1 einleitung - Hygienic Design Weihenstephan
1 einleitung - Hygienic Design Weihenstephan 1 einleitung - Hygienic Design Weihenstephan
Technische Universität München Wissenschaftszentrum Weihenstephan für Ernährung, Landnutzung und Umwelt LEHRSTUHL FÜR VERFAHRENSTECHNIK DISPERSER SYSTEME DIPLOMARBEIT zum Thema „Einsparpotentiale bei der CIP-Reinigung von Produktionsan- lagen durch konsequentes Hygienic Design“ bearbeitet von: Andreas Dorner Studiengang: Technologie und Biotechnologie der Lebensmittel Themenersteller: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Karl Sommer Dr.-Ing. Jürgen Hofmann 1. Prüfer: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Karl Sommer 2. Prüfer: Dr.-Ing. Heinz Dauth Ausgabetermin: 24.10.2008 Abgabetermin: 30.03.2009
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- Seite 4 und 5: Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung....
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- Seite 10 und 11: 2 Zielsetzung 5 Das Risiko Anlagen
- Seite 12 und 13: 3 Grundlagen und Kenntnisstand 7 st
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- Seite 16 und 17: 3 Grundlagen und Kenntnisstand 11 F
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- Seite 26 und 27: 3 Grundlagen und Kenntnisstand 21 g
- Seite 28 und 29: 3 Grundlagen und Kenntnisstand 23 A
- Seite 30 und 31: 3 Grundlagen und Kenntnisstand 25 K
- Seite 32 und 33: 4 Material und Methoden 27 4 MATERI
- Seite 34 und 35: 4 Material und Methoden 29 metastab
- Seite 36 und 37: 4 Material und Methoden 31 DIN 1185
- Seite 38 und 39: 4 Material und Methoden 33 Abb. 20:
- Seite 40 und 41: 4 Material und Methoden 35 Abb. 23:
- Seite 42 und 43: 4 Material und Methoden 37 − 2−
- Seite 44 und 45: 4 Material und Methoden 39 SO + {C
- Seite 46 und 47: 4 Material und Methoden 41 geregelt
- Seite 48 und 49: 4 Material und Methoden 43 tung und
- Seite 50 und 51: 4.7 Auswertungsmethodik und Statist
Technische Universität München<br />
Wissenschaftszentrum <strong>Weihenstephan</strong><br />
für Ernährung, Landnutzung und Umwelt<br />
LEHRSTUHL FÜR VERFAHRENSTECHNIK DISPERSER SYSTEME<br />
DIPLOMARBEIT<br />
zum Thema<br />
„Einsparpotentiale bei der CIP-Reinigung von Produktionsan-<br />
lagen durch konsequentes <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong>“<br />
bearbeitet von: Andreas Dorner<br />
Studiengang: Technologie und Biotechnologie der Lebensmittel<br />
Themenersteller: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Karl Sommer<br />
Dr.-Ing. Jürgen Hofmann<br />
1. Prüfer: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Karl Sommer<br />
2. Prüfer: Dr.-Ing. Heinz Dauth<br />
Ausgabetermin: 24.10.2008<br />
Abgabetermin: 30.03.2009
Ehrenwörtliche Erklärung<br />
Hiermit versichere ich ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig<br />
und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe.<br />
Alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäß aus Veröffentlichungen entnommen sind,<br />
wurden als solche kenntlich gemacht.<br />
Die Arbeit wurde in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungsbehörde<br />
vorgelegt.<br />
Freising, 30.03.2009<br />
Andreas Dorner
Danksagung<br />
Ich bedanke mich bei Herrn Univ. Prof. Dr.-Ing. Karl Sommer für die Möglichkeit<br />
zur Durchführung dieser Arbeit an seinem Lehrstuhl für Verfahrenstechnik disper-<br />
ser Systeme (ehemals: Maschinen- und Apparatekunde) der Technischen Univer-<br />
sität München in Freising-<strong>Weihenstephan</strong>.<br />
Mein besonderer Dank gilt meinem Betreuer, Herrn Dr.-Ing. Jürgen Hofmann, der<br />
mir stets durch seinen profunden fachlichen Rat jederzeit hilfreich zur Seite stand.<br />
Durch sein Engagement in der Lehre bin ich auf das Gebiet „<strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong>“<br />
aufmerksam geworden und führte mich schließlich zur vorliegenden Arbeit.<br />
Für die angenehme und kollegiale Arbeitsatmosphäre im Lebensmitteltechnikum<br />
möchte ich Herrn Dipl.-Brmst. Achim Zeidler recht herzlich danken.<br />
Herr Manuel Ulmer bereicherte meine Zeit als Diplomand im selben Fachgebiet<br />
ungemein. Durch interessante Diskussionen entstand so manche Anregung für<br />
meine Diplomarbeit.<br />
Ebenfalls möchte ich mich bei dem gesamten Werkstattpersonal, stellvertretend<br />
bei Herrn Peter Rauscher, bedanken. Sie standen mir mit praktischem Rat jederzeit<br />
hilfreich zur Seite und fertigten benötigte Bauteile stets einwandfrei an.<br />
Ein herzlicher Dank gilt ebenfalls allen wissenschaftlichen Mitarbeitern, Diplomanden,<br />
Studenten und studentischen Hilfswissenschaftlern des Lehrstuhls für Verfahrenstechnik<br />
disperser Systeme (ehemals Maschinen- und Apparatekunde) für ein<br />
stets angenehmes, freundschaftliches und produktives Arbeitsklima.<br />
Ein besonderes Dankeschön geht an Herrn Dipl.-Ing. Jan-Dirk Prigge, der es mir<br />
ermöglichte am Lehrstuhl für Verfahrenstechnik disperser Systeme (ehemals: Maschinen-<br />
und Apparatekunde) als studentische Hilfskraft für Netzwerke und Computer<br />
mitzuwirken. Seine fachliche sowie menschliche Führungsqualität waren<br />
exzellent.
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Einleitung............................................................................................................. 1<br />
2 Zielsetzung .......................................................................................................... 4<br />
3 Grundlagen und Kenntnisstand ........................................................................... 6<br />
3.1 Definitionen ................................................................................................... 6<br />
3.2 Grundlagen der Reinigung ............................................................................ 6<br />
3.3 Strömungsmechanische Grundlagen.......................................................... 10<br />
3.4 Stofftransport .............................................................................................. 14<br />
3.5 Diffusion ...................................................................................................... 17<br />
3.6 <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> von Anlagenkomponenten................................................ 19<br />
3.7 Kosten der Reinigung.................................................................................. 24<br />
4 Material und Methoden...................................................................................... 27<br />
4.1 Verschmutzungsmatrix und -verfahren ....................................................... 27<br />
4.2 untersuchte Bauteile ................................................................................... 30<br />
4.3 verwendetes Reinigungsmittel .................................................................... 34<br />
4.4 Detektionsverfahren.................................................................................... 39<br />
4.5 Versuchsaufbau .......................................................................................... 40<br />
4.6 Versuchsdurchführung................................................................................ 41<br />
4.7 Auswertungsmethodik und Statistik................................................................ 44<br />
4.8 Zugrundegelegte Kosten der Reinigung...................................................... 47<br />
5 Versuchsergebnisse und Diskussion................................................................. 51<br />
5.1 Vergleich der Sensoreinbauten................................................................... 51<br />
5.2 Vergleich der Ventilschaltungen.................................................................. 60<br />
5.3 Vergleich von funktionellen Bauteilkombinationen ...................................... 63<br />
5.4 Vergleich von Pumpen ................................................................................ 66<br />
6 Berechnung des Einsparpotentials .................................................................... 70<br />
6.1 Einsparpotential durch hygienische Sensoreinbauten ................................ 71<br />
6.2 Einsparpotential durch hygienische Ventilschaltungen ............................... 75<br />
6.3 Einsparpotential durch <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> bei funktionellen Bauteilgruppen.. 76<br />
7 Zusammenfassung und Ausblick....................................................................... 79<br />
8 Literaturverzeichnis ........................................................................................... 81<br />
9 Tabellenverzeichnis........................................................................................... 85<br />
10 Abbildungsverzeichnis..................................................................................... 86<br />
I
Abkürzungsverzeichnis<br />
CCD engl: Charge-coupled device<br />
CCP engl: critical control point<br />
CE franz.: Conformité Européenne = Übereinstimmung mit EU-<br />
Richtlinien<br />
CIP engl: Cleaning In Place<br />
COP engl: Cleaning Out of Place<br />
DIN Deutsches Institut für Normung, http://www.din.de<br />
DN engl: Diameter Nominal = Nennweite<br />
EHEDG European <strong>Hygienic</strong> Engineering & <strong>Design</strong> Group,<br />
http://www.ehedg.org<br />
EN Europäische Norm<br />
EPDM Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk<br />
GMP engl: Good Manufacturing Practice<br />
HACCP engl: Hazard Analysis and Critical Control Points<br />
HD engl: <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong><br />
ISO engl.: International Organization for Standardization = Internationale<br />
Organisation für Normung<br />
PST Persulfat-Technologie der Firma Thonhauser Ges.m.b.H.,<br />
Ra<br />
Perchtoldsdorf, Österreich<br />
mittlerer Oberflächen-Rauigkeitswert<br />
RGB Primärfarben rot, grün, blau<br />
SIP engl: Sterilization in Place<br />
UHT engl: ultra high temperature<br />
VDMA Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer e.V.,<br />
http://www.vdma.org<br />
II
1 Einleitung 1<br />
1 EINLEITUNG<br />
Die Erwartungshaltung der Verbraucher gegenüber Lebensmitteln ist hoch. Neben<br />
Functional Foods und Wellness-Produkten werden ebenso längere Haltbarkeit und<br />
höhere Qualität gewünscht. Damit Produkte diesen Anforderungen entsprechen<br />
können, muss vor allem die Hygiene im Produktionsprozess einwandfrei sein. Dabei<br />
müssen sowohl primäre Kontaminationen z.B. durch die verwendeten Rohstoffe,<br />
als auch sekundäre Kontaminationen während der Herstellung und Verpackung<br />
so gering wie möglich gehalten, bzw. ganz vermieden werden, damit im Produkt<br />
keine pathogenen Mikroorganismen oder Toxine zu finden sind. Ebenso sollte der<br />
steigenden Zahl an Allergikern Aufmerksamkeit gewidmet werden. Drastisch sind<br />
vor allem Kreuzkontaminationen durch Allergene, die auf eine unzureichende Reinigung<br />
der Produktionsanlagen zurückzuführen sind. Die Auswirkungen eines solchen<br />
Carryovers von Allergie auslösenden Inhaltsstoffen wie z.B. Spuren von<br />
Nüssen in nussfreie Produkte sind zum Teil für Allergiker lebensbedrohlich [33].<br />
Nicht nur der Verbraucher stellt hohe Anforderungen an die Hygiene bei der Lebensmittelproduktion,<br />
sondern auch der Gesetzgeber. Durch das 2002 und 2004<br />
neu gestaltete Lebensmittelhygienerecht werden verbindliche Hygienemaßnahmen<br />
festgeschrieben [8, 9]. Die neue Maschinenrichtlinie aus dem Jahr 2006 [10]<br />
regelt die reinigungsgerechte und damit hygienegerechte Gestaltung und Installation<br />
von Produktionsanlagen. Zudem muss der Hersteller von Lebensmitteln aufgrund<br />
des Produkthaftungsgesetzes [4] ein Gesundheitsrisiko für den Konsumenten<br />
ausschließen können. Neben gesetzlichen Regelungen existieren darüber hinaus<br />
Normen (z.B. DIN) und Empfehlungen von verschiedenen Organisationen (z.B.<br />
VDMA oder EHEDG) die für Lebensmittelhersteller Leitfäden darstellen, um die<br />
Anforderungen der gesetzlichen Bestimmungen erfüllen zu können. Für Audits<br />
muss die Dokumentation der Reinigung, sowie eine Reinigungsvalidierung als<br />
Nachweis vorgelegt werden um zu belegen, dass ein optimaler hygienischer Zustand<br />
der Anlagen erreicht wurde. Voraussetzung ist allerdings, dass sich die Produktionsanlagen<br />
auch vollständig reinigen lassen. Dies wiederum lässt sich nur<br />
durch einwandfreie, hygienische Konstruktion des Bauteils erreichen. Zusammengefasst<br />
wird dieses Thema unter dem Begriff <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong>.
1 Einleitung 2<br />
Die konsequente Umsetzung einer hygienischen Produktion von Lebensmitteln<br />
stellt nicht nur den Schutz des Verbrauchers vor gesundheitlichen Gefahren durch<br />
den Genuss des Nahrungsmittels sicher, sondern hilft z.B. Rückrufaktionen oder<br />
Lebensmittelskandalen und dadurch einen drohenden Imageverlust des Produ-<br />
zenten vorzubeugen. Der finanzielle Schaden sowie eventuell drohende Scha-<br />
densersatzforderungen von Geschädigten dürfen nicht unterschätzt werden, da<br />
deswegen Lebensmittelhersteller schnell an ihre finanziellen Grenzen getrieben<br />
werden können.<br />
Bis zu 33 Millionen Krankheitsfälle werden jährlich in den USA auf pathogene Mik-<br />
roorganismen in Lebensmittel zurückgeführt und fordern bis zu 9000 Tote jedes<br />
Jahr [5]. Für die in dieser Arbeit untersuchten, pathogenen Keime belaufen sich<br />
die gesamten Kosten der davon hervorgerufenen Lebensmittelinfektionen auf bis<br />
zu 12,9 Milliarden US-Dollar. Davon fallen bis zu 50%, d.h. 6,7 Milliarden US-$ auf<br />
Lebensmittel vergiftende Bakterien [5].<br />
Um diese gesundheitliche Bedrohung der Konsumenten zu reduzieren, bzw. so<br />
gering wie möglich zu halten ist eine gründliche Reinigung von Produktionsanla-<br />
gen wichtig. Vor allem aseptisch arbeitende Maschinen müssen gewissenhaft ge-<br />
reinigt werden, um die anschließende Sterilisation der Anlage möglichst effektiv<br />
gestalten zu können. Denn desto weniger Keime sich vor der Desinfektion in der<br />
Anlage befinden, desto wirkungsvoller ist sie. Solche keimarmen Apparate lassen<br />
sich aber nur durch konstruktive Maßnahmen schaffen. Mangelhafte Reinigungsverfahren<br />
sind heute Auslöser von bis zu 20% der GMP-Beanstandungen [32].<br />
Reinigungsschritte sind essentiell für die Lebensmittelsicherheit und oft ein CCP<br />
(critical control point) innerhalb der Produktion von Getränken oder Lebensmittel.<br />
Sie können beispielsweise bis zu 70% des gesamten Wasserverbrauchs und der<br />
Abwassermenge eines Werkes ausmachen. Deshalb ist die Reinigung nicht nur<br />
aus Sicherheitsgründen ein zu beachtender Prozess, sondern birgt auch ein großes<br />
finanzielles Einsparpotential, nicht nur hinsichtlich der Wasserkosten [18].<br />
Eine gründliche Reinigung bedeutet für den Hersteller aber auch Ausfallzeit in der<br />
Produktion, Kosten für Reinigungsmittel, Energie und Wasser. Deswegen sollte<br />
die Reinigungszeit so kurz wie nötig gehalten werden, um möglichst geringe Ausfallzeiten<br />
und Kosten zu verursachen. Zudem wird die Umwelt durch geringeren<br />
Chemikalieneinsatz und reduzierten Abwassermengen weniger stark belastet. Außerdem<br />
ist die Reinigung unmittelbar nach der Herstellung von Lebensmitteln
1 Einleitung 3<br />
durchzuführen, da zu diesem Zeitpunkt der Schmutz noch nicht angetrocknet ist<br />
und sich leichter ablösen lässt. Bei der finanziellen Betrachtung muss aber stets<br />
die Sicherheit des Produktes gewährleistet sein. Somit sollte die Reinigung so<br />
kurz wie möglich, aber effektiv und gründlich durchgeführt werden, um der Pro-<br />
duktsicherheit und den Qualitätsansprüchen der Konsumenten gerecht zu werden.<br />
Eine Analyse des möglichen Einsparpotentials für die Lebensmittelindustrie bei<br />
Verwendung von neuesten, hygienegerecht konstruierten Anlagenbauteilen gegenüber<br />
herkömmlichen, industriell verwendeten Bauteilen mit Hygienerisiken soll<br />
in dieser Arbeit getätigt werden. Durch vergleichende Reinigungsversuche sollen<br />
Ventile, Einbaugehäuse von Sensoren und Pumpen miteinander verglichen werden,<br />
um so dem Nahrungsmittelproduzenten eine Hilfestellung bei der Auswahl<br />
dieser Bauteile bei einer Neuanschaffung bzw. beim Austausch von Anlagenkomponenten<br />
hinsichtlich der Reinigbarkeit geben zu können.<br />
Bei den Untersuchungen für die vorliegende Arbeit werden die Reinigungs- und<br />
Verschmutzungsparameter für die zu vergleichenden Bauteile konstant gehalten,<br />
um nur den Einfluss der Konstruktion auf die Reinigung zu ermitteln. Dabei wird<br />
der zeitliche Reinigungsverlauf, sowie die Gesamtzeit ermittelt in der ein Bauteil<br />
gereinigt werden kann und als sauber und hygienisch einwandfrei gilt.<br />
Aus diesen Versuchsergebnissen lassen sich finanzielle Vorteile durch Berücksichtigung<br />
von <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> feststellen.
2 Zielsetzung 4<br />
2 ZIELSETZUNG<br />
In der Lebensmittelindustrie werden zum Teil immer noch sinnvolle Investitionen in<br />
<strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> konforme Anlagenbauteile gescheut, da sie aufgrund hoher Anschaffungskosten<br />
vermeintlich teuerer erscheinen. Dabei werden jedoch die gesamten<br />
Lebenszykluskosten (Life Cycle Costs) oftmals außer Acht gelassen. Diese<br />
schließen Betriebs-, Wartungs- und die Entsorgungskosten mit ein [6]. In Abb.<br />
1 (links) sind die Kosten während der Nutzungsdauer eines herkömmlichen Bauteils<br />
dargestellt, sowie rechts daneben ein Bauteil mit höheren Investitionskosten,<br />
dafür aber geringeren Folgekosten. Die Fläche unter den Kurven entspricht den<br />
Gesamtkosten eines Bauteils über seiner Lebensdauer. Daher kann ein Bauteil<br />
mit höheren Anschaffungskosten aber günstigeren Reinigungskosten (<strong>Hygienic</strong><br />
<strong>Design</strong>, rechts) ein billigeres Bauteil mit hygienischen Schwächen (links) im Laufe<br />
seiner Einsatzdauer in den Gesamtkosten durchaus unterbieten. Diese Abwägung<br />
(Trade-Off) zwischen diesen Kosten ist in Abb. 1 (rechts) dargestellt. Die darin<br />
verwendeten Begriffe Ein- und Auszahlung sind in betriebswirtschaftlicher Sicht<br />
exakter als der allgemein verwendete Ausdruck Kosten. Dies soll hier allerdings<br />
vernachlässigt werden.<br />
Abb. 1: Life Cycle Costs [6]<br />
Genau dieses Abwägen soll mithilfe des Vergleichs der laufenden Reinigungskosten<br />
von diversen herkömmlichen Bauteilen mit deren hygienegerechten Alternativen<br />
erleichtert werden. Durch eine Kalkulation mit durchschnittlichen Marktpreisen<br />
der Bauteile und CIP-Reinigungskosten von mittelständischen Molkereien aus einer<br />
vorliegenden Studie der TU München wird das Einsparpotential durch konsequentes<br />
<strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> aufgezeigt.
2 Zielsetzung 5<br />
Das Risiko Anlagen zu betreiben, die nicht vollständig gereinigt werden können<br />
und dadurch ein Kontaminationsrisiko für die produzierten Lebensmittel darstellen,<br />
ist für den Lebensmittelproduzent groß. Die bei einem dadurch ausgelösten Lebensmittelskandal<br />
drohenden Belastungen können von Schadensersatzforderungen<br />
der geschädigten Konsumenten bis hin zum nicht bezifferbaren Imageverlust<br />
und damit verbundenen Umsatzeinbußen für das Unternehmen reichen. Selbst<br />
wenn so ein Szenario nicht zwangsläufig eintreten muss, kann ein Lebensmittelproduzent<br />
durch Verwendung von hygienegerechten Anlagenbauteilen bei der<br />
Produktion die Eintrittswahrscheinlichkeit eines solchen Falls deutlich senken.<br />
Obwohl die Investition in derartige Bauteile teurer ist, lassen sich die laufenden<br />
Kosten der Reinigung reduzieren. Tabelle 1 zeigt die einzelnen Aspekte des Einsparpotentials<br />
hinsichtlich laufender Kosten auf.<br />
Tabelle 1: Einsparpotential bei den laufenden Kosten durch hygienegerechte Bauteile<br />
• Verkürzte Reinigungszeit, dadurch verkürzter Produktionsstillstand<br />
• Geringere Chemikalien- und Additivkosten<br />
• Verringerter Strom-, Dampf- und Brennstoffbedarf<br />
• Weniger Wasser- und Abwasserkosten<br />
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, den Herstellern von Lebensmitteln eine Argumentationshilfe<br />
bei der Entscheidung für <strong>Hygienic</strong>-<strong>Design</strong> konforme Bauteile und<br />
gegen Bauteile mit Hygienerisiko an die Hand zu geben. Sie soll Einsparpotentiale<br />
aufdecken und den wirtschaftlichen Vorteil von <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> herausstellen.
3 Grundlagen und Kenntnisstand 6<br />
3 GRUNDLAGEN UND KENNTNISSTAND<br />
In diesem Kapitel werden die Grundlagen erläutert, auf die sich die Diskussion der<br />
Versuchsergebnisse stützt.<br />
3.1 Definitionen<br />
Um Einigkeit über die im weiteren Verlauf der Arbeit benutzten Terme zu erreichen<br />
werden in diesem Kapitel einige Begriffe nach der Nomenklatur der EHEDG [19],<br />
sowie etwas ausführlicher nach DIN 10516 „Lebensmittelhygiene – Reinigung und<br />
Desinfektion“ [12] von 2001 definiert.<br />
Reinigbarkeit (Cleanability)<br />
EHEDG: Die Eignung von Bauteilen einfach von Schmutz befreit zu werden.<br />
DIN 10516: So gestaltet und gebaut, dass die unerwünschten Substanzen mit<br />
den empfohlenen Reinigungsmethoden entfernt werden können.<br />
Reinigung<br />
EHEDG: Entfernen von Schmutz, Lebensmittelrückständen, Dreck,<br />
Schmierstoffen oder anderen unerwünschten Stoffen.<br />
DIN 10516: Entfernung unerwünschter Substanzen von Oberflächen von<br />
Räumen, Vorrichtungen und Geräten.<br />
Schmutz<br />
EHEDG: Alles restliche, unerwünschte Material in der Apparatur oder im<br />
Prozessumfeld.<br />
sauber<br />
DIN10516: frei von unerwünschten Substanzen<br />
3.2 Grundlagen der Reinigung<br />
Der Reinigungsschritt muss nicht nur in der Produktion von Lebensmitteln, sondern<br />
auch bei Biotechnologie- bzw. Pharmaprodukten fest in den gesamten Her-
3 Grundlagen und Kenntnisstand 7<br />
stellungsprozess integriert und essenzieller Bestandteil sein. Er dient nicht nur zur<br />
Erfüllung der Ansprüche des Konsumenten, sondern auch dazu die Lebensmittel<br />
hygienisch und sicher zu produzieren und sie vor ungewollten Veränderungen zu<br />
schützen [42].<br />
Schmutz, der durch die Reinigung aus Produktionsanlagen entfernt werden soll,<br />
kann unterschiedlichen Ursprungs sein und aus folgenden Bereichen stammen<br />
[13]:<br />
• physikalische Kontamination<br />
• chemische Kontamination<br />
• mikrobiologische Kontamination<br />
In der Lebensmittelindustrie besteht die Verschmutzung aus in der Anlage verblie-<br />
benen Lebensmittelresten, sonstigen Ablagerungen oder aus Mikroorganismen,<br />
die auf den Oberflächen gewachsen sind [27]. Die genaue Zusammensetzung der<br />
Verschmutzung ist in jedem Lebensmittelbetrieb unterschiedlich und bedarf einer<br />
genauen Anpassung der Reinigung. Eine solche kann entweder trocken durchge-<br />
führt werden oder mit Reinigungsfluid erfolgen. In dieser Arbeit wird ausschließlich<br />
auf die nasse Reinigung eingegangen.<br />
Bei der Nassreinigung müssen stets Schmutz, Reinigungsobjekt und Reini-<br />
gungsfluid aufeinander abgestimmt werden. Die Verfahrensparameter (vgl. Abb. 2)<br />
bewirken gemeinsam das Reinigungsergebnis und können sich begrenzt gegen-<br />
seitig beeinflussen. Deswegen ist es möglich durch bessere Gestaltung (<strong>Hygienic</strong><br />
<strong>Design</strong>) des zu reinigenden Objektes diesen Anteil zu vergrößern, um den Anteil<br />
anderer Parameter, wie z.B. den der Zeit zu reduzieren. Loncin [27] beschrieb in<br />
der Lebensmittelindustrie die Tendenz zu größerem Einsatz mechanischer Energie,<br />
um die Konzentration der Reinigungslösung zu vermindern.
