichts mehr<br />

davon abhalten, mal wieder die<br />

Welt zu retten.<br />

Es wird auch Zeit, denn schon<br />

seit mehr als einem Jahr werden<br />

die 007-typischen Filmfakten<br />

diskutiert: An welchen<br />

Orten gedreht wurde (Jamaika,<br />

Norwegen, Italien, Schottland),<br />

welche Autos Bond fährt<br />

(vier verschiedene Aston Martins),<br />

welches Bondgirl er küsst<br />

(Lupita Nyong'o hatte abgesagt),<br />

wer den Bösewicht darstellt<br />

(Rami Malek), wer den Titelsong<br />

singt (Billie Eilish). Die<br />

Handlung interessiert da nur<br />

am Rand: James Bond hat seine<br />

Lizenz zum Töten abgegeben<br />

und genießt seinen Ruhestand<br />

in Jamaika, als ein alter CIA-Kollege<br />

auftaucht und ihn um Hilfe<br />

bittet. Ein bedeutender Wissenschaftler<br />

wurde entführt.<br />

In Ruhestand geht Daniel<br />

Craig übrigens wirklich: Dieser<br />

Bond ist sein fünfter und letzter.<br />

Also: Letzte Chance für den 007<br />

mit Ecken und Kanten!<br />

Extra-Fakten:<br />

Besser später als nie<br />

M<br />

anche<br />

FILMKUNST<br />

Filme werden nicht<br />

nur verschoben, sondern<br />

gar nicht erst fertiggestellt. Dieses<br />

Schicksal ereilte auch den<br />

Bond-Film „Warhead“ in einer<br />

sehr frühen Phase: Das Drehbuch<br />

wurde nie verfilmt. Geschrieben<br />

hatten es Sean Connery<br />

und Kevin McClory – mit<br />

ziemlich fantastischen Ideen,<br />

wie zum Beispiel Roboter-Haien,<br />

die Atombomben transportieren.<br />

Doch ein wirrer (Rechts-)<br />

Streit um Plagiate, Filmrechte<br />

und geistigen Diebstahl stoppte<br />

letztendlich das Projekt.<br />

1 https://www.20thcenturystudios.com/movies/the-kings-man<br />

2 https://disney.de/filme/black-widow<br />

mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020 | 45


DEUTSCHER IQ-PREIS 2020<br />

Einmal Übergabe<br />

im kleinen Kreis, einmal<br />

erneut verschoben<br />

Der Deutsche IQ-Preis 2020.<br />

Mit dem Deutschen IQ-Preis 2020 werden zum 15. Mal Projekte ausgezeichnet, die sich um<br />

das Thema „Hochbegabung“ in der Öffentlichkeit verdient gemacht haben. Die Übergabe<br />

des Preises fand dieses Jahr nicht wie gewohnt auf dem Jahrestreffen, sondern lediglich<br />

im kleinen Kreis statt. Dem Verein „Reparieren macht Schule e. V.“ wurde am 25. Juni in<br />

München der Preis übergeben, die Übergabe an die Neue Schule Dorsten musste wegen<br />

