1 einleitung - Hygienic Design Weihenstephan

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22.12.2012 Aufrufe

Technische Universität München Wissenschaftszentrum Weihenstephan für Ernährung, Landnutzung und Umwelt LEHRSTUHL FÜR VERFAHRENSTECHNIK DISPERSER SYSTEME DIPLOMARBEIT zum Thema „Einsparpotentiale bei der CIP-Reinigung von Produktionsan- lagen durch konsequentes Hygienic Design“ bearbeitet von: Andreas Dorner Studiengang: Technologie und Biotechnologie der Lebensmittel Themenersteller: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Karl Sommer Dr.-Ing. Jürgen Hofmann 1. Prüfer: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Karl Sommer 2. Prüfer: Dr.-Ing. Heinz Dauth Ausgabetermin: 24.10.2008 Abgabetermin: 30.03.2009

Technische Universität München<br />

Wissenschaftszentrum <strong>Weihenstephan</strong><br />

für Ernährung, Landnutzung und Umwelt<br />

LEHRSTUHL FÜR VERFAHRENSTECHNIK DISPERSER SYSTEME<br />

DIPLOMARBEIT<br />

zum Thema<br />

„Einsparpotentiale bei der CIP-Reinigung von Produktionsan-<br />

lagen durch konsequentes <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong>“<br />

bearbeitet von: Andreas Dorner<br />

Studiengang: Technologie und Biotechnologie der Lebensmittel<br />

Themenersteller: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Karl Sommer<br />

Dr.-Ing. Jürgen Hofmann<br />

1. Prüfer: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Karl Sommer<br />

2. Prüfer: Dr.-Ing. Heinz Dauth<br />

Ausgabetermin: 24.10.2008<br />

Abgabetermin: 30.03.2009


Ehrenwörtliche Erklärung<br />

Hiermit versichere ich ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig<br />

und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe.<br />

Alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäß aus Veröffentlichungen entnommen sind,<br />

wurden als solche kenntlich gemacht.<br />

Die Arbeit wurde in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungsbehörde<br />

vorgelegt.<br />

Freising, 30.03.2009<br />

Andreas Dorner


Danksagung<br />

Ich bedanke mich bei Herrn Univ. Prof. Dr.-Ing. Karl Sommer für die Möglichkeit<br />

zur Durchführung dieser Arbeit an seinem Lehrstuhl für Verfahrenstechnik disper-<br />

ser Systeme (ehemals: Maschinen- und Apparatekunde) der Technischen Univer-<br />

sität München in Freising-<strong>Weihenstephan</strong>.<br />

Mein besonderer Dank gilt meinem Betreuer, Herrn Dr.-Ing. Jürgen Hofmann, der<br />

mir stets durch seinen profunden fachlichen Rat jederzeit hilfreich zur Seite stand.<br />

Durch sein Engagement in der Lehre bin ich auf das Gebiet „<strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong>“<br />

aufmerksam geworden und führte mich schließlich zur vorliegenden Arbeit.<br />

Für die angenehme und kollegiale Arbeitsatmosphäre im Lebensmitteltechnikum<br />

möchte ich Herrn Dipl.-Brmst. Achim Zeidler recht herzlich danken.<br />

Herr Manuel Ulmer bereicherte meine Zeit als Diplomand im selben Fachgebiet<br />

ungemein. Durch interessante Diskussionen entstand so manche Anregung für<br />

meine Diplomarbeit.<br />

Ebenfalls möchte ich mich bei dem gesamten Werkstattpersonal, stellvertretend<br />

bei Herrn Peter Rauscher, bedanken. Sie standen mir mit praktischem Rat jederzeit<br />

hilfreich zur Seite und fertigten benötigte Bauteile stets einwandfrei an.<br />

Ein herzlicher Dank gilt ebenfalls allen wissenschaftlichen Mitarbeitern, Diplomanden,<br />

Studenten und studentischen Hilfswissenschaftlern des Lehrstuhls für Verfahrenstechnik<br />

disperser Systeme (ehemals Maschinen- und Apparatekunde) für ein<br />

stets angenehmes, freundschaftliches und produktives Arbeitsklima.<br />

Ein besonderes Dankeschön geht an Herrn Dipl.-Ing. Jan-Dirk Prigge, der es mir<br />

ermöglichte am Lehrstuhl für Verfahrenstechnik disperser Systeme (ehemals: Maschinen-<br />

und Apparatekunde) als studentische Hilfskraft für Netzwerke und Computer<br />

mitzuwirken. Seine fachliche sowie menschliche Führungsqualität waren<br />

exzellent.


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung............................................................................................................. 1<br />

2 Zielsetzung .......................................................................................................... 4<br />

3 Grundlagen und Kenntnisstand ........................................................................... 6<br />

3.1 Definitionen ................................................................................................... 6<br />

3.2 Grundlagen der Reinigung ............................................................................ 6<br />

3.3 Strömungsmechanische Grundlagen.......................................................... 10<br />

3.4 Stofftransport .............................................................................................. 14<br />

3.5 Diffusion ...................................................................................................... 17<br />

3.6 <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> von Anlagenkomponenten................................................ 19<br />

3.7 Kosten der Reinigung.................................................................................. 24<br />

4 Material und Methoden...................................................................................... 27<br />

4.1 Verschmutzungsmatrix und -verfahren ....................................................... 27<br />

4.2 untersuchte Bauteile ................................................................................... 30<br />

4.3 verwendetes Reinigungsmittel .................................................................... 34<br />

4.4 Detektionsverfahren.................................................................................... 39<br />

4.5 Versuchsaufbau .......................................................................................... 40<br />

4.6 Versuchsdurchführung................................................................................ 41<br />

4.7 Auswertungsmethodik und Statistik................................................................ 44<br />

4.8 Zugrundegelegte Kosten der Reinigung...................................................... 47<br />

5 Versuchsergebnisse und Diskussion................................................................. 51<br />

5.1 Vergleich der Sensoreinbauten................................................................... 51<br />

5.2 Vergleich der Ventilschaltungen.................................................................. 60<br />

5.3 Vergleich von funktionellen Bauteilkombinationen ...................................... 63<br />

5.4 Vergleich von Pumpen ................................................................................ 66<br />

6 Berechnung des Einsparpotentials .................................................................... 70<br />

6.1 Einsparpotential durch hygienische Sensoreinbauten ................................ 71<br />

6.2 Einsparpotential durch hygienische Ventilschaltungen ............................... 75<br />

6.3 Einsparpotential durch <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> bei funktionellen Bauteilgruppen.. 76<br />

7 Zusammenfassung und Ausblick....................................................................... 79<br />

8 Literaturverzeichnis ........................................................................................... 81<br />

9 Tabellenverzeichnis........................................................................................... 85<br />

10 Abbildungsverzeichnis..................................................................................... 86<br />

I


Abkürzungsverzeichnis<br />

CCD engl: Charge-coupled device<br />

CCP engl: critical control point<br />

CE franz.: Conformité Européenne = Übereinstimmung mit EU-<br />

Richtlinien<br />

CIP engl: Cleaning In Place<br />

COP engl: Cleaning Out of Place<br />

DIN Deutsches Institut für Normung, http://www.din.de<br />

DN engl: Diameter Nominal = Nennweite<br />

EHEDG European <strong>Hygienic</strong> Engineering & <strong>Design</strong> Group,<br />

http://www.ehedg.org<br />

EN Europäische Norm<br />

EPDM Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk<br />

GMP engl: Good Manufacturing Practice<br />

HACCP engl: Hazard Analysis and Critical Control Points<br />

HD engl: <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong><br />

ISO engl.: International Organization for Standardization = Internationale<br />

Organisation für Normung<br />

PST Persulfat-Technologie der Firma Thonhauser Ges.m.b.H.,<br />

Ra<br />

Perchtoldsdorf, Österreich<br />

mittlerer Oberflächen-Rauigkeitswert<br />

RGB Primärfarben rot, grün, blau<br />

SIP engl: Sterilization in Place<br />

UHT engl: ultra high temperature<br />

VDMA Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer e.V.,<br />

http://www.vdma.org<br />

II


1 Einleitung 1<br />

1 EINLEITUNG<br />

Die Erwartungshaltung der Verbraucher gegenüber Lebensmitteln ist hoch. Neben<br />

Functional Foods und Wellness-Produkten werden ebenso längere Haltbarkeit und<br />

höhere Qualität gewünscht. Damit Produkte diesen Anforderungen entsprechen<br />

können, muss vor allem die Hygiene im Produktionsprozess einwandfrei sein. Dabei<br />

müssen sowohl primäre Kontaminationen z.B. durch die verwendeten Rohstoffe,<br />

als auch sekundäre Kontaminationen während der Herstellung und Verpackung<br />

so gering wie möglich gehalten, bzw. ganz vermieden werden, damit im Produkt<br />

keine pathogenen Mikroorganismen oder Toxine zu finden sind. Ebenso sollte der<br />

steigenden Zahl an Allergikern Aufmerksamkeit gewidmet werden. Drastisch sind<br />

vor allem Kreuzkontaminationen durch Allergene, die auf eine unzureichende Reinigung<br />

der Produktionsanlagen zurückzuführen sind. Die Auswirkungen eines solchen<br />

Carryovers von Allergie auslösenden Inhaltsstoffen wie z.B. Spuren von<br />

Nüssen in nussfreie Produkte sind zum Teil für Allergiker lebensbedrohlich [33].<br />

Nicht nur der Verbraucher stellt hohe Anforderungen an die Hygiene bei der Lebensmittelproduktion,<br />

sondern auch der Gesetzgeber. Durch das 2002 und 2004<br />

neu gestaltete Lebensmittelhygienerecht werden verbindliche Hygienemaßnahmen<br />

festgeschrieben [8, 9]. Die neue Maschinenrichtlinie aus dem Jahr 2006 [10]<br />

regelt die reinigungsgerechte und damit hygienegerechte Gestaltung und Installation<br />

von Produktionsanlagen. Zudem muss der Hersteller von Lebensmitteln aufgrund<br />

des Produkthaftungsgesetzes [4] ein Gesundheitsrisiko für den Konsumenten<br />

ausschließen können. Neben gesetzlichen Regelungen existieren darüber hinaus<br />

Normen (z.B. DIN) und Empfehlungen von verschiedenen Organisationen (z.B.<br />

VDMA oder EHEDG) die für Lebensmittelhersteller Leitfäden darstellen, um die<br />

Anforderungen der gesetzlichen Bestimmungen erfüllen zu können. Für Audits<br />

muss die Dokumentation der Reinigung, sowie eine Reinigungsvalidierung als<br />

Nachweis vorgelegt werden um zu belegen, dass ein optimaler hygienischer Zustand<br />

der Anlagen erreicht wurde. Voraussetzung ist allerdings, dass sich die Produktionsanlagen<br />

auch vollständig reinigen lassen. Dies wiederum lässt sich nur<br />

durch einwandfreie, hygienische Konstruktion des Bauteils erreichen. Zusammengefasst<br />

wird dieses Thema unter dem Begriff <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong>.


1 Einleitung 2<br />

Die konsequente Umsetzung einer hygienischen Produktion von Lebensmitteln<br />

stellt nicht nur den Schutz des Verbrauchers vor gesundheitlichen Gefahren durch<br />

den Genuss des Nahrungsmittels sicher, sondern hilft z.B. Rückrufaktionen oder<br />

Lebensmittelskandalen und dadurch einen drohenden Imageverlust des Produ-<br />

zenten vorzubeugen. Der finanzielle Schaden sowie eventuell drohende Scha-<br />

densersatzforderungen von Geschädigten dürfen nicht unterschätzt werden, da<br />

deswegen Lebensmittelhersteller schnell an ihre finanziellen Grenzen getrieben<br />

werden können.<br />

Bis zu 33 Millionen Krankheitsfälle werden jährlich in den USA auf pathogene Mik-<br />

roorganismen in Lebensmittel zurückgeführt und fordern bis zu 9000 Tote jedes<br />

Jahr [5]. Für die in dieser Arbeit untersuchten, pathogenen Keime belaufen sich<br />

die gesamten Kosten der davon hervorgerufenen Lebensmittelinfektionen auf bis<br />

zu 12,9 Milliarden US-Dollar. Davon fallen bis zu 50%, d.h. 6,7 Milliarden US-$ auf<br />

Lebensmittel vergiftende Bakterien [5].<br />

Um diese gesundheitliche Bedrohung der Konsumenten zu reduzieren, bzw. so<br />

gering wie möglich zu halten ist eine gründliche Reinigung von Produktionsanla-<br />

gen wichtig. Vor allem aseptisch arbeitende Maschinen müssen gewissenhaft ge-<br />

reinigt werden, um die anschließende Sterilisation der Anlage möglichst effektiv<br />

gestalten zu können. Denn desto weniger Keime sich vor der Desinfektion in der<br />

Anlage befinden, desto wirkungsvoller ist sie. Solche keimarmen Apparate lassen<br />

sich aber nur durch konstruktive Maßnahmen schaffen. Mangelhafte Reinigungsverfahren<br />

sind heute Auslöser von bis zu 20% der GMP-Beanstandungen [32].<br />

Reinigungsschritte sind essentiell für die Lebensmittelsicherheit und oft ein CCP<br />

(critical control point) innerhalb der Produktion von Getränken oder Lebensmittel.<br />

Sie können beispielsweise bis zu 70% des gesamten Wasserverbrauchs und der<br />

Abwassermenge eines Werkes ausmachen. Deshalb ist die Reinigung nicht nur<br />

aus Sicherheitsgründen ein zu beachtender Prozess, sondern birgt auch ein großes<br />

finanzielles Einsparpotential, nicht nur hinsichtlich der Wasserkosten [18].<br />

Eine gründliche Reinigung bedeutet für den Hersteller aber auch Ausfallzeit in der<br />

Produktion, Kosten für Reinigungsmittel, Energie und Wasser. Deswegen sollte<br />

die Reinigungszeit so kurz wie nötig gehalten werden, um möglichst geringe Ausfallzeiten<br />

und Kosten zu verursachen. Zudem wird die Umwelt durch geringeren<br />

Chemikalieneinsatz und reduzierten Abwassermengen weniger stark belastet. Außerdem<br />

ist die Reinigung unmittelbar nach der Herstellung von Lebensmitteln


1 Einleitung 3<br />

durchzuführen, da zu diesem Zeitpunkt der Schmutz noch nicht angetrocknet ist<br />

und sich leichter ablösen lässt. Bei der finanziellen Betrachtung muss aber stets<br />

die Sicherheit des Produktes gewährleistet sein. Somit sollte die Reinigung so<br />

kurz wie möglich, aber effektiv und gründlich durchgeführt werden, um der Pro-<br />

duktsicherheit und den Qualitätsansprüchen der Konsumenten gerecht zu werden.<br />

Eine Analyse des möglichen Einsparpotentials für die Lebensmittelindustrie bei<br />

Verwendung von neuesten, hygienegerecht konstruierten Anlagenbauteilen gegenüber<br />

herkömmlichen, industriell verwendeten Bauteilen mit Hygienerisiken soll<br />

in dieser Arbeit getätigt werden. Durch vergleichende Reinigungsversuche sollen<br />

Ventile, Einbaugehäuse von Sensoren und Pumpen miteinander verglichen werden,<br />

um so dem Nahrungsmittelproduzenten eine Hilfestellung bei der Auswahl<br />

dieser Bauteile bei einer Neuanschaffung bzw. beim Austausch von Anlagenkomponenten<br />

hinsichtlich der Reinigbarkeit geben zu können.<br />

Bei den Untersuchungen für die vorliegende Arbeit werden die Reinigungs- und<br />

Verschmutzungsparameter für die zu vergleichenden Bauteile konstant gehalten,<br />

um nur den Einfluss der Konstruktion auf die Reinigung zu ermitteln. Dabei wird<br />

der zeitliche Reinigungsverlauf, sowie die Gesamtzeit ermittelt in der ein Bauteil<br />

gereinigt werden kann und als sauber und hygienisch einwandfrei gilt.<br />

Aus diesen Versuchsergebnissen lassen sich finanzielle Vorteile durch Berücksichtigung<br />

von <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> feststellen.


2 Zielsetzung 4<br />

2 ZIELSETZUNG<br />

In der Lebensmittelindustrie werden zum Teil immer noch sinnvolle Investitionen in<br />

<strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> konforme Anlagenbauteile gescheut, da sie aufgrund hoher Anschaffungskosten<br />

vermeintlich teuerer erscheinen. Dabei werden jedoch die gesamten<br />

Lebenszykluskosten (Life Cycle Costs) oftmals außer Acht gelassen. Diese<br />

schließen Betriebs-, Wartungs- und die Entsorgungskosten mit ein [6]. In Abb.<br />

1 (links) sind die Kosten während der Nutzungsdauer eines herkömmlichen Bauteils<br />

dargestellt, sowie rechts daneben ein Bauteil mit höheren Investitionskosten,<br />

dafür aber geringeren Folgekosten. Die Fläche unter den Kurven entspricht den<br />

Gesamtkosten eines Bauteils über seiner Lebensdauer. Daher kann ein Bauteil<br />

mit höheren Anschaffungskosten aber günstigeren Reinigungskosten (<strong>Hygienic</strong><br />

<strong>Design</strong>, rechts) ein billigeres Bauteil mit hygienischen Schwächen (links) im Laufe<br />

seiner Einsatzdauer in den Gesamtkosten durchaus unterbieten. Diese Abwägung<br />

(Trade-Off) zwischen diesen Kosten ist in Abb. 1 (rechts) dargestellt. Die darin<br />

verwendeten Begriffe Ein- und Auszahlung sind in betriebswirtschaftlicher Sicht<br />

exakter als der allgemein verwendete Ausdruck Kosten. Dies soll hier allerdings<br />

vernachlässigt werden.<br />

Abb. 1: Life Cycle Costs [6]<br />

Genau dieses Abwägen soll mithilfe des Vergleichs der laufenden Reinigungskosten<br />

von diversen herkömmlichen Bauteilen mit deren hygienegerechten Alternativen<br />

erleichtert werden. Durch eine Kalkulation mit durchschnittlichen Marktpreisen<br />

der Bauteile und CIP-Reinigungskosten von mittelständischen Molkereien aus einer<br />

vorliegenden Studie der TU München wird das Einsparpotential durch konsequentes<br />

<strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> aufgezeigt.


2 Zielsetzung 5<br />

Das Risiko Anlagen zu betreiben, die nicht vollständig gereinigt werden können<br />

und dadurch ein Kontaminationsrisiko für die produzierten Lebensmittel darstellen,<br />

ist für den Lebensmittelproduzent groß. Die bei einem dadurch ausgelösten Lebensmittelskandal<br />

drohenden Belastungen können von Schadensersatzforderungen<br />

der geschädigten Konsumenten bis hin zum nicht bezifferbaren Imageverlust<br />

und damit verbundenen Umsatzeinbußen für das Unternehmen reichen. Selbst<br />

wenn so ein Szenario nicht zwangsläufig eintreten muss, kann ein Lebensmittelproduzent<br />

durch Verwendung von hygienegerechten Anlagenbauteilen bei der<br />

Produktion die Eintrittswahrscheinlichkeit eines solchen Falls deutlich senken.<br />

Obwohl die Investition in derartige Bauteile teurer ist, lassen sich die laufenden<br />

Kosten der Reinigung reduzieren. Tabelle 1 zeigt die einzelnen Aspekte des Einsparpotentials<br />

hinsichtlich laufender Kosten auf.<br />

Tabelle 1: Einsparpotential bei den laufenden Kosten durch hygienegerechte Bauteile<br />

• Verkürzte Reinigungszeit, dadurch verkürzter Produktionsstillstand<br />

• Geringere Chemikalien- und Additivkosten<br />

• Verringerter Strom-, Dampf- und Brennstoffbedarf<br />

• Weniger Wasser- und Abwasserkosten<br />

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, den Herstellern von Lebensmitteln eine Argumentationshilfe<br />

bei der Entscheidung für <strong>Hygienic</strong>-<strong>Design</strong> konforme Bauteile und<br />

gegen Bauteile mit Hygienerisiko an die Hand zu geben. Sie soll Einsparpotentiale<br />

aufdecken und den wirtschaftlichen Vorteil von <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> herausstellen.


3 Grundlagen und Kenntnisstand 6<br />

3 GRUNDLAGEN UND KENNTNISSTAND<br />

In diesem Kapitel werden die Grundlagen erläutert, auf die sich die Diskussion der<br />

Versuchsergebnisse stützt.<br />

3.1 Definitionen<br />

Um Einigkeit über die im weiteren Verlauf der Arbeit benutzten Terme zu erreichen<br />

werden in diesem Kapitel einige Begriffe nach der Nomenklatur der EHEDG [19],<br />

sowie etwas ausführlicher nach DIN 10516 „Lebensmittelhygiene – Reinigung und<br />

Desinfektion“ [12] von 2001 definiert.<br />

Reinigbarkeit (Cleanability)<br />

EHEDG: Die Eignung von Bauteilen einfach von Schmutz befreit zu werden.<br />

DIN 10516: So gestaltet und gebaut, dass die unerwünschten Substanzen mit<br />

den empfohlenen Reinigungsmethoden entfernt werden können.<br />

Reinigung<br />

EHEDG: Entfernen von Schmutz, Lebensmittelrückständen, Dreck,<br />

Schmierstoffen oder anderen unerwünschten Stoffen.<br />

DIN 10516: Entfernung unerwünschter Substanzen von Oberflächen von<br />

Räumen, Vorrichtungen und Geräten.<br />

Schmutz<br />

EHEDG: Alles restliche, unerwünschte Material in der Apparatur oder im<br />

Prozessumfeld.<br />

sauber<br />

DIN10516: frei von unerwünschten Substanzen<br />

3.2 Grundlagen der Reinigung<br />

Der Reinigungsschritt muss nicht nur in der Produktion von Lebensmitteln, sondern<br />

auch bei Biotechnologie- bzw. Pharmaprodukten fest in den gesamten Her-


3 Grundlagen und Kenntnisstand 7<br />

stellungsprozess integriert und essenzieller Bestandteil sein. Er dient nicht nur zur<br />

Erfüllung der Ansprüche des Konsumenten, sondern auch dazu die Lebensmittel<br />

hygienisch und sicher zu produzieren und sie vor ungewollten Veränderungen zu<br />

schützen [42].<br />

Schmutz, der durch die Reinigung aus Produktionsanlagen entfernt werden soll,<br />

kann unterschiedlichen Ursprungs sein und aus folgenden Bereichen stammen<br />

[13]:<br />

• physikalische Kontamination<br />

• chemische Kontamination<br />

• mikrobiologische Kontamination<br />

In der Lebensmittelindustrie besteht die Verschmutzung aus in der Anlage verblie-<br />

benen Lebensmittelresten, sonstigen Ablagerungen oder aus Mikroorganismen,<br />

die auf den Oberflächen gewachsen sind [27]. Die genaue Zusammensetzung der<br />

Verschmutzung ist in jedem Lebensmittelbetrieb unterschiedlich und bedarf einer<br />

genauen Anpassung der Reinigung. Eine solche kann entweder trocken durchge-<br />

führt werden oder mit Reinigungsfluid erfolgen. In dieser Arbeit wird ausschließlich<br />

auf die nasse Reinigung eingegangen.<br />

Bei der Nassreinigung müssen stets Schmutz, Reinigungsobjekt und Reini-<br />

gungsfluid aufeinander abgestimmt werden. Die Verfahrensparameter (vgl. Abb. 2)<br />

bewirken gemeinsam das Reinigungsergebnis und können sich begrenzt gegen-<br />

seitig beeinflussen. Deswegen ist es möglich durch bessere Gestaltung (<strong>Hygienic</strong><br />

<strong>Design</strong>) des zu reinigenden Objektes diesen Anteil zu vergrößern, um den Anteil<br />

anderer Parameter, wie z.B. den der Zeit zu reduzieren. Loncin [27] beschrieb in<br />

der Lebensmittelindustrie die Tendenz zu größerem Einsatz mechanischer Energie,<br />

um die Konzentration der Reinigungslösung zu vermindern.