3 Grundlagen und Kenntnisstand 8<br />
Abb. 2: Erweiterter Sinnerkreis zur Darstellung der<br />
Einflussfaktoren im Nassreinigungsprozess [21]<br />
Ein vollständiges Reinigungsprogramm kann nach Loncin [27] folgende Schritte<br />
umfassen (vgl. Tabelle 2). Zu beachten ist dabei jedoch, dass die Zielsetzung, wie<br />
einfache Sauberkeit, keimarme Anlage oder vollkommen keimfreie Bauteile vorher<br />
abgeklärt werden muss.<br />
Tabelle 2: vollständiges Reinigungs- und Desinfektionsverfahren [27] und ihre Funktion [28]<br />
Schritte Funktionen<br />
• Vorspülen Grobe Verschmutzung entfernen<br />
• Alkalische Reinigung Entfernung von organischem Material<br />
• Zwischenspülen Neutralisieren<br />
• Säurereinigung Entfernung von anorganischem Material<br />
• Zwischenspülen Neutralisieren<br />
• Desinfektion Abtötung aller Mikroorganismen<br />
• Nachspülen Entfernen von Reinigungsrückständen<br />
Prinzipiell werden bei der Nassreinigung zwei Verfahren unterschieden, die entweder<br />
nach Demontage manuell durchgeführt werden (COP – cleaning out of place)<br />
oder ohne Zerlegen direkt und automatisch vor Ort (CIP – cleaning in place).<br />
In der vorliegenden Arbeit wird nur auf letztere Variante eingegangen.<br />
Eine CIP-Reinigung zeichnet sich nach Graßhoff [21] dadurch aus, dass die zu<br />
reinigenden Teile entweder nicht demontierbar und deswegen nicht zugänglich
3 Grundlagen und Kenntnisstand 9<br />
sind, wie z.B. Rohrleitungen und Ventile, sowie Bauteile, die ohne Demontage ge-<br />
reinigt werden sollen, wie beispielsweise Zentrifugen. Diese sind geschlossene<br />
Systeme. Aber auch offene Systeme, wie z.B. eine Abfüllanlage oder Tanks werden<br />
in der Industrie automatisch gereinigt.<br />
Eine CIP-Reinigung zeichnet sich nach Majoor [28] durch optimalen Verbrauch<br />
von Wasser, Detergenzien, Sterilisationsmitteln und Dampf aus und weist dadurch<br />
Vorteile gegenüber einer manuellen Reinigung mit Demontage der Anlage auf.<br />
Außerdem werden die durch die Reinigung entstehenden Ausfallzeiten deutlich<br />
reduziert und die Effizienz der Anlagen erhöht. Manuelle Reinigungsschritte können<br />
auf ein Minimum reduziert oder komplett eliminiert werden. Dadurch steigt die<br />
Sicherheit der Mitarbeiter, da sie nicht mehr mit aggressiven oder heißen Reinigungsmitteln<br />
in Kontakt kommen, oder rutschige Innenflächen von Tanks oder<br />
Silos betreten müssen. Zudem wird der Hygienestatus erhöht, da CIP-<br />
Reinigungsprogramme in festgelegten Intervallen durchgeführt werden und somit<br />
nicht von den Mitarbeitern vergessen werden können. Insgesamt wird die Reinigung<br />
zuverlässiger, da sie immer mit den gleichen Parametern durchgeführt wird.<br />
Zudem erfolgt eine automatische Dokumentation der Reinigung um jederzeit den<br />
hygienischen Zustand der Produktionsanlagen nachweisen zu können. Diese Vorteile<br />
der CIP-Reinigung werden in Tabelle 3 zusammengefasst.<br />
Tabelle 3: Vorteile einer CIP-Reinigung [28]<br />
• Kosteneinsparung<br />
• Erhöhte Werksauslastung<br />
• Minimaler händischer Aufwand<br />
• Erhöhte Sicherheit<br />
• Verbesserte Hygiene<br />
• Keine Beschädigungen bei der Demontage zur COP-Reinigung<br />
• Keine Rekontamination beim Zusammenbau COP-gereinigter Bauteile<br />
• Reduzierte Reparatur- und Wartungskosten<br />
Vor allem die höheren Investitionskosten der oftmals speziell nach den Bedürfnissen<br />
der Kunden angefertigten CIP-Reinigungsanlagen stellen einen Nachteil dieser<br />
Reinigungsmethode dar. Diese zum Teil komplizierten Schaltungen und Auf-
3 Grundlagen und Kenntnisstand 10<br />
bauten benötigen tendenziell auch eine umfangreichere Wartung. In stark ver-<br />
schmutzen Anlagen einiger Lebensmittelindustriezweige, wie z.B. in der Fleisch-<br />
warenindustrie ist ihr Einsatz allerdings begrenzt. Die Milch- bzw. Brauereiwirt-<br />
schaft hingegen setzt das CIP-Verfahren seit langer Zeit ein.<br />
Bei geschlossenen Systemen wirken vor allem die kinetische Energie der zirkulierenden<br />
Reinigungsflüssigkeit, sowie chemische Effekte, welche die an der Oberfläche<br />
des zu reinigenden Bauteils anhaftenden Fremdstoffe angreifen und in Lösung<br />
bringen. Diese mechanische Kraft, die tangential zum Schmutz angreift, wird<br />
als Wandschubspannung bezeichnet und trennt die Verschmutzung von der Oberfläche<br />
ab. Offene Systeme (z.B. Behälter) werden durch einen Sprühkopf oder<br />
eine rotierende Düse mit Reinigungslösung beaufschlagt und durch den Aufprall<br />
der Flüssigkeit eine gewisse mechanische Abreinigung erreicht. Der dadurch entstehende<br />
Rieselfilm an der Behälterwand wirkt überwiegend durch den Reinigungsfaktor<br />
Chemie und ist zum großen Teil für den Reinigungserfolg verantwortlich.<br />
Graßhoff [21] zeigt auf, dass die Wandschubspannung die durch manuelles Bürsten<br />
erreicht wird rund tausendfach höher ist, als jene die durch eine CIP-Reinigung<br />
bei praxisüblichen Zirkulationsgeschwindigkeiten von 0,5 bis 3 m/s erreicht werden.<br />
Dies zeigt, dass die Wandschubspannung alleine, selbst bei optimalem <strong>Hygienic</strong><br />
<strong>Design</strong>, nicht ausreicht, um die Haftkräfte der Schmutzpartikel zu überwinden und<br />
so den Reinigungserfolg zu erzielen. Unabdingbar ist demnach der zusätzliche<br />
Einsatz von chemischen Reinigungsmitteln [21, 24, 27].<br />
3.3 Strömungsmechanische Grundlagen<br />
Zum Verständnis des Stofftransports während der Reinigung ist es notwendig die<br />
Grundlagen der Strömungsmechanik zu erläutern.<br />
Die Charakterisierung einer Rohrströmung erfolgt durch die dimensionslose Reynolds-Kennzahl<br />
Re. Diese beschreibt das Verhältnis von Trägheits- zu Reibungskräften<br />
der Flüssigkeit. Reynolds wird aus der mittleren Geschwindigkeit w des
3 Grundlagen und Kenntnisstand 11<br />
Fluids in [m/s], dem Rohrdurchmesser d in [m], sowie der kinematischen Viskosität<br />
ν<br />
in [m²/s] gebildet:<br />
w⋅d Re = (3.1)<br />
ν<br />
Grundsätzlich sind zwei Strömungszustände und ein Übergangszustand möglich<br />
[26]:<br />
Re < 2000 laminare Strömung<br />
2000 < Re < 3000 Übergangsströmung<br />
Re > 3000 turbulente Strömung<br />
Bei laminarer Strömung sind die durch die Viskosität verursachten Reibungskräfte<br />
im Vergleich zu den Trägheitskräften groß. Die Stromlinien liegen nebeneinander<br />
und besitzen keinerlei Austausch untereinander. Durch eine Druckdifferenz ∆p<br />
stellt sich eine entsprechende Strömungsgeschwindigkeit w ein. Dieser Zusam-<br />
menhang ist bei laminarer Strömungsform direkt proportional.<br />
Δp∼ w<br />
(3.2)<br />
Für glatte Rohrleitungen wurde eine kritische Reynoldszahl von Rekrit = 2320 er-<br />
mittelt bei der die Strömungsform von laminar auf turbulent umschlägt. Allerdings<br />
wurden bei komplett störungsfrei ausgeführten Rohren Übergangströmungen bis<br />
zu Re = 10 5 gemessen [24]. Um sicherzustellen, dass im turbulenten Bereich ge-<br />
reinigt wird, sollten nach Hoffmann [22] Reynoldszahlen von Re > 10 5 erreicht<br />
werden.<br />
Bei turbulenter Strömung vermischen sich die Stromlinien über den Rohrquer-<br />
schnitt, es entstehen Wirbel und die geförderte Flüssigkeit tauscht sich aus. Die<br />
Geschwindigkeiten einzelner Teilchen sind unregelmäßig, zur Beschreibung der<br />
Strömung reicht eine mittlere Geschwindigkeit u aus.<br />
Abb. 3: Geschwindigkeitsprofile bei laminarer und turbulenter Strömung im Rohr [30]
3 Grundlagen und Kenntnisstand 12<br />
In Abb. 3 werden die beiden Strömungsformen im Rohr dargestellt. Das laminare<br />
Strömungsprofil entspricht einer Parabel und hat in der Mitte des Rohres die größ-<br />
te Geschwindigkeit. Bei turbulenten Bedingungen bildet sich eine sogenannte Kol-<br />
benströmung aus, die mit konstanter mittlerer Geschwindigkeit über fast den ge-<br />
samten Rohrquerschnitt charakterisiert werden kann. Nur aufgrund der Haftbedin-<br />
gungen an der Rohrwand fällt dort die Geschwindigkeit ab [30].<br />
Für die Beschreibung der Reinigung durch Stoffübertragung ist die Grenzschicht-<br />
strömung an der Rohrwand entscheidend [24], da hier anhaftender Schmutz abge-<br />
löst werden muss. Deswegen ist eine wandnahe Betrachtung nötig.<br />
Abb. 4: Geschwindigkeitsprofile bei laminarer und<br />
turbulenter Strömung nahe einer Wand [30]<br />
Abb. 4 zeigt die Geschwindigkeit des Fluids in Abhängigkeit der Entfernung zur<br />
Wand. An der Wand oder an der durchgehend ausgebildeten Schmutzschicht<br />
herrscht bei beiden Strömungsformen die Geschwindigkeit null und steigt bei beiden<br />
mit zunehmendem Abstand an. Unterschiedlich ist nur innerhalb welchen Abstands<br />
diese Grenzschicht ausgebildet ist.<br />
Bei turbulent ausgebildeter Strömungsform lässt sich die hydrodynamische<br />
Grenzschicht noch weiter unterteilen. In direkter Wandnähe ist die Geschwindigkeit<br />
so gering, dass keine turbulente Austauschbewegung quer zur Strömungsrichtung<br />
erfolgt. Deshalb ist die Strömungsform in diesem Bereich laminar und wird<br />
als laminare Unterschicht bezeichnet. Darüber befindet sich eine Übergangs-
3 Grundlagen und Kenntnisstand 13<br />
schicht deren Grenzen fließend sind und innerhalb derer zeitweise laminare oder<br />
turbulente Strömungsformen auftreten können [22, 24].<br />
Die Dicke dieser laminaren Unterschicht bei turbulenter Rohrströmung (Re > 10 5 )<br />
wurde z.B. von Hoffmann [22] für ein extrem raues Rohr (mittlerer Oberflächenrau-<br />
igkeitswert Ra = 9,1 µm) ermittelt und ist in Abb. 5 in Abhängigkeit von der Strö-<br />
mungsgeschwindigkeit dargestellt.<br />
Abb. 5: Dicke der laminaren Unterschicht in Abhängigkeit von der Strömungsgeschwindig-<br />
keit; d= 50mm, ν =0,413*10 -6 m²/s [22]<br />
Zu erkennen ist, dass mit zunehmender Strömungsgeschwindigkeit die Dicke der<br />
laminaren Unterschicht abnimmt und in einer Größenordnung von 80 bis 10 µm<br />
liegt. Für Rohre mit niedrigeren Ra-Werten würde sich die Dicke weiter verringern.
3 Grundlagen und Kenntnisstand 14<br />
3.4 Stofftransport<br />
Um den Abtrag von Schmutz bei der Reinigung als eine Form des Massenstroms<br />
zu beschreiben, bedient sich die Literatur der Analogie von Wärme- und Stoff-<br />
transport.<br />
Der Wärmetransport überträgt auf Grund von Temperaturunterschieden Energie<br />
zwischen zwei Systemen, in der Form von Wärmeleitung, -konvektion und -<br />
strahlung. Analog zum Wärmetransport kann der Stofftransport als Massentransport<br />
zwischen zwei Systemen, die sich in ihrer Dichte, Konzentration oder anderen<br />
physikalischen Parametern unterscheiden, definiert werden.<br />
Der Stofftransport erfolgt durch Diffusion und Konvektion. Der Massenstrom m � der<br />
in einer turbulenten Strömung zwischen der Rohrwand und dem daran entlang<br />
strömenden Fluid übertragen wird, ist nach Gleichung (3.3) formuliert [2]:<br />
dm(x) � = dA⋅β⋅Δc(x) (3.3)<br />
Wobei β den Stoffübergangskoeffizient und A die Stoffübertragungsfläche darstellt.<br />
Δc(x) in Formel (3.4) ist der Betrag der Konzentrationsdifferenz der diffundierenden<br />
Komponente zwischen der Rohrwand cW und dem strömenden Fluid cFl über<br />
die Rohrlänge x.<br />
Δ c(x) = cW − cFl<br />
(3.4)<br />
Aufgrund der systematischen Ähnlichkeit dieser Transportvorgänge sind auch deren<br />
Berechnungen ähnlich. Somit sind die dimensionslosen Kennzahlen des<br />
Wärmetransport Prandtl Pr und Nusselt Nu direkt auf den Stofftransport übertragbar<br />
und ergeben die dimensionslosen Kennzahlen Schmidt Sc und Sherwood Sh.<br />
Die einzelnen dimensionslosen Kennzahlen sind wie folgt definiert:<br />
Die Prandtl-Zahl beschreibt in der Wärmeübertragung ein Stoffwert-Verhältnis<br />
zwischen der kinematischen Viskosität ν und der Temperaturleitzahl a:<br />
Pr<br />
ν<br />
= (3.5)<br />
a
3 Grundlagen und Kenntnisstand 15<br />
Analog dazu wird die Schmidt-Zahl Sc aus dem Stoffübergang mit der kinemati-<br />
schen Viskosität ν und dem Diffusionskoeffizienten D definiert:<br />
ν<br />
Sc = (3.6)<br />
D<br />
Die Nusselt-Zahl Nu ist ein dimensionsloser Wärmeübergangs-Kennzahl, die mit<br />
dem Wärmeübergangskoeffizienten α, dem Rohrdurchmesser d und der Wärmeleitfähigkeit<br />
λ des Stoffes gebildet wird.<br />
α ⋅d<br />
Nu = (3.7)<br />
λ<br />
Analog dazu gilt beim Stofftransport die Sherwood-Zahl Sh, die mit dem Stoffübergangskoeffizienten<br />
β, dem Rohrdurchmesser d, sowie dem Diffusionskoeffizienten<br />
D der diffundierenden Komponente definiert wird.<br />
β⋅ d<br />
Sh = (3.8)<br />
D<br />
Tabelle 4: Analogie der dimensionslosen Kennzahlen aus Wärme- und Stoffübergang<br />
• Wärmeübergang • Stoffübergang<br />
ν<br />
• Prandtl Pr =<br />
a<br />
ν<br />
• Schmidt Sc =<br />
D<br />
d<br />
• Nusselt Nu α⋅<br />
=<br />
λ<br />
β⋅ d<br />
• Sherwood Sh =<br />
D<br />
Tabelle 4 verdeutlicht die Ähnlichkeiten der Kennzahlen von der Wärmeübertragung<br />
und der Stoffübertragung.<br />
Folglich lässt sich der Wärmeübergangskoeffizienten α durch die Form<br />
Nu = f (Re,Pr,...)<br />
berechnen. Analog dazu wird der Stoffübergangskoeffizient β be-<br />
rechnet, in dem Nu durch Sh und Pr durch Sc ersetzt wird: Sh<br />
= f (Re,Sc,...)<br />
41].<br />
[24, 26,<br />
Da der Stoffaustausch analog zum Wärmeaustausch ist, lassen sich die Ergebnisse<br />
von Kessler [26] bezüglich der Wärmeverteilung in einem T-Stück mit einem<br />
Totende des ca. 2,6-fachen Durchmessers des Hauptrohres mit dem Stoffaustausch<br />
der angestellten Reinigungsversuche vergleichen. Kessler untersuchte die<br />
Temperaturen an verschiedenen Stellen eines T-Stücks während der Durchströ-
3 Grundlagen und Kenntnisstand 16<br />
mung mit Wasser bei 85 °C und turbulenter Strömungsform (Re = 67000). Abb. 6<br />
zeigt, dass selbst nach 16 Minuten der von der Hauptströmung am weitesten ent-<br />
fernte Temperatursensor noch eine Temperaturdifferenz von ca. 20 °C aufzeigte.<br />
Dies zeigt, dass die Strömungsgeschwindigkeit in dieser Totraumtiefe so stark<br />
abnimmt, dass selbst nach 16 Minuten die Temperatur nicht der der Hauptströ-<br />
mung entspricht. Nach Untersuchungen von Graßhoff [20] herrscht in dieser Tiefe<br />
(ca. 2,6d) nur noch eine Geschwindigkeit von 5% der Hauptströmung (vgl. Abb.<br />
11). Somit ist neben dem Wärmeaustausch auch der Stoffaustausch in dieser<br />
Totraumtiefe eingeschränkt und eine Reinigung erschwert.<br />
Abb. 6: Temperaturverteilung in einem T-Stück [26]<br />
Allerdings ist der Temperaturverlauf des Sensors Nr. 2 (in einer Tiefe von ca. 0,5d)<br />
ähnlich der der Hauptströmung. Dieser beruht auf einen Strömungswirbel, der für<br />
einen raschen Austausch des Fluid sorgt und somit auch einen schnellen Tempe-<br />
raturausgleich hervorruft.
3 Grundlagen und Kenntnisstand 17<br />
3.5 Diffusion<br />
Diffusion wird in der DIN 5491 folgendermaßen definiert: „Diffusion ist der Materie-<br />
transport, der als Folge von Konzentrationsgefällen in einem System oder Phasengrenzen<br />
auftritt und zu einem Konzentrationsausgleich führt" [11].<br />
Hierbei kann nicht nur Materie, sondern auch Energie transportiert und ausgeglichen<br />
werden. Werden z.B. gelöste Partikel betrachtet, so ist durch die Brown’sche<br />
Molekularbewegung eine zufällige und ungerichtete Bewegung vorgegeben, die<br />
nach einiger Zeit zu einer statistisch gleichmäßigen Verteilung aller Partikel durch<br />
einen Netto-Fluß von der höheren zur niedrigeren Konzentration führt (vgl. Abb. 7).<br />
Abb. 7: Konzentrationsausgleich durch Diffusion [1]<br />
Adolf Eugen Fick war ein bedeutender Wissenschaftler im 19. Jahrhundert auf<br />
dem Gebiet der Diffusion. Er erkannte, dass Diffusion ein dynamischer molekularer<br />
Prozess ist und entwickelte die Teilchenstromdichte J (Flux) (Gleichung (3.9)):<br />
1 dM<br />
J = ⋅ [kg/m<br />
A dt<br />
2 s] oder [Atome/m 2 s] (3.9)<br />
Sie beschreibt die Geschwindigkeit der Diffusion und wird entweder definiert als<br />
die Anzahl der Atome, die pro Zeiteinheit durch eine Fläche diffundieren, oder mit<br />
dem Massenstrom als die Masse der Atome, die pro Zeiteinheit durch eine Fläche<br />
diffundiert [7].