Corona ein weiteres Mal verschoben werden.<br />

Reparieren macht<br />

Schule e. V.<br />

IQ-Preisübergabe in Corona-Zeiten: Kleiner<br />

Kreis und Abstand.<br />

In der Kategorie Erziehung und<br />

Bildung des Deutschen IQ-Preises<br />

wurde der Verein Reparieren<br />

macht Schule e. V. ausgezeichnet<br />

. Die offizielle Übergabe fand<br />

in den Räumen der Rudolf-Steiner-Schule<br />

in München-Schwabing<br />

statt.<br />

Ein wohl übliches Bild in der<br />

heutigen Zeit, dass die Teilnehmenden<br />

nicht dicht gedrängt,<br />

sondern in Zweimeter-Abstand<br />

voneinander stehen und die<br />

Mund-Nase-Bedeckungen um<br />

den Hals hängen oder aus der<br />

Hosentasche lugen. Maskenpflicht<br />

auf dem Schulgelände,<br />

Besichtigung der Schüler-Reparaturwerkstatt<br />

und anschließende<br />

Preisübergabe im Musikraum,<br />

da dort der Abstand eingehalten<br />

werden und durch die<br />

geöffneten Fenster die Luft zirkulieren<br />

konnte.<br />

Nach der Übergabe gab es einen<br />

feierlichen Sektempfang in<br />

kleiner Runde, sodass ein kurzes<br />

Interview und reger Austausch<br />

zwischen den Teilnehmenden<br />

entstand. Tina Acham,<br />

die als Vorstandsvorsitzende<br />

den Preis überreichte, lobte das<br />

Team und die Idee der Schüler-Reparaturwerkstatt:<br />

„Es<br />

geht hier um praktisches Lernen<br />

über die Schule hinaus. Die<br />

Schülerinnen und Schüler erlernen<br />

hier Lebenspraktisches.<br />

Das ist wahnsinnig toll!“ Walter<br />

Kraus ist leidenschaftlicher<br />

Reparierer, Umweltschützer,<br />

Mathe- und Physiklehrer und<br />

Gründer der Reparaturwerkstatt<br />

an der Rudolf-Steiner-Schule. Er<br />

beschreibt, dass Kompetenzentwicklung<br />

bedeutet, dass der<br />

Schülerschaft das Selbstvertrauen<br />

gegeben wird, mit unbekannten<br />

Situationen kreativ umzugehen<br />

und zu wissen, woher das<br />

angewandte Wissen kommt. Da-<br />

1 https://www.schueler-reparaturwerkstatt.de<br />

46 | mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020


DEUTSCHER IQ-PREIS 2020<br />

Die strahlenden Preisträger in der<br />

Werkstatt: Lehrer Walter Kraus sowie<br />

Lara Blumrich und Zacharias Leiste<br />

mit <strong>MinD</strong>-Vorsitzende Tina Acham.<br />

Fotos: Johanna Marti<br />

rüber hinaus geht es auch um<br />

Klimaschutz und Nachhaltigkeit:<br />

„Wir müssen aufhören, immer<br />

etwas Neues zu kaufen.“<br />

Seit April 2016 besteht die<br />

Schüler-Reparaturwerkstatt an<br />

der Rudolf-Steiner-Schule in<br />

München-Schwabing. Hier erlernen<br />

die Kinder und Jugendlichen<br />

technische und handwerkliche<br />

Fähigkeiten sowie verantwortungsvolles,<br />

nachhaltiges<br />

Handeln.<br />

Die Schülerinnen und Schüler<br />

lernen nicht nur das Reparieren<br />

defekter Haushaltsgeräte und<br />

Spielzeuge, sondern auch den<br />

Umgang mit Kundinnen und<br />

Kunden und die Verantwortung<br />

für Aufträge.<br />

Das Reparieren ist in allen<br />

Klassenstufen in den Unterricht<br />

integriert. So erklärt Lara aus<br />

der elften Klasse, dass sie die Gegenstände<br />

meistens wiederherstellen<br />

konnte. Manchmal müsse<br />

man allerdings die Kundinnen<br />

und Kunden anrufen und<br />

sagen, dass ein Artikel nicht zu<br />

reparieren war.<br />

„Das Intelligente an<br />

dieser Idee ist etwas<br />

Einfaches, aber leider<br />

nicht Alltägliches, da viele<br />

Faktoren zusammenspielen<br />

müssen. Es bedarf des<br />

Raums, der Schüler,<br />

die Lust haben, eines<br />

Lehrers, der sich einsetzt,<br />

und eines Teams, das<br />

diesen Lehrer und die<br />

Schüler unterstützt.“<br />

Tina Acham<br />

Die Schülerinnen und Schüler<br />

befassen sich mit dem Wert,<br />

der Funktion und Beschaffenheit<br />

von Alltagsdingen. Sie lernen,<br />

sich selbst zu helfen, und<br />

bei manchen entwickelt sich Reparieren<br />

regelrecht zum Hobby.<br />

Zacharias aus der neunten<br />

Klasse beschäftigt sich zuhause<br />

mit iPhones und Computer.<br />

Er bestellt kaputte Handys oder<br />

Spielzeug bei ebay und repariert<br />

die Gegenstände dann. Sein Vater<br />

freut sich über das Hobby:<br />

„Seitdem Zacharias in der Schüler-Reparaturwerkstatt<br />

aktiv ist,<br />

wünscht er sich zu Weihnachten<br />

nur noch Werkzeug.“<br />

Die Vision, weitere Werkstätten<br />

an anderen Schulen zu gründen<br />

und möglichst viele Kinder<br />

und Jugendliche für Reparieren<br />

und Nachhaltigkeit zu begeistern,<br />

unterstützen Andrea Ton-<br />

mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020 | 47


DEUTSCHER IQ-PREIS 2020<br />

gon, Reparaturleiter und Hausmeister<br />

an der Rudolf-Steiner-<br />

Schule, sowie Claudia Mund,<br />

Mitgründerin von Reparieren<br />

macht Schule e V. Das Team hat<br />

einen Praxisleitfaden 2 erstellt,<br />

um die Gründung an anderen<br />

Schulen zu erleichtern. Des Weiteren<br />

stellt die Veolia Stiftung<br />

für neubegründete Reparaturwerkstätten<br />

eine 1.000 Euro-<br />

Spende für die Erstausstattung<br />

einer Werkstatt.<br />

D<br />

as Konzept der Neuen<br />

Schule Dorsten bietet allen<br />

Schülerinnen und Schülern<br />

individuelle Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten,<br />

sodass jedes<br />

Kind, seinen Leistungen und<br />

seiner Begabung entsprechend,<br />

den für sich besten Bildungsabschluss<br />

erreichen kann 3 .<br />

Auch für dieses Projekt wurde<br />

eine Übergabe des Deutschen<br />

IQ-Preises 2020 für den 14. August<br />

2020 angesetzt. Die Vorfreude<br />

war groß, der Bürgermeister<br />

eingeladen, die Presse<br />

hatte sich angemeldet, die<br />

Fahrkarten waren gekauft – und<br />

dann kam zwei Tage vor Übergabe<br />

die Eilmeldung, dass im Lehrerkollegium<br />

der Neuen Schule<br />

Dorsten ein Covid-19-Fall aufgetreten<br />

war. Auf einmal war das<br />

„Die Reparatur ist nicht<br />

unbedingt das Schwierigste.<br />

Das Gerät zu öffnen ist<br />

oftmals schwieriger als<br />

die eigentliche Reparatur,<br />

da es verklebt oder<br />

unsichtbar verschraubt ist.“<br />

Zacharias Leiste, 9. Klasse<br />

Neue Schule Dorsten<br />

Virus sehr nahe – und wir mussten<br />

schweren Herzens die Preisverleihung<br />

auf unbestimmte<br />

Zeit verschieben. Wir hoffen jedoch<br />

alle, dass auch die Vertreterinnen<br />

und Vertreter der Neuen<br />

Schule Dorsten ihren Preis<br />

bald in den Händen halten dürfen!<br />

Um den feierlichen großen<br />

Rahmen zu wahren, wird die<br />

Preisverleihung nächstes Jahr<br />

auf dem Jahrestreffen in Stuttgart<br />

nachgeholt werden. Wir<br />

freuen uns, beide IQ-Preisträger,<br />

das Team der Schüler-Reparaturwerkstatt<br />

und der Neuen<br />

Schule Dorsten, zu unserem<br />

Jahrestreffen 2021 einzuladen<br />

und zusammenzubringen.<br />

Da beide Gewinnerprojekte im<br />

schulischen Umfeld aktiv sind,<br />

wird die zukünftige Zusammenarbeit<br />

über das Ressort Bildung<br />

koordiniert werden.<br />

W<br />

ie<br />

IQ-Preis 2020<br />

– Anregungen<br />

erwünscht<br />

bereits in der Juni Ausgabe<br />

beschrieben, freuen<br />

wir uns über konstruktive Kritik,<br />

gute Ideen sowie zielführende<br />

und allgemeine Rückmeldungen<br />

zum IQ-Preis 2020.<br />

Was ist eure Meinung zum IQ-<br />

Preis? Warum besteht so geringes<br />

Interesse? Oder habt ihr gar<br />

nichts vom IQ-Preis gewusst?<br />

Wie können wir den IQ-Preis<br />

und die Abstimmung interessanter<br />

machen? Gebt uns eure<br />

persönliche Meinung, um ein<br />

besseres Bild entwickeln zu können.<br />

Wir freuen uns über eure<br />

Rückmeldungen per Mail 4 oder<br />

auf Confluence 5 .<br />

Wir möchten an dieser Stelle<br />

noch einmal Danke sagen: Danke<br />

an alle Einreichenden, alle<br />

Jury-Mitglieder und alle, die an<br />

der Preisverleihung teilgenommen<br />

und diese trotz des kleineren<br />

Umfangs zu einer feierlichen<br />

Veranstaltung gemacht<br />

haben.<br />

Euer IQ-Preis-Team<br />

2 https://mind-mag.de/link/leitfaden<br />

3 http://neueschuledorsten.de<br />

4 iq-preis@mensa.de<br />

5 https://mind-mag.de/link/iq-preis<br />