3 Grundlagen und Kenntnisstand 8<br />

Abb. 2: Erweiterter Sinnerkreis zur Darstellung der<br />

Einflussfaktoren im Nassreinigungsprozess [21]<br />

Ein vollständiges Reinigungsprogramm kann nach Loncin [27] folgende Schritte<br />

umfassen (vgl. Tabelle 2). Zu beachten ist dabei jedoch, dass die Zielsetzung, wie<br />

einfache Sauberkeit, keimarme Anlage oder vollkommen keimfreie Bauteile vorher<br />

abgeklärt werden muss.<br />

Tabelle 2: vollständiges Reinigungs- und Desinfektionsverfahren [27] und ihre Funktion [28]<br />

Schritte Funktionen<br />

• Vorspülen Grobe Verschmutzung entfernen<br />

• Alkalische Reinigung Entfernung von organischem Material<br />

• Zwischenspülen Neutralisieren<br />

• Säurereinigung Entfernung von anorganischem Material<br />

• Zwischenspülen Neutralisieren<br />

• Desinfektion Abtötung aller Mikroorganismen<br />

• Nachspülen Entfernen von Reinigungsrückständen<br />

Prinzipiell werden bei der Nassreinigung zwei Verfahren unterschieden, die entweder<br />

nach Demontage manuell durchgeführt werden (COP – cleaning out of place)<br />

oder ohne Zerlegen direkt und automatisch vor Ort (CIP – cleaning in place).<br />

In der vorliegenden Arbeit wird nur auf letztere Variante eingegangen.<br />

Eine CIP-Reinigung zeichnet sich nach Graßhoff [21] dadurch aus, dass die zu<br />

reinigenden Teile entweder nicht demontierbar und deswegen nicht zugänglich


3 Grundlagen und Kenntnisstand 9<br />

sind, wie z.B. Rohrleitungen und Ventile, sowie Bauteile, die ohne Demontage ge-<br />

reinigt werden sollen, wie beispielsweise Zentrifugen. Diese sind geschlossene<br />

Systeme. Aber auch offene Systeme, wie z.B. eine Abfüllanlage oder Tanks werden<br />

in der Industrie automatisch gereinigt.<br />

Eine CIP-Reinigung zeichnet sich nach Majoor [28] durch optimalen Verbrauch<br />

von Wasser, Detergenzien, Sterilisationsmitteln und Dampf aus und weist dadurch<br />

Vorteile gegenüber einer manuellen Reinigung mit Demontage der Anlage auf.<br />

Außerdem werden die durch die Reinigung entstehenden Ausfallzeiten deutlich<br />

reduziert und die Effizienz der Anlagen erhöht. Manuelle Reinigungsschritte können<br />

auf ein Minimum reduziert oder komplett eliminiert werden. Dadurch steigt die<br />

Sicherheit der Mitarbeiter, da sie nicht mehr mit aggressiven oder heißen Reinigungsmitteln<br />

in Kontakt kommen, oder rutschige Innenflächen von Tanks oder<br />

Silos betreten müssen. Zudem wird der Hygienestatus erhöht, da CIP-<br />

Reinigungsprogramme in festgelegten Intervallen durchgeführt werden und somit<br />

nicht von den Mitarbeitern vergessen werden können. Insgesamt wird die Reinigung<br />

zuverlässiger, da sie immer mit den gleichen Parametern durchgeführt wird.<br />

Zudem erfolgt eine automatische Dokumentation der Reinigung um jederzeit den<br />

hygienischen Zustand der Produktionsanlagen nachweisen zu können. Diese Vorteile<br />

der CIP-Reinigung werden in Tabelle 3 zusammengefasst.<br />

Tabelle 3: Vorteile einer CIP-Reinigung [28]<br />

• Kosteneinsparung<br />

• Erhöhte Werksauslastung<br />

• Minimaler händischer Aufwand<br />

• Erhöhte Sicherheit<br />

• Verbesserte Hygiene<br />

• Keine Beschädigungen bei der Demontage zur COP-Reinigung<br />

• Keine Rekontamination beim Zusammenbau COP-gereinigter Bauteile<br />

• Reduzierte Reparatur- und Wartungskosten<br />

Vor allem die höheren Investitionskosten der oftmals speziell nach den Bedürfnissen<br />

der Kunden angefertigten CIP-Reinigungsanlagen stellen einen Nachteil dieser<br />

Reinigungsmethode dar. Diese zum Teil komplizierten Schaltungen und Auf-


3 Grundlagen und Kenntnisstand 10<br />

bauten benötigen tendenziell auch eine umfangreichere Wartung. In stark ver-<br />

schmutzen Anlagen einiger Lebensmittelindustriezweige, wie z.B. in der Fleisch-<br />

warenindustrie ist ihr Einsatz allerdings begrenzt. Die Milch- bzw. Brauereiwirt-<br />

schaft hingegen setzt das CIP-Verfahren seit langer Zeit ein.<br />

Bei geschlossenen Systemen wirken vor allem die kinetische Energie der zirkulierenden<br />

Reinigungsflüssigkeit, sowie chemische Effekte, welche die an der Oberfläche<br />

des zu reinigenden Bauteils anhaftenden Fremdstoffe angreifen und in Lösung<br />

bringen. Diese mechanische Kraft, die tangential zum Schmutz angreift, wird<br />

als Wandschubspannung bezeichnet und trennt die Verschmutzung von der Oberfläche<br />

ab. Offene Systeme (z.B. Behälter) werden durch einen Sprühkopf oder<br />

eine rotierende Düse mit Reinigungslösung beaufschlagt und durch den Aufprall<br />

der Flüssigkeit eine gewisse mechanische Abreinigung erreicht. Der dadurch entstehende<br />

Rieselfilm an der Behälterwand wirkt überwiegend durch den Reinigungsfaktor<br />

Chemie und ist zum großen Teil für den Reinigungserfolg verantwortlich.<br />

Graßhoff [21] zeigt auf, dass die Wandschubspannung die durch manuelles Bürsten<br />

erreicht wird rund tausendfach höher ist, als jene die durch eine CIP-Reinigung<br />

bei praxisüblichen Zirkulationsgeschwindigkeiten von 0,5 bis 3 m/s erreicht werden.<br />

Dies zeigt, dass die Wandschubspannung alleine, selbst bei optimalem <strong>Hygienic</strong><br />

<strong>Design</strong>, nicht ausreicht, um die Haftkräfte der Schmutzpartikel zu überwinden und<br />

so den Reinigungserfolg zu erzielen. Unabdingbar ist demnach der zusätzliche<br />

Einsatz von chemischen Reinigungsmitteln [21, 24, 27].<br />

3.3 Strömungsmechanische Grundlagen<br />

Zum Verständnis des Stofftransports während der Reinigung ist es notwendig die<br />

Grundlagen der Strömungsmechanik zu erläutern.<br />

Die Charakterisierung einer Rohrströmung erfolgt durch die dimensionslose Reynolds-Kennzahl<br />

Re. Diese beschreibt das Verhältnis von Trägheits- zu Reibungskräften<br />

der Flüssigkeit. Reynolds wird aus der mittleren Geschwindigkeit w des


3 Grundlagen und Kenntnisstand 11<br />

Fluids in [m/s], dem Rohrdurchmesser d in [m], sowie der kinematischen Viskosität<br />

ν<br />

in [m²/s] gebildet:<br />

w⋅d Re = (3.1)<br />

ν<br />

Grundsätzlich sind zwei Strömungszustände und ein Übergangszustand möglich<br />

[26]:<br />

Re < 2000 laminare Strömung<br />

2000 < Re < 3000 Übergangsströmung<br />

Re > 3000 turbulente Strömung<br />

Bei laminarer Strömung sind die durch die Viskosität verursachten Reibungskräfte<br />

im Vergleich zu den Trägheitskräften groß. Die Stromlinien liegen nebeneinander<br />

und besitzen keinerlei Austausch untereinander. Durch eine Druckdifferenz ∆p<br />

stellt sich eine entsprechende Strömungsgeschwindigkeit w ein. Dieser Zusam-<br />

menhang ist bei laminarer Strömungsform direkt proportional.<br />

Δp∼ w<br />

(3.2)<br />

Für glatte Rohrleitungen wurde eine kritische Reynoldszahl von Rekrit = 2320 er-<br />

mittelt bei der die Strömungsform von laminar auf turbulent umschlägt. Allerdings<br />

wurden bei komplett störungsfrei ausgeführten Rohren Übergangströmungen bis<br />

zu Re = 10 5 gemessen [24]. Um sicherzustellen, dass im turbulenten Bereich ge-<br />

reinigt wird, sollten nach Hoffmann [22] Reynoldszahlen von Re > 10 5 erreicht<br />

werden.<br />

Bei turbulenter Strömung vermischen sich die Stromlinien über den Rohrquer-<br />

schnitt, es entstehen Wirbel und die geförderte Flüssigkeit tauscht sich aus. Die<br />

Geschwindigkeiten einzelner Teilchen sind unregelmäßig, zur Beschreibung der<br />

Strömung reicht eine mittlere Geschwindigkeit u aus.<br />

Abb. 3: Geschwindigkeitsprofile bei laminarer und turbulenter Strömung im Rohr [30]


3 Grundlagen und Kenntnisstand 12<br />

In Abb. 3 werden die beiden Strömungsformen im Rohr dargestellt. Das laminare<br />

Strömungsprofil entspricht einer Parabel und hat in der Mitte des Rohres die größ-<br />

te Geschwindigkeit. Bei turbulenten Bedingungen bildet sich eine sogenannte Kol-<br />

benströmung aus, die mit konstanter mittlerer Geschwindigkeit über fast den ge-<br />

samten Rohrquerschnitt charakterisiert werden kann. Nur aufgrund der Haftbedin-<br />

gungen an der Rohrwand fällt dort die Geschwindigkeit ab [30].<br />

Für die Beschreibung der Reinigung durch Stoffübertragung ist die Grenzschicht-<br />

strömung an der Rohrwand entscheidend [24], da hier anhaftender Schmutz abge-<br />

löst werden muss. Deswegen ist eine wandnahe Betrachtung nötig.<br />

Abb. 4: Geschwindigkeitsprofile bei laminarer und<br />

turbulenter Strömung nahe einer Wand [30]<br />

Abb. 4 zeigt die Geschwindigkeit des Fluids in Abhängigkeit der Entfernung zur<br />

Wand. An der Wand oder an der durchgehend ausgebildeten Schmutzschicht<br />

herrscht bei beiden Strömungsformen die Geschwindigkeit null und steigt bei beiden<br />

mit zunehmendem Abstand an. Unterschiedlich ist nur innerhalb welchen Abstands<br />

diese Grenzschicht ausgebildet ist.<br />

Bei turbulent ausgebildeter Strömungsform lässt sich die hydrodynamische<br />

Grenzschicht noch weiter unterteilen. In direkter Wandnähe ist die Geschwindigkeit<br />

so gering, dass keine turbulente Austauschbewegung quer zur Strömungsrichtung<br />

erfolgt. Deshalb ist die Strömungsform in diesem Bereich laminar und wird<br />

als laminare Unterschicht bezeichnet. Darüber befindet sich eine Übergangs-


3 Grundlagen und Kenntnisstand 13<br />

schicht deren Grenzen fließend sind und innerhalb derer zeitweise laminare oder<br />

turbulente Strömungsformen auftreten können [22, 24].<br />

Die Dicke dieser laminaren Unterschicht bei turbulenter Rohrströmung (Re > 10 5 )<br />

wurde z.B. von Hoffmann [22] für ein extrem raues Rohr (mittlerer Oberflächenrau-<br />

igkeitswert Ra = 9,1 µm) ermittelt und ist in Abb. 5 in Abhängigkeit von der Strö-<br />

mungsgeschwindigkeit dargestellt.<br />

Abb. 5: Dicke der laminaren Unterschicht in Abhängigkeit von der Strömungsgeschwindig-<br />

keit; d= 50mm, ν =0,413*10 -6 m²/s [22]<br />

Zu erkennen ist, dass mit zunehmender Strömungsgeschwindigkeit die Dicke der<br />

laminaren Unterschicht abnimmt und in einer Größenordnung von 80 bis 10 µm<br />

liegt. Für Rohre mit niedrigeren Ra-Werten würde sich die Dicke weiter verringern.


3 Grundlagen und Kenntnisstand 14<br />

3.4 Stofftransport<br />

Um den Abtrag von Schmutz bei der Reinigung als eine Form des Massenstroms<br />

zu beschreiben, bedient sich die Literatur der Analogie von Wärme- und Stoff-<br />

transport.<br />

Der Wärmetransport überträgt auf Grund von Temperaturunterschieden Energie<br />

zwischen zwei Systemen, in der Form von Wärmeleitung, -konvektion und -<br />

strahlung. Analog zum Wärmetransport kann der Stofftransport als Massentransport<br />

zwischen zwei Systemen, die sich in ihrer Dichte, Konzentration oder anderen<br />

physikalischen Parametern unterscheiden, definiert werden.<br />

Der Stofftransport erfolgt durch Diffusion und Konvektion. Der Massenstrom m � der<br />

in einer turbulenten Strömung zwischen der Rohrwand und dem daran entlang<br />

strömenden Fluid übertragen wird, ist nach Gleichung (3.3) formuliert [2]:<br />

dm(x) � = dA⋅β⋅Δc(x) (3.3)<br />

Wobei β den Stoffübergangskoeffizient und A die Stoffübertragungsfläche darstellt.<br />

Δc(x) in Formel (3.4) ist der Betrag der Konzentrationsdifferenz der diffundierenden<br />

Komponente zwischen der Rohrwand cW und dem strömenden Fluid cFl über<br />

die Rohrlänge x.<br />

Δ c(x) = cW − cFl<br />

(3.4)<br />

Aufgrund der systematischen Ähnlichkeit dieser Transportvorgänge sind auch deren<br />

Berechnungen ähnlich. Somit sind die dimensionslosen Kennzahlen des<br />

Wärmetransport Prandtl Pr und Nusselt Nu direkt auf den Stofftransport übertragbar<br />

und ergeben die dimensionslosen Kennzahlen Schmidt Sc und Sherwood Sh.<br />

Die einzelnen dimensionslosen Kennzahlen sind wie folgt definiert:<br />

Die Prandtl-Zahl beschreibt in der Wärmeübertragung ein Stoffwert-Verhältnis<br />

zwischen der kinematischen Viskosität ν und der Temperaturleitzahl a:<br />

Pr<br />

ν<br />

= (3.5)<br />

a


3 Grundlagen und Kenntnisstand 15<br />

Analog dazu wird die Schmidt-Zahl Sc aus dem Stoffübergang mit der kinemati-<br />

schen Viskosität ν und dem Diffusionskoeffizienten D definiert:<br />

ν<br />

Sc = (3.6)<br />

D<br />

Die Nusselt-Zahl Nu ist ein dimensionsloser Wärmeübergangs-Kennzahl, die mit<br />

dem Wärmeübergangskoeffizienten α, dem Rohrdurchmesser d und der Wärmeleitfähigkeit<br />

λ des Stoffes gebildet wird.<br />

α ⋅d<br />

Nu = (3.7)<br />

λ<br />

Analog dazu gilt beim Stofftransport die Sherwood-Zahl Sh, die mit dem Stoffübergangskoeffizienten<br />

β, dem Rohrdurchmesser d, sowie dem Diffusionskoeffizienten<br />

D der diffundierenden Komponente definiert wird.<br />

β⋅ d<br />

Sh = (3.8)<br />

D<br />

Tabelle 4: Analogie der dimensionslosen Kennzahlen aus Wärme- und Stoffübergang<br />

• Wärmeübergang • Stoffübergang<br />

ν<br />

• Prandtl Pr =<br />

a<br />

ν<br />

• Schmidt Sc =<br />

D<br />

d<br />

• Nusselt Nu α⋅<br />

=<br />

λ<br />

β⋅ d<br />

• Sherwood Sh =<br />

D<br />

Tabelle 4 verdeutlicht die Ähnlichkeiten der Kennzahlen von der Wärmeübertragung<br />

und der Stoffübertragung.<br />

Folglich lässt sich der Wärmeübergangskoeffizienten α durch die Form<br />

Nu = f (Re,Pr,...)<br />

berechnen. Analog dazu wird der Stoffübergangskoeffizient β be-<br />

rechnet, in dem Nu durch Sh und Pr durch Sc ersetzt wird: Sh<br />

= f (Re,Sc,...)<br />

41].<br />

[24, 26,<br />

Da der Stoffaustausch analog zum Wärmeaustausch ist, lassen sich die Ergebnisse<br />

von Kessler [26] bezüglich der Wärmeverteilung in einem T-Stück mit einem<br />

Totende des ca. 2,6-fachen Durchmessers des Hauptrohres mit dem Stoffaustausch<br />

der angestellten Reinigungsversuche vergleichen. Kessler untersuchte die<br />

Temperaturen an verschiedenen Stellen eines T-Stücks während der Durchströ-


3 Grundlagen und Kenntnisstand 16<br />

mung mit Wasser bei 85 °C und turbulenter Strömungsform (Re = 67000). Abb. 6<br />

zeigt, dass selbst nach 16 Minuten der von der Hauptströmung am weitesten ent-<br />

fernte Temperatursensor noch eine Temperaturdifferenz von ca. 20 °C aufzeigte.<br />

Dies zeigt, dass die Strömungsgeschwindigkeit in dieser Totraumtiefe so stark<br />

abnimmt, dass selbst nach 16 Minuten die Temperatur nicht der der Hauptströ-<br />

mung entspricht. Nach Untersuchungen von Graßhoff [20] herrscht in dieser Tiefe<br />

(ca. 2,6d) nur noch eine Geschwindigkeit von 5% der Hauptströmung (vgl. Abb.<br />

11). Somit ist neben dem Wärmeaustausch auch der Stoffaustausch in dieser<br />

Totraumtiefe eingeschränkt und eine Reinigung erschwert.<br />

Abb. 6: Temperaturverteilung in einem T-Stück [26]<br />

Allerdings ist der Temperaturverlauf des Sensors Nr. 2 (in einer Tiefe von ca. 0,5d)<br />

ähnlich der der Hauptströmung. Dieser beruht auf einen Strömungswirbel, der für<br />

einen raschen Austausch des Fluid sorgt und somit auch einen schnellen Tempe-<br />

raturausgleich hervorruft.


3 Grundlagen und Kenntnisstand 17<br />

3.5 Diffusion<br />

Diffusion wird in der DIN 5491 folgendermaßen definiert: „Diffusion ist der Materie-<br />

transport, der als Folge von Konzentrationsgefällen in einem System oder Phasengrenzen<br />

auftritt und zu einem Konzentrationsausgleich führt" [11].<br />

Hierbei kann nicht nur Materie, sondern auch Energie transportiert und ausgeglichen<br />

werden. Werden z.B. gelöste Partikel betrachtet, so ist durch die Brown’sche<br />

Molekularbewegung eine zufällige und ungerichtete Bewegung vorgegeben, die<br />

nach einiger Zeit zu einer statistisch gleichmäßigen Verteilung aller Partikel durch<br />

einen Netto-Fluß von der höheren zur niedrigeren Konzentration führt (vgl. Abb. 7).<br />

Abb. 7: Konzentrationsausgleich durch Diffusion [1]<br />

Adolf Eugen Fick war ein bedeutender Wissenschaftler im 19. Jahrhundert auf<br />

dem Gebiet der Diffusion. Er erkannte, dass Diffusion ein dynamischer molekularer<br />

Prozess ist und entwickelte die Teilchenstromdichte J (Flux) (Gleichung (3.9)):<br />

1 dM<br />

J = ⋅ [kg/m<br />

A dt<br />

2 s] oder [Atome/m 2 s] (3.9)<br />

Sie beschreibt die Geschwindigkeit der Diffusion und wird entweder definiert als<br />

die Anzahl der Atome, die pro Zeiteinheit durch eine Fläche diffundieren, oder mit<br />

dem Massenstrom als die Masse der Atome, die pro Zeiteinheit durch eine Fläche<br />

diffundiert [7].


3 Grundlagen und Kenntnisstand 18<br />

Seine fundamentalen Gesetze sind heute unter dem Namen 1. und 2. Fick’sches<br />

Gesetz bekannt. Das 1. Fick’sche Gesetz macht eine quantitative Aussage über<br />

die im statistischen Mittel gerichtete Bewegung von Teilchen, d.h. wie viele Teilchen<br />

einer Stoffeinheit sich pro Zeiteinheit durch eine Flächeneinheit, die senkrecht<br />

zur Diffusionsrichtung liegt, netto bewegen (vgl. Abb. 8).<br />

Abb. 8: Stationäre Diffusion (1. Fick'sches Gesetz) [1]<br />

∂c<br />

J = −D⋅ (3.10)<br />

∂ x<br />

In Gleichung (3.10) ist die Teilchenstromdichte J in [mol/m 2 s] proportional zu dem<br />

Diffusionskoeffizienten D, sowie dem Konzentrationsgradienten dc/dx (slope, vgl.<br />

Abb. 8). Das negative Vorzeichen bedeutet, dass die Diffusion in Richtung der<br />

niedrigeren Konzentration entlang eines Konzentrationsgradienten verläuft.<br />

Das 2. Fick’sche Gesetz für die eindimensionale Diffusion stellt eine Beziehung<br />

zwischen zeitlichen und örtlichen Konzentrationsunterschieden dar. Es eignet sich<br />

somit zur Darstellung instationärer (zeitabhängiger) Diffusion, im Gegensatz zum 1.<br />

Fick’schen Gesetz, das einen stationären, (zeitunabhängigen) Diffusionsfluss mit<br />

ortsabhängigen Konzentrationsprofilen beschreibt:<br />

2<br />

∂c ∂ c<br />

= D 2<br />

∂t ∂x<br />

(3.11)


3 Grundlagen und Kenntnisstand 19<br />

3.6 <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> von Anlagenkomponenten<br />

Der Begriff <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> umfasst nicht nur die reinigungsgerechte Gestaltung<br />

von Bauteilen und Anlagen sondern umfasst z.B. auch Betriebsräume oder die<br />

Auswahl geeigneter Werkstoffe. In diesem Kapitel soll insbesondere auf die Ges-<br />

taltungsgrundsätze für leicht reinigbare Komponenten eingegangen werden.<br />

In CIP-fähigen Komponenten müssen Spalte (z.B. an lösbaren Verbindungen) und<br />

Toträume (z.B. Sensoren in T-Stücken) vermieden werden, um eine vollständige<br />

Reinigung zu gewährleisten [23]. Diese Prinzipien sollten sowohl für die Produkti-<br />

on von flüssigen Lebensmitteln berücksichtigt werden, als auch für trockene Nah-<br />

rungsmittel deren Produktionsanlagen nass gereinigt werden (z.B. Sprühtrock-<br />

nungsanlagen).<br />

Alle Rohrleitungsverbindungen stellen Unterbrechungen der inneren Oberfläche<br />

dar und sind somit schwieriger zu reinigen und weniger korrosionsbeständig. Des-<br />

halb sollten sie vermieden, bzw. auf ein Minimum reduziert werden [16]. Wenn<br />

möglich, ist ein gebogenes Rohr einem verschweißten oder verschraubten Bogen<br />

vorzuziehen. Eine einwandfreie Schweißnaht stellt im Gegensatz zu einer lösbaren<br />

Verbindung mit Spalt kein hygienisches Risiko dar. Manchmal lassen sich aber<br />

lösbare Verbindungen in Produktionsanlagen nicht vermeiden. Die EHEDG hat<br />

Empfehlungen erarbeitet, wie hygienegerechte, lösbare Rohrverbindungen gestaltet<br />

sein sollen [16]. Diese formuliert die EHEDG folgendermaßen (vgl. Tabelle 5):<br />