3 Grundlagen und Kenntnisstand 18<br />
Seine fundamentalen Gesetze sind heute unter dem Namen 1. und 2. Fick’sches<br />
Gesetz bekannt. Das 1. Fick’sche Gesetz macht eine quantitative Aussage über<br />
die im statistischen Mittel gerichtete Bewegung von Teilchen, d.h. wie viele Teilchen<br />
einer Stoffeinheit sich pro Zeiteinheit durch eine Flächeneinheit, die senkrecht<br />
zur Diffusionsrichtung liegt, netto bewegen (vgl. Abb. 8).<br />
Abb. 8: Stationäre Diffusion (1. Fick'sches Gesetz) [1]<br />
∂c<br />
J = −D⋅ (3.10)<br />
∂ x<br />
In Gleichung (3.10) ist die Teilchenstromdichte J in [mol/m 2 s] proportional zu dem<br />
Diffusionskoeffizienten D, sowie dem Konzentrationsgradienten dc/dx (slope, vgl.<br />
Abb. 8). Das negative Vorzeichen bedeutet, dass die Diffusion in Richtung der<br />
niedrigeren Konzentration entlang eines Konzentrationsgradienten verläuft.<br />
Das 2. Fick’sche Gesetz für die eindimensionale Diffusion stellt eine Beziehung<br />
zwischen zeitlichen und örtlichen Konzentrationsunterschieden dar. Es eignet sich<br />
somit zur Darstellung instationärer (zeitabhängiger) Diffusion, im Gegensatz zum 1.<br />
Fick’schen Gesetz, das einen stationären, (zeitunabhängigen) Diffusionsfluss mit<br />
ortsabhängigen Konzentrationsprofilen beschreibt:<br />
2<br />
∂c ∂ c<br />
= D 2<br />
∂t ∂x<br />
(3.11)
3 Grundlagen und Kenntnisstand 19<br />
3.6 <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> von Anlagenkomponenten<br />
Der Begriff <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> umfasst nicht nur die reinigungsgerechte Gestaltung<br />
von Bauteilen und Anlagen sondern umfasst z.B. auch Betriebsräume oder die<br />
Auswahl geeigneter Werkstoffe. In diesem Kapitel soll insbesondere auf die Ges-<br />
taltungsgrundsätze für leicht reinigbare Komponenten eingegangen werden.<br />
In CIP-fähigen Komponenten müssen Spalte (z.B. an lösbaren Verbindungen) und<br />
Toträume (z.B. Sensoren in T-Stücken) vermieden werden, um eine vollständige<br />
Reinigung zu gewährleisten [23]. Diese Prinzipien sollten sowohl für die Produkti-<br />
on von flüssigen Lebensmitteln berücksichtigt werden, als auch für trockene Nah-<br />
rungsmittel deren Produktionsanlagen nass gereinigt werden (z.B. Sprühtrock-<br />
nungsanlagen).<br />
Alle Rohrleitungsverbindungen stellen Unterbrechungen der inneren Oberfläche<br />
dar und sind somit schwieriger zu reinigen und weniger korrosionsbeständig. Des-<br />
halb sollten sie vermieden, bzw. auf ein Minimum reduziert werden [16]. Wenn<br />
möglich, ist ein gebogenes Rohr einem verschweißten oder verschraubten Bogen<br />
vorzuziehen. Eine einwandfreie Schweißnaht stellt im Gegensatz zu einer lösbaren<br />
Verbindung mit Spalt kein hygienisches Risiko dar. Manchmal lassen sich aber<br />
lösbare Verbindungen in Produktionsanlagen nicht vermeiden. Die EHEDG hat<br />
Empfehlungen erarbeitet, wie hygienegerechte, lösbare Rohrverbindungen gestaltet<br />
sein sollen [16]. Diese formuliert die EHEDG folgendermaßen (vgl. Tabelle 5):<br />
Tabelle 5: Konstruktionsempfehlungen für lösbare Verbindungen<br />
• Koaxiale Anordnung der beiden Rohre (Zentrierung)<br />
• Axialer Anschlag für eine kontrollierte Verpressung des Elastomers<br />
• Expansionsraum für die thermische Ausdehnung der Dichtung<br />
• Vermeiden von scharfen Kanten um die Dichtung nicht zu schädigen<br />
• Spaltfreiheit (soweit technisch möglich)
3 Grundlagen und Kenntnisstand 20<br />
Abb. 9: Rohrleitungsverbindungen mit Hygienerisiko (links) und nach <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Kri-<br />
terien konstruierte (rechts) [16]<br />
Abb. 9 zeigt links unten (1.3) eine Milchrohrverschraubung nach DIN 11851, wel-<br />
che nach EHEDG nicht CIP-fähig ist, aber in der Lebensmittelindustrie oftmals<br />
trotzdem in CIP-Kreisläufen zum Einsatz kommt. Eine hygienische Variante dazu<br />
stellt Abb. 9 rechts unten (1.4) dar, welche nach DIN 11864 gefertigt ist und den<br />
<strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Kriterien entspricht.<br />
Eine weitere Problemstelle in CIP-fähigen Rohrleitungssystemen stellen z.B. Sensoreinbauten<br />
dar, welche im ungünstigsten Falle durch die Ausbildung eines<br />
Totraumes einen nicht zu reinigenden Bereich darstellen. Nähere Untersuchungen,<br />
auf denen das EHEDG Dokument Nr.8 [17] beruhen, führte Graßhoff an der Bundesanstalt<br />
für Milchforschung in Kiel durch [20]. Er untersuchte die Strömungsverhältnisse<br />
in Totenden von T-Rohrstücken (aus Polycarbonat) in CIP-gereinigten<br />
Rohrleitungssystemen anhand optischer Untersuchungsmethoden. Ebenso machte<br />
er das Flüssigkeitsaustauschverhalten in den Toträumen mittels Kunststoffkü-
3 Grundlagen und Kenntnisstand 21<br />
gelchen mit einer ähnlicher Dichte von Wasser sichtbar. Dabei untersuchte er drei<br />
verschiedene Strömungsfälle (vgl. Abb. 10).<br />
Abb. 10: Strömungsformen in einem T-Formstück<br />
Im Strömungsfall I wird das Totende tangential angeströmt. Im Falle II wird der<br />
Totraum angeströmt, die Hauptstromrichtung knickt um 90° ab. Anders ist dage-<br />
gen Fall III, hier knickt der Hauptstrom ebenfalls ab, das Totende wird aber nicht<br />
direkt angeströmt.<br />
Das dimensionslose Verhältnis u/vH der durchschnittlichen Strömungsgeschwin-<br />
digkeit u der Partikel im Totraum zu der Hauptströmungsgeschwindigkeit v wur-<br />
de graphisch aufgetragen.<br />
Abb. 11: Relative Strömung im Totraum, Strömungsfall I [20]<br />
In Abb. 11 wird deutlich erkennbar, dass im Fall I die relative Strömungsgeschwin-<br />
digkeit u/v H bei einer Tiefe des einfachen Rohrdurchmessers auf das ca. 0,13-<br />
H
3 Grundlagen und Kenntnisstand 22<br />
fache der Hauptströmungsgeschwindigkeit abfällt und bereits bei einem Totraum<br />
von 2d, bzw. 4d nur noch 8%, bzw. 2% der Hauptströmungsgeschwindigkeit er-<br />
reicht wird. Bei noch längeren Totenden nähert sich die Kurve fast gegen 0 an und<br />
die strömungsmechanische Wirkkomponente einer Reinigung entfällt fast vollstän-<br />
dig. Dadurch kann nur noch die eingesetzte Chemikalie über Diffusionsvorgänge<br />
bei einer Reinigung wirken.<br />
Abb. 12: Relative Strömung im Totraum, Strömungsfall II [20]<br />
Weniger stark fallen dagegen die Teilchengeschwindigkeiten im Strömungsfall II<br />
ab (vgl. Abb. 12). Hier liegen sie bei 27% (1d), 15% (2d) und 4% (4d) der Geschwindigkeit<br />
der Hauptströmung. Der Grund für die etwas höheren Relativgeschwindigkeiten<br />
und deswegen auch für die bessere Reinigbarkeit ist die direkte<br />
Anströmung des Totbereichs. Dadurch reichen die Verwirbelungen weiter als bei<br />
dem tangential angeströmten Totraum des Strömungsfalles I.
3 Grundlagen und Kenntnisstand 23<br />
Abb. 13: Relative Strömung im Totraum, Strömungsfall III [20]<br />
Konsequenterweise resultiert die Strömungsumkehrung von Fall II auf Fall III in<br />
weniger starken Verwirbelungen, was eine schnellere Abnahme der Teilchenge-<br />
schwindigkeit im Totraum bewirkt. Abb. 13 zeigt z.B. eine Strömungsgeschwindig-<br />
keit von 12% (1d), 5% (2d) und 2% (4d). Beim Vergleich der drei Strömungsfälle<br />
(vgl. Tabelle 6) wird ersichtlich, dass die Strömungsfälle I und III ähnlich ungünstig<br />
zu reinigen sind und nur Fall II eine etwas weniger schlechte Reinigbarkeit auf-<br />
weist.<br />
Tabelle 6: Vergleich der Teilchengeschwindigkeiten zur Hauptströmungsgeschwindigkeit<br />
Totraumtiefe Fall I Fall II Fall III<br />
1d 13% 27% 12%<br />
2d 8% 15% 5%<br />
4d 2% 4% 2%<br />
Problematisch wird die Situation, wenn solche Bauteile mit Wasser vorgespült<br />
werden und im Anschluss Reinigungslösung im CIP-Kreislauf gepumpt wird. Dabei<br />
dauert es sehr lange bis das sich im Totraum befindliche Spülwasser von der Rei-<br />
nigungsflüssigkeit mit der wirksamen Reinigungschemikalie verdrängt wurde [20].<br />
Unter Umständen dauert die alkalische oder saure Reinigungsphase des CIP-<br />
Verfahrens nicht so lange an, dass das vorgelegte Spülwasser durch das Reini-<br />
gungsfluid ersetzt wurde. Das erfolgt bei einer Strömungsgeschwindigkeit von
3 Grundlagen und Kenntnisstand 24<br />
vH = 2,6 m/s bis zu einer Tiefe von 3d spontan, das weitere Vordringen erfolgt al-<br />
lerdings nur noch schleichend. So dauert der Austausch der Flüssigkeiten bei 10<br />
Rohrdurchmessern bereits mehr als 40 Minuten. Bei geringeren Strömungsgeschwindigkeiten<br />
von v = 1,0 m/s dauert dieser Austausch bei einer Tiefe von 8d<br />
beispielsweise ca. 30 Minuten. Solche Zeitspannen finden aufgrund der dadurch<br />
verursachten Kosten in keinem CIP-Programm Platz und müssen daher unbedingt<br />
vermieden werden [20].<br />
3.7 Kosten der Reinigung<br />
Die Reinigung ist ein fester Bestandteil der Lebensmittelproduktion. Jedes Unternehmen<br />
muss aber aus ökonomischen Gesichtspunkten heraus bestrebt sein die<br />
damit verbundenen Kosten so gering wie möglich zu halten, ohne den Reinigungserfolg<br />
zu gefährden.<br />
Nach Wildbrett [15] setzen sich die Kosten für Reinigung wie in Tabelle 7 gezeigt<br />
zusammen.<br />
Tabelle 7: Kosten für die Reinigung [15]<br />
Kosten für<br />
Kostenart Personal Sachbedarf Betrieb Sonstiges<br />
Planung der Reinigungs- und Desinfektionsverfahren<br />
+<br />
Planung des Bedarfs an technischen<br />
Einrichtungen und Hilfsmitteln<br />
+<br />
Beschaffung technischer Einrichtungen<br />
und Hilfsmittel<br />
+<br />
Installation technischer Hilfsmittel + +<br />
Verbrauch an Wasser +<br />
Verbrauch an chem. Hilfsmitteln +<br />
Verbrauch an Energie (thermisch, elektrisch,<br />
mechanisch)<br />
+<br />
Abwasserreinigung +<br />
Personal für Reinigung und Desinfektion +<br />
Erfolgskontrolle + +
3 Grundlagen und Kenntnisstand 25<br />
Kosten für<br />
Kostenart Personal Sachbedarf Betrieb Sonstiges<br />
Laborbedarf + +<br />
Reparaturen Ersatzbeschaffung<br />
Personalschulung, -fortbildung +<br />
Rüstzeiten +<br />
In einer anderen Publikation [18] wird die Zusammensetzung der laufenden Kos-<br />
ten ähnlich beschrieben:<br />
• Frischwasser<br />
• Abwasser<br />
• Chemikalien<br />
• verlorene Rohstoffe / Produkte<br />
• Energie<br />
• Zeit<br />
• Produktionsausfall<br />
Im Speziellen spielt vor allem in Getränkeabfüllbetrieben der Wasserverbrauch<br />
einer CIP-Reinigung eine große Rolle, da extrem viel Wasser, wie in Abb. 14 zu<br />
erkennen ist, verbraucht wird. Demnach entstehen durch eine CIP-Reinigung hohe<br />
Kosten allein durch den Wasserverbrauchs, ohne die anderen Kostenarten aus<br />
Tabelle 7 zu berücksichtigen.<br />
Abb. 14: Analyse der Wasserverbräuche in Getränkeabfüllbetrieben in den USA [36]
3 Grundlagen und Kenntnisstand 26<br />
Die Gesamtkosten der Reinigung steigen in Deutschland laut dem statistischen<br />
Jahrbuch 2008 [35] kontinuierlich an, wie Abb. 15 zeigt.<br />
Veränderung [%]<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Preisindex Deutschland<br />
2005 2006 2007 2008 (Mai)<br />
Zeit [Jahr]<br />
Wasserversorgung<br />
Abwasserentsorgung<br />
Strom<br />
Gas<br />
fl. Brennstoffe (leichtes Heizöl)<br />
Abb. 15: Preisindex der Bundesrepublik Deutschland [35]<br />
Die in Abb. 15 gezeigten Veränderungen des Preisindex beziehen sich auf private<br />
Haushalte, lassen aber durchaus den tendenziellen Schluss auf das produzieren-<br />
de Gewerbe zu, da nicht die absoluten Preise betrachtet werden, sondern die Kos-<br />
ten auf das durchschnittliche Preisniveau von 2005 bezogen sind. Die stärkste<br />
Verteuerung in den letzten drei Jahren weisen flüssige Brennstoffe auf (+63%).<br />
Gas- und Strompreise stiegen ebenfalls um 18% bzw. 25% an. Die prozentuale<br />
Änderung der Preise für Wasser und Abwasseraufbereitung beträgt 3,4%, bzw.<br />
3,0% was immer noch deutlich über den üblichen Inflationsraten der letzten Jahre<br />
für Deutschland liegt (1% bis 2%).<br />
Im Kapitel 4.8 zugrundegelegte Kosten der Reinigung werden nähere relevante<br />
Angaben zu den durch die Reinigung entstehenden Kosten anhand eines Unternehmensvergleichs<br />
dargelegt.
4 Material und Methoden 27<br />
4 MATERIAL UND METHODEN<br />
4.1 Verschmutzungsmatrix und -verfahren<br />
Eine statistisch abgesicherte Untersuchung der Reinigbarkeit von Anlagenteilen<br />
setzt voraus, dass diese nicht nur reproduzierbar abgereinigt werden, sondern<br />
ebenfalls immer in gleicher Art und Weise verunreinigt werden. Deswegen sollte<br />
eine Verschmutzungsmatrix bei der Präparation der zu testenden Bauteile immer<br />
die gleiche Zusammensetzung und gleiche Eigenschaften aufweisen. Eine Verschmutzungsmatrix<br />
sollte für Reinigungsversuche von Bauteilen der Lebensmittelproduktion<br />
folgende Kriterien erfüllen:<br />
• Ungiftigkeit<br />
• Gefahrlos zu handhaben<br />
• Schonend zum Abwasser<br />
• Hohe Lagerstabilität<br />
• Ausbildung eines homogenen Films auf der inneren Bauteiloberfläche<br />
• Gute Löslichkeit in Wasser bzw. im Reinigungsfluid<br />
• Günstige Beschaffung<br />
• Ähnlichkeit zu Lebensmitteln<br />
Alle diese Eigenschaften werden von einer Saccharose-Lösung erfüllt. Saccharose<br />
ist ein Disaccharid aus den beiden Monomeren D-Glucose und D-Fructose (vgl.<br />
Abb. 16)<br />
Abb. 16: Molekülstruktur von Saccharose
4 Material und Methoden 28<br />
Damit eine ausreichende Filmdicke im Inneren des Bauteils realisiert werden kann,<br />
muss die Viskosität der eingefüllten Saccharoselösung hoch genug sein, damit ein<br />
zu starkes Abfließen nach dem Einfüllen verhindert wird. Zum einen muss genügend<br />
Verschmutzungsmatrix im Bauteil verbleiben und zum anderen sich diese als<br />
geschlossener, homogener Film ausbilden. Nach praktischen Versuchen an einer<br />
schrägen Edelstahlplatte zeigte 73% Saccharoselösung bei 8 °C appliziert und<br />
unter trockener, ölfreier Druckluft getrocknet einen idealen Film.<br />
Zur Herstellung dieser homogenen Lösung wird handelsüblicher Zucker und Wasser<br />
im Verhältnis von 2,66 zu 1 vermischt. Dies entspricht einer Löslichkeitszahl<br />
qL = 2,66. Diese gibt an, wie viel Saccharose (in g) in 1 g Wasser löslich ist. Ebenfalls<br />
gebräuchlich ist eine Angabe des Sättigungsgehaltes s = 0,73 (in g/g Lösung)<br />
oder in Prozent (s = 73%). Bei einer Raumtemperatur von t = 20 °C beträgt der<br />
Sättigungsgehalt von Saccharose in Wasser nur 66,72% [29, 34], d.h. die angestrebte<br />
Sättigung von 73% ist bei dieser Temperatur nicht realisierbar. Da die Löslichkeit<br />
aber mit zunehmender Temperatur steigt, kann bei einer Temperatur von<br />
über 55 °C bereits eine Sättigung von 73.18% Saccharose bzw. 73,18 g Saccharose<br />
/100 g Lösung erreicht werden.<br />
Abb. 17: Sättigungskennlinie von Saccharose-Lösungen [34]<br />
Kühlt diese bei 55 °C gesättigte Zuckerlösung ab, so wird die Lösung an Zucker<br />
„übersättigt“ (vgl. Abb. 17). Solange jedoch die Übersättigung sich innerhalb der
4 Material und Methoden 29<br />
metastabilen Zone befindet und sich keine Kristalle bereits in der Lösung befinden<br />
kommt es nicht zu einer spontanen Auskristallisation des Zuckers. Dadurch bleibt<br />
bei niedrigeren Temperaturen (z.B. 8 °C) mehr Zucker gelöst als die Löslichkeitskurve<br />
bei dieser Temperatur beschreibt [34].<br />
Da mit abnehmender Temperatur und zunehmenden Trockensubstanzgehalt der<br />
Saccharoselösung die Viskosität steigt, verlangsamt sich das Abfließen der Lösung<br />
von der Oberfläche des Bauteils und bildet einen dickeren Film aus als eine<br />
niedrigviskose Saccharoselösung. Ein zu dünner Film würde zu schnell abgereinigt<br />
werden und eine zeitliche Aufnahme der Reinigung wäre erschwert. Diese<br />
Temperatur–Trockensubstanzgehalt–Kombination zeigte gute Filmeigenschaften.<br />
Diese Lösung weist nach Erkalten und Lagerung im Kühlschrank bei 8 °C eine<br />
gemessene Viskosität von ca. 4060 mPa ⋅ s unabhängig von der Scherrate auf<br />
(siehe Abb. 18).<br />
Viskosität [Pa*s]<br />
4.4<br />
4.3<br />
4.2<br />
4.1<br />
4<br />
3.9<br />
3.8<br />
3.7<br />
3.6<br />
3.5<br />
Viskosität von 72% Saccharose-Lösung bei 8°C<br />
0.1 2.58 5.05 7.53 10<br />
Scherrate [1/s]<br />
Abb. 18: Viskosität der Zuckerlösung in Abhängigkeit der Scherrate<br />
Die zu untersuchenden Anlagenbauteile werden mit der zähflüssigen Saccharose-<br />
lösung ausgegossen, mehrfach geschwenkt, um eine vollständige Benetzung der<br />
Innenfläche zu gewährleisten und anschließend im schrägen Zustand (zur kompletten<br />
Entleerung) montiert. Die Verschmutzungsmatrix läuft aus und der im Bauteil<br />
zurückbleibende, anhaftende Film wird ca. 24 Stunden mit absolut trockener,<br />
ölfreier Druckluft getrocknet, damit sich eine homogene Verschmutzungsmatrix auf
4 Material und Methoden 30<br />
der produktberührten Innenseite des Bauteils ausbilden kann. Durch eine reprodu-<br />
zierbare Verschmutzung und die konstant gehaltenen Reinigungsparameter kön-<br />
nen die Reinigungsversuche verschiedener Bauteile miteinander verglichen wer-<br />
den.<br />
4.2 Untersuchte Bauteile<br />
Die getesteten Komponenten einer Produktionsanlage der Lebensmittelindustrie<br />
sollen den Vergleich von Bauteilen mit hygienischen Schwachstellen mit konse-<br />
quent nach <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Richtlinien gestalteten Anlagenbauteilen ermöglichen.<br />
Dazu werden in der vorliegenden Arbeit unterschiedliche Möglichkeiten der Integ-<br />
ration von Sensoren, sowie verschiedene Ventile und Pumpen untersucht.<br />
T-Stücke:<br />
Verwendet wurden T-förmige Edelstahlrohre mit einem Innendurchmesser von<br />
25 mm (DN25). Die Länge des nicht durchströmten, toten Endes beträgt den ein-<br />
fachen Innendurchmesser des Bauteils mit 25 mm. Des Weiteren wurden T-<br />
Stücke mit Totenden des zwei- und vierfachen Innendurchmessers verwendet.<br />
Um die Abreinigungsergebnisse nicht durch schwer zu reinigende Spalte in Rohr-<br />
verbindungen, wie z.B. die Milchrohrverschraubung nach DIN 11851, zu verfäl-<br />
schen, wird das Bauteil durch Flansche mit einer hygienegerechten O-<br />
Ringdichtung aus EPDM (BioConnect der Firma Neumo) in den Reinigungsstand<br />
integriert. Das tote Ende des T-Stücks besitzt ebenfalls einen Flansch mit einem<br />
BioConnect O-Ring und einem Deckel, damit das Verschmutzungsergebnis, sowie<br />
der spätere Reinigungserfolg kontrollierbar sind und nicht durch zusätzliche, problematische<br />
Spalte verfälscht werden. Die Flansche werden jeweils mit Clamp-<br />
Verbindungen fixiert.<br />
Rohre:<br />
Die überprüften, geraden Edelstahlrohre, die als Referenzbauteile für das Abreinigungsverhalten<br />
dienen, haben eine Länge von 150 mm bis 220 mm bei einem Innendurchmesser<br />
von 25 mm und wurden über eine Milchrohrverschraubung nach
4 Material und Methoden 31<br />
DIN 11851 in den Reinigungsstand eingebunden. Damit eine Verfälschung des<br />
Reinigungsverlaufs durch diese Rohrverbindung so gering wie möglich ausfällt,<br />
werden der Spalt und die Dichtung dieser Verbindungsart gewissenhaft vor dem<br />
Reinigungsversuch von jeglicher noch anhaftender Verschmutzungsmatrix gerei-<br />
nigt.<br />
VARINLINE-Gehäuse für die Sensoranbindung:<br />
Das in Abb. 19 gezeigte Bauteil der Firma GEA Tuchenhagen dient zur hygieni-<br />
schen Einbindung zweier Sensoren in ein Rohrleitungssystem. Bei der Entwick-<br />
lung wurde besonders auf CIP- und SIP-Fähigkeit geachtet und kann direkt in das<br />
Leitungsgefüge eingeschweißt werden. Es können sich keine Pfützen oder Dome<br />
ausbilden und die O-Ring-Dichtungen sind spaltfrei und produktbündig [40]. Im<br />
Rahmen dieser Arbeit wurde ein VARINLINE Gehäuse mit DN 25 untersucht.<br />
3-Wege-Ventil:<br />
Abb. 19: VARINLINE Gehäuse zur Sensoranbindung [40]<br />
Das Einsitz-Umschalt-Ventil der Firma GEA Tuchenhagen GmbH ist vom Typ XW-<br />
DN25-SZ und wird in einer fest fixierten Ventiltellerposition zuerst mit der Ver-<br />
schmutzungsmatrix beaufschlagt, getrocknet und anschließend gereinigt. Dabei<br />
sind nur zwei der drei Einläufe miteinander verbunden. Angeschlossen wird das<br />
Ventil über eine Aseptik-Verbindung mit einem O-Ring aus EDPM nach DIN 11864.
4 Material und Methoden 32<br />
Pumpen:<br />
Verglichen wurden eine einstufige (Typ Durietta 0/1), sowie eine dreistufige (Typ<br />
Contra-I/3) Kreiselpumpe der Firma Hilge aus Bodenheim. Diese besitzen einen<br />
Motor mit einer Leistung von 0,75 kW bzw. 2,2 kW und werden beide über eine<br />
Steuerung der Firma Siemens (Typ Micromaster) angesteuert. Die Gleitringdich-<br />
tungen sind bei der einstufigen Durietta aus Siliziumcarbid (SiC) und Hartmetall<br />
und bei der dreistufigen Pumpe jeweils aus SiC/SiC. Diese dürfen keinesfalls tro-<br />
cken laufen. Um eine Verfälschung der Reinigungsversuche durch evtl. bereits<br />
vorhandene Verschmutzung auszuschließen, wurden beide Kreiselpumpen vor<br />
den Abreinigungsversuchen einmal komplett zerlegt, mit 1%iger Säure und 1%iger<br />
Lauge gereinigt, neutral gespült und wieder montiert.<br />
An den Reinigungsstand angeschlossen wird die kleinere, einstufige Pumpe über<br />
eine herkömmliche Milchrohrverschraubung (DIN 11851) und die größere, dreistufige<br />
Kreiselpumpe über eine Aseptik-Verschraubung nach DIN 11864. Um den<br />
tangentialen Auslauf, sowie den zentral liegenden Einlauf der Pumpen in den geraden<br />
Verlauf des Versuchsstandes integrieren zu können, waren je mehrere Bögen<br />
mit Nennweite DN25 nötig.<br />
Komplexe Bauteile:<br />
Ein funktioneller Vergleich einer Bauteil-Kombination in hygienegerechten <strong>Design</strong><br />
mit einer Anordnung von nicht hygienegerechten Einbauten wurde angestrebt.<br />
Erstere besteht aus einem VARINLINE-Kugelgehäuse der Firma GEA Tuchenhagen<br />
mit zwei Deckelgläsern, die zwei plane, produktbündig montierte Sensoren<br />
simulieren. An dieses Gehäuse können zwei Messfühler montiert werden (vgl. Abb.<br />
20). Dahinter ist ein Temperatursensor geschalten, der innen eine zylindrische<br />
Oberfläche ohne Totbereiche und Spalten aufweist. Ebenfalls ist ein Einsitz-<br />
Umschalt-Ventil verbaut, welches so geschalten ist, dass zwei der drei Wege verbunden<br />
sind. Die Stellung der Ventilteller wird nicht verändert.