48 | mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020


DEUTSCHER IQ-PREIS 2020<br />

W A L T E R K R A U S<br />

„Wir vermitteln Kompetenz<br />

und Nachhaltigkeit“<br />

Interview mit dem Initiator der<br />

Schüler-Reparaturwerkstatt.<br />

Was ist das Besondere<br />

an dem Lernkonzept der<br />

Schüler-Reparaturwerkstatt?<br />

Es geht um selbstverantwortliches<br />

Lernen und Kompetenzerwerb.<br />

Die Schülerinnen und<br />

Schüler werden nicht von außen<br />

angeleitet, sondern erarbeiten<br />

sich Selbstvertrauen. Dieses<br />

Kompetenzlernen basiert darauf,<br />

bei bisher unbekannten Problemen<br />

oder Fehlern eigenständig<br />

Lösungen zu finden. Dies geschieht,<br />

indem die Schülerinnen<br />

und Schüler mit dem Gerät<br />

kommunizieren, es sich genau<br />

anschauen und fühlen. Nach einiger<br />

Zeit wissen sie beispielsweise,<br />

was typische Fehler sein<br />

können oder wie Geräte geöffnet<br />

werden und können diese<br />

Erfolge auf andere Produkte anwenden.<br />

Welche Unterstützung<br />

können der Verein Reparieren<br />

macht Schule e. V. und die<br />

Schüler-Reparaturwerkstatt<br />

hier gut gebrauchen?<br />

Der Verein lebt davon, dass die<br />

Idee weiter verbreitet wird. Dabei<br />

kann jede und jeder helfen<br />

und mitmachen. Als eingetragener<br />

Verein leben wir von unseren<br />

Mitgliedern, die sich einbringen<br />

und die Idee des Reparierens,<br />

den Nachhaltigkeitsgedanken<br />

und die Wertschätzung<br />

unserer Ressourcen weitertragen.<br />

Um noch mehr Kinder<br />

und Jugendliche anzusprechen,<br />

möchten wir mehr in die Jugendarbeit,<br />

zum Beispiel Kurse<br />

in Jugendzentren anbieten, aber<br />

auch Tutorials mit Influencern<br />

starten.<br />

Wie viele Schulen haben das<br />

Konzept bereits übernommen?<br />

Insgesamt sind es vier weitere<br />

Schulen, die eigene Reparaturwerkstätten<br />

nach unserem<br />

Konzept aufgebaut und in den<br />

Schulalltag integriert haben.<br />

Zwei Schulen sind in München,<br />

eine in Hessen und eine weitere<br />

in Sachsen.<br />

Was ist dir an dem Konzept<br />

der Reparaturwerksatt<br />

besonders wichtig?<br />

Kapitalismus und das aktuelle<br />

Wirtschaftssystem führen langfristig<br />

nicht weiter bezüglich<br />

der Klimakrise. Das vorherrschende<br />

Wirtschaftssystem fördert<br />

die Wegwerfgesellschaft<br />

und verschwendet Ressourcen,<br />

die wir langfristig nicht haben.<br />

Wir vermitteln, wie man Geräte<br />

versteht, um sie zu erhalten<br />

und eine langfristige Beziehung<br />

aufzubauen. Viele Produkte<br />

sind heute leider nicht mehr<br />

auf Langlebigkeit und Reparierbarkeit<br />

produziert, sondern so<br />

entwickelt, dass sie nach wenigen<br />

Jahren nicht mehr funktionieren<br />

und das Reparieren nicht<br />

vorgesehen ist.<br />

Wann wurde der Verein<br />

gegründet?<br />

Die Schüler-Reparaturwerkstatt<br />

besteht seit 2016. Um die<br />

Idee und die Methoden unserer<br />

Werkstatt in Form eines Praxisleitfadens<br />

zu teilen und weiter<br />

zu verbreiten, haben wir 2019<br />

den Verein gegründet.<br />

Wie kann man eine Schüler-<br />

Reparaturwerkstatt starten?<br />

Der Verein hat neue Wege aufgetan,<br />

um weitere Werkstätten<br />

zu unterstützen. Neben dem<br />

Praxisleitfaden und Hilfestellung<br />

bei jeglichen Fragen unterstützt<br />

der Partner, die Veolia<br />

Stiftung, Schulen mit 1.000<br />

Euro Start-Guthaben für die<br />

Erstanschaffungen.<br />

mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020 | 49


MUSIK<br />

JULIANO SUZUKI<br />

Chorgesang in Corona-Zeiten<br />

Über das Glück, einen Musik-Beruf zu haben.<br />

E<br />

s ist Freitag, der 13. März –<br />

ein normaler Abend in Ottos<br />

Leben. Er packt seine Sachen,<br />

steigt ins Auto und fährt los von<br />

Köln Richtung Bonn. Dort warten<br />

circa 30 Sängerinnen und<br />

Sänger auf ihn. Geprobt wird<br />

Beethovens „Elegischer Gesang“<br />

für die Feierlichkeiten anlässlich<br />

des 250. Geburtstags des<br />

Meisters aus Bonn.<br />

„Tenor!“ ruft er, „Vorsicht im<br />

Takt 43, der Schluss ist synkopisch,<br />

also nach der Eins. Noch<br />

einmal bitte.“ So verläuft die<br />

Probe, am Ende des Abends ist<br />

Otto zufrieden. Ein normaler<br />

Abend in seinem Leben.<br />

Samstagvormittag, das Telefon<br />

klingelt. Am nächsten Tag<br />

soll ein Gesangsworkshop stattfinden.<br />

Die Organisatoren haben<br />

sich entschlossen, die Veranstaltung<br />

zu verschieben, „die<br />

Situation sei ernst und wir sollen<br />

unsere Teilnehmer schützen“.<br />

In den nächsten Tagen<br />

kommen weitere Absagen, die<br />

Chorproben sollen bis auf Weiteres<br />

ausfallen, eine Operngala<br />

mit Orchester und Solisten wird<br />

auch gecancelt.<br />

Otto N. ist freischaffender<br />

Chorleiter und Dirigent und<br />

macht sich Sorgen um seine<br />

Existenz. Zum Glück hat er während<br />

seines Studiums als Wahlpflichtmodul<br />

Audio- und Videobearbeitung<br />

besucht und kennt<br />

Chormosaik: Gemeinsam Singen in Zeiten von Corona. Foto: Suzuki<br />

sich ein bisschen aus. „Das Internet<br />

ist der Weg“, denkt er. Er<br />

plant, ein Online-Chorvideo auf<br />

die Beine zu stellen und in den<br />

sozialen Netzwerken zu posten.<br />

Auch für die regelmäßigen<br />

Proben hat er eine Lösung parat.<br />

Das ganze Wochenende testet<br />

und probiert er.<br />

Online-Proben<br />

Andere Ottos kommen auch<br />

auf die Idee, digitale Chorproben<br />

abzuhalten. Einige bevorzugen<br />

die Plattform Zoom, einige<br />

nutzen Skype oder Doozoo. Die<br />

meisten allerdings wollen erstmal<br />

abwarten und lassen den<br />

Probebetrieb ruhen.<br />

Eine normale musikalische<br />

Probe verläuft meistens durch<br />

Wahrnehmung und Feedback.<br />

Der Leiter hört genau hin, was<br />

gesungen oder gespielt wird,<br />

korrigiert oder gibt Hinweise,<br />

was verbessert oder geändert<br />

werden soll. Online-Proben sind<br />

dagegen unilateral, selbst die<br />

kleinste Latenz ist viel zu groß<br />

und verhindert das gemeinsame<br />

Musizieren. Stattdessen spricht<br />

nur der Chef, die Teilnehmer<br />

hören zu und singen alleine vor<br />

sich hin.<br />

Je nach Erfahrung kann der Dirigent<br />

vermuten, wo die Schwierigkeiten<br />

auftauchen und diese<br />

Probleme ansprechen oder die<br />

Phrase vorspielen beziehungsweise<br />

vorsingen. In der Regel ist<br />

die Online-Probe äußerst technisch,<br />

denn es kann wenig an<br />

Klang, Dynamik oder Interpretation<br />

gearbeitet werden.<br />

Die Plattform Zoom hat sich<br />

als die Lieblingswahl in der Laienchorszene<br />

herauskristalli-<br />

50 | mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020


Endlich wieder gemeinsam proben – wenn<br />

auch mit Abstand Foto: privat<br />

siert. Man kann zwar die anderen<br />

Stimmen nicht hören, aber<br />

alleine die Tatsache, zu sehen,<br />

dass die anderen dabei sind und<br />

mitmachen, bringt ein Stückchen<br />

Alltagsnormalität. Sehr<br />

beliebt wurden die sogenannte<br />

„Chormosaike“. Die Chorleitung<br />

bereitet einen Audiotrack vor,<br />

in dem die jeweiligen Stimmen<br />

eingespielt werden sowie ein<br />

Metronom. Jedes Chormitglied<br />

nimmt sich selbst beim Singen<br />

auf Video auf. Spätestens wenn<br />

alle einzelnen Videos bearbeitet,<br />

synchronisiert und zusammengefügt<br />

werden, kann man<br />

das Endergebnis geniessen. Es<br />

klingt wie ein echter Chor!<br />

Mit etwa vier Millionen Menschen<br />

in Deutschland, die in einem<br />

Chor oder Ensemble singen<br />

und ihr Hobby nicht ausüben<br />

dürfen, hat es nicht lange<br />

gedauert, bis die ersten wissenschaftlichen<br />

Studien erschienen<br />

sind. Unter anderem veröffentlichten<br />

die Musikhochschule<br />

Freiburg in Zusammenarbeit<br />

mit dem Freiburger Institut für<br />

Musikermedizin und dem Universitätsklinikum,<br />

der Chor des<br />

Bayerischen Rundfunks und die<br />

Charité ausführliche Studien<br />

zum Thema Aerosole und Gesang.<br />

Die Ergebnisse sind nicht einheitlich,<br />

der empfohlene Abstand<br />