Tabelle 5: Konstruktionsempfehlungen für lösbare Verbindungen<br />

• Koaxiale Anordnung der beiden Rohre (Zentrierung)<br />

• Axialer Anschlag für eine kontrollierte Verpressung des Elastomers<br />

• Expansionsraum für die thermische Ausdehnung der Dichtung<br />

• Vermeiden von scharfen Kanten um die Dichtung nicht zu schädigen<br />

• Spaltfreiheit (soweit technisch möglich)


3 Grundlagen und Kenntnisstand 20<br />

Abb. 9: Rohrleitungsverbindungen mit Hygienerisiko (links) und nach <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Kri-<br />

terien konstruierte (rechts) [16]<br />

Abb. 9 zeigt links unten (1.3) eine Milchrohrverschraubung nach DIN 11851, wel-<br />

che nach EHEDG nicht CIP-fähig ist, aber in der Lebensmittelindustrie oftmals<br />

trotzdem in CIP-Kreisläufen zum Einsatz kommt. Eine hygienische Variante dazu<br />

stellt Abb. 9 rechts unten (1.4) dar, welche nach DIN 11864 gefertigt ist und den<br />

<strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Kriterien entspricht.<br />

Eine weitere Problemstelle in CIP-fähigen Rohrleitungssystemen stellen z.B. Sensoreinbauten<br />

dar, welche im ungünstigsten Falle durch die Ausbildung eines<br />

Totraumes einen nicht zu reinigenden Bereich darstellen. Nähere Untersuchungen,<br />

auf denen das EHEDG Dokument Nr.8 [17] beruhen, führte Graßhoff an der Bundesanstalt<br />

für Milchforschung in Kiel durch [20]. Er untersuchte die Strömungsverhältnisse<br />

in Totenden von T-Rohrstücken (aus Polycarbonat) in CIP-gereinigten<br />

Rohrleitungssystemen anhand optischer Untersuchungsmethoden. Ebenso machte<br />

er das Flüssigkeitsaustauschverhalten in den Toträumen mittels Kunststoffkü-


3 Grundlagen und Kenntnisstand 21<br />

gelchen mit einer ähnlicher Dichte von Wasser sichtbar. Dabei untersuchte er drei<br />

verschiedene Strömungsfälle (vgl. Abb. 10).<br />

Abb. 10: Strömungsformen in einem T-Formstück<br />

Im Strömungsfall I wird das Totende tangential angeströmt. Im Falle II wird der<br />

Totraum angeströmt, die Hauptstromrichtung knickt um 90° ab. Anders ist dage-<br />

gen Fall III, hier knickt der Hauptstrom ebenfalls ab, das Totende wird aber nicht<br />

direkt angeströmt.<br />

Das dimensionslose Verhältnis u/vH der durchschnittlichen Strömungsgeschwin-<br />

digkeit u der Partikel im Totraum zu der Hauptströmungsgeschwindigkeit v wur-<br />

de graphisch aufgetragen.<br />

Abb. 11: Relative Strömung im Totraum, Strömungsfall I [20]<br />

In Abb. 11 wird deutlich erkennbar, dass im Fall I die relative Strömungsgeschwin-<br />

digkeit u/v H bei einer Tiefe des einfachen Rohrdurchmessers auf das ca. 0,13-<br />

H


3 Grundlagen und Kenntnisstand 22<br />

fache der Hauptströmungsgeschwindigkeit abfällt und bereits bei einem Totraum<br />

von 2d, bzw. 4d nur noch 8%, bzw. 2% der Hauptströmungsgeschwindigkeit er-<br />

reicht wird. Bei noch längeren Totenden nähert sich die Kurve fast gegen 0 an und<br />

die strömungsmechanische Wirkkomponente einer Reinigung entfällt fast vollstän-<br />

dig. Dadurch kann nur noch die eingesetzte Chemikalie über Diffusionsvorgänge<br />

bei einer Reinigung wirken.<br />

Abb. 12: Relative Strömung im Totraum, Strömungsfall II [20]<br />

Weniger stark fallen dagegen die Teilchengeschwindigkeiten im Strömungsfall II<br />

ab (vgl. Abb. 12). Hier liegen sie bei 27% (1d), 15% (2d) und 4% (4d) der Geschwindigkeit<br />

der Hauptströmung. Der Grund für die etwas höheren Relativgeschwindigkeiten<br />

und deswegen auch für die bessere Reinigbarkeit ist die direkte<br />

Anströmung des Totbereichs. Dadurch reichen die Verwirbelungen weiter als bei<br />

dem tangential angeströmten Totraum des Strömungsfalles I.


3 Grundlagen und Kenntnisstand 23<br />

Abb. 13: Relative Strömung im Totraum, Strömungsfall III [20]<br />

Konsequenterweise resultiert die Strömungsumkehrung von Fall II auf Fall III in<br />

weniger starken Verwirbelungen, was eine schnellere Abnahme der Teilchenge-<br />

schwindigkeit im Totraum bewirkt. Abb. 13 zeigt z.B. eine Strömungsgeschwindig-<br />

keit von 12% (1d), 5% (2d) und 2% (4d). Beim Vergleich der drei Strömungsfälle<br />

(vgl. Tabelle 6) wird ersichtlich, dass die Strömungsfälle I und III ähnlich ungünstig<br />

zu reinigen sind und nur Fall II eine etwas weniger schlechte Reinigbarkeit auf-<br />

weist.<br />

Tabelle 6: Vergleich der Teilchengeschwindigkeiten zur Hauptströmungsgeschwindigkeit<br />

Totraumtiefe Fall I Fall II Fall III<br />

1d 13% 27% 12%<br />

2d 8% 15% 5%<br />

4d 2% 4% 2%<br />

Problematisch wird die Situation, wenn solche Bauteile mit Wasser vorgespült<br />

werden und im Anschluss Reinigungslösung im CIP-Kreislauf gepumpt wird. Dabei<br />

dauert es sehr lange bis das sich im Totraum befindliche Spülwasser von der Rei-<br />

nigungsflüssigkeit mit der wirksamen Reinigungschemikalie verdrängt wurde [20].<br />

Unter Umständen dauert die alkalische oder saure Reinigungsphase des CIP-<br />

Verfahrens nicht so lange an, dass das vorgelegte Spülwasser durch das Reini-<br />

gungsfluid ersetzt wurde. Das erfolgt bei einer Strömungsgeschwindigkeit von


3 Grundlagen und Kenntnisstand 24<br />

vH = 2,6 m/s bis zu einer Tiefe von 3d spontan, das weitere Vordringen erfolgt al-<br />

lerdings nur noch schleichend. So dauert der Austausch der Flüssigkeiten bei 10<br />

Rohrdurchmessern bereits mehr als 40 Minuten. Bei geringeren Strömungsgeschwindigkeiten<br />

von v = 1,0 m/s dauert dieser Austausch bei einer Tiefe von 8d<br />

beispielsweise ca. 30 Minuten. Solche Zeitspannen finden aufgrund der dadurch<br />

verursachten Kosten in keinem CIP-Programm Platz und müssen daher unbedingt<br />

vermieden werden [20].<br />

3.7 Kosten der Reinigung<br />

Die Reinigung ist ein fester Bestandteil der Lebensmittelproduktion. Jedes Unternehmen<br />

muss aber aus ökonomischen Gesichtspunkten heraus bestrebt sein die<br />

damit verbundenen Kosten so gering wie möglich zu halten, ohne den Reinigungserfolg<br />

zu gefährden.<br />

Nach Wildbrett [15] setzen sich die Kosten für Reinigung wie in Tabelle 7 gezeigt<br />

zusammen.<br />

Tabelle 7: Kosten für die Reinigung [15]<br />

Kosten für<br />

Kostenart Personal Sachbedarf Betrieb Sonstiges<br />

Planung der Reinigungs- und Desinfektionsverfahren<br />

+<br />

Planung des Bedarfs an technischen<br />

Einrichtungen und Hilfsmitteln<br />

+<br />

Beschaffung technischer Einrichtungen<br />

und Hilfsmittel<br />

+<br />

Installation technischer Hilfsmittel + +<br />

Verbrauch an Wasser +<br />

Verbrauch an chem. Hilfsmitteln +<br />

Verbrauch an Energie (thermisch, elektrisch,<br />

mechanisch)<br />

+<br />

Abwasserreinigung +<br />

Personal für Reinigung und Desinfektion +<br />

Erfolgskontrolle + +


3 Grundlagen und Kenntnisstand 25<br />

Kosten für<br />

Kostenart Personal Sachbedarf Betrieb Sonstiges<br />

Laborbedarf + +<br />

Reparaturen Ersatzbeschaffung<br />

Personalschulung, -fortbildung +<br />

Rüstzeiten +<br />

In einer anderen Publikation [18] wird die Zusammensetzung der laufenden Kos-<br />

ten ähnlich beschrieben:<br />

• Frischwasser<br />

• Abwasser<br />

• Chemikalien<br />

• verlorene Rohstoffe / Produkte<br />

• Energie<br />

• Zeit<br />

• Produktionsausfall<br />

Im Speziellen spielt vor allem in Getränkeabfüllbetrieben der Wasserverbrauch<br />

einer CIP-Reinigung eine große Rolle, da extrem viel Wasser, wie in Abb. 14 zu<br />

erkennen ist, verbraucht wird. Demnach entstehen durch eine CIP-Reinigung hohe<br />

Kosten allein durch den Wasserverbrauchs, ohne die anderen Kostenarten aus<br />

Tabelle 7 zu berücksichtigen.<br />

Abb. 14: Analyse der Wasserverbräuche in Getränkeabfüllbetrieben in den USA [36]


3 Grundlagen und Kenntnisstand 26<br />

Die Gesamtkosten der Reinigung steigen in Deutschland laut dem statistischen<br />

Jahrbuch 2008 [35] kontinuierlich an, wie Abb. 15 zeigt.<br />

Veränderung [%]<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Preisindex Deutschland<br />

2005 2006 2007 2008 (Mai)<br />

Zeit [Jahr]<br />

Wasserversorgung<br />

Abwasserentsorgung<br />

Strom<br />

Gas<br />

fl. Brennstoffe (leichtes Heizöl)<br />

Abb. 15: Preisindex der Bundesrepublik Deutschland [35]<br />

Die in Abb. 15 gezeigten Veränderungen des Preisindex beziehen sich auf private<br />

Haushalte, lassen aber durchaus den tendenziellen Schluss auf das produzieren-<br />

de Gewerbe zu, da nicht die absoluten Preise betrachtet werden, sondern die Kos-<br />

ten auf das durchschnittliche Preisniveau von 2005 bezogen sind. Die stärkste<br />

Verteuerung in den letzten drei Jahren weisen flüssige Brennstoffe auf (+63%).<br />

Gas- und Strompreise stiegen ebenfalls um 18% bzw. 25% an. Die prozentuale<br />

Änderung der Preise für Wasser und Abwasseraufbereitung beträgt 3,4%, bzw.<br />

3,0% was immer noch deutlich über den üblichen Inflationsraten der letzten Jahre<br />

für Deutschland liegt (1% bis 2%).<br />

Im Kapitel 4.8 zugrundegelegte Kosten der Reinigung werden nähere relevante<br />

Angaben zu den durch die Reinigung entstehenden Kosten anhand eines Unternehmensvergleichs<br />

dargelegt.


4 Material und Methoden 27<br />

4 MATERIAL UND METHODEN<br />

4.1 Verschmutzungsmatrix und -verfahren<br />

Eine statistisch abgesicherte Untersuchung der Reinigbarkeit von Anlagenteilen<br />

setzt voraus, dass diese nicht nur reproduzierbar abgereinigt werden, sondern<br />

ebenfalls immer in gleicher Art und Weise verunreinigt werden. Deswegen sollte<br />

eine Verschmutzungsmatrix bei der Präparation der zu testenden Bauteile immer<br />

die gleiche Zusammensetzung und gleiche Eigenschaften aufweisen. Eine Verschmutzungsmatrix<br />

sollte für Reinigungsversuche von Bauteilen der Lebensmittelproduktion<br />

folgende Kriterien erfüllen:<br />

• Ungiftigkeit<br />

• Gefahrlos zu handhaben<br />

• Schonend zum Abwasser<br />

• Hohe Lagerstabilität<br />

• Ausbildung eines homogenen Films auf der inneren Bauteiloberfläche<br />

• Gute Löslichkeit in Wasser bzw. im Reinigungsfluid<br />

• Günstige Beschaffung<br />

• Ähnlichkeit zu Lebensmitteln<br />

Alle diese Eigenschaften werden von einer Saccharose-Lösung erfüllt. Saccharose<br />

ist ein Disaccharid aus den beiden Monomeren D-Glucose und D-Fructose (vgl.<br />

Abb. 16)<br />

Abb. 16: Molekülstruktur von Saccharose


4 Material und Methoden 28<br />

Damit eine ausreichende Filmdicke im Inneren des Bauteils realisiert werden kann,<br />

muss die Viskosität der eingefüllten Saccharoselösung hoch genug sein, damit ein<br />

zu starkes Abfließen nach dem Einfüllen verhindert wird. Zum einen muss genügend<br />

Verschmutzungsmatrix im Bauteil verbleiben und zum anderen sich diese als<br />

geschlossener, homogener Film ausbilden. Nach praktischen Versuchen an einer<br />

schrägen Edelstahlplatte zeigte 73% Saccharoselösung bei 8 °C appliziert und<br />

unter trockener, ölfreier Druckluft getrocknet einen idealen Film.<br />

Zur Herstellung dieser homogenen Lösung wird handelsüblicher Zucker und Wasser<br />

im Verhältnis von 2,66 zu 1 vermischt. Dies entspricht einer Löslichkeitszahl<br />

qL = 2,66. Diese gibt an, wie viel Saccharose (in g) in 1 g Wasser löslich ist. Ebenfalls<br />

gebräuchlich ist eine Angabe des Sättigungsgehaltes s = 0,73 (in g/g Lösung)<br />

oder in Prozent (s = 73%). Bei einer Raumtemperatur von t = 20 °C beträgt der<br />

Sättigungsgehalt von Saccharose in Wasser nur 66,72% [29, 34], d.h. die angestrebte<br />

Sättigung von 73% ist bei dieser Temperatur nicht realisierbar. Da die Löslichkeit<br />

aber mit zunehmender Temperatur steigt, kann bei einer Temperatur von<br />

über 55 °C bereits eine Sättigung von 73.18% Saccharose bzw. 73,18 g Saccharose<br />

/100 g Lösung erreicht werden.<br />

Abb. 17: Sättigungskennlinie von Saccharose-Lösungen [34]<br />

Kühlt diese bei 55 °C gesättigte Zuckerlösung ab, so wird die Lösung an Zucker<br />

„übersättigt“ (vgl. Abb. 17). Solange jedoch die Übersättigung sich innerhalb der


4 Material und Methoden 29<br />

metastabilen Zone befindet und sich keine Kristalle bereits in der Lösung befinden<br />

kommt es nicht zu einer spontanen Auskristallisation des Zuckers. Dadurch bleibt<br />

bei niedrigeren Temperaturen (z.B. 8 °C) mehr Zucker gelöst als die Löslichkeitskurve<br />

bei dieser Temperatur beschreibt [34].<br />

Da mit abnehmender Temperatur und zunehmenden Trockensubstanzgehalt der<br />

Saccharoselösung die Viskosität steigt, verlangsamt sich das Abfließen der Lösung<br />

von der Oberfläche des Bauteils und bildet einen dickeren Film aus als eine<br />

niedrigviskose Saccharoselösung. Ein zu dünner Film würde zu schnell abgereinigt<br />

werden und eine zeitliche Aufnahme der Reinigung wäre erschwert. Diese<br />

Temperatur–Trockensubstanzgehalt–Kombination zeigte gute Filmeigenschaften.<br />

Diese Lösung weist nach Erkalten und Lagerung im Kühlschrank bei 8 °C eine<br />

gemessene Viskosität von ca. 4060 mPa ⋅ s unabhängig von der Scherrate auf<br />

(siehe Abb. 18).<br />

Viskosität [Pa*s]<br />

4.4<br />

4.3<br />

4.2<br />

4.1<br />

4<br />

3.9<br />

3.8<br />

3.7<br />

3.6<br />

3.5<br />

Viskosität von 72% Saccharose-Lösung bei 8°C<br />

0.1 2.58 5.05 7.53 10<br />

Scherrate [1/s]<br />

Abb. 18: Viskosität der Zuckerlösung in Abhängigkeit der Scherrate<br />

Die zu untersuchenden Anlagenbauteile werden mit der zähflüssigen Saccharose-<br />

lösung ausgegossen, mehrfach geschwenkt, um eine vollständige Benetzung der<br />

Innenfläche zu gewährleisten und anschließend im schrägen Zustand (zur kompletten<br />

Entleerung) montiert. Die Verschmutzungsmatrix läuft aus und der im Bauteil<br />

zurückbleibende, anhaftende Film wird ca. 24 Stunden mit absolut trockener,<br />

ölfreier Druckluft getrocknet, damit sich eine homogene Verschmutzungsmatrix auf


4 Material und Methoden 30<br />

der produktberührten Innenseite des Bauteils ausbilden kann. Durch eine reprodu-<br />

zierbare Verschmutzung und die konstant gehaltenen Reinigungsparameter kön-<br />

nen die Reinigungsversuche verschiedener Bauteile miteinander verglichen wer-<br />

den.<br />

4.2 Untersuchte Bauteile<br />

Die getesteten Komponenten einer Produktionsanlage der Lebensmittelindustrie<br />

sollen den Vergleich von Bauteilen mit hygienischen Schwachstellen mit konse-<br />

quent nach <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Richtlinien gestalteten Anlagenbauteilen ermöglichen.<br />

Dazu werden in der vorliegenden Arbeit unterschiedliche Möglichkeiten der Integ-<br />

ration von Sensoren, sowie verschiedene Ventile und Pumpen untersucht.<br />

T-Stücke:<br />

Verwendet wurden T-förmige Edelstahlrohre mit einem Innendurchmesser von<br />

25 mm (DN25). Die Länge des nicht durchströmten, toten Endes beträgt den ein-<br />

fachen Innendurchmesser des Bauteils mit 25 mm. Des Weiteren wurden T-<br />

Stücke mit Totenden des zwei- und vierfachen Innendurchmessers verwendet.<br />

Um die Abreinigungsergebnisse nicht durch schwer zu reinigende Spalte in Rohr-<br />

verbindungen, wie z.B. die Milchrohrverschraubung nach DIN 11851, zu verfäl-<br />

schen, wird das Bauteil durch Flansche mit einer hygienegerechten O-<br />

Ringdichtung aus EPDM (BioConnect der Firma Neumo) in den Reinigungsstand<br />

integriert. Das tote Ende des T-Stücks besitzt ebenfalls einen Flansch mit einem<br />

BioConnect O-Ring und einem Deckel, damit das Verschmutzungsergebnis, sowie<br />

der spätere Reinigungserfolg kontrollierbar sind und nicht durch zusätzliche, problematische<br />

Spalte verfälscht werden. Die Flansche werden jeweils mit Clamp-<br />

Verbindungen fixiert.<br />

Rohre:<br />

Die überprüften, geraden Edelstahlrohre, die als Referenzbauteile für das Abreinigungsverhalten<br />

dienen, haben eine Länge von 150 mm bis 220 mm bei einem Innendurchmesser<br />

von 25 mm und wurden über eine Milchrohrverschraubung nach


4 Material und Methoden 31<br />

DIN 11851 in den Reinigungsstand eingebunden. Damit eine Verfälschung des<br />

Reinigungsverlaufs durch diese Rohrverbindung so gering wie möglich ausfällt,<br />

werden der Spalt und die Dichtung dieser Verbindungsart gewissenhaft vor dem<br />

Reinigungsversuch von jeglicher noch anhaftender Verschmutzungsmatrix gerei-<br />

nigt.<br />

VARINLINE-Gehäuse für die Sensoranbindung:<br />

Das in Abb. 19 gezeigte Bauteil der Firma GEA Tuchenhagen dient zur hygieni-<br />

schen Einbindung zweier Sensoren in ein Rohrleitungssystem. Bei der Entwick-<br />

lung wurde besonders auf CIP- und SIP-Fähigkeit geachtet und kann direkt in das<br />

Leitungsgefüge eingeschweißt werden. Es können sich keine Pfützen oder Dome<br />

ausbilden und die O-Ring-Dichtungen sind spaltfrei und produktbündig [40]. Im<br />

Rahmen dieser Arbeit wurde ein VARINLINE Gehäuse mit DN 25 untersucht.<br />

3-Wege-Ventil:<br />

Abb. 19: VARINLINE Gehäuse zur Sensoranbindung [40]<br />

Das Einsitz-Umschalt-Ventil der Firma GEA Tuchenhagen GmbH ist vom Typ XW-<br />

DN25-SZ und wird in einer fest fixierten Ventiltellerposition zuerst mit der Ver-<br />

schmutzungsmatrix beaufschlagt, getrocknet und anschließend gereinigt. Dabei<br />

sind nur zwei der drei Einläufe miteinander verbunden. Angeschlossen wird das<br />

Ventil über eine Aseptik-Verbindung mit einem O-Ring aus EDPM nach DIN 11864.


4 Material und Methoden 32<br />

Pumpen:<br />

Verglichen wurden eine einstufige (Typ Durietta 0/1), sowie eine dreistufige (Typ<br />

Contra-I/3) Kreiselpumpe der Firma Hilge aus Bodenheim. Diese besitzen einen<br />

Motor mit einer Leistung von 0,75 kW bzw. 2,2 kW und werden beide über eine<br />

Steuerung der Firma Siemens (Typ Micromaster) angesteuert. Die Gleitringdich-<br />

tungen sind bei der einstufigen Durietta aus Siliziumcarbid (SiC) und Hartmetall<br />

und bei der dreistufigen Pumpe jeweils aus SiC/SiC. Diese dürfen keinesfalls tro-<br />

cken laufen. Um eine Verfälschung der Reinigungsversuche durch evtl. bereits<br />

vorhandene Verschmutzung auszuschließen, wurden beide Kreiselpumpen vor<br />

den Abreinigungsversuchen einmal komplett zerlegt, mit 1%iger Säure und 1%iger<br />

Lauge gereinigt, neutral gespült und wieder montiert.<br />

An den Reinigungsstand angeschlossen wird die kleinere, einstufige Pumpe über<br />

eine herkömmliche Milchrohrverschraubung (DIN 11851) und die größere, dreistufige<br />

Kreiselpumpe über eine Aseptik-Verschraubung nach DIN 11864. Um den<br />

tangentialen Auslauf, sowie den zentral liegenden Einlauf der Pumpen in den geraden<br />

Verlauf des Versuchsstandes integrieren zu können, waren je mehrere Bögen<br />

mit Nennweite DN25 nötig.<br />

Komplexe Bauteile:<br />

Ein funktioneller Vergleich einer Bauteil-Kombination in hygienegerechten <strong>Design</strong><br />

mit einer Anordnung von nicht hygienegerechten Einbauten wurde angestrebt.<br />

Erstere besteht aus einem VARINLINE-Kugelgehäuse der Firma GEA Tuchenhagen<br />

mit zwei Deckelgläsern, die zwei plane, produktbündig montierte Sensoren<br />

simulieren. An dieses Gehäuse können zwei Messfühler montiert werden (vgl. Abb.<br />

20). Dahinter ist ein Temperatursensor geschalten, der innen eine zylindrische<br />

Oberfläche ohne Totbereiche und Spalten aufweist. Ebenfalls ist ein Einsitz-<br />

Umschalt-Ventil verbaut, welches so geschalten ist, dass zwei der drei Wege verbunden<br />

sind. Die Stellung der Ventilteller wird nicht verändert.