4 Material und Methoden 33<br />
Abb. 20: Bauteil nach <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Kriterien<br />
Die in Abb. 21 dargestellte, nicht nach <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Kriterien aufgebaute Kom-<br />
bination besteht aus drei unterschiedlichen T-Stücken für die Sensorenanbindung:<br />
Ein nicht angeströmtes Totende vom sechsfachen Rohrdurchmesser (6d), sowie<br />
ein T-Stück mit einem 3d Totraum und ein T-Stück mit Erweiterung des Rohrlei-<br />
tungsdurchmessers von 25 mm auf 50 mm von insgesamt 5d. Im Anschluss folgt<br />
eine Erweiterung des Rohrleitungsquerschnittes von 25 mm auf 50 mm um eine<br />
Schwachstelle aufgrund niedrigerer Strömungsgeschwindigkeit zu simulieren. Diese<br />
Querschnittsänderungen sind in der Industrie immer wieder anzutreffen. Am<br />
Ende der Konstruktion befinden sich zwei, rechtwinklig zueinander stehende Klappenventile,<br />
die eine Steuerung des Strömungsweges ermöglichen. Das direkt angeströmte<br />
Ventil ist geschlossen und verursacht einen Totraum des fünffachen<br />
Rohrdurchmessers. Der Ausfluss aus dem Bauteil erfolgt durch das geöffnete,<br />
rechtwinklig zur Hauptströmung angeordnete Klappenventil. Die einzelnen<br />
Rohrstücke, Erweiterungen, Deckel und Ventile werden durch Milchrohrverschraubungen<br />
nach DIN 11851 miteinander verbunden. Diese Bauteilkombination<br />
wird in zusammengebautem Zustand verschmutzt und weißt deshalb in den Spalten<br />
der lösbaren Verbindungen Verschmutzungsmatrix auf. Diese stellen in der<br />
Industrie ebenfalls ein Hygieneproblem dar, falls sie zur Reinigung nicht demontiert<br />
werden, sondern in einem CIP-Kreislauf eingebunden sind.<br />
Abb. 21: Bauteil mit Hygienerisiken
4 Material und Methoden 34<br />
4.3 Verwendetes Reinigungsmittel<br />
Für eine optimale Reinigung von Produktionsanlagen muss einerseits sicherge-<br />
stellt werden, dass die Anlage nach der Produktion wieder sauber und in hygie-<br />
nisch einwandfreiem Zustand ist, andererseits bedeutet Reinigung aber auch Pro-<br />
duktionsstillstand und verursacht Kosten durch z.B. Wasser- und Energieeinsatz.<br />
Um demnach eine Reinigung nicht länger als nötig durchzuführen, ist es wichtig,<br />
zu wissen, zu welchem Zeitpunkt eine Anlage sauber ist, um nicht längere Zeit<br />
unnötig zu reinigen. Somit wird zur Ermittlung dieses Zeitpunkts ein Reinigungs-<br />
verfahren notwendig, mit dem in Echtzeit eine Aussage über den Reinigungserfolg<br />
getroffen werden kann.<br />
Laut der Produktspezifikation von „Smart Add 12“ [39] handelt es sich um eine<br />
schwach alkalische, violette, niedrig viskose Flüssigkeit, die auf der Grundlage von<br />
Wasser und anorganischen Elektrolyten basiert. Diese muss mit einer Lauge, z.B.<br />
NaOH auf einen pH > 12 gebracht werden, damit die Reinigungs- und Desinfekti-<br />
onswirkung, sowie die Farbindikatorfunktion gewährleistet werden kann.<br />
Diese Aufgabe erfüllt das Reinigungsmittel der Firma Thonhauser namens „Smart<br />
Add 12“, das auf der sogenannten Persulfat-Technologie basiert. Es löst und<br />
transportiert die Verschmutzung ab und wirkt zugleich als ein Redoxindikator, der<br />
seine Farbe von violett über grün nach gelb ändert, je stärker die organische Verschmutzung<br />
ist (vgl. Abb. 22). Dabei wird die Organik vollständig zu mineralischen<br />
Bestandteilen oxidiert [25].<br />
Abb. 22: Farbverlauf von Thonhauser Smart Add12 [38]<br />
Die genaue Abfolge der verschiedenen Farben der Reinigungsflüssigkeit wird<br />
durch die verschiedenfarbigen Mangan-Spezies hervorgerufen. Mn 7+ ist violett,<br />
Mn 6+ ist grün und Mn 2+ hat eine gelb-orange Farbe, wie aus Abb. 23 hervorgeht.
4 Material und Methoden 35<br />
Abb. 23: Farbverlauf der Farben der Mangan-Spezies bei steigender Verschmutzung [37]<br />
Im frisch angesetzten Zustand der Reinigungsflüssigkeit mit Smart Add 12 liegen<br />
alle Mangan-Ionen in der Mn-7 Form vor. Kommt dieses Mn 7+ mit organischer<br />
Substanz in Kontakt, werden diese reduziert und es entsteht eine Mn 6+ -Spezies,<br />
die eine grüne Farbe aufweist. Je mehr Mn 7+ Ionen verbraucht werden, entstehen<br />
genauso viele Mn 6+ -Spezies. Steigt die organische Substanz weiter an, so wird<br />
das Mn6 weiter zu Mn2 reduziert.<br />
Diese orange-gelbe Mn 2+ Ionen spielen bei den im Rahmen dieser Arbeit durchge-<br />
führten Reinigungsversuche keine Rolle, da zum einen nur eine sehr kurze Reak-<br />
tionszeit von ca. 23 s zwischen dem ersten Kontakt des Reinigungsfluids mit or-<br />
ganischem Material und der Detektion im Photo-Eye besteht. Zum anderen sind<br />
die Mengen an Verschmutzung im Inneren des Bauteils eher gering, da sich nur<br />
ein dünner Film auf der Innenoberfläche des Bauteils ausbildet. Die beobachteten<br />
Farben im Detektionssystem waren maximal bis zur grünen Mn 6+ Spezies erkenn-<br />
bar.<br />
Diese Farbänderung wird mit einem optischen Detektionssystem gemessen, wel-<br />
ches in Kapitel 4.4 Detektionsverfahren näher erläutert wird. Ein aus den aufge-<br />
zeichneten Daten errechneter Wert ist der Violettwert. Diese Farbe entspricht dem<br />
Farbwert der violetten Mn7-Spezies und hat sein höchstes Niveau zu Anfang des<br />
Versuchs. Zu diesem Zeitpunkt liegen alle Manganspezies noch in ihrer Mn7-Form<br />
vor. Um das Ende einer vollständigen Reinigung zu ermitteln wurde der Farbwert<br />
der Mangan-7 (Mn 7+ ) Ionen betrachtet und dessen Verlauf während der Versuche<br />
graphisch dargestellt. Die Reinigungsversuche werden verloren durchgeführt, d.h.
4 Material und Methoden 36<br />
die Reinigungsflüssigkeit wird nicht wieder verwendet, sondern in das Abwasser-<br />
system geleitet. Die Reinigung ist dann als vollständig abgeschlossen zu betrachten,<br />
wenn das Ausgangsniveau des Mn 7+ -Farbwertes nach einem nach unten zeigenden<br />
Peak wieder erreicht wird. Diese typischen Peaks spiegeln die Farbänderung<br />
des Redoxindikators wieder und zwar exakt in der Abhängigkeit vom Grad<br />
der organischen Belastung der Anlage. Je weiter der Farbwert für Mn 7+ fällt, desto<br />
mehr organische Substanz reagiert mit dem Reinigungsmittel. Das heißt im Gegenzug<br />
aber auch, wenn weniger organische Substanz nach einer gewissen Reinigungsdauer<br />
noch im Bauteil vorhanden ist, desto mehr nähert sich der Farbwert<br />
der Mn 7+ Spezies wieder dem der Reinigung vorausgehenden Ausgangsniveau.<br />
Ist sämtlicher Schmutz aus dem Bauteil entfernt, strömt frische, violette Reinigungslösung<br />
aus dem Tank in das Bauteil und kommt nun nicht mehr mit organischer<br />
Verschmutzung in Kontakt und ändert deswegen auch seine Farbe nicht<br />
mehr. Der Farbwert der frischen Ausgangslösung ist wieder erreicht und die Reinigung<br />
kann als abgeschlossen betrachtet werden.<br />
Die chemischen Grundlagen der Persulfat-Technologie (PST) von Thonhauser<br />
sollen im Folgenden beschrieben werden. Diese sind in der Produkt- und Prozessbeschreibung<br />
für das verwendete Reinigungsmittel TM Smart Add 12 [39]<br />
aufgeführt. Die beiden wichtigsten Bestandteile sind Peroxodisulfat und Kaliumpermanganat,<br />
welches eine starke, keimabtötende Wirkung besitzt und als Katalysator<br />
für das Peroxodisulfat wirkt, welches unter Temperaturen von 80 °C und einem<br />
pH unter 11 nur sehr langsam reagiert.<br />
Bei der Zugabe von Smart Add 12 zu Wasser bildet sich ein Redoxsystem aus<br />
und die Hydroxidionen des Wassers werden von Peroxodisulfat oxidiert (siehe<br />
Gleichung (4.1)), wobei ein Wasserstoffperoxid-Ion gebildet wird.<br />
3OH + S O → HO + 2SO + H O<br />
− 2− − 2−<br />
2 8 2 4 2<br />
(4.1)<br />
Permanganat wird durch die Hydroxidionen zu Mangan 6 reduziert (Gleichung<br />
(4.2)), aber durch das stärkere Wasserstoffperoxid-Ion wieder zu Mangan 7 oxidiert<br />
(Gleichung (4.3)).<br />
4OH + 4MnO →O↑+ 4MnO +<br />
2H O<br />
− − 2−<br />
4 2 4 2<br />
(4.2)
4 Material und Methoden 37<br />
− 2−<br />
−<br />
HO2 + 2MnO4 + H2O→ 3OH + 2MnO4<br />
−<br />
(4.3)<br />
Dadurch liegen alle Mangan-Spezies in der fertigen Reinigungslösung als Mangan<br />
7 vor. Permanganat oxidiert organischen Schmutz, der als CH2O dargestellt wird,<br />
zu Oxalat (C2O4 2- ) und es entsteht das grüne, 5-wertige Mangan in MnO4 3- (siehe<br />
Gleichung (4.4)).<br />
2{CH O} + 3MnO + 2H O → C O + 3MnO + 8H<br />
− 2− 3−<br />
2 4 2 2 4 4<br />
2<br />
4<br />
+<br />
(4.4)<br />
Aufgrund einer Disproportionierung ist es möglich, dass ein Mn5 und ein Mn7 zu<br />
6-wertigen Mangan reagieren:<br />
MnO + MnO →2MnO<br />
3−−<br />
4 4<br />
− (4.5)<br />
Die Farbe der Reinigungslösung ändert sich von violett (Mn7) nach grün (Mn6),<br />
wenn sie mit organischem Material in Kontakt tritt und diese Reduktion schneller<br />
verläuft als die Reoxidation des Mn6 zu Mn7 durch das Wasserstoffperoxid (vgl.<br />
Gleichung (4.3)).<br />
Die Desinfektions- und Reinigungswirkung dieses Reinigungsmittels beruht auf<br />
einer Radikal-Kettenreaktion, die durch ein Sulfatradikal (SO4 - ) ausgelöst wird.<br />
Dieses Sulfatradikal kann auf drei mögliche Wege entstehen: Homolytische Spaltung<br />
des Peroxodisulfats (Gleichung (4.6)), durch die Oxidation von organischen<br />
Verbindungen (Gleichung (4.7)) und durch Reaktionen mit Mn6- (Gleichung (4.8))<br />
und Mn5-Verbindungen (Gleichung (4.9)):<br />
SO → 2SO<br />
(4.6)<br />
2−<br />
−<br />
2 8 4<br />
1<br />
2SO + 2{CHO} + 2HO→ 2SO + 2SO + {CR} + 4H<br />
2− 2−<br />
−<br />
2 8 2 2 4 4<br />
2− 2− 3− 2−<br />
4 2 4 2 4 3<br />
+ +<br />
MnO + C O + 2H O → MnO + 2CO + 4H<br />
MnO + S O → MnO + SO +<br />
SO<br />
3− 2− 2− 2−<br />
4 2 8 4 4<br />
−<br />
4<br />
+<br />
(4.7)<br />
(4.8)<br />
(4.9)<br />
Das Sulfatradikal entwickelt seine abreinigende Wirkung durch Spaltung von Doppelbindungen<br />
oder aromatischen Strukturen im organischen Material. Dabei ent-
4 Material und Methoden 38<br />
stehen Oxalsäure oder CO2 bzw. CO3 2- . Die Reaktionen des Sulfatradikals sind<br />
die folgenden:<br />
Das Sulfatradikal kann hierbei ein Hydroxid-Radikal bilden (Gleichung (4.10)),<br />
welches organisches Material oxidieren kann (Gleichung (4.11)). Das dabei entstehende<br />
Radikal mit einem Kohlenstoffatom in der Oxidationsstufe +1 kann seinerseits<br />
weitere organische Verbindungen oxidieren und aus einem Peroxodisulfat<br />
ein Sulfatradikal bilden (Gleichung (4.12)). Das Sulfatradikal kann aber auch eine<br />
Reaktion mit Oxalat eingehen, wobei anschließend das SO4 - Radikal regeneriert<br />
wird (Gleichungen (4.13) und (4.14)).<br />
− −<br />
SO4 + H 2O→<br />
HSO4 + OHi<br />
(4.10)<br />
− + 1<br />
+<br />
2OHi+ 2{CH 2O} + H2O→ 2OH + {C R} + 4H<br />
+ 1 2− 2− −<br />
2− +<br />
2 8 2 4 2 4<br />
(4.11)<br />
{C R} + 4S O + H O → 4SO + 4SO + C O + 4H (4.12)<br />
OHi+ C O → OH + C O<br />
2−<br />
− −<br />
2 4 2 4<br />
C O + S O + 2H O → 2CO + SO + SO + 4H<br />
(4.13)<br />
− 2− 2− 2−<br />
− +<br />
2 4 2 8 2 3 4 4<br />
(4.14)<br />
Ähnliche Reaktionen wie das Hydroxid-Radikal (Gleichungen (4. 11) und (4.13))<br />
kann<br />
das Sulfatradikal auch direkt mit organischen Verbindungen oder Oxalat eingehen<br />
(Gleichungen (4.15) und (4.17)). Dabei entstehen wie in Gleichungen (4.12)<br />
und (4.14) ebenso Sulfat-Radikale (Gleichungen (4.16) und (4.18)).<br />
2SO + 2{CH O} + H O → 2SO + {C R} + 4H<br />
− 2− + 1<br />
+<br />
4 2 2 4<br />
(4.15)<br />
+ 1 2− 2− − 2−<br />
+<br />
{C R} + 4S O + H O → 4SO + 4SO + C O + 4H (4.16)<br />
2 8 2 4 4 2 4<br />
− 2− 2−<br />
−<br />
SO + C O → SO + C O<br />
(4.17)<br />
4 2 4 4 2<br />
C O + S O + 2H O → 2CO + SO + SO + 4H<br />
− 2− 2− 2−<br />
− +<br />
2 4 2 8 2 3 4 4<br />
(4.18)<br />
Die Beendigung dieser Kettenreaktionen erfolgen nur durch Rekombination<br />
zweier<br />
Radikale<br />
(Gleichungen (4.19) -(4.24)).<br />
− − 2−<br />
4 4 2 4<br />
4<br />
SO + SO<br />
→ S O<br />
(4.19)<br />
SO + OHi→HSO − −<br />
4 5<br />
(instabil) (4.20)
4 Material und Methoden 39<br />
SO + {C R} + H O → 4SO + C O + 4H<br />
(4.21)<br />
− + 1 2−<br />
2−<br />
+<br />
4 2 4 2 4<br />
OHi+ OHi → H O<br />
(4.22)<br />
+ 1<br />
−<br />
2<br />
2 2<br />
2−<br />
+<br />
4OH i+<br />
{C R} + H O → 4OH + C O + 4H<br />
(4.23)<br />
Unterstützend<br />
zur Reinigungs- und Desinfektionswirkung kommen zusätzlich die<br />
4.4<br />
Detektionsverfahren<br />
+ 1 2−<br />
2 2 4 2<br />
Um eine Verschmutzung in einem<br />
zu untersuchenden Anlagenbauteil detektieren<br />
2 4<br />
3{C R} + 3H O → C O + 4{CH O} + 4OH<br />
−<br />
(4.24)<br />
Freisetzung von Sauerstoff und Wasserstoffperoxid an verschiedenen Stellen des<br />
Reaktionsverlaufes hinzu (Gleichungen (4.1), (4.2) und (4.22)).<br />
zu können, wird ein von Thonhauser entwickeltes Inline-Messgerät verwendet.<br />
Dieses wird am Ende des Versuchsstandes in das Rohrleitungssystem integriert<br />
und detektiert den vom Bauteil abgelösten Schmutz über der Zeit.<br />
Abb. 24: Photo-Eye der Firma Thonhauser [38]<br />
Das<br />
in Abb. 24 gezeigte „Photo-Eye“ besteht aus einem Lichtquellen-Modul (links)<br />
und einem Kamera-Modul (rechts), die an ein Varivent-Kugelgehäuse mit Schaugläsern<br />
montiert sind. Im Inneren der Apparatur befindet sich eine weiße LED, deren<br />
Lampenstrom durch eine Photodiode so geregelt wird, dass eine konstante<br />
Lichtstärke bei unterschiedlicher Farbe oder Trübung des zu messenden Fluids<br />
erreicht wird. Diese konstante Beleuchtung dient einer CCD-Kamera um die Farbe<br />
der Flüssigkeit in RGB-Werten zu detektieren. Ein zusätzlich eingebauter Laser<br />
dient zur Trübungsmessung, dessen Intensität ebenfalls von der Kamera detektiert<br />
wird. Anhand der Abschwächung der Intensität des Lasers durch die Flüssigkeit im
4 Material und Methoden 40<br />
Kugelgehäuse wird die Trübung bestimmt. Bei den durchgeführten Versuchsrei-<br />
hen wird der Laser nicht verwendet, da keine Trübung des Fluids eintritt.<br />
4.5 Versuchsaufbau<br />
Der Versuchsstand, mit dem<br />
die Reinigung verloren gefahren wird, testet die An-<br />
lagenbauteile hinsichtlich ihrer Reinigbarkeit und ist als Rohrleitungs- und Instru-<br />
mentenfließschema (R&I-Fließschema) mit graphischen Symbolen nach DIN EN<br />
ISO 10628 [14] und DIN ISO 1219-1 [14] in Abb. 25 abgebildet.<br />
Abb. 25 Aufbau des Reinigungsstandes<br />
Aus<br />
Abb. 25 wird ersichtlich, dass Frischwasser in einen 1500 l Tank der Firma<br />
Rieger aus Bietingen - Bissingen eingeleitet wird, der durch eine Heizzone mit<br />
Halbrohrschlange mit Sattdampf beheizt werden kann. Das Kondensat wird über<br />
einen Kondensatableiter abgeführt. Durch einen Volumenstromzähler wird das<br />
Volumen des zudosierten Frischwassers angezeigt. Mittels einem oben eingebautes<br />
Mannloch können das Reinigungsmittel, sowie die Lauge von Hand zugegeben<br />
werden. Ein stufenlos regelbarer Magnetrührer ermöglicht eine Durchmischung<br />
der Flüssigkeiten im Heiztank und ermöglicht durch die induzierte Konvektion<br />
einen verbesserten Wärmeübergang von der Behälterwand auf den Tankinhalt.<br />
Die Beheizung des Behälters mit Dampf wird durch eine Steuerungsautomatik<br />
und einem Temperatursensor im Tankboden auf die gewünschte Temperatur
4 Material und Methoden 41<br />
geregelt und gehalten. Durch Öffnen eines pneumatischen Absperrventils der Fir-<br />
ma APV Deutschland GmbH in Unna kann die Reinigungsflüssigkeit durch den<br />
hydrostatischen Druck in die Rohrleitung fließen, um von einer Kreiselpumpe in<br />
Richtung Testobjekt gefördert zu werden. Ein Temperatur-, sowie ein Durchflussund<br />
Druckmessgerät erfassen die jeweiligen Reinigungsparameter. Um die Rohrleitung<br />
entlüften zu können ist ein 3-Wegeventil mit Handbedienung eingebaut.<br />
Das zu untersuchende Testobjekt wird zwischen zwei Handventilen eingebaut, um<br />
ein schnelles Wechseln des Bauteils ohne Verlust der Reinigungsflüssigkeit im<br />
restlichen Rohrleitungssystem zu ermöglichen. Im Anschluss befindet sich eine ca.<br />
12 m lange Rohrleitung, die benötigt wird, um eine ausreichende Reaktionszeit<br />
des Reinigungsmittels mit dem abgelösten Schmutz zu gewährleisten. Durch die<br />
Oxidation des eingesetzten Reinigungsmittels „Smart Add 12“ mit organischen<br />
Verunreinigungen entsteht während dieser Verweilzeit eine Änderung der Farbe,<br />
welche am Ende der Reaktionsstrecke mit einem optischen Messgerät („Photo<br />
Eye“) der Firma Thonhauser erfasst wird. Die Messdaten werden an einem angeschlossenen<br />
Messrechner weitergeleitet, verarbeitet und gespeichert. Am Ende<br />
des Versuchsaufbaus ist eine Drossel angebracht, um einen Gegendruck im Leitungssystem<br />
aufzubauen und mit Hilfe des hydrostatischen Drucks der Flüssigkeit<br />
im Heiztank und der regelbaren Pumpenleistung die gewünschte Strömungsgeschwindigkeit<br />
einzustellen. Diese wird am oben genannten Durchflußmessers des<br />
Typs Discomag DMI 6531 der Firma Endres+Hauser Messtechnik GmbH+Co KG<br />
in Weil am Rhein angezeigt. Die Reinigungsflüssigkeit wird am Ende des Reinigungsstandes<br />
über ein Neutralisationsbecken in das kommunale Abwassersystem<br />
geleitet. Dies erfolgt ohne einen Aufbereitungsschritt, da das fertig angemischte<br />
Reinigungsfluid laut Produktspezifikation [39] gefahrlos ins Abwassersystem geleitet<br />
werden kann. Eine Rückführung oder Wiederaufbereitung ist für diese Art der<br />
Versuche nicht möglich.<br />
4.6 Versuchsdurchführung<br />
Zu Beginn eines Reinigungsversuches<br />
wird der Reinigungsstand, wie er in Abb.<br />
25 dargestellt ist, aufgestellt und montiert. Um den Reinigungsstand auf Undichtigkeiten<br />
zu prüfen und eventuelle Rückstände auszuspülen, wird mit Frischwasser<br />
vor jedem Versuchsbeginn gespült.
