Sprachpolitik und Sprachkultur in Europa - IG-Muttersprache
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– die Verhandlungssprache des Nationalrates, der<br />
Landtage usw.<br />
– die Amtssprache, also im amtlichen Verkehr zu verwenden<br />
– – vom Staat (Gesetzgeber, Behörde, wohl auch<br />
Kammern …)<br />
– – gegenüber dem Staat (<strong>in</strong> Anträgen usw.)<br />
– die Kommandosprache des Heeres<br />
– die Unterrichtssprache der öffentlichen Schulen<br />
ist.<br />
E<strong>in</strong>zelne Probleme<br />
Problem der „Beimengung“ anderer Sprachen:<br />
–– fremdsprachliche Fachausdrücke (zB late<strong>in</strong>ische,<br />
zB <strong>in</strong> Gesetzestexten; dazu VfSlg. 4092/1961)<br />
–– fremdsprachliche Zitate (zB <strong>in</strong> Parlamentsreden)<br />
Fremdsprachige Rechtsnormen:<br />
– Fremdsprachige Staatsverträge, die für die Normunterworfenen<br />
Österreichs unmittelbar gelten<br />
(Art. 50 B VG)<br />
– Rezeption fremdsprachiger Normen durch Verweisung?<br />
Beispiele:<br />
–– Technische Normen (ISO, ASTM)<br />
(auch im Fremdsprachenunterricht?)<br />
2.2. „Sprachenrecht“ – „die den sprachlichen M<strong>in</strong>derheiten<br />
b<strong>und</strong>esgesetzlich e<strong>in</strong>geräumten Rechte“<br />
Die Rechtslage ist unübersichtlich.<br />
In verfassungs- <strong>und</strong> völkerrechtlicher H<strong>in</strong>sicht s<strong>in</strong>d<br />
zu beachten:<br />
– Staatsvertrag von Wien (1955), Art. 7 Z 3<br />
– Staatsvertrag von St. Germa<strong>in</strong>-en-Laye, Art. 66 Abs<br />
3 <strong>und</strong> 4<br />
Unterverfassungsgesetzliche Regelungen:<br />
– Volksgruppengesetz mit Durchführungsverordnungen:<br />
– – Topographieverordnung-Kärnten <strong>und</strong> -Burgenland<br />
(Verordnung der B<strong>und</strong>esregierung über die<br />
Bestimmung von Gebietsteilen, <strong>in</strong> denen topographische<br />
Bezeichnungen <strong>und</strong> Aufschriften sowohl<br />
<strong>in</strong> deutscher als auch <strong>in</strong> […] Sprache anzubr<strong>in</strong>gen<br />
s<strong>in</strong>d (Stichwort: „Ortstafelfrage“)<br />
– – Amtssprachenverordnungen (Verordnung der<br />
B<strong>und</strong>esregierung über die Bestimmung der Gerichte,<br />
Verwaltungsbehörden <strong>und</strong> sonstigen<br />
Dienststellen, vor denen die […] Sprache zusätzlich<br />
zur deutschen Sprache als Amtssprache zugelassen<br />
wird<br />
– Verordnung der B<strong>und</strong>esregierung über die Volksgruppenbeiräte<br />
(für die kroatische, die slowe-<br />
Symposium: <strong>Sprachpolitik</strong> <strong>und</strong> <strong>Sprachkultur</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />
nische, die ungarische, die tschechische <strong>und</strong> die<br />
slowakische Volksgruppe <strong>und</strong> die der Roma)<br />
– M<strong>in</strong>derheiten-Schulgesetze für das Burgenland <strong>und</strong><br />
für Kärnten<br />
Hier mögen die folgenden Feststellungen genügen:<br />
– Volksgruppen s<strong>in</strong>d autochthone, also e<strong>in</strong>gesessene<br />
Sprachm<strong>in</strong>derheiten. ZB s<strong>in</strong>d Tschechen,<br />
Slowaken <strong>und</strong> Roma schon lange genug <strong>in</strong> Teilen<br />
Österreichs ansässig, Türken noch nicht.<br />
– Die Regelungen für die Bereiche der Topographie,<br />
der Amtssprache <strong>und</strong> der Schule (<strong>und</strong> erst recht<br />
der Volksgruppenbeiräte) haben unterschiedliche<br />
Anwendungsbereiche. Ihre Darstellung würde<br />
den Rahmen des Vortrages sprengen. E<strong>in</strong> eigentliches<br />
Sprachenrecht gibt es nur für die (burgenland<br />
)kroatische, die (Kärntner) slowenische <strong>und</strong><br />
die (burgenland )ungarische Volksgruppe.<br />
3. Die österreichische Rechtssprache als Ausdrucks-<br />
<strong>und</strong> Kommunikationsmittel<br />
3.1. Rechtssprache – Juristensprache – Amtssprache<br />
Zu unterscheiden ist zwischen<br />
• der Ausdrucksweise der Rechtsvorschriften selbst<br />
(eigentliche Rechtssprache, Gesetzessprache),<br />
• der Ausdrucksweise der Juristen (Juristensprache),<br />
die e<strong>in</strong> Sprechen über das Recht ist, <strong>und</strong><br />
• der Amts- oder Verwaltungssprache („Amtsdeutsch“)<br />
Kennzeichnend für die Juristensprache ist<br />
• e<strong>in</strong> beträchtlicher Anteil an Fach- <strong>und</strong> Fremdwörtern<br />
<strong>und</strong> fachspezifischen Abkürzungen,<br />
auch aus dem Late<strong>in</strong>ischen „ex lege“, „ipso iure“,<br />
„leg[is] cit[atae]“,<br />
Kennzeichnend für die Gesetzessprache s<strong>in</strong>d<br />
• e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger (ja, wirklich!) Anteil an Fach- <strong>und</strong><br />
Fremdwörtern<br />
• e<strong>in</strong> hoher Anteil an selbstgeschaffenen Austriazismen<br />
• e<strong>in</strong> hoher Abstraktionsgrad, da das Recht nicht<br />
nur für konkret vorhandene, sondern auch für<br />
künftige Ersche<strong>in</strong>ungen der Wirklichkeit passende<br />
Lösungen bieten soll – „Behältnis“, „Datenfernübertragung“,<br />
„Oberleitungskraftfahrzeug“,<br />
• e<strong>in</strong>e nicht immer ger<strong>in</strong>ge sprachliche Komplexität<br />
Kennzeichnend für die Amtssprache s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere<br />
• e<strong>in</strong> nennenswerter Anteil an Fach- <strong>und</strong> Fremd-<br />
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