4 Material und Methoden 33<br />

Abb. 20: Bauteil nach <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Kriterien<br />

Die in Abb. 21 dargestellte, nicht nach <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Kriterien aufgebaute Kom-<br />

bination besteht aus drei unterschiedlichen T-Stücken für die Sensorenanbindung:<br />

Ein nicht angeströmtes Totende vom sechsfachen Rohrdurchmesser (6d), sowie<br />

ein T-Stück mit einem 3d Totraum und ein T-Stück mit Erweiterung des Rohrlei-<br />

tungsdurchmessers von 25 mm auf 50 mm von insgesamt 5d. Im Anschluss folgt<br />

eine Erweiterung des Rohrleitungsquerschnittes von 25 mm auf 50 mm um eine<br />

Schwachstelle aufgrund niedrigerer Strömungsgeschwindigkeit zu simulieren. Diese<br />

Querschnittsänderungen sind in der Industrie immer wieder anzutreffen. Am<br />

Ende der Konstruktion befinden sich zwei, rechtwinklig zueinander stehende Klappenventile,<br />

die eine Steuerung des Strömungsweges ermöglichen. Das direkt angeströmte<br />

Ventil ist geschlossen und verursacht einen Totraum des fünffachen<br />

Rohrdurchmessers. Der Ausfluss aus dem Bauteil erfolgt durch das geöffnete,<br />

rechtwinklig zur Hauptströmung angeordnete Klappenventil. Die einzelnen<br />

Rohrstücke, Erweiterungen, Deckel und Ventile werden durch Milchrohrverschraubungen<br />

nach DIN 11851 miteinander verbunden. Diese Bauteilkombination<br />

wird in zusammengebautem Zustand verschmutzt und weißt deshalb in den Spalten<br />

der lösbaren Verbindungen Verschmutzungsmatrix auf. Diese stellen in der<br />

Industrie ebenfalls ein Hygieneproblem dar, falls sie zur Reinigung nicht demontiert<br />

werden, sondern in einem CIP-Kreislauf eingebunden sind.<br />

Abb. 21: Bauteil mit Hygienerisiken


4 Material und Methoden 34<br />

4.3 Verwendetes Reinigungsmittel<br />

Für eine optimale Reinigung von Produktionsanlagen muss einerseits sicherge-<br />

stellt werden, dass die Anlage nach der Produktion wieder sauber und in hygie-<br />

nisch einwandfreiem Zustand ist, andererseits bedeutet Reinigung aber auch Pro-<br />

duktionsstillstand und verursacht Kosten durch z.B. Wasser- und Energieeinsatz.<br />

Um demnach eine Reinigung nicht länger als nötig durchzuführen, ist es wichtig,<br />

zu wissen, zu welchem Zeitpunkt eine Anlage sauber ist, um nicht längere Zeit<br />

unnötig zu reinigen. Somit wird zur Ermittlung dieses Zeitpunkts ein Reinigungs-<br />

verfahren notwendig, mit dem in Echtzeit eine Aussage über den Reinigungserfolg<br />

getroffen werden kann.<br />

Laut der Produktspezifikation von „Smart Add 12“ [39] handelt es sich um eine<br />

schwach alkalische, violette, niedrig viskose Flüssigkeit, die auf der Grundlage von<br />

Wasser und anorganischen Elektrolyten basiert. Diese muss mit einer Lauge, z.B.<br />

NaOH auf einen pH > 12 gebracht werden, damit die Reinigungs- und Desinfekti-<br />

onswirkung, sowie die Farbindikatorfunktion gewährleistet werden kann.<br />

Diese Aufgabe erfüllt das Reinigungsmittel der Firma Thonhauser namens „Smart<br />

Add 12“, das auf der sogenannten Persulfat-Technologie basiert. Es löst und<br />

transportiert die Verschmutzung ab und wirkt zugleich als ein Redoxindikator, der<br />

seine Farbe von violett über grün nach gelb ändert, je stärker die organische Verschmutzung<br />

ist (vgl. Abb. 22). Dabei wird die Organik vollständig zu mineralischen<br />

Bestandteilen oxidiert [25].<br />

Abb. 22: Farbverlauf von Thonhauser Smart Add12 [38]<br />

Die genaue Abfolge der verschiedenen Farben der Reinigungsflüssigkeit wird<br />

durch die verschiedenfarbigen Mangan-Spezies hervorgerufen. Mn 7+ ist violett,<br />

Mn 6+ ist grün und Mn 2+ hat eine gelb-orange Farbe, wie aus Abb. 23 hervorgeht.


4 Material und Methoden 35<br />

Abb. 23: Farbverlauf der Farben der Mangan-Spezies bei steigender Verschmutzung [37]<br />

Im frisch angesetzten Zustand der Reinigungsflüssigkeit mit Smart Add 12 liegen<br />

alle Mangan-Ionen in der Mn-7 Form vor. Kommt dieses Mn 7+ mit organischer<br />

Substanz in Kontakt, werden diese reduziert und es entsteht eine Mn 6+ -Spezies,<br />

die eine grüne Farbe aufweist. Je mehr Mn 7+ Ionen verbraucht werden, entstehen<br />

genauso viele Mn 6+ -Spezies. Steigt die organische Substanz weiter an, so wird<br />

das Mn6 weiter zu Mn2 reduziert.<br />

Diese orange-gelbe Mn 2+ Ionen spielen bei den im Rahmen dieser Arbeit durchge-<br />

führten Reinigungsversuche keine Rolle, da zum einen nur eine sehr kurze Reak-<br />

tionszeit von ca. 23 s zwischen dem ersten Kontakt des Reinigungsfluids mit or-<br />

ganischem Material und der Detektion im Photo-Eye besteht. Zum anderen sind<br />

die Mengen an Verschmutzung im Inneren des Bauteils eher gering, da sich nur<br />

ein dünner Film auf der Innenoberfläche des Bauteils ausbildet. Die beobachteten<br />

Farben im Detektionssystem waren maximal bis zur grünen Mn 6+ Spezies erkenn-<br />

bar.<br />

Diese Farbänderung wird mit einem optischen Detektionssystem gemessen, wel-<br />

ches in Kapitel 4.4 Detektionsverfahren näher erläutert wird. Ein aus den aufge-<br />

zeichneten Daten errechneter Wert ist der Violettwert. Diese Farbe entspricht dem<br />

Farbwert der violetten Mn7-Spezies und hat sein höchstes Niveau zu Anfang des<br />

Versuchs. Zu diesem Zeitpunkt liegen alle Manganspezies noch in ihrer Mn7-Form<br />

vor. Um das Ende einer vollständigen Reinigung zu ermitteln wurde der Farbwert<br />

der Mangan-7 (Mn 7+ ) Ionen betrachtet und dessen Verlauf während der Versuche<br />

graphisch dargestellt. Die Reinigungsversuche werden verloren durchgeführt, d.h.


4 Material und Methoden 36<br />

die Reinigungsflüssigkeit wird nicht wieder verwendet, sondern in das Abwasser-<br />

system geleitet. Die Reinigung ist dann als vollständig abgeschlossen zu betrachten,<br />

wenn das Ausgangsniveau des Mn 7+ -Farbwertes nach einem nach unten zeigenden<br />

Peak wieder erreicht wird. Diese typischen Peaks spiegeln die Farbänderung<br />

des Redoxindikators wieder und zwar exakt in der Abhängigkeit vom Grad<br />

der organischen Belastung der Anlage. Je weiter der Farbwert für Mn 7+ fällt, desto<br />

mehr organische Substanz reagiert mit dem Reinigungsmittel. Das heißt im Gegenzug<br />

aber auch, wenn weniger organische Substanz nach einer gewissen Reinigungsdauer<br />

noch im Bauteil vorhanden ist, desto mehr nähert sich der Farbwert<br />

der Mn 7+ Spezies wieder dem der Reinigung vorausgehenden Ausgangsniveau.<br />

Ist sämtlicher Schmutz aus dem Bauteil entfernt, strömt frische, violette Reinigungslösung<br />

aus dem Tank in das Bauteil und kommt nun nicht mehr mit organischer<br />

Verschmutzung in Kontakt und ändert deswegen auch seine Farbe nicht<br />

mehr. Der Farbwert der frischen Ausgangslösung ist wieder erreicht und die Reinigung<br />

kann als abgeschlossen betrachtet werden.<br />

Die chemischen Grundlagen der Persulfat-Technologie (PST) von Thonhauser<br />

sollen im Folgenden beschrieben werden. Diese sind in der Produkt- und Prozessbeschreibung<br />

für das verwendete Reinigungsmittel TM Smart Add 12 [39]<br />

aufgeführt. Die beiden wichtigsten Bestandteile sind Peroxodisulfat und Kaliumpermanganat,<br />

welches eine starke, keimabtötende Wirkung besitzt und als Katalysator<br />

für das Peroxodisulfat wirkt, welches unter Temperaturen von 80 °C und einem<br />

pH unter 11 nur sehr langsam reagiert.<br />

Bei der Zugabe von Smart Add 12 zu Wasser bildet sich ein Redoxsystem aus<br />

und die Hydroxidionen des Wassers werden von Peroxodisulfat oxidiert (siehe<br />

Gleichung (4.1)), wobei ein Wasserstoffperoxid-Ion gebildet wird.<br />

3OH + S O → HO + 2SO + H O<br />

− 2− − 2−<br />

2 8 2 4 2<br />

(4.1)<br />

Permanganat wird durch die Hydroxidionen zu Mangan 6 reduziert (Gleichung<br />

(4.2)), aber durch das stärkere Wasserstoffperoxid-Ion wieder zu Mangan 7 oxidiert<br />

(Gleichung (4.3)).<br />

4OH + 4MnO →O↑+ 4MnO +<br />

2H O<br />

− − 2−<br />

4 2 4 2<br />

(4.2)


4 Material und Methoden 37<br />

− 2−<br />

−<br />

HO2 + 2MnO4 + H2O→ 3OH + 2MnO4<br />

−<br />

(4.3)<br />

Dadurch liegen alle Mangan-Spezies in der fertigen Reinigungslösung als Mangan<br />

7 vor. Permanganat oxidiert organischen Schmutz, der als CH2O dargestellt wird,<br />

zu Oxalat (C2O4 2- ) und es entsteht das grüne, 5-wertige Mangan in MnO4 3- (siehe<br />

Gleichung (4.4)).<br />

2{CH O} + 3MnO + 2H O → C O + 3MnO + 8H<br />

− 2− 3−<br />

2 4 2 2 4 4<br />

2<br />

4<br />

+<br />

(4.4)<br />

Aufgrund einer Disproportionierung ist es möglich, dass ein Mn5 und ein Mn7 zu<br />

6-wertigen Mangan reagieren:<br />

MnO + MnO →2MnO<br />

3−−<br />

4 4<br />

− (4.5)<br />

Die Farbe der Reinigungslösung ändert sich von violett (Mn7) nach grün (Mn6),<br />

wenn sie mit organischem Material in Kontakt tritt und diese Reduktion schneller<br />

verläuft als die Reoxidation des Mn6 zu Mn7 durch das Wasserstoffperoxid (vgl.<br />

Gleichung (4.3)).<br />

Die Desinfektions- und Reinigungswirkung dieses Reinigungsmittels beruht auf<br />

einer Radikal-Kettenreaktion, die durch ein Sulfatradikal (SO4 - ) ausgelöst wird.<br />

Dieses Sulfatradikal kann auf drei mögliche Wege entstehen: Homolytische Spaltung<br />

des Peroxodisulfats (Gleichung (4.6)), durch die Oxidation von organischen<br />

Verbindungen (Gleichung (4.7)) und durch Reaktionen mit Mn6- (Gleichung (4.8))<br />

und Mn5-Verbindungen (Gleichung (4.9)):<br />

SO → 2SO<br />

(4.6)<br />

2−<br />

−<br />

2 8 4<br />

1<br />

2SO + 2{CHO} + 2HO→ 2SO + 2SO + {CR} + 4H<br />

2− 2−<br />

−<br />

2 8 2 2 4 4<br />

2− 2− 3− 2−<br />

4 2 4 2 4 3<br />

+ +<br />

MnO + C O + 2H O → MnO + 2CO + 4H<br />

MnO + S O → MnO + SO +<br />

SO<br />

3− 2− 2− 2−<br />

4 2 8 4 4<br />

−<br />

4<br />

+<br />

(4.7)<br />

(4.8)<br />

(4.9)<br />

Das Sulfatradikal entwickelt seine abreinigende Wirkung durch Spaltung von Doppelbindungen<br />

oder aromatischen Strukturen im organischen Material. Dabei ent-


4 Material und Methoden 38<br />

stehen Oxalsäure oder CO2 bzw. CO3 2- . Die Reaktionen des Sulfatradikals sind<br />

die folgenden:<br />

Das Sulfatradikal kann hierbei ein Hydroxid-Radikal bilden (Gleichung (4.10)),<br />

welches organisches Material oxidieren kann (Gleichung (4.11)). Das dabei entstehende<br />

Radikal mit einem Kohlenstoffatom in der Oxidationsstufe +1 kann seinerseits<br />

weitere organische Verbindungen oxidieren und aus einem Peroxodisulfat<br />

ein Sulfatradikal bilden (Gleichung (4.12)). Das Sulfatradikal kann aber auch eine<br />

Reaktion mit Oxalat eingehen, wobei anschließend das SO4 - Radikal regeneriert<br />

wird (Gleichungen (4.13) und (4.14)).<br />

− −<br />

SO4 + H 2O→<br />

HSO4 + OHi<br />

(4.10)<br />

− + 1<br />

+<br />

2OHi+ 2{CH 2O} + H2O→ 2OH + {C R} + 4H<br />

+ 1 2− 2− −<br />

2− +<br />

2 8 2 4 2 4<br />

(4.11)<br />

{C R} + 4S O + H O → 4SO + 4SO + C O + 4H (4.12)<br />

OHi+ C O → OH + C O<br />

2−<br />

− −<br />

2 4 2 4<br />

C O + S O + 2H O → 2CO + SO + SO + 4H<br />

(4.13)<br />

− 2− 2− 2−<br />

− +<br />

2 4 2 8 2 3 4 4<br />

(4.14)<br />

Ähnliche Reaktionen wie das Hydroxid-Radikal (Gleichungen (4. 11) und (4.13))<br />

kann<br />

das Sulfatradikal auch direkt mit organischen Verbindungen oder Oxalat eingehen<br />

(Gleichungen (4.15) und (4.17)). Dabei entstehen wie in Gleichungen (4.12)<br />

und (4.14) ebenso Sulfat-Radikale (Gleichungen (4.16) und (4.18)).<br />

2SO + 2{CH O} + H O → 2SO + {C R} + 4H<br />

− 2− + 1<br />

+<br />

4 2 2 4<br />

(4.15)<br />

+ 1 2− 2− − 2−<br />

+<br />

{C R} + 4S O + H O → 4SO + 4SO + C O + 4H (4.16)<br />

2 8 2 4 4 2 4<br />

− 2− 2−<br />

−<br />

SO + C O → SO + C O<br />

(4.17)<br />

4 2 4 4 2<br />

C O + S O + 2H O → 2CO + SO + SO + 4H<br />

− 2− 2− 2−<br />

− +<br />

2 4 2 8 2 3 4 4<br />

(4.18)<br />

Die Beendigung dieser Kettenreaktionen erfolgen nur durch Rekombination<br />

zweier<br />

Radikale<br />

(Gleichungen (4.19) -(4.24)).<br />

− − 2−<br />

4 4 2 4<br />

4<br />

SO + SO<br />

→ S O<br />

(4.19)<br />

SO + OHi→HSO − −<br />

4 5<br />

(instabil) (4.20)


4 Material und Methoden 39<br />

SO + {C R} + H O → 4SO + C O + 4H<br />

(4.21)<br />

− + 1 2−<br />

2−<br />

+<br />

4 2 4 2 4<br />

OHi+ OHi → H O<br />

(4.22)<br />

+ 1<br />

−<br />

2<br />

2 2<br />

2−<br />

+<br />

4OH i+<br />

{C R} + H O → 4OH + C O + 4H<br />

(4.23)<br />

Unterstützend<br />

zur Reinigungs- und Desinfektionswirkung kommen zusätzlich die<br />

4.4<br />

Detektionsverfahren<br />

+ 1 2−<br />

2 2 4 2<br />

Um eine Verschmutzung in einem<br />

zu untersuchenden Anlagenbauteil detektieren<br />

2 4<br />

3{C R} + 3H O → C O + 4{CH O} + 4OH<br />

−<br />

(4.24)<br />

Freisetzung von Sauerstoff und Wasserstoffperoxid an verschiedenen Stellen des<br />

Reaktionsverlaufes hinzu (Gleichungen (4.1), (4.2) und (4.22)).<br />

zu können, wird ein von Thonhauser entwickeltes Inline-Messgerät verwendet.<br />

Dieses wird am Ende des Versuchsstandes in das Rohrleitungssystem integriert<br />

und detektiert den vom Bauteil abgelösten Schmutz über der Zeit.<br />

Abb. 24: Photo-Eye der Firma Thonhauser [38]<br />

Das<br />

in Abb. 24 gezeigte „Photo-Eye“ besteht aus einem Lichtquellen-Modul (links)<br />

und einem Kamera-Modul (rechts), die an ein Varivent-Kugelgehäuse mit Schaugläsern<br />

montiert sind. Im Inneren der Apparatur befindet sich eine weiße LED, deren<br />

Lampenstrom durch eine Photodiode so geregelt wird, dass eine konstante<br />

Lichtstärke bei unterschiedlicher Farbe oder Trübung des zu messenden Fluids<br />

erreicht wird. Diese konstante Beleuchtung dient einer CCD-Kamera um die Farbe<br />

der Flüssigkeit in RGB-Werten zu detektieren. Ein zusätzlich eingebauter Laser<br />

dient zur Trübungsmessung, dessen Intensität ebenfalls von der Kamera detektiert<br />

wird. Anhand der Abschwächung der Intensität des Lasers durch die Flüssigkeit im


4 Material und Methoden 40<br />

Kugelgehäuse wird die Trübung bestimmt. Bei den durchgeführten Versuchsrei-<br />

hen wird der Laser nicht verwendet, da keine Trübung des Fluids eintritt.<br />

4.5 Versuchsaufbau<br />

Der Versuchsstand, mit dem<br />

die Reinigung verloren gefahren wird, testet die An-<br />

lagenbauteile hinsichtlich ihrer Reinigbarkeit und ist als Rohrleitungs- und Instru-<br />

mentenfließschema (R&I-Fließschema) mit graphischen Symbolen nach DIN EN<br />

ISO 10628 [14] und DIN ISO 1219-1 [14] in Abb. 25 abgebildet.<br />

Abb. 25 Aufbau des Reinigungsstandes<br />

Aus<br />

Abb. 25 wird ersichtlich, dass Frischwasser in einen 1500 l Tank der Firma<br />

Rieger aus Bietingen - Bissingen eingeleitet wird, der durch eine Heizzone mit<br />

Halbrohrschlange mit Sattdampf beheizt werden kann. Das Kondensat wird über<br />

einen Kondensatableiter abgeführt. Durch einen Volumenstromzähler wird das<br />

Volumen des zudosierten Frischwassers angezeigt. Mittels einem oben eingebautes<br />

Mannloch können das Reinigungsmittel, sowie die Lauge von Hand zugegeben<br />

werden. Ein stufenlos regelbarer Magnetrührer ermöglicht eine Durchmischung<br />

der Flüssigkeiten im Heiztank und ermöglicht durch die induzierte Konvektion<br />

einen verbesserten Wärmeübergang von der Behälterwand auf den Tankinhalt.<br />

Die Beheizung des Behälters mit Dampf wird durch eine Steuerungsautomatik<br />

und einem Temperatursensor im Tankboden auf die gewünschte Temperatur


4 Material und Methoden 41<br />

geregelt und gehalten. Durch Öffnen eines pneumatischen Absperrventils der Fir-<br />

ma APV Deutschland GmbH in Unna kann die Reinigungsflüssigkeit durch den<br />

hydrostatischen Druck in die Rohrleitung fließen, um von einer Kreiselpumpe in<br />

Richtung Testobjekt gefördert zu werden. Ein Temperatur-, sowie ein Durchflussund<br />

Druckmessgerät erfassen die jeweiligen Reinigungsparameter. Um die Rohrleitung<br />

entlüften zu können ist ein 3-Wegeventil mit Handbedienung eingebaut.<br />

Das zu untersuchende Testobjekt wird zwischen zwei Handventilen eingebaut, um<br />

ein schnelles Wechseln des Bauteils ohne Verlust der Reinigungsflüssigkeit im<br />

restlichen Rohrleitungssystem zu ermöglichen. Im Anschluss befindet sich eine ca.<br />

12 m lange Rohrleitung, die benötigt wird, um eine ausreichende Reaktionszeit<br />

des Reinigungsmittels mit dem abgelösten Schmutz zu gewährleisten. Durch die<br />

Oxidation des eingesetzten Reinigungsmittels „Smart Add 12“ mit organischen<br />

Verunreinigungen entsteht während dieser Verweilzeit eine Änderung der Farbe,<br />

welche am Ende der Reaktionsstrecke mit einem optischen Messgerät („Photo<br />

Eye“) der Firma Thonhauser erfasst wird. Die Messdaten werden an einem angeschlossenen<br />

Messrechner weitergeleitet, verarbeitet und gespeichert. Am Ende<br />

des Versuchsaufbaus ist eine Drossel angebracht, um einen Gegendruck im Leitungssystem<br />

aufzubauen und mit Hilfe des hydrostatischen Drucks der Flüssigkeit<br />

im Heiztank und der regelbaren Pumpenleistung die gewünschte Strömungsgeschwindigkeit<br />

einzustellen. Diese wird am oben genannten Durchflußmessers des<br />

Typs Discomag DMI 6531 der Firma Endres+Hauser Messtechnik GmbH+Co KG<br />

in Weil am Rhein angezeigt. Die Reinigungsflüssigkeit wird am Ende des Reinigungsstandes<br />

über ein Neutralisationsbecken in das kommunale Abwassersystem<br />

geleitet. Dies erfolgt ohne einen Aufbereitungsschritt, da das fertig angemischte<br />

Reinigungsfluid laut Produktspezifikation [39] gefahrlos ins Abwassersystem geleitet<br />

werden kann. Eine Rückführung oder Wiederaufbereitung ist für diese Art der<br />

Versuche nicht möglich.<br />

4.6 Versuchsdurchführung<br />

Zu Beginn eines Reinigungsversuches<br />

wird der Reinigungsstand, wie er in Abb.<br />

25 dargestellt ist, aufgestellt und montiert. Um den Reinigungsstand auf Undichtigkeiten<br />

zu prüfen und eventuelle Rückstände auszuspülen, wird mit Frischwasser<br />

vor jedem Versuchsbeginn gespült.