4 Material und Methoden 42<br />
Je nach Anzahl der zu testenden Bauteile, deren Reinigungsdauer und der Strö-<br />
mungsgeschwindigkeit wird eine gewisse Menge an Reinigungsflüssigkeit benötigt<br />
und angesetzt.<br />
Die Reinigungsgeschwindigkeit wird auf 0,5 m/s festgelegt, um zum einen turbu-<br />
lente Strömungsverhältnisse<br />
(Re > 2300 vgl. Formel (4.25)) in der Rohrleitung zu<br />
schaffen und zum anderen bei gegebener Reaktionsstrecke die Verweilzeit des<br />
Reinigungsmittels mit der aufgenommenen Verschmutzung so groß zu halten,<br />
damit die Farbreaktion ablaufen kann.<br />
ρ 60°<br />
η60°<br />
C<br />
u⋅d⋅ρ m<br />
kg<br />
0,5 ⋅0,025m⋅983,19<br />
s m<br />
0,00466<br />
m<br />
3<br />
60°C<br />
Re = = = 26373 > 2300<br />
η<br />
Ns ⋅<br />
60°C<br />
2<br />
(4.25)<br />
ist die Dichte von 0,1% NaOH-Lösung bei einer Temperatur von 60 °C und<br />
die dynamische Viskosität bei dieser Temperatur.<br />
Der V olumenstrom in [l/min] errechnet sich nach Formel (4.26) somit zu:<br />
3<br />
d 2 0,025m 2 m -4 m l<br />
V�= A⋅ v= ( ) ⋅π ⋅ v=<br />
( ) ⋅π ⋅ 0,5 = 2,45⋅ 10 = 14,73<br />
2 2 s s min (4.26)<br />
M it bekannten Volumenstrom in einem Rohrleitungssystem mit Nennweite 25 mm<br />
und<br />
einer Strömungsgeschwindigkeit des Fluids von 0,5 m/s lässt sich mit abge-<br />
schätzter Reinigungsdauer für die zu testenden Bauteile das benötigte Volumen<br />
der Reinigungslösung für eine Versuchsreihe ermitteln. Anhand des Durchflussmessers<br />
vor dem Heiztank kann das Volumen an eingelassenem Frischwasser<br />
abgelesen werden.<br />
Nach dem Einlassen des benötigten Frischwassers wird das Wasser im Behälter<br />
mit Hilfe des Heizmantels<br />
auf 60 °C aufgeheizt und die Reinigungslösung nach<br />
Vorschrift mit 1% vol. Thonhauser Smart Add 12 sowie 0,5% mass. 50%iger NOH<br />
angemischt. Bei der Handhabung dieser Chemikalien ist auf die nötige Schutzkleidung<br />
(Handschuhe, Brille und Kittel) zu achten.<br />
Nach dem die Reinigungslösung korrekt angemischt und die Soll-Temperatur erreicht<br />
ist, wird das Ventil unter dem Heiztank geöffnet<br />
und das Fluid in die Rohrlei-
4 Material und Methoden 43<br />
tung und in die Kreiselpumpe gelassen. Bei konstanter Pumpenleistung wird mit<br />
Hilfe der Drossel eine Strömungsgeschwindigkeit von 0,5 m/s eingestellt. Zur Kon-<br />
trolle dient der Durchflussmesser im Rohrleitungssystem. Sobald die Strömungs-<br />
geschwindigkeit korrekt eingestellt ist, wird das Rohrleitungssystem ca. 10 min mit<br />
Reinigungsflüssigkeit gespült, um zum einem die Rohrleitung absolut sauber zu<br />
reinigen und zum anderen die komplette Rohrleitungsstrecke auf die Versuchstemperatur<br />
von 60 °C aufzuheizen. Danach werden die beiden Handventile vor<br />
und nach dem zu installierenden, verschmutzten Testobjekt geschlossen und die<br />
Pumpe abgestellt.<br />
Das erste zu untersuchende Bauteil wird in den Reinigungsstand eingebaut. Dabei<br />
werden zum Teil Adapter nötig, um unterschiedliche Verschraubungssysteme zu<br />
kombinieren. Nach der Montage befindet sich im zu testenden Bauteil zwischen<br />
den beiden Handventilen Luft. Diese wird nach dem Starten der Pumpe und Öffnen<br />
der beiden Ventile durch das Fluid in Richtung Auslauf verdrängt. Durch die<br />
vertikale Installation des Photo-Eyes können die Luftbläschen ungehindert durch<br />
das Kugelgehäuse mit den Schaugläsern strömen und verursachen so keine größere<br />
Luftblase, welche sich bei horizontaler Montage ausbildet und zur Beeinträchtigung<br />
der Farbmessung führen würde. Die vom Photo-Eye aufgenommenen<br />
Messwerte werden im angeschlossenen Messrechner gesammelt, verarbeitet und<br />
gespeichert. In der Auswertesoftware werden die Farbverläufe der Mangan-7<br />
Spezies betrachtet. Diese Mn7-Spezies bildet vom Ausgangsniveau (violette Farbe)<br />
ausgehend einen abnehmenden Peak aus und erreicht nach einiger Zeit erneut<br />
ihr vorheriges Niveau (vgl. Abb. 26). Nachdem sich der Wert konstant auf<br />
dieser Höhe befindet, kann das Bauteil als sauber angesehen werden und der<br />
Reinigungsversuch beendet werden. Nach einer Zwischenspülung ohne eingebautes<br />
Testobjekt wird der Reinigungsstand mit der Reinigungslösung gespült um sicher<br />
jegliche verbliebene organische Substanz aus der Rohrleitung zu spülen.<br />
Danach kann ein weiterer Reinigungsversuch mit einem anderen Bauteil fortgeführt<br />
werden.<br />
Nach Beendigung aller Reinigungsversuche mit der vorbereiteten Reinigungslösung<br />
wird die Anlage durch das Öffnen der Ventile komplett entleert und mit kla-<br />
rem Wasser nachgespült. Die verwendeten Bauteile werden zerlegt, mit Reinigungslösung<br />
gereinigt, mit klarem Wasser gespült und anschließend mit Druckluft<br />
getrocknet.
4.7 Auswertungsmethodik und Statistik 44<br />
4.7 AUSWERTUNGSMETHODIK UND STATISTIK<br />
Die Messewerte werden laufend vom optischen Messsystem, dem Photo-Eye,<br />
zum Messrechner übertragen. Dies sind unter anderem die<br />
Zeit, die drei Farbwer-<br />
te im RGB-Format, die Trübung der Reinigungslösung, sowie der benötigte Lam-<br />
penstrom. Mit Hilfe einer Auswertesoftware werden diese Daten aufgezeichnet,<br />
ausgewertet und in Echtzeit visualisiert. Die graphische Auftragung des errechne-<br />
ten Mn7-Wertes aus der RGB-Information ermöglicht eine zeitnahe Betrachtung<br />
der Reinigung bereits während der Durchführung des Versuchs. Nach Erreichen<br />
des ursprünglichen Mn7-Ausgangsniveaus kann die Reinigung als abgeschlossen<br />
betrachtet werden. Nach Beendigung einer Reinigung eines Bauteils werden<br />
sämtliche Messdaten in eine Microsoft Excel-Tabelle gespeichert und zur Auswertung<br />
an einem Arbeitsplatzrechner übertragen. Anhand dieser Daten werden die<br />
Mn7-Werte gegen die Zeit aufgetragen und es zeigt sich ein typischer, nach unten<br />
zeigender Peak aus, wie beispielhaft in Abb. 26 zu sehen ist.<br />
Value [-]<br />
16.0<br />
14.0<br />
12.0<br />
10.0<br />
8.0<br />
6.0<br />
4.0<br />
2.0<br />
0.0<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200<br />
Zeit [s]<br />
Reihe1<br />
Abb. 26: graphische Auftragung des Mn7-Werts gegen die Zeit<br />
Werden Bauteile mit einer konstruktionsbedingten Schwachstelle betrachtet, wie<br />
beispielsweise ein T-Stück mit Totraum, so reichert sich dort die fast<br />
stehende<br />
Reinigungsflüssigkeit<br />
[20] (vgl. Tabelle 6 auf S. 23) aufgrund der niedrigeren<br />
Strömungsgeschwindigkeiten mit der Verschmutzungsmatrix (in dieser Arbeit:<br />
Saccharose) an. Damit nimmt die Konzentrationsdifferenz zwischen verschmutzter
4.7 Auswertungsmethodik und Statistik 45<br />
Wand und Flüssigkeit ab und bewirkt so einen geringeren Stofftransport. Durch die<br />
verminderte Strömungsgeschwindigkeit kann diese angereicherte Reinigungsflüs-<br />
sigkeit nur sehr langsam in den Hauptstrom bewegt werden. Folglich ist der ge-<br />
messene Schmutzabtrag in dieser Phase sehr gering und bewirkt die asymptotische<br />
Annäherung der Reinigungskurve am Ende der Reinigung an den Wert 1. Mit<br />
der zunehmend flacher verlaufenden Kurve wird dementsprechend weniger<br />
Schmutz pro Zeit abgelöst und es wird die Auflösungsgrenze des Messsystems<br />
erreicht, bei der die unterschiedlichen Farbtöne des Reinigungsfluids nicht mehr<br />
unterschieden werden können und im Rauschen der Messungenauigkeit verschwinden.<br />
Deswegen wurden zur besseren Auswertung die letzten zwei Prozentpunkte<br />
bis zum Wiedererreichen des Ausgangswertes vom Mn 6 -Wert verworfen,<br />
da hier der Kurvenverlauf zu flach ist und in den Bereich der Messungenauigkeit<br />
des Messsystems fällt.<br />
Diese einzelnen Messkurven werden von dem Zeitpunkt des Verlassens (entspricht<br />
0) des Ausgangsniveaus bis zum Erreichen des Endwerts (98% des Aus-<br />
gangswerts, entspricht 1) normiert und aufgetragen (vgl. Abb. 27).<br />
Q3<br />
1.0<br />
0.9<br />
0.8<br />
0.7<br />
0.6<br />
0.5<br />
0.4<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
0.0<br />
gerades Rohr<br />
0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />
Zeit [s]<br />
Abb. 27: normierte Auftragung des Mn7-Werts gegen die Zeit von verschiedenen Messun-<br />
gen
4.7 Auswertungsmethodik und Statistik 46<br />
Um diese Summenverteilungen statistisch auswerten zu können, genügt es nicht,<br />
zu jeder gemessenen Zeit eine Standardabweichung des Mn7-Wertes aufzutragen,<br />
denn die Messwerte weichen sowohl in der Richtung der Ordinate, als auch in der<br />
Richtung der Abszisse ab und ein resultierendes Konfidenzintervall wäre statistisch<br />
nicht aussagekräftig. Da bei diesen Summenverteilungen jeder vorangehende<br />
Punkt den nachfolgenden Punkt unterstützen muss, d.h. nicht größer sein darf,<br />
wurde in der vorliegenden Arbeit eine Regressionsanalyse mit dem EDV-<br />
Programm MathCAD der Firma PTC, Needham / USA durchgeführt. Dazu wurde<br />
an die Wertepaare der normierten Summenverteilungen jeweils eine Polynomfunktion<br />
angepasst, die diese am besten beschreibt. Polynomfunktionen eignen sich<br />
für die vorliegenden Reinigungsversuche und genügen um diese Wertepaare<br />
durch eine stetige Funktion beschreiben zu können. In Formel (4.27) ist beispielsweise<br />
eine Polynomfunktion 6. Grades zu sehen.<br />
( ) = ⋅ + ⋅ + ⋅ + ⋅ + ⋅ + ⋅x<br />
(4.27)<br />
6 5 4 3 2<br />
f x a x b x c x d x e x f<br />
Bei<br />
manchen aufgezeichneten Wertepaaren passen Polynomfunktionen höherer<br />
Ordnung besser und finden dementsprechend in der Auswertung Anwendung. In<br />
einem eigens dazu entwickelten MathCAD-Arbeitsblatt werden je für ein Bauteil<br />
aus allen einzelnen Reinigungsversuchen die Wertepaare der normierten Summenverteilungen<br />
eingelesen und verarbeitet. Ziel dieser Auswertung ist es, durch<br />
eine Regressionsanalyse einen 95%-Vertrauensbereich angeben zu können. Damit<br />
lassen sich schließlich Aussagen treffen, ob sich ein Bauteil signifikant von<br />
einem anderen Bauteil hinsichtlich seiner Reinigbarkeit unterscheidet, falls sich<br />
ihre 95%-Vertrauensbänder nicht überschneiden. In Abb. 28 sind beispielhaft die<br />
Konfidenzintervallbereiche des Reinigungsverlaufes über die Zeit von drei verschiedenen<br />
Bauteilen aufgetragen.
4.7 Auswertungsmethodik und Statistik 47<br />
Reinigungserfolg [-]<br />
o_2d<br />
u_2d<br />
o_4d<br />
u_4d<br />
0.8<br />
0.6<br />
o_Varivent0.4<br />
u_Varivent<br />
0.2<br />
zeitliches Reinigungsverhalten<br />
0<br />
0 10 20 30 40<br />
Zeit<br />
Zeit [s]<br />
Abb. 28: Darstellung der Versuchsergebnisse mittels 95% Konfidenzintervallbereiche<br />
Überschneiden sich der rote (4d T-Stück) und z.B. der grüne Bereich (2d T-Stück)<br />
nicht, so sind diese signifikant unterschiedlich bezüglich ihres Reinigungsverhaltens.<br />
4.8 Zugrundegelegte Kosten der Reinigung<br />
Ziel dieser Arbeit ist es herauszustellen, inwiefern ein Lebensmittelproduzent<br />
durch Einsatz von hygienegerechten Bauteilen in seinen Produktionsanlagen die<br />
laufenden Kosten für eine CIP-Reinigung senken kann.<br />
In dem <strong>Weihenstephan</strong>er Unternehmensvergleich 2003 vom Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre<br />
– Brau- und Lebensmittelindustrie der TU München wurden<br />
sechs Molkereien mittlerer Größe mit einem Jahresumsatz von 140 Mio. bis 270<br />
Mio. Euro analysiert. Dies ist die aktuellste Version, da im Jahre 2003 diese Vergleiche<br />
eingestellt wurden. Im auszugsweise vorliegenden, streng vertraulichen<br />
Dokument wurden sämtliche Kostenstellen dieser Milch verarbeitenden Betriebe<br />
erfasst und aufgezeichnet. Die für die vorliegende Arbeit wichtige Kostenstelle für<br />
die CIP-Reinigung beinhaltet die sogenannten Primärkosten wie z.B. Betriebsstoffe<br />
(Reinigungsmittel, Chemikalien), sowie die Sekundärkosten wie z.B. Strom,<br />
Wasser, Abwasser und Dampf. In Abb. 29 sind all diese Kosten gezeigt, die durch<br />
Anwendung von <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> gesenkt werden können. Die Unternehmen ge-
4.7 Auswertungsmethodik und Statistik 48<br />
ben eine Summe in der Spannweite von 350.000 bis 1.5 Mio. Euro für diese Posten<br />
aus.<br />
Kosten [mio. €]<br />
1.8<br />
1.6<br />
1.4<br />
1.2<br />
1<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0<br />
Zusammensetzung der CIP-Reinigungskosten<br />
1 2 3 4 5 6<br />
Unternehmen [-]<br />
Abb. 29: Zusammensetzung der CIP-Reinigungskosten<br />
Dampf<br />
Abwasser<br />
Wasser<br />
Strom<br />
Betriebs s toffe<br />
Des Weiteren fallen aber z.B. auch Instandhaltung, kalkulatorische Abschreibun-<br />
gen und Zinsen, Grundstücke und Gebäude sowie Werkstätten unter die Kosten-<br />
stelle CIP-Reinigung. Diese Positionen können nicht vom <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> der An-<br />
lagenbauteile profitieren und werden in Abb. 30 mit den weiter oben genannten<br />
Posten anteilsmäßig verglichen.<br />
Anteil an den CIP-Gesamtkosten [%]<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Verhältnis der HD-relevanten und nicht HD-relevanten CIP-<br />
Gesamtkosten<br />
1 2 3 4 5 6<br />
Unternehmen [-]<br />
HD-unabhängig<br />
HD-relevant<br />
Abb. 30: CIP-Gesamtkosten mit Verhältnis der von <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong><br />
abhängigen und unabhängigen Kosten
4.7 Auswertungsmethodik und Statistik 49<br />
Die Verhältnisse der in Abb. 30 gezeigten HD-relevanten zu HD-unabhängigen<br />
Kosten liegen zwischen 57% zu 43% (Unternehmen 6) und 87% zu 13% (Unter-<br />
nehmen 3). Folglich könnte Unternehmen 3 seine Gesamtkosten für die CIP-<br />
Reinigung anteilsmäßig am stärksten senken, wenn an Stelle von Bauteilen mit<br />
Toträumen und anderen Schwachstellen hygienegerechte Teile verwendet werden,<br />
und dadurch eine kürzere Reinigungszeit realisieren werden kann.<br />
Preis [€ ct.]<br />
0.8<br />
0.7<br />
0.6<br />
0.5<br />
0.4<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
0<br />
Gesamtkosten der CIP-Reinigung je kg eingesetzten<br />
Rohstoff [ct/kg]<br />
1 2 3 4 5 6<br />
Unternehm en [-]<br />
Abb. 31: CIP-Gesamtkosten je eingesetzten Rohstoff<br />
Wird der Anteil der CIP-Gesamtkosten je eingesetzten kg Rohstoff [ct/kg] der ein-<br />
zelnen Unternehmen betrachtet, so ergibt sich die Abb. 31. Dieser reicht von ca.<br />
0,1 bis 0,7 ct/kg eingesetzten Rohstoffs und hängt von sehr vielen Faktoren ab,<br />
z.B. welche Lebensmittel produziert werden, wie oft und gründlich gereinigt wird<br />
und wie hoch das Produktionsvolumen ist.<br />
Des Weiteren lassen sich aus den Zahlen des <strong>Weihenstephan</strong>er Unternehmensvergleich<br />
2003 die Preise der Unternehmen für Strom, Wasser und Dampf berechnen<br />
(vgl. Abb. 32).
4.7 Auswertungsmethodik und Statistik 50<br />
Preis [€ ct.]<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
Preise für Strom, Wasser und Dampf<br />
1 2 3 4 5 6<br />
Unternehmen [-]<br />
Abb. 32: Preise für Strom, Wasser und Dampf<br />
Preis [ct] je kWh Strom<br />
Preis [ct] je cbm Wasser<br />
Preis [ct] je kg Dampf<br />
Die Preise für Strom liegen zwischen 6 und 15 ct/kWh Strom und hängen maß-<br />
geblich vom Tarif des jeweiligen Stromversorgers ab, bzw. wie hoch die Spitzenlast<br />
des Unternehmens während des Tages ist. Des Weiteren können manche<br />
Betriebe z.B. durch Blockheizkraftwerke Generatoren antreiben, die eigenen<br />
Strom und gleichzeitig Dampf erzeugen können.<br />
Für Wasser variiert der Preis zwischen ca. 90 und 200 ct/m³ Wasser. Dies dürfte<br />
an den unterschiedlichen Konditionen der Unternehmen bei den jeweiligen Wasserversorgern<br />
liegen, bzw. an einer zusätzlichen Wassergewinnung mit eigenen<br />
Brunnen. Gravierend sind hingegen die unterschiedlichen Kosten für die Dampferzeugung,<br />
welche aufgrund der eingesetzten Dampferzeugungstechnik und<br />
Dampfverbrauch stark unterschiedlich ist. Bei Unternehmen 3 dürfte der hohe<br />
Preis je kg Dampf durch den geringen Bedarf an Dampf, bzw. durch kostspieligere<br />
Herstellungstechnik zu begründen sein. Genauere Fakten liegen nicht vor.<br />
Diese Zahlen verdeutlichen die einzigartigen Anforderungen jedes Betriebes an<br />
die Reinigung seiner Produktionsanlagen. Sie hängen maßgeblich von dem hergestellten<br />
Produkt, dem Reinigungsmittel, dem Reinigungsverfahren und davon ab,<br />
wie gründlich und oft eine Reinigung durchgeführt wird. Deshalb sind pauschale<br />
Aussagen und Verallgemeinerungen hinsichtlich der Reinigungskosten nicht auszusprechen,<br />
sondern gezielt für jede Situation einzeln zu eruieren.
5 Versuchsergebnisse und Diskussion 51<br />
5 VERSUCHSERGEBNISSE UND DISKUSSION<br />
5.1 Vergleich der Sensoreinbauten<br />
Im Rahmen dieser Arbeit wurden zwei unterschiedliche Einbauvarianten von Sen-<br />
soren in Rohrleitungssysteme untersucht. Zum einen die Montage des Sensors in<br />
einem T-Stück mit Totraum (vgl. Abb. 33 links), sowie die nach <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong><br />
Kriterien gestaltete Sensoranbindung durch ein Kugelgehäuse ohne Totraum (sie-<br />
he Abb. 33 rechts).<br />
Abb. 33: links: Totraum durch herkömmliche Anbindung,<br />
rechts: produktbündige Anbindung mit VARINLINE-Gehäuse [40]<br />
Ist ein T-Stück mit dem Totende nach unten montiert, verhindert dies die<br />
Selbstentleerbarkeit der Anlage. Wird der Totraum nach oben zeigend installiert,<br />
kann sich ein Gassack ausbilden, der den Kontakt von Reinigungs- oder Desinfek-<br />
tionsflüssigkeiten mit den Produktresten oder Schmutz verhindert. Diese beiden<br />
Nachteile entfallen bei der horizontalen Montage des T-Stücks, allerdings bleibt<br />
der Totraum weiterhin die hygienische Problemstelle. Im Versuchsaufbau wurden<br />
alle T-Stücke horizontal liegend montiert.
5 Versuchsergebnisse und Diskussion 52<br />
Die verwendeten T-Stücke besitzen Totenden der Länge eines Rohrdurchmessers<br />
(1d) bis hin zum vierfachen Rohrdurchmesser (4d). Abb. 34 zeigt die ermittelten,<br />
mittleren Reinigungszeiten, sowie das 95%-Konfidenzintervall der Messwerte.<br />
Zeit [s]<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Rohr<br />
Reinigungszeiten von T-Stücken<br />
1d<br />
2d<br />
Länge des Totraumes<br />
Abb. 34: Reinigungszeiten von T-Stücken mit verschieden langen Totenden<br />
In Abb. 34 ist deutlich zu erkennen, dass sich die T-förmigen Rohrstücke aufgrund<br />
ihrer unterschiedlich langen Totenden auf einem Vertrauensniveau von 95% signi-<br />
fikant voneinander in ihrer Reinigungszeit unterscheiden, da sich die Konfidenzintervalle<br />
nicht überschneiden. Dabei nimmt die benötigte Reinigungszeit mit zunehmender<br />
Totraumlänge zu. Die Reinigungsdauer eines doppelt so tiefen<br />
Totraumes dauert tendenziell mehr als doppelt so lange. Die mittleren Reinigungszeiten<br />
betragen bei 1d-T-Stücken ca. 18 s, bei 2d etwa 43 s und bei 4d ca.<br />
73 s. Dies zeigt, dass durch Verwendung möglichst kurzer T-Stücke (1d) die Reinigungsdauer<br />
kurz gehalten werden kann, wohingegen beim Einsatz eines 4d-<br />
Stückes mit einer bis zu 4,5-fachen Dauer gerechnet werden muss. Der Einsatz<br />
eines solchen Bauteils würde auch die Kosten der CIP-Reinigung erhöhen, da ein<br />
Vielfaches an Wasser, Reinigungsmittel, Zeit und Energie aufgewendet werden<br />
muss, um ein Bauteil mit dieser hygienischen Schwachstelle zu reinigen. Die Konfidenzintervalle<br />
sind tendenziell bei einfacher (1d) und zweifacher (2d) Totraumlänge,<br />
sowie bei dem Referenzrohr ähnlich groß. Nur bei dem 4d T-Stück ist das<br />
Konfidenzintervall deutlich größer. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass mit zunehmender<br />
Komplexität des Bauteils eine Reinigung nicht mehr exakt reproduzierbar<br />
abläuft.<br />
4d
5 Versuchsergebnisse und Diskussion 53<br />
Die Reinigungsdauer für ein T-Formstück mit einem Totraum des einfachen Rohr-<br />
durchmessers (ca. 18 s) ist allerdings etwas geringer als die des Referenzrohres<br />
mit 28 s. Aufgrund der scharfen Kante zwischen Rohrwand und dem ange-<br />
schweißten Totraum entsteht bei der Durchströmung mit Reinigungsfluid eine<br />
starke Umlenkung der Strömung, wodurch lokal größere Verwirbelungen resultie-<br />
ren, die eine verbesserte Abreinigung in diesem Bereich bewirken. Untersuchun-<br />
gen von Kessler [26] zeigen, dass die 90°-Kante sehr gut angeströmt wird und<br />
einen annähernd gleichen Temperaturverlauf zeigt wie die Hauptströmung im ge-<br />
raden Rohrteil, wenn die Temperatur des Fluids schlagartig geändert wird. Auf-<br />
grund der Analogie des Wärmetransports zum Stofftransport herrschen lokal im<br />
kurzen Totraum ähnliche Stoffübergangsraten wie in der Hauptströmung. Die zu-<br />
sätzliche, starke Wirbelbildung und daher verstärkter Transport des Schmutzes in<br />
die Hauptströmung könnte dafür verantwortlich sein, dass die Reinigungszeiten<br />
der T-Stücke mit einem 1d-Totende kürzer sind als die der Referenzrohre (vgl.<br />
Abb. 34).<br />
In dieser Arbeit wurden nicht nur die Reinigungszeiten bestimmt, die ein Bauteil<br />
benötigt, um komplett gereinigt zu werden, sondern auch der zeitliche Verlauf des<br />
Abreinigungsverhaltens aufgezeichnet. Abb. 35 zeigt eine Summenverteilung, die<br />
gegen die Zeit aufgetragen ist. Darin steht der Ordinatenwert 0 für den Anfang der<br />
Reinigung und der Wert 1 für das Ende der Reinigung. Die Konfidenzintervalle<br />
sind als Band mit einem 95%-Niveau aufgetragen.