zwischen den Sängern<br />

schwankt zwischen 1,5 und 6<br />

Metern, und bis jetzt handhaben<br />

die Bundesländer dieses Thema<br />

sehr unterschiedlich. Eins ist<br />

unumstritten: Auf das Singen in<br />

Gruppen im Bereich Laienmusik<br />

soll verzichtet werden.<br />

Mit niedrigen Infektionszahlen<br />

begann Deutschland schrittweise<br />

mit Lockerungsmaßnahmen.<br />

Der Sommer kam und<br />

trotz Lockerungen blieben die<br />

Infektionsraten niedrig.<br />

Die Chomitglieder sind heiß<br />

auf das Singen, denn Gesang<br />

macht süchtig. Er ist gesund,<br />

gut für Herz, Lunge und Abwehrkräfte.<br />

Er wirkt positiv auf<br />

die Psyche und wissenschaftlich<br />

nachgewiesen baut das Singen<br />

Stresshormone wie Cortisol ab.<br />

Nach der<br />

Zwangspause<br />

MUSIK<br />

Einige Chormitglieder wagen<br />

einen ersten Schritt: Sie treffen<br />

sich in kleinen Gruppen unter<br />

freiem Himmel, mit Abstand<br />

und Mund-Nase-Schutz. Es folgen<br />

andere, alle freuen sich<br />

sehr; auch darüber, die Chorfreunde<br />

wieder zu sehen – die<br />

gesellige Seite spielt eine wichtige<br />

Rolle.<br />

Die Bundesländer veröffentlichen<br />

die ersten Corona-Schutzverordnungen,<br />

die den Gruppengesang<br />

im geschlossenen<br />

Raum wieder ermöglichen. Ein<br />

detailliertes Hygienekonzept<br />

muss vorliegen, ein Protokoll<br />

muss geschrieben werden, nur<br />

eine begrenzte Anzahl an Personen<br />

dürfen teilnehmen.<br />

Das Chorsingen mit Abstand<br />

und in kleinen Gruppen ist ein<br />

neues Erlebnis, gerade nach der<br />

langen Zwangspause. Die erste<br />

Präsenzprobe verläuft etwas<br />

chaotisch, man hört die anderen<br />

Sänger nicht, nur sich selbst.<br />

Der Abstand ist groß, man versteht<br />

nicht, was der Dirigent<br />

sagt, er soll lauter sprechen.<br />

Aber es kommt die zweite Probe,<br />

dann die dritte und nach der<br />

vierten sagen einige aus dem<br />

Chor: „Heute war es viel besser,<br />

fast wie früher! Ich konnte einen<br />

echten Chorklang erleben!“<br />

Man gewöhnt sich daran, die<br />

Anpassungsfähigkeit des Menschen<br />

ist faszinierend, denkt<br />

Otto. Er ist gleichzeitig froh und<br />

enttäuscht: Froh, wieder mit anderen<br />

Menschen musizieren<br />

zu können. Mit den Abständen<br />

und kleiner Besetzung singen<br />

alle freier und selbstbewusster,<br />

selbst die Onlineprojekte haben<br />

den Singenden geholfen, ihre<br />

eigene Stimme zu entwickeln.<br />

Die Enttäuschung gilt nicht<br />

den Choristen. Ein Musiker, ob<br />

Amateur oder Profi, braucht in<br />

absehbarer Zeit ein Ziel, einen<br />

Auftritt, ein Konzert.<br />

Und Otto weiß, dass diese<br />

nicht so früh stattfinden werden.<br />

Ein 50-köpfiger Chor auf der<br />

Bühne, plus die gleiche Menge<br />

im Orchester, alle eng nebeneinander,<br />

ist nicht mehr vorstellbar.<br />

Was das Beethoven-Jahr hätte<br />

sein sollen, wurde zum konzertlosen<br />

Corona-Jahr. Otto N. wie<br />

alle tausend anderen Ottos müssen<br />

Geduld haben. Sie bereiten<br />

sich für die nächste Präsenzprobe<br />

vor, sie planen die Saison, als<br />

ob Corona nicht mehr da wäre.<br />

Aber vor allem sind unsere Ottos<br />

glücklich, ihren Beruf zu haben.<br />

Kultur sei nicht systemrelevant,<br />

sagte man. Die Pandemie<br />

zeigt, dass wir auf vieles verzichten<br />

können, aber wer hätte den<br />

Lockdown ohne Musik, Film<br />

oder Literatur überstanden?<br />

mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020 | 51


UNPROMINENTE PROMINENTE<br />

LARS-HENDRIK SCHILLING<br />

Nerviger Kaffeesatz als<br />

Geschäftsidee<br />

Melitta Bentz, die Erfinderin des Kaffeefilters.<br />

Name: Amalie Auguste Melitta<br />

Bentz, geb. Liebscher<br />

Lebensdaten: 31. Januar<br />

1873 in Dresden bis 29. Juni<br />

1950 in Holzhausen an<br />

der Porta Westfalica<br />

In aller Kürze: Bevor<br />

Melitta Bentz den<br />

Kaffeefilter erfand,<br />

Amalie<br />

schwamm das Kaffeepulver<br />

im Getränk<br />

Auguste<br />

mit herum, sammelte<br />

sich überall und<br />

Foto:<br />

verdreckte einem oft<br />

die Zähne. Insofern<br />

hat Melitta Bentz bis<br />

heute viele, viele Jünger,<br />

die ohne ihren<br />

Kaffee einfach nicht in<br />

den Tag starten können.<br />

Im Detail: Kennt ihr den<br />

Begriff „Kaffeesatz lesen“?<br />

Der kommt daher, dass man<br />

früher Kaffee ohne Filter aufgoss.<br />

Dann blieb das braune,<br />

dann schlammige Pulver in der<br />

Kanne zurück und bildete ein<br />

braunes, chaotisches Muster –<br />

der sogenannte Kaffeesatz (weil<br />

er sich absetzt). Wer den Kaffeesatz<br />

las, der versuchte, aus diesen<br />

zufälligen Mustern Zeichen<br />

für die Zukunft zu lesen. (Harry-<br />

Potter-Fans kennen das Konzept<br />

Melitta Bentz.<br />

Wikimedia<br />

Commons<br />

in der britischen Variante, wo<br />

man es mit Teeblättern machte.)<br />

Kaffeesatz mag als Orakel gedient<br />

haben, aber eigentlich war<br />

er vor allem nervig. Er ist zwar<br />

schwerer als Wasser und setzt<br />

sich somit ab, aber ein bisschen<br />

schwebte trotzdem immer in<br />

der Flüssigkeit herum. Das feine<br />

Pulver landete überall<br />

– auf allen Gefäßen (störend<br />

in einer Zeit vor<br />

dem Geschirrspüler),<br />

auf den Zähnen (unästhetisch)<br />

und so<br />

weiter.<br />

Schon zu Melitta<br />

Bentz’ Zeiten gab<br />

es Filter, um das<br />

Kaffeepulver zu<br />

entfernen. Doch<br />

diese arbeiteten<br />

mit Stoff oder<br />

Löschpapier. Sie<br />

mussten oft noch<br />

zugeschnitten werden<br />

und entfernten<br />

das Pulver auch meist<br />

nicht vollständig.<br />

Der erste Bentz’sche<br />

Kaffeefilter bestand aus einer<br />

Metalldose, deren Boden<br />

Melitta mit einem Nagel durchlöchert<br />

hatte. Auf dieses „Sieb“<br />

legte sie dann eine Scheibe aus<br />

Löschpapier, das sie aus dem<br />

Löschpapier aus den Schulheften<br />

ihrer Söhne ausgeschnitten<br />

hatte.<br />

Und daraus entwickelte Melitta<br />

Bentz ein Geschäftsmodell:<br />

einen Rundfilter für Kaffee mit<br />

52 | mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020


UNPROMINENTE PROMINENTE<br />

vorab ausgeschnittenen Filterblättern,<br />

noch 1908 vom kaiserlichen<br />

Patentamt abgesegnet.<br />

Das Unternehmen florierte<br />

rasch, auch weil Melitta Bentz<br />

sehr flexibel auf Herausforderungen<br />

reagierte. So stellte sie<br />

die Produktion in den Jahren<br />

des Ersten Weltkriegs auf Kartons<br />

um, weil Kaffee aufgrund<br />

der Versorgungslage im Deutschen<br />

Reich kaum zur Verfügung<br />

stand. Damit brachte sie<br />

das Unternehmen und ihre Kinder<br />

durch den Krieg, während<br />

ihr Mann an der Front war.<br />

Nach dem Krieg ging der<br />

Markt für Kaffee wieder nach<br />

oben und so wuchs das Unternehmen<br />

rasch. Bis zu ihrem Tod<br />

war das Familienunternehmen<br />

so groß, dass es bis heute erfolgreich<br />

bleibt.<br />

Der Klassiker: Filtertüte Größe 4.<br />

Foto: Elke Wetzig / Wikimedia Commons<br />

Sogar den Zweiten Weltkrieg<br />

überstand es, auch wenn hier<br />

die Umstellung der Produktion<br />

nicht freiwillig passierte. Auf<br />

Anweisung der Reichsregierung<br />

musste man statt Kaffeefiltern<br />

kriegswichtige Güter herstellen.<br />

Heute ist die Melitta Unternehmensgruppe<br />

Bentz KG wieder<br />

in ihrem Kerngeschäft tätig<br />

und bringt täglich abertausende<br />

von Menschen zu einem friedlichen<br />

Kaffee zusammen. Die Geschichte<br />

von Melitta Bentz mag<br />

wenig bekannt sein, aber ihre<br />

unwissenden Jünger genießen<br />

ihre Erfindung trotzdem jeden<br />

Tag.<br />

Zum Autor: Lars-Hendrik<br />

Schilling ist von Berufs wegen<br />

eigentlich Chemiker und<br />

Experte für Analytik, Chemikaliensicherheit<br />

und Compliance.<br />

Seit 2008 ist er hobbymäßig<br />

in der Populärwissenschaft<br />

aktiv, wo er vor allem<br />

Vorträge hält – häufig auf<br />

Mensaveranstaltungen oder an<br />

Universitäten.<br />

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WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />

RALF SCHÄFER<br />

Was sagt die<br />

Wissenschaft?<br />

Versuch zur Klarstellung einiger Grundbegriffe.<br />

Da sich häufig „auf die<br />

Wissenschaft” berufen<br />

wird, stelle ich mal<br />

möglichst kurz dar, wie<br />

entsprechende Aussagen<br />

überprüft werden können,<br />

um zur Versachlichung von<br />

Debatten beizutragen.<br />

Dabei beziehe ich<br />

mich vor allem auf die<br />

Naturwissenschaft und<br />

Medizin. Zugunsten der<br />

Lesbarkeit verwende ich<br />

in diesem Text die männliche<br />

Schreibweise.<br />

Wer ist überhaupt<br />

Wissenschaftler?<br />

Die Befähigung zum wissenschaftlichen<br />

Arbeiten wird<br />

durch Promotion nachgewiesen.<br />

Ein aktiver Wissenschaftler<br />

ist jemand, der kontinuierlich<br />

Artikel in Fachzeitschriften<br />

publiziert und auch zitiert<br />

wird. Zitate sind dabei die Währung<br />

der Wissenschaft und so<br />

etwas wie eine sehr grobe Richtschnur,<br />

wie wichtig ein Wissenschaftler<br />

ist.<br />

Was Wissenschaft<br />

nicht ist<br />

Populärwissenschaftliche Bücher,<br />

Beiträge in Medien wie<br />

Zeitungen oder Youtube. Denn<br />

was Wissenschaftler äußern, ist<br />

nicht per se Wissenschaft, sondern<br />

ihre Meinung zur Wissenschaft.<br />

Wie lässt sich feststellen,<br />

wie fundiert diese Meinung<br />

ist? Das lässt sich nicht abschließend<br />

beurteilen, der Grad der<br />

Verlässlichkeit steigt aber, wenn<br />

die Person:<br />

• über eigene Fachartikel in<br />

dem Gebiet verfügt, die gut<br />

zitiert werden,<br />

• direkt über eigene Forschungsarbeiten<br />

und Übersichtsartikel<br />

(suchbar via:<br />

„Reviews“ oder „Meta-Analyses“)<br />

berichtet, die publiziert<br />

sind,<br />

• gute Zitationszahlen aufweist,<br />

• an einer Institution angestellt<br />

ist, an der sie Wissenschaftsfreiheit<br />

besitzt (zum Beispiel<br />

Universität, staatlich finanziertes<br />

Forschungsinstitut –<br />

dies mindert potenzielle Interessenskonflikte<br />

in Bezug auf<br />

die Nutzung des produzierten<br />

Wissens).<br />

Das alles ist keine Gewähr,<br />

aber wenn mehrere Kriterien<br />

erfüllt sind, kann man daraus<br />

pragmatisch eine Einschätzung<br />

zur Glaubwürdigkeit ableiten.<br />

Es gilt aber immer: Wenn<br />

ich mich an Aussagen in entsprechenden<br />

Quellen halte, ist<br />

höchste Vorsicht geboten und<br />

man sollte nicht denken, dass<br />

man über Wissen verfügt, eher<br />

über Informationen. Wissen<br />

entsteht nur durch eine Einordnung<br />

in das Fachgebiet! (dazu<br />

unten mehr)<br />

Überprüfung von<br />

Zitationszahlen<br />

Aber nehmen wir an, jemand<br />

hat keine guten Englischkenntnisse<br />

(die naturwissenschaftliche<br />

und medizinische wissenschaftliche<br />

Diskussion findet<br />

fast ausschließlich auf Englisch<br />

statt) und muss sich auf Meinungen<br />

von Wissenschaftlern<br />

verlassen.<br />

54 | mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020


WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />

Wie lassen sich die Zitationszahlen<br />

überprüfen, um die Relevanz<br />

einer Person einzuordnen?<br />

Leider sind entsprechende<br />

Datenbanken nicht frei zugänglich<br />

und sehr teuer (häufig fallen<br />

Kosten von 10.000en Euro<br />

pro Jahr für den Zugang für eine<br />

wissenschaftliche Institution<br />

an), aber viele aktive Wissenschaftler<br />

befinden sich auf Google<br />

Scholar: https://scholar.google.com<br />

Einfach den Namen eingeben<br />

und dann das Nutzerprofil aufrufen.<br />

Hier ein Beispiel meines<br />

Profils: http://mind-mag.de/<br />

link/ralfschaefer<br />

Rechts oben sieht man die Anzahl<br />

der Zitate pro Jahr. Beim<br />

Vergleich von Personen ist zu<br />

beachten, dass typischerweise<br />

die Zitate pro Jahr mit dem Alter<br />

zunehmen. Nobelpreisträger<br />

(Beispiel Paul Crutzen: http://<br />

mind-mag.de/link/paulcrutzen)<br />

hat zum Beispiel mehrere<br />

Tausend Zitate pro Jahr. Gute<br />

Wissenschaftler mit gewisser<br />

Berufserfahrung (ein paar Jahre<br />

nach der Promotion) haben<br />

zumindest ein paar Hundert Zitate.<br />

Natürlich hat nicht immer<br />

der Recht, der mehr Zitate hat,<br />

Illustration: Gerd Altmann / pixabay<br />

aber wenn beispielsweise eine<br />

Person A seit Jahren keine Artikel<br />

publiziert hat und zehn Zitate<br />

im Jahr bekommt, dann ist es<br />

äußerst zweifelhaft, ob ihre Meinung<br />

im Vergleich zu einer Person<br />

B, die jedes Jahr Artikel im<br />

Fachgebiet publiziert und ein<br />

paar Hundert bis Tausende Zitate<br />

bekommt, relevant ist.<br />

Wenn man sich nicht auf solche<br />

Vergleiche stützen will,<br />

bleibt einem nur übrig, selber<br />

ins Fachgebiet zu schauen und<br />

zu recherchieren! Es kann nicht<br />

oft genug wiederholt werden,<br />

dass, wer Letzteres nicht tut,<br />

sich seiner Meinung nicht zu sicher<br />

sein sollte und nur Informationen<br />

hat, aber kein Wissen<br />

im wissenschaftlichen Sinne.<br />

Wie bekomme ich<br />

einen Überblick<br />

über das jeweilige<br />

Fachgebiet?<br />

Wenn es nun final darum geht,<br />

zu recherchieren, „was die Wissenschaft<br />

sagt“, kommt man<br />

um eine Recherche in wissenschaftlichen<br />

Artikeldatenbanken<br />

nicht herum. Diese umfassen<br />

zum Beispiel Scopus, Web of<br />

Science und Pubmed als Gold-<br />

Standard, wobei nur Pubmed<br />

frei zugänglich ist. Allerdings<br />

kann auch in Google Scholar<br />

recherchiert werden. Leider<br />

trennt Google Scholar nicht<br />

zwischen Populärwissenschaft<br />

und Wissenschaft in Fachzeitschriften,<br />

und die Suchen liefern<br />

in der Regel zu viele Treffer.<br />

Für den Laien ist Google Scholar<br />

deswegen nicht sonderlich gut<br />

geeignet.<br />

Eine Übersicht und ein Beispiel<br />

zur Suche in Pubmed findet<br />

sich auf dieser Website:<br />

http://mind-mag.de/link/pubmed<br />

Vier abschließende<br />

Aspekte<br />

Terminologie<br />

Um zu einem bestimmten Thema<br />

die relevanten Informationen<br />

zu erhalten, ist es wichtig,<br />

nach den richtigen Begriffen zu<br />

suchen. Wissenschaft ist häufig<br />

eine sehr technische, detaillierte<br />

Angelegenheit. Oft hilft es, einen<br />

Fachartikel zu lesen, um relevante<br />

Begriffe zu identifizieren,<br />

alternativ verwenden selbst<br />

Wikipedia-Seiten häufig die einschlägigen<br />

Termini und verweisen<br />

auf Fachartikel.<br />

Rosinen picken<br />

Wissenschaftliche Erkenntnis<br />

ergibt sich meist erst, wenn<br />

mehrere unabhängige Studien<br />

vorliegen. Eine Einzelstudie<br />

herauszugreifen und als definitiven<br />

und endgültigen Beweis<br />

zu nehmen ist nicht seriös.<br />

Zu einigen Fragen kann es<br />

sein, dass es schnell mal einige<br />

Hundert bis Tausende Fachar-<br />

mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020 | 55


WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG<br />

Illustration: Gerd Altmann / pixabay<br />

tikel gibt. Um da trotzdem auf<br />

die Schnelle einen Überblick<br />

zu bekommen, kann nach „Reviews“<br />