4 Material und Methoden 42<br />

Je nach Anzahl der zu testenden Bauteile, deren Reinigungsdauer und der Strö-<br />

mungsgeschwindigkeit wird eine gewisse Menge an Reinigungsflüssigkeit benötigt<br />

und angesetzt.<br />

Die Reinigungsgeschwindigkeit wird auf 0,5 m/s festgelegt, um zum einen turbu-<br />

lente Strömungsverhältnisse<br />

(Re > 2300 vgl. Formel (4.25)) in der Rohrleitung zu<br />

schaffen und zum anderen bei gegebener Reaktionsstrecke die Verweilzeit des<br />

Reinigungsmittels mit der aufgenommenen Verschmutzung so groß zu halten,<br />

damit die Farbreaktion ablaufen kann.<br />

ρ 60°<br />

η60°<br />

C<br />

u⋅d⋅ρ m<br />

kg<br />

0,5 ⋅0,025m⋅983,19<br />

s m<br />

0,00466<br />

m<br />

3<br />

60°C<br />

Re = = = 26373 > 2300<br />

η<br />

Ns ⋅<br />

60°C<br />

2<br />

(4.25)<br />

ist die Dichte von 0,1% NaOH-Lösung bei einer Temperatur von 60 °C und<br />

die dynamische Viskosität bei dieser Temperatur.<br />

Der V olumenstrom in [l/min] errechnet sich nach Formel (4.26) somit zu:<br />

3<br />

d 2 0,025m 2 m -4 m l<br />

V�= A⋅ v= ( ) ⋅π ⋅ v=<br />

( ) ⋅π ⋅ 0,5 = 2,45⋅ 10 = 14,73<br />

2 2 s s min (4.26)<br />

M it bekannten Volumenstrom in einem Rohrleitungssystem mit Nennweite 25 mm<br />

und<br />

einer Strömungsgeschwindigkeit des Fluids von 0,5 m/s lässt sich mit abge-<br />

schätzter Reinigungsdauer für die zu testenden Bauteile das benötigte Volumen<br />

der Reinigungslösung für eine Versuchsreihe ermitteln. Anhand des Durchflussmessers<br />

vor dem Heiztank kann das Volumen an eingelassenem Frischwasser<br />

abgelesen werden.<br />

Nach dem Einlassen des benötigten Frischwassers wird das Wasser im Behälter<br />

mit Hilfe des Heizmantels<br />

auf 60 °C aufgeheizt und die Reinigungslösung nach<br />

Vorschrift mit 1% vol. Thonhauser Smart Add 12 sowie 0,5% mass. 50%iger NOH<br />

angemischt. Bei der Handhabung dieser Chemikalien ist auf die nötige Schutzkleidung<br />

(Handschuhe, Brille und Kittel) zu achten.<br />

Nach dem die Reinigungslösung korrekt angemischt und die Soll-Temperatur erreicht<br />

ist, wird das Ventil unter dem Heiztank geöffnet<br />

und das Fluid in die Rohrlei-


4 Material und Methoden 43<br />

tung und in die Kreiselpumpe gelassen. Bei konstanter Pumpenleistung wird mit<br />

Hilfe der Drossel eine Strömungsgeschwindigkeit von 0,5 m/s eingestellt. Zur Kon-<br />

trolle dient der Durchflussmesser im Rohrleitungssystem. Sobald die Strömungs-<br />

geschwindigkeit korrekt eingestellt ist, wird das Rohrleitungssystem ca. 10 min mit<br />

Reinigungsflüssigkeit gespült, um zum einem die Rohrleitung absolut sauber zu<br />

reinigen und zum anderen die komplette Rohrleitungsstrecke auf die Versuchstemperatur<br />

von 60 °C aufzuheizen. Danach werden die beiden Handventile vor<br />

und nach dem zu installierenden, verschmutzten Testobjekt geschlossen und die<br />

Pumpe abgestellt.<br />

Das erste zu untersuchende Bauteil wird in den Reinigungsstand eingebaut. Dabei<br />

werden zum Teil Adapter nötig, um unterschiedliche Verschraubungssysteme zu<br />

kombinieren. Nach der Montage befindet sich im zu testenden Bauteil zwischen<br />

den beiden Handventilen Luft. Diese wird nach dem Starten der Pumpe und Öffnen<br />

der beiden Ventile durch das Fluid in Richtung Auslauf verdrängt. Durch die<br />

vertikale Installation des Photo-Eyes können die Luftbläschen ungehindert durch<br />

das Kugelgehäuse mit den Schaugläsern strömen und verursachen so keine größere<br />

Luftblase, welche sich bei horizontaler Montage ausbildet und zur Beeinträchtigung<br />

der Farbmessung führen würde. Die vom Photo-Eye aufgenommenen<br />

Messwerte werden im angeschlossenen Messrechner gesammelt, verarbeitet und<br />

gespeichert. In der Auswertesoftware werden die Farbverläufe der Mangan-7<br />

Spezies betrachtet. Diese Mn7-Spezies bildet vom Ausgangsniveau (violette Farbe)<br />

ausgehend einen abnehmenden Peak aus und erreicht nach einiger Zeit erneut<br />

ihr vorheriges Niveau (vgl. Abb. 26). Nachdem sich der Wert konstant auf<br />

dieser Höhe befindet, kann das Bauteil als sauber angesehen werden und der<br />

Reinigungsversuch beendet werden. Nach einer Zwischenspülung ohne eingebautes<br />

Testobjekt wird der Reinigungsstand mit der Reinigungslösung gespült um sicher<br />

jegliche verbliebene organische Substanz aus der Rohrleitung zu spülen.<br />

Danach kann ein weiterer Reinigungsversuch mit einem anderen Bauteil fortgeführt<br />

werden.<br />

Nach Beendigung aller Reinigungsversuche mit der vorbereiteten Reinigungslösung<br />

wird die Anlage durch das Öffnen der Ventile komplett entleert und mit kla-<br />

rem Wasser nachgespült. Die verwendeten Bauteile werden zerlegt, mit Reinigungslösung<br />

gereinigt, mit klarem Wasser gespült und anschließend mit Druckluft<br />

getrocknet.


4.7 Auswertungsmethodik und Statistik 44<br />

4.7 AUSWERTUNGSMETHODIK UND STATISTIK<br />

Die Messewerte werden laufend vom optischen Messsystem, dem Photo-Eye,<br />

zum Messrechner übertragen. Dies sind unter anderem die<br />

Zeit, die drei Farbwer-<br />

te im RGB-Format, die Trübung der Reinigungslösung, sowie der benötigte Lam-<br />

penstrom. Mit Hilfe einer Auswertesoftware werden diese Daten aufgezeichnet,<br />

ausgewertet und in Echtzeit visualisiert. Die graphische Auftragung des errechne-<br />

ten Mn7-Wertes aus der RGB-Information ermöglicht eine zeitnahe Betrachtung<br />

der Reinigung bereits während der Durchführung des Versuchs. Nach Erreichen<br />

des ursprünglichen Mn7-Ausgangsniveaus kann die Reinigung als abgeschlossen<br />

betrachtet werden. Nach Beendigung einer Reinigung eines Bauteils werden<br />

sämtliche Messdaten in eine Microsoft Excel-Tabelle gespeichert und zur Auswertung<br />

an einem Arbeitsplatzrechner übertragen. Anhand dieser Daten werden die<br />

Mn7-Werte gegen die Zeit aufgetragen und es zeigt sich ein typischer, nach unten<br />

zeigender Peak aus, wie beispielhaft in Abb. 26 zu sehen ist.<br />

Value [-]<br />

16.0<br />

14.0<br />

12.0<br />

10.0<br />

8.0<br />

6.0<br />

4.0<br />

2.0<br />

0.0<br />

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200<br />

Zeit [s]<br />

Reihe1<br />

Abb. 26: graphische Auftragung des Mn7-Werts gegen die Zeit<br />

Werden Bauteile mit einer konstruktionsbedingten Schwachstelle betrachtet, wie<br />

beispielsweise ein T-Stück mit Totraum, so reichert sich dort die fast<br />

stehende<br />

Reinigungsflüssigkeit<br />

[20] (vgl. Tabelle 6 auf S. 23) aufgrund der niedrigeren<br />

Strömungsgeschwindigkeiten mit der Verschmutzungsmatrix (in dieser Arbeit:<br />

Saccharose) an. Damit nimmt die Konzentrationsdifferenz zwischen verschmutzter


4.7 Auswertungsmethodik und Statistik 45<br />

Wand und Flüssigkeit ab und bewirkt so einen geringeren Stofftransport. Durch die<br />

verminderte Strömungsgeschwindigkeit kann diese angereicherte Reinigungsflüs-<br />

sigkeit nur sehr langsam in den Hauptstrom bewegt werden. Folglich ist der ge-<br />

messene Schmutzabtrag in dieser Phase sehr gering und bewirkt die asymptotische<br />

Annäherung der Reinigungskurve am Ende der Reinigung an den Wert 1. Mit<br />

der zunehmend flacher verlaufenden Kurve wird dementsprechend weniger<br />

Schmutz pro Zeit abgelöst und es wird die Auflösungsgrenze des Messsystems<br />

erreicht, bei der die unterschiedlichen Farbtöne des Reinigungsfluids nicht mehr<br />

unterschieden werden können und im Rauschen der Messungenauigkeit verschwinden.<br />

Deswegen wurden zur besseren Auswertung die letzten zwei Prozentpunkte<br />

bis zum Wiedererreichen des Ausgangswertes vom Mn 6 -Wert verworfen,<br />

da hier der Kurvenverlauf zu flach ist und in den Bereich der Messungenauigkeit<br />

des Messsystems fällt.<br />

Diese einzelnen Messkurven werden von dem Zeitpunkt des Verlassens (entspricht<br />

0) des Ausgangsniveaus bis zum Erreichen des Endwerts (98% des Aus-<br />

gangswerts, entspricht 1) normiert und aufgetragen (vgl. Abb. 27).<br />

Q3<br />

1.0<br />

0.9<br />

0.8<br />

0.7<br />

0.6<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0.0<br />

gerades Rohr<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />

Zeit [s]<br />

Abb. 27: normierte Auftragung des Mn7-Werts gegen die Zeit von verschiedenen Messun-<br />

gen


4.7 Auswertungsmethodik und Statistik 46<br />

Um diese Summenverteilungen statistisch auswerten zu können, genügt es nicht,<br />

zu jeder gemessenen Zeit eine Standardabweichung des Mn7-Wertes aufzutragen,<br />

denn die Messwerte weichen sowohl in der Richtung der Ordinate, als auch in der<br />

Richtung der Abszisse ab und ein resultierendes Konfidenzintervall wäre statistisch<br />

nicht aussagekräftig. Da bei diesen Summenverteilungen jeder vorangehende<br />

Punkt den nachfolgenden Punkt unterstützen muss, d.h. nicht größer sein darf,<br />

wurde in der vorliegenden Arbeit eine Regressionsanalyse mit dem EDV-<br />

Programm MathCAD der Firma PTC, Needham / USA durchgeführt. Dazu wurde<br />

an die Wertepaare der normierten Summenverteilungen jeweils eine Polynomfunktion<br />

angepasst, die diese am besten beschreibt. Polynomfunktionen eignen sich<br />

für die vorliegenden Reinigungsversuche und genügen um diese Wertepaare<br />

durch eine stetige Funktion beschreiben zu können. In Formel (4.27) ist beispielsweise<br />

eine Polynomfunktion 6. Grades zu sehen.<br />

( ) = ⋅ + ⋅ + ⋅ + ⋅ + ⋅ + ⋅x<br />

(4.27)<br />

6 5 4 3 2<br />

f x a x b x c x d x e x f<br />

Bei<br />

manchen aufgezeichneten Wertepaaren passen Polynomfunktionen höherer<br />

Ordnung besser und finden dementsprechend in der Auswertung Anwendung. In<br />

einem eigens dazu entwickelten MathCAD-Arbeitsblatt werden je für ein Bauteil<br />

aus allen einzelnen Reinigungsversuchen die Wertepaare der normierten Summenverteilungen<br />

eingelesen und verarbeitet. Ziel dieser Auswertung ist es, durch<br />

eine Regressionsanalyse einen 95%-Vertrauensbereich angeben zu können. Damit<br />

lassen sich schließlich Aussagen treffen, ob sich ein Bauteil signifikant von<br />

einem anderen Bauteil hinsichtlich seiner Reinigbarkeit unterscheidet, falls sich<br />

ihre 95%-Vertrauensbänder nicht überschneiden. In Abb. 28 sind beispielhaft die<br />

Konfidenzintervallbereiche des Reinigungsverlaufes über die Zeit von drei verschiedenen<br />

Bauteilen aufgetragen.


4.7 Auswertungsmethodik und Statistik 47<br />

Reinigungserfolg [-]<br />

o_2d<br />

u_2d<br />

o_4d<br />

u_4d<br />

0.8<br />

0.6<br />

o_Varivent0.4<br />

u_Varivent<br />

0.2<br />

zeitliches Reinigungsverhalten<br />

0<br />

0 10 20 30 40<br />

Zeit<br />

Zeit [s]<br />

Abb. 28: Darstellung der Versuchsergebnisse mittels 95% Konfidenzintervallbereiche<br />

Überschneiden sich der rote (4d T-Stück) und z.B. der grüne Bereich (2d T-Stück)<br />

nicht, so sind diese signifikant unterschiedlich bezüglich ihres Reinigungsverhaltens.<br />

4.8 Zugrundegelegte Kosten der Reinigung<br />

Ziel dieser Arbeit ist es herauszustellen, inwiefern ein Lebensmittelproduzent<br />

durch Einsatz von hygienegerechten Bauteilen in seinen Produktionsanlagen die<br />

laufenden Kosten für eine CIP-Reinigung senken kann.<br />

In dem <strong>Weihenstephan</strong>er Unternehmensvergleich 2003 vom Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre<br />

– Brau- und Lebensmittelindustrie der TU München wurden<br />

sechs Molkereien mittlerer Größe mit einem Jahresumsatz von 140 Mio. bis 270<br />

Mio. Euro analysiert. Dies ist die aktuellste Version, da im Jahre 2003 diese Vergleiche<br />

eingestellt wurden. Im auszugsweise vorliegenden, streng vertraulichen<br />

Dokument wurden sämtliche Kostenstellen dieser Milch verarbeitenden Betriebe<br />

erfasst und aufgezeichnet. Die für die vorliegende Arbeit wichtige Kostenstelle für<br />

die CIP-Reinigung beinhaltet die sogenannten Primärkosten wie z.B. Betriebsstoffe<br />

(Reinigungsmittel, Chemikalien), sowie die Sekundärkosten wie z.B. Strom,<br />

Wasser, Abwasser und Dampf. In Abb. 29 sind all diese Kosten gezeigt, die durch<br />

Anwendung von <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> gesenkt werden können. Die Unternehmen ge-


4.7 Auswertungsmethodik und Statistik 48<br />

ben eine Summe in der Spannweite von 350.000 bis 1.5 Mio. Euro für diese Posten<br />

aus.<br />

Kosten [mio. €]<br />

1.8<br />

1.6<br />

1.4<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

Zusammensetzung der CIP-Reinigungskosten<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Unternehmen [-]<br />

Abb. 29: Zusammensetzung der CIP-Reinigungskosten<br />

Dampf<br />

Abwasser<br />

Wasser<br />

Strom<br />

Betriebs s toffe<br />

Des Weiteren fallen aber z.B. auch Instandhaltung, kalkulatorische Abschreibun-<br />

gen und Zinsen, Grundstücke und Gebäude sowie Werkstätten unter die Kosten-<br />

stelle CIP-Reinigung. Diese Positionen können nicht vom <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> der An-<br />

lagenbauteile profitieren und werden in Abb. 30 mit den weiter oben genannten<br />

Posten anteilsmäßig verglichen.<br />

Anteil an den CIP-Gesamtkosten [%]<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Verhältnis der HD-relevanten und nicht HD-relevanten CIP-<br />

Gesamtkosten<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Unternehmen [-]<br />

HD-unabhängig<br />

HD-relevant<br />

Abb. 30: CIP-Gesamtkosten mit Verhältnis der von <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong><br />

abhängigen und unabhängigen Kosten


4.7 Auswertungsmethodik und Statistik 49<br />

Die Verhältnisse der in Abb. 30 gezeigten HD-relevanten zu HD-unabhängigen<br />

Kosten liegen zwischen 57% zu 43% (Unternehmen 6) und 87% zu 13% (Unter-<br />

nehmen 3). Folglich könnte Unternehmen 3 seine Gesamtkosten für die CIP-<br />

Reinigung anteilsmäßig am stärksten senken, wenn an Stelle von Bauteilen mit<br />

Toträumen und anderen Schwachstellen hygienegerechte Teile verwendet werden,<br />

und dadurch eine kürzere Reinigungszeit realisieren werden kann.<br />

Preis [€ ct.]<br />

0.8<br />

0.7<br />

0.6<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

Gesamtkosten der CIP-Reinigung je kg eingesetzten<br />

Rohstoff [ct/kg]<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Unternehm en [-]<br />

Abb. 31: CIP-Gesamtkosten je eingesetzten Rohstoff<br />

Wird der Anteil der CIP-Gesamtkosten je eingesetzten kg Rohstoff [ct/kg] der ein-<br />

zelnen Unternehmen betrachtet, so ergibt sich die Abb. 31. Dieser reicht von ca.<br />

0,1 bis 0,7 ct/kg eingesetzten Rohstoffs und hängt von sehr vielen Faktoren ab,<br />

z.B. welche Lebensmittel produziert werden, wie oft und gründlich gereinigt wird<br />

und wie hoch das Produktionsvolumen ist.<br />

Des Weiteren lassen sich aus den Zahlen des <strong>Weihenstephan</strong>er Unternehmensvergleich<br />

2003 die Preise der Unternehmen für Strom, Wasser und Dampf berechnen<br />

(vgl. Abb. 32).


4.7 Auswertungsmethodik und Statistik 50<br />

Preis [€ ct.]<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Preise für Strom, Wasser und Dampf<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Unternehmen [-]<br />

Abb. 32: Preise für Strom, Wasser und Dampf<br />

Preis [ct] je kWh Strom<br />

Preis [ct] je cbm Wasser<br />

Preis [ct] je kg Dampf<br />

Die Preise für Strom liegen zwischen 6 und 15 ct/kWh Strom und hängen maß-<br />

geblich vom Tarif des jeweiligen Stromversorgers ab, bzw. wie hoch die Spitzenlast<br />

des Unternehmens während des Tages ist. Des Weiteren können manche<br />

Betriebe z.B. durch Blockheizkraftwerke Generatoren antreiben, die eigenen<br />

Strom und gleichzeitig Dampf erzeugen können.<br />

Für Wasser variiert der Preis zwischen ca. 90 und 200 ct/m³ Wasser. Dies dürfte<br />

an den unterschiedlichen Konditionen der Unternehmen bei den jeweiligen Wasserversorgern<br />

liegen, bzw. an einer zusätzlichen Wassergewinnung mit eigenen<br />

Brunnen. Gravierend sind hingegen die unterschiedlichen Kosten für die Dampferzeugung,<br />

welche aufgrund der eingesetzten Dampferzeugungstechnik und<br />

Dampfverbrauch stark unterschiedlich ist. Bei Unternehmen 3 dürfte der hohe<br />

Preis je kg Dampf durch den geringen Bedarf an Dampf, bzw. durch kostspieligere<br />

Herstellungstechnik zu begründen sein. Genauere Fakten liegen nicht vor.<br />

Diese Zahlen verdeutlichen die einzigartigen Anforderungen jedes Betriebes an<br />

die Reinigung seiner Produktionsanlagen. Sie hängen maßgeblich von dem hergestellten<br />

Produkt, dem Reinigungsmittel, dem Reinigungsverfahren und davon ab,<br />

wie gründlich und oft eine Reinigung durchgeführt wird. Deshalb sind pauschale<br />

Aussagen und Verallgemeinerungen hinsichtlich der Reinigungskosten nicht auszusprechen,<br />

sondern gezielt für jede Situation einzeln zu eruieren.


5 Versuchsergebnisse und Diskussion 51<br />

5 VERSUCHSERGEBNISSE UND DISKUSSION<br />

5.1 Vergleich der Sensoreinbauten<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wurden zwei unterschiedliche Einbauvarianten von Sen-<br />

soren in Rohrleitungssysteme untersucht. Zum einen die Montage des Sensors in<br />

einem T-Stück mit Totraum (vgl. Abb. 33 links), sowie die nach <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong><br />

Kriterien gestaltete Sensoranbindung durch ein Kugelgehäuse ohne Totraum (sie-<br />

he Abb. 33 rechts).<br />

Abb. 33: links: Totraum durch herkömmliche Anbindung,<br />

rechts: produktbündige Anbindung mit VARINLINE-Gehäuse [40]<br />

Ist ein T-Stück mit dem Totende nach unten montiert, verhindert dies die<br />

Selbstentleerbarkeit der Anlage. Wird der Totraum nach oben zeigend installiert,<br />

kann sich ein Gassack ausbilden, der den Kontakt von Reinigungs- oder Desinfek-<br />

tionsflüssigkeiten mit den Produktresten oder Schmutz verhindert. Diese beiden<br />

Nachteile entfallen bei der horizontalen Montage des T-Stücks, allerdings bleibt<br />

der Totraum weiterhin die hygienische Problemstelle. Im Versuchsaufbau wurden<br />

alle T-Stücke horizontal liegend montiert.


5 Versuchsergebnisse und Diskussion 52<br />

Die verwendeten T-Stücke besitzen Totenden der Länge eines Rohrdurchmessers<br />

(1d) bis hin zum vierfachen Rohrdurchmesser (4d). Abb. 34 zeigt die ermittelten,<br />

mittleren Reinigungszeiten, sowie das 95%-Konfidenzintervall der Messwerte.<br />

Zeit [s]<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Rohr<br />

Reinigungszeiten von T-Stücken<br />

1d<br />

2d<br />

Länge des Totraumes<br />

Abb. 34: Reinigungszeiten von T-Stücken mit verschieden langen Totenden<br />

In Abb. 34 ist deutlich zu erkennen, dass sich die T-förmigen Rohrstücke aufgrund<br />

ihrer unterschiedlich langen Totenden auf einem Vertrauensniveau von 95% signi-<br />

fikant voneinander in ihrer Reinigungszeit unterscheiden, da sich die Konfidenzintervalle<br />

nicht überschneiden. Dabei nimmt die benötigte Reinigungszeit mit zunehmender<br />

Totraumlänge zu. Die Reinigungsdauer eines doppelt so tiefen<br />

Totraumes dauert tendenziell mehr als doppelt so lange. Die mittleren Reinigungszeiten<br />

betragen bei 1d-T-Stücken ca. 18 s, bei 2d etwa 43 s und bei 4d ca.<br />

73 s. Dies zeigt, dass durch Verwendung möglichst kurzer T-Stücke (1d) die Reinigungsdauer<br />

kurz gehalten werden kann, wohingegen beim Einsatz eines 4d-<br />

Stückes mit einer bis zu 4,5-fachen Dauer gerechnet werden muss. Der Einsatz<br />

eines solchen Bauteils würde auch die Kosten der CIP-Reinigung erhöhen, da ein<br />

Vielfaches an Wasser, Reinigungsmittel, Zeit und Energie aufgewendet werden<br />

muss, um ein Bauteil mit dieser hygienischen Schwachstelle zu reinigen. Die Konfidenzintervalle<br />

sind tendenziell bei einfacher (1d) und zweifacher (2d) Totraumlänge,<br />

sowie bei dem Referenzrohr ähnlich groß. Nur bei dem 4d T-Stück ist das<br />

Konfidenzintervall deutlich größer. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass mit zunehmender<br />

Komplexität des Bauteils eine Reinigung nicht mehr exakt reproduzierbar<br />

abläuft.<br />

4d


5 Versuchsergebnisse und Diskussion 53<br />

Die Reinigungsdauer für ein T-Formstück mit einem Totraum des einfachen Rohr-<br />

durchmessers (ca. 18 s) ist allerdings etwas geringer als die des Referenzrohres<br />

mit 28 s. Aufgrund der scharfen Kante zwischen Rohrwand und dem ange-<br />

schweißten Totraum entsteht bei der Durchströmung mit Reinigungsfluid eine<br />

starke Umlenkung der Strömung, wodurch lokal größere Verwirbelungen resultie-<br />

ren, die eine verbesserte Abreinigung in diesem Bereich bewirken. Untersuchun-<br />

gen von Kessler [26] zeigen, dass die 90°-Kante sehr gut angeströmt wird und<br />

einen annähernd gleichen Temperaturverlauf zeigt wie die Hauptströmung im ge-<br />

raden Rohrteil, wenn die Temperatur des Fluids schlagartig geändert wird. Auf-<br />

grund der Analogie des Wärmetransports zum Stofftransport herrschen lokal im<br />

kurzen Totraum ähnliche Stoffübergangsraten wie in der Hauptströmung. Die zu-<br />

sätzliche, starke Wirbelbildung und daher verstärkter Transport des Schmutzes in<br />

die Hauptströmung könnte dafür verantwortlich sein, dass die Reinigungszeiten<br />

der T-Stücke mit einem 1d-Totende kürzer sind als die der Referenzrohre (vgl.<br />

Abb. 34).<br />

In dieser Arbeit wurden nicht nur die Reinigungszeiten bestimmt, die ein Bauteil<br />

benötigt, um komplett gereinigt zu werden, sondern auch der zeitliche Verlauf des<br />

Abreinigungsverhaltens aufgezeichnet. Abb. 35 zeigt eine Summenverteilung, die<br />

gegen die Zeit aufgetragen ist. Darin steht der Ordinatenwert 0 für den Anfang der<br />

Reinigung und der Wert 1 für das Ende der Reinigung. Die Konfidenzintervalle<br />

sind als Band mit einem 95%-Niveau aufgetragen.