5 Versuchsergebnisse und Diskussion 54<br />
Abreinigungsgrad [-]<br />
1<br />
0<br />
0.8<br />
o_rohre<br />
u_rohre<br />
o_1d<br />
0.6<br />
u_1d<br />
o_2d<br />
u_2d<br />
o_4d 0.4<br />
u_4d<br />
0.2<br />
zeitliches Reinigungsverhalten<br />
0<br />
0 10 20 30 40<br />
0 x_0_1<br />
Zeit [s]<br />
Abb. 35: Zeitlicher Reinigungsverlauf der T-Stücke mit 95%-Konfidenzintervall<br />
max( x_0_1)<br />
Deutlich sind die Unterschiede in der Gesamtdauer der Reinigung, sowie in der<br />
Steigung der Kurvenverläufe zu erkennen. Das Referenzrohr (grüner Bereich) und<br />
das 1d-T-Stück (rot) weisen eine ähnliche Steigung bis ca. 80% Abreinigung auf,<br />
ehe sie abflachen und sich der Reinigungsrate von 100% annähern. Da sich ihre<br />
Konfidenzintervalle überschneiden, kann kein signifikanter Reinigungsunterschied<br />
im zeitlichen Verlauf festgestellt werden. Anders hingegen verhalten sich 2d (blau)<br />
und 4d (rosa) T-Stücke. Ihre Kurven weisen einen deutlich flacheren Verlauf auf,<br />
knicken bereits bei 60% der Reinigung ab und nähern sich sichtbar langsamer<br />
dem Reinigungsende. Das ist begründet durch das längere Totende und der dort<br />
wesentlich reduzierten Strömungsgeschwindigkeit. Diese betragen im vorliegenden<br />
Strömungsfall I nach Graßhoff [20] nur noch 13% (1d), 8% (2d) und 2% (4d)<br />
der Hauptströmungsgeschwindigkeit. Dadurch wird die mechanische Wirkkomponente<br />
der Reinigung deutlich reduziert und die Diffusion übernimmt die Hauptaufgabe<br />
des Transports des Reinigungsmittels zum Schmutz und vom abgelösten<br />
Schmutz in den Hauptstrom. Da die Diffusion deutlich langsamer abläuft als der<br />
Stoffaustausch bei turbulenten Strömungsverhältnissen im Hauptrohr, knickt der<br />
zeitliche Reinigungsverlauf mit zunehmender Totraumtiefe eher ab und verläuft<br />
danach deutlich langsamer als die anfängliche Abreinigung des Schmutzes in der<br />
Hauptströmung.
5 Versuchsergebnisse und Diskussion 55<br />
Kessler [26] zeigte mit seiner Untersuchung des Temperaturverlaufs im Totende<br />
eines T-Stücks mit einer Tiefe des 2,6-fachem Durchmessers bei Beaufschlagung<br />
mit einem heißeren Fluid einen deutlich langsameren Temperaturausgleich am<br />
Ende des Totraums. Selbst nach 16 Minuten betrug die Temperaturdifferenz zwischen<br />
der Hauptströmung und dem am weitesten entfernten Punkt im Totraum<br />
noch ca. 20 °C (vgl. Abb. 6 auf Seite 16). Dies zeigt, wie gering die Konvektion in<br />
dieser Tiefe ist und lässt erahnen, wie lange es dauert, bis dort die gleichen Temperaturen<br />
erreicht werden, wie sie in der Hauptströmung herrschen. Diese Ergebnisse<br />
stimmen mit den in dieser Arbeit ermittelten Tendenzen der Reinigungszeit,<br />
sowie den Ergebnissen von Graßhoff [20] überein.<br />
Eine wichtige Erkenntnis lässt sich aus Abb. 36 gewinnen, welche die durchschnittliche<br />
Reinigungszeit von T-Stück-Kombinationen miteinander vergleicht.<br />
Zeit [s]<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
4d<br />
Reinigungszeiten<br />
4d2d<br />
Bauteile<br />
4d2d1d<br />
Abb. 36: Reinigungszeiten der T-Stück-Kombinationen<br />
4d2d 2xNA<br />
Gezeigt sind Kombinationen aus T-Stücken mit einer Totraumlänge des vier- und<br />
zweifachen Rohrdurchmessers (4d2d) sowie einer Dreierkombination (4d2d1d)<br />
und einer Kombination mit zweifach nicht angeströmten Totenden der Länge 4d<br />
und 2d (vgl. Strömungsfall III in Abb. 10 auf S. 21) mit der Bezeichnung 4d2d<br />
2xNA. Alle 95%-Konfidenzintervalle dieser Bauteile überschneiden sich und zeigen<br />
keine signifikant unterschiedliche Reinigbarkeit auf. Das stützt die allgemeine<br />
Annahme in der Industrie, dass eine CIP-Reinigung auf das am schwersten zu
5 Versuchsergebnisse und Diskussion 56<br />
reinigende Bauteil abzustimmen ist. Es macht keinen signifikanten Unterschied in<br />
der Reinigungszeit, ob das 4d Bauteil alleine oder in Kombination mit anderen To-<br />
tendenlängen verbaut wird. Lediglich der Strömungsfall III, bei dem die Haupt-<br />
strömung um 90° abknickt und das Totende nicht angeströmt wird (vgl. Abb. 10<br />
auf S. 21), weist einen größeren 95% Vertrauensbereich auf, der aber die anderen<br />
Konfidenzintervalle mit einschließt, sodass sich kein signifikanter Unterschied er-<br />
gibt. Dies deckt sich mit den Ergebnissen von Graßhoff [20], der herausfand, dass<br />
die Strömungsgeschwindigkeiten in T-Stücken im Strömungsfall I und III (vgl. Abb.<br />
10 auf S. 21) ähnlich sind. Diese Werte sind in Tabelle 6 (auf S. 23) zusammenge-<br />
fasst. So betragen die Strömungsgeschwindigkeiten bei diesen Totraumtiefen ähn-<br />
lich geringe relative Werte im Vergleich zur schnellen Hauptströmung im geraden<br />
Rohrbereich.<br />
Abb. 37: Totenden bei der Sensoranbindung [17]<br />
a) Produktraum, b) Totraum, c) Sensor<br />
Die Einbindung von Sensoren via T-Stück (siehe Abb. 37) verursacht einen<br />
Totraum, der ein hygienisches Risiko darstellt und schwer zu reinigen ist. Dage-<br />
gen stellt die Anbindung von Messsystemen z.B. durch ein VARINLINE-<br />
Kugelgehäuse der Firma GEA Tuchenhagen keine Totbereiche auf (siehe Abb. 33<br />
auf S. 51). In dieser Konstruktion ist das Rohrstück an einer Stelle kugelförmig<br />
ausgeformt und an zwei gegenüberliegenden Seiten bündig zum Rohrdurchmesser<br />
abgeflacht. So entstehen zwei kreisrunde Anbindungsmöglichkeiten, die sich<br />
genau im Abstand des Rohrdurchmessers gegenüber liegen. Dies hat zudem den<br />
Vorteil, dass durch ein einziges VARINLINE-Gehäuse zwei Sensoren ins Rohrlei-
5 Versuchsergebnisse und Diskussion 57<br />
tungssystem integriert werden können. Diese werden mit einer Klemmverbindung<br />
und einer produktbündig liegenden Dichtung in den Produktstrom eingebettet.<br />
Durch diese hygienegerechte Einbindungsform von Sensoren ist z.B. auch das<br />
optische Messsystem der Firma Thonhauser in den Reinigungsversuch eingebracht<br />
(vgl. Abb. 24 auf S. 39).<br />
Werden die mittleren Reinigungszeiten von T-Stücken und Kugel-Gehäuse (mit<br />
montierten Deckelgläsern) gleicher nominaler Durchmesser verglichen, so ergibt<br />
sich die Abb. 38.<br />
Zeit [s]<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
VARINLINE<br />
Reinigungszeiten mit 95%<br />
Konfidenzintervall<br />
2d<br />
4d<br />
Bauteile<br />
Abb. 38: Reinigungszeiten der Sensoreinbauten<br />
Die Konfidenzintervalle der Messergebnisse des VARINLINE-Gehäuses über-<br />
schneiden sich mit denen der Referenzrohre und können deswegen nicht signifi-<br />
kant voneinander unterscheiden werden. Dieses Gehäuse mit einem sogenannten<br />
Varivent-Anschluss lässt sich ähnlich gut reinigen wie ein gerades Rohrstück.<br />
Durch die Konstruktion des Kugelgehäuses entstehen keine scharfen Kanten, die<br />
Strömungsschatten hervorrufen könnten und es birgt zudem keinen Strö-<br />
mungstotraum wie z.B. ein T-Stück. Allerdings entsteht konstruktionsbedingt durch<br />
die Erweiterung des Rohrdurchmessers eine Verringerung der Strömung und da-<br />
durch ein etwas schlechter zu reinigender Bereich im Gegensatz zum geraden<br />
Rohr
5 Versuchsergebnisse und Diskussion 58<br />
Rohr. In Abb. 38 wird aber deutlich, dass sich die Reinigungszeiten des VARINLI-<br />
NE-Gehäuses von denen der T-Stücke mit einer Länge des zwei- und vierfachen<br />
Rohrdurchmessers signifikant voneinander unterscheiden. So betragen die Mittelwerte<br />
der Reinigungszeiten für das VARINLINE-Gehäuse 32 s und für die 2d-,<br />
bzw. 4d-T-Stücke ca. 43 s und 73 s. Das entspricht einer um 34% bzw. um 128%<br />
längeren Reinigungszeit als beim Kugelgehäuse.<br />
Der zeitliche Verlauf der Reinigung dieser Sensoreinbauten stellt sich in Abb. 39<br />
dar. Darin sind die Kurvenverläufe des VARINLINE-Gehäuses (blau gestrichelt),<br />
des 2d- (grün) und des 4d-T-Stück (rot) gezeigt.<br />
Abreinigungsgrad [-]<br />
o_2d<br />
u_2d<br />
o_4d<br />
u_4d<br />
1<br />
0.8<br />
0.6<br />
o_Varivent<br />
0.4<br />
u_Varivent<br />
0<br />
0.2<br />
zeitliches Reinigungsverhalten<br />
0<br />
0 10 20 30 40<br />
0 Zeit<br />
Zeit [s]<br />
max( Zeit)<br />
Abb. 39: Zeitlicher Reinigungsverlauf der Sensoreinbauten mit 95%-Konfidenzintervall<br />
Aus Abb. 39 wird ersichtlich, dass der Einbau z.B. von Temperatursensoren in T-<br />
Stücke mit einem Totende des vierfachen Rohrdurchmessers einen flacheren Verlauf<br />
des Konfidenzintervallbandes verursacht, als eine Montage an einem Kugel-<br />
Gehäuse. Dessen Kurvenverlauf ist deutlich steiler, d.h. mehr Schmutz wird in<br />
kürzerer Zeit abgereinigt. Die Steigung des 95%-Vertrauensbereichs ist bis zu ca.<br />
90% der Abreinigung konstant und flacht erst danach zum endgültigen Ende der<br />
Reinigung ab. Diese letzten Schmutzreste sind in der kugelförmigen Ausweitung<br />
des Gehäuses zu erwarten und auf Grund der sich ändernden Strömungsverhält-
5 Versuchsergebnisse und Diskussion 59<br />
nisse nicht genauso schnell abreinigbar wie im geraden Rohr. Das Konfidenzband<br />
des T-Stücks mit dem 2d-Totende verläuft nur bis etwa 60% der Reinigung mit<br />
konstanter Steigung und einem konstanten Schmutzabtrag, knickt danach jedoch<br />
deutlich ab. Dieses Abknicken des Kurvenverlaufs rührt von der Geometrie des<br />
Bauteils her. Der erste Teil der Kurve mit konstanter Steigung beschreibt den kon-<br />
stanten Stoffübergang der Verschmutzung in die Reinigungslösung im geraden<br />
Rohrstück. Dieser Schmutzabtrag verläuft konstant mit abnehmender Filmdicke<br />
der Verschmutzungsmatrix. Die Ergebnisse von Hofmann [24] zeigen bei einer<br />
Strömungsgeschwindigkeit von 0,5 m/s, Rohrdurchmessern von 25 mm und einer<br />
ähnlichen Viskosität des Fluids und daraus resultierenden gleichen Strömungsbedingungen<br />
(Re = 10000), dass bei geraden Rohren nach kurzer Zeit ein Bereich<br />
mit konstanter, maximaler Abreinigungsrate auftritt. Ist der Film vollständig von der<br />
Innenoberfläche im Bereich der Hauptströmung abgelöst, so ändert sich die mit<br />
Schmutz belegte Innenoberfläche in einem T-Stück (vgl. Abb. 40) und der Massenstrom<br />
m� der Verschmutzungsmatrix in die Reinigungsflüssigkeit sinkt.<br />
Abb. 40: Änderung des Stoffübergangs während der Reinigung eines Rohrs mit Totraum [24]<br />
Der Stoffübergang ist somit bei kompliziert konstruierten Bauteilen geringer als z.B.<br />
im geraden Rohr oder in strömungstechnisch günstig gestalteten Bauteilen (z.B.<br />
ein Kugelgehäuse). Deswegen ist für die Anbindung von Sensoren in das Rohrleitungssystem<br />
eine Variante vorzuziehen, die sich leicht reinigen lässt. T-Stücke mit<br />
einer Totraumtiefe von bis zu maximal zweifachen Rohrdurchmesser lassen sich<br />
noch akzeptabel reinigen, wohingegen T-Stücke mit noch längeren Toträumen (4d)<br />
sehr viel schlechter zu reinigen sind. Die Reinigung dauert bei langen Toträumen<br />
(4d) mehr als doppelt so lange als beim Kugel-Gehäuse (vgl. Abb. 38 auf S. 57),<br />
welches deswegen als hygienische Variante der Anbindung von Sensoren vorzuziehen<br />
ist.
5 Versuchsergebnisse und Diskussion 60<br />
5.2 Vergleich der Ventilschaltungen<br />
Ventile erfüllen in Produktionsstätten zahlreiche Funktionen. Sie sperren und öffnen<br />
Wege, verhindern das Vermischen unterschiedlicher Produkte oder Flüssigkeiten<br />
an Ventilknoten und steuern den Wechsel zwischen Produkten und z.B.<br />
dem Reinigungsfluid. Um in der Lebensmittelproduktion Produktströme in geschlossenen<br />
Rohrleitungssystemen zu lenken, werden Ventilschaltungen eingesetzt.<br />
Diese können ein hygienisches Risiko für das Produkt und letztlich für den<br />
Konsumenten darstellen, falls sie Toträume oder Spalte aufweisen.<br />
<strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> stellt hohe Anforderungen an Ventile. Damit ein Bauteil von der<br />
EHEDG ein Zertifikat erhält, muss z.B. die Reinigbarkeit nach EHEDG-<br />
Testmethoden überprüft und nachgewiesen, die Anforderungen an Material, Oberflächengüte<br />
und Entleerbarkeit entsprochen werden und vor allem darf die Geometrie<br />
des Ventils kein hygienisches Risiko darstellen [16].<br />
Damit ein Produktstrom mit Klappenventilen in unterschiedliche Wege gelenkt<br />
werden kann, sind an einer Rohrgabelung zwei Klappenventile nötig. Aufgrund der<br />
Bedienung dieser Klappen (von Hand oder pneumatisch) muss über dem Ventil<br />
Platz für diese Steuerung vorhanden sein. Dies verhindert die direkte Nähe der<br />
beiden Klappenventile und verursacht einen Totraum beim geschlossenen Ventil<br />
(vgl. Abb. 41 links). Diese Anordnungen sind in der Industrie oftmals bis zu einer<br />
Länge des zwei- oder vierfachen Rohrdurchmessers anzutreffen.<br />
Abb. 41: links: Klappenventilschaltung mit einer Totraumlänge des 2,5-fachen Durchmessers,<br />
rechts: 3-Wege-Ventil [17]<br />
a) Produktraum, b) Klappenventil, c) Totraum
5 Versuchsergebnisse und Diskussion 61<br />
Zur Vermeidung der räumlichen Behinderung der beiden Ventilsteuerungen wur-<br />
den 3-Wege-Ventile entwickelt, die durch eine einzige pneumatische Steuerung<br />
angetrieben werden (siehe Abb. 41 rechts). Die räumlich sehr eng liegenden Ven-<br />
tile werden durch ein Einsitz-Umschaltventil realisiert, welches zwei Ventilteller an<br />
einer Ventilstange aufweist. Dadurch ist es möglich die Abzweigung im Rohrlei-<br />
tungssystem ohne Toträume zu realisieren.<br />
Folglich entspricht eine Klappenventilanordnung, wie sie in Abb. 41 gezeigt ist,<br />
einem T-Stück mit einem rechtwinklig angeordneten Totraum (vgl. Abb. 10, Fall I)<br />
des ca. 2,6-fachen Rohrdurchmessers. In dieser Arbeit wurden stellvertretend für<br />
die Klappenventilkonstruktion T-Stücke mit einer Totraumlänge des zwei- und vier-<br />
fachen Rohrdurchmessers untersucht.<br />
Zeit [s]<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
3-Wege-Ventil<br />
Reinigungszeiten mit 95% Konfidenzintervall<br />
2d<br />
Bauteile<br />
Abb. 42: Reinigungszeiten der Ventilschaltungen<br />
Abb. 42 zeigt, dass die hygienische Ventilschaltung mittels Einsitz-Umschaltventil<br />
(ca. 37 s) tendenziell schneller zu reinigen ist als das 2d-T-Stück (ca. 43 s), obwohl<br />
sich ihre Konfidenzintervalle knapp überschneiden. Deutliche Vorteile erweisen<br />
sich allerdings im Vergleich zu einem 4d-Stück. In diesem Fall ist die durchschnittliche<br />
Reinigungszeit von ca. 73 s doppelt so lang. Das Konfidenzintervall<br />
des T-Stücks mit dem längsten Totende (4d) ist wesentlich größer als bei dem<br />
kürzeren T-Stück und dem 3-Wege-Ventil. Das deutet auf eine nicht exakt reproduzierbar<br />
durchführbare Reinigung von solch langen Totenden hin. Aufgrund der<br />
4d
5 Versuchsergebnisse und Diskussion 62<br />
Komplexität des Umschaltventil und der doppelten Umlenkung des Hauptstromes<br />
um 90° fällt der Unterschied in der Reinigungszeit zu dem kurzen T-Stück nur rela-<br />
tiv gering aus, obwohl diese Konstruktion kein Totende aufweist.<br />
Abb. 43 zeigt den zeitlichen Reinigungsverlauf der verschiedenen Ventilschaltun-<br />
gen.<br />
Abreinigungsgrad [-]<br />
1<br />
o_3_Wege<br />
0.8<br />
u_3_Wege<br />
0.6<br />
o_2d<br />
u_2d<br />
o_4d<br />
0.4<br />
u_4d<br />
0<br />
0.2<br />
zeitliches Reinigungsverhalten<br />
0<br />
0 10 20 30 40<br />
0 Zeit<br />
Zeit [s]<br />
max( Zeit)<br />
Abb. 43: Zeitlicher Reinigungsverlauf der Ventilschaltungen mit 95%-Konfidenzintervall<br />
Wie bereits bei den Sensoreinbauten diskutiert, sind die beiden T-Stücke mit doppeltem<br />
(rot), bzw. vierfachem Totende (blau gestrichelt) signifikant unterschiedlich<br />
zu reinigen, da sich ihre 95%-Konfidenzintervalle sowohl bei Betrachtung der absoluten<br />
Reinigungszeit, als auch im zeitlichen Reinigungsverlauf nicht überschneiden.<br />
Die Reinigbarkeit einer mittels 2d-T-Stück realisierten Ventilschaltung (vgl.<br />
Abb. 41 links) ist zeitlich betrachtet besser, da in kürzerer Zeit mehr Verschmutzung<br />
abgereinigt werden kann als bei der Schaltung mit einem Totraum des 4fachen<br />
Rohrdurchmessers. Die von der EHEDG empfohlene Variante mit einem<br />
Einsitz-Umschaltventil (siehe Abb. 41 rechts) weist zwar tendenziell eine etwas<br />
kürzere Reinigungszeit auf als die Ventilschaltung mittels T-Stücke, verläuft zeitlich<br />
allerdings anders. Zu Beginn der Reinigung wird in etwa so viel Schmutz abgereinigt<br />
wie bei den alternativen Ventilschaltungen, da sich die Konfidenzintervalle<br />
bis ca. 15 s nach Reinigungsbeginn noch überschneiden. Im weiteren Verlauf
5 Versuchsergebnisse und Diskussion 63<br />
wird jedoch mehr Schmutz pro Zeit abgelöst als beim T-Stück mit 4d-Totende.<br />
Dies liegt daran, dass die gesamte, verschmutzte Innenoberfläche des 3-Wege-<br />
Ventils direkt in der Hauptströmung liegt. In den ersten Sekunden der Reinigung<br />
liegen sowohl bei den T-Stücken, als auch im 3-Wege-Ventil ein genügend dicker<br />
Verschmutzungsfilm vor, der vom Reinigungsfluid im Hauptstrom leicht und<br />
schnell abgetragen werden kann. Der konstante Massenabtrag ist jedoch beim 3-<br />
Wege-Ventil ohne Toträume am längsten. Dieser dauert bis ca. 80% einer abgeschlossenen<br />
Reinigung und schwächt sich danach gegen Ende der Reinigung nur<br />
leicht ab. Bei den T-Stücken erfolgt dieses Abknicken des Massenstroms bereits<br />
bei ca. 70% (2d) und bei ca. 60% (4d). Dies zeigt, dass im 3-Wege-Ventil aufgrund<br />
der fehlenden hygienischen Problemzonen ein größerer Schmutzanteil während<br />
des konstanten Massenabtrags abgereinigt werden kann als in Ventilschaltungen<br />
mit 2d- und 4d-Totenden. In diesen Totenden ist nach Graßhoff die Konvektion<br />
drastisch eingeschränkt [20] und somit auch die Reinigung in diesen Bereich. Dort<br />
herrscht vor allem Diffusion des Reinigungsmittels zum Schmutz und der abgelösten<br />
Verschmutzung zurück in den Hauptstrom des Reinigungsfluids vor. Diese ist<br />
bekanntlich deutlich langsamer [24] und verursacht das Abknicken des Reinigungsverlaufs<br />
bei T-Stücken.<br />
5.3 Vergleich von funktionellen Bauteilkombinationen<br />
Die in der Literatur [3] und bei Vorträgen gerne verwendete Gegenüberstellung<br />
von schlechtem (vgl. Abb. 44) und gutem <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> in Rohrleitungssystemen<br />
(vgl. Abb. 45) ist bisweilen ohne die Betrachtung der effektiven Einsparpotentiale<br />
angestellt worden.<br />
Abb. 44: Durch T-Stücke verursachte Toträume in Rohrleitungssystemen [3]
5 Versuchsergebnisse und Diskussion 64<br />
Die beiden funktionell gleichartigen Konstruktionen in Abb. 44 und Abb. 45 erfüllen<br />
die gleichen Aufgaben, unterscheiden sich aber hinsichtlich hygienischer Prob-<br />
lemzonen in Abb. 44, in denen sich Produktreste ansammeln können und schwer<br />
zu reinigen und zu desinfizieren sind. Sie stellen deshalb ein hohes Kontaminati-<br />
onsrisikio für das Produkt und letztendlich für den Verbraucher dar.<br />
Abb. 45: Rohrleitungssystem nach <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Richtlinien [3]<br />
Um den Vorteil einer nach <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Richtlinien konstruierten Baugruppe<br />
gegenüber einer Kombination aus hygienisch bedenklichen Bauteilen zu ermitteln,<br />
wurden im Rahmen der vorliegenden Arbeit zwei entsprechende Varianten im Lebensmitteltechnikum<br />
montiert und den Reinigungsversuchen unterworfen. Die beiden<br />
Abbildungen dieser Gruppen (Abb. 20 und Abb. 21) befinden sich auf den Seiten<br />
33.<br />
Zeit [s]<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Reinigungszeiten mit 95% Konfidenzintervall<br />
Gruppe HD<br />
Bauteile<br />
Gruppe BD<br />
Abb. 46: Reinigungszeiten zweier funktionell gleicher Baugruppen nach <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong><br />
(links) und mit problematischen Hygienerisiken (rechts)
5 Versuchsergebnisse und Diskussion 65<br />
In Abb. 46 wird eine durchschnittliche Reinigungszeit der Baugruppe nach Hygie-<br />
nic <strong>Design</strong> Kriterien von ca. 56 s erreicht. Dem gegenüber steht die um mehr als<br />
4-mal längere Reinigungszeit für die Baugruppe mit T-Stücken und den daraus<br />
resultierenden Totenden (236 s). Dies entspricht einer 76% geringeren Reini-<br />
gungsdauer des <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong>-Bauteils.<br />
Wird der zeitliche Reinigungsverlauf in Abb. 47 betrachtet, so wird ersichtlich, dass<br />
aufgrund des wesentlich steileren Kurvenverlaufs der hygienischen Bauteilgruppe<br />
(rot) ein höherer Stofftransport von der verschmutzten Innenoberfläche ins Reinigungsfluid<br />
herrschen muss. Dieser konstante Massenstrom hält bis fast 90% des<br />
Reinigungsverlaufs an und flacht nur sehr leicht zum Ende der Reinigung ab. Anders<br />
dagegen der Verlauf der Reinigung der Bauteilgruppe mit Hygienerisiko<br />
(grün). Hier ist die Phase des konstanten Masseabtrags der Verschmutzungsmatrix<br />
in die Reinigungslösung nur bis zu einem Abreinigungsgrad von 50% zu erkennen.<br />
Danach flacht der Verlauf deutlich ab und nur noch wenig Verschmutzung<br />
wird im Laufe der Zeit abgereinigt. Dies ist durch die extrem langsame Strömungsgeschwindigkeit<br />
[20] in den Totenden der T-Stutzen, sowie in dem direkt<br />
angeströmten Totende vor dem geschlossenen Ventil begründet, da dort die<br />
Stoffübertragung deutlich reduziert ist.<br />
Q3<br />
1<br />
0.8<br />
o_HD<br />
0.6<br />
u_HD<br />
o_BD<br />
u_BD<br />
0.4<br />
0<br />
0.2<br />
Funktioneller Bauteilvergleich<br />
0<br />
0 100 200<br />
0 x_0_1<br />
max( x_0_1)<br />
Zeit [s]<br />
Abb. 47: zeitlicher Verlauf der Reinigung der beiden funktionell gleichartigen Baugruppen
5 Versuchsergebnisse und Diskussion 66<br />
Wird ein vier mal so langer Zeitbedarf für die Reinigung angenommen, so bedeu-<br />
tet das für den Lebensmittel- oder Pharmaproduzenten, bei verloren gefahrener<br />
CIP-Reinigung, einen vierfach höheren Aufwand für Wasser, Energie, Reinigungsmittel,<br />
Abwasser und Produktionsausfall.<br />
5.4 Vergleich von Pumpen<br />
Verglichen werden zwei Kreiselpumpen der Firma Hilge aus Bodenheim. Eine einstufige<br />
Pumpe des Typs Durietta 0/1 und eine dreistufige Ausführung des Typs<br />
Contra-I/3. Beide Pumpen wurden in den Reinigungsstand integriert und ähnlich<br />
wie die anderen Bauteile auf ihre Reinigbarkeit getestet. Der einzige Unterschied<br />
besteht darin, dass zu Beginn des Versuchs die Reinigungsflüssigkeit allein durch<br />
den hydrostatischen Druck vom Reinigungstank in das zu testende Bauteil gedrückt<br />
wird und unmittelbar nach seiner Flutung die Pumpe in Betrieb genommen<br />
wird. Dieses Vorgehen dient als Schutz vor dem Trockenlaufen der Gleitringdichtung,<br />
was einem Defekt der Pumpe nach sich ziehen würde. Die Frequenz, und<br />
damit die Drehzahl der Pumpe wurde im Vorfeld so eingestellt, dass sich eine<br />
Strömungsgeschwindigkeit von 0,5 m/s in der DN 25 Rohrleitungssystem einstellt,<br />
die ebenfalls für alle anderen Reinigungsversuche verwendet wird.<br />
Wie in Abb. 48 zu erkennen ist, unterscheiden sich die mittleren Reinigungszeiten<br />
der einstufigen Kreiselpumpe (31 s) und der dreistufigen Kreiselpumpe (56 s)<br />
deutlich, allerdings sind die Konfidenzintervalle sehr groß und überschneiden sich.<br />
Dies kann auf die komplexe Bauweise, der Strömungsschatten und der deswegen<br />
kaum reproduzierbar ablaufenden Reinigung zurückzuführen sein. Beide Pumpen<br />
unterscheiden sich in ihrer Reinigungsdauer nicht signifikant voneinander.