und „Meta-Analyses“ gesucht<br />

werden. Letztere sind in<br />

der Regel wesentlich verlässlicher<br />

als Einzelstudien, da sie die<br />

Ergebnisse vieler Studien zusammenfassen.<br />

In der Medizin<br />

gibt es zum Beispiel die Cochrane<br />

Reviews, die qualitätsgeprüftes<br />

Wissen bereitstellen: https://<br />

www.cochranelibrary.com<br />

Auf die Unterschiede in der Relevanz<br />

zwischen unterschiedlichen<br />

Fachzeitschriften wird in<br />

der oben genannten Quelle eingegangen<br />

(http://mind-mag.de/<br />

link/pubmed).<br />

Volltext-Zugang<br />

Leider besteht vielfach kein<br />

Volltext-Zugang zu den Zeitschriften,<br />

zumindest aus den<br />

Abstracts können aber schon<br />

zentrale Informationen herausgezogen<br />

werden. Bei Google<br />

Scholar und Pubmed gibt<br />

es gleichwohl eine Vielzahl von<br />

frei verfügbaren Quellen. Die illegale<br />

Plattform Sci-hub stellt<br />

zudem Zugang zu fast allen wissenschaftlichen<br />

Artikeln zur<br />

Verfügung (da illegal, hier kein<br />

Link).<br />

Preprints<br />

Um die Zeit zwischen der Einreichung<br />

eines Artikels in einer<br />

Fachzeitschrift und der Publikation<br />

zu verkürzen (häufig dauert<br />

dies Monate durch Begutachtung<br />

durch den Editor und<br />

externe Gutachter), gehen viele<br />

Wissenschaftler dazu über, Artikel<br />

als Preprint ins Internet zu<br />

stellen. Für Laien lässt sich häufig<br />

die Qualität von solchen Artikeln<br />

nicht überprüfen und sie<br />

sollten nur mit äußerster Vorsicht<br />

verwendet werden.<br />

Was Wissenschaft<br />

nicht kann<br />

Wissenschaft kann nicht sagen,<br />

was sein sollte oder getan<br />

werden sollte, nur was ist.<br />

Auch wenn sich in vielen wissenschaftlichen<br />

Artikeln Soll-<br />

Aussagen finden lassen, müssen<br />

diese immer als Konditional<br />

gelesen werden. Zum Beispiel:<br />

Wenn ich gesetzliche Verpflichtungen<br />

zum Eintrag von Nitrat<br />

ins Grundwasser einhalten will,<br />

dann sollte ich XY tun, da unsere<br />

Ergebnisse zeigen, dass die<br />

aktuelle Praxis zur Überschreitung<br />

der Grenzwerte führt. Leider<br />

liest man in den Schlussfolgerungen<br />

oder Interpretationen<br />

häufig nur Forderungen, aber<br />

keine Spezifikation, unter welcher<br />

Wert-Perspektive (Einhaltung<br />

von Verträgen, Gesetzen<br />

oder Ähnliches) diese zustande<br />

gekommen sind.<br />

Über den Autor<br />

Ralf Schäfer ist Professor für<br />

Quantitative Landschaftsökologie<br />

an der Universität Koblenz-Landau.<br />

Faktisch beschäftigt<br />

er sich mit dem Einfluss<br />

des Menschen auf Fließgewässerorganismen<br />

mittels Computermodellierung,<br />

aber auch<br />

mit Feldforschung in verschiedenen<br />

Regionen der Welt. Er<br />

hat Umweltwissenschaften studiert<br />

und in dem Bereich promoviert<br />

und habilitiert. Außerdem<br />

kann Ralf Schäfer ein nichtabgeschlossenes<br />

Zweit-Studium<br />

in Philosophie, Soziologie und<br />

Statistik vorweisen. Fragen der<br />

Wissenschaftstheorie treiben<br />

ihn seitdem auch privat um, was<br />

Anlass war, diesen wenn auch<br />

vereinfachten Artikel zu schreiben.<br />

56 | mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020


RÄTSEL<br />

Blackout-Domino<br />

B<br />

lackout-Domino wurde von Richard Stolk<br />

erfunden, einem der besten Rätselautoren<br />

weltweit. Das Blackout-Domino ist eine großartige<br />

Rätselart. Auch wenn ich es schon mehrere Jahre<br />

kenne, entdecke ich noch immer neue Schlussweisen<br />

darin. Wer sich noch weitergehend dafür<br />

interessiert, dem empfehle ich die „Originale“ von<br />

Richard, zum Beispiel dieses hier in unserem Rätselportal:<br />

https://logic-masters.de/Raetselportal/Raetsel/<br />

zeigen.php?id=00015N<br />

Anleitung:<br />

Schwärzen Sie einige Felder und tragen Sie dann<br />

die Dominosteine von 1-1 bis n-n (in diesen Rätseln<br />

ist n die größte vorgegebene Zahl) so in die Figur<br />

ein, dass jeder Stein genau einmal vorkommt.<br />

Waagerecht und senkrecht benachbarte Halbfelder<br />

von unterschiedlichen Dominosteinen müssen<br />

dabei die selbe Zahl aufweisen. Schwarzfelder<br />

dürfen sowohl andere Schwarzfelder, als auch<br />

den Rand waagerecht und senkrecht nicht berühren.<br />

<br />

Silke Berendes<br />

Auflösungen<br />

Ausgabe 137<br />

Auflösungen im nächsten Heft<br />

mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020 | 57


ORGANISATION<br />

Wer weiß mehr?<br />

Organisatoren lokaler Treffen.<br />

PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />

01… Dresden / SAMIR KÖCKRITZ / 01520 – 7 070 090<br />

04… Leipzig / MARIO STOLL / 0341 – 3 038 020<br />

06… Halle / MARCUS HILLMANN / 0162 – 4 968 254<br />

07… Jena / WOLFGANG KLINGHAMMER / 03641 – 823 599<br />

Chemnitz / STEFANIE WEBER / 01525 – 3 442 810<br />

09…<br />

Annaberg / ALMUT NITZSCHE / 03733 – 289 418<br />

10…<br />

Berlin / MATTHIAS KRIBBEN / 0172 – 5 656 004<br />

Brandenburg / PETER OEHLKE / 030 – 41 999 861<br />

19… Schwerin/Mecklenburg-Vorpommern /<br />

KARSTA LINKE / 03883 – 723 338<br />

20… Hamburg / HENNING SCHRAMM / 0171 – 3 411 543<br />

Hamburg-Harburg / MILENA ROBBERS /<br />

21… 0176 – 57 188 122<br />

Lüneburg / JÜRGEN REIMERS / 04131 – 37 887<br />

Ahrensburg / BORIS GEORGIEV / 04102 – 888 868<br />

22…<br />

Norderstedt / JULIA BORRMANN / 0151 – 25 204 119<br />

23… Lübeck / MARISA HAUFE / 0173 – 6 019 490<br />

Kiel / SIGRID UND UDO SCHULTZ / 0431 – 521 269<br />

Flensburg / GERD BORCHERS / 0461 – 79 501 322<br />

24…<br />

Bad Bramstedt / ULRIKE SANDER-HOYER /<br />

0170 – 6 053 874<br />

Pinneberg / ANDREA BAHRENFUSS / 04123 – 929 934<br />

25…<br />

Heide/Husum / LARS MEYER / 0162 – 5 273 363<br />

26… Oldenburg / DIRK BOSHOVEN / 0151 – 15 311 785<br />

27… Bremerhaven / KLAUS GEBHARDT / 0172 – 4 524 773<br />

28… Bremen / NICOLE RETAT / 0176 – 56 799 944<br />

30… Hannover / RAINER NEUSÜSS / 05108 – 9 217 686<br />

32… Minden / CHRISTOPHER KRAUS / 0571 – 3 851 868<br />

Paderborn / DANIEL KEYHANI / 0173 – 6 955 510<br />

33… Ostwestfalen/Lippe / ANNETTE FRANZ /<br />

0521 – 42 826 586<br />

34… Kassel / NORBERT FAULSTICH / 0160 – 4 281 179<br />

Marburg / BETTINA BAGUNK / 06421 – 51 403<br />

35… Gießen / FRANK BRANDT / 0 64 03 – 926 543<br />

Wetzlar / MARKUS MATTZICK / 06441 – 446 970<br />

36… Fulda / KARSTEN ASSMANN / 0661 – 9 600 083<br />

37… Göttingen / NORBERT FAULSTICH / 0160 – 4 281 179<br />

Braunschweig / TIMO WEIL / 0177 – 4 131 826<br />

38… Clausthal-Zellerfeld / GUNNAR KAESTLE /<br />

05323 – 997 724<br />

PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />

39… <strong>Mag</strong>deburg / GUNNAR HENDRICH / 01 76 – 42 095 828<br />

40… Düsseldorf / MARC-ANDRÉ KAISER / 0211 – 2 393 676<br />

41… Mönchengladbach / BODO SCHNELL / 02433 – 525505<br />

42… Wuppertal / ACHIM WAGENKNECHT / 0179 – 4 517 387<br />

44…<br />

45…<br />

Dortmund / ANNA ASLANIDOU / 0163 – 5 604 546<br />

Dortmund / PIA PHILIE LEHMANN / 0151 – 56 041 525<br />

Bochum / SOPHIA FALKE / 0176 – 24 293 954<br />

Essen / SANDRA BAUMANN-TRAMPE / 0201 – 782 983<br />