5 Versuchsergebnisse und Diskussion 54<br />

Abreinigungsgrad [-]<br />

1<br />

0<br />

0.8<br />

o_rohre<br />

u_rohre<br />

o_1d<br />

0.6<br />

u_1d<br />

o_2d<br />

u_2d<br />

o_4d 0.4<br />

u_4d<br />

0.2<br />

zeitliches Reinigungsverhalten<br />

0<br />

0 10 20 30 40<br />

0 x_0_1<br />

Zeit [s]<br />

Abb. 35: Zeitlicher Reinigungsverlauf der T-Stücke mit 95%-Konfidenzintervall<br />

max( x_0_1)<br />

Deutlich sind die Unterschiede in der Gesamtdauer der Reinigung, sowie in der<br />

Steigung der Kurvenverläufe zu erkennen. Das Referenzrohr (grüner Bereich) und<br />

das 1d-T-Stück (rot) weisen eine ähnliche Steigung bis ca. 80% Abreinigung auf,<br />

ehe sie abflachen und sich der Reinigungsrate von 100% annähern. Da sich ihre<br />

Konfidenzintervalle überschneiden, kann kein signifikanter Reinigungsunterschied<br />

im zeitlichen Verlauf festgestellt werden. Anders hingegen verhalten sich 2d (blau)<br />

und 4d (rosa) T-Stücke. Ihre Kurven weisen einen deutlich flacheren Verlauf auf,<br />

knicken bereits bei 60% der Reinigung ab und nähern sich sichtbar langsamer<br />

dem Reinigungsende. Das ist begründet durch das längere Totende und der dort<br />

wesentlich reduzierten Strömungsgeschwindigkeit. Diese betragen im vorliegenden<br />

Strömungsfall I nach Graßhoff [20] nur noch 13% (1d), 8% (2d) und 2% (4d)<br />

der Hauptströmungsgeschwindigkeit. Dadurch wird die mechanische Wirkkomponente<br />

der Reinigung deutlich reduziert und die Diffusion übernimmt die Hauptaufgabe<br />

des Transports des Reinigungsmittels zum Schmutz und vom abgelösten<br />

Schmutz in den Hauptstrom. Da die Diffusion deutlich langsamer abläuft als der<br />

Stoffaustausch bei turbulenten Strömungsverhältnissen im Hauptrohr, knickt der<br />

zeitliche Reinigungsverlauf mit zunehmender Totraumtiefe eher ab und verläuft<br />

danach deutlich langsamer als die anfängliche Abreinigung des Schmutzes in der<br />

Hauptströmung.


5 Versuchsergebnisse und Diskussion 55<br />

Kessler [26] zeigte mit seiner Untersuchung des Temperaturverlaufs im Totende<br />

eines T-Stücks mit einer Tiefe des 2,6-fachem Durchmessers bei Beaufschlagung<br />

mit einem heißeren Fluid einen deutlich langsameren Temperaturausgleich am<br />

Ende des Totraums. Selbst nach 16 Minuten betrug die Temperaturdifferenz zwischen<br />

der Hauptströmung und dem am weitesten entfernten Punkt im Totraum<br />

noch ca. 20 °C (vgl. Abb. 6 auf Seite 16). Dies zeigt, wie gering die Konvektion in<br />

dieser Tiefe ist und lässt erahnen, wie lange es dauert, bis dort die gleichen Temperaturen<br />

erreicht werden, wie sie in der Hauptströmung herrschen. Diese Ergebnisse<br />

stimmen mit den in dieser Arbeit ermittelten Tendenzen der Reinigungszeit,<br />

sowie den Ergebnissen von Graßhoff [20] überein.<br />

Eine wichtige Erkenntnis lässt sich aus Abb. 36 gewinnen, welche die durchschnittliche<br />

Reinigungszeit von T-Stück-Kombinationen miteinander vergleicht.<br />

Zeit [s]<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

4d<br />

Reinigungszeiten<br />

4d2d<br />

Bauteile<br />

4d2d1d<br />

Abb. 36: Reinigungszeiten der T-Stück-Kombinationen<br />

4d2d 2xNA<br />

Gezeigt sind Kombinationen aus T-Stücken mit einer Totraumlänge des vier- und<br />

zweifachen Rohrdurchmessers (4d2d) sowie einer Dreierkombination (4d2d1d)<br />

und einer Kombination mit zweifach nicht angeströmten Totenden der Länge 4d<br />

und 2d (vgl. Strömungsfall III in Abb. 10 auf S. 21) mit der Bezeichnung 4d2d<br />

2xNA. Alle 95%-Konfidenzintervalle dieser Bauteile überschneiden sich und zeigen<br />

keine signifikant unterschiedliche Reinigbarkeit auf. Das stützt die allgemeine<br />

Annahme in der Industrie, dass eine CIP-Reinigung auf das am schwersten zu


5 Versuchsergebnisse und Diskussion 56<br />

reinigende Bauteil abzustimmen ist. Es macht keinen signifikanten Unterschied in<br />

der Reinigungszeit, ob das 4d Bauteil alleine oder in Kombination mit anderen To-<br />

tendenlängen verbaut wird. Lediglich der Strömungsfall III, bei dem die Haupt-<br />

strömung um 90° abknickt und das Totende nicht angeströmt wird (vgl. Abb. 10<br />

auf S. 21), weist einen größeren 95% Vertrauensbereich auf, der aber die anderen<br />

Konfidenzintervalle mit einschließt, sodass sich kein signifikanter Unterschied er-<br />

gibt. Dies deckt sich mit den Ergebnissen von Graßhoff [20], der herausfand, dass<br />

die Strömungsgeschwindigkeiten in T-Stücken im Strömungsfall I und III (vgl. Abb.<br />

10 auf S. 21) ähnlich sind. Diese Werte sind in Tabelle 6 (auf S. 23) zusammenge-<br />

fasst. So betragen die Strömungsgeschwindigkeiten bei diesen Totraumtiefen ähn-<br />

lich geringe relative Werte im Vergleich zur schnellen Hauptströmung im geraden<br />

Rohrbereich.<br />

Abb. 37: Totenden bei der Sensoranbindung [17]<br />

a) Produktraum, b) Totraum, c) Sensor<br />

Die Einbindung von Sensoren via T-Stück (siehe Abb. 37) verursacht einen<br />

Totraum, der ein hygienisches Risiko darstellt und schwer zu reinigen ist. Dage-<br />

gen stellt die Anbindung von Messsystemen z.B. durch ein VARINLINE-<br />

Kugelgehäuse der Firma GEA Tuchenhagen keine Totbereiche auf (siehe Abb. 33<br />

auf S. 51). In dieser Konstruktion ist das Rohrstück an einer Stelle kugelförmig<br />

ausgeformt und an zwei gegenüberliegenden Seiten bündig zum Rohrdurchmesser<br />

abgeflacht. So entstehen zwei kreisrunde Anbindungsmöglichkeiten, die sich<br />

genau im Abstand des Rohrdurchmessers gegenüber liegen. Dies hat zudem den<br />

Vorteil, dass durch ein einziges VARINLINE-Gehäuse zwei Sensoren ins Rohrlei-


5 Versuchsergebnisse und Diskussion 57<br />

tungssystem integriert werden können. Diese werden mit einer Klemmverbindung<br />

und einer produktbündig liegenden Dichtung in den Produktstrom eingebettet.<br />

Durch diese hygienegerechte Einbindungsform von Sensoren ist z.B. auch das<br />

optische Messsystem der Firma Thonhauser in den Reinigungsversuch eingebracht<br />

(vgl. Abb. 24 auf S. 39).<br />

Werden die mittleren Reinigungszeiten von T-Stücken und Kugel-Gehäuse (mit<br />

montierten Deckelgläsern) gleicher nominaler Durchmesser verglichen, so ergibt<br />

sich die Abb. 38.<br />

Zeit [s]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

VARINLINE<br />

Reinigungszeiten mit 95%<br />

Konfidenzintervall<br />

2d<br />

4d<br />

Bauteile<br />

Abb. 38: Reinigungszeiten der Sensoreinbauten<br />

Die Konfidenzintervalle der Messergebnisse des VARINLINE-Gehäuses über-<br />

schneiden sich mit denen der Referenzrohre und können deswegen nicht signifi-<br />

kant voneinander unterscheiden werden. Dieses Gehäuse mit einem sogenannten<br />

Varivent-Anschluss lässt sich ähnlich gut reinigen wie ein gerades Rohrstück.<br />

Durch die Konstruktion des Kugelgehäuses entstehen keine scharfen Kanten, die<br />

Strömungsschatten hervorrufen könnten und es birgt zudem keinen Strö-<br />

mungstotraum wie z.B. ein T-Stück. Allerdings entsteht konstruktionsbedingt durch<br />

die Erweiterung des Rohrdurchmessers eine Verringerung der Strömung und da-<br />

durch ein etwas schlechter zu reinigender Bereich im Gegensatz zum geraden<br />

Rohr


5 Versuchsergebnisse und Diskussion 58<br />

Rohr. In Abb. 38 wird aber deutlich, dass sich die Reinigungszeiten des VARINLI-<br />

NE-Gehäuses von denen der T-Stücke mit einer Länge des zwei- und vierfachen<br />

Rohrdurchmessers signifikant voneinander unterscheiden. So betragen die Mittelwerte<br />

der Reinigungszeiten für das VARINLINE-Gehäuse 32 s und für die 2d-,<br />

bzw. 4d-T-Stücke ca. 43 s und 73 s. Das entspricht einer um 34% bzw. um 128%<br />

längeren Reinigungszeit als beim Kugelgehäuse.<br />

Der zeitliche Verlauf der Reinigung dieser Sensoreinbauten stellt sich in Abb. 39<br />

dar. Darin sind die Kurvenverläufe des VARINLINE-Gehäuses (blau gestrichelt),<br />

des 2d- (grün) und des 4d-T-Stück (rot) gezeigt.<br />

Abreinigungsgrad [-]<br />

o_2d<br />

u_2d<br />

o_4d<br />

u_4d<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

o_Varivent<br />

0.4<br />

u_Varivent<br />

0<br />

0.2<br />

zeitliches Reinigungsverhalten<br />

0<br />

0 10 20 30 40<br />

0 Zeit<br />

Zeit [s]<br />

max( Zeit)<br />

Abb. 39: Zeitlicher Reinigungsverlauf der Sensoreinbauten mit 95%-Konfidenzintervall<br />

Aus Abb. 39 wird ersichtlich, dass der Einbau z.B. von Temperatursensoren in T-<br />

Stücke mit einem Totende des vierfachen Rohrdurchmessers einen flacheren Verlauf<br />

des Konfidenzintervallbandes verursacht, als eine Montage an einem Kugel-<br />

Gehäuse. Dessen Kurvenverlauf ist deutlich steiler, d.h. mehr Schmutz wird in<br />

kürzerer Zeit abgereinigt. Die Steigung des 95%-Vertrauensbereichs ist bis zu ca.<br />

90% der Abreinigung konstant und flacht erst danach zum endgültigen Ende der<br />

Reinigung ab. Diese letzten Schmutzreste sind in der kugelförmigen Ausweitung<br />

des Gehäuses zu erwarten und auf Grund der sich ändernden Strömungsverhält-


5 Versuchsergebnisse und Diskussion 59<br />

nisse nicht genauso schnell abreinigbar wie im geraden Rohr. Das Konfidenzband<br />

des T-Stücks mit dem 2d-Totende verläuft nur bis etwa 60% der Reinigung mit<br />

konstanter Steigung und einem konstanten Schmutzabtrag, knickt danach jedoch<br />

deutlich ab. Dieses Abknicken des Kurvenverlaufs rührt von der Geometrie des<br />

Bauteils her. Der erste Teil der Kurve mit konstanter Steigung beschreibt den kon-<br />

stanten Stoffübergang der Verschmutzung in die Reinigungslösung im geraden<br />

Rohrstück. Dieser Schmutzabtrag verläuft konstant mit abnehmender Filmdicke<br />

der Verschmutzungsmatrix. Die Ergebnisse von Hofmann [24] zeigen bei einer<br />

Strömungsgeschwindigkeit von 0,5 m/s, Rohrdurchmessern von 25 mm und einer<br />

ähnlichen Viskosität des Fluids und daraus resultierenden gleichen Strömungsbedingungen<br />

(Re = 10000), dass bei geraden Rohren nach kurzer Zeit ein Bereich<br />

mit konstanter, maximaler Abreinigungsrate auftritt. Ist der Film vollständig von der<br />

Innenoberfläche im Bereich der Hauptströmung abgelöst, so ändert sich die mit<br />

Schmutz belegte Innenoberfläche in einem T-Stück (vgl. Abb. 40) und der Massenstrom<br />

m� der Verschmutzungsmatrix in die Reinigungsflüssigkeit sinkt.<br />

Abb. 40: Änderung des Stoffübergangs während der Reinigung eines Rohrs mit Totraum [24]<br />

Der Stoffübergang ist somit bei kompliziert konstruierten Bauteilen geringer als z.B.<br />

im geraden Rohr oder in strömungstechnisch günstig gestalteten Bauteilen (z.B.<br />

ein Kugelgehäuse). Deswegen ist für die Anbindung von Sensoren in das Rohrleitungssystem<br />

eine Variante vorzuziehen, die sich leicht reinigen lässt. T-Stücke mit<br />

einer Totraumtiefe von bis zu maximal zweifachen Rohrdurchmesser lassen sich<br />

noch akzeptabel reinigen, wohingegen T-Stücke mit noch längeren Toträumen (4d)<br />

sehr viel schlechter zu reinigen sind. Die Reinigung dauert bei langen Toträumen<br />

(4d) mehr als doppelt so lange als beim Kugel-Gehäuse (vgl. Abb. 38 auf S. 57),<br />

welches deswegen als hygienische Variante der Anbindung von Sensoren vorzuziehen<br />

ist.


5 Versuchsergebnisse und Diskussion 60<br />

5.2 Vergleich der Ventilschaltungen<br />

Ventile erfüllen in Produktionsstätten zahlreiche Funktionen. Sie sperren und öffnen<br />

Wege, verhindern das Vermischen unterschiedlicher Produkte oder Flüssigkeiten<br />

an Ventilknoten und steuern den Wechsel zwischen Produkten und z.B.<br />

dem Reinigungsfluid. Um in der Lebensmittelproduktion Produktströme in geschlossenen<br />

Rohrleitungssystemen zu lenken, werden Ventilschaltungen eingesetzt.<br />

Diese können ein hygienisches Risiko für das Produkt und letztlich für den<br />

Konsumenten darstellen, falls sie Toträume oder Spalte aufweisen.<br />

<strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> stellt hohe Anforderungen an Ventile. Damit ein Bauteil von der<br />

EHEDG ein Zertifikat erhält, muss z.B. die Reinigbarkeit nach EHEDG-<br />

Testmethoden überprüft und nachgewiesen, die Anforderungen an Material, Oberflächengüte<br />

und Entleerbarkeit entsprochen werden und vor allem darf die Geometrie<br />

des Ventils kein hygienisches Risiko darstellen [16].<br />

Damit ein Produktstrom mit Klappenventilen in unterschiedliche Wege gelenkt<br />

werden kann, sind an einer Rohrgabelung zwei Klappenventile nötig. Aufgrund der<br />

Bedienung dieser Klappen (von Hand oder pneumatisch) muss über dem Ventil<br />

Platz für diese Steuerung vorhanden sein. Dies verhindert die direkte Nähe der<br />

beiden Klappenventile und verursacht einen Totraum beim geschlossenen Ventil<br />

(vgl. Abb. 41 links). Diese Anordnungen sind in der Industrie oftmals bis zu einer<br />

Länge des zwei- oder vierfachen Rohrdurchmessers anzutreffen.<br />

Abb. 41: links: Klappenventilschaltung mit einer Totraumlänge des 2,5-fachen Durchmessers,<br />

rechts: 3-Wege-Ventil [17]<br />

a) Produktraum, b) Klappenventil, c) Totraum


5 Versuchsergebnisse und Diskussion 61<br />

Zur Vermeidung der räumlichen Behinderung der beiden Ventilsteuerungen wur-<br />

den 3-Wege-Ventile entwickelt, die durch eine einzige pneumatische Steuerung<br />

angetrieben werden (siehe Abb. 41 rechts). Die räumlich sehr eng liegenden Ven-<br />

tile werden durch ein Einsitz-Umschaltventil realisiert, welches zwei Ventilteller an<br />

einer Ventilstange aufweist. Dadurch ist es möglich die Abzweigung im Rohrlei-<br />

tungssystem ohne Toträume zu realisieren.<br />

Folglich entspricht eine Klappenventilanordnung, wie sie in Abb. 41 gezeigt ist,<br />

einem T-Stück mit einem rechtwinklig angeordneten Totraum (vgl. Abb. 10, Fall I)<br />

des ca. 2,6-fachen Rohrdurchmessers. In dieser Arbeit wurden stellvertretend für<br />

die Klappenventilkonstruktion T-Stücke mit einer Totraumlänge des zwei- und vier-<br />

fachen Rohrdurchmessers untersucht.<br />

Zeit [s]<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

3-Wege-Ventil<br />

Reinigungszeiten mit 95% Konfidenzintervall<br />

2d<br />

Bauteile<br />

Abb. 42: Reinigungszeiten der Ventilschaltungen<br />

Abb. 42 zeigt, dass die hygienische Ventilschaltung mittels Einsitz-Umschaltventil<br />

(ca. 37 s) tendenziell schneller zu reinigen ist als das 2d-T-Stück (ca. 43 s), obwohl<br />

sich ihre Konfidenzintervalle knapp überschneiden. Deutliche Vorteile erweisen<br />

sich allerdings im Vergleich zu einem 4d-Stück. In diesem Fall ist die durchschnittliche<br />

Reinigungszeit von ca. 73 s doppelt so lang. Das Konfidenzintervall<br />

des T-Stücks mit dem längsten Totende (4d) ist wesentlich größer als bei dem<br />

kürzeren T-Stück und dem 3-Wege-Ventil. Das deutet auf eine nicht exakt reproduzierbar<br />

durchführbare Reinigung von solch langen Totenden hin. Aufgrund der<br />

4d


5 Versuchsergebnisse und Diskussion 62<br />

Komplexität des Umschaltventil und der doppelten Umlenkung des Hauptstromes<br />

um 90° fällt der Unterschied in der Reinigungszeit zu dem kurzen T-Stück nur rela-<br />

tiv gering aus, obwohl diese Konstruktion kein Totende aufweist.<br />

Abb. 43 zeigt den zeitlichen Reinigungsverlauf der verschiedenen Ventilschaltun-<br />

gen.<br />

Abreinigungsgrad [-]<br />

1<br />

o_3_Wege<br />

0.8<br />

u_3_Wege<br />

0.6<br />

o_2d<br />

u_2d<br />

o_4d<br />

0.4<br />

u_4d<br />

0<br />

0.2<br />

zeitliches Reinigungsverhalten<br />

0<br />

0 10 20 30 40<br />

0 Zeit<br />

Zeit [s]<br />

max( Zeit)<br />

Abb. 43: Zeitlicher Reinigungsverlauf der Ventilschaltungen mit 95%-Konfidenzintervall<br />

Wie bereits bei den Sensoreinbauten diskutiert, sind die beiden T-Stücke mit doppeltem<br />

(rot), bzw. vierfachem Totende (blau gestrichelt) signifikant unterschiedlich<br />

zu reinigen, da sich ihre 95%-Konfidenzintervalle sowohl bei Betrachtung der absoluten<br />

Reinigungszeit, als auch im zeitlichen Reinigungsverlauf nicht überschneiden.<br />

Die Reinigbarkeit einer mittels 2d-T-Stück realisierten Ventilschaltung (vgl.<br />

Abb. 41 links) ist zeitlich betrachtet besser, da in kürzerer Zeit mehr Verschmutzung<br />

abgereinigt werden kann als bei der Schaltung mit einem Totraum des 4fachen<br />

Rohrdurchmessers. Die von der EHEDG empfohlene Variante mit einem<br />

Einsitz-Umschaltventil (siehe Abb. 41 rechts) weist zwar tendenziell eine etwas<br />

kürzere Reinigungszeit auf als die Ventilschaltung mittels T-Stücke, verläuft zeitlich<br />

allerdings anders. Zu Beginn der Reinigung wird in etwa so viel Schmutz abgereinigt<br />

wie bei den alternativen Ventilschaltungen, da sich die Konfidenzintervalle<br />

bis ca. 15 s nach Reinigungsbeginn noch überschneiden. Im weiteren Verlauf


5 Versuchsergebnisse und Diskussion 63<br />

wird jedoch mehr Schmutz pro Zeit abgelöst als beim T-Stück mit 4d-Totende.<br />

Dies liegt daran, dass die gesamte, verschmutzte Innenoberfläche des 3-Wege-<br />

Ventils direkt in der Hauptströmung liegt. In den ersten Sekunden der Reinigung<br />

liegen sowohl bei den T-Stücken, als auch im 3-Wege-Ventil ein genügend dicker<br />

Verschmutzungsfilm vor, der vom Reinigungsfluid im Hauptstrom leicht und<br />

schnell abgetragen werden kann. Der konstante Massenabtrag ist jedoch beim 3-<br />

Wege-Ventil ohne Toträume am längsten. Dieser dauert bis ca. 80% einer abgeschlossenen<br />

Reinigung und schwächt sich danach gegen Ende der Reinigung nur<br />

leicht ab. Bei den T-Stücken erfolgt dieses Abknicken des Massenstroms bereits<br />

bei ca. 70% (2d) und bei ca. 60% (4d). Dies zeigt, dass im 3-Wege-Ventil aufgrund<br />

der fehlenden hygienischen Problemzonen ein größerer Schmutzanteil während<br />

des konstanten Massenabtrags abgereinigt werden kann als in Ventilschaltungen<br />

mit 2d- und 4d-Totenden. In diesen Totenden ist nach Graßhoff die Konvektion<br />

drastisch eingeschränkt [20] und somit auch die Reinigung in diesen Bereich. Dort<br />

herrscht vor allem Diffusion des Reinigungsmittels zum Schmutz und der abgelösten<br />

Verschmutzung zurück in den Hauptstrom des Reinigungsfluids vor. Diese ist<br />

bekanntlich deutlich langsamer [24] und verursacht das Abknicken des Reinigungsverlaufs<br />

bei T-Stücken.<br />

5.3 Vergleich von funktionellen Bauteilkombinationen<br />

Die in der Literatur [3] und bei Vorträgen gerne verwendete Gegenüberstellung<br />

von schlechtem (vgl. Abb. 44) und gutem <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> in Rohrleitungssystemen<br />

(vgl. Abb. 45) ist bisweilen ohne die Betrachtung der effektiven Einsparpotentiale<br />

angestellt worden.<br />

Abb. 44: Durch T-Stücke verursachte Toträume in Rohrleitungssystemen [3]


5 Versuchsergebnisse und Diskussion 64<br />

Die beiden funktionell gleichartigen Konstruktionen in Abb. 44 und Abb. 45 erfüllen<br />

die gleichen Aufgaben, unterscheiden sich aber hinsichtlich hygienischer Prob-<br />

lemzonen in Abb. 44, in denen sich Produktreste ansammeln können und schwer<br />

zu reinigen und zu desinfizieren sind. Sie stellen deshalb ein hohes Kontaminati-<br />

onsrisikio für das Produkt und letztendlich für den Verbraucher dar.<br />

Abb. 45: Rohrleitungssystem nach <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Richtlinien [3]<br />