5 Versuchsergebnisse und Diskussion 67<br />
Zeit [s]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Reinigungszeiten mit 95%<br />
Konfidenzintervall<br />
einstufig<br />
Bauteile<br />
dreistufig<br />
Abb. 48: Reinigungszeiten zweier Kreiselpumpen (ein- und dreistufig)<br />
Die beiden Pumpen decken unterschiedliche Einsatzgebiete ab und weisen unter-<br />
schiedliche Geometrien auf. Die einstufige Kreiselpumpe besitzt nur ein Laufrad,<br />
die dreistufige Pumpe hingegen hat drei hintereinander in Reihe geschaltete Lauf-<br />
räder und kann dadurch einen höheren Förderdruck als eine ähnlich aufgebaute<br />
Pumpe mit nur einem Laufrad erreichen. Da die Laufräder jeweils das zu pumpende<br />
Fluid von innen nach außen fördern, besteht die Notwendigkeit der vielfachen<br />
Strömungsumlenkung. Wie Abb. 49 zeigt, verläuft die Abreinigungskurve der einstufigen<br />
Kreiselpumpe etwas steiler und die Verschmutzungsmatrix wird mit annähernd<br />
konstantem Massenabtrag bis zum Ende der Reinigung entfernt. Dies liegt<br />
zum einen im Vergleich zur größeren, dreistufigen Pumpe an der deutlich einfacheren<br />
Konstruktion und der relativ einfachen Umlenkung der Hauptströmung. Bei<br />
der dreistufigen Kreiselpumpe verläuft die zeitliche Abreinigung etwas flacher, d.h.<br />
weniger Masse wird pro Zeiteinheit abgetragen. Dies erfolgt ähnlich wie bei der<br />
kleineren Kreiselpumpe mit konstantem Massenabtrag bis ca. 80% der Reinigung.<br />
Ab dann knickt der Kurvenverlauf ab und nähert sich dem Ende der Reinigung<br />
asymptotisch an. Dies deutet darauf hin, dass die Pumpe in einem nicht optimalen<br />
Teillastbetrieb arbeitet, deswegen die Wandschubspannungen geringer sind und<br />
Rückströmungen im Inneren der Kreiselpumpe entstehen. Dadurch bewegt sich<br />
ein gewisser Anteil des zu pumpenden Fluids im Kreis, es entstehen strömungsärmere<br />
Bereiche in der Nähe der Gleitringdichtung und die Abreinigung ist dort<br />
schlechter.
5 Versuchsergebnisse und Diskussion 68<br />
Abreinigungsgrad [-]<br />
1<br />
0.8<br />
o_Pumpe_1st<br />
0.6<br />
u_Pumpe_1st<br />
o_Pumpe_3st<br />
u_Pumpe_3st<br />
0.4<br />
0<br />
0.2<br />
zeitliches Reinigungsverhalten<br />
0<br />
0 10 20 30 40<br />
0 Zeit<br />
max( Zeit)<br />
Zeit [s]<br />
Abb. 49: Zeitlicher Reinigungsverlauf zweier Pumpensysteme<br />
Im Lebensmitteltechnikum der TU München in <strong>Weihenstephan</strong> standen nur diese<br />
beiden Pumpentypen zur Untersuchung ihrer Reinigbarkeit zur Verfügung. Aufgrund<br />
der unterschiedlichen Konstruktion und ihrem unterschiedlichen Einsatzzweck<br />
kann keine Aussage getroffen werden, welche der beiden Pumpen eine<br />
bessere Reinigbarkeit aufweist. Sicherlich haben einfache Konstruktionen Vorteile<br />
bei der Abreinigung, da hier weniger Kanten und Strömungswiderstände im Bauteil<br />
existieren. Trotz ihrer Komplexität besitzen beide Kreiselpumpen im Vergleich<br />
zu einfachen T-Stück Konstruktionen (vgl. Abb. 50) eine ähnlich lange Reinigungsdauer.<br />
Allerdings herrschen durch die hohen Scherkräfte im Inneren der<br />
Kreiselpumpen viel höhere Wandschubspannungen, die gewährleisten, dass eine<br />
hohe mechanische Abreinigung erreicht wird. Deswegen stellen Kreiselpumpen,<br />
wenn sie nach hygienischen Gesichtspunkten gefertigt wurden, im Allgemeinen<br />
kein Hygienerisiko dar und sind tendenziell sogar schneller zu reinigen als weniger<br />
komplexe T-Stücke mit langen Totenden.
5 Versuchsergebnisse und Diskussion 69<br />
Zeit [s]<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Reinigungszeiten mit 95% Konfidenzintervall<br />
einstufig<br />
2d<br />
Bauteile<br />
dreistufig<br />
Abb. 50: Vergleich der Reinigungsdauer von Pumpen mit T-Stücken<br />
Aufgrund der nicht gegebenen Voraussetzung zum direkten Vergleich der beiden<br />
Pumpenkonstruktionen wird auf eine Berechnung des Einsparpotentials im Kapitel<br />
6 verzichtet.<br />
4d
6 Berechnung des Einsparpotentials 70<br />
6 BERECHNUNG DES EINSPARPOTENTIALS<br />
Aus den Reinigungsversuchen, die im Rahmen dieser Arbeit im Lebensmitteltechnikum<br />
der TU München in <strong>Weihenstephan</strong> durchgeführt wurden, resultieren absolute<br />
Reinigungszeiten, sowie zeitliche Verläufe der einzelnen Reinigungsversuche.<br />
Zeit ist hinsichtlich der Reinigungskosten der entscheidende Faktor, durch den bei<br />
verloren gefahrener CIP-Reinigung die anderen Kostenstellen berechnet werden<br />
können.<br />
Grundsätzlich werden in der CIP-Reinigung zwei verschiedene Arten der Durchführung<br />
unterschieden: eine Stapelreinigung mit Wiederverwendung der Reinigungslösung<br />
bzw. eine verlorene Reinigung mit Einleitung der Flüssigkeit ins Abwassersystem.<br />
Bis Ende der 50er Jahre wurde eine verlorene Reinigung genutzt,<br />
welche durch die hohen Preise für Chemikalien nach und nach zum Teil durch<br />
eine gestapelte Reinigung ersetzt wurde. Trotzdem wird heute immer noch in bestimmten<br />
Fällen eine verlorene Reinigung praktiziert. Bei der Wiederverwendung<br />
der Reinigungslösung muss die mit Schmutz beladene Lösung mit frischem Reinigungsmittel<br />
angeschärft werden, bis sie aufgrund zu hoher Schmutzfracht zu entsorgen<br />
ist [21].<br />
Die Kalkulation des Einsparpotentials ist bei verloren gefahrener CIP-Reinigung<br />
deutlich einfacher. Eine doppelt so lange Reinigungszeit bedeuten doppelt so hohe<br />
Betriebskosten für Wasser, Energie, Chemikalien und für die Abwasserentsorgung.<br />
Ebenso ist die Ausfallzeit doppelt so hoch, in der sonst produziert werden<br />
könnte. Andere Kostenarten (siehe Tabelle 7 auf S. 24), wie z.B. für die Sachbedarfskosten<br />
für die Installation technischer Hilfsmittel bleiben davon unberührt.<br />
Werden allerdings Stapelreinigungen betrachtet, hängt die Wiederverwendbarkeit<br />
des Reinigungsfluids stark von der verbleibenden Masse an Produkt in der Produktionsanlage<br />
ab. Die abgelöste Schmutzfracht pro Zirkulation ist abhängig von<br />
der Art des Schmutzes und dem zeitlichen Abstand der Reinigung zum Produktionsende.<br />
In die Kalkulation des Einsparpotentials müssen ebenso die Investitionskosten,<br />
insbesondere für <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Bauteile einfließen, da diese oftmals teuerer als<br />
herkömmliche Armaturen und Bauteile sind (vgl. Tabelle 8). Die angegebenen Be-
6 Berechnung des Einsparpotentials 71<br />
träge sind Orientierungshilfen und hängen sehr stark von den Abnahmezahlen,<br />
Konditionen des Bestellers beim Hersteller und weiteren, vielfältigen Faktoren ab.<br />
Tabelle 8: Marktpreise für die in den Reinigungsversuchen verwendeten Bauteile<br />
Bauteil Kosten<br />
T-Stück DN 25 mit 3 Clamp-Verbindungen aus Edelstahl 1.4404 ca. 90 €<br />
Temperatursensor für Montage in einem T-Stück ca. 200 €<br />
VARINLINE Gehäuse DN25, Material 1.4404 ca. 260 €<br />
Temperatursensor für Montage in einem Kugelgehäuse ca. 230 €<br />
Temperatursensor WIKA TR25 mit Triclamp Verbindungen nach DIN<br />
11864, CIP-fähig, zylindrische Innenoberfläche mit DN 25<br />
ca. 780 €<br />
Einsitz-Umschaltventil mit DIN 11864 Verschraubung ca. 1000 €<br />
2 Scheibenventile incl. T-Stück, Antrieb und Verschweißen ca. 1450 €<br />
6.1 Einsparpotential durch hygienische Sensoreinbauten<br />
In dieser Arbeit wurden hygienisch einwandfreie Sensoreinbauten mittels Kugelgehäuse<br />
(z.B. VARINLINE von GEA Tuchenhagen) und herkömmliche T-Stücken<br />
mit problematischen Toträumen untersucht. Die Ergebnisse der Reinigungsversuche<br />
ergaben eine um 34% (bei 2d-Totraum) bzw. eine um 128% (bei 4d-Totraum)<br />
längere durchschnittliche Reinigungszeit bis die Reinigung als abgeschlossen gelten<br />
kann (vgl. Abb. 38 auf S. 57). In diesem Abschnitt wird die Reinigungszeit als<br />
maßgebende Größe betrachtet und die CIP-Reinigung als verloren vorgegeben.<br />
Integriert ein Produktionsbetrieb einen Sensor in einem CIP-Kreislauf mittels eines<br />
T-Stücks mit 4d-Totende, könnte er durch Verwendung eines Varivent-<br />
Kugelgehäuses rund 56% der Zeit, sowie der laufenden CIP-Reinigungskosten<br />
einsparen, wenn das CIP-Programm angepasst und gekürzt wird. Wenn anstatt<br />
Sensoreinbauten mit 2d-T-Stücken benutzt werden, lassen sich diese Kosten<br />
durch das VARINLINE-Gehäuse um immerhin 26% reduzieren (vgl. Tabelle 9).<br />
Vorausgesetzt es entstehen durch den montierten Sensor keine weiteren Toträume<br />
oder Strömungsschatten als bei den produktbündig abgedichteten Schaugläsern,<br />
die in den Reinigungsversuchen verwendet werden. Zusätzlich ermöglicht<br />
diese hygienische Variante die Montage eines zweiten Sensors im selben Gehäu-
6 Berechnung des Einsparpotentials 72<br />
se. Dies spart Platz im Rohrleitungssystem, reduziert die benötigten Rohrverbindungen<br />
und eröffnet keine weiteren hygienischen Schwachstellen.<br />
Tabelle 9: Reduzierung der Reinigungszeit bei der hygienischer Sensoreinbindung im Vergleich<br />
zur Montage in T-Stücken<br />
Ausgangssituation<br />
Reduzierung der Zeit bei Verwendung<br />
eines Kugelgehäuses<br />
Reduzierung der Zeit bei Verwendung<br />
eines WIKA TR25 Temperatursensors<br />
(mit zylindrischer Innenoberfläche)<br />
2d-T-Stück 26% 35%<br />
4d-T-Stück 56% 62%<br />
Wird dagegen ein Sensor verwendet, der eine zylindrische Innenoberfläche ohne<br />
Spalten oder Kanten aufweist, ist die Reinigung vergleichbar mit einem normalen<br />
Rohrstück gleichen Innendurchmessers. Dies ist z.B. beim Temperatursensor vom<br />
Typ TR25 der Firma WIKA Alexander Wiegand GmbH & Co. KG der Fall. Dieser<br />
lässt sich genau so gut und schnell reinigen wie ein gleich langes Rohrstück. Wird<br />
ein Vergleich der laufenden Kosten zwischen dieser Sensorart und einem normalen<br />
Temperatursensor, welcher mittels T-Stück eingebaut wird, angestellt, ergeben<br />
sich Einsparungen der CIP-Betriebskosten laut Tabelle 9.<br />
Die mittleren Marktpreise (Stand Januar 2009) eines Temperatursensors mit einer<br />
zylindrischen Innenoberfläche (WIKA TR25) sind nach Tabelle 10 mit ca. 780 €<br />
entsprechend hoch. Wird allerdings ein vergleichbarer Temperatursensor in einem<br />
schwer zu reinigenden T-Stück verwendet, so summieren sich die Kosten für den<br />
Messfühler und das T-Stück auf ca. 290 €. Wird ein VARINLINE-Gehäuse mit einem<br />
passenden Sensor eingebaut, ergibt sich ein Kaufpreis von ca. 490 €.<br />
Tabelle 10: Kosten für die Sensoranbindung<br />
Anschlussvariante Kosten<br />
relative CIP-<br />
Gesamtkosten<br />
Investitionsdifferenz<br />
zum Sensor am 4d-<br />
T-Stück<br />
Sensor an 4d-T-Stück 290 € 100 %<br />
VARINLINE-Gehäuse mit Sensor 490 € 44% 200 €<br />
WIKA TR25 Temperatursensor 780 € 38% 490 €
6 Berechnung des Einsparpotentials 73<br />
Um eine möglichst akkurate Einschätzung des Einsparpotentials vornehmen zu<br />
können, werden die vorliegenden Daten aus dem <strong>Weihenstephan</strong>er Unterneh-<br />
mensvergleich 2003 von sechs mittelständischen Milchverarbeitungsunternehmen<br />
herangezogen. Angenommen wird hierbei, dass diese Unternehmen in ihren An-<br />
lagen hygienisch einwandfreie Komponenten in ihren Anlagen verwenden und nur<br />
problematische Sensoreinbauten in T-Stücken benutzen, damit ein mögliches<br />
Sparpotential errechnet werden kann.<br />
Zur Ermittlung, ab wann sich die höheren Investitionskosten eines Sensors z.B.<br />
im VARINLINE-Gehäuse oder eines Messfühlers mit zylindrischer Oberfläche<br />
amortisieren, wird die Differenz der Investitionskosten zu einem herkömmlichen T-<br />
Stück durch die Gesamtkosten der CIP-Reinigung geteilt. Da durch <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong><br />
nicht alle CIP-Gesamtkosten beeinflussbar sind, werden nur die <strong>Hygienic</strong>-<br />
<strong>Design</strong> relevanten CIP-Kosten (vgl. Abb. 30 auf S. 48: Betriebsstoffe, Strom, Wasser,<br />
Abwasser und Dampf) aus dem <strong>Weihenstephan</strong>er Unternehmensvergleich<br />
von 2003 für Milchwirtschaftliche Betriebe verwendet.<br />
Aus der Berechnungsformel (6.1) resultiert eine Masse an eingesetztem Rohstoff<br />
(in diesem Falle Rohmilch), die angibt, ab wann sich die teueren <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong><br />
Bauformen amortisieren. Ab diesem Zeitpunkt machen sie sich bezahlt und helfen<br />
dem Unternehmen Kosten im laufenden Betrieb durch schnellere CIP-Reinigung<br />
zu sparen.<br />
Bei einer Neuanschaffung eines Sensors und dessen Einbindung stehen Unternehmen<br />
immer vor der Entscheidung ein billiges Bauteil mit hohen CIP-Kosten<br />
anzuschaffen, oder eine größere Investition zu tätigen um niedrigere Reinigungskosten<br />
zu erzielen. So amortisiert sich z.B. die teuere Variante des Sensoreinbaus<br />
mit Varivent-Anschluß mit einer Einsparung der CIP-Kosten um 56% gegenüber<br />
einer Montage mit 4d-T-Stück für das Unternehmen Nr. 6 mit <strong>Hygienic</strong>-<strong>Design</strong> relevanten<br />
CIP-Gesamtkosten von 0,426 ct/kg eingesetzten Rohstoff, nach Verarbeitung<br />
der folgenden Masse an eingesetzten Rohstoffs nach Formel (6.1):<br />
Differenz der Investitionskosten 200€<br />
= = 46,9 t<br />
HD −relevanter Anteil der CIP −Gesamtkosten<br />
ct<br />
0,426<br />
kg<br />
(6.1)
6 Berechnung des Einsparpotentials 74<br />
D.h. nach 46,9 t verarbeiteten Rohstoff im Unternehmen Nr. 6 hat sich die höhere<br />
Investition in eine hygienegerechte Sensoranbindung amortisiert und beginnt ab<br />
dann die Ausgaben des Unternehmens durch günstigere CIP-Kosten gering zu<br />
halten, da die laufenden CIP-Kosten im Vergleich zum Sensoreinbau im 4d-T-<br />
Stück um 56% reduziert werden können. Voraussetzung hierfür ist, dass das CIP-<br />
Programm angepasst und gekürzt wurde.<br />
Die Ergebnisse für jedes der sechs Unternehmen sind durch die Formel (6.1) berechnet<br />
worden und in Tabelle 11 gezeigt.<br />
Tabelle 11: Amortisation einer Neuanschaffung einer hygienischen Sensoranbindung nach<br />
der Menge eingesetzten Rohstoffs [t] je Unternehmen<br />
Unternehmen<br />
Anstelle von 1 2 3 4 5 6<br />
VARINLINE 4d-T-Stück 65,6 68,3 134,6 216,8 70,9 46,9<br />
WIKA TR25 4d-T-Stück 160,8 166,7 329,8 531,5 173,6 114,8<br />
Mit dieser Kalkulation lassen sich Rückschlüsse ziehen, ob und ab welcher Menge<br />
eingesetzten Rohstoffs es für einen Lebensmittelhersteller rein finanziell betrachtet<br />
Sinn macht, diese teueren, hygienefreundlichen Bauteile zu kaufen und zu installieren.<br />
Bei einem Volumen von ca. 380000 l produzierter Milch pro Tag [31] bedeutet das<br />
für eine mittelständische Molkerei, dass sich die Investitionskosten für eine Neuanschaffung<br />
eines WIKA TR25 Temperatur-Sensors gegenüber einem Messfühler<br />
in einem 4d-T-Stück bereits nach weniger als zwei Tagen Produktion amortisiert<br />
hätten (Zugrunde gelegt wurde der ungünstigste Fall mit den HD-relevanten Anteile<br />
der CIP-Kosten des Unternehmens 4). Ab dann würde das Unternehmen von<br />
den günstigeren CIP-Reinigungskosten profitieren.<br />
Abgesehen von den teueren Anschaffungskosten läuft der Lebensmittelhersteller<br />
ohne Verwendung von <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Gefahr seine Produkte durch mangelhaft<br />
gereinigte Bauteile zu gefährden und im schlimmsten Fall eine Rückrufaktion oder<br />
einen Lebensmittelskandal zu verursachen. Dieser könnte nicht abzusehende Folgen<br />
für den Produzenten haben, da die Gesundheit der Konsumenten gefährdet
6 Berechnung des Einsparpotentials 75<br />
werden könnte und der Marke ein enormer Imageverlust drohen würde. Allein aus<br />
diesem Grund ist eine Verwendung von hygienegerechten Anlagenbauteilen sehr<br />
empfehlenswert.<br />
6.2 Einsparpotential durch hygienische Ventilschaltungen<br />
Bei Verwendung eines 3-Wege-Ventils anstelle einer Klappenventilkonstruktion<br />
lässt sich die Reinigungszeit um 49% senken (vgl. Abb. 42 auf S. 61). Dies stellt<br />
ein enormes Einsparpotential bei den laufenden CIP-Kosten dar. Die hygienischen<br />
Einsitz-Umschaltventile der Firma GEA Tuchenhagen sind nicht nur schneller zu<br />
reinigen, sondern sind zudem in der Anschaffung günstiger als zwei herkömmliche<br />
Klappenventile (siehe Tabelle 8 auf S. 71). Zudem müssen bei einer Scheibenventilkombination<br />
zwei Ventile verkabelt, mit Pneumatikanschlüssen versehen, gesteuert<br />
und überwacht werden. Bei einem Umschaltventil muss dies alles nur einfach<br />
geschehen. Die zusätzlichen Kosten für eine Klappenventillösung hängen<br />
sehr stark vom vorhandenen Steuerungssystem und dessen Kapazität ab. Eine<br />
allgemeine Kostenabschätzung hierzu kann nicht abgegeben werden. Insofern<br />
sollte es bei einer Neuanschaffung für ein Unternehmen keine Beweggründe mehr<br />
geben eine Scheibenventilschaltung zu verwenden. Anders stellt sich die Situation<br />
dar, wenn bereits eine solche Ventilschaltung verbaut ist und eine Entscheidungsgrundlage<br />
für einen Austausch durch ein hygienisches Einsitz-Umschaltventil fehlt.<br />
Für die anschließende Berechnung des Einsparpotentials wird angenommen, dass<br />
ein Unternehmen bereits eine unhygienische Klappenventilkombination verbaut<br />
hat und wissen will, wann sich eine Neuinvestition in ein Umschaltventil amortisiert<br />
hat. Für das Unternehmen Nr. 6 fällt die Berechnung nach Formel (6.2) wie folgt<br />
aus:<br />
Investitionskosten 1450€<br />
= = 339,6 t<br />
HD −relevanter Anteil der CIP −Gesamtkosten<br />
ct<br />
0,427<br />
kg<br />
(6.2)
6 Berechnung des Einsparpotentials 76<br />
Tabelle 12: Amortisation eines Austausches einer Klappenventilkombination durch eine<br />
hygienische Ventilschaltung nach einer Menge eingesetzten Rohstoffs [t] je Unternehmen<br />
Unternehmen<br />
1 2 3 4 5 6<br />
475,8 493,3 975,9 1571,8 513,7 339,7<br />
Das bedeutet, dass z.B. Unternehmen Nr. 2 nach ca. 500 t verarbeiteter Rohmilch<br />
die Investitionskosten für ein Umschaltventil durch die günstigere Reinigung bereits<br />
kompensiert hat, falls dadurch die Reinigungszeit optimal an das neue Bauteil<br />
angepasst wurde. Das würde für eine Molkerei mit einem Produktionsvolumen von<br />
ca. 380000 l Milch pro Tag [31] eine Amortisierungszeit von maximal vier Tagen<br />
bedeuten, wenn man den Wert von Unternehmen Nr. 4 an eingesetzten Rohstoff<br />
aus Tabelle 12 zur Berechnung verwendet. Natürlich müssen an einer komplizierten<br />
Produktionsanlage mehrere oder viele solcher Schwachstellen eliminiert werden,<br />
um ein Reinigungsprogramm optimal mit einer kürzeren Dauer einzustellen.<br />
Deswegen stellt sich ein Vielfaches der Menge an verarbeiteten Rohstoff ein, damit<br />
sich mehrere solcher Umschaltventile amortisieren können. Das neue, kürzere<br />
Reinigungsprogramm muss zuerst noch validiert werden, ob danach die Anlage<br />
auch wirklich sauber ist. Trotzdem ist ein Vergleich mit nur einem Bauteil hilfreich,<br />
um eine Investition in hygienegerechte Bauteile einschätzen und begründen zu<br />
können. Im Rahmen dieser Arbeit war es nicht möglich eine große Produktionsanlage<br />
wie beispielsweise eine UHT(ultra high temperature)-Anlage in Milch verarbeitenden<br />
Unternehmen zu testen.<br />
6.3 Einsparpotential durch <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> bei funktionellen Bau-<br />
teilgruppen<br />
Die Vergleiche der Sensoranbindung und der Ventilschaltungen können die Wirklichkeit<br />
nur sehr modellhaft beschreiben, da sie nur einzelne Bauteile darstellen.<br />
Deswegen wurde im Rahmen der Arbeit eine Baugruppe jeweils als herkömmliche<br />
Variante mit drei T-Stücken und einer Scheibenventilkombination (siehe Abb. 21<br />
auf S. 33) und als <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Alternative mit einem Temperatursensor mit<br />
zylindrischer Innenoberfläche (WIKA TR25), einem VARINLINE-Gehäuse für zwei<br />
weitere Messfühler und einem Umschalt-Ventil untersucht (siehe Abb. 20 auf S.