Mülheim/Ruhr / JENS HELLBING / 01575 – 5 786 932<br />

Marl / ROBERT KLOSE / 0173 – 7 144 636<br />

46… Wesel / THOMAS WEINBRENNER / 0281 – 44 295 787<br />

47…<br />

48…<br />

Duisburg / INA PAULS / 0203 – 593 214<br />

Kevelaer / ROLF EGGING / 02832 – 4 557<br />

Kleve / HANS-GERD THEUNISSEN / 0 28 21 – 29 404<br />

Münster / MELANIE JÄGER / 0171 – 2 190 967<br />

Münster / SIMON SIEBERS / 0151 – 22 602 621<br />

49… Osnabrück / BIRGIT WIPPERMANN / 01 77 – 2 608 004<br />

Köln / KLAUS BAUMHAUER / 0157 – 73 808 128<br />

50…<br />

Köln / FRAUKE RIEKEN / 0221 – 8 231 808<br />

52… Aachen / LUKAS FISCHER-WULF / 0241 – 18 991 357<br />

53… Bonn / SVETLA KNÖSCHKE / 0160-7082153<br />

55… Mainz / KAI GEHRETH / 01577 – 3 969 315<br />

56… Koblenz / MARTIN SCHULZE / 0261 – 309 382<br />

57… Siegen / SABINE SCHIRM-SPRINGOB / 02761 – 7 039 911<br />

58… Hagen / ANDREA SCHÖNEBERG / 0172 – 9 367 921<br />

59… Soest / DIETER PIPER / 02381 – 948 666<br />

60… Frankfurt / ANDREAS THURM / 0151 – 41 467 503<br />

61… Bad Homburg / JESSICA JOHN<br />

63… Aschaffenburg / JAN ZBIKOWSKI / 06021 – 5 822 646<br />

64… Darmstadt / BEHROUZ CHAGHERI / 0173 – 3 103 633<br />

65… Wiesbaden / SILKE HANSEN / 069 – 1 553 676<br />

66… Saarbrücken / PETER MOOG / 0171 – 3 787 722<br />

Worms / STEFAN JAMIN / 06321 – 899 045<br />

67…<br />

Kaiserslautern / STEFAN JAMIN / 06321 – 899 045<br />

68…<br />

69…<br />

Mannheim / KATJA WALDORF UND MARTIN VITEK /<br />

06221 – 3016 66<br />

Heidelberg / KATJA WALDORF UND MARTIN VITEK /<br />

06221 – 3016 66<br />

70… Stuttgart / MARTIN JÄKLE / 0176 – 32 509 161<br />

58 | mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020


ORGANISATION<br />

PLZ Wohnort / Name / Telefonnummer<br />

72… Tübingen / JÜRGEN SCHAICH / 0176 – 96 358 274<br />

76…<br />

Karlsruhe / SVEN MANIAS / 0721 – 699 556<br />

Karlsruhe / JULIANE SCHNEIDER / 07243 – 728 774<br />

Landau / STEFAN JAMIN / 06321 – 899 045<br />

75… Pforzheim / GABRIELE WALTER / 0176 – 61 048 332<br />

77…<br />

Lahr/Schwarzwald / MARTIN KATZNER /<br />

07821 – 37 679<br />

78… Bodensee / MARTIN ROSCHER / 07541 – 836 739<br />

79…<br />

80…<br />

81…<br />

Freiburg im Breisgau / HENDRIK FREYTAG /<br />

0177 – 7 607 919<br />

München / BRIGITTE BRECHT / 089 – 8 644 939<br />

München / THOMAS DOUBRAWA / 089 – 95 422 002<br />

München-Pasing / MAX VOIGTMANN /<br />

089 – 30 004 913<br />

83… Holzkirchen / HEIKE WEBER / 08024 – 476 626<br />

84…<br />

85…<br />

Altötting (Südost/Oberbayern) / BIRGIT SCHOLZ /<br />

08671 – 85 591<br />

Landshut-Freising / WERNER KELNHOFER /<br />

08762 – 2 189<br />

Ingolstadt / BRIGITTE MAIER / 0841 – 97 052 179<br />

Alpenland/Region / HANS GEORG MICHNA /<br />

0179 – 3 217 777<br />

86… Augsburg / THOMAS KRAUSS / 08232 – 77 782<br />

87… Memmingen / TINA ACHAM / 08331 – 8 339 744<br />

88… Wangen im Allgäu / BRIGITTE GÖSER / 07561 – 7 715<br />

89… Ulm/Neu Ulm / INGRID RENZ / 0174 – 3 337 549<br />

89… Heidenheim / HEIKE VOGLER / 01577 – 3 237 078<br />

90… Nürnberg / DANIELA HIRSCHEIDER / 0160 – 4 372 731<br />

91… Erlangen / DANIELA HIRSCHEIDER / 0160 – 4 372 731<br />

93… Regensburg / LUDWIG KOLB / 0941 – 5 987 095<br />

94…<br />

Passau / KARIN POLZ / 08502 – 915 840<br />

Philippsreut / CHRISTIAN KOCH / 08557 – 729<br />

95… Bayreuth / STEFAN WLADARSCH / 0921 – 5 167 420<br />

96… Bamberg / SANDRA HARTL / 0171 – 9 541 902<br />

97… Würzburg / ANNETTE KUNZ / 0931 – 980 880<br />

99… Erfurt / LINDA SOLCHER / 0162 - 4162631<br />

Termine<br />

& Treffen<br />

Eine Übersicht mit aktuellen<br />

Treffen und Terminen gibt<br />

es im Internet unter:<br />

ř db.mensa.de/events<br />

Die E-Mailadressen der<br />

lokalen Ansprechpersonen<br />

findet ihr unter:<br />

ř db.mensa.de/kontakt.htm<br />

Adressänderungen<br />

Da Postvertriebsstücke von der<br />

Post nicht nachgesandt werden,<br />

kommen <strong>MinD</strong>-<strong>Mag</strong>azine<br />

trotz Nachsendeauftrag als unzustellbar<br />

an die Geschäftsstelle<br />

zurück. Änderungen von Adressen<br />

oder Daten bitte an die<br />

Geschäftsstelle oder selbst im<br />

eMVZ unter „Meine Daten“ eingeben!<br />

ř office@mensa.de<br />

Änderungswünsche an<br />

der Tabelle bitte an:<br />

ř mindmag@mensa.de<br />

mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020 | 59


INFORMATION<br />

Internet<br />

Ì www.mensa.de<br />

Ì www.mensa.de/social-media<br />

eMVZ<br />

Ì https://db.mensa.de<br />

Boggs<br />

Ì snews://news.mensa.de<br />

Ì https://newsportal.mensa.de<br />

Schlichter<br />

Christiane Schmetzer<br />

¼ 07822 / 780 027<br />

ì schmetzer@kabelbw.de<br />

Michael Robert Biber<br />

¼ 0175 / 1 649 242<br />

ì biber@newdirection.de<br />

Monika Maria Sommer<br />

ì monika@msommer.de<br />

Kinder- und Jugendbereich<br />

Susanne Severin<br />

Annette Schlüter<br />

¼ 0179 / 6 758 335<br />

ì kiju-koordinator@mensa.de<br />

Spenden an Mensa<br />

<strong>MinD</strong>-Stiftung gGmbH<br />

IBAN<br />

DE29 5109 1700 0042 4200 42<br />

BIC VRBUDE51<br />

SIGHT<br />

Couchsurfen und mehr im smarten<br />

Umfeld. Deutsche SIGHT-Co:<br />

Andrea Schwelm<br />

ì sight@mensa.de<br />

Präventionsbeauftragte<br />

Harro Eder<br />

¼ 0178 / 8 121 595<br />

Janina Enning<br />

¼ 0151 / 28 763 161<br />

ì praevention@mensa.de<br />

Sozialfonds<br />

Birgit Scholz<br />

Georgenstraße 6, 84503 Altötting<br />

¼ 08671 / 85 591<br />

(nur abends und Wochenende)<br />

ì mind_sozialfonds@web.de<br />

IBAN:<br />

DE49 4306 0967 1074 9648 00<br />

BIC: GENODEM1GLS<br />

Sozialprojekt zum JT<br />

Jörg Büttner<br />

Albertine-Assor-Str. 17 b<br />

22457 Hamburg<br />

¼ 040 / 32 091 763<br />

ì mann-le@web.de<br />

Vereinskonto<br />

ì kasse@mensa.de<br />

IBAN:<br />

DE22 5109 1700 0042 4242 42<br />

BIC: VRBUDE51<br />

Mitgliedsbeitrag: 55 Euro im Jahr<br />

Leitender Psychologe (NSP)<br />

Kai Bestmann Dipl.-Psychologe<br />

Dahl 28a, 25497 Prisdorf<br />

¼ 04101 / 842 107<br />

ì testbetrieb@mensa.de<br />

Intelligenztest<br />

Termine und eine Anmeldemöglichkeit<br />

gibt es auf unseren<br />

Webseiten.<br />

Ì www.mensa.de<br />

Verwaltung<br />

Geschäftsführung<br />

Martin Jäkle<br />

gf@mensa.de<br />

Geschäftsstelle<br />

Cirsten Novellino<br />

Wandlhamerstraße 2<br />

82166 Gräfelfing<br />

¼ 089 / 86 466 251<br />

Fax: 089 / 86 466 252<br />

ì office@mensa.de<br />

Geschäftszeiten<br />

Dienstag und Donnerstag<br />

8:30 bis 16:30 Uhr<br />

International/<br />

Deutschsprachige<br />

Nachbarn<br />

International Office<br />

Michael Freenan<br />

Executive Director Mensa<br />

International Ltd.<br />

Slate Barn, Church Lane,<br />

Caythorpe<br />

Lincolshire NG 32 3EL<br />

United Kingdom<br />

¼ 0044 / 1 400 272 675<br />

Fax: 0044 / 1 400 272 675<br />

ì mensainternational@<br />

mensa.org<br />

Ì www.mensa.org<br />

Chairman<br />

Björn Liljeqvist<br />

ì chairman-mil@mensa.org<br />

NatReps<br />

Peter Fröhler<br />

Proxy für die Vorsitzende<br />

Tina Acham<br />

Jens Wiechers<br />

Koodinator für Internationales<br />

Mensa Österreich<br />

Gerald Schmidt<br />