Um den Vorteil einer nach <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Richtlinien konstruierten Baugruppe<br />

gegenüber einer Kombination aus hygienisch bedenklichen Bauteilen zu ermitteln,<br />

wurden im Rahmen der vorliegenden Arbeit zwei entsprechende Varianten im Lebensmitteltechnikum<br />

montiert und den Reinigungsversuchen unterworfen. Die beiden<br />

Abbildungen dieser Gruppen (Abb. 20 und Abb. 21) befinden sich auf den Seiten<br />

33.<br />

Zeit [s]<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Reinigungszeiten mit 95% Konfidenzintervall<br />

Gruppe HD<br />

Bauteile<br />

Gruppe BD<br />

Abb. 46: Reinigungszeiten zweier funktionell gleicher Baugruppen nach <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong><br />

(links) und mit problematischen Hygienerisiken (rechts)


5 Versuchsergebnisse und Diskussion 65<br />

In Abb. 46 wird eine durchschnittliche Reinigungszeit der Baugruppe nach Hygie-<br />

nic <strong>Design</strong> Kriterien von ca. 56 s erreicht. Dem gegenüber steht die um mehr als<br />

4-mal längere Reinigungszeit für die Baugruppe mit T-Stücken und den daraus<br />

resultierenden Totenden (236 s). Dies entspricht einer 76% geringeren Reini-<br />

gungsdauer des <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong>-Bauteils.<br />

Wird der zeitliche Reinigungsverlauf in Abb. 47 betrachtet, so wird ersichtlich, dass<br />

aufgrund des wesentlich steileren Kurvenverlaufs der hygienischen Bauteilgruppe<br />

(rot) ein höherer Stofftransport von der verschmutzten Innenoberfläche ins Reinigungsfluid<br />

herrschen muss. Dieser konstante Massenstrom hält bis fast 90% des<br />

Reinigungsverlaufs an und flacht nur sehr leicht zum Ende der Reinigung ab. Anders<br />

dagegen der Verlauf der Reinigung der Bauteilgruppe mit Hygienerisiko<br />

(grün). Hier ist die Phase des konstanten Masseabtrags der Verschmutzungsmatrix<br />

in die Reinigungslösung nur bis zu einem Abreinigungsgrad von 50% zu erkennen.<br />

Danach flacht der Verlauf deutlich ab und nur noch wenig Verschmutzung<br />

wird im Laufe der Zeit abgereinigt. Dies ist durch die extrem langsame Strömungsgeschwindigkeit<br />

[20] in den Totenden der T-Stutzen, sowie in dem direkt<br />

angeströmten Totende vor dem geschlossenen Ventil begründet, da dort die<br />

Stoffübertragung deutlich reduziert ist.<br />

Q3<br />

1<br />

0.8<br />

o_HD<br />

0.6<br />

u_HD<br />

o_BD<br />

u_BD<br />

0.4<br />

0<br />

0.2<br />

Funktioneller Bauteilvergleich<br />

0<br />

0 100 200<br />

0 x_0_1<br />

max( x_0_1)<br />

Zeit [s]<br />

Abb. 47: zeitlicher Verlauf der Reinigung der beiden funktionell gleichartigen Baugruppen


5 Versuchsergebnisse und Diskussion 66<br />

Wird ein vier mal so langer Zeitbedarf für die Reinigung angenommen, so bedeu-<br />

tet das für den Lebensmittel- oder Pharmaproduzenten, bei verloren gefahrener<br />

CIP-Reinigung, einen vierfach höheren Aufwand für Wasser, Energie, Reinigungsmittel,<br />

Abwasser und Produktionsausfall.<br />

5.4 Vergleich von Pumpen<br />

Verglichen werden zwei Kreiselpumpen der Firma Hilge aus Bodenheim. Eine einstufige<br />

Pumpe des Typs Durietta 0/1 und eine dreistufige Ausführung des Typs<br />

Contra-I/3. Beide Pumpen wurden in den Reinigungsstand integriert und ähnlich<br />

wie die anderen Bauteile auf ihre Reinigbarkeit getestet. Der einzige Unterschied<br />

besteht darin, dass zu Beginn des Versuchs die Reinigungsflüssigkeit allein durch<br />

den hydrostatischen Druck vom Reinigungstank in das zu testende Bauteil gedrückt<br />

wird und unmittelbar nach seiner Flutung die Pumpe in Betrieb genommen<br />

wird. Dieses Vorgehen dient als Schutz vor dem Trockenlaufen der Gleitringdichtung,<br />

was einem Defekt der Pumpe nach sich ziehen würde. Die Frequenz, und<br />

damit die Drehzahl der Pumpe wurde im Vorfeld so eingestellt, dass sich eine<br />

Strömungsgeschwindigkeit von 0,5 m/s in der DN 25 Rohrleitungssystem einstellt,<br />

die ebenfalls für alle anderen Reinigungsversuche verwendet wird.<br />

Wie in Abb. 48 zu erkennen ist, unterscheiden sich die mittleren Reinigungszeiten<br />

der einstufigen Kreiselpumpe (31 s) und der dreistufigen Kreiselpumpe (56 s)<br />

deutlich, allerdings sind die Konfidenzintervalle sehr groß und überschneiden sich.<br />

Dies kann auf die komplexe Bauweise, der Strömungsschatten und der deswegen<br />

kaum reproduzierbar ablaufenden Reinigung zurückzuführen sein. Beide Pumpen<br />

unterscheiden sich in ihrer Reinigungsdauer nicht signifikant voneinander.


5 Versuchsergebnisse und Diskussion 67<br />

Zeit [s]<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Reinigungszeiten mit 95%<br />

Konfidenzintervall<br />

einstufig<br />

Bauteile<br />

dreistufig<br />

Abb. 48: Reinigungszeiten zweier Kreiselpumpen (ein- und dreistufig)<br />

Die beiden Pumpen decken unterschiedliche Einsatzgebiete ab und weisen unter-<br />

schiedliche Geometrien auf. Die einstufige Kreiselpumpe besitzt nur ein Laufrad,<br />

die dreistufige Pumpe hingegen hat drei hintereinander in Reihe geschaltete Lauf-<br />

räder und kann dadurch einen höheren Förderdruck als eine ähnlich aufgebaute<br />

Pumpe mit nur einem Laufrad erreichen. Da die Laufräder jeweils das zu pumpende<br />

Fluid von innen nach außen fördern, besteht die Notwendigkeit der vielfachen<br />

Strömungsumlenkung. Wie Abb. 49 zeigt, verläuft die Abreinigungskurve der einstufigen<br />

Kreiselpumpe etwas steiler und die Verschmutzungsmatrix wird mit annähernd<br />

konstantem Massenabtrag bis zum Ende der Reinigung entfernt. Dies liegt<br />

zum einen im Vergleich zur größeren, dreistufigen Pumpe an der deutlich einfacheren<br />

Konstruktion und der relativ einfachen Umlenkung der Hauptströmung. Bei<br />

der dreistufigen Kreiselpumpe verläuft die zeitliche Abreinigung etwas flacher, d.h.<br />

weniger Masse wird pro Zeiteinheit abgetragen. Dies erfolgt ähnlich wie bei der<br />

kleineren Kreiselpumpe mit konstantem Massenabtrag bis ca. 80% der Reinigung.<br />

Ab dann knickt der Kurvenverlauf ab und nähert sich dem Ende der Reinigung<br />

asymptotisch an. Dies deutet darauf hin, dass die Pumpe in einem nicht optimalen<br />

Teillastbetrieb arbeitet, deswegen die Wandschubspannungen geringer sind und<br />

Rückströmungen im Inneren der Kreiselpumpe entstehen. Dadurch bewegt sich<br />

ein gewisser Anteil des zu pumpenden Fluids im Kreis, es entstehen strömungsärmere<br />

Bereiche in der Nähe der Gleitringdichtung und die Abreinigung ist dort<br />

schlechter.


5 Versuchsergebnisse und Diskussion 68<br />

Abreinigungsgrad [-]<br />

1<br />

0.8<br />

o_Pumpe_1st<br />

0.6<br />

u_Pumpe_1st<br />

o_Pumpe_3st<br />

u_Pumpe_3st<br />

0.4<br />

0<br />

0.2<br />

zeitliches Reinigungsverhalten<br />

0<br />

0 10 20 30 40<br />

0 Zeit<br />

max( Zeit)<br />

Zeit [s]<br />

Abb. 49: Zeitlicher Reinigungsverlauf zweier Pumpensysteme<br />

Im Lebensmitteltechnikum der TU München in <strong>Weihenstephan</strong> standen nur diese<br />

beiden Pumpentypen zur Untersuchung ihrer Reinigbarkeit zur Verfügung. Aufgrund<br />

der unterschiedlichen Konstruktion und ihrem unterschiedlichen Einsatzzweck<br />

kann keine Aussage getroffen werden, welche der beiden Pumpen eine<br />

bessere Reinigbarkeit aufweist. Sicherlich haben einfache Konstruktionen Vorteile<br />

bei der Abreinigung, da hier weniger Kanten und Strömungswiderstände im Bauteil<br />

existieren. Trotz ihrer Komplexität besitzen beide Kreiselpumpen im Vergleich<br />

zu einfachen T-Stück Konstruktionen (vgl. Abb. 50) eine ähnlich lange Reinigungsdauer.<br />

Allerdings herrschen durch die hohen Scherkräfte im Inneren der<br />

Kreiselpumpen viel höhere Wandschubspannungen, die gewährleisten, dass eine<br />

hohe mechanische Abreinigung erreicht wird. Deswegen stellen Kreiselpumpen,<br />

wenn sie nach hygienischen Gesichtspunkten gefertigt wurden, im Allgemeinen<br />

kein Hygienerisiko dar und sind tendenziell sogar schneller zu reinigen als weniger<br />

komplexe T-Stücke mit langen Totenden.


5 Versuchsergebnisse und Diskussion 69<br />

Zeit [s]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Reinigungszeiten mit 95% Konfidenzintervall<br />

einstufig<br />

2d<br />

Bauteile<br />

dreistufig<br />

Abb. 50: Vergleich der Reinigungsdauer von Pumpen mit T-Stücken<br />

Aufgrund der nicht gegebenen Voraussetzung zum direkten Vergleich der beiden<br />

Pumpenkonstruktionen wird auf eine Berechnung des Einsparpotentials im Kapitel<br />

6 verzichtet.<br />

4d


6 Berechnung des Einsparpotentials 70<br />

6 BERECHNUNG DES EINSPARPOTENTIALS<br />

Aus den Reinigungsversuchen, die im Rahmen dieser Arbeit im Lebensmitteltechnikum<br />

der TU München in <strong>Weihenstephan</strong> durchgeführt wurden, resultieren absolute<br />

Reinigungszeiten, sowie zeitliche Verläufe der einzelnen Reinigungsversuche.<br />

Zeit ist hinsichtlich der Reinigungskosten der entscheidende Faktor, durch den bei<br />

verloren gefahrener CIP-Reinigung die anderen Kostenstellen berechnet werden<br />

können.<br />

Grundsätzlich werden in der CIP-Reinigung zwei verschiedene Arten der Durchführung<br />

unterschieden: eine Stapelreinigung mit Wiederverwendung der Reinigungslösung<br />

bzw. eine verlorene Reinigung mit Einleitung der Flüssigkeit ins Abwassersystem.<br />

Bis Ende der 50er Jahre wurde eine verlorene Reinigung genutzt,<br />

welche durch die hohen Preise für Chemikalien nach und nach zum Teil durch<br />

eine gestapelte Reinigung ersetzt wurde. Trotzdem wird heute immer noch in bestimmten<br />

Fällen eine verlorene Reinigung praktiziert. Bei der Wiederverwendung<br />

der Reinigungslösung muss die mit Schmutz beladene Lösung mit frischem Reinigungsmittel<br />

angeschärft werden, bis sie aufgrund zu hoher Schmutzfracht zu entsorgen<br />

ist [21].<br />

Die Kalkulation des Einsparpotentials ist bei verloren gefahrener CIP-Reinigung<br />

deutlich einfacher. Eine doppelt so lange Reinigungszeit bedeuten doppelt so hohe<br />

Betriebskosten für Wasser, Energie, Chemikalien und für die Abwasserentsorgung.<br />

Ebenso ist die Ausfallzeit doppelt so hoch, in der sonst produziert werden<br />

könnte. Andere Kostenarten (siehe Tabelle 7 auf S. 24), wie z.B. für die Sachbedarfskosten<br />

für die Installation technischer Hilfsmittel bleiben davon unberührt.<br />

Werden allerdings Stapelreinigungen betrachtet, hängt die Wiederverwendbarkeit<br />

des Reinigungsfluids stark von der verbleibenden Masse an Produkt in der Produktionsanlage<br />

ab. Die abgelöste Schmutzfracht pro Zirkulation ist abhängig von<br />

der Art des Schmutzes und dem zeitlichen Abstand der Reinigung zum Produktionsende.<br />

In die Kalkulation des Einsparpotentials müssen ebenso die Investitionskosten,<br />

insbesondere für <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Bauteile einfließen, da diese oftmals teuerer als<br />

herkömmliche Armaturen und Bauteile sind (vgl. Tabelle 8). Die angegebenen Be-


6 Berechnung des Einsparpotentials 71<br />

träge sind Orientierungshilfen und hängen sehr stark von den Abnahmezahlen,<br />

Konditionen des Bestellers beim Hersteller und weiteren, vielfältigen Faktoren ab.<br />

Tabelle 8: Marktpreise für die in den Reinigungsversuchen verwendeten Bauteile<br />

Bauteil Kosten<br />

T-Stück DN 25 mit 3 Clamp-Verbindungen aus Edelstahl 1.4404 ca. 90 €<br />

Temperatursensor für Montage in einem T-Stück ca. 200 €<br />

VARINLINE Gehäuse DN25, Material 1.4404 ca. 260 €<br />

Temperatursensor für Montage in einem Kugelgehäuse ca. 230 €<br />

Temperatursensor WIKA TR25 mit Triclamp Verbindungen nach DIN<br />

11864, CIP-fähig, zylindrische Innenoberfläche mit DN 25<br />

ca. 780 €<br />

Einsitz-Umschaltventil mit DIN 11864 Verschraubung ca. 1000 €<br />

2 Scheibenventile incl. T-Stück, Antrieb und Verschweißen ca. 1450 €<br />

6.1 Einsparpotential durch hygienische Sensoreinbauten<br />

In dieser Arbeit wurden hygienisch einwandfreie Sensoreinbauten mittels Kugelgehäuse<br />

(z.B. VARINLINE von GEA Tuchenhagen) und herkömmliche T-Stücken<br />

mit problematischen Toträumen untersucht. Die Ergebnisse der Reinigungsversuche<br />

ergaben eine um 34% (bei 2d-Totraum) bzw. eine um 128% (bei 4d-Totraum)<br />

längere durchschnittliche Reinigungszeit bis die Reinigung als abgeschlossen gelten<br />

kann (vgl. Abb. 38 auf S. 57). In diesem Abschnitt wird die Reinigungszeit als<br />

maßgebende Größe betrachtet und die CIP-Reinigung als verloren vorgegeben.<br />

Integriert ein Produktionsbetrieb einen Sensor in einem CIP-Kreislauf mittels eines<br />

T-Stücks mit 4d-Totende, könnte er durch Verwendung eines Varivent-<br />

Kugelgehäuses rund 56% der Zeit, sowie der laufenden CIP-Reinigungskosten<br />

einsparen, wenn das CIP-Programm angepasst und gekürzt wird. Wenn anstatt<br />

Sensoreinbauten mit 2d-T-Stücken benutzt werden, lassen sich diese Kosten<br />

durch das VARINLINE-Gehäuse um immerhin 26% reduzieren (vgl. Tabelle 9).<br />

Vorausgesetzt es entstehen durch den montierten Sensor keine weiteren Toträume<br />

oder Strömungsschatten als bei den produktbündig abgedichteten Schaugläsern,<br />

die in den Reinigungsversuchen verwendet werden. Zusätzlich ermöglicht<br />

diese hygienische Variante die Montage eines zweiten Sensors im selben Gehäu-


6 Berechnung des Einsparpotentials 72<br />

se. Dies spart Platz im Rohrleitungssystem, reduziert die benötigten Rohrverbindungen<br />

und eröffnet keine weiteren hygienischen Schwachstellen.<br />

Tabelle 9: Reduzierung der Reinigungszeit bei der hygienischer Sensoreinbindung im Vergleich<br />

zur Montage in T-Stücken<br />

Ausgangssituation<br />

Reduzierung der Zeit bei Verwendung<br />

eines Kugelgehäuses<br />

Reduzierung der Zeit bei Verwendung<br />

eines WIKA TR25 Temperatursensors<br />

(mit zylindrischer Innenoberfläche)<br />

2d-T-Stück 26% 35%<br />

4d-T-Stück 56% 62%<br />

Wird dagegen ein Sensor verwendet, der eine zylindrische Innenoberfläche ohne<br />

Spalten oder Kanten aufweist, ist die Reinigung vergleichbar mit einem normalen<br />

Rohrstück gleichen Innendurchmessers. Dies ist z.B. beim Temperatursensor vom<br />

Typ TR25 der Firma WIKA Alexander Wiegand GmbH & Co. KG der Fall. Dieser<br />

lässt sich genau so gut und schnell reinigen wie ein gleich langes Rohrstück. Wird<br />

ein Vergleich der laufenden Kosten zwischen dieser Sensorart und einem normalen<br />

Temperatursensor, welcher mittels T-Stück eingebaut wird, angestellt, ergeben<br />

sich Einsparungen der CIP-Betriebskosten laut Tabelle 9.<br />

Die mittleren Marktpreise (Stand Januar 2009) eines Temperatursensors mit einer<br />

zylindrischen Innenoberfläche (WIKA TR25) sind nach Tabelle 10 mit ca. 780 €<br />

entsprechend hoch. Wird allerdings ein vergleichbarer Temperatursensor in einem<br />

schwer zu reinigenden T-Stück verwendet, so summieren sich die Kosten für den<br />

Messfühler und das T-Stück auf ca. 290 €. Wird ein VARINLINE-Gehäuse mit einem<br />

passenden Sensor eingebaut, ergibt sich ein Kaufpreis von ca. 490 €.<br />

Tabelle 10: Kosten für die Sensoranbindung<br />

Anschlussvariante Kosten<br />

relative CIP-<br />

Gesamtkosten<br />

Investitionsdifferenz<br />

zum Sensor am 4d-<br />

T-Stück<br />

Sensor an 4d-T-Stück 290 € 100 %<br />

VARINLINE-Gehäuse mit Sensor 490 € 44% 200 €<br />

WIKA TR25 Temperatursensor 780 € 38% 490 €


6 Berechnung des Einsparpotentials 73<br />

Um eine möglichst akkurate Einschätzung des Einsparpotentials vornehmen zu<br />

können, werden die vorliegenden Daten aus dem <strong>Weihenstephan</strong>er Unterneh-<br />

mensvergleich 2003 von sechs mittelständischen Milchverarbeitungsunternehmen<br />

herangezogen. Angenommen wird hierbei, dass diese Unternehmen in ihren An-<br />

lagen hygienisch einwandfreie Komponenten in ihren Anlagen verwenden und nur<br />

problematische Sensoreinbauten in T-Stücken benutzen, damit ein mögliches<br />

Sparpotential errechnet werden kann.<br />

Zur Ermittlung, ab wann sich die höheren Investitionskosten eines Sensors z.B.<br />

im VARINLINE-Gehäuse oder eines Messfühlers mit zylindrischer Oberfläche<br />

amortisieren, wird die Differenz der Investitionskosten zu einem herkömmlichen T-<br />

Stück durch die Gesamtkosten der CIP-Reinigung geteilt. Da durch <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong><br />

nicht alle CIP-Gesamtkosten beeinflussbar sind, werden nur die <strong>Hygienic</strong>-<br />

<strong>Design</strong> relevanten CIP-Kosten (vgl. Abb. 30 auf S. 48: Betriebsstoffe, Strom, Wasser,<br />

Abwasser und Dampf) aus dem <strong>Weihenstephan</strong>er Unternehmensvergleich<br />

von 2003 für Milchwirtschaftliche Betriebe verwendet.<br />

Aus der Berechnungsformel (6.1) resultiert eine Masse an eingesetztem Rohstoff<br />

(in diesem Falle Rohmilch), die angibt, ab wann sich die teueren <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong><br />

Bauformen amortisieren. Ab diesem Zeitpunkt machen sie sich bezahlt und helfen<br />

dem Unternehmen Kosten im laufenden Betrieb durch schnellere CIP-Reinigung<br />

zu sparen.<br />

Bei einer Neuanschaffung eines Sensors und dessen Einbindung stehen Unternehmen<br />

immer vor der Entscheidung ein billiges Bauteil mit hohen CIP-Kosten<br />

anzuschaffen, oder eine größere Investition zu tätigen um niedrigere Reinigungskosten<br />

zu erzielen. So amortisiert sich z.B. die teuere Variante des Sensoreinbaus<br />

mit Varivent-Anschluß mit einer Einsparung der CIP-Kosten um 56% gegenüber<br />

einer Montage mit 4d-T-Stück für das Unternehmen Nr. 6 mit <strong>Hygienic</strong>-<strong>Design</strong> relevanten<br />

CIP-Gesamtkosten von 0,426 ct/kg eingesetzten Rohstoff, nach Verarbeitung<br />

der folgenden Masse an eingesetzten Rohstoffs nach Formel (6.1):<br />

Differenz der Investitionskosten 200€<br />

= = 46,9 t<br />

HD −relevanter Anteil der CIP −Gesamtkosten<br />

ct<br />

0,426<br />

kg<br />

(6.1)


6 Berechnung des Einsparpotentials 74<br />

D.h. nach 46,9 t verarbeiteten Rohstoff im Unternehmen Nr. 6 hat sich die höhere<br />

Investition in eine hygienegerechte Sensoranbindung amortisiert und beginnt ab<br />

dann die Ausgaben des Unternehmens durch günstigere CIP-Kosten gering zu<br />

halten, da die laufenden CIP-Kosten im Vergleich zum Sensoreinbau im 4d-T-<br />

Stück um 56% reduziert werden können. Voraussetzung hierfür ist, dass das CIP-<br />

Programm angepasst und gekürzt wurde.<br />

Die Ergebnisse für jedes der sechs Unternehmen sind durch die Formel (6.1) berechnet<br />

worden und in Tabelle 11 gezeigt.<br />

Tabelle 11: Amortisation einer Neuanschaffung einer hygienischen Sensoranbindung nach<br />

der Menge eingesetzten Rohstoffs [t] je Unternehmen<br />

Unternehmen<br />

Anstelle von 1 2 3 4 5 6<br />

VARINLINE 4d-T-Stück 65,6 68,3 134,6 216,8 70,9 46,9<br />

WIKA TR25 4d-T-Stück 160,8 166,7 329,8 531,5 173,6 114,8<br />

Mit dieser Kalkulation lassen sich Rückschlüsse ziehen, ob und ab welcher Menge<br />

eingesetzten Rohstoffs es für einen Lebensmittelhersteller rein finanziell betrachtet<br />

Sinn macht, diese teueren, hygienefreundlichen Bauteile zu kaufen und zu installieren.<br />