6 Berechnung des Einsparpotentials 77<br />
33). Die durchschnittlichen Reinigungszeiten betragen 56 s für die reinigungsgerechte<br />
Variante und 236 s für die herkömmliche Konstruktion mit Hygienemängeln.<br />
Unter verloren durchgeführter CIP-Reinigung betrachtet, ergibt sich aus den<br />
Messwerten eine Einsparung von ca. 76% wenn anstelle der herkömmlichen Lösung<br />
die Variante mit <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> verwendet wird.<br />
Angenommen diese Baugruppen stellen eine funktionstüchtige Einheit dar und<br />
finden als Testanlage in einem Milch verarbeitenden Unternehmen Anwendung,<br />
dann lassen sich die Zahlen des <strong>Weihenstephan</strong>er Unternehmensvergleich darauf<br />
anwenden.<br />
Die Investitionskosten für die verwendeten Bauteile betragen ca. 2320 € für die<br />
herkömmliche Variante mit Hygieneschwachstellen und ca. 2440 € für die <strong>Hygienic</strong><br />
<strong>Design</strong> Variante. Daher stellt sich bei Neuanschaffung sicherlich nicht die Frage,<br />
ob ein Betrieb auf die deutlichen Vorteile der letzteren Kombination aufgrund<br />
des geringfügig höheren Preises verzichten sollte. Da aber in vielen älteren Produktionsstätten<br />
solch herkömmliche Bauteilkombinationen vorhanden sind und<br />
sich oftmals die Geschäftsführung nicht sicher ist, ob eine Investition in hygienegerechte<br />
Bauteile sinnvoll und rentabel ist, wird im folgenden eine Umrüstung der<br />
herkömmlichen auf die reinigungsgerechte Variante betrachtet und anhand der<br />
Daten des <strong>Weihenstephan</strong>er Unternehmensvergleichs berechnet.<br />
Ebenso wie in den Abschnitten zuvor errechnet sich die Menge an verarbeiteten<br />
Rohstoff, bei der die HD-Variante die höheren Investitionskosten durch günstigere<br />
CIP-Kosten ausgeglichen hat. Für das Unternehmen Nr. 6 ergibt sich mit Formel<br />
(6.3) eine Masse von ca. 571 t Rohstoff, ehe sich die Investition in <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong><br />
amortisiert hat.<br />
Investitionskosten 2440€<br />
= = 571,4 t<br />
HD −relevanter Anteil der CIP −Gesamtkosten<br />
ct<br />
0, 427<br />
kg<br />
(6.3)
6 Berechnung des Einsparpotentials 78<br />
Tabelle 13: Amortisation eines Austausches eines herkömmlichen durch eine hygienische<br />
Baugruppe nach einer Menge eingesetzten Rohstoffs [t] je Unternehmen<br />
1 2 3<br />
Unternehmen<br />
4 5 6<br />
800,7 830,1 1642,2 2644,9 864,4 571,7<br />
Diese Zahlen aus Tabelle 13 verdeutlichen, dass der Aufwand für die Umstellung<br />
einer kompletten Produktionsanlage nach <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Vorstellungen sehr<br />
schnell eine hohe Investition darstellt und manchmal von den Entscheidungsträgern<br />
gescheut wird. Da aber die Masse an Rohstoff für die Milchindustrie innerhalb<br />
relativ kurzer Zeit verarbeitet wird, amortisieren sich solche Umbaumaßnahmen<br />
auch genauso schnell und zeichnen sich über ihre Lebensdauer durch günstigere<br />
Reinigungskosten aus. Werden hierzu öffentliche Daten einer Molkerei verwendet<br />
[31], amortisieren sich die Investitionskosten bei einer Produktionsleistung<br />
von 380000 l pro Tag bereits nach einer Woche, wenn bspw. die CIP-Kosten des<br />
Unternehmens 4 aus Tabelle 13 als Grundlage zur Berechnung verwendet werden.<br />
Voraussetzung dafür ist jedoch ein kürzer eingestelltes Reinigungsprogramm, das<br />
seine Wirksamkeit bei einer Validation unter Beweis stellen muss.
7 Zusammenfassung und Ausblick 79<br />
7 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK<br />
Um einen Prozess steuern und kontrollieren zu können, ist es unabdingbar, Informationen<br />
über den Ist-Zustand des Systems zu kennen. Dazu benötigt man Sensoren,<br />
die bestimmte physikalische Größen messen und z.B. an eine Steuerung<br />
oder an den Bediener einer Anlage weiterleiten. Diese Sensoren können senkrecht<br />
in ein Rohrleitungssystem mittels eines angeschweißten T-Stücks montiert<br />
werden, oder z.B. durch ein Kugelgehäuse. Doppelt so lange Totenden bedeuten<br />
mehr als doppelt so lange Reinigungszeiten und dementsprechend einen größeren<br />
finanziellen Aufwand. Aber nicht nur die absolute Reinigungsdauer, sondern<br />
auch der zeitliche Verlauf der Reinigung unterscheidet sich deutlich. Im längeren<br />
Totende sind die Strömungsgeschwindigkeiten deutlich langsamer und betragen<br />
nur noch einen Bruchteil der Hauptströmungsgeschwindigkeit. Bei kleinen Modellsystemen<br />
bestimmt das am schwierigsten zu reinigende Bauteil die Reinigungsdauer.<br />
Wird hingegen ein Kugelgehäuse zur Sensoranbindung verwendet, wird die<br />
Reinigungsdauer nicht negativ beeinflusst und somit die CIP-Reinigungskosten<br />
gegenüber einem Referenzrohr nicht erhöht. Zudem können zwei Sensoren mittels<br />
eines Gehäuses angebunden werden. Über 50% der Reinigungskosten können<br />
in einem Betrieb gespart werden, wenn Kugelgehäuse anstatt 4d-T-Stücke<br />
verwendet werden. Sogar über 60%, wenn Sensoren mit zylindrischer Innenoberfläche<br />
(z.B. WIKA TR25) benutzt werden. Ab wann sich der Trade-Off zwischen<br />
den Investitions- und den Reinigungskosten für ein Unternehmen lohnt, hängt sehr<br />
stark von den Bedingungen im Betrieb ab und kann pauschal nicht ausgesprochen<br />
werden. Allerdings ist die benötigte Zeit bis zum Erreichen des Amortisationszeitpunktes<br />
eher als gering einzustufen.<br />
Verwendet ein Lebensmittelhersteller zur Steuerung seiner Produkte in Rohrleitungssystemen<br />
statt einer Klappenventilkombination ein 3-Wege-Ventil ohne<br />
Toträume, so lassen sich Einsparungen in den laufenden CIP-Kosten von bis zu<br />
50% realisieren. Zudem sind die Investitionskosten für ein Umschaltventil geringer<br />
als bei einer unhygienischen Klappenventilkombination und eine doppelte Ansteuerung<br />
entfällt, da nur ein einziger, pneumatischer Antrieb benötigt wird. Daher ist<br />
bei einer Neuanschaffung die <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Variante sowohl in der Anschaffung,<br />
als auch im Betrieb kostengünstiger. Einzig der Austausch einer unhygienischen
7 Zusammenfassung und Ausblick 80<br />
Ventil-Lösung stellt einen finanziellen Aufwand dar, der sich allerdings in wenigen<br />
Tagen bereits amortisiert hat. Werden diese Zahlen für Einzelbauteile auf eine<br />
fiktive Produktionsanlage mit beispielsweise zehn Sensoranbindungen und zehn<br />
Ventilschaltungen hochgerechnet, so ergeben sich Amortisierungszeiten von wenigen<br />
Monaten. Aufgrund einer deutlich längeren Standzeit der Komponenten profitieren<br />
Unternehmen, die auf <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> setzen, über die gesamte Lebensdauer<br />
der Bauteile aufgrund günstigerer CIP-Reinigungskosten.<br />
Der von der EHEDG gerne verwendete Vergleich eines kleinen Ausschnitts aus<br />
einem Rohrleitungssystem in unhygienischer Ausführung (vgl. Abb. 44 auf S. 63)<br />
mit dem eines nach <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Richtlinien konstruierten Abschnitts (Abb. 45<br />
auf S. 64) wurde bisher noch nicht mit konkreten Zahlen untermauert. Diese Arbeit<br />
kann einen Beitrag hierzu leisten. Ein Vergleich dieser Konstruktionen wurde angestellt<br />
und eine Amortisationszeit bei mittelständischen Molkereien von weniger<br />
als eine Woche ermittelt. Natürlich müssen mehr als eine solche Konstruktion in<br />
großen Industrieanlagen ausgetauscht oder neu angeschafft werden, trotzdem<br />
zeigen diese Zahlen recht deutlich, dass sich <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> für Unternehmen,<br />
nicht nur in der Lebensmittelindustrie, sehr schnell auszahlen kann.<br />
Zusammenfassend kann durch diese Arbeit belegt werden, dass sich <strong>Hygienic</strong><br />
<strong>Design</strong> trotz der höheren Investitionskosten aufgrund der geringeren CIP-<br />
Reinigungskosten für einen Industriebetrieb innerhalb kurzer Zeit lohnen kann.<br />
Diese Arbeit soll eine Entscheidungshilfe zugunsten hygienegerechter Bauteile<br />
sein und dem Management der Betriebe eine solide Grundlage für ihre Entscheidung<br />
bieten.<br />
Damit die in dieser Arbeit allgemein gehaltenen Aussagen und Berechnungen zum<br />
Einsparpotential durch Verwendung von <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> in der Praxis evaluiert<br />
werden, würde sich eine Überprüfung von Produktionsanlagen in der Industrie anbieten.<br />
Zudem könnte eine noch sensiblere Messmethodik die Detektion von kleineren<br />
Problemstellen, wie z.B. Spalten in lösbaren Rohrleitungsverbindungen ermöglichen<br />
und somit eine Evaluation einer spaltfreien Aspetik-Verbindung gegenüber<br />
einer herkömmlichen Milchrohrverschraubung ermöglichen.
8 Literaturverzeichnis 81<br />
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sauber. Getränkeindustrie, 2007: p. 30-31.<br />
39. Thonhauser Reinigungstechnik und Biotechnologie GmbH, Product and<br />
process documentation TM SMART ADD LIQUID - CIP-process evaluation<br />
and disinfection additive. o.J.: p. 1-8.<br />
40. Tuchenhagen, G. http://www.tuchenhagen.de. 2009 [cited 21.02.2009]
8 Literaturverzeichnis 84<br />
41. Verein Deutscher Ingenieure (VDI) - Gesellschaft Verfahrenstechnik und<br />
Chemieingenieurwesen, VDI Wärmeatlas. 8. Auflage ed. 1997, Heidelberg:<br />
Springer Verlag.<br />
42. Wildbrett, G., Einführung. 2. Auflage ed. Reinigung und Desinfektion in der<br />
Lebensmittelindustrie, ed. G. Wildbrett. 2006, Hamburg: B. Behr's Verlag.
9 Tabellenverzeichnis 85<br />
9 TABELLENVERZEICHNIS<br />
Tabelle 1: Einsparpotential bei den laufenden Kosten durch<br />
hygienegerechte Bauteile...................................................................5<br />
Tabelle 2: vollständiges Reinigungs- und Desinfektionsverfahren [27] und<br />
ihre Funktion [28] ...............................................................................8<br />
Tabelle 3: Vorteile einer CIP-Reinigung [28].......................................................9<br />
Tabelle 4: Analogie der dimensionslosen Kennzahlen aus Wärme- und<br />
Stoffübergang...................................................................................15<br />
Tabelle 5: Konstruktionsempfehlungen für lösbare Verbindungen....................19<br />
Tabelle 6: Vergleich der Teilchengeschwindigkeiten zur<br />
Hauptströmungsgeschwindigkeit......................................................23<br />
Tabelle 7: Kosten für die Reinigung [15]...........................................................24<br />
Tabelle 8: Marktpreise für die in den Reinigungsversuchen verwendeten<br />
Bauteile ............................................................................................71<br />
Tabelle 9: Reduzierung der Reinigungszeit bei der hygienischer<br />
Sensoreinbindung im Vergleich zur Montage in T-Stücken..............72<br />
Tabelle 10: Kosten für die Sensoranbindung ......................................................72<br />
Tabelle 11: Amortisation einer Neuanschaffung einer hygienischen<br />
Sensoranbindung nach der Menge eingesetzten Rohstoffs [t] je<br />
Unternehmen ...................................................................................74<br />
Tabelle 12: Amortisation eines Austausches einer Klappenventilkombination<br />
durch eine hygienische Ventilschaltung nach einer Menge<br />
eingesetzten Rohstoffs [t] je Unternehmen ......................................76<br />
Tabelle 13: Amortisation eines Austausches eines herkömmlichen durch<br />
eine hygienische Baugruppe nach einer Menge eingesetzten<br />
Rohstoffs [t] je Unternehmen............................................................78
10 Abbildungsverzeichnis 86<br />
10 ABBILDUNGSVERZEICHNIS<br />
Abb. 1: Life Cycle Costs [6]..................................................................................4<br />
Abb. 2: Erweiterter Sinnerkreis zur Darstellung der Einflussfaktoren im<br />
Nassreinigungsprozess [21] ....................................................................8<br />
Abb. 3: Geschwindigkeitsprofile bei laminarer und turbulenter Strömung im<br />
Rohr [30]................................................................................................11<br />
Abb. 4: Geschwindigkeitsprofile bei laminarer und turbulenter Strömung<br />
nahe einer Wand [30] ............................................................................12<br />
Abb. 5: Dicke der laminaren Unterschicht in Abhängigkeit von der<br />
Strömungsgeschwindigkeit; d= 50mm, ν=0,413*10 -6 m²/s [22].............13<br />
Abb. 6: Temperaturverteilung in einem T-Stück [26]..........................................16<br />
Abb. 7: Konzentrationsausgleich durch Diffusion [1]..........................................17<br />
Abb. 8: Stationäre Diffusion (1. Fick'sches Gesetz) [1] ......................................18<br />
Abb. 9: Rohrleitungsverbindungen mit Hygienerisiko (links) und nach<br />
<strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Kriterien konstruierte (rechts) [16]...............................20<br />
Abb. 10: Strömungsformen in einem T-Formstück ..............................................21<br />
Abb. 11: Relative Strömung im Totraum, Strömungsfall I [20] .............................21<br />
Abb. 12: Relative Strömung im Totraum, Strömungsfall II [20] ............................22<br />
Abb. 13: Relative Strömung im Totraum, Strömungsfall III [20] ...........................23<br />
Abb. 14: Analyse der Wasserverbräuche in Getränkeabfüllbetrieben in den<br />
USA [36] ................................................................................................25<br />
Abb. 15: Preisindex der Bundesrepublik Deutschland [35] ..................................26<br />
Abb. 16: Molekülstruktur von Saccharose............................................................27<br />
Abb. 17: Sättigungskennlinie von Saccharose-Lösungen [34].............................28<br />
Abb. 18: Viskosität der Zuckerlösung in Abhängigkeit der Scherrate ..................29<br />
Abb. 19: VARINLINE Gehäuse zur Sensoranbindung [40] ..................................31<br />
Abb. 20: Bauteil nach <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Kriterien..................................................33<br />
Abb. 21: Bauteil mit Hygienerisiken .....................................................................33<br />
Abb. 22: Farbverlauf von Thonhauser Smart Add12 [38].....................................34<br />
Abb. 23: Farbverlauf der Farben der Mangan-Spezies bei steigender<br />
Verschmutzung [37]...............................................................................35<br />
Abb. 24: Photo-Eye der Firma Thonhauser [38] ..................................................39<br />
Abb. 25 Aufbau des Reinigungsstandes.............................................................40
10 Abbildungsverzeichnis 87<br />
Abb. 26: graphische Auftragung des Mn7-Werts gegen die Zeit..........................44<br />
Abb. 27: normierte Auftragung des Mn7-Werts gegen die Zeit von<br />
verschiedenen Messungen....................................................................45<br />
Abb. 28: Darstellung der Versuchsergebnisse mittels 95%<br />
Konfidenzintervallbereiche ....................................................................47<br />
Abb. 29: Zusammensetzung der CIP-Reinigungskosten .....................................48<br />
Abb. 30: CIP-Gesamtkosten mit Verhältnis der von <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong><br />
abhängigen und unabhängigen Kosten .................................................48<br />
Abb. 31: CIP-Gesamtkosten je eingesetzten Rohstoff.........................................49<br />
Abb. 32: Preise für Strom, Wasser und Dampf ....................................................50<br />
Abb. 33: links: Totraum durch herkömmliche Anbindung, rechts:<br />
produktbündige Anbindung mit VARINLINE-Gehäuse [40] ...................51<br />
Abb. 34: Reinigungszeiten von T-Stücken mit verschieden langen Totenden .....52<br />
Abb. 35: Zeitlicher Reinigungsverlauf der T-Stücke mit 95%-<br />
Konfidenzintervall ..................................................................................54<br />
Abb. 36: Reinigungszeiten der T-Stück-Kombinationen ......................................55<br />
Abb. 37: Totenden bei der Sensoranbindung [17] a) Produktraum, b)<br />
Totraum, c) Sensor................................................................................56<br />
Abb. 38: Reinigungszeiten der Sensoreinbauten.................................................57<br />
Abb. 39: Zeitlicher Reinigungsverlauf der Sensoreinbauten mit 95%-<br />
Konfidenzintervall ..................................................................................58<br />
Abb. 40: Änderung des Stoffübergangs während der Reinigung eines Rohrs<br />
mit Totraum [24] ....................................................................................59<br />
Abb. 41: links: Klappenventilschaltung mit einer Totraumlänge des 2,5-<br />
fachen Durchmessers, rechts: 3-Wege-Ventil [17] a) Produktraum,<br />
b) Klappenventil, c) Totraum .................................................................60<br />
Abb. 42: Reinigungszeiten der Ventilschaltungen................................................61<br />
Abb. 43: Zeitlicher Reinigungsverlauf der Ventilschaltungen mit 95%-<br />
Konfidenzintervall ..................................................................................62<br />
Abb. 44: Durch T-Stücke verursachte Toträume in Rohrleitungssystemen [3].....63<br />
Abb. 45: Rohrleitungssystem nach <strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> Richtlinien [3] .....................64<br />
Abb. 46: Reinigungszeiten zweier funktionell gleicher Baugruppen nach<br />
<strong>Hygienic</strong> <strong>Design</strong> (links) und mit problematischen Hygienerisiken<br />
(rechts) ..................................................................................................64
10 Abbildungsverzeichnis 88<br />
Abb. 47: zeitlicher Verlauf der Reinigung der beiden funktionell gleichartigen<br />
Baugruppen...........................................................................................65<br />
Abb. 48: Reinigungszeiten zweier Kreiselpumpen (ein- und dreistufig) ...............67<br />
Abb. 49: Zeitlicher Reinigungsverlauf zweier Pumpensysteme ...........................68<br />
Abb. 50: Vergleich der Reinigungsdauer von Pumpen mit T-Stücken .................69