Paulasgasse 17/3/26<br />

A-1110 Wien<br />

ì vorsitz@mensa.at<br />

Ì www.mensa.at<br />

Mensa Schweiz<br />

Mark Dettinger<br />

Wiesenstraße 12<br />

CH-4600 Olten<br />

ì office@mensa.ch<br />

Ì www.mensa.ch<br />

60 | mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020


IMPRESSUM<br />

Vorstand<br />

Hermann Meier<br />

Organisation,<br />

Finanzen,<br />

Recht&Compliance<br />

Horstmannsmühle 1a<br />

42781 Haan<br />

¼ 02129 / 3 792 871<br />

ì hermann.meier@mensa.de<br />

Jens Wiechers<br />

Internationales,<br />

Wissenschaft&Forschung,<br />

Kooperationen, Presse<br />

Kölner Strasse 28<br />

51491 Overath<br />

¼ 0151 / 54 745 621<br />

ì jens.wiechers@mensa.de<br />

Martin Weiß<br />

Regionale Struktur,<br />

Testbetrieb,<br />

IT, Ortsblätter<br />

Am Mooskissen 26<br />

14532 Kleinmachnow<br />

¼ 033203 / 884 551<br />

ì martin.weiss@mensa.de<br />

Tina Acham<br />

Vorsitz, Kids&Juniors,<br />

Großveranstaltungen,<br />

Übrige Vereinsmedien<br />

Strigelstraße 20<br />

87700 Memmingen<br />

¼ 08331 / 8 339 744<br />

ì tina.acham@mensa.de<br />

Yu Jin Son<br />

Mitgliederbetreuung,<br />

Bildung,<br />

Marketing<br />

Vogelsangstraße 50<br />

70197 Stuttgart<br />

¼ 0173 / 6 <strong>138</strong> 452<br />

ì yu-jin.son@mensa.de<br />

Impressum<br />

<strong>MinD</strong> <strong>Mag</strong>azin<br />

Die offizielle Zeitschrift<br />

von Mensa in Deutschland e.V.<br />

ISSN 1866-9867<br />

Redaktionsanschrift<br />

ì mindmag@mensa.de<br />

Herausgeber<br />

Mensa in Deutschland e.V.<br />

Rodinger Straße 19<br />

93413 Cham<br />

Registergericht: Köln, VR 8190<br />

Kontakt<br />

Wandlhamerstraße 2<br />

82166 Gräfelfing<br />

Zuständig im Vorstand<br />

und V.i.S.d.P.:<br />

Tina Acham<br />

Chefredakteur<br />

Erwin Klein<br />

Bäckerklint 12<br />

38100 Braunschweig<br />

Redaktion<br />

Babette Mairoth-Voigtmann,<br />

Cornelia Capito,<br />

Jan Zbikowski,<br />

Kathrin Viergutz,<br />

Katrin Sluka,<br />

Martin Sluka,<br />

Monika Besselmann,<br />

Natalie Lehmann,<br />

Ralf Müller,<br />

Sören Köser,<br />

Swen Neumann,<br />

Ulrike Dürnfeld<br />

Layout<br />

BT Media<br />

Celler Straße 1<br />

38518 Gifhorn<br />

Anzeigen<br />

Henning Brandt<br />

Schellenberger Straße 8<br />

96049 Bamberg<br />

ì mindmag-anzeigen@mensa.de<br />

¼ 0951 / 96 43 00 43<br />

Druck<br />

Passavia GmbH & Co. KG<br />

Medienstraße 5b<br />

94036 Passau<br />

Ì www.passavia.de<br />

Auflage<br />

15.300<br />

Abo für Nichtmitglieder<br />

Jährlich einschließlich Zustellung<br />

und 7 Prozent USt im Inland 18,50<br />

Euro, im Ausland 21,50 Euro<br />

Die mit dem Namen des Verfassers<br />

oder seinen Initialen gekennzeichneten<br />

Beiträge geben die Meinung<br />

des Autors wieder. Nachdruck nur<br />

mit schriftlicher Zustimmung und<br />

mit Quellenangabe. Die Redaktion<br />

behält sich vor, Leserbriefe und<br />

eingeschickte Artikel gekürzt zu<br />

veröffentlichen.<br />

Redaktionsschluss<br />

Ausgabe 139: 15. Oktober 2020<br />

Ausgabe 140: 15. Dezember 2020<br />

Ausgabe 141: 15. Februar 2021<br />

mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020 | 61


SCHEER WARE<br />

DETLEF SCHEER<br />

Was nützt uns Corona?<br />

Oder: Gibt es außer Einschränkungen<br />

nicht auch (Lern-)Chancen?<br />

B<br />

eratungstechniken sind<br />

manchmal im Sinne des<br />

Ratsuchenden hilfreich, manchmal<br />

lächerlich, manchmal blanke<br />

Theorie …<br />

„Reframing“ lässt sich gut mit<br />

der Metapher des halbvollen<br />

oder -leeren Glases erklären<br />

und scheint sich als Lösungsgedanke<br />

besonders für Menschen<br />

zu eignen, die gewohnt sind, um<br />

die Ecke zu denken, anstatt sofort<br />

alles zu glauben.<br />

Dem Wasser ist es egal, ob jemand<br />

sagt: „Das Glas ist halb<br />

voll!“ oder „… halb leer!“ Die<br />

Konsequenz wird aber unter<br />

Umständen gegensätzlich für<br />

den Beobachter.<br />

Ein erkenntnistheoretisches<br />

Problem, seit Langem als „Die<br />

Wahrheit steckt im Auge des<br />

Betrachters!“ Allgemeingut.<br />

Wer das verinnerlicht hat, kann<br />

(auch schreckliche) Erlebnisse<br />

für sich nutzen.<br />

Die Schritte sind nicht leicht,<br />

aber einfach, Otto Rehhagel<br />

wird der Klassiker zugeschrieben:<br />

„Ach, wissen Sie! Wer mir<br />

keine Probleme macht, der<br />

macht doch auch dem Gegner<br />

keine!“<br />

Reframing redet niemandem<br />

belastende, problematische<br />

Deutungen aus, nutzt keine „rosaroten<br />

Brillen“ oder Psycho-<br />

Tricks, sondern würdigt negative<br />

Wirkungen in der Vergangenheit,<br />

unterstützt dabei die<br />

Entwicklung von alternativen,<br />

für die Zukunft nutzbringenden<br />

Deutungen eines Geschehens,<br />

überlässt dies aber der Regie<br />

des Ratsuchenden. Vergangenheit<br />

ist nicht änderbar, Zukunft<br />

ja!<br />

Beispiel im Rahmen der Corona-Pandemie:<br />

Was ist das Gute<br />

am Schlechten? Und hiermit ist<br />

nicht platt derjenige gemeint,<br />

der gerade in den Konkurs geschliddert<br />

ist!<br />

Achtung: Was dem einen Lösung<br />

ist im Sinne der Suche<br />

nach nützlichen Aspekten (banales<br />

Beispiel: über überflüssige<br />

Anschaffungen nachzudenken),<br />

ist dem anderen Frechheit, Verletzung<br />

und so weiter. Also Vorsicht,<br />

wie immer beim Helfen!<br />

Lösungsstrategien funktionieren<br />

immer nur und ausschließlich<br />

individuell. Die Deutung<br />

für alle Menschen: „Corona hat<br />

so wichtige Einsichten gebracht,<br />

richtig gut!“ spricht eher für<br />

eine menschenverachtende und<br />

unzulässig vereinfachende Haltung<br />

des Ratgebers als für Möglichkeiten<br />

für Ratsuchende.<br />

Corona hat Menschen auf sich<br />

selbst zurückgeworfen. Das hat<br />

Folgen. Wir sollten die Regie<br />

aber nicht abgeben und nutzen,<br />

was funktioniert hat, und nicht<br />

die Klage um das, was eine Zeitlang<br />

nicht ging, zum Dauerthema<br />

machen!<br />

Ohnmächtig machen übrigens<br />

auch Ideen wie Bill Gates hätte<br />

Corona erfunden, die Mondlandung<br />

im Filmstudio stattgefunden<br />

oder die Erde sei eine Hohlkugel<br />

(wo doch jeder weiß, dass<br />

eine Scheibe keine Kugel sein<br />

kann)! Scheinbar hilft uns zunächst<br />

die Idee, wir hätten keine<br />

Verantwortung oder andere hätten<br />

sogar Schuld und uns als Opfer<br />

im Visier. Fazit: Wir können<br />

(müssen) nichts tun. Kurzfristig<br />

vielleicht erleichternd, langfristig<br />

der Fahrschein in die Abhängigkeit.<br />

Eigenregie behält und kultiviert,<br />

wer zum Beispiel nach<br />

Einschränkungen in Folge von<br />

Corona eigene Kompetenzen erkennt<br />

oder entwickelt, die ihm<br />

dauerhaft hilfreich sein werden.<br />

Dafür wünsche ich allen Ms und<br />

allen anderen Menschen viele<br />

konstruktive Ideen!<br />

62 | mind magazin <strong>138</strong>/oktober 2020


The Data Quality Company<br />

Geist und Geist<br />

gesellt sich gern.<br />

Spannende Aufgaben, tolle Kollegen!<br />

Sei dabei:<br />

www.omikron.net/mensa


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