Bei einem Volumen von ca. 380000 l produzierter Milch pro Tag [31] bedeutet das<br />

für eine mittelständische Molkerei, dass sich die Investitionskosten für eine Neuanschaffung<br />

eines WIKA TR25 Temperatur-Sensors gegenüber einem Messfühler<br />

in einem 4d-T-Stück bereits nach weniger als zwei Tagen Produktion amortisiert<br />

hätten (Zugrunde gelegt wurde der ungünstigste Fall mit den HD-relevanten Anteile<br />

der CIP-Kosten des Unternehmens 4). Ab dann würde das Unternehmen von<br />

den günstigeren CIP-Reinigungskosten profitieren.<br />

Abgesehen von den teueren Anschaffungskosten läuft der Lebensmittelhersteller<br />

ohne Verwendung von <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Gefahr seine Produkte durch mangelhaft<br />

gereinigte Bauteile zu gefährden und im schlimmsten Fall eine Rückrufaktion oder<br />

einen Lebensmittelskandal zu verursachen. Dieser könnte nicht abzusehende Folgen<br />

für den Produzenten haben, da die Gesundheit der Konsumenten gefährdet


6 Berechnung des Einsparpotentials 75<br />

werden könnte und der Marke ein enormer Imageverlust drohen würde. Allein aus<br />

diesem Grund ist eine Verwendung von hygienegerechten Anlagenbauteilen sehr<br />

empfehlenswert.<br />

6.2 Einsparpotential durch hygienische Ventilschaltungen<br />

Bei Verwendung eines 3-Wege-Ventils anstelle einer Klappenventilkonstruktion<br />

lässt sich die Reinigungszeit um 49% senken (vgl. Abb. 42 auf S. 61). Dies stellt<br />

ein enormes Einsparpotential bei den laufenden CIP-Kosten dar. Die hygienischen<br />

Einsitz-Umschaltventile der Firma GEA Tuchenhagen sind nicht nur schneller zu<br />

reinigen, sondern sind zudem in der Anschaffung günstiger als zwei herkömmliche<br />

Klappenventile (siehe Tabelle 8 auf S. 71). Zudem müssen bei einer Scheibenventilkombination<br />

zwei Ventile verkabelt, mit Pneumatikanschlüssen versehen, gesteuert<br />

und überwacht werden. Bei einem Umschaltventil muss dies alles nur einfach<br />

geschehen. Die zusätzlichen Kosten für eine Klappenventillösung hängen<br />

sehr stark vom vorhandenen Steuerungssystem und dessen Kapazität ab. Eine<br />

allgemeine Kostenabschätzung hierzu kann nicht abgegeben werden. Insofern<br />

sollte es bei einer Neuanschaffung für ein Unternehmen keine Beweggründe mehr<br />

geben eine Scheibenventilschaltung zu verwenden. Anders stellt sich die Situation<br />

dar, wenn bereits eine solche Ventilschaltung verbaut ist und eine Entscheidungsgrundlage<br />

für einen Austausch durch ein hygienisches Einsitz-Umschaltventil fehlt.<br />

Für die anschließende Berechnung des Einsparpotentials wird angenommen, dass<br />

ein Unternehmen bereits eine unhygienische Klappenventilkombination verbaut<br />

hat und wissen will, wann sich eine Neuinvestition in ein Umschaltventil amortisiert<br />

hat. Für das Unternehmen Nr. 6 fällt die Berechnung nach Formel (6.2) wie folgt<br />

aus:<br />

Investitionskosten 1450€<br />

= = 339,6 t<br />

HD −relevanter Anteil der CIP −Gesamtkosten<br />

ct<br />

0,427<br />

kg<br />

(6.2)


6 Berechnung des Einsparpotentials 76<br />

Tabelle 12: Amortisation eines Austausches einer Klappenventilkombination durch eine<br />

hygienische Ventilschaltung nach einer Menge eingesetzten Rohstoffs [t] je Unternehmen<br />

Unternehmen<br />

1 2 3 4 5 6<br />

475,8 493,3 975,9 1571,8 513,7 339,7<br />

Das bedeutet, dass z.B. Unternehmen Nr. 2 nach ca. 500 t verarbeiteter Rohmilch<br />

die Investitionskosten für ein Umschaltventil durch die günstigere Reinigung bereits<br />

kompensiert hat, falls dadurch die Reinigungszeit optimal an das neue Bauteil<br />

angepasst wurde. Das würde für eine Molkerei mit einem Produktionsvolumen von<br />

ca. 380000 l Milch pro Tag [31] eine Amortisierungszeit von maximal vier Tagen<br />

bedeuten, wenn man den Wert von Unternehmen Nr. 4 an eingesetzten Rohstoff<br />

aus Tabelle 12 zur Berechnung verwendet. Natürlich müssen an einer komplizierten<br />

Produktionsanlage mehrere oder viele solcher Schwachstellen eliminiert werden,<br />

um ein Reinigungsprogramm optimal mit einer kürzeren Dauer einzustellen.<br />

Deswegen stellt sich ein Vielfaches der Menge an verarbeiteten Rohstoff ein, damit<br />

sich mehrere solcher Umschaltventile amortisieren können. Das neue, kürzere<br />

Reinigungsprogramm muss zuerst noch validiert werden, ob danach die Anlage<br />

auch wirklich sauber ist. Trotzdem ist ein Vergleich mit nur einem Bauteil hilfreich,<br />

um eine Investition in hygienegerechte Bauteile einschätzen und begründen zu<br />

können. Im Rahmen dieser Arbeit war es nicht möglich eine große Produktionsanlage<br />

wie beispielsweise eine UHT(ultra high temperature)-Anlage in Milch verarbeitenden<br />

Unternehmen zu testen.<br />

6.3 Einsparpotential durch <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> bei funktionellen Bau-<br />

teilgruppen<br />

Die Vergleiche der Sensoranbindung und der Ventilschaltungen können die Wirklichkeit<br />

nur sehr modellhaft beschreiben, da sie nur einzelne Bauteile darstellen.<br />

Deswegen wurde im Rahmen der Arbeit eine Baugruppe jeweils als herkömmliche<br />

Variante mit drei T-Stücken und einer Scheibenventilkombination (siehe Abb. 21<br />

auf S. 33) und als <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Alternative mit einem Temperatursensor mit<br />

zylindrischer Innenoberfläche (WIKA TR25), einem VARINLINE-Gehäuse für zwei<br />

weitere Messfühler und einem Umschalt-Ventil untersucht (siehe Abb. 20 auf S.


6 Berechnung des Einsparpotentials 77<br />

33). Die durchschnittlichen Reinigungszeiten betragen 56 s für die reinigungsgerechte<br />

Variante und 236 s für die herkömmliche Konstruktion mit Hygienemängeln.<br />

Unter verloren durchgeführter CIP-Reinigung betrachtet, ergibt sich aus den<br />

Messwerten eine Einsparung von ca. 76% wenn anstelle der herkömmlichen Lösung<br />

die Variante mit <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> verwendet wird.<br />

Angenommen diese Baugruppen stellen eine funktionstüchtige Einheit dar und<br />

finden als Testanlage in einem Milch verarbeitenden Unternehmen Anwendung,<br />

dann lassen sich die Zahlen des <strong>Weihenstephan</strong>er Unternehmensvergleich darauf<br />

anwenden.<br />

Die Investitionskosten für die verwendeten Bauteile betragen ca. 2320 € für die<br />

herkömmliche Variante mit Hygieneschwachstellen und ca. 2440 € für die <strong>Hygienic</strong><br />

<strong>Design</strong> Variante. Daher stellt sich bei Neuanschaffung sicherlich nicht die Frage,<br />

ob ein Betrieb auf die deutlichen Vorteile der letzteren Kombination aufgrund<br />

des geringfügig höheren Preises verzichten sollte. Da aber in vielen älteren Produktionsstätten<br />

solch herkömmliche Bauteilkombinationen vorhanden sind und<br />

sich oftmals die Geschäftsführung nicht sicher ist, ob eine Investition in hygienegerechte<br />

Bauteile sinnvoll und rentabel ist, wird im folgenden eine Umrüstung der<br />

herkömmlichen auf die reinigungsgerechte Variante betrachtet und anhand der<br />

Daten des <strong>Weihenstephan</strong>er Unternehmensvergleichs berechnet.<br />

Ebenso wie in den Abschnitten zuvor errechnet sich die Menge an verarbeiteten<br />

Rohstoff, bei der die HD-Variante die höheren Investitionskosten durch günstigere<br />

CIP-Kosten ausgeglichen hat. Für das Unternehmen Nr. 6 ergibt sich mit Formel<br />

(6.3) eine Masse von ca. 571 t Rohstoff, ehe sich die Investition in <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong><br />

amortisiert hat.<br />

Investitionskosten 2440€<br />

= = 571,4 t<br />

HD −relevanter Anteil der CIP −Gesamtkosten<br />

ct<br />

0, 427<br />

kg<br />

(6.3)


6 Berechnung des Einsparpotentials 78<br />

Tabelle 13: Amortisation eines Austausches eines herkömmlichen durch eine hygienische<br />

Baugruppe nach einer Menge eingesetzten Rohstoffs [t] je Unternehmen<br />

1 2 3<br />

Unternehmen<br />

4 5 6<br />

800,7 830,1 1642,2 2644,9 864,4 571,7<br />

Diese Zahlen aus Tabelle 13 verdeutlichen, dass der Aufwand für die Umstellung<br />

einer kompletten Produktionsanlage nach <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Vorstellungen sehr<br />

schnell eine hohe Investition darstellt und manchmal von den Entscheidungsträgern<br />

gescheut wird. Da aber die Masse an Rohstoff für die Milchindustrie innerhalb<br />

relativ kurzer Zeit verarbeitet wird, amortisieren sich solche Umbaumaßnahmen<br />

auch genauso schnell und zeichnen sich über ihre Lebensdauer durch günstigere<br />

Reinigungskosten aus. Werden hierzu öffentliche Daten einer Molkerei verwendet<br />

[31], amortisieren sich die Investitionskosten bei einer Produktionsleistung<br />

von 380000 l pro Tag bereits nach einer Woche, wenn bspw. die CIP-Kosten des<br />

Unternehmens 4 aus Tabelle 13 als Grundlage zur Berechnung verwendet werden.<br />

Voraussetzung dafür ist jedoch ein kürzer eingestelltes Reinigungsprogramm, das<br />

seine Wirksamkeit bei einer Validation unter Beweis stellen muss.


7 Zusammenfassung und Ausblick 79<br />

7 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK<br />

Um einen Prozess steuern und kontrollieren zu können, ist es unabdingbar, Informationen<br />

über den Ist-Zustand des Systems zu kennen. Dazu benötigt man Sensoren,<br />

die bestimmte physikalische Größen messen und z.B. an eine Steuerung<br />

oder an den Bediener einer Anlage weiterleiten. Diese Sensoren können senkrecht<br />

in ein Rohrleitungssystem mittels eines angeschweißten T-Stücks montiert<br />

werden, oder z.B. durch ein Kugelgehäuse. Doppelt so lange Totenden bedeuten<br />

mehr als doppelt so lange Reinigungszeiten und dementsprechend einen größeren<br />

finanziellen Aufwand. Aber nicht nur die absolute Reinigungsdauer, sondern<br />

auch der zeitliche Verlauf der Reinigung unterscheidet sich deutlich. Im längeren<br />

Totende sind die Strömungsgeschwindigkeiten deutlich langsamer und betragen<br />

nur noch einen Bruchteil der Hauptströmungsgeschwindigkeit. Bei kleinen Modellsystemen<br />

bestimmt das am schwierigsten zu reinigende Bauteil die Reinigungsdauer.<br />

Wird hingegen ein Kugelgehäuse zur Sensoranbindung verwendet, wird die<br />

Reinigungsdauer nicht negativ beeinflusst und somit die CIP-Reinigungskosten<br />

gegenüber einem Referenzrohr nicht erhöht. Zudem können zwei Sensoren mittels<br />

eines Gehäuses angebunden werden. Über 50% der Reinigungskosten können<br />

in einem Betrieb gespart werden, wenn Kugelgehäuse anstatt 4d-T-Stücke<br />

verwendet werden. Sogar über 60%, wenn Sensoren mit zylindrischer Innenoberfläche<br />

(z.B. WIKA TR25) benutzt werden. Ab wann sich der Trade-Off zwischen<br />

den Investitions- und den Reinigungskosten für ein Unternehmen lohnt, hängt sehr<br />

stark von den Bedingungen im Betrieb ab und kann pauschal nicht ausgesprochen<br />

werden. Allerdings ist die benötigte Zeit bis zum Erreichen des Amortisationszeitpunktes<br />

eher als gering einzustufen.<br />

Verwendet ein Lebensmittelhersteller zur Steuerung seiner Produkte in Rohrleitungssystemen<br />

statt einer Klappenventilkombination ein 3-Wege-Ventil ohne<br />

Toträume, so lassen sich Einsparungen in den laufenden CIP-Kosten von bis zu<br />

50% realisieren. Zudem sind die Investitionskosten für ein Umschaltventil geringer<br />

als bei einer unhygienischen Klappenventilkombination und eine doppelte Ansteuerung<br />

entfällt, da nur ein einziger, pneumatischer Antrieb benötigt wird. Daher ist<br />

bei einer Neuanschaffung die <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Variante sowohl in der Anschaffung,<br />

als auch im Betrieb kostengünstiger. Einzig der Austausch einer unhygienischen


7 Zusammenfassung und Ausblick 80<br />

Ventil-Lösung stellt einen finanziellen Aufwand dar, der sich allerdings in wenigen<br />

Tagen bereits amortisiert hat. Werden diese Zahlen für Einzelbauteile auf eine<br />

fiktive Produktionsanlage mit beispielsweise zehn Sensoranbindungen und zehn<br />

Ventilschaltungen hochgerechnet, so ergeben sich Amortisierungszeiten von wenigen<br />

Monaten. Aufgrund einer deutlich längeren Standzeit der Komponenten profitieren<br />

Unternehmen, die auf <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> setzen, über die gesamte Lebensdauer<br />

der Bauteile aufgrund günstigerer CIP-Reinigungskosten.<br />

Der von der EHEDG gerne verwendete Vergleich eines kleinen Ausschnitts aus<br />

einem Rohrleitungssystem in unhygienischer Ausführung (vgl. Abb. 44 auf S. 63)<br />

mit dem eines nach <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Richtlinien konstruierten Abschnitts (Abb. 45<br />

auf S. 64) wurde bisher noch nicht mit konkreten Zahlen untermauert. Diese Arbeit<br />

kann einen Beitrag hierzu leisten. Ein Vergleich dieser Konstruktionen wurde angestellt<br />

und eine Amortisationszeit bei mittelständischen Molkereien von weniger<br />

als eine Woche ermittelt. Natürlich müssen mehr als eine solche Konstruktion in<br />

großen Industrieanlagen ausgetauscht oder neu angeschafft werden, trotzdem<br />

zeigen diese Zahlen recht deutlich, dass sich <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> für Unternehmen,<br />

nicht nur in der Lebensmittelindustrie, sehr schnell auszahlen kann.<br />

Zusammenfassend kann durch diese Arbeit belegt werden, dass sich <strong>Hygienic</strong><br />

<strong>Design</strong> trotz der höheren Investitionskosten aufgrund der geringeren CIP-<br />

Reinigungskosten für einen Industriebetrieb innerhalb kurzer Zeit lohnen kann.<br />

Diese Arbeit soll eine Entscheidungshilfe zugunsten hygienegerechter Bauteile<br />

sein und dem Management der Betriebe eine solide Grundlage für ihre Entscheidung<br />

bieten.<br />

Damit die in dieser Arbeit allgemein gehaltenen Aussagen und Berechnungen zum<br />

Einsparpotential durch Verwendung von <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> in der Praxis evaluiert<br />

werden, würde sich eine Überprüfung von Produktionsanlagen in der Industrie anbieten.<br />

Zudem könnte eine noch sensiblere Messmethodik die Detektion von kleineren<br />

Problemstellen, wie z.B. Spalten in lösbaren Rohrleitungsverbindungen ermöglichen<br />

und somit eine Evaluation einer spaltfreien Aspetik-Verbindung gegenüber<br />

einer herkömmlichen Milchrohrverschraubung ermöglichen.


8 Literaturverzeichnis 81<br />

8 LITERATURVERZEICHNIS<br />

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9 Tabellenverzeichnis 85<br />

9 TABELLENVERZEICHNIS<br />

Tabelle 1: Einsparpotential bei den laufenden Kosten durch<br />

hygienegerechte Bauteile...................................................................5<br />

Tabelle 2: vollständiges Reinigungs- und Desinfektionsverfahren [27] und<br />

ihre Funktion [28] ...............................................................................8<br />

Tabelle 3: Vorteile einer CIP-Reinigung [28].......................................................9<br />

Tabelle 4: Analogie der dimensionslosen Kennzahlen aus Wärme- und<br />

Stoffübergang...................................................................................15<br />

Tabelle 5: Konstruktionsempfehlungen für lösbare Verbindungen....................19<br />

Tabelle 6: Vergleich der Teilchengeschwindigkeiten zur<br />

Hauptströmungsgeschwindigkeit......................................................23<br />

Tabelle 7: Kosten für die Reinigung [15]...........................................................24<br />

Tabelle 8: Marktpreise für die in den Reinigungsversuchen verwendeten<br />

Bauteile ............................................................................................71<br />

Tabelle 9: Reduzierung der Reinigungszeit bei der hygienischer<br />

Sensoreinbindung im Vergleich zur Montage in T-Stücken..............72<br />

Tabelle 10: Kosten für die Sensoranbindung ......................................................72<br />

Tabelle 11: Amortisation einer Neuanschaffung einer hygienischen<br />

Sensoranbindung nach der Menge eingesetzten Rohstoffs [t] je<br />

Unternehmen ...................................................................................74<br />

Tabelle 12: Amortisation eines Austausches einer Klappenventilkombination<br />

durch eine hygienische Ventilschaltung nach einer Menge<br />

eingesetzten Rohstoffs [t] je Unternehmen ......................................76<br />

Tabelle 13: Amortisation eines Austausches eines herkömmlichen durch<br />

eine hygienische Baugruppe nach einer Menge eingesetzten<br />

Rohstoffs [t] je Unternehmen............................................................78


10 Abbildungsverzeichnis 86<br />

10 ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />

Abb. 1: Life Cycle Costs [6]..................................................................................4<br />

Abb. 2: Erweiterter Sinnerkreis zur Darstellung der Einflussfaktoren im<br />

Nassreinigungsprozess [21] ....................................................................8<br />

Abb. 3: Geschwindigkeitsprofile bei laminarer und turbulenter Strömung im<br />

Rohr [30]................................................................................................11<br />

Abb. 4: Geschwindigkeitsprofile bei laminarer und turbulenter Strömung<br />

nahe einer Wand [30] ............................................................................12<br />

Abb. 5: Dicke der laminaren Unterschicht in Abhängigkeit von der<br />

Strömungsgeschwindigkeit; d= 50mm, ν=0,413*10 -6 m²/s [22].............13<br />

Abb. 6: Temperaturverteilung in einem T-Stück [26]..........................................16<br />

Abb. 7: Konzentrationsausgleich durch Diffusion [1]..........................................17<br />

Abb. 8: Stationäre Diffusion (1. Fick'sches Gesetz) [1] ......................................18<br />

Abb. 9: Rohrleitungsverbindungen mit Hygienerisiko (links) und nach<br />

<strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Kriterien konstruierte (rechts) [16]...............................20<br />

Abb. 10: Strömungsformen in einem T-Formstück ..............................................21<br />

Abb. 11: Relative Strömung im Totraum, Strömungsfall I [20] .............................21<br />

Abb. 12: Relative Strömung im Totraum, Strömungsfall II [20] ............................22<br />

Abb. 13: Relative Strömung im Totraum, Strömungsfall III [20] ...........................23<br />

Abb. 14: Analyse der Wasserverbräuche in Getränkeabfüllbetrieben in den<br />

USA [36] ................................................................................................25<br />

Abb. 15: Preisindex der Bundesrepublik Deutschland [35] ..................................26<br />

Abb. 16: Molekülstruktur von Saccharose............................................................27<br />

Abb. 17: Sättigungskennlinie von Saccharose-Lösungen [34].............................28<br />

Abb. 18: Viskosität der Zuckerlösung in Abhängigkeit der Scherrate ..................29<br />

Abb. 19: VARINLINE Gehäuse zur Sensoranbindung [40] ..................................31<br />

Abb. 20: Bauteil nach <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Kriterien..................................................33<br />

Abb. 21: Bauteil mit Hygienerisiken .....................................................................33<br />

Abb. 22: Farbverlauf von Thonhauser Smart Add12 [38].....................................34<br />

Abb. 23: Farbverlauf der Farben der Mangan-Spezies bei steigender<br />

Verschmutzung [37]...............................................................................35<br />

Abb. 24: Photo-Eye der Firma Thonhauser [38] ..................................................39<br />

Abb. 25 Aufbau des Reinigungsstandes.............................................................40


10 Abbildungsverzeichnis 87<br />

Abb. 26: graphische Auftragung des Mn7-Werts gegen die Zeit..........................44<br />

Abb. 27: normierte Auftragung des Mn7-Werts gegen die Zeit von<br />

verschiedenen Messungen....................................................................45<br />

Abb. 28: Darstellung der Versuchsergebnisse mittels 95%<br />

Konfidenzintervallbereiche ....................................................................47<br />

Abb. 29: Zusammensetzung der CIP-Reinigungskosten .....................................48<br />

Abb. 30: CIP-Gesamtkosten mit Verhältnis der von <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong><br />

abhängigen und unabhängigen Kosten .................................................48<br />

Abb. 31: CIP-Gesamtkosten je eingesetzten Rohstoff.........................................49<br />

Abb. 32: Preise für Strom, Wasser und Dampf ....................................................50<br />

Abb. 33: links: Totraum durch herkömmliche Anbindung, rechts:<br />

produktbündige Anbindung mit VARINLINE-Gehäuse [40] ...................51<br />

Abb. 34: Reinigungszeiten von T-Stücken mit verschieden langen Totenden .....52<br />

Abb. 35: Zeitlicher Reinigungsverlauf der T-Stücke mit 95%-<br />

Konfidenzintervall ..................................................................................54<br />

Abb. 36: Reinigungszeiten der T-Stück-Kombinationen ......................................55<br />

Abb. 37: Totenden bei der Sensoranbindung [17] a) Produktraum, b)<br />

Totraum, c) Sensor................................................................................56<br />

Abb. 38: Reinigungszeiten der Sensoreinbauten.................................................57<br />

Abb. 39: Zeitlicher Reinigungsverlauf der Sensoreinbauten mit 95%-<br />

Konfidenzintervall ..................................................................................58<br />

Abb. 40: Änderung des Stoffübergangs während der Reinigung eines Rohrs<br />

mit Totraum [24] ....................................................................................59<br />

Abb. 41: links: Klappenventilschaltung mit einer Totraumlänge des 2,5-<br />

fachen Durchmessers, rechts: 3-Wege-Ventil [17] a) Produktraum,<br />

b) Klappenventil, c) Totraum .................................................................60<br />

Abb. 42: Reinigungszeiten der Ventilschaltungen................................................61<br />

Abb. 43: Zeitlicher Reinigungsverlauf der Ventilschaltungen mit 95%-<br />

Konfidenzintervall ..................................................................................62<br />

Abb. 44: Durch T-Stücke verursachte Toträume in Rohrleitungssystemen [3].....63<br />

Abb. 45: Rohrleitungssystem nach <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Richtlinien [3] .....................64<br />

Abb. 46: Reinigungszeiten zweier funktionell gleicher Baugruppen nach<br />

<strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> (links) und mit problematischen Hygienerisiken<br />

(rechts) ..................................................................................................64


10 Abbildungsverzeichnis 88<br />

Abb. 47: zeitlicher Verlauf der Reinigung der beiden funktionell gleichartigen<br />

Baugruppen...........................................................................................65<br />

Abb. 48: Reinigungszeiten zweier Kreiselpumpen (ein- und dreistufig) ...............67<br />

Abb. 49: Zeitlicher Reinigungsverlauf zweier Pumpensysteme ...........................68<br />

Abb. 50: Vergleich der Reinigungsdauer von Pumpen mit T-Stücken .................69

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