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Im Blick - Nr. 138

Thema: Wofür ist Kirche gut?

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Wer oder was ist Kirche? Damit beschäftigen

sich Theologen und Theologinnen

seit der ersten christlichen Generation.

Martin Luther gibt in den Bekenntnisschriften

der Lutherischen Kirche eine

Definition, die ich besonders gelungen

finde. Er antwortet einem siebenjährigen

Kind: Kirche, das sind „nämlich die heiligen

Gläubigen und die Schäflein, die

ihres Hirten Stimme hören“. So kurz

und schlicht dieser Satz ist, bringt er

dennoch das reformatorische Kirchenverständnis

auf den Punkt. Für die Reformatoren

ist die Kirche die durch das

Wort gesammelte Gemeinde und der

Rückbezug auf die Heilige Schrift zählt

mehr als alle Traditionen.

Ein Christ gehört zur Gemeinde

Suchen wir nach dem biblischen Ursprung

der Kirche, so stoßen wir im

Neuen Testament auf das griechische

Wort ecclesia. Es bedeutet wörtlich

„Versammlung“ und ist die griechische

Übersetzung für das alttestamentliche

„Gottesvolk“. Im Neuen Testament

meint ecclesia die einzelne, konkrete

Ortsgemeinde und noch nicht die eine,

große Kirche. So erwähnt der Apostel

Paulus in seinen Briefen, dass sich beispielsweise

eine ekklesia Gottes in Korinth

(1. Korinther 1, 2) befindet oder

mehrere in Galatien (Galater 1, 2). Bei

Paulus, wie auch in der Apostelgeschichte,

die ja vom Leben der ersten

Gemeinde erzählt, wird deutlich: Die

Zugehörigkeit zur Gemeinde gehört

genuin zum Christsein; ein Christ unabhängig

von der Gemeinde wäre widersinnig.

Ein Blick in die Evangelien zeigt, dass

die ecclesia überhaupt nur zweimal bei

Matthäus vorkommt (16, 18 und 18, 17)

und in den drei anderen Evangelien

völlig fehlt. Die erste Stelle ist das in der

Auslegung umstrittene Wort Jesu: „Du

bist Petrus, auf diesen Felsen will ich

meine Gemeinde bauen.“ Auf dieser

Bibelstelle baut die Position auf, die die

Kirche als eine Stiftung durch Christus

her versteht. Auch die katholische Lehre

nimmt hier ihren Ausgang, dass das

bischöfliche Amt in der ungebrochenen

Nachfolge des Petrus das Kennzeichen

der wahren Kirche sei.

Im genannten Dialog zwischen Jesus

und Petrus (Matthäus 16, 13-29) fordert

Jesus das deutliche Bekenntnis des Jüngers

heraus und rüstet ihn mit Vollmacht

aus. Im neutestamentlichen Gesamtzusammenhang

betrachtet kann

aber nicht von einer Einsetzung des Petrus

zum Stellvertreter Christi die Rede

sein. Er wird hier vielmehr stellvertretend

für alle Jüngerinnen und Jünger

genannt. In der Gestalt des sowohl wankenden

als auch wieder vertrauenden

Petrus spiegelt sich unser Glaubensleben

in der Gemeinde: Wir leben in Anfechtung

und verirren uns, trotzdem setzt

Jesus auf uns. Er traut uns zu, Volk

Gottes zu sein und erwartet ein klares

Bekenntnis.

Kirche als Leib Christi

Christus braucht keinen Stellvertreter

auf Erden, denn er bleibt auch nach seiner

Himmelfahrt unter uns präsent. Ein

wunderbares Bild für seine bleibende

Anwesenheit ist der paulinische Gedanke

von der Gemeinde als Leib Christi

(z.B. 1. Korinther 12, 12ff.). Die Christen

sind als Gemeinde ein Leib mit vielen

Gliedern. Der Apostel entfaltet dieses

Bild unmittelbar im Anschluss an ein

entscheidendes Wesensmerkmal